Jahr100Feier 12. INTERNATIONALES KAMMERMUSIKFESTIVAL NÜRNBERG 6. - 8. September 2013 Rundum abgesichert. Versichern, vorsorgen, Vermögen bilden. Dafür sind wir der richtige Partner. Wir beraten Sie umfassend und ausführlich. Überzeugen Sie sich selbst. Den Allianz Fachmann in Ihrer Nähe finden Sie unter www.allianz.de. 2 12. INTERNATIONALES KAMMERMUSIKFESTIVAL NÜRNBERG 6. - 8. September 2013 Inhalt Programmheft 2013 internationales Kammermusikfestival Nürnberg Grußworte6 Andrew West: Musik von 1913 und mehr 36 Vorwort9 Liedtexte: Alexander von Zemlinsky 38 Kalendarium11 Matinee und Lesung Eröffnungskonzert Freitag, 6. September Sonntag, 8. September 39 13 Maren Zimmermann: Auf der Suche nach ... 1913 40 Liedtexte: Giuseppe Verdi 14 Für Andrew 42 Andrew West: Kammermusik der Jubilare 18 Abschlusskonzert Kreativworkshop der Kunstschule Tube 20 KinderKonzert Samstag, 7. September 22 konzert Wagner Special Samstag, 7. September25 Die Walküre, 1. Akt: Handlung 25 Michael Kerstan: Die ungleichen Brüder 26 Instrumentalkonzert Samstag, 7. September35 Sonntag, 8. September 45 Liedtexte: Richard Wagner 46 Liedtexte: Benjamin Britten 48 Andrew West: Für Queen Mum zum Geburtstag 52 Freunde, Förderer, Sponsoren 54 Die Mitwirkenden 2013 56 Ausblick 2014 63 Impressum64 5 GruSSwort der Kulturreferentin der Stadt Nürnberg Prof. Dr. Julia Lehner Es ist mehr und mehr zur Gewohnheit geworden, bereits in Halbdekadenschritten Jubiläen zu feiern und Gedenktage zu begehen. Die Kürze der Intervalle führt nicht selten zu Häufungen, die das Einzelereignis bisweilen relativieren und seine Bedeutung mitunter neutralisieren. 6 Nicht umsonst spricht man von silbernen oder goldenen Jubiläen, um eben der Besonderheit eines Geschehnisses Ausdruck zu verleihen. Säkularfeiern hingegen kommt eine ganz andere Bedeutung zu, denn sie sind, neben dem Blick zurück auch immer eine momentane Standortbeschreibung. Man kann trefflich darüber streiten, ob 1913 tatsächlich »Der Sommer des Jahrhunderts« im Jahrhundert-Jahr war, weil dies nicht ohne das folgende gedacht werden kann. Man kann vorzüglich darüber diskutieren, welche Bedeutung der kulturellen »Creme dieser Tage« beizumessen ist und ob der Blick auf die kulturelle Avantgarde ausreicht, um zu einem solchen außergewöhnlichen Urteil zu kommen. Ein weiteres Jahrhundert früher ist mit den Geburtstagen von Giuseppe Verdi und Richard Wagner verbunden. Es steht im Fokus nicht nur der Musikliebhaberinnen und -liebhaber. Wenn mit dem 12. Internationalen Kammermusikfestival die kulturelle Herbst-Wintersaison Nürnbergs im Rittersaal der Kaiserburg eröffnet wird, stehen auch hier Werke der Protagonisten der italienischen und deutschen Musik des 19. Jahrhunderts auf dem Programm. Von der Altersgleichheit abgesehen, wurden die beiden Opernreformer von der deutschen wie von der italienischen Musikwelt quasi zu Antipoden stilisiert und insofern ist es umso interessanter, sie nebeneinander zu stellen. Selbstverständlich spielen die Meistersinger von Nürnberg eine besondere Rolle, wenn »Nürnberg Wagner spielt« und auf vielfältige Weise anbietet, sich dem Oeuvre des Meisters zu nähern. Das Wagner-Special und die Wesendonck-Lieder, sein einziges Zeugnis kammermusikalischen Schaffens, sind weitere Teile des musikalischen Programms beim 12. Internationalen Kammermusikfestival Nürnberg. Dass der im Herbst des »Jahrhundert-Jahres« geborene Benjamin Britten mit seinem Birthday-Hansel, ein Liedfolge, die die Queen Elisabeth II. anlässlich des 75. Geburtstags ihrer Mutter in Auftrag gab, zum Festival-Repertoire gehört, erscheint bei der Internationalität der Komponisten und aller Künstlerinnen und Künstler geradezu notwendig. Nomen est omen. Mit hoher Professionalität ausgewählt, mit internationalen Spitzenkräften umgesetzt und mit unermüdlichem Engagement betrieben, werden alle wiederum alles daransetzten, dass diese »Jahr100feier« bestens gelingt. Dafür danke ich von ganzem Herzen. Mein Dank gilt selbstverständlich auch den Freunden des Internationalen KammermusikFestivals Nürnberg, allen, die diese Veranstaltungsreihe unterstützen und fördern. Allen Beteiligten wünsche ich angenehme und anregende Aufführungen. Ich bin mir ganz sicher, dass dieses Musikereignis beim Publikum auch heuer die ihm gebührende Resonanz erfahren wird. GruSSwort der Direktorin der Stadtbibliothek Nürnberg, Elisabeth Sträter Sehr geehrte Besucherinnen und Besucher des Internationalen Kammermusikfestivals Nürnberg, »Musik verbindet uns mit unsichtbaren Fäden«, hat die australische Schriftstellerin Pam Brown einmal geschrieben. Es sind musikalisch-literarische Fäden, die gesponnen werden, wenn die Stadtbibliothek Nürnberg und Kammer Musik Theater International e.V. vom 6. bis 8. September 2013 erstmals gemeinsam zum Internationalen Kammermusikfestival in den Katharinensaal der Stadtbibliothek einladen. Auf die Premiere des Brückenschlags zwischen Musik und Literatur freut sich der Bildungscampus Nürnberg und heißt das 12. Internationale Kammermusikfestival herzlich willkommen. Das dreitägige Programm des Festivals ist genauso facettenreich wie die Stadtbibliothek selbst. Neben einem großen Freihandbestand, den Magazin- und Altbeständen sowie einer Kinder- und Jugendbibliothek lockt die Stadtbibliothek außerdem mit der größten Musikbibliothek Nordbayerns. Das umfangreiche Angebot wendet sich an Instrumentalisten, Musikliebhaber, Tonkünstler und Musizierende. 45 000 Noten, Bücher, Songbooks, CDs und DVDs laden zum Verweilen ein. Komplettiert wird das musikalische Angebot durch ein E-Klavier sowie ein Musikzimmer, wo neu erworbenes oder bereits vorhandenes Wissen gleich vor Ort ausprobiert werden kann. Wir wünschen allen Besucherinnen und Besucher drei wunderbare Konzerttage und unvergessliche Hörerlebenisse im Katharinensaal! 7 GruSSwort des Generaldirektors der Britten-Pears-Stiftung Richard Jarman Nachdem mir Peter Selwyn von seiner Arbeit in Nürnberg berichtet hatte, kam ich im September 2003 nach Nürnberg. Außer einem Kammerkonzert besuchte ich damals eine Aufführung der Oper The Rape of Lucretia von Benjamin Britten, die mir seither nicht mehr aus dem Gedächtnis gegangen ist. Obwohl es keine vollszenische Produktion war, hinterließ sie einen bleibenden Eindruck, weil die Aufführenden sich so sehr eingesetzt hatten und auch, weil das Stück im Dokumentationszentrum der Kongresshalle stattgefunden hatte. Die Oper handelt schließlich von einem Diktator, der seine Macht missbraucht und Unschuldige schädigt. Dieses Stück in einem Raum zu sehen, der für Hitler entworfen wurde, war überaus beeindruckend. 8 Leider ist es mir seither nicht mehr gelungen, in die Stadt zurückzukehren, aber mir ist bewusst, welche außergewöhnliche Arbeit Peter Selwyn, Andrew West, Frances Pappas, Dorle MessererSchmid und ihre Mitstreiter all die Jahre geleistet haben, um Brittens Musik in Nürnberg zum Leben zu verhelfen, wie der Kammeroper The Turn of the Screw, der Community Opera Noye’s Fludde und vielen weiteren Theater- und Instrumentalstücken. Das Publikum des Nürnberger Kammermusikfestivals hatte die einzigartige Gelegenheit, die außergewöhnliche Bandbreite von Brittens Arbeit zu entdecken und auf einem hohen Qualitätsniveau zu hören. Britten wird nun überall in der deutschsprachigen Welt gespielt und ist als einer der großen Komponisten des 20. Jahrhunderts anerkannt, auch dank der ausdauernden Arbeit der inspirierenden Musiker, die mit Peter Selwyn hier zusammenarbeiten und der Unterstützung, die sie von der Stadt erhalten. Für diesen Einsatz danke ich herzlich und sende meine Grüße mit den besten Wünschen für ein gelungenes Kammermusikfestival 2013. Vorwort von Andrew West Liebe Freunde, unsere Hundertjahrfeier hat eine andere Form als die vorherigen Festivals: statt einer Woche mit Abendkonzerten werden wir unsere Energien auf ein intensives Wochenende konzentrieren, und damit hoffen wir auch, dass wir Sie öfter bei uns begrüßen können als dies sonst in einer geschäftigen Arbeitswoche möglich war. Das Festival eröffnen wir mit unserem inzwischen traditionellen Konzert bei Kerzenlicht auf der Burg, aber alle weiteren Konzerte finden im Katharinensaal statt, der am ganzen Wochenende unser Stammplatz ist. Auch unser Festivalmotto zeigt sich diesmal aus einer ungewöhnlichen Perspektive: anstatt die Musik eines bestimmten Landes zu präsentieren, feiern wir die zufällig zusammenfallenden runden Geburtsjahre verschiedener Komponisten. Benjamin Britten, fast schon ein ‚Ehren-Schirmherr’ unseres Festes, wurde vor 100 Jahren geboren; Richard Wagner, mit dem Nürnberg eine ähnlich enge Beziehung hat, kam vor 200 Jahren zur Welt, genau so wie Giuseppe Verdi, ein anderer Gigant der Oper, wenn auch mit einem völlig anderen Charakter, wie Michael Kerstan ab Seite 24 erläutert. Wir freuen uns darauf, die Lieder und Kammermusikstücke dieser drei großen Komponisten mit Ihnen gemeinsam zu entdecken. Auf keinen Fall aber wollen wir auf die Gelegenheit verzichten, einen Teil einer Wagner-Oper aufzuführen! Mit Ronald Samm, der kürzlich in England einen großen Erfolg als Verdis Otello feiern konnte, und Gweneth-Ann Jeffers kehren zwei der hervorragendsten jungen Sänger Englands zu uns zurück, um mit dem Dirigenten Peter Selwyn den 1. Akt der Walküre aufzuführen, und zu ihnen gesellt sich Kammersänger HeinzKlaus Ecker, den wir glücklicherweise gewinnen konnten, für uns aus dem Ruhestand zurück auf die Bühne zu kommen. Unser Kinderkonzert nutzt das Thema Geburtstag, um am Samstagnachmittag eine lebhafte, interaktive Stunde anzubieten, während unsere von Maren Zimmermann gestaltete Lesung mit Musik am Sonntagmorgen einen erweiterten Blick auf das Jahr 1913 ermöglicht, dem Vorkriegsjahr, in dem neue Strömungen in Politik und Kunst, Literatur und Musik an Bedeutung gewannen. Wir wünschen Ihnen ein unterhaltsames und anregendes Festival! 9 Kalendarium 6. - 8. September 2013 Eröffnungskonzert Freitag, 06.09.2013, 20 Uhr Rittersaal der Kaiserburg bei Kerzenlicht Wagner – Meistersinger Vorspiel zu vier Händen VERDI – Romanzen BRITTEN – Sonate für Violoncello und Klavier BEETHOVEN – Klaviertrio op. 1 Nr. 1 Samstag, 07.09.2013, 14.30 Uhr Katharinensaal ... WIR HÄTTEN DICH SONST SEHR VERMISST! Ein Geburtstagsfest mit viel Musik und zum Mitmachen in Kooperation mit der akademie : der steg und der Stadtbibliothek Nürnberg WAGNER SPECIAL WAGNER – Walküre 1. Akt – Gesang und Klavier KINDERKonzert Samstag, 07.09.2013, 17 Uhr Katharinensaal InstrumentalKonzert Samstag, 07.09.2013, 20 Uhr Katharinensaal Matinee Lesung Sonntag, 08.09.2013, 11 Uhr Katharinensaal Abschlusskonzert Sonntag, 08.09.2013, 19 Uhr Katharinensaal Britten – Oboenquartett Beethoven – Klaviertrio op. 1 Nr. 2 Strawinsky – Le Sacre du Printemps zu vier Händen 1913. Ein Musikalisch-literarischer Streifzug durch ein besonderes Jahr Debussy – Syrinx Strawinsky – Auszüge aus Le Sacre du Printemps zu vier Händen Zemlinsky – Lieder Texte von 1913 – In Kooperation mit der Stadtbibliothek Nürnberg Beethoven – Klaviertrio op. 1 Nr. 3 Wagner – Wesendonck Lieder Britten – Geburtstags-Hansel Verdi – Streichquartett 11 Eröffnungskonzert im Rittersaal der Kaiserburg bei kerzenlicht Freitag, 6. September – 20:00 Uhr RICHARD WAGNER GIUSEPPE VERDI BENJAMIN BRITTEN (1813-1883) (1813-1901) (1913-1976) Vorspiel zu Die Meistersinger von Nürnberg (1868) Romanzen Sonate für Violoncello und Klavier C-Dur op. 65 (1961) von Carl Tausig bearbeitet für Klavier zu 4 Händen Sehr mäßig bewegt Andrew West, Peter Selwyn – Klavier Brindisi Nell'orror di notte oscura Non t'accostar all'urna La seduzione Stornello Tara Venditti – Mezzosopran Rita Kaufmann – Klavier Dialogo Scherzo – Pizzicato Elegia Marcia Moto perpetuo Gemma Rosefield – Violoncello Andrew West – Klavier Pause LUDWIG VAN BEETHOVEN (1770-1827) Klaviertrio op.1 Nr.1 in Es-Dur (1795) Allegro Adagio cantabile Scherzo (Allegro assai) & Trio Finale (Presto) Benjamin Nabarro – Violine Gemma Rosefield – Violoncello Andrew West – Klavier Präsentiert von VR Bank Nürnberg und Aktion Kulturallianzen, ein Projekt der Allianz Kulturstiftung. Das Konzert wird vom Bayerischen Rundfunk für BR Klassik mitgeschnitten. 13 Liedtexte: Romanzen Giuseppe Verdi Brindisi Trinkspruch NELL’ORROR DI NOTTE OSCURA 6 Romanzen 1845, Nr. 6 Andrea Maffei 1798 - 1885 6 Romanzen 1845, Nr. 6 deutsch von Michael Kerstan 6 Romanzen 1938, Nr. 4 Carlo Angiolini Mescetemi il vino! Tu solo, o bicchiero, Fra gaudi terreni non sei menzognero, Tu, vita de' sensi, letizia del cor. Amai; m'infiammaro due sguardi fatali; Credei l'amicizia fanciulla senz'ali, Follia de' prim'anni, fantasma illusor. Schenkt mir Wein ein! Nur du, o mein Becher, Bist unter irdischen Freuden kein Lügner, Du, Leben der Sinne, Herzensfreud’. Ich liebte; mich entflammten zwei fatale Blicke; Ich glaubte an unschuldige Kinderliebe, Verrücktheit der Jugend, Trugbilder nur. Nell'orror di notte oscura, Quando tace il mondo intier, Del mio bene in fra le mura Vola sempre il mio pensier. Mescetemi il vino, letizia del cor. Schenkt mir Wein ein, des Herzens Freud. L'amico, l'amante col tempo ne fugge, Ma tu non paventi chi tutto distrugge: L'età non t'offende, t'accresce virtù. Sfiorito l'aprile, cadute le rose, Tu sei che n'allegri le cure noiose: Sei tu che ne torni la gioia che fu. Der Freund, der Liebste, alsbald verschwindet, Doch du fürchtest nicht, was alles zerstöret: Das Alter spottet nicht deiner, dir wächst Tugend zu. Verblüht der April, die Rosen gefallen, Du linderst mir die lästigen Kuren: Du bringst Freude wieder, die es einst gab. Mescetemi il vino, letizia del cor. Schenkt mir Wein ein, des Herzens Freud. Chi meglio risana del cor le ferite? Se te non ci desse la provvida vite, Sarebbe immortale l'umano dolor. Mescetemi il vino! Tu sol, o bicchiero, Fra gaudi terreni non sei menzognero, Tu, vita de' sensi, letizia del cor. Wer heilte besser die Wunden des Herzens? Wenn du uns nicht gäbst die nützliche Rebe, Wäre unsterblich der menschliche Schmerz. Schenkt mir Wein ein! Nur du, o mein Becher, Bist unter irdischen Freunden kein Lügner, Du, Leben der Sinne, Freude des Herzens 14 E colei che tanto adoro Forse ad altri il cor donò; Ciel, per me non v'ha ristoro, Io d'ambascia morirò. Quando in terra il giorno imbruna Il mio spirto apparirà Ed il raggio della luna Fosco fosco si vedrà. D'un amante moribondo, D'un tradito adorator, Udirà l'intero mondo Il lamento del dolor. E d'amore nella storia Sarà scritto ognor così: Maledetta la memoria Di colei che lo tradì! Im Grauen der dunklen Nacht Non t'accostar all'urna Komm' dem Grab nicht nahe 6 Romanzen 1938, Nr. 4 deutsch von Michael Kerstan 6 Romanzen 1938, Nr. 1 Jacopo Vittorelli 1749-1835 6 Romanzen 1938, Nr. 1 deutsch von Michael Kerstan In dem nächtlich-dunklen Grauen, Wenn endlich schweigt die ganze Welt, Flieht von der Ruhe in den Mauern Stets dein Gedanke fort von mir. Non t'accostar all'urna, Che il cener mio rinserra, Questa pietosa terra È sacra al mio dolor. Komm’ dem Grab nicht nahe Das umschließet meine Asche, Dieser mitleidvolle Boden Ist heilig mir in meinen Schmerz. Und jene, die ich so anbete, Schenkt’ anderen vielleicht ihr Herz; Himmel, mir gibst du keine Labung, Sterben werd’ vor Kummer ich. Odio gli affanni tuoi, Ricuso i tuoi giacinti; Che giovano agli estinti Due lagrime, due fior? Ich, ich hasse deine Ängste, Verweig’re deine Hyazinthen; Was helfen denn den Ausgelöschten Tränen oder Blumen nur? Wenn auf der Welt der Abend dämmert, Wird erscheinen mir mein Geist Und den trüben Strahl des Mondes Wird man düster, drohend seh’n. Empia! Dovevi allora Porgermi un fil d'aita, Quando traéa la vita Nell’ansia e nei sospir. Böse! Musstest du mir wirklich Einen Rettungsstrohhalm reichen, Als das Leben mir alleine Sorgen nur und Seufzer bot? Von dem todgeweihten Liebsten, Dem verrat’nen treuen Freund, Wird die ganze Welt vernehmen Nur sein Schmerzensklagelied. A che d'inutil pianto Assordi la foresta? Rispetta un'ombra mesta, E lasciala dormir. Für wen durch dein sinnloses Weinen Soll denn wohl der Wald ertauben? Respektier den Trauerschatten Und lass ihm seine Ruh’. In der Geschichte von der Liebe Wird allzeit geschrieben stehn: Verflucht sei alles, was erinnert An jene, die ihn so verriet! 15 La Seduzione Die VErführung 1839 Luigi Balestra 1808-1863 deutsch von Michael Kerstan Era bella com'angiol del cielo, Innocente degl'anni sul fiore, Ed il palpito primo d'amore Un crudele nel cor le destò. Sie war himmlisch schön gleich einem Engel, Unschuld bestimmte ihre Blütejahre, Und das erste Beben einer Liebe Erregte ihr ein Grausamer im Herz. Inesperta, fidente ne' giuri, Sè commise all'amante sleale; Fu sedotta! e l'anello nuziale, Poveretta, ma indarno invocò. Unerfahren und auch voll Vertrauen Folgte sie dem Liebesschwindler; Verführung war’s! Vergeblich forderte die Arme Am Ende noch den Ehering. All'infamia dannata, allo scherno, Nove lune gemé la tradita; Poi, consunta dal duolo la vita, Pregò venia al crudele e spirò. Unter dem Gespött und der Gemeinheit litt die Betrogene neun Monde; Dann, vom Lebensschmerz verschlissen, bat sie den Bösen um Verzeihung und verschied. Ed il frutto del vil tradimento Nel sepolcro posogli d'appresso; Là non sorse una croce, un cipresso, Non un sasso il suo nome portò. Und die Frucht des elenden Verrates Wurde neben ihr ins Grab geworfen; Doch kein Kreuz, keine Zypresse gab es, Und ihren Namen trug kein Stein. 16 Stornello Abzählvers 1869 Anon deutsch von Michael Kerstan Tu dici che non m'ami... anch'io non t'amo... Dici non vi vuoi ben, non te ne voglio. Dici ch'a un altro pesce hai teso l'amo. Anch'io in altro giardin la rosa coglio. Du sagst, du liebst mich nicht... ich liebe dich auch nicht ... Du sagst, du magst mich nicht, ich will dich gar nicht. Du sagst, du hast einen anderen Fisch an der Angel. Auch ich pflücke Rosen in einem anderen Garten. Anco di questo vo'che ci accordiamo: Tu fai quel che ti pare, io quel che voglio. Son libero di me, padrone è ognuno. Servo di tutti e non servo a nessuno. So treffen wir also die Übereinkunft: Mach, wie’s dir beliebt, ich mach, was ich will. Wir sind unabhängig, und Chef ist ein jeder, eines jeden Diener und niemandem dienend. Costanza nell'amor è una follia; Volubile io sono e me ne vanto. Non tremo più scontrandoti per via, Né, quando sei lontan mi struggo in pianto. Come usignuol che uscì di prigionia Tutta la notte e il dì folleggio e canto. Beständige Liebe ist eine Verrücktheit; Flatterhaft bin ich, wofür ich mich rühme. Ich zitt’re nicht mehr, wenn unterwegs ich dich sehe, und wenn du fern bist, muss ich nicht mehr weinen. Gleich der Nachtigall, befreit aus dem Kerker tobe ich ausgelassen durch Nacht und Tag und singe. Margherita Barezzi, Verdis erste Ehefrau 17 Kammermusik der Jubilare von Andrew West Die Oper Die Meistersinger von Nürnberg unterscheidet sich deutlich von den übrigen Werken Wagners. Sie spielt als einzige in einer konkreten Zeit und einem konkretem Raum und konzentriert sich viel stärker auf eine Tonart als die anderen. Das strahlende C-Dur, mit dem die Oper beginnt, kündet von der Würde und dem gesunden Seelenzustand ihres Sujets, und der Gebrauch von Choral und Kontrapunkt sind ein wohlüberlegter Widerhall des archaischen, mittelalterlichen Schauplatzes. Der polnische Komponist und Pianist Carl Tausig, der das Vorspiel für Klavier zu vier Händen arrangiert hat, war einer der Lieblingsschüler von Franz Liszt. Er richtete später noch etliche der Wagner-Opern für Klavier ein und wurde einer seiner glühendsten Anhänger. Als er im jungen Alter von 29 Jahren starb, war er Gründer und Geschäftsführer des Patronatsvereins für die Errichtung des Bayreuther Festspielhauses. 18 Benjamin Britten kam die Idee zu seiner Sonate für Violoncello und Klavier in den Sinn, als er den russischen Cellisten Mstislav Rostropowitsch im September 1960 nach einem Konzert in der Londoner Royal Festival Hall kennen gelernt hatte. Tags darauf stimmte er zu, die Sonate zu schreiben, die er bereits vier Monate später beendete. Die beiden Männer wurden enge Freunde – Rostropowitsch kaufte sich ein Haus in Aldeburgh und spielte häufig auf Brittens Sommerfestival; 1963 bereisten sie gemeinsam die Sowjetunion. Im Verlauf der folgenden zehn Jahre schrieb Britten fünf größere Werke für den russischen Kollegen. Für beide, Wagner und Verdi, stand natürlich die Oper im Zentrum ihres kreativen Schaffens. Wagner hatte ganz bewusst der mächtigen deutschsprachigen Tradition des Kunstlieds den Rücken gekehrt; in Italien hingegen, wo die Oper völlig dominierte, gab es eine solche Tradition überhaupt nicht. Die Liedsammlungen, die Verdi mit Klavierbegleitung komponierte, waren oftmals Geschenke für Damen der Gesellschaft, die bei formlosen Empfängen im Anschluss an seine Opernabende aufgeführt wurden. Diese Anlässe verlangten Einfachheit, und musikalisch von Belang ist in den Liedern einzig und allein die Gesangslinie, die von den Ausführungen des Klaviers hauptsächlich unterstützt und weniger charakterisiert oder kommentiert wird. Die Sonate hat fünf kurze Sätze. An den ruhelosen Dialog schließt sich ein verspieltes Scherzo an, das im Cello wie die Schrammelmusik einer Gitarre klingt. Die Elegie ist das ruhige, seelenvolle Zentrum des Stücks, darauf folgen ein Marsch, in dem das Cello sich in eine Zigeunergeige verwandelt, und das virtuose Moto Perpetuo. Die Opuszahl von Beethovens drei frühesten Klaviertrios führt etwas in die Irre. Als sie im Jahr 1795 veröffentlicht wurden, waren die beiden ersten Klavierkonzerte bereits uraufgeführt worden, und das »opus« unterstreicht hauptsächlich, dass Beethoven sie für gut befunden und ihren Wert anerkannt hatte. Jedes dieser drei Trios ist ein großformatiges Werk mit vier Sätzen, das beeindrucken sollte; im Wesen sind die drei Stücke jedoch ziemlich unterschiedlich. Opus 1 Nr. 1 besitzt ungehemmte Vitalität und Frische, was es als Werk eines jungen Komponisten kennzeichnet; sein geistreiches Finale ist besonders überwältigend. Ins Deutsche übertragen von Michael Kerstan 19 Kreativworkshop für Kinder und Jugendliche Workshops für Kinder mit Berit Klasing Unter dem Titel ...wir hätten dich sonst sehr vermisst! laden wir in Kooperation mit der akademie : der steg und der Stadtbibliothek Nürnberg zu einer musikalischen Geburtstagsfeier der besonderen Art ein. Insektenstücke von Benjamin Britten, der heuer 100 Jahre alt geworden wäre, ist eines der Werke, die auf dem Kinderkonzert präsentiert werden. Deshalb stehen der Grashüpfer und die Wespe für die bildnerische Umsetzung Pate. Die Künstlerin Berit Klasing hat bereits mit Schülerinnen und Schülern der Waldorfschule in Wendelstein und Hortkindern aus Nürnberg an der Ausgestaltung des Kinderkonzertes im Rahmen des Festivals gearbeitet. Im September bietet die Stadtbibliothek an drei Tagen ebenfalls Workshops mit Berit Klasing an, bei denen sich Kinder an der fantasievollen Gestaltung des Raumes für das Kinderkonzert beteiligen können. Das musikalische Geburtstagsfest feiern wir am Samstag, 07. September 2013 im Katharinensaal. 20 Dienstag, 3. September 2013 Workshop 9.00 - 11.00 Uhr Mittwoch, 4. September 2013 Workshop 14.00 - 16.00 Uhr Donnerstag, 5. September 2013 Workshop 9.00 - 11.00 Uhr für jeweils 8 Kinder im Alter von 6-12 Jahren Stadtbibliothek Nürnberg, 3. Stock Kinderabteilung 2013 werden viele runde Geburtstage von vielen berühmten Komponisten gefeiert. Die Namen der Komponisten sind unter anderem Richard Wagner, Giuseppe Verdi (beide 200 Jahre) und Benjamin Britten (100 Jahre). Die Geburtstagskinder sind zwar schon ziemlich alt, aber die Musik, die sie komponiert haben, ist über all die Jahre sehr jung geblieben. Oder anders gesagt: jedesmal, wenn man sie hört, ist sie immer wieder frisch und neu und viele Menschen können nicht genug von ihr bekommen. Es ist ein bisschen so wie mit Schokolade, Eis oder Süßigkeiten... Eines der »Geburtstagskinder« ist aber kein Komponist, sondern eine Komposition: Le Sacre du Printemps von Igor Fjodorowitsch Strawinsky, einem russisch-französisch-US-amerikanischen Komponisten. Le Sacre du Printemps (ungefähr: Lö sakr dü präntoh) ist eine berühmte Ballettmusik und wurde zum ersten Mal 1913 öffentlich aufgeführt – also vor genau 100 Jahren. Über seine Musik sagt der Komponist selbst: »Im ‚Sacre du Printemps‘ wollte ich die leuchtende Auferstehung der Natur schildern, die zu neuem Leben erweckt wird […] , die Auferstehung der ganzen Welt.« Wir möchten auf der Geburtsagfeier nicht nur Musik hören, sondern auch Geschichten vorlesen, tanzen und gemeinsam singen. Und damit feiern wir den größten Geburtstag überhaupt: den der Natur selbst, die jedes Jahr aufs Neue nach einem langen Winter zu neuem Leben erwacht. Und davon können wir alle nicht genug bekommen, denn mit den Schmetterlingen, den Blumen und der wärmenden Sonne wachen auch unsere Lebensgeister auf und, obwohl es sich jedes Jahr wiederholt, ist es immer wieder neu und aufregend. Komm, feier mit uns, wir würden dich sonst sehr vermissen! Das alles wollen wir in einer feierlichen Umgebung tun, und deshalb hat die Künstlerin Berit Klasing mit einigen Kindern und Jugendlichen eine besonders tolle Ausgestaltung für den Raum vorbereitet! . t s s i m r e v r h e s t s n o s h c i D n e t t ä h Wir Kinderkonzert Katharinensaal Samstag, 07. September – 14:30 Uhr BENJAMIN BRITTEN Nikolai Rimski-Korsakow Robert Schumann (1913-1976) (1844-1908) (1810-1856) Two Insect Pieces (Zwei Insektenstücke) (1935) Der Hummelflug (1899/1900) 2 Lieder aus Liederalbum für die Jugend op. 79 (1849) The Grasshopper (Der Grashüpfer) The Wasp (Die Wespe) t s e f s g a t s t Ein G. e. b. u. r. . . . . . . . . . . . . ..... ik s u M l e i v t i m n e h c a m t i M m u z d n u Igor Strawinsky (1882-1971) Ausschnitte aus Le Sacre du Printemps (1913) Michael O' Donnell - Oboe Wolfgang Pessler - Fagott Frances Pappas - Mezzosopran Andrew West, Philip Moore - Klavier Riikka Läser mit Kindern des Kindergartens St. Sebald - Tanz Gero Nievelstein - Konzept und Moderation In Kooperation mit der akademie : der steg und der Stadtbibliothek Nürnberg 23 Wagner Special Katharinensaal Samstag, 07. September – 17:00 Uhr Richard Wagner (1813-1883) Die Walküre Akt 1 (1856) Gweneth-Ann Jeffers - Sieglinde Ronald Samm – Siegmund Ks. Heinz-Klaus Ecker – Hunding Peter Selwyn - Klavier Anna Stiepani - Szenische Gestaltung Die Walküre 1. Akt - Handlung Während eines Sturmes sucht Siegmund der Wälsung, der von Feinden durch den Wald gejagt wird, Schutz in einem ihm unbekannten Haus. Sieglinde findet den Fremden vor dem Kamin liegen, und die beiden fühlen sich sofort zueinander hingezogen. Bald werden sie jedoch von Sieglindes Mann Hunding unterbrochen, der den Fremden nach seinem Namen fragt. Siegmund nennt sich »Wehwalt« und erzählt ihnen von einem Leben voller Unglück (»Friedmund darf ich nicht heißen«), muss jedoch feststellen, dass Hunding ein Verwandter seiner Feinde ist. Bevor er sich schlafen legt, sagt Hunding seinem Gast, dass sie am Morgen einen Kampf bis auf den Tod führen werden. Als er allein ist, ruft Siegmund seinen Vater Wälse um das Schwert an, das er ihm einst versprochen habe. Sieglinde tritt wieder auf; sie hat Hunding einen Schlaftrunk verabreicht. Sie erzählt ihm von ihrer Hochzeit, bei der ein einäugiger Fremder ein Schwert in den Baum gerammt habe, das seither niemand habe herausziehen können (»Der Männer Sippe«). Sieglinde gesteht Siegmund, wie unglücklich sie ist. Er umarmt sie und schwört, sie von ihrer erzwungenen Ehe zu Hunding zu befreien. Im Mondlicht vergleicht Siegmund ihre Gefühle mit der Verbindung von Liebe und Frühling (»Winterstürme«). Sieglinde redet ihn mit »Frühling« an (»Du bist der Lenz«), fragt ihn aber, ob sein Vater wirklich »Wolf« hieß, wie er behauptet hatte. Als Siegmund seinen Vater stattdessen Wälse nennt, erkennt Sieglinde ihn als ihren Zwillingsbruder. Er zieht das Schwert aus dem Baum und nimmt Sieglinde als Braut, über die Vereinigung der Wälsungen frohlockend. 25 Die ungleichen Brüder von Michael Kerstan Der Vergleich zwischen Giuseppe Verdi und Richard Wagner ist spätestens seit den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts ein Dauerthema des Musikjournalismus, und aus gegebenem Anlass werden hier einige Aspekte der Beziehung dieses ungleichen Paares noch einmal zusammengefasst. Sie mochten sich nicht, soviel ist sicher, obwohl sie sich niemals persönlich begegnet sind. Und so verfolgte einer misstrauisch-eifersüchtig das Wirken des anderen. Vielleicht waren beide zu unterschiedlich für eine Begegnung mit einem konstruktiven Verlauf. Obwohl gleichaltrig, obwohl im gleichen Beruf tätig, und in diesem hauptsächlich in der Gattung Oper sich bewegend und ähnliche Ziele verfolgend, gibt es mehr noch, was beide unterscheidet. 26 Bürger und Bauer Das fing schon bei der Geburt an. Richard Wagner, der etwas Ältere, wurde am 22. Mai 1813 als neuntes Kind in eine Großfamilie hinein geboren, ihm folgte später noch eine Halbschwester. Die Mutter war eine Bäckerstochter, der Vater ein Polizeiaktuarius, also ein Schreiber oder Protokollant bei der Polizei, als Beamter eine bürgerliche Existenz. Und Richard war ein Großstadtkind, das aufgrund familiärer Verhältnisse öfter umziehen musste – schon nach dem ersten Lebensjahr (und nach dem Tod des Vaters) stand ein Umzug von Leipzig nach Dresden an, wo die Mutter den Dichter, Maler und Schauspieler Ludwig Geyer heiratete. Dieser starb, als Richard acht Jahre alt war, was einen weiteren Umzug bedeutete, nach Eisleben. Mit neun Jahren kam er auf die Kreuzschule nach Dresden, wo er auch blieb, als die Familie nach Prag übersiedelte (wo seine Schwester Rosalie ein Engagement als Schauspielerin antrat). Hingegen kehrte er 1827, mit 14 Jahren, nach Leipzig zurück, um zunächst die Nikolaischule, dann die Thomasschule zu besuchen. Sein Vorbild wurde der Onkel Adolph Wagner, ein Philologe, Sophokles-Übersetzer und Brieffreund Goethes. Mit 16 Jahren, nach dem Besuch einer Fidelio-Aufführung mit der Sängerin Wilhelmine Schröder-Devrient in der Titelrolle, stand ihm sein Berufsziel klar vor Augen: Musiker zu werden. Alsbald folgten schon die ersten kleinen Kompositionen von ihm. Mit 18 Jahren nahm er Kompositionsunterricht beim damaligen Thomaskantor. 27 Von Giuseppe Verdi ist nicht einmal das genaue Geburtsdatum bekannt, es muss der 9. oder 10. Oktober 1813 gewesen sein. Einfache ländliche Verhältnisse, sein Vater Carlo war Gastwirt und Kleinbauer, prägten seine Kindheit auf dem Dorf Le Roncole (heute als Vorort nach Busseto eingemeindet) im Herzogtum Parma. Im Dorfe war sein musikalisches Talent früh aufgefallen (mit vier Jahren erhielt er den ersten Unterricht an der Orgel), und ein Mäzen, Antonio Barezzi, unterstützte ihn dabei, das Gymnasium in Busseto zu besuchen. Im Alter von neun Jahren spielte er sonntags die Orgel in Le Roncole, ab dem 12. Lebensjahr nahm er Kompositionsunterricht, und mit 16 Jahren wurde Giuseppe Aushilfsdirigent der Società filarmonica in Busseto. Nachdem das Mailänder Konservatorium seine Aufnahme 1832 abgelehnt hatte, wurde er Organist und kurz darauf Musikdirektor in Busseto und nahm Privatunterricht in Kontrapunkt und Operngestaltung. Geburtshaus Wagners Geburtshaus Verdis Die Mühen der Ebene Wagner absolvierte auf seinem Weg zum Ruhm die mühselige Ochsentour durch die Provinz (1833 Würzburg, Chordirektor; 1835 Magdeburg, Musikdirektor; 1837 Königsberg, Musikdirektor und Riga, Kapellmeister), ehe er sich 1839 in Paris niederließ. Der Versuch, seine Musik dort durchzusetzen, endete in einem Fiasko, und er kehrte nach 28 Dresden zurück. Dort feierte er 1842 einen triumphalen Erfolg mit der Uraufführung seiner Oper Rienzi, was ihm zu einer Position als KöniglichSächsischer Hofkapellmeister verhalf. Seine Hochzeit mit der Schauspielerin Minna Planer fand übrigens im selben Jahr wie die von Giuseppe Verdi statt, 1836. Verdis Leben spielte sich im Wesentlichen zwischen Busseto und Mailand ab, von seiner äußerst regen Reisetätigkeit einmal abgesehen. Er baute auf Sicherheit und übernahm in Busseto zunächst die Stelle des Musikdirektors (1834) und zwei Jahre später die des »Maestro per la Scuola di Musica« und heiratete die Tochter seines Gönners in Busseto, Margherita Barezzi. Wagner wechselte fünfzehn Mal seinen Wohnort, zwischen dem Leben als freischaffender Künstler und einer Festanstellung pendelnd, zuweilen auch auf der Flucht (1849 aus Dresden, wo er auf der Seite der Republikaner Revolution betrieb; 1864 aus Wien wegen drohender Verhaftung aufgrund seiner unbezahlten Rechnungen) und weihte erst 1874, neun Jahre vor seinem Tode, die Villa Wahnfried in Bayreuth ein. 1873 wurde das Richtfest für das Festspielhaus gefeiert. Wagner brachte seine Honorare von ausgedehnten Konzertreisen ein, gründete Wagner-Gesellschaften zur Finanzierung des Programms (ausschließlich eigene Werke), sammelte Spenden und bettelte sowohl Bismarck als auch König Ludwig II an. Man darf annehmen, dass sein Nomadisieren auch mit der Flucht vor einem bürgerlichen Leben zu tun hatte, zu dem für ihn wohl auch die Ehe gehörte. Von ihm sind verschiedene amouröse Beziehungen bekannt, so die mit der Weinhändlersgattin Jessie Laurot im Jahr 1850 (mit der er eine Flucht nach Griechenland plante), mit Mathilde Wesendonck 1857, eine Affäre, die zur Trennung von Minna führte und mit Cosima von Bülow, geb. Liszt ab 1862, mit der er drei Kinder hatte und die er schließlich 1870, vier Jahre nach dem Tode Minnas und nach der Scheidung Cosimas von von Bülow, heiratete. Verdi schien hingegen eine bürgerliche Existenz zu suchen, am besten in der Nähe seines Geburtsorts, wo die Menschen seinen sozialen Aufstieg am ehesten anzuerkennen vermochten. Er lehnte sogar 1871 das Angebot ab, die Leitung des Konservatoriums von Neapel zu übernehmen. Schon im Alter von 35 Jahren hatte er das Domizil für restlichen 63 Jahre seines Lebens gefunden, Sant’Agata bei Busseto. Künftig investierte er seine Honorare in dieses Landgut, das er Zug um Zug ausbaute und dessen Einnahmen ihm erlaubten, sich ab 1873 als Rentier (also Privatier) zu betrachten. Im selben Jahr begann er, mit eigenen Mitteln, in Mailand ein Altersheim für Musiker (»Casa di riposo per musicisti«) zu bauen. Verdis Ehefrau Margherita starb 1840, und erst 1859 heiratete er erneut, es war die Sopranistin Giuseppina Strepponi, mit der er bereits 1847 eine Beziehung eingegangen war und die 1897 an einem Schlaganfall starb. Sie war die Abigaille bei der Uraufführung von Nabucco gewesen. Von ihm ist nur eine Affäre bekannt, die mit der Sopranistin Teresa Stolz (Aida an der Scala). Ihrem Verhältnis zum Bürgertum entspricht das politische Engagement der beiden Komponisten. Beide fühlten irgendwie eine Notwendigkeit, sich antimonarchistisch und pro-national zu betätigen. Während dieses Gefühl bei Richard Wagner schon 1848 auf den Barrikaden in Dresden endete und sich fortan nur noch in schriftlichen Einlassungen manifestierte, war Verdi auch hier der Mensch für die kleinen Schritte, d.h. er vertrat für einige Jahre die Kleinstadt Busseto als Abgeordneter im Provinzparlament in Parma, wurde 1861 als Abgeordneter ins erste italienische Parlament gewählt und 1874 zum Senator des Königreichs Italien ernannt. In die italienische Revolution brachte er sich mit künstlerischen Mitteln ein: In der »Schlacht von Legnano« besiegen die lombardischen Städte Friedrich Barbarossa. Eher zufällig wurde er zum Symbol des Risorgimento; der Schlachtruf VIVA VERDI (die Vignette »VV« kann man noch heute gelegentlich an verwitterten Bretterzäunen oder Fensterläden im Veneto finden) war eine verschlüsselte Huldigung an Vittorio Emanuele Re d’Italia, mit dem man eine konstitutionelle Monarchie des vereinigten Italien errichten wollte. Richard Wagner 1842 Giuseppe Verdi 1842 Zukunftsmusik Beiden gelang der künstlerische Durchbruch im Jahr 1842, Wagner mit einem triumphalen Erfolg von Rienzi, Verdi mit einem ebensolchen von Nabucco. (Es gab in Italien ernsthaft den Vorschlag, den Gefangenenchor anlässlich der 150-Jahrfeier der Staatsgründung zur Nationalhymne zu machen.) Bei Wagner stellte sich jedoch zunächst kein dauerhafter Erfolg ein, Rienzi fiel fünf Jahre später in Berlin durch, zudem befand sich der Komponist ständig in Geldnot. Das lag zu einem Teil an seinem opulenten Lebensstil, aber auch an seiner musikästhetischen Auffassung, schrieb er doch Musik für ein Publikum, das es noch gar nicht gab und für einen Theaterbetrieb, der erst noch erfunden werden musste. In der Theorie hat er sich alles schon ausgedacht: Noch in Dresden, als republikanischer Revolutionär (und Königl. Sächsischer Hofkapellmeister) schrieb er das Traktat »Die Revolution« für die »Volksblätter« seines Freundes August Röckel. Im Zürcher Exil schrieb er 1849 seine ersten theaterästhetischen Essays. Die Kunst der Gegenwart, schreibt Wagner, sei zu einer Ware verkommen, und diene nur mehr dem Erwerb von Geld und Ruhm. Während der Künstler aus seiner Arbeit Befriedigung und Freude ziehe, sehe der Handwerker die seine nur 29 als Mühe und trauriges Tagewerk, das zudem durch die Industrialisierung bedroht sei. Der Industriearbeiter sei schließlich ein Sklave der Industrie, die Fabriken gäben ein jammervolles Bild tiefster Entwürdigung des Menschen ab. Die Zukunft der Kunst sieht Wagner (in »Oper und Drama«) so: Der heutige Künstler erzeuge das Kunstwerk der Zukunft, weil er das Leben der Zukunft ahnt und sich danach sehnt, in ihr zu leben. Wer diese Sehnsucht in sich selbst produzieren kann, der, so Wagner, lebt schon jetzt ein besseres Leben und ist eben ein Künstler. In derselben Schrift erörtert er zudem die Beziehung zwischen Dichtkunst und Musik, und er entwirft eine quasi wissenschaftliche kompositorische Methode und erklärt, mit welchen musikalischen Mitteln man beim Zuhörer welche Emotionen erzeugen könne. Wagner ist es gelungen, den ursprünglich als Spott (auch gegen ihn selbst) gebrauchten Begriff »Zukunftsmusik« positiv zu besetzen, u.a. in dem »An einen französischen Freund (Fr. Villot)« gerichteten »Vorwort zu einer Prosa-Übersetzung meiner Operndichtungen«. Ihm folgte die aufbegehrende Jugend, auch in Italien, so die »jungen Wilden« Arrigo Boito und Franco Faccio, die sich mit Verdi über die neue Strömung aus Deutschland auseinandersetzten und Wagners Werke in Italien verbreiten halfen. Seine große Idee ist ein Operntheater, fernab der Großstädte (Großstadt generiert Pöbel, und Pöbel ist undeutsch, sagt Wagner), zu dem das Publikum anreist und sich so auch geographisch von seinem Alltag verabschiedet. In diesem Theater soll das Orchester unsichtbar sein, und die ertönende Musik solle jegliches Zeitmaß hinter sich lassen. Die Nummernoper wird so obsolet, das Geschehen wird getragen und vertieft durch eine »unendliche Melodie«. Mit dieser will Wagner gleichzeitig den Tanz aus der Oper verbannen. 30 Verdi hingegen baute sorgfältig Stein auf Stein, es reihte sich Erfolg an Erfolg (1843: I lombardi alla prima crociata; 1844: Ernani und I due foscari; 1845: Giovanna d’Arco und Alzira; 1846: Attila; 1847: Macbeth und Jérusalem; 1848: Il corsaro; 1849: La battaglia di Legnano und Luisa Miller). Die Kritikpunkte Wagners am existierenden Opernbetrieb hat er vermutlich alle teilen können, nur waren die Schlüsse, die er zog, andere. In einem Brief an seinen Verleger, anlässlich der Aida-Premiere in Mailand, schrieb er Anfang 1872, unter Beifügung einer Zeichnung mit der Sitzordnung für ein Orchester: »Diese Aufstellung des Orchesters ist von viel größerer Wichtigkeit als man gemeinhin annimmt, für die Farbenmischung der Instrumente, für den Klang, für die Wirkung. Solche kleinen Verbesserungen sollen uns dann den Weg zu anderen Neuerungen bahnen, die eines Tages sicherlich kommen. Darunter besonders, dass die Zuschauerlogen von der Bühne verschwinden – der Vorhang muss bis an die Rampe. Sodann;: das unsichtbare Orchester. Der Einfall ist nicht von mir, sondern von Wagner; er ist glänzend. Es scheint heutzutage unmöglich, dass man Frack und weiße Krawatte unter ägyptischen, assyrischen, Druiden-Kostümen dulde; das man zudem den Orchesterkörper, ein Stück Idealwelt, sozusagen mitten ins Parkett hineinsetze, völlig in die Welt der Klatscher und Zischer. Dazu das Missliche, dass Harfen, Kontrabässe, der Dirigent selbst in das Bühnenbild hineinragen.« Während Wagner das Zeitgefühl des Publikums außer Kraft setzen möchte, respektiert Verdi die Eile und das Unterhaltungsbedürfnis desselben, legt also Wert auf Prägnanz, Tempo und wilde Bühnenaktion. Er respektiert das Bedürfnis nach Ballett und nach sängerischem Virtuosentum. Spätestens mit Don Carlos erreicht er auch die Tiefe eines wagnerschen Musikdramas, ohne auf seine Vorstellung vom Theater verzichten zu müssen. Mit dem Falstaff, seiner letzten Oper, für die er übrigens den Wagnerianer Arrigo Boito als Librettisten gewonnen hatte, schrieb er eine Komödie voller Weisheit und Leichtigkeit, was seinem deutschen Gegenpart nie gelungen ist, auch nicht mit den Meistersingern von Nürnberg. Norden und Süden Die beiden Komponisten lebten in einer aufregenden historischen Phase – der industriellen Revolution, dem Übergang von einer Agrar- in eine Industriegesellschaft. Für die nun benötigen Geldflüsse und wachsenden Kapitalstämme wurden die Grenzen allmählich zu eng, und es war für die Bewohner Deutschlands und Italiens an der Zeit, aus den Flickenteppichen ihrer Territorien Staaten zu bilden; kurz, das Bedürfnis nach homogenen Nationen begann sich zu entwickeln. Um das Bewusstsein einer nationalen Einheit auf breiter Basis vermitteln zu können, braucht es Symbole (Fahnen, Wappen, Hymnen, Uniformen) und einen kulturellen Überbau. Diesen bedienten Wagner und Verdi aufs Vortrefflichste, teils unabsichtlich, teils aus Überzeugung, natürlich, indem sie Texte ihrer jeweiligen Landessprache vertonten, der Deutsche, weil er mit Vorliebe deutsche Themen, Mythen und Figuren aufgriff und der Italiener, indem er ganz einfach die italienische Tradition fortsetzte und weiter entwickelte. Wagner rechnete in seiner Schrift »Zukunftsmusik« gründlich mit der italienischen Oper ab. Der italienische Opernkomponist habe vor allem die Aufgabe, für einzelne Sänger Arien zu schreiben, mit denen sie ihr spezifisches Talent besonders gut herausstellen können. Es fehle, zumal auch bei den Sängern, jeder dramatische Anspruch. Libretto und Szene seien lediglich ein Vorwand für Zeit und Raum. Außerdem würde die Tänzerin, die auf die Sängerin folgte, genau dasselbe tanzen, was die Sängerin zuvor gesungen hat, und der arme Komponist müsse nur Variationen immer desselben Arientypus schreiben. Die Oper als Gattung sei dem Charakter der deutschen Nation von Grund aus fremd, so Wagner, denn der deutsche Musiker, mit Instrumental- und Choralmusik aufgewachsen, könne nur mit Befremden auf diese Art von Unterhaltung schauen. wie gute Deutsche, und damit gut. Aber wir Nachkommen Palestrinas begehen ein musikalisches Verbrechen, indem wir Wagner nachahmen, und tun damit ein nutzloses, sogar schädliches Werk.« Schlimm war für Verdi die Kritik Bizets an der Uraufführung des Don Carlos in Paris 1867, in welcher der Kollege ihm vorwirft, er sei kein Italiener mehr, sondern mache nun Musik wie Wagner. »Die Schlacht ist für ihn verloren, und seine Oper liegt nunmehr im Todeskampf«, so Bizet. Mit der Idee einer »Zukunftsmusik« setzte Verdi sich in einem Brief an den Journalisten, Graf Opprandino Arrivabene, (am 6. März 1869) eher polemisch auseinander: »Auch ich weiß, dass es eine Zukunftsmusik gibt; aber ich lasse mir weder heute noch im nächsten Jahr den Glauben nehmen, dass man zur Herstellung von einem Paar Schuhe Leder braucht! --- Verstehst Du, was ich mit diesem hinkenden Vergleich sagen will?: dass man, um eine Oper zu schreiben, zunächst einmal Musik im Bauch haben muss! --Ich bin und werde immer ein begeisterter Bewunderer der Zukunftsmusik sein, aber nur unter einer Bedingung: dass es Musik ist --- egal welcher Art sie ist, aber Musik muss es sein! -« Seine Ablehnung von Systemen und Denkschulen des Komponierens drückte er in einem Brief an den Impressario des Teatro San Carlo in Neapel, Cesare De Sanctis, April 1872 folgendermaßen aus: »Was sollen all diese Schulen, diese Vorurteile in Bezug auf Harmonie, Germanismus, Italianismus, Wagnerismus usw. ---? Es steckt noch etwas mehr in der Musik --- nämlich die Musik selbst!