Post auf Einkaufstour - Heftarchiv

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AUSG
AUSGABE
SG
S
G
GABE
14/13
14/1
13 8. JULI 2013
S.14
VODAFONE
„Zeitfenster von
einer Stunde“
Im Social Web
b
zu Hause
Dezentrale Lagerhaltung
S.24
für Online-Händler
Boris Winkelmann,
DPD Geopost
Die Online-Strategie von
DM Drogeriemarkt S.16
Der Ex-Staatskonzern will zum unabhängigen Anbieter von Marketinglösungen werden
E
rst kursierten Gerüchte,
dann wurde Vollzug gemeldet: Die Deutsche Post kauft
Optivo. Damit verliert auch
die deutsche Nummer zwei im
E-Mail-Marketing ihre Unabhängigkeit. Branchenprimus
eCircle gehört bereits seit 2012
zum
Big-Data-Marktführer
Teradata, nachdem zuvor ein
US-Kapitalinvestor als Mehrheitseigner eingestiegen war.
Teil eines Masterplans
DIGITAL-WIRTSCHAFT IN BERLIN
Fast so wichtig wie Touristen
Nach einer Studie der Investitionsbank
Berlin erreichte die Digital-Wirtschaft mit
einem Umsatz von 3,9 Milliarden Euro
4,2 Prozent der Brutto-Wertschöpfung
der Bundeshauptstadt. Damit rangiert
dieser Sektor ganz knapp hinter dem
Tourismus (4,3 Prozent). Berlin ist nach
London und Paris das beliebteste Städtereiseziel in Europa. fk
DHL
Wunschtermin per E-Mail
Auf vier Stunden genau will die DHL
künftig Privatkunden mitteilen, wann
der Paketbote bei ihnen vor der Tür
steht. Die Info soll am Vortag per E-Mail
eintrudeln. Außerdem können Kunden,
die bei Paket.de angemeldet sind, den
Zeitpunkt der Anlieferung um bis zu vier
Tage verschieben und so ihren Wunschtermin und -ort selbst bestimmen. fk
S.32
Post auf Einkaufstour
Kabel ohne München
akzeptieren: Das Unternehmen kündigte
an, in einem solchen Fall die Verbindungen zu KDG kappen zu wollen. fk
Anzeige
Warendepots
am POS
Dass sich Deutschlands führender Briefversender in Zeiten
des Wandels einen E-Mail-Spezialisten kauft, ist wenig überraschend. Eher verwundert es,
dass der Gelbe Riese damit so
lange gewartet hat. Optivo ist
der vierte Einkauf eines Online-Marketing-Dienstleisters,
den die Post in den letzten drei
Jahren getätigt hat. Es wird nun
Zugelangt:
Vier Dienstleister hat die
Post bereits
gekauft
Teil des Masterplans, als unabhängiger Anbieter im Online
Marketing auf allen Feldern
mitzuspielen. Post-Vorstandsmitglied Jürgen Gerdes formuliert das so: „Wir wollen die
Foto: iS
tock /
erste Adresse als neutraler
Technologiedienstleister für die
werbungtreibende Wirtschaft
Hollywood in der Cloud
Z
wei Jahre nach
dem US-Start soll
die Cloud-VideoPlattform „Ultraviolet“ im Herbst 2013
auch nach Deutschland kommen. Dahinter steht ein Konsortium unter der Kommt nach Deutschland: Video-StreamingFührung von Sony Portal Ultraviolet soll im Herbst starten
Pictures. Mit im Boot
sind alle großen Hollywood- auf jedes beliebige Endgerät
Studios – außer Disney.
streamen kann. Kritiker zweiDie Plattform soll den Absatz feln am dauerhaften Erfolg des
von Spielfilmen der Partner Portals. Es setze zu sehr darauf,
unterstützen, und zwar auf phy- den physischen Datenträgerversischen Datenträgern – DVD kauf gegen reine Online Services
oder Bluray – wie auch als wie Apple iTunes oder Netflix zu
Download. Mit dem Kauf erhält verteidigen. Nach Angaben von
der Kunde einen Code, mit dem Sony wird Ultraviolet in den
er den erworbenen Film in der USA derzeit von 12,5 Millionen
■
Cloud freischalten und dann Haushalten genutzt. fk
Talaj
sein.“ 2010 begann die Einkaufstour mit Übernahme des
Targeting-Spezialisten Nugg
Ad, ein Jahr später folgte der
Kampagnen-Controlling-Anbieter Adcloud, 2012 schließlich
der Bid-Management-Experte
Intelli Ad.
Die Vorgehensweise ist in
allen Fällen dieselbe: Die Unternehmen behalten ihre operative
Selbstständigkeit, das Managementteam bleibt an Bord, der
Firmenname bestehen. Das frische Kapital wird meist zur Internationalisierung genutzt, so
eröffnet Intelli Ad jetzt eine Niederlassung in Frankreich. Auch
Optivo-Chef Ulf Richter blickt
schon über die Grenzen: „Durch
die Unterstützung der Deutschen Post sind wir in der Lage,
unsere international aufgestellten Kunden in Zukunft noch
■
besser zu unterstützen.“ fk
Neues Lab „Adserver“
D
as Forum Ad Operations &
Ad Technology im Bundesverband Digitale Wirtschaft
(BVDW) hat das neue Lab „Adserver“ gegründet. Es soll sich
mit technischen Themen rund
um die Werbeauslieferung
befassen und ist das dritte Lab
neben „Ad Visibility“ und „Ad
Player“. In den Labs treffen sich
Vertreter der Adserver-Anbieter, um gemeinsam Themen
voranzutreiben. Welche Neuerungen es bei Adservern gibt,
steht in dieser Ausgabe auf den
■
Seiten 34 und 35. is
Neue Mediengesellschaft Ulm mbH, PF 201552, 80015 München
Postvertriebsstück, DPAG, Entgelt bezahlt
Foto: Fotolia / Africa Studio
Content Marketing
erobert alle Kanäle
Hart umkämpft: Die Glasfaser-Kabelnetze von Kabel Deutschland und KMS
www.internetworld.de
ALLE 14 TAGE TOPAKTUELL
Happy Hour
für Inhalte
Auf unerwartete Schwierigkeiten könnte
die geplante Übernahme von Kabel
Deutschland (KDG) durch Vodafone
stoßen. Der britische Konzern, der den
KDG-Aktionären ein Kaufangebot unterbreitet hat, wirbt damit, dass man mit
KDG auf 15,3 Millionen Haushalte Zugriff habe. Dabei zählt Vodafone nach
Berichten der „Wirtschaftswoche“ rund
600.000 Anschlüsse in München mit, die
jedoch nicht von KDG, sondern von der
rechtlich selbstständigen Tochterfirma
KMS versorgt werden. Eine Übernahme
durch Vodafone will aber KMS keinesfalls
43205
Online-Werbung I E-Commerce I Technik
€ 4,50 | Fr. 9,00
2
AKTUELL
Internet World BUSINESS
8. Juli 2013
14/13
Frankfurt im Fadenkreuz
In eigener Sache
Hatte die NSA auf den deutschen Internet-Knoten De-Cix tatsächlich keinen Zugriff?
Im November feiert die online communication conference, die Konferenz zur Optimierung des Online-Kundendialogs, Premiere
in München (05.11.2013), Düsseldorf
(13.11.2013) und Hamburg (19.11.2013).
Die Konferenz gibt einen Überblick über
aktuelle Trends der Online-Kommunikation
und zeigt Strategien zum effektiven Einsatz
von Kommunikationslösungen für den Unternehmenserfolg auf:
E
in Schaltschrank mit ein paar Dutzend Kabeln, recht viel mehr ist
nicht zu sehen vom De-Cix, dem wichtigsten Internet-Knotenpunkt außerhalb
der USA. Doch um den deutschen Commercial Internet Exchange in einem Rechenzentrum in Frankfurt zu Gesicht zu
bekommen, muss man unter anderem
eine Schleuse mit Netzhaut-Scanner
passieren. Die Schleuse ist gerade groß
genug für einen Menschen. Der wird
beim Kommen und Gehen gewogen –
damit er nichts unbemerkt hinein- oder
herausschaffen kann.
Diesen De-Cix, das legen Dokumente
des NSA-Aussteigers Edward Snowden
nahe, hört der US-Geheimdienst NSA
seit Jahren systematisch ab. Über den
■
Big Data: Relevante Daten sammeln,
vernetzen, einsetzen
■ Customer Journey: Touchpoints,
Interaktion, Bewertungsportale
■ CRM: Kundenmanagement über
verschiedene Kanäle
■ Content Marketing: Informieren,
beraten, unterhalten
■ E-Mail-Marketing: Einsatzmöglichkeiten
und Trends
■ Crossmedia-Kommunikation: Mobile,
Social Media, Vernetzung von Online
und Offline
das. „Wir können ausschließen, dass ausländische Geheimdienste an unsere Infrastruktur angeschlossen sind und Daten
abzapfen“, lässt sich Summa von der „Welt“
zitieren und fährt fort: „Den Zugang zu
unserer Infrastruktur stellen nur wir her,
und da kann sich auch niemand einhacken.“ Der Eco unterhält den Knoten, der
Rechenzentrumsbetreiber Interxion stellt
die nötige technische Infrastruktur bereit.
Abhörsicher gibt es nicht
„In unsere Infrastruktur kann
sich niemand einhacken.“
HARALD A. SUMMA
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Knotenpunkt laufen rund drei Viertel
des gesamten deutschen Internet-Traffics – ein ideales Ziel für Wirtschaftsspionage. Harald A. Summa, Geschäftsführer des Eco –Verband der deutschen
Internetwirtschaft und der Eco-Tochter
De-Cix Management GmbH, bestreitet
Mehr Informationen zur Veranstaltung:
www.online-communication-conference.de
Foto: Frank Kemper
De-Cix Management GmbH
Unscheinbar: Der De-Cix-Knoten in Frankfurt
auf einer Aufnahme aus dem Jahr 2008
INTERNET WORLD Business 14/2013
TRENDS & STRATEGIEN
E-COMMERCE
Ja zur Gratisnachricht
150 Programmierer gesucht
Google reagiert auf das neue Leistungsschutzrecht
4
mit einer Opt-in-Lösung für Medien
Zalando will das Bestellvolumen verzehnfachen
und rüstet die Technik auf
18
Vergleichsweise mächtig
Größer als gedacht
Mit Compare erweitert Google die Suchmaschine
um den Preisvergleich. Die Konkurrenz demonstriert Gelassenheit
5
Der Handelsverband Deutschland vergleicht
aktuelle E-Commerce-Marktzahlen
Partei ergreifen für Online
Ab 2014 ändert sich einiges im E-Commerce:
Widerrufsfristen und -belehrungen, die 40-EuroKlausel oder das Rückhalterecht
20
Erstmals ziehen die Parteien mit Programmen in
den Bundestagswahlkampf, in denen der Umgang
6
mit dem Internet breiten Raum einnimmt
Die Internet-Wirtschaft bleibt laut Eco-Studie die
8
Wachstumslokomotive in Deutschland
Glotzen und chatten
Social TV ist bei Castingshows gesetzt. Andere
Formate warten noch auf ihre Entdeckung
9
Serie Verbraucherrechte: Widerruf
Klamotten mit Charakter
Special Lagerhaltung: Warendepots am POS
Dezentrale Lagerhaltung und Filial-Picking
bringen Online-Händler schneller und näher zum
Kunden – vorausgesetzt die Technik stimmt
24
TOOLS & TECHNIK
Was ein Kunde kosten darf
Marktplatz für die Cloud
Bei Suchmaschinenwerbung müssen Neu- und
Bestandskunden getrennt betrachtet werden
Deutsche Börse Cloud Exchange handelt ab 2014
mit Speicherkapazität und Rechenleistung
30
10
Happy Hour für Inhalte
Content Marketing ist derzeit in aller Munde.
Mehrwert und Authentizität sind gefragt, dröge
14
Werbefloskeln passé
DM pflegt das Social Web
Ob Hauls, Unboxing oder Tutorials: Die Drogeriemarktkette DM zieht im Social Web alle Register,
16
um mit den Kunden zu interagieren
Online Shops next Topmodel
Eric Abensur
Kleidung an attraktiven Models zu zeigen ist teuer.
Virtuelle Konkurrenz ist schneller und günstiger 36
CEO bei Venda, fordert weniger Marktplatz und mehr Interaktion bei den
30
Social-Commerce-Maßnahmen
SZENE
Der Online-Handel hat ein neues Lieblingskind:
Re-Commerce mit Mode
22
MARKETING & WERBUNG
Der Motor brummt weiter
Meinungen in diesem Heft
„Alle beschäftigen sich mit Logistik“
Boris Winkelmann, COO bei DPD, setzt auf präzisere
Zustellung und mehr Paket-Shops
32
SPECIAL: ADSERVER UPDATE
Adserver integrieren die Technologie
für den Echtzeithandel von Anzeigen–
plätzen in ihre Lösungen
Mario Bertsch
Feiern und lernen
19
34
Auch andere deutsche Fachleute dementieren, dass die NSA den De-Cix knacken
konnte. Eine mutige Festlegung angesichts
der Erkenntnisse aus dem Kalten Krieg: So
hat die CIA bereits in den 80er-Jahren
Untersee-Telefonkabel in Tausenden von
Metern Tiefe unbemerkt angezapft, und
die DDR konnte sich – ebenso unbemerkt –
in die als abhörsicher geltende TelefonRichtfunkstrecke zwischen Westberlin und
der BRD einklinken. Kritikern fällt bei allen
Statements eins auf: Dementiert wird, dass
es einen Zugriff ausländischer Dienste gegeben haben könne – gern mit dem Hinweis auf eine dafür fehlende Rechtsgrundlage. Doch was, wenn nicht NSA-Agenten
den De-Cix angezapft haben, sondern ihre
Berufskollegen aus Deutschland? Bei einer
Pressekonferenz in Berlin verschanzte sich
Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg
Maaßen hinter allgemeinen Floskeln: Man
habe keine Kenntnisse über die Abhör■
praktiken der Amerikaner. fk
Von der Party bis zum Kongress: Sommerfest von
Pilot Berlin, Radio Roadshow von RMS und
AS&S, Ecommerce Conference
45
MEINUNG
„So machen wie Amazon?“
Alexander Graf von Kassenzone.de erklärt, warum
das Geschäftsmodell des Online-Riesen nicht als
Vorlage für den E-Commerce taugt
46
RUBRIKEN
Teamverantwortlicher digitale Medien
bei DM, weiß: Social Media ist anders
16
als eine Anzeigenschaltung
Alexander Graf
E-Commerce-Berater, rät OnlineHändlern, sich nicht generell an
Amazon zu orientieren
46
Dirk Haschke
Geschäftsführer Mad Genuises, glaubt,
dass dezentrale Lagerhaltung
25
viele Vorteile mit sich bringt
12
Terry Lundgren
Etats Marketing & Werbung
12
Rechtstipp: EU-Regelungen bei Datenverlust
26
CEO der US-Handelskette Macy‘s,
schließt Zentralläger und nutzt
24
Filialen als Lagerraum
Techniktipp: Social Commerce
30
Dienstleisterverzeichnis
37
Menschen & Karriere
41
Boris Winkelmann
Impressum
41
Termine
42
COO bei DPD, möchte den Kunden
auf die Stunde genau flexible
Lieferzeitfenster anbieten
32
Stellenmarkt
43
Gehört / Feedback
46
Topkampagne: Der letzte Kuss für den Golf
Karin Scheel-Pötzl
Anwältin für Medien- und Urheberrecht, sieht das Internet als Thema für
Gesellschafts- und Sicherheitspolitik 6
Rainer Zugehör
Geschäftsführer Moving Image 24,
erklärt, warum Youtube nicht immer
erste Wahl für Content Marketing ist 15
AKTUELL
3
Gebühr zahlt Empfänger
Deutsche Web-Händler wollen mehrheitlich an kostenlosen Retouren festhalten
a meint es die EU-Gesetzgebung
einmal gut mit dem deutschen
Online-Handel – und dann hat dieser
gar nichts davon. Denn die neue Verbraucherrichtlinie, die es erlaubt, Retouren im Distanzhandel vom Käufer
bezahlen zu lassen, wird sich in der
Praxis wohl kaum umsetzen lassen.
„Der HDE erwartet, dass in
den wettbewerbsintensiven OnlineMärkten die kostenlose Retoure für
den Kunden auch weiterhin zum
Standardservice gehören wird“, sagt
Stephan Tromp, stellvertretender
Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland. Aufgrund des
hohen Wettbewerbsdrucks könnten
sich Händler nur über besseren Service profilieren. Lediglich Spezialver- Spezial-Shops profitieren eventuell von der neuen Retourenregelung
sender, die eine Marktnische besetzen, werden möglicherweise von dem neuen gehört eben auch die Übernahme der Kosten für
Gesetz profitieren. Aber: „Kundenbindung sollte Rücksendungen – das spiegelt unser Verständnis
immer die erste Priorität für ein Unternehmen für Online Shopping und E-Commerce im Allgehaben. Guter Service ist im harten Wettbewerb meinen wider.“ Die Maßstäbe in puncto Kundenservice, die die Großen setzen, müssen auch die
immer ein Trumpf “, so der HDE-Mann.
Mit dieser Einstellung steht er nicht allein da. Kleinen einhalten. „Der Service, dass Kunden sich
Zwar will Traditionsversender Otto laut seines Retourenaufkleber ausdrucken und dann das PaSprechers Thomas Voigt noch nicht endgültig be- ket nur noch zur Post bringen müssen, kommt gut
antworten, ob und in welchem Umfang die Otto an und gehört zum Standard, um mit der KonkurGroup Retourenkosten in Rechnung stellen wird. renz mithalten zu können“, sagt Martina Barthels
„Doch generell“, so Voigt, „glauben wir daran, dass vom Online Shop Cinderella Kindermoden. Auch
solche Maßnahmen in einem wettbewerbsintensi- für Intersport-Multichannel-Chef Jan-Thomas
ven und serviceorientierten Markt kaum durch- Metge steht der Kunde klar an erster Stelle. Retousetzbar sein werden.“ Otto-Konkurrent Zalando ren seien in der Verbundgruppe ohnehin kein so
dagegen macht schon heute unmissverständlich großes Thema: Die Quote liege unter 35 Prozent.
klar: Am kostenlosen Rückversand ändert auch Bei der Online-Stilberatung Kisura sind die
die gesetzliche Neuregelung nichts. „Wir möchten Retourenquoten ebenfalls überschaubar. Hoher
das Einkaufserlebnis für unsere Kunden auch wei- Service indes sei für den Erfolg essenziell. Retouterhin so einfach und bequem wie möglich gestal- ren soll es daher vermutlich weiterhin kostenlos
ten“, betont Zalando-Chef Robert Gentz. „Dazu geben, so Kisura-Gründerin Linh Nguyen. dz ■
Dennis Martens,
Geschäftsführer
Edel Optics
Michael Möglich,
Director Seller Experience
eBay Deutschland
Den europaweiten Service von
Edel Optics, dass Versand und
Retouren inklusive Abholung zu
Hause kostenlos sind, behalten
wir bei. Da sich unser Geschäftsmodell in der
bestehenden Form schon als tragfähig erwiesen
hat und wir schwarze Zahlen schreiben, haben
wir auch keinen Anlass, daran etwas zu ändern. In
Deutschland als hochentwickeltem E-CommerceMarkt gehört das ohnehin zu den gefestigten
Standards, die die Kunden erwarten.
Wir empfehlen unseren Verkäufern auch weiterhin, die Rücksendekosten zu übernehmen.
Händler können sich so positiv
von ihren Mitbewerbern absetzen. Auf dem eBayMarktplatz können Händler schon heute beim
Anlegen von Produkten standardisiert hinterlegen, dass sie auch für geringwertige Artikel die
Rücksendekosten tragen. Ab September 2013
verpflichten wir gewerbliche Verkäufer, klar zu
definieren, wer die Rücksendekosten trägt.
Karin Stäbler,
Geschäftsleitung
Reich Online Services
Gerald Schönbucher,
Gründer und Gesellschafter
Hitmeister
Der deutsche E-Commerce wird
von solchen Neuregelungen
nicht beeinflusst, sondern nur
von Händlern mit aggressiver
Preispolitik. Als stark serviceorientiertes Unternehmen beabsichtigen wir, unsere Kunden auch weiterhin von Retourengebühren zu befreien. Das
heißt allerdings, dass unsere Werbeaktionen nicht
mehr mit zusätzlichen Preisnachlässen und Gutschriften bestritten werden können. Wir müssen
uns dann andere Aufmerksamkeiten erarbeiten.
Retourengebühren werden sich
nach Inkrafttreten des Gesetzes
zu einem entscheidenden Kriterium für oder gegen einen
E-Shop entwickeln. Wir sehen kostenlose Retouren als eine von vielen Serviceleistungen für unsere Kunden. Deshalb werden wir voraussichtlich
im Rahmen unseres Servicepakets für Käufer die
Retourenkosten ab 40 Euro weiterhin übernehmen, behalten uns aber die Möglichkeit vor, Vielretournierer von diesem Service auszuschließen.
Foto: Fotolia / Jürgen Fälchle
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4
TRENDS & STRATEGIEN
Internet World BUSINESS
Sicheres Wachstum
E-Books für Arme
Eine E-Book-Bibliothek für Entwicklungsländer will das Projekt „Library for All“
aufbauen. Sechs US-Verlage kooperieren
mit den Organisatoren, die noch 100.000
US-Dollar als Anschubfinanzierung suchen.
Library for All richtet sich an Schulkinder.
In Schulen und bei Hilfsorganisationen
können sie auf die E-Books zugreifen und
erhalten so einen Wissenszugang. Bildung
und Technik in arme Regionen bringt auch
„One Laptop per Child“. Die Organisation
hat in den letzten Jahren rund 2,5 Millionen Kinder ausgestattet. vs
NUMBERFOUR.EU
Software für kleine Firmen
Knapp 30 Millionen Euro stecken mehrere
Beteiligungsgesellschaften und Investoren
in das Berliner Start-up Number Four.
Gründer ist Marco Börries, der mit Star
Office 1999 die Basis für Open Office legte
und sein erstes Unternehmen an Sun verkaufte. Number Four will in Anlehnung an
SAP Warenwirtschafts-, Organisationsund andere Programme für kleine Unternehmen bis 20 Mitarbeiter liefern. vs
Auf das neue Leistungsschutzrecht reagiert Google mit einer Opt-in-Lösung für Medien
M
Inhalte an und verlinkt auf die Sites, auf
it einem geschickten Schachdenen sie stehen. Wie viele User News nutzug reagiert Google auf das
zen, lässt Google im Dunkeln, wie und was
Leistungsschutzrecht für Medien,
das Unternehmen mit deren Vermarktung
das am 1. August in Kraft treten
erlöst ebenfalls. Die Medien wollen aber
wird. Mit einer Zustimmung sollen
als Produzenten der Informationen mitMedien den Zugriff auf ihre Inhalte
verdienen. „Wir helfen Verlagen am beserlauben – allerdings kostenlos.
ten, indem wir Millionen von Lesern auf
„Vor dem Hintergrund der rechtihre Seiten weiterleiten, ihre Inhalte im
lichen Unsicherheit, die von dem
Netz sichtbarer machen und den Verlagen
Gesetz ausgeht, haben wir ein
über unsere Werbe-Tools und Dienste helBestätigungssystem eingeführt“,
fen, Geld mit ihren Inhalten zu verdienen“,
erklärt Google-Manager Gerrit
setzt Google dem entgegen. Nach dem
Rabenstein. „Mit diesem bieten wir
Opt-in dürfte es aber nicht mehr möglich
deutschen Verlagen eine weitere
sein, Google zu Zahlungen zu bewegen.
Möglichkeit uns mitzuteilen, ob
Derweil spitzt sich der Streit um Google
ihre Inhalte bei Google News angevor europäischen Kartellbehörden zu.
zeigt werden sollen.“ Mit einem
Nicht nur Medienunternehmen, sonderns
Nein verschwinden die News- und
auch Preisvergleichsseiten (siehe S. 5) oder
Video-Anreißer sowie Bilder des
Kartendienste wollen klären, wie die AlgoMediums aus dem Service Google Zeitungsleser: Ab August sind bei Google News nicht
rithmen von Google funktionieren und ob
News, nicht aber aus den Such- mehr die Nachrichten aller Verlage zu finden
diese in Suchergebnissen eigene Dienste
ergebnissen zu Stichworten.
Die Verlegerverbände reagierten auf die Es geht ums Geld: 2001 führte Google sei- bevorzugen. Die Lösungen, die Google für
Google-Strategie positiv. Google erkenne nen Service ein. Dieser indexiert Nach- diese Fragen anbot, reichen den Brüsseler
mit dem Opt-in-Verfahren das Leistungs- richten, Bilder und Videos zu aktuellen Kartellwächtern wie auch den klagenden
■
schutzrecht an, hieß es in einer Erklärung Themen, zeigt die Überschriften, reißt die Firmen bisher nicht aus. vs
von BDZV und VDZ, aber auch: „Ob Verlage Inhalte dem Dienst Google News bis
Probleme mit dem Leistungsschutz
auf Weiteres kostenlos überlassen – darüber muss das einzelne Unternehmen
Nicht nur Google sammelt Nachrichten. Starthat Verträge mit Bloggern und Medien
entscheiden.“ Zeit Online, Süddeutsche
geschlossen. Die Übersetzungssuche Linups wie Rivva, 10000flies.de, Filtr.de oder
Online und Spiegel Online haben bereits
Yones haben Aggregatoren aufgebaut. Sie
guee.com gerät jetzt ebenfalls in ein juristisignalisiert, der kostenfreien Nutzung
bangen um ihre Zukunft und haben auf das
sches Minenfeld. Sie gibt die entsprechende
ihrer Inhalte zuzustimmen. Zusagen von
Leistungsschutzrecht reagiert: Rivva.de begrenzt
fremdsprachliche Vokabel aus und sucht nach
den Medien des Springer und des Burda
die Länge der Nachrichten auf 160 Zeichen,
Formulierungen, in denen sie verwendet wird.
Verlags stehen noch aus – sie gelten als
bei Mediainfo.de bestimmen Autor und VerDiese können auch aus Medien stammen, was
starke Befürworter des heftig umstrittedie Suchmaschine aber nicht erkennen kann.
lag selbst, wie Inhalte auftauchen, Echobot.de
nen neuen Gesetzes.
Foto: Fotolia / Starpics
LIBRARY FOR ALL
14/13
Ja zur Gratisnachricht
INTERNET-WIRTSCHAFT
Bis 2016 wird die Internet-Wirtschaft pro
Jahr um mindestens elf Prozent wachsen
und 80.000 Arbeitsstellen schaffen. Das ist
das Ergebnis einer Studie des Branchenverbands Eco und der Beratung Arthur D. Little.
Cloud Computing und Paid Content treiben
die Entwicklung. Zudem pushen das mobile
Internet, der Ausbau von Breitbandnetzen,
wachsende Datenmengen sowie der Sicherheitsbedarf und der Online-Informationsaustausch zwischen Maschinen neue Dienste
und Chancen für Unternehmen. vs
8. Juli 2013
GILT.COM
MYMUESLI.COM
Ausgezeichnete Gründer
Mymuesli ist mit dem Deutschen Gründerpreis ausgezeichnet worden, den die
Sparkassen, Porsche und diverse Medien
verleihen. Das Team hat Mymuesli 2007 in
Passau gegründet, beschäftigt mehr als
100 Mitarbeiter und lässt Kunden online
Körnermischungen zusammenstellen. vs
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Dunkles Bier
aus der Crowd
Verlustbringer Nook
Barnes & Noble gibt Nook auf und besinnt sich auf Kernkompetenz
B
uchhändler kehrt zurück zu
Büchern: Nach einem Millionenverlust beendet die USHandelskette Barnes & Noble
ihren Ausflug in die Welt der
Technik und gibt die Produktion von Tablets auf. „Wir
müssen davon wegkommen,
alles auf eigenes Risiko zu
machen“, sagt Vorstandschef
William Lynch. „Es kostet sehr
viel Geld, eigene Tablets zu
bauen.“ Noch bis Weihnachten
werden die Nook Tablets verkauft, danach will Barnes &
Noble Geräte anderer Hersteller Nook-Familie: Der US-Buchhandelskette Barnes & Noble
unter dem Namen lizenzieren.
wird die Geräteproduktion zu kostspielig
Die Zahlen zeigen den Grund
für den Rückzug: Der Umsatz belief sich Sparte auf 108 Millionen Dollar. Es fehlten
im Jahr 2012/13 (bis April) auf rund 6,8 Bestseller wie „Shades of Grey“.
Milliarden US-Dollar, der Gewinn gerade
Dabei wurde das Tablet als technisch ausmal auf zehn Millionen Dollar. Besonders gereift gelobt, es funktionierte besser als
defizitär zeigt sich die Nook-Sparte: Mit Amazons Kindle und bot Zugang zu allen
der eigenen Gerätereihe setzte der Buch- Buchformaten. Doch es wurde nur in den
händler zwar erkleckliche 776 Millionen USA und Großbritannien verkauft – und
Dollar um, schrieb aber 475 Millionen meist eher lieblos in den Filialen inszeniert.
Dollar Verluste, allein im vierten Quartal An den eigenen Nook E-Readern wird
■
summierten sich die roten Zahlen der Barnes & Noble aber festhalten. vs
Foto: Barnes & Noble
Bis 24. August verkauft der US-Modehändler
Gilt Sommerschnäppchen exklusiv an Kunden, die seine App geladen haben. Jeden
Samstagmittag werden ihnen ausgesuchte
Kleidungsstücke angeboten. Gilt setzt verstärkt auf den Vertrieb übers mobile Internet: In früheren Jahren führte man App
User über Sonderangebote und Aktionen
gezielt an den Verkauf via App heran und
lokalisierte Werbung für Filialen. vs
D
emokratisch dunkel“ steht auf dem
Etikett. Auch der Name lässt auf die
Entstehung schließen: #Mashtag heißt das
Bier, das die schottische Brauerei Brew
Dog in der Online Crowd kreierte. „Für
dieses Projekt haben wir den Schlüssel zu
unserer Brauerei an unsere Fans übergeben“, erklärt Sarah Warman, Sprecherin
von Brew Dog. „Eine Woche haben wir
Twitter Follower, Facebook Fans und
Blog-Leser abstimmen lassen, welche Bestandteile gegärt werden sollen.“
Ergebnis ist ein dunkles Ale aus
neuseeländischem Hopfen mit
Geschmacksnoten von Haselund Eichenholz. Das Gebräu
kann unter Brewdog.com bestellt werden – zum stolzen Preis
von 2,69 Pfund (3,16 Euro) pro
Flasche. Über die Crowdfunding-Plattform Computershare UK können Fans
danach gleich in das Wachstumsunternehmen Brew Dog
■
investieren. vs
Mashtag-Bier:
Demokratisch dunkel
Foto: Brew Dog
Schlussverkauf mobil
14/13
TRENDS & STRATEGIEN
8. Juli 2013
Internet World BUSINESS
5
PREISVERGLEICHSPORTALE
Vergleichsweise mächtig
Mit Compare erweitert Google die Suchmaschine um den Preisvergleich. Die Konkurrenz übt sich in Gelassenheit
D
Neuer Markt, neue Regeln
In Großbritannien, wo Google 2010 den
Vergleichsdienst Beattheqote.com für umgerechnet rund 45 Millionen Euro kaufte
und als Compare 2011 neu startete, kooperiert der Konzern mit mehr als 100 Anbietern. Dass der Konzern aber in Deutschland ebenso viele Gesellschaften überzeugt,
wird bezweifelt: „Die Autoversicherung ist
ein einfaches Produkt und eignet sich am
besten für den Online-Vertrieb“, sagt Markus Franke, Partner der Beratung Bearingpoint. „Aber es überrascht, wie lange
Google für den Start braucht. Offensichtlich wurde im Unternehmen unterschätzt,
wie reif der Vergleichsmarkt hier ist.“
Werden in Großbritannien 40 Prozent
der Kfz-Policen online abgeschlossen,
sind es in Deutschland nicht einmal zehn
Prozent. „Der Markt ist hierzulande kom-
Google: Das ist nicht nur die Suche. Immer
mehr macht sich der Konzern im E-Commerce
breit – und verdrängt so Wettbewerber.
Obwohl Google in Europa nur Autoversicherungen vergleicht, sind Dienste wie Billiger.de,
Guenstiger.de, Idealo.de oder Geizhals.de vor
Compare auf der Hut. Sie vergleichen Warenpreise, bieten im Gegensatz zu Check24.de
oder Toptarif.de jedoch keine Spezialisierung
und eigene Kauffunktionen. „Google verkürzt
letzten Monaten Millionen in Fernsehwerbung. Bekanntheit senkt die Abhängigkeit
von Google. User, so die Hoffnung, kommen dann nicht mehr über die Suche, sondern tippen sich direkt zum Vergleich.
Neue Konkurrenz gegen alte Macht
Foto: Fotolia / Flexmedia
ie Suche nach einem Produkt beginnt
hierzulande für 96 Prozent der Verbraucher bei Google. Nun will der Suchkonzern wie in den USA und Großbritannien auch in Deutschland sein Geschäft
um Preisvergleiche erweitern. Eine simple
Rechnung: Bisher profitiert Google von
Ausgaben fürs Suchmaschinenmarketing
und durch Anzeigen. Als Vergleichsportal
kann die Suchmaschine darüber hinaus
Provisionen für die Vermittlung von Kunden und Käufern einheimsen. „Google
will offensichtlich das margenträchtige
Vermittlungsgeschäft anzapfen“, kommentiert Stefan Mues, Geschäftsführer der
Beratung Elaboratum.
Zurzeit laufen, so ist zu hören, Verhandlungen mit Finanzdienstleistern. Von ersten Abschlüssen ist zu hören. Google hat
vor Kurzem den Antrag auf eine Lizenz für
die Vermittlung von Versicherungen gestellt. Wie in Großbritannien will Google
auch in Deutschland zunächst Kfz-Policen
vergleichen. Bis September sollte Compare daher gelauncht sein, denn dann beginnen Versicherte, Tarife zu überprüfen. „Der
Wettbewerb wird schärfer“, so Johannes
Hack, Vorstandschef der Plattform Transparo.de. „Dass sich mit Google ein Global
Player ankündigt, zeigt, wie interessant
der Markt ist, in dem wir agieren.“
Neues Geschäft: Google steigt in den Preisvergleich ein und will Vergleichsseiten verdrängen
plizierter, es gibt eine hohe Schadenquote
und enormen Margendruck, daher ist es
schwer, mit Autoversicherungen Geld zu
verdienen“, erklärt Franke. Der Policenvergleich lockt User zu den Portalen, die
aber verdienen längst mehr Geld mit Vergleichen und Vertragsabschlüssen für
Strom, Gas, Telefon- und Internet Services oder Reisen.
Die Hälfte der Kunden, die
online eine Autoversicherung
abschließt, wird von Portalen
wie Check24, Transparo und
Preisvergleich.de
bedient.
Leiten die britischen Portale
Kunden nach dem Tarifcheck
auf die Seiten der Assekuranzen, positionieren sich die
deutschen Vergleichsservices
als Vermittler. Über Schnittstellen greifen sie auf die
Daten der Versicherungen
zu, die Kunden schließen die
Verträge aber bei den Portalen ab. Die
Daten sind so im Besitz der Betreiber. „Für
eine Schnittstelle zur Tarifabfrage braucht
auch ein erfahrener Entwickler mehrere
Tage oder sogar Wochen“, erklärt Hack.
