Das 1x1 der Wirtschaft

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Das 1x1 der Wirtschaft
Ein kleines Wirtschaftslexikon
3., erweiterte Auflage, Juni 2012
IÖB
VORWORT
Verehrte Leserinnen und Leser,
die meisten Menschen würden bestätigen, dass man von wirtschaftlichen
Fragen eine grobe Ahnung haben sollte. Wie unsere Wirtschaft funktioniert
bestimmt ganz wesentlich unseren
Alltag mit.
Das Verständnis wirtschaftlicher
Grundbegriffe ist eine Voraussetzung
für eine Meinung darüber, was das
System kann oder was repariert werden sollte.
Hier knüpft das „1x1 der Wirtschaft“
an. Wirtschaftliche Grundbegriffe,
geschrieben vom IÖB und veröffent-
licht von der NWZ, sollen helfen, den
Wirtschaftsteil der Zeitung mit seinen
oft sperrigen Fachwörtern verständlicher zu machen.
Diese Broschüre zeigt eine Auswahl an
Begriffen, die bereits in der NWZ erschienen sind. In der 3. Auflage haben
wir Begriffe, die seit Sommer 2010
erschienen sind, ergänzt.
Neue Einsichten beim Lesen wünschen Ihnen
Hans Kaminski
Rolf Seelheim
Institutsdirektor IÖB
Chefredakteur der Nordwest-Zeitung
INHALTSVERZEICHNIS
AKTEURE DER WIRTSCHAFTSPOLITIK.....................7
AUFSICHTSRAT..............................................................8
BAD BANK.....................................................................9
BILANZ..........................................................................10
BRUTTOINLANDSPRODUKT.......................................11
BÜRGSCHAFT FÜR KRISELNDE UNTERNEHMEN..12
DEFLATION...................................................................13
DIVIDENDE...................................................................14
DREI-SÄULEN-SYSTEM DER WIRTSCHAFT............15
EBIT..............................................................................16
EIGENTUMSVERFASSUNG........................................17
EU-AGRARPOLITIK.....................................................18
EUROPÄISCHER BINNENMARKT..............................19
GELDPOLITIK..............................................................20
GESELLSCHAFT MIT BESCHRÄNKTER
HAFTUNG (GMBH).....................................................21
GLOBALISIERUNG DER WIRTSCHAFT.....................22
HAUPTVERSAMMLUNG..............................................23
HAUSSE UND BAISSE................................................24
HEDGE-FONDS............................................................25
IFO-GESCHÄFTSKLIMAINDEX...................................26
INFLATION.....................................................................27
INFRASTRUKTUR.........................................................28
INSOLVENZ....................................................................29
MARKE............................................................................30
MARKETING...................................................................31
MARKETING-MIX...........................................................32
MARKTWIRTSCHAFT....................................................33
NUTZEN..........................................................................34
RATINGAGENTUREN.....................................................35
RECHNUNGSWESEN/CONTROLLING.........................36
REZESSION....................................................................37
SOZIALE MARKTWIRTSCHAFT...................................38
STAATSANLEIHEN.........................................................39
UNTERNEHMENSKULTUR............................................40
UNTERSCHIED VON UMSATZ UND GEWINN..............41
VARIABLE VERGÜTUNG..............................................42
VERTRAUEN IN DER WIRTSCHAFT.............................43
WETTBEWERB...............................................................44
WETTBEWERBSPOLITIK..............................................45
WIRTSCHAFTSORDNUNG............................................46
ZENTRALVERWALTUNGSWIRTSCHAFT.....................47
AKTEURE DER WIRTSCHAFTSPOLITIK (24.8.2005)
Unter Wirtschaftspolitik können alle
Maßnahmen verstanden werden, die
zum Ziel haben, den Wirtschaftsablauf
in eine bestimmte Richtung zu lenken.
Dabei sind unterschiedliche Entscheidungsträger der Wirtschaftspolitik zu
unterscheiden. Die Bundesregierung
hat zum Ziel, eine stabile wirtschaftliche
Entwicklung mit Wachstum, stabilen
Preisen, Vollbeschäftigung und außenwirtschaftlichem Gleichgewicht zu bewirken. Für viele Maßnahmen benötigt
sie die Zustimmung des Bundestages
und des Bundesrates. Der Handlungsspielraum der Bundesregierung kann
darüber hinaus durch wirtschaftspolitische Entscheidungen auf Landes- und
kommunaler Ebene eingeschränkt werden. Weiterhin müssen beispielsweise
vom Europäischen Rat erlassene Verordnungen beachtet und in deutsches
Recht umgesetzt werden. Ein weiterer
eigenständiger wirtschaftspolitischer
Akteur ist die Europäische Zentralbank bzw. die Deutsche Bundesbank.
Die Europäische Zentralbank ist verantwortlich für die Geldwertstabilität.
Darüber hinaus haben eine Fülle von
Interessenvertretern Einfluss auf wirtschaftspolitische Entscheidungen, wie
beispielsweise Tarifpartner, Interessenverbände, Lobbyisten, Verbraucherverbände, Sozialversicherungsträger und Gerichte (insbesondere
Arbeits- und Sozialgerichte).
7
AUFSICHTSRAT (22.4.2009)
Der Aufsichtsrat als ein wichtiges Kontrollorgan in Unternehmen ist derzeit
stark in der Diskussion. In Deutschland
schreibt der Gesetzgeber einen Aufsichtsrat für die Unternehmensformen
Aktiengesellschaft (AG), Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA), bestimmte Genossenschaften und die GmbH ab
500 Arbeitnehmer durch entsprechende
Gesetze vor.
Bei Aktiengesellschaften besteht der
Aufsichtsrat aus mindestens drei Mitgliedern, die nicht dem Vorstand angehören dürfen. Sie haben die Aufgabe, den Vorstand bei der Leitung
des Unternehmens zu beraten und zu
unterstützen. Sie bestellen die Mitglieder des Vorstandes und können diese
8
auch wieder abberufen. Ferner hat der
Aufsichtsrat die Geschäftsführung zu
überwachen und zu kontrollieren. Seine Aufgabe ist es, die Hauptversammlung einzuberufen, wenn das Wohl des
Unternehmens es fordert. Insbesondere im Zuge der Finanzkrise wird der
Ruf nach Kontrolle der Banken stärker.
Es wird diskutiert, wie die Arbeit von
Aufsichtsräten intensiver überwacht
und qualitativ verbessert werden kann.
Die einen fragen, ob die Finanzaufsicht
BaFin künftig fachlich ungeeignete Mitglieder in Aufsichtsräten von Banken,
Sparkassen und Genossenschaftsbanken abberufen können sollte. Dem
liegt die Annahme zugrunde: „Je besser qualifiziert die Aufsichtsratsmitglieder für ihre Kontrollfunktion sind, desto
geringer das Risiko für Fehlentscheidungen.“ Andere wiederum fragen:
Wer kontrolliert die Qualifikation der
Kontrolleure der BaFin?
BAD BANK (3.6.2009)
Der Begriff Bad Bank, zu deutsch „böse
Bank“, lässt zunächst an nichts Gutes
denken. Aber der Begriff täuscht. Bad
Banks dienen angeschlagenen Banken
dazu, angesammelte „Schrottpapiere“
auszulagern. Dies ist dringend erforderlich, soll die Wirtschaft angekurbelt
werden. Fangen wir von vorne an: Viele Banken haben in der Vergangenheit
hoch riskante Wertpapiere erworben.
Im Zuge starker Kursverfälle haben diese faulen Wertpapiere – auch Schrottpapiere genannt – vollständig an Wert
verloren, wodurch sie nicht mehr veräußerbar sind. Den Banken bleibt im Zuge
dessen nichts anderes übrig, als hohe
Summen abzuschreiben. Abschreibungen auf Vermögenswerte schmälern
aber das Eigenkapital der Banken und
sie laufen Gefahr, ihre Kreditwürdigkeit
zu verlieren. Denn ohne ein finanzielles
Polster dürfen die Banken selbst keine
Kredite mehr vergeben. Die dramatische Folge: Unternehmen und auch
private Kreditnehmer können nicht ausreichend mit Krediten versorgt werden.
Um dieses Fiasko zu verhindern, hat
die Regierung am 13. Mai ein Gesetz
zur Fortentwicklung der Finanzmarktstabilisierung beschlossen. Jede Bank
kann eine eigene Gesellschaft (Bad
Bank) gründen, deren alleiniger Zweck
es ist, die wertlos gewordenen Papiere
aufzukaufen. Im Gegenzug erhält die
Bank von der Zweckgesellschaft eine
Anleihe über 90 Prozent des aktuellen
Wertes der Papiere. Bis hierhin hat die
Bank gewonnen. Sie erhält anstelle
eines riskanten Wertpapiers nun ein
„bombensicheres“. Denn die Anleihe
ist eine risikofreie Forderung der Bank
an die Zweckgesellschaft, die vom
Soffin (Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung) garantiert wird. Solch eine
ausfallsichere Forderung muss nicht
mit Eigenkapital unterlegt werden.
Das eingesparte Eigenkapital kann
die Bank jetzt z. B. dazu nutzen, neue
Kredite zu vergeben. Außerdem kann
sie sich zusätzliche Liquidität beschaffen, indem sie die sicheren Papiere bei
der Zentralbank als Pfand für Kredite
hinterlegt. Jedoch gibt es die staatliche
Garantie nicht zum „Nulltarif“. Neben
einer Gebühr müssen die Banken u. a.
auch einen Ausgleichsbeitrag an den
Bankenrettungsfond zahlen.
9
BILANZ (30.3.2006)
Jeder Kaufmann ist nach § 242 des
Handelsgesetzbuches
verpflichtet,
u. a. neben einer Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) regelmäßig auch eine
Bilanz zu erstellen. Während die GuV
Informationen über Erträge (z. B. aus
Verkäufen von Produkten und Dienstleistungen, Zinserträge) und Aufwendungen (z. B. Löhne, Mieten) in einem
Zeitraum liefert, informiert die Bilanz
z. B. Gläubiger, Kapitalanleger, Arbeitnehmer und staatliche Institutionen
über die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage eines Unternehmens zu einem bestimmten Zeitpunkt. Dabei stellt
die Bilanz die sogenannten Aktiva den
Passiva gegenüber. Die Aktivseite informiert über die Mittelverwendung des
Unternehmens. Es wird zwischen Anla10
gevermögen (z. B. Geschäfts- und Firmenwerte, Grundstücke, Maschinen,
Beteiligungen) und Umlaufvermögen
(etwa Vorräte, Kassenbestand, Wertpapiere) unterschieden. Die Passivseite gibt Auskunft über die Mittelherkunft.
