Sturzsyndrom und -prophylaxe - Evangelisches Krankenhaus

Werbung
20.04.2007
Beilage Gesundheitsatlas
Wege aus der „Stolperfalle“ - Sturzprophylaxe im Alter
Das geriatrische Zentrum des Evangelischen Krankenhauses Göttingen-Weende
bietet fachkundige Unterstützung bei der Behandlung und Prophylaxe von
gestürzten und sturzgefährdeten Personen.
Die Zahlen sprechen für sich: mehr als 50 Prozent der über 80-jährigen stürzt einmal im
Jahr. Wer einmal gestürzt ist, läuft Gefahr, erneut zu fallen. Mit einer Mrd. Euro
Direktkosten und drei Mrd. Euro Folgekosten verursachen Stürze aber nicht nur enorme
Aufwendungen. Für die Betroffenen haben sie vor allem eine negative Auswirkung auf die
Lebensqualität. Das Selbstwertgefühl leidet, die Angst vor neuen Stürzen steigt, was
wiederum zu sozialem Rückzug und Inaktivität führen kann. Erneute Stürze sind da
vorprogrammiert.
Gründe für das Stürzen im Alter gibt es viele. Das Gleichgewichtsempfinden kann sich im
Alter ebenso verschlechtern wie das Sehvermögen oder auch die Kraft in den Beinen.
Aber auch die Reaktionsgeschwindigkeit lässt nach. Der Gebrauch von Gehhilfen gehört
gleichfalls zu den Risikofaktoren. Sturzbegünstigende Medikamente oder die Einnahme
von mehr als vier Arzneimitteln reihen sich in die Gruppe der Indikatoren ein. Hinzu
gesellen sich Krankheiten wie Herzrhythmusstörungen, Entzündungen oder
Krampfanfälle, die ebenfalls als Verursacher der Stürze älterer Menschen gelten.
Vorbeugen und therapieren
Zumeist sind Stürze im Alter „Stolperstürze“. Ein Sturz beruht in der Regel auf
verschiedenen Ursachen, was Therapie und Prävention erschwert. Hier setzt das Team
des geriatrischen Zentrums des Evangelischen Krankenhauses Göttingen-Weende an.
Dort werden verschiedene Testverfahren eingesetzt, um die Sturzgefährdung
abzuschätzen.
So wird beispielsweise die Zeit gemessen, die der Patient benötigt, aus einem Stuhl
aufzustehen, drei Meter zu gehen, sich umzudrehen, zurückzukehren und sich wieder zu
setzen. Die Ergebnisse dieses und ähnlicher Tests führen dann zu geeigneten
Therapiemöglichkeiten. Hauptziel ist stets, das sichere Gehen zu fördern und somit das
Risiko (weiterer) Stürze zu verringern.
Der Hausarzt spielt hier ebenfalls eine wichtige Rolle: bei Auftreten der Risikofaktoren
kann er den Patienten vorbeugend für eine Reha-Maßnahme zum Beispiel in der
Tagesklinik des Krankenhauses anmelden, um drohende Stürze und ihre Folgen zu
verhindern.
Das geriatrische Zentrum des Evangelischen Krankenhauses Göttingen-Weende besteht
seit fünf Jahren. In drei Abteilungen (Tagesklinik, Reha-Klinik und Akut-Klinik) stehen
insgesamt 90 Betten, davon 20 in der Tagesklinik, zur Verfügung. Ergotherapeuten,
Physiotherapeuten, Neuropsychologen, Logopäden und Ärzte bringen ihr Wissen und
Können gemeinsam ein, um einen größtmöglichen Behandlungserfolg zu erzielen.
Geriatrie
Die Geriatrie – die Heilkunde vom alternden und alten Menschen – befasst sich mit
Erkrankungen, die bevorzugt im höheren Lebensalter auftreten. Sie berücksichtigt dabei
die gesundheitlichen Bedingungen, denen ältere Menschen unterliegen, wie auch die
altersbedingten Leistungsminderungen und Einschränkungen. Sie bezieht die individuelle
Lebenssituation des Patienten sowie Gegebenheiten seines persönlichen und sozialen
Umfelds in den Behandlungsprozess mit ein.
Das eigene Heim sicher machen
Die eigene Wohnung kann mitunter von Stolperfallen nur so wimmeln. Manchmal genügt
es schon, sich bewusst umzuschauen und Abhilfe zu schaffen. Folgende Ratschläge
helfen, das Risiko für einen Sturz zu senken und den Wohnraum sicher zu halten:
-
-
-
Fußboden – Stehen Möbel ungünstig? Läufer wegnehmen oder rutschsicher
machen. Fußboden frei räumen (keine Kabel lose lassen, Schuhe nicht in den Weg
stellen usw.)
Treppen – Liegt etwas auf den Treppen herum? Sind Stufen locker oder
abgetreten? Ist die Treppe beleuchtet? Sind Geländer angebracht bzw. fest? Sind
Läufer auf der Treppe fest?
Küche – Häufig benutzte Dinge von hohen Regalen/Schränken in Reichweite
aufbewahren. Nicht auf Stühle steigen, um etwas von oben zu holen.
Schlafzimmer – Ist die Nachttischlampe bzw. der Schalter leicht zu erreichen? Für
mehr Sicherheit in der Nacht ein Nachtlicht anbringen, ggf. mit Bewegungsmelder.
Badezimmer – Sind Fußboden oder Badewanne rutschig? Sind Griffe an Wanne
und WC vorhanden?
Dominik Kimyon (HNA) nach einem Interview mit Oberarzt Strüber.
Herunterladen