Gluck, Paris und die Folgen 16. bis 23. Juli 2010 Inhalt 04 Viel Glück mit Gluck 08 Die Eröffnungsgala 12 [email protected] Interview mit Hans-Peter Schmidt und Peter Theiler Konzert mit Anne Sofie von Otter und Antoine Tamestit unter der Leitung von Marc Minkowski Eine szenisch-musikalische (Urauf-)Führung durch die Nürnberger Unterwelt von internationalen Regieteams Keine Bank ist wie die andere, und gar keine wie die Fürst Fugger Privatbank. 16 18 Die Fürst Fugger Privatbank erhält erneut die 22 Note sehr gut im Test der besten Vermögens- SEHR GUT Vermögensverwalter TEST 10/2009 Im Vergleich: 28 Verwalter 7x sehr gut, 8x gut, 7x befr., 6x ausr. Schau nicht zurück, Orfeo! Uraufführung der Tanzoper von Stefan Hakenberg mit Schülerinnen und Schülern Iphigénie en Tauride Claus Guths Inszenierung von Glucks Tragédie mit Mireille Delunsch als Iphigénie Von Gossec bis Beethoven Das Junge Tonkünstler Orchester Bayreuth spielt unter der Leitung von Manfred Jung TOP Exzellenz Vermögensverwalter 24 Andromaque für Service-Qualität in Hamburg, das 28 führende Ergebnis 3-Jahreswertung Vermögensverwalter verglich. In diesem Test konnte TEST 10/2009 28 Gluck and Friends 30 Orphée et Euridice 33 Interview mit Véronique Gens 36 Begleitprogramm mit Öffentlichem 38 Service verwalter Deutschlands. Zu diesem Ergebnis kommt das Deutsche Institut Im Vergleich: 24 Vermögensverwalter die Fürst Fugger Privatbank die Note „sehr gut“ aus dem Vorjahr erfolgreich verteidigen. Geprüft wurden Beratungskompetenz und Dienstleistungsqualität. Bei allen getesteten Kriterien erzielte die Fürst Fugger Privatbank Spitzenplätze. André-Ernest-Modest Grétrys lyrische Tragödie unter der Leitung von Hervé Niquet Jazzkonzert mit der Thilo Wolf Big Band Hector Berlioz‘ Fassung der Gluck‘schen Tragédie-opéra in einer konzertanten Aufführung Konzert mit Werken von Gluck, Mozart, Arriaga und Berlioz Symposium und Jugendakademie Förderer FFPB_Logo_4c_Lilie_groesser.pdf C M Y CM Henriette Schmidt-Burkhardt NÜRNBERG Rathenauplatz 2 Telefon 0911 52125-0 Mehr Informationen unter www.fuggerbank.de MY CY CMY K 18.03.2010 16:29:48 Uhr Viel Glück mit Gluck Hans-Peter Schmidt, Präsident der Freunde der Staatsoper Nürnberg und Initiator der Festspiele, und Staatsintendant Peter Theiler im Gespräch Im Sommer finden zum dritten Mal die Internationalen Gluck-Opern-Festspiele in Nürnberg statt. Unter dem Motto „Gluck, Paris und die Folgen“ richten sich die Festspiele an der Frage aus, welche Auswirkungen das Schaffen des großen Komponisten auf die nachfolgenden Komponistengenerationen hatte. Zu einem Gespräch über das Programm und die Wünsche für die Zukunft trafen sich Hans-Peter Schmidt, Initiator der Festspiele, Präsident der Freunde der Staatsoper Nürnberg e. V. sowie Aufsichtsratsvorsitzender der NÜRNBERGER Versicherungsgruppe, und Staatsintendant Peter Theiler im Gluck-Saal des Opernhauses. Herr Schmidt, aufgrund Ihres großen persönlichen Engagements wurden 2005 die Internationalen GluckOpern-Festspiele hier in Nürnberg ins Leben gerufen. Welche besondere Verbindung haben Sie zu dem Komponisten? Hans-Peter Schmidt: Die Verbindung ist natürlich zunächst einmal eine regionale. Gluck, der Europäer, ist in der europäischen Metropolregion Nürnberg, in Erasbach, geboren und neben Albrecht Dürer ein wichtiger Kulturbotschafter der Region. Nürnberg und die 4 Viel Glück mit Gluck Region wurden vor Jahren immer wieder als Krisenregion bezeichnet, daher wollten wir uns bewusst abheben von der rein wirtschaftlichen Betrachtungsweise und der Region ein zeitloses kulturelles Gesicht geben – ein „malerisches“ mit Dürer und ein „musikalisches“ mit Gluck. Es fügte sich, dass 1999 Gérard Mortier nach Nürnberg kam, um mit mir über eine Unterstützung der MozartFestspiele in Salzburg zu sprechen. Mortier legte mir eine Liste mit Mozart-Opern vor und ich habe ihm erwidert: „Welchen Bezug hat Mozart zu Nürnberg?“ Dann entdeckte ich auf der Liste „Iphigenie auf Tauris“. Ich habe ihn gefragt: „Machen Sie Gluck auch?“ Und er sagte: „Ja, freilich!“ So unterhielten wir uns über eine Zusammenarbeit zu dieser Produktion. Bei den Festspielen 2000 ist dann „Iphigenie auf Tauris“ in Salzburg aufgeführt worden. Später hat mich Herr Mortier angerufen und mir gesagt, dass Glucks „Iphigénie“ die bestbesuchte und am besten besprochene Opernproduktion der Festspiele war ... Peter Theiler: Eine wunderbare Inszenierung von Claus Guth, die wir jetzt auch wieder herausbringen werden. Herr Theiler, Sie kamen 2008 als neuer Staatsintendant nach Nürnberg und richten nun zum ersten Mal die Gluck-Opern-Festspiele aus. 2010 werden die Festspiele erstmals im Sommer stattfinden. Warum? P. T.: Bei der ersten Begegnung mit Herrn Schmidt haben wir Bestand aufgenommen, was ideal war oder sein könnte und was man verändern sollte ... Und ich konnte ihn davon überzeugen, dass der Sommer, die warme Jahreszeit, die bessere Festspielzeit ist. Außerdem ist es auch in der Außenwahrnehmung schöner, eine Spielzeit zum Abschluss mit den Gluck-Opern-Festspielen zu krönen! H. P. S.: Wir haben ja bereits die Bayreuther und Salzburger Festpiele angesprochen. Die beiden Hauptpersonen dort – Wagner und Mozart – waren große Verehrer von Gluck. Als Opernreformator hat Gluck eine große Wirkung bis in die Gegenwart hinein. P. T.: Dem kann ich mich nur anschließen. Wobei man ergänzen sollte, dass Gluck ja nicht als Reformer geboren wurde, sondern auch den Weg des Irrtums gegangen ist, den er danach bekämpft hat. Als Wiener Hofkomponist war er in der italienischen Tradition groß geworden. Die damaligen Opern dienten meistens der Verherrlichung des Staatsoberhauptes, gaben wenig Aufschluss über die eigentlichen dramaturgischen Konstellationen und vernachlässigten die dramatis personae. Die große Reformation, die Gluck vollzogen hat, war, Wort und Musik auf das gleiche Niveau zu stellen. Er war damit ein großer Wegbereiter für all das, was nach ihm kam. So hat sich Richard Wagner als Begründer des Musikdramas sehr stark von Gluck beeinflussen lassen. Aber sein Einfluss erstreckte sich nicht nur auf den deutschsprachigen, sondern auf den gesamten europäischen Raum. »Große Wirkung bis in die Gegenwart« Erhoffen Sie sich damit auch, dass Nürnberg durch die zeitliche Anbindung an die Festspiele in Bayreuth und Salzburg eine feste Größe im Festspielkalender wird? P. T.: Ich hoffe schon, dass wir das mittelfristig erreichen! Unser gemeinsames Interesse ist ja, die Festspiele zu etablieren und sie auch zu einem Label zu machen. Die Gluck-Opern-Festspiele stehen unter dem Motto „Gluck, Paris und die Folgen“. Neben Opern von Christoph Willibald Gluck werden die Zuschauer auch Werke anderer Komponisten auf der Bühne und im Konzert erleben. Welchen Einfluss hatte Gluck auf seine Zeitgenossen und nachfolgende Generationen? Die Festspielbesucher werden Werke von Hector Berlioz und André-Ernest-Modeste Grétry erleben können. Warum gerade diese beiden Komponisten? Viel Glück mit Gluck 5 Peter Theiler P. T.: Zu Wagner, dem großen deutschen Romantiker und Exzentriker, gibt es das französische Pendant – Hector Berlioz, der ebenfalls einen großen Beitrag zum Musikdrama geschaffen hat. Beide waren begeisterte GluckAnhänger und haben in ihrer Zeit versucht, Gluck vor Verstümmelungen zu bewahren. Berlioz war bereits früh infiziert, der Komponist sollte eigentlich Medizin studieren, verschrieb sich aber, nachdem er Glucks „Iphigénie“ gehört hatte, dem Musikstudium. Er hat sich der Musik vor allem über Gluck genähert. So wurde ein Großteil der Gluckrezeption im französischsprachigen Raum durch Berlioz befördert. Er selbst hat ja, genauso wie Wagner, eine Gluck-Oper neu orchestriert, den „Orphée“ in der späteren Mezzofassung, die wir in einer konzertanten Aufführung bei den Festspielen aufführen werden. Auch Grétry war ein Zeitgenosse Glucks, er war Hofkomponist von Marie-Antoinette und galt als der „In“Komponist. Auch er wurde sehr stark von Gluck beeinflusst, gilt als Wegbereiter der dramatischeren und gewichtigeren Opéra comique und wagte sich auch an das Musikdrama heran, interessanterweise an die „Iphigénie en Tauride“. Als Grétry allerdings erfuhr, dass Gluck ebenfalls diesen Stoff vertonte, wählte er sich die „Andromaque“ von Racine als Vorlage. Es ist eine absolute Rarität, dass wir dieses Werk, das sehr stark von Glucks Dramaturgie und Opernreform beeinflusst ist, zeigen können – und einmalig, dass dies im unmittelbaren Vergleich zur Gluck’schen „Tauride“ geschieht. H. P. S.: Wir halten uns für Europäer und sind im Grunde Regionalisten. Wir erzählen immer noch stolz, wenn wir mal in Paris oder Prag waren. Gluck war Europäer und als solchen sollte man ihn präsentieren. Wenn man sich überlegt, welche Entfernungen er zurückgelegt hat, er war in Frankreich, Skandinavien, London und Italien, alles mit der sogenannten Kalesche, nicht mit der S-Klasse oder dem TGV. Diese Generation, das waren die wahren Europäer. Uns schätze ich nicht so ein. Für Gluck ist sicher „Internationale Festspiele“ der richtige Titel. aufnahme der Salzburger „Iphigenie auf Tauris“ wird Mireille Delunsch, die ebenfalls eine international gefragte Gluck-Interpretin ist, die Iphigénie singen. Wie kam es zu den internationalen Kooperationen? Herr Schmidt, Sie selbst erleben nun zum dritten Mal die Internationalen Gluck-Opern-Festspiele, wie sehen Sie die Entwicklung? P. T.: Die Internationalität war für mich von großer Wichtigkeit. Da ich innerhalb der Opernszene über ein recht großes Netzwerk verfüge, was sich auch im Spielplan unseres Opernbetriebs bemerkbar macht, konnte ich die internationalen Partner finden. Es kann nur in Kooperation mit anderen gehen und so erzielen wir ein sehr konzentriertes Programm, das auch die Verbindung zu besonderen Gluck-Interpreten oder Orten, an denen sein Œuvre gepflegt wird, herstellt. So sind wir bei „Andromaque“ zusammen mit den Schwetzinger Festspielen und Montpellier Koproduktionspartner, und nicht einfach nur ein Gastspielort. Und bei dem Uraufführungsprojekt „orpheus@felsen. gaenge“ in den Nürnberger Felsengängen, das von drei Regieteams aus Deutschland, Frankreich und Italien in Szene gesetzt wird, arbeiten wir mit dem Festival in Neapel und dem Theater in Bayonne zusammen. Das Projekt wird dann nach den Festpielen auch in Frankreich und Italien aufgeführt werden. »Gluck war Europäer« Die Internationalität der Gluck-Opern-Festspiele wird auch durch die Kooperationen sichtbar, durch die Nürnberg mit anderen europäischen Opernhäusern und Festspielen vernetzt wird. War Ihnen dies besonders wichtig? 6 Viel Glück mit Gluck Teil des Programms sind auch international agierende Künstlerpersönlichkeiten. Auf wen können sich die Festspielzuschauer freuen? P. T.: Bei der Eröffnungsgala werden die berühmte Mezzosopranistin Anne Sofie von Otter, der Bratschist Antoine Tamestit sowie Marc Minkowski und seine Musicien du Louvre, ein international herausragendes Ensembles für Alte Musik, zu Gast sein. Bei der „Andromaque“ übernimmt Hervé Niquet, ein weiterer Spezialist für Alte Musik, die musikalische Leitung, es spielt sein Orchester Le Concert Spirituel. Zudem wird eine ganz neue Generation von Sängerinnen und Sängern bei der Produktion dabei sein, wie Judith van Wanroij und meine Landsmännin Maria Riccarda Wesseling, eine Mezzosopranistin, die im Moment gerade in diesem Repertoire Karriere macht. Bei der Wieder- H. P. S.: Und wir haben die hochgefeierte Starsopranistin Véronique Gens, die hier ebenfalls mit Hervé Niquet ein Konzert geben wird. Sie hat gerade zwei CDs unter dem Titel „Tragédiennes“ herausgebracht, die eine ist von Lully bis Gluck und die andere von Gluck bis Berlioz. Sie deckt damit im Grunde das gesamte Motto der Festspiele ab. H. P. S.: Mit zwei Festspielen kann man noch keine Tradition begründen. Wir gehen davon aus, dass aller guten Dinge drei sind ... Was wir jedoch festgestellt haben, ist, dass man 2005 im Internet wenig über Gluck gefunden und sich die Situation nun vollkommen gewandelt hat! Und seine Werke werden an vielen internationalen Opernhäusern und Festspielen aufgeführt, u. a. in Hamburg, Brüssel, Paris, Wien und Rom. Die Salzburger Festspiele werden heuer mit Glucks „Orfeo ed Euridice“ eröffnet. Also, vielleicht konnten wir ein paar Denkanstöße setzen. Das macht Mut, weiterzumachen. Da Gluck mittlerweile weltweit so positiv aufgenommen wird, wäre es nicht zu verantworten, wenn wir die Kulturregion Nürnberg nicht daran teilhaben ließen. Welche Wünsche und Zukunftsvisionen verbinden Sie beide mit den Gluck-Opern-Festspielen? H. P. S.: Die Gluck-Opern-Festspiele 2012 stehen vor der Tür und wir machen uns bereits Gedanken zu den Spielorten. 