88 hemmers Rabeprazol (PARIET, vgl. a-t 1 [1999], 2) die Leukozytenwerte ab. Nach einwöchigem Auslassversuch steigen sie von 2.800/µl wieder auf 3.700/µl an. Auch unter anderen Protonenpumpenhemmern erkrankt die Frau an Leukopenie (NETZWERK-Bericht 10.048). Für die bereits seit mehreren Jahren erhältlichen Vertreter dieser Wirkgruppe Omeprazol (ANTRA u.a.) und Lansoprazol (AGOPTON, LANZOR) wird in den Produktinformationen Leukopenie als Störwirkung genannt. Für Pantoprazol (PANTOZOL, RIFUN) und Rabeprazol fehlen entsprechende Hinweise. Die Auflistung nur der wenigen zum Zeitpunkt der Markteinführung bekannten Störwirkungen täuscht gute Verträglichkeit vor – unterstützt durch Kommentare des Herstellers: „günstiges Nebenwirkungsprofil” (Eisai: PARIET Produktmonographie 1998, Seite 38). Bei Varianten etablierter Wirkprinzipien muss sich die Zulassungsbehörde hinsichtlich der Störwirkungen am Wissensstand zur Leitsubstanz orientieren und diese Erkenntnisse in den Fachinformationen berücksichtigen. Während die Rote Liste 1990 Störwirkungen von ANTRA in sieben Zeilen fasst, benötigt die 99-er Version für ANTRA MUPS bereits 50 Zeilen. Der vage Begriff „Blutbildveränderungen” ist inzwischen mit Leukopenie, Agranulozytose, Panzytopenie und Thrombozytopenie spezifiziert. Auch für Rabeprazol wird die Liste der unerwünschten Wirkungen länger werden. Eine erste Änderung der Produktinformation ist in Vorbereitung (Eisai GmbH: Schreiben vom 28. Juni 1999). Fulminanter Infektverlauf nach Diclofenac (VOLTAREN u.a.) i.m.: Eine 68-jährige Frau klagt seit einem Tag über Schmerzen und Unwohlsein, möglicherweise als Ausdruck eines banalen Infektes. Ein Notarzt behandelt ihre auf einer Fußverrenkung beruhenden Schmerzen mit einer intramuskulären Injektion von Diclofenac. Am Folgetag lassen sich weder wesentliche Infektzeichen, noch Fieber oder Hinweise auf Lungenaffektion (keine Tachypnoe) feststellen. Am darauf folgenden Morgen wird die Frau tot in ihrem Bett aufgefunden. Die Obduktion lässt eine ausgeprägte eitrig-abszedierende Infektion im gesamten Thoraxbereich sowie eine Entzündung von Leber und Milz erkennen (NETZWERKBericht 10.058). Der fulminante Verlauf innerhalb weniger Stunden spricht dafür, dass besondere Faktoren das Ausbreiten der Infektion begünstigt haben. Der Tod der Frau wird von den berichtenden Klinikärzten ursächlich mit der Injektion von Diclofenac in Verbindung gebracht. Auf den Zusammenhang zwischen nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen (BRUFEN u.a.) und der explosionsartigen Ausbreitung schwerer Infektionen, beispielsweise durch Streptokokken der Gruppe A oder Staphylokokken, wird in der Literatur hingewiesen (CURTIS, N.: Arch. Dis. Childh. 75 [1996], 547). NSAR hemmen in vitro Zellen der Entzündungsreaktion und der Immunabwehr und können die Entwicklung von Weichteilinfektionen wie nekrotisierende Fasziitis begünstigen (NELLE, H., H. WILLE: intern. prax. 39 [1999], 621). Nebenwirkungen INFEKTION NACH KNOCHENERSATZ Zehn Monate nach einer Unterkieferplastik, für die Knochenspongiosa bovinen Ursprungs (BIO-OSS) verwendet wurde, rötet sich bei einer 28-jährigen Frau das Kinn mit Schwellung und Schmerzen. Nach Entfernen des Knochenersatzmittels und antibiotischer Therapie heilt die Entzündung ohne weitere Komplikationen ab. „Entgegen den Angaben des Herstellers, dass sämtliche organischen Bestandteile entfernt sind, lassen sich mittels Polarisationsmikroskop und COOMASSIE-Blau-Färbung Proteine im Ersatzstoff nach weisen.”1 Die Möglichkeit der Übertragung infektiöser Agentien kann somit nicht ausgeschlossen werden. Auch Infektio- arznei-telegramm 8/99 A 4330 E Postvertriebsstück Entgelt bezahlt A.T.I. Arzneimittelinformation GmbH & Co. KG, Bismarckstr. 63, D-12169 Berlin Warenzeichen in Österreich und Schweiz (Beispiele) Diclofenac: VOLTAREN (A, CH) Ibuprofen: BRUFEN (A, CH) nen mit boviner spongiformer Enzephalopathie (BSE) „bleiben im Bereich der Möglichkeit”.1 Die zuständige chemische Landesuntersuchungsanstalt findet hingegen keine „nennenswerten” Proteinrückstände und vermutet methodische „Unsicherheitsfaktoren” bei der Erstprüfung.2 Der Vorgang lässt erneut Verdacht auf Qualitätsmängel bei der Zulassung von Medizinprodukten aufkommen. Der Hersteller soll inzwischen gegen die Autoren juristisch vorgehen. 1 2 HÖNIG, J. F. et al.: Plast. Reconstr. Surg. 103 (1999), 1324 BfArM: Schreiben vom 24. Juni 1999 KERATITIS DURCH KONTAKTLINSEN Die Beliebtheit von Kontaktlinsen hat kosmetische Gründe. Mögliche Schadwirkungen wie Entzündung, Geschwür oder Abszess der Hornhaut und Erblindung wiegen deshalb besonders schwer. Bakterielle Hornhautentzündungen gehen heutzutage überwiegend auf den Gebrauch von Kontaktlinsen zurück. Besonders gefährlich ist es, weiche Linsen über Wochen zu tragen. Die Gesundheitsbehörden der USA und Großbritanniens empfehlen deshalb, die Anwendungsdauer für diesen Linsentyp zu verkürzen.1 Bessere Verträglichkeit versprach man sich von Linsen, die nach ein bis zwei Wochen entsorgt werden sollen. Holländische Forscher untersuchen in einer landesweiten epidemiologischen Studie die Häufigkeit bakterieller Hornhautentzündungen unter den verschiedenen Kontaktlinsentypen. Für harte Linsen finden sie eine Keratitis pro 10.000 Träger. Weiche, täglich zu reinigende Linsen gehen mit jährlich vier Keratitiden einher, ein bis zwei Wochen zu tragende weiche Wegwerflinsen dagegen mit 20 Keratitiden pro 10.000 Trägern. Jede achte bakterielle Entzündung beruht auf Infektion durch Pseudomonas- oder Stenotrophomonasbakterien. Diese Keime schädigen die Hornhaut besonders stark. Die teilweise bleibende Einschränkung der Sehleistung ist ausgeprägter als nach Infektion mit anderen Keimen. Die neueren Wegwerflinsen zur Kurzzeitanwendung bergen somit ein fünffach höheres Risiko von Hornhautentzündungen als täglich zu reinigende weiche Linsen. Wie jene sollen Wegwerflinsen nicht über Nacht getragen werden.2 1 2 VILLFORTH, J. C.: Arch. Ophthalmol. 107 (1989), 969 CHENG, K. H. et al.: Lancet 354 (1999), 181 arznei-telegramm (Institut für Arzneimittelinformation), Bismarckstr. 63, D-12169 Berlin, Telefax: (0 30) 79 49 02 20, Email: [email protected] Im Internet: http://www.arznei-telegramm.de Herausgeber: A.T.I. Arzneimittelinformation Berlin GmbH & Co. KG Redaktion: W. BECKER-BRÜSER, Arzt und Apotheker (verantw.), U. EULER, Ärztin, Prof. Dr. med. H. GLOSSMANN, J. HALBEKATH, Ärztin, Dr. med. A. JUCHE, Prof. Dr. med. M. M. KOCHEN, Priv. Doz. Dr. med. P. T. SAWICKI, S. SCHENK, Ärztin, Prof. Dr. med. P. S. SCHÖNHÖFER, Dr. med. H. WILLE, Dr. rer. physiol. B. WIRTH Das arznei-telegramm erscheint monatlich. Bezug im Jahresabonnement. Kündigung des Abonnements drei Monate zum Jahresende. Jahresbezugspreis für Ärzte, Apotheker und andere Angehörige der Heilberufe 48 & (93,88 DM), für Studenten 33 & (64,54 DM) (Nachweis erforderlich). Für Firmen, Behörden, Institutionen mit Mehrfachlesern 96 & (187,76 DM). Ausland: bei Zahlung mit EC-Scheck Zusatzkosten 5,5 & (10,76 DM), sonst 13 & (25,43 DM). Die im arznei-telegramm gewählten Produktbezeichnungen sagen nichts über die Schutzrechte der Warenzeichen aus. 1999, A.T.I. Arzneimittelinformation Berlin GmbH & Co. KG Lansoprazol: AGOPTON (A, CH) Omeprazol: LOSEC (A) ANTRA (CH) Pantoprazol: PANTOLOC (A) PANTOZOL (CH)