Flavonoide

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Flavonoide
Ágnes Alberti
31. 03. 2016.
BILDUNG VON PHENOLEN
ÜBER DEN SHIKIMATWEG
Calvin-Zyklus
Shikimat
aromatische Aminosäuren
spezifische Phenoloiden
Flavonoide:
Phenylchromanderivate
Biosynthese der Flavonoide
Flavonoide entstehen über den Shikimisäureweg
L-Phenylalanin wurde im generellen Phenylpropanstoffwechsel zu 4-Cumaroyl-CoA
umgesetzt
4-Cumaroyl-CoA verknüpft sich mit Malonyl-CoA
Chalkone
Durch Zyklisierung der konjugierten Chalkon-Ringe entsteht die 3-Ring-Struktur
von Flavonoiden.
BIOSINTHESE VON FLAVONOIDUNTERKLASSEN
Enzyme:
CHS
CHI
F3H
FS
ISF
FLS
DFR
LAR
LDOX
Chalkonsynthase
Chalkonflavanonisomerase
Flavanon-3-hydroxylase
Flavonsynthase
Isoflavonsynthase
Flavonolsynthase
Dihydroflavonolreduktase
Leukoanthocyanidinreduktase
Leukoanthocyanidindioxygenase
BAUPRINZIP, EINTEILUNG

Auszüge aus bestimmten Pflanzen waren als Beizenfarbstoff zum Gelbfärben
von Wolle und Baumwolle verwendet. → Gruppenbezeichnung: Flavonoide
stammt aus dem lateinischen Wort flavus = gelb

Zur Stoffklasse Flavonoide gehören auch viele farblose Substanzen und die blau
und violett gefärbten Anthocyanidine.
Flavonoide enthalten zwei aromatische Ringe, die über eine C3-Brücke miteinander
verbunden sind.
Die aromatischen Ringe sind unterschiedlich substituiert:
Ring A: Substitutionsmuster des Phloroglucins oder des Resorcins
Ring B: hydroxyliert in 4′-Stellung, in 3′,4′-Stellung oder in 3′,4′,5′-Stellung
Die C3-Brücke:

weist einen unterschiedlichen Oxidationsgrad auf

Grundlage für Einteilung der Flavonoide in Unterklassen

bestimmt das analytische Verhalten der Flavonoide
Über 8000 Flavonoide mit einer großen Vielfalt an
chemischen Strukturen
Phenylchromanderivate
C6-C3-C6-Grundgerüst
Gemäss der Gestaltung des einen Benzolringes sind
Flavonoide in drei Gruppen eingeteilt:
Flavonoid, Isoflavonoid und Neoflavonoid
Je nach dem Oxidationsgrad der C3-Brücke werden die Flavonoide in
Unterklassen eingeteilt: Flavanone, Flavone, Flavanonole, Flavonole,
Flavandiole, Flavanole, Anthocyanidine.
Weitere, spezielle Flavonoid-Derivate sind: Cumaroflavone, Isocumaroflavone, Furanoflavone,
Biflavone, Biflavone, Rotenoide.
Vielfalt an Strukturen
Nummer und Gestaltung der Substituente:
OH–Gruppen
O-Methyl-, O-Alkyl-, O-Glykosid-Gruppen
Natur der Glykoside / der acylierten Glykoside
An- / Abwesenheit der konjugierte Doppelbindungen
Die häufigsten Anknüpfungsstellen für Substituente sind
C3-, C5-, C7-, C3’-, C4’- Positionen
Zuckerteile sind gebunden: an das O-Atom (O-Glykoside)
an C-Atom (C-Glykoside)
• Anthocyaniane kommen immer als Glykoside vor
• Catechine und Procyanidine sind als Aglykone gespeichert
FLAVANONE



Flavanone sind farblose Substanzen
Flavanone mit freier 3,4-Dihydroxygruppierung im Seitenphenyl
(z. B.
Neoeriocitrin) geben mit Naturstoffreagenz intensiv rot fluoreszierende
Komplexe.
DC-Prüfung der Bitterorangenschale (Ph.Eur.) Begleitflavanone ohne
Brenzcatechinstruktur (Neohesperidin, Naringin) fluoreszieren grünlich
Neoeriocitrin
Neohesperidin
Naringin
Flavanonole
R’3 R’4
Taxifolin OH OH
R5
Genistein OH
Daidzein H
Biochanin OH
Catechine
R’4
OH
OH
OCH3
Isoflavone
R’3 R’4
(-) – Catechin OH OH
FLAVONE UND FLAVONOLE
Strukturtypen von aller Polaritätsgrade






freie Algykone
Glykoside (O-Glykoside)
Glykosyle (C-Glykoside)
durch Isopren substituiert
die freien phenolischen Hydroxylgruppen ganz oder partiell
durch Methylierung verschlossen („lipophile Flavone“)
Kaliumsulfatester
Beispiele für Flavone
Apigenin und Luteolin sind weit verbreitet
mit Methoxylgruppen beladene Flavone in der
Lipidfraktion von Drogen:
• Sinensetin in den Orthosiphon-Blättern
• Nobiletin in den Exkreträumen von
Citrusfrüchten
• 2′-Methoxyflavon (mehliges Exsudat, das die
Blattoberfläche von Primula-Arten bedeckt)
Biflavone: kommen bei den Angiospermen sehr
selten vor
Als Inhaltsstoffe von Drogen auftretende Flavonole (3-Hydroxyflavone)
Kämpferol, Quercetin und Isorhamnetin sind weit verbreitet
Rutin (Quercetin-3-O-Ruinosid): das häufigst vorkommende FlavonoidGlykosid; erhielt seinen Namen von der ersten Isolierung aus Ruta graveolens
(Weinraute), Rohstoffe für die Gewinnung sind das Kraut von Fagopyrum
esculentum und F. tataricum (Buchweizen); die Blütenknospen von Sophora
japonica (Japanischer Schnurbaum); Blätter von Eucalyptus-Arten
Gossypetin und Hibiscetin: enge Verbreitung
Gossypetin: Hauptkomponente von Primelblüten
Gossypetin-3-Glucosid: Hibiscus-Blüten
Vertreter der lipophilen Flavonole:
Casticin: Früchte von Vitex agnus-castus
Artemetin: Wermutkraut
Casticin
Gossypetin
Flavonoid-O- und -C-Glykoside
Anknüpfungsstellen für Flavon- und
Flavonol-O-Glykoside, in abnehmender
Häufigkeit:
3-OH >7-OH >4’-OH
Glykosylisch wird die β-DGlucose in der Regel an das
C-6 oder an das C-8
gebunden.