Hierbei wird unterschieden zwischen
Eigenkapital (z. B. gezeichnetes Kapital, Rücklagen) und dem Fremdkapital
(z. B. Schulden in Form von Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten,
Lieferanten).
BRUTTOINLANDSPRODUKT (12.8.2005)
Was ist das Bruttoinlandsprodukt? So
wie ein Unternehmen am Ende eines
Zeitraumes (Quartal, Halbjahr, Jahr)
wissen will, was das Geschäft gebracht
hat und zu diesem Zweck eine Bilanz
erstellt, so gilt dies auch für eine Volkswirtschaft. Es ist zu erforschen, was
von allen Beschäftigten eines Landes
in einem bestimmten Zeitraum an Werten erwirtschaftet wurde. Man kann sagen, dass das Bruttoinlandsprodukt die
Gesamtheit aller in einem Zeitraum im
Inland erzeugten Endprodukte (ohne
Zwischenprodukte) darstellt.
einander vergleichen, es ist aber z. B.
auch möglich, die Entwicklung des privaten Konsums, der Investitionstätigkeiten, der Löhne und Gewinne oder
das Verhältnis von Im- und Export zu
untersuchen.
Die Ergebnisse sind damit eine wichtige Informationsgrundlage für Politiker,
Verbände, Forschungsinstitute, internationale Organisationen, aber auch
insbesondere für die Bürgerinnen und
Bürger.
Aus der Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts können Rückschlüsse über
die Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft gezogen werden. Man kann verschiedene Zeiträume und Länder mit11
BÜRGSCHAFT FÜR KRISELNDE UNTERNEHMEN (30.6.2009)
In der derzeitigen Wirtschaftskrise spielen staatliche Bürgschaften als Rettungsanker für Banken und Unternehmen eine große Rolle. Eine Bürgschaft
ist ganz allgemein die Verpflichtung
eines Bürgen, notfalls für die Verbindlichkeiten eines Schuldners gegenüber
seinen Gläubigern aufzukommen. Im
Falle der Kreditbürgschaft verpflichtet
sich der Bürge gegenüber dem Gläubiger (Kreditgeber), für die Rückzahlung
des Kredits des Schuldners einzustehen. Zur Bekämpfung der derzeitigen
Wirtschaftskrise sieht der Staat Bürgschaften als geeignetes Mittel an und
tritt selbst als Bürge auf. Zum einen
gewährt er Bürgschaften für Liquiditätskredite unter den Banken. Damit soll bewirkt werden, dass Banken sich wieder
12
gegenseitig Geld leihen, um ihre Liquidität sicherzustellen. Zum anderen
gewährt der Staat förderungswürdigen
und in Schwierigkeiten geratenen Unternehmen Bürgschaften, um die Kreditaufnahme bei den verunsicherten
Banken zu erleichtern. Das heißt: Es
fließt zunächst kein Geld vom Staat.
Aber der Staat gibt den Gläubigern
die Zusage, dass er die Verpflichtung
des Schuldners übernimmt, sollte dieser mit seiner wirtschaftlichen Tätigkeit
scheitern. Einerseits wird die Vergabe
von Bürgschaften begrüßt, da die Bundesregierung wichtige Impulse für die
Kreditversorgung der Wirtschaft aussendet. Andererseits hebelt der staatliche Eingriff ins Wirtschaftsgeschehen
ein wichtiges marktwirtschaftliches
Prinzip aus: dass nämlich die Eigentümer (z. B. einer privaten Bank) nicht
mehr für ihre Verluste haften, aber
Chancen auf Gewinne trotzdem bei
ihnen bleiben. Im Falle des Verlusts
würde der Staat auf Steuergelder zurückgreifen.
Deflation (8.5.2009)
Der Begriff Deflation kennzeichnet
ein allgemeines Sinken der Preise für
Waren und Dienstleistungen (im Gegensatz zur Inflation). Die Ursachen
können vielfältig sein, wie z. B. ein
Überschuss des gesamtwirtschaftlichen Güterangebots über die gesamtwirtschaftliche Güternachfrage, eine
restriktive Geldpolitik, Steuererhöhungen. Die Lücke zwischen Angebot und
Nachfrage wird auch als deflatorische
Lücke bezeichnet. In der Regel hängt
eine Deflation mit einer Rezession zusammen. Die Menschen verhalten sich
vorsichtig. Sie geben weniger Geld
aus, weil sie nicht wissen, wie sich ihre
Einkommenslage entwickeln wird. Die
Unternehmen sind ebenfalls zurückhaltend, denn ihnen fehlt eben jetzt die
Nachfrage und sie können ihre Produk-
tionskapazitäten nicht auslasten. Sie
investieren weniger. Damit fehlt auch
die Nachfrage nach Investitionsgütern, Unternehmen rationalisieren, Behörden verhängen Ausgabensperren.
Und am Aktienmarkt bewirkt die Krisenstimmung, dass keine Bereitschaft
für Kapitalanlagen mehr vorhanden ist.
Es kommt ein Teufelskreis in Gang:
Die Rezession nährt sich selbst und
die Preise sinken immer weiter, weil
damit versucht wird, die Nachfrage
anzukurbeln. Es steigt damit zwar die
Kaufkraft der Konsumenten, aber da
mit weiteren Preissenkungen zu rechnen ist, verschieben sie ihre Anschaffungen. Denn Wirtschaft hat auch viel
mit Psychologie zu tun.
Gegenwärtig merken die Verbraucher
ebenfalls, dass einige Produkte billiger
sind als vor einem halben Jahr. Die
Bundesbank spricht von deflationären
Tendenzen und Politiker debattieren
darüber, ob wir nicht sogar in eine Inflation strudeln, weil derzeit viele „kranke“ Märkte mit Geld geflutet werden.
13
Dividende (4.8.2009)
Eine Dividende bezeichnet den Teil des
Gewinns einer Aktiengesellschaft, den
sie an ihre Aktionäre ausschüttet. Was
bedeutet das im Einzelnen?
Ein Unternehmen kann die Rechtsform
einer Aktiengesellschaft (AG) annehmen. Das Grundkapital des Unternehmens ist dann in Aktien aufgeteilt. Die
Menge der zu vergebenden Aktien wird
bei der Gründung der AG festgelegt.
Der Begriff Aktie bezeichnet dabei ein
Wertpapier, das dem Besitzer einen
Anteil am Grundkapital des Unternehmens zusichert. Ein Aktionär ist als Inhaber einer oder mehrerer Aktien also
Miteigentümer an dem Unternehmen im
Umfang seines Aktienbesitzes. Daraus
ergeben sich im Allgemeinen folgende
Rechte eines Aktionärs: Das „Gewinn14
anteilsrecht“ gewährleistet, dass er
unter gewissen Umständen Anspruch
auf die Zahlung einer Dividende hat,
die wiederum vom Gewinn der AG
abhängig ist. Außerdem hat der Aktionär ein „Mitbestimmungsrecht“, d. h.
er hat das Recht auf die Teilnahme an
der Hauptversammlung der AG, auf
der u. a. über die Höhe der Dividende
entschieden wird. Der Stimmenanteil
bei der Hauptversammlung kann unter
dem Prinzip „eine Aktie, eine Stimme“
zusammengefasst werden.
Dividenden werden nur dann gezahlt,
wenn das Unternehmen Gewinn erwirtschaftet. Dabei sind gesetzliche
Vorgaben, wie beispielsweise Höchstdividenden und steuerliche Regelungen zu beachten. So darf eine AG
nicht den gesamten Gewinn als Dividende auszahlen bzw. ausschütten.
Es besteht die Pflicht zur Bildung einer gesetzlichen Rücklage, d. h. eines
zweckgebundenen Überschusses, der
etwa für Investitionen verwendet wird.
Eine Auszahlung der Dividende in bar
oder als Aktie (letzteres bezeichnet
man als „Stockdividende“) erfolgt in
Deutschland i. d. R. jährlich. Der Wert
der Dividende wird meist in Währungseinheit pro Stück ausgewiesen, also
beispielsweise 1 € pro Aktie.
Neben einer AG schütten auch Kommanditgesellschaften
auf
Aktien
(KGaA) und Genossenschaften Dividenden an ihre Mitglieder aus.
DREI-SÄULEN-SYSTEM DER WIRTSCHAFT (12.6.2009)
In Deutschland decken Privatpersonen oder Unternehmen ihren Finanzierungsbedarf üblicherweise nach dem
Hausbankprinzip. Sie nehmen bei den
Banken und Sparkassen einen Kredit
auf. Ebenso legen Firmen und Privatpersonen ihre Gelder bei den Finanzinstituten an. Dieses bankbasierte Finanzsystem ist in drei Säulen gegliedert. Die
Säulen sind drei Gruppen von Finanzinstituten, die sämtliche Bankgeschäfte
anbieten. Die erste Säule besteht aus
den
privaten Geschäftsbanken, zu
denen beispielsweise die Großbanken
wie die Deutsche Bank oder die Commerzbank und auch regionale Institute
wie die Oldenburgische Landesbank
zählen. Als zweite Säule fungieren die
öffentlich-rechtlichen
Kreditinstitute,
welche sich in Sparkassen und Landesbanken gliedern. Im Gegensatz zu
den Privatbanken sind öffentlich-rechtliche Kreditinstitute nicht ausschließlich an Gewinnen orientiert, sondern
sie sollen einen öffentlichen Auftrag
erfüllen. Die dritte Säule stellen die sogenannten Genossenschaftsbanken
dar, wie beispielsweise Volks- und
Raiffeisenbanken. Bei ihnen können
Kunden durch den Kauf von Anteilsscheinen gleichzeitig Eigentümer der
Bank sein. Das Drei-Säulen-System
der deutschen Bankwirtschaft findet
nicht nur Anhänger. Kritiker führen ins
Feld, dass mit diesem System die Entwicklung der Banken behindert wird,
damit sie auch international wettbewerbsfähig sind. Deutsche Banken
sind im Vergleich mit den großen ausländischen Geldhäusern sehr klein.
Fusionen in allen drei Säulen und zwischen den Säulen sind politisch und
rechtlich schwer möglich. Befürworter
wenden ein, dass mit diesem System
unterschiedliche Kundengruppen gut
und flächendeckend mit Finanzdienstleistungen versorgt werden können.