Dieser technische Vorsprung macht gelassen angesichts der mächtigen Konkurrenz.
mit Compare die Wertschöpfungskette um Vergleiche und Aggregatoren. Diese Plattformen
werden als Vermarktungspartner der Anbieter
ausgeschaltet“, so Lars Bauer, Gründer von Billiger.de und Dinatives.com. Die jüngsten GoogleUpdates ließen Vergleiche in Suchergebnissen
fast verschwinden. Google will direkt
mit Händlern verhandeln und lockt mit
Service: Die Produktsuche Shopping (s.
rechts) sortiert Ergebnisse auch nach
Preisen, Lieferhilfen wie Shopping Express werden in den USA erprobt, Trusted Stores/Stella Service bieten ShopBewertungen. Mit Wallet gibt‘s noch einen Bezahldienst. Händler zahlen für
Werbung, berappen Provisionen, aber
auch Transaktions- und Nutzungsge-
Angeblich soll Google mit Forderungen
von 120 Euro pro Vertragsabschluss an die
Versicherungen herangetreten sein – obwohl pro Abschluss gerade mal 80 bis 90
Euro herauszuschlagen sind. Mehr als
600.000 Autoversicherungen wurden 2012
bei Check24 abgeschlossen, insgesamt
„Durch die Vergleichsportale ist unter den
Versicherungen hoher Druck entstanden“,
beobachtet Berater Mues. „Check24 und
Transparo haben inzwischen eine Marktmacht erreicht, die kritisch gesehen wird.“
Ihre Daten nutzen die Portale, um Kunden
mehr Produkte, regelmäßig aber auch die
günstigere Police zu empfehlen. Nur so erwirtschaften sie weitere Provisionen. Versicherungen sind auch aus Kostengründen
an langfristigen Kundenbeziehungen interessiert. Sie hoffen nun darauf, dass Compare die Marktmacht von Check24 & Co.
bricht. Allerdings: Zu lange haben sich die
Finanzdienstleister dem Vertriebskanal
Internet verweigert. „Sie erkennen inzwischen, dass es keine tragfähige Strategie
ist, Online-Anträge allein über Portale abzuwickeln“, meint Mues. Und investieren
daher in eigene Auftritte und Services.
Ob Versicherung oder Vermittlungsportal: Beide Gruppen müssen sich darauf
einstellen, dass das Suchmaschinenmarketing nach dem Start von Compare teu-
Compare in Großbritannien: Googles Angebot steht unter den Sponsored Links, die Konkurrenz folgt erst an sechster Stelle
setzte das Unternehmen 115 Millionen
Euro um: ein respektables Ergebnis, aber
keine Summe, für die ein Milliardenkonzern wie Google viel Aufwand betreibt.
Ganz unberührt lässt die Vergleichsdienste die neue Konkurrenz dennoch
nicht. Vorsorglich investierten sie in den
bühren – und Google profitiert von Kundendaten. „An Google vorbei wird niemand mehr im
Internet verkaufen können“, sagt Bauer. Der Aufbau von Bekanntheit, eine Spezialisierung oder
die Pflege von Stammkunden können die Händler aber unabhängiger machen.
rer werden wird. „Die Klickpreise bei
Google werden steigen“, ist sich Hack
sicher. Nach Händlern und Reiseveranstaltern gehören die Finanzdienstleister zu
den größten Werbekunden der Suchmaschine. Sie sorgen für schätzungsweise
zehn Prozent von Googles Umsatz, der
2012 bei rund 38 Milliarden Euro lag.
Derzeit schwanken die Klickpreise in
der Sparte Versicherung und Finanzen je
nach Vertrag und Saison zwischen 2,50
und 15 Euro. Das zehrt auch an der Marge
der Vermittler. Doch während auf deutschen Ergebnislisten drei Plätze für Sponsored Links zur Verfügung stehen, sind es
in Großbritannien nur noch zwei, weil
Google darunter sein Compare-Angebot
platziert. „Ich erwarte“, ergänzt Detlef
Frank, Geschäftsführer des größten Direktversicherers HUK24, „dass viele Kunden direkt auf Googles Portal hängen bleiben. Dann klicken weniger User auf die
Anzeigen, und die von Anzeigen abhängigen Vergleicher oder Direktversicherer
müssen mehr zahlen, um an Neugeschäft
zu kommen.“ Die Kunden werden das
schwer erkennen, aber der Wettbewerb
wird leiden – und Google profitiert und
■
wird seine Marktmacht ausbauen. vs
6
TRENDS & STRATEGIEN
Internet World BUSINESS
8. Juli 2013
14/13
BUNDESTAGSWAHL 2013
Partei ergreifen für Online
Die Parteien gehen in die Offensive: In den Bundestagswahlkampf ziehen sie erstmals mit Programmen, in denen der
Umgang mit dem Internet breiten Raum einnimmt. Nicht alle Strategien kommen aber in der Online-Branche gut an
A
deswirtschaftsminister Philipp
Rösler als Start-up-Freund, indem er ins Silicon Valley oder
nach Israel zu IT-Gründern und
Online-Konzernen reist. Und
deshalb schicken auch die anderen Parteien – höchst öffentlichkeitswirksam – ihre Vertreter
gerne in Web-Firmen.
Florian Nöll vom Bundesverband Deutsche Startups hat klare Vorstellungen, welche Aufgaben die Politiker zu bewältigen
haben und wo Handlungsbedarf besteht: „Die Politik muss
den Rahmen geben, damit wir
Unternehmen und Arbeitsplätze schaffen können, die noch in
10, 20 Jahren Beschäftigung sichern.“ Darüber hinaus sei der
Zuzug von Experten aus dem
Ausland, insbesondere in der
Fachbegriffe und Buzzwords
am Fachkräftemangel leidenNeuland Internet? Die Parteiprogramme sehen zumindest eine umfangreiche Förderung der Forschung vor
den IT-Branche, durch eine
Nicht viel anders die SPD: Die setzt zwar
weniger auf Buzzwords, aber dennoch auf lern gelernt und in Sachen Online ihre Verfasser, seien aber noch nicht ausrei- „Willkommenskultur“ zu fördern.
das Internet und die Online-Branche. „Wir Hausaufgaben gemacht. Für den Wahl- chend geklärt und warten auf politische
Wirtschaft im World Wide Web
brauchen“, heißt es im Programm der Ge- kampf, der im Herbst entschieden wird, oder staatliche Regelungen. „Netzpolitik
nossen, „für den Standort Deutschland die haben sie sich mit Internet-Themen ge- darf nicht allein Wirtschafts-, sondern Von vereinfachter Zuwanderung ist jedoch
Weiterentwicklung von IT-Infrastruktur. rüstet. Denn dieses Feld wollen die großen muss ebenso Gesellschafts- und Sicher- in keinem Parteiprogramm zu lesen. Dafür
Digitalisierung und Vernetzung spielen Volksparteien nicht mehr Newcomern wie heitspolitik sein“, fordert denn auch Karin machen sich alle Gedanken über die Förheute in Unternehmensstrukturen und der Piratenpartei überlassen. Die punkte- Scheel-Pötzl, Fachanwältin für Medien- derung der Online-Wirtschaft und der
ten 2009 genau hiermit – und Urheberrecht aus Hamburg. „Zur Gründer. 99,7 Prozent der umsatzsteuerinsbesondere beim jun- Netzpolitik gehören Inhalte wie Daten- pflichtigen Firmen werden hierzulande
„Netzpolitik ist nicht allein Wirtschutz, Urheberrecht, Open Data, Medi- den kleinen und mittelständischen Untergen Wahlvolk.
Auch die überpartei- enkompetenz oder auch digitale Demo- nehmen zugerechnet. 87 Prozent von ihnen
schafts-, sondern ebenso Gesellliche Enquete-Kommis- kratie.“ Entlang dieser Begriffe hat bilden aus. So ist Online-Wirtschaftspolischafts- und Sicherheitspolitik.“
sion des Deutschen Bun- INTERNET WORLD Business die Wahl- tik vor allem Mittelstandspolitik – je nach
destags mit dem Namen programme der etablierten fünf Parteien Parteicouleur mit unterschiedlichen
KARIN SCHEEL-PÖTZL
„Internet und digitale durchforstet und darin nach Lösungen für Nuancen: Während FDP und SPD sich vor
Anwältin für Medien- und Urheberrecht
Gesellschaft“ hat die aktuelle Fragen gesucht.
allem auf Handwerk, Agenturen und SoftNetzthemen ins Blickfeld
ware-Schmieden konzentrieren, stehen
Forderungen
und
Wünsche
bei den Grünen die Erfinder und Anbieter
Produktionsabläufen eine bedeutende der Politik gerückt. Der Bericht der ArRolle.“ Das Internet ermögliche neue Ge- beitsgruppe liegt seit 18. April dieses Jah- Nur selten steht das Internet in Sparten ökologisch nachhaltiger Technologien im
schäfte und schaffe damit auch Arbeits- res vor und belegt eindrücklich, dass das wie Soziales, Gesundheit oder Bildung auf Vordergrund. Die Linken fokussieren sich
plätze, gleichzeitig beeinflusse die Inter- Internet längst zum Alltag der Bürger ge- der Agenda der Wahltaktiker. Stattdessen auf Ost-Betriebe, sie sollen durch Investihört. Viele Fragen rund um die Web-Nut- sehen die Politiker Handlungsbedarf in tionen in die Forschung erblühen.
net-Technologie alle Industriezweige.
Parteiübergreifend werden Internet und
Buzzword hin, Schlagwort her – die Po- zung sowie den E-Commerce und andere der Innen- und mehr noch in der Wirtlitiker haben offensichtlich aus alten Feh- Online-Dienstleistungen, so das Fazit der schaftspolitik. Daher inszeniert sich Bun- IT als Schlüsseltechnologien und damit als
Foto: Marc-Steffen Unger
lles Neuland, oder was? Angela Merkels viel verspottete Einstellung zum
Internet ist jedenfalls nicht symptomatisch für das Wahlprogramm der Christdemokraten. Dort ist von „Schule 2.0“ die
Rede, von „Verkehr 2.0“, „Online-Hochschule“, ja sogar „Industrie 4.0“: Das Programm der CDU/CSU strotzt in der Tat
vor Begriffen, die den Internet-affinen
Bürger ansprechen sollen. Die InternetNutzung und die Digitalisierung der Wirtschaft, also besagte „Industrie 4.0“, avancieren zum Schwerpunktthema der kommenden Bundestagswahl. „Hinter englischen Stichworten wie ,Cloud Computing‘
,Big Data‘, ,Smart Grids‘ und ,E-Health‘
verbirgt sich eine globale Entwicklung mit
ungeheurer Dynamik, die unsere Wirtschaft und Gesellschaft nachhaltig verändern wird“, so die – wenn auch späte –
Erkenntnis der Politiker.
lung (Privacy by Default) sowie die Portabilität persönlicher Daten gefördert werden.
■
■
■
Wirtschaft: Die Linke will die soziale und
ökonomische Spaltung Deutschlands überwinden und die Wirtschaft demokratisieren.
Sie will dafür etwa Branchen-Räte einführen,
die den Einfluss der Gesellschaft auf die Wirtschaft ermöglichen, und Innovationen aus
der Forschung in Ostdeutschland erhöhen.
Datenschutz: Die Linke lehnt die digitale
Rasterfahndung, die Vorratsdatenspeicherung
sowie den Export von Geräten und Software
ab, mit denen User verfolgt werden. Zur Stärkung des Datenschutzes sollen das Recht auf
Anonymität im Netz eingeführt und Technologien wie die datensparsame Grundeinstel-
■
Breitbandausbau: Die Linke fordert den Ausbau des mobilen Web mittels drahtloser
Netzwerke (WLAN).
Urheberrecht: Die Linke fordert eine Reform
der Verwertungsgesellschaften und neue
Vergütungsmodelle. Schutzfristen für Kunst
sollen für eine nichtkommerzielle Nutzung
aufgehoben und nichtkommerzielle Tauschbörsen legalisiert werden. Gefordert wird das
Recht auf den Weiterverkauf von digitalen
Kulturgütern wie E-Books.
■
Agentur: DIG Berlin
■
Etat: 6 Millionen Euro
■
Web: die-linke.de; facebook.com/linkspartei,
youtube.com/user/dielinke; @dielinke
■
Wirtschaft: Die Grünen fokussieren sich auf
grüne Branchen, erneuerbare Energien, Digital- und Kreativwirtschaft. Sie zielen auf sichere
Angestelltenverträge und fördern die Gründungskultur, insbesondere unter Frauen.
■
Datenschutz: Ohne Datenschutz gibt es laut
Bündnis 90/die Grünen kein freies Internet.
Sie lehnen die Vorratsdatenspeicherung, die
Online-Kontrolle von PCs und die Bestandsdatenauskunft ab und wollen die Kommunikation mit Pseudonymen oder ohne
Namen sichern. Persönliche Daten (Scoring)
sollen rechtlich und technisch (Privacy by
Design) geschützt werden.
■
Breitbandausbau: Die Grünen fordern den
Auf- und Ausbau des mobilen Web mittels
drahtloser Netzwerke (WLAN).
■
Urheberrecht: Verwarnungen, Aufhebung
der Anonymität, Sperrung von Inhalten oder
Abmahnungen zur Durchsetzung von Urheberrechten sind laut Grüne nicht praktikabel.
Sie wollen die Vergütung von Werken über
Verwertungsgesellschaften sichern und im
Urheberrecht Alternativen wie Creative Commons und neue Bezahlmodelle verankern.
Das Recht auf digitale Privatkopien soll ohne
technische Hürden gesichert werden.
■
Agenturen: Zum Goldenen Hirschen, Hamburg
(Lead), Ressourcenmangel, Berlin (Online)
■
Etat: 5,5 Millionen Euro
■
Web: gruene.de; facebook.com/B90diegrue
nen; youtube.com/user/gruene; @Die_Gruenen
14/13
■
■
TRENDS & STRATEGIEN
8. Juli 2013
■
Breitbandausbau: Die SPD fordert den flächendeckenden Ausbau. Die Nutzung des
mobilen Web soll durch den Ausbau drahtloser Netze (WLAN) in Städten steigen.
■
Urheberrecht: Urheber sollen aus der Nutzung ihrer Werke einen Ertrag erzielen können. Dafür muss das Urheberrecht modernisiert und mit neuen Verwertungspraktiken in
Einklang gebracht werden. Die SPD lehnt das
Leistungsschutzrecht ab und will ein neues
Gesetz, das Urheberrechtsverletzungen
durch Unternehmen ahndet und gegen
Download-Plattformen vorgeht.
Wirtschaft: Kreativität ist für die SPD der
Rohstoff des digitalen Zeitalters, die Web-Wirtschaft ein Motor. Sie will daher besonders
kleine und mittelständische Unternehmen und
ihre Gründung fördern. Die Digitalisierung
gibt klassischen Industrien Impulse, neue Branchen entstehen. Darum liegt der Fokus der
SPD auf der Förderung der Kreativwirtschaft.
Datenschutz: Die SPD befürwortet die Vorratsdatenspeicherung und lehnt Bewegungsprofile ab. Verbraucher sollen vor unlauteren
Geschäftspraktiken im Internet und vor dem
Missbrauch ihrer Daten geschützt werden.
Wachstumstreiber der Wirtschaft gesehen. Die Förderung von Existenzgründungen ist in allen Wahlprogrammen enthalten, und auch die „Kultur- und Kreativwirtschaft“ gilt allen Parteien als starker
Innovationsmotor. Die Sozialdemokraten
wollen dabei allgemein die Ressource
„Kreativität“ fördern, die Grünen dagegen
die „Green IT“.
Beide Parteien widmen sich jedoch
nicht nur den Unternehmen, sondern
auch den Angestellten. Weil sich durch das
Internet auch die Arbeitsbedingungen
stark verändern, fordern sie, dass speziell
in der Internet-Wirtschaft „die Einhaltung
■
Agenturen: Super J+K, Berlin (Lead),
D64 Media (Online)
■
Etat: 26 Millionen Euro
■
Web: spd.de, facebook.com/spd, youtube.com/
user/SPDvision; @spdde
sem Punkt könnte das größte Konfliktpotenzial mit der Internet-Wirtschaft entstehen: Diese würde sich nämlich in einigen Bereichen weniger Gängelung und
einen minder strengen Schutz persönlicher Daten wünschen – auch und gerade,
um im Wettbewerb mit Unternehmen aus
den USA oder Großbritannien mithalten
zu können.
geln als die allgemeine Verfügbarkeit von
Netzwerken. Joachim Jobi, Leiter Medien
und Netzwerkpolitik beim Branchenverband BVDW, fordert die Parteien auf,
politisch für eine Mindestqualität beim
Datentransport zu sorgen: „Die leistungsfähige Internet-Verbindung von mindestens 50 Megabit pro Sekunde ist Voraussetzung für die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der digitalen
Wirtschaft.“ Die Parteien sollen die Diskriminierung sowohl des
Datentransports als auch
von Inhalten verbieten
und so „die Meinungsfreiheit im Netz sichern“.
SPD, Grüne und Linke haben entsprechende Gesetze geplant, die ein ZweiKlassen-Internet verhindern sollen. „Es
braucht weltweite, transparente Übereinkünfte und Regeln, die das Internet dauerhaft frei und offen halten“, heißt es im Programm der Grünen. FDP und CDU/CSU
meinen dagegen, die Kräfte der Märkte
Internet World BUSINESS
zu gestalten ist. Das Leistungsschutzrecht
für Presseverlage, das die CDU/CSU mit
der FDP entwickelte, nennt Oliver Grün,
Präsident des Bundesverbands IR Mittelstand (BITMi), jedenfalls „eine Tragödie
für den Innovationsstandort Deutschland“. Es sei eine klare Entscheidung gegen
eine deutsche IT- und Start-up-Kultur.
„Die leistungsfähige InternetVerbindung ist Voraussetzung
für Wettbewerbsfähigkeit.“
JOACHIM JOBI
Medien- und Netzwerkpolitik, BVDW
Die SPD, die sich sehr stark für Künstler
und Urheber einsetzt und Kreativität als
Arbeitsleistung neu definiert, hat bereits
angekündigt, das umstrittene Gesetz kippen zu wollen. Auch die Grünen und die
Linke wollen das Urheberrecht erneuern
und dabei alternative Verwertungs- und
Vergütungskonzepte berücksichtigen.
ohne deren Einverständnis Verhaltens-, Nutzungs- oder Bewegungsprofile zu erstellen.
Nutzungsregeln für Web-Dienste sollen zudem verständlich formuliert sein.
Ausbau von Netz und Infrastruktur
Zwar wollen sich alle Parteien für den flächendeckenden Breitbandausbau einsetzen, am Wie scheiden sich jedoch die
Geister: Die CDU bleibt in diesem Punkt
schwammig. Die FDP
befürwortet den Ausbau
„Die Politik muss Rahmen
unabhängig von Technologien. SPD, Grüne und
geben, um Unternehmen und
Linke fordern dagegen
Arbeitsplätze zu schaffen.“
einen allgemein verfügbaren Universaldienst.
FLORIAN NÖLL
Ähnlich wie die PostzuBundesverband Deutscher Start-ups
stellung oder der Rundfunkempfang soll sichervon Sozialstandards, eine faire Entloh- gestellt sein, dass jeder Bürger auf das Netz
nung und die Vereinbarkeit von Familie und Online-Dienste zugreifen kann. Die
und Beruf gewahrt bleiben müssen“. Das Grünen wollen dies durch finanzielle
ist durchaus als Mahnung gegen das Prak- Förderungen erreichen, die SPD durch
tikanten-Unwesen in Start-ups, aber auch gesetzliche Regeln und Steuervorteile, die
gegen die Überstundenmanie in Digital- Linke durch kostenfreie Funknetze von
Agenturen zu verstehen. Die FDP indes Kommunen und Freifunkinitiativen.
Angesichts der Pläne der Deutschen
will die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen verbessern. Wie Telekom, Anbieter für die Durchleitung
heimische Online-Händler allerdings ge- von Diensten mit hohen Datenraten künfgen die Übermacht von Amazon & Co. be- tig zur Kasse zu bitten, brennt der Onlinestehen können, lässt sie offen. Ein Beispiel, Branche allerdings beim Thema Netzpodass bei den wirtschaftspolitischen Ideen litik die Regelung von Datentransport
Wunsch und Wirklichkeit nicht immer in und Netzneutralität mehr unter den NäDeckung zu bringen sind. Mit seinen Pilgerreisen zu den Gründern hat sich Wirtschaftsminister Rösler zwar „ein Bild vom
Spirit und den Erfolgsfaktoren gemacht
und interessierte sich auch ehrlich für die
Meinungen und Anliegen der rund 100
Start-ups, die ihn begleiteten“, lobt Florian
■ Wirtschaft: Die CDU sieht das Internet als
Nöll. Aber Start-ups und Gründer spielen
Treiber der Wirtschaft und als Schlüsseltechnoim Wahlprogramm der FDP nichtsdestologie. Die Konkurrenzfähigkeit Deutschlands
trotz eine nur untergeordnete Rolle.
hänge von der Digitalisierung klassischer InMan kann der FDP zugutehalten, dass
dustrien ab. Das Land soll digitaler Standort
sie mittelständische Unternehmen, zu
Nr. 1 in Europa werden. Deshalb sollen Startdenen langfristig auch Start-ups zählen,
ups und Gründer gefördert werden – durch
stärker als bisher fördern und in die interFinanzierungsprogramme oder die steuerliche
nationale Wirtschaftspolitik einbeziehen
will. Doch in Sachen Internet und digitaBevorzugung privater Investitionen.
ler Alltag betont die FDP deutlich stärker
die Bürgerrechte als wirtschaftliche Inte■ Datenschutz: Die Nutzung digitaler Daten
ressen. Unter Bürgerrechte ordnet die Parsoll wachsen, dabei aber soll die Privatsphäre
tei den Umgang von Unternehmen mit
und der Schutz persönlicher Daten von Nutpersönlichen Daten der Nutzer und vor
zern sichergestellt sein. Die CDU befürwortet
allem deren Schutz ein. Und genau an die-
7
■
■
Wirtschaft: Die FDP will generell die Innovationskraft von Mittelstand und Industrie sowie die internationale Wettbewerbsfähigkeit
stärken. Sie will zudem die Kultur- und Kreativwirtschaft pushen, weil diese für sie ein
Innovationsmotor gerade bei der Digitalisierung ist.
Datenschutz: Die FDP lehnt die Vorratsdatenspeicherung ohne Anlass sowie die Überwachung und Analyse von Daten seitens des
Staats für Cyber-Sicherheit vehement ab. Sie
stellt die Bürgerrechte in den Mittelpunkt
und will Persönlichkeitsrechte stärken, etwa
durch ein Verbot, aus Daten von Nutzern
und des Wettbewerbs werden auch Netzneutralität herstellen.
Urheberrecht und Datenschutz
Alle Parteien sind sich darin einig, dass die
Daten von Verbrauchern besser geschützt
werden müssen, aber auch dass das Urheberrecht reformiert und an die neue digitale Zeit anzupassen ist. Die CDU hat noch
keine Idee, wie ein „fairer Interessenausgleich zwischen Nutzern und Urhebern“
die Vorratsdatenspeicherung sowie das Recht
auf Löschung persönlicher Daten im Internet.
■
Breitbandausbau: Die CDU fordert den flächendeckenden Ausbau. Die Nutzung des
mobilen Web soll durch den Ausbau drahtloser Netze (WLAN) in Städten steigen.
■
Urheberrecht: Der Schutz geistigen Eigentums und das Recht auf eine angemessene
Vergütung für die Nutzung gilt auch im Internet. Das Urheberrecht soll verständlich sein,
von Nutzern akzeptiert werden und flexibel
an neue Verwertungsformen anzupassen sein.
■
Agenturen: Bloomberry, Berlin (Führung);
Initiative Media, Hamburg (Umsetzung)
■
Etat: 23 Millionen Euro
■
Web: cdu.de; facebook.com/cdu, youtube.com/
user/CDUtv; @cducsubt
■
Breitbandausbau: Die FDP fordert den flächendeckenden Ausbau. Die Nutzung des
mobilen Web soll durch den Ausbau drahtloser Netze (WLAN) in Städten steigen.
■
Urheberrecht: Kultur- und Kreativwirtschaft
sind ohne Schutz des geistigen Eigentums
nicht denkbar. Daher will die FDP die Verwertung von Werken besser regeln und das
Urheberrecht modernisieren.
■
Agenturen: Reinsclassen, Hamburg (Lead),
Pilot, Hamburg (Online).
■
Etat: 4 Millionen Euro
■
Web: fdp.de; facebook.com/fdp; youtube.com/
user/FDP; @fdp_de;
Den Datenschutz haben alle Parteien als
heißes Eisen entdeckt. So auch CDU/CSU:
Die Sicherheit des Wirtschaftsstandorts
und der Schutz persönlicher Daten werde
durch die die Vorratsdatenspeicherung
gewährleistet, denn die diene der Verhütung und Verfolgung von Kriminalität
und Terrorismus. Auch die SPD befürwortet das Datensammeln bei Telekom-Gesellschaften und Providern. FDP, Grüne
und Linke lehnen diese vehement ab. Der
Schutz von Daten ist für sie gleichbedeutend mit einem freien Internet. Die Privatsphäre sei auch in Zeiten des Internets
„kein Relikt alter Tage“, stellen die Grünen
in ihrem Programm fest – und schießen
sich damit deutlich gegen die Werbewirtschaft ein. Diese sei bereit, „für präzise
Zielgruppen hohe Beiträge zu zahlen“ und
träume von „gläsernen Kunden, deren
Spuren komplett auswertbar sind“. Die
Grünen fordern deshalb ein Verbot von
Tracking durch Cookies, die vom Verbraucher nicht bemerkt werden.
Was die Parteien im Herbst tatsächlich
von ihren Programmen umsetzen, hängt
auch von Bündnissen ab, die sie nach der
Wahl schließen (müssen). Aber der Vergleich der in diesen Tagen veröffentlichten
Programme zeigt: Ein gründlicher Blick
lohnt sich. Es geht bei der Wahl um langfristige Chancen, aber auch um Hürden. ■
SANDRA GOETZ/VS
8
MARKETING & WERBUNG
Internet World BUSINESS
Mobiles Real-Time Bidding
RTL GROUP
Investition in Online Video
Die RTL Group hat für 27 Millionen Euro
51 Prozent vom kanadischen Online-VideoVermarkter und Youtube-Spezialisten
Broadband TV gekauft. Das 2005 von
Shahrzad Rafati gegründete Unternehmen
aus Vancouver vermarktet, betreut und
aggregiert OnlineStars von Youtube
und arbeitet mit über
7.800 unabhängigen
Das Medienhaus will
Channel-Partnern
mit Bewegtbild wachsen zusammen, die ihren
Video Content auf
der Google-Tochter ausspielen. RTL betreibt
über seinen Produktionsarm Freemantle
Media bereits 135 Youtube-Kanäle. Mit
dem Invest will RTL in die Top 4 der Youtube-Vermarkter weltweit aufsteigen. häb
DMEXCO 2013
14/13
Der Motor brummt weiter
RUBICON PROJECT
Die Online-Werbefirma Rubicon Project
launcht die Real-Time-Trading-Plattform
„Connect“ für mobile Werbung. Damit
soll die Vermarktung von Inventar auf mobilen Werbeträgern effektiver gestaltet
werden. Publisher und Käufer können auf
„Connect“ Mobile-Inventar nach Plattform
und mobilem Betriebssystem klassifizieren
und direkt, zum Teil automatisiert, miteinander in Echtzeit verhandeln. Die Plattform soll das Problem „fehlender Ressourcen lösen, um Premiumwerbeflächen im
Direktverkauf zu vermarkten“ und die
Suche nach „ausreichend hochwertigem
Mobile-Inventar vereinfachen“, so Rubicon-Manager Josh Wexler. häb
8. Juli 2013
Die Internet-Wirtschaft ist und bleibt die Wachstumslokomotive in Deutschland
D
ie deutsche Internet-Wirtschaft bleibt
der Wachstumsmotor der deutschen
Wirtschaft. Zwischen 2012 und 2016 wird
der Markt laut der Studie „Die deutsche
Internetwirtschaft 2012 – 2016. Zahlen,
Trends und Thesen“ vom Eco – Verband
der deutschen Internetwirtschaft und der
Unternehmensberatung Arthur D. Little
um jährlich etwa elf Prozent wachsen. In
Zahlen: von 51,2 Milliarden Euro Umsatz
im Jahr 2011 auf 87,4 Milliarden Euro in
2016 – eine Zunahme von 71 Prozent
innerhalb von fünf Jahren.
Nicht alle Segmente (in der Studie „Layer“
genannt) entwickeln sich dabei gleich
stark. Mit einem jährlichen Wachstum
von über zehn Prozent ist der Layer „Aggregation & Transaktion“ (siehe Grafik)
der Wirtschaftszweig mit dem höchsten
Umsatz: 2012 wurden in diesem Bereich
27,92 Milliarden mit E-Commerce, Billing
& Payment, Social Networks und OnlineWerbung umgesetzt. Für das Jahr 2016
rechnen die Experten in der Studie mit
einem Gesamtvolumen von 41,2 Milliarden Euro. Das ist nahezu die Hälfte (47
Prozent) des Gesamtumsatzes der deutschen Internet-Wirtschaft.
Dickster Fisch im Teich bleibt weiterhin
E-Commerce mit Zuwachsraten von deutlich über zehn Prozent auf dann über 28
Milliarden Umsatz-Euro bis zum Jahr
2016. Entsprechend steigt der Bedarf an
digitalen Zahlungsmöglichkeiten. Deshalb ist „Billing & Payment“ prozentual
Internet-Wirtschaft wächst und gedeiht
Erzielte und geschätzte Umsätze im Zeitraum von 2012 bis 2016
Online-Werbung
Social Networks
jährliches Wachstum in Prozent
18,4 %
Billing & Payment
E-Commerce Umsatz in Mrd. €
41,20
37,59
34,10
13,6 %
25,09
22,09
18,66
30,84
27,93
11,3 % 21,74
19,67
17,56
28,39
26,22
24,00
10,5 %
9,6 %
10,4 %
10,2 %
15,36
13,03
0,59
0,78
4,26
0,69
0,85
5,19
0,80
0,92
5,81
2009
2010
2011
1,41
1,28
1,64
1,38
0,92
1,00
1,06
1,08
1,22
1,18
6,34
6,96
7,70
8,68
9,79
2012
2013
2014
2015
2016
Segment „Aggregation und Transaktion“: E-Commerce bleibt vor Online-Werbung stärkstes Segment
© INTERNET WORLD Business 14/13
Quelle: eco – Verband der deutschen Internetwirtschaft/Arthur D. Little, 2013
gesehen das wachstumsstärkste Segment
im Bereich „Aggregation & Transaktion“.
Im Durchschnitt steigt das Marktvolumen
hier jährlich um 15,4 Prozent – „alles im
Fluss“, heißt es in der Studie. Für die
Online-Werbung bedeutet das einen Zuwachs von elf Prozent jährlich auf circa 9,8
Milliarden Euro. Trotz der medialen Präsenz und einem jährlichen Plus von acht
Prozent recht klein bleibt der Umsatz mit
1,4 Milliarden Euro bei den Social-Networking-Portalen und -Plattformen.
Die steigensden Umsätze sorgen für Jobs.
Heute sind in der deutschen Internet-Wirtschaft 210.000 Arbeitnehmer beschäftigt.
„Bis 2016 gehen wir von einem weiteren
Zuwachs von insgesamt 38 Prozent aus, das
entspricht 80.000 neuen Arbeitsplätzen“, so
Nicolai Schättgen, Global Head M-Com■
merce bei Arthur D. Little. häb
Schwergewichte als Sprecher
Die ersten Keynote Speaker der Dmexco
2013 (18./19. September in Köln) stehen
fest. Henrique de Castro (COO Yahoo)
kommt an den Rhein und auch Lisa Utzschneider (VP Global Advertising Amazon),
Thomas Hesse (Executive Board Bertelsmann) und Gabor Steingart (Managing
Director Handelsblatt). Vonseiten der
Werbungtreibenden sind Keith Weed
(Chief Marketing Officer Unilever) und
Marc Pritchard (Global Brand Building
Officer Procter & Gamble) mit dabei. häb
APPLE
Stylische Verstärkung
Apple hat Paul Deneve, Manager des
Haute-Couture-Labels Yves Saint Laurent,
für „Spezial-Projekte“ als Vizepräsident
geholt. Das Engagement nährt Spekulationen um weitere Apple-Endgeräte. In Japan
hatte Apple kürzlich Markenschutz für die
iWatch beantragt. Neu sei auch ein führender Manager von Hulu, der mit der TVBranche verhandeln solle. häb
Anzeige
Banner helfen verkaufen
Quisma untersucht die Wirkung von Display Ads auf die Conversion Rate
D
as Ganze ist mehr als die Summe sei- angeklickt. Das höhere Traffic-Volumen
ner Teile.“ Das lehrte schon der grie- führte zu mehr Abverkäufen.
chische Philosoph Aristoteles – und das
„Die Analyse zeigt, dass Display Ads
gilt auch für Online-Werbung. Anhand Suchmaschinenwerbung unterstützen und
einer Kampagne eines internationalen die Markenwahrnehmung erhöhen: Das
Modeunternehmens hat die Performance- Interesse am Produkt steigt, wie die höheren
Agentur Quisma eine Customer Journey- Conversion-Raten verdeutlichen, so Murat
Analyse aufgesetzt. Zentrale Frage: „Wie Cavus, Senior Manager Marketing Intelliwirkt sich die Display-Kampagne auf die gence bei Quisma. „Es lohnt sich, mehrere
Abverkäufe im Bereich der Suchmaschi- Online-Kanäle gezielt zu vernetzen, um
■
nenwerbung aus?“ In ihrem Online-Mix optimale Ergebnisse zu erzielen.“ häb
konzentriert sich die ModeCompany auf Suchmaschinen- und Banner-Werbung.
Banner helfen Search auf die Sprünge
Die SEA-Strategie (SuchWie Display Ads die Conversion Rates erhöhen
wortkampagne) umfasst geneConversion Rates (CR) SEA Marke
rische sowie MarkenkampagConversion Rates (CR) SEA generisch
nen. In der Journey wurden die
2,4 %
Konversionsraten im SEA-Be2,2 %
+11,6 %
reich von 14.751 individuellen
User-Reisen durchs Netz mit
und ohne Banner-Beteiligung
verglichen. Ergebnis: Mit Banner stieg die Conversion Rate
im Bereich der Markenwer0,21 %
0,19 %
+15,7 %
bung um 11,6 Prozent und im
generischen Bereich um 15,7
Journeys ohne
Journeys mit
Banner-Beteiligung
Banner-Beteiligung
Prozent. Durch die gestiegene
Markenbekanntheit wiederum
Mit Werbebanner steigert sich Marken-CR um 11,6 Prozent
haben mehr User den Link zur
Quelle: Quisma
© INTERNET WORLD Business 14/13
Landing Page des Händlers
Fußball auf die
Ohren
I
m März hat sich die Constantin Medien
AG die Audio-Rechte für die Fußballbundesliga gesichert. Kurz vor Beginn der
neuen Saison am 19. Juli gab das Unternehmen darüber hinaus den Start seines
digitalen Radiosenders Sport1.fm bekannt. Rund um die Uhr werden LiveSport, Talk-Sendungen, News und Musik
serviert. Zu empfangen ist das Sportradio
im Web auf Sport1.fm, als App für Android
und iOS und über WLAN-Radio. „Das
Angebot wird für sämtliche Verbreitungswege komplett kostenlos sein“, heißt es.
Übertragen werden live alle 612 Saisonspiele der ersten und zweiten Bundesliga.
Hinzu kommen Relegation und Supercup
sowie die Handball- und die BasketballBundesliga.
Die Constantin-Tochter Sport1 nutzt
die neuen Rechte, um die „digitale Transformation im Sportsegment“ im eigenen
Unternehmen voranzutreiben. „Wir erleben derzeit einen digitalen Shift in ein
neues Zeitalter“, so Vorstandsvorsitzender
Bernhard Burgener. Es gehe darum, die
vielen
hochwertigen
redaktionellen
Inhalte, die unter der Dachmarke Sport1
produziert werden, auf so vielen Plattformen, so vielen verschiedenen Screens und
bei so vielen Infrastrukturanbietern wie
■
möglich anzubieten. häb
14/13
MARKETING & WERBUNG
8. Juli 2013
Internet World BUSINESS
9
2. DEUTSCHER SOCIAL TV SUMMIT
Glotzen und chatten
Social TV ist bei Castingshows inzwischen gesetzt. Andere Formate warten noch auf ihre Entdeckung
O
b Fußball, TV-Quoten oder Konferenzen: Die Zahl der Interessenten ist
immer ein Indikator für den Stellenwert
einer Sache. Gemessen an den Teilnehmern des 2. Deutschen Social TV Summit
hat sich „Mitmach-Fernsehen“ – der Second
Screen – hierzulande in jedem Fall etabliert. Über 300 Besucher und damit mehr
als doppelt so viele wie 2012 besuchten die
Konferenz der Bayerischen Landeszentrale
für neue Medien (BLM) und wurden dort
über Sinn und Zweck, Status quo und
Trends bei Social TV informiert.
Was konkret bezweckt wird? „Ein Mehr
an Quote führt zu mehr Reichweite, führt
zu mehr Werbegeldern“, rechnet Matthias
Puschmann, Gründer und Geschäftsführer des auf digitales Trendscouting und
Strategieberatung spezialisierten Unternehmens Vast Media, vor. In der nächsten
Stufe diene Social TV dann nicht mehr nur
der Interaktion zwischen Sender und User,
sondern sei ein Mechanismus zur Personalisierung – und zwar gleichermaßen
Foto: Anne Marie-Roussel,
www.edgeofdigital
culture.com
Full House: Mehr als 300 Besucher
fanden den Weg ins Literaturhaus
Viel Stoff zum Reden gab‘s auf dem
2. Deutschen Social TV Summit in München
von Formaten und Werbung. Grundgedanke hier: Besser tracken heißt besser
verstehen. Je mehr Kenntnisse über die
User vorhanden seien, so Puschmann,
desto zielgenauer können Formate entwickelt und Werbung ausgesteuert werden.
Ein Aspekt, den zum Auftakt des Kongresses schon der Technologie-Journalist Janko
Röttgers aus San Francisco in seiner Keynote angesprochen hatte. „Ein Trend im
Social TV ist ,Big Data‘ und die inhaltliche Auswertung der Kommunikation
im Social Web“, so Röttgers. „Das ist
zwar noch Zukunft, aber eine nicht
mehr allzu ferne“, bestätigte Matthias
Puschmann auf einem Panel.
Schon relativ weit im Entwicklungsprozess sind die TV-Sender, was die Ver-
Begehrtes Fernsehen: Um Social TV hat sich
mittlerweile ein gigantisches Ökosystem gebildet
längerung von Casting-Formaten wie „The
Voice“ oder „Germany’s next Top Model“
(GNTM) ins Social Web angeht, glaubt
Sebastian Krüger, Vice President TV 3.0 bei
der Pro Sieben Sat1 TV Deutschland
GmbH. Sein Job umfasst wohlklingende
Tätigkeitsbeschreibungen wie New Media
Process & Strategy, New Media Content
Development, Social & New Media Storytelling oder auch New Media Innovation.
Allein die Tatsache, dass die Sendergruppe
einen solchen Posten eingerichtet hat, weist
auf die schnell wachsende Bedeutung des
interaktiven Fernsehens hin.
Die Social-TV-nutzenden Fans von
Casting-Formaten
jedenfalls
seien
„schlichtweg an allem interessiert“, so
Krüger, geradezu nimmersatt: Während
des Finales der aktuellen Staffel von
„GNTM“ habe Pro Sieben über
30 Posts „rausgehauen“ – eine
Schlagzahl die im Normalfall
schnell zu Verdruss führe, nicht
aber bei den Fans der LaufstegParade. Mehr noch: „Durch die
Interaktion mit den Fans erkennen wir Themen und Trends“, verriet Krüger. So wurden die Fans etwa aufgefordert,
ein Bild von sich beim GNTM-Konsum
aufzunehmen und auf die Bilderdatenbank Instagram hochzuladen. Über 1.000
Bilder gingen ein. „Ein schönes Ergebnis“,
so Krüger, noch besser: Viele Bilder zeigten die Zuschauer auf der Couch mit
Chips, Snacks und sonstigen Leckereien.
Krüger: „Seitdem wissen wir – auch Top
Models hat etwas mit essen zu tun.“ Die
Show sei ein ideales Werbeumfeld für
Nahrungs- und Genussmittel. Apropos
Werbung: „Es gibt noch unendlich viele
Möglichkeiten, Werbebotschaften jenseits
von TV-Spots zu entwickeln“, glaubt
Sebastian Büttner, Geschäftsführer der
Gesamtkunstwerk Entertainment GmbH –
■
viele bis dato noch ungenutzt. häb
MARKETING & WERBUNG
Internet World BUSINESS
E-MAIL-MARKETING
UID bietet „Mobile only“
Ein Newsletter-Format speziell für mobile
Endgeräte hat United Internet Dialog
(UID) jetzt vorgestellt. Damit soll den Werbekunden die Möglichkeit eröffnet werden, Newsletter oder Gutscheine gezielt
an Smartphone-Nutzer auszuspielen.
Nach Angaben von UID greifen inzwischen über 30 Prozent aller Nutzer der
konzerneigenen Mail-Dienste GMX und
Web.de auch mobil auf ihre E-Mailbox zu.
Die Hälfte von ihnen, also 15 Prozent, soll
für den Mail-Abruf sogar vorwiegend das
Smartphone benutzen. UID reklamiert für
sich mit den Marken GMX und Web.de
eine Reichweite von über 50 Prozent bei
den privaten E-Mail-Nutzern. fk
BLOGFOSTER
Marketing für Blogs
Blogfoster heißt ein neuer Blog-Vermarkter, der neben Banner-Werbung auch Advertorials, Produkttests, Affiliate Links und
Werbung auf mobilen Endgeräten vermitteln will. Hinter Blogfoster steht der BlogVermarkter Stilanzeigen, der nach eigenen
Noch nicht am Start: Die PlatzhalterSeite von Blogfoster bittet um Geduld
Angaben unter anderem mit Alpha-Blogger Stefan Niggemann zusammenarbeitet.
Ein ähnliches Projekt namens Adnation
war von Sascha Lobo und Johnny Haeusler
(Spreeblick) 2007 ins Leben gerufen und
2011 verkauft worden. Ob Blogfoster
erfolgreicher wird, bleibt abzuwarten.
Gestartet werden soll „im Juli“, bei Redaktionsschluss gab es im Web nicht mehr als
eine Platzhalter-Seite. fk
AFFILIATE MARKETING
Neue Namen
Einen Umzug vom östlichen Stadtrand in
den Südwesten Augsburgs hat die Explido
Web Marketing GmbH & Co KG zu einer
Verkürzung des Firmennamens genutzt.
Künftig verzichtet die Agentur mit Schwerpunkt auf Performance auf den Zusatz
„Web Marketing“. Markus Kellermann, bis
2012 Head of Affiliate bei Explido, feilt
nach seinem Schritt in die Selbstständigkeit ebenfalls am Branding: Sein 2006
gegründeter Fachblog Affiliateboy.de heißt
ab sofort Affiliateblog.de. fk
Anzeige
8. Juli 2013
14/13
Was ein Kunde kosten darf
Bei Suchmaschinenwerbung müssen Neu- und Bestandskunden getrennt betrachtet werden
A
b wann lohnt sich Suchmaschinenwerbung? Dazu gibt es
zahlreiche Rechenmodelle, die das
Adwords-Budget, die Agenturkosten und den erzielten Ertrag gegenüberstellen. Eine typische Ertragsrechnung lautet so: Ein Werbungtreibender hat eine Marge von 20
Prozent bei einer Warenkorbgröße
von 96 Euro und ein Adwords-Budget von 100.000 Euro, dazu kommen 10.000 Euro Agenturkosten,
die üblichen zehn Prozent also. Die
Kampagne läuft drei Monate und
triggert 5.000 Bestellungen, macht
480.000 Euro Umsatz – und nur
96.000 Euro Rohertrag. Ein Minusgeschäft also.
Keine verkürzte Betrachtung
Doch dieses Beispiel unterscheidet
nicht zwischen Neu- und Bestands- Der Lebenszyklus zählt: Neukunden rechtfertigen höhere SEA-Kosten als Bestandskunden
kunden. Geht man dagegen davon
aus, dass ein Kunde einmal pro Jahr etwas wortkampagnen rein nach Kosten und Er- Saisonware an den Mann zu bringen. Auch
bestellt und einen Lebenszyklus von drei trag. Für ihn gibt es zwei grundsätzliche für Unternehmen, die expandieren und in
Jahren hat, dann ist jeder neu gewonnene Möglichkeiten, eine SEA-Kampagne aus- kurzer Zeit viele Neukunden gewinnen
Kunde für einen Umsatz von 288 Euro zusteuern: umsatzmaximiert und gewinn- wollen, empfiehlt Vogel: klotzen, nicht
gut – und für einen Rohgewinn von 54,60 maximiert. Eine Umsatzmaximierung kleckern, das heißt hohe Gebote für garanEuro. Jeder Neukunde ist also – bei glei- lässt sich erreichen, indem man zum Bei- tierte Anzeigenplatzierungen unter den
chen SEO-Kosten – 35,40 Euro mehr wert spiel durch hohe Gebote dafür sorgt, dass ersten Fünf. Für den „Normalbetrieb“
als ein Bestandskunde. Auf das Rechen- die eigenen Anzeigen von Google garan- sollte man als Werbungtreibender dagegen das Aussteuerungsmodell Gewinnbeispiel angewendet bedeutet das: Wenn tiert auf den vorderen Plätzen landen.
maximierung verfolgen: Die Kampagne
nur zehn Prozent aller durch die SEOKlotzen, nicht kleckern
wird auf Gewinn nach Akquisitionskosten
Kampagne getriggerten Bestellungen von
Neukunden kommen, dann war die Kam- Der gestiegene Umsatz wird in dem Mo- optimiert. Allerdings ist für eine solche
pagne schon ein Erfolg. Steffen Vogel, ment zum unternehmerischen Vorteil, in Kampagne eine exakte Traffic-Analyse zu
Leiter SEA bei der Performance-Agentur dem der Händler ihn zum Beispiel in bes- jedem einzelnen Keyword nötig: ClickSoquero, warnt daher eindringlich vor sere Einkaufskonditionen ummünzen Through-Rate, Kosten pro Klick, Convereiner zu kurzen Betrachtung von Such- kann oder es für ihn darum geht, kurzlebige sion Rate, Marge und Verkaufspreis. fk ■
Dynamische Banner
Google erweitert Retargeting-Möglichkeiten in Adwords
R
etargeting einfacher machen
soll eine neue Technik in
Google Adwords. Die Banner
werden dynamisch erstellt und
der Anzeigenkunde hat dann
weniger Arbeit.
Retargeting gibt es bei Google
Adwords schon länger: Der Besucher einer Website wird identifiziert und es wird ein Cookie
gesetzt, auf Werbeplätzen im
Google Display Network erscheinen daraufhin Anzeigen,
die ihn an seinen Besuch im
Shop erinnern. Das neue Dynamic Remarketing soll diesen
Mechanismus nicht nur verein- Automatisch gestaltet: Google Dynamic Remarketing
fachen, sondern auch die Konversionsrate erhöhen. Mussten die Werbe- Bei den Adwords-Textanzeigen auf den
kunden bislang das Werbemittel, das einem Suchergebnisseiten wirkt sich Dynamic
Kunden ausgespielt wird, selbst einrei- Remarketing noch nicht aus. Hier bleibt
chen, erstellt Google das Banner jetzt aus die bereits bestehende Möglichkeit erhalden Daten der zuvor vom Nutzer besuch- ten, Besucher einer Website über ein
ten Website. Das, so verspricht der Such- Cookie zu identifizieren und im Anmaschinenkonzern, macht klickstarke Re- schluss daran die Ausspielung einer
targeting-Anzeigen mit einem Minimum bestimmten Anzeige durch ein erhöhtes
■
Gebot zu forcieren. fk
an Administrationsaufwand möglich.
Yandex auf dem
Googlephone
D
er russische Suchmaschinenbetreiber
Yandex will auch für westliche Nutzer
attraktiver werden. Nach einer englischsprachigen mobil optimierten Website hat
Yandex jetzt einen Browser für Googles
Smartphone-Betriebssystem Android veröffentlicht. Die Gratis-App gibt es auf Englisch und auf Russisch. Der Startbildschirm erlaubt die Suche in verschiedenen
Angeboten, neben Yandex sind das westliche Klassiker wie Facebook, Twitter, Youtube, Amazon – und
auch Google. Yandex
wurde 1997 in Moskau
gegründet und ist heute
die viertgrößte Suchmaschine der Welt. Auf
dem russischen Markt
verweist sie mit einem
Marktanteil von 64
Prozent den Konkurenten Google (22 Prozent) auf Platz 2. fk ■
Grüße aus Russland:
Yandex-Browser für
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12
MARKETING & WERBUNG
Internet World BUSINESS
8. Juli 2013
Der letzte Kuss
In der Kampagne für den neuen Golf VII stellt der Autokonzern existenzielle Fragen
14/13
Um den neuen Golf
VII emotional aufzuladen, hat Volkswagen ein aufwendiges Experiment gewagt und die User in 33
Ländern zum Mitmachen aufgefordert.
Vorgestellt von:
W
enn du im Leben nur EINEN
MENSCHEN küssen könntest,
wer wäre es?“ Bei Fragen wie dieser hält
doch jeder automatisch inne, oder nicht?
Also ich schon. Und somit zählt die Kampagne der Volkswagen AG für die siebte
Generation des Golf für mich zu den absoluten Highlights der digitalen Werbung. Eine charmante Idee, aufmerksamkeitsstark und ästhetisch in verschiedenen Formaten und Motiven umgesetzt
– einfach schön.
„The one Thing“ ist aber auch aus anderen Gründen bemerkenswert: Durch
Beantwortung von Fragen wie der oben
beschriebenen und der Registrierung auf
Onething.de entstand eine personali-
Steckbrief
■
Auftraggeber: Volkswagen AG
■
Marke: VW Golf VII
■
Auftrag: Branding-Kampagne
■
Kanäle: Online, Out of Home, TV
■
Mediaagentur: Mediacom
■
Kreativagentur: DDB Tribal
■
Start: September 2012
Oliver Mohr
Geschäftsführer der MediaAgentur Brainagency
Media, München
■ www.brainagency.de
Traumorte: Die Kampagne lockte mit verschiedenen Motiven und Fragen
sierte und für den User individualisierte
Seite – das ist intelligent. Auf der Microsite
wiederum gab es Votings und Statistiken,
die auch Insights und Ergebnisse aus an-
Lecker: Großflächige Inszenierung macht an
deren Ländern widerspiegelten.
Zielgruppenaffine Testimonials Hören: John Miles’ „Music“ kam als Song auf Platz eins
wie die Skateboarding-Legende
Tony Hawk, DJ Paul van Dyk oder auch sich die Macher etwas Besonderes eindie Sängerin Nicole Scherzinger sorg- fallen und integrierten sie in den Musikten bei dem weltweiten Auftritt für den erkennungsdienst Shazam.
Fazit: In Summe eine sehr ansprechende
entsprechenden „Glamourfaktor“. Weiter beschränkt sich die Kampagne nicht 360-Grad-Kampagne, mit der Volkswanur auf Online, sie nutzt das gesamte gen seine Vorreiterrolle im Automobildigitale Spektrum: Beispielsweise gab es sektor unter Beweis gestellt und nahtlos
an der Außenfront des Berliner Luxus- an grandiose kommunikative Auftritte
hotels Adlon eine digitale 3-D-Projek- wie jene zum Super Bowl der vergange■
tion. Und auch für die TV-Spots ließen nen Jahre angeknüpft hat.
Online-Werbung: Neue Etats, neue Kampagnen
Auftraggeber
Auftrag
Dienstleister
Auftraggeber
Auftrag
Dienstleister
Bundesagentur für
Arbeit
Mandat für alle crossmedialen Werbe-, Kreativ- und Marketingmaßnahmen der nächsten drei Jahre
Kolle Rebbe
Peta
Launch des Online-Magazins „Peta50plus.de“ für die Zielgruppe der über 50-Jährigen; zum Start mit drei Anzeigen
Loma Linda
Daniel Jouvance
Suchmaschinenmarketing-Kampagne, Affiliate und Adressgenerierung zum Ausbau eines eigenen Newsletters für den
französischen Kosmetikhersteller
Nayoki
Regiondo.de
Mediaplanung und Kreation eines TV-Spots für das
Online-Portal rund um das Thema Freizeit
Lead Link
Rewe Regional
Image-Kampagne mit Microsite sowie verschiedenen Werbemitteln und Events
Denkwerk
Print- und Online-Kampagne sowie Plakate im Umfeld der
Rewe-Märkte und PoS-Werbemittel für die Lebensmittelkette
Heimat
Ferchau Engineering
Image- und Aktivierungskampagne für den Anbieter von
Finanzprodukten
Scholz & Friends
South African
Tourism
Relaunch und Betreuung der Kampagnen-Website sowie Beratung in Bezug auf Social-Media-Kanäle der Organisation
Webguerillas
IG Markets
Betreuung des Suchmaschinenmarketings, der Suchmaschinenoptimierung und des Display Advertising
Eprofessional
Üstra Hannoversche
Verkehrsbetriebe
Konzeption und Umsetzung der Web-Präsenz in sozialen
Netzwerken für das Nahverkehrsunternehmen
Cybay New Media
Kabel Deutschland
Lanserhof Gesundheitsresorts
Kampagne „Investition in mich“ mit Mix aus Print- und OnlineMedien für den Anbieter von exklusiven Gesundheitsresorts
Pilot Hamburg
Valmano
TV-Kampagne für den Online-Schmuck- und -uhrenhändler
Scholz & Friends
Verkehrsverbund
Berlin-Brandenburg
Betreuung des Kommunikationsetats; aktuell Bewerbung des
Schüler-Ferientickets mit einer Facebook-Kampagne
Grüner und
Deutscher
Ihre Meldung fehlt? Bitte Mail an [email protected]
Aufholjagd
Ebay rüstet auf und verdrängt Microsoft von der Spitze der Werbecharts
I
m April musste sich eBay noch Microsoft
geschlagen geben – der Wonnemonat
Mai verhilft dem Schnäppchenportal aber
wieder auf seinen angestammten ersten
Platz im Ranking der Unternehmen, die
deutschlandweit am meisten Geld in
Online-Werbung investierten. Ebay liegt
demzufolge mit rund 5,77 Millionen Euro
(brutto) auf Platz eins vor Microsoft mit
4,89 Millionen Euro. Auf Rang drei folgt
der Internet Provider 1+1 Internet AG,
der knapp 3,01 Millionen Euro für seine
■
Web-Kampagne im Mai ausgab. sg
Liegt im Mai ganz vorne: Das Schnäppchenportal eBay kann sich den ersten Platz
von Microsoft zurückerobern
Top-Werbungtreibende im Mai 2013
Ebay investierte im Mai deutschlandweit am meisten Geld in Online-Werbung
Produkt
Firma
Mai 2013 Mai 2012
Mio. Euro Mio. Euro
Ebay Internet-Auktion
Ebay International, Kleinmachnow
5,77
0,90
Microsoft Image allgemein
Microsoft Dtl., Unterschleißheim
4,89
0,59
1+1 Image
1+1 Internet AG, Montabaur
3,01
0,55
Ikea Möbelhäuser
Ikea Dtl., Hofheim
2,22
1,55
McDonald’s Restaurants
McDonald’s Dtl., München
2,19
1,28
Sky Pay-TV
Sky Dtl. Fernsehen, Unterföhring
2,18
2,26
Samsung Image
Samsung Electronics, Schwalbach
1,69
0,03
Otto Versand Range
Otto, Hamburg
1,64
0,46
Opel Adam Pkw
Adam Opel AG, Rüsselsheim
1,56
k. A.
Media Markt Techn. Kaufhäuser
Media-Saturn-Holding, Ingolstadt
1,46
3,15
© INTERNET WORLD Business 14/13
Zeitraum: 01.05.2013 – 31.05.2013
Quelle: Nielsen Media Research GmbH 2013
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Neue
Mediengesellschaft
Ulm mbH
14
MARKETING & WERBUNG
Internet World BUSINESS
8. Juli 2013
14/13
CONTENT MARKETING
Happy Hour für Inhalte
Content Marketing ist derzeit in aller Munde: Mehrwert und Authentizität sind gefragt, dröge Werbefloskeln passé.
Den Ansatz verfolgen wollen viele Marktteilnehmer – allen voran die digitale Corporate-Publishing-Branche
S
Weg vom Werbegeplapper
Weniger um die Dienstleistungen des Unternehmens als um Spaß und Nutzwert für
den Leser geht es auch auf der Microsite
„Essays zu Kultur und Lebensart“ des Corporate Publishing Verlags Hoffmann und
Campe. Das Konzept für den Küchengerätehersteller Gaggenau verknüpft Produktseiten mit redaktionellen Inhalten
wie Reportagen über architektonische
Trends, Persönlichkeiten oder Ideen für
den Einsatz der Geräte.
Beide Beispiele sind Teil einer Kommunikationsstrategie, die für Werbung-
schen verfolgten den Sprung aus
der Stratosphäe gleichzeitig im
Live Stream auf Youtube.
Content-Marketing-Strategien
werden für Unternehmen immer
wichtiger – das zeigen nicht nur
die aktuellen Beispiele und Erfolge,
sondern auch Studien-Zahlen von
Facit Research aus einer Befragung
unter 60 Marketingverantwortlichen: Demnach verfügt bereits
mehr als die Hälfte der Unternehmen über entsprechende Lösungen.
37 Prozent planen, eine ContentMarketing-Strategie umzusetzen.
Nur bei acht Prozent der Befragten
spielt das Thema noch keine Rolle
(siehe Grafik rechts unten).
Foto: Fotolia /Africa Studio
ie gehören zu den erfolgreichsten
Bands der Welt. Konzerte von
Depeche Mode sind bereits Monate
im Voraus ausverkauft. Wer sich
keine Karten sichern konnte, dem
bietet die Deutsche Telekom Trost.
Das Telekommunikationsunternehmen will ran an die junge, hippe
Zielgruppe und hat dazu vor einigen Jahren die Online-Musikplattform „Electronic Beats“ ins Leben
gerufen. Interviews mit Musiklegenden und Backstage-Features
sind dort ebenso zu finden wie die
wichtigsten Infos zu den OpenAir-Festivals in Europa. Entwickelt hat das Trend-Konzept die
Burda Creative Group. Publiziert
wird das Magazin nicht nur
online, sondern auch in Printform mit einer Auflage von rund
65.000 Stück. Und weil Facebook
als Marketingkanal heute nicht
mehr wegzudenken ist, gibt es natürlich auch eine Fan-Seite, auf der
sich inzwischen fast 40.000 Musikbegeisterte tummeln.
Content is King
Was haben Hochprozentiges und Content Marketing gemein? Es kommt stets auf den Inhalt an
treibende zunehmend an Bedeutung gewinnt – Content Marketing (CM). Das
Prinzip dahinter: Zielgruppen sollen nicht
mehr über Werbemaßnahmen wie Anzeigen, Banner oder Werbespots angesprochen werden, sondern über beratende und
unterhaltende Inhalte.
Klassische, wenn auch inzwischen recht
ausgelutschte Lehrbuchbeispiele für erfolgreiche Content-Marketing-Konzepte sind
Coca-Cola und Red Bull. Erstere setzen
auf Youtube-Videos und eine neue Home-
Content Marketing in der Praxis 1: Project M
page mit Meinungsbeiträgen von Experten, Lifestyle Blogs und Artikeln zu digitalen Trends. Konkurrent Red Bull wiederum ist längst von der Marke zum Content
Provider mutiert. Fast omnipräsent ist das
Sport-Sponsoring des österreichischen
Getränkeherstellers. Der bislang aufmerksamkeitsstärkste Beweis hierfür ist das
letztjährige Stratos-Projekt mit Felix
Baumgartner – eine der effizientesten
Marketingaktionen in der (Red-Bull-)Geschichte: Mehr als acht Millionen Men-
Amüsiert betrachtet Thorsten
Hebes, Geschäftsführer Serviceplan Public Relations, den Hypeverdächtigen Trend zum Content:
„Wenn wir uns die gegenwärtige
Entwicklung ansehen, ist man fast
geneigt zu sagen: ,Wieder eine neue
Sau, die die Werber durchs Dorf treiben‘“. Tatsächlich aber sei die ganze
Aufmerksamkeit ein wahrer Segen, denn:
„Die klassische Werbung ist jetzt gezwungen, sich auch mit echten Inhalten auseinanderzusetzen. Sie kann sich nicht
mehr auf Plattitüden zurückziehen.“ Und
das wiederum drängt laut Thorsten Hebes
alle Marktteilnehmer zu ganz neuen
Dimensionen in ihrem Denken.
Das neue Credo der Kreativen lautet
daher inzwischen: Weg von auffälligen
Spots und knalligen Claims, hin zu
authentischen und relevanten Inhalten
und echtem Mehrwert.
Content Marketing in der Praxis 2: s.Oliver
Beim „Best of Corporate Publishing“ (BCP) werden jährlich die besten Unternehmenspublikationen mit den BCP Awards ausgezeichnet. Einer der Abräumer 2013 war der CP-Verlag Hoffmann
und Campe. Dessen Kommunikationskonzept „Project M“ im Auftrag der Allianz wurde im Bereich „Digital Media – Microsite / Website B2B“ mit Gold prämiert. Das Internet-Magazin fokussiert sich auf Geschichten zu Trends und Entwicklungen in der Altersvorsorge und ihrer Finanzierung. Daneben gibt es Elemente wie Bildergalerien, interaktive Infografiken und Fragebögen. Ein
Responsive Design ermöglicht die Anpassung an alle Endgeräte.
Abräumer: Das Online-Magazin „Project M“ für die
Allianz gewann beim BCP Award Gold
Shop und Stories:
Das Modelabel will
auch mit Content
punkten
Mehr als nur Klamotten: Seit 2012 setzt s.Oliver in digitaler Hinsicht auf Plan Net, um die Themen
Content und Commerce zu verbinden. Zusammen mit Serviceplan Public Relations ist die Münchner Agentur unter anderem für die inhaltliche Umsetzung und Betreuung der Website des Modeunternehmens zuständig. Hauptaugenmerk der Seite www.soliver.com/magazine soll die Oberfläche
sein, auf der der Kunde Kolumnen, Gewinnspiele, Ratgeber oder Reportagen finden kann. Ziel ist es,
den Nutzern abseits der Shopping-Verlockungen einen qualitativen Mehrwert zu bieten und die
Produkte durch redaktionellen Content emotional aufzuladen.
14/13
MARKETING & WERBUNG
8. Juli 2013
Was ist was im Content Marketing??
■
Content Marketing (auch Inbound Marketing): Kommunikationsstrategie, die informierende, beratende und unterhaltende Inhalte statt Werbemaßnahmen wie Anzeigen,
Banner oder Werbespots nutzt, um Zielgruppen anzusprechen
■ (Corporate) Branding: Kommunikationsstrategie zum Aufbau einer Marke, um den
Unternehmenswert zu steigern und ein Kundenbewusstsein für die Marke zu schaffen
■ Corporate Publishing: interne und externe
journalistische Unternehmenskommunikation
mit Owned Media; neben Endkunden sind
auch Mitarbeiter, Händler, Zulieferer oder
Aktionäre relevante Zielgruppen
■ Earned Media: alle Empfehlungs- und Verbreitungsleistungen der Konsumenten über
die Marke wie Word of Mouth (WOM), PR,
Posts, Likes, jegliche Viral-Maßnahmen
Foto: Fotolia /
Jan Engel
■
Paid Media: klassische Werbeform, das heißt
bezahlte Anzeigenwerbung, Sponsoring oder
Suchmaschinenmarketing
■ Owned Media: alle Medienpräsenzen, die
Unternehmen selbst kontrollieren und steuern können wie die eigene Website, einen
Blog oder Social Media Accounts
■ Storytelling: Marken und Produkte werden
mithilfe von Geschichten zum Leben
erweckt, um Sympathie und Vertrauen zu
erzeugen
geschäftsführender Gesellschafter beim
CP-Verlag Kresse & Discher, aber mit sich:
„Der aktuelle Hype hilft der CP-Branche
ihre eigene Leistungsfähigkeit zu hinterfragen und zu überprüfen.“ Und auch
Thorsten Hebes gibt zu: „Für uns als PRAgentur ist das ein erweitertes Geschäftsund Aufgabenfeld, das uns näher an das
Marketing und vor allem die Marketingbudgets heranrückt.“ Nicht zuletzt ist der
Erfolg von CP zumindest in seinen digitalen Ausprägungen wesentlich besser nachzuweisen. „CP-Dienstleister bieten heute
zusätzlich zum Content Verfahren an, wie
Markenbekanntheitssteigerung, Zielgruppenerreichung oder Abverkaufssteigerung
gemessen und ausgewertet werden können“, sagt Christian Fill von Burda.
Weg von der Linkfarm
Neben dem PR- und dem CP-Bereich wollen aber auch Marktsegmente wie E-Commerce (siehe das Beispiel s.Oliver auf SeiDas Interesse am Thema Content Marke- sind laut Rainer Zugehör, Geschäftsführer te 14) oder die Suchmaschinenoptimierer
ting ist groß. Gleich mehrere Branchen des Video-Streaming-Dienstleisters Moving (SEO) mitspielen. Letztere möchten weg
wollen auf der Welle mitschwimmen und Image 24, eigene Videos. Welche Fall- von SEO-optimierten Textwüsten und
stricke beim Einbetten auf Youtube lauern, Linkfarmen – also Webseiten, die vor alerheben Anspruch auf das Terrain.
lem dazu da sind, möglichst viele HyperDafür ist nicht zuletzt der Siegeszug der erklärt Zugehör im Kasten rechts.
Einen weiteren Unterschied zwischen links auf eine andere Web-Präsenz zu setdigitalen Medien und hier vor allem die
wachsende Popularität von Social Media CM und CP benennt Christian Fill, Ge- zen – und endlich Inhalte schaffen, die auch
verantwortlich, meint Christian Breid, schäftsführer der Burda Creative Group Mehrwert bringen.
Eine Marketingdisziplin, die sich das
Geschäftsführer Digitale Medien bei und stellvertretender Vorsitzender beim
Hoffmann und Campe. Denn durch die Forum Corporate Publishing. Für ihn Storytelling-Prinzip auf die Fahne geneuen Kanäle lasse sich viel einfacher und spricht der Begriff „Content Marketing“ schrieben hat, ist Corporate Branding.
Hier werden Marken
schneller der Dialog mit Kunden aufbauund Produkte mithilfe
en, um dadurch dauerhafte Beziehungen
„Digitales Corporate Publishing
von Geschichten zum
herzustellen. Außerdem stiegen die AnLeben erweckt – was beisprüche der Kunden, die inzwischen
und Content Marketing werden
spielsweise auch der AnKommunikation und Qualität auf allen
sich rapide annähern.“
satz des SportartikelherKanälen erwarten.
stellers Vaude ist. Beim
CHRISTIAN
FILL
Die kleinen Unterschiede
Stöbern auf dessen FaceGeschäftsführer Burda Creative Group
book-Seite finden sich
Wenn es um die Führungsansprüche in
keine
aufgehübschten
der alten, neuen Disziplin geht, ist die
Produktfotos, sondern
digitale Corporate-Publishing(CP)-Bran„Content Marketing ist die
Bilder von Menschen,
che ganz vorne mit dabei. Die Begründung
die auf Berggipfeln im
liefert ebenfalls Christian Breid: „Für uns
nächste Entwicklungsstufe der
gleißenden Sonnenlicht
gehört Content Marketing schon immer
Kommunikation.“
stehen, auf schneebeals Ausprägung zu Corporate Publishing
deckten
Waldpfaden
dazu“, erklärt der CP-Experte. ServiceTHORSTEN HEBES
wandern oder auf Mounplan-Mann Hebes unterstützt diese AnGeschäftsführer Serviceplan Public Relations
tainbikes schmale Singlesicht: „Corporate Publishing war schon
trails befahren. Alles fast
immer auch Marketing. Es hat diese Aufgabe kanalunabhängig bereits früher eindeutig stärker die Marketingverant- schon dramatische Eindrücke, die Fernwahrgenommen.“ Tatsächlich sind die wortlichen in den Unternehmen an. Das weh hervorrufen und den Sportsgeist weÜbergänge zwischen Corporate Marke- „klassische“ Corporate Publishing legt, so cken – und über diese Lust und Freude an
ting und Publishing fließend. Abgrenzun- Fill, dagegen den Fokus eher auf journalis- der Natur den Nutzer schlussendlich zur
Marke führen sollen.
gen sind nur schwer zu ziehen. Denn beide tische Beiträge.
Bereiche versuchen die Kunden über
Das Fazit des Disziplinen-Wettstreits
Der Konsument entscheidet also selbst,
hochwertige Inhalte mit Mehrwert auf das muss wohl lauten: Content Marketing ist mit welchen Inhalten und Botschaften er
Unternehmen aufmerksam machen und eine Erweiterung des digitalen Corporate seine Zeit verbringt. Genau das ist für Jens
Publishing und wird das klassische, ge- Fricke, Vorstand bei der Agentur Cocosie nachhaltig zu binden.
Corporate Publishing definiert sich da- lernte CP nicht ersetzen. Einen Vorteil more, der hinter Content Marketing stebei aber vor allem als interne und externe bringt die Diskussion für Klaus Kresse, hende Metatrend – und der Weg der Zukunft: „Es wird immer wichtiger, Inhalte
Unternehmenskommunikation,
zu bieten, die die Leute wirklich interessiedie im Vergleich zum Markeren – sonst wird es schwer und teuer, Aufting-Pendant auch Mitarbeiter,
Verfügen Sie als Unternehmen über
merksamkeit zu bekommen“, so Fricke.
Händler, Zulieferer oder Aktioeine Content-Marketing-Strategie?
Grundsätzlich erwartet auch Christian Fill
näre anspricht. Genutzt werden
Wir verfügen
für die beiden Disziplinen CM und CP
dafür hauseigene Owned-Meüber eine Content55 %
eine erfolgreiche Zukunft. Allerdings wird
dia-Kanäle (siehe Kasten oben).
Marketing-Strategie
Content Marketing für den Chef der Burda
Hier ist das klassische CP-Produkt immer noch das KundenCreative Group künftig noch stärkere
Wir planen künftig eine
Content-Marketing37 %
magazin in Printversion. Aus
Auswirkungen auf klassische MarketingStrategie umzusetzen
dem digitalen Bereich ergänzen
methoden haben als bislang. „Zum einen
inzwischen zudem aber Microändern sich die Digitalformate rapide –
Content Marketing
sites – wie etwa die eingangs
das Aussterben von Bannern ist keine
8%
spielt keine Rolle
beschriebene Gaggenau-Seite –
Frage von Jahren mehr“, so Fill. Zum
oder Newsletter und Socialanderen eröffnen für ihn die neuen TechQuelle: Serviceplan; Deutschland; 60 Marketingleiter und marketingverantwortliche Geschäftsführer von Unternehmen verschiedener Branchen; Facit Research;
Media-Auftritte das Portfolio.
nologien ungeahnte Möglichkeiten für gut
Stand: Februar 2013
Nahezu unerlässlich für jede
gemachten journalistischen Content – in
© INTERNET WORLD Business 14/13
■
Unternehmenskommunikation
allen Disziplinen. sg
Internet World BUSINESS
15
Video-Tipps
Rainer Zugehör
Geschäftsführer
und Gründer Moving
Image 24
■ www.moving
image24.com
How-to-do: Unternehmensvideos auf Youtube
Bei der Image- und Markenpflege im Corporate-Bereich sind Videos auf der eigenen
Webseite Pflicht. Auch Youtube kann eine
Option sein – allerdings unter Vorbehalt:
1. Rechtliche Konsequenzen: Beim Posten
von Videos auf Youtube sichert die Plattform sich und der gesamten Community
bereits durch den Upload die uneingeschränkten Rechte an dem Video, um diese
für werbliche Zwecke oder zur Weiterverarbeitung zu verwenden.
2. Weiterverbreitung: Jeder Nutzer kann
das Unternehmens-Video von Youtube auf
fremden Seiten einbetten. So besteht das
Risiko eines Imageschadens. Ein fremdbearbeitetes Video, gepostet auf den YoutubeKonten anderer Nutzer, kann nicht mehr
gelöscht werden.
3. Sichtbarkeit: Häufig ist der Zugang auf
Social-Media- und Video-Plattformen aus
Betrieben gesperrt, um das Firmennetzwerk vor der starken Auslastung zu bewahren. Auch die Youtube-Videos, die auf der
firmeneigenen Webseite eingebunden werden, bleiben dann außen vor.
4. Umfeld: Ist das Firmen-Video auf Youtube
wirklich für die Zielgruppe optimal platziert? Es ist ärgerlich, wenn den Usern in
oder neben dem Video andere Clips von
Mitbewerbern vorgeschlagen werden.
Ebenso leitet man seine User weg von der
eigenen Homepage – denn die Verlockung
zum nächsten Video ist nur einen Klick
entfernt.
5. Support: Youtube ist eine Plattform für
nutzergenerierten Content, bereits die Anmeldung erfolgt als Privatperson. Einen
Support bietet die Plattform ergo nicht.
Auch in Sachen Workflow ist die VideoPlattform für Unternehmen weniger geeignet: Es können keine Benutzerrechte vergeben werden und eine Mandantenfähigkeit
zum Beispiel fehlt auch. Alle Mitarbeiter
eines Unternehmens müssen sich einen
Account teilen.
6. Kontrolle: Indem Unternehmen ihre
Videos mit eigenen, kontrollierbaren Technologien ins Netz stellen, behalten sie auch
die Kontrolle über ihren Content. Ein professionelles Content-Management-System
kann nicht durch Video-Plattformen wie
Youtube oder My Video ersetzt werden.
Foto: © Sashkin /
Fotolia
16
MARKETING & WERBUNG
Internet World BUSINESS
8. Juli 2013
14/13
DM DROGERIEMARKT: ONLINE-MARKETING-STRATEGIE
DM pflegt das Social Web
Ob Hauls, Unboxing oder Tutorials: Die Drogeriemarktkette DM zieht im Social Web alle Register. Die neuen
Buzz-Begriffe stehen für Bewegtbild und Interaktion mit den Kunden. Und das wird konsequent umgesetzt
B
ei DM Drogeriemarkt läuft vieles
anders als bei anderen Unternehmen.
Die Mitarbeiter sind „Kreativposten“; sie
verursachen keine Personalkosten, sondern
beziehen ein „Mitarbeitereinkommen“. Auszubildende sind „Lernlinge“. Der Claim
von Deutschlands größtem Drogerieunternehmen: „Hier bin ich Mensch, hier
kauf ich ein“. Auch in der Kommunikation
steht der Mensch, genauer der persönliche
Kontakt mit den Konsumenten, im Vordergrund. „DM setzt seit jeher ausschließlich auf Dialog mit seinen Kunden“,
beschreibt Mario Bertsch, Teamleiter
Digitale Medien bei dem Handelsunternehmen, die Kommunikationsstrategie
jenseits der klassischen Werbung.
So zählt das Unternehmen aus Karlsruhe auch im Social Web zu den Protagonisten der ersten Stunde. „Als einer der ersten Händler überhaupt sind wir im Dezember 2010 in Facebook gegangen“, sagt
Bertsch. Zur Erinnerung: Im Oktober
2010 hatte Marc Zuckerbergs Netzwerk elf
Millionen Nutzer – weltweit. Heute sind es
allein in Deutschland knapp 25 Millionen.
Es sei damals nicht einfach gewesen, im eigenen Hause eine Facebook-Präsenz
durchzusetzen, erinnert sich Bertsch. Das
hat sich inzwischen grundlegend geändert: „Wir werden ernst genommen“, so
Bertsch. 1,3 Millionen Facebook Fans und
12.000 Talkabouts („sprechen darüber“)
vereint der Drogerie-Primus. Zum Ver-
Licht & luftig: Die DM-Zentrale (o.) in Karlsruhe.
„Zeig mal was Du hast“ – Schwatz vor einer Filiale
ansässigen Unternehmens, das 2013 vier
Jahrzehnte Firmengeschichte feiert.
Dabei gilt: „Unsere Aktivitäten auf Facebook sind sehr spontan. Social Media
sollte man nicht angehen wie eine Anzeigenschaltung – geplant und vorbestimmt“,
sagt Bertsch. Laissez faire ist damit freilich
nicht gemeint. „Unser oberstes Ziel ist die
Echtzeitkommunikation und Dialog auf
Augenhöhe“, so Bertsch. Die Konsumenten haben großes Interesse an Unternehmen
„Social Media sollte
und Produkten, berichtet
der Teamleiter. Entspreman nicht angehen wie
chend hoch sei die Anzahl
eine Anzeigenschaltung.“
von Anfragen. Komme
ein Thema hoch, werde
MARIO BERTSCH
sehr schnell reagiert.
Social-Media-Verantwortlicher bei DM
Jede Anfrage auf Facebook wird von den Mitgleich: Wettbewerber Rossmann hat arbeitern im Serviceteam im Schnitt
850.000 Fans (1.000 Talkabouts). Müller, innerhalb von fünf Minuten bearbeitet.
die Nummer drei im Markt, finden 86.000
Die Macht der Bilder
Facebook-Nutzer gut (1.800 Talkabouts).
DMs Social-Media-Abteilung ist acht Mit- Sorgt Facebook bei Deutschlands größtem
arbeiter stark und Facebook bei allen Drogeriehändler für Interaktion mit den
Kommunikationsaktivitäten zwar erste Usern, bildet Youtube die Plattform für InWahl, aber inzwischen auch nur noch ein formation. „Durch das steigende Interesse
Social-Media-Kanal unter vielen.
an Produkten und Unternehmen sowie die
„Andere machen TV-Spots, wir wagen zunehmende Komplexität der Fragen sind
Neues und Anderes“, beschreibt Bertsch wir mit Facebook Posts an unsere Grenzen
den Ansatz des im badischen Karlsruhe gestoßen“, erinnert sich Bertsch. Damit
DM Drogeriemarkt und die wichtigsten Wettbewerber
Umsatz in Millionen Euro und Anzahl der Filialen in Deutschland
Unternehmen
Umsatz Deutschland
2012 in Mio. Euro
(brutto)
Umsatz gesamt
2012 in Mio. Euro
(brutto)
Filialen
Deutschland
2012
Filialen
Deutschland
2011
DM
5.112
6.863
1.350
1.256
Rossmann
4.450
5.950
1.754
1.612
Müller
2.693
3.517
487
479
445
445
163
157
Budnikowsky
© INTERNET WORLD Business 14/13
Quelle: Lebensmittel Zeitung
war die Idee für einen eigenen Youtube
Channel geboren (www.youtube.com/dm
deutschland). So bedient DM bereits seit
2011 gleich zwei der ganz großen InternetTrends: Bewegtbild und Content. Ende
vergangenen Jahres wurde der Auftritt
auf der Plattform runderneuert und der
Schwerpunkt auf fünf verschiedene
Video-Formate gelegt: „Mitgefragt?“, „Mitgetestet!“, „DM Unternehmen“, „Schönheit“ und „Eure Videos“. Über zwei Millionen Minuten Video-Material wurden
bereits produziert. Bertsch: „Durch Youtube haben wir die Möglichkeit, einen
Blick hinter die Kulissen zu bieten und
damit Transparenz zu schaffen.“ Interessant ist laut Bertsch auch, dass der Anteil
männlicher User höher sei als bei den
Facebook Fans und der Altersschwerpunkt zwischen 13 und 17 Jahren deutlich
jünger. Verantwortlich für Konzeption,
Grafik, Video und Umsetzung der Formate
ist, wie auch schon für die Facebook-Seite,
die Stammagentur für das Digitalgeschäft,
Weitclick aus Stuttgart.
auch die steigende Zahl der mobilen Facebook-Nutzer. Etwa 30 bis 40 Prozent kommen über diesen Weg. In der Regel werden
50 bis 60 Fragen zu einem Schwerpunkt
gestellt. Diese bilden wiederum die Grundlage für das nächste Video. „Das Unternehmen sendet damit eine klare Botschaft
an seine Fans: Wir hören euch. Die enorme
Fan-Aktivität des Facebook-Auftritts wird
so genutzt und in einen anderen Medienkanal gelenkt, passend für neue, innovative
Formate“, fasst Stefanie Zieger, Projektmanagerin bei der Agentur Weitclick, die
Vorgehensweise zusammen.
Erst einen Tag, bevor das
fünf- bis sechsköpfige Kamerateam samt den drei
Moderatoren anrückt, erhalten die Industriepartner
das Briefing mit den Fragen. „Einmalig für mich
ist, dass wir mit diesem
Video-Format
wirklich
spontan sind. Es gibt kein
Drehbuch und keine Absprachen zuvor. Wir gehen
völlig unvoreingenommen
zu den Drehs und beantworten nach bestem Wissen und Gewissen die Fragen der User
zum Thema“, erzählt Bertsch. Anfangs seien die Handelspartner gegenüber dem
Konzept skeptisch und unsicher gewesen.
Dies habe sich geändert: „Sie erkennen darin die Chance, sich einem interessierten
Publikum glaubhaft und authentisch darzustellen und spannende Insights zu vermitteln“, so Bertsch. Mehr noch: Inzwischen schlagen Unternehmen verstärkt
eigene Themen vor, doch da ist DM streng:
Programmdirektor und „Themenbestimmer“ bleiben die User. 30 Folgen wurden
bereits gedreht, „Blockbuster“ (70.000
Views) ist ein Video über ein Make-up der
Eigenmarke P2 Cosmetics, das den Weg
■
1973 eröffnete der erste DM-Drogeriemarkt in Karlsruhe. Heute ist Deutschlands
größte Drogeriemarktkette (Slogan: „Hier
bin ich Mensch, hier kauf ich ein“) in zwölf
europäischen Ländern mit rund 2.800
Märkten präsent. Europaweit beschäftigt
das Unternehmen 46.000 Mitarbeiter,
etwa 31.700 davon in Deutschland. Im 40.
Jahr seines Bestehens freut sich das von
Götz W. Werner gegründete Unternehmen
über ca. 15 Millionen Kunden, die bei DM
regelmäßig einkaufen.
■
Der Umsatz im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2012/2013 lag hierzulande
bei 2,871 Milliarden Euro und damit um
16,2 Prozent über dem Vorjahreszeitraum.
Das Sendung-mit-der-Maus-Prinzip
Stolz des Hauses DM ist die Rubrik „Mitgefragt“, quasi eine Art „User Generated
Professional Produced Content“, so
Bertsch – häufig in Kooperation mit den
Geschäftspartnern. „Regelmäßig rufen
wir die User via Facebook und Youtube
auf, uns innerhalb von zwei Wochen ihre
,Most wanted‘-Themen und Fragen mitzuteilen.“ Das Spektrum reicht von „Wie
kommt die Möhre ins Babygläschen?“
über „Warum hat Zahnpasta bunte Streifen?“ bis hin zu „Wer entwickelt die Texturen und Farben für Lidschatten?“. Über
eine eigens entwickelte App erreicht DM
14/13
MARKETING & WERBUNG
8. Juli 2013
Internet World BUSINESS
Nikkie. Die Volkswagen AG engagierte vergangenes Jahr das Haul
Girl und drehte mit ihm das Video
„Don’t make up and drive“ (Agentur DDB Tribal). Darin schilderte
Nikkie die Gefahren des Schminkens während des Autofahrens –
die Kampagne gewann bei den
Werbefestspielen in Cannes 2012
gleich zwei Cyber Lions. So viel
Wind und Glamour braucht es in
Karlsruhe nicht, dort werden die
„Dernier Cris“ der Kommunikation
still, leise – und erfolgreich – eingesetzt.
So auch beim Trend Unboxing (englisch: auspacken). Im Kosmetikbereich
gehört die DM Box „DM Lieblinge“ neben
der Mutter aller Probeboxen, der Glossybox, sowie der Pink Box und der Douglas
Box of Beauty zu den erfolgreichsten ihrer
Art. Das Prinzip: Anbieter verschicken
Päckchen mit Überraschungsinhalt an
ausgewählte Youtuber und Blogger und
fragen, ob diese nicht Lust hätten, eine Box
zu testen und über das Ergebnis zu berichten. Überzeugen die Produkte den Tester,
weckt das Begehrlichkeiten bei anderen
Usern. DM verlost dazu vier Mal pro Jahr
ein 3-Monats-Abo. Innerhalb von 24 Stunden kann man sich auf www.dmbox.dm.de
jeweils für einen Abo-Wunsch eintragen.
Per Los wird dann entschieden, wer eines
der 5.000 Produktpakete bekommt.
Die Beispiele zeigen: Kundennähe, Dialog und Experimentierfreude sind bei DM
kein Lippenbekenntnis, sondern werden
gelebt, seit drei Monaten auch auf Pinterest. Zwar ist die Besucherzahl auf dem
Fotodienst innerhalb eines Jahres laut
Comscore hierzulande um 180 Prozent
auf 864.000 Nutzer gestiegen, dennoch ist
das Netzwerk noch ein kleines Licht in
Deutschland. In den USA hat Pinterest
Most wanted: Das „Wie wird
Make-up gemacht?“-Video von P2
Mitgefragt: Die User
schreiben ihre Fragen auf und DM geht mit Kamerateam zu den Industriepartnern und hakt nach
Videos bei uns einzustellen“, so Bertsch –
kein Homevideo über die eigene Katze,
sondern thematisch passend und qualitativ hochwertig. Dazu ist DM tief in die
Blogger-Szene eingetaucht, schreibt Blogger
an, die im Segment einen Namen haben,
und bedient sich sämtlicher Instrumentarien. Beispielsweise erstellt DM regelmäßig
„Die User richten täglich Fragen
Tutorials (Tipps, Ratgeber fürs erfolgreiche
und Kommentare an die Marke,
Bloggen),
verschickt
und sie erwarten Antworten.“
Boxen mit Proben (Fachjargon Unboxing) und
STEFANIE ZIEGER
setzt auf Haul Videos
Weitclick
(englisch: Fang).
Diese Online Videos
verzeichnet auf Facebook schon mal über werden von Privatpersonen auf Internet1.000 Gefällt-mir-Klicks und wird ange- Video-Portalen wie zum Beispiel Youtube
regt diskutiert.“ Und: „Seit Einführung veröffentlicht. Meist weiblides Formats ließen auch die Video-Aufrufe che, jüngere Personen stellen
für die Marke DM schnell die 2-Millio- darin ihre kürzlich gekauften
nen-Marke hinter sich“, sagt Bertsch. Kosmetikartikel oder modi„Inzwischen schaffen wir es gar nicht schen Accessoires vor, bemehr, alle Fragen im Video zu beantwor- schreiben die gekauften Proten, aber im Channel selbst oder auf der dukte, deren Herkunft und
Facebook Fanpage wird natürlich auf jede Preis und betten dies in einen
Frage eingegangen“, beschreibt Projekt- kleinen Erlebnisbericht ein,
managerin Stefanie Zieger das Zusam- der rund um das ShoppingErlebnis zustande gekommen
menspiel der Kanäle.
ist. Nicht wenige bringen es in
Digitales Word of Mouth
ihrer Community zu einiger
Und DM dreht das Rad noch weiter. „Wir Berühmtheit – oder sogar Unboxing: DM verschickt Päckchen an ausgewählte
wollen auch die User dazu bewegen, mehr. Wie beispielsweise Userinnen – und diese berichten darüber
des Produkts von der Entstehung bis zum
Verkauf im Geschäft zeigt (siehe oben).
Im Schnitt verzeichnen die Clips zwischen 40.000 bis 50.000 Views, die Erwartungen lagen beim Start des Formats bei
etwa 10.000 Views. Zu den Views kommen
noch virale Effekte. Bertsch: „Eine Folge
schon den Blog-Dienst Tumblr überholt.
„Pinterest wird überwiegend von Frauen
genutzt, die dort Fotos einstellen und weiterverbreiten. Für die Zielgruppe von DM
also eine ideale Plattform“, so Zieger vom
Agenturpartner Weitclick. „Wir haben
verschiedene Boards aufgemacht und testen, wie sie funktionieren und wie sie mit
unseren anderen Plattformen zusammenspielen“, erläutert Bertsch. Ohne begleitende Aktionen hat DM schon an die 500
Follower auf Pinterest. „Die Deutschen
sind eher abwartend, aber wir sind sicher,
dass Pinterest in zwei, drei Jahren den
Durchbruch auch hierzulande geschafft
hat“, so der Social-Media-Experte. „Bis
dahin wollen wir die entsprechenden
Learnings haben“, so Zieger.
Abwartender verhält sich der Drogeriemarktriese in Sachen E-Commerce und
Apps. Zwar gibt es einige Produkte über
Amazon zu kaufen, ein eigener Online
Shop ist noch nicht in der Mache. Auch
bezüglich mobiler Applikationen zögert
Bertsch. Mobile werde zwar immer präsenter und das Kundenmagazin Alverde
gibt es selbstredend als iPad App, aber:
Noch fehle die zündende Idee für eine für
den Kunden relevante App. „Alles, was wir
tun, muss den Kunden nützen und für
diese relevant sein. Daran lassen wir uns
messen“, stellt Bertsch klar.
Am Ende des Tages dreht sich auch in
der Karlsruher Zentrale neben der „Vermeidung von persönlichen Frustfaktoren“
alles um den ROI (Return on Investment).
Die Erfolgskontrolle ist so umfassend wie
die Aktivitäten. Zum Einsatz kommen
Analyse-Tools wie Google und Facebook
Analytics, eigene Studien zusammen mit
dem Nürnberger Marktforschungsinstitut
GfK und natürlich auch ein sehr genaues
■
Monitoring aller Auftritte. häb
Hauls: Auch in dieser Rubrik berichten Userinnen über
ihre Erfahrungen mit Produkten aus dem DM-Markt
r
Preise im Gesamtwert von übe
M
AKTIONSZEITRAU
explido präsentiert vom
er Offensive
01.07. bis zum 31.08.2013 die Affiliate Somm
DIE AKTIONEN
9
9
9
9
9
9
01.07. - 31.08.2013
DIE TEILNEHMENDEN PROGRAMME
Attraktive Sachpreise
Sales-Rallyes
Provisionserhöhungen
Premium-Provisionen
Bonuszahlungen
Präsenzbonus
(08 00) 39 75 43 60
kostenlose Partnerhotline
affi[email protected]
www.explido-affiliate.de/sommer-offensive/
17
DIE PREISE
E-COMMERCE
Internet World BUSINESS
DOUGLAS
500 Millionen Euro Invest
Douglas lässt sich für die kommenden
fünf bis sieben Jahre eine halbe Milliarde
Euro in die Kriegskasse legen, um sich
über Zukäufe, Modernisierung und
E-Commerce-Ausbau fit für die Zukunft
zu machen. Die Summe wird von den
Douglas-Holding-Gesellschaftern, der
Familie Kreke und dem Finanzinvestor
Advent gestemmt. Als erster potenzieller
Übernahmekandidat wird in der Branche
die französische Kette Nocibe gehandelt.
Das Unternehmen selbst nahm zu den
Gerüchten bislang keine Stellung. dz
ASOS
Paket-Tracking in Echtzeit
Wer wissen will, wie E-Commerce-Logistik
in Deutschland in ein paar Jahren aussehen
wird, muss die Entwicklungen in Großbritannien im Auge behalten. Dort bietet der
Modeversender Asos seinen Kunden in
Asos: Kunden
können online
beobachten,
wo der Fahrer
ihres Päckchens ist
Kooperation mit DPD unter dem Namen
„Follow my Parcel“ ein Paket-Tracking in
Echtzeit an, bei dem Kunden am DesktopPC oder auf dem mobilen Endgerät genau
beobachten können, welche Route der Fahrer ihres Pakets gerade nimmt. Der Lieferzeitpunkt kann so auf 15 Minuten genau
festgelegt werden. Doch damit hört der
Service noch lange nicht auf: Bis zum Beginn des 15-Minuten-Fensters können die
Kunden Lieferzeitpunkt und -ort noch per
Smartphone beeinflussen. il / dz
Zalando will das Bestellvolumen verzehnfachen und rüstet die Technik auf
Z
alando rüstet sich für die
Ein Sprecher beteuerte, man
Zukunft: Nach Meldunhabe nach wie vor keine
gen der Nachrichtenagentur
konkreten Pläne für einen
Bloomberg will der Versender
Börsengang.
seine Technik so aufbohren,
Treue Schweden
dass auch die zehnfache Menge an Transaktionen abgewiDas für das Wachstum benöckelt werden könnte, ohne
tigte Kapital fließt auch so.
dass der Onlineshop für Mode
Der schwedische Investor
in die Knie geht. „Bei der
Kinnevik hat seine Anteile bei
Verzehnfachung geht es nur
Zalando weiter aufgestockt.
darum, von technischer Seite
Für rund 100 Millionen Euro
Spitzen wie bei unserem Sale
haben Holtzbrinck, Tengelin Frankreich oder nach der
mann und Rocket Internet
Ausstrahlung von TV-Spots
insgesamt 3,5 Prozent der
abzufedern, wie das überall
Anteile abgegeben. Damit
gängig ist“, erläutert Zalandohält Kinnevik an dem Berliner
Sprecherin Kristin Dolgner
E-Commerce-Unternehmen
im Gespräch mit INTERNET Zalando-Boten sollen in Zukunft noch mehr zu tun bekommen
29 Prozent direkt und weitere
WORLD Business. Die Abdeneun Prozent indirekt via
ckung des Traffics lasse jedoch keine nen „Päckli“ werden pro Jahr von der Rocket Internet. Die Option war BestandRückschlüsse auf mögliche Umsatzent- Schweizer Post im Auftrag von Zalando teil des Anteilerwerbs im Oktober 2012,
wicklungen zu, so Dolgner.
ausgefahren – und das künftig mit mehr als Kinnevik seine Beteiligung um zuKomfort, wie Zalando-Geschäftsführer nächst zehn Prozent erhöhte. Die zusätzZalando investiert in Technik
Robert Gentz gegenüber der Schweizer lichen 3,5 Prozent übernimmt der schweUm die Ressourcen für das Wachstum zu Tageszeitung „Blick“ verriet. Dazu ver- dische Investor jetzt wie vereinbart zu den
stemmen, sollen bis Ende 2014 allein 150 handelt Zalando mit dem Logistikdienst- damaligen Konditionen.
„Die Transaktion ist ein weiterer Beneue Programmierer eingestellt werden. leister über Zusatzservices. So soll die
Insgesamt 600 Fachleute werden sich dann Schweizer Post einen Tag, bevor das Paket weis des langfristigen Engagements von
um die technischen Belange von Zalando ausgetragen wird, den Kunden eine SMS Kinnevik bei Zalando und eine Bestätikümmern. Weil die aktuellen Büros in der schicken und die Retouren im gleichen gung für dessen erfolgreiche EntwickNähe des Treptower Parks in Berlin ange- Zug mit den Lieferungen abholen. Gleich- lung“, freut sich Zalando in einem offizisichts dieser Dimensionen an ihre Gren- zeitig laufen Verhandlungen über flexi- ellen Statement. Für den E-CommerceBerater und „Exciting Commerce“-Blogzen stoßen, wurde das Technik-Team zum blere Zustellzeiten.
Dauerthema in Bezug auf Zalando bleibt ger Jochen Krisch sieht alles danach aus,
zweiten Mal innerhalb eines Jahres zum
Umzug verdonnert, diesmal in die Nähe zudem die Frage, wann das Unternehmen dass Kinnevik die Mehrheitsbeteiligung
endlich an die Börse geht. Wie Bloomberg an Zalando anstrebt. Auch Holtzbrinck
des Berliner Alexanderplatzes.
Auch für die Schweiz nennt Zalando von zwei Unternehmensinsidern erfah- und Tengelmann bleiben dem Samwerneue Zahlen. Danach zählt das Unterneh- ren haben will, haben sich schon zwei Imperium treu. Sie sollen die Millionen
men in dem Alpenland rund 800.000 Banken bei dem Modeversender in ent- aus dem Verkauf ihrer Anteile an KinneKunden. Somit bestellt jeder zehnte sprechende Position gebracht. Zalando vik in die internationalen Aktivitäten von
Schweizer bei Zalando. Bis zu drei Millio- selbst hingegen dementiert einmal mehr: Rocket Internet reinvestiert haben. dz ■
Fielmann rüstet online auf
IPO mit 800.000 Euro Umsatz
Anzeige
14/13
150 Programmierer gesucht
ZOOGIGANT
Es muss nicht immer Venture Capital sein:
Zoogigant, neben namhaften Mitstreitern
im Tierfuttersegment wie Zooplus oder
Fressnapf eher ein kleines Licht, hat an der
Wiener Börse den IPO gewagt. Der Umsatz
des im Jahr 2010 gegründeten Unternehmens lag bei 0,8 Millionen Euro (2011: 0,5
Millionen). Beim Börsenstart wurden
907.200 Aktien zum Preis von je 1,75 Euro
ausgegeben. Er kletterte zwischenzeitlich
auf bis zu 2,35 Euro. Mit den gewonnenen
1,6 Millionen Euro will Zoogigant weiter
wachsen. Erfreulich: Auch der Rummel um
den Börsengang sorgte für mehr Visits und
für mehr Umsatz im Shop des Tierfutterhändlers. dz
8. Juli 2013
Foto: Zalando
18
Fielmann Ventures stellt E-Commerce-Konzepte auf den Prüfstand
F
ielmann bastelt im Stillen an eigenen tegien und -projekten, auch der 21-jährige
E-Commerce-Lösungen. Dazu wurde Fielmann-Sprössling Marc Fielmann hat
vor einem Jahr Fielmann Ventures sich zu diesem Zweck „beratend“ eingegegründet, ein Inkubator, der technische klinkt. Die Projekte sollen mit Kunden
Lösungen und Geschäftsmodelle für die getestet und die Ergebnisse dem 73-jähriZukunft der Augenoptik-Branche fördert gen Fielmann-Gründer Günther Fielund entwickelt. Das erste Baby des Unter- mann präsentiert werden. Die Prämisse
nehmens, eine iPhone App zum Nachbe- laute, – typisch für den traditionellen Hanstellen von Kontaktlinsen, wird derzeit in del – wirtschaftlich zu arbeiten. „KurzfrisÖsterreich erprobt.
tiger Profit und schnelle Exits sind nicht
■
Was klein klingt, könnte große Ausma- unser Fokus“, so Egli. dz
ße annehmen: Der Markt
bietet laut Fielmann-Ventures-Chef Christian Egli
ein Umsatzpotenzial von
500 Millionen Euro. Weitere Projekte sind in Vorbereitung – von „technologischen Entwicklungen
über Dienstleistungen bis
zum direkten OnlineVertrieb“, führt Egli aus.
Zehn Spezialisten arbeiten an den Zukunftsstra- Fielmann überlässt den Online-Handel nicht der Konkurrenz
Deichmann setzt
auf Apps
N
ach einem QR-Code-Shopping-Projekt in Bremen scheint Deichmann in
Sachen M-Commerce auf den Geschmack
gekommen zu sein. Mit einer Mobile App
für iOS und Android will sich der Schuhfilialist jetzt dauerhaft auf den mobilen
Endgeräten der Kundschaft platzieren.
Neben Nutzwertigem wie einer digitalen
Fußvermessung mit Ermittlung der
Schuhgröße und einer virtuellen Anprobe
gibt es auch Unterhaltung in Form eines
interaktiven Kundenmagazins. Mobil
können Produkte natürlich auch bestellt
werden, doch an den stationären Handel
wurde ebenfalls gedacht. So lassen sich die
Barcodes am Karton abscannen, um zu
analysieren, ob der Artikel in dieser oder
einer anderen Filiale noch verfügbar ist.
Deichmann erzielte 2012 einen Gesamtjahresumsatz von 1,89 Milliarden Euro.
Herausforderer Zalando bezifferte seinen
Marktanteil am deutschen Schuhmarkt
kürzlich auf vier Prozent. In Umsatz wären
■
das rund 460 Millionen Euro. dz
14/13
E-COMMERCE
8. Juli 2013
Internet World BUSINESS
19
DEUTSCHER E-COMMERCE-MARKT
Größer als gedacht
Der Handelsverband Deutschland vergleicht aktuelle E-Commerce-Marktzahlen
hlen
W
ie groß ist der Online-Handel in Deutschland wirklich?
Der Handelsverband Deutschland
(HDE) wollte es genau wissen und
hat die Unternehmensberatung
Price Waterhouse Coopers (PWC)
damit beauftragt, die verschiedenen im Markt kursierenden Umsatzzahlen, die unter anderem von
Euromonitor, dem Institut für
Handelsforschung (IFH) und dem
ECC-Handel sowie dem Bundesverband des Versandhandels erhoben werden, vergleichend nebeneinanderzustellen.
Status quo im deutschen Online-Handel 2012
Spielwaren**
Bücher und
Medienprodukte
20 %
Bekleidung
und Schuhe
15 %
Elektronik und Computer
(inkl. Haushaltsgeräte)
10 %
5%
Sportausrüstung
Schmuck
und Uhren
Kosmetik und
Körperpflege
FMCG verfälscht die Werte
Lebensmittel
und Getränke
Möbel und
Haushaltswaren
0%
0%
Gesamtmarkt: 5,4 %
jährliche
Wachs-
der E-Commerce im Bereich Kleidung
und Schuhe eindeutig von MultichannelAnbietern dominiert. Sie beherrschten
2012 mehr als drei Viertel des Marktes
(76 Prozent), während die Internet Pure
Player hier nur auf 17 Prozent kommen.
Auch bei Möbeln und Haushaltswaren
sind die Multichannel-Händler noch klar
in der Poleposition.
Elektronik wandert ins Web ab
tumsrate
Weil Fast Moving Consumer
5%
10 %
15 %
20 %
25 %
2010–12*
Mit über 80 Prozent Marktanteil dominieGoods knapp über die Hälfte des
Online-Branchensektorumsatz 2012 = 1 Mrd. Euro**
ren die Internet Pure Player indes den
deutschen Einzelhandelsumsatzes
Web-Handel mit Büchern und Medienausmachen, aber nur 0,5 Prozent
Lesebeispiel: Bücher haben eine hohe Online-Penetrationsrate, wachsen im Web aber weniger stark als Elektronik
produkten. Auch im Segment Elektronik
des FMCG-Umsatzes über das
Quelle: Statistisches Bundesamt, Euromonitor, IFH, BVH, PWC-Analyse;
*Duchschnitt über verfügbare Quellen; **Ohne IFH, da Video-Spiele enthalten; Stand: Juni 2013
und Computer konnten die Internet Pure
Internet erzielt werden, müssen bei
© INTERNET WORLD Business 14/13
Player ihren Umsatz zwischen 2010 und
der Ermittlung des E-Commerce2012 nahezu verdoppeln und dadurch ihren
Anteils am gesamten deutschen
Einzelhandelsumsatz zwei Werte ermittelt auf ein gutes Zehntel (10,4 Prozent). BVH weise 3,5 Prozent. Der Anteil der Internet Marktanteil um zwölf Prozentpunkte auf
werden: einmal mit und einmal ohne errechnet 10,7 Prozent und IFH und ECC Pure Player stieg im gleichen Zeitraum um 54,7 Prozent steigern. Verloren hingegen
7,3 beziehungsweise 2,2 Prozent. Aller- haben die Multichannel-Händler, deren
FMCG-Umsätze. Gerade hier gibt es bei 12,2 Prozent.
Um zu eigenen Zahlen bezüglich der dings greifen die Online Pure Player nicht Anteil am E-Commerce von 2010 bis 2012
den verschiedenen Marktforschern teils
■
beträchtliche Abweichungen. Während Größe des deutschen E-Commerce- in jedem Segment gleich stark an: So wird von 49,1 auf 39 Prozent sank. dz
Euromonitor und der BVH bei ihren Um- Markts zu kommen, haben HDE und
satzzahlen für den Internet-Einzelhandel PWC nun den Mittelwert aus den verfügohne Fast Moving Consumer Goods baren drei Zahlenwerken gebildet. Laut
Online-Umsatzvolumen nach Händler- bzw. Versendertyp
(FMCG) für Deutschland im Jahr 2012 offiziellen HDE/PWC-Zahlen beläuft sich
4,4 %
5,1 %
6,2 %
E-Commerce-Einzelhandelsumsatz
mit 20,5 beziehungsweise 21,0 Milliarden der
4,3 %
2,6 %
2,8 %
Euro noch vergleichsweise nah beieinan- ohne FMCG 2012 demnach auf 21,99 MilSonstige
derliegen, weisen IFH und ECC 24,5 Mil- liarden Euro. Das Wachstum 2012 betrug
33,2 %
36,3 %
40,5 %
Herstellerversender
gegenüber dem Vorjahr 22,5 Prozent. Der
liarden Euro aus.
Internet Pure Player
Entsprechend unterschiedlich fällt auch Anteil des Internet-Handels am GesamtMultichannel***
der Anteil des Online-Handels am gesam- einzelhandel lag 2012 demzufolge bei 11,2
ten deutschen Einzelhandel aus. Inklusive Prozent – nach 9,1 Prozent im Jahr 2011
58,1 %
54,7 %
51,8 %
***Katalog + Internet Versender,
FMCG-Umsätze erzielte der Online-Han- und 7,7 Prozent im Jahr 2010.
Stationäre Versender, eBay
Powerseller
Allen Quellen gemein ist allerdings,
del 2012 laut Euromonitor und BVH einen
Anteil von mageren 5,1 bis 5,2 Prozent am dass die Internet Pure Player zulasten der
2010
2011
2012
gesamten Einzelhandelsumsatz. (IFH und Multichannel-Händler wachsen. So sank
Die Online Pure Player wachsen zulasten der Multichannel-Händler
ECC: 6,1 Prozent). Ohne FMCG-Umsätze der Anteil der Multichannel-Anbieter am
beziffert Euromonitor den E-Commerce- gesamten E-Commerce-Umsatz von 2010
© INTERNET WORLD Business 14/13
Quelle: Statistisches Bundesamt, Euromonitor, IFH, BVH, PWC-Analyse; Stand: Juni 2013
Anteil am gesamten Einzelhandelsumsatz bis 2012 je nach Studie um 6,4 beziehungs-
Anteil des Internet-Einzelhandels am Gesamteinzelhandel
Zahlen der unterschiedlichen Marktforscher
MIT FMCG
2010
Umsatz Einzelhandel inklusive FMCG
2011
2012
2010
2011
2012
Jährl. Wachstum 2010–12
OHNE FMCG
Umsatz Gesamteinzelhandel (in Mrd. Euro)
Ø 2010: 7,7 %
Ø 2011: 9,1 %
Ø 2012: 11,2 %
Ø 2010: 3,9 %
Ø 2011: 4,5 %
Ø 2012: 5,4 %
Statistisches Bundesamt
409,7
415,9
422,1
1,5 %
Euromonitor (Versand- und Fachhandel)
317,5
324,2
328,6
1,7 %
Euromonitor
15,4
18,3
21,3
17,5 %
IFH/ECC*
17,4
20,8
25,7
21,5 %
BVH*
14,5
17,1
21,8
22,5 %
Durchschnitt**
15,8
18,8
22,9
20,5 %
18,5 %
18,7 %
16,3 %
n.a.
19,8 %
23,2%
BVH
17,6 %
17,8 %
27,5 %
Durchschnitt**
18,0 %
18,8 %
22,3 %
Umsatz Internet-Einzelhandel (in Mrd. Euro)
3,8 %
4,4 %
5,1 %
Euromonitor
4,3 %
5,0 %
6,1 %
IFH / ECC
BVH
7,5 %
9,0 %
10,4 %
3,5 %
4,1 %
5,2 %
8,3 %
10,0 %
12,4 %
Jährliche Wachstumsrate
Euromonitor
7,1 %
8,4 %
IFH/ECC
10,7 %
Die FMCG-Zahlen lassen den Online-Handel für den Gesamteinzelhandel weniger bedrohlich erscheinen
© INTERNET WORLD Business 14/13
Quelle: Statistisches Bundesamt, Euromonitor, IFH, BVH, PWC-Analyse; Stand: Juni 2013
© INTERNET WORLD Business 14/13
Quelle: Statistisches Bundesamt, Euromonitor, IFH, BVH, PWC-Analyse;
*Bereinigt um Umsatzsteuer; **Bereinigtes Mittel wegen inkonsistenter Datenbasis; Stand: Juni 2013
Foto: Fotolia / Storm
Penetrationsrate 2012*
25 %
Gesamtmarkt: 20,5 %
Online-Anteil am gesamten Branchenumsatz in Relation zu Online-Wachstumsraten
raten
20
E-COMMERCE
Internet World BUSINESS
8. Juli 2013
14/13
SERIE: EU-VERBRAUCHERRECHT 2014
Neue Regeln beim Widerruf
Am 13. Juni 2014 ändert sich einiges im E-Commerce: Das gilt für Widerrufsfristen und -belehrungen, die 40-Euro-Klausel,
das Rückhalterecht. Online-Händler sollten die Änderungen kennen und sich rechtzeitig darauf vorbereiten
N
ormalerweise wird alles nur schlechter – kaum ein neues Gesetz, so die
allgemeine Wahrnehmung, bringt einem
Online-Händler echte Verbesserungen.
Bei der Umsetzung der Europäischen Verbraucherrechterichtlinie (VRRL) aber ist
das anders: Eine Reihe von bislang lästigen
und missverständlichen Bestimmungen
wird über Bord geworfen. So muss zum
Beispiel ab Juni 2014 der Verbraucher im
Fall eines Widerrufs grundsätzlich die
Rücksendekosten tragen und die 40-EuroKlausel entfällt. Ob sich das am Markt
durchsetzen wird, bleibt vorerst dahingestellt. Vielleicht schaffen große Retailer wie
Amazon auch andere Standards und übernehmen die Kosten der Warenrückgabe
für ihre Kunden. Für Online-Händler
jedenfalls ist das Widerrufsrecht der bedeutsamste und für die Praxis relevanteste
Bereich der neuen Richtlinie. Die gesetzlichen Regelungen hierzu finden sich künftig in den Paragrafen 312g und 355ff. BGB.
Hier gibt es die meisten Änderungen.
Serie: Die EU-Verbraucherrechterichtlinie (VRRL)
Am 13. Juni 2014 treten in Deutschland neue
Gesetze in Kraft, die die Rechte der Verbraucher im Fernabsatz regeln. Damit setzt die
Bundesrepublik fristgerecht die EU-VRRL in
deutsches Recht um. Diese Serie fasst zusammen, welche Folgen sich daraus für OnlineHändler ergeben.
■ Folge
1: Die Grundprinzipien der Vollharmonisierung – und die Ausnahmen
Ausgabe 13/2013
■ Folge
2: Widerrufsrecht und Widerrufsbelehrung – was sich konkret ändert
Ausgabe 14/2013
3: Kunden-Hotlines, grenzüberschreitender Handel und Abmahnungen
Ausgabe 15/2013
Alle Folgen der Serie können Sie unter
www.internetworld.de/webcode herunterladen.
Geben Sie einfach den Webcode 1313018 ein.
14 Tage Widerruf nun EU-weit
Im Rahmen der VRRL werden die bislang
von Land zu Land unterschiedlichen Widerrufsfristen endlich europaweit angeglichen. So gilt künftig ein 14-tägiges Widerrufsrecht für den Verbraucher in der gesamten EU. Diese 14-Tage-Regelung ist
für den deutschen Verbraucher zwar nicht
neu, jedoch wird sie erheblich zur Vereinfachung des grenzüberschreitenden Handels beitragen, da keine unterschiedlichen
Belehrungen über verschiedene Regelungen mehr erforderlich sind.
Ab 13. Juni 2014 können Händler hierfür auf eine übergreifende Musterbelehrung zurückgreifen, die für alle europäischen Staaten passt. Unternehmer sollten
sich an die vorgegebenen Texte halten,
denn damit erfüllen sie ihre gesetzlichen
Waren oder Stücke gekauft werden (§ 356
Abs. 2 Nr. 1 b bis d BGB). Dies macht es in
der Praxis zwar sehr schwierig, mit nur
einem Text zu arbeiten, weil zum Zeitpunkt der Bestellung häufig nicht klar ist,
wie viele Pakete später geliefert werden,
wenigstens gibt es jetzt aber unmissverständliche Vorgaben, nach denen OnlineHändler sich richten können.
Ein weiteres Problem räumt der Gesetzgeber nun ebenfalls aus: Künftig erlischt
das Widerrufsrecht spätestens 12 Monate
und 14 Tage nach Warenlieferung. Diese
Begrenzung gilt selbst dann, wenn der
Händler den Kunden gar nicht oder nur
unzureichend informiert hat. Damit wird
das derzeit in Deutschland geltende „unendliche“ Widerrufsrecht abgeschafft,
Informationspflichten. Das entsprechende
Muster für die Widerrufsbelehrung sowie
die dazugehörigen Gestaltungshinweise
sind in der Anlage 1 zu Art. 246a Paragraf
1 Abs. 2 S. 2 EGBGB zu finden (siehe
Webcode für den Download).
Maximal 12 Monate für Widerruf
Eindeutig geregelt ist dann auch, ab wann
die Frist für den Widerruf läuft: Sie beginnt, sobald der Verbraucher oder ein
von ihm benannter Dritter die Ware erhalten hat. Dies gilt übrigens ganz unabhängig davon, ob der Händler alle Informationspflichten korrekt erfüllt hat oder
nicht. Neu hinzugekommen sind allerdings umfangreiche Maßgaben zum Fristbeginn für die Fälle, in denen mehrere
Die wichtigsten Änderungen im Widerrufsrecht
1. In Zukunft gibt es eine einheitliche 14-tägige
Widerrufsfrist in Europa.
9. Der Unternehmer trägt (wie bislang schon)
im Falle eines Widerrufs die Kosten der Hinsendung; hiervon explizit ausgenommen sind
dann allerdings zusätzliche Kosten wie zum Beispiel Expresszuschläge.
Foto: Fotolia/Kwarner
2. Die sogenannte „Muster-Widerrufsbelehrung“ ist für alle EU-Staaten gleich.
3. Der Widerruf muss vom Verbraucher ausdrücklich erklärt werden, die kommentarlose
Rücksendung der Ware reicht nicht mehr aus.
4. Das bisherige Rückgaberecht entfällt.
5. Der Verbraucher kann in Zukunft zur Erklärung
seines Widerrufs das sogenannte „Muster-Widerrufsformular“ verwenden. Der Unternehmer ist
verpflichtet, dem Verbraucher dieses Formular
zur Verfügung zu stellen.
6. Das „unendliche“ Widerrufsrecht entfällt.
Stattdessen wird die Verlängerung auf 12
Monate und 14 Tage nach dem Vorliegen der
Voraussetzungen für den Fristbeginn limitiert.
Das neue Widerrufsrecht ist klarer und
weitgehend händlerfreundlicher
7. Zukünftig gilt für beide Seiten eine Frist von
14 Tagen für die Rückgewähr der empfangenen
Leistungen (Ware gegen Geld).
8. Der Unternehmer hat künftig ausdrücklich so
lange ein Zurückbehaltungsrecht, bis er entweder die Ware vom Verbraucher zurückerhält
oder ein Nachweis über deren Rücksendung
bei ihm eingeht.
10. Die Rücksendekosten werden in Zukunft im
Falle eines Widerrufs grundsätzlich vom Verbraucher getragen, vorausgesetzt der Unternehmer hat den Verbraucher darüber ordnungsgemäß unterrichtet. Dem Unternehmer
steht es jedoch frei, die Rücksendekosten freiwillig zu übernehmen.
11. Bei nicht paketversandfähiger (Speditions-)
Ware ist die Höhe der Rücksendekosten in der
Widerrufsbelehrung konkret zu nennen.
12. Die Ausnahmen vom Widerrufsrecht sind
erweitert und modifiziert worden (neu zum
Beispiel für entsiegelte Hygieneprodukte und
alkoholische Getränke).
welches dem Verbraucher für den Fall,
dass der Händler ihn falsch oder gar nicht
über seine Rechte und Pflichten belehrt
hatte, unbegrenzt Zeit für seinen Widerruf einräumte.
Welche Widerrufsrechte dem Verbraucher beim Kauf von digitalen körperlosen
Gütern zustehen, war nach bisheriger Gesetzeslage nicht eindeutig. So war umstritten, ob Waren wie Musik-Downloads oder
Smartphone Apps zur Rücksendung ungeeignete und damit vom Widerrufsrecht
ausgenommene Waren darstellen oder
Dienstleistungen, bei denen ein Widerrufsrecht unter Umständen erlischt. Die
Neuregelung schafft klare Verhältnisse
(§ 356 BGB Abs. 5 Nr. 1 und 2): Das Widerrufsrecht erlischt bei den oben beschriebe-
„Der Widerruf kann
auch telefonisch oder per
E-Mail erfolgen“
Foto: Fotolia / Bluedesign
■ Folge
14/13
8. Juli 2013
Widerrufsbelehrung: Wann,
wie, mit welchen Folgen?
■
Gem. § 356 Abs. 3 BGB beginnt die
Widerrufsfrist nicht, bevor der Unternehmer den Verbraucher gem. Art. 246a § 1
Abs. 2 S. 1 Nr. 1 EGBGB über das Widerrufsrecht unterrichtet hat, es erlischt aber
spätestens nach 12 Monaten und 14 Tagen. Anders als bislang gibt es bei falschen
Belehrungen also keine unendliche Frist
mehr, und auch die sechsmonatige Verlängerung wegen Fehlern bei sonstigen Informationspflichten entfällt.
■ Der Händler kann zur Erfüllung der Informationspflichten das vorgesehene Muster
für die Widerrufsbelehrung verwenden,
indem er dies zutreffend ausfüllt. Dies ist
allerdings nicht besonders praktikabel,
weil es allein vier Varianten für Einzel- oder
Teillieferungen gibt und in bestimmten
Fällen konkrete Beträge für Rückversandkosten genannt werden müssen.
■ Es genügt, die Musterwiderrufsbelehrung
nach Vertragsschluss zu übermitteln,
etwa per E-Mail oder mit der Lieferung auf
Papier. Die Widerrufsfrist beginnt dann,
wenn der Verbraucher die Ware erhalten
hat. Bei korrekter Belehrung bis zu diesem
Zeitpunkt gibt es – anders als bisher –
keine Verlängerung der Frist mehr.
nen Gütern nach der Auslieferung – genauer: mit dem Beginn des Downloads.
Wichtige Einschränkung: Dies gilt nicht
für Inhalte, die auf einem Datenträger
(DVD, Speicherchip) geliefert werden.
Eine Voraussetzung muss allerdings erfüllt
sein: Der Anbieter hat mit der Ausführung
des Vertrags erst begonnen, nachdem der
Verbraucher dazu seine ausdrückliche
Zustimmung gegeben und gleichzeitig
bestätigt hat, zur Kenntnis genommen zu
haben, dass er sein Widerrufsrecht bei
Beginn der Vertragsausführung verliert.
„Annahme verweigert“ gilt nicht
Ob körperloses Gut oder griffige Ware: Ab
Juni 2014 muss der Verbraucher seinen
Widerruf explizit erklären, wenn er die
Produkte nicht behalten will. Die kommentarlose Rücksendung der Ware – oder
ggar Verweigerung
g
g der Annahme – reicht
dann nicht mehr aus (§ 355 Abs. 1 S. 2 und
3 BGB). Für die Erklärung ist der Anbieter
E-COMMERCE
verpflichtet, ein geeignetes Formular zur
Verfügung zu stellen. Dies kann er auch
über eine Website ermöglichen. Das Formular kann der Kunde benutzen – muss es
aber nicht. Er kann von dem Geschäft
beispielsweise auch per E-Mail oder telefonisch zurücktreten. Nutzt der Kunde
hingegen ein Online-Formular für seinen
Widerruf, muss der Unternehmer „auf
einem dauerhaften Datenträger“ bestätigen, dass er davon Kenntnis erhalten hat.
In der Praxis reicht es aus, dem Kunden
eine E-Mail zu schicken, die die übermittelten Informationen enthält.
Ist der Widerruf erklärt, muss das Geschäft Zug um Zug (Ware gegen Geld)
rückgängig gemacht werden. Gemäß
Paragraf 357 BGB ist hierfür sowohl für
Kunden als auch Händler eine Frist von 14
Tagen maßgeblich. Die Frist beginnt für
den Verbraucher mit Abgabe und für den
Unternehmer mit Zugang der Widerrufserklärung (§ 355 Abs. 3 BGB). Das Risiko,
dass die Ware auf dem Rückweg beschädigt wird oder verloren geht, trägt allerdings nach wie vor der Anbieter (§ 355
Abs. 3 S. 4 BGB).
Besonders unternehmerfreundlich fällt
hingegen die Formulierung des Paragrafen 357 Abs. 4 BGB aus. Dieser räumt dem
Anbieter ein Zurückbehaltungsrecht für
den Kaufpreis ein. Er kann die Rückerstattung des Geldes verweigern, bis die Ware
bei ihm eingetroffen ist oder der Kunde
ihm einen Nachweis über den Versand
übermittelt hat. Dies wurde zwar bislang
schon so praktiziert, war aber eine insbesondere bei Verbraucherzentralen umstrittene Vorgehensweise, die nun ausdrücklich legitimiert wird.
Aus der Sicht deutscher Händler vorteilhaft ist zudem die Regelung der Hinund Rücksendekosten ausgefallen. Zwar
muss der Händler gemäß Paragraf 357
Abs. 2 BGB im Fall eines Widerrufs dem
Kunden neben dem Kaufpreis auch die
Hinsendekosten ersetzen – so hatte es vor
einiger Zeit schon der Europäische Gerichtshof entschieden –, der Unternehmer
muss nun allerdings nur noch die regulären Versandkosten erstatten, nicht aber
etwaige Expresszuschläge für eine besonders schnelle Lieferung.
Internet World BUSINESS
21
Foto: Unternehmen
„Kein Widerruf bei
Hygieneartikeln – aber
nur, wenn die Versiegelung geöffnet wurde“
Im Gegenzug trägt künftig grundsätzlich
ätzlich
tzlich
der Verbraucher die Kosten der Rücksencksen
dung, und zwar ohne gesonderte Vereinbarung. Die aktuell geltende, viel zu komplizierte „40-Euro-Klausel“ wird damit
Rechtsgeschichte. Der Händler kann die
Kosten natürlich weiterhin freiwillig übernehmen, um sich damit vom Wettbewerb
abzuheben. Er bleibt aber in jedem Fall auf
dem Rückporto sitzen, wenn er den Verbraucher nicht richtig informiert hat. Bei
nicht paketversandfähiger Ware, die per
Spedition transportiert werden muss,
reicht ein einfacher Hinweis zudem nicht
aus, hier muss der Anbieter genau angeben, wie teuer ein Rückversand kommt.
30 Tagen erfolgen kann. Maßgeblich dabei
ist, dass deren aktueller Wert von Schwankungen auf dem Markt abhängt, auf die
der Unternehmer keinen Einfluss hat. Das
gilt zum Beispiel für Spekulationsgeschäfte mit Wein.
Einheitliche Widerrufsfristen, klare Regelungen der Hin- und Rücksendekosten,
das alles bringt Händlern Planungssicherheit. Neue Belehrungstexte und die Regelungen zum Widerrufsformular bedeuten
hingegen Anpassungsaufwand – den man
■
nicht unterschätzen sollte.
CARSTEN FÖHLISCH
Keine Regel ohne Ausnahme
Im Zuge der VRRL wird auch die Liste der
Ausnahmefälle erweitert und modifiziert
(§ 312g Abs. 2 und 3 BGB). So besteht
künftig etwa kein Widerrufsrecht bei Verträgen zur Lieferung versiegelter Waren,
die aus Gründen des Gesundheitsschutzes
oder der Hygiene nicht zur Rückgabe
geeignet sind und deren Versiegelung
nach der Lieferung entfernt wurde. Was
„Hygienegründe“ sind und wann eine „Versiegelung“ vorliegt, wird aber vermutlich
künftig die Gerichte beschäftigen.
Ebenso ausgenommen sind Waren, die
nach der Lieferung aufgrund ihrer
Beschaffenheit untrennbar mit anderen
Gütern vermischt wurden, zum Beispiel
Heizöl. Eine weitere Ausnahme hat der
Gesetzgeber für den Verkauf alkoholischer Getränke definiert, für die ein Preis
beim Abschluss des Kaufvertrags vereinbart wurde, deren Lieferung aber erst nach
Der Autor
Carsten Föhlisch ist
Rechtsanwalt in Köln
und Justiziar des
Webshop-Zertifizierers Trusted Shops.
Der E-CommerceExperte begleitet die
Einführung der Verbraucherrechterichtlinie seit den ersten Entwürfen und gehörte auch
zu den Kommentatoren der Gesetzentwürfe.
www.trusted-shops.de
Weitere Infos unter www.internetworld.de/webcode
WEBCODE 1313018
■
Alle Folgen dieser Serie (nach Erscheinen)
■
EU Verbraucherrechterichtlinie im Volltext
■
Muster-Widerrufsbelehrung
„Nicht paketfähige Ware?
Vorher den Kunden über die
Höhe der Rücksendekosten
informieren!“
„Auch bei nicht ordnungsgemäßer Belehrung erlischt das Widerrufsrecht spätestens 12 Monate und 14 Tage nach Erhalt der Ware“
Fotos: Fotolia/Pojoslave, Fotolia/Fotomatrix , Bosch Siemens Hausgeräte
22
E-COMMERCE
Internet World BUSINESS
8. Juli 2013
14/13
SECONDHAND IM WEB
Klamotten mit Charakter
Der E-Commerce hat ein neues Lieblingskind: Re-Commerce mit Mode
chon wie sich die diversen Neugründungen im Online-Handel mit Secondhand-Mode bezeichnen, zeugt von einem
Selbstverständnis, das mit dem miefigen
Secondhand-Laden um die Ecke nichts
mehr gemein hat: „Preloved Fashion“. Damit soll zum Ausdruck kommen, dass die
zum Kauf angebotenen Kleidungsstücke
schon mal jemandes Lieblingsteil gewesen
sind. Die Aussichten für diese Start-ups
wie Rebelle.de, Glamloop.com oder Kirondo.de sind gut. Neben Büchern (54
Prozent) gehört laut einer Studie der
Unternehmensberatung Sempora Kleidung (46 Prozent) zu den meistgekauften
Secondhand-Produkten im Web.
Was die Usability betrifft, lassen Platzhirsche wie eBay noch reichlich Raum für
aufstrebende Konkurrenten. Da das Einstellen eines Kleidungsstücks bei eBay
nach Auffassung von Maria Spilka, Geschäftsführerin des Edelight-Ablegers
Mädchenflohmarkt.de, sehr mühsam ist,
lautet die Prämisse beim eigenen Start-up:
so einfach wie möglich. „Der Feinschliff
obliegt dann uns“, so Spilka. „Wir laden
erst mal alles hoch und kontrollieren das
Angebot im Nachhinein, indem wir etwa
Unterwäsche aus hygienischen Gründen
aussortieren und die Verkäuferin dabei
unterstützen, Ware gut darzustellen.“
Schließlich gehören Produktbeschreibung
und gute Aufnahmen zum Einmaleins
eines jeden Online Shops.
Gute Fotos sind oft Mangelware
Das ist jedoch oft nur in der Theorie so –
unterbelichtete Produktfotos von auf dem
Boden ausgebreiteten Kleidungsstücken
sind eher die Regel als die Ausnahme. „Unsere Zielgruppe sind Mütter. Denen ist das
oft entweder zu umständlich oder zu zeitintensiv“, schildert Boris Bilsky, Geschäfts-
Foto: Fotolia / Bernd Rehorst
S
Staubige Flohmärkte sind von gestern. Heute kauft man „Preloved Fashion“ im Web
führer der Kinder-Secondhand-Plattform
Kinderado, eines der größten Probleme der
Branche. Bei Mädchenflohmarkt schreibt
man die Verkäuferin im Zweifelsfall an
und begründet, warum beispielsweise das
Foto nicht hochgeladen wurde.
Wer einen Kleiderschrank voller Designersachen und wenig Zeit hat, kann auch
den Concierge-Service nutzen, erläutert
Spilka: „Die Frauen können uns nach vorheriger Einladung ein Paket mit den aussortierten Sachen schicken. Wir übernehmen Qualitätsprüfung, Produktbeschreibung und Fotos.“ Die Ware wird für vier
Monate eingelagert, was keinen Käufer
findet, wird zurückgeschickt oder gespendet. Vor allem bei höherpreisiger Mode,
Luxus- und Vintage-Artikeln sind solche
Services beliebt. Für Plattformen wie Kinderado hingegen sind die Kosten für dieses Geschäft zu hoch. Einen solchen Aufwand für einen Babybody für 2,50 Euro zu
betreiben, wäre schlichtweg Unsinn. Am
besten lässt sich Ware in größerer Stückzahl verkaufen. Was übrig bleibt, fließt
dann in die üblichen Wiederverwertungsketten (wie den Verkauf nach Osteuropa).
Das ist ein Volumengeschäft, schon nah an
der Müllverwertung. Im Gegensatz zu
eBay sei Kinderado viel stärker in den Prozess integriert, betont Bilsky. Die Bezahlung läuft über die Plattform – und auch
bei der Logistik gibt es Unterstützung in
Form einer Versandmarke. Dafür erhält
Kinderado acht Prozent Provision beim
Verkauf und bei jedem Tausch pauschal
2,95 Euro. Mädchenflohmarkt.de kassiert
zehn Prozent für jeden verkauften Marktplatzartikel und 40 Prozent für den Concierge-Service.
In Abgrenzung zu eBay verstehen sich
die Preloved-Fashion-Start-ups nicht so
sehr als Suchmaschine, sondern als Boutiquen, mit mehr oder weniger stark ausgeprägtem Nachhaltigkeitsdenken. „Collaborative Consumption“ und die Verlängerung von Produktlebenszyklen ist dabei
nur eine Seite der Medaille, die andere ist
der Community-Gedanke: Es geht auch
um Social Shopping, neue Kontakte und
die vielbeschworene Emotionalisierung
des Shopping-Prozesses. Maria Spilka:
„Wir verkaufen die Artikel nicht einfach
als Secondhand, sondern über FashionThemen, das heißt, wir spielen mit aktuellen Themen, Trends, Looks und Anlässen.
Wir wollen Lebenszyklen auf unsere Plattform bringen. Also nicht: Kauf Dir die
Luis-Vuitton-Tasche mit Patina, sondern
gönn Dir mal einen Luxusartikel.“
Hose vom Treffen mit Prinz Albert
Neben einem guten Angebotssortiment
spielt auch der VIP-Faktor eine zentrale
Rolle. Dazu sind die Stuttgarter unter
anderem auf Fashion Weeks unterwegs,
suchen Models, Stylistinnen, Fashion
Blogger und auch Promis als Testimonials.
Demnächst soll eine bekannte deutsche
Schauspielerin beim Mädchenflohmarkt
eine Hose verkaufen, die sie schon mal bei
einem Treffen mit Prinz Albert getragen
hat, verrät Spilka. Für ihr Ziel, die Zahl der
registrierten Nutzer von derzeit 280.000
auf eine Million zu schrauben, muss sie
■
sich schließlich ins Zeug legen.
CHRISTINA ROSE
Ausgewählte Re-Commerce-Angebote aus dem Modebereich
■
■
Kleiderkreisel.de: Seit 2009 online, Nachhaltigkeit ist ein Grundprinzip. Versteht sich als
Social-Shopping-Plattform, die Collaborative
Consumption mit neuen Kontakten verbindet;
ist rein werbefinanziert. Ableger für Kinderkleidung: Mamikreisel.de ist seit Oktober
2012 online.
Kirondo.de (vorher: Njunju): Gestartet 2013,
die Betreiber kaufen Teile nach definierten
Qualitätskriterien an und übernehmen die
komplette Abwicklung, der Nutzer schickt
lediglich Kleidertüten. Als Goodie gibt es für
jede Sendung ein Kinderbuch von Janosch.
■
Kidskarton.de: Seit 2011 online, unterstützt
bei jedem bestellten Paket mit 25 Cent das
Deutsche Kinderhilfswerk. Es können nur
ganze Kleiderpakete getauscht werden. Der
Interessent zahlt für das Kleidungspaket Provision, der Anbieter zahlt keine Versandgebühr.
■
Kinderado.de: Seit Ende 2011 online, es kann
getauscht und gekauft werden. Erweiterung
in andere Segmente (Spielzeug) ist geplant.
■
Mylittlebigswap.de: Seit 2011 online, Tausch
von Kinderkleidung – bislang gab es dafür
Credits, die man wieder für neue Kleidung
versteht sich nur als Vermittler zwischen Käufer und Verkäufer, keine Gebühren für den
Kauf, Einstellen und Entfernen der Ware bis
zum Verkauf kostenlos, unbegrenzte Laufzeit.
Bei Verkauf fallen 15 Prozent Provision (für
Profiseller zehn Prozent Provision) an.
ausgeben konnte, jetzt wurde auf Euro umgestellt, pro Paket geht ein Euro an die Deutsche
Knochenmarkspenderdatei.
■
■
Mädchenflohmarkt.de: Mitte 2012 gestartet,
Zielgruppe Frauen zwischen 18 und 35 Jahren. Das Edelight-Spin-off bietet klassischen
Marktplatz und Concierge-Service, zielt auf
Mainstream Premium Brands. Storyline:
„Realistisches Abbild von Kleiderschränken
anderer, die man plündern kann.“
Secondglam.com: Verkauf und Kauf ausschließlich von Luxuswaren aus zweiter Hand,
■
Vite-envogue.de: Baut auf Exklusivität („Jedes
Teil gibt es nur einmal“), positioniert sich als
„Premium Fashion Shopping Club“.
■
Glamloop.com, Thestyleflash.com, Vintagehub.de, Rebelle.de: Befinden sich in der
Startphase oder sind jüngst erst gestartet.
Wähle die BELIEBTESTEN WEBSITES
des Jahres für den
ONLINESTAR 2013 und
gewinne eine Reise für
zwei Personen nach Dubai!
Beim OnlineStar 2013 Publikumspreis kommt es auf Deine Stimme an.
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eine Woche für zwei Personen im Wert von 2.000,- Euro.
Weitere Informationen unter onlinestar.de
Eine Veranstaltung der VERLAGSGRUPPE EBNER ULM
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Medienpartner:
™ com!
™ Internet World Business
™ PAGE
™ WEAVE
24
SPECIAL: LAGERHALTUNG
Internet World BUSINESS
8. Juli 2013
14/13
DEZENTRALE LAGERHALTUNG
Warendepots am POS
Dezentrale Lagerhaltung und Filial-Picking bringen Online-Händler schneller und näher zum Kunden –
vorausgesetzt die Technik stimmt, denn der Teufel steckt auch in Sachen Logistik im Detail
S
eit drei Monaten beginnt Christine
Fischer-Lörch ihr Tagwerk gut zwei
Stunden früher als bisher. Die Schuhhändlerin aus Esslingen betritt um 7 Uhr morgens ihr Büro und checkt als Erstes die Bestellungen, die am Vorabend und in der
Nacht über die Online Shops von Ricosta,
Peter Kaiser, Finncomfort und Think
Shoes eingetrudelt sind. Dann machen die
Mitarbeiter die Waren für den Versand
fertig. Um 9 Uhr öffnet das Schuhhaus
Fischer seine Pforten für die Laufkundschaft und das Kerngeschäft beginnt. Christine Fischer-Lörchs Traditionsschuhhaus
gehört zu den stationären Fachhändlern,
die das Internet als zusätzlichen Absatzka-
Toys‘R‘Us will noch in diesem Jahr OnlineBestellungen von den Filialen liefern lassen
Kreative Lösungen für die Lonal für sich entdecken; allergistik müssen auch dringend
dings nicht über den eigenen
diskutiert werden: Um das akOnline Shop, „der ist vor allem
tuelle Wachstum zu halten,
Showroom, die Marketingaufbrauchen die größten eurowendungen für Google Adpäischen
Online-Händler
words sind einfach enorm“, so
rund eine Million zusätzliche
Fischer-Lörch. Stattdessen werQuadratmeter an Logistikfläden die Fachhändler an die
che pro Jahr, schätzt Andreas
Online Shops der SchuhFleischer, Regional Director
marken angeschlossen, die sie
Germany beim Logistik-Imohnehin im Laden verkaufen. Macy‘s-Boss Lundgren
mobilien-Anbieter Goodman.
Über das Versandsystem des schließt Zentralläger
Doch brauchbare Flächen in
Logistikspezialisten Gaxsys
gelangen die Online-Bestellungen an die dieser Größenordnung gibt es in Deutschangeschlossenen Fachhändler. Der Händ- land kaum noch; die wichtigen Verkehrsler, der räumlich am nächsten zum Kun- knotenpunkte sind bereits mit Logistikden liegt, bekommt dabei immer das Vor- zentren besetzt, allein acht Premiumverkaufsrecht. Die Händler picken die
bestellte Ware aus ihrem eigenen Ladengeschäft und verschicken die Pakete an den
Kunden. Auf diese Weise bekommt jeder
ein Stückchen vom Kuchen: Die Marken
sparen sich einiges an Logistikfläche, weil
sie einen Teil der Bestandslagerung an
ihre Fachhändler outsourcen – und die
angeschlossenen Fachhändler profitieren
vom Online-Geschäft, ohne eine Kannibalisierung befürchten zu müssen. Nur ein
Beispiel für sogenannte „dezentrale Lagerhaltung“, über die in der Branche derzeit
viel diskutiert wird.
Standorte gehören Amazon (siehe Karte
unten). Das bedeutet: In einigen Jahren
bekommt der deutsche E-Commerce ein
massives Platzproblem.
Filiale als externes Lager
Eine Lösung ist die Rückbesinnung auf
vorhandene Flächen, etwa eigene Filialen.
Der Spielwarenhändler Toys’R’Us praktiziert dieses Filial-Picking für OnlineBestellungen erfolgreich in Frankreich,
Großbritannien, Schweden und den USA.
Dieses Jahr sollen auch die 60 deutschen
Märkte zu „Miniatur-E-Commerce-Fulfillment-Centern“ umfunktioniert werden
und die im Webshop bestellte Ware kommissionieren und verschicken. Die Software „Store-Net“ von eBay Enterprise soll
die online eingegangenen Bestellungen
Logistikzentren
von Amazon
Brieselang
Amazons dezentrale Strategie für Deutschland
bekannt gegeben – im alten NeckermannStandort Brieselang den Online-Händler näher
an seine deutschen Kunden. Nur im Norden der
Deutschland-Karte klafft ein eklatantes Loch.
Lange wurde über einen neuen Standort bei
Hannover spekuliert, doch diese Flächen hat sich
inzwischen anscheinend Netrada gesichert. Nach
dem Gesetz der Serie wird Amazon aber 2014
sicher einen neuen Lagerstandort für den
Norden bekannt geben. Der massiv vorangetriebene Ausbau der Regionallager ist die Voraussetzung für die Lieferung am Bestelltag, die
Amazon mit aller Macht vorantreiben will.
Schon jetzt werden zahlreiche Produkte mit
dem Evening Express noch am Tag der Bestellung
in die deutschen Ballungszentren versendet.
Werne
Rheinberg
Leipzig
Eröffnungsjahre:
2001 + 2003:
Bad Hersfeld
2006: Leipzig
2010: Werne
2011: Graben,
Rheinberg
2012: Pforzheim,
Koblenz
Brieselang (geplant)
Bad Hersfeld
Koblenz
Pforzheim
Graben
Foto: iStock / Illustrious
Ein Blick auf das Eröffnungsjahr der Logistikzentren von Amazon in Deutschland genügt, um
einen Strategiewechsel des Versenders in Sachen
Logistik festzumachen: Bis 2006 setzte Amazon
auf ein Zentrallager in Bad Hersfeld bei Frankfurt – aus der Mitte Deutschland heraus wurde
das ganze Land beliefert. Mit der Eröffnung
eines zweiten Standorts in Leipzig setzte ein
Umdenken ein: Dezentralisierung stand nun auf
dem Plan. Seit 2010 eröffnet der Internet-Riese
hierzulande jedes Jahr ein neues Lager; die
Planung der Standorte scheint dabei wie am
Reißbrett zu erfolgen, auf dem Stecknadeln gesetzt werden: Strategisch günstig verteilt bringen die neuen Lager in Werne, Graben, Rheinberg, Pforzheim, Koblenz und – kürzlich erst
SPECIAL: LAGERHALTUNG
25
Interview
„Komplexe Aufgaben für das
Backend“
Welche Vor- und welche Nachteile hat
dezentrale Lagerhaltung gegenüber
einem Zentrallager?
Dirk Haschke: Einer der größten Vorteile
der dezentralen Lagerhaltung ist die
Nähe zum Kunden, die eine Zustellung
am Bestelltag (Same Day Delivery) oder
auch eine Abholung durch den Kunden
direkt am Lager ermöglicht. Damit
kann der Händler zum einen neue Kundensegmente erschließen, aber auch
Wettbewerbsvorteile gegenüber der
Konkurrenz schaffen. Dieses Potenzial
einer Umsatzsteigerung muss allerdings
teuer erkauft werden: So muss der
Händler hinsichtlich der größeren Anzahl von Lägern mit höheren Investitions- und Betriebskosten rechnen. Zugleich sind die Prozesse der Intralogistik nicht zu unterschätzen. Falsche oder
fehlende Artikel an den dezentralen
Lägern (Fehlallokation) verursachen
zusätzlichen Aufwand. Auch können
Skaleneffekte durch kleinere Versandvolumina im Vergleich zu einem einzigen Zentrallager nicht genutzt werden.
