12. internationales kammermusikfestival nürnberg

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Jahr100Feier
12. INTERNATIONALES
KAMMERMUSIKFESTIVAL
NÜRNBERG
6. - 8. September 2013
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12. INTERNATIONALES
KAMMERMUSIKFESTIVAL
NÜRNBERG
6. - 8. September 2013
Inhalt
Programmheft 2013
internationales Kammermusikfestival Nürnberg
Grußworte6
Andrew West: Musik von 1913 und mehr
36
Vorwort9
Liedtexte: Alexander von Zemlinsky
38
Kalendarium11
Matinee und Lesung
Eröffnungskonzert
Freitag, 6. September
Sonntag, 8. September
39
13
Maren Zimmermann: Auf der Suche nach ... 1913
40
Liedtexte: Giuseppe Verdi
14
Für Andrew
42
Andrew West: Kammermusik der Jubilare
18
Abschlusskonzert
Kreativworkshop der Kunstschule Tube
20
KinderKonzert
Samstag, 7. September
22
konzert Wagner Special
Samstag, 7. September25
Die Walküre, 1. Akt: Handlung
25
Michael Kerstan: Die ungleichen Brüder
26
Instrumentalkonzert
Samstag, 7. September35
Sonntag, 8. September
45
Liedtexte: Richard Wagner
46
Liedtexte: Benjamin Britten
48
Andrew West: Für Queen Mum zum Geburtstag
52
Freunde, Förderer, Sponsoren
54
Die Mitwirkenden 2013
56
Ausblick 2014
63
Impressum64
5
GruSSwort
der Kulturreferentin der Stadt Nürnberg
Prof. Dr. Julia Lehner
Es ist mehr und mehr zur Gewohnheit geworden, bereits in Halbdekadenschritten Jubiläen
zu feiern und Gedenktage zu begehen. Die Kürze
der Intervalle führt nicht selten zu Häufungen,
die das Einzelereignis bisweilen relativieren und
seine Bedeutung mitunter neutralisieren.
6
Nicht umsonst spricht man von silbernen oder
goldenen Jubiläen, um eben der Besonderheit
eines Geschehnisses Ausdruck zu verleihen. Säkularfeiern hingegen kommt eine ganz andere
Bedeutung zu, denn sie sind, neben dem Blick
zurück auch immer eine momentane Standortbeschreibung.
Man kann trefflich darüber streiten, ob 1913
tatsächlich »Der Sommer des Jahrhunderts« im
Jahrhundert-Jahr war, weil dies nicht ohne das
folgende gedacht werden kann. Man kann vorzüglich darüber diskutieren, welche Bedeutung
der kulturellen »Creme dieser Tage« beizumessen
ist und ob der Blick auf die kulturelle Avantgarde ausreicht, um zu einem solchen außergewöhnlichen Urteil zu kommen.
Ein weiteres Jahrhundert früher ist mit den
Geburtstagen von Giuseppe Verdi und Richard
Wagner verbunden. Es steht im Fokus nicht
nur der Musikliebhaberinnen und -liebhaber.
Wenn mit dem 12. Internationalen Kammermusikfestival die kulturelle Herbst-Wintersaison
Nürnbergs im Rittersaal der Kaiserburg eröffnet
wird, stehen auch hier Werke der Protagonisten der italienischen und deutschen Musik des
19. Jahrhunderts auf dem Programm. Von der
Altersgleichheit abgesehen, wurden die beiden
Opernreformer von der deutschen wie von der
italienischen Musikwelt quasi zu Antipoden stilisiert und insofern ist es umso interessanter, sie
nebeneinander zu stellen.
Selbstverständlich spielen die Meistersinger von
Nürnberg eine besondere Rolle, wenn »Nürnberg Wagner spielt« und auf vielfältige Weise anbietet, sich dem Oeuvre des Meisters zu
nähern. Das Wagner-Special und die Wesendonck-Lieder, sein einziges Zeugnis kammermusikalischen Schaffens, sind weitere Teile des
musikalischen Programms beim 12. Internationalen Kammermusikfestival Nürnberg. Dass der
im Herbst des »Jahrhundert-Jahres« geborene
Benjamin Britten mit seinem Birthday-Hansel,
ein Liedfolge, die die Queen Elisabeth II. anlässlich des 75. Geburtstags ihrer Mutter in Auftrag
gab, zum Festival-Repertoire gehört, erscheint
bei der Internationalität der Komponisten und
aller Künstlerinnen und Künstler geradezu notwendig.
