8 Zellbiologische Grundlagen 2 Die Zelle als Grundeinheit des Lebens Ein Charakteristikum, welches „Leben“ ausmacht, ist die zelluläre Organisation. Darüber hinaus existieren weitere Kennzeichen des Lebendigen, die den Hauptgegenstand der Biologie charakterisieren. Zu nennen sind hier die arttypische Gestalt von Lebewesen, ihre Fähigkeit, sich zu bewegen und Stoffwie Energiewechsel zu betreiben. Diese drei Charakteristika von Lebewesen findet man aber ebenso in der unbelebten Natur. Ähnliches gilt auch für die Erregbarkeit bzw. Reizbarkeit von und die Informationsverarbeitung durch Lebewesen. Die gerade genannten Beispiele zeigen, dass es eindeutige und weniger eindeutige Kriterien für die Bestimmung von „Leben“ gibt. Über den zellulären Organisationsstatus hinaus sind die folgenden Kriterien eindeutige Kennzeichen des Lebendigen: Lebewesen verfügen über eine eigenständige Reproduktionsfähigkeit (Fortpflanzung), besitzen eine Individualentwicklung (Ontogenese) und sind zu einer Selbstregulation (Homöostase) befähigt. Zudem können sich lebende Strukturen an ihre Umwelt anpassen. Allen Lebewesen kommt darüber hinaus eine „Komplexität“ zu, die in der unbelebten Natur nicht anzutreffen ist. Ein letztes, charakteristisches Kennzeichen für vielzellige Lebewesen ist der Tod des Einzelorganismus – nur Einzeller sind potenziell unsterblich. Eindeutige Kennzeichen des Lebendigen sind Reproduktionsfähigkeit, Individualentwicklung, Selbstregulation und ein hohes Maß an Komplexität, welche in der unbelebten Natur nicht anzutreffen ist. Viren (Sing. das Virus, von lat. virus: Gift) sind mit 25 – 300 nm äußerst klein. Ihre Größe liegt damit zwischen der der größten Proteinmoleküle (20 nm) und der der kleinsten Bakterien (300 nm). Als Parasiten auf zellulärem Niveau können sie Menschen, Tiere, Pflanzen und Bakterien (als Bakteriophagen) befallen und sind sehr einfach gebaut. An ihrem Bau sind stets die folgenden Elemente beteiligt: In einem aus Protein bestehenden Capsid, der Strukturkomponente, die das Genom umschließt, ist die Erbsubstanz (DNA oder RNA) untergebracht. Das Capsid wird häufig noch von einer Lipoprotein-Hülle, dem Envelope, umschlossen. Über diese prinzipiellen Bauelemente hinaus können am Viruspartikel noch Anhänge vorhanden sein, die ein Anheften an die Wirtszelle ermöglichen (wie z. B. bei T-Bakteriophagen). Die meisten der Eigenschaften, die auf Lebewesen zutreffen, fehlen den Viren. Obwohl sie spezifische, arttypische Gestalten aufweisen und auch komplexe Die Zelle als Grundeinheit des Lebens 9 Moleküle besitzen, fehlt ihnen vor allem die zelluläre Organisation. Da Viren auch keinen eigenen Stoffwechsel besitzen und deshalb auf die Reproduktionsmechanismen ihrer Wirtszellen angewiesen sind, ist nicht eindeutig geklärt, ob Viren als Lebewesen angesehen werden können. Zusammenfassung • Prokaryoten unterscheiden sich von Eukaryoten dadurch, dass sie weniger komplex gebaut und geringer differiert sind. • Einen Zellkern, eine Kompartimentierung durch Membranen und ein Zytoskelett besitzen nur Euzyten. • Zellorganellen können von einer Membran (z. B. ER und Dictyosomen) oder einer Doppelmembran (Mitochondrien, Plastiden) umschlossen sein oder keine umhüllende Membran aufweisen (z. B. Ribosomen). • Eine Zelle entsteht – als Grundbaustein des Lebens – immer aus einer Zelle. • Die Fähigkeit, sich zu reproduzieren, individuell zu entwickeln und selbst zu regulieren, sind charakteristische Kennzeichen des Lebendigen. Aufgaben 1 Erläutern Sie, warum der Satz „omnis cellula ex cellula“ (Jede Zelle entstammt einer Zelle) des deutschen Mediziners Rudolf VIRCHOW von 1855 auch als „Hauptsatz der Biologie“ bezeichnet wird. 2 Welche Organellen der Zelle sind umgeben von a einer Doppelmembran b einer einfachen Hüllmembran oder c keiner Membran? 3 Kerzen zeigen einen Stoff- und Energiewechsel, indem sie den Ausgangsstoff Paraffin in einem Verbrennungsvorgang unter Verwendung von Sauerstoff in CO2, Wasser und Wärme umwandeln. Warum ist eine Kerze trotzdem kein Lebewesen? 4 Beschreiben Sie den Aufbau eines Virus. 5 Erläutern Sie, warum man Viren auch als „Parasiten auf zellulärem Niveau“ bezeichnet.