Farbreaktion von Flavonoiden mit reduzierenden Mitteln
Flavone und Flavonole und deren Glykoside bilden bei Reduktion
mit Magnesium (oder Zink) in Salzsäure tiefrote Anthocyanidine mit
Absorptionsmaxima bei 510–541 nm.
Flavanone (Dihydroflavone und Dihydroflavonole) geben unter den
gleichen Bedingungen tiefrote bis violettrote Lösungen (Natur der
färbintensiven Reaktionsprodukte ist nicht bekannt)
Aluminium-Chelatkomplexe von Flavonen und Flavonolen
Lösungen von Flavonen mit 5-OH und/oder 3-OH bilden mit
Aluminiumsalzen gelb gefärbte Komplexe.
Die 6 gliedrigen Flavonchelate sind weniger intensiv gelb gefärbt als die 5gliedrigen Flavonolchelate. Die 5-gliedrigen Flavonolchelate sind stabiler
als die entsprechenden 6-gliedrigen Flavonchelate.
FLAVONE UND FLAVONOLE
Dünnschichtchromatographie
Flavone und Flavonole werden durch ihre Fluoreszenz im UV-Licht (365nm) nach
Besprühen mit Diphenylboryloxyethylaminlösung (Naturstoffreagens)
nachgewiesen. Die Fluoreszenzfarben und die Intensitäten hängen von der
Konstitution ab, doch sind sie auch konzentrationsabhängig.
Gehaltsbestimmung. Die Gehaltsbestimmung der Flavonoide erfolgt auf
spektrophotometrischem Wege nach Bildung eines Aluminiumchelatkomplexes
oder eines Borinsäurekomplexes bzw. mit der HPLC.
 Aluminiumchelatkomplex: Die Flavon-/Flavonolglykoside werden hydrolysiert und
zugleich extrahiert. Die freien Flavon-/Flavonole werden durch Zusatz von
Aluminiumchloridlösung zum gelben Aluminiumchelatkomplex umgesetzt, dessen
Intensität bei 425 nm photometrisch gemessen und als Hyperosid- bzw.
Isoquercitringehalt berechnet wird. [Ph.Eur. Birkenblätter, Holunderblüten,
Goldrutenkraut]
 Borinsäurekomplex: Die Flavonolglykosyle bleiben, da nicht hydrolysierbar, in der
Aceton-Wasser-Phase. Sie können mit Borsäure-Oxalsäure als Shiftreagens zu
entsprechenden Borinsäurekomplexen umgesetzt und spektrophotometrisch bei
400 bis 410 nm quantitativ bestimmt werden. [Ph.Eur. Weißdornblätter mit Blüten,
Stiefmütterchenkraut, Passionsblumenkraut]
HPLC: Ginkgoblätter und Mariendistelfrüchte
Anthocyanidine
Pelargonidin
Cyanidin
Delphinidin
R’3
H
OH
OH
R’5
H
H
OH
• Anthocyane sind glykosidische, wasserlösliche 2-Phenylchromenolderivate
•Die Zucker sind im Allgemeinen an die 3-OH-Gruppe gebunden, doch kommen
auch 3,5-Diglykoside vor.
•Die Aglykonkomponenten der Anthocyane bezeichnet man als
Anthocyanidine.
•Sauerstoff im Pyranring des Anthocyanidins ist quartär.
• Anthocyanidine sind Oxoniumbasen → sie bilden Salze mit Säuren
Chalkone
Sind isomer mit den
korrespondierenden Flavanonen
Beide Formen sind dann existent, wenn
keine freien phenolischen Gruppen
benachbart zur Carbonylfunktion
(2’,6’-Dihydroxygruppierung) vorliegen.
Die Flavanone liegen in der Pflanze als
racemische (2R, 2S)-Verbindungen vor.
Wirkungen der Flavonoide
In vitro und in vivo sind zahlreiche Wirkungen nachgewiesen worden:
• antiallergische, antiphlogistische Wirkung,
• antivirale, antimikrobielle Wirkung,
• antioxidative Wirkung,
• antiproliferative, antikanzerogene Wirkung.
Weitere Aktivitäten: analgetische, spasmolytische, hepatoprotektive,
antiulzerogene, antihypertensive, kardioprotektive,
hypoglykämische und mutagene.
Wirkungsmechanismus:
•
•
•
•
•
Interaktionen mit Biopolymeren (DNA, Enzyme)
Aktivierung von Zellen (z. B. des Immunsystems)
Hemmung der Freisetzung von Immunmediatoren aus Mastzellen und
Granulozyten
Radikalfängereigenschaften
Beeinflussung von Signaltransduktionswegen [NF-κB (Transkriptionsfaktor
Nuclear Factor κB), MAPK (mitogenaktivierte Proteinkinasen)]
Über 30 Enzyme (Cyclooxygenase, Lipoxygenase, Isoformen von Cytochrom P450
(z. B. CYP3A4) werden durch Flavonoide mehr oder weniger stark gehemmt.
antiphlogistische Wirkung
Pharmakokinetik verschiedener Medikamente wird verändert
Flavonoide beeinflussen den Lipidstoffwechsel (die durch freie Radikale
ausgelöste LDL-Oxidation, die zelluläre Antwort auf oxidierte LDL), die
Thrombozytenaggregation und den Arachidonsäurestoffwechsel.
Nach neuen Untersuchungen steht bei der Beeinflussung neurodegenerativer
Prozesse durch Flavonoide nicht nur die antioxidative Wirkung, sondern die
Modulation von intrazellulären Signaltransduktionswegen im Vordergrund.
Flavonoide werden täglich in größerer Menge mit der Nahrung aufgenommen
phenolische Substanzen ~1 g/ Tag, wovon ca. 2/3 Flavonoide
Therapeutisch genutzt werden flavonoidhaltige Arzneidrogen und einige
Reinstoffe als:
• Venenmittel (gefäßschützende, ödemprotektive Wirkung)
• Herz-Kreislauf-Mittel (positiv inotrope, antihypertensive Wirkung)
• Diuretika (harntreibende Wirkung)
• Spasmolytika bei Magen-Darm-Beschwerden (krampflösende Wirkung)
• Lebertherapeutika (hepatoprotektive Wirkung)
Antioxidative Wirkung der Flavonoide
Verminderung der Entstehung / Eliminierung von ROS
a) Hemmung verschiedener Enzymsysteme, die an der Bildung von freien
Radikalen beteiligt sind
b) Bildung von Metallchelaten mit reduzierenden Metallen (z. B. Eisen)
c) Flavonoide sind potente Radikalfänger
Drei Strukturteile sind Voraussetzung für die Radikalfängereigenschaften:
a) o-Dihydroxystruktur (Catechol) im Ring B
b) 2,3-Doppelbindung in Kombination mit einer 4-Oxogruppe
c) zusätzliche Anwesenheit einer 3- und 5-Hydroxylgruppe
Bei Quercetin sind alle 3 Voraussetzungen erfüllt.
Abfangen von reaktiven Sauerstoffspezies (ROS)
durch Flavonoide
Dank ihres niedrigen Redoxpotentials sind Flavonoide thermodynamisch in der
Lage, oxidierende freie Radikale mit Redoxpotentialen im Bereich von 2,13–1,0
V, wie z. B. Superoxid- (O2•−), Peroxyl- (ROO•), Alkoxyl- (RO•), Hydroxyl- (HO•)
oder Nitroxid- (NO•) Radikale, unter Wasserstoffabgabe zu reduzieren:
Flavonoid–OH + R•→ Flavonoid–O• + RH (R• = freies Radikal)
Die gebildeten Radikale (Flavonoid–O•) können mit einem zweiten Radikal
unter Bildung einer stabilen Chinonstruktur reagieren.
Bioverfügbarkeit, Metabolismus und Pharmakokinetik
• Flavonoide liegen zum überwiegenden Teil als Glykoside in Arzneidrogen vor
→ Die Zucker spielen im Resorptionsprozess eine entscheidende Rolle.
• Der Magen als Ort der Resorption nur für Flavonoidaglykone – Glykoside
sind resistent gegen Säurehydrolyse
• Glykoside sind zu hydrophil, um durch die Darmwand durch passive Diffusion
zu penetrieren.
• Der Dünndarm als Ort der Resorption von Flavonoiden (Aglykone und
Glucoside):
Im menschlichen Dünndarm sind zwei β-Glucosidasen, die
Flavonoidglucoside spalten → die entstandenen Aglykone werden resorbiert
• Nach Konjugation sind sie via Pfortaderkreislauf – gebunden an
Plasmaproteine – systemisch verfügbar, werden in der Leber metabolisiert (z.
B. glucuronidiert), Metabolite werden vorwiegend renal ausgeschieden
• Flavonoidglykoside, die nicht Substrate der β-Glucosidasen (u. a.
Rhamnoside, wie z. B. Rutin), werden im Kolon von verschiedenen Enzymen
der Darmflora in Aglykone und phenolische Säuren metabolisiert, Großteil
der entstandenen Abbauprodukte wird renal ausgeschieden
Flavonoiddrogen
Auf die Äderung wirkenede Flavonoide:
Fagopyri herba
Ginkgo bilobae folium
Crataegi folium cum flore
Rutae herba
Aurantii pericarpium
Capsella bursae pastoris
Citri pericarpium
Bei Leber- und Gallen-Erkrankungen
wirkende Flavonoide:
Silybi mariani fructus
Diaphoretische Flavonoide:
Tiliae flos
Solidaginis herba
Filipendulae herba
Verbasci flos
Violae tricoloris herba
Sambuci flos
Betulae folium
Isoflavonoide: Ononidis radix (diuretisch)
Rotenoide: Tuba-Wurzel (insekticid)
Cube-Wurzel (insekticid)
Fagopyri herba
Buchweizenkraut
Fagopyrum esculentum Moench
Polygonaceae
PhEur
F. esculentum wird zusammen mit F. tataricum seit Jahrhunderten wegen seiner
stärke- und eiweißhaltigen Früchte als Nutzpflanze angebaut.
einjährige, krautige Pflanze mit wechselständigen, herzpfeilförmigen Blättern
Inhaltsstoffe
• Flavonoide (4–8%; PhEur: mindestens 4,0% Rutosid)
Hyperosid, Quercitrin, Glykosylflavonole
• Phenolcarbonsäuren
• Naphthodianthrone
Analytische Kennzeichnung
DC-Fingerprintchromatogramm (PhEur), Nachweis von Rutin
Nach Besprühen mit Naturstof/PEG sind im UV 365 nm neben der
orangegelben Zone für Rutin verschiedenfarbige (rote, hellblaue, orange,
blaue) Zonen erkennbar.