Nomen est omen. Mit hoher Professionalität
ausgewählt, mit internationalen Spitzenkräften umgesetzt und mit unermüdlichem Engagement betrieben, werden alle wiederum alles
daransetzten, dass diese »Jahr100feier« bestens
gelingt. Dafür danke ich von ganzem Herzen.
Mein Dank gilt selbstverständlich auch den
Freunden des Internationalen KammermusikFestivals Nürnberg, allen, die diese Veranstaltungsreihe unterstützen und fördern. Allen
Beteiligten wünsche ich angenehme und anregende Aufführungen. Ich bin mir ganz sicher,
dass dieses Musikereignis beim Publikum auch
heuer die ihm gebührende Resonanz erfahren
wird.
GruSSwort
der Direktorin der Stadtbibliothek Nürnberg,
Elisabeth Sträter
Sehr geehrte Besucherinnen und Besucher
des Internationalen Kammermusikfestivals
Nürnberg,
»Musik verbindet uns mit unsichtbaren Fäden«,
hat die australische Schriftstellerin Pam Brown
einmal geschrieben. Es sind musikalisch-literarische Fäden, die gesponnen werden, wenn die
Stadtbibliothek Nürnberg und Kammer Musik
Theater International e.V. vom 6. bis 8. September 2013 erstmals gemeinsam zum Internationalen Kammermusikfestival in den Katharinensaal
der Stadtbibliothek einladen. Auf die Premiere
des Brückenschlags zwischen Musik und Literatur freut sich der Bildungscampus Nürnberg und
heißt das 12. Internationale Kammermusikfestival herzlich willkommen.
Das dreitägige Programm des Festivals ist genauso facettenreich wie die Stadtbibliothek
selbst. Neben einem großen Freihandbestand,
den Magazin- und Altbeständen sowie einer
Kinder- und Jugendbibliothek lockt die Stadtbibliothek außerdem mit der größten Musikbibliothek Nordbayerns. Das umfangreiche Angebot
wendet sich an Instrumentalisten, Musikliebhaber, Tonkünstler und Musizierende. 45 000 Noten, Bücher, Songbooks, CDs und DVDs laden
zum Verweilen ein. Komplettiert wird das musikalische Angebot durch ein E-Klavier sowie ein
Musikzimmer, wo neu erworbenes oder bereits
vorhandenes Wissen gleich vor Ort ausprobiert
werden kann.
Wir wünschen allen Besucherinnen und Besucher drei wunderbare Konzerttage und unvergessliche Hörerlebenisse im Katharinensaal!
7
GruSSwort
des Generaldirektors der Britten-Pears-Stiftung
Richard Jarman
Nachdem mir Peter Selwyn von seiner Arbeit in
Nürnberg berichtet hatte, kam ich im September
2003 nach Nürnberg. Außer einem Kammerkonzert besuchte ich damals eine Aufführung
der Oper The Rape of Lucretia von Benjamin
Britten, die mir seither nicht mehr aus dem Gedächtnis gegangen ist. Obwohl es keine vollszenische Produktion war, hinterließ sie einen bleibenden Eindruck, weil die Aufführenden sich so
sehr eingesetzt hatten und auch, weil das Stück
im Dokumentationszentrum der Kongresshalle
stattgefunden hatte. Die Oper handelt schließlich von einem Diktator, der seine Macht missbraucht und Unschuldige schädigt. Dieses Stück
in einem Raum zu sehen, der für Hitler entworfen wurde, war überaus beeindruckend.
8
Leider ist es mir seither nicht mehr gelungen, in
die Stadt zurückzukehren, aber mir ist bewusst,
welche außergewöhnliche Arbeit Peter Selwyn,
Andrew West, Frances Pappas, Dorle MessererSchmid und ihre Mitstreiter all die Jahre geleistet haben, um Brittens Musik in Nürnberg zum
Leben zu verhelfen, wie der Kammeroper The
Turn of the Screw, der Community Opera Noye’s
Fludde und vielen weiteren Theater- und Instrumentalstücken. Das Publikum des Nürnberger
Kammermusikfestivals hatte die einzigartige
Gelegenheit, die außergewöhnliche Bandbreite
von Brittens Arbeit zu entdecken und auf einem
hohen Qualitätsniveau zu hören. Britten wird
nun überall in der deutschsprachigen Welt gespielt und ist als einer der großen Komponisten
des 20. Jahrhunderts anerkannt, auch dank der
ausdauernden Arbeit der inspirierenden Musiker, die mit Peter Selwyn hier zusammenarbeiten und der Unterstützung, die sie von der Stadt
erhalten. Für diesen Einsatz danke ich herzlich
und sende meine Grüße mit den besten Wünschen für ein gelungenes Kammermusikfestival
2013.
Vorwort
von Andrew West
Liebe Freunde,
unsere Hundertjahrfeier hat eine andere Form
als die vorherigen Festivals: statt einer Woche
mit Abendkonzerten werden wir unsere Energien auf ein intensives Wochenende konzentrieren, und damit hoffen wir auch, dass wir Sie
öfter bei uns begrüßen können als dies sonst in
einer geschäftigen Arbeitswoche möglich war.
Das Festival eröffnen wir mit unserem inzwischen traditionellen Konzert bei Kerzenlicht
auf der Burg, aber alle weiteren Konzerte finden im Katharinensaal statt, der am ganzen
Wochenende unser Stammplatz ist. Auch unser Festivalmotto zeigt sich diesmal aus einer
ungewöhnlichen Perspektive: anstatt die Musik
eines bestimmten Landes zu präsentieren, feiern wir die zufällig zusammenfallenden runden
Geburtsjahre verschiedener Komponisten. Benjamin Britten, fast schon ein ‚Ehren-Schirmherr’
unseres Festes, wurde vor 100 Jahren geboren;
Richard Wagner, mit dem Nürnberg eine ähnlich enge Beziehung hat, kam vor 200 Jahren
zur Welt, genau so wie Giuseppe Verdi, ein anderer Gigant der Oper, wenn auch mit einem
völlig anderen Charakter, wie Michael Kerstan
ab Seite 24 erläutert. Wir freuen uns darauf,
die Lieder und Kammermusikstücke dieser drei
großen Komponisten mit Ihnen gemeinsam zu
entdecken.
Auf keinen Fall aber wollen wir auf die Gelegenheit verzichten, einen Teil einer Wagner-Oper
aufzuführen! Mit Ronald Samm, der kürzlich in
England einen großen Erfolg als Verdis Otello
feiern konnte, und Gweneth-Ann Jeffers kehren
zwei der hervorragendsten jungen Sänger Englands zu uns zurück, um mit dem Dirigenten Peter Selwyn den 1. Akt der Walküre aufzuführen,
und zu ihnen gesellt sich Kammersänger HeinzKlaus Ecker, den wir glücklicherweise gewinnen
konnten, für uns aus dem Ruhestand zurück auf
die Bühne zu kommen.
Unser Kinderkonzert nutzt das Thema Geburtstag, um am Samstagnachmittag eine lebhafte,
interaktive Stunde anzubieten, während unsere
von Maren Zimmermann gestaltete Lesung mit
Musik am Sonntagmorgen einen erweiterten
Blick auf das Jahr 1913 ermöglicht, dem Vorkriegsjahr, in dem neue Strömungen in Politik
und Kunst, Literatur und Musik an Bedeutung
gewannen.
Wir wünschen Ihnen ein unterhaltsames und
anregendes Festival!
9
Kalendarium
6. - 8. September 2013
Eröffnungskonzert
Freitag, 06.09.2013, 20 Uhr
Rittersaal der Kaiserburg bei Kerzenlicht
Wagner – Meistersinger Vorspiel zu vier Händen
VERDI – Romanzen
BRITTEN – Sonate für Violoncello und Klavier
BEETHOVEN – Klaviertrio op. 1 Nr. 1
Samstag, 07.09.2013, 14.30 Uhr
Katharinensaal
... WIR HÄTTEN DICH SONST SEHR VERMISST!
Ein Geburtstagsfest mit viel Musik und zum Mitmachen
in Kooperation mit der akademie : der steg und der Stadtbibliothek Nürnberg
WAGNER SPECIAL
WAGNER – Walküre 1. Akt – Gesang und Klavier
KINDERKonzert
Samstag, 07.09.2013, 17 Uhr
Katharinensaal
InstrumentalKonzert
Samstag, 07.09.2013, 20 Uhr
Katharinensaal
Matinee Lesung
Sonntag, 08.09.2013, 11 Uhr
Katharinensaal
Abschlusskonzert
Sonntag, 08.09.2013, 19 Uhr
Katharinensaal
Britten – Oboenquartett
Beethoven – Klaviertrio op. 1 Nr. 2
Strawinsky – Le Sacre du Printemps zu vier Händen
1913. Ein Musikalisch-literarischer Streifzug durch ein besonderes Jahr
Debussy – Syrinx
Strawinsky – Auszüge aus Le Sacre du Printemps zu vier Händen
Zemlinsky – Lieder
Texte von 1913 – In Kooperation mit der Stadtbibliothek Nürnberg
Beethoven – Klaviertrio op. 1 Nr. 3
Wagner – Wesendonck Lieder
Britten – Geburtstags-Hansel
Verdi – Streichquartett
11
Eröffnungskonzert
im Rittersaal der Kaiserburg bei kerzenlicht
Freitag, 6. September – 20:00 Uhr
RICHARD WAGNER
GIUSEPPE VERDI
BENJAMIN BRITTEN
(1813-1883)
(1813-1901)
(1913-1976)
Vorspiel zu
Die Meistersinger von Nürnberg
(1868)
Romanzen
Sonate für Violoncello und Klavier
C-Dur op. 65
(1961)
von Carl Tausig bearbeitet
für Klavier zu 4 Händen
Sehr mäßig bewegt
Andrew West, Peter Selwyn – Klavier
Brindisi
Nell'orror di notte oscura
Non t'accostar all'urna
La seduzione
Stornello
Tara Venditti – Mezzosopran
Rita Kaufmann – Klavier
Dialogo
Scherzo – Pizzicato
Elegia
Marcia
Moto perpetuo
Gemma Rosefield – Violoncello
Andrew West – Klavier
Pause
LUDWIG VAN BEETHOVEN
(1770-1827)
Klaviertrio op.1 Nr.1 in Es-Dur
(1795)
Allegro
Adagio cantabile
Scherzo (Allegro assai) & Trio
Finale (Presto)
Benjamin Nabarro – Violine
Gemma Rosefield – Violoncello
Andrew West – Klavier
Präsentiert von VR Bank Nürnberg und Aktion Kulturallianzen, ein Projekt der Allianz Kulturstiftung.
Das Konzert wird vom Bayerischen Rundfunk für BR Klassik mitgeschnitten.
13
Liedtexte: Romanzen
Giuseppe Verdi
Brindisi
Trinkspruch
NELL’ORROR DI NOTTE
OSCURA
6 Romanzen 1845, Nr. 6
Andrea Maffei 1798 - 1885
6 Romanzen 1845, Nr. 6
deutsch von Michael Kerstan
6 Romanzen 1938, Nr. 4
Carlo Angiolini
Mescetemi il vino! Tu solo, o bicchiero,
Fra gaudi terreni non sei menzognero,
Tu, vita de' sensi, letizia del cor.
Amai; m'infiammaro due sguardi fatali;
Credei l'amicizia fanciulla senz'ali,
Follia de' prim'anni, fantasma illusor.
Schenkt mir Wein ein! Nur du, o mein Becher,
Bist unter irdischen Freuden kein Lügner,
Du, Leben der Sinne, Herzensfreud’.
Ich liebte; mich entflammten zwei fatale Blicke;
Ich glaubte an unschuldige Kinderliebe,
Verrücktheit der Jugend, Trugbilder nur.
Nell'orror di notte oscura,
Quando tace il mondo intier,
Del mio bene in fra le mura
Vola sempre il mio pensier.
Mescetemi il vino, letizia del cor.
Schenkt mir Wein ein, des Herzens Freud.
L'amico, l'amante col tempo ne fugge,
Ma tu non paventi chi tutto distrugge:
L'età non t'offende, t'accresce virtù.
Sfiorito l'aprile, cadute le rose,
Tu sei che n'allegri le cure noiose:
Sei tu che ne torni la gioia che fu.
Der Freund, der Liebste, alsbald verschwindet,
Doch du fürchtest nicht, was alles zerstöret:
Das Alter spottet nicht deiner, dir wächst
Tugend zu.
Verblüht der April, die Rosen gefallen,
Du linderst mir die lästigen Kuren:
Du bringst Freude wieder, die es einst gab.
Mescetemi il vino, letizia del cor.
Schenkt mir Wein ein, des Herzens Freud.
Chi meglio risana del cor le ferite?
Se te non ci desse la provvida vite,
Sarebbe immortale l'umano dolor.
Mescetemi il vino! Tu sol, o bicchiero,
Fra gaudi terreni non sei menzognero,
Tu, vita de' sensi, letizia del cor.
Wer heilte besser die Wunden des Herzens?
Wenn du uns nicht gäbst die nützliche Rebe,
Wäre unsterblich der menschliche Schmerz.
Schenkt mir Wein ein! Nur du, o mein Becher,
Bist unter irdischen Freunden kein Lügner,
Du, Leben der Sinne, Freude des Herzens
14
E colei che tanto adoro
Forse ad altri il cor donò;
Ciel, per me non v'ha ristoro,
Io d'ambascia morirò.
Quando in terra il giorno imbruna
Il mio spirto apparirà
Ed il raggio della luna
Fosco fosco si vedrà.
D'un amante moribondo,
D'un tradito adorator,
Udirà l'intero mondo
Il lamento del dolor.
E d'amore nella storia
Sarà scritto ognor così:
Maledetta la memoria
Di colei che lo tradì!
Im Grauen der
dunklen Nacht
Non t'accostar all'urna
Komm' dem Grab nicht nahe
6 Romanzen 1938, Nr. 4
deutsch von Michael Kerstan
6 Romanzen 1938, Nr. 1
Jacopo Vittorelli 1749-1835
6 Romanzen 1938, Nr. 1
deutsch von Michael Kerstan
In dem nächtlich-dunklen Grauen,
Wenn endlich schweigt die ganze Welt,
Flieht von der Ruhe in den Mauern
Stets dein Gedanke fort von mir.
Non t'accostar all'urna,
Che il cener mio rinserra,
Questa pietosa terra
È sacra al mio dolor.
Komm’ dem Grab nicht nahe
Das umschließet meine Asche,
Dieser mitleidvolle Boden
Ist heilig mir in meinen Schmerz.
Und jene, die ich so anbete,
Schenkt’ anderen vielleicht ihr Herz;
Himmel, mir gibst du keine Labung,
Sterben werd’ vor Kummer ich.
Odio gli affanni tuoi,
Ricuso i tuoi giacinti;
Che giovano agli estinti
Due lagrime, due fior?
Ich, ich hasse deine Ängste,
Verweig’re deine Hyazinthen;
Was helfen denn den Ausgelöschten
Tränen oder Blumen nur?
Wenn auf der Welt der Abend dämmert,
Wird erscheinen mir mein Geist
Und den trüben Strahl des Mondes
Wird man düster, drohend seh’n.
Empia! Dovevi allora
Porgermi un fil d'aita,
Quando traéa la vita
Nell’ansia e nei sospir.
Böse! Musstest du mir wirklich
Einen Rettungsstrohhalm reichen,
Als das Leben mir alleine
Sorgen nur und Seufzer bot?
Von dem todgeweihten Liebsten,
Dem verrat’nen treuen Freund,
Wird die ganze Welt vernehmen
Nur sein Schmerzensklagelied.
A che d'inutil pianto
Assordi la foresta?
Rispetta un'ombra mesta,
E lasciala dormir.
Für wen durch dein sinnloses Weinen
Soll denn wohl der Wald ertauben?
Respektier den Trauerschatten
Und lass ihm seine Ruh’.
In der Geschichte von der Liebe
Wird allzeit geschrieben stehn:
Verflucht sei alles, was erinnert
An jene, die ihn so verriet!
15
La Seduzione
Die VErführung
1839
Luigi Balestra 1808-1863
deutsch von Michael Kerstan
Era bella com'angiol del cielo,
Innocente degl'anni sul fiore,
Ed il palpito primo d'amore
Un crudele nel cor le destò.
Sie war himmlisch schön gleich einem Engel,
Unschuld bestimmte ihre Blütejahre,
Und das erste Beben einer Liebe
Erregte ihr ein Grausamer im Herz.
Inesperta, fidente ne' giuri,
Sè commise all'amante sleale;
Fu sedotta! e l'anello nuziale,
Poveretta, ma indarno invocò.
Unerfahren und auch voll Vertrauen
Folgte sie dem Liebesschwindler;
Verführung war’s! Vergeblich forderte die Arme
Am Ende noch den Ehering.
All'infamia dannata, allo scherno,
Nove lune gemé la tradita;
Poi, consunta dal duolo la vita,
Pregò venia al crudele e spirò.
Unter dem Gespött und der Gemeinheit
litt die Betrogene neun Monde;
Dann, vom Lebensschmerz verschlissen,
bat sie den Bösen um Verzeihung und verschied.
Ed il frutto del vil tradimento
Nel sepolcro posogli d'appresso;
Là non sorse una croce, un cipresso,
Non un sasso il suo nome portò.
Und die Frucht des elenden Verrates
Wurde neben ihr ins Grab geworfen;
Doch kein Kreuz, keine Zypresse gab es,
Und ihren Namen trug kein Stein.
16
Stornello
Abzählvers
1869
Anon
deutsch von Michael Kerstan
Tu dici che non m'ami...
anch'io non t'amo...
Dici non vi vuoi ben,
non te ne voglio.
Dici ch'a un altro pesce
hai teso l'amo.
Anch'io in altro giardin
la rosa coglio.
Du sagst, du liebst mich nicht...
ich liebe dich auch nicht ...
Du sagst, du magst mich nicht,
ich will dich gar nicht.
Du sagst, du hast einen anderen Fisch
an der Angel.
Auch ich pflücke Rosen
in einem anderen Garten.
Anco di questo vo'che ci accordiamo:
Tu fai quel che ti pare, io quel che voglio.
Son libero di me, padrone è ognuno.
Servo di tutti e non servo a nessuno.
So treffen wir also die Übereinkunft:
Mach, wie’s dir beliebt, ich mach, was ich will.
Wir sind unabhängig, und Chef ist ein jeder,
eines jeden Diener und niemandem dienend.
Costanza nell'amor è una follia;
Volubile io sono e me ne vanto.
Non tremo più
scontrandoti per via,
Né, quando sei lontan
mi struggo in pianto.
Come usignuol
che uscì di prigionia
Tutta la notte e il dì folleggio
e canto.
Beständige Liebe ist eine Verrücktheit;
Flatterhaft bin ich, wofür ich mich rühme.
Ich zitt’re nicht mehr,
wenn unterwegs ich dich sehe,
und wenn du fern bist,
muss ich nicht mehr weinen.
Gleich der Nachtigall,
befreit aus dem Kerker
tobe ich ausgelassen durch Nacht und Tag
und singe.
Margherita Barezzi, Verdis erste Ehefrau
17
Kammermusik der Jubilare
von Andrew West
Die Oper Die Meistersinger von Nürnberg unterscheidet sich deutlich von den übrigen Werken
Wagners. Sie spielt als einzige in einer konkreten Zeit und einem konkretem Raum und konzentriert sich viel stärker auf eine Tonart als
die anderen. Das strahlende C-Dur, mit dem die
Oper beginnt, kündet von der Würde und dem
gesunden Seelenzustand ihres Sujets, und der
Gebrauch von Choral und Kontrapunkt sind ein
wohlüberlegter Widerhall des archaischen, mittelalterlichen Schauplatzes. Der polnische Komponist und Pianist Carl Tausig, der das Vorspiel
für Klavier zu vier Händen arrangiert hat, war
einer der Lieblingsschüler von Franz Liszt. Er
richtete später noch etliche der Wagner-Opern
für Klavier ein und wurde einer seiner glühendsten Anhänger. Als er im jungen Alter von
29 Jahren starb, war er Gründer und Geschäftsführer des Patronatsvereins für die Errichtung
des Bayreuther Festspielhauses.