Ein weiterer Punkt sind die in der Regel
steigenden Bestandsvolumina, da Artikel an verschiedenen Standorten gleichzeitig vorgehalten werden müssen.
Für welche Online-Händler kommt
dezentrale Lagerhaltung dann überhaupt infrage?
Haschke: Da für viele Händler heute
schon eine 24-Stunden-Lieferung die
Messlatte ist, müssen sich Händler zunächst fragen, ob sich durch die dezentrale Lagerhaltung tatsächlich ein Wettbewerbsvorteil ergibt. Eine dezentrale
Lagerhaltung können sich aufgrund der
hohen Kosten wahrscheinlich nur große
Händler oder Versender, die an ein Filialnetz angeschlossen sind, beziehungsweise Händler, die eine sehr große Zielgruppe mit einem entsprechenden Versandvolumen haben, leisten.
mit den Lagerbeständen in den Distributionszentren und Filialen vernetzen und
automatisch den effizientesten Zustellweg
errechnen. Die Idee klingt gut: Schließlich
sind die Waren in den Stationärgeschäften
vorhanden, warum sie also noch mal in
einem eigenen Lager für den Online-Versand vorhalten? Terry Lundgren, CEO der
US-Kette Macy’s, brachte das neulich auf
den Punkt: „Wir brauchen keine weiteren
Fulfillment-Zentren mehr“, so der Macy’sBoss. „Wir haben schon 800 davon, sie heißen Macy’s Stores.“
Best Buy kämpft beim Filial-Picking mit technischen Problemen in der Warenwirtschaft
Dirk Haschke
Geschäftsführer von
Mad Genuises,
Hersteller des Warenwirtschaftssystems
Pixi
■ www.pixi.eu
Was muss das Backend leisten, damit
dezentrale Lagerhaltung funktioniert?
Haschke: An das Backend stellt die
dezentrale Lagerhaltung komplexe Aufgaben, denn die Warenwirtschaft muss
die Logik für die Bestände und Verfügbarkeiten eines jeden Standorts abbilden. Zusätzlich muss das Backend Bestellungen entsprechend zuordnen können, damit der Kunde im Online Shop
auch Bestellungen mit mehreren Artikeln durchführen kann. Wenn das System ein Zentrallager und dezentrale Läger einsetzt, muss per Warenkorb- und
Standortanalyse ermittelt werden, aus
welchem Lager verschickt werden soll.
Beispielsweise wickelt das Zentrallager
ausschließlich sehr große Bestellungen
ab und bestückt die dezentralen Läger
nach gewissen Methoden.
Auch im Einkauf und insbesondere
im Wareneingang sind neue Prozesse zu
berücksichtigen. Hier stellt sich auch die
Frage, ob Lieferanten in der Lage sind,
Bestellungen zu splitten und einzelne
Läger mit geringeren Stückzahlen zu beliefern oder ob die Splittung Aufgabe des
Zentrallagers ist. Ein Intralogistikkonzept muss vorgeben, wie die Verteilung
der Waren zwischen den einzelnen Lägern funktioniert, wenn Artikel nicht
mehr vorrätig sind, oder ob Kunden Warenlieferungen aus zwei Lägern erhalten, was wiederum die Versandkosten
des Händlers steigen lässt. Drehen sich
die Waren in den Lägern unterschiedlich schnell, müssen hier jeweils andere
Melde- und Mindestlagerbestände hinterlegt werden. Bei Filialhändlern mit
Online-Versand muss das Bestandsmanagement zudem Bestellungen einer
speziellen Filiale zuweisen können.
Leicht gesagt, schwer getan: Immer wieder
werden Beispiele bekannt, die zeigen, dass
der Teufel auch hier im Detail steckt und
dezentrale Logistik spektakulär scheitern
kann. So muss derzeit Best Buy, jahrelang
gefeierter Best Practice Case für erfolgreichen Multichannel, sein gesamtes
Backend von Grund auf überarbeiten, weil
es einfach nicht gelang, die stationär gehaltenen Bestände korrekt im Online Shop
anzuzeigen. Die Anforderungen an Warenwirtschaft und Fulfillment-Software
sind hoch komplex (siehe Interview). Nur
wenige E-Commerce-Software-Anbieter
können mit ihrem Produkt dezentrale
Lagerhaltung überhaupt abbilden, und bei
denen, die es können, ist die Migration mit
großen Aufwänden verbunden. Die Komplexität der Aufgabe schreckt viele Händler noch ab; doch es ist gut möglich, dass
sie in den nächsten Jahren zu einer Entscheidung gezwungen werden. Denn
wenn Amazon mit seinen dezentralen
Lagern Same Day Delivery durchzieht,
wird der Rest der Branche mitmachen
müssen. Bis dahin sollten die kreativen
■
Logistiklösungen fertig sein. il
26
E-COMMERCE
Internet World BUSINESS
8. Juli 2013
Daten weg! Was nun?
14/13
Abmahnfallen,
aktuelle Urteile,
neue Gesetze:
Auf Online-Recht
spezialisierte Fachleute helfen Ihnen weiter.
Die EU hat die Vorschriften
chriften für Unternehmen bei Datenverlusten verschärft
Der E-Shop-Rechtstipp
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eutlich verschärft hat die EU-Kommmission die Vorschriften für Tele-kommunikations- und Internet Servicee
Provider (ITC-Unternehmen) zum
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Umgang mit Datenverlusten. Die im
m
Rahmen der Digitalen Agenda Mitte Junii
vorgestellten technischen Durchfüh-rungsmaßnahmen sollen gewährleisten,,
dass sich die Verbraucher bei einer Ver-letzung des Datenschutzes überall in derr
Europäischen Union auf die gleichen
Regeln verlassen können.
Bereits seit 2011 müssen ITC-Unternehmen bei Datenverlusten, -diebstahl
oder sonstigen Verletzungen des Schutzes personenbezogener Daten die zuständigen Datenschutzbehörden und
auch ihre Kunden benachrichtigen.
Die neuen Bestimmungen der Kommission erweitern nun die bestehenden
Regelungen. Danach müssen Unternehmen künftig die zuständigen Datenschutzaufsichtsbehörden innerhalb von
24 Stunden informieren, um die Folgen
Ein GAU: Der Verlust
oder Diebstahl personenbezogener Daten
Sabine HeukrodtBauer LL.M., Rechtsund Fachanwältin für
Informationstechnologierecht in Mainz
■ www.legalershop.de
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Werbung mit „Statt“-Preisen erfordert Vergleiche
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Stichwort: Datenverlust
müssen, richtet sich
nach der Art der Daten
Daten: Die
Informationspflicht betrifft insbesondere
Telekommunikationsdaten,
Finanz- und Standortdaten,
Internet-Protokoll-Dateien,
Dr. Oliver Hornung
Verlaufsprotokolle, E-Mails
und EinzelverbindungsaufDatenschutzexperte und
stellungen. Dafür soll es in
Partner bei SKW Rechtsanwälte
Zukunft ein EU-weit vereinin Frankfurt/Main
heitlichtes Standardformat
■ www.skwschwarz.de
geben. Unternehmen stehen
daher vor der Herausforderung, ihre technischen und
einer Störung so weit wie möglich zu organisatorischen Schutzmaßnahmen
begrenzen. Kann der Vorfall in dieser europaweit anzupassen, um die erforderZeit nicht vollständig offengelegt wer- liche Datensicherheit zu gewährleisten.
den, müssen zumindest erste TeilinforVerschlüsselung schützt
mationen präsentiert werden; die restlichen Informationen sind dann innerhalb Ein weiterer Vorstoß der Kommission
von drei Tagen nachzureichen.
betrifft die Verschlüsselung personenbeDie Unternehmen haben die Pflicht zogener Daten. Unternehmen, die eine
anzugeben, welche Daten betroffen sind wirksame Verschlüsselungstechnik einund welche Maßnahmen sie entweder setzen, sollen von der Pflicht befreit sein,
schon ergriffen haben oder noch ergrei- ihre Kunden über einen Datenverlust zu
fen werden, um das Problem zu beheben. informieren – vorausgesetzt, die KunDie Frage, ob Kunden informiert werden dendaten sind tatsächlich nicht zu ent-
■
Internet Service Provider müssen die
Dantenschutzbehörden und ihre Kunden
informieren, wenn bei ihnen personenbezogene Daten verloren gegangen sind.
■ Eine erste Information muss innerhalb
von 24 Stunden erfolgen.
■ Firmen, die ihre Daten wirksam verschlüsseln, sind von der Informationspflicht gegenüber den Kunden befreit.
schlüsseln. Diese Pflicht ist allerdings für
in Deutschland tätige ITC-Unternehmen nicht neu. Für hiesige Aufsichtsbehörden spielt die Verschlüsselung von
Daten schon länger eine zentrale Rolle.
Firmen wie Google und Facebook fallen nicht unter die neuen Regelungen.
Für sie gilt die EU-Datenschutzrichtlinie,
die zurzeit im Rahmen einer Reform des
europäischen Datenschutzrechts abgeändert werden soll. Der aktuelle Entwurf
der EU-Datenschutz-Grundverordnung
sieht allerdings entsprechende Regelungen zu dem dort als Information Breach
bezeichneten Datenverlust vor.
Die Werbung mit mehrdeutigen „Statt“Preisen ist unzulässig, wenn nicht angegeben wird, um was für einen Preis es
sich dabei handelt. Das befand das Oberlandesgericht Hamm in einem Urteil vom
24.01.2013 (Az.: 4 U 186/12).
Eine Postenbörse hatte in der Werbung
ohne weitere Erläuterungen den neuen
Sonderpreisen die alten „Statt“-Preise
gegenübergestellt. Postenbörsen verkaufen zu Sonderpreisen Restposten, ZweiteWahl-Ware oder Ladenhüter und müssten
wegen dieser möglichen Mehrdeutigkeit
die durchgestrichenen Preise daher besonders erläutern.
Das Oberlandesgericht Hamm entschied, dass im konkreten Fall die vorgenommene Preisauszeichnungen mehrdeutig und irreführend seien. Zwar könne
es sich aus Verbrauchersicht bei dem
„Statt“-Preis um den eigenen alten Verkaufspreis handeln. Der durchgestrichene
Preis könne sich aber ebenso gut auch
auf den aktuell oder früher im regulären
Einzelhandel geforderten Preis beziehen.
Das genannte Urteil des Oberlandesgerichts Hamm betrifft zwar in erster Linie
Prospektwerbung, ist aber auf die Preisauszeichnung im Online-Handel übertragbar. Gibt es aufgrund des Warenangebots mehrere mögliche Gründe für die
vorgenommenen Preisreduzierungen,
sollte der „Statt“-Preis immer über den
Hinweis „UVP“ oder „unser alter Verkaufspreis“ erklärt werden.
RA OLIVER HORNUNG
Aktuelle Kurzmeldungen zum Thema Internet-Recht
EU-DATENSCHUTZ
HADOPI-GESETZ
WERBUNG MIT MEDIZINISCHEN LEISTUNGEN
IRREFÜHRUNG DURCH VERLINKUNG
Kein Recht auf Vergessen
Filesharer ohne Netz
Keine „Schnäppchenpreise“
Buchungsportal statt Hotel
Der EU-Generalanwalt Niilo Jääskinen hat in
einem Gutachten festgestellt, dass es im Internet
kein allgemeines „Recht auf Vergessen“ gibt.
Diese Stellungnahme hat besonderes Gewicht,
da sich der Europäische Gerichtshof (EuGH) in
der Regel in seinen Entscheidungen solchen
Gutachten anschließt. Zwar sieht die EU-Datenschutzrichtlinie einen Anspruch auf Löschung
von Suchergebnissen zum Beispiel im GoogleIndex vor, aber dieses Recht bezieht sich nur auf
unwahre Behauptungen. Im Fall, den der EuGH
derzeit behandelt, geht es um einen Spanier,
dessen Name im Zusammenhang mit einer
Zwangsversteigerung 1998 auftaucht – und der
■
diese „alte Sache“ getilgt haben wollte. fk
Das unter Netz-Aktivisten in Frankreich umstrittene Hadopi-Gesetz hat ein erstes „Opfer“ gefordert: Ein Gericht in Seine-Saint-Denis bei Paris hat
einen Mann dazu verurteilt, zwei Wochen auf seinen Internet-Anschluss zu verzichten. Er hatte
wiederholt Raubkopien aus dem Internet geladen
und war deshalb mehrfach von der 2009 zu diesem Zweck eingerichteten Hadopi-Behörde verwarnt worden. Wie die Internet-Sperre technisch
umgesetzt werden kann, ist noch unklar, denn
laut Gesetz darf französischen Bürgern der Zugang zu ihren E-Mails nicht verwehrt werden.
Auch der Zugang zu Telefon und Fernsehen muss
bestehen bleiben – selbst wenn alles in einem
■
Paket vom Internet-Anbieter geliefert wird. fk
Das OLG Köln hat entschieden, dass die Werbung für Augenlaserbehandlungen mit Angeboten wie „999 Euro statt 3.500 Euro“ unterlassen
werden muss. Nach Ansicht des Gerichts stellen
solche pauschalen Schnäppchenpreise einen
Verstoß gegen die Gebührenordnung für Ärzte
dar, da die individuelle Indikation für den jeweiligen Eingriff vernachlässigt werde. Außerdem
fehle ein Hinweis darauf, dass die Preise im
Einzelfall – das heißt für die oben erwähnte
individuelle Indikation – durchaus höher ausfallen können. Und schließlich mache der Anbieter
nicht deutlich, wie sich die „Statt“-Preise zusammensetzen, auf die sich das Angebot be■
zieht (Az.: 6 U 108/12). fk
Darf ein Online-Telefonbuch einen Nutzer, der
nach einem bestimmten Hotel sucht, zu einem
Buchungsportal weiterleiten? Das Landgericht
Frankfurt hat in einem Fall gegen die De Te Medien
entschieden, die unter Hoteladressen Buttons
mit der Bezeichnung „Hotelbuchung“ oder
„online buchen“ platziert hat. Wer darauf
klickte, landete jedoch nicht auf der Website
des Hotels, sondern auf einem Buchungsportal,
das von Herbergen Vermittlungsprovision kassiert. Das stufte das Gericht als irreführend und
wettbewerbswidrig ein, selbst wenn der Verbraucher bei Buchung über das Portal keinen
Preisnachteil hat. Das Urteil ist noch nicht
■
rechtskräftig (Az.: 3-08 O 197/12). fk
Die Konferenz zu Facebook, Twitter, Youtube & Co
23.-24. September 2013 Sofitel Hamburg Alter Wall
Vom Marketing-Hype zur digitalen Transformation
s Social Media wird erwachsen
Internet World
Business-Leser sp
aren
150,- EUR
s Content is king
mit Code
SMC13Siwb
s Corporate Social Identity
s Blogger-Relations im Fokus
s Update Facebook Marketing & Facebook Advertising
s YouTube – neue Formen der Kommunikation
B2B-Special am 25. September 2013
Social Media ist tot - es lebe Social Media: Wo steht B2B?
sæWie erreiche ich Entscheider mit Social Media im B2B?
sæSocial Media Monitoring & Reporting
sæFacebook B2B
Sponsor
Eva Balashazy
Telefónica Germany
GmbH & Co. OHG
Carolin Biebrach
Lufthansa
Cargo AG
Florian Hoffmann
Brainlab AG
Veranstalter
www.socialmediaconference.de
Montag, 23.09.2013
Vom Marketing-Hype zur digitalen Transformation
09.30 – 11.15 Uhr
s Begrüßung durch den Moderator Prof. Dr. Klemens Skibicki,
Direktor Deutsches Institut für Kommunikation und Rech im Internet (DIKRI)
s Erfolgsfaktoren für eine nachhaltige digitale Tranformation im Unternehmen
Social Media war nur der Anfang
Dell USA angefragt
Englisch
s Digitale Transformation – die Verschmelzung von Kunde, Inhalt und Echtzeitprozessen im Unternehmen
Michael Buck, Experte für globales Unternehmensmanagement, eCommerce, Online Marketing und Social Media
Herausforderung: Kunden zuhören und aktiv einbinden
11.45 – 13.00 Uhr
sææHerausforderungen und Chancen im Social Media Monitoring
Patrick Bunk, Gründer und Geschäftsführer, uberMetrics Technologies GmbH
sææSoLoMo- the next Level Marketing
Stepahnie Renda, CEO, match2blue GmbH
Strategie und Implementierung
14.00 – 16.00 Uhr
s Corporate Social Identity – ein Praxisbericht zur Social Media Integration
Aufbau- und Ablauforganisation, Krisenmanagement
Bruno Kollhorst, Leiter Social Media, Techniker Krankenkasse
Praxis
s B2B Kommunikation via Social Media in einem Konzern aus der erneuerbaren Energie Branche
B2B Kommunikation über soziale Netzwerke ist möglich und erfolgreich machbar – Hintergründe zu Strategie,
Kanälen und Aktivitäten der SMA Solar Technology AG
Henrik Schenck, Leiter Social Media, SMA Solar Technology AG
Praxis
s Don’t drink and drive! Find the social benefit of your brand.
Was Marken auf Facebook von Astra und Audi lernen können
Enrico Hanisch, Social Media Specialist , Philipp und Keuntje GmbH
Trends – Blogger & Innovationen im Fokus
16.30 – 18.00 Uhr
s Modeblogger: Wie aus einem Hobby ein lukratives Geschäft entsteht
Ein Blick hinter die Kulissen: So funktionieren Blogger-Relations – Vermarktung über Blog-NetzwerkeKurzvorstellung Blogger und Vermarkter & Diskussion
Moderation: Svenja Teichmann, Geschäftsführerin, crowdmedia
Keynote
s INNOVATION – Do it right!
Nick Sohnemann, Gründer und Managing Director (GF), FUTURECANDY UG
ab 19.30 Uhr: Abendveranstaltung – Gelegenheit zum ausgiebigen Networking
Sie sind herzlich eingeladen, den Abend in lockerem Ambiente ausklingen zu lassen. Details und Ort werden noch bekannt gegeben.
Dienstag, 24.09.2013
Update Facebook, Google Plus, YouTube & Co.
09.30 – 10.45 Uhr
s Aktuelle Entwicklungen im Facebook Marketing
Neuigkeiten und Trends – Chancen für den Businesseinsatz
Thomas Hutter, Geschäftsführer, Hutter Consult GmbH
s Special Facebook Advertising
Referent angefragt
11.15 – 13.00 Uhr
Special
Facebook
s Google+ – mit sozialen Empfehlungen über alle Google Produkte erfolgreich sein
Michalina Seekamp, Product Specialist Google+, Google
Special
Google+
s Wieviel sozialer wird Google und wie googlig wird Facebook?
Social Media als Traffickanal optimieren I Information vs. Empfehlung I Welcher Inhalt führt letztendlich zur Kaufentscheidung?
Curt Simon Harlinghausen, Geschäftsführer, AKOM 360 GmbH
s Das YouTube Ökosystem – neue Formen der Kommunikation.
Vom Nutzer zum Abonnenten: YouTube erlaubt es Nutzer zu binden und dadurch eine garantierte Reichweite für die eigenen Botschaften aufzubauen
Bertram Gugel, Gründer, gugelproductions
Best Practices & Recht
14.00 – 16.00 Uhr
s Social Media in der Praxis: Dialog 2.0 eröffnet neue Möglichkeiten – nutzen Sie das!
Web2.0 – Warum präsent sein? I Zielsetzung I Kommunikationsstrategie
Matthias Schultze, Inhaber & Geschäftsführer, Malerfachbetrieb Heyse Hannover
Praxis
s Social Media Management – Infos, Spaß und Krisen
Markus Brandl, Social Media Manager, Bayer AG
Praxis
s Rechtsupdate: Diese Urteile und Entscheidungen aus dem Bereich Social Media muss jeder kennen!
Christian Solmecke, LL.M. Rechtsanwalt, WILDE BEUGER & SOLMECKE Rechtsanwälte
Trends – What's next
16.30 – 17.30 Uhr
s Gamification – Megatrend nicht nur in Social Media
Alexander Piutti, CEO & Founder, GameGenetics GmbH
s social media – social signals – social life – Die digitale Welt von morgen, existiert schon heute
Karim Maataoui, Gründer, Goodery
Programmänderung vorbehalten
Mittwoch, 25.09.2013
B2BSpecial
Social Media ist tot – es lebe Social Media: Wo steht B2B?
09.00 – 10.30 Uhr
sææBegrüßung durch die Moderatorin Svenja Teichman,
Geschäftsführerin, crowdmedia
sææWorüber wir reden sollten: Wie erreiche ich Entscheider mit Social Media im B2B?
Von der Strategiefindung bis zu den verbreitetsten Irrtümern...
Sven-Olaf Peeck, Geschäftsführer, crowdmedia und Andreas Matz, Journalist und Berater
sææB2B Social-Media wird erwachsen! Beispiele aus dem Leben von B2B-Unternehmen.
Jens Stolze, Gründer und Inhaber, creative360® – Agentur für B2B Online-Marketing
Einblick in die Praxis – Steigende Bedeutung von Social Media für B2B-ler in vielerlei Hinsicht
11.00 – 13.00 Uhr
sææZwischen Glaubwürdigkeit und Regulierung – Welchen Wert Social Media
in der Medizintechnologie hat
Florian Hoffmann, Manager Online Marketing, Brainlab AG
sææFacebook B2B: Lufthansa Cargo über vermeintliches Kistenschieben und Faszination Luftfracht
Carolin Biebrach, Manager Marketing Communications, Lufthansa Cargo AG
sææWie die Sika dem Fachkräftemangel dank Social Media die Stirn bietet
Hochqualifizierte Mitarbeitende als entscheidender Erfolgsfaktor I 'Sika Experience' ein Social Media basierendes Kommunikationsprogramm
Melina Merkle, Social Media Managerin Corporate Communications, Sika und Felix Widmaier, Head of Creation, Namics AG
Praxis
Praxis
Praxis
Social Media wird erwachsen am Beispiel von Werbung, Monitoring & Community Aufbau
14.00 – 16.00 Uhr
sææSocial Media Advertising für B2B Unternehmen
Tobias Jungcurt, Leiter SEO und Niels Hinnemann, Social Media Consultant, SoQuero GmbH
sææSocial Media Monitoring & Reporting im Business-Segment von Telefónica Germany
Social Media Monitoring als Informationszentrale im Unternehmen I Erfolgsmessung anhand von KPIs I B2B vs. B2C: Chancen und Herausforderungen
Eva Balashazy, Marketing Managerin, Telefónica Germany GmbH & Co. OHG
sææ Shitstorm"? – Gibt's nicht! Der Umgang mit öffentlicher Kritik auf ImmobilienScout24 Profis
"
Christiane Lehmann, Social Media Manager B2B, Immobilien Scout GmbH
Praxis
Praxis
Ausblick in die Zukunft: Weiterentwicklung von Geschäftsmodellen und Ihre Meinung ist gefragt
16.30 – 17.45 Uhr
sæShopmonitoring: Wie man mit Startups Großkunden fängt
Dr. Tanja Emmerling, Head of New Ventures & Incubation, Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG und Alexander Franke, Chief Business Development
Officer, etventure business ignition GmbH
sææDiskussionsrunde – Ihre Meinung ist gefragt (TED-Gerät)
Status-quo, Zusammenfassung des Tages und Ausblick in die Zukunft
Moderation: Svenja Teichmann
Praxis
Unsere Referenten (Auswahl):
Thomas Hutter
Bruno Kollhorst
Christiane Lehmann Stephanie Renda
Henrik Schenk
Matthias Schultze
Michalina Seekamp Nick Sohnemann
Geschäftsführer,
Hutter Consult GmbH
Leiter Social Media,
Techniker Krankenkasse
Social Media Manager
B2B, Immobilien Scout
GmbH
Leiter Social Media,
SMA Solar
Technology AG
Inhaber & Geschäftsführer, Malerfachbetrieb Heyse Hannover
Product Specialist
Google+, Google
Managing Director,
match2blue holding
GmbH
Gründer und Managing
Director (GF),
FUTURECANDY UG
Partner:
Jetzt anmelden unter www.socialmediaconference.de
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#SMConf
Stand: 01. Juli 2013
TOOLS & TECHNIK
Internet World BUSINESS
3 Tipps für Social Commerce
Social Commerce ist ein Trend, der sich
langfristig in der Handelsbranche etablieren
wird. Die Frage nach der optimalen Umsetzung steht aber bei vielen Einzelhändlern
nach wie vor im Raum. Die Herausforderung für den Vertrieb ist, den richtigen Ton
passend für die Zielgruppe zu finden; sich
ausschließlich auf Technologie zu verlassen,
ist sicher der falsche Weg. Hier drei Tipps,
wie Social Commerce ein Erfolg wird.
1. Weniger Marktplatz, mehr Interaktion
Beim Versuch, den sozialen Raum zu
monetarisieren, machen viele Einzelhändler
einen ganz elementaren Fehler: Sie behandeln Social-Media-Plattformen wie einen
Marktplatz, auf dem einzig und allein Produktangebote Platz finden. Es gilt jedoch:
Ein großes Publikum reicht nicht aus, um
im Handel erfolgreich zu sein. Auch wenn
soziale Netze wie Facebook die nötigen
Werkzeuge bereitstellen, um einen Shop zu
integrieren, ist dies keine Garantie für Erfolg. Dialogische Interaktionen und Storytelling müssen unbedingt die Produktplatzierung flankieren.
2. Visualisieren ist Trumpf
Weniger Text, mehr Bild: Der erste Impuls,
einem Produkt Aufmerksamkeit zu schenken (im besten Falle führt das später auch
zum Kauf), erfolgt über die visuelle Wahrnehmung. Ansprechendes Bildmaterial ist
beim Social Commerce das A und O. Gefällt eine Tasche oder ein Hemd auf den
ersten Blick nicht, machen sich die Käufer
nicht die Mühe, detaillierte Beschreibungen durchzulesen.
3. Stammkunden im Blick
Viele Händler legen ihren Fokus auf die
Neukundenakquise – die stetig wachsende
Anzahl der sogenannten Vielbesteller wird
dabei nicht bedient. Social Commerce ist
allerdings zunächst stammkundenorientiert. Die Stichworte „nutzergenerierter
Content“ und „Empfehlungen“ stehen im
Fokus. Dies bedeutet für Shops, ihren
Stammkunden die Möglichkeit zu bieten,
Teil ihrer bevorzugten Markenwelt zu werden und Produkte über unterschiedliche
Kanäle zu streuen, zu bewerten und zu
empfehlen. Viralität (das Weiterleiten und
Teilen) und die aktive Mitwirkung ersetzen
Konversionsraten oder Traffic-Analysen –
und können somit im zweiten Schritt zur
Neukundengewinnung führen.
14/13
Marktplatz für die Cloud
Techniktipp
Eric Abensur
Chief Executive
Officer bei Venda
■ www.venda.com
8. Juli 2013
Deutsche Börse Cloud Exchange handelt ab 2014 mit Speicherkapazität und Rechenleistung
E
s gibt Strombörsen, es gibt Rohstoffbörsen und Aktienbörsen und demnächst
auch eine Börse für Cloud Computing. Die
Deutsche Börse AG hat gemeinsam mit
dem Berliner Software-Unternehmen
Zimory das Joint Venture Deutsche Börse
Cloud Exchange AG (DBCE) gegründet.
Das Unternehmen soll einen neutralen,
sicheren und transparenten Spot-Markt
für „Infrastructure as a Service“-Ressourcen (IaaS) aufbauen und betreiben. Der
Start ist für Anfang 2014 vorgesehen, im
ersten Schritt werden Speicherkapazität
und Rechenleistung gehandelt.
Der Marktplatz wendet sich an Unternehmen, den öffentlichen Sektor und Forschungseinrichtungen, die zusätzlichen
Speicher- und Rechenbedarf abdecken
müssen oder Überkapazitäten haben und
diese anbieten wollen. Die Kunden können den Anbieter der Kapazität frei wählen und entscheiden, welcher Rechtsraum
für die ausgelagerten Daten gelten soll.
„Die Deutsche Börse Cloud Exchange
wird den Umgang mit IT-Ressourcen nachhaltig verändern“, meint Rüdiger Baumann,
Chief Executive Officer von Zimory. Auf
der Webseite Dbcloudexchange.com führt
das Joint Venture die Vorteile des Marktplatzes auf, darunter einheitliche und
sichere rechtliche Rahmenbedingungen,
die Übertragbarkeit von Daten zwischen
verschiedenen Providern durch standardisierte Schnittstellen und den schnelleren
Vertragsabschluss. Der Zeitraum bis zur
Inbetriebnahme der benötigten Kapazitäten werde sich verkürzen, so DBCE. Unternehmen werden die Möglichkeit haben,
Foto: MMM / LRZ
30
Der „Super MUC“ am Leibniz-Rechenzentrum, einer der Partner der neuen Cloud Exchange
sich nachfrageorientiert mit Ressourcen
einzudecken und Preise für den zukünftigen Bedarf zum jeweiligen Zeitpunkt im
Voraus zu sichern.
Das Joint Venture hat gemeinsam mit
potenziellen Teilnehmern des Marktplatzes die Produktstandards und deren technische Bereitstellung ausgearbeitet. Zu
diesen „Early Adoptern“ gehören Host
Europe, das Leibniz-Rechenzentrum in
München, die Telekom-IT-Tochter T-Systems und der TÜV Rheinland.
Daniel Hagemeier, Leiter des Geschäftsbereichs Cloud Hosting bei Host Europe,
rechnet mit einem Marktwandel bei
Cloud-Leistungen: „Durch Deutsche
Börse Cloud Exchange werden wir unsere
eigenen Geschäftsmodelle erweitern:
einerseits als Händler unserer eigenen
Cloud-Kapazitäten, andererseits als
Dienstleister für Managed Cloud Services,
die wir mit den Möglichkeiten des Handelsplatzes kombinieren.“
Technologische Grundlage für die Börse
ist Zimorys „IaaS Cloud Management
Software“. Sie stellt die Verbindung zwischen Käufer und Verkäufer physikalisch
her. Damit der Handel sicher und schnell
abläuft, müssen sich die Anbieter der
DBCE einem Zulassungsverfahren unterziehen, das gemeinsam mit dem TÜV
■
Rheinland konzipiert wird. is
Endungen wie „.radio“ oder „.sport“ großer Beliebtheit. Allerdings ist sich über die
Hälfte der Befragten (58 Prozent) darin
Im „Registrar Atlas 2013“ befragt der Eco Domain-Anbieter zu neuen TLDs einig, dass die Nachfrage von der jeweiligen Adresserweiterung abhängt.
In Deutschland planen lediglich 24 Proerkäufer von Domain-Namen verhal- heit davon aus Deutschland. Laut der Be- zent der befragten Domain-Anbieter Marten sich gegenüber den neuen generi- fragung erfreuen sich vor allem geografi- ketingmaßnahmen, um die Kundennachschen Top Level Domains (gTLD) zurück- sche Erweiterungen oder generische frage nach den neuen gTLD anzukurbeln.
Rechtsanwalt Thomas Rickert, Dihaltend. Viele Registrare in
rector Names & Numbers bei Eco,
Deutschland werden diese neuen
geht davon aus, dass die Nutzer
Domain-Namen wie .web, .koeln
von den großen Online Playern zu
oder .bayern erst ab der allgemeiden neuen Top Level Domains
nen Verkaufsphase und nicht behingeführt werden: „Spätestens
reits in der sogenannten Sunriseseitdem wir wissen, dass sich AmaPhase anbieten und auch dann
zon und Google für große Portfolediglich als Wiederverkäufer. Zu
lios neuer TLD beworben haben,
dieser Einschätzung kommt der
besteht kein Zweifel mehr, dass
„Registrar Atlas 2013“, eine Uminsbesondere diese Global Player
frage von Eco – Verband der deutdie Existenz der neuen Endungen
schen Internetwirtschaft unter Der „Registrar Atlas 2013“ beleuchtet den Markt für Domainin die Breite tragen werden.“ is ■
knapp 300 Teilnehmern, die Mehr- Namen und ist auf der Webseite des Eco kostenlos erhältlich
Blick ins Domain-Geschäft
V
Anzeige
OMIKRON DATA QUALITY
ADOBE/NEOLANE
DIGITALER-HANDSCHLAG.DE
Neues Fact-Finder-Release
Tool für Cross-Channel-Marketing
Ideenwettbewerb für Ausweis
Eine Tracking-Schnittstelle in der neuen Version
Fact-Finder 6.9 ermöglicht es Shop-Betreibern,
Benutzer- und Produktdaten systemübergreifend zu vernetzen. Aus Langzeitanalysen lassen
sich so Trends ableiten und automatische
Suchvorschläge mit hoher Kaufwahrscheinlichkeit generieren. is
Adobe plant, das französische Unternehmen
Neolane für voraussichtlich 600 Millionen USDollar in bar zu kaufen und in die „Adobe Marketing Cloud“ zu integrieren. Neolane führt
Online- und Offline-Marketingdaten zusammen
und bietet eine Plattform für die Durchführung
von Kampagnen in unterschiedlichen Kanälen. is
Innovative Anwendungen für den neuen Personalausweis werden im Wettbewerb „eIdee“ gesucht. Als Hauptgewinn winkt die Umsetzung
der Idee mit Unterstützung der Bundesdruckerei GmbH im Wert von 10.000 Euro. Bis zum
18. August 2013 kann jeder auf Digitaler-handschlag.de einen Vorschlag einreichen. is
Reicher an Speicher
Maximale Erweiterungsmöglichkeiten
auf kleinstem Raum im Intel®-Serversystem!
NEW
2HE Intel Dual-CPU RI2212+ Server
mit brandneuem Intel® Mainboard
Der leistungsstarke Neuzugang bei Thomas Krenn.
Das 2HE Intel Dual-CPU RI2212+ Serversystem kann bis zu 6 Full Profile Zusatzkarten auf nur 2HE aufnehmen,
was eine enorme Erweiterungsmöglichkeit mit sich bringt. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, das Gerät on Board
mit I/O Modulen zu bestücken, ohne PCI-E Steckplätze zu belegen.
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+41 (0) 848 207970
+43 (0) 732 2363 - 0
Intel, Intel Logo, Intel Core, Intel Inside, Intel Inside Logo, Intel Viiv, Xeon, und Xeon Inside sind Marken der Intel Corporation oder ihrer Tochtergesellschaften in den USA oder anderen Ländern.
Verkauf erfolgt ausschließlich an Gewerbetreibende, Firmen, Freiberufler (Ärzte, Rechtsanwälte etc.), staatliche Institutionen und Behörden. Druckfehler, Irrtümer und Änderungen in Preis und Ausstattung
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TOOLS & TECHNIK
Internet World BUSINESS
8. Juli 2013
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INTERVIEW
„Alle beschäftigen sich mit Logistik“
Logistiker rüsten sich für das Wachstum im E-Commerce. DPD setzt auf präzisere Zustellung und mehr Paket-Shops
Ä
hnlich wie die Deutsche Post DHL
will auch DPD, eine Tochter der französischen La-Poste-Gruppe, von den steigenden E-Commerce-Bestellungen profitieren. DPD geht davon aus, dass in Europa
und in den USA die Zahl der an private
Empfänger versendeten Pakete bis 2020
jährlich zwischen sechs und acht Prozent
wachsen wird. Boris Winkelmann, Chief
Operating Officer DPD Deutschland, hat
dem Unternehmen deshalb für das Wachstum im B2C-Geschäft ein Fitness-Programm verordnet. INTERNET WORLD
Business hat mit ihm über diese Maßnahmen gesprochen.
