Hintergründiger Humor Sopranistin Dorle Straub lässt ihre Stimme lästern, lachen, weinen Dorle Straub sang mit ihrem klangvollen Sopran frivole Songs der 20er und 30er Jahre. Bild: Schneider Winnenden. Dorle Straub hat am Sonntag mit ihrem klangvollen Sopran Lieder der 20er und 30er Jahre vorgestellt, am Piano begleitet von Dieter Reimund. „Lachende Lieder“, so der Titel dieses Heimspiels der Hobby-Diseuse und ehemaligen Lehrerin der Haselsteinschule, deren Darbietungen vom etwa 100 Personen starken Publikum mit großer Herzlichkeit begleitet wurden. Ein nur gut gemeinter Abend zum Füllen des Vereinssäckels war dies nicht. Das Tandem Straub – im fransigen Charlestonkleid – und Reimund – mit saloppem Strohhut – zog das Publikum schnell in den Bann der Film- und Kabarettszene der 20er und 30er Jahre, deren Songs, übermütig-albern, frech oder frivol, bis in unsere Tage nichts an Pep und Wirkung eingebüßt haben. Es war und ist leichte Muse vom Feinsten. Es vertrug sich mit der kulturgeschichtlichen Relevanz, dass Moderator Dr. Hans-Dieter Reeker die einzelnen Songgruppen jeweils vor Beginn des Vortrags mit faktenreichen Hintergrundinformationen und humorvollen Wendungen einführte und das Publikum einstimmte. Da war die Rede vom Film „Der blaue Engel“, der seinen Stoff Heinrich Manns Roman „Professor Unrat“ verdankt, bevor Straub dann das berühmte „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ der Marlene Dietrich vortrug. Und da wurde der großen, aber während des Dritten Reichs auch tragisch einbrechenden Geschichte der Comedian Harmonists gedacht, die mit Liedern wie „Veronika, der Lenz ist da“ unsterbliche Ohrwürmer der Schlagerliteratur erschufen. Überwiegend präsentierten Straub und Reimund Lieder zu alltäglichen Motiven, deren Lebendigkeit das Etikett der Banalität kurzfristig zu entfernen vermochte. Beispiel hierfür die „Königin der Laubenkolonie“ in der Berliner Hasenheide, die lockt: „Komm in meine Liebeslaube“. Das jeweilige Ich der Texte ließ Dorle Straub lachen, lästern, weinen, Letzteres in der tieftraurigen Moritat von der „Krummen Lanke“, in der der Protagonist von der Parkbank über die Kirchenbank bis hin zur Gerichtsbank immer tiefer im Unglück sesshaft wird. Hintergründigen Humor konnte die Vortragskünstlerin am effektvollsten in jenen Songs ausspielen, in denen sich jenseits klassischer Formgesetze frech und mit satirischem Holzhammer Mayer auf Himalayer oder Papageier auf Eier reimt. Vergnüglich-alberne Texte, gesungen mit großer Stimme - auch dieser scheinbare Widerspruch trug zur Komik des Vortrags bei.