« Weiter ereiferte er sich in diesem Schreiben über Pedanten und Dummköpfe, die Schulen eröffneten und Lehren erfänden und wünscht sich, »dass das Publikum von einem höheren Standpunkt aus urteilt, sich nicht von den elenden ´Gesichtspunkten der Journalisten, Professoren und Klavierspieler beeinflussen lässt.« Haus Wahnfried Sant' Agata Verdi seinerseits pochte auf den Unterschied zwischen deutscher und italienischer Oper. Vor allem aber lehnte er alle Denkschulen, Konzepte und Theorien ab. An den Dirigenten und Komponisten Franco Faccio schrieb er (anlässlich der Nachrichten vom Erfolg seines Otello in London): »(...) Ihr sprecht vom ‚Triumph italienischer Kunst!’ Ihr täuscht Euch! Unsere jungen italienischen Komponisten sind keine guten Patrioten. Wenn die Deutschen mit Bach beginnend bei Wagner angekommen sind, machen sie Oper 31 Gegenseitige Wahrnehmung Verdi hörte 1865 in Paris zum ersten Mal Musik von Wagner, die »Sinfonia« (d.h. Ouvertüre und Venusbergmusik) aus Wagners Tannhäuser. Seine Reaktion in einem Brief an Arrivabene: »Er ist total verrückt!!!« Eine zweite Begegnung mit Wagners Musik war die italienische Erstaufführung des Lohengrin 1871 in Bologna. Verdi wurde stürmisch begrüßt, als er die Loge betrat, hielt sich aber im Hintergrund, um dem Kollegen nicht die Show zu stehlen. Er brachte einen Klavierauszug mit, in den er seine Beobachtungen eintrug, so: »Insgesamt: Mittelmäßiger Eindruck. Musik schön; wenn sie verständlich ist, hat sie Gedankentiefe. Die Handlung ist schleppend wie das Wort. Also langweilig ...« Wagner hörte sich Musik von Verdi nur einmal an; am 1. November 1875 ging er mit Cosima in Wien, wo er unter anderem an einer Tannhäuser-Inszenierung arbeitete, in Verdis Requiem. Cosimas lakonischer Eintrag im Tagebuch lautet: »Abends das Requiem von Verdi, worüber nicht zu sprechen entschieden das beste ist.« Cosima Wagners Tagebücher (eine vierbändige Ausgabe ist 1976 in München erschienen) sind eine Fundgrube, randvoll mit Kritik, Polemik, Hetze, vor allem gegen die Konkurrenten ihres Richard, gegen Juden, Franzosen und Italiener. Vermutlich wollte sie mit ihren eigenen Worten die Gedanken ihres Mannes ausdrücken, so wie sie sie verstand, nur vielleicht etwas zugespitzter. Ein Eintrag vom 12. Februar 1871 ist eine der wenigen Äußerungen, die aus dem Hause Wagner über den italienischen Kollegen überliefert sind. Der Dirigent Hans Richter erzählt vom Musikleben im Ausland. »... wir erhalten eine lange Liste des Fürchter- 32 lichen, ‚Faust’, ‚Prophet’, ‚Hugenotten’, Bellini, Donizetti, Rossini, Verdi, alles hintereinander, mir wird physisch übel. (...) Ich nehme einen Band Goethe und suche Rettung. Doch nichts hilft, ich leide und leide. R. wird es auch zu arg und bittet Richter, aufzuhören, nachdem dieser ihm zu beweisen gesucht, dass Verdi nicht schlechter als Donizetti war. (...) Dann spricht R. noch lange, und die italienischen und jüdischen Gespenster sind verscheucht, allein das Unwohlsein blieb!« Wagner selbst berichtete in einem Brief an Nietzsche über einen Besuch seiner italienischen Verlegerin Giovannina Lucca: »welche unbeschreiblich drollig erzählte dass sie in den Strassen Mailand’s ausgezischt worden sei, weil es ihr unmöglich sei auf dem Leierkasten Verdi’sche Melodien zu hören ohne dazu Gesichter zu schneiden, schliesslich, fügte sie hinzu, habe ich wohl das Recht meine Waare schlecht zu finden!« (Nietzsche, Unzeitgemäße Betrachtungen. 4. Wagner in Bayreuth) An diesem Beispiel lässt sich erkennen, wie deutschnationale Ressentiments entstehen können: Verdi komponiert Leierkastenmusik, und die ist so schlecht, dass man dazu Grimassen schneiden muss. Eine Bemerkung Cosimas in ihrem Tagebuch handelt von Verdis Besuch des Lohengrin in Bologna, am 2. Dezember 1871. Verdi wurde vom Publikum »deshalb bejubelt, jedoch nicht von dem Hintergrunde der Loge hervorgegangen, um nicht vom Ernst der Aufführung abzulenken.« Obwohl Italiener, hat er also den Ernst der deutschen Musik begriffen, so das dahinter stehende Ressentiment (und die Missgunst, dass Verdi bei einer Wagner-Aufführung bejubelt wurde). In Geldfragen bezieht sich Wagner einmal sehr ausdrücklich auf den italienischen Kollegen. 1876 verhandelt er mit dem New Yorker Impressario Theodor Thomas über das Auftragshonorar für einen Festmarsch zur Hundertjahrfeier der Unabhängigkeitserklärung der USA: »Herr Verdi hat von seinem Verleger Ricordi für das unbedingte Aufführungs- und Eigentumsrecht seines Requiems circa eine halbe Million Francs erhalten; somit darf es mir erlaubt sein, einen Schluss auf den Wert der Komposition eines jetzt berühmten Autors zu ziehen.« (siehe Glasenapp, Carl Friedrich: Das Leben Richard Wagners. 6 Bde. Leipzig 1910, Bd. 1, S.233) Das Urteil der Wagners über die Musik Verdis stammt überwiegend aus zweiter Hand und lässt sich so zusammenfassen: Er komponiert Leierkastenmusik, einem wird physisch übel beim Zuhören, und sie ist nicht der Rede wert. Verdi äußert sich in den 60er Jahren im Mailänder Salon der Clara Maffei über Wagner: »Wagner ist kein wildes Tier, wie die Puristen behaupten, aber auch kein Prophet, wie es seine Apostel behaupten. Er ist ein Mann mit viel Talent, der sich auf verschlungenen Pfaden gefällt, weil er die einfachen und geraden nicht zu finden weiß. Die jungen Leute sollen sich keine Illusionen machen: Es gibt sehr, sehr viele, die die anderen glauben lassen, Flügel zu haben, weil sie in Wirklichkeit keine Beine haben, um aufrecht zu gehen.« (siehe Springer, Christian: Verdi und Wagner. In: Verdi-Studien, Wien 2005, S. 160.) Das Urteil Verdis über Wagners Musik: Sie befindet sich auf Abwegen, ihr fehlt das Fundament, sie spielt mit dem Schein, ist mittelmäßig und stellenweise langweilig. Verdi überlebte Wagner um knapp 18 Jahre, in denen er noch zwei Meisterwerke, Otello und Falstaff komponierte. Auf den Tod des Kollegen ging er zwei Tage später in einem Brief an seinen Verleger Giulio Ricordi ein: »Das Notenpapier ist ausgezeichnet, sowohl das erste wie das zweite; vielleicht ist das dünnere R.B. das bessere, aber achtet darauf, dass die Farbe der Notenlinien nicht zu dunkel ist. – Traurig, traurig, traurig! Vagner ist tot! – Als ich gestern die Depesche las, war ich, das kann ich sagen, entsetzt! Diskutieren wir nicht. – Es ist eine große Persönlichkeit, die dahingeht! Ein Name, der in der Geschichte der Kunst einen Festspielhaus Bayreuth Die Literatur zu Verdi und Wagner füllt ganze Bibliotheken. Hier sind nur die fünf Werke erwähnt, die beim Verfassen dieses Essays Verwendung gefunden haben. sehr mächtigen Eindruck hinterläßt!« Der Musikkritiker Eduard Hanslick schrieb in seiner Autobiographie »Aus meinem Leben« über Wagner: »Er war der personifizierte Egoismus, rastlos tätig für sich selbst, teilnahmslos, rücksichtslos gegen andere. Dabei übte er doch den unbegreiflichen Zauber, sich Freunde zu machen und sie festzuhalten.« Obwohl die gegenseitigen Urteile bei den jeweiligen Verehrern sich bis heute zäh gehalten haben, zeigt die Realität, dass die Musik beider lebendig ist wie eh und je und immer noch zu Kontroversen herausfordert. Eine Herausforderung ist beider Musik auch für die Interpreten, die nicht müde werden, die Geschichten der Opern ständig neu zu beleuchten und neu zu erzählen. Es ist schwer, mit dem zeitlichen Abstand Verlässliches über die Persönlichkeiten auszusagen, aber zum Schluss sei ein Hinweis erlaubt: Das immobile Vermächtnis beider Komponisten sagt viel über deren Sicht auf sich selbst und die Welt aus: Der eine hinterließ uns eine Weihestätte für seine eigene, und nur seine eigene Musik, der andere ein Altenheim als Dank an die Menschen, die sich zeitlebens mit Musik (auch der Musik der anderen) beschäftigt haben. Casa di riposo per musicisti – Casa Verdi Glasenapp, Carl Friedrich: Das Leben Richard Wagners. 6 Bde. Leipzig 1910 / Holger Noltze: Liebestod. Wagner Verdi Wir, Hamburg 2013 / Giuseppe Verdi: Brief zu seinem Schaffen, ausgewählt und übersetzt von Otfried Büthe und Almut Lück-Bochat, Frankfurt/Main 1963 / Cosima Wagner: Die Tagebücher, 4 Bde., München 1976 / Richard Wagner: Dichtungen und Schriften. Jubiläumsausgabe in zehn Bänden, herausgegeben von Dieter Borchmeyer, Frankfurt/Main 1983 33 Instrumentalkonzert Katharinensaal Samstag, 07. September - 20:00 Uhr BENJAMIN BRITTEN LUDWIG VAN BEETHOVEN (1913-1976) (1770-1827) Phantasiequartett für Oboe und Streicher op. 2 (1932) Klaviertrio op.1 Nr.2 in G-Dur (1795) In einem Satz Adagio – Allegro vivace Largo con espressione Scherzo (Allegro) und Trio Finale (Presto) Michael O’Donnell – Oboe Vesna Stankovic – Violine Nicholas Barr – Viola Pierre Doumenge – Violoncello Benjamin Nabarro – Violine Gemma Rosefield – Violoncello Philip Moore – Klavier Pause IGOR STRAWINSKY (1882-1971) Le Sacre du Printemps (Das Frühlingsopfer) (1913) für Klavier zu 4 Händen vom Komponisten bearbeitet Andrew West, Philip Moore - Klavier Teil 1: L’Adoration de la Terre (Die Anbetung der Erde) Teil 2: Le Sacrifice (Das Opfer) Introduction Introduction Les Augures printaniers (Die Vorboten des Frühlings) Jeu du rapt (Entführungsspiel) Rondes printanières (Frühlingsreigen) Jeux des cités rivales (Spiele der rivalisierenden Stämme) Cortège du Sage (Prozession des alten Weisen) Danse de la terre (Tanz der Erde) Cercles mystérieux des adolescents (Mystischer Reigen der jungen Mädchen) Glorification de l’élue (Verherrlichung der Auserwählten) Evocation des ancêtres (Anrufung der Ahnen) Action rituelle des ancêtres (Rituelle Handlung der Ahnen) Danse sacrale (Opfertanz) 35 Brittens Phantasie für Oboe, Violine, Viola und Violoncello gehört zu einer Gruppe bedeutender Werke, die er schrieb, um die Oboe mehr in den Vordergrund zu rücken. Es entstand 1932, als er noch Student am Royal College of Music war. Auf dem College war Britten nicht sehr glücklich, er empfand seine Lehrer als hoffnungslos altmodisch. Dieses Stück in einem einzigen Satz mit kontrastierenden Abschnitten, gewann leider nicht den Kompositionspreis, für den es eingereicht worden war, aber es wurde im BBC Radio im August 1933 von Leon Goossens, dem damals führenden Oboisten, aufgeführt, desgleichen ein Jahr später bei einer Konferenz in Florenz, was zeigt, dass die Außenwelt bereits auf den jungen Britten aufmerksam geworden war. Genauso kündigten die Trios Opus 1 Beethoven als Komponist an. Opus 1 Nr. 2 G-Dur ist im Großen und Ganzen ein freundliches, geniales Werk, weniger brillant als das erste Trio, aber sein Finale, ein Prestissimo, erlaubte es Beethoven immerhin, seine Fähigkeiten als Pianist zu demonstrieren. Das Trio ist entstanden, als Beethoven bei Haydn studierte, und die Randsätze bringen den Witz und den Humor des Lehrers zum Vorschein, während die melodische Eleganz des langsamen mittleren Satzes an Mozart erinnert. 36 Musik von 1913 und mehr von Andrew West Die Uraufführung des Frühlingsopfers am 29. Mai 1913 kennzeichnet Igor Strawinskys Wandlung zu einem kompromisslosen Modernisten. Sowohl die Musik als auch die Choreographie waren dafür verantwortlich, dass in jener Nacht im Pariser Théâtre des Champs- Élysées die berühmten Tumulte ausbrachen. Strawinsky hatte in den vorhergehenden Balletten für Sergei Pawlowitsch Diaghilevs Ballets Russes, Der Feuervogel und Petruschka, eine üppige Orchestrierung verwendet, um die russischen Märchen zu präsentieren und zu illustrieren. Das Frühlingsopfer aber hat einen viel dunkleren Stoff zum Thema. Mit seinem Untertitel „Szenen aus dem heidnischen Russland“ zeigt das Ballett Tänze und Rituale aus einer alten bäuerlichen Gemeinschaft, die die Ankunft des Frühlings darstellen und in der Opferung eines auserwählten Mädchens gipfeln, das sich bis zur Erschöpfung in den Tod tanzt. Das Primitive, Naturwüchsige des Themas war damals in Mode: Moderne Künstler fühlten, dass es etwas Reines und Wahrhaftiges in der unterstellten Barbarei der Naturgesellschaften gäbe. Picasso präsentierte seine Demoiselles d’Avignon 1907, und später, 1913, schrieb D.H. Lawrence in seinem Roman Der Regenbogen über die sexuelle Kraft einer afrikanischen Statue. Nicht alles im Frühlingsopfer ist brutal – es gibt lyrische Passagen, in denen alte russische Volksmelodien verarbeitet sind – der überwältigende Eindruck bleibt aber doch die rhythmische Kraft des Werks. Auch die Struktur des Stückes stellte sich als wegweisend heraus. Vorbei war es mit dem organischen Fließen von einem Abschnitt zum anderen, wie es in der deutschen symphonischen Form angestrebt wurde, stattdessen wurden rohe melodische und rhythmische Blöcke aneinandergereiht, um die erdige Authentizität des Stoffes zu unterstreichen. Das Frühlingsopfer ist vielleicht das überragende Meisterwerk des 20. Jahrhunderts, auch nach 100 Jahren hat es von seiner mächtigen Wirkung nichts verloren. Die vierhändige Fassung schrieb der Komponist zur gleichen Zeit wie die Orchesterpartitur, und sie wurde im Monat der Pariser Uraufführung veröffentlicht. Ins Deutsche übertragen von Michael Kerstan 37 Liedtexte: Sechs Lieder auf Gedichte von Maurice Maeterlinck op. 13 von Alexander von Zemlinsky Texte von Friedrich von Oppeln-Bronikowski (1873 - 1936) nach Maurice Maeterlinck DIE DREI SCHWESTERN Die drei Schwestern wollten sterben, Setzten auf die güldnn Kronen, Gingen sich den Tod zu holen. Wähnten ihn im Walde wohnen. Wald, so gib uns, daß wir sterben, Sollst drei güldne Kronen erben. Da begann der Wald zu lachen Und mit einem Dutzend Küssen Ließ er sie die Zukunft wissen. Die drei Schwestern wollten sterben, Wähnten Tod im Meer zu finden, Pilgerten drei Jahre lang. Meer, so gib uns, daß wir sterben, Sollst drei güldne Kronen erben. Da begann das Meer zu weinen, Ließ mit dreimal hundert Küssen Die Vergangenheit sie wissen. Die drei Schwestern wollten sterben, Lenkten nach der Stadt die Schritte; Lag auf einer Insel Mitte. Stadt, so gib uns, daß wir sterben, Sollst drei güldne Kronen erben. Und die Stadt tat auf die Tore Und mit heißen Liebesküssen Ließ die Gegenwart sie wissen 38 DIE MÄDCHEN MIT DEN VERBUNDENEN AUGEN Die Mädchen mit den verbundenen Augen Tut ab die goldenen Binden! Die Mädchen mit den verbundenen Augen Wollten ihr Schicksal finden. Haben zur Mittagsstunde. Laßt an die goldenen Binden! Haben zur Mittagsstunde das Schloß Geöffnet im Wiesengrunde. Haben das Leben gegrüßt. Zieht fester die goldenen Binden. Haben das Leben gegrüßt, Ohne hinaus zu finden. Die Mädchen mit den verbundenen Augen Wollten ihr Schicksal finden. War ein anderer daheim. Und ich sah den Tod, Mich streifte sein Hauch Und ich sah den Tod, Der erwartet ihn auch UND KEHRT ER EINST HEIM Und kehrt er einst heim, was sag ich ihm dann? Sag, ich hätte geharrt, bis das Leben verrann. Wenn er weiter fragt und erkennt mich nicht gleich? Sprich als Schwester zu ihm; er leidet vielleicht. Wenn er fragt, wo du seist, was geb ich ihm an? Mein' Goldring gib und sieh ihn stumm an... Will er wissen, warum so verlassen das Haus? Zeig die offne Tür, sag, das Licht ging aus. Wenn er weiter fragt nach der letzten Stund'... Sag, aus Furcht, daß er weint, lächelte mein Mund. LIED DER JUNGFRAU SIE KAM ZUM SCHLOSS GEGANGEN Allen weinenden Seelen, aller nahenden Schuld Öffn' ich im Sternenkranze meine Hände voll Huld. Alle Schuld wird zunichte vor der Liebe Gebet, Keine Seele kann sterben, die weinend gefleht. Verirrt sich die Liebe auf irdischer Flur, So weisen die Tränen zu mir ihre Spur. ALS IHR GELIEBTER SCHIED Als ihr Geliebter schied, Ich hörte die Türe gehn. Als ihr Geliebter schied, Da hab ich sie weinen gesehn, Doch als er wieder kam, Ich hörte des Lichtes Schein Doch als er wieder kam, Sie kam zum Schloß gegangen Die Sonne erhob sich kaum Sie kam zum Schloß gegangen, Die Ritter blickten mit Bangen Und es schwiegen die Frauen. Sie blieb vor der Pforte stehen, Die Sonne erhob sich kaum Sie blieb vor der Pforte stehen, Man hörte die Königin gehen Und der König fragte sie: Wohin gehst du? Wohin gehst du? Gib acht in dem Dämmerschein! Wohin gehst du? Wohin gehst du? Harrt drunten jemand dein? Sie sagten nicht ja noch nein. Sie stieg zur Fremden hernieder Gib acht in dem Dämmerschein Sie stieg zu der Fremden hernieder Sie schloß sie in ihre Arme ein. Die beiden sagten nicht ein Wort Und gingen eilends fort. Matinee und Lesung KAtharinensaal Sonntag, 08. September – 11:00 Uhr 1913 Ein musikalisch-literarischer Streifzug durch ein besonderes Jahr CLAUDE DEBUSSY ALEXANDER VON ZEMLINSKY IGOR STRAWINSKY (1862 – 1918) (1871-1942) (1882-1971) Syrinx Lieder auf Gedichte von Maurice Maeterlinck op. 13 Auschnitte aus: Jörg Krämer - Flöte Die drei Schwestern Die Mädchen mit den verbundenen Augen Lied der Jungfrau Als ihr Geliebter schied Sie war zum Schloss gegangen Frances Pappas – Mezzosopran Rita Kaufmann - Klavier Lesung Le Sacre du Printemps (Das Frühlingsopfer) für Klavier zu 4 Händen vom Komponisten bearbeitet Andrew West, Philip Moore – Klavier Auszüge aus Thomas Mann / Der Tod in Venedig Arthur Schnitzler/ Frau Beate und ihr Sohn Alfred Döblin / Die Ermordung einer Butterblume Marcel Proust / Eine Liebe von Swann Maren Zimmermann - Textauswahl, Zusammenstellung und Zwischentexte Gero Nievelstein, Thomas Nunner - Lesung In Kooperation mit der Stadtbibliothek Nürnberg 39 Auf der Suche nach ... 1913 von Maren Zimmermann 1913 ist ein besonderes Jahr. Franz Marc malt seinen Turm der blauen Pferde, Thomas Mann veröffentlicht Der Tod in Venedig und beginnt die Arbeit am Zauberberg, Schönbergs GurreLieder werden uraufgeführt, in München fällt Frank Wedekinds Monstertragödie Lulu der Zensur zum Opfer. Und dies ist nur eine zufällige Auswahl an Kunstwerken, die bis heute fester Bestandteil unseres Kulturlebens sind. Dabei beherrscht viele Künstler die Angst, dass sich 1913 als Unglücksjahr erweisen könnte. Gabriele D’Annunzio beispielsweise schenkt einem Freund sein Mysterium des heiligen Sebastian und datiert die Widmung vorsorglich als 1912 + 1. Arnold Schönberg misstraut der Zahl 13 generell. Sie kommt in den Stücken des Erfinders der Zwölfton-Musik nicht vor, nicht als Takt und kaum als Seitenzahl. 40 Franz Kafka, der berühmte Briefschreiber (nicht nur an den Vater), schreibt in der Sylvesternacht 1913 einen seitenlangen Brief mit zum Teil abstrusen Fantasien an die aktuelle Verlobte Felice Bauer aus Prag nach Berlin und endet: »Was läuft mir denn da alles durch den Kopf, der übrigens heute gegen meinen armen Roman ganz und gar verschlossen war. Das macht die 13 in der neuen Jahreszahl. Aber die schönste 13 soll mich nicht hindern, Dich meine Liebste, näher, näher, näher zu mir zu ziehn.« 1914 löst er die Verlobung. Robert Musil, der 1913 von seiner Arbeit als Bibliothekar 2. Klasse an der technischen Hochschule Wiens wegen der damaligen Modekrankheit »Neurasthenie« (heute würde man »Burn out« sagen) beurlaubt wird, notiert nach der Lektüre von Dante in sein Tagebuch »Aber was 1913 zur Geisteskrankheit wird, kann 1300 eine bloße Egozentrität gewesen sein«. Seine Arbeitsunfähigkeit befähigt ihn übrigens, am Mann ohne Eigenschaften zu arbeiten. Ein weiteres Werk, das Geschichte geschrieben hat. Nicht nur die Erforschung der Neurasthenie, überhaupt die Beschäftigung mit dem Innenleben, der Psychologie, dem Transzendentalen liegt in der Luft. Selbstbefragung und Selbstzerstörung sind die zentralen Themen von Forschung, Literatur, Musik und Malerei. Ganz Europa scheint sich mit dem Seelenleben, mit der Erforschung des Unbewussten zu beschäftigen und Wien ist der Mittelpunkt dieses »nervösen Zeitalters«, wie Kafka es ausdrückt. Dort bemüht sich Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, darum, die seelische Struktur des Menschen zu verstehen. Dem Schriftsteller Arthur Schnitzler geht er dabei aus dem Weg, wie er selber sagt, aus einer Art »Doppelgängerscheu«. Freud hat das Gefühl, dass das, was er erforscht, zeitgleich von Schnitzler in Literatur gefasst wird. Tatsächlich publiziert er 1913 die Schrift Totem und Tabu, in der er sich mit dem kulturgeschichtlichen Phänomen des Inzestverbots auseinandersetzt, und Schnitzler veröffentlicht im selben Jahr die Novelle Frau Beate und ihr Sohn, eine Art moderne Ödipusgeschichte. Auch in der Musik passiert Umwälzendes. In Wien geht man im Februar bereits gut vorbereitet mit großen Schlüsselbunden ins Konzert, um die Uraufführung der Gurre-Lieder Schönbergs mit ordentlichem Lärmpegel auszubuhen und -klappern. Doch die spätromantische Komposition wird ein triumphaler Erfolg. Nur einen Monat später allerdings dirigiert Schönberg ein Konzert mit Werken seiner Schüler Alban Berg und Anton von Webern. Bergs Musik bringt das Publikum so in Rage, dass nicht nur die Schlüssel eingesetzt werden, sondern es zu Tumulten, Ohrfeigen und Festnamen kommt und Schönberg sich später in einem Interview zu dem Satz hinreißen lässt: »Eine Konzertkarte gibt nur das Recht, das Konzert anzuhören, nicht aber, die Vorträge zu stören.« Auch in Paris sind die Gemüter erregt. Hier sitzt Proust und sucht literarisch die verlorene Zeit, während Vaslav Nijinsky ein heidnisches Frühlingsopfer nach der Musik von Igor Strawinsky choreographiert. Schon ab dem ersten Takt lacht das Uraufführungspublikum über Musik und Choreographie und äußert seinen Unwillen irgendwann so laut, dass die Tänzer die Musik kaum noch hören können und Nijinsky laut Kommandos brüllend auf der Seitenbühne steht. Die Uraufführung von Le Sacre du Printemps ist der größte Skandal der Musikgeschichte, es sollen am Ende der Tumulte 27 Verletzte in der Oper gezählt worden sein. Eine konzertante Aufführung in Paris ein Jahr später ist dann schon ein großer Erfolg. So schnell kann ein Werk vom Skandal zum Hit werden in diesem »nervösen Zeitalter«, das permanent nach neuen Reizen sucht. Die Lust auf Emotion, auf Skandal, auf die eignen inneren Abgründe ist 1913 bei Kunstschaffenden wie Publikum enorm, während man wenig Auseinandersetzung mit den politischen Ereignissen der Zeit findet. Die unglaubliche intellektuelle und künstlerische Energie dieses Jahres scheint Ausdruck der Ahnung zu sein, dass die Welt der Belle Époque bald aus den Fugen gerät. Sie wirkt wie ein letztes kreatives Aufbäumen einer Gesellschaft, die in dieser Form schon wenige Jahre später nicht mehr existiert. Das Wetter übrigens ist zwar nicht besonders gut in jenem Sommer 1913, aber das befürchtete Unglücksjahr wird erst 1914 sein. 41 200 – 100 – 50 An dieser Stelle gilt unsere herzliche Gratulation ausschließlich dem Pianisten Andrew West Geburtstagshansel für Andrew von Michael Kerstan Andrew, Du hast uns durch die Jahre geleitet Auf dem Klavier mit Sorgfalt begleitet Nun freu’ Dich, wenn der Gratulanten Schar Von Herzen und mit Sympathie Dir singt die süße Melodie Der ersten halben hundert Jahr’. Du bist zwar leider die Queen Mum nicht, Von Dir strahlt aber noch viel mehr Licht: Kommst von der Insel stets mit neuen Noten zurück. Ein Hansel zum Geburtstag steht auch Dir zu, Drum genieß die Lektüre vor nächtlicher Bettruh’, Derweil sind wir von Britten und Tippett verzückt. Natürlich musst Du sie auch vergelten, Die Liebe, die die Massen vermelden. Mit noch mehr Musik und Bier und Wein Überschüttest Du Deine Verehrer, die vielen, Uns allen sollst Du immer noch eins spielen Und fünfzig mehr Jahre noch bei uns sein. Alles Gute! Andrew West Zeichnung von Herbert Traue 43 Giuseppe Verdi, Streichquartett 1. Seite Manuskript Abschlusskonzert KAtharinensaal Sonntag, 08. September – 19:00 Uhr LUDWIG VAN BEETHOVEN RICHARD WAGNER (1770-1827) (1813-1883) Klaviertrio op.1 Nr.3 in c-Moll (1795) Wesendonck-Lieder WWV 91 (1857) Allegro con brio Andante cantabile con variazioni Menuetto (quasi Allegro) und Trio Finale (Prestissimo) Der Engel Stehe still Im Treibhaus Schmerzen Träume Vesna Stankovic – Violine Pierre Doumenge – Violoncello Andrew West – Klavier Gweneth-Ann Jeffers – Sopran Andrew West – Klavier Pause BENJAMIN BRITTEN GIUSEPPE VERDI (1913-1976) (1813-1901) A Birthday Hansel op. 92 (1975) Streichquartett e-Moll (1873) Birthday Song My early Walk Wee Willie My Hoggie Afton Water The Winter Leezie Lindsay Allegro Andantino Prestissimo Scherzo – Fuga. Allegro assai mosso Vesna Stankovic, Benjamin Nabarro – Violine Nicholas Barr – Viola Pierre Doumenge - Violoncello John Zuckerman – Tenor Lilo Kraus – Harfe 45 Liedtexte: Wesendonck-Lieder Richard Wagner Text: Agnes Mathilde Wesendonck (1828 - 1902) Der Engel Stehe still! Im Treibhaus In der Kindheit frühen Tagen Hört ich oft von Engeln sagen, Die des Himmels hehre Wonne Tauschen mit der Erdensonne, Sausendes, brausendes Rad der Zeit, Messer du der Ewigkeit; Leuchtende Sphären im weiten All, Die ihr umringt den Weltenball; Urewige Schöpfung, halte doch ein, Genug des Werdens, laß mich sein! Hochgewölbte Blätterkronen, Baldachine von Smaragd, Kinder ihr aus fernen Zonen, Saget mir, warum ihr klagt? Daß, wo bang ein Herz in Sorgen Schmachtet vor der Welt verborgen, Daß, wo still es will verbluten, Und vergehn in Tränenfluten, Daß, wo brünstig sein Gebet Einzig um Erlösung fleht, Da der Engel niederschwebt, Und es sanft gen Himmel hebt. Ja, es stieg auch mir ein Engel nieder, Und auf leuchtendem Gefieder Führt er, ferne jedem Schmerz, Meinen Geist nun himmelwärts! Halte an dich, zeugende Kraft, Urgedanke, der ewig schafft! Hemmet den Atem, stillet den Drang, Schweiget nur eine Sekunde lang! Schwellende Pulse, fesselt den Schlag; Ende, des Wollens ew'ger Tag! Daß in selig süßem Vergessen Ich mög alle Wonnen ermessen! Wenn Aug' in Auge wonnig trinken, Seele ganz in Seele versinken; Wesen in Wesen sich wiederfindet, Und alles Hoffens Ende sich kündet, Die Lippe verstummt in staunendem Schweigen, Keinen Wunsch mehr will das Innre zeugen: Erkennt der Mensch des Ew'gen Spur, Und löst dein Rätsel, heil'ge Natur! Schweigend neiget ihr die Zweige, Malet Zeichen in die Luft, Und der Leiden stummer Zeuge Steiget aufwärts, süßer Duft. Weit in sehnendem Verlangen Breitet ihr die Arme aus, Und umschlinget wahnbefangen Öder Leere nicht'gen Graus. Wohl, ich weiß es, arme Pflanze; Ein Geschicke teilen wir, Ob umstrahlt von Licht und Glanze, Unsre Heimat ist nicht hier! Und wie froh die Sonne scheidet Von des Tages leerem Schein, Hüllet der, der wahrhaft leidet, Sich in Schweigens Dunkel ein. Stille wird's, ein säuselnd Weben Füllet bang den dunklen Raum: Schwere Tropfen seh ich schweben An der Blätter grünem Saum. 46 Schmerzen Träume Sonne, weinest jeden Abend Dir die schönen Augen rot, Wenn im Meeresspiegel badend Dich erreicht der frühe Tod; Sag, welch wunderbare Träume Halten meinen Sinn umfangen, Daß sie nicht wie leere Schäume Sind in ödes Nichts vergangen? Doch erstehst in alter Pracht, Glorie der düstren Welt, Du am Morgen neu erwacht, Wie ein stolzer Siegesheld! Träume, die in jeder Stunde, Jedem Tage schöner blühn, Und mit ihrer Himmelskunde Selig durchs Gemüte ziehn! Ach, wie sollte ich da klagen, Wie, mein Herz, so schwer dich sehn, Muß die Sonne selbst verzagen, Muß die Sonne untergehn? Träume, die wie hehre Strahlen In die Seele sich versenken, Dort ein ewig Bild zu malen: Allvergessen, Eingedenken! Und gebieret Tod nur Leben, Geben Schmerzen Wonne nur: O wie dank ich, daß gegeben Solche Schmerzen mir Natur! Träume, wie wenn Frühlingssonne Aus dem Schnee die Blüten küßt, Daß zu nie geahnter Wonne Sie der neue Tag begrüßt, Daß sie wachsen, daß sie blühen, Träumend spenden ihren Duft, Sanft an deiner Brust verglühen, Und dann sinken in die Gruft. Agnes Mathilde Wesendonck, Gemälde von Karl Ferdinand Sohn, 1850 StadtMuseum Bonn 47 Liedtexte: A Birthday Hansel Benjamin Britten Texte: Robert Burns 1759-1796 Deutsch von Michael Kerstan Birthday SOng GEBURTSTAGSLIED MY EARLY WALK Health to our well-lo'ed Hielan Chief! Health, ay sour'd by care or grief: Inspir'd, I turn'd Fate's sibyl leaf, This natal morn, I see thy life is stuff o' prief, Scarce quite half-worn: Zum Wohl, geliebter Hochlands-Boss! Zum Wohl, bleib’ er nur sorgenlos: Dein Schicksal kenne Frohsinn bloß, Am Wiegenfest Ist klar, dein Leben ist von bestem Stoff Mit einem großen Rest: A rose bud by my early walk, Adown a corn-inclosèd bawk, Sae gently bent its thorny stalk, All on a dewy morning. All hail, all hail, auld birkie! Lord be near ye, And then the De'il, he daurna steer ye: Your friends ay love, your faes ay fear ye, For me, shame fa' me, If neist my heart I dinna wear ye, While BURNS they ca' me. Heil dir, alter Knabe! Gott sei bei dir, Dann gibt der Teufel kein Geleit dir: Gunst des Freundes, Furcht des Feinds dir, Und Schande über mich, Bist Du nicht stets dem Herzen nah mir, Denn BURNS, so nennt man mich. Ere twice the shades o' dawn are fled, In a' its crimson glory spread, And drooping rich the dewy head, It scents the dewy morning. Within the bush her covert nest A little linnet fondly prest, The dew sat chilly on her breast Sae early in the morning. So thou, dear bird, young Jeany fair, On trembling string or vocal air, Shall sweetly pay the tender care That tents thy early morning. So thou, sweet Rose bud, young and gay, Shalt beauteous blaze upon the day, And bless the Parent's evening ray That watch'd thy early morning. 48 MEIN MORGENSPAZIERGAng WEE WILLIE KLEIN WILLIE Eine Rosenknospe bei meinem Gang Des Morgens am Kornfeld entlang, Freundlich geneigt die dornige Stang’, Am taufrischen Morgen. Wee Willie Gray, and his leather wallet, Peel a willow-wand, to be him boots and jacket: The rose upon the breer will be him trews and doublet, The rose upon the breer will be him trews and doublet. Klein Willie Gray und sein Lederbeutel Zaubern aus Weidenrinde Stiefel und eine Jacke: Die Rose auf dem Dornbusch sei ihm Wams und Hose, Die Rose auf dem Dornbusch sei ihm Wams und Hose. Wee Willie Gray, and his leather wallet, Twice a lily-flower will be him sark and cravat; Feathers of a flee wad feather up his bonnet, Feathers of a flee wad feather up his bonnet. Klein Willie Gray und sein Lederbeutel, Zwei Lilienblüten seien ihm Schlips und Hemdchen; Federn einer Fliege, um den Hut aufzubauschen, Federn einer Fliege, um den Hut aufzubauschen. Eh’ noch der Dämmerung Schatten weicht, Hat ihr Purpur die volle Pracht erreicht. Mit ihrem Kopf, vom Tau so reich Fühlt sie den frischen Morgen. Im Busch hat sie ein Nest versteckt, Wo sie ein Vöglein stolz bedeckt, Das seine Brust im Frühtau reckt So früh, so früh am Morgen. So Jeany, hübsches Vögelein: Mit Tremolo und Stimmchen fein Vergiltst du süß die Obhut dein, Den Schutz am frühen Morgen. Du, Rosenknospe, jung und kühn, Lässt deine Schönheit tags erglüh’n, Und die des Nachts für immer zieh’n, Ehrst du mit deinem Morgen. 49 Liedtexte: A Birthday Hansel Benjamin Britten MY HOGGIE MEIN SCHÄFCHEN AFTON WATER What will I do gin my Hoggie die, My joy, my pride, my Hoggie? My only beast, I had nae mae, And vow but I was vogie. Was tät’ ich nur, wär’ mein Schäflein tot, Mein Glück, mein Stolz, mein Schäflein? Mein liebstes Tier brächt’ große Not, Und ich würde sehr traurig sein. The lee-lang night we watch'd the fauld, Me and my faithfu' doggie; We heard nocht but the roaring linn, Amang the braes sae scroggie. Des Nachts bewachten wir den Stall, Ich und mein treuer Jagdhund; Wir hörten nur den Wasserfall Am steilen Dornenabgrund. Flow gently, sweet Afton, among thy green braes, Flow gently, I'll sing thee a song in thy praise; My Mary's asleep by thy murmuring stream, Flow gently, sweet Afton, disturb not her dream. But the howlet cry'd frae the castle wa'. The blitter frae the boggie, The tod reply'd upon the hill-I trembled for my Hoggie. Die Eule rief herab vom Wall, Das Moorhuhn aus dem Sumpfe, Der Rotfuchs antwortete vom Berg --ich bangte um mein Schäflein. When day did daw, and cocks did craw, The morning it was foggie; An unco tyke lap o'er the dyke, And maist has killed my Hoggie. Beim Morgengrau’n und Hähnekräh’n, War’s in der Frühe neblig; Übern Graben sprang ein wilder Hund, Der hätte fast mein Schäflein getötet. Thou stock dove whose echo resounds thro' the glen, Ye wild whistling blackbirds in yon thorny den, Thou green-crested lapwing, thy screaming forbear, I charge you disturb not my slumbering Fair. Thy crystal stream, Afton, how lovely it glides, And winds by the cot where my Mary resides; How wanton thy waters her snowy feet lave, As, gathering sweet flowerets, she stems thy clear wave. Flow gently, sweet Afton, among thy green braes, Flow gently, sweet River, the theme of my lays; My Mary's asleep by thy murmuring stream, Flow gently, sweet Afton, disturb not her dream. 50 DER FLUSS AFTON THE WINTER DER WINTER Fließe sanft, süßer Afton, zwischen den grünen Hängen dahin, Fließe sanft, ich sing’ dir zu Ehren ein Lied; zu deinem Murmeln schläft meine liebe Marie, Fließe sanft, süßer Afton, ihren Traum störe nie. The Winter it is past, and the summer comes at last, And the small birds, they sing on ev'ry tree; Now ev'ry thing is glad, while I am very sad, Since my true love is parted from me. Der Winter ist weit endlich kommt die Sommerzeit, Und auf jedem Baum singen Vögelein; Alles ist nun erfreut, doch ich bin voller Leid, Seit meine große Liebe mich ließ allein. Hohltaube, deren Ruf im Tal widerhallt, Ihr wilden Amseln pfeift im Dornenschutz dort im Wald, Du Kiebitz mit dem grünen Kamm, mit deinem Zetern halt ein, Bitte lasst meine schlummernde Schöne allein. The rose upon the brier, by the waters running clear, May have charms for the linnet or the bee; Their little loves are blest, and their little hearts at rest, But my true love is parted from me. Die Rose am klaren Bach auf dem Dornbusch, ach, mag bezaubern Vöglein oder Bien’; Ihre Lieben sind gesegnet nun und ihre kleinen Herzen ruh’n Doch meine große Liebe ist dahin. LEEZIE LINDSAY LISSY LINDSAY Will ye go to the Hielands, Leezie Lindsay? Will ye go to the Hielands wi' me? Will ye go to the Hielands, Leezie Lindsay, My pride and my darling to be? Kommst du ins Hochland, Lissy Lindsay? Kommst du ins Hochland mit mir? Kommst du ins Hochland, Lissy Lindsay, Um mein Stolz und mein Liebling zu sein? Wie lieblich dein Strom, Afton, gleitet dahin, Und sich windet um die Hütte von meiner Marie; Wie dein Wasser ihre Füßchen umspült hochbeglückt, Während sie deine Wogen aufhält, wenn sie Blumen pflückt. Fließe sanft, süßer Afton, zwischen den grünen Hängen dahin, Fließ nur, du Fluss, gib meinem Lied einen Sinn; Marie, die schläft dort am Ufersaum, Fließe sanft, süßer Afton, stör nicht ihren Traum. 51 Von Haydn sagt man, dass er es unklug von Beethoven fand, sein Klaviertrio Op. 1 Nr. 3 zu veröffentlichen, denn er nahm an, die aufregende Dramatik sei dem Publikum weniger zugänglich als die ersten beiden sonnigeren Trios. Tatsächlich aber brachte die Publikation aller drei Trios Beethoven eine Menge Geld und Reputation, auch wenn dieses dritte Trio in c-Moll das dunkelste der Reihe ist und schon die Kraft der Spätwerke anklingen lässt, die in derselben Tonart komponiert sind wie die Klaviersonate Nr. 8 (Pathétique) und die 5. Symphonie. Das c-Moll-Trio ist unberechenbar und dramatisch; die wirbelnde Energie des letzten Satzes klingt mit einem geheimnisvollen Flüstern aus. Die Fünf Gedichte, die allgemein als die Wesendonck-Lieder bekannt sind, haben Texte von Mathilde Wesendonck, der Gemahlin eins reichen Förderers von Richard Wagner. Beide, Wagner und Mathilde waren in unglücklichen Ehen gefangen, und in ihrer engen Beziehung war sie eine Inspirationsquelle für ihn. Es sind nicht irgendwelche Klavierlieder von Wagner, sondern seine stärksten. Das Material von zwei Liedern aus diesem Zyklus, Im Treibhaus und Träume, entwickelte er später in Tristan und Isolde weiter. 52 Für Queen Mum zum Geburtstag von Andrew West A Birthday Hansel war eine der letzten Kompositionen von Benjamin Britten. Königin Elizabeth II. hat sie 1975 anlässlich des 75. Geburtstags ihrer Mutter in Auftrag gegeben; Britten hatte sieben Gedichte des schottischen Dichters Robert Burns für die Vertonung ausgewählt, weil doch die Königinmutter schottische Vorfahren hatte. Die Uraufführung fand im Januar 1976 auf Sandringham statt, einem der Landhäuser der Königin. Der Dialekt von Burns ist eine Herausforderung für die meisten englischsprachigen Hörer, ganz zu schweigen vom nicht-englischsprachigen Publikum; die Spuren von Volksmusik hingegen, angefangen von Dudelsack-Effekten im ersten und einem schottischen Tanz im letzten Satz, sind vermutlich leichter verständlich. Die einfachen Verse haben ländliche Themen: ein Morgenspaziergang auf dem Lande, der Tod eines Schafs, das Ende des Winters. Kammermusik war im Italien des frühen 19. Jahrhunderts ebenso wenig existent wie das Kunstlied. Jeder, der sich für Instrumentalmusik interessierte, ging ins Ausland – Clementi nach London, Cherubini nach Frankreich, Boccherini nach Spanien, und das normale Repertoire für Kammerensembles bestand ganz einfach aus Opernbearbeitungen. Mit dem voranschreitenden Jahrhundert wuchs jedoch das Interesse an deutscher Instrumentalmusik, was in den größeren Städten zur Gründung von Gesellschaften für Kammermusik führte. 1873 schrieb Verdi, in Neapel, während sich die Proben zu einer Aida-Neuproduktion verzögerten, zur Überraschung aller sein einziges Kammermusikstück, ein Streichquartett. Es ist voll von opernhaftem Gefühlsüberschwang, und doch war Verdi nicht ganz zufrieden damit. Es gab Pläne, das Stück in London mit 20 Musikern aufzuführen, und diese Idee begrüßte er sehr, »denn«, so schrieb er, »da gibt es gewiss Passagen, die einen volleren Klang brauchen, als ihn ein bloßes Quartett bereitstellen kann.« Deutsch von Michael Kerstan 53 Freunde, Förderer und Sponsoren Hauptförderer DATEV eG Kulturreferat der Stadt Nürnberg Aktion KulturAllianzen VR Bank Nürnberg Bezirk Mittelfranken Schaeffler Holding GmbH & Co. KG Barthelmess Display & Decoration GmbH Anja Lösel mobile Kochkunst Gabriele Hussenether Dr. Otto und Barbara Küppersbusch Dr. Hans-Peter und Heidrun Mall Dr. Hans und Gun Melbinger Charlotte und Heinrich Naumann Akiko und Ichiro Oshima Barbara Rüttinger Dr. Franz und Dr. Charlotte Scheder Gertraud Schreiner Ewald Weschky In Kooperation mit Nürnberger Nachrichten förderer Heinrich Joh. Barth Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst DER BECK Dr. Dieter und Monika Bouhon Fiegl und Konrad GmbH Volvo Zentrum Nbg. Fürst, Fuchs und Kollegen GmbH Steuerberatungsgesellschaft Dr. Rita und Dr. Horst Schwiez Dr. Peter und Alena Küfner Dr. Peter und Catherine Lex 54 Freunde Joseph und Lisa Albersdoerfer Dr. Dietmar und Christa Baumgartner Monika Bayerköhler Alexandra Beisser Ingrid Blaul Dr. Ernst Metzger und Barbara Cichon-Metzger Carmen Fischer Dr. Gabriele Frickert Rainer und Sabine Fulda Heidrun Glauning Günter und Katharina Gloser, MdB Christa Gödde Herbert und Angelika Goller Kurt und Dr. Alev Heilbronn Norbert Heymann Prof. Dr. Reinhard und Angelika Hilke Karin Hoffmann Annette Horneber Ursula Hümmer Irmhild Kappert und Rudolf Stoll Dr. Dietrich und Beatrice Kappler Volker Koch Dr. Christian und Christiane Lex Hanna Löffler Helmut und Renate Mader Klaus und Thessa Mende HP Müller Prof. Dr. Albrecht und Inge Neiß Werner Pauli Gretel Petith Ursula Petith Beatrice Pichlmeier Eva Pöhlmann Dr. Doris Porta-Jacob und Prof. Dr. Armin Steinmetz Dr. Rudolf und Dr. Sylvia Probst Antje Raab Dagmar Reiss Dr. Helmut und Kerstin Rießbeck Suzan Samir Freya Scherer Peter und Madeleine Schmid Manfred und Christa Schmid-Sohnle Gerd und Helga Schwetter Inge Thorwart Brigitte Weber Prof. Dr. Martin und Suna Wilhelm Förderverein Kammer Musik Theater International e. V. in der Metropolregion Nürnberg Der Verein … Kammer Musik Theater International e. V. in der Metropolregion Nürnberg wurde gegründet, um die Arbeit des Internationalen Kammermusikfestivals zu unterstützen. Wenn Sie uns fördern möchten, sind Sie herzlich eingeladen, Mitglied zu werden. Sie sichern damit das 13. Internationale Kammermusikfestival Nürnberg, das vom 12. bis 20. September 2014 stattfinden wird. n Habe e Si auch Teil! Werden Sie Mitglied, zur … Mitgliedschaft Bankverbindung Förderung und Pflege klassischer Musik in Nürnberg und Umgebung, Platin-Mitgliedschaft 500 Euro Gold-Mitgliedschaft 100 Euro Silber-Mitgliedschaft 60 Euro Bronze-Mitgliedschaft 40 Euro Sparkasse Nürnberg BLZ: 760 501 01, Konto: 4 703 807 Planung und Durchführung von Musikveranstaltungen, insbesondere des Internationalen Kammermusikfestivals Nürnberg, Durchführung von musikpädagogischen Kursen auf nichtgewerblicher Basis. Als Mitglied erhalten Sie eine Einladung zum jährlichen Empfang nach dem Galaabend, unsere Newsletter sowie eine Spendenbescheinigung. Kontakt KammerMusikTheater International e.V. in der Metropolregion Nürnberg Am Stadtpark 2, 90409 Nürnberg T: (0162) 4195900, F: (0911) 37739210 [email protected] www.kammermusik-festival.de 55 Mitwirkende Nicholas Barr Viola Großbritannien Bevor er 1984 in das Royal College of Music eintrat, spielte Nicholas Barr im European Community Youth Orchestra und als Student bereits mit der Academy of St. Martin-in-the-Fields und dem London Symphony Orchestra. 1988 gewann er die Stipendien des Countess of Munster Trusts und der Royal Society of Arts, um bei Thomas Riebl in Salzburg studieren zu können. Barr war Mitbegründer des Lyric Quartet, mit dem er sämtliche Streichquartette von Dohnányi, Ginastera, Joseph Marx, Michael Nyman und Gavin Bryars auf CD aufnahm. Im vorigen Jahr spielte das Quartett die Musik von Philip Glass für den Oscar-gekrönten Film The Hours ein. Nicholas Barr gastierte mit dem Britten Quartet, dem Angell Piano Trio und den Covent Garden Soloists. Er spielt eine Bratsche von Charles Boullangier aus dem Jahre 1878. 56 Pierre Doumenge Ks Heinz-Klaus Ecker Violoncello Frankreich Bass Österreich Der französische Cellist Pierre Doumenge erfreut sich einer Karriere, in der sich die Termine solistischer Tätigkeit, Kammermusik und pädagogischer Arbeit dicht aneinander reihen. Von 2001 bis 2005 war er Mitglied des Dante-Streichquartetts, das auf den bedeutenden Podien Europas auftrat und regelmäßige Radio- und CD-Produktionen vornahm. Er gastiert zudem als Erster Cellist beim Orchestra of the Age of Enlightenment, dem English Chamber Orchestra und dem London Chamber Orchestra. Leidenschaftlich gern spielt er Kammermusik, dessen Repertoire er mit namhaften Künstlern ausgelotet hat, so mit Pascal Rogé, Lars Vogt, Daniel Hope, dem Belcea- und dem Allegri-Quartett sowie dem Nash Ensemble. Er spielte auf bedeutenden Musikfestivals (Aldeburgh, Bath, Cheltenham, Kuhmo, Bucharest, La Hague, Nürnberg, Bergstaden, Hindsgalv, Stellenbosch) und oftmals bei den »Open Chamber Music sessions« der Internationalen Musikseminare in Prussia Cove (Cornwall). Regelmäßig musiziert er auch beim Joy of Music Festival in Hong Kong. CD-Einspielungen von ihm gibt es bei Dutton, Meridian und Hyperion, sie wurden nur mit den besten Kritiken bedacht. 2008 wurde er als offizieller Cellist für den Menuhin International Violin Wettbewerb ausgewählt und spielte die Duo-Sonate von Ravel mit den neun Semifinalisten. Doumenge unterrichtete von 2003 bis 2009 Violoncello und Kammermusik an der Yehudi Menuhin School und ist Professor für Violoncello an der Guildhall School of Music in London. Außerdem gibt er regelmäßig Meisterkurse bei den International Cello Courses UK, der Violoncello Society of London, der Oxford Cello School, der Ecole Normale de Musique de Paris, dem West Helsinki Music Institute, dem Conservatoire Royal de Mons and den Szymon Goldberg Seminaren in Toyama (Japan). Heinz-Klaus Ecker studierte am Bruckner-Konservatorium in Linz (Donau) und war Schüler der Pädagogen Helene Auer, Stefan Zadejan und Tino Halpern in Graz. Er debütierte 1964 am Stadttheater von Aachen als Alcalde in Verdis La forza del destino. 1965-69 war er am Opernhaus von Graz, 1969-71 am Stadttheater von Ulm, seitdem am Opernhaus von Nürnberg engagiert, an dem er in einer über 30jährigen Karriere ein Publikumsliebling war. Gastverträge führten ihn ans Münchner Staatstheater am Gärtnerplatz, an die Staatsopern von München, Hamburg und Stuttgart, an die Deutsche Oper und die Staatsoper Unter den Linden Berlin, an die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, weiters nach Dortmund, Hannover und Wiesbaden, Brüssel, Nancy, Lyon, Wien, Graz und Oslo. Von 1981-93 sang er auf den Festspielen von Bayreuth, u.a. den Hans Schwarz in den Meistersingern, den Ritter im Parsifal und einen der Edlen im Lohengrin. 1988 gastierte er in Genua als Orest in Elektra von R. Strauss, 1990 am Teatro La Fenice Venedig als König Heinrich im Lohengrin. Er sang ein weitläufiges Repertoire auf der Bühne, das seriöse wie besonders auch Buffo-Partien enthielt, darunter den Sarastro in der Zauberflöte, den Daland im fliegenden Holländer, den Hunding in der Walküre, den Hagen in der Götterdämmerung, den Gurnemanz im Parsifal, den Marke im Tristan, den Falstaff in Nicolais Lustigen Weibern von Windsor, den Ochs im Rosenkavalier, den Barak in der Frau ohne Schatten von R. Strauss, den Schigolch in Lulu von Alban Berg, den Okeanos im Prometheus von Carl Orff, den Gloster in Lear von A. Reimann, den Ramphis in Aida, den Banquo in Verdis Macbeth, den Zaccaria im Nabucco, den Kezal in der Verkauften Braut und den Boris Godunow. 1994 übernahm er in Nürnberg die Partie des Kardinals in La Juive von Halévy. Heinz-Klaus Ecker kann auch auf eine bedeutende Karriere auch als Konzertsänger blicken. Gweneth-Ann Jeffers Sopran Großbritannien Unter den besten jungen britischen Sängern fällt Gweneth-Ann Jeffers mit ihrer eindrucksvollen Stimme und ihrer lebhaften Persönlichkeit auf. Sie schloss ihr Musikstudium an der Universität von Exeter und am Goldsmith´s College, London, ab und danach ein Aufbaustudium im Fach Gesang an der Guildhall School of Music and Drama. 2001 war sie die Vertreterin Englands beim Wettbewerb »Singer of the World« in Cardiff und Mitglied des Programmes für junge Künstler am Royal Opera House Covent Garden. Inzwischen ist sie mit einem breitgefächerten Repertoire auf den großen Bühnen präsent; sie sang die Leonora (Il Trovatore) an der Welsh National Opera und die Leonora (La Forza del destino) an der Kölner Oper, Aida und Amelia (Un Ballo in maschera) in Bremen, Erfurt, Kiel und Helsinki, die Tosca am Teatro San Carlos in Lissabon, La Gioconda und Santuzza (Cavalleria rusticana) an der Opera Holland Park und Senta (Der fliegende Holländer) in Londons Barbican Hall. Sie sang Konzerte in Großbritannien, Europa, Australien und Japan, auf den Proms und den Festivals in Aldeburgh, Cheltenham, Edinburgh und Perth mit Orchestern wie dem Sinfonieorchester des NDR, dem City of Birmingham Symphony Orchestra und dem Sinfonieorchester von Göteborg. Kürzlich absolvierte sie ihr Rollendebüt als Gutrune bei den BBC Proms unter Donald Runnicles und sang Messiaens Liederzyklus Harawi bei den Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag des Komponisten am Southbank Centre und bei den BBC Proms. Rita Kaufmann Jörg Krämer Klavier Deutschland Flöte Deutschland Rita Kaufmann stammt aus Rosenheim. Nach dem Abitur studierte sie am Salzburger Mozarteum Klavier. Anschließend absolvierte sie ein postgraduate Studium für Klavierkammermusik und Liedbegleitung an der Royal Academy of Music in London. Diese Studien schloß sie mit Auszeichnung ab. 2002-2004 war sie Solorepetitorin am Theater Regensburg. Seit 2004 ist sie am Staatstheater Nürnberg engagiert, wo sie derzeit als Studienleiterin tätig ist. Rita Kaufmann ist Preisträgerin mehrer Wettbewerbe (Jugend musiziert, Maria Canals/Barcelona, Belvedere/Wien ) und konzertiert im In- und Ausland. Berit Klasing Künstlerin Deutschland Die geborene Bremerin Berit Klasing absolvierte in Düsseldorf eine Goldschmiedelehre und besuchte von 1990-96 die Akademie der Bildenden Künste Nürnberg, wo sie Gold- und Silberschmiedekunst bei den Prof. Erhard Hößle und Prof. Ulla Mayer sowie Malerei und Grafik bei Prof. Rolf Gunther Dienst studierte. Seit 1995 leitet sie die Kunstschule Tube in Nürnberg. Jörg Krämer studierte Musik an der Musikhochschule München sowie Deutsche Philologie und Musikwissenschaft an der Ludwig MaximiliansUniversität München (Promotion 1990, Habilitation 1997). Seit 1986 ist Jörg Krämer Solo-Flötist der Nürnberger Philharmoniker. Er erhielt als Musiker zahlreiche Preise und Auszeichnungen, u.a. den Bayerischen Staatspreis, den Förderpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und den Wolfram-von-Eschenbach-Preis des Bezirks Mittelfranken. 2003 wurde er zum außerplanmäßigen Professor an der LMU München ernannt; seine Forschungsschwerpunkte liegen im Musiktheater des 18. Jahrhunderts sowie in der deutschen Literatur, Musik und Theaterkultur des 17. bis 19. Jahrhunderts. Lilo Kraus Harfe Deutschland Lilo Kraus ist 1. Soloharfenistin der Staatsphilharmonie Nürnberg und Dozentin an der Musikhochschule Nürnberg. Die Kulturpreisträgerin der Stadt Deggendorf wird oft als Gast an den verschiedenen Opernhäusern und Orchestern Deutschlands engagiert. So gastierte sie bei den Berliner Philharmonikern mit James Levine, und zuletzt in München 2008 mit Kent Nagano bei den Opernfestspielen. Sie spielte Solokonzerte mit beiden Nürnberger Orchestern unter Christian Thielemann, Jac van Steen und Fabrizio Ventura. Gastspiele führten sie nach Frankreich, Italien, Schweiz, Russland, China 57 und im November 2008 zum »Harpfestival« nach Paraguay. Lilo Kraus liebt es, mit ihrem Instrument auch musikalische Grenzen zu überschreiten, so verwirklicht sie erfolgreich eigene Projekte mit zeitgenössischer Musik (Hast Du mal Feuer, Prometheus?) und gründete das Duo Harp & Harp mit dem Bluesharpspieler Chris Schmitt. Philip Moore Klavier Großbritannien Der Pianist Philip Moore studierte an der Royal Academy of Music in London bei Hamish Milne, nach Abschluss erhielt er das Meaker Stipendium, und 2003 folgte die Ernennung zum Mitglied der Royal Academy. 2004 wurde er »Steinway Artist«. Seine weltweiten Auftritte führten ihn als Solisten u.a. mit dem Hallé Orchestra, der Academy of St. Martin in the Fields, dem Philharmonia Orchestra, der Britten Sinfonia, dem Royal Philharmonic Orchesta und dem BBC Scottish Symphony Orchestra zusammen. Mit zahlreichen international anerkannten Künstlern hat er Kammermusik aufgeführt und aufgenommen, so mit dem Hebrides Ensemble, dem ECO Ensemble und Conchord. Seine CDEinspielungen sind bei Linn, Naxos, Signum und Deux-Elles erschienen. Als Klavierduo mit Simon Crawford-Phillips hat er internationale Preise gewonnen, darunter 2004 das Borletti-BuitoniTrust-Stipendium. Das Duo ist häufig in London an der South Bank und in der Wigmore Hall zu hören, und es spielte die Uraufführungen von Detlev Glanerts Konzert für zwei Klaviere und des Konzerts für zwei Klaviere von Anna Meredith bei den BBC Proms 2009. Im nächsten Jahr werden die beiden gemeinsam mit Colin Currie ein neues Werk für zwei Klaviere und Perkussion von Steve Reich uraufführen. 58 Benjamin Nabarro Violine Großbritannien In der europäischen Zeitschrift »Musical Opinion« wurde Benamin Nabarro als »herausragender Künstler« bezeichnet, und in der Tat, er ist international als Solist und Kammermusiker mehr und mehr gefragt trat bereits in ganz Europa, Nordamerika, Afrika, im mittleren und fernen Osten auf. Der aus Nottingham stammende Geiger studierte zunächst an der Royal Academy of Music in London bei Erich Gruenberg und später in Chicago bei Shmuel Ashkenasi. Als Solist, Dirigent und Stimmführer trat er u.a. mit dem English Chamber Orchestra und dem Philharmonia Orchestra auf. 2009 wurde er zum ersten Violinisten des Ensembles 360 ernannt, einer Gruppe von 11 Musikern der Weltklasse. Des Weiteren spielt er regelmäßig mit dem Ensemble Fibonacci-Sequence und dem Nash-Ensemble zusammen, mit dem er auch bei den diesjährigen BBC-Proms auftritt. Nabarro ist auf den CDs verschiedener Labels zu hören, darunter Hyperion und Dutton, und er spielt auf renommierten Festivals wie jenen in Cheltenham, Bullawayn und Bellagio sowie auf den BBC Proms. Er gehört zur Stamm-Gruppe des Festivals Music at Plush im Südwesten Englands, wo er mit vielen international anerkannten Künstlern, darunter Adrian Brendel zusammenspielt. Gero Nievelstein Schauspieler, Produktionsleitung Deutschland Gero Nievelstein hat seine Schauspielausbildung an der Westfälischen Schauspielschule Bochum absolviert. Seine Engagements führten ihn u.a. an das Staatstheater Nürnberg, das Staatstheater Braunschweig, das Schauspielhaus Bochum und zu den Festspielen Bad Hersfeld. Von 2003 bis 2009 war er darüber hinaus Lehrbeauftragter für szenische Darstellung an der Hochschule für Musik in Würzburg und führte dort auch Opernregie. Seit 2009 ist Gero Nievelstein Ensemblemitglied am Salzburger Landestheater. Zu seinem Rollenrepertoire hier zählten u.a. die Titelrollen in Homo Faber und Lessings Nathan der Weise. In der vergangenen Spielzeit hat er dort mit dem in Nürnberg bekannten Musiker und Theatermacher Sandy Lopicic eine Bühnenfassung von Kafkas Das Schloss erarbeitet. Gero Nievelstein ist Gründungsmitglied des Internationalen Kammermusikfestivals Nürnberg und der akademie : der steg. Thomas Nunner Schauspieler Österreich Thomas Nunner ist gebürtiger Grazer und wuchs auch dort auf. Zunächst begann er ein Studium der Fächer Französisch, Philosophie und Spanisch, dann Theaterwissenschaft, das er aufgab zugunsten einer Ausbildung an der Schauspielschule des Volkstheaters Wien. Engagements führten ihn von Wien über Bregenz nach Münster. Seit 1996 ist er Ensemblemitglied am Staatstheater Nürnberg. Hier war er bisher unter anderem zu sehen in der Titelrolle von Schillers Don Carlos, als Estragon in Becketts Warten auf Godot, Alfred in Horvaths Geschichten aus dem Wiener Wald, Jason in Lanoyes Mamma Medea, Danton in Büchners Dantons Tod, Andrej in Tschechows Drei Schwestern, Hjalmar Eckdal in Ibsens Die Wildente sowie als Goethes Torquato Tasso und Tschechows Platonow. 2012 wurde Thomas Nunner zum Kammerschauspieler ernannt. Michael O’Donnell Oboe Großbritannien Der schottische Oboist Michael O’Donnell wuchs in Scone, Perthshire, auf. Mit 13 Jahren begann er, das Oboespiel zu erlernen und gewann Stipendium für das Studium seines Instruments und des Klaviers am Junior Department der Royal Scottish Academy of Music and Drama. In dieser Zeit war er Stimmführer für Oboe und Englischhorn bei den Nationalen Jugendorchestern von Schottland und Großbritannien. Von 2002 bis 2006 studierte O’Donnell am Royal College of Music in London, wo er seine Abschlüsse mit den höchsten Auszeichnungen bestand. In der Studienzeit gewann er den Knights of the Round Table Prize (Preis der Ritter der Tafelrunde) und den Wind Chamber Music Prize (Kammermusikpreis für Holzbläser). Seit 2006 arbeitet Michael O’Donnell als freischaffender Oboist mit vielen der führenden Sinfonieorchester des Vereinigten Königreichs zusammen. In der letzten Zeit ging er mit dem Royal Ballet auf Tournee nach China, spielte bei der Northern Sinfonia auf den BBC Proms und war Gast-Stimmführer der Oboen beim Philharmonia Orchestra und dem London Symphony Orchestra. Frances Pappas Mezzosopran Künstlerische Leitung Kanada Frances Pappas ist Kanadierin griechischer Herkunft. Nach ihrem Studium an der Universität von Toronto erhielt die Mezzosopranistin vom Arts Council of Ontario ein Musikstipendium für die Wiener Musikhochschule. Neben ihren Erfolgen im klassischen Opern- und Konzertrepertoire hat sie sich in ihrer musikalischen Laufbahn auch der zeitgenössischen Musik sowie der griechischen Volksmusik gewidmet. Ihre Vielseitigkeit brachte sie mit Persönlichkeiten aus verschiedenen Bereichen der Musik zusammen, u. a. arbeitete sie mit Dave Brubeck, Yehudi Menuhin und dem Filmregisseur Percy Adlon. Spartenübergreifend wirkte sie an der sehr erfolgreichen Tanzopern-Produktion Les Enfants terribles von Philip Glass des Tanztheater Nürnberg in der Inszenierung von Daniela Kurz mit. Nach ihrem ersten Festengagement am Stadttheater Giessen gastierte Frances Pappas u. a. bei den Wiener Festwochen im Theater an der Wien und im Konzerthaus Wien. An der Staatsoper Nürnberg debütierte sie als Dorabella in Così fan tutte, es folgten die Titelpartien La Cenerentola und Hänsel und Gretel. Danach sang sie Mélisande in Pelléas et Mélisande von Debussy in der Regie von Olivier Tambosi unter der musikalischen Leitung von Philippe Auguin, wofür sie von der Fachzeitschrift Opernwelt als Beste Nachwuchssängerin ausgezeichnet wurde. Im gleichen Magazin wurde sie später für ihre besondere Leistung als Niklaus in Hoffmanns Erzählungen gewürdigt. Zu weiteren erfolgreichen Bühnenrollen zählen u. a. Donna Elvira in Don Giovanni, Anna Hausmann in der Uraufführungsproduktion Wolkenstein von Wilfried Hiller, Glucks Orpheus und Eurydike sowie die Titelpartie in Glucks Iphigenie in Aulis und Bizets Carmen. Im Oktober 2006 hatte sie als Oktavian in Der Rosenkavalier ihr Rollendebüt. An der Staatsoper Stuttgart sowie am Landestheater Salzburg wurde ihre Interpretation der Marie in Wozzeck stürmisch gefeiert. 2005 debütierte Frances Pappas in der Wigmore Hall in London mit Liedern von Johannes Brahms. Andere Konzertauftritte brachte sie u. a. mit Toronto Symphony, Barcelona Symphonie, mit dem Gewandhausorchester Leipzig und dem MDR Chor zusammen. Der Bayerische Rundfunk hat zahlreiche Konzerte mit ihr gesendet. Am 13. März 2008 wurde Frances Pappas zur Kammersängerin ernannt. Wolfgang PeSSler Fagott Deutschland Wolfgang Peßler erhielt mit sechs Jahren ersten Violinunterricht bei seinem Vater. Seit 1979 spielt er Fagott und studierte schließlich in Nürnberg am Meistersinger-Konservatorium bei Walter Urbach. 1988 schloss er sein Studium mit der künstlerischen Reifeprüfung ab. Seine Studien ergänzte er bei Dag Jensen, Karsten Nagel und Stefan Köhler. Sein erstes Engagement als Solofagottist führte ihn 1990 zur Baden-Badener Philharmonie. Seit 1991 ist er stellvertretender Solofagottist der Nürnberger Philharmoniker am Staatstheater Nürnberg. Diese Tätigkeit ergänzt er durch Soloauftritte und Kammermusikkonzerte, die ihn unter anderem Tourneen in Frankreich, Schottland, Tschechien und der Slowakei ermöglichten, sowie Rundfunk- und Fernsehaufnahmen bei ZDF/arte, Radio Bremen und dem Bayerischen Rundfunk einbrachten. Wolfgang Peßler ist Gründungsmitglied der »Philharmonie Nürnberg e. V.« und war von 1993 bis 2004 festes Mitglied im »ensembleKONTRASTE«. Seit der Gründung 2001 nimmt er regelmäßig am Internationalen Kammermusikfestival Nürnberg teil. Gemma Rosefield Violoncello Großbritannien Die Gewinnerin des renommierten Pierre FournierPreises an der Wigmore Hall 2007, Gemma Rosefield, absolvierte ihr Konzertdebüt im Alter von nur 16 Jahren, als sie den 1. Preis beim »European Music for Youth«-Wettbewerb in Oslo errang. Unter ihren zahlreichen Preisen und Anerkennungen 59 findet sich der 1. Preis des Maurice Ravel-Wettbewerbs in Frankreich. Rosefield studierte in London an der Royal Academy of Music bei David Strange und Royal Northern College of Music bei Ralph Kirschbaum. Zudem besuchte sie die Meisterklassen von Frans Helmerson, Steven Isserlis und YoYo Ma. Sie trat mit renommierten Musikern auf wie György Pauk, Menachem Pressler and Stephen Kovacevich, und sie hat eine große Leidenschaft für zeitgenössische Musik. So kommt es, das die Komponisten David Matthews, Cecilia McDowall, James Francis Brown, Julian Dawes, Rhian Samuel and David Knotts eigens Stücke für sie geschrieben haben. Nach ihrem erfolgreichen Debüt in der Londoner Wigmore Hall 2003 gab Gemma Rosefield 2007 ihren Einstand am Concertgebouw Amsterdam und drei umjubelte Konzerte in 2008 und 2009 in der Wigmore Hall (Pierre Fournier Award Recital und zweimal Jacqueline du Pré Memorial Concerts). Kürzlich spielte sie auf BBC Radio 3 das Konzert für Violoncello, türkische Instrumente und Orchester von Michael Ellison mit dem BBC Symphony Orchestra, absolvierte eine Japan-Tournee mit zehn Konzerten und eine durch Mexiko mit sechs Konzerten und wurde Mitglied des dynamischen Ensembles 360. Ronald Samm Tenor Trinidad Ronald Samm wurde in Port of Spain, Trinidad, geboren. Er studierte Gesang und Klavier bei Noelle Barker und Ian Kennedy an der Guildhall School of Music and Drama und erhielt anschließend ein Postgraduierten-Stipendium der Peter Moores/ Lord Pitt-Foundation, um seine Ausbildung am Royal Northern College of Music in Manchester zu vollenden. Schon während des Studiums trat er mit Les Arts Florissants unter William Christie auf, 60 es folgten Rollen auf den Musicalbühnen im Londoner West End, so Husky Miller in Carmen Jones und Apollo MC in The Buddy Holly Story. Später war er Finalist im Alexander-Young-Gesangswettbewerb und spielte Don José und Otello in der Fernsehserie Opera Works bei BBC 2. Nach dem Studium in Manchester arbeitete Ronald Samm mit verschiedenen Institutionen zusammen, so der British Youth Opera, Travelling Opera, Broomhill Opera und dem Glyndebourne Festival, und er wurde dank der Unterstützung durch den SybillTutton-Preis und des Royal Opera House Mitglied des National Opera Studios. Zu seinen jüngsten Debüts zählen der Tanzmeister in Ariadne auf Naxos (Birmingham Opera Company), Siegmund in Die Walküre (Lissabon) und Sportin´ Life in Porgy and Bess (Opera de Lyon). In der Titelpartie von Verdis Otello konnte er neulich einen riesigen Erfolg mit Opera North feiern. Peter Selwyn Dirigent Künstlerische Leitung Großbritannien Peter Selwyn studierte Sprachwissenschaft an der Cambridge Universität und danach Klavier an der Royal Academy of Music in London. Er hat mehr als 50 Opern dirigiert, darunter Peter Grimes, Rigoletto, La Traviata, La Boheme, Carmen, Figaro, Cosi fan tutte, Hänsel und Gretel und Iphigenie en Tauride am Staatstheater Nürnberg, wo er 19992004 als Kapellmeister und Studienleiter tätig war. In seiner Heimat hat er Carmen (Welsh National Opera), Fidelio, Romeo et Juliette (Opera North), Jenufa, La Cenerentola (English Touring Opera), Hänsel und Gretel, La Rondine (Opera Holland Park), Madama Butterfly, Die Zauberflöte (European Chamber Opera), Rape of Lucretia (European Opera Centre) und Don Giovanni (Pimlico Opera) dirigiert. Opern- und Konzertauftritte führten ihn ansonsten nach Australien, Oman, Italien, Un- garn, die Republik Tschechien und Singapur, wo er in diesem Sommer Salome dirigierte. Er war drei Spielzeiten musikalischer Assistent bei den Bayreuther Festspielen und erarbeitete zusammen mit Giuseppe Sinopoli und Adam Fischer den Ring-Zyklus. Als musikalischer Assistent hat er auch in Covent Garden, Glyndebourne, English National Opera, Strasbourg Opera du Rhin, Den Norske Oper, an der Hamburgischen Staatsoper und bei den Bregenzer und Aldeburgh Festspielen mitgewirkt. Er ist künstlerischer Leiter und Mitbegründer des Internationalen Kammermusikfestival Nürnberg, in dessen Rahmen er The Rape of Lucretia, The Turn of the Screw, Noye´s Fludde, Dido und Aeneas, Die Geschichte des Soldaten, das babylonexperiment und Schau nicht zurück, Orfeo dirigierte. Er hat eine Professur am Royal College of Music, London, inne. Vesna Stankovic Violine Serbien Die in Belgrad geborene Geigerin Vesna Stankovic ist zur Zeit Konzermeisterin an der Wiener Volksoper und des Wiener KammerOrchesters. Seit März 2011 hat sie auch eine Professur für Violine an der Kunstuniversität Graz inne. Ihr Violinstudium hat sie bei Szymon Goldberg in den USA (Curtis Institute of Music und Juilliard School) absolviert. Bereits im ehemaligen Jugoslawien und auch in den USA wurde sie mit vielen Auszeichnungen bedacht. 1986 war sie Finalistin des Tschaikowsky-Wettbewerbs in Moskau. Vesna Stankovic war fünfzehn Jahre lang ein führendes Mitglied des Chamber Orchestra of Europe, wo sie mit Dirigenten und Solisten wie Nikolaus Harnoncourt, Claudio Abbado, Carlo Maria Giulini, Sir Georg Solti, Gidon Kremer, András Schiff, Murray Perahia u.a. zusammengearbeitet hat. Vesna Stankovic ist als Solistin und Kammermusikerin regelmäßig bei bedeutenden Konzertzyklen und Festivals zu hören. Als Solistin ist sie mit vielen Orchestern in den USA, in Wien und im ehemaligen Jugoslawien aufgetreten. Sie gibt Solorecitals in Japan, wo sie als künstlerische Leiterin des Kammermusikseminars Szymon Goldberg Memorial in Toyama mitwirkt. Außerdem nimmt Vesna Stankovic regelmäßig an den Kammermusikfestivals in Nürnberg und Feistrizt (Hagen Open) sowie an Kammermusikzyklen des Wiener Konzerhauses teil, wo sie 1995 debütierte. Vesna Stankovic spielt eine Violine von Jacobus Stainer aus dem Jahre 1671, die ihr von der Österreichischen Nationalbank zur Verfügung gestellt wird. Anna Stiepani Regie Deutschland 1989 in Passau geboren, war Anna Stiepani sechs Jahre lang aktives Mitglied des Theaterjugendclubs des Landestheaters Niederbayern in Passau. 2006 war sie Regiehospitantin für Lohengrin unter der Regie von Klaus Maria Brandauer an der Oper Köln. Nach dem Abitur folgte ein Theaterjahr als Regieassistentin und Assistentin der Oberspielleitung am Landestheater Niederbayern in Landshut. Dort arbeitete sie unter anderem mit den Regisseuren Sybille Fabian, Stefan Tilch, Veronika Wolf und Robin Brosch. Danach absolvierte sie ein Engagement als Regie- und Bühnenbildassistentin von Martina Veh für Die Entführung aus dem Serail in München. Im Anschluss studierte sie Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien. Von 2011 bis 2013 war als Regieassistentin am Landestheater Salzburg tätig. Jetzt arbeitet sie u.a. dort als freischaffende Regisseurin. Tara Venditti Andrew West Mezzosopran USA Klavier Künstlerische Leitung Großbritannien Die Mezzosopranistin Tara Venditti hat über 45 Hauptrollen interpretiert und trat auf den bedeutenden Bühnen dieser Welt auf, darunter Teatro alla Scala in Mailand, Royal Opera House Covent Garden in London, Opéra-Théâtre in Metz, israeli Opera in Tel Aviv, Opera Holland Park, London, Musikfestival Peking, New York City Opera, Glimmergalss Opera, Kentucky Opera, Connecticut Grand Opera, Staatstheater Darmstadt, Staatstheater Mainz, Theater Bielefeld und das Staatstheater Nürnberg, wo sie als Ensemblemitglied in vier Spielzeiten 17 Partien verkörperte. Venditti arbeitete mit Orchestern zusammen wie dem Orchestra of the Age of Englightenment, dem Simon Bolivar Orchestra, der Capella Cracoviensis und dem Philharmonischen Orchester Mazedonien. 2005 trat sie als Solistin in der auch im deutschen Fernsehen und im Bayerischen Rundfunk übertragenen Show »SWING IT!« mit der Thilo Wolf Big Band auf. Besonders gefragt ist Tara Venditti auch für Uraufführungen, bei denen sie u.a. in New York, Philadelphia, Memphis und Santa Fé mitwirkte. Das Publikum des Tribeca FLEA Theater in New York war hingerissen von ihrem Poetry Song Theatre, einer eigens konzipierten Adaption von französischen und amerikanischen Kunstliedern. 2004 gewann sie den ersten Platz in der Kategorie »Kunstlied« des Joyce Dutka Wettbewerbs. Sie war Finalistin beim Joy in Singing Award-Wettbewerbs im Jahr 2000 und 1998 Semi-Finalistin des Houston Grand Opera Studio McCollum Wettbewerbs. Andrew West musiziert weltweit als Solist, Begleiter und Kammermusiker. Er gab Klavierabende in Südafrika, Südamerika und in den Vereinigten Staaten, und er ist häufig in den großen Londoner Konzertsälen und im Radio der BBC zu hören. Er konzertiert seit langem mit der Flötistin Emily Beynon, mit der er in den BBC Chamber Music Proms und im Rahmen des Edinburgh International Festival aufgetreten ist. Kürzlich musizierte er vierhändig mit Cedric Tiberghien bei den City of London und Cheltenham Festivals. Außerdem spielte er gemeinsam mit Philip Moore die Fassung für zwei Klaviere von Le Sacre du Printemps für das Strawinsky-Projekt der Michael Clark Dance Company und gastierte damit im Sommer 2007 im Londoner Barbican Centre, im Sommer 2008 in Paris und New York. Andrew West erhielt den Gerald Moore Preis für Klavierbegleitung. Zudem wirkte er über mehrere Jahre als offizieller Begleiter des Steans Institute for Singers beim Ravinia Festival in Chicago. Er nahm CDs auf mit Emma Bell (Lieder von Strauss, Marx und Bruno Walter), Alice Coote, James Gilchrist, Hakan Vramsmo sowie Roderick Williams, und er tritt weiterhin regelmäßig gemeinsam mit Mark Padmore auf. Andrew West studierte Englisch am Clare College in Cambridge, bevor er mit dem Musikstudium bei Christopher Elton und John Streets an der Royal Academy of Music in London begann. Dort bekleidet er mittlerweile eine Professur für Begleitung und Kammermusik. West ist im zwölften Jahr einer der drei künstlerischen Leiter des Internationalen Kammermusikfestivals Nürnberg. 61 MAren ZIMMERMANN Dramaturgie Deutschland Maren Zimmermann studierte Germanistik und Musikwissenschaft an der Philippsuniversität in Marburg. Ihr erstes Festengagement führte sie von 1995 bis 1998 an das Theater Erfurt, wo sie als Dramaturgin für Schauspiel und Kinder- und Jugendtheater tätig war. 1998 wechselte sie als Schauspieldramaturgin an das Staatstheater Karlsruhe. Von 2000 bis 2011 war sie Schauspieldramaturgin am Staatstheater Nürnberg. Seit 2011 ist Maren Zimmermann freie Dramaturgin. Neben ihrer Tätigkeit für Ballett und Schauspiel des Salzburger Landestheaters arbeitet sie unter anderem für den Schriftsteller und Festivalleiter Albert Ostermaier. John Zuckerman Tenor USA Der amerikanische Tenor John Zuckerman stammt aus Kalifornien. Seine Gesangsausbildung absolvierte er an der University of Southern California und an der renommierten Manhattan School of Music. Nach dem Studium nahm er am Young Artist Program des Opera Theatre of St. Louis und am Tanglewood Music Centre teil. In der Spielzeit 2004/05 war er Mitglied des Opernstudios an der Baltimore Opera, wo er unter anderem als Dorvil in Rossinis La Scala di seta und als Nemorino in Donizettis L'Elisir d'amore auf sich aufmerksam machte. Seitdem gastiert der Tenor mit zahlreichen Partien auf den Bühnen Nordamerikas. Er sang Almaviva im Barbiere di Siviglia an der West Bay Opera, an 62 der Daytona und der Virginia Opera. Außerdem war er an der Lyric Opera San Diego als Ramiro in La Cenerentola, als Ernesto in Don Pasquale und als Tonio in La Fille du régiment zu erleben. Sein internationales Debüt gab John Zuckerman 2007 an der Israeli Opera in Tel Aviv, wo er als Graf von Libenskof in Rossinis Il Viaggio a Reims auftrat. 2008/09 sang er u.a. den Almaviva an der Opera Delaware, Tonio in Hong Kong sowie Teseo in der Salzburger Barockproduktion Arianna. Von 2009 bis 2011 war John Zuckerman Ensemblemitglied des Salzburger Landestheaters. Dort sang er u.a. den Don Ottavio in Don Giovanni, die Titelpartie in Vivaldis Farnace und wiederum den Nemorino. In der Spielzeit 2011/12 sang er an der Dortmunder Oper den Obadjah in Elias und den Camille des Rosillon in Die lustige Witwe. Ausblick 2014 Das 13. Internationale Kammermusikfestival Nürnberg findet statt vom 12.-20. September 2014 63 IMpRESSUM 12. internationales KammermusiKfestival nürnberg Veranstalter Kammer Musik Theater International Nürnberg e.V. Am Stadtpark 2, 90409 Nürnberg T: (0162) 4195 900 [email protected] Bankverbindung: Sparkasse Nürnberg, BLZ: 760 501 01, Konto 4 703 807 DE 35 7605 0101 0004 703807 www.kammermusik-festival.de Künstlerische Leitung Buchhaltung Festivalfotos Peter Selwyn Frances Pappas Andrew West Brigitte Weber Jutta Missbach Redaktion, Dramaturgie Druck Dr. Michael Kerstan osterchrist druck und medien GmbH, Nürnberg Gründungsmitglied und Ehrenvorsitzende Illustrationen Emily Segal Geschäftsführung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Dr. Dorle Messerer-Schmid Francesco Gallé Gestaltung, Satz Nina Metz Konzept Design Produktionsleitung Signet des Festivals Gero Nievelstein Design Studio HC Traue akademie : der steg INTERNATIONALES KAMMERMUSIKFESTIVAL NÜRNBERG 64 Wir bedanken uns bei unseren Anzeigenkunden für ihr groSSzügiges kulturelles Engagement! 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Und nach dem KAMMERMUSIKFESTIVAL? 8 KAMMERKONZERTE VON RANG ..... 1 TSchEchoSLowAKISchES KAMMERdUo 23.09.2013 Sonaten für Violine/Klavier von Dvořák, Brahms und Reger 2 BERLIn TRIo 25.10.2013 Klaviertrios von Blacher, Schumann und Mendelssohn 3 GILMAn•USzynSKy•hoRnUnG 14.11.2013 Streichtrios von Beethoven, Reinecke und Dohnanyi 4 VLAch QUARTETT (Prag) 4.12.2013 Streichquartette von Verdi, Puccini und Beethoven 5 APoLLon MUSAGÈTE 17.01.2014 Streichquartette von Suk, Janáček und Dvořák 6 SIEGER BAnFF wETTBEwERB 6.02.2014 Streichquartett-Wettbewerb 2014 noch nicht beendet 7 w. MAnz • ARTE EnSEMBLE 25.03.2014 Schubert, Forellenquintett - Brahms Klavierquartett 8 cELLo dUELLo 7.04.2014 Virtuose Celloduette mit Jens Peter Maintz und W. Emanuel Schmidt ..... iM KlEiNEN SAAl dER MEiSTERSiNGERhAllE Kammerkonzerte des Privatmusikvereins Nürnberg e. V. 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