MARKT & POLITIK • MARCHÉ & POLITIQUE Moringa – ein interessanter Rohstoff Die Tropenpflanze Moringa ist wenig bekannt. Sie hat bei ihren Anhängern den Ruf einer Wunderpflanze. Die Thurgauer Firma Vitarbo will sie in der Lebensmittelindustrie etablieren. Die gebräuchlichste Verkaufsform ist das grüne Moringa-Pulver. ROLAND WYSS-AERNI. «Moringa lässt andere Powerfoods verblassen», schrieb das Gratisblatt 20 Minuten Mitte Mai, und weiter: «Moringa trägt den Spitznamen ‹Baum der Unsterblichkeit .» Das Onlineportal superveganer.de weiss: Moringa für die Hühner Weil Moringa proteinreich ist, ist die Pflanze auch als Futtermittel für verschiedene Tierarten ein Thema. Zu Brathähnchen gab es auch schon Fütterungsversuche am Aviforum, dem Beratungsdienst für Geflügelproduktion in Zollikofen. Moringa eignet sich grundsätzlich als Futtermittelbestandteil, muss aber noch weiter erforscht werden. wy 8 alimenta 14 | 2015 «Moringa, die Wunderpflanze bietet vollwertige Ernährung und beinahe alle Nährstoffe, die der Mensch zum Leben braucht.» Und die britische Modezeitschrift «Vogue» berichtete, «a detoxifying, nutrient-packed powder made from vitamin-rich Moringa leaves is redefining beauty from within.» Was auf Deutsch übersetzt ungefähr heisst: «ein entgiftendes, mit Nährstoffen vollgepacktes Pulver, gewonnen aus den vitaminreichen Moringa-Blättern, definiert Schönheit von innen ganz neu.» Moringa, ein Wunderbaum also? Das Nahrungsmittel der Zukunft? Fast scheint es so, wenn man liest, was die Presse so schreibt. Auf die Bezeichnung «Baum der Unsterblichkeit» kommt allerdings nur, wer «never-die-tree» falsch versteht. Die ursprüngliche Bezeichnung meint nämlich den Überlebenswillen der Pflanze selber, die auch unter sehr unwirtlichen Bedingungen gedeiht - es geht nicht um eine lebensverlängernde Wirkung für MoringaKonsumenten. Keine Wunderpflanze, aber allemal interessant Auch Wolfgang Moritz von der Thurgauer Firma Vitarbo findet Moringa eine interessante Pflanze, hält aber nicht viel vom GesundheitsHype, den manche Kreise um Moringa machen. Sein Interesse gilt Moringa als neuem Lebensmittel und als Zutat für die Lebensmittelindustrie. Vitarbo, eine kleine Firma aus Arbon MARKT & POLITIK • MARCHÉ & POLITIQUE wurde 2013 gegründet und befasst sich mit Frucht- und Gemüsepulvern als Spezialitäten für die Lebensmittelindustrie. Sie möchte die Moringa-Pflanze in Europa bekannt machen und als Bestandteil auf dem Speisezettel etablieren. «So kann auch die Wertschöpfung in den Anbauländern gesteigert werden», sagt Moritz. Die Produzenten hätten so konstante Absatzkanäle für grössere Mengen von qualitativ hochwertiger Moringa. Vitarbo hat Kontakte zu pro- Uralter Proteinschub Moringa olifeira wächst in seiner Heimat am Fuss des Himalaya seit Jahrhunderten. Die Pflanze mit farnartigen Blättern ist im ganzen Tropenraum verbreitet. Aus der Pflanze wachsen Bäume, die bis zu 10 Meter hoch werden, Moringa wird aber als Büsche kultiviert. Alle Teile der Pflanze sind nutzbar: Blätter und Früchte können als Gemüse gegessen werden, aus Blüten kann Tee gekocht werden. Moringa oleifera ist reich an Protein und enthälte Kalzium und b-Karotin. wy Bilder: zvg zwar viel geforscht, man vermute, dass Senföle und enthaltene Polyphenole positiv für die Gesundheit seien. «Aber Wunder sollte man von Moringa keine erwarten», sagt Moritz. Die Auslobung von allfällige Gesundheitswirkungen ist zur Zeit kein Thema für Vitarbo, zu aufwändig und kostspielig ist das Prozedere für Health Claims. Hingegen ist Moringa in Europa als Lebensmittel zugelassen und auch in der Schweiz kann Moringa ohne Einschränkung in Verkehr gebracht werden. fessionellen Landwirten in Indien und weiteren Ländern. Dort wird in Anbauversuchen getestet, welche Sorten am produktivsten sind und die besten Eigenschaften für die Weiterverarbeitung haben. Über diesen Kanal ist auch die Lebensmittelsicherheit und die Rückverfolgbarkeit gewährleistet. In der Elfenbeinküste ist auch der als «Ananaskönig» bekannt gewordene Johann Dähler daran, eine Moringa-Produktion aufzubauen. «Moringa ist eine der vielseitigsten Pflanzen für Mensch und Tier», sagt er. Als Gemüse enthält die Pflanze viel Protein, Beta-Karotin, Kalzium und andere Mineralstoffe, sowie scharfe Senföle. Wegen letzteren wird Moringa auch «Meerrettichbaum» genannt. Zu Moringa werde Eine Art Pilotprodukt: Die Moringa-Curry-Suppe. und getrocknet. Dann werden sie in die Schweiz importiert und zu Moringa-Blattpulver gemahlen. Parallel zur Optimierung der Produktion in Indien will Vitarbo nun hierzulande das Moringa-Pulver bei den einschlägigen Lebensmittelherstellern aus der Suppen-, Ökologische und soziale Argumente Wolfgang Moritz ist überzeugt, dass Moringa Saucen- und Würzmittelindustrie und aus zukunftsträchtig ist, nicht nur wegen seiner anderen Branchen ins Bewusstsein bringen. Nährwert-Eigenschaften, sondern auch aus Für die Industrie könnte Moringa eine interesökologischen und sozialen Gründen: Mit der sante Zutat sein, weil sie eine gute Geschichte Pflanze soll langfristig auf knappen Agrarflä- und einen exotischen Hintergrund bietet, weil chen ein hoher Ertrag an Protein erzielt werden, sie keine Zusatzstoffe enthält - und wegen ihrer es soll die Urwaldrodung, die beim Proteinträ- Nährwerteigenschaften. ger Soja ein Problem ist, vermindert und ver- www.vitarbo.com brauchte Soja-Flächen sollen rekultiviert [email protected] werden. Durch faire und dauerhafte Zusammenarbeit mit kleinen und mittleren AnbaubeMoringa im Fondue trieben sollen Arbeitsplätze in den Tropen aufMoringa hat aufgrund der enthaltenen Senfgebaut und gesichert werden. Das sei die beste öle einen leicht scharfen Geschmack. Es wird Entwicklungshilfe, findet Moritz. Die in Indien meist als grünes Blattpulver verwendet und geernteten Moringa-Blätter werden gereinigt «Moringa ist eine der vielseitigsten Pflanzen für Mensch und Tier», sagt Wolfgang Moritz von Vitarbo. kann für Suppen, Saucen, Dips oder als Gewürz verwendet werden. Auch die Verwendung in Teigwaren, Backmischungen, Tees oder Erfrischungsgetränken oder Süsswaren ist möglich. Sehr gut passt es geschmacklich in Currys und Dals. Es harmoniert auch mit Pfeffer, Chili, Ingwer, Jasmin, Spinat, Kokos oder Zitrone. In der Kochbroschüre von Vitarbo sind sogar Rezepte für ein Moringa-Omelett oder für ein Moringa-Fondue enthalten. Ferner hat Vitarbo ein Moringa-Curry-Suppenpulver herstellen lassen, dass sich einfach anrühren und aufkochen lässt. wy alimenta 14 | 2015 9 MARKT & POLITIK • MARCHÉ & POLITIQUE Le moringa une plante fascinante L’avantage du moringa est de convenir aux hommes comme aux animaux, mais pas seulement. Consommée en légume, la plante est riche en protéines, en bêta-carotène, en calcium, en minéraux ainsi qu’en huiles épicées de moutarde. Les chercheurs sont actuellement nombreux à se pencher sur le moringa. On suppose en effet que les huiles de moutarde et les polyphénols qu’il contient ont un effet positif sur la santé. «Il ne faut toutefois pas en attendre des miracles», indique Wolfgang Moritz. L’allé­ gation d’éventuels bienfaits pour la santé n’intéresse pas Vitarbo, la procédure d’autorisa­ tion des allégations de santé étant trop compliquée et onéreuse. Le moringa est en revanche autorisé comme denrée alimentaire en Europe. En Suisse, il peut être commercialisé sans autres. zvg / Fotolia Mal connue, le moringa est une plante tropicale réputée faire des