Gehaltsbestimmung. Der PhEur bestimmt den Gehalt an Rutin mit der HPLC.
Fagopyri herba
Verwendung. Ausgangsmaterial zur Rutingewinnung
zur Herstellung von Fertigarzneimitteln für die
Indikationsgruppe chronische venöse Insuffizienz
Wirkung. Als Wirkstoff gilt das Rutin. Antioxidans,
Radikalfänger, Hemmstoff der Hyaluronidase →
verbessert es die pathologisch veränderte
Kapillarpermeabilität, Abnahme von Ödemen und
Entzündungen
Anwendungsgebiete. Neben physikalischtherapeutischen / Kompressionstherapie zur
unterstützenden Behandlung der CVI
Unerwunschte Wirkungen. von Weidetieren bekannte
phototoxische Wirkung (Fagopyrismus) nach dem
Fressen von größeren Mengen blühendem
Buchweizen
→ bei Menschen nicht beobachtet
Aurantii flos/Aurantii pericarpium
Orangenblüten/schalen
Citrus aurantium var. aurantium L.
Rutaceae
PhEur
Inhaltsstoffe: Flavanonglykoside, Hesperidin, Naringin
Citrusbioflavonoide als Bestandteile von Venenmitteln,
auch als Hesperidinkomplex
durch Extraktion von Schalen (Perikarp) der verschiedenen
Agrumenfrüchte: Orangen, Zitronen, Mandarinen, Tangerinen und
Grapefruits gewonnen
Anwendung, Wirkung
zur Behandlung von Venenerkrankungen, Chronische venöse
Insuffizienz
antiödematöse Eigenschaften (Herabsetzung der Kapillarpermeabilität,
Verminderung des lokalen Ödems, Verbesserung des venösen
Rückstroms)
Strukturformeln einiger Flavonoide, die wegen ihrer
ödemprotektiven Wirkung verwendet werden
Rutin
Crataegi folium cum flore
Weißdornblätter mit Blüten
Crataegus monogyna Jacq. (Lindm.)
Crataegus laevigata (Poir.) DC.
Rosaceae
PhEur
nach der Ph.Eur. Sind mehrere, in Europa heimische Crataegus-Arten
zugelassen:
• eingrifflige Weißdorn: mittelgroßer Baum oder kleiner Strauch mit dornigen
Zweigen, tief gelappten Blättern, weißen bis rosafarbenen Blüten und tiefrot
gefärbten einsamigen Scheinfrüchten
• zweigrifflige Weißdorn: Baum oder Strauch, mit 2 oder 3 Griffeln, zwei- bis
dreisamigen Früchten.
weitere Arten:
• C. azarolus L., der Azaroldorn
• C. nigra Waldst. et Kit., der schwarzfrüchtige Weißdorn
• C. pentagyna Waldst. et Kit. ex Willd.
Crataegi folium cum flore
Inhaltsstoffe
• Flavonoide (PhEur 6; mindestens 1,5% Flavonoide, berechnet als Hyperosid),
Flavone mit C-glykosylisch gebundenem Zuckeranteil:
Vitexin, Vitexinrhamnosid, Acetylvitexinrhamnosid
Flavonolglykoside: Hyperosid (Quercetin-3-O-galactosid), Rutin, Spiraeosid
(Quercetin-4′-O-glucosid)
Catechine: (+)-Catechin und (–)-Epicatechin
• oligomere Procyanidine: dimere bis hexamere, dimere Procyanidine B2, B5
• Phenolcarbonsäuren
• pentazyklische Triterpene
• Xanthinderivate, Polysaccharide, hoher Gehalt an Calciumsalzen
Analytische Kennzeichnung
DC-Prüfung (PhEur) eines methanolischen Auszuges von Weißdornblättern mit
Blüten auf die Flavonoidführung
Die Identifizierung stützt sich auf den Nachweis von Vitexin, Chlorogensäure,
Hyperosid und Vitexin-2″-rhamnosid
Gehaltsbestimmung: Als wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstoffe gelten
Flavonoide und Procyanidine. Bei Weißdornblättern mit Blüten (PhEur) werden
die Flavonoide (berechnet als Hyperosid) mit der spektrophotometrischen
Methode bestimmt, als Borinsäurekomplex.
Wirkungen und Wirkungsmechanismen.
Kardiotone, kardio- und vasoprotektive Eigenschaften
• Verbesserung der Kontraktilität des Herzmuskels (positiv inotrope Wirkung, auf
eine vermehrte intrazelluläre Calciumfreisetzung zurückgeführt, durch eine
Hemmung der membranständigen Na+/K+-ATPase zustande)
• Verbesserung der Koronar- und Myokarddurchblutung → Erhöhung der
Toleranz des Myokards gegenüber Sauerstoffmangel
• Senkung des peripheren Gefäßwiderstandes → geringe Blutdrucksenkung
• Steigerung des Koronardurchflusses (NO-induzierte vasorelaxierende Wirkung,
Stimulierung der NO-Freisetzung durch eine Aktivierung der eNOS )
• Verlängerung der Refraktärperiode (Beeinflüsung der für die Rückbildung des
Aktionspotentials verantwortlichen K+-Kanäle, potentielle antiarrhythmische
Wirkung)
• kardioprotektive Wirkung (antioxidative Wirkung)
Anwendungsgebiete.
Weißdornpräparate sind keine spezifischen Arzneimittel zur Behandlung von
akuten Krankheiten. Sie gelten in erster Linie als Vorbeugungsmittel bei
leichteren Formen der Herzmuskelinsuffizienz.
Die Anwendung muss mindestens während 6 Wochen erfolgen.
Die Evidenz zur therapeutischen Wirksamkeit von Weißdornextrakt bei
chronischer Herzinsuffizienz wurde in zahlreichen klinischen Studien belegt.
In Blättern und Blüten von Crataegus-Arten kommen weit verbreiteten
Flavonolglykosiden und Flavon-C-Glykoside mit Neohesperidose vor
Ginkgo folium
Ginkgoblätter
Ginkgo biloba L.
Ginkgoaceae
PhEur
Ginkgobaum (Fächerblattbaum, Mädchenhaarbaum): der letzte lebende Repräsentant
der im Mesozoikum weit verbreiteten Ginkgoopsida. Wildwachsend wurde der
Ginkgobaum im östlichen und mittleren China gefunden. In Ostasien wurde er seit den
ältesten Zeiten als Tempelbaum angepflanzt.
Inhaltsstoffe
• Flavonoide (0,5–1,8%; PhEur: mindestens 0,5%):
Flavon- und Flavonolglykoside, acylierte Flavonolglykoside, Biflavonoide,
Flavan-3-ole, Proanthocyanidine
Aglykone der Flavon- und Flavonolglykoside:
Kämpferol, Quercetin, Isorhamnetin, Apigenin und Luteolin
• Terpene (0,03–0,25% Terpenlactone):
Diterpene – Ginkgoliden; Sesquiterpen – Bilobalid; Steroide
• alicyclische Säuren, Cyclite, Kohlenhydrate und ihre Derivate
Als wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstoffe gelten Flavonoide und Terpenlactone:
Ginkgolide und Bilobalid
Verwendung Spezialextrakte z. B. Trockenextrakt aus Blättern von G. biloba (22–27%
Flavonglykoside; 5–7% Terpenlactone, davon 2,8–3,4% Ginkgolide A, B und C sowie
etwa 2,6–3,2% Bilobalid; darf nicht mehr als 5 ppm Ginkgolsäuren enthalten)
Wirkungen. Die Hauptwirkungen von Ginkgospezialextrakten sind:
• Neuroprotektion
• Verbesserung von Gedächtnisleistung und Lernvermögen
• Förderung der zerebralen Neurotransmission (Verminderung altersbedingter
Neurotransmitterdeffekte)
• Förderung der Durchblutung (insbesondere Mikrozirkulation) und Verbesserung der
Fließeigenschaften des Blutes
durchblutungssteigernde Wirkung: Vasorelaxation, Verringerung der Vollblutviskosität
Wirkungen auf das ZNS: Erhöhung der Hypoxietoleranz, Verbesserung des zerebralen
Energiestoffwechsels, Zerebroprotektion bei Ischämie, antiödematische
Wirkungen am Gehirn, Verbesserung von Gedächtnisleistung und Lernvermögen,
Modifikation der Neurotransmission, Membranprotektion und Schutz vor Zelltod
Die durchblutungssteigernde und die neuroprotektive Wirkung beruhen auf
Radikalfängereigenschaften und auf einem PAF-Antagonismus.
Anwendungsgebiete.
• dementielle Syndrome bei primärer degenerativer Demenz, vaskulärer Demenz und
Mischformen aus beiden
• symptomatische Behandlung arterieller Durchblutungsstörungen, peripherer arterieller
Verschlusskrankheit
• Schwindel (Vertigo) und Ohrgeräusche (Tinnitus) verschiedenen Ursprungs
Mit Cumarsäure veresterte Flavonolglykoside
und Biflavone vom Amentoflavontyp aus
Ginkgo biloba
3-O-[2-O-(6-O-{p-Cumaroyl}-β-D-glucosyl)-αL-rhamnosyl] kämpferol
[2-O-(6-O-{p-Cumaroyl}-β-D-glucosyl)-α-Lrhamnosyl] quercetin
Capsella bursae-pastoris herba
Hirtentäschel
Capsella bursa-pastoris L.
Brassicaceae
Ein- bis zweijähriges Kraut, Grundblätter sind
rosettig angeordnet, schmal länglich, gezähnt bis
fiederspaltig, aufrechte Sprossachse, im oberren
Teil eine traube von zahlreichen weiβen Blüten,
gestielte, herzförmige Schötchen
Inhaltstoffe
Flavonoide:
Flavone und Flavonole: Luteolin-7-rhamnoglucoside, Diosmin, Rutin,
Kämpferol-4’-methylether, Quercetin-3’-methylether,
Flavanonole:Garbasol, Robinetin, Gossypetin-hexamethylether
Zimtsäure-Derivate / Polypeptide / Aminosäuren
Wirkungen: Blutdruckmindernde, diuretisch
Betulae folium
Birkenblätter
Betula pendula Roth
Betula pubescens Ehrh.
Betulaceae
PhEur
in Europa bis nach Westsibirien weit verbreitet
bis zu 30 m hohe Bäume, Abhängig vom Alter ist der Stamm der Birke schneeweiß
oder dunkel, bei der B. pendula Zweige überhängend, Blätter am Rande scharf
doppelt gesägt, unbehaart und beiderseits dicht drüsig punktiert; bei der B.
pubescens Zweige abstehend oder aufrecht ausgebreitet, Blätter am Rande grob
gesägt und beiderseits schwach behaart
Inhaltsstoffe
• 2–3% Flavonoide (PhEur: mindestens 1,5% Flavonoide, berechnet als Hyperosid)
Flavonolglykoside: Quercetin-3-O-galactosid (Hyperosid), Quercetin-3-Oglucuronid, Myricetin-3-O-galactosid, Quercetin-3-O-rhamnosid (Quercitrin),
Quercetinglykoside
• Triterpenester vom Dammarantyp mit hämolytischer Wirkung
• Phenolcarbonsäuren und Derivate (Kaffeesäure, Chlorogensäure)
Analytische Kennzeichnung
DC-Fingerprintchromatogramm (PhEur) mit Nachweis von Rutin, Hyperosid und
Chlorogensäure. Nach dem Besprühen mit dem Naturstoffreagens erscheinen
im UV 365 nm verschiedenfarbig fluoreszierende Zonen für Rutin
(gelblichbraun), Chlorogensäure (hellblau) und Hyperosid (gelblichbraun). Die
Rutinzone erscheint sehr schwach, die Hyperosidzone hingegen intensiv.