15
EBIT (30.6.2010)
Wo früher noch der Begriff „operatives
Ergebnis“ oder „Betriebsergebnis“ verwendet wurde, heißt es heute immer
häufiger „EBIT“ (engl. Earnings Before
Interest and Taxes).
Das EBIT ist erst einmal eine Kennzahl,
die das Ergebnis eines Unternehmens
(also den Gewinn oder Verlust) innerhalb eines bestimmten Zeitraums (z. B.
eines Geschäftsjahres) beschreibt. Die
Besonderheit: Es wird dabei nur das
Ergebnis berücksichtigt, das durch die
eigentliche betriebliche Tätigkeit entstanden ist. Es erfolgt eine von der Finanzstruktur des Unternehmens unabhängige Einschätzung der Ertragskraft.
Erlöse aus z. B. dem Verkauf von produzierten Waren und der Materialaufwand fließen in das Ergebnis ein und
16
erhöhen oder reduzieren es. Einmalige
Erlöse, die z. B. aus dem Verkauf einer
Immobilie resultieren (und damit mit
der eigentlichen betrieblichen Tätigkeit
nicht in Verbindung stehen), beeinflussen das Ergebnis dagegen jedoch
nicht, genauso wenig wie Steuern und
Zinsen.
Das Ergebnis wird also durch das
Herausrechnen bestimmter Positionen bereinigt. Diese Bereinigung hat
verschiedene Ziele: Regional unterschiedliche Steuer- und Zinsbelastungen werden außen vor gelassen; damit
ist eine bessere Vergleichbarkeit der
Ertragskraft von Unternehmen gegeben. Es treten keine Verzerrungen
durch unterschiedliche Steuersysteme
oder Finanzierungsformen auf.
Durch die Ergebnisbereinigung kommt
es aber auch zu neuen Unwägbarkeiten: Ohne die Berücksichtigung der
Zins- und Steueraufwendungen besteht die Gefahr, dass die Kennzahl
EBIT das Ergebnis höher erscheinen
lässt, als es tatsächlich ist. Ebenfalls
zu beachten ist, dass das EBIT keiner
allgemeingültigen Definition unterliegt:
Einige Unternehmen erfassen z. B.
unter Steuern nur die Ertragssteuern,
andere auch die sonstigen Steuern, es
kann am Ende also wieder zu einer Ergebnisverschiebung kommen, d. h. um
die Vergleichbarkeit des Ergebnisses
richtig einschätzen zu können, ist also
die genaue Zusammensetzung des
EBIT zu betrachten.
EIGENTUMSVERFASSUNG (21.4.2004)
Was ist eigentlich Eigentum und welche Rechte hat ein Eigentümer? Diese
und weitere Fragen werden durch die
Eigentumsverfassung eines Landes beantwortet. In einer marktwirtschaftlichen
Ordnung – wie der der Bundesrepublik
Deutschland – gibt es generell Privateigentum, mit dem mehrere Rechte verbunden sind: Wer ein Gut auf legalem
Wege kauft, kann es in der Regel nutzen, verändern, verleihen bzw. vermieten und wieder verkaufen. Gleichzeitig
hat man die Möglichkeit, andere von
der Nutzung des Gutes auszuschließen. Die genannten Rechte lassen sich
dabei aufteilen (z. B. mehrere Personen sind Eigentümer) oder ganz bzw.
teilweise übertragen (z. B. Vermietung
einer Wohnung).
Man kann sich vorstellen, welches
Chaos entstehen würde, wenn die Eigentumsverfassung nicht durch eine
Rechtsverfassung abgesichert wäre.
Es würde große Unsicherheit herrschen und bereits einfache Kaufhandlungen wären bei ungeklärten Eigentumsverhältnissen unmöglich.
Die Eigentumsverfassung eines Landes muss sich dabei aufgrund veränderter gesellschaftlicher, technischer
und politischer Bedingungen kontinuierlich weiterentwickeln.
CD auf den Käufer übertragen werden
(Recht auf Kopie?) und welche beim
Anbieter verbleiben.
Ein aktuelles Beispiel ist dafür die
Diskussion um die Ausgestaltung des
Urheberrechts. Hier geht es nämlich
unter anderem genau um die Frage,
welche Rechte beim Kauf einer Musik17
EU-AGRARPOLITIK (26.4.2012)
Kaum andere Märkte werden so stark
durch die Regelungen der Europäischen
Union (EU) beeinflusst wie die Agrarmärkte. Erinnert sich noch jemand an die „Gemeinsame Agrarpolitik“ (GAP) der Europäischen Union in den 70er Jahren? Damals
wurden den Landwirten durch Preis- und
Absatzgarantien Anreize gegeben, regelrechte Butter- und Obstberge zu produzieren. Dieser Agrarprotektionismus – hauptsächlich finanziert durch Steuerbeiträge
aus Mitgliedsländern − gehört der Vergangenheit an. Damals hatte er seine Berechtigung − er fußte auf der Agrarpolitik der
Nachkriegszeit, als es galt, den Mangel an
Nahrungsmitteln zu überwinden bzw. die
Versorgung sicherzustellen (§39 EWGVertrag). Bis 1993 griff die EU in den freien
Marktmechanismus umfassend ein. Das
18
Prinzip freier Märkte ist schnell erklärt:
Angebot, Nachfrage und Preise stehen in
einer Wechselbeziehung. Steigt z. B. der
Preis, wird die Nachfrage zurückgehen.
Die EU legte aber bis 1993 einen Mindestpreis für bestimmte Agrargüter fest.
Fiel der Marktpreis darunter, kaufte die
EU den Erzeugern die Produkte ab und
stabilisierte so deren Preise. Außerdem
wurden Einfuhren aus Agrarländern außerhalb Europas erschwert, indem durch
variable Zölle der niedrigere Weltmarktpreis auf das Niveau des EU-Binnenmarktes angehoben wurde. Umgekehrt
wurden den Landwirten Verluste erstattet, die beim Export wegen niedrigerer
Weltmarktpreise entstanden. Dass die
Landwirte ihre Produktion nicht umstellten, kann man ihnen nicht anlasten. Sie nutzten lediglich, wie jede andere Berufsgruppe auch, die Anreizsysteme, die
ihnen von der EU geboten wurden. Die
starke Regulierung der Agrarmärkte gibt
es so heute nicht mehr, aber immerhin
fließen noch Milliardensummen aus dem
EU-Haushalt an die Landwirte − jetzt als
Direktzahlungen, um Subventionen und
Produktionsmengen zu entkoppeln. Das
Problem dabei: Durch Subventionen sowie globale Knappheit an nachwachsenden Rohstoffen und Lebensmitteln gehen
die Preise derzeit in die Höhe. Das ist
gut für die Landwirte, hat aber desaströse Folgen für die Nachfrager, z. B. in
ärmeren Ländern. Für die Zeit ab 2014
wird aber z. B. diskutiert, Subventionen
stärker an sozialen und ökologischen Kriterien zu orientieren.
EUROPÄISCHER BINNENMARKT (11.5.2011)
Als Binnenmarkt wird ein Wirtschaftsgebiet von mehreren Ländern mit einer
gemeinsamen Außengrenze bezeichnet.
In solch einem Wirtschaftsgebiet werden
die vier Grundfreiheiten angestrebt und
schrittweise realisiert. Dies sind: Kapitalverkehrsfreiheit, Dienstleistungs- und
Warenverkehrsfreiheit sowie Niederlassungsfreiheit (z. B. für Arbeitnehmer, Unternehmer, Studenten). Der europäische
Binnenmarkt ist der weltweit größte gemeinsame Wirtschaftsraum. Offiziell existiert er erst seit 1993, seit dem Abschluss
des Binnenmarktprogramms, das die Europäische Kommission 1985 angestoßen
hatte. Das Fundament wurde jedoch noch
früher gelegt, im Vertrag über die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG)
von 1957. Schon hier sind die vier Grund-
freiheiten enthalten, die den Kern der
europäischen Integration bilden. Heute
sind ungehindertes Reisen in der Europäischen Union (EU) ebenso selbstverständlich wie grenzüberschreitender
Handel, keine Grenzkontrollen und der
Verzicht auf Zölle. Gemeinsamer Handel
ist auch deshalb einfach, weil in vielen
Staaten mit derselben Währung, dem
Euro, gezahlt wird. Deutschland profitiert erheblich von den EU-Handelsbeziehungen – in 2010 wurden etwa 60
Prozent aller Ausfuhren in die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union getätigt. Ein funktionierender europäischer
Binnenmarkt ist auch eine Teilantwort
auf die Globalisierung. Nur eine wirtschaftlich starke EU kann ihre Interessen im Welthandel erfolgreich vertreten,
nicht ein Mitgliedsstaat alleine. Natürlich
gibt es trotz aller Vorteile auch Probleme. Ein Beispiel ist der Binnenmarkt für
Strom und Gas. Ein einheitlicher Markt
mit Wettbewerb soll für sinkende Energiepreise sorgen. Die Umsetzung ist jedoch schwierig und auch nach dreizehn
Jahren noch nicht abgeschlossen. Versorgungsstrukturen, die über Jahrzehnte in den einzelnen Mitgliedsstaaten aufgebaut wurden, müssen neu organisiert
und angeglichen werden. Hinzu kommt,
dass das Leitungsnetz zwischen den
Ländern noch unzureichend ausgebaut
ist. Dafür sind wiederum hohe Investitionen notwendig. Die EU hat sich das
Ziel gesetzt, dass Strom und Gas ab
2014 auf dem Binnenmarkt frei gehandelt werden können.
19
GELDPOLITIK (21.2.2006)
Geldpolitik umfasst alle Maßnahmen
zur Versorgung der Wirtschaft mit Geld.
Wichtigste Instanz zur Steuerung geldpolitischer Maßnahmen ist eine unabhängige Zentralbank. Diese Aufgabe
übernimmt in Deutschland die Deutsche Bundesbank, in der EU die Europäische Zentralbank (EZB).
Die geldpolitische Strategie der EZB ist
im Vertrag der Europäischen Gemeinschaften vom 7.2.1992 geregelt. Er
verpflichtet die EZB, stabile Preise zu
gewährleisten.
Der EZB stehen verschiedene Instrumente zur Verfügung, um dieses Ziel
zu erreichen. Sie kann z. B. Zinssätze
variieren, zu denen sich Geschäftsbanken Zentralbankgeld beschaffen können. Damit versucht sie indirekt, das
20
gesamte Zinsniveau der Wirtschaft zu
steuern. Senkt die Zentralbank den sogenannten Leitzins, kann sich die Geschäftsbank nun zinsgünstiger Zentralbankgeld beschaffen und an die junge
Familie einen günstigeren Hausbaukredit vergeben. Auch Unternehmen
können nun zu günstigeren Zinsen
Geld leihen und investieren. Ob solche geldpolitischen Maßnahmen das
Preisniveau tatsächlich wie gewünscht
beeinflussen, hängt von vielen Faktoren ab und kann häufig nur schwer
vorhergesagt werden. Deshalb sind
öffentliche politische Auseinandersetzungen nicht selten, die zeigen, wie
wichtig der unabhängige Rechtsstatus
einer Zentralbank ist.
GESELLSCHAFT MIT BESCHRÄNKTER HAFTUNG (GMBH) (8.12.2009)
GmbH, AG, KG, OHG – Abkürzungen
hinter Unternehmensnamen sind vielfältig. Sie stehen für bestimmte Rechtsformen, die den gesetzlichen Rahmen
eines Unternehmens festlegen. Dieser
regelt beispielsweise die Haftung, Leitung sowie Gewinn- und Verlustbeteiligung. Eine der am häufigsten und
bevorzugt von kleineren und mittleren
Unternehmen gewählte Rechtsform ist
die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH).
Die GmbH ist eine Form der sogenannten Kapitalgesellschaften, die durch
eine Begrenzung der Haftung auf das
Gesellschaftsvermögen gekennzeichnet ist, d. h. die Eigentümer haften nicht
mit ihrem Privatvermögen. Die Grün-
dung einer GmbH erfolgt von einer
oder mehreren Personen durch einen
notariell beglaubigten Gesellschaftsvertrag, die Satzung. Das gesetzlich
festgelegte Kapital wird als sogenanntes „Stammkapital“ von den Gesellschaftern eingebracht und beträgt
mindestens 25.000 Euro. Durch einen
Eintrag in das Handelsregister wird die
GmbH rechtsfähig.
fest und entscheidet über die Gewinnverwendung. Ferner bestellt die
Gesellschafterversammlung die Geschäftsführung und erteilt ihr Weisungen.
Die Organe einer GmbH sind zum einen die Gesellschafterversammlung
und zum anderen die Geschäftsführung. Die Gesellschafterversammlung
als oberstes und beschließendes Organ setzt sich aus den Inhabern der
Stammkapitalanteile zusammen. Sie
stellt beispielsweise die Jahresbilanz
21
GLOBALISIERUNG DER WIRTSCHAFT (9.7.2009)
Deutschland ist erneut Exportweltmeister. Und trotz schwächelnder Weltwirtschaft und Finanzkrise spielt der
Außenhandel für unser Land weiterhin
eine herausragende Rolle.
Spricht man von der Globalisierung, so
beschreibt man jedoch einen komplexen und vielfältigen Prozess der fortschreitenden weltweiten Vernetzung,
der weit über den internationalen Warenhandel hinausgeht. Dass ein Großteil der Dinge in unserem Haushalt, im
Kühl- oder Kleiderschrank, nicht mehr
aus Deutschland stammt, ist hierbei nur
eine Komponente. Gleiches gilt dafür,
dass wir unser Geld in ausländischen
Fonds oder Aktien anlegen, bei ausländischen Unternehmen arbeiten oder
uns täglich im World Wide Web aufhal22
ten. Die zunehmenden Vernetzungen
führen allerdings dazu, dass politische,
gesellschaftliche und ökonomische
Veränderungen in fernen Ländern eine
immer stärkere Bedeutung für uns erhalten. Egal ob in den USA der Immobilienmarkt einbricht, im Nahen Osten
einer neuer Konflikt entbrennt oder in
Asien die Nachfrage nach Nahrungsmitteln steigt … die Wirkungen spüren wir stets direkt bei uns. Bei allem
Streit um die „richtige“ Ausgestaltung
der globalen Prozesse ist festzuhalten,
wenn die Globalisierung langfristig den
Wohlstand in allen Teilen der Welt erhöhen soll, sind vernünftige politische
Rahmenvereinbarungen dafür die Voraussetzung.
HAUPTVERSAMMLUNG (14.3.2006)
Wenn große Aktiengesellschaften (AG)
ihre Hauptversammlungen abhalten,
dann ist das zumeist einige Schlagzeilen wert. Sei es, weil der Vorstand
große Erfolgsmeldungen zu verkünden
oder sich für ein verlustreiches Geschäftsjahr zu rechtfertigen hat.
Jede AG lädt mindestens einmal jährlich
alle Aktionäre zur ordentlichen Hauptversammlung ein, an der i. d. R. die Mitglieder des Vorstands und Aufsichtsrats
teilnehmen und in der der Vorstandsvorsitzende den Aktionären Rechenschaft über die unternehmerische Tätigkeit des vergangenen Geschäftsjahres
ablegt. Dabei wird u. a. über die Entwicklung des Unternehmens berichtet,
der Aufsichtsrat und der Abschlussprüfer gewählt sowie Entscheidungen über
die Verwendung des Bilanzgewinns,
die Verwendung des Grundkapitals,
die Ausgabe neuer Aktien, die Zahlung
der Dividenden und Satzungsänderungen entschieden. Von besonderer
Bedeutung ist die Entlastung des Vorstandes durch die Aktionäre. In besonderen Fällen ist auch die Einberufung
außerordentlicher Hauptversammlungen möglich, beispielsweise im Zuge
geplanter Fusionen bzw. drohender
Übernahmen.
sind jedoch die Inhaber stimmrechtsloser Vorzugsaktien.
Die Aktionäre verfügen über ein
Stimmrecht, welches sie jedoch nicht
selbst ausüben müssen, sondern
zwecks besserer Interessenvertretung
auch z. B. einem Kreditinstitut übertragen können. Ausgenommen davon
23
HAUSSE UND BAISSE (1.4.2009)
Hausse und Baisse sind Ausdrücke aus
der Fachsprache von Börsianern. Sie
geben Aufschluss über den mittleren
bis langfristigen Verlauf der Börsenkurse im Allgemeinen. So ist bei einem
Anstieg der Wertpapierkurse auf breiter
Basis von einer Hausse zu sprechen
(aus dem französischen: „Anstieg“).
Synonym hierfür werden auch die Begriffe „Bull market“ bzw. der deutsche
Begriff „Bullenmarkt“ verwendet. Fällt
der Anstieg besonders stark aus, wird
von einem Boom gesprochen. Ist – wie
derzeit zu beobachten – das Gegenteil
der Fall, sinken also mittel- bis langfristig die Aktienkurse, spricht man von einer Baisse. Diese Phase der fallenden
Wertpapierkurse wird auch als „Bear
market“ bzw. „Bärenmarkt“ bezeichnet.
24
Verursacht eine Baisse besonders
starke Kursrückgänge, wird von einem
Crash gesprochen. Während vorwiegend im Wirtschaftsjournalismus und
an den Börsen noch die Begriffe Hausse und Baisse verwendet werden, setzen sich in der Öffentlichkeit zunehmend die aus den USA stammenden
Begriffe durch. Im Vergleich der letzten
Jahrzehnte kann festgestellt werden,
dass die durchschnittliche Hausse bedeutend länger dauert als die durchschnittliche Baisse. Wer jedoch glaubt,
dass die Dauer und das Ausmaß einer
Hausse oder Baisse vorhersehbar
sind, der täuscht sich. Selbst hartgesottene Börsenkenner werden immer
wieder von den Kursentwicklungen
überrascht.
HEDGE-FONDS (17.10.2007)
Hedge-Fonds prägen die Schlagzeilen
der Zeitungen. Sie umgibt etwas Aufregendes, teils Mysteriöses. Das Geheimnis um diese Anlageform lässt sich
aber einfach lüften: Ein Hedge-Fond ist
zunächst einmal einfach nur eine Form
der Geldanlage, an der Kapitalanleger Anteile erwerben können. Fonds
sind eine spezielle Anlageform, bei der
durch Verteilung des Vermögens auf
verschiedene Anlageformen eine Risikoabsicherung angestrebt wird. Der
Begriff Hedge-Fond (engl. to hedge,
„absichern“) ist insofern irreführend,
als dass heute bei dieser Anlageklasse nicht mehr das Ziel der Absicherung
(„Hedgeing“) im Vordergrund steht.
Stattdessen streben Hedge-FondsManager durch Verwendung zum Teil
hochspekulativer Strategien eine rasche Vermehrung des eingesetzten
Kapitals bzw. eine hohe Rendite an.
Bei ihrem Vorgehen unterliegen sie
bisher keinerlei Einschränkungen. Jedoch wird in der Öffentlichkeit mehr
und mehr der Ruf nach verbindlichen
Regelsystemen laut. Während traditionelle Investmentfonds darauf setzen,
dass die Kurse von Aktien steigen,
spekuliert der Hedge-Fonds-Manager
auch auf fallende Kurse. Dieser sogenannte Leerverkauf läuft wie folgt
ab: Die Finanzinvestoren leihen sich
große Aktienpakete eines kriselnden
Unternehmens, verkaufen diese und
hoffen danach auf sinkende Kurse, um
die Aktien billiger wieder zurückzukaufen. Oder aber es wird auf bestimmte
Kursschwankungen zwischen Handelsplätzen gesetzt – Aktien werden
in New York gekauft, um sie dann in
Frankfurt mit geringem Aufschlag wieder zu verkaufen. Kritisiert wird an den
Hedge-Fonds, dass den Kapitalanlegern nichts an dem wirtschaftlichen
Überleben der Firmen liegt. Andererseits wird der Anlageform zugute gehalten, dass riskante und von vielen
gemiedene Kapitalmärkte mit Geld
versorgt werden.
