1.2 Talformen und Flusslängsprofil

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4 r Reliefsphäre
Die Erosion arbeitet in drei Richtungen, in die Tiefe (Tiefenerosion), zu den
Seiten (Seitenerosion) und rückwärts (rückschreitende Erosion). Das Zusammenspiel dieser Komponenten führt unter anderem zu den verschiedenen
Talformen (vgl. Grafik S. 5).
1.2 Talformen und Flusslängsprofil
Die ideale Gefällskurve eines Flusses in den mittleren Breiten lässt sich als Parabel beschreiben, die sich in Ober-, Mittel- und Unterlauf gliedern lässt (vgl.
Grafik S. 5).
Oberlauf
Im Oberlauf haben Bäche und Flüsse zwar eine geringe Wasserführung, aber
aufgrund des starken Gefälles eine sehr hohe Fließgeschwindigkeit. Deshalb
sorgen die zahlreich mitgeführten Gesteine als Erosionswerkzeuge für eine
starke Tiefenerosion. Bei widerständigem Gestein entstehen tief eingeschnittene, enge Täler. Die Klamm hat sich senkrecht eingetieft, bei der Schlucht sind
die Wände nur wenig abgeschrägt. Die häufigen Stromschnellen und Wasserfälle beseitigt der Fluss allmählich durch rückschreitende Erosion.
Stehen Tiefenerosion und Hangabtragung annähernd im Gleichgewicht,
bilden sich Kerbtäler mit V-förmigem Querschnitt. Beim Durchschneiden
verschieden widerständiger Schichten entstehen, oft unterstützt durch geologische Hebungsphasen, Canyons mit gestuftem Hangprofil.
Mittellauf
Im Mittellauf wird bei geringerem Gefälle und größerer Wassermenge die
Hangabtragung stärker als die Tiefenerosion. Der Fluss ist noch in der Lage, die
Sedimente zu transportieren. Es entstehen Muldentäler.
Bei sehr geringem Gefälle oder in Zeiten geringerer Wasserführung kommt
es zur Aufschotterung von ehemaligen Kerb- und Muldentälern, es bilden sich
Kasten- oder Sohlentäler heraus. Unterstützt wird dieser Prozess dadurch,
dass der Fluss auf seinen Ablagerungen hin- und herpendelt, dabei die Hänge
unterschneidet und das Tal verbreitert. Wird sehr viel Material transportiert,
neigt ein Fluss mit periodisch wechselnden Wassermengen in Abschnitten geringen Gefälles zu Flussverwilderungen. Bei geringer Wassermenge kommt
es zur Akkumulation von Sand- und Kiesbänken, die während Hochwasserphasen wieder verlagert werden.
Reliefsphäre r 5
Talformen im Längsprofil eines Flusses (idealtypische Darstellung)
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