Der Online-Handel wächst und DPD will
mitwachsen. Wie?
Boris Winkelmann: Der Versand an Privatkunden ist im vergangenen Jahrzehnt
mehr als doppelt so schnell gewachsen wie
der rein gewerbliche Paketversand. Wir
gehen davon aus, dass dieses Wachstum
auch in den nächsten Jahren noch anhalten wird. Um daran stärker teilhaben zu
können, setzen wir auf drei Maßnahmen.
Erstens überarbeiten wir gerade unser Paket-Shop-Konzept. Wir wollen die Zahl
der Paket-Shops in Deutschland von aktuell 4.500 auf 8.000 fast verdoppeln. Zweitens verfeinern wir den Service „Flexzustellung“. Damit kann der Paketempfänger
selbst bestimmen, wann die Zustellung erfolgen soll. Momentan wird er am Tag der
Zustellung über das voraussichtlich dreistündige Zeitfenster der Auslieferung informiert. Und drittens bieten wir unseren
Kunden mobile Online Services an, mit
denen sie DPD mitteilen können, wann
und wohin ihre Bestellung geliefert werden soll, wenn der erste Zustellversuch
einmal nicht erfolgreich war.
Das Ziel dieser Maßnahmen ist, die Erstzustellungsrate zu erhöhen, weil das mehrfache Transportieren eines Pakets Kosten ver-
ursacht. Außerdem wollen
Kunden Bestellungen so
schnell und unkompliziert
wie möglich erhalten. Wie
überarbeiten Sie denn Ihr
Paket-Shop-Konzept
im
Detail?
Winkelmann: Unser französischer Mutterkonzern hat
das Start-up Pick-up Services übernommen. Es hat
eine Geomarketing-Software entwickelt, die anhand von zahlreichen Parametern nachvollziehen
kann, wo wir einen PaketShop eröffnen sollten oder
wo einer überflüssig ist.
Wir überprüfen also alle
Standorte und werden
dort weitere Paket-Shops
Im Online-Handel ist Same Day Delivery,
also die Lieferung noch am gleichen Tag, ein
heißes Thema. Ist es überbewertet?
Winkelmann: Nein, ist es nicht. Unser Mutterkonzern hat sich an Shutl und am französischen Start-up Colizen beteiligt. Beide
verzahnen den stationären Handel mit Internet-Bestellungen und stellen innerhalb
von drei Stunden zu. Noch ist Same Day
Delivery eine Nische, aber eine dynamische Nische. Viele Händler schließen sich
an solche Dienstleister an, weil ein Teil
ihrer Kunden bereit ist, für eine schnelle
Zustellung mehr zu zahlen.
Welche Pläne hat DPD für Same Day Delivery in Deutschland?
Winkelmann: Wir schauen uns die Optionen an und werden dann handeln.
Boris Winkelmann, DPD
Im März 2013 hat Boris Winkelmann
die neu geschaffene Position des
Chief Operating Officer bei DPD
Geopost Deutschland übernommen.
In dieser Funktion leitet er das operative Geschäft von DPD. Einer seiner
Schwerpunkte liegt auf dem Ausbau
des B2C-Geschäfts.
■
www.dpd.de
eröffnen, wo sie laut den GeomarketingDaten sinnvoll sind. Gleichzeitig kontrollieren wir alle bestehenden Paket-Shops,
ob sie unseren Vorstellungen von Ausstattung, Öffnungszeiten oder Freundlichkeit
entsprechen. Dazu haben wir eine Liste
mit 25 Kriterien erstellt.
Wir statten zudem alle Paket-Shops mit
neuer Technik aus, um die Paketübergabe
schneller zu gestalten. Die Shops bekommen einen mobilen Scanner. Wenn sie ein
Paket erhalten, scannen sie es. Daraufhin
versendet unser System eine Benachrichtigungs-Mail an den Empfänger, dass das
Paket abholbereit ist. In den Shops wollen
wir den Abwicklungsprozess von jetzt 1,5
bis 2 Minuten auf 30 Sekunden verkürzen.
Als weitere Maßnahme installieren wir ein
Callcenter, das die Paketströme kontrolliert, damit beispielsweise ein Paket-Shop
nicht überlastet wird. Es dient gleichzeitig
als Anlaufstelle für die Shops.
Wie viel Geld investieren Sie für all diese
Maßnahmen?
Winkelmann: Wir investieren einen zweistelligen Millionenbetrag zwischen zehn
und zwanzig Millionen Euro.
DPD will die Zahl seiner Paket-Shops von derzeit 4.500 bis 2014 auf 8.000 fast verdoppeln.
DHL hingegen plant bis Ende 2014 die Einführung von 20.000 zusätzlichen Paket-Shops
für kleinere und mittlere Online Shops ab.
DPD kümmert sich um die größeren, allerdings haben wir noch keinen großen
Online Pure Player als Kunden.
Logistiker haben es bisher den Empfängern
nicht leicht gemacht und immer nur sehr grobe
Zeiträume für die Zustellung angegeben.
Wird das durch die Flexzustellung besser?
Winkelmann: Unser Projektname für die
künftige Weiterentwicklung der Flexzu-
stellung ist „Predict eine Stunde“. Wir entwickeln gerade die Fähigkeit, dem Kunden
morgens eine E-Mail zuzusenden, die ihm
ein sehr genaues Zeitfenster, nämlich eine
Stunde, für die Zustellung mitteilt. Darauf
kann er reagieren und zurückschreiben,
dass die Uhrzeit passt, dass das Paket woanders abgegeben werden kann oder am
nächsten Tag zugestellt werden soll.
Welchen Marktanteil hat DPD in Deutschland im Paketversand an Endkunden?
Winkelmann: Wir sind mit einem Anteil
von fünf bis sieben Prozent im B2C-Markt
der drittgrößte Logistiker in Deutschland
und liefern jedes Jahr 100 Millionen Pakete
an B2C-Kunden aus.
Wie viele Online Shops arbeiten mit DPD in
Deutschland zusammen?
Winkelmann: Rund 10 Prozent der umsatzstärksten deutschen Online Shops. Zu den
größeren Kunden im B2C-Geschäft zählen unter anderem die Telekom, Arvato,
Intersport und Real. Die 100-prozentige
DPD-Tochter Iloxx wickelt den Versand
In den USA entwickeln große Online-Unternehmen wie Google oder Amazon eigene
Logistikkonzepte. Beobachten Sie, ob Ihnen
da eine neue Konkurrenz erwächst?
Winkelmann: Wir beobachten sehr genau,
was da passiert. Ich kann mir beispielsweise
vorstellen, dass Amazon auch in Deutschland eigene Packstationen testen wird.
Man merkt, dass alle – Pure Player, der
traditionelle Handel und Multichannel
Retailer – mit neuen Logistikansätzen
experimentieren. Händler mit vielen Filialen könnten beispielsweise ihr RetailNetz besser für eine schnellere Zustellung
in Ballungsgebieten nutzen. Alle beschäftigen sich mit Logistik, da wird noch eini■
ges passieren.
INGRID SCHUTZMANN
Über DPD
DPD gehört mehrheitlich zur französischen
Geopost-Gruppe, einer Tochter von La
Poste. Geopost hat im Jahr 2012 einen Umsatz von 4,026 Milliarden Euro erwirtschaftet. Das ist ein Plus von 9,8 Prozent im
Vergleich zum Vorjahr. Das Paketvolumen
stieg um 5,9 Prozent auf weltweit 720 Millionen transportierte Pakete. In Deutschland
beschäftigt DPD 7.500 Mitarbeiter und hat
75 Depots. 7.000 Fahrzeuge sind täglich im
Einsatz.
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SPECIAL: ADSERVER
Internet World BUSINESS
8. Juli 2013
14/13
ADSERVER UPDATE
Anschluss an den Echtzeithandel
Adserver integrieren die Technologie für Real-time Advertising in ihre Lösungen. Auch die „Dauerbrenner“ Ad Verification
und Sichtbarkeitsmessung sowie die Auslieferung auf verschiedenen Bildschirmen beschäftigen die Anbieter
A
eine neue Umsatzquelle. Emediate bietet
eine eigene SSP und Demand Side Platform (DSP) als Managed Service, also als
Dienstleistung, an. „Unsere Rolle ändert
sich vom Systemanbieter zum Serviceanbieter, vom reinen Technologie-Anbieter
zum Berater“, unterstreicht Grobbel. Auch
Mediaplex, der Adserver von Valueclick,
positioniert sich nun als Lösungsanbieter
für datengesteuertes Online Marketing.
Was passiert mit den Spezialisten?
Foto: Fotolia / Violetkaipa
dserver-Anbieter haben ständig zu
tun, um mit den Anforderungen ihrer
Kunden und der rasanten Entwicklung des
Online-Werbemarkts Schritt halten zu
können. Das betrifft nicht nur die Einführung der jeweils aktuellen Standards für die
Auslieferung von Online-Werbung wie
MRAID (Mobile Rich Media Ad Interface
Definitions) oder VAST (Video Ad Serving
Template), sondern auch ihre strategische
Positionierung. Ganz deutlich wird dies an
den Aktivitäten der Unternehmen, mit
denen diese sich beziehungsweise ihre
Technologie für den automatisierten Echtzeithandel von Werbung fit machen wollen.
Seit dem letzten INTERNET WORLD
Business Adserver Check (Ausgabe 5/2012,
S. 36 ff.) hat sich in kaum einem anderen
Punkt so viel Neues getan. Die Unternehmen haben ihre eigenen Lösungen für
Real-time Advertising entwickelt und in
ihren Adserver integriert: Im April hat die
AOL-Tochter Adtech die Supply Side Platform (SSP) „Marketplace by Adtech“ vorgestellt. Smart Adserver, Tochter der Axel
Springer Group, hat im vergangenen Jahr
ebenfalls eine eigene SSP, „RTB+“, entwickelt. Die Karlsruher Adition Technologies hat die SSP-Technologie des Schwesterunternehmens Yieldlab in den Adserver
integriert und arbeitet nun daran, das neue
Tool Active Agent für die Nachfrageseite
anzubinden. Publisher, die den Adserver
Trend: Mit einer Lösung Werbung auf die unterschiedlichsten Screens liefern
24/7 Open Adstream von 24/7 Real Media
einsetzen, können ihr nicht verkauftes Inventar nun automatisiert auf der Microsoft
Ad Exchange anbieten.
Schon anhand dieser Beispiele wird klar,
dass die Fähigkeit, Online-Werbung in
Echtzeit versteigern und ausliefern zu
können, inzwischen eine strategische Bedeutung erreicht hat. „Neben speziellen
Targetings ist insbesondere Real-time Bidding bei den Kunden derzeit sehr gefragt,
insofern gehen hier auch viele Anstrengungen hin“, berichtet Jan Winkler, Geschäftsführer des Berliner Unternehmens
Ad Spirit. Rainer Grobbel, Head of Sales
für Deutschland bei Emediate, einem Adserver-Anbieter mit Schwerpunkt in Skandinavien, sieht im Real-time Advertising
Wenn Adserver-Anbieter ihre eigene
Technologie für den automatisierten Echtzeithandel entwickeln und einsetzen, wirft
das die Frage auf, was mit den auf Realtime Advertising (RTA) spezialisierten
Dienstleistern passiert. Welche Rolle fällt
künftig Unternehmen wie Rubicon Project, Improve Digital oder Turn zu, wenn
die Adserver sozusagen auf ihrem angestammten Terrain „wildern“? Die Antwort
darauf steht noch aus. „Der Hype um
RTA-Plattformen wird sich in Kürze
relativieren, weil die großen Adserver-Anbieter den Trend erkannt haben und mit
integrierten Lösungen aufwarten“, meint
Michael Schleusner, Marketingleiter bei
Adition Technologies.
Um für die millisekundenschnelle Auktion von Werbeplätzen über die nötige
Infrastruktur zu verfügen, investieren die
Firmen in Technik. Die Sinner-Schrader-
Daran arbeiten die Adserver-Anbieter
Implementierung neuer Standards für mobile und für Video-Formate, neue Rich-Media-Formate, Technologien für den Echtzeithandel und besseres Reporting
Name der
Adserver-Lösung
24/7 Open Adstream
Firmenname
24/7 Media Inc.
Adform
Neuerungen während
der vergangenen
12 Monate
Zugang zur Microsoft Ad
Exchange; Technologie für
Video-Erstellung der übernommenen Firma Panache integriert;
nun 15 Templates für Video-AdFormate
Ausbau der selbst entwickelten
Demand Side Platform; neue
Inventarquellen ergänzt; vermarkterübergreifendes
Frequency Capping auf Werbemittelsichtbarkeit; neue RichMedia-Formate; „Open Marketplace“, über den Dritte ihre Anwendungen in die Technologie
von Adform integrieren können
An welchen
Neuerungen arbeiten
Sie derzeit?
Verbesserung der Real-time-Bidding-Lösung; neues Release im
zweiten Halbjahr 2013 mit besserem Reporting; Data-Management-Plattform für Publisher
(Ende 2013/Anfang 2014)
Neue Version der Tag-Management-Lösung; Erweiterung der
Ad-Verification-Funktionalität;
datenschutzkonformes Tracking
ohne Cookies; Integration von
Digital Out-of-Home Advertising
in Demand-Side-Plattformen
(2014)
Ab wann verfügbar?
Zweites Halbjahr 2013
Wie viele Ad Impressions k. A.
liefern Sie pro Monat in
Deutschland aus?
© INTERNET WORLD Business 14/13
Adform
Adition Adserving
Adspirit
Adtech
DFA (Lösung für Werbungtreibende und Agenturen)
Adition Technologies AG
Ad Spirit GmbH
Adtech GmbH
Google
Dynamic Ads für Retargeting in
den Adserver integriert; Integration von Yieldlab als Sell-SidePlattform; Aussteuerung von
Werbe-Bannern in mobilen
Apps; Integration eines Dashboard zur Darstellung wichtiger
Indikatoren; Werbemittel-Templates: individuelle Vorlagen für
Werbemittel, die auf einer Oberfläche verwaltet werden können;
Integration des Ad Player für die
Auslieferung des „Ad Choices
Icon“
Customer Journey; weitere RTBAnbindungen; Visibility Targeting; White-Label-Affiliate-Frontend; Unterstützung für Mobile
Video
Sell-Side-Plattform „Marketplace
by Adtech“ eingeführt; Sichtbarkeitsmessung als Adserver-Feature; mobile Software Development Kits für iOS, Android und
Windows Phone; neues Reservierungs- und Forecasting-Tool
„IMSPro“; Integration des
Ad Player für die Auslieferung
des „Ad Choices Icon“
Integration in die Produkt-Suite
Doubleclick Digital Marketing
(DDM) in Verbindung mit Doubleclick Search (SEM Tool) und
Doubleclick Bid Manager (DSP)
auf einem Cookie Space; Integration einer Ad-Verification-Lösung
für Tag, Geo und Content Verification; Integration von Multichannel-Reports und des Attribution
Modeling Tool
Einführung individueller Visibility-Kennzahlen auf Kunden- und
Kampagnenebene; automatisierter Media-Einkauf durch Integration der Demand-Side-Technologie von Active Agent; Verifikation und Prävention von Werbeauslieferungen auf markengefährdenden Seiten (Integration
Batch Media)
Zahlreiche Verbesserung bei
Geschwindigkeit, Workflow und
Usability, Einführung eines eigenen Context Targeting
k. A.
Einführung der SSP-Lösung
„Marketplace by Adtech“ in weiteren europäischen Märkten;
Umbau und Erweiterung des
Adtech-Servers im Back- und
Frontend (2014)
3. beziehungsweise
4. Quartal 2013
Juni (Visibility), Juli (DSP) und
September 2013 (Verification)
k. A.
2013 und 2014
k. A.
2,5 Milliarden Ad Impressions
rund 56 Milliarden Ad Requests
rund 30 Milliarden
28 Milliarden Ad Requests
k. A.
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SPECIAL: ADSERVER
8. Juli 2013
Internet World BUSINESS
Auch bei Adtech steht die Werbeauslieferung auf den verschiedensten Bildschirmen an erster
Stelle. „Mobile Advertising wird
künftig kaum noch von klassischem Display Advertising zu
unterscheiden sein, sowohl in
Bezug auf die Werbemöglichkeiten als auch in Bezug auf das
Kampagnen-Handling“, erwartet Mark Thielen, CTO bei Adtech. Das Unternehmen adaptiert gerade alle Adserving-Features aus dem Display-Bereich in
den mobilen Adserver, inklusive
RTA und Rich-Media-Formaten.
Interaktives Format für Bewegtbildwerbung von Mediamind: Die Anzeige links vergrößert sich und zeigt
verschiedene Produkte, die in den Warenkorb gelegt werden können
Tochter Next Audience (vormals Newtention Technologies) hat beispielsweise eine
eigene Hadoop-Infrastruktur aufgebaut
und arbeitet nun an einem Relaunch der
Adserving-Plattform (siehe auch Tabelle).
Mit Hadoop können große Datenmengen
parallel verarbeitet werden. Elke Thomsen, Head of Marketing und PR bei Next
Audience, erklärt die Funktion: „Diese
Daten werden in Echtzeit für die NextAudience-eigene digitale ID und für den
automatisierten Einkauf im Real-time
Bidding herangezogen.“ Die Kombination
aus Cookie und digitaler ID ermögliche
eine längere und treffsichere Zuordnung
von Nutzungsdaten und -verhalten.
Auch Smart Adserver hat ein HadoopCluster implementiert. Die Technologie
soll unter anderem das Reporting und die
Prognose leistungsfähiger machen.
Einfach auf alle Bildschirme
Smart Adserver beschäftigt sich derzeit
intensiv mit der Auslieferung von Werbemitteln auf unterschiedlichen Plattformen:
Neben dem Web und Mobile zählt hierzu
DFP (Lösung für Publisher)
Emediate Ad
auch Smart TV. Das Ziel ist, ein Werbemittel über eine Lösung auf den unterschiedlichsten Geräten ausliefern zu können,
erläutert Manuel Koubek, Country Manager DACH bei Smart Adserver. Noch läuft
viel separat und das verursacht im Bereich
Ad Operations ein Menge Arbeit.
Geliefert wie gebucht?
Viele Themen im Ad Serving
sind „Dauerbrenner“, darunter die Verringerung von Zähldifferenzen (siehe Kasten), Visibility- und Viewtime-Messung
sowie Ad Verification. Mit Letzterem sind
Maßnahmen gemeint, die sicherstellen,
dass eine Kampagne so ausgeliefert wird,
wie sie gebucht wurde. Andreas Schwibbe,
35
Geschäftsführer von Adnologies in Hamburg, betrachtet Brandsafety Tools, Viewtime und Visibility Tracking als Trends:
„Wir bilden das in unserer Plattform so ab,
dass wir die Plattform über Schnittstellen
anderen Technologie-Anbietern öffnen,
die dann ihre eigenen Produkte an unsere
Kunden ähnlich wie in einem App Store
vermarkten können.“
Das US-Unternehmen DG hat gerade
die Verification Suite von Peer39 in den
Mediamind-Adserver integriert. DG hatte
Peer39 im vergangenen Jahr übernommen.
„Unsere Kunden erhalten über Verification die Information, dass ihre Werbemittel erwartungsgemäß ausgeliefert wurden“,
erklärt Ricky Liversidge, Chief Marketing
Officer bei DG. Google hat ebenfalls eine
Ad-Verification-Lösung für Tag, Geo und
Content Verification in die Adserver-Lösung Doubleclick for Advertisers (DFA)
integriert.
Welche Neuerungen die Adserver-Anbieter im vergangenen Jahr eingeführt haben und an welchen sie aktuell arbeiten,
■
zeigt die Tabelle unten. is
Ad Gap: Frühwarnsystem für Zähldifferenzen
An der Auslieferung von Online-Werbung sind
in der Regel mehrere Adserver beteiligt: der
des Vermarkters oder Publishers auf der einen
und der des Werbungtreibenden oder seiner
Media-Agentur auf der anderen Seite, manchmal sogar noch ein dritter. Die Adserver registrieren, wie viele Werbemittel sie anfordern
beziehungsweise ausliefern. Dabei kommt es
immer wieder zu Zähldifferenzen und damit
auch zu Konflikten zwischen Vermarktern und
Media-Agenturen. Deshalb untersucht die
Online-Werbebranche schon seit mehreren Jahren, wie mit Zähldifferenzen umzugehen ist
beziehungsweise wie diese verringert werden
können. In der Branche wird eine Zähldifferenz
Heias
von bis zu 10 Prozent akzeptiert. Ein Ansatz,
Zähldifferenzen zu reduzieren, ist „Ad Gap“.
Ad Gap wurde von der Media-Agentur Mediacom Interaction und dem Vermarkter Tomorrow Focus Media entwickelt. Zentrales Element
ist ein „Universally Unique Identifier“ (UUID).
Dieser wird durch die Kombination aus verschiedenen Identifizierungsmerkmalen gebildet, etwa aus der OVK-Agentur-ID und einer
spezifischen ID, welche eine Kombination aus
Zufallszahl und Adserver-interner Kampagnennummer sein kann.
Wenn Ad Gap eine Zähldifferenz feststellt,
schlägt das System Alarm und die Verantwortlichen können in die noch laufende Kampagnen-
Mediamind
auslieferung eingreifen, um den Grund für die
Zähldifferenz aufzuspüren.
Nicht nur Mediacom Interaction auch andere
Media-Agenturen, beispielsweise Pilot, haben
eine eigene Ad-Gap-Lösung entwickelt, die
nach dem gleichen Prinzip funktioniert. „Das
Ad-Gap-System kann Zähldifferenzen nicht vermeiden. Es hilft aber dabei, diese frühzeitig zu
erkennen, um dann die Ursachen zu finden und
gegensteuern zu können“, erklärt Andreas
Hamdorf, Board Member und Director Ad Operations bei Pilot in Hamburg.
Ad Gap kann nicht als Software erworben und
eingesetzt werden, Agenturen und Vermarkter
müssen dafür eine eigene Lösung bauen.
Mojo Adserver
Next Audience
Smart Adserver
Google
Emediate
Adnologies GmbH
DG
Mediaplex/Valueclick
Next Audience GmbH
Smart Adserver GmbH
Data Management; Tools für 1st
Party Data, Integration von 3rdParty-Data-Anbietern; Schnittstellen zu Data-Management-Plattformen; Audience Extension; Yield
Management; AdX Rules: regelbasierte Steuerung für optimale
Monetarisierung von nicht garantiertem Inventar (Smart Floorpricing, Black Lists, URL-Ausschluss
etc.); Conversion-Optimierung;
automatisierte Optimierung von
Klicks und Conversions mithilfe der
Google Optimization Engine; SellThrough Report; Tools zur effektiven Verkaufsanalyse
Eigene SSP und DSP als Managed Service; neues Geotargeting mit Digital Element als
Provider; besseres VAST und
Mobile Forecasting, besseres
Reporting und Usability; tägliche Obergrenze (Auto Daily
Capping) für die gleichmäßige
Auslieferung von Kampagnen
Bessere Auslieferungsperformance, Flexibilität bei dynamischen Werbemitteln, besseres
Tracking, insbesondere für den
mobilen Traffic; Tracking ohne
Cookies für Einsatz auf mobilen Geräten
Verification-Lösung überarbeitet und integriert; interaktive
Videos; Self Service Tool
„Adappter“ bietet Templates
für interaktive Video-Werbung
Neupositionierung als DataManagement-Plattform;
Anbieter von AttributionsAnalysen; Schwerpunkt auf
dem Analysebereich
Bessere Usability; Aufbau von
Schnittstellen zu Agentursystemen und Kundeplattformen;
bessere Affiliate-Integration;
Aufbau einer eigenen HadoopInfrastruktur; besseres Reporting; Viewtime-Messungen
und -Analysen; Implementierung VAST-2.0-Standard für
Video Ad Playing
Eigene RTA-Lösung für die SellSide entwickelt (Name:
„RTB+“); Software Development Kits für In-App-Werbung
für iOS und Android; Implementierung neuer Rich-MediaStandards; Hadoop-Cluster
implementiert
„DFP Premium“ wird künftig Aussteuerungsmöglichkeiten auf der
Grundlage von Anzeigensichtbarkeit ermöglichen. Viewtime
Reporting in der nächsten Version
Besseres Forecasting, das einen
größeren Zeitraum inkl. aller
Targeting-Optionen berücksichtigt (Q2/13); besserer
mobiler Workflow, Video Workflow und VAST-3.0-Kompatibilität (Q3/13); in das System
integrierte Sell-Side-Plattform
(Q4/13) und neue Benutzeroberfläche (Q4/14)
Schaffung einer vollständig
Vereinfachung der Prozesse
modularen Plattform mit den
wie einfacheres KampagnenKomponenten Adserver, DSP,
Setup
DMP, Dynamic Creative/Video,
Data Exchange unter einer
Oberfläche
Tracking-Lösung für die Auswertung von Kampagnen auf
mobilen Webseiten und in
mobilen Apps für das geräteübergreifende Identifizieren
von Nutzern; Visibility-Messung
Relaunch der Next Audience
Platform; In-Memory-Datenspeicherung; eigene „digitale
ID“ für bessere Nutzererkennung und Werbeaussteuerung, insbesondere für Realtime Bidding
Unbeschränktes Multi-KriterienReporting; unbeschränkter
Multi-Kriterien-Forecast; Verbesserungen von RTB+ wie
Mobile- und Video-RTB und
Smart Adserver Marketplace;
Video-SDK für iOS und Android
für VAST-3.0-Support
k. A.
Siehe oben, Angaben in Klammern
In Version 3 ab 31.07.2013
Nicht vor 2014
In den kommenden Monaten
3. Quartal 2013
Bis Ende 2013
k. A.
Rund 2 Milliarden
Ad Impressions
k. A.
k. A.
k. A.
4 Milliarden Ad Impressions
Zwischen 22 und 23 Milliarden Ad Impressions
Quelle: Unternehmensangaben, eigene Recherche, Stand: Juni 2013
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Internet World BUSINESS
TOOLS & TECHNIK
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PRODUKTPRÄSENTATION
Onlineshops next Topmodel
Kleidung an attraktiven Models zu zeigen kostet viel Geld. Die virtuelle Konkurrenz ist schneller und günstiger
&M und Esprit tun es und Vente-privee
und Brands4Friends auch: Immer
mehr Modelabels und -händler präsentieren ihre Kollektionen nicht mehr mit echten Mannequins, sondern an computergenerierten Fashion-Puppen, sogenannten
virtuellen Models. Dafür werden die Kleidungsstücke zunächst an einer Puppe
fotografiert und anschließend über das
Foto eines echten Models gelegt.
Als einer der ersten Modehersteller hat
More & More bereits 2010 im Zuge eines
Relaunchs virtuelle Schaufensterpuppen
für die Präsentation der eigenen Kollektionen in seinen Shop geholt. Seitdem finden
die Kundinnen auf den Produktdetailseiten neben dem einzelnen Kleidungsstück
ein komplettes Outfit, das zeigt, welche
Hosen, Gürtel und Taschen zur dieser
Bluse passen. Ziel ist, eine Einkaufsempfehlung anzubieten, die es den Online
Shoppern leichter machen soll, sich für ein
Produkt zu entscheiden. Doch die stilisierten Mannequins können noch mehr: Sie
sind gleichzeitig die Basis für den sogenannten Dressing Room, in dem sich die
Kaufwilligen ihre Wunschgarderobe an
der Puppe selbst zusammenstellen und sie
dann auch gleich in dieser Kombination
Noch haben die Models bei More & More
keinen Kopf, doch das soll sich bald ändern
Foto: Fotolia / Olly
H
Das Ende der Puppe: Künstliche Mannequins können Fotoshootings mit echten Models ersetzen
kaufen können. Zudem stellt More & More
selbst komplette Outfits zusammen, um
attraktive Kombinationen zu zeigen und
so zum Kaufen zu verführen.
gestattet werden kann. Zudem steckt der
Teufel wie immer im Detail: „Je nachdem
wie hoch die Absätze der Schuhe sind, die
die Kundin dem Model anzieht, verändert
Aus Puppe wird Mannequin
Möglich wird diese Form der Darstellung
durch ein spezielles Fotoshooting. In
einem ersten Schritt wählt der Shop-Betreiber eine bestimmte Puppe aus und legt
deren Pose fest. An dieser Puppe werden
die einzelnen Kleidungsstücke fotografiert. Anschließend wird ein echtes Fotomodell in exakt der gleichen Pose wie die
Puppe abgelichtet. Zum Schluss werden
die Bilder mit dem Foto des menschlichen
Modells verschmolzen. „Je nachdem in
welcher Haltung die Puppe steht, lässt sich
das Bild sowohl für die Darstellung am
Avatar, also dem virtuellen Model, als auch
für die Einzelansicht verwenden“, erklärt
Willibald Hafen, Gründer und Vorstand
von eShot. „Das spart zusätzliche Produktfotos.“ Der Berliner Content Provider
für Onlineshops ist im Januar 2013 gestartet und zählt unter anderem K&L Ruppert,
Olsen und Carl Gross zu seinen Kunden.
Was auf den ersten Blick einfach klingt,
ist in der Umsetzung jedoch kniffelig. Von
großer Wichtigkeit ist etwa die Pose der
Puppe, weil sie bestimmt, mit welchen
Accessoires das virtuelle Model später aus-
Echt oder virtuell? eShot zeigt, was sich mit der Mensch-Puppe-Kombination alles machen lässt
cher Reduzierung. Bei More & More etwa
liegen die Kosten pro Bild nur im zweistelligen Bereich. Und auch den Aufwand für
den einmaligen Umstieg auf die AvatarTechnologie beschreibt Bernd Möller als
„sehr überschaubar“. Zum anderen geht
die Produktion der Bilder viel schneller.
„Wir brauchen im Schnitt zwei Tage für die
Produktion der Kollektionsbilder und
müssen auch nicht warten, bis alle Kleidungsstücke vorliegen, um anfangen zu
können. Das hilft vor allem dann, wenn es
während der Fertigung noch Veränderungen gibt, etwa weil ein Knopf Probleme
macht“, schildert er das Vorgehen.
Das Tempo spielt vor allem dann eine
Rolle, wenn das Sortiment häufig wechselt, etwa bei Shopping-Clubs wie Brands4Friends oder bei Herstellern wie More &
More, die jeden Monat eine neue Kollektion
mit durchschnittlich 80 Teilen in zwei bis
drei Farben, also insgesamt 170 bis 200
Artikel, anbieten. „Je schneller wir die Kollektion im Online Shop haben, desto
schneller können wir Umsatz machen“,
betont Möller.
Joachim Schneider sieht
einen weiteren Vorteil in der
Flexibilität. „Früher haben wir
Bilder von kompletten Outfits
geschossen, heute machen wir
zusätzlich Einzelbilder, die nicht
Virtuelle Dressmen bei H&M: Im
Ankleideraum kann der Kunde das Outfit am Modell selbst zusammenstellen
sich sowohl die Fuß- als auch die
Beinhaltung. Damit ein solches Bild
möglichst real aussieht, muss es angepasst werden – und zwar automatisch“,
beschreibt Joachim Schneider eines der
Probleme. Er ist bei der Agentur Netrada
verantwortlich für die Software-Entwicklung für Shops, Esprit steht bei dem Unternehmen auf der Kundenliste.
Bernd Möller, der sich als Head of IT
and E-Commerce bei More & More schon
lange mit dem Thema beschäftigt, empfiehlt, wegen dieser Komplexität auf die
Erfahrung von Dienstleistern zu bauen:
„Die Agentur weiß am besten, auf welcher
Puppe was am besten aussieht und kann
den Shop-Betreiber gut beraten. Meistens
stellen sie einen Baukasten zur Verfügung,
mit dem man sehr gut arbeiten kann.“
More & More beispielsweise hat die
Münchner Firma Myclip mit der Umsetzung der Avatare betraut.
Der große Vorteil der Kunstmodelle
liegt im Einsparpotenzial. Zum einen
wird nur ein Shooting benötigt, bei
Tagesgagen zwischen 500 und 1.000
Euro für echte Models eine beachtli-
nur der Online-Händler, sondern auch der
Kunde beliebig kombinieren kann. Der
Netrada-Entwickler ist überzeugt: „Dadurch lässt sich mehr User Engagement
erzielen, ein komplett anderes ShoppingErlebnis schaffen.“ Der Shop verfüge dadurch nicht nur über ein gutes Tool zur
Kundenbindung, sondern auch über ein
sehr gutes Marketinginstrument.
Für Bernd Möller zählt vor allem das Ergebnis: Durch die virtuellen Models lasse
sich einerseits die Retourenquote senken,
zum anderen sei durch sie die Warenkorbgröße gewachsen. Sein Plan für die nächsten Wochen: Ein Relaunch, bei dem die
Puppen durch das menschliche Antlitz
realer Models aufgehübscht werden. Damit will er den größten Nachteil der Technologie, nämlich das starre, künstliche
Aussehen der virtuellen Models, ausgleichen. „Wenn das Model den Kopf dreht
und sich die Frisur verändert, sehen die
Models echter aus“, hoffe er. Virtuelle
■
Realität eben … cf
14/13
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8. Juli 2013
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Wolfgang Maasberg
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Bei Turn, dem US-amerikanischen Betreiber einer Cloud
Marketing Platform mit
Hauptsitz in Redwood City,
Kalifornien, heuert Wolfgang
Maasberg als Senior Vice President of Sales and
Field Operations an. In der neu geschaffenen Position ist der ehemalige CEO von Lyris und Vice
President von Adobe und Omniture für die Bereiche Sales Engineering, Kundengeschäft, Account
Management und Vertrieb verantwortlich. Sein
Kompetenzbereich umfasst die Regionen Amerika, Mittlerer Osten, Asien-Pazifik, Afrika und Europa, wo Turn unter anderem in Deutschland mit
einem Büro in Hamburg vertreten ist.
■ www.turn.com
Als Geschäftsführer der Ströer Digital Group soll sich Martin Hubert künftig um den Ausbau des Geschäfts im Bereich InternetVermarktung kümmern. Der ehemalige Chef von Interone und
Eprofessional agiert vom Hamburger Büro aus, das aus der Fusion von Ströer Interactive und der übernommenen Firma Free X
Media hervorging. Zuletzt war Hubert bei der Agentur Eprofessional, Spezialist für Performance Marketing und Tochter der
Zanox.de AG, als Geschäftsführer beschäftigt.
■ www.stroeerdigital.de
Frontlineshop, Hamburg
Ströer Digital Group, Hamburg
Smartclip, Hamburg
Seit über einem Jahrzehnt ist
er in der Online-Werbevermarktung zu Hause, nun
geht Kay Schneider als Director SmartX Platform zu
Smartclip, der globalen Vermarktungsplattform für digitale Videowerbung.
Der RTB-Experte soll sich als Verantwortlicher für
die kürzlich gelaunchte Auktionsplattform
SmartX um den automatisierten Einkauf von Videowerbung sowie deren Echtzeitauslieferung
über den Ad Server kümmern. Der Diplom-Kaufmann war zuvor Mitgründer und Vorstandsvorsitzender des Start-ups RevenueMax AG. Seine
Laufbahn begann Schneider bei Lycos Europe im
internationalen Großkundengschäft.
■ www.smartclip.com
Sascha Martini
Razorfish, Frankfurt / Berlin
Razorfish hat einen neuen
CEO. Die Digitalagentur beruft Sascha Martini zum neuen Deutschland-Chef. Martini verantwortet damit das
Geschäft der Standorte
Frankfurt und Berlin und berichtet direkt an
Michael Karg, CEO von Razorfish International.
