Hochschule München, FK 04 EI, Prof. Dr. N. Geng, W. Tinkl Praktikum aus Grundlagen der Elektrotechnik WS 2014 / 2015 Kurzeinführung zu LTSpice Allgemeines: LTSpice ist ein Netzwerksimulationsprogramm der Firma Linear Technology Corporation, das die Berechnung von elektrischen und elektronischen Schaltungen ermöglicht. Vorläufer des Programms waren verschiedene Versionen von SPICE, das ursprünglich an der Berkley Universität von D.O. Pederson, L. Nagel u.a. entwickelt wurde. SPICE = Simulation Program with Integrated Circuit Emphasis Von den vielen anderen SPICE- Versionen hat sich besonders die für PC geeignete Version LTSpice IV / switcher CAD der Firma Linear Technology Corporation in den vergangenen Jahren erheblich verbreitet. Sie hat zwar die von der Firma hergestellten Halbleiter ICs bevorzugt implementiert, aber dafür kann diese Version auch kostenlos genutzt werden. Sie kann von http://www.linear.com/designtools/software/#LTspice heruntergeladen werden. Das Paket enthält die Installationsdatei für LTSpice mit Infos und eine sehr ausführliche Hilfe- Datei für eine ohne Einschränkungen nutzbare Vollversion. Das Rechenverfahren stützt sich auf die Knotenpotenzialanalyse (KPA). Für Wechselstromschaltungen wird die KPA mit komplexer Rechnung durchgeführt. Für nichtlineare Schaltungen wird das NewtonRaphson- Verfahren zur Lösung nichtlinearer Gleichungssysteme verwendet und für transiente Vorgänge wird die Integration mithilfe der Trapezregel durchgeführt. Vorbereitung: Im Hauptmenü: File / New Schematic auswählen; Empfehlenswert: Symbol „Hammer“ = Control Panel anklicken: bei Drafting Options die Option Draft with thick lines aktivieren (sieht besser aus). bei Drafting Options die Option Show Grid einstellen (erleichtert die Schaltbild Eingabe)! bei Waveforms die Option Replace „ohm“ with capital Greek bei Netlist options convert µ to u Prof. Dr. N. Geng, W. Tinkl Praktikum GdE Seite 2 Ablauf einer Netzwerksimulation: Gewünschte Aufgabenstellung klären Schaltbild skizzieren LTSpice aufrufen NEW SCHEMATICS aufrufen und Schaltung mit Schaltplansymbolen eingeben. Auf die richtige Reihenfolge der Eingabe achten, dies verhindert die unnötige Umnummerierung der Bauteile Indizes Bezugsknoten eintragen (Knotennummer 0 Element GROUND) Bauelementenamen eingeben Bauelementewerte eingeben Schaltbild mit anschaulichen Namen abspeichern Gewünschte Analyseart wählen und entsprechende Voreinstellungen vornehmen Simulation mit RUN starten Bei Fehlermeldungen die Schaltung korrigieren und erneut starten. Ergebnisse entweder direkt oder grafisch im direkt aufgehenden Fenster darstellen. Ergebnisse dokumentieren (Ausdruck). Eine Übersicht über die wichtigsten Schaltflächen von LTSpice zeigt die nachfolgende Darstellung. Für das GstrN- und WstrN- Praktikum werden für das Zeichnen von Schaltplänen vor allem die Schaltflächen Wire, Ground, Label Net, Resistor (Alternative Widerstand, s.u.) sowie Component (für das Finden weiterer Netzwerkelemente, wie z. B. voltage oder UQuelle bzw. current oder IQuelle, in der Bauteilebibliothek, s. Erläuterungen dazu unten) benötigt. (Spule) (Ziehen von Bauteilen mit deren Leitungen) Das Zeichnen eines neuen Schaltplans beginnt mit dem Befehl File / New Schematic. Die wichtigsten Schaltelemente sind Resistor, Capacitor, Inductor oder Ground. Prof. Dr. N. Geng, W. Tinkl Praktikum GdE Seite 3 Analysearten: LTSpice muss wissen, was berechnet werden soll. Je nach Wahl der Analyseart werden unterschiedliche Rechenverfahren angewandt. Folgende Analysearten können mit dem Edit Simulation Command ausgewählt werden: DC op pnt .op: In einer Gleichstromschaltung wird