25
IFO-GESCHÄFTSKLIMAINDEX (6.4.2011)
Im Geburtsjahr der Bundesrepublik
Deutschland 1949 wurde auch das Institut für Wirtschaftsforschung (ifo Institut)
gegründet. Und im olympischen Jahr 1972
wurde das erste Mal der „ifo-Index“ veröffentlicht. Der Index ist einer der meistzitierten Frühindikatoren für die wirtschaftliche
Entwicklung in Deutschland. Aber was
sagt der ifo-Index, oder genauer der ifoGeschäftsklimaindex, eigentlich aus und
wie setzt er sich zusammen? Grundlage des Index ist ein Fragebogen, in dem
Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage
beurteilen und ihre Erwartungen für die
nächsten sechs Monate erfassen und bewerten, z. B. ob sich die Nachfragesituation verbessert oder verschlechtert. Aus
den Angaben zur aktuellen Geschäftslage (dem „Geschäftsklima“) und zu den
26
Erwartungen wird ein durchschnittliches
Ergebnis gebildet, das in Indexpunkten gemessen wird. Als Maßstab dient
der Indexwert im Januar 2000, der 100
Punkten entspricht. Im Februar dieses
Jahres hat der ifo-Index, der monatlich
veröffentlicht wird, mit 111 Punkten seinen absoluten Höchststand erreicht (zum
Vergleich: 82 Punkte im März 2009). 111
Punkte im Februar 2011, das bedeutet,
die Unternehmen beurteilen ihre Geschäftslage insgesamt als gut und haben
positive Erwartungen für die kommenden
sechs Monate. Neben der Bewertung der
aktuellen Situation findet der ifo-Index
aber insbesondere Beachtung, wenn es
um eine erwartete Richtungsänderung
der wirtschaftlichen Entwicklung geht.
Die sogenannte „Dreimal-Regel“ besagt,
dass sich eine Trendwende abzeichnet,
wenn sich der ifo-Index drei Monate
hintereinander in die gleiche Richtung
bewegt, also fällt oder steigt und somit
einen wirtschaftlichen Abschwung oder
Aufschwung ankündigt. Von Interesse
ist eine Vorhersage der wirtschaftlichen
Entwicklung für verschiedene Gruppen:
Unternehmer lassen Informationen über
die erwartete Entwicklung in ihre Investitionsentscheidungen einfließen, ebenso
Anleger, die z. B. die Wahl zwischen einer Sparanlage und der Aktie eines Unternehmens haben. Und auch die Verbraucher sind konsumfreudiger, wenn die
wirtschaftlichen Aussichten gut sind. Abzuwarten bleibt der Einfluss der aktuellen
Geschehnisse in Japan auf die Entwicklung des ifo-Index.
INFLATION (22.7.2009)
Wenn Benzin, Strom oder Lebensmittel teurer werden, wenn unsere Kaufkraft sinkt und wir für unser Einkommen
weniger erwerben können als z. B.
vor einem Jahr, sprechen wir von Inflation. Dabei muss es sich um einen
lange anhaltenden Anstieg des Preisniveaus handeln, nicht um saisonale
oder kurz anhaltende Veränderungen.
Eine Maßzahl für die Höhe der Inflation
ist die sogenannte Inflationsrate, auch
Teuerungsrate genannt. Basis für die
Berechnung ist ein sog. repräsentativer Warenkorb. Dieser „Einkaufskorb“
enthält alle Güter und Dienstleistungen,
die ein „Normalverbraucher“ in einem
bestimmten Zeitraum kauft. Die Inflationsrate drückt aus, um wie viel Prozent
sich die Preise innerhalb eines Zeitrau-
mes prozentual verändert haben. Man
geht davon aus, dass die Inflationsrate
langfristig nicht über zwei Prozent pro
Jahr liegen sollte. Die Ursachen einer
Inflation sind nicht zweifelsfrei geklärt.
Erfahrungsgemäß geht sie mit einem
erhöhten Geldmengenwachstum einher, das über das reale Wachstum der
Wirtschaft hinausgeht. Eine Inflation
kann eine Volkswirtschaft nachhaltig
schädigen. Sie führt z. B. zu einer Entwertung von Spareinlagen. Deshalb
besteht ein wichtiges wirtschaftspolitisches Ziel darin, eine Inflation zu verhindern.
27
INFRASTRUKTUR (9.8.2011)
Die Infrastruktur stellt den „Unterbau“ einer Volkswirtschaft dar. Jedes Land benötigt grundlegende wirtschaftliche und
organisatorische Strukturen. Sie sollen
eine reibungslos funktionierende Volkswirtschaft sicherstellen und damit Wachstum und Wohlstand und eine nachhaltige
Lebensqualität fördern.
Zur Infrastruktur eines Landes oder einer
Region werden sechs grundlegende Bereiche gezählt. Das sind neben dem Verkehrswesen die Energie- und Wasserversorgung, Information und Kommunikation,
Kultur und Freizeit, die Verwaltung, das
Gesundheits- und Sozialwesen und der
Bildungsbereich. Zur Infrastruktur eines
Landes gehören also z. B. Strom- und
Wasserleitungen ebenso wie die Versorgung mit Internetzugängen, ein funktionie28
render öffentlicher Nahverkehr, Museen
und Theater oder die Gemeindeverwaltung. Auch Krankenhäuser und Schulen
sind Bestandteil der Infrastruktur.
Ist die Infrastruktur für den Einzelnen
vor allem bezüglich seiner eigenen Lebensqualität von Bedeutung („Wie lange
benötige ich, um meinen Arbeitsplatz zu
erreichen?“), spielt sie naturgemäß auch
gesamtwirtschaftlich eine zentrale Rolle.
So ist z. B. die Bildung auch eine wichtige
Ressource für die Erhaltung nationaler
und internationaler Wettbewerbsfähigkeit. Die Ressource „Bildung“ steht aber
in Zukunft gesamtwirtschaftlich nur zur
Verfügung, wenn es heute eine entsprechende Infrastruktur im Bildungssystem
gibt, die zu vergleichsweise gut ausgebildeten Schulabgängern führt. Das heißt,
eine gute Infrastruktur wirkt sich auf die
Attraktivität eines Wirtschaftsstandortes
aus. Allerdings ist die Entwicklung der
Infrastruktur auch eine langfristige Aufgabe, die in die Interessen vieler Bürger und
Unternehmen eingreift und auch sehr
unterschiedliche Interessen berührt, die
zum Teil jahrzehntelange Planungs- und
Entscheidungsverfahren nötig machen
und auf viele Entwicklungen lähmend
wirken können.
Da Investitionen in die Infrastruktur zumeist ein sehr großes Volumen haben
(dieses Jahr werden vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung 3,9 Mrd. in die Schieneninfrastruktur
investiert), werden sie meist vom Staat
übernommen.
INSOLVENZ (14.7.2009)
Insolvenz verbinden viele automatisch
mit einem Todesstoß für den Betrieb
und seine Mitarbeiter. Aber Betriebe
scheiden durch eine Insolvenz nicht
zwingend aus dem Markt aus.
Ein Betrieb muss Insolvenz anmelden,
wenn er zahlungsunfähig wird oder
überschuldet ist. Das Gericht ernennt
einen vorläufigen Insolvenzverwalter,
der dann das Unternehmen führt. Die
Bundesagentur für Arbeit übernimmt
bis zu drei Monate die Personalkosten.
Erst einmal verschafft sich der Insolvenzverwalter einen Überblick über die
Lage des Unternehmens, er hält nach
Investoren Ausschau, spricht mit Mitarbeitern, Kunden und Banken. Auf einer
Gläubigerversammlung gibt er eine Bewertung ab, wie aus seiner Sicht weiter
mit dem Unternehmen zu verfahren ist.
Die Gläubiger, also all diejenigen, die
noch offene Forderungen an das Unternehmen haben, entscheiden durch
eine Abstimmung, welchen Weg das
Unternehmen einschlagen soll. Es
gibt vereinfacht drei Möglichkeiten:
Die erste Möglichkeit ist die Liquidation („Zerschlagung“). Dann verkauft
der Insolvenzverwalter Teile des Betriebs, Patente, Grundstücke etc., um
die Gläubiger auszuzahlen. Die zweite
Möglichkeit ist die „übertragene Sanierung“. Dann wird das Unternehmen, befreit von Altschulden, an einen
Investor verkauft; häufig ist dies ein
Konkurrent. Die dritte Möglichkeit ist
der Insolvenzplan. In diesem Fall bewegt der Insolvenzverwalter Banken,
Lieferanten, Arbeitnehmer und andere
am Insolvenzverfahren Beteiligte zu
gegenseitigen Zugeständnissen zum
Wohle des Betriebes. Im Zuge der Sanierung werden auch einzelne Standorte geschlossen und Stellen gestrichen – der Betrieb soll sich „gesund
schrumpfen“, um wieder Gewinne machen zu können. Wie erfolgreich eine
Sanierung ist, wie viele Arbeitsplätze
erhalten bleiben, wird ganz entscheidend vom Einsatz und der Qualität der
Arbeit des Insolvenzverwalters beeinflusst.
29
MARKE (9.8.2008)
Einzigartig möchten wir sein und uns
auch so präsentieren. Wie aber ist Individualität herzustellen? Wie erfindet
man sich täglich neu? Was ist gut, was
gefällt? Und wie macht man das Bild
von sich selbst für andere sichtbar?
Orientierung und Identifikationsmuster
bei der Bewältigung dieser individuellen
Herausforderungen bieten uns Marken.
Sie entsprechen aktuellen Wertemustern und grenzen sich von anderen ab.
Mit der Auswahl bestimmter Marken definieren wir uns selbst und machen dieses Bild von uns auch im sozialen Kontext sichtbar. So gehen wir mit der Wahl
bestimmter Marken soziale Bündnisse
ein und schließen andere aus. Marken haben für uns somit eine psychologische und soziale Funktion. Diese
30
können sie aber nur dann einnehmen,
wenn durch erfolgreiche Markenpolitik
der Hersteller bestimmte Vorstellungen im Kopf des Konsumenten verankert werden. Starke Marken lösen
solche Vorstellungen sofort aus, wenn
ihr Markenname oder Markenzeichen
(z. B. Bilder, Begriffe, Symbole) vom
Konsumenten wahrgenommen wird.
So gesehen unterscheidet sich eine
Marke von vergleichbaren Produkten
durch das in der Psyche des Konsumenten verankerte unverwechselbare
Vorstellungsbild. In der Regel genießen Marken auch das Vertrauen des
Konsumenten, das wahrgenommene
Kaufrisiko beim Kauf des Produktes
ist gering. Auf gesättigten Märkten,
auf denen sich Produkte durch sach-
liche Eigenschaften kaum mehr unterscheiden, liegt hierin ein bedeutender
Wettbewerbsvorteil für den Anbieter.
Er kann sich von der Konkurrenz abgrenzen und auf die Markentreue, geringere Preissensibilität und höhere
preispolitische Spielräume bauen.
MARKETING (28.9.2005)
Jeden Tag erleben wir auf dem Weg
zur Arbeit, beim Einkaufen, im Sportcenter oder in der TV-Werbepause
verschiedenste Formen des Marketing.
Der Begriff Marketing beschreibt ganz
allgemein die marktorientierte Führung
eines Unternehmens, also die Ausrichtung aller Unternehmensaktivitäten auf
die aktuellen und potenziellen Märkte.
Heutzutage ist das Angebot von Gütern auf vielen Märkten größer als die
Nachfrage. Die Hersteller müssen mit
neuen Produkten im internationalen
Wettbewerb um die Gunst der Kunden
konkurrieren.
Umso wichtiger ist es für das einzelne
Unternehmen, sich an den Wünschen
und Erwartungen der Kunden zu orien-
tieren. Marketing heißt also auch „Im
Kopf des Kunden denken“.
Im Rahmen der Produkt-, Preis-, Distributions- und Kommunikationspolitik
stehen verschiedene Marketinginstrumente zur Verfügung. Der sogenannte
„Marketing-Mix“ beschreibt den abgestimmten Einsatz aller Instrumente,
um Unternehmensziele zu erreichen.
Der Marketing-Manager eines Sportartikelunternehmens muss zum Beispiel
beachten, dass eine Preissenkung nur
dann eine stärkere Nachfrage auslösen wird, wenn die Konsumenten mit
Anzeigen oder Werbespots darüber informiert worden sind. Im Rahmen der
Distributionspolitik muss er zugleich
für ausreichend Nachschub im Sport-
geschäft sorgen. Besonders wichtig
ist mittlerweile auch das „After-Sales“Marketing geworden, d. h. die Betreuung des Kunden nach dem Kauf, damit
der zufriedene Kunde sich auch das
nächste Mal wieder für einen Sportschuh der gleichen Marke entscheidet.
31
MARKETING-MIX (11.3.2009)
Über 70 Prozent der Deutschen können den Werbeslogan eines Gummibärchenspots trällern. Haben sich die
Markennamen und Werbebotschaften
beim Konsumenten eingeprägt, ist die
Werbung erfolgreich. Für den Verkaufserfolg eines Produktes am Markt
müssen jedoch mehr Marketinginstrumente als die Kommunikationspolitik
eingesetzt werden, von der Werbespots
wiederum nur ein Unterinstrument sind.
Fachleute sprechen von den 4 P´s des
Marketing, die sich aus den englischsprachigen Bezeichnungen ergeben:
Produkt (product), Preis (price), Kommunikation (promotion), Distribution
(place). Die Produktpolitik umfasst z. B.
die Produktqualität, das Design, die
Verpackungsgestaltung und die Wahl
32
des Markennamens. Preispolitik beschäftigt sich mit der Frage, wo der optimale vom Kunden akzeptierte Preis
liegt. Kommunikationspolitik zielt auf
die Übermittlung von Informationen
und die Beeinflussung von Einstellungen oder Verhaltensweisen. Unterinstrumente sind neben der Werbung
z. B. Verkaufsförderungsaktionen im
Handel, Public Relations (PR) oder
das Sponsoring. Distributionspolitik
befasst sich mit Fragen rund um den
Weg eines Produkts vom Hersteller
bis zum Endverbraucher: Soll z. B.
über den Discounter oder Fachmarkt
vertrieben werden? Durch den abgestimmten Einsatz der Instrumente erlangen strategische Vorgaben des Unternehmens ihre konkrete Umsetzung.
Die Suche nach der optimalen Kombination ist anspruchsvoll.
MARKTWIRTSCHAFT (9.3.2004)
Freie Marktwirtschaften zeichnen sich
im Wesentlichen durch die folgenden
Charakteristika aus:
Es gilt – bis auf wenige Ausnahmen
– das Prinzip des Privateigentums.
Gleichzeitig besteht die Freiheit, Verträge zu schließen.
Das Wirtschaftsgeschehen folgt dem
Prinzip der dezentralen Lenkung, d. h.
dass sich Anbieter und Nachfrager auf
freien Märkten treffen und sich die Preise aus dem Zusammenspiel der beiden
Seiten ergeben.
Im Marktgeschehen bestimmen Unternehmen ihren Wirtschaftsplan selbst
und folgen dem erwerbswirtschaftlichen
Prinzip, streben also die Maximierung
des Gewinns an. Erfolgreiche Unternehmen werden in diesem Sinne belohnt, erfolglose haben die entsprechenden Verluste zu tragen.
Dezentrale Lenkung bedeutet dabei
nicht, dass der Staat keinerlei wirtschaftspolitische Steuerungsaufgaben
übernimmt. Er sollte dies jedoch in der
Regel nur tun, um die Funktionsfähigkeit der Märkte und Wettbewerb zu
sichern. Allerdings sind in diesem Zusammenhang immer wieder Fehlentwicklungen zu verzeichnen, die sich
beispielsweise z. T. in den aktuellen
Problemen der Sozialversicherungssysteme zeigen.
33
NUTZEN (7.4.2004)
Wann ist ein Konsumgut, z. B. neue Balkon- oder Gartenmöbel, für jemanden
nützlich? Wenn der Preis gering war
und man ein „Schnäppchen“ gemacht
hat? Wenn man sich darüber freut?
Wenn die Nachbarn anerkennungsvoll
über die neue Anschaffung sprechen?
Der Nutzen kann als Maß für die Bedürfnisbefriedigung angesehen werden, die
ein Konsument durch den Kauf von Gütern erzielt. Ein Nutzen wird durch den
subjektiven Gebrauchswert bestimmt,
d. h. welche „Nützlichkeit“ ein Produkt
oder eine Dienstleistung für den Einzelnen hat. Der Nutzen lässt sich nicht
objektiv festlegen, sondern er hat für
jeden Einzelnen prinzipiell eine andere
Ausprägung.
Gemäß dem ökonomischen Prinzip
34
versucht der Einzelne, seinen Nutzen
zu mehren. Er hat dafür zwei Möglichkeiten. Nach dem Maximumprinzip soll
mit gegebenem Aufwand ein möglichst
hoher Ertrag (Nutzen) erzielt werden.
Nach dem Minimumprinzip gilt es, mit
möglichst geringem Aufwand einen
bestimmten Erfolg zu erreichen.
Grundsätzlich ist von einem erweiterten Nutzenbegriff auszugehen. Nutzen umfasst nicht nur materielle (z. B.
Geld) sondern auch immaterielle Werte, wie z. B. soziale Anerkennung.
RATINGAGENTUREN (13.7.2010)
Nachdem Ratingagenturen und die von
ihnen veröffentlichten Ratings (Bewertungen) lange nur für die Finanzwelt von
besonderem Interesse waren, sind sie mit
dem Beginn der Finanzkrise zunehmend
in den Blick der Öffentlichkeit geraten.
Die Ratingagenturen bewerten sowohl
Unternehmen als auch Länder, um deren Kreditwürdigkeit zu beurteilen. Sie
versuchen also einzuschätzen, wie hoch
die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein Kredit samt Zinsen vereinbarungsgemäß
zurückgezahlt wird. Grundlage der Länderbewertung sind z. B. das Steueraufkommen, die Verschuldung oder auch
die Arbeitslosenquote. Erscheint den
Agenturen ein Land besonders kreditwürdig (wie z. B. Deutschland), erhält es die
Note AAA, eine geringe Kreditwürdigkeit
(wie zurzeit z. B. im Falle Griechenland),
wird mit einer entsprechend schlechten
Note beurteilt. Als Ergebnis muss Griechenland momentan sehr hohe Zinsen
am Markt zahlen, um einen Kredit zu erhalten – die Ratingagenturen haben also
einen entsprechend großen Einfluss auf
den Markt und die einzelnen Länder. Als
Mitverursacher der Finanzkrise gelten
die Ratingagenturen deshalb, weil sie
jahrelang zu positive Bewertungen vergeben haben, die unrealistisch waren
und am Ende berichtigt werden mussten. In jüngster Vergangenheit hingegen
haben sie einige finanziell schwache europäische Länder in Schwierigkeiten gebracht, indem sie deren Ratings stark (im
Falle Griechenlands um vier Stufen auf
„spekulative Anlage“) herabsetzten und
diese schlechten Bewertungen zu einem
so großen Vertrauensverlust führten,
dass sogar die Europäische Zentralbank
eingriff, um den Markt zu beruhigen. Neben ihrer Marktmacht (die drei größten
Agenturen Moody’s, Standard & Poor’s
und Fitch teilen sich 95% des Ratingmarktes) gilt die Kritik an den Agenturen
vor allem den undurchsichtigen Bewertungsgrundlagen, fehlerhaften Berechnungsmodellen und der mangelnden
Kontrolle der Agenturen: Wer kontrolliert
den Kontrolleur? Als Konsequenz plant
die Europäische Union eine schärfere
Überwachung. Ebenso wird überlegt,
Ratings auch von Notenbanken oder
Aufsichtsbehörden erstellen zu lassen.
Hierüber ist eine lebhafte Diskussion
entstanden.
35
RECHNUNGSWESEN/CONTROLLING (19.9.2006)
Das Rechnungswesen bildet ein System der Erfassung, Aufbereitung und
Darstellung der wirtschaftlichen Situation eines Unternehmens oder einer
Volkswirtschaft. Ein „kleines“ Rechnungswesen organisiert jeder, der zu
Hause Buch über den Stand der Haushaltskasse führt. Ein modernes betriebliches Rechnungswesen funktioniert
nach einem ganz ähnlichen Prinzip,
auch wenn es wesentlich komplexer
ist. Es gibt Auskunft über die aktuelle
Situation, in der sich ein Unternehmen
befindet und liefert somit Informationen,
die zur Planung des weiteren unternehmerischen Handelns benötigt werden.
Im Allgemeinen unterscheidet man die
Teilbereiche Buchführung, Kosten- und
Leistungsrechnung, Statistik und Pla36
nung. So ist es z. B. eine Aufgabe der
Buchführung, alle Veränderungen von
Vermögen und Schulden im laufenden
Geschäftsjahr zu dokumentieren. Der
Gesetzgeber schreibt dabei vor, welche Regeln zu beachten sind.
Die Informationen des Rechnungswesens sind wichtige Grundlage für das
Controlling eines Unternehmens. Der
Begriff leitet sich vom angelsächsischen Wort „to control“ ab und kann
mit „steuern“, „führen“ und „kontrollieren“ übersetzt werden. Es entsteht
jedoch schnell der falsche Eindruck,
dass ein „Controller“ das Unternehmen überwacht. Das Controlling dient
vor allem dazu, die Geschäftsführung
bei der Planung und Steuerung der
zukünftigen Geschäftstätigkeit zu unterstützen.
REZESSION (25.10.2006)
Die volkswirtschaftliche Lage eines Landes wie der Bundesrepublik
Deutschland wird mit dem Begriff Konjunktur umschrieben. Die Entwicklung
des Bruttoinlandsprodukts (BIP) wird
hierbei als Indikator für die Beurteilung
herangezogen. Der zeitliche Verlauf der
Konjunktur ist dabei ständigen Schwankungen unterworfen. Diese werden
zumeist in vier Phasen unterschieden:
Aufschwung, Boom, Rezession und
schließlich Depression. Man spricht von
einem sogenannten Konjunkturzyklus.
Die Rezession, auch Abschwung genannt, beschreibt eine volkswirtschaftliche Gesamtentwicklung, in der kein
oder sogar rückläufiges Wirtschaftswachstum zu verzeichnen ist. Hierbei ist
zu beachten, dass nicht der direkt vor-
angegangene Zeitraum als Vergleich
dient, sondern der gleiche Zeitraum vor
einem Jahr. Sinkende Einkommen und
steigende Arbeitslosenquoten zeigen
dabei oft am deutlichsten, dass sich
eine Volkswirtschaft in einer Rezession befindet. Obwohl der Begriff Zyklus
dieses suggeriert, sind wirtschaftliche
Schwankungen jedoch keineswegs
regelmäßig oder immer vorhersehbar.
37
SOZIALE MARKTWIRTSCHAFT (12.3.2004)
In der Bundesrepublik Deutschland findet man eine besondere Ausprägung
einer marktwirtschaftlichen Ordnung:
die Soziale Marktwirtschaft. Im Wesentlichen vom späteren Staatssekretär Alfred Müller-Armack in der Nachkriegszeit entwickelt und von Ludwig Erhard
im Rahmen der Währungsreform 1948
implementiert, stellt dieses Wirtschaftsordnungsmodell den Versuch dar, „das
Prinzip der Freiheit auf dem Markte mit
dem des sozialen Ausgleichs zu verbinden“ (Müller-Armack).
Die Gründerväter ließen jedoch keinen
Zweifel daran, dass staatliche Eingriffe
stets den Prinzipien der Marktkonformität und der Sicherung des Wettbewerbs
zu folgen hätten. Soziale Sicherung
38
sollte nur dort zur Anwendung kommen, wo der Markt selbst nicht mehr in
der Lage ist, alle sozialen Probleme zu
lösen (Sozialpolitik mit und nicht gegen
den Markt!).
Dieser Gedanke ging jedoch im Laufe
der Jahre zunehmend verloren: Immer
mehr Leistungen kamen hinzu und der
Grundsicherung folgte mehr und mehr
eine Rundumsicherung der Bürgerinnen und Bürger.
In Zeiten des kontinuierlichen Wirtschaftswachstums ist dies kaum ein
Problem. Spätestens seit den Neunzigerjahren zeigen sich jedoch die
damit verbundenen Probleme (z. B.
im Arbeitsmarkt, in den sozialen Sicherungssystemen) und die Notwen-
digkeit von Reformen im Sinne des
ursprünglichen Gedankens.
STAATSANLEIHEN (10.8.2010)
Wie der Begriff schon vermuten lässt,
dienen Staatsanleihen dem Staat dazu,
sich Geld zu leihen. Dieses Geld kann
z. B. verwendet werden, um (wie jüngst
in Deutschland geschehen) Konjunkturpakete zu finanzieren, die die Wirtschaft
ankurbeln sollen, oder (wie in Griechenland) die Staatskasse wieder aufzufüllen und so den drohenden Bankrott abzuwenden.
Um sich Geld zu leihen, kann der Staat
einen Kredit bei einer Bank (z. B. der
Europäischen Zentralbank) aufnehmen
oder sich auch Geld bei privaten Anlegern leihen. Letzteres geschieht durch
die Ausgabe (emittieren) von Staatsanleihen, indem der Staat (als Emittent) diese Wertpapiere an der Börse
zum Kauf anbietet. Staatsanleihen sind
festverzinsliche Wertpapiere, d. h. der
beim Kauf festgeschriebene Zinssatz
wird während der gesamten Laufzeit (i. d. R. 10 Jahre) gezahlt und schwankt
nicht. Durch diesen stetigen Wertzuwachs gelten sie als risikoarme Wertanlage. Die Zinsen, die der Staat auf
die Staatsanleihen zahlt, sind dabei
abhängig von seiner Kreditwürdigkeit,
d. h. je geringer das Vertrauen der Anleger, dass die festgeschriebene Rückzahlung samt Zinsen auch tatsächlich
erfolgt, desto höher die Zinsen. So
zahlt Griechenland aktuell weitaus höhere Zinsen (Mai 2010: über 10%) auf
seine Staatsanleihen als Deutschland
(unter 3%).
Waren Staatsanleihen bisher vor allem
als gebräuchliche Form der Staats-
finanzierung bekannt (der Bund legt
regelmäßig Staatsanleihen auf), sind
sie jetzt vor allem im Zusammenhang
mit dem hochverschuldeten Griechenland in den Blickpunkt gerückt. So
kaufte die Europäische Zentralbank
(EZB) Staatsanleihen vom finanziell
geschwächten Griechenland mit dem
Ziel, das Vertrauen der Anleger auch
in andere kriselnde Länder zu stärken
und so die Kapitalmärkte zu stabilisieren. Umstritten ist diese Maßnahme,
da die EZB auf diesem Weg de facto
die Schulden dieser Länder finanziert
und durch das nun zusätzlich zur Verfügung gestellte Geld die Preisstabilität, deren Hüterin die EZB eigentlich
ist, gefährdet.
39
UNTERNEHMENSKULTUR (31.5.2006)
Der „Kultur“-Begriff wird in unserem
Sprachgebrauch vielfältig verwendet,
beschreibt aber immer Ähnliches: ein
Gefüge von Artefakten, Normen, Bräuchen, Werten und Einstellungen. Die
Kultur eines Unternehmens beschreibt
die von den Mitgliedern gemeinsam getragenen Grundüberzeugungen, Traditionen und Routinen, die das Typische
und Einmalige des Unternehmens ausmachen. Meist ist die Unternehmenskultur stark von der Geschichte des
Unternehmens geprägt. Eine wichtige
Rolle kommt Symbolen und bestimmten Ritualen zu. So ist z. B. das jährlich überreichte Weihnachtsgeschenk
an die Kunden ebenso Teil der Unternehmenskultur wie der „Mahlzeit“-Gruß
zum Mittagessen oder die Tatsache,
40
dass der Chef immer in erster Reihe
parkt. Häufig bilden sich „Sub-Kulturen“ innerhalb eines Unternehmens
heraus. Versuche des Managements,
die Unternehmenskultur aktiv zu beeinflussen, zielen vor allem darauf,
Unternehmensziele, Mitarbeiterzufriedenheit und Kundenorientierung möglichst in Einklang zu bringen. Für internationale Konzerne ist es besonders
wichtig, die Einflüsse der jeweiligen
Landeskultur auf das Verhalten von
Mitarbeitern, Geschäftspartnern und
Kunden zu berücksichtigen.
UNTERSCHIED VON UMSATZ UND GEWINN (30.12.2009)
Meldungen wie „Gewinneinbruch trotz
millionenschwerem Umsatz“ machen
regelmäßig Schlagzeilen. Und die Verwechslung von Umsatz und Gewinn soll
schon zu manchen hämischen Witzen
geführt haben. Doch worin genau besteht der Unterschied zwischen Gewinn
und Umsatz?
Der Begriff Umsatz umfasst alles, was
ein Unternehmen einnimmt. Er bezeichnet den Wert der Waren und Leistungen,
die ein Unternehmen in einer bestimmten Periode verkauft und berechnet sich
durch die Multiplikation der abgesetzten
Menge mit dem Preis per Stückeinheit.
Der Gewinn hingegen ist das, was nach
dem Abzug sogenannter Aufwände
(wie z. B. für Materialien, Löhne, Steuern und Miete) und Abschreibungen
(das bedeutet die abnutzungsbedingte
Wertminderung von Maschinen u. Ä.)
als Ergebnis in Form eines Überschusses vom Umsatz übrig bleibt. Dementsprechend kann es sein, dass das Unternehmen zwar einen hohen Umsatz
erzielt, die Abzüge jedoch so hoch
sind, dass kaum Gewinn erwirtschaftet
oder aber sogar Verlust gemacht wurde. Für marktwirtschaftliche Unternehmen sind fehlende Gewinne auf Dauer
existenzgefährdend.
Der Gewinn eines Unternehmens wird
mit Hilfe einer Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) ermittelt, die einen
Teilbereich des Jahresabschlusses
eines Unternehmens darstellt. Es werden dabei Erträge und Aufwendungen
einander gegenübergestellt und die
jeweilige Gesamtsumme ist direkt ersichtlich (Kontoform) bzw. das Ergebnis wird über mehrere Zwischenstufen
errechnet (Staffelform). Die letztgenannte Aufstellungsart ist für große
Firmen wie beispielsweise Aktiengesellschaften gesetzlich vorgeschrieben, weil etwa die für den Gewinn bzw.
Verlust verantwortlichen Einflussfaktoren deutlicher ersichtlich sind und die
Gesamtentwicklung besser nachvollziehbar wird.
41
VARIABLE VERGÜTUNG (19.5.2010)
Die Ergänzung der festen Vergütung
durch variable Zahlungen ist mittlerweile weit verbreitet. Die gängigsten
Formen der variablen Vergütung sind
neben Bonuszahlungen die Prämien,
Akkordlöhne oder Provisionen. Während früher insbesondere bei Führungskräften ein variabler Einkommensanteil
zu finden war und das feste Monatsgehalt dem Standard der übrigen Arbeitnehmer entsprach, so hat sich im
Laufe der Zeit diese erfolgsabhängige Vergütung mehr und mehr auch
in den mittleren und unteren Ebenen
der Unternehmenshierarchie durchgesetzt. Unternehmen verfolgen mit
dieser Art des Vergütungssystems das
Ziel, Mitarbeiter besser zu motivieren,
Leistungsanreize zu setzen und bei
42
Nichterreichen der gesteckten Zielvereinbarungen Kosteneinsparungen
zu erwirken. Die grundlegende Problematik an dieser Vergütungsmethode
zeigt sich jedoch im Bereich der Messbarkeit von Leistungen des Einzelnen,
insbesondere bei stark teamabhängigen Ergebnissen. Mit der Einführung
variabler Vergütungsmodelle ist der
Lohnfindungsprozess insgesamt jedoch deutlich transparenter und nachvollziehbarer geworden.