Razorfish ist für Karg kein Neuland. Der 42-Jährige ist bereits seit 5 Jahren für die Publicis-Tochter
tätig, zuletzt als Executive Client Partner und
Mitglied der Geschäftsleitung.
■ www.razorfish.de
41
Torsten Lange
Turn, Hamburg / Redwood
City (Kalifornien)
Miriam Lahage
Andreas Grandinger
Peek & Cloppenburg,
Düsseldorf
Zooplus, München
Nach nur einem Jahr im Amt
hat Geschäftsführerin Miriam
Lahage, die für den Bereich
New Business Development
zuständig war, ihren Vertrag
bei der Peek & Cloppenburg KG wieder gekündigt. Sie hatte von Wien aus am vor Kurzem gelaunchten Internet Shop Fashion ID des Düsseldorfer Modehändlers gearbeitet, wil sich künftig
aber neuen beruflichen Herausforderungen stellen. Zuvor war Lahage unter anderem als General Manager of Fashion bei eBay und beim Internet-Händler Net-a-porter aktiv.
■ www.peek-cloppenburg.de
Nikolaus Stemmer /
Marko Thorhauer
Aperto, Berlin
Gemeinsam mit dem bisherigen Executive Creative Director (ECD) Rupert Platz leiten Nikolaus Stemmer sowie N. Stemmer
Marko Thorhauer in Zukunft
als ECDs die Kreation bei der Berliner Aperto AG.
Vor seinem Wechsel zu der Digitalagentur war
Stemmer unter anderem freier Journalist und
später als freier User-Experience-Architekt und
Creative Director tätig. Der 42-Jährige hat für
Agenturen wie Argonauten G2, Jung von Matt
und Tribal DDB gearbeitet. Sein Kollege Marko
Thorhauer begann seine kreative Karriere als UnitLeiter bei der Agentur Explizit. Danach war der
37-Jährige als Senior Art Director, Creative Director und Regisseur für verschiedene Agenturen
wie Markenfilm Crossing, Novamondo, Jung von
Matt/Next, Vokdams, iRead, Capture MM und
Useed tätig.
■ www.aperto.de
Foto: eBay
Kay Schneider
Internet World BUSINESS
Zum vierten Quartal 2013 wird Andreas Grandinger neuer Finanzvorstand der Zooplus AG in
München. Der 41-Jährige wird die Bereiche Finance, Accounting, Controlling und Investor Relations verantworten und war bisher als Chief Financial Officer bei der Douglas tätig. Er folgt auf
Florian Seubert, der seinen Ende 2013 auslaufenden Vertrag nicht verlängern wollte.
■ www.zooplus.de
Klaus Ruhrmann
TFT, München
Das Vertriebs-Team der TFT,
der Tomorrow Focus Technologies GmbH, verstärkt in
Zukunft Klaus Ruhrmann als
Senior Sales Manager. In der
Position kümmert sich der
50-Jährige bei der Digitalagentur vor allem um
Akquise und Betreuung von Kunden sowie Business Development. Bislang war Ruhrmann Head
of Project Management, Marketing & Sales bei
Level Web Development in St. Agustine, Florida.
■ www.t-f-t.net
Aus dem operativen Geschäft
zieht sich Gründer und Geschäftsführer Torsten Lange
beim Web-Händler Frontlineshop zurück. Seine Aufgaben
übernehmen künftig die beiden verbliebenen Geschäftsführer Mattias Zillmer und Stefan Sommer, der erst im April 2013
zu Frontlineshop kam und für die Bereiche Produkt und Beschaffung zuständig ist. Lange, der
dem Unternehmen weiterhin in einem noch zu
gründenden Beirat beratend zur Seite stehen will,
hatte Frontlineshop 1986 als Katalogversand für
Schallplatten gegründet. In den 90er-Jahren wurde das Sortiment auf Streetwear umgestellt.
■ www.frontlineshop.de
Olaf Berg
Yapital, Luxemburg
Der bisherige Geschäftsführer der Werbeagentur Freunde des Hauses in Hamburg,
Olaf Berg, wechselt zur Yapital Financial AG nach Luxemburg. Bei der Tochter der Otto
Group leitet Berg künftig gemeinsam mit Martin
Zander das Kommunikations- und MarketingTeam. Zuvor hatte er unter anderem bei Publicis
und Saatchi & Saatchi Führungspositionen inne.
■ www.yapital.com
Johanna Langer
Blue Summit, München
Als neue Teamleiterin für das
Münchner Büro ist Johanna
Langer nun bei Blue Summit
Media tätig. In ihrer Position
als Team Lead SEO & CRO
verantwortet die 25-Jährige
vor allem das Thema Conversion Rate Optimization (CRO). Sie kommt von der Scout24 Gruppe,
bei der sie seit 2010 tätig war. Zuletzt verantwortete Langer dort als Manager Online Marketing
den SEO-Bereich der Scout24 Services GmbH.
■ www.bluesummit.de
Chris Wallon /
Wolfgang Gauss
Waga, Düsseldorf
Eine neue Digitalberatung
haben Chris Wallon, ehemaliger Kreativchef von Sinner
Schrader, und der Fachhoch- C. Wallon
schuldozent Wolfgang Gauss
gegründet: Die Waga GmbH
in Düsseldorf ist auf die Entwicklung sowie Gestaltung
digitaler Produkte und Services spezialisiert. Wallon (38)
und Gauss (43), der im Fachbereich Design am Lehrstuhl W. Gauss
für interaktive Medien in Aachen doziert, haben bereits gemeinsam Kunden
wie Axa, Base und Tchibo betreut. Neben Sinner
Schrader war Wallon bislang unter anderem bei
BBDO Interone, Argonauten G2 sowie Saatchi &
Saatchi beschäftigt.
■ www.waga.net
▶
Impressum
Stellvertretender Chefredakteur:
Frank Kemper (fk),
[email protected]
ISSN 1433-3309
Neue Mediengesellschaft Ulm mbH
Sitz von Redaktion, Anzeigen, Vertrieb:
Bayerstraße 16a, 80335 München
Telefon (089) 741 17-0, Fax -101
www.internetworld.de
Sitz des Verlags:
Neue Mediengesellschaft Ulm mbH,
Karlstraße 41, 89073 Ulm
Geschäftsführer:
Florian Ebner,
Dr. Günter Götz
Herausgeber:
Dr. Günter Götz,
[email protected]
Chefredakteur:
Dr. Günter Götz (gg),
[email protected]
Redaktion:
Till Dziallas (tdz),
[email protected]
Christiane Fröhlich (cf),
[email protected]
Tanja Gabler (tga),
[email protected]
Susanne Gillner (sg),
[email protected]
Vera Günther (vg),
[email protected]
Elke Häberle (häb),
[email protected]
Stefan Hofer (host),
[email protected]
Ingrid Lommer (il),
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Ingrid Schutzmann (is),
[email protected]
Susanne Vieser (vs),
[email protected]
Wilhelm Würmseer (ww),
[email protected]
Daniela Zimmer (dz),
[email protected]
Mitarbeiter dieser Ausgabe:
Sandra Götz, Christina Rose
Schlussredaktion:
Ernst Altmannshofer, Dr. Christa Gogu
Chefin vom Dienst:
Vera Günther (vg),
[email protected]
Art Directorin:
Maria-Luise Sailer
Gestaltung:
Alfred Agatz, Dagmar Breitenbauch,
Catharina Burmester, Hedi Hefele, Manuela
Keller, Susanna Knevels, Simone Köhnke,
Cornelia Pflanzer, Petra Reichenspurner,
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Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 17
vom 01.10.2012
Leitung Herstellung/Vertrieb:
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Telefon: (089) 741 17-111,
E-Mail: [email protected]
Verlagsleitung Online:
Matthias Sandner,
Telefon: (089) 741 17-259,
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Larissa Oßwald
Telefon: (089) 741 17-116,
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Marita Brotz,
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47608 Geldern
INTERNET WORLD Business ist die
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und erscheint zweiwöchentlich am Montag.
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Österreich kostet das Abonnement 61,90 Euro
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im Halbjahr. Das Abonnement verlängert
sich automatisch um ein Jahr, wenn es nicht
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MENSCHEN & KARRIERE
Internet World BUSINESS
James David
Intelliad, Paris
Intelliad expandiert nach
Frankreich. Der TrackingAnbieter eröffnet in Paris sein
erstes Büro im fremdsprachigen Ausland. Leiter der
Niederlassung wird James
David, der von Intelliad zum Country Manager
France ernannt wird. Der 44-jährige Franzose
blickt auf 20 Jahre Erfahrung im Print- und Online-Medienbereich zurück. Zuletzt war David Sales & Business Development Director beim Conversion-Optimierer Content Square. Zu seinen
weiteren Stationen gehörten Exelate sowie der
Suchwortvermarkter Miva (ehemals Espotting).
■ www.intelliad.de
Stefan Matthäus /
Karin Hillmann /
Marion Höflich /
Stefanie Luchtenberg
Readbox, Dortmund
Mit vier neuen Mitarbeitern
verstärkt die Readbox PubliS. Matthäus
shing GmbH aus Dortmund,
Fullservice-Anbieter für Herstellung, Vermarktung sowie
Vertrieb von E-Books, die Bereiche Produktion, Vertrieb
und Software-Entwicklung.
Als Anwendungsentwickler
soll Stefan Matthäus künftig
K. Hillmann
Programme, Schnittstellen
und Tools entwickeln sowie
das Kundencenter verbessern. Der 46-Jährige hatte
zuvor eine eigene Firma im
Bereich digitale Verlagsauslieferung. Als Geschäftsführungsassistentin einer BeraM. Höflich
tungsfirma war bisher Karin
Hillmann tätig. Die 43-Jährige unterstützt bei Readbox
künftig die Geschäftsleitung
sowie das Produktmanagement und Marketing. Ebenfalls neu ist Marion Höflich.
Die 35-Jährige unterstützt in
S. Luchtenberg
Zukunft als Vertriebsasssistentin die Kundenbetreuung und -akquise. Für
die E-Book-Herstellung ist zudem Stefanie Luchtenberg zuständig. Die 26-Jährige war bisher bei
KN Digital in Bochum tätig.
■ www.readbox.net
8. Juli 2013
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Birgit Samson
Peter Zimmermann
eBay, Dreilinden
Unister, Leipzig
Das Internet-Unternehmen Unister stellt derzeit seine Führung
neu auf: Nach der Berufung von Andreas Prokop zum COO im
Februar dieses Jahres hat das Leipziger Unternehmen nun Peter
Zimmermann als Vorsitzenden der Geschäftsführung verpflichtet. Der 37-Jährige ist derzeit Staatssekretär sowie Regierungssprecher des Freistaats Thüringen. Im Lauf der kommenden
Monate sollen weitere Geschäftsführer ernannt werden, insgesamt wird der neue CEO ein sechsköpfiges Team leiten.
■ www.unister.de
Arne Bogdon
Sarath Katakam
Airmotion, München
Valueclick Media, München
Der Münchner Content Provider Airmotion hat Arne
Bogdon zum Director Sales
& Marketing ernannt. Der
studierte Marketing-Kommunikationswirt war zuvor
für TV-Vermarkter und Sender wie IP Deutschland, Sevenone Media und Sport1 in führenden
Positionen tätig. Zuletzt leitete er das Münchner
Büro des Video-Netzwerks Tremor Media.
■ www.airmotion.de
Sarath Katakam steigt als
Network Operation Manager
beim Ad Network Valueclick
Media ein. Der PerformanceMarketing-Experte ist künftig
für die strategische Zielgruppenauswahl und die Optimierung der Kampagnen im Ad Network zuständig. Katakam kommt
von der Adconion Media Group in München, wo
er 2007 nach seinem Masterstudium begann.
■ www.valueclickmedia.de
Jan Gutkuhn /
Dominik Müller /
Sandra Felber
Tom Adebahr
Als Senior Director Marketing
Germany verantwortet Birgit
Samson beim Internet-Konzern eBay in Zukunft das
Marketing für das deutsche
Marktplatzgeschäft. Samson,
die nach sechs Jahren zu eBay zurückkehrt, berichtet an Alexander von Schirmeister, Vice President
Marketing Marketplaces Europe. Zwischenzeitlich war sie unter anderem als Vorstand der Easy
Apotheke Holding AG tätig. 2001 hatte Samson
als Director New Business bei eBay angefangen,
später war sie für Strategie und Leitung des Bereichs Education & Seller Programs zuständig.
2012 gründete Samson einen Webshop für Designerschmuck, den sie weiterhin betreibt.
■ www.ebay.de
Foto: Unister / Jens-Ulrich Koch
42
Youna Kim /
Thomas Bein /
Anja Martensen
Rocket Fuel, Hamburg
Mit drei neuen Mitarbeitern
verstärkt sich Rocket Fuel,
Betreiber einer Media-EinY. Kim
kaufsplattform für Big Data.
Youna Kim kommt als neuer
Account Manager von der
Revenuemax AG, bei der sie
für internationale Partnerschaften sowie Yield-Optimierung und Kampagnenmanagement zuständig war. T. Bein
Ebenfalls als Account Manager wechselt Thomas Bein
zu Rocket Fuel. Der 27-Jährige war zuvor bei Gruner +
Jahr EMS für das Accountund Portfoliomanagement
tätig. Ihren Bachelor hat Anja
Martensen, dritter neuer AcA. Martensen
count Manager bei Rocket
Fuel, an der Leuphana Universität in Lüneburg erworben. Zuvor war sie unter anderem Werkstudentin im Search Engine Marketing bei Adobe.
■ www.rocketfuel.com.de
Epages, Hamburg
Superreal, Hamburg
Drei weitere Projektmanager
verstärken die Digitalagentur
Superreal GmbH: Jan GutJ. Gutkuhn
kuhn ist Spezialist für Fashion E-Commerce. Der
32-Jährige war zuletzt Head
of Creation beim InternetHändler Frontlineshop. Von
Commerce Plus kommt Dominik Müller. Dort betreute
der 28-jährige ProjektmanaD. Müller
ger unter anderem die Etats
von Liebeskind Berlin, Jack
Wolfskin sowie Bellybutton.
Er soll sich künftig vor allem
um die Online-Etats der NonFashion-Accounts kümmern.
Unternehmen wie Lufthansa
und Beiersdorf hat Sandra
S. Felber
Felber bisher bei Trendbüro
beraten. Davor war die 33-Jährige unter anderem für Draft FCB und die Publicis Group tätig.
■ www.superreal.de
Tom Adebahr ist seit 1.Juli
Sales Director Northern Europe beim Shop-SoftwareAnbieter Epages, In der neu
geschaffenen Position wird
er das Geschäft mit Vertriebspartnern im deutschsprachigen Raum,
Skandinavien, Benelux und Großbritannien verantworten. Zuvor war Adebahr für Guenstiger.de
Yahoo und das Preisvergleichsportal Kelkoo tätig.
■ www.epages.com
Estelle Werth
Criteo, München
Dem Schutz der Konsumentendaten verleiht Criteo, Anbieter von Performance Display Advertising besonderes
Gewicht, indem er Estelle
Werth zum Global Privacy
Officer ernennt. Werth war drei Jahre Legal Officer bei Criteo und soll sich nun in der neugeschaffenen Position um die durchgängige Integration des Datenschutzes kümmern.
■ www.criteo.com
Lassen Sie’s uns wissen
Wenn Sie Karriere machen, ein-, auf- oder
aussteigen, schreiben Sie uns.
■ [email protected]
[email protected]
■
Gamescom
Mit dem Motto „Celebrate the games!“ sowie
rund 270.000 Besuchern und 600 Ausstellern
aus mehr als 40 Ländern öffnet die Messe für
interaktive Spiele in diesem Jahr bereits zum
vierten Mal ihre Pforten.
Termin: Köln, 21. bis 25. August 2013
Kosten: Ab 15 Euro (Tageskarte) bis 62 Euro
(Dauerkarte); Preise Vorkasse und inkl. MwSt.
Info: www.gamescom.de
■
Mobile Business Conference
Die Konferenz für Mobile Marketing gibt einen
Überblick über die wichtigsten Fragestellungen rund um das Thema Mobile Business.
Zielgruppe sind Führungskräfte, Manager sowie
Marketing- und E-Commerce-Entscheider.
Termin: Hamburg, 9./10. September 2013
Kosten: 790 Euro; für unsere Leser 640 Euro
mit dem Code: MBC13iwb; Preise zzgl. MwSt.
Info: www.mobile-business-conference.de
■
IFA
Die Messe für Consumer Electronics bietet
unter anderem die Themen-Specials iZone
(alles rund um Mac, Apps und iTech) sowie
Tec Watch (Technologien für die Märkte von
morgen). Präsentiert werden zudem Produkte
und Innovationen aus sieben Segmenten.
Termin: Berlin, 6. bis 11. September 2013
Kosten: 12 Euro inkl. MwSt. (im Vorverkauf)
Info: www.ifa-berlin.de
■
Roadshow Big Data
Hier erfahren Sie, wie Sie Big Data erfolgreich
im Handel und Online-Handel einsetzen. Auf
der Agenda: Big Data als Wachstumstreiber,
Online-Handel 4.0 und Big Data in Retail.
Termine: Hamburg, 4. Sept.; Düsseldorf,
11. Sept.; Stuttgart, 12. September 2013
Kosten: 69 Euro (Anwender) und 490 Euro
(IT-Dienstleister, Anbieter); Preise zzgl. MwSt.
Info: www.managementforum.com/bigdata
■
Adtech
Neben einer Ausstellung findet auch ein Kongress mit diversen Summits zu den Themen
Mobile, Real-Time, Content & Social, Search,
Video, Data/Analytics, Future Media/Technology sowie Multichannel statt.
Termin: London, 11./12. September 2013
Kosten: Ab 295 Brit. Pfund. (etwa 350 Euro)
Info: www.ad-techlondon.co.uk
■
5. Scoopcamp
Mit einer Mischung aus Barcamp und Konferenz richtet sich das Scoopcamp, eine Veranstaltung von Hamburg@work und der dpa,
an Online-Journalisten, Programmierer und
Content-Verantwortliche. Themen sind hier
unter anderem: Data Journalism, New Storytelling und Social Media.
Termin: Hamburg, 12./13. September 2013
Kosten: 99 Euro inkl. MwSt. (Early Bird)
Info: www.scoopcamp.de
■
Social Media Conference
Drei Tage lang dreht sich hier alles um das
Thema Social Media. Am 25. September findet zusätzlich zur Konferenz rund um Facebook, Twitter, Youtube und Co. noch ein
eigenes B2B-Special statt.
Termin: Hamburg, 23./24. September 2013
Kosten: Für unsere Leser ab 340 statt 490 Euro
mit dem Code: SMC13Siwb; Preise zzgl. MwSt.
Info: www.socialmediaconference.de
■
Usability-Kongress
Unter dem Motto „Mitdenken, mitmachen,
mitdiskutieren“ bietet der Kongress theorieund praxisorientierte Vorträge sowie Workshops. Im Fokus: Responsive Design, Mobile
Customer Journey sowie Big Data & Usability.
Termin: Frankfurt, 10./11. Oktober 2013
Kosten: 529 Euro (1 Tag), 789 Euro (2 Tage)
für Frühbucher (bis 30.8.); Preise zzgl. MwSt.
Info: www.usability-kongress.de
14/13
STELLENMARKT
8. Juli 2013
Internet World BUSINESS
OnlineStellenmarkt
Das ausführliche Stellenangebot finden Sie unter: www.internetworld.de/stellenmarkt
Marketing-Experte (m/w)
J. Schmalz GmbH
Glatten
ID 708
Manager (w/m) Digital Marketing TV
The Walt Disney Company
München
ID 707
SEO-Manager Schwerpunkt Linkaufbau (m/w)
UNITO Versand & Dienstleistungen GmbH
Salzburg
ID 704
Mitarbeiter/in Sortiments-/Contentmanagement
im Bereich E-Commerce
HELLWEG Die Profi-Baumärkte GmbH & Co. KG
Dortmund
ID 702
Online & Social Media Executive
Club Méditerranée Deutschland GmbH
Eschborn
ID 701
(Senior) Digital Planner (m/w) in Vollzeit
Mindshare GmbH
Frankfurt am Main
ID 700
DIRECTOR DIGITAL PLANNING (m/w) in Vollzeit
Mindshare GmbH
Frankfurt am Main
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Online Marketing Manager (m/w) B2B / B2C
Villeroy & Boch
Mettlach
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Senior Online Marketing Manager (m/w)
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SZENE
8. Juli 2013
Internet World BUSINESS
45
Nicht ganz über den Wolken
Die Berliner Media-Agentur Pilot feierte stilgerecht in der alten Pan Am Lounge ihr Sommerfest
E
s war ein nahezu idealer Tag, nicht zu
heiß und nicht zu kalt, als sich auf der
Dachterrasse der Pan Am Lounge in der
Berliner Budapester Straße ein illustres
Volk versammelte. Die Gastgeber, die Berliner Dependance der Media-Agentur
Pilot, empfingen Ende Juni rund 200 Gäste
zu ihrem traditionellen Sommerfest. Das
Motto: „Pilot Berlin goes Classic“. Stilgerecht daher der Auftritt der Piloten im
Foto: Pilot Media
Media meets Web: Gastgeber Inatowitz
mit Nicolas Poppitz (United Internet Media)
Lady in Red: Pilotin Tina Ponickau mit
Frank Schubert von Boehringer Ingelheim
Empire und Biedermeier lassen grüßen: Das Team von Pilot Berlin
Fesch im Frack: Christian Inatowitz von
Pilot Berlin mit Sabine Ködel und Roman
Lemmer von der Sparda Bank
Empire-Gewand, passend zum
geschichtsträchtigen Ort. Pan Am –
beim bloßen Klang dieser beiden
Silben breitet sich vor unserem
geistigen Auge eine strahlende
Welt aus: Geschwindigkeit, Luxus,
Eleganz verbinden wir mit der amerikanischen Fluggesellschaft, Wolkenkratzer,
exotische Orte und die unbegrenzte Möglichkeit, auf glamouröse Art die aufregendsten Metropolen der Welt zu bereisen.
Die Gäste indes verreisten nicht: Ein laues
Lüftchen, ein üppiges Buffet und leckere
Drinks, das Ganze verbunden mit netter
Gesellschaft, verleiteten zum Bleiben –
manch einen gar bis 5 Uhr morgens. vg ■
Feiern und lernen
Know-how für Online Shops
Die Radio-Roadshow von RMS und AS&S setzte auf Info und Party
Die E-Commerce-Conference lieferte Basiswissen für Online-Händler
ie Hörfunkspots sich mit dem Webradio-Monitor online schalten lassen, war nur eines der Themen, das RMS
und AS&S Media-Entscheidern bei ihrer
Veranstaltung nahebrachten. Mit ihrer
Roadshow
„Radio.Werbung.Wirkung“
gastierten die beiden Audio-Vermarkter
im Juni in Hamburg, München, Düsseldorf und Frankfurt. Zentraler Programmpunkt war die Vorstellung der neuen gemeinsamen Initiative zur Werbewirkungsforschung „Audioeffekt“. Ach ja, gefeiert
wurde natürlich auch – wie hier beim
■
Finale im Münchner „8 Seasons“. vg
Gut gelaunt:
Florian
Spintler
(Payback),
Manuel
Fuehr (RMS)
Sechs für Hörfunk: Das Moderatorenteam führte durch die Roadshow
Gastgeber:
Elke Schneiderbanger,
AS&S, Florian Ruckert,
RMS
Foto: RMS, AS&S Radio/ Foto Justa
W
W
as tut sich derzeit in Sachen SEO, ist
mein Online Shop darauf vorbereitet und welche Herausforderungen stellt
die neue Multiscreen-Welt an das Design
von Landing Pages im Online Shop? Oder:
Warum haben Web-Händler ganz andere
Probleme als Showrooming? Auf der
Ecommerce Conference am 2. Juli in
München erhielten die rund 140 Teilneh-
mer wieder jede Menge Hintergrundinformationen und Praxistipps, um sich
auf kommende Herausforderungen vorzubereiten. Denn: Perfekt ist niemand –
■
auch nicht die Großen. dz
Mobile-Profi
Bernd Lindemann erklärte
die Komplexität von
Multiscreen
Internet-Veteran Rainer
Wiedmann sieht noch
Potenzial im Multichannel
Erklären Radio: F. Ruckert (RMS), Kathie
Kleff (Ant. Bayern), Oliver Adrian (AS&S)
Rund 140 Teilnehmer
folgten im MaritimHotel in München
den Referenten
SEO-Berater Herbert
Hartung verriet
geheime SEO-Tricks
Fotos: Frank Kemper
Gleiche Sendewelle: Alexander Sempf
(RMS), Thomas Bathelt (Mediaplus)
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MEINUNG
Internet World BUSINESS
8. Juli 2013
14/13
KOMMENTAR
GASTKOMMENTAR
Unendliche
Weiten
„So machen wie Amazon?“
Auf den ersten Blick liest
sich die Meldung wie
ein übertriebener PRGag: Paypal hat eine Initiative zur Entwicklung
von Bezahlverfahren im
Weltraum gestartet –
Paypal Galactic. AbgeseIngrid Lommer,
hen davon, dass natürRedakteurin
lich jeder Star Trek Fan
weiß, dass in den
unendlichen Weiten mit Föderations-Krediten
bezahlt wird: Ist die Weltherrschaft auf dem
Zahlungsmarkt für Paypal nicht genug? Oder soll
die Meldung, die nicht nur in den üblichen Fachblättern, sondern auch im „Spiegel“, „Daily Telegraph“ und der „Bild“ zu lesen war, nur ein
bisschen frischen Wind in den mitunter drögen
Payment-Markt bringen – und auf deutlich irdischere, aber nicht weniger ambitionierte PaypalProjekte hinweisen? Schließlich legt sich die eBayTochter gerade mächtig ins Zeug: Da wird beispielsweise ein vereinfachtes Bezahlverfahren für
den TV-Commerce entwickelt, das den alten Marketer-Traum von der direkt konvertierenden TVWerbung Realität werden lassen könnte. Nicht zu
verachten auch die Paypal‘schen Überlegungen
zu einem sicheren Payment-System für Google
Glass und andere tragbare Internet Devices. Also
doch nur reine PR, die hübsche Idee vom Weltraum-Geld? Wer weiß: Der umtriebige Entrepreneur Elon Musk, einst Mitgründer von Paypal
und dafür bekannt, einen Riecher für ausgefallene Ideen mit Potenzial zu haben, hat die Millionen aus dem Paypal-Verkauf an eBay nicht nur in
Elektroautos (Tesla) und Solarenergie (Solarcity)
investiert, sondern auch in SpaceX, einen Anbieter für Weltraumtourismus. Vor dem Hintergrund
dieser alten Seilschaften wirkt Paypal Galactic auf
einmal nicht mehr ganz so abgespaced – eher
wie eine Idee, deren Zeit noch kommen wird. Na
dann, Paypal: Kurs auf den zweiten Stern von
rechts – und weiter bis zum Morgengrauen.
Warum das Geschäftsmodell des Online-Riesen nicht als Vorlage taugt
W
ir haben den Trend verschlafen – so
oder so ähnlich klingt es in den letzten beiden Jahren, wenn etablierte Handelsunternehmen Bilanz ziehen. Mediamarkt/Promarkt und andere schrumpfen,
Amazon & Co. wachsen. Viele große Handelsunternehmen haben auch schon zwischen 1995 und 2005, dem gefühlten Steinzeitalter des Web, durchaus große Anstrengungen unternommen und mussten dann
doch Amazon das Feld überlassen.
Die „Gewinner“ sehen aber
bei genauer Betrachtung nicht
aus wie richtige Gewinner. Bei
den Umsätzen und Marktanteilen teilen wenige große
Unternehmen das Feld unter
sich auf, aber die Renditen sind
sehr überschaubar. Es dürfte
nie im Interesse eines Handelsunternehmens gewesen sein,
sein stationäres Geschäft mit
Renditen zwischen fünf und
15 Prozent gegen ein Online-Geschäft mit
Renditen zwischen null und fünf Prozent
einzutauschen. Es ist nicht erwiesen, dass
die Marktführerschaft in den verschiedenen Feldern des Online-Handels auch zu
marktführenden Renditen führen kann.
„Wir müssen das so machen wie Amazon“ – diese Aussage fehlt in keinem
Online Workshop, weil Amazon vermeintlich als Gewinner in diesem großen
Neuverteilungsspiel dasteht. Bis dato lässt
sich dagegen kaum etwas sagen, da Amazon aktuell das Handelsmodell mit der
größtmöglichen Effizienz betreibt: Große
Auswahl führt zu guter Customer Experience und damit zu wiederkehrenden Kunden (Traffic). An diesem Traffic wollen
[email protected]
„Nicht besonders clever“
Zum Beitrag „Streitfall Framing“ (Ausgabe
13/2013, Seite 24):
Die Entscheidung, ob ein Video auf anderen
Webseiten gezeigt werden darf oder nicht,
sollte letztlich klar beim Rechteinhaber liegen.
Es gibt Produzenten, deren Interesse einzig
darin liegt, dass sich ein Inhalt verbreitet, weil
in der Situation das Erregen von Aufmerksamkeit die relevante Währung ist. Finanzielle Interessen müssen dabei nicht unbedingt eine
Rolle spielen. Und dann gibt es eine Reihe von
Sendern und Produzenten, für die die Produktion und Vermarktung von Bewegtbild-Inhalten essenzielle Geschäftsgrundlagen darstellen, an dieser Stelle muss man sich für den
Schutz der Urheberrechte aussprechen.
Im beschriebenen Fall hat der Hersteller von
Wasserfiltersystemen allerdings nicht besonders clever agiert, indem er sein Video einfach
auf Youtube eingestellt hat. Er hätte damit
rechnen müssen, dass die Embed-Funktion
auf Youtube genutzt wird, oder aber Vorkehrungen treffen können, dass diese Funktion
deaktiviert wird. Es gibt mittlerweile einige
weitere Verkäufer partizipieren, was wiederum zu mehr Auswahl führt. Beschleunigt wird das Wachstum durch Skaleneffekte (Kostenstruktur), deren Ergebnis
wieder in den Preis investiert wird. So
muss also ein modernes Online-Handelsmodell aussehen.
Das habe ich auf jeden Fall sehr lange
geglaubt, bis ein Baustoffhändler mir
gegenüber einmal trocken bemerkte, dass
ihn das System doch sehr an die Handels-
Alexander Graf
berät Handelskonzerne bei
ihrer E-Commerce-Strategie.
■
www.kassenzone.de
mechanik eines Großmarktes erinnere.
Ich muss ihm recht geben. Amazon ist also
vielleicht nur die Übertragung des Großmarktprinzips auf den Endkunden. Das
soll keineswegs die Leistung von Amazon
schmälern, aber sie dient kaum als Maßstab für zukünftige Geschäftsmodelle im
Handel, die auch ohne Skaleneffekte überleben können müssen.
Interessant wird es, wenn man darüber
nachdenkt, was nach Amazon kommt.
Wenn man den Aussagen vom RakutenGründer Hiroshi Mikitani glaubt, dann
dürfte es vor allem um Themen wie Personalisierung und Big Data gehen. Diese
Argumentation erschließt sich mir nicht,
solange das Angebot nicht essenzielle Bin-
dungseffekte schafft. Wenn Händler nur
noch Transaktionsstätten sind, ist Kundenbindung nahezu unmöglich.
Das gilt auch für Amazon und Zalando.
Findet der Kunde das gewünschte Angebot an anderer Stelle zu einem besseren
Preis, kauft er dort. Ich würde das als Handelswettbewerb in Superlativen beschreiben. Der „Größte“, „Beste“, „Schnellste“
gewinnt. Vor wem muss sich Amazon also
fürchten? Es müsste ein Unternehmen sein,
das entweder selbst als Hersteller agiert
oder aber extrem viele Hersteller nahezu
exklusiv unter Vertrag hat. Die meisten
Hersteller der Konsumgüter, die wir bei
Amazon/eBay erwerben, sitzen heute in
China. Zu den europäischen Händlern
gelangt die Ware meist über den klassischen Handel oder kleine Zwischenhändler, die Ware direkt in China einkaufen.
Diese kleinen Zwischenhändler ordern in
der Regel nicht in der Fabrik, sondern bei
großen Marktplätzen wie Aliexpress.com,
einem Endkunden-Shop der Alibaba
Group. Für die Alibaba Group wird noch
ein Börsengang in diesem Jahr prognostiziert, der bei einer Bewertung zwischen 80
und 120 Milliarden US-Dollar liegt.
Muss sich Amazon nun vor Aliexpress &
Co. fürchten? Kurzfristig natürlich nicht,
aber wenn solche Marktplätze erlauben,
direkt ab Fabrik/Hersteller zu kaufen, dann
verliert Amazon seine Preisführerschaft –
ein Kernsuperlativ des Geschäftsmodells.
Insgesamt gesehen treibt eine solche Entwicklung die Kannibalisierung der klassischen Handelswertschöpfungsstufen noch
ein Stück weiter voran. In dieser Situation
lohnt es sich stärker als je zuvor über die
■
eigenen USPs nachzudenken.
Gehört
Anbieter und/oder Tools, die eine kontrollierte
Syndizierung von Bewegtbild-Inhalten ermöglichen, das heißt, eine Verbreitung und Kapitalisierung der Inhalte bei gleichzeitigem
Schutz der Urheberrechte ist heute schon
möglich. Auch das Geschäftsprinzip von
Snack TV beruht darauf, die Rechte vom Content Owner einzuholen und den Lizenzgebern
ein kontrolliertes und transparentes Umfeld
für die Vermarktung anzubieten.
CHRISTIAN RYMARENKO,
MANAGING DIRECTOR SNACK TV
Ihre Meinung ist uns wichtig!
Haben Sie Kommentare, Vorschläge oder
Kritik? Schreiben Sie einen Leserbrief an
■ [email protected]
Haben Sie sich beruflich verändert? Dann
schicken Sie uns doch eine Nachricht an
■ [email protected]
Fragen zu Ihrem Abo richten Sie bitte an
■ [email protected]
„Gegen Facebook wäre wohl keine Mauer
möglich gewesen.“
EGON KRENZ, von Oktober bis Dezember 1989 letzter Generalsekretär des
Zentrakomittees der SED und Staatsratsvorsitzender der DDR, in einem Gespräch mit der Wochenzeitung „Die Zeit“
„Wenn ein Partner den anderen ausspioniert, gibt es keine
Verhandlungen auf Augenhöhe.“
Linke-Parteichefin KATJA KIPPING fordert drastische politische Konsequenzen
aus der NSA-Datenspionage-Affäre
„Jeder Redakteur will hinter seinem Artikel
ein Plus haben.“
Axel-Springer-Vorstandschef MATHIAS DÖPFNER sieht in der
Einführung einer Bezahlschranke für jounalistische Inhalte ein stimulierendes
Element für die betroffenen Redaktionen
„Man fordert den mächtigsten Staat auf der Erde nicht heraus,
ohne selber angegriffen zu werden.“
GLENN GREEN, der als Journalist des „Guardian“ die Berichte über die Abhöraktionen des
NSA veröffentlichte, berichtet über persönliche Attacken gegen ihn
KLEINER NACHTRAG ZUM BERLINBESUCH:
MR PRESIDENT, WE WILL NEVER
TEAR DOWN OUR FIREWALL.
Wir stehen für Ihre
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Verkauf erfolgt ausschließlich an Gewerbetreibende, Firmen, Freiberufler (Ärzte, Rechtsanwälte etc.),
staatliche Institutionen und Behörden. Thomas-Krenn.AG, Speltenbach-Steinäcker 1, D-94078 Freyung
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