2014 ist der 300. Geburtstag Glucks, bis dahin soll beispielsweise das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth grundsaniert sein. Wir denken über die Region nach, aber auch darüber hinaus. Es wäre schön, wenn wir wieder mit einer Produktion als Gastspiel rausgehen könnten, wie mit „Orfeo ed Euridice“ nach Shenzhen ... Ich glaube, wir haben viel Glück mit Gluck! Hans-Peter Schmidt und ein zeitgenössisches Werk zu seinem Schaffen in Kontext stellen – also eine Auseinandersetzung mit Gluck von einem heutigen Komponisten aus gesehen. Man muss die Gluck-Opern-Festspiele so lebendig, aber auch so dicht und konzentriert wie möglich gestalten, damit sich eine klare Struktur erkennen lässt. H. P. S.: Was wir anstreben, ist, die Lücke zwischen Bayreuth und Salzburg zu füllen und miteinander das Profil der Staatsoper zu schärfen. Es wird deswegen kein Gluck-Haus, aber Salzburg steht auch nicht mehr nur für die Mozart-Festspiele. Wir haben schon darüber gesprochen, dass man auch das Schauspiel mit einbeziehen könnte ... Auch dies tun die Salzburger. Wir haben hier große Literaten wie E. T. A. Hoffmann in Bamberg, oder Jean Paul, der aus der Bayreuther Region kommt, die ja fast Zeitgenossen von Gluck waren. Aber wie Herr Theiler vorhin sagte: In die Jetztzeit hinein sind keine Grenzen gesetzt. P. T.: Wir sind von der Struktur und vom Volumen her noch ein relativ kleines Festival. Aber wenn wir auf Internationalität und Qualität setzen, ist das der beste Wachstumsimpuls. Auch für die nächsten Gluck-OpernFestspiele im Jahr 2012 wollen wir einen Überbau finden. Ich könnte mir dann vorstellen, dass wir unter dem Motto „Gluck und Wien“ der Frage nachgehen, wie alles anfing. Außerdem sollte man auch einmal thematisieren, wie sich Gluck in die Gegenwart auswirkt Viel Glück mit Gluck 7 wie auch mit Werken Monteverdis, Händels, Glucks und Mozarts. So haben Les Musiciens du Louvre mit „Iphigénie en Tauride“, „Armide“ und „Orphée et Euridice“ gleich drei Gluck-Opern bei der Deutschen Grammophon auf CD eingespielt. Und über ihre herausragende Interpretation der Mozart-Oper „Le nozze di Figaro“ am Théâtre de Châtelet urteilte die Presse 2009: „Marc Minkowski dirigiert seine Musiciens mit einer unmittelbaren enthusiastischen Energie, mit großer Aufmerksamkeit für musikalische Kontraste, für Stimmungs­ wechsel der Partitur ebenso wie für die musikalische Struktur.“ Die Orchestermitglieder wurden für ihr „Feuer, ihren Verve und ihre Poesie“ gelobt, Marc Minkowski für sein „erfinde­risches, immer wieder überraschendes und unglaublich vitales Dirigat“. Seit 1996 haben Les Musiciens du Louvre ihren ständigen Sitz in Grenoble und sind inzwischen mit der Maison de la Culture de Grenoble assoziiert. Sie sind regelmäßig auf den großen französischen Opernbühnen zu hören, wie der Opéra de Paris, dem Théâtre de Châtelet, dem Théâtre des Champs-Elysées, der Opéra de Lyon sowie dem Festival d’ Aix-en-Provence. Ihr europaweites Renommé verschafften sie sich unter anderem durch Auftritte in London, Amsterdam, Madrid und Wien. Zudem musizierte das Orchester mehrfach bei den Salzburger Festspielen und präsentierte 2009 einen Haydn-Zyklus in der Felsenreitschule. Seit einiger Zeit wenden sich Marc Minkowski, der 2004 zum „Chevalier du Mérite“ (Ritter der Ehrenlegion) ernannt wurde und außerdem den Titel „Officier des Arts et Lettres“ („Orden der Künste und der Literatur“) trägt, und Les Musiciens du Louvre verstärkt auch den französischen Komponisten der Romantik zu. Dazu gehören Werke von Jacques Offenbach, Georges Bizet und nicht zuletzt auch Hector Berlioz. »Historische Aufführungspraxis auf höchstem künstlerischen Niveau« Marc Minkowski Ein Wegbereiter, ein besessener und international gefragte Interpreten Les Musiciens du Louvre Die Eröffnungsgala der Internationalen Gluck-Opern-Festspiele im Zeichen des Widerhalls von Gluck und Berlioz M arc Minkowski und Les Musiciens du Louvre – beide Namen sind in der Musikwelt nahezu untrennbar miteinander verbunden und stehen für historische Aufführungspraxis auf höchstem künstlerischen Niveau. Im Rahmen des Eröffnungskonzertes der Internationalen Gluck-OpernFestspiele wird sich das Publikum davon überzeugen können, dass das international renommierte Ensemble und ihr Musikalischer Leiter nicht nur Experten für das 17. und 18. Jahrhunderts sind, sondern auch die französische Romantik meisterhaft zu interpretieren wissen: Neben Glucks Ballettmusik „Don Juan ou Le festin de pierre“, einer stark komprimierten Fassung des Don Juan-Stoffes, mit der 1761 in Wien die Gattung des Handlungsballetts aus der Taufe gehoben wurde, 8 Eröffnungsgala werden sie die Kantate „La mort de Cléopâtre“ von Hector Berlioz sowie dessen Sinfonie „Harold en Italie“ spielen. Marc Minkowski, der nach einer Fagottausbildung sehr jung zum Dirigentenstudium in den Vereinigten Staaten überwechselte, war gerade einmal zwanzig Jahre alt, als er 1982 das Orchester Les Musiciens du Louvre gründete. Das Ensemble spezialisierte sich in der Anfangsphase auf die Interpretation von Barockmusik und Klassik auf historischen Instrumenten und wurde ab 1987, nicht zuletzt dank mehrerer Schallplattenpreise, europaweit bekannt. Dabei profilierte es sich sowohl im französischen Barockrepertoire – unter anderem mit Werken von Jean-Baptiste Lully, Marc-Antoine Charpentier und Jean-Philippe Rameau – Eröffnungsgala 9 Anne Sofie von Otter Berlioz: Ein Gluck-Versessener Romantiker Das Konzertprogramm der Eröffnungsgala wird – entsprechend der thematischen Ausrichtung der diesjährigen Gluck-Opern-Festspiele auf den Nach- und Widerhall von Gluck im 19. Jahrhundert – ganz im Zeichen der wechselseitigen Resonanz der Werke Christoph Willibald Glucks und Hector Berlioz’ stehen. Gluck spielte im frühen kompositorischen Schaffen des großen Romantikers Berlioz eine immense Rolle. Als junger Mann war Berlioz geradezu versessen auf Gluck. Als er „Iphigénie en Tauride“ in der Pariser Opéra hörte, schwor er sich, Musiker zu werden. Er studierte Glucks Opernpartituren, schrieb sie ab und lernte sie auswendig. Sie raubten ihm förmlich den Schlaf. Im Laufe seines Studiums bewarb er sich insgesamt viermal um den begehrten „Rompreis“ des Pariser Konservatoriums, der eine dramatische Kantate für Singstimme und Orchester vorschrieb und dessen 1. Preis u. a. ein Stipendium für zwei Studienjahre in Rom beinhaltete. 1829 schrieb Berlioz zur Bewerbung die Kantate „La mort de Cléopâtre“; 1830 schließlich erhielt er den lang ersehnten Preis. Die Erfahrungen, die er 1831/32 während seiner Italienreise im Rahmen des Stipendiums sammelte, inspirierten den jungen 10 Eröffnungsgala Komponisten wiederum zu Teilen seiner 1834 in Paris uraufgeführten Sinfonie „Harold en Italie“ („Harold in Italien“), mit der Berlioz der Schulterschluss zwischen Sinfonie, Oper und dramatischer Dichtung gelang. „Harold en Italie“ steht in enger programmatischer Beziehung zu dem Versepos „Childe Harold’s Pilgrimage“ („Ritter Harolds Pilgerfahrt“) des von den französischen Romantikern hochverehrten englischen Dichters Lord Byron. Harold verkörpert den romantischen Typus des gebrochenen Helden – einsam, melancholisch, von Weltschmerz und Lebensüberdruss erfüllt –, der der Gesellschaft der Menschen entflieht und sich in die Abgeschiedenheit der Natur zurückzieht. Die Solobratsche übernimmt in Berlioz’ Sinfonie die prominente Rolle der Titelfigur. Seine Erlebnisse aus der Italienreise haben den Komponisten zudem zu Szenen wie dem „Marsch der Pilger“ im 2. Satz und der „Serenade der Bergbewohner der Abruzzen“ im dritten Satz inspiriert. Für die Gesangspartie in „La mort de Cléopâtre“ konnte die international gefeierte Mezzosopranistin Anne Sofie von Otter gewonnen werden; als Solist auf der Bratsche wird Antoine Tamestit, einer der gefragtesten Bratschisten weltweit, zu hören sein. Anne Sofie von Otter Antoine Tamestit Anne Sofie von Otter wurde in Stockholm geboren und studierte an der Guildhall School of Music and Drama in London bei Vera Rosza. Sie besuchte Klassen in Lied­ interpretation bei Geoffrey Parsons in London und Erik Werba in Wien. 1980 begann sie ihre Zusammenarbeit mit dem Pianisten Bengt Forsberg. Zwei Jahre später trat sie dem Ensemble der Oper Basel bei, wo sie sich besonders als Interpretin von Mozart (Cherubino in „Le nozze di Figaro“, Dorabella in „Così fan tutte“ und Sesto in „La clemenza di Tito“) sowie Richard Strauss (Komponist in „Ariadne auf Naxos“) einen Namen machte. Als eine der bedeutendsten Sängerinnen ihrer Generation arbeitet die international anerkannte Mezzosopranistin mit herausragenden Dirigenten zusammen, konnte triumphale Erfolge an den bekanntesten Opernhäusern der Welt, wie der Metropolitan Opera in New York, Covent Garden in London und der Wiener Staatsoper, feiern. Zudem ist sie regelmäßiger Gast bei führenden Festivals wie den Salzburger Festspielen, dem Festival in Aix-en-Provence und dem Schleswig-Holstein Musikfestival. Der 1979 geborene Antoine Tamestit studierte bei Jean Sulem am Pariser Conservatoire, an der Yale University (USA) bei Jesse Levine sowie bei Tabea Zimmermann an der UdK in Berlin. Die wichtigsten internationalen Auszeichnungen – u. a. der 1. Preis bei den Young Concert Artists International Auditions New York und der 1. Preis beim ARD-Wettbewerb – waren das Fundament seiner rasanten internationalen Karriere. Seit 2007 ist er Professor für Viola an der Hochschule für Musik in Köln. Sein breit gefächertes Repertoire reicht vom Barock bis zur Zeitgenössischen Musik. Zu den Höhepunkten der Konzertsaison 2009/2010 gehört u. a. die Uraufführung des neuen Bratschenkonzerts „Remnants of Song ... an Amphigory“ von Olga Neuwirth mit dem RSO Wien unter der Leitung von Peter Eötvös 2009 in Graz. Darüber hinaus ist er als „Artist in Residence“ des Konzerthauses Berlin mit sechs verschiedenen Programmen zu hören. Antoine Tamestit spielt auf der Viola „Mahler“ von Antonio Stradivari, Cremona 1672, die ihm von der Habisreutinger-Stiftung zur Verfügung gestellt wird. Antoine Tamestit Freitag, 16. Juli 2010, 20.00 Uhr, Opernhaus ERÖFFNUNGSGALA Konzert mit Anne Sofie von Otter und Antoine Tamestit (Bratsche) Musikalische Leitung: Marc Minkowski; Es spielen Les Musiciens du Louvre Christoph Willibald Gluck Don Juan ou Le festin de pierre Hector Berlioz La mort de Cléopâtre Hector Berlioz Harold en Italie Live-Übertragung des Konzertes auf BR-Klassik Die Eröffnungsgala wird ermöglicht durch: Eröffnungsgala 11 [email protected] Rezitation. Dabei werden die Zuschauer in Gruppen durch die Unterwelt und zu den einzelnen Stationen geführt – und erleben so unmittelbar und auf neue Weise die Welten von Orpheus und Eurydike, und die utopische Kraft der Liebe und der Musik. Denn