miracles. L’entreprise thurgovienne Vitarbo s’est fixé pour objectif de l’établir dans l’industrie alimentaire. Plantation de moringa à Tamil Nadu, au sud de l’Inde. ROLAND WYSS-AERNI. Le moringa fait actuellement les gros titres de la presse du monde entier, où les journalistes ne lésinent pas sur les superlatifs pour décrire cette plante exotique, encore peu connue sous nos latitudes: super-aliment, powerfood, arbre de l’immortalité, plante miracle ou encore ingrédient beauté, pour n’en citer que quelques-uns. S’agit-il réellement de l’aliment du futur? D’une plante aux propriétés inédites? En y regardant de plus près, il apparaît que la désignation d’arbre de l’immortalité est plutôt le fait d’une erreur de traduction: «never die tree» caractérise davantage la volonté de survie de la plante, qui s’épanouit même dans les conditions les plus difficiles, que des propriétés miraculeuses qui seraient les siennes. messes farfelues circulant dans certains milieux à son sujet. Le moringa est surtout intéressant en tant que nouvelle denrée et comme ingrédient pour l’industrie alimentaire. Fondée en 2013 à Arbon, Vitarbo est spécialisée dans les poudres de fruits et de légumes destinées aux industriels du secteur alimentaire. Elle souhaite faire connaître le moringa en Europe et l’établir comme ingrédient courant. «De la sorte, nous pourrons aussi accroître la création de valeur dans les pays cultivateurs», affirme Wolfgang Moritz. Les producteurs auraient ainsi des canaux de distribution constants pour écouler des quantités plus importantes. Vitarbo est en contact avec des agriculteurs professionnels en Inde et dans d’autres pays. Des tests de culture sont actuellement effectués pour tenter d’identifier les variétés les plus productives et les meilPas de miracle, mais une plante leures propriétés pour la transformation ultéintéressante. Wolfgang Moritz de l’entreprise thurgovienne rieure de la plante. Ce type de collaboration est Vitarbo, est d’avis que le moringa est une plante également une manière d’assurer la sécurité intéressante. Il se distancie toutefois des pro- alimentaire et la traçabilité des produits. 10 alimenta 14 | 2015 Arguments écologiques et sociaux Wolfgang Moritz est convaincu que le moringa a de l’avenir, pas seulement en raison de ses propriétés nutritives, mais aussi pour des raisons écologiques et sociales: la plante doit permettre de produire une quantité élevée de protéines sur des surfaces agricoles toujours plus rares. Elle doit également minimiser le défrichage des forêts vierges, problématique dans la culture des protéines de soja, et recultiver les surfaces utilisées auparavant pour cette même culture. Une collaboration équitable et durable avec de petites et moyennes exploitations doit en outre créer et assurer les places de travail dans les pays tropicaux. Aux yeux de ce spécialiste, il s’agit là de la meilleur manière d’apporter son aide au développement dans les pays émergents. Les feuilles de moringa récoltées en Inde sont nettoyées et séchées sur place avant d’être importées en Suisse, ou elles sont moulues, afin d’obtenir de la poudre. Parallèlement à l’optimisation de la production en Inde, Vitarbo projette de faire connaître la poudre de moringa aux industriels du Vieux-Continent, quel que soit leur secteur d’activité. Les fabricants de soupes, de sauces et de condiments sont toutefois les premiers visés. Pour l’industrie, le moringa pourrait en effet devenir un ingrédient fort intéressant, puisqu’il est auréolé d’une excellente histoire. Sa provenance exotique, l’absence d’additifs dans sa composition et ses excellentes propriétés nutritives devraient en outre séduire les consommateurs. [email protected]