Bund Express 3/2014 Editorial Inhaltsverzeichnis Editorial 1 Zur Männergesundheit gibt es immer noch zu wenig Forschung und die Datenlage ist Männergesundheit beginnt bei Jungenentsprechend. Aktuell unterscheidet die gesundheit: die Jungensprechstunde 2 Lebenserwartung der Geschlechter fast fünf Jahre. Die Lebensgewohnheiten der Männer Der Urologe – Ärztlicher Begleiter wie Rauchen, Übergewicht, schlechtere für den Mann 3 Ernährung, härtere Arbeitsbedingungen und eine schlechtere Versorgung bei Gesundheitsrisiko: Testosteronmangel 3 psychischen Erkrankungen sind darauf zurückzuführen. Für die Prognose der Termine 7 nächsten 20 Jahre ist es entscheidend, wie sich die Vorsorge, die Lebens- und Impressum 7 Arbeitsbedingungen der heute 40 bis 65jährigen Männer sowie die Versorgung der heute 65 bis 75-Jährigen entwickeln wird. Eine lebensweltbezogene Prävention funktioniert. Das zeigen Untersuchungen aus der betrieblichen Prävention, wie Prof. Dr. Dragano, Medizinsoziologe der Universität Düsseldorf in der Veranstaltung Männergesundheit vom Urologiebeirat BDU aufgezeigt hat. Die männliche Übersterblichkeit ist in großen Teilen von Hochrisikogruppen – arm, arbeitslos, männlich – verursacht. Es liegt auch am Urologen die Männergesundheit zu verbessern. Das beginnt schon beim jugendlichen Mann oder Jungen. Das Konzept Jungengesundheit ist ein erster Schritt , um die Männergesundheit mittel- bis langfristig zu beeinflussen. Dr. med. Axel Schroeder Vorstandsvorsitzender Bund der Urologen e.G. 1 Männergesundheit beginnt Jungensprechstunde bei Jungengesundheit: die Mädchen empfangen durch naturgegebene Bindung an ihre Mutter und frühen Kontakt zum Gynäkologen hinsichtlich der Beratung zur Kontrazeption mehr Ansprache für ihre Probleme in der Übergangszeit vom Mädchen zur Frau. Männlichen Jugendlichen fehlt dagegen oft ein akzeptierter Partner für ihre psychischen wie somatischen Konflikte im Rahmen der körperlichen und psychischen Entwicklung zum Mann, da auch für sie aus verschiedenen Gründen eher die Mütter als die Väter zur Verfügung stehen – das sollte ein Anlass sein, ihnen analog der Gynäkologen den Urologen als Ansprechpartner anzubieten. Die seelische wie körperliche Umstellung während der Pubertät, insbesondere in der Phase, wenn die Entwicklung der geistigen Vernunft damit nicht Schritt hält, führt zu zahlreichen Fragen und Konflikten bei männlichen Jugendlichen, die sie aus Schamgefühl oder wegen beginnender Lösung von den Eltern gerade zuhause nicht besprechen möchten. Leider bieten die Medien im Print- ,TV- oder Internet-Bereich keine geeigneten Alternativen, da sie keinerlei Qualitätskontrollen unterliegen und sogar häufig eher kontraproduktive Informationen vermitteln, die die Unsicherheit eher verstärken als zu reduzieren. Im somatischen Bereich sind hier die Entwicklung der Vorhaut, der Penisgröße und der Hoden sowie die später optional folgenden Symptome wie Frenulumeinriss, Juckreiz/Brennen beim Wasserlassen und Blut im Sperma zu nennen. Im psychischen Bereich geht es um Aussehen der Genitalien, Entwicklung und Probleme der Erektion und des sexuellen Erlebens, Phasen der Homosexualität bzw. der Entwicklung der sexuellen Orientierung und um Partnerkonflikte mit gleichaltrigen Mädchen. Hierzu sollte sich der Urologe als qualifizierter, („geborener“) ärztlicher Begleiter für das ganze Männerleben zukünftig auch in einer Jungen-Sprechstunde engagieren, um damit diese Lücke im Männerleben zu schließen. Zur erfolgreichen Etablierung sind einige Voraussetzungen notwendig: zunächst ist ein inhaltlich standardisiertes Portfolio zu entwickeln, dann ein Marketingkonzept, wie den Jungen als Zielgruppe dieses Angebot zu vermitteln ist, um die Schwelle so niedrig wie möglich zu halten, sich einem Urologen anzuvertrauen statt in eine belastende Scheinwelt zu flüchten. Information der Jugendlichen, ihrer Eltern und der kinderärztlichen KollegInnen stellen obligate Bedingungen für eine erfolgreiche Umsetzung dieses ambitionierten Projektes dar. Dazu sind insbesondere auch die rechtlichen Rahmenrichtlinien zu klären, unter denen Jungen der diskrete Besuch beim Urologen ermöglicht werden kann. Auch die Anreize für den Urologen in den Bereichen Praxismarketing und Vergütung im GKV- und PKV- bereich sind angemessen zu berücksichtigen. Gleichsam kann die Jungensprechstunde als „Kollateralnutzen“ im Sinne der Männergesundheit durch frühzeitige Sensibilisierung der männlichen Jugendlichen für Prävention zur Reduzierung des geschlechtsspezifischen „Früh(er)ablebens “ durch Überernährung, Bewegungsmangel sowie Über-Konsum gesellschaftlich arrivierter Genussgifte wie Nikotin und Alkohol und konsekutiv erhöhter Risiken wie metabolisches Syndrom, Koronarsyndrom, Schlaganfälle, Diabetes, Leber- und Bronchialcarcinom dienen. Der BDU hat das Konzept in Kooperation mit der DGU entwickelt, stufenweise publiziert („Der Urologe“ Heft 2/14) und präsentiert. Herr Prof. Fichtner, Oberhausen, als diesjähriger DGUPräsident thematisiert die Jungensprechstunde innerhalb seines Kongresstitels „Demografischen Wandel gestalten“ in Düsseldorf durch ein von DGU, BDU und dem jetzigen Vorstand der ÄGGF (Ärztliche Gesellschaft zur Gesundheitsförderung) konzipiertes Forum. 2 Anschließend wird das Projekt interessierten Urologen durch regionale Veranstaltungen, den Jungen durch Schulveranstaltungen nahegebracht, um ihnen anschließend den Urologen in seiner Praxis als ihren niederschwellig zu erreichenden ärztlichen Ansprechpartner in dieser schwierigen Lebensphase anzubieten. Wir freuen uns gemeinsam auf eine engagierte Beteiligung der „Jungen-Urologen“ ! Dr. med. Wolfgang Bühmann E-mail: [email protected] Der Urologe – Ärztlicher Begleiter für den Mann Die weitere Lebensbegleitung des Mannes im Anschluss an die Lebensphase der „Jungensprechstunde“ kann der Urologe durch seine Kompetenz in allen Fragen der Fertilität, der urologischen Krankheitssymptome ab dem 18.Lebensjahr und der hormonabhängigen Erscheinungen ab dem 35.Lebensjahr leiten, wenn er sich dessen bewusst ist und die Männer um diese Chance wissen. Der Berufsverband der deutschen Urologen e.V. (BDU) und der Bund der Urologen e.G. (BUND) unter- stützen zusammen mit Jenapharm in einem integrativen Praxiskonzept für Urologen das Prinzip der Männersprechstunde wissenschaftlich, inhaltlich und organisatorisch. Zu diesem Konzept gehört das Selbstverständnis der modernen urologischen Praxis als Ort, an dem auch gesunde Männer einen kompetenten Ansprechpartner zu Fragen der Sexualität und der Gesunderhaltung finden. Eintägige Intensiv-Veranstaltungen (siehe www.bund-derurologen.de) erörtern u.a. praktische Tipps für die Umsetzung einer Männersprechstunde von der Diskretion am Tresen, über die ausführlichen Erklärungen im Behandlungszimmer bis hin zur Abrechnung der entsprechenden Wahlleistungen. Von den Teilnehmern sehr geschätzt und gut genutzt wird dabei die Möglichkeit zum interaktiven Austausch mit den Referenten und den anderen teilnehmenden Urologen. Die Zeit ist günstig, die Position des Urologen als ärztlichen Begleiter für den Mann zu stärken. Deser Beitrag wurde erstellt mit freundlicher Unterstützung von Jenapharm GmbH & Co. KG, 07745 Jena. Gesundheitsrisiko: Testosteronmangel Die „Wechseljahre des Mannes“ rücken immer mehr in den Fokus der Aufmerksamkeit. So gilt Testosteronmangel mittelweile als Risikofaktor für die Ausbildung eines metabolischen Syndroms. Und es sind mehr Männer betroffen als bisher vermutet: Über ein Drittel hat zu niedrige Testosteronspiegel. Der männliche Hormonhaushalt rückt immer mehr in den wissenschaftlichen Fokus. Waren die Wechseljahre der Frau schon seit langem eine häufig diagnostizierte und resultierend auch therapierte altersabhängige Veränderung, so blieb der männliche, klassisch andrologische Hormonhaushalt bei der ganzheitlichen Betrachtung des Mannes oft unberücksichtigt. Eine mögliche Ursache könnte die Tatsache darstellen, dass Männer mit zunehmendem Lebensalter eine allmähliche und diskret verlaufende Veränderung der Konstitution erleben – anders als Frauen durch die abrupte Einstellung der Ovarialfunktion in der Menopause1 – welche oft mehr als natürliche Alterung, denn als Veränderung mit Krankheitswert eingeordnet wird. 3 Mit den Jahren sinken Menge und Wirksamkeit von Testosteron Zwischenzeitlich konnte gezeigt werden, dass beim männlichen Geschlecht ein altersabhängiger Rückgang der Androgenfreisetzung von jährlich etwa 1–2 % ab dem 30. Lebensjahr erfolgt.2,3,4 Dieser Rückgang kann auch zu klinischen Symptomen führen. Hinzu kommt der Effekt, dass sich der Anteil des biologisch wirksamen Testosterons im Blut mit steigendem Alter verringert, da ein zunehmender Anteil an das Sexualhormon-bindende Globulin (SHBG) gebunden, dem Organismus für seine eigentliche Funktion nicht mehr zur Verfügung steht.5,6 Zum überwiegenden Teil handelt es sich beim im Erwachsenenalter diagnostizierten Hypogonadismus um eine erworbene Mangelerscheinung, die im Zusammenhang mit Adipositas, Komorbiditäten, Lebensstilfaktoren oder Medikamenteneinnahme steht.7 Eine teils ernährungs- und teils verhaltens- bedingte Zunahme des Bauchumfanges auf über 94 cm hat durch die Wirkung der im Fettgewebe vermehrt produzierten Östrogene negative Auswirkungen auf den Hormonhaushalt. Chronische Erkrankungen wie das erworbene Immunschwächesyndrom (AIDS), die Sichelzellenanämie, Leberzirrhose oder eine Niereninsuffizienz können eben- falls einen Testosteronmangel nach sich ziehen.6,8,9 Zu den regelmäßig eingesetzten Arzneimitteln, welche einen negativen Effekt auf den Testosteronhaushalt bewirken können, zählen Ketokonazol, Glukokortikoide, Opioide, Spironolacton, Estrogene, Gestagene, GnRH-Analoga, Cimetidin, Phenytoin, Carbamazepin und Flutamid.2,10 Korrelation von Testosteronmangel und metabolischem Syndrom Die Arbeitsgruppe um Alberti konnte eine statisti- sche Korrelation zwischen einem Androgenmangel und den Merkmalen eines metabolischen Syndroms nachweisen.11 Symptome eines Androgen- mangels beim Mann stellen Antriebsarmut bis hin zu depressiven Verstimmungen, Rückbildung der Muskulatur, Fettstoffwechselstörungen, Abnahme der Hautdicke, Rückgang von Libido und Potenz, teilweise mit Einschränkungen der Fertilität, Verlust der Knochendichte und Anämie durch Einschränkungen der Hämatopoese dar. Erstsymptom verringerte Libido Aufgrund der sehr unterschiedlichen und häufig unspezifischen Symptomatik wird der Hypogonadismus oft nicht diagnostiziert oder behandelt. Vielmehr wird eine symptomatische Therapie der Folgen des Testosteronmangels betrieben, ohne die eigentliche Ursache der Beschwerden zu kennen.12 Eine verringerte Libido wurde in einer aktuellen Umfrage unter 353 Ärzten aus Deutschland, Spanien, Großbritannien, Brasilien, Korea und Saudi- Arabien als häufigstes Symptom eines Androgenmangels angegeben. 71 % der Ärzte gaben an, dass eine fehlende Libido oder ein geringes sexuelles Verlangen das Hauptsymptom eines Testosteronmangels darstelle, gefolgt von Erektionsstörungen (51 %) und Müdigkeit (39 %).13 In einer Studie an 434 Männern, die eine andrologische Sprech- stunde aufsuchten, wurde deutlich, dass die Prävalenz einer Erektilen Dysfunktion erst bei Gesamt- testosteronspiegeln unter 8 nmol/l (2,3 ng/ml) signifikant anstieg, während unspezifische Symptome wie reduzierte Libido oder nachlassende Vitali- tät bereits bei Gesamttestosteronwerten unter 15 nmol/l (4,32 ng/ml) signifikant zunahmen.14 Erektionsstörung als Warnsymptom Das Auftreten einer Erektionsstörung kann zudem einen Hinweis auf pathologische Gefäßveränderungen geben, so dass im Rahmen der Abklärung einer Erektilen Dysfunktion insbesondere das arterielle Gefäßsystem untersucht werden sollte. Im Rahmen einer Befragung von Männern, bei denen ein kardiales Ereignis wie Herzinfarkt oder behandlungsbedürftige KHK aufgetreten waren, wurde deutlich, dass ein erheblicher Anteil dieser Männer etwa vier Jahre vorher eine negative Veränderung ihrer Erektionsfähigkeit beobachtet hatten. Die Erektionsstörung muss somit als möglicher Vorbote für das Auftreten von kardialen Gefäßerkrankungen ernst genommen werden. 4 Testosteronmangel und Mortalität Dass es sich bei den Folgeerscheinungen eines Testosteronmangels keineswegs um eine Befindlichkeitsstörung handelt belegt die Tatsache, dass das Mortalitätsrisiko für hypogonadale Männer (Gesamt-Testosteron < 2,5 ng/ml) im Vergleich zu Männern ohne Mangelerscheinungen mehr als verdoppelt ist (OR 2,24).15 Umgekehrt konnte durch die schwedische Arbeitsgruppe um Ohlsson gezeigt werden, dass ältere Männer bei Testosteronspiegeln >550 ng/dl weniger häufig an kardiovaskulären Erkrankungen litten (OR 0,7).16 Bei niedrig normalen und hypogonadalen Testosteronspiegeln ergab sich eine Verdoppelung des Risikos, eine TIA (Transient Ischemic Attack) oder einen Apoplex zu erleiden.17 Umgekehrt konnte die Vermutung widerlegt wer- den, dass eine langfristige Testosteronsubstitution bei hypogonadalen Männern das Risiko steigern könnte, an einem Prostatakarzinom zu erkranken.18 Jeder Dritte hat erniedrigte Testosteronwerte Im Rahmen einer eigenen Untersuchung in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit e.V. wurde rein zufällig aus- gewählten Probanden eine Blutentnahme zur Bestimmung der Gesamt-Testosteronkonzentration im Serum angeboten. Hauptziel war hierbei, Männer aller Altersklassen für das Thema zu sensibilisieren. So erfolgte im Jahr 2012 eine Testosteronbestimmung bei 5.735 Männern. Die Blutentnahme erfolgte zwischen 9:00 und 14:00 Uhr. Bei insgesamt 873 Probanden (15,2 %) wurden zum Untersuchungszeitpunkt eindeutig hypogondale Werte mit einer Gesamt-Testosteronkonzentration von unter 2,5 ng/ml ermittelt. Betrachtet man zusätzlich den „Graubereich“ mit Testosteronkonzentrationen von unter 3,5 ng/ml, in welchem durchaus Symptome eines Testosteronmangelsyndroms auftreten können, so steigt der Anteil der Männer mit auffällig niedrigen Messwerten auf 37,4 % (2.145 Männer) (Tab. 1). Die mittlere Testosteronkonzentration über alle Altersklassen betrug 4,15 ng/ml (95 % KI 3,88 – 4,83 ng/ml), ohne dass sich hieraus ein signifikanter Unterschied zwischen den einzelnen Altersklassen errechnen lies (Tab. 2). Auch der Anteil von Probanden mit hypogonadalen Messwerten war im Vergleich zwischen den Altersklassen nahezu konstant (Tab. 1). Im Laufe des Vormittags nahm die mittlere Testosteronkonzentration in allen Altersklassen geringfügig ab. Während die mittlere Testosteronkonzentration in der Zeit zwischen 9:00 Uhr und 10:00 Uhr noch 4,29 ng/ml betrug, sank der ermittelte mittlere Testosteronwert für den Zeitraum zwischen 13:00 Uhr und 14:00 Uhr auf 3,90 ng/ml. Die Ergebnisse zeigen, dass bei mehr als jedem dritten Mann des Kollektivs teilweise erheblich erniedrigte Testosteronspiegel im Serum ermittelt wurden.19 Vergleichbare Ergebnisse zeigten bereits frühere Arbeiten, wobei hier ein erworbener Hypogonadismus im Alter von über 45 Jahren in 20–40% der Fälle gefunden wurde.20,21 Keine internationalen Normwerte für Testosteron Ein präziser Vergleich der Ergebnisse internationaler Studien wird durch die Tatsache erschwert, dass es zur Definition eines Testosteronmangels bislang keinen standardisierten Normalwertbereich gibt. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass der Testosteronhaushalt einen teilweise entscheidenden Einfluss auf verschiedene Organsysteme des Mannes hat, sollte die Bestimmung dieses bedeutsamen Parameters im Rahmen der Abklärung entsprechender Beschwerden nicht in Vergessenheit geraten. In einer britischen Untersuchung konnte bei 27 % von 124 Männern mit Erektiler Dysfunktion im mittleren Alter von 50 Jahren ein niedriger Testosteronspiegel bestimmt werden.22 Zudem haben Männer mit erniedrigtem Testosteronspiegel ein erhöhtes Frakturrisiko durch Osteoporose, wo- durch sich eine erhebliche Morbidität, Mortalität und Behinderung ergeben kann.23 Die Ergebnisse der Querschnittstudie zum Hypogonadismus bei Männern (HIM) konnten belegen, dass etwa zwei Drittel aller Männer mit niedrigem Gesamt-Testosteronspiegel mindestens eines oder mehrere Symptome des Hypogonadismus aufwiesen.20 5 Aufklärung bei Kollegen und Patienten tut not Es darf aus den bereits bekannten Zusammenhängen und den in unserer Arbeit ermittelten Prä- valenzzahlen gefolgert werden, dass ein Testosteronmangel in allen Altersklassen eine Ursache für Erkrankungen darstellt, welche symptomatisch behandelt werden, ohne die auslösende Ursache zu kennen. Hier muss in Zukunft Aufklärungsarbeit bei den Patienten, aber auch bei den Fachkollegen sämtlicher Fachdisziplinen geleistet werden, um bei der Diagnostik im Rahmen eines teilweise unspezifischen Beschwerdebildes auch an die Möglichkeit eines Hypogonadismus als potenzielle Ursache zu denken. Ob eine Bestimmung des Gesamttestosterons im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung routinemäßig erfolgen sollte, kann zum momentanen Zeitpunkt nicht sicher abgeschätzt werden. Sehr wohl muss eine Bestimmung der Testosteronkonzentration aber im Rahmen der Diagnostik bei Vorliegen spezifischer Symptome wie Libidoverlust, Erektiler Dysfunktion, Depression, Lethargie, Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen, Reizbarkeit und depressiver Verstimmung angeraten werden. Substitution macht Sinn Das Therapieziel einer Substitutionsbehandlung, die ausschließlich bei klinisch und labormedizinisch bestätigtem Hypogonadismus indiziert ist, stellt die möglichst konstante Einstellung des Gesamttestosteronspiegels in den physiologischen Normalbereich dar. Hierdurch kann die sexuelle Funktion – insbesondere Libido und Erektion – verbessert werden.25,26 Depressionen werden positiv beeinflusst27, die fettfreie Körpermasse wird gesteigert, während der Körperfettanteil reduziert wird und die Knochenmineralisation steigt.28,29 Zur Behandlung stehen verschiedene orale, trans- dermale oder injizierbare Präparate zur Verfügung. Durchgesetzt haben sich Testosterongele in unter- schiedlichen Dosierungen zur täglichen transdermalen Anwendung sowie injizierbare Testosteronderivate, welche entweder alle 2–3 Wochen oder als Depot alle drei Monate intramuskulär appliziert werden. Orale Darreichungsformen werden aufgrund ihrer schwachen androgenen Potenz, ihrer teilweise hepatotoxischen Wirkung und der geringen Patientenakzeptanz generell wenig ein- gesetzt. Wird eine Substitutionsbehandlung eingeleitet, sollte diese nach den Empfehlungen internationaler Fachgesellschaften über mindestens drei bis sechs Monate fortgesetzt werden. Der für den Mann subjektiv spürbare Therapieerfolg setzt häufig erst mit einer erheblichen zeitlichen Verzögerung ein. Hierüber muss der Patient aufgeklärt wer- den, damit die Erwartungshaltung nach Beginn der Therapie nicht enttäuscht wird. Die Aufklärung ist insbesondere bei Patienten mit begleitender Erektionsstörung von höchster Bedeutung, da hierbei oft ein schneller Therapieerfolg erwartet wird. Gerade in diesem Fall ist der positive Effekt einer Substitutionsbehandlung aber erst viele Monate nach Therapiestart zu erwarten, so dass zu Beginn der Therapie eine Kombination mit einem PDE-5-Inhibitor ratsam erscheint. Fazit Für die Praxis aus den vorgestellten Daten wird deutlich, dass bei vielen Männern erniedrigte Testosteronkonzentrationen vorliegen, welche eine Folgeerscheinung verschiedener Erkrankungen sein können. Umgekehrt können die niedrigen Testosteronspiegel selbst Erkrankungen nach sich ziehen, welche oft rein symptomatisch behandelt werden. eine Testosteronbestimmung sollte also in je- dem Fall fester Bestandteil der Abklärung spezifischer Symptome wie Libidoverlust, Erektiler Dysfunktion, Depressionen, Lethargie, Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen und Reizbarkeit sein. die Therapie durch eine Substitutionsbehandlung dient keinesfalls nur der Verbesserung der Sexualfunktion, sondern kann einen wichtigen Beitrag leisten, teilweise ernsthafte Folgen des Androgenmangels zu verhindern. (Dr. med. Tobias Jäger in Privatarzt Urologie 3-2013) 6 Termine Veranstaltungen zur Männergesundheit: Uro-Logisch – Mit Männergesundheit in die Zukunft Seminarreihe: Informationen unter www.bund-der-urologen.de/veranstaltungen/ • 12.07.2014 – Beginn 9 Uhr in Frankfurt • 13.09.2014 – Beginn 9 Uhr in Freiburg • 13.09.2014 – Beginn 9 Uhr in Osnabrück • 20.09.2014 – Beginn 9 Uhr in Hamburg • 27.09.2014 – Beginn 9 Uhr in Köln • 08.11.2014 – Beginn 9 Uhr in Kiel • 08.11.2014 – Beginn 9 Uhr in Saarbrücken • 22.11.2014 – Beginn 9 Uhr in Düsseldorf • 22.11.2014 – Beginn 9 Uhr in Hannover • 29.11.2014 – Beginn 9 Uhr in Ganderkesee Veranstaltungen zur Praxisberatung: Thema: Überlassen Sie nichts dem Zufall – Machen Sie Ihre Praxis fit für die Übergabe Weitere Informationen unter www.bund-der-urologen.de/veranstaltungen/. Workshop Praxisabgabe: Meine Praxis ist Silber – ein Nachfolger Gold • 11.06.2014 – Beginn 13 Uhr im Rahmen des 5. Urologischen Sommerforum Sylt • 16.07.2014 – Beginn 17 Uhr Ende 20 Uhr in München • 18.07.2014 – Beginn 17 Uhr Ende 20 Uhr in Nürnberg • 23.07.2014 – Beginn 17 Uhr Ende 20 Uhr in Stuttgart • 01.10.2014 – Beginn 10 Uhr im Rahmen des DGU Kongress Düsseldorf Workshop Praxisgründung: Meine Ausbildung in Silber – eine eigene Praxis Gold • 12.06.2014 – Beginn 14:45 Uhr im Rahmen des 5. Urologischen Sommerforum Sylt • 01.10.2014 – Beginn 14 Uhr im Rahmen des DGU Kongress Düsseldorf 5. Urologisches Sommerforum Sylt vom 10.-13. Juni 2014 Weitere Informationen sowie das Programm zum 5. Urologischen Sommerforum Sylt finden Sie auf unserer Homepage www.bund-der-urologen.de 1. Urologisches Herbstforum Bad Dürkheim vom 15.- 18. Oktober 2014 Weitere Informationen sowie das Programm zum 1. Urologischen Herbstforum Bad Dürkheim finden Sie auf unserer Homepage www.bund-der-urologen.de Impressum Herausgeber + Redaktion: Dr. Axel Schroeder Haart 87-89 23534 Neumünster Tel. 04321/922528 Fax 04321/2792 E-Mail: [email protected] 7 Rolf Bäumer Kuno-Fischer-Straße 8 14057 Berlin Tel.: 030 - 3020 9670 Fax: 030 - 3020 9672 E-Mail: [email protected]