auch diesmal wird es uns vergönnt sein, am Ende des Abstieges auch wieder das rettende Tageslicht zu erblicken ... Das Projekt „[email protected]“ ist eine internationale Koproduktion des Staatstheater Nürnberg mit dem Napoli Teatro Festival Italia und der Scène nationale Bayonne-Sud-Aquitain sowie eine Kooperation mit der Hochschule für Musik Nürnberg. Unter der musikalischen Leitung von Guido Johannes Rumstadt werden die jungen Sänger und Instrumentalisten von dem deutschen Opernregisseur Andreas Baesler, dem italienischen Regisseur Carlo Cerciello und dem jungen französischen Schauspielregisseur Kristian Frédric in Szene gesetzt. Nach der Uraufführung in Nürnberg wird das Projekt auch an ungewöhnlichen Orten in Neapel und Bayonne zu erleben sein. Ausgestattet mit festem Schuhwerk und wärmender Jacke sollte man sich dieses einmalige Projekt nicht entgehen lassen! Die Hochschule für Musik Nürnberg Die Hochschule für Musik Nürnberg geht in ihren Anfängen auf die Städtische Singschule aus dem Jahr 1821 zurück und hat sich kontinuierlich – bis zur Ernennung zur Hochschule für Musik Nürnberg im Jahre 2008 – zu einem der wesentlichen Hochschulstandorte für Musiker und Musikerinnen in Deutschland entwickelt. Ein breit gefächertes und praxisorientiertes Angebot mit exzellenten Dozenten – das ist das Profil der Hochschule. So gibt es neben den zentralen Fächern Studiengänge mit Akkordeon und klassischem Saxophon, die sonst kaum in Deutschland angeboten werden. Weitere Akzente setzen die Bereiche Jazz, Alte Musik und Elementare Musikpädagogik. Seit 2009 ist Prof. Martin Ullrich Präsident der Hochschule und löste damit den langjährigen Rektor und Präsidenten der Hochschule, Prof. Siegfried Jerusalem, ab. Der Musikalische Leiter des Projektes „[email protected]“, Guido Johannes Rumstadt, ist Professor für Orchester und Dirigieren an der Hochschule für Musik und Erster Kapellmeister am Staatstheater Nürnberg. EINE SZENISCH-MUSIKALISCHE FÜHRUNG DURCH DIE NÜRNBERGER UNTERWELT D en Reiz vieler Opernwerke macht, selbst in Zeiten schier grenzenloser Selbst- und Welterfahrung, der Umstand aus, dass sie uns Kraft der Musik und szenographischer Imagination immer wieder an geographische Orte und in Gefühlswelten entführen, die wir zwar selbst nicht unbedingt besuchen oder erkunden möchten, an denen wir aber durchaus teilhaben möchten – und sei es für die angenehme Dauer eines Opernabends ... Nicht anders verhält es sich bei Christoph Willibald Glucks berühmtester Oper „Orfeo ed Euridice“. Hier folgen wir zusammen mit dem Komponisten dem trauernden Orpheus hinab in die Unterwelt. Wir begleiten den Sänger durch den Hades, überqueren den Styx, beruhigen die Furien, erleben die Wonnewelt des Elysiums, überreden die Geliebte zur Rückkehr aus dem Jenseits, erleben das Drama des Misstrauens, der Verzweiflung, des mangelnden Vertrauens – möchten rufen: „Tu es nicht!“ – und doch dreht sich Orpheus, Eurydikes Herzensverzweiflung nicht länger ertragend, zur Geliebten um: und verliert vor unseren Augen die Gattin ein zweites Mal. Dank des gnädigen Eingreifens Amors, des Gottes der Liebe, kann aber der Tod doch noch überwunden werden – und Orpheus und Eurydike dürfen zurück an das Tageslicht kehren. In den Nürnberger Felsengängen Bei dem Projekt „[email protected]“ verlassen die Zuschauer die distanzierte Position des Opernbesuchers und steigen mit Orpheus hinab in den „Hades“ – in die Historischen Felsengänge in Nürnberg, die sich in beeindruckenden vier Etagen tief unter der Sebalder Altstadt in dem Burgsandstein erstrecken. Hier, wo seit dem Mittelalter Bier gelagert wurde, wo in den Bombennächten des Zweiten Weltkrieges tausende Nürnberger rettende Zuflucht fanden, erzählen drei Regieteams gemeinsam die Geschichte von Orpheus und Eurydike mit Mitteln des Raumtheaters, der Installation, Performance und »Drei internationale Regieteams« 12 [email protected] [email protected] 13 Andreas Baesler Carlo Cerciello Kristian FrÉdric Guido Johannes Rumstadt Der Regisseur Andreas Baesler kann auf über einhundert Inszenierungen, darunter viele Ur- und Erstaufführungen, verweisen. Engagements führten ihn an die Hamburgische Staatsoper, an das Nationaltheater Mannheim, an das Aalto Theater Essen („L’italiana in Algeri“), an die Opéra National du Rhin Strasbourg, die Canadian Opera Company Toronto („Fidelio“) und zu den Internationalen Musikfestwochen Luzern. In leitenden Positionen war Andreas Baesler bisher am Luzerner Theater, am Volkstheater Rostock und am Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen engagiert, wo er u. a. „La Calisto“ (Cavalli), „Il viaggio a Reims“ (Rossini), „Il furioso all‘isola di San Domingo“ (Donizetti) und „Les Troyens“ (Berlioz) inszenierte. Während der RuhrTriennale inszenierte er 2003 die UA der Oper „Die Todesbrücke“. 2009 brachte Andreas Baesler u. a. am Teatro Nacional de Cuba in Havanna „Die Zauberflöte“ sowie in Essen „Nabucco“ heraus und 2010 am Stadttheater Klagenfurt „Boris Godunow“. Am Staatstheater Nürnberg inszenierte er bisher „Die Entführung aus dem Serail“ und die Deutsche Erstaufführung „Emilia di Liverpool“ von Donizetti. Der italienische Regisseur, Schauspieler und Theaterleiter Carlo Cerciello wurde in Neapel geboren und studierte Gesang bei Roberto De Simone und Schauspiel bei Gennaro Vitiello. Nach erfolgreicher Arbeit als Schauspieler und Sprecher in Theater, Film, Radio und Fernsehen gründete er 1996 das Teatro Elicantropo di Napoli. Dort brachte er seither zahlreiche erfolgreiche Projekte und Regiearbeiten heraus, so „Il contagio“ nach einer Novelle von Josè Saramago, „Quartett“ von Heiner Müller, „Stanza 101“, basierend auf George Orwells Roman „1984“, „Una storia italiana“ über Silvio Berlusconi, einen Abend mit Werken von Pier Paolo Pasolini, „Macbeth“ nach William Shakespeare, Carmelo Bene und Eugene Ionesco, „Furcht und Elend des Dritten Reiches“ von Bertold Brecht und „norway.today“ von Igor Bauersima. Kristian Frédric absolvierte eine Schauspielausbildung und war als Schauspieler für das Theater und den Film tätig. Daneben arbeitete er immer wieder als Bühnentechniker, war Produzent, moderierte Radiosendungen, trat als Journalist und Autor in Erscheinung. Seit 1989 ist er Leiter der Theatergruppe „Lézards qui bougent“, die seither sechsundzwanzig Uraufführungen herausgebracht hat. Frédric selbst hat dort sechzehn Produktionen inszeniert. Zu seinen jüngsten Regiearbeiten zählen „MoitieMoitié“ von Daniel Keene in der Spielzeit 2007/08, außerdem inszenierte er „Stabat Mater furiosa“ und „Soliloques“ von Jean-Pierre Siméonis. Sehr erfolgreich waren außerdem Bernard-Marie Koltès’ „Die Nacht kurz vor den Wäldern“, u. a. im Mai 2004 in Montréal zu sehen, und die Uraufführung von Kaffi Kwahulés „Big Shoot“ in Montréal im September 2005. Guido Johannes Rumstadt studierte Dirigieren in Karlsruhe, Hamburg und Salzburg. Nach seiner Zeit als Erster Kapellmeister in Wiesbaden und an der Frankfurter Oper war Guido Johannes Rumstadt von 1998 bis 2004 GMD des Theater Regensburg. Engagements führten ihn nach Nantes, Genf, Dublin und an die niederländische Reisopera. Seit der Spielzeit 2007/2008 ist er Erster Kapellmeister und Stellvertreter des Chefdirigenten am Staatstheater Nürnberg und dirigierte u. a. „Orfeo ed Euridice“ (Gluck), „Eugen Onegin“ (Tschaikowski), „Benvenuto Cellini“ (Berlioz), „Prova d’orchestra“ (Battistelli), „Die Puritaner“ (Bellini) und „Moses und Pharao“ (Rossini). Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Pflege zeitgenössischer Musik und vergessener Werke der klassischen Opernliteratur. Seit Herbst 2009 ist er Professor für Orchester und Dirigieren an der Hochschule für Musik Nürnberg. Samstag 17. Juli, Führungen ab 17.00 Uhr, Historische Felsengänge Uraufführung [email protected] Eine szenisch-musikalische Führung durch die Nürnberger Unterwelt Musikalische Leitung: Guido Johannes Rumstadt Inszenierung und Installation: Andreas Baesler (D), Carlo Cerciello (I) und Kristian Frédric (F) Mit: Studenten der Hochschule für Musik Nürnberg Weitere Termine: 18. (ab 11.00 Uhr und ab 17 Uhr), 19., 20. und 21. Juli ( jeweils ab 18.00 Uhr) Bitte beachten Sie, dass die Wege nicht behindertengerecht sind und es in den Felsengängen relativ kühl ist. Festes Schuhwerk und warme Kleidung wird empfohlen. Dauer der Führung ca. 1,25 Stunden. Koproduktion des Staatstheater Nürnberg mit: Kooperationspartner: Mit freundlicher Unterstützung des Hotel Agneshof Das Projekt „[email protected]änge“ wird ermöglicht durch: 14 [email protected] [email protected] 15 das babylon experiment 2008 Stefan Hakenberg akademie : der steg Das Schaffen von Stefan Hakenberg umfasst eine außergewöhnliche Bandbreite musikalischer Ausdrucksmittel. Insbesondere die Einbeziehung von Musikern aus anderen Kulturen prägt sein kreatives Denken. Stefan Hakenberg hat bei Hans Werner Henze und Bernard Rands Komposition studiert und an der Harvard University promoviert. Von seinen Werken für das Musiktheater ist besonders die Oper „Der Kinderkreuzzug“ von 1992 hervorzuheben, die er im Auftrag der Oper der Stadt Köln mit Jugendlichen textete und komponierte. Stefan Hakenberg lebte und arbeitete von 2000-2007 in Alaska, wo er das „CrossSound Festival“ mitbegründete. In dieser Zeit entstanden zwei weitere wichtige Musiktheaterarbeiten, „Klanott and the Land Otter People“ und die Kammeroper „The Egg Musher“ für die Audi Sommerkonzerte. In diesem Jahr präsentiert Stefan Hakenberg eine umfassende Werkschau im Rahmen der europäischen Kulturhauptstadt Ruhr 2010. Freie Akademie für Musik und Theater in der Metropolregion Nürnberg Integrative Projekte von und mit professionellen Theaterleuten und Jugendlichen Schau nicht zurück, Orfeo! Eine Tanzoper von Stefan Hakenberg M it dem Opernprojekt „Schau nicht zurück, Orfeo!“ werden jungen Menschen des 21. Jahrhunderts die Dimensionen der Musik und der Thematik von Christoph Willibald Glucks Oper „Orfeo ed Euridice“ zugänglich gemacht. Der Mythos selbst und die Oper bieten auch heute noch vielfältige Interpretationsmöglichkeiten. Durch eine neue Textfassung unter Einbindung des Librettos von Ranieri de’ Calzabigi sowie eine neue Komposition unter Einbeziehung des kreativen Potenzials von Jugendlichen aus den Städten Bamberg, Nürnberg und Schweinfurt entsteht die neue Oper „Schau nicht zurück, Orfeo!“. Das Werk wird von den Jugendlichen zusammen mit einem Team professioneller Theaterleute und international renommierter Musiker und Sänger wie Frances Pappas u. a. erarbeitet und aufgeführt. Begleitend zum Entwicklungs- und Entstehungsprozess der Oper finden Workshops in bildender Kunst statt, deren Ergebnisse zeitgleich mit den Aufführungen der Oper einer breiten Öffentlichkeit im Neuen Museum zugänglich gemacht werden. An dem Projekt sind fünf Schulen verschiedener Schulformen sowie zwei soziale Einrichtungen beteiligt. Ziel des Projektes ist es, durch Integration verschiedener ethnischer und sozialer Gruppen sowie Jugendlicher mit unterschiedlichem Bildungshintergrund ein gemeinsames gesellschaftliches Empfinden zu entwickeln und Teamarbeit erlebbar zu machen, Selbstbewusstsein zu stärken sowie einen emotionalen, nachhaltigen Zugang zur kulturellen Vielfalt des Musiktheaters zu erreichen. Im vergangenen Jahr wurde mit den Schülerinnen und Schülern unter der Leitung der amerikanischen Germanistikprofessorin und Schriftstellerin Patricia Anne Simpson das Chorlibretto erstellt. Darauf aufbauend arbeitete der Komponist Stefan Hakenberg zusammen mit den Jugendlichen in intensiven Workshops an der musikalischen Gestaltung der Chöre, um diese schließlich in seine Komposition auf der Basis des von Simpson fertig gestellten Librettos zu integrieren. Anfang Juni 2009 begann die Entwicklung der Choreographie mit Ivo Bärtsch und Riika Läser, die nahtlos in die szenische Arbeit mit der Regisseurin Nina Kühner überging. »Wer gemeinsam Musik macht, lernt nicht zu hassen. (Isaac Stern)« 16 Schau nicht zurück, Orfeo! Die akademie : der steg bietet Schülerinnen und Schülern schulartübergreifend die Planung, Vorbereitung und Durchführung von Musiktheaterprojekten in der Metropolregion Nürnberg sowie im gesamten Bundesgebiet an. Das Angebot umfasst alle künstlerischen und logistischen Aspekte einer Musiktheaterproduktion. Die akademie : der steg gewährleistet künstlerischen Anspruch für ein Publikum jeder Altersgruppe und kultureller Prägung. Die Teamarbeit von Schülerinnen und Schülern und Theatermachern schließt alle Bereiche des Musik- und Tanztheaters ein: von der Einstudierung und Darstellung vorhandener Werke über die Veränderung von Bekanntem bis zur kompletten Erarbeitung neuer Stücke. Die Optionen reichen von zweistündigen, ein- oder mehrwöchigen Musik- und Bewegungsworkshops mit schulinterner Vorstellung bis zur Neukomposition und öffentlichen Aufführung einer Oper wie „Schau nicht zurück, Orfeo!