Neben weiteren schwach gelblichbraun fluoreszierenden Zonen beschreibt die
PhEur eine bräunlichgelbe Zone für Quercetin. Gehaltsbestimmung erfolgt als
Aluminiumchelatkomplex.
Wirkung und Anwendungsgebiete
diuretische / aquaretische Wirkung
Als wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstoffe gelten Flavonoide
(insbesondere Quercetin), Kaffeesäure und 3,5-Dicaffeoylchinasäure.
Indikationen von Birkenblätterzubereitungen sind
Durchspülungstherapie bei bakteriellen und entzündlichen
Erkrankungen der ableitenden Harnwege und bei Nierengrieß; zur
unterstützenden Behandlung rheumatischer Beschwerden
Sambuci flos
Holunderbluten
Sambucus nigra L.
Caprifoliaceae
PhEur
schwarze Holunder, Strauch, über fast ganz Europa und Mittelasien verbreitet
Blätter unpaarig gefiedert, die Fiederblätter wenig behaart, am Rande gesägt, weißen
Blüten in bis 15 cm breiten, flach schirmförmigen Trugdolden, Einzelfrucht ist eine
glänzende, schwarzviolette beerenartige Steinfrucht mit tiefrotem, stark färbendem Saft.
Inhaltsstoffe
• Etwa 3,5% Flavonoide (PhEur: mindestens 0,8% Flavonoide, berechnet als
Isoquercitrin)
Rutin, Isoquercitrin, Isorhamnetin-3-O-rutinosid, Isorhamnetin-3-O-glucosid
• etwa 0,1% wasserdampfflüchtige Stoffe, freie Fettsäuren, n-Alkanen,
Monoterpenen
• etwa 5% Phenolcarbonsäuren, besonders Chlorogensäure
• Schleimstoffe, Gerbstoffe, Spuren eines cyanogenen Glykosids: Sambunigrin
• Triterpensäuren: Ursol-, Oleanol- und 20β-Hydroxyursolsäure
Analytische Kennzeichnung.
DC-Fingerprintchromatogramm (PhEur) mit Nachweis von Rutin, Hyperosid
und Chlorogensäure Nach dem Besprühen mit dem Naturstoffreagens
erscheinen im UV 365 nm verschiedenfarbig fluoreszierende Zonen für
Rutin (gelblichbraun), Chlorogensäure (hellblau) und Isoquercitrin (orange
fluoreszierende Zone). Unterhalb der Zone von Rutin keine rosa gefärbte
Zone vorhanden sein darf (Sambucus ebulus).
Die Gehaltsbestimmung erfolgt als Aluminiumchelatkomplex.
S. nigra
S. ebulus
Unreife/rohe Früchte
Ebulosid (Iridoid-Glykosid
Toxisch!
Anwendung. Als schweißtreibendes Mittel bei Erkältungskrankheiten
Tiliae flos
Lindenbluten
Tilia cordata Mill.
Tilia platyphyllos Scop.
Hybride Tilia × vulgaris
Malvaceae, bisher Tiliaceae
PhEur
Büten in einem trugdoldigen Blütenstand vereinigt an einem Stiel, der
seinerseits einem flügelartigen Vorblatt (Tragblatt) entspringt.
Lindenblüten werden zur Zeit ihrer vollen Blüte geerntet.
Verwechslungen oder Verfälschungen kommen vor; T. tomentosa
Moench (syn. T. argentea DC.), T. americana L. und deren Hybriden.
diese Tilia-Arten sind nicht zu verwenden, da sie unangenehm riechen
und schmecken. Sie lassen sich leicht von den Blütenständen der
offizinellen Tilia-Arten unterscheiden, da ihre Blüten dicht mit
Büschelhaaren bedeckt sind.
Inhaltsstoffe
• Flavonoide (etwa 1%),
Quercetin- und Kämpferol-Glykoside
Isoquercitrin, Quercitrin, Rutin, Hyperosid
Astragalin,
Tilirosid (6″-Cumaroylester von Astragalin)
• ätherisches Öl (0,02–0,1%)
• dimere Procyanidine (B2 und B4)
• Phenolcarbonsäuren
• Gerbstoffe (etwa 2%) vom Catechin- und Gallocatechintyp
• etwa 10% Schleimstoffe
Analytische Kennzeichnung
DC-Chromatogramm (PhEur) mit Nachweis von Rutin, Isoquercitrin,
Hyperosid.
Die Methode eignet sich auch zur Reinheitsprüfung, da die Blüten
anderer Tilia-Arten ein abweichendes Chromatogrammbild geben.
Wirkung und Anwendungsgebiete
bei Erkältungskrankheiten, Diaphoretisch
Filipendulae ulmariae herba
Mädesüßkraut
Filipendula ulmaria (L.) Maxim.
Rosaceae
PhEur
ausdauerndes Kraut; mit Fiederblättchen, die unterseits silbrig behaart
sind; viele kleine, weiße Blüten mit trugdoldigen Blütenständen
Inhaltsstoffe
• Flavonoide (3–6%)
Spiraeosid (Quercetin-4′-O-glucosid) und die analoge
Kämpferolverbindung, Hyperosid, weitere Quercetinderivate.
• Phenolglykoside (Monotropitin, Spiraein; 0,3–0,5%)
• ätherisches Öl
• Gerbstoffe (Ellagitannine).
Anwendung. Als Diaphoretikum zur unterstützenden Behandlung von
Erkältungskrankheiten
Verbasci flos
Königskerzenblüten
Verbascum phlomoides L.
Verbescum densiflorum Bert.
Scrophulariaceae
In Europa, in Asien und in Nordafrika weitverbreitet
Ein- oder zweijähriges Kraut, einfache Laubblätter in
grundständigen Rosetten, wechselständig am Stängel,
die fünf Kronblätte sind gelb, an ihrer Basis verwachsen
Blüten gehen bei Tagesanbruch auf und verblühen zu
Mittag
Inhaltsstoffe:
Flavonoide (1,5-4%): Hesperidin, Luteolin, Apigenin-Glykoside
Schleimstoffe (8%)
Saponine
Zimtsäurederivat (Verbascosid)
Iridoide
Anwendung: bei Erkältungen
Violae herba cum flore
Stiefmütterchenkraut
Viola tricolor L. / Viola arvensis Murray
Violaceae
PhEur
Heimisch in den gemäßigten Klimazonen Europas und Asien
Inhaltsstoffe
• Flavonoide (PhEur: mindestens 1,5%, berechnet als Violanthin),
Rutin, Glucosylflavonen: Violanthin, Violarvensin, Vitexin, Isovitexin, Orientin,
Isoorientin
• Derivate der Salicylsäure / Phenolcarbonsäuren / Cumarine, Umbelliferon /
makrozyklische Peptide mit hämolytischer, antimikrobieller, antiviraler und
cytotoxischer Wirkung / Schleimstoffe
Analytische Kennzeichnung.
Die quantitative Bestimmung der Glykosylflavone erfolgt als Borinsäurekomplex
Anwendung
Äußerlich bei seborrhoischen Hauterkrankungen
In der Volksmedizin wird die Droge als Diuretikum, Diaphoretikum, bei
Katarrhen der Luftwege verwendet.
Solidaginis virgaureae herba / Solidaginis herba
Goldrutenkraut
Solidago virgaurea L. / Solidago gigantea Ait. / Solidago canadensis L.
Asteraceae
PhEur
stattliche, ausdauernde Stauden mit aufrechten Stängeln, in der Blütenregion verzweigt
leuchtend gelbe Blütenkörbchen, randständige Zungenblüten, zentralen Röhrenblüten in
endständigen Trauben
S. virgaurea (Echte Goldrute) über fast ganz Europa und Asien verbreitet, S. gigantea
(Riesengoldrute) und S. canadensis (Kanadische Goldrute) waren ursprünglich in
Amerika heimisch, sind in Europa eingebürgert
Inhaltsstoffe
• Flavonoide (Quercetin und Kämpferol als Aglykone)
Gesamtflavonoidgehalt 1,5% (S. virgaurea), 2,4% (S. canadensis), 3,8% (S. gigantea)
Hauptflavonoide sind Rutin (S. virgaurea 0,8%, S. canadensis ca. 1,4%) und Quercitrin
(S. gigantea ca. 1,3%).
PhEur: bei Goldrutenkraut Mindestgehalt von 2,5%, bei Echtem Goldrutenkraut
Mindestgehalt von 0,5 und Maximalgehalt von 1,5% Flavonoiden (in Hyperosid)
• Triterpensaponine vom Olean-12-en-Typ / ätherisches Öl (0,4–0,6%) / Diterpene vom
Labdan- und trans-Clerodan-Typ (S. canadensis), vom cis-Clerodan-Typ (S. gigantea).
S. virgaurea enthält keine Diterpene / Phenolglykoside, Phenolcarbonsäuren /
Polysaccharide
Analytische Kennzeichnung
DC-Nachweis (PhEur) von Flavonoiden. Bei Echtem Goldrutenkraut
wird auf die Anwesenheit von Chlorogensäure und Rutin geprüft, bei
Goldrutenkraut auf das Vorkommen von Chlorogensäure, Quercitrin und
Rutin. Die stark orange fluoreszierende Zone von Quercitrin darf bei
Echtem Goldrutenkraut nicht vorkommen. Der Gehalt an Flavonoiden
wird spektrophotometrisch (Aluminiumchelatkomplex) bestimmt.
Wirkung und Anwendungsgebiete
Goldrutenkraut: diuretische, antiphlogistische, schwach spasmolytische und
antimikrobielle Wirkungen.
Als wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstoffe gelten Flavonoide, Estersaponine,
Kaffeesäureester und Phenolglykoside. Die diuretische Wirkung wird den
Flavonoiden (Quercetin) und Kaffeesäurestern (3,5-Dicaffeoylchinasäure)
zugeschrieben.
als Teeaufguss und als Extrakt in Phytopharmaka zur Behandlung von
entzündlichen und bakteriellen Harnwegserkrankungen.
Passiflorae herba
Passionsblumenkraut
Passiflora incarnata L.
Passifloraceae
PhEur
tropische Schlingpflanze
im südlichen Nordamerika, in Mexiko, auf den Antillen
Inhaltsstoffe
• Glykosylflavone (bis 3%; PhEur: mindestens 1,5%, berechnet als Vitexin)
Isovitexin-2″-O-glucosid, Isovitexin, Isoorientin-2″-O-glucosid, Isoorientin, Schaftosid,
Isoschaftosid, Swertisin, Vicenin-2
• cyanogenes Glykosid (Gynocardin) / Oligo- und Polysaccharide / Glykoproteine
Anmerkung: Angaben in der Literatur, dass im Passionsblumenkraut Harmanalkaloide
vorkommen, ließen sich in neueren Untersuchungen nicht bestätigen.
Analytische Kennzeichnung
DC-Fingerprintchromatogramm (PhEur) Nachweis der Glykosylflavone
Die Gehaltsbestimmung der Glykosylflavone erfolgt spektrophotometrisch als
Borinsäurekomplex.
Wirkungen, Anwendungsgebiete
Sedativ; bei nervösen Spannungs- und Unruhezustände, Einschlafstörungen
Die Droge und daraus hergestellte Extrakte werden in Kombinationspräparaten oder in
Fertigarzneimitteln mit Baldrian oder Melisse eingesetzt.
Das Flavonoidspektrum von Passionsblumenkraut
ausschlieslich C-Glykosylflavone von Apigenin und Luteolin
Schaftosid/Isoschaftosid, Isovitexin-2”-O-glucosid, Isoorientin-2”-O-glucosid,
Isoorientin und Isovitexin
C-Glykosylflavone eignen sich daher als Leitsubstanzen bei der Qualitätskontrolle
von Passiflora-Phytopharmaka
Silybi mariani fructus
Mariendistelfruchte
Silybum marianum (L.) Gaertn.
Asteraceae
PhEur
distelartiges Gewächs, große grünweiß marmorierte Blätter und purpurfarbene
die Früchte: hartschalige Achänen mit seidigen, weißen Pappus, der leicht abgeworfen wird.
glänzend braunschwarze / matt graubraune, dunkel-oder weißgrau gestrichelte Fruchtschale
Die Droge stammt aus Kulturen, insbesondere aus Argentinien.
Inhaltsstoffe
• Flavanolderivate (1,5–3,0%), unter dem Oberbegriff Silymarin
zusammengefasst und als Flavonolignane bezeichnet werden (PhEur:
mindestens 1,5% Silymarin, in Silibinin), Taxifolin und Flavonole (Quercetin)
• fettes Öl (Linolsäure-Glyceriden) / Phytosterole (0,6%) / dimere
Coniferylalkohole
Analytische Kennzeichnung
DC-Nachweis (PhEur) von Silibinin, Silicristin und Taxifolin. Silibinin und
Silicristin erscheinen nach dem Besprühen mit Naturstoffreagens im UV 365
nm als gelblichgrün, Taxifolin als orange fluoreszierende Zonen.
Gehaltsbestimmung Die PhEur bestimmt den Gehalt an Silymarin mit der
HPLC.
Silymarin ist ein Gemisch aus den Diastereoisomerenpaaren Silybin A und B,
Isosilybin A und B, Silychristin, Silydianin und verschiedenen Nebenkomponenten
(Silandrin, Silymonin, 2,3-Dehydroderivate einzelner Flavonolignane).
Wirkungen
Hauptwirksubstanz von Silymarin:
Silybin (inkl. Isomere).
Hepatoprotektiv, antiproliferativ
Silybin hebt die schädigenden Effekte verschiedener Lebergifte wie
α-Amanitin, Phalloidin, Tetrachlorkohlenstoff, Galactosamin oder
Thioacetamid auf, wenn es früher als das toxische Agens appliziert wird.
Die hepatoprotektive Wirkung:
• Stabilisierung der Leberzellmembranen: Silybin verändert die äußeren
Membranen der Leberzellen durch Bindung an Proteine und Rezeptoren
derart, dass die Giftstoffe nicht mehr in die Zelle eindringen können
• Radikalfanger-Antioxidans-Funktion: Silybin hemmt die
Lipidperoxidation; die Prostaglandinsynthese (Hemmung der
Lipoxygenase)
• Beschleunigung der Leberzellregeneration: Silybin erhöht die
Synthesegeschwindigkeit von ribosomaler Ribonucleinsäure (rRNS) →
die Proteinbiosynthese können verstärkt und Zellregenerationsprozesse
beschleunigt werden
Verwendung
Zur Herstellung des eingestellten, gereinigten
Mariendistelfrüchtetrockenextrakts
zur Gewinnung der als Silymarin bezeichneten Flavonolignanfraktion
zur Herstellung der Reinsubstanz Silibinin
Anwendungsgebiete
Silymarin wird als Adjuvans bei Lebererkrankungen, um bei Belastung
mit potentiell leberschädlichen Stoffen zusätzliche Noxen zu
antagonisieren.
toxische Leberschäden, zur unterstützenden Behandlung bei chronischentzündlichen Lebererkrankungen und Leberzirrhose (kontrollierte
klinische Studien)
Anwendung von Silibinin bei Knollenblätterpilzvergiftungen ist in etwa
150 Fallberichten über Behandlungsverläufe dokumentiert.
Da Wasser nicht das geeignete Extraktionsmittel für Silymarin darstellt,
kann ein aus Mariendistelfrüchten zubereiteter Tee nicht als
Leberschutzmittel empfohlen werden.
Ononidis radix
Hauhechelwurzel
Ononis spinosa L.
Fabaceae
Kleine Stauden, kräftige Pfahlwurzel, Blätter kurzgestielt oder sitzend,
Nebenblätter eiförmig, lockertraubiger Blütenstand,
Krone ist fleisch- purpurrot oder violett
In Europa, Westasien und Nordafrika verbreitet
auf wechseltrockenen Wiese und Weiden
Inhaltstoffe
Isoflavonoide: Ononin, Formononetin, Biochanin-A, Genistein
Phenolglykoside /Triterpen Saponine /
Stilben-Derivat / ätherisches Öl
Wirkungen: diuretisch, antiphlogistisch
Anwendung:
zur Durchspülung bei entzündlichen Erkänkungen
der ableitenden Harnwege
Lonchocarpi radix
Cube-Wurzel
Lonchocarpus utilis/urucu Kill et A. C. Sm
Fabaceae
Brasilien
Rotenoide
Verwendung als Insekticide
Derris elliptica (Sweet) Benth.
Fabaceae
Tuba-Wurzel
Burma, Thailand, Malaysia, Ostindien, Kongo
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