18
Benjamin Britten kam die Idee zu seiner Sonate für Violoncello und Klavier in den Sinn, als
er den russischen Cellisten Mstislav Rostropowitsch im September 1960 nach einem Konzert
in der Londoner Royal Festival Hall kennen gelernt hatte. Tags darauf stimmte er zu, die Sonate zu schreiben, die er bereits vier Monate später beendete. Die beiden Männer wurden enge
Freunde – Rostropowitsch kaufte sich ein Haus
in Aldeburgh und spielte häufig auf Brittens
Sommerfestival; 1963 bereisten sie gemeinsam
die Sowjetunion. Im Verlauf der folgenden zehn
Jahre schrieb Britten fünf größere Werke für den
russischen Kollegen.
Für beide, Wagner und Verdi, stand natürlich
die Oper im Zentrum ihres kreativen Schaffens. Wagner hatte ganz bewusst der mächtigen deutschsprachigen Tradition des Kunstlieds
den Rücken gekehrt; in Italien hingegen, wo die
Oper völlig dominierte, gab es eine solche Tradition überhaupt nicht. Die Liedsammlungen, die
Verdi mit Klavierbegleitung komponierte, waren
oftmals Geschenke für Damen der Gesellschaft,
die bei formlosen Empfängen im Anschluss an
seine Opernabende aufgeführt wurden. Diese
Anlässe verlangten Einfachheit, und musikalisch von Belang ist in den Liedern einzig und
allein die Gesangslinie, die von den Ausführungen des Klaviers hauptsächlich unterstützt und
weniger charakterisiert oder kommentiert wird.
Die Sonate hat fünf kurze Sätze. An den ruhelosen Dialog schließt sich ein verspieltes Scherzo an, das im Cello wie die Schrammelmusik
einer Gitarre klingt. Die Elegie ist das ruhige,
seelenvolle Zentrum des Stücks, darauf folgen
ein Marsch, in dem das Cello sich in eine Zigeunergeige verwandelt, und das virtuose Moto
Perpetuo.
Die Opuszahl von Beethovens drei frühesten
Klaviertrios führt etwas in die Irre. Als sie im
Jahr 1795 veröffentlicht wurden, waren die beiden ersten Klavierkonzerte bereits uraufgeführt
worden, und das »opus« unterstreicht hauptsächlich, dass Beethoven sie für gut befunden
und ihren Wert anerkannt hatte. Jedes dieser
drei Trios ist ein großformatiges Werk mit vier
Sätzen, das beeindrucken sollte; im Wesen sind
die drei Stücke jedoch ziemlich unterschiedlich.
Opus 1 Nr. 1 besitzt ungehemmte Vitalität und
Frische, was es als Werk eines jungen Komponisten kennzeichnet; sein geistreiches Finale ist
besonders überwältigend.
Ins Deutsche übertragen
von Michael Kerstan
19
Kreativworkshop
für Kinder und Jugendliche
Workshops für Kinder mit Berit Klasing
Unter dem Titel ...wir hätten dich sonst sehr
vermisst! laden wir in Kooperation mit der akademie : der steg und der Stadtbibliothek Nürnberg zu einer musikalischen Geburtstagsfeier
der besonderen Art ein.
Insektenstücke von Benjamin Britten, der heuer 100 Jahre alt geworden wäre, ist eines der
Werke, die auf dem Kinderkonzert präsentiert
werden. Deshalb stehen der Grashüpfer und die
Wespe für die bildnerische Umsetzung Pate. Die
Künstlerin Berit Klasing hat bereits mit Schülerinnen und Schülern der Waldorfschule in Wendelstein und Hortkindern aus Nürnberg an der
Ausgestaltung des Kinderkonzertes im Rahmen
des Festivals gearbeitet. Im September bietet die
Stadtbibliothek an drei Tagen ebenfalls Workshops mit Berit Klasing an, bei denen sich Kinder an der fantasievollen Gestaltung des Raumes für das Kinderkonzert beteiligen können.
Das musikalische
Geburtstagsfest feiern wir am
Samstag, 07. September 