Die wohl umstrittenste Form der variablen Vergütung stellen die Bonuszahlungen, kurz Boni, dar. Sie sind im Zuge
der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise
stark in die Kritik geraten. Bankenmanagern wird vorgeworfen, dass sie
zu hohe Risiken eingegangen sind,
um kurzfristige Erfolge und daran gekoppelte horrende Bonuszahlungen zu
erzielen. Die Regierungen der G-20Staaten sind daraufhin übereingekommen, Bonizahlungen zu begrenzen. In
Deutschland soll gesetzlich durchgesetzt werden, dass ein großer Teil der
variablen Vergütung erst nach mindestens drei Jahren ausgezahlt werden
darf. Ein Teil der Vergütung soll dann
nicht in bar, sondern in Form von Aktienbeteiligungen ausgeschüttet werden. Man geht davon aus, dass Bankenmanager dann in Zukunft riskante
Geschäfte vermeiden, die kurzfristig
Gewinn bringen, langfristig aber Verluste einfahren.
VERTRAUEN IN DER WIRTSCHAFT (8.4.2009)
Allerorten spricht man von der Finanzkrise und Wirtschaftskrise als einer
Vertrauenskrise. Das irritiert zunächst,
denn Vertrauen ist ein Merkmal, das uns
vor allem aus Beziehungen zu Ehepartnern, Kindern oder Freunden bekannt
ist. Hat Vertrauen in der Wirtschaft
überhaupt etwas zu suchen? Ökonomen beantworten diese Frage mit ja.
Sie betrachten Vertrauen als ein wichtiges „Schmiermittel“ unserer Wirtschaft.
Wer vertraut, kann viele Kosten sparen,
die die Recherche und Informationsbeschaffung sowie Kontrolle wirtschaftlicher Entscheidungen nun einmal mit
sich bringen. Für uns, die Kunden, reduziert Vertrauen die Komplexität im wirtschaftlichen Alltag. Das gilt besonders
bei Produkten und Dienstleistungen,
die einen hohen Anteil von Vertrauenseigenschaften haben, z. B. Versicherungen, Kapitalanlagen, Verträge
mit Bauunternehmern. Diese Leistungen bergen ein hohes Risiko, weil wir
vor dem Kauf nicht in der Lage sind,
ihre Qualität und sorgfältige Ausführung direkt zu prüfen. Soll heißen: Wir
müssen uns darauf verlassen, dass
der Anbieter fähig und bereit ist, die
verhandelte Leistung auch zu erfüllen.
Erfahrung macht die Sache einfacher.
Wird eine Leistung zufriedenstellend
ausgeführt, stärkt dies unser Vertrauen zusätzlich. In der Folge verlassen
wir uns umso mehr darauf, dass der
Anbieter auch zukünftig vertrauensvoll
handeln wird. Aus Sicht des Anbieters
ist dieser Zustand Gold wert. Vertrau-
en wird zu einem Wettbewerbsvorteil,
der länger hält als eine kurzfristige Rabattaktion. Langfristige Kundenbeziehungen sichern das Überleben einer
Unternehmung. Derzeit hat man den
Eindruck, in unserem Wirtschaftssystem vertraut niemand mehr dem anderen. Unternehmen sind vorsichtig bei
Investitionen, Konsumenten zögern
bei Geldanlagen, Banken leihen sich
gegenseitig kein Geld. Mehr Informationen, mehr Transparenz und zugleich
mehr Regelungen sollen uns die Unsicherheit nehmen. Vertrauen muss erst
wieder wachsen.
43
WETTBEWERB (8.4.2004)
Einfach ausgedrückt spricht man von
Wettbewerb immer dann, wenn auf einem Markt wenigstens zwei Anbieter um
die Gunst der Nachfrager konkurrieren.
Die Anbieter von Gütern und Dienstleistungen müssen dabei versuchen, möglichst viele Nachfrager zum Abschluss
eines Kaufvertrages zu bewegen. Zu
diesem Zweck stehen verschiedene
Möglichkeiten bereit: Gestaltung des
Produktes/der Leistung, Qualitätssicherung, kontinuierliche Verbesserung der
Leistung, Erweiterung der Angebotspalette, Preisgestaltung, Serviceangebote, Werbung etc. Am Ende entscheiden
die Nachfrager über den Abschluss von
Kaufverträgen über die Wettbewerbsfähigkeit der Anbieter.
Der Wettbewerb sorgt also im Idealfall
44
für eine an den Bedürfnissen der Nachfrager orientierte Angebotsstruktur und
Innovationen. Die Wettbewerbspolitik
hat im Rahmen einer marktwirtschaftlichen Ordnung entsprechend die Aufgabe, soweit wie möglich Rahmenbedingungen zu schaffen, die einen
freien Wettbewerb in allen Bereichen
ermöglichen. In diesem Zusammenhang spielt z. B. die Verhinderung von
Kartellen und Monopolen eine wesentliche Rolle.
Wettbewerb findet sich dabei nicht nur
im klassischen Wirtschaftsgeschehen,
sondern z. B. auch auf dem Arbeitsmarkt, im Sport oder in der politischen
Auseinandersetzung der Parteien.
WETTBEWERBSPOLITIK (11.10.2005)
Der Wettbewerb ist „Motor“ der Marktwirtschaft. Sein Schutz gehört zum
Fundament der Wirtschaftsordnung in
Deutschland. Vielfach wird jedoch befürchtet, dass Unternehmenszusammenschlüsse und insbesondere multinationale Konzerne den Wettbewerb
aushöhlen und auf ihren Märkten die
Preise bestimmen können.
Gesetzliche
Grundlage
staatlicher
Wettbewerbspolitik in Deutschland ist
das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) von 1957 – auch
„Kartellgesetz“ genannt – mit späteren
Änderungen. Wichtigste Inhalte dieses
Gesetzes sind das Kartellverbot (für
Preis-, Produktions-, Gebiets-, Kalkulationskartelle), die Missbrauchsaufsicht
über marktbeherrschende Unterneh-
men und seit 1973 die Fusionskontrolle
(Kontrolle von Unternehmenszusammenschlüssen). Die Wettbewerbspolitik verfolgt als Zielsetzungen, einen
funktionsfähigen Wettbewerb zu erhalten, d. h. die Konsumenten vor Wettbewerbsbeschränkungen zu schützen,
und unlautere Wettbewerbspraktiken
zu verhindern, d. h. für einen fairen
Wettbewerb zu sorgen. Das Gesetz
gegen unlauteren Wettbewerb (UWG)
soll Verbraucher davor schützen, dass
ein Anbieter Vorteile gegenüber seinen
Konkurrenten erreicht, die nicht auf
seiner Leistung, sondern auf unfairen
Wettbewerbspraktiken beruhen (z. B.
irreführendes oder sittenwidriges Verhalten).
Die weltweite Öffnung der Märkte hat
die Wettbewerbspolitik zu einer internationalen Aufgabe gemacht.
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WIRTSCHAFTSORDNUNG (6.3.2004)
Man stelle sich vor: Es ist Fußball-Weltmeisterschaft und es gibt keine einheitlichen Spielregeln, die das Geschehen
auf dem Platz regeln. Das Ergebnis ist
klar: Bereits das Eröffnungsspiel würde
im Chaos enden, eine Turnierdurchführung wäre undenkbar. Nur wenn sich
alle darüber einig sind, wie man z. B.
ein Foul definiert und wie ein reguläres
Tor entsteht, kann ein sportlicher Wettbewerb stattfinden.
Das Gleiche gilt für das Wirtschaftsgeschehen. Fehlen die Regeln und
die Durchsetzungsmechanismen im
Falle von Verstößen, herrscht Chaos
und simple Wirtschaftshandlungen wie
z. B. der Kauf von Obst auf einem Markt
werden unmöglich – von komplizierten
Verträgen ganz zu schweigen. Die Un46
sicherheiten wären riesengroß und am
Ende würde sich das Recht des Stärkeren durchsetzen.
Dies verhindert die Wirtschaftsordnung
eines Landes, in der die wesentlichen
Regeln für die Akteure einer Volkswirtschaft festgelegt werden. Ohne sie
wäre die Koordination aller wirtschaftlichen Akteure und der unzähligen wirtschaftlichen Transaktionen, die Tag
für Tag stattfinden, nicht möglich. Die
Ausgestaltung der Wirtschaftsordnung
bestimmt im Wesentlichen, welche
Sachgüter und Dienstleistungen wann,
wo, wie, für wen produziert bzw. bereitgestellt werden. Dabei kann eine zentrale Koordination über staatliche Festlegungen, wie in der ehemaligen DDR,
oder eine weitgehend über Märkte
laufende Koordination, wie in der Bundesrepublik Deutschland, vorgesehen
werden.
ZENTRALVERWALTUNGSWIRTSCHAFT (16.3.2004)
Im Gegensatz zu freien Marktwirtschaften zeichnen sich die sogenannten
Plan- bzw. Zentralverwaltungswirtschaften, wie sie z. B. in der ehemaligen DDR und der Sowjetunion zu finden waren, u. a. durch die folgenden
Merkmale aus:
Es gilt das Prinzip des Kollektiv- bzw.
Staatseigentums, die Freiheit, Verträge
abzuschließen ist nur eingeschränkt
oder nicht vorhanden.
Das Wirtschaftsgeschehen folgt zentral festgelegten Plänen, sodass sich die
Preise nicht auf Märkten bilden, sondern vom Staat festgelegt werden.
Die Unternehmen gelten als Teilor-
gane der Gesamtwirtschaft, ihre Betriebsmittel und Werkstoffe zählen zum
Gemeineigentum und ihre Tätigkeiten
dienen der Erfüllung staatlicher Planvorgaben.
drückt sich u. a. in der weitgehend fehlenden Konkurrenzfähigkeit der Produkte auf dem Weltmarkt aus.
In der Realität hat sich gezeigt, dass
die planwirtschaftliche Organisation
des Wirtschaftsgeschehens viele Probleme aufwirft. So ist es z. B. kaum
möglich, die Bedürfnisse der Bevölkerung sicher über langfristige Pläne
abzubilden. Darüber hinaus hat sich
gezeigt, dass die starren Vorgaben der
Planerfüllung keine Motivation bei Firmen und Mitarbeitern zur Entwicklung
von Innovationen liefern, was sich insbesondere im internationalen Wettbewerb negativ äußert. Dies drückte und
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DAS 1x1 DER WIRTSCHAFT
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