Abschlussbericht des Naturschutzbeauftragten für die Weißstorchbetreuung in der Region Hannover (Stand: 5.August 2013) Weißstörche in der Region Hannover im Jahre 2013 Vorbemerkung Die Jungstörche der frühen Brüter haben bereits vor gut drei Wochen die Nester verlassen und sammeln sich schon für den Zug nach Süden. Die Ende Mai/Anfang Juni geschlüpften Jungen sind jetzt dabei unter der Obhut der Eltern die Nahrungssuche im Gelände und das Fliegen zu trainieren, um dann Mitte August den Raum zu verlassen. Die Eltern folgen erst Anfang September. Es kann also Bilanz gezogen werden für das Storchenjahr 2013 in der Region Hannover. Nur ein Jungstorch hinkt noch hinter her. Er ist im Hastbruch (Burgwedel-Wulfshorst) als „Spätling“ Anfang Juli geschlüpft und hat jetzt erst die Hälfte seiner neunwöchigen Nestlingsphase hinter sich. Er wird Anfang September den Horst verlassen. Rückkehr der Störche und Horstbesetzung Überwinterung In der Region hat erneut das Brutpaar in Wunstorf-Bokeloh überwintert und sich bei Schnee und Frost vor allem auf der Kolenfelder Mülldeponie ernährt. Im Wisentgehege in Springe hielt ein Einzelstorch den Winter über Kontakt zu dem Brutpaar in der Freiflugvoliere. Westziehende Störche Die Mehrzahl der „Westzieher“ fliegt heute nicht mehr über Gibraltar hinaus nach Westafrika sondern überwintert in Südspanien oder auch schon im südfranzösischen Raum. Diese Störche kommen wegen der geringeren Distanz zum Brutort früher zurück. In diesem Jahr sind die ersten Störche Mitte Februar eingetroffen (erster Storch am 17.02.13 in Wunstorf-Idensen). Zwischen dem 3. und 17. März trafen dann die restlichen Westzieher ein. Sie sind trotz Kälte und Schnee gegen den kalten Nordostwind gezogen und haben nicht pausiert wie es die nordischen Gänse und die Kraniche getan haben. Bis Mitte März waren etwa 40 Prozent aller Brutstörche auf ihren Nestern. Bei der kalten Wetterlage hatten sie allerdings große Schwierigkeiten ausreichend Futter zu finden. Ostziehende Störche Die Rückkehr der „Ostzieher“, deren Zugweg über den Bosporus und den Vorderen Orient ins östliche Afrika führt, erfolgte in diesem Jahr von Ende März bis Ende April. Anfang Mai waren 40 Nester in der Region besetzt – sieben Paare mehr als 2012. Der positive Trend hält damit unverändert an. In den vergangenen sieben Jahren hat sich der Bestand verdoppelt (2006: 20 Brutpaare) Der erfreuliche Zuwachs an Brutpaaren entspricht dem Trend der Weststörche im mittleren und westlichen Europa insgesamt. Die ostziehende Population stagniert hingegen in ihrem Bestand oder ist sogar rückläufig. In Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg gibt es zum Teil ein Minus von 30 Prozent. Die Zunahme an Westziehern basiert wohl zum einen auf geringeren Verlusten im Winterquartier bzw. auf den kürzer gewordenen Zugwegen. Daneben gibt es aber auch Veränderungen in den biologischen Abläufen. Noch vor zehn Jahren galt, dass jüngere Störche im Sommer im afrikanischen oder mediterranen Raum verblieben sind. Sie kamen erst mit Eintritt der Geschlechtsreife im 3. bis 5. Lebensjahr in ihre Geburtsgebiete zurück. Heute kehren sie in wachsendem Maße als Zweijährige bereits im April zurück. Einige von ihnen brüten dann auch schon, andere bilden sogenannte „Verlobungspaare“, die