Pressemitteilungen – AG Petersen Leibniz‐Institut DSMZ Think Pink! Erfolg von rosa Bakterien in den Weltmeeren (16.07.2012) Effiziente Überlebensstrategien durch plasmid‐vermittelten Gentransfer Meeresbakterien der Roseobacter‐Gruppe sind in den Ozeanen dieser Erde von den Tropen bis zur Antarktis weit verbreitet. Sie leben dort frei im Wasser, in Sedimenten und als Symbiose‐Partner von Algen. Für ihre rosarote Färbung sorgen spezielle Photosynthese‐Pigmente. Die marinen Bakterien zeichnen sich durch einen ungewöhnlich vielfältigen Stoffwechsel aus, der interessante Ansätze für biotechnologische Anwendungen eröffnet. Ihre Evolution zu rekonstruieren, ist für die Wissenschaftler ein Schlüssel, um das Geheimnis ihres ökologischen Erfolges zu verstehen. Forscher der DSMZ fanden jetzt heraus, dass Vertreter der Roseobacter‐Gruppe durch Plasmide so wichtige genetische Eigenschaften, wie die Fähigkeit zur Photosynthese, untereinander austauschen können. Diese Art eines über die Artgrenze hinausgehenden horizontalen Gentransfers könnte es den Roseobakterien ermöglichen, neue ökologische Nischen schnell und effektiv zu erobern. Publikation: Environ Microbiol 14: 2661‐2672 Cleverer Propellertausch bei Meeresbakterien (22.06.2015) Flagellen bei Roseobacter über spezielle Plasmide vererbt Bakterien der Roseobacter‐Gruppe sind erfolgreiche Erstbesiedler von Oberflächen und gelten als Schlüsselorganismen des marinen Ökosystems. Sie verfügen über einen ungewöhnlich vielfältigen Stoffwechsel und effiziente Überlebensstrategien. Die Meeresbakterien können wichtige genetische Eigenschaften wie die Fähigkeit zur Photosynthese oder Biofilm‐Bildung durch plasmid‐vermittelten Gen‐Transfer über die Artgrenze hinweg austauschen. Wissenschaftler am Leibniz‐Institut DSMZ‐Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH konnten jetzt für den Roseobacter‐Vertreter Marinovum algicola exemplarisch zeigen, dass sogar funktionelle Flagellen über sogenannte Chromide unabhängig vom Bakterienchromosom vererbt und ausgetauscht werden. Der horizontale Transfer kompletter Gencluster erlaubt eine schnelle und flexible Anpassung an neue Lebensräume. Publikation: Environ Microbiol 17: 4019‐4034 Mikroorganismen mit Bodenhaftung (11.03.2016) Plasmide steuern Biofilm‐Bildung im Ozean Bakterien der Roseobacter‐Gruppe gehören aufgrund ihrer vielfältigen Stoffwechseleigenschaften zu den häufigsten Mikroorganismen nährstoffreicher Küstengewässer. Zusammen mit anderen Bakterien bilden sie hochkomplexe Biofilme, die auch als „Städte der Mikroben“ bezeichnet werden; man findet sie aber auch frei schwimmend im Ozean. Ein flexibler Wechsel zwischen mobilem und festsitzendem Lebensstil ist typisch für viele Vertreter dieser Meeresbakterien. Entscheidende Voraussetzung dafür ist eine aktive Bewegung durch Flagellen und die reversible Anheftung an Oberflächen. Jörn Petersen, Mikrobiologe am Leibniz‐Institut DSMZ‐ Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen in Braunschweig konnte nun zusammen mit Kollegen nachweisen, dass die für die Biofilm‐Bildung entscheidenden Gene der Roseobacter‐Bakterien in der Regel außerhalb des Chromosoms auf einem einzelnen Plasmid liegen. Publikation: ISME J in press