Bund Express 3/2014 Editorial Inhaltsverzeichnis

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Bund Express
3/2014
Editorial
Inhaltsverzeichnis
Editorial
1
Zur Männergesundheit gibt es immer noch
zu wenig Forschung und die Datenlage ist
Männergesundheit beginnt bei Jungenentsprechend. Aktuell unterscheidet die
gesundheit: die Jungensprechstunde
2
Lebenserwartung der Geschlechter fast fünf
Jahre. Die Lebensgewohnheiten der Männer
Der Urologe – Ärztlicher Begleiter
wie Rauchen, Übergewicht, schlechtere
für den Mann
3
Ernährung, härtere Arbeitsbedingungen und
eine
schlechtere
Versorgung
bei
Gesundheitsrisiko: Testosteronmangel
3
psychischen Erkrankungen sind darauf
zurückzuführen. Für die Prognose der
Termine
7
nächsten 20 Jahre ist es entscheidend, wie
sich die Vorsorge, die Lebens- und
Impressum
7
Arbeitsbedingungen der heute 40 bis 65jährigen Männer sowie die Versorgung der
heute 65 bis 75-Jährigen entwickeln wird. Eine lebensweltbezogene Prävention funktioniert.
Das zeigen Untersuchungen aus der betrieblichen Prävention, wie Prof. Dr. Dragano,
Medizinsoziologe der Universität Düsseldorf in der Veranstaltung Männergesundheit vom
Urologiebeirat BDU aufgezeigt hat. Die männliche Übersterblichkeit ist in großen Teilen von
Hochrisikogruppen – arm, arbeitslos, männlich – verursacht. Es liegt auch am Urologen die
Männergesundheit zu verbessern. Das beginnt schon beim jugendlichen Mann oder Jungen.
Das Konzept Jungengesundheit ist ein erster Schritt , um die Männergesundheit mittel- bis
langfristig zu beeinflussen.
Dr. med. Axel Schroeder
Vorstandsvorsitzender Bund der Urologen e.G.
1
Männergesundheit beginnt
Jungensprechstunde
bei
Jungengesundheit:
die
Mädchen empfangen durch naturgegebene Bindung an ihre Mutter und frühen
Kontakt zum Gynäkologen hinsichtlich der Beratung zur Kontrazeption mehr
Ansprache für ihre Probleme in der Übergangszeit vom Mädchen zur Frau.
Männlichen Jugendlichen fehlt dagegen oft ein akzeptierter Partner für ihre
psychischen wie somatischen Konflikte im Rahmen der körperlichen und
psychischen Entwicklung zum Mann, da auch für sie aus verschiedenen Gründen
eher die Mütter als die Väter zur Verfügung stehen – das sollte ein Anlass sein,
ihnen analog der Gynäkologen den Urologen als Ansprechpartner anzubieten.
Die seelische wie körperliche Umstellung während der Pubertät, insbesondere in der Phase,
wenn die Entwicklung der geistigen Vernunft damit nicht Schritt hält, führt zu zahlreichen
Fragen und Konflikten bei männlichen Jugendlichen, die sie aus Schamgefühl oder wegen
beginnender Lösung von den Eltern gerade zuhause nicht besprechen möchten.
Leider bieten die Medien im Print- ,TV- oder Internet-Bereich keine geeigneten Alternativen,
da sie keinerlei Qualitätskontrollen unterliegen und sogar häufig eher kontraproduktive
Informationen vermitteln, die die Unsicherheit eher verstärken als zu reduzieren.
Im somatischen Bereich sind hier die Entwicklung der Vorhaut, der Penisgröße und der Hoden
sowie die später optional folgenden Symptome wie Frenulumeinriss, Juckreiz/Brennen beim
Wasserlassen und Blut im Sperma zu nennen. Im psychischen Bereich geht es um Aussehen
der Genitalien, Entwicklung und Probleme der Erektion und des sexuellen Erlebens, Phasen
der Homosexualität bzw. der Entwicklung der sexuellen Orientierung und um Partnerkonflikte
mit gleichaltrigen Mädchen.
Hierzu sollte sich
der Urologe als qualifizierter, („geborener“) ärztlicher Begleiter für das
ganze Männerleben zukünftig auch in einer Jungen-Sprechstunde engagieren, um damit
diese Lücke im Männerleben zu schließen.
Zur erfolgreichen Etablierung sind einige Voraussetzungen notwendig: zunächst ist ein
inhaltlich standardisiertes Portfolio zu entwickeln, dann ein Marketingkonzept, wie den Jungen
als Zielgruppe dieses Angebot zu vermitteln ist, um die Schwelle so niedrig wie möglich zu
halten, sich einem Urologen anzuvertrauen statt in eine belastende Scheinwelt zu flüchten.
Information der Jugendlichen, ihrer Eltern und der kinderärztlichen KollegInnen stellen
obligate Bedingungen für eine erfolgreiche Umsetzung dieses ambitionierten Projektes dar.
Dazu sind insbesondere auch die rechtlichen Rahmenrichtlinien zu klären, unter denen
Jungen der diskrete Besuch beim Urologen ermöglicht werden kann. Auch die Anreize für
den Urologen in den Bereichen Praxismarketing und Vergütung im GKV- und PKV- bereich
sind angemessen zu berücksichtigen.
Gleichsam
kann
die
Jungensprechstunde
als
„Kollateralnutzen“
im
Sinne
der
Männergesundheit durch frühzeitige Sensibilisierung der männlichen Jugendlichen für
Prävention zur Reduzierung des geschlechtsspezifischen „Früh(er)ablebens “ durch
Überernährung,
Bewegungsmangel
sowie
Über-Konsum
gesellschaftlich
arrivierter
Genussgifte wie Nikotin und Alkohol und konsekutiv erhöhter Risiken wie metabolisches
Syndrom, Koronarsyndrom, Schlaganfälle, Diabetes, Leber- und Bronchialcarcinom dienen.
Der BDU hat das Konzept in Kooperation mit der DGU entwickelt, stufenweise publiziert („Der
Urologe“ Heft 2/14) und präsentiert. Herr Prof. Fichtner, Oberhausen, als diesjähriger DGUPräsident thematisiert die Jungensprechstunde innerhalb seines
Kongresstitels
„Demografischen Wandel gestalten“ in Düsseldorf durch ein von DGU, BDU und dem jetzigen
Vorstand der ÄGGF (Ärztliche Gesellschaft zur Gesundheitsförderung) konzipiertes Forum.
2
Anschließend wird das Projekt interessierten Urologen durch regionale Veranstaltungen, den
Jungen durch Schulveranstaltungen nahegebracht, um ihnen anschließend den Urologen in
seiner Praxis als ihren niederschwellig zu erreichenden ärztlichen Ansprechpartner in dieser
schwierigen Lebensphase anzubieten.
Wir freuen uns gemeinsam auf eine engagierte Beteiligung der „Jungen-Urologen“ !
Dr. med. Wolfgang Bühmann
E-mail: [email protected]
Der Urologe – Ärztlicher Begleiter für den Mann
Die weitere Lebensbegleitung des Mannes im Anschluss an die Lebensphase
der
„Jungensprechstunde“ kann der Urologe durch seine Kompetenz in allen Fragen der Fertilität,
der urologischen Krankheitssymptome ab dem 18.Lebensjahr und der hormonabhängigen
Erscheinungen ab dem 35.Lebensjahr leiten, wenn er sich dessen bewusst ist und die Männer
um diese Chance wissen.
Der Berufsverband der deutschen Urologen e.V. (BDU) und der Bund der Urologen e.G.
(BUND) unter- stützen zusammen mit Jenapharm in einem integrativen Praxiskonzept für
Urologen das Prinzip der Männersprechstunde wissenschaftlich, inhaltlich und organisatorisch.
Zu diesem Konzept gehört das Selbstverständnis der modernen urologischen Praxis als Ort,
an dem auch gesunde Männer einen kompetenten Ansprechpartner zu Fragen der Sexualität
und der Gesunderhaltung finden. Eintägige Intensiv-Veranstaltungen (siehe www.bund-derurologen.de) erörtern u.a. praktische Tipps für die Umsetzung einer Männersprechstunde von
der Diskretion am Tresen, über die ausführlichen Erklärungen im Behandlungszimmer bis hin
zur Abrechnung der entsprechenden Wahlleistungen. Von den Teilnehmern sehr geschätzt
und gut genutzt wird dabei die Möglichkeit zum interaktiven Austausch mit den Referenten
und den anderen teilnehmenden Urologen.
Die Zeit ist günstig, die Position des Urologen als ärztlichen Begleiter für den Mann zu
stärken.
Deser Beitrag wurde erstellt mit freundlicher Unterstützung von Jenapharm GmbH & Co. KG,
07745 Jena.
Gesundheitsrisiko: Testosteronmangel
Die „Wechseljahre des Mannes“ rücken immer mehr in den Fokus der Aufmerksamkeit. So gilt
Testosteronmangel mittelweile als Risikofaktor für die Ausbildung eines metabolischen
Syndroms. Und es sind mehr Männer betroffen als bisher vermutet: Über ein Drittel hat zu
niedrige Testosteronspiegel.
Der männliche Hormonhaushalt rückt immer mehr in den wissenschaftlichen Fokus. Waren
die Wechseljahre der Frau schon seit langem eine häufig diagnostizierte und resultierend
auch therapierte altersabhängige Veränderung, so blieb der männliche, klassisch
andrologische Hormonhaushalt bei der ganzheitlichen Betrachtung des Mannes oft
unberücksichtigt. Eine mögliche Ursache könnte die Tatsache darstellen, dass Männer mit
zunehmendem Lebensalter eine allmähliche und diskret verlaufende Veränderung der Konstitution erleben – anders als Frauen durch die abrupte Einstellung der Ovarialfunktion in der
Menopause1 – welche oft mehr als natürliche Alterung, denn als Veränderung mit Krankheitswert eingeordnet wird.
3
Mit den Jahren sinken Menge und Wirksamkeit von Testosteron
Zwischenzeitlich konnte gezeigt werden, dass beim männlichen Geschlecht ein
altersabhängiger Rückgang der Androgenfreisetzung von jährlich etwa 1–2 % ab dem 30.
Lebensjahr erfolgt.2,3,4 Dieser Rückgang kann auch zu klinischen Symptomen führen. Hinzu
kommt der Effekt, dass sich der Anteil des biologisch wirksamen Testosterons im Blut mit
steigendem Alter verringert, da ein zunehmender Anteil an das Sexualhormon-bindende
Globulin (SHBG) gebunden, dem Organismus für seine eigentliche Funktion nicht mehr zur
Verfügung steht.5,6 Zum überwiegenden Teil handelt es sich beim im Erwachsenenalter
diagnostizierten Hypogonadismus um eine erworbene Mangelerscheinung, die im
Zusammenhang
mit
Adipositas,
Komorbiditäten,
Lebensstilfaktoren
oder
Medikamenteneinnahme steht.7 Eine teils ernährungs- und teils verhaltens- bedingte
Zunahme des Bauchumfanges auf über 94 cm hat durch die Wirkung der im Fettgewebe
vermehrt produzierten Östrogene negative Auswirkungen auf den Hormonhaushalt.
Chronische Erkrankungen wie das erworbene Immunschwächesyndrom (AIDS), die
Sichelzellenanämie, Leberzirrhose oder eine Niereninsuffizienz können eben- falls einen
Testosteronmangel nach sich ziehen.6,8,9 Zu den regelmäßig eingesetzten Arzneimitteln,
welche einen negativen Effekt auf den Testosteronhaushalt bewirken können, zählen
Ketokonazol, Glukokortikoide, Opioide, Spironolacton, Estrogene, Gestagene, GnRH-Analoga,
Cimetidin, Phenytoin, Carbamazepin und Flutamid.2,10
Korrelation von Testosteronmangel und metabolischem Syndrom
Die Arbeitsgruppe um Alberti konnte eine statisti- sche Korrelation zwischen einem
Androgenmangel und den Merkmalen eines metabolischen Syndroms nachweisen.11
Symptome eines Androgen- mangels beim Mann stellen Antriebsarmut bis hin zu depressiven
Verstimmungen, Rückbildung der Muskulatur, Fettstoffwechselstörungen, Abnahme der
Hautdicke, Rückgang von Libido und Potenz, teilweise mit Einschränkungen der Fertilität,
Verlust der Knochendichte und Anämie durch Einschränkungen der Hämatopoese dar.
Erstsymptom verringerte Libido
Aufgrund der sehr unterschiedlichen und häufig unspezifischen Symptomatik wird der
Hypogonadismus oft nicht diagnostiziert oder behandelt. Vielmehr wird eine symptomatische
Therapie der Folgen des Testosteronmangels betrieben, ohne die eigentliche Ursache der
Beschwerden zu kennen.12
Eine verringerte Libido wurde in einer aktuellen Umfrage unter 353 Ärzten aus Deutschland,
Spanien, Großbritannien, Brasilien, Korea und Saudi- Arabien als häufigstes Symptom eines
Androgenmangels angegeben. 71 % der Ärzte gaben an, dass eine fehlende Libido oder ein
geringes sexuelles Verlangen das Hauptsymptom eines Testosteronmangels darstelle, gefolgt
von Erektionsstörungen (51 %) und Müdigkeit (39 %).13 In einer Studie an 434 Männern,
die eine andrologische Sprech- stunde aufsuchten, wurde deutlich, dass die Prävalenz einer
Erektilen Dysfunktion erst bei Gesamt- testosteronspiegeln unter 8 nmol/l (2,3 ng/ml)
signifikant anstieg, während unspezifische Symptome wie reduzierte Libido oder
nachlassende Vitali- tät bereits bei Gesamttestosteronwerten unter 15 nmol/l (4,32 ng/ml)
signifikant zunahmen.14
Erektionsstörung als Warnsymptom
Das Auftreten einer Erektionsstörung kann zudem einen Hinweis auf pathologische
Gefäßveränderungen geben, so dass im Rahmen der Abklärung einer Erektilen Dysfunktion
insbesondere das arterielle Gefäßsystem untersucht werden sollte. Im Rahmen einer
Befragung von Männern, bei denen ein kardiales Ereignis wie Herzinfarkt oder
behandlungsbedürftige KHK aufgetreten waren, wurde deutlich, dass ein erheblicher Anteil
dieser Männer etwa vier Jahre vorher eine negative Veränderung ihrer Erektionsfähigkeit
beobachtet hatten. Die Erektionsstörung muss somit als möglicher Vorbote für das Auftreten
von kardialen Gefäßerkrankungen ernst genommen werden.
4
Testosteronmangel und Mortalität
Dass es sich bei den Folgeerscheinungen eines Testosteronmangels keineswegs um eine
Befindlichkeitsstörung handelt belegt die Tatsache, dass das Mortalitätsrisiko für
hypogonadale Männer (Gesamt-Testosteron < 2,5 ng/ml) im Vergleich zu Männern ohne
Mangelerscheinungen mehr als verdoppelt ist (OR 2,24).15 Umgekehrt konnte durch die
schwedische Arbeitsgruppe um Ohlsson gezeigt werden, dass ältere Männer bei
Testosteronspiegeln >550 ng/dl weniger häufig an kardiovaskulären Erkrankungen litten (OR
0,7).16 Bei niedrig normalen und hypogonadalen Testosteronspiegeln ergab sich eine
Verdoppelung des Risikos, eine TIA (Transient Ischemic Attack) oder einen Apoplex zu
erleiden.17 Umgekehrt konnte die Vermutung widerlegt wer- den, dass eine langfristige
Testosteronsubstitution bei hypogonadalen Männern das Risiko steigern könnte, an einem
Prostatakarzinom zu erkranken.18
Jeder Dritte hat erniedrigte Testosteronwerte
Im Rahmen einer eigenen Untersuchung in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft
für Mann und Gesundheit e.V. wurde rein zufällig aus- gewählten Probanden eine
Blutentnahme zur Bestimmung der Gesamt-Testosteronkonzentration im Serum angeboten.
Hauptziel war hierbei, Männer aller Altersklassen für das Thema zu sensibilisieren. So erfolgte
im Jahr 2012 eine Testosteronbestimmung bei 5.735 Männern. Die Blutentnahme erfolgte
zwischen 9:00 und 14:00 Uhr.
Bei insgesamt 873 Probanden (15,2 %) wurden zum Untersuchungszeitpunkt eindeutig
hypogondale Werte mit einer Gesamt-Testosteronkonzentration von unter 2,5 ng/ml
ermittelt. Betrachtet man zusätzlich den „Graubereich“ mit Testosteronkonzentrationen von
unter 3,5 ng/ml, in welchem durchaus Symptome eines Testosteronmangelsyndroms
auftreten können, so steigt der Anteil der Männer mit auffällig niedrigen Messwerten auf 37,4
% (2.145 Männer) (Tab. 1). Die mittlere Testosteronkonzentration über alle Altersklassen
betrug 4,15 ng/ml (95 % KI 3,88 – 4,83 ng/ml), ohne dass sich hieraus ein signifikanter
Unterschied zwischen den einzelnen Altersklassen errechnen lies (Tab. 2). Auch der Anteil
von Probanden mit hypogonadalen Messwerten war im Vergleich zwischen den Altersklassen
nahezu
konstant
(Tab.
1).
Im
Laufe
des
Vormittags
nahm
die
mittlere
Testosteronkonzentration in allen Altersklassen geringfügig ab. Während die mittlere
Testosteronkonzentration in der Zeit zwischen 9:00 Uhr und 10:00 Uhr noch 4,29 ng/ml
betrug, sank der ermittelte mittlere Testosteronwert für den Zeitraum zwischen 13:00 Uhr
und 14:00 Uhr auf 3,90 ng/ml. Die Ergebnisse zeigen, dass bei mehr als jedem dritten Mann
des Kollektivs teilweise erheblich erniedrigte Testosteronspiegel im Serum ermittelt
wurden.19
Vergleichbare Ergebnisse zeigten bereits frühere Arbeiten, wobei hier ein erworbener
Hypogonadismus im Alter von über 45 Jahren in 20–40% der Fälle gefunden wurde.20,21
Keine internationalen Normwerte für Testosteron
Ein präziser Vergleich der Ergebnisse internationaler Studien wird durch die Tatsache
erschwert, dass es zur Definition eines Testosteronmangels bislang keinen standardisierten
Normalwertbereich gibt. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass der Testosteronhaushalt
einen teilweise entscheidenden Einfluss auf verschiedene Organsysteme des Mannes hat,
sollte die Bestimmung dieses bedeutsamen Parameters im Rahmen der Abklärung
entsprechender Beschwerden nicht in Vergessenheit geraten. In einer britischen
Untersuchung konnte bei 27 % von 124 Männern mit Erektiler Dysfunktion im mittleren Alter
von 50 Jahren ein niedriger Testosteronspiegel bestimmt werden.22 Zudem haben Männer
mit erniedrigtem Testosteronspiegel ein erhöhtes Frakturrisiko durch Osteoporose, wo- durch
sich eine erhebliche Morbidität, Mortalität und Behinderung ergeben kann.23 Die Ergebnisse
der Querschnittstudie zum Hypogonadismus bei Männern (HIM) konnten belegen, dass etwa
zwei Drittel aller Männer mit niedrigem Gesamt-Testosteronspiegel mindestens eines oder
mehrere Symptome des Hypogonadismus aufwiesen.20
5
Aufklärung bei Kollegen und Patienten tut not
Es darf aus den bereits bekannten Zusammenhängen und den in unserer Arbeit ermittelten
Prä- valenzzahlen gefolgert werden, dass ein Testosteronmangel in allen Altersklassen eine
Ursache für Erkrankungen darstellt, welche symptomatisch behandelt werden, ohne die
auslösende Ursache zu kennen. Hier muss in Zukunft Aufklärungsarbeit bei den Patienten,
aber auch bei den Fachkollegen sämtlicher Fachdisziplinen geleistet werden, um bei der
Diagnostik im Rahmen eines teilweise unspezifischen Beschwerdebildes auch an die Möglichkeit eines Hypogonadismus als potenzielle Ursache zu denken. Ob eine Bestimmung des
Gesamttestosterons im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung routinemäßig erfolgen sollte,
kann zum momentanen Zeitpunkt nicht sicher abgeschätzt werden. Sehr wohl muss eine
Bestimmung der Testosteronkonzentration aber im Rahmen der Diagnostik bei Vorliegen spezifischer Symptome wie Libidoverlust, Erektiler Dysfunktion, Depression, Lethargie,
Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen, Reizbarkeit und depressiver Verstimmung
angeraten werden.
Substitution macht Sinn
Das Therapieziel einer Substitutionsbehandlung, die ausschließlich bei klinisch und
labormedizinisch bestätigtem Hypogonadismus indiziert ist, stellt die möglichst konstante
Einstellung des Gesamttestosteronspiegels in den physiologischen Normalbereich dar.
Hierdurch kann die sexuelle Funktion – insbesondere Libido und Erektion – verbessert
werden.25,26 Depressionen werden positiv beeinflusst27, die fettfreie Körpermasse wird
gesteigert, während der Körperfettanteil reduziert wird und die Knochenmineralisation
steigt.28,29
Zur Behandlung stehen verschiedene orale, trans- dermale oder injizierbare Präparate zur
Verfügung. Durchgesetzt haben sich Testosterongele in unter- schiedlichen Dosierungen zur
täglichen transdermalen Anwendung sowie injizierbare Testosteronderivate, welche entweder
alle 2–3 Wochen oder als Depot alle drei Monate intramuskulär appliziert werden. Orale
Darreichungsformen werden aufgrund ihrer schwachen androgenen Potenz, ihrer teilweise
hepatotoxischen Wirkung und der geringen Patientenakzeptanz generell wenig ein- gesetzt.
Wird eine Substitutionsbehandlung eingeleitet, sollte diese nach den Empfehlungen
internationaler Fachgesellschaften über mindestens drei bis sechs Monate fortgesetzt werden.
Der für den Mann subjektiv spürbare Therapieerfolg setzt häufig erst mit einer erheblichen
zeitlichen Verzögerung ein. Hierüber muss der Patient aufgeklärt wer- den, damit die
Erwartungshaltung nach Beginn der Therapie nicht enttäuscht wird.
Die Aufklärung ist insbesondere bei Patienten mit begleitender Erektionsstörung von höchster
Bedeutung, da hierbei oft ein schneller Therapieerfolg erwartet wird. Gerade in diesem Fall ist
der positive Effekt einer Substitutionsbehandlung aber erst viele Monate nach Therapiestart
zu erwarten, so dass zu Beginn der Therapie eine Kombination mit einem PDE-5-Inhibitor
ratsam erscheint.
Fazit Für die Praxis
aus den vorgestellten Daten wird deutlich, dass bei vielen Männern erniedrigte
Testosteronkonzentrationen vorliegen, welche eine Folgeerscheinung verschiedener
Erkrankungen sein können. Umgekehrt können die niedrigen Testosteronspiegel selbst
Erkrankungen nach sich ziehen, welche oft rein symptomatisch behandelt werden.
eine Testosteronbestimmung sollte also in je- dem Fall fester Bestandteil der Abklärung
spezifischer Symptome wie Libidoverlust, Erektiler Dysfunktion, Depressionen, Lethargie,
Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen und Reizbarkeit sein. die Therapie durch eine
Substitutionsbehandlung dient keinesfalls nur der Verbesserung der Sexualfunktion, sondern
kann einen wichtigen Beitrag leisten, teilweise ernsthafte Folgen des Androgenmangels zu
verhindern.
(Dr. med. Tobias Jäger in Privatarzt Urologie 3-2013)
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Termine
Veranstaltungen zur Männergesundheit: Uro-Logisch – Mit Männergesundheit in die Zukunft
Seminarreihe: Informationen unter www.bund-der-urologen.de/veranstaltungen/
• 12.07.2014 – Beginn 9 Uhr in Frankfurt
• 13.09.2014 – Beginn 9 Uhr in Freiburg
• 13.09.2014 – Beginn 9 Uhr in Osnabrück
• 20.09.2014 – Beginn 9 Uhr in Hamburg
• 27.09.2014 – Beginn 9 Uhr in Köln
• 08.11.2014 – Beginn 9 Uhr in Kiel
• 08.11.2014 – Beginn 9 Uhr in Saarbrücken
• 22.11.2014 – Beginn 9 Uhr in Düsseldorf
• 22.11.2014 – Beginn 9 Uhr in Hannover
• 29.11.2014 – Beginn 9 Uhr in Ganderkesee
Veranstaltungen zur Praxisberatung: Thema:
Überlassen Sie nichts dem Zufall – Machen Sie Ihre Praxis fit für die Übergabe
Weitere Informationen unter www.bund-der-urologen.de/veranstaltungen/.
Workshop Praxisabgabe: Meine Praxis ist Silber – ein Nachfolger Gold
• 11.06.2014 – Beginn 13 Uhr im Rahmen des 5. Urologischen Sommerforum Sylt
• 16.07.2014 – Beginn 17 Uhr Ende 20 Uhr in München
• 18.07.2014 – Beginn 17 Uhr Ende 20 Uhr in Nürnberg
• 23.07.2014 – Beginn 17 Uhr Ende 20 Uhr in Stuttgart
• 01.10.2014 – Beginn 10 Uhr im Rahmen des DGU Kongress Düsseldorf
Workshop Praxisgründung: Meine Ausbildung in Silber – eine eigene Praxis Gold
• 12.06.2014 – Beginn 14:45 Uhr im Rahmen des 5. Urologischen Sommerforum Sylt
• 01.10.2014 – Beginn 14 Uhr im Rahmen des DGU Kongress Düsseldorf
5. Urologisches Sommerforum Sylt vom 10.-13. Juni 2014
Weitere Informationen sowie das Programm zum 5. Urologischen Sommerforum Sylt finden
Sie auf unserer Homepage www.bund-der-urologen.de
1. Urologisches Herbstforum Bad Dürkheim vom 15.- 18. Oktober 2014
Weitere Informationen sowie das Programm zum 1. Urologischen Herbstforum Bad Dürkheim
finden Sie auf unserer Homepage www.bund-der-urologen.de
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Herausgeber + Redaktion:
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Rolf Bäumer
Kuno-Fischer-Straße 8
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