eine Analyse mit den eingegebenen Quellenwerten durchgeführt. Bei der Schaltungseingabe ist darauf zu achten, dass keine unbestimmten Gleichspannungsarbeitspunkte auftreten, d. h., an jedem Knotenpunkt muss ein definiertes Potenzial liegen. Beispielsweise sind die nachfolgenden Schaltungen nicht zulässig: Sie führen dabei zu Fehlermeldungen oder nicht verständlichen Ergebnissen mit vorbesetzten parasitären Bauteilewerten. Gegebenenfalls sind zusätzliche ohmsche Widerstände einzubauen (mit vernachlässigbarem Wert). DC Sweep .dc: Bis zu drei Quellen Parameter können in einer Gleichstromschaltung veränderlich gestaltet werden. AC Analysis .ac: In einer Wechselstromschaltung wird die Frequenz in einem wählbaren Bereich variiert. Es können Frequenzgänge im Bodediagramm oder als Ortskurve (Nyquist) berechnet werden. Transient .tran: Die Transienten- Analyse erlaubt die Berechnung von Schalt- und Übergangsvorgängen. Noice .noice: Simulation des Rauschverhaltens elektrischer Netzwerke Sollen nicht nur Quellengrößen verändert werden (über DC sweep), so lassen sich über die .step-Anweisung globale Parameter definieren und variieren (Hinweis: Damit kann z.B. die Berechnung des Arbeitspunktes mit .op automatisch für einen variierenden Netzwerkparameter erfolgen). Dazu wird über die Schaltfläche SPICE Directive und den Spice-Befehl .step param eine Variable und deren Variation definiert. Das nachfolgende Bild zeigt ein Beispiel, für das der Wert des Widerstands RV zwischen 1k und 10k mit dem Inkrement 0.5 k variiert wird (Achtung: Statt eines Zahlenwerts ist bei RV nun der Verweis {RVvar} auf den Parameter RVvar erforderlich). Prof. Dr. N. Geng, W. Tinkl Praktikum GdE Seite 4 Werden DC sweep und die .step-Anweisung gleichzeitig verwendet, ist z.B. die Simulation von Kennlinienscharen möglich. Mit dem .step- Befehl lässt sich ein Parameter jedoch nicht nur linear zwischen Minimal- und Maximalwert verändern. Der Parameter lässt sich auch logarithmisch variieren oder es kann eine explizite Liste von Werten angegeben werden. Beispiele sind: .step Uq 10 100 5: lineare Variation einer unabhängigen Quellengröße (hier 10, 15, 20, ..., 100) .step param RVvar LIST 2 4 7 10: Angabe einer Liste expliziter Werte für den Parameter RVvar .step param RVvar 10k 100k 2k: lineare Variation des Parameters RVvar (hier 10 k, 12 k, ..., 100 k) .step DEC param RVvar 1k 100k 20: logarithmische Variation des Parameters RVvar (Hinweis: Bei diesem Beispiel wird RVvar zwischen 1 k und 100 k variiert, mit jeweils 20 Werten pro Dekade) Werteeingabe: Historisch bedingt gibt es einige unschöne Besonderheiten für die Vorsätze der Maßeinheiten. Natürlich kann auch auf die Vorsätze verzichtet werden, wenn die Eingabe mit Zehnerpotenzen erfolgt. Allerdings wird dadurch ein Stromlaufplan meist etwas unübersichtlicher. 3 6 9 12 Folgende Vorsätze kennt LTSpice: 1 k = 10 , 1 Meg = 10 , 1 G = 10 , 1 T = 10 , 1 f = 10 – 15 , 1 p = 10 – 12 –9 –6 , 1 n = 10 , 1 u = 10 , 1 m = 10 –3 Hinweise zu häufigen Fehlerquellen: LTSpice unterscheidet nicht zwischen Groß- und Kleinschreibung: 1 M ist gleichbedeutend mit 1 m, bedeutet also 1 milli !! LTSpice kennt keine griechischen Buchstaben: 1µ darf nicht eingegeben werden, es führt zu einer unübersichtlichen Fehlermeldung. Stattdessen wird 1u verwendet. Ein u kann aber im Schaltbild durch eine Einstellung in ein µ ausgegeben werden (siehe oben). Für 1 wird 1 Ohm eingegeben. – 11 Zehnerpotenzen: Sie werden in der Form 310 Kommastellen: Werden durch Punkte gekennzeichnet z. B. 3.11 E 9; 0.10 = .1 Achtung: Einheiten: = 3e – 11 (auch 3E – 11) eingegeben. Ein fälschlich eingegebenes Komma wird nicht sofort gemeldet. Es führt ebenfalls zu einer unübersichtlichen Fehlermeldung. Wird keine Einheit angegeben, so wird automatisch die zum Bauelement passende SI- Einheit verwendet. Also A für Stromquellen, V für Spannungsquellen, Ohm für Widerstände, F für Kondensatoren, H für Spulen, Hz für Frequenzen usw.. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit eines Stromlaufplanes sollten aber die Einheiten angegeben werden. Prof. Dr. N. Geng, W. Tinkl Praktikum GdE Seite 5 Stromrichtungen: Beim Aufruf eines Zweipols (R, L, C usw.) wird dieser in horizontaler Lage auf den Bildschirm gebracht. Nun befindet sich der Anschluss 1 links und der Anschluss 2 rechts. Leider sind die Anschlüsse nicht bezeichnet. Der Stromzählpfeil für Zweipole ist immer von 1 nach 2 orientiert, d. h., er weist beim aufgerufenen Zweipol von links nach rechts. Soll ein Bauelement senkrecht eingesetzt werden, so kann es durch gleichzeitiges Drücken der STRG- und der r- Taste um 90 ° nach links rotiert werden. Damit ist Anschluss 2 oben und 1 unten, der Stromzählpfeil zeigt von unten nach oben! Will man dies vermeiden, so kann durch zwei weitere Rotationsvorgänge der Anschluss 1 nach oben gebracht werden. Nun würde der Stromzählpfeil von oben nach unten weisen. Bei Bauelementen mit mehr als zwei Anschlüssen sind die Stromzählpfeile grundsätzlich so orientiert, dass sie zum Bauelement hin weisen. In LTSpice lassen sich eigene Netzwerkelemente und deren Symbole definieren. In Anlehnung an die DIN- Symbole für Netzwerkelemente wurden von Prof. Dr. Brücklmeier: „UQuelle“ als Alternative für „voltage“ „IQuelle“ als Alternative für „current“ „Widerstand“ als Alternative für „res“ (resistor) „Kondensator“ als Alternative für „cap“ (capacitor) „Spule“ als Alternative für „ind“ (inductor) definiert, diese DIN- Symbole mit Stromrichtungsangabe finden Sie nur unter Components. Diese Quellensymbole stehen bei der Analyse mit .op für Gleichstromquellen und bei der Analyse mit AC Sweep für Wechselstromquellen Bei diesen Eurosymbolen entfällt auch die Suche nach der Stromrichtung in diesen Bauteilen. Erzeugte Dateien und deren Endungen: Wird eine Schaltung erstellt und simuliert, so entstehen mehrere Dateien mit demselben Namen aber mit verschiedenen Endungen. Das Abspeichern eines Schaltbildes erzeugt eine Datei mit folgender Endung < >.asc, es ist darauf zu achten einen frei verfügbaren Ordner zu wählen. Das Abspeichern eines grafisch dargestellten Simulationsergebnisses erfolgt mit dem gleichen Dateinamen wie die Schaltung, nur mit der Endung < >.raw oder < >.plt . Bei einigen Simulationen wird auch eine Log Datei abgespeichert < >.log neuer Schaltplan Laden Speichern Einstellungen Simulation starten (Run) Simulation starten Simulation abbrechen hinein zoomen neuer Mittelpunkt heraus zoomen fensterfüllend darstellen Simulationsergebnis automatische Skalierung Fenster anordnen (Var.1) Fenster anordnen (Var.2) Fenster anordnen (Var.3) Entfernen-Mode (Löschen) Kopier-Mode (Copy) Einfügen-Mode (Paste) Suche Druckeinstellungen Drucken leitende Verbindungen Masse (Ground) Knoten benennen. Widerstand (res) Kondensator (cap) Spule (ind) Diode Bauteilebibliothek Verschieben (Move) Verschieben mit Verb. (Drag) Rückgängig Wiederherstellen Drehen (<Strg >+ r) hor. Spiegeln (<Strg> + e) Textfeld einfügen SPICE Directirve einfügen Prof. Dr. N. Geng, W. Tinkl Praktikum GdE Seite 6 Übersicht über Schaltflächen der Menüleiste und Tastaturkurzbefehle Anfangs wurden bereits die wichtigsten Schaltflächen kurz erläutert. Hier werden nun noch alle für das Arbeiten im Schematic- Mode relevanten Schaltflächen kurz beschrieben.