ein Nest besetzen, aber noch keine Eier legen – so zum Beispiel in Neustadt-Suttorf und in Uetze. Andere wiederum treten als Störer auf oder halten sich einzeln oder in kleineren und größeren Verbänden bei uns den Sommer über auf. In diesem Jahr wuchs diese Gruppe der Nichtbrüter noch durch solche Störche an, die noch Mitte Mai bis Anfang Juni eintrafen. Auch sie sind als „Verlobungspaare“ einzuordnen sind - zum Beispiel in Hannover-Stöcken, in Seelze-Lohnde und in Wedemark-Negenborn. Es hat ganz offensichtlich eine Verlagerung des Sommerlebensraumes der jungen Störche nach Norden gegeben. Ob und inwieweit das klimabedingt sein kann, ist schwer zu beantworten. An einer Verbesserung des „storchfähigen“ Lebensraumes bei uns liegt es eher nicht. Die früh heimkehrenden Westzieher haben teilweise trotz Kälte und Schnee schon Ende März/Anfang April mit der Brut begonnen. Entsprechend früh sind dort nach 30 bis 32 Tagen Ende April/Anfang Mai die ersten Jungen geschlüpft – zu einem Zeitpunkt (Ende April), als in anderen Nestern gerade erst Eier gelegt worden sind oder die Familiengründung vollzogen wurde. Neugründungen hat es in Langenhagen-Kananohe am Nordrand des Flughafens gegeben sowie in Neustadt-Esperke und in Neustadt-Suttorf. Andere Nester sind nach längerer Pause wieder einmal besetzt: Burgwedel-Wulfshorst, Isernhagen K.B., Uetze und Hemmingen-Wilkenburg. Im April bis in den Mai hinein hat es an vielen Nestern zum Teil sehr heftige Kämpfe gegeben. In Neustadt-Helstorf und in Langenhagen-Kananohe wurden die Gelege zerstört. In Lehrte-Arpke ist bei dem Unwetter am 28.Juli ein Jungstorch vom Hagel im Nest erschlagen worden. Die beiden Geschwister haben zum Glück überlebt. Grundsätzlich entscheiden über den Bruterfolg das saisonale Futterangebot im Lebensraum, die Witterung und vor allem auch die biologische Fitness (Bruterfahrung) der Eltern. Das Nahrungsangebot war in diesem Jahr sehr gut. Weniger gut war das Wetter vor allem Ende Mai mit der mehrtägigen Nässe und vor allem Nachtemperaturen deutlich unter + 10° Celsius. Das hat in diesem Jahr den äußerst exponiert sitzenden Nesthockern schwer zu schaffen gemacht. Betroffen waren vor allem die frühen Brüter. Totalverluste gab es bei den Brutpaaren im Leinetal von Laatzen- Grasdorf bis hoch nach Wunstorf-Luthe. Insgesamt blieben 35 Prozent aller Paare in der Region ohne Bruterfolg. Das ist ein schlechtes Ergebnis. Die Ende Mai/Anfang Juni geschlüpften Jungen konnte von den Eltern aufgrund der geringeren Körpergröße besser geschützt werden. Bei diesen Paaren war der Bruterfolg deutlich besser. Heraus ragt das Paar in Uetze-Dedenhausen, das mit vier Jungen den diesjährigen Rekord in der Region hält. In acht Nestern hat es immerhin noch drei ausgeflogene Junge gegeben. Insgesamt sind 53 Junge flügge geworden – vier weniger als im Vorjahr. Bezogen auf alle 40 Nester sind damit nur 1,33 Junge pro Paar aufgewachsen. Das ist ein Wert, der deutlich unter dem langjährigen Mittel von 1,8 liegt. Die Witterung hat einen besseren Bruterfolg nicht zugelassen. Weitere Informationen: Dr. Reinhard Löhmer, Naturschutzbeauftragter für die Weißstorchbetreuung der Region Hannover Klohestraße 13, 30519 Hannover, Telefon:0511/83 46 96, Mobil: 0177/44 77 819 E-Mail: [email protected]