“. Stefan Hakenberg bestätigt die durchweg positive Bilanz: „Es ist toll zu sehen, wie viel die Kinder gelernt haben. Jeder Einzelne hat seinen Text anders umgesetzt und ist auf seine eigene Weise an die Komposition herangegangen. So ist bei jedem etwas ganz Besonderes entstanden. Das ist wirklich beeindruckend.“ Auch die Schüler sind überrascht und stolz auf das Erreichte. „Das ist von mir? Cool!“ ist die häufigste Reaktion, wenn sie ihre Komposition schließlich am Klavier vorgespielt bekommen. Samstag, 17. Juli, 21.00 Uhr, Uraufführung, Klarissenplatz (vor dem Neuen Museum in Nürnberg) Schau nicht zurück, Orfeo! Eine Tanzoper Auftragswerk der akademie : der steg und des Internationalen KammermusikFestivals Nürnberg In Zusammenarbeit mit Schülerinnen und Schülern aus Bamberg, Nürnberg und Schweinfurt Komposition: Stefan Hakenberg Libretto: Patricia Anne Simpson Musikalische Leitung: Peter Selwyn Idee und Konzeption: Frances Pappas und Stefan Hakenberg Weiterer Termin: 18. Juli, 21.00 Uhr „Schau nicht zurück, Orfeo!“ wird ermöglicht durch: In Kooperation mit: Das Projekt wird zusätzlich unterstützt von: Schau nicht zurück, Orfeo! 17 Mireille Delunsch MIREILLE DELUNSCH IST Iphigénie Die Sopranistin Mireille Delunsch startete bereits kurz nach ihrem Debut in „Parsifal“ an der Opéra National du Rhin ihre internationale Karriere als gefragte Interpretin unter Dirigenten wie Armin Jordan, Louis Langrée, Charles Dutoit, Michel Plasson, Riccardo Chailly und Marc Minkowski. Ihre Stationen führten sie u. a. an das Festival d’Aix-en-Provence, nach Wien, an das Théâtre de la Monnaie in Brüssel, nach London, an die Opéra de Paris, die Salzburger Festspiele und an die Scala di Milano. Mireille Delunschs breites Repertoire umfasst u. a. Poppea („L’ incoronazione di Poppea“), Antonia („Les contes d’Hoffmann“), Donna Elvira („Don Giovanni“), Contessa („Le nozze di Figaro“), Elsa („Lohengrin“), Violetta („La Traviata“), Theodora (Händel), Mélisande („Pelléas et Mélisande“), Freia („Das Rheingold“), Elettra („Idomeneo“) sowie Armide, Eurydice und Iphigénie en Tauride von Gluck. Unter den zahlreichen Einspielungen seien erwähnt: „Armide“ und „Iphigénie en Tauride“ unter Marc Minkowski, „Pelléas et Mélisande“ unter Jean-Claude Casadesus und „La Cantate Herminie“ unter Phi­lippe Herreweghe. Die international gefeierte Interpretin Mireille Delunsch singt in Nürnberg „Iphigénie en Tauride“ I hre Einspielungen mit Marc Minkowski und den Musicien du Louvre sind Legende; und welcher Gluck-Liebhaber hat nicht zu Hause Mireille Delunsch als Euridice, als Iphigénie (en Tauride) oder als Armide im Plattenschrank stehen? Aber während die Aufnahmen beliebig reproduzierbar sind, sind die Aufritte von Mireille Delunsch naturgemäß limitiert – und finden unter anderem in Aix-en-Provence, Wien, bei den Salzburger Festspielen, am Théâtre de la Monnaie in Brüssel oder an der Opéra de Paris ein begeistertes Publikum. Dort interpretierte sie zuletzt auch die Titelpartie in Christoph Willibald Glucks Meisterwerk „Iphigénie en Tauride“, das nun während der Internationalen Gluck-OpernFestspiele in der Inszenierung von Claus Guth am Staatstheater Nürnberg seine Wiederaufführung erlebt. Claus Guth erarbeitete seine beeindruckende Deutung der „Iphigénie en Tauride“ bereits im Jahre 2000 erfolgreich für die Salzburger Festspiele und legte damit den Grundstein für seine steile Karriere als Opernregisseur. Anschließend wurde die Inszenierung für das Opernhaus Zürich und das Staatstheater Nürnberg adaptiert. Anlässlich der Züricher Aufführung schrieb der Musikkritiker Peter Hagmann für die NZZ begeistert: „Schlagend einfach die Szenerie, die Guth zusammen mit seinem Ausstatter Christian Schmidt erfunden hat, aber überaus wirkungsvoll und von vielfältiger Bedeutung. In einem Einheitsraum, der mit seinem Parkett und den rotsamtenen Tapeten die Atmosphäre des Theaters aufnimmt, wird die tödliche Verstrickung, die durch den Eingriff einer Dea ex Machina einem glücklichen Ende zugeführt wird, wie in einer Versuchsanlage ausgebreitet. Doubles mit überlebensgroßen Köpfen begleiten die Protagonisten. Sie rufen zum einen das Dahinterliegende, die Vorgeschichte in Erinnerung, sie verkörpern zum anderen das Unterbewusste, das die einzelnen Figuren treibt, und nicht zuletzt erinnern sie an das Theater des klassischen Altertums, an das Gluck anzuschließen trachtete. Inszenierung als Interpretation, in einer eigenen Sprache, aber in keinem Moment gegen den Text – das ist hier gelungen.“ »Inszenierung als Interpretation« 18 Iphigénie en Tauride Kein Vorspiel. Keine Ouvertüre. An das Theater des klassischen Altertums anschließen, und doch, oder gerade dadurch Neues zu gewinnen, das war das Ziel des radikalen Opernreformators Gluck – und er verfolgte es vielleicht mit keinem Werk so energisch wie mit seiner „Iphigénie en Tauride“: Kein Vorspiel, keine Ouvertüre. Der Vorhang hebt sich über einer antiken, arkadisch idealisierten Landschaft. Idyllisch wie die Szenerie erklingen auch die ersten Takte ... doch dann bricht ein unerhörter Sturm los, jagt eine Frau panisch über die Bühne und fleht die erzürnten Götter um Gnade: „O helft große Götter, uns Armen, / Wendet ab die flammende Pein!“ Es ist Iphigénie. Und erst nach 150 weiteren Takten des Wütens und Flehens kommt der Sturm über dem heiligen Hain der Göttin Diana wieder zur Ruhe. Glucks vollkommenste und kompromissloseste Schöpfung Das Publikum, das am 18. Mai 1779 in der Pariser Académie royale de Musique der Uraufführung von Glucks „Iphigénie en Tauride“ beiwohnte, mag damals bereits gespürt haben, dass dieser Sturm sehr viel mehr war, als der übliche Theaterdonner. Denn nach diesem Sturm war in der Oper nichts mehr, wie es einmal gewesen war. Zehn Jahre vor dem Sturm auf die Bastille hatte hier auf der Bühne der Pariser Oper bereits eine erste Revolution stattgefunden, die das „Ancien Régime“ der Opera seria gestürzt hatte. Diese „Iphigénie“ ist Glucks vollkommenste und kompromissloseste Schöpfung. Am deutlichsten wird dies nicht nur bei der fehlenden Ouvertüre oder bei der für damalige Verhältnisse schockierenden Behandlung des Balletts, das nicht mehr dem höfischen Divertissement genügte, sondern, wie alle anderen Teile der Oper auch, ganz der wahrhaftigen Darstellung und der dramatischen Auslotung der Situation zu dienen hatte. Es zeigt sich vor allen Dingen darin, dass dieses Bühnenwerk auch eine neue Generation an Bühnenkünstlerinnen erforderte, die den Furor, die Wahrhaftigkeit und tiefe Menschlichkeit der antiken Heldin darzustellen und zu verkörpern wussten. Die ideale Ausgangsbasis für eine moderne „Tragödin“ wie Mireille Delunsch. Ein besonderer Opernabend mit einer herausragenden Sängerdarstellerin unserer Tage! Iphigénie en Tauride 19 Philipp Pointner Die Nürnberger Philharmoniker Der Wiener Philipp Pointner absolvierte sein Dirigierstudium am Wiener Konservatorium bei GMD Prof. Reinhard Schwarz und Prof. Georg Mark und schloss es 1996 mit Auszeichnung ab. Von 1994 bis 1996 war er Dirigent an der Cape Town Opera in Südafrika. 1996 bis 1998 war Philipp Pointner Assistent von Sir Roger Norrington bei den Salzburger Festspielen und Kapellmeister am Theater Hof, ab 1998 als 1. Kapellmeister und Stellvertreter des GMD am Theater Hof. Außerdem war er Assistent von Christian Thielemann an der Deutschen Oper Berlin. Philipp Pointner war 2003 Gastdirigent bei den Operettenfestspielen Bad Ischl und ist seit 2004 ständiger Gastdirigent der Staatsphilharmonie Klausenburg, Rumänien. Am Staatstheater Nürnberg arbeitet Philipp Pointner seit 2003 als 1. Kapellmeister und dirigierte zahlreiche Produktionen. Die Nürnberger Philharmoniker sind nach dem Bayerischen Staatsorchester das größte bayerische Opernorchester. Als Dirigenten prägten u. a. Alfons Dressel, Hans Gierster, Christian Thielemann, Eberhard Kloke und Philippe Auguin das Orchester. Seit 2006 leitet Christof Prick als Chefdirigent die Nürnberger Philharmoniker. Das Orchester spielte zahlreiche Werke u. a. von Debussy, Mahler, Strauss, Strawinsky und Wagner auf CD ein. Gastspielreisen führten die Nürnberger Philharmoniker u. a. nach Salzburg, Nizza, Peking, Shenzhen und zum Hongkong Arts Festival. Ein besonderes Ereignis in der jüngsten Geschichte des Orchesters stellte der Auftritt bei den Vereinten Nationen im Januar 2010 dar: Die Philharmoniker gastierten aus Anlass des Internationalen Holocaust-Gedenktags in New York. Claus Guth Jochen Kupfer Der Regisseur Claus Guth zählt heute zu den gefragtesten deutschen Opernregisseuren. Nach seinem Regiestudium an der Hochschule für Musik München erarbeitete er erste Inszenierungen u. a. für die Münchener Biennale, das Nationaltheater Mannheim, das Staatstheater Darmstadt und die Bayerische Staatsoper. Bereits 1999 folgte mit „Cronaca del Luogo“ von Berio seine erste Arbeit für die Salzburger Festspiele, die er seither mit Inszenierungen von „Iphigénie en Tauride“, „Le nozze di Figaro“, „Don Giovanni“ und „Così fan tutte“ fortsetzte. Weitere Engagements führten Claus Guth u. a. zu den Bayreuther Festspielen („Der fliegende Holländer“), an das Opernhaus Zürich („Radamisto“, „Ariadne auf Naxos“, „Tristan und Isolde“), die Semperoper Dresden („Die Meistersinger von Nürnberg“), das Opernhaus Frankfurt („Un ballo in maschera“) und die Hamburgische Staatsoper („Das Rheingold“, „Die Walküre“). Der Bariton Jochen Kupfer wurde in Grimma geboren und erhielt seine Gesangsausbildung an der Musikhochschule Leipzig. Noch während seines Studiums wurde er an das Meininger Staatstheater engagiert, wo er u. a. als Wolfram von Eschenbach („Tannhäuser“) seine ersten Opernerfolge feiern konnte. Es folgte ein Engagement an der Sächsischen Staatsoper Dresden und Gastengagements u. a. an der Berliner Staatsoper Unter den Linden und an der Bayerischen Staatsoper München. Liederabende und Konzerte führten den mehrfach mit Preisen ausgezeichneten Sänger durch Europa, nach Japan und in die USA. Jochen Kupfer ist seit der Saison 2005/06 Ensemblemitglied des Staatstheater Nürnberg und sang hier Partien wie Marquis von Posa in „Don Carlo“, Guglielmo in „Così fan tutte“, Figaro in „Il barbiere di Siviglia“, Graf Almaviva in „Le nozze di Figaro“ sowie die Titelpartien in „Don Giovanni“ und „Eugen Onegin“, Frank/Fritz in „Die tote Stadt“ und zuletzt Wolfram in „Tannhäuser“. Am Theater Bremen feierte er 2008 sein Debüt als Jochanaan in „Salome“ und gastierte 2009 an der Semperoper mit Rossinis Barbier. Sonntag, 18. Juli 2010, 19.00 Uhr, Opernhaus IPHIGÉNIE EN TAURIDE Tragédie in vier Akten von Christoph Willibald Gluck Musikalische Leitung: Philipp Pointner Inszenierung: Claus Guth Bühne und Kostüme: Christian Schmidt Chor: Edgar Hykel Mit: Mireille Delunsch, Jochen Kupfer u. a.; Chor des Staatstheater Nürnberg Es spielen die Nürnberger Philharmoniker Koproduktion mit den Salzburger Festspielen und der Oper Zürich Weiterer Termin: 22. Juli, 20.00 Uhr Die Aufführungen von „Iphigénie en Tauride“ werden ermöglicht durch: Die Nürnberger Philharmoniker Oper und Sinfonik mit zahlreichen Neuerungen – so die Verwendung von Leitmotiven – große Bedeutung gewann und vor allem auch in Deutschland breit rezipiert wurde. E. T. A. Hoffmann, Mendelssohn und Beethoven analysierten, dirigierten und studierten seine Werke – und Beethovens „Fidelio“ ist ohne Méhuls, aber auch ohne Luigi Cherubinis (1760-1842) Einfluss kaum zu denken. Von letzterem erklingen Auszüge aus seiner berühmten‚ Schreckensoper’ „Médée“, die in faszinierender Weise den Atem der großen Musiktragödien Glucks atmet und gleichzeitig das Tor hin zur musikalischen Romantik eröffnet. Den Abschluss dieser musikalischen Reise bildet Ludwig van Beethovens (1770-1827) 1. Sinfonie, in der der Komponist bereits energisch seine Eigenständigkeit manifestiert, die Wiener Klassik verabschiedet und man „den Wind der Französischen Revolution zu spüren glaubt.“ (Attila Csampai) Donnerstag, 22. Juli 2010, 20.00 Uhr, Historischer Rathaussaal GOSSEC, MÉHUL UND CHERUBINI Konzert mit dem Jungen Tonkünstler Orchester Bayreuth Musikalische Leitung: Manfred Jung François-Joseph Gossec 3. SINFONIE IN D-DUR, OP. 5, „PASTORELLA“ Étienne-Nicolas Méhul 1. SINFONIE IN G-MOLL Luigi Cherubini MÉDÉE, OUVERTURE UND ARIEN Ludwig van Beethoven 1. SINFONIE IN C-DUR, OP. 21 VON GOSSEC BIS BEETHOVEN Das Junge Tonkünstler Orchester Bayreuth spielt revolutionäre Sinfonik Es ist zum ersten Mal zu Gast bei den Internationalen-Gluck-Opern-Festspielen – und wartet gleich mit einem ambitionierten und ausgefallenen Konzertprogramm auf: Das Junge Tonkünstler Orchester Bayreuth. Dieses Orchester, das von der renommierten Jungen Musiker Stiftung, die u. a. auch den Cantilena-Gesangswettbewerb ausrichtet, finanziert wird, versammelt alljährlich zu einem Sommerkurs hoch motivierte und talentierte junge Nachwuchsmusiker in Bayreuth. Künstlerischer Leiter der Stiftung und Dirigent der Jungen Tonkünstler ist der international gefeierte Wagner-Tenor Manfred Jung. Nach seiner Jahrzehnte währenden erfolgreichen Karriere, über zwanzig Jahre prägte er u. a. als Interpret die Bayreuther Festspiele, legt er nun sein ganzes Engagement in die Förderung der jungen Talente und deren Heranführung an den professionellen Kulturbetrieb. Im schönen Ambiente des Historischen Rathaussaales erklingen während des Konzertes Werke der französischen Komponisten Gossec, Méhul und Cherubini, die alle drei nur selten auf den Konzertpodien erklingen – in ihrem kompositorischen Schaffen aber auf das Engste mit dem musikalischen Reformwerk Christoph Willibald Glucks sowie den umstürzenden Ereignissen der Französischen Revolution verbunden sind. So war François-Joseph Gossec (1734-1829) ein glühender Verfechter der Französischen Revolution, ein Anhänger der Gluck’schen Opernreformen und eine einflussreichenMusikerpersönlichkeit seiner Zeit. Er leitete u. a. die Concerts Spirituel in Paris und komponierte für dieses Spitzenorchester zahlreiche Sinfonien, die ihn heute als einen der maßgeblichen Wegbereiter der Klassik und frühen Romantik gelten lassen. Étienne-Nicolas Méhul (1763-1817) ist neben Gossec ,der‘ Komponist der Französischen Revolution, der im Bereich der -EHR6ERTRAUENDURCH1UALIT»T © Vladimir Fedorov - Fotolia.com »Der Wind der französischen Revolution« 22 Gossec, Méhul und Cherubini MüllerVerlag – Ihr zuverlässiger Partner in der Nähe für das medienübergreifende Finden hochwertiger Kontakte – wünscht den Internationalen Gluck-Opern-Festspielen in Nürnberg 2010 herausragende Erfolge. garantiert gut gewählt Andromaque Georges Lavaudant Judith van Wanroij Der Autor, Schauspieler und Regisseur Georges Lavaudant begann seine Laufbahn am Theater Grenoble, war Co-Direktor des Centre dramatique national des Alpes und des Maison de la Culture in Grenoble, bevor er 1986 Patrice Chéreau als Co-Direktor des Théâtre National Populaire in Villeurbanne folgte. Von 1996 bis 2007 leitete er in Paris das Odéon-Théâtre. Er war in den letzten Jahrzehnten regelmäßiger Gast beim Festival d’Avignon, u. a. mit seiner Inszenierung von „Richard III.“ (1984), mit „Terra Incognita“ (1992) nach seinem gleichnamigen Roman oder mit „Le Bas-Fonds du rêve“ von Juan Carlos Onetti (2003). Neben unzähligen Schauspiel-Inszenierungen hat er seit Mitte der 90er Jahre auch immer wieder für die Oper gearbeitet. So brachte er u. a. 1995 in Straßburg „Prova d’orchestra“ und 2000 in Florenz „Impressions d’Afrique“ von Giorgio Battistelli heraus. An der Opéra de Paris inszenierte er Gounods „Roméo et Juliette“, an der Opéra de Lyon Mozarts „Die Entführung aus dem Serail“ und in Montpellier Wagners „Tristan und Isolde“. Nach ihrer Ausbildung am Conservatorium van Amsterdam und an der De Nieuwe Opera Academie of Amsterdam und Den Haag gab Judith van Wanroij ihr Debut mit der Titelrolle von Offenbachs „La Périchole“. Später konnte man sie unter anderem in den Rollen der Musetta in Puccinis „La Bohème“, der Papagena in Mozarts „Die Zauberflöte“, der Belinda in Purcells „Dido und Aeneas“ und der Rossweisse in Wagners „Die Walküre“ erleben. Darüber hinaus gastierte sie an der Opéra de Lyon, am Teatro Real in Madrid, an der Vlaamse Opera in Antwerpen sowie bei den Wiener Festwochen und dem Festival d’Aix-en-Provence. Kürzlich sang Judith van Wanroij die Despina in „Così fan tutte“, die Servilia in „La clemenza di Tito“, Ilia in „Idomeneo“ an der Opéra de Nancy und Virtu/Damigella in „L’incoronazione di Poppea“ am Gran Teatre del Liceu, Barcelona. Bei ihren weltweiten Konzerten und Oratorien-Aufführungen hat sie mit Frans Brüggen, Edo de Waart, William Christie, Kenneth Weiss, Jesus Lopez Cobos, Emmanuel Krivine, Christophe Rousset, Jaap van Zwenden und Skip Sempé zusammengearbeitet. „Andromaque“ als Gegenstück zu „Iphigénie“ Pitras’ Libretto hält sich sehr genau an Racines Drama, wobei Andromaque, die Witwe des Troja-Helden Hector, noch stärker in dem Mittelpunkt gerückt wird. Anders als bei Homer ist sie mit ihrem Sohn Astyanax Pyrrhus, dem Sohn des Hector-Bezwingers Achilles, als Kriegsbeute übergeben worden. Nun haben die Griechen Orest, den Sohn Agamemnons nach Epirus geschickt, den letzten Nachkommen aus dem Königshaus des Priamus zu töten. Pyrrhus, obwohl mit Menelaos’ Tochter Hermione verlobt, wirbt um Andromaques Hand mit dem Versprechen, sie und ihren Sohn vor den Griechen zu schützen. Da sie Pyrrhus verachtet und die Eifersucht Hermiones fürchtet, erwägt sie, die Ehe nur zum Schein einzugehen. Doch Pyrrhus wird schließlich vom eifersüchtigen Orest erschlagen, der um Hermione wirbt. Grétrys Werke bewunderten Zeitgenossen vor allem wegen deren Emotionalität und Empfindsamkeit. Seine große Wendigkeit und Vielseitigkeit prädestinierten ihn dafür, bis dahin im Musiktheater streng gewahrte Gattungsgrenzen zu überschreiten, die Bereiche von Tragik und Komik zu vermischen. Er wurde so zum großen Unterhalter der Stadt Paris und des Hofes. Mit der Revolution 1789 jedoch schwand das öffentliche Interesse an seiner Kunst, bestand an repräsentativen Opernkompositionen in diesen Jahren doch kaum Bedarf. Seine Versuche, sich mit Stoffen wie „Guillaume Tell“ oder „La rosière républicaine“ dem Tagesgeschmack anzupassen, blieben hinter den Erfolgen früherer Jahre weit zurück. Ausweichmanöver des Gluck-Bewunderers und -Konkurrenten Grétry D as Orchester „Le Concert Spirituel“ und sein musikalischer Leiter Hervé Niquet gelten als Vorzeigeensemble in Sachen Alter Musik. Im Rahmen der Schwetzinger SWR Festspiele bringen sie im April 2010 das Werk eines wichtigen Zeitgenossen Christoph Willibald Glucks heraus, André-Ernest-Modeste Grétrys (1741-1813) Oper „Andromaque“; wichtig insofern, als er den Musikgeschmack im Paris der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wesentlich prägte. Während Gluck das Programm an der Académie royale de Musique bestimmte, regierte Grétry an der Comédie-Italienne. Der 1741 in Lüttich geborene Grétry begeisterte sich während seines Studiums in Italien (1760-1766) vor allem für die italienische Opera buffa. 1767 machte er sich auf nach Paris, um von dort die Musikwelt mit französischen Opern in italienischem Stil zu erobern. Mit „Le Huron“ nach einer Erzählung Voltaires gelang ihm an der Comédie-Italienne sein erster großer Erfolg, dem 24 Andromaque viele weitere folgten. Der Comédie-Italienne bescherte er die größten Einnahmen dieser Jahre. Seine BallettKomödie „Zémire et Azor“ (1771) kam so außerordentlich gut an, dass sie Grétry sogar eine königliche Leibrente einbrachte. Sein Ruhm gelangte weit über Paris hinaus, seine Stücke wurden in Belgien, Deutschland, Italien, selbst in Schweden und Russland aufgeführt. Grétrys Versuche, an der Académie royale de Musique, im Reiche Glucks, ebenfalls zu reüssiren, waren weniger erfolgreich. Nach dem Scheitern seines Ballet héroïque „Céphale et Procris“ 1775 plante er zunächst eine Tragédie-lyrique mit dem Stoff der „Iphigénie en Trauride“. Doch als er erfuhr, dass Gluck bereits am gleichen Sujet arbeitete, ging er der unmittelbaren künstlerischen Konfrontation aus dem Weg. Stattdessen widmete er sich Racines Tragödie „Andromaque“ (1667). Das gleichnamige Werk erlebte seine Uraufführung an der Académie erst 1780 und erschien bereits 1781 in einer Neubearbeitung des Komponisten. »Französische Opern im italienischem Stil« Andromaque 25 Le Concert Spirituel Hervé Niquet Sébastien Guèze Der renommierte französische Dirigent und Cembalist Hervé Niquet studierte Komposition, Chorleitung, Cembalo, Orgel und Schauspiel. Ab 1980 war er an der Pariser Oper als Chef de Chant für die musikalische Einstudierung der Sänger zuständig und gründete 1987 das Ensemble „Le Concert Spirituel“. Er und sein Orchester haben sich mit der Interpretation von Barockmusik in historischer Aufführungspraxis einen Namen und auch um die Wiederentdeckung alter Meister der französischen, italienischen und englischen Musik verdient gemacht. Die Einspielungen der Werke Lullys, Rameaus, Campras und weniger bekannter Komponisten, wie Jean Gilles, MarcAntoine Charpentier, Joseph Michel oder Paolo Lorenzani gelten als Reverenzaufnahmen. 2002 gründete Niquet in Montréal das Barockorchester „La Nouvele Sinfonie“ und wurde 2004 zum künstlerischen Leiter der Beethoven-Akademie in Antwerpen ernannt. Als international gefragter Konzert- und Operndirigent arbeitete Niquet u. a. mit der Akademie für alte Musik Berlin und dem Rias Kammerchor zusammen, mit der Sinfonia Varsovia, Warschau und dem Philharmonischen Orchester von Radio France. Regelmäßig ist er als Dirigent auch für die Opéra National de Montpellier und die Oper von Nantes-Anger tätig. Am Theater Basel, Opernhaus des Jahres 2009, brachte er im letzten Jahr mit dem Regisseur Christoph Marthaler Offenbachs „Die Großherzogin von Gerolstein“ mit Anne Sofie von Otter in der Titelrolle heraus. Der französische Tenor Sébastien Guèze gilt als einer der vielversprechendsten Tenöre seiner Generation. 2003 belegte er den ersten Platz in der Kategorie der Männer beim Metz Tournament, er war Finalist im Internationalen Enrico-Caruso-Wettbewerb in Mailand und erhielt 2004 den ersten Preis des Europäischen Gesangswettbewerbs in Arles. Darüberhinaus bekam er den Publikumspreis des Placido Domingo Opernwettbewerbs „Operalia“, der seine internationale Karriere begründete. 2009 wurde er für den französischen Klassikpreis als „Bester Sänger des Jahres“ nominiert. Sébastien Guèze studierte in Südfrankreich Gesang, während er parallel dazu seinen Magister in Internationaler BWL machte. Anschließend setzte er sein Studium am Nationalkonservatorium in Paris fort. Seine Engagements führten Sébastien Guèze u. a. an die Griechische Nationaloper (Rodolfo in „La Bohème“), an das Concertgebouw Amsterdam (Romeo in „Romeo et Juliette“), zum Festival Musiques au Coeur d’Antibes (Pinkerton in „Madama Butterfly“), an die Opéra de Marseille („Salammbô“ und „Mireille“), an die Opéra National de Bordeaux („La Périchole“) und nach Pamplona („Faust“). Maria-Riccarda Wesseling Tassis Christoyannis Maria Riccarda Wesseling ist in Graubünden (Schweiz) geboren. Sie studierte bei Hedwig Vonlanthen, Elisabeth Glauser, Margreet Honig und Barbara Martig. An der Pariser Nationaloper singt sie die Gluck-Titelrollen „Iphigénie en Tauride“ und Orpheus (Wiener Fassung), aber auch Eurydice (in der frz. Fassung). Außerdem: u. a. die Titelpartien in „Carmen“ und „La Cenerentola“, Idamante in „Idomeneo“ und Sesto in „La clemenza di Tito“, Rosina in „Il barbiere di Sevilla“, Fenena in „Nabucco“, Berlioz’ Marguerite, Giulietta in „Les Contes d’Hoffmann“ (mit Olivier Py), und Metella in „La Vie Parisienne“ bei der Nationaloper in Lyon (mit Laurent Pelly, DVD Ausgabe bei Virgin). In Lyon führte sie zudem Zemlinskys Bianca in „Eine florentinische Tragödie“ auf; eine Rolle, die sie anschließend auch an der Oper Frankfurt und beim Festival de Opéra de Tenerife sang. Die Mezzosopranistin gastiert u. a. am Théâtre des Champs-Élysées und der Opéra National in Paris, Théâtre National de la Monnaie Brüssel, Finnische Nationaloper Helsinki, Oper Bilbao, Staatsoper Berlin, Semperoper Dresden, Palau de la Musica-Barcelona, Concertgebouw Amsterdam sowie verschiedenen Festivals. Sie arbeitet mit Dirigenten wie Riccardo Chailly, Peter Eötvös, Thomas Hengelbrock, Marc Minkowski und Regisseuren wie Pina Bausch, Peter Mussbach, Peter Sellars und Krzysztof Warlikowski. Auf CD erschien u. a. „Wien 1900 (Berg, Schönberg, Mahler)“, „Sous l´eau du songe“ (u. a. Alma Mahler) und Händel Heroines. Auf DVD: Orpheus und Eurydice, Metella in La Vie Parisienne, Giulietta in Les Contes d´Hoffmann. Der griechische Bariton studierte in seiner Heimatstadt Athen sowie im italienischen Cremona bei Aldo Protti. Nach seiner Ausbildung sang er an der Griechischen Nationaloper unter anderem die Rolle des Papageno in Mozarts „Die Zauberflöte“, Marcello in Puccinis „La Bohème“, Belcore in Donizettis „L´elisir d´amore“, Dr. Falke in Johann Strauss’ Operette „Die Fledermaus“, den Figaro in Rossinis „Il barbiere di Siviglia“, sowie die Titelrollen von „Nabucco“ und „Eugen Onegin“. Zahlreiche Gastspiele führten Tassis Christoyannis an die Oper in Vichy und Pisy, an die Carnegie Hall, an die Virginia Opera sowie an die Staatsoper Unter den Linden. Seit 2000/2001 ist Tassis Christoyannis festes Mitglied der Rheinoper in Düsseldorf. Dort konnte man ihn unter anderem als Posa („Don Carlos“), als Germont („La Traviata“) und als Rigoletto auf der Bühne sehen. 20. Juli, 20.00 Uhr, Opernhaus Andromaque Tragédie-lyrique von André-Ernest-Modeste Grétry, Libretto von Louis-Guillaume Pitras nach Jean Baptiste Racine Musikalische Leitung: Hervé Niquet Inszenierung und Licht: Georges Lavaudant Bühne und Kostüme: Jean-Pierre Vergier Chor: Edgar Hykel Mit: Judith van Wanroij (Andromaque), Maria-Riccarda Wesseling (Hermione), Sébastien Guèze (Pyrrhus), Tassis Christoyannis (Oreste); Chor des Staatstheater Nürnberg; Es spielt Le Concert Spirituel Eine Koproduktion des Staatstheater Nürnberg mit: Die Aufführung von „Andromaque“ wird ermöglicht durch: 26 Thema Titel Unterzeile Andromaque 27 Thilo Wolf Die Thilo Wolf Big Band THILO WOLF LÄSST GLUCK SWINGEN Das Open-Air-Jazzkonzert „Gluck and Friends“ mit der Thilo Wolf Big Band Wenn in lauer Sommernacht die Sterne über Nürnbergs Altstadt glänzen, dann lädt Thilo Wolf mit seiner Big Band zum musikalischen Crossover und bringt die Melodien von Christoph Willibald Gluck und Hector Berlioz zum swingen und explodieren. Dann wird auf dem Klarissenplatz vor dem Neuen Museum bisher Unerhörtes erklingen, denn eines ist sicher: Es wird spannend, wenn Sopranistin Melanie Hirsch zusammen mit Thilo Wolf über Glucks schönste Melodien meditiert, wenn die Kompositionen Glucks und Berlioz’ die melodisch-harmonische Vorlage für Improvisationen auf dem Saxophon liefern, wenn Orpheos Gesänge von der Elektro-Harfe begleitet werden oder Big Band-Sound nicht nur die Furien zum Tanzen bringt ... Thilo Wolf arbeitet seit Jahren erfolgreich als Pianist, Komponist und Arrangeur mit seinen Formationen „Thilo Wolf Big Band“ und dem „Thilo Wolf Jazz-Quartett“. Da seine Liebe nicht nur dem pulsierenden, 28 Gluck and Friends swingenden Jazz gilt, sondern er sich immer wieder stilübergreifenden Projekten öffnet – so in Konzerten mit dem Berliner Saxophon Ensemble oder mit dem Windsbacher Knabenchor – ist er der geeignete Mann, um den Beweis anzutreten, dass Gluck und seine Nachfolger bereits den Swing im Blut hatten. Thilo Wolf war mit seinen Crossover-Projekten bisher beim „MDR MUSIKSOMMER“, dem „Rheingau-Musikfestival“ oder dem „Internationalen Beethoven Fest“ zu erleben. Der Musiker erhielt u. a. den „Louis-Armstrong-Gedächtnis-Preis“ (2004) sowie den Großen Kulturpreis der Stadt Fürth (2004) und seine Sendung „Swing it!“ (BR) wurde 2002 zur „Besten Jazzsendung des Jahres“ erklärt. Zahlreiche CD-Produktionen und Konzerte führten ihn u. a. zur Zusammenarbeit mit Grammy-Preisträgern wie Diane Schuur, den „New York Voices“ sowie mit John Pizzarelli, Randy Brecker und James Morrison. Die vielseitige Sopranistin Melanie Hirsch ist Ensemblemitglied des Staatstheater Nürnberg. Sie erhielt ihre klassische Gesangsausbildung bei Markus Köhler (Hochschule für Musik Detmold) und bei Romelia Lichtenstein (Opernhaus Halle) und wurde vielfach ausgezeichnet. Gastengagements führten sie nach Baden-Baden, Bielefeld, Berlin, Reims, Barcelona und Monte Carlo sowie zu den Händelfestspielen nach Halle, zum Schönberger Musiksommer und zu den Barockfestspielen Bad Arolsen. Neben dem klassischen Repertoire singt Melanie Hirsch in einer eigenen Jazzformation und widmet sich dem Liedgesang wie der Barockmusik – und sagt, dass das Improvisieren im Barock und im Jazz gar nicht so weit auseinander liegen. Freuen Sie sich auf jeden Fall auf eine Begegnung der besonderen Art, die für Liebhaber beider Genres mit Sicherheit Überraschendes birgt! Montag, 19. Juli 2010, 20.00 Uhr, Klarissenplatz (vor dem Neuen Museum in Nürnberg), Open Air GLUCK AND FRIENDS Jazzkonzert mit der Thilo Wolf Big Band Mit: Melanie Hirsch Weiterer Termin: 21. Juli Die Konzerte werden ermöglicht durch: Henriette Schmidt-Burkhardt In Kooperation mit: Melanie Hirsch Gluck and Friends 29 In der Partie des Orphée wird die international gefeierte Mezzosopranistin Hadar Halévy zu hören sein. Der in Israel geborenen Sängerin gelang als Bianca in Mercadantes „Il giuramento“ 2002 auf dem Wexford Festival der internationale Durchbruch. Seitdem war sie an vielen Opernhäusern wie der Deutschen Oper Berlin, Semperoper Dresden, Hamburger Staatsoper, Teatro Carlo Felice in Genua, Teatro Massimo in Palermo, der San Francisco Opera, Teatro Regio in Turin, Teatro dell’Opera in Rom, Théâtre Royale de la Monnaie in Brüssel sowie der Frankfurter und der Kölner Oper zu erleben. Hadar Halévy studierte an der Universität von Tel Aviv und an der Juilliard School New York. Sie gewann zahlreiche internationale Gesangswettbewerbe, u. a. den 1. Preis beim „Concours International du Chant de la Ville de Toulouse“. Ihr ständig wachsendes Repertoire umfasst neben dem Orphée Partien wie Olga („Eugen Onegin“), Laura („La Gioconda“), Malcolm („La donna del Lago“), Arsace („Semiramide“), die Titelrolle in Händels „Ariodante“ und Rossinis „Tancredi“, Adalgisa („Norma“), Charlotte („Werther“), die Titelrolle in Bizets „Carmen“, Isabella („L’Italiana in Algeri“) und Léonor („La favorite“). 2009 sang sie in „Le Comte Ory“ auf dem Rossini-Opernfestival in Pesaro und bei einer Rossini-Gala unter Alfredo Zedda an der Deutschen Oper Berlin. Die Sopranistin Heidi Elisabeth Meier, die die Partie der Euridice singt, ist seit 2006/2007 Ensemblemitglied in Nürnberg und begeisterte das Publikum in dieser Partie bereits in der italienischsprachigen Version „Orfeo ed Euridice“ bei den Gluck-Opern-Festspielen 2005 sowie bei dem Gastspiel des Staatstheaters in Shenzhen, China. In der aktuellen Spielzeit singt die jüngst mit dem bayerischen Kunstförderpreis ausgezeichnete Sopranistin Konstanze in „Die Entführung aus dem Serail“, Zerbinetta in „Ariadne auf Naxos“ sowie Pamina und die Königin der Nacht in „Die Zauberflöte“. Ihre rege Konzerttätigkeit in den Bereichen Lied und Oratorium führte u. a. zu einer CD-Produktion mit dem DSO Berlin von Schönbergs „Die Jakobsleiter“ und einer Teilnahme am Lucernefestival 2007. Die Nürnberger Symphoniker werden unter der Leitung des Gastdirigenten Michael Hof­ stetter spielen. Der Barockspezialist gilt international als einer der meistgefragten jungen Dirigenten und als Experte für authentische Aufführungspraxis. Der geborene Münchener war neben seiner Tätigkeit als Dirigent auch Professor für Orchesterleitung und Alte Musik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit 2005 ist er Chefdirigent der Ludwigsburger Schlossfestspiele und erhielt hierfür 2008 den Horst-Stein-Preis. Seit 2006 ist er auch Chefdirigent des Stuttgarter Kammerorchesters. Seit 1998 dirigiert er regelmäßig bei den Händel-Festspielen in Karlsruhe und war dort zuletzt 2008 in Händels „Giulio Cesare in Egitto“ zu erleben. Michael Hofstetter ist bei vielen international bedeutenden Opernhäusern, Orchestern und Festivals zu Gast, darunter die Hamburgische Staatsoper, die Bayerische Staatsoper, die Deutsche Oper Berlin, das Gran Teatre del Liceu in Barcelona und die Salzburger Festspiele. So führte ihn u. a. 2008 eine Produktion von Berlioz’ Oper „Béatrice et Bénédict“ an die Houston Grand Opera, und 2009 dirigierte er Mozarts „Le nozze di Figaro“ an der Welsh National Opera in Cardiff. »Berlioz läutete die GluckRenaissance ein« Orphée et Euridice Musikalische Metamorphosen eines unsterblichen Mythos D er Mythos um Orpheus, der die Geister und Götter der Unterwelt Kraft seiner wunderbaren Musik betört, um seine Geliebte Eurydike ins Leben zurückzuholen, inspiriert die Künstler seit jeher und ging um 1600 als erster Opernstoff in die abendländische Musikgeschichte ein. Etwa 150 Jahre später, nämlich 1762, war es Christoph Willibald Gluck, der auf der Grundlage dieses Mythos das spätbarocke Musiktheater reformierte. Mittels einer neuen dramatischen Einheit von Musik, Sprache und Handlung vermochte Gluck in seinem italienischsprachigen Reformwerk „Orfeo ed Euridice“, die elementaren menschlichen Situationen unmittelbar in musikdramatischen Ausdruck umzusetzen – davon zeugen Stücke wie das berühmte Klagelied des Orpheus aus dem dritten Akt, „Che farò senza Euridice?“. Zwölf Jahre nach der Uraufführung in Wien präsentierte Gluck 1774 in Paris eine zweite, französischsprachige Version des Reformwerkes. Diese Bearbeitung, ein in wesentlichen Zügen neues Werk, besticht durch die Neukomposition der Rezitative und eine stärkere Dramatisierung und Dynamisierung der Szenen. Mehr als weitere achtzig Jahre später nahm sich Hector 30 Orphée et Euridice Berlioz, einer der bedeutendsten französischen Komponisten des 19. Jahrhunderts und zudem ein ausgewiesener Gluck-Kenner, des nun als „Orphée et Euridice“ betitelten Werkes an. Berlioz griff auf die Wiener Urfassung zurück und übernahm die Elemente der Pariser Version, die er als Verbesserung ansah. Zudem führte er reizvolle Ergänzungen in der Instrumentation sowie einige Anleihen aus anderen Werken Glucks durch. Unter den vielen Unterschieden zwischen den verschiedenen Fassungen sticht vor allem die Wahl des Stimmtypus für die Partie des Orpheus hervor: 1762 legte Gluck die Rolle für einen Kastraten an, 1774 komponierte er sie für hohen Tenor und 1859 schrieb Berlioz die Partie für das reizvoll-dunkle Timbre der Star-Altistin Pauline Viardot-Garcia um, die dem halbvergessenen Meisterwerk eine triumphale Wiederbelebung ermöglichte. Die Berlioz’sche Mischfassung mit ihrer Rückführung der Titelpartie in die originale Stimmlage läutete gleichzeitig die Gluck-Renaissance ein. Anlässlich der Internationalen Gluck-Opern-Festspiele kommt diese inzwischen selten zu hörende Fassung konzertant zur Aufführung. Hadar Halévy Heidi Elisabeth Meier Michael Hofstetter Orphée et Euridice 31 Die Nürnberger SypMhoniker Die Nürnberger Symphoniker wurden 1946 gegründet und sind eines der großen Konzert-Orchester der Metropolregion Nürnberg. In jeder Saison geben sie rund 100 Konzerte mit Schwerpunkt im klassischen und romantischen Repertoire und erfreuen dabei rund 180.000 Konzertbesucher mit klassischem Hörgenuss. Neben regelmäßigen Auftritten in den Zentren der europäischen Musikkultur wie Berlin, Mailand, Prag und Wien weitet das Orchester seine internationalen Gastspielreisen auf fernere Länder aus. So wurde es im Herbst 2009 auf seiner erstmaligen Reise nach Japan bei acht Konzerten in sieben Städten stürmisch gefeiert. Für ihr Publikum stehen die Nürnberger Symphoniker für Qualität und stilistische Bandbreite, die von Anfang an ihre Musik von Bach bis Hollywood geprägt haben. Mittwoch, 21. Juli 2010, 20.00 Uhr, Opernhaus Orphée et Euridice Tragédie-opéra von Christoph Willibald Gluck In der Fassung von Hector Berlioz (1859) Konzertante Aufführung Musikalische Leitung: Michael Hofstetter Mit: Hadar Halévy (Orphée), Heidi Elisabeth Meier (Euridice) u. a.; Chor des Staatstheater Nürnberg Es spielen die Nürnberger Symphoniker Die konzertante Aufführung „Orphée et Euridice“ wird ermöglicht durch: „Gluck macht glücklich“ Starsopranistin Véronique Gens über ihr Verhältnis zu dem Meister aus Erasbach D Die Nürnberger Symphoniker 32 Orphée et Euridice ass Sängerinnen heute aussehen müssen wie Fotomodels, um Erfolg zu haben, ist mittlerweile fast ebenso zum Klischee verkommen wie das von der fülligen Operndiva mit der göttlichen Stimme. Nun ist die französische Sopranistin Véronique Gens insofern ein Sonderfall, als ihr Aussehen völlig den Model-Standards des modernen Opernbetriebs entspricht, zugleich aber einhergeht mit einer beispiellosen Musikalität und szenischen Präsenz, einer makellos schönen und ausdrucksvollen Stimme sowie einer enormen stilistischen Versiertheit. Die Karriere von Véronique Gens mit „bemerkenswert“ zu bezeichnen, wäre schlicht untertrieben. Die Sopranistin gastiert auf der ganzen Welt, ist an der Opéra de Paris ebenso zu Hause wie am Teatro del Liceo in Barcelona, bei den Festspielen von Aix-en-Provence oder den Salzburger Festspielen. Entdeckt wurde die Sängerin von dem Barock-Spezialisten William Christie, der ihr erste Auftritte in Opern von Lully und Rameau ermöglichte. Ein wichtiger Entwicklungsschritt waren ihre Mozart-Rollen unter dem Dirigenten Jean-Claude Malgoire in den 90er Jahren. Dass Véronique Gens heute die wohl wichtigste französische Sängerin ist, dokumentieren zwei kürzlich erschienene Alben, die „Tragédiennes“, Tragödinnen, gewidmet sind. Bei ihrem Konzert im Rahmen der Gluck-Opern-Festspiele schlägt die Sängerin einen Bogen von Gluck über Mozart und Arriaga, dem „spanischen Mozart“, bis hin zu Hector Berlioz. Zu Gluck, der in dieser Sammlung natürlich nicht fehlen darf, hat die Sängerin eine ganz besondere Beziehung. Im Interview erklärte sie uns, weshalb. Véronique Gens 33 Sie haben sehr viel Gluck gesungen, zuletzt Glucks „Iphigénie en Aulide“ („Iphigenie in Aulis“) am renommierten Théâtre de la Monnaie in Brüssel – macht Gluck beim Singen glücklich? Ja, ich habe zuletzt Glucks „Iphigenie in Aulis“ in Brüssel gesungen, „Iphigenie auf Tauris“ in Wien und „Alceste“ beim Festival in Aix-en-Provence. Oh ja, Gluck macht mich glücklich, obwohl all diese Rollen ja tragisch sind! Obwohl er in Deutschland geboren wurde, haben die Deutschen nach wie vor ein eher unbestimmtes Verhältnis zu Gluck. Wie ist die Situation in Frankreich – wo Gluck gelebt hat, wo er seine größten Triumphe feiern konnte. Ist Gluck für die Franzosen ein Nationalheld? Nein, ein Nationalheld ist er nicht. Gluck wird in Frankreich nach wie vor sehr verkannt – vielleicht sogar noch mehr als in Deutschland. Ist Gluck im Vergleich zu Mozart – der ja nach Meinung aller Sänger „Balsam für die Stimme“ ist – ein Komponist, der die menschliche Stimme liebt? Oh ja, natürlich, und man fühlt sich in manchen Arien der Musik Mozarts sehr nahe. Die Schwierigkeit liegt darin, Französisch zu singen. Für die Stimme ist das nicht immer ganz so einfach ... Wo liegen die Schwierigkeiten bei Gluck? Die großen Rezitative mit Orchesterbegleitung sind für den Sänger, den Dirigenten und das Orchester immer sehr knifflig. Man muss zusammen atmen und singen. Aber sie sind sehr gut geschrieben und in sich sehr stimmig, wenn man sich die Mühe macht, sie zu verstehen. Dem Text kommt in den Opern Glucks eine ganz besondere Bedeutung zu. Zieht das eine andere Herangehensweise als etwa bei den Opern Rameaus oder Lullys nach sich? Nein – egal, ob Sie nun Gluck oder Rameau oder Lully oder sogar Mozart singen, Sie müssen den Text verstehen! Ansonsten wird es uninteressant. Sie haben Ihr Repertoire beträchtlich vergrößert, indem Sie sich vorsichtig von Lully und Rameau an Mozart und Berlioz, ja sogar an Wagner herangetastet haben. Welche neuen Rollen werden Sie in der näheren Zukunft singen? Und von welchen Rollen träumen Sie? Mein Repertoire vergrößert sich, das stimmt. Aber, ich betone es noch einmal, diese Erweiterung des Repertoires geht Hand in Hand mit der natürlichen Entwicklung meiner Stimme. Ich glaube nicht, dass ich je eine andere Partie von Wagner singen werde als die Eva in den „Meistersingern“, aber ich bereite mich gerade auf die „Dialoge der Karmeliterinnen“ von Poulenc vor, in denen ich die Rolle der Madame Lidoine singen werde. Und ich werde nochmals Alice in Verdis „Falstaff“ singen. Ich hätte große Lust, die Marschallin zu singen ... Vielleicht werde ich das eines Tages auch tun! Zum Schluss eine nicht ganz ernst gemeinte Frage: Gibt es Männerrollen, die Sie gerne singen würden? Nein, denn ich bin ja kein Mann ...! Die Frage habe ich mir nie gestellt, es gibt auch so schon genug für mich zu tun! Freitag 23. Juli 2010, 20.00 Uhr, Opernhaus VÉRONIQUE GENS Konzert mit Werken von Gluck, Mozart, Arriaga und Berlioz Musikalische Leitung: Hervé Niquet; Es spielen die Nürnberger Philharmoniker Christoph Willibald Gluck „Non, ce n’est point un sacrifice“ (Alceste) Christoph Willibald Gluck „Je n‘ai jamais chéri la vie“ (Alceste), aus: „Alceste“, Tragedie opera en trois actes, Pariser Fassung 1776 Wolfgang Amadeus Mozart „Il padre adorato“ (Idamante) aus „Idomeneo“, Dramma per musica in drei Akten, 1781 Juan Crisóstomo de Arriaga „Mais sur cette arène guièrre“ (Herminie) aus „Herminie“, Scène lyrique-dramatique, 1821-26 Hector Berlioz Herminie, Scène lyrique für Sopran und Orchester, 1828 Das Konzert mit Véronique Gens wird ermöglicht durch: 34 Henriette Schmidt-Burkhardt Véronique Gens 35 VON GLUCK ZU BERLIOZ Das öffentliche Symposium zu den Internationalen Gluck-Opern-Festspielen E s ist mittlerweile gute Tradition, die Festspiele mit einem öffentlichen Symposium zu begleiten. Damit die interessierte Öffentlichkeit leichteren Zugang zu den Vorträgen und Diskussionen bekommt, findet das diesjährige Symposium in dem prachtvollen Marmorsaal in der Akademie statt – also im architektonisch geeignete Rahmen, um sich unter dem Thema „Von Gluck zu Berlioz – Antikenrezeption und Monumentalität“ mit der Schwerpunktsetzung der Festspiele „Gluck, Paris und die Folgen“ auseinanderzusetzen. Als Programmplaner und Leiter der Symposiums konnte der renommierte Gluck-Spezialist und Kenner der französischen Oper, Proffessor Dr. Thomas Betzwieser von der Universität Bayreuth, gewonnen werden. In Zusammenarbeit mit der Internationalen Gluck-Gesellschaft, dem Forschungsinstitut für Musiktheater Thurnau sowie der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz wird ein hochkarätig besetzter Kreis vor Thomas Betzwieser Prof. Dr. Thomas Betzwieser ist seit 2001 Professor für Musikwissenschaft an der Universität Bayreuth; Mitherausgeber der „Perspektiven der Opernforschung“; seit 2009 leitete er das Editionsprojekt „OPERA – Spektrum des europäischen Musiktheaters“ (Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz). Er veröffentlichte zahlreiche Publikationen zur Operngeschichte vom 17. bis 20. Jahrhundert, u. a. „Sprechen und Singen: Ästhetik und Erscheinungsformen der Dialogoper“, Stuttgart/ Weimar 2002. allem die vielfältigen Beziehungen von Hector Berlioz zu Gluck unter die Lupe nehmen. Denn Berlioz hat sich um die Jahrhundertmitte bekanntlich in besonderer Weise – als „Propagandist“ wie als Bearbeiter – um das Werk Glucks verdient gemacht. Nicht zuletzt hat Gluck in Berlioz‘ Opern, allen voran in „Les Troyens“, zahlreiche Spuren hinterlassen. Gerade im Hinblick auf diese Verbindungen wird auch das Thema „Monumentalität“ im Zusammenhang mit der Rezeption der Antike im musikalischen Theater des frühen 19. Jahrhunderts eine besondere Betrachtung innerhalb des Symposiums erfahren. Außerdem soll der Figur der Tragödin nachgespürt werden; schließlich waren es gerade die großen Darstellerinnen, welche die außerordentliche Wirkung der Werke Glucks, Cherubinis und Berlioz‘ entscheidend beförderten ... Das Symposium richtet sich ausdrücklich auch an interessierte Laien, der Besuch ist kostenlos und erfordert keine Anmeldung! Samstag, 17. Juli 2010, 9.00 - 18.00 Uhr Sonntag, 18. Juli 2010, 9.30- 18.00 Uhr Marmorsaal in der Nürnberger Akademie VON GLUCK ZU BERLIOZ Antikenrezeption und Monumentalität in der französischen Oper Öffentliches Symposium Leitung: Prof. Dr. Thomas Betzwieser Das detaillierte Programm wird in einem gesonderten Flyer bekannt gegeben. In Zusammenarbeit mit der Internationalen GluckGesellschaft (Prof. Dr. Gerhard Croll), der Musikwissenschaft der Universität Bayreuth (Prof. Dr. Thomas Betzwieser), dem Forschungsinstitut für Musiktheater Thurnau (Prof. Dr. Anno Mungen) sowie der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Dr. Gabriele Buschmeier) 36 Thema Titel Unterzeile Das Symposium wird ermöglicht durch: Jugendakademie begleitet die Festspiele Jugendliche studieren die Festspiele von allen Seiten Einmal berühmten Künstlern wie Marc Minkowski, Anne Sofie von Otter oder Mireille Delunsch über die Schulter sehen, sich selbst als Bühnenbildner versuchen, die eigene Stimme ausprobieren und hinter den Kulissen der Festspiele die Organisationsstruktur erforschen – das und noch mehr wird im Programm der Jugendakademie angeboten, die die Internationalen Gluck-Opern-Festspiele in diesem Jahr erstmalig begleiten. Die Theaterpädagoginnen Gudrun Bär und Anja Sparberg bieten Jugendlichen ab 16 Jahren die Möglichkeit, die Festspiele zu begleiten und dabei sowohl eine intensive Auseinandersetzung mit dem Werk Christoph Willibald Glucks zu betreiben als auch sich mit der Organisationsstruktur eines internationalen Festivals vertraut zu machen. Die Jugendlichen erwartet ein entsprechend umfangreiches Programm zwischen dem 13. und 23. Juli: Neben mehreren Vorstellungs- und Konzertbesuchen während der Festspieltage stehen auch eine Reihe unterschiedlicher Workshops auf dem Programm, so zum Bereich Bühnenbild und Kostümausstattung, zu Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Festspielmarketing. Bei allen Workshop-Programmen wird Glucks „Iphigénie en Tauride“ im Zentrum der unterschiedlichen Arbeitsbereiche stehen. Die Jugendlichen erhalten während eines Probenbesuches zu Claus Guths „Iphigénie“-Inszenierung, die zu den Festspielen wieder aufgenommen wird, einen authentischen Eindruck von der Arbeit der Profis und dürfen sich auch in einem eigenen Gesangstraining selbst ausprobieren. Die Veranstaltungen der Jugendakademie werden an den Nachmittagen, Abenden und am Wochenende während der Festspiele stattfinden. Den konkreten Einsatzplan werden die Jugendlichen mit den Theaterpädagoginnen selbst zu Beginn der Akademie disponieren. Den Teilnehmern wird vom Theater eine entsprechende Unterrichtsbefreiung ausgestellt, sollte es zeitliche Überschneidungen mit dem Schulunterricht geben. Es wird ein Teilnahmebeitrag von 20 Euro erhoben, der den Besuch der Festspiel-Konzerte und Vorstellungen mit einschließt. Die Jugendakademie feiert ihren Abschluss mit einer Präsentationsveranstaltung am letzten Tage der Internationalen Gluck-Opern-Festspiele im Gluck-Saal, vor dem letzten Konzert der Festspielwoche mit Véronique Gens. Dort sind dann die Ergebnisse der Teilnehmer zu sehen, die während der Festspieltage erarbeitet worden sind. Neben den Angehörigen sind natürlich auch interessierte Festspielbesucher herzlich willkommen. 13.-23. Juli, Staatstheater Nürnberg Jugendakademie der Internationalen Gluck-Opern-festspiele Eine Expedition vor und hinter den Festspielkulissen für Jugendliche ab 16 Jahren Leitung: Gudrun Bär Abschlusspräsentation: 23. Juli, 18.00 Uhr, Gluck-Saal Anmeldung: Gudrun Bär, Staatstheater Nürnberg, Jugendakademie, Richard Wagner-Platz 2-10, 90443 Nürnberg, Tel. 0911 - 231 - 68 66, E-Mail: [email protected] Anmeldeschluss: 28. Juni 2010 (begrenzte Teilnehmerzahl) Teilnahmebeitrag: 20 Euro Die Jugendakademie wird ermöglicht durch: Jugendakademie 37 FREITAG 16. JULI 2010, 20.00 UHR, OPERNHAUS DIENSTAG, 20. JULI 2010, 20.00 UHR, OPERNHAUS ERÖFFNUNGSGALA ANDROMAQUE KONZERT MIT ANNE SOFIE VON OTTER UND ANTOINE TAMESTIT (BRATSCHE) Mit Werken von Gluck und Berlioz, Musikalische Leitung: Marc Minkowski; Es spielen Les Musiciens du Louvre TRAGÉDIE LYRIQUE VON ANDRÉ-ERNEST-MODESTE GRÉTRY Musikalische Leitung: Hervé Niquet Inszenierung: Georges Lavaudant Mit: Tassis Christoyannis, Sébastien Guèze, Judith van Wanroij, Maria Riccarda Wesseling; Chor des Staatstheater Nürnberg; Es spielen Le Concert Spirituel Live-Übertragung auf BR-Klassik Koproduktion des Staatstheater Nürnberg mit den Schwetzinger SWR Festspielen, der Opéra Montpellier und dem Luzerner Theater SAMSTAG 17. JULI 2010, Führungen ab 17.00 UHR, HISTORISCHE FELSENGÄNGE [email protected] URAUFFÜHRUNG EINE SZENISCH-MUSIKALISCHE FÜHRUNG DURCH DIE NÜRNBERGER UNTERWELT Musikalische Leitung: Guido Johannes Rumstadt Inszenierung: Andreas Baesler (D), Carlo Cerciello (I), Kristian Frédric (F) Mit: Studenten der Hochschule für Musik Nürnberg Koproduktion des Staatstheater Nürnberg mit dem Napoli Teatro Festival Italia und der Scène nationale BayonneSud-Aquitain; Kooperation mit der Hochschule für Musik Nürnberg, den Historischen Felsengängen Nürnberg, der Hausbrauerei Altstadthof und dem Bayerischen Rundfunk Studio Franken; Mit freundlicher Unterstützung des Hotel Agneshof Weitere Termine: 18. (ab 11.00 und ab 17.00 Uhr), 19., 20. und 21. Juli ( jeweils ab 18 Uhr) ORPHÉE ET Euridice TRAGÉDIE-OPÉRA VON CHRISTOPH WILLIBALD GLUCK In der Fassung von Hector Berlioz (1859), Konzertante Aufführung Musikalische Leitung: Michael Hofstetter Mit: Hadar Halévy, Heidi Elisabeth Meier u. a.; Chor des Staatstheater Nürnberg; Es spielen die Nürnberger Symphoniker DONNERSTAG, 22. JULI 2010, 20.00 UHR, HISTORISCHER RATHAUSSAAL GOSSEC, MÉHUL UND CHERUBINI SAMSTAG, 17. JULI 2010, 21.00 UHR, KLARISSENPLATZ (vor dem Neuen Museum in Nürnberg) KONZERT Musikalische Leitung: Manfred Jung; Es spielt das Junge Tonkünstler Orchester Bayreuth SCHAU NICHT ZURÜCK, ORFEO! FREITAG 23. JULI 2010, 20.00 UHR, OPERNHAUS URAUFFÜHRUNG Eine Tanzoper Ein Jugendopernprojekt in Kooperation mit dem Kammer Musik Theater International e. V. Komposition: Stefan Hakenberg Libretto: Patricia Simpson Musikalische Leitung: Peter Selwyn Weiterer Termin: 18. Juli SONNTAG, 18. JULI 2010, 19.00 UHR, OPERNHAUS IPHIGÉNIE EN TAURIDE TRAGÉDIE VON CHRISTOPH WILLIBALD GLUCK Musikalische Leitung: Philipp Pointner Inszenierung: Claus Guth Mit: Mireille Delunsch, Jochen Kupfer u. a.; Chor des Staatstheater Nürnberg Es spielen die Nürnberger Philharmoniker Koproduktion mit den Salzburger Festspielen und der Oper Zürich Weiterer Termin: 22. Juli, 20.00 Uhr MONTAG, 19. JULI 2010, 20.00 UHR, KLARISSENPLATZ (vor dem Neuen Museum in Nürnberg) GLUCK AND FRIENDS JAZZKONZERT MIT DER THILO WOLF BIG BAND Mit: Melanie Hirsch Weiterer Termin: 21. Juli, 20.00 Uhr 38 MITTWOCH, 21. JULI 2010, 20.00 UHR, OPERNHAUS Programmübersicht VÉRONIQUE GENS KONZERT MIT WERKEN VON GLUCK, Mozart, Arriaga UND BERLIOZ Musikalische Leitung: Hervé Niquet; Es spielen die Nürnberger Philharmoniker Begleitprogramm 16. - 23. JULI 2010 JUGENDAKADEMIE Jugendliche studieren die Festspiele von allen Seiten SAMSTAG, 17. JULI & SONNTAG, 18. JULI 2010, MARMORSAAL DER NÜRNBERGER AKADEMIE VON GLUCK ZU BERLIOZ ANTIKENREZEPTION UND MONUMENTALITÄT IN DER FRANZÖSISCHEN OPER Öffentliches Symposium Leitung: Prof. Dr. Betzwieser In Zusammenarbeit mit der Internationalen Gluck-Gesellschaft (Prof. Dr. Croll), der Musikwissenschaft der Universität Bayreuth (Prof. Dr. Betzwieser), dem Forschungsinstitut für Musiktheater Thurnau (Prof. Dr. Mungen) sowie der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Dr. Buschmeier) Programmübersicht 39 Die Spielstätten der Internationalen Gluck-Opern-Festspiele Opernhaus Das Opernhaus, eines der schönsten und markantesten Theaterbauten Deutschlands, wurde nach den Plänen des Berliner Architekten Heinrich Seeling errichtet. Nach vierjähriger Bauzeit fand am 1. September 1905 die feierliche Eröffnung des Stadttheaters statt. Dieses aus Sandstein und Muschelkalk erbaute Haus besticht in seiner Außenerscheinung durch stilisierte Renaissance- und Barockformen. Das Innere ist vollkommen von der historischen Stilrichtung losgelöst und war malerisch sowie plastisch reich geschmückt. Ein Großteil dieser Jugendstildekoration ist jedoch in Folge der Umgestaltung nach den Vorstellungen der NS-Machthaber im Jahr 1935 verloren gegangen. Nach Beschädigungen im Krieg wurden im Zuge der 1998 abgeschlossenen Generalsanierung viele Details des ursprünglichen Entwurfs rekonstruiert. Richard-Wagner-Platz 2-10, 90443 Nürnberg Historische Felsengänge Unter der nördlichen Altstadt Nürnbergs erstreckt sich ein weit ausgedehntes, labyrinthartiges System von Gewölben und Gängen. Im Jahr 1380 wurde diese über mehrere Stockwerke reichende Felsenkelleranlage erstmals urkundlich erwähnt. Über die Jahrhunderte hinweg diente sie hauptsächlich der Lagerung und Kühlung von Bier und Wein. Darüber hinaus wurde sie während des Zweiten Weltkriegs als Luftschutzanlage für die Bewohner Nürnbergs und seiner Kunstgegenstände verwendet. Heute lädt ein Teil dieser Felsengänge wieder zur Besichtigung ein. Klarissenplatz Der Klarissenplatz ist ein ruhiger, zentral gelegener Platz. Eingebettet zwischen dem Handwerkerhof und dem Neuen Museum, ist er ein Ort, an dem Tradition und Moderne zusammentreffen. Dies verleiht ihm eine einzigartige Atmosphäre, die die Besonderheit der hier stattfindenden Konzerte zusätzlich unterstreicht. Klarissenplatz, 90402 Nürnberg Historischer Rathaussaal Das zwischen 1332 und 1340 erbaute Alte Rathaus besticht durch seine gotische Architektursprache. Einer der wohl schönsten Räume ist der Historische Rathaussaal. Ein schwerwiegender Brand im Jahr 1945 zerstörte jedoch die gesamte Innenausstattung, unter anderem Wandmalereien von Albrecht Dürer. Einst als Gerichtssaal genutzt, dient der wiederhergestellte 40 Meter lange und 12 Meter breite Raum heute als Schauplatz diverser Veranstaltungen. Rathausplatz 2, 90403 Nürnberg Bergstraße 19, 90403 Nürnberg (Eingang Albrecht-Dürer-Platz) Mamorsaal der Nürnberger Akademie Der Marmorsaal der NÜRNBERGER Akademie liegt im ehemaligen Gewerbemuseum, das von 1892-1897 im Stil eines repräsentativen neobarocken Schlosses erbaut wurde. Das Museum war zugleich handwerkliche und industrielle Bildungsstätte zur Vermittlung künstlerisch gestalteter Gebrauchsgegenstände. Die NÜRNBERGER Versicherungsgruppe übernahm das Haus von der Stadt, restaurierte und modernisierte es und machte es als NÜRNBERGER Akademie zu einem „Zentrum für Wissen, Kultur und Kommunikation“. Gewerbemuseumsplatz 2, 90403 Nürnberg 40 Spielorte Spielorte 41 Das Festspielprogramm im überblick 11.00 Uhr 17.00 Uhr 18.00 Uhr 19.00 Uhr 20.00 Uhr Fr 16. Juli 21.00 Uhr Begleitprogramm Eröffnungsgala [email protected] So 18. Juli [email protected] [email protected] Schau nicht zurück, Orfeo! Iphigénie en Tauride Mo 19. Juli [email protected] Di 20. Juli [email protected] Mi 21. Juli [email protected] Schau nicht zurück, Orfeo! Symposium Gluck and Friends Jugend­akademie Sa 17. Juli Andromaque Orphée et Euridice Gluck and Friends Iphigénie en Tauride Do 22. Juli Gossec, Méhul und Cherubini Fr 23. Juli Véronique Gens Veranstaltungsorte: Opernhaus Richard-Wagner-Platz 2-10, 90443 Nürnberg Historische Felsengänge Bergstraße 19, 90403 Nürnberg Klarissenplatz 90402 Nürnberg Historischer Rathaussaal Rathausplatz 2, 90403 Nürnberg Mamorsaal der Nürnberger Akademie Gewerbemuseumsplatz 2, 90403 Nürnberg Preise in Euro Eröffnungsgala I II III IV V VI VII VIII 84,30 71,20 56,80 37,70 28,10 23,30 17,30 11,30 16,20 12,40 9,00 [email protected] 15,40 Schau nicht zurück, Orfeo! 42,90 31,90 20,90 Iphigénie en Tauride 58,40 51,50 41,40 28,20 22,20 Gluck and Friends 16,50 11,00 Andromaque 58,40 51,50 41,40 28,20 22,20 16,20 12,40 9,00 Orphée et Euridice 34,20 30,50 28,10 21,00 17,30 15,00 11,30 9,00 41,40 28,20 22,20 16,20 12,40 9,00 Gossec, Méhul und Cherubini 13,20 8,80 Konzert Véronique Gens 58,40 51,50 Information und Tickets 0180-5-231-600 Festnetz 14 ct/Min; Mobilfunk bis 42 ct/Min www.gluckfestspiele.de Stiftung Staatstheater Nürnberg, Richard-Wagner-Platz 2-10, 90443 Nürnberg; Tel.: 0911-231-3575 / [email protected] Herausgeber: Staatstheater Nürnberg Staatsintendant: Peter Theiler Geschäftsführender Direktor: Albrecht Döderlein Redaktion: Dramaturgie, Öffentlichkeitsarbeit, Marketing Fotos: Mats Bäcker, Nicole Bergé, Marco Borgreeve, Marion Bührle, Elisabeth Carecchio, Thomas Dashuber, Thomas Geiger, Philippe Gontier, Historische Felsengängen Nürnberg und Hausbrauerei Altstadthof, Jenny Hobrecht, Michael Hofstetter, Guy Kleinblatt, Eric Latrayadieu, Eric Manas, Jutta Missbach, Neues Museum in Nürnberg, Ludwig Olah, Photocase.de: day-walker, GB-FOTOGRAFIE, joexx, kallejipp; privat, M. Ribes & A. Vo Van Tao_Virgin Classics, Stadt Nürnberg, Nico Sutter Corporate Design: Dominik Mattner Gestaltung: Jenny Hobrecht Druck und Anzeigen: Offsetdruck Buckl GmbH Das Staatstheater ist eine Stiftung öffentlichen Rechts unter gemeinsamer Trägerschaft des Freistaats Bayern und der Stadt Nürnberg 42 Impressum Keine Versicherung ist wie die andere. Persönlicher Service gehört für uns zum guten Ton. Ostendstraße 100, 90334 Nürnberg Telefon 0911 531-5, Fax 531-3206 [email protected] www.nuernberger.de