Zur Fortbildung Aktuelle Medizin NOTFALL IM BEREITSCHAFTSDIENST Status asthmaticus Der Status asthmaticus ist definiert als eine über mehrere Stunden bis Tage anhaltende hochgradige generalisierte Obstruktion der Bronchiolen beziehungsweise als eine Serie von häufigen in kurzen Intervallen aufeinander folgenden schweren Asthmaanfällen. Zur Aufrechterhaltung des Gasaustausches muß die Atemarbeit auf ein Vielfaches des Normwertes gesteigert werden. Die Obstruktion der Bronchiolen beruht O auf einer Ödematisierung der Schleimhaut und der profusen Sekretion eines zähen, nicht abhustbaren Schleimes, • Spasmen der Bronchialmuskulatur, O einer funktionellen Kompression der poststenotisch gelegenen Luftwege durch die massive Erhöhung des transmuralen Druckes. in über 90 Prozent ist eine Typ-l-Allergie oder ein Bronchialinfekt die auslösende Ursache des Asthma. Bei jugendlichen Patienten steht die exogen allergische Verursachung im Vordergrund mit inhalativ aufgenommenen Allergenen. Bei Patienten über 40 Jahren überwiegt das Infektasthma, bei dem jedoch auch allergische Mechanismen vermutet werden. Symptomatik Diagnose Therapie ist Symptom Führendes schwerste in- und exspiratorische Dyspnoe mit deutlich verlängertem Exspirium. Der Kranke sitzt steil und stützt die Arme auf, um die auxiliäre Atemmuskulatur einsetzen zu können. Beim Einatmen kommt es wegen des stark negativen intrathorakalen Druckes zur Einziehung der Interkostalräume und der Schlüsselbeingruben. Die Atmung wird durch quälenden trockenen Husten unterbrochen. Auswurf wird kaum produziert. Auskultatorisch findet sich Giemen und Brummen bei insgesamt abgeschwächtem Atemgeräusch. Das klinische Bild ist zumeist unverkennbar. Anamnestisch werden bereits frühere Asthmaanfälle beziehungsweise eine Disposition zu allergischen Reaktionen (Konjunktivitis, Rhinitis) angegeben. O Bei starker Unruhe 5-10 mg Valium i. m. oder peroral (cave: zu starke Atemdämpfung). Die Schleimhäute sind livide verfärbt, der Puls ist frequent (>100/min). Typisch sind psychische und motorische Unruhe sowie vermehrte Schweißneigung. In schwersten Fällen mit fast völliger Der erste Asthmaanfall führt in der Regel nicht zum Status asthmaticus. Häufig geht dem Anfall entweder ein Infekt der Atemwege mit Fieber und Auswurf oder der Kontakt mit einem bekannten Allergen voraus, oder es wurde die bestehende antiasthmatische Therapie unterbrochen beziehungsweise verändert (insbesondere zu frühes Absetzen von Kortikoiden), oder es ist eine außergewöhnliche emotionale Belastung eruierbar. Differentialdiagnostisch muß 0 eine obere Atemwegsstenose (Laryngospasmus, DEUTSCHES ÄRZTEBLATT • Aminophyllin 0,48 g langsam i. v. (z. B. 2 Ampullen Euphyllin 0,24). hochdoO Kortikosteroide siert i. v. (50-500 mg Prednisonäquivalentdosis). O Alupent 0,5 bis 1 mg i. m. oder sehr langsam i. v. O Inhalativ (falls möglich) Berotec. O Sekretolyse (zum Beispiel Bisolvon 2 Ampullen i. v.). • Streng kontraindizierte Maßnahmen: ß-Rezeptorenblocker zur „Frequenzreduktion". • Immer Einweisung in das Krankenhaus. Heft 37 vom 9. September 1976 2307 Zur Fortbildung Aktuelle Medizin NOTFALL IM BEREITSCHAFTSDIENST Symptomatik Diagnose Sekretverlegung der Atemwege ist das Atemgeräusch nahezu aufgehoben. Die Atmung ist schnappend, das Sensorium eingetrübt. Es kommt zu rascher physischer und psychischer Erschöpfung. Fremdkörperaspiration, Mediastinaltumor, retrosternale Struma) ausgeschlossen werden. Bei der Stenose der oberen Atemwege ist die Atmung laut, stridorös, eine generalisierte Spastik in der Lungenperipherie ist nicht auskultierbar. Therapie O Muß ein kardial bedingtes Asthma ausgeschlossen werden (Vorgeschichte, physikalische Zeichen der Stauungslunge, Produktion eines dünnen-, wäßrigen Sputums, EKG: Linksüberlastungszeichen). O Muß an eine Lungenembolie mit reaktivem Bronchospasmus gedacht werden (Varikosis, Mobilisation nach Bettlägerigkeit usw.). 0 Muß ein Spannungspneumothorax ausgeschlossen werden (physikalischer Lungenbefund). In der Reihe „Notfall im Bereitschaftsdienst" sind bisher folgende Beiträge veröffentlicht worden: Dr. med. R. Thoma Medizinische Universitätsklinik Köln (Direktor: Professor Dr. med. Rudolf Gross) Josef-Stelzmann-Straße 9 5000 Köln 41 Die Rektalblutung Heft 31/1976, Seite 2027 f. Das akute Glaukom Heft 32/1976, Seite 2064 AugenverletPerforierende zungen Heft 19/1976, Seite 1279 f. Nierenkolik Heft 20/1976, Seite 1375 f. 2308 Der akute Hoden Heft 27/1976, Seite 1817 f. Ulkus-Perforation Heft 28/1976, Seite 1879 Verätzungen des Auges Heft 33/1976, Seite 2117 f. Ertrinken Heft 34/1976, Seite 2166 Kardiogener Schock Heft 21/1976, Seite 1431 Die kardiovaskuläre Synkope Heft 29/1976, Seite 1939 ff. Ileus Heft 35/1976, Seite 2210 Verschluß der Zentralarterie der Netzhaut Heft 24/1976, Seite 1600 Die akute gastrointestinale Blutung Heft 30/1976, Seite 1974 Der Gichtanfall — Arthritis urica acuta Heft 36/1976, Seite 2259 f. Heft 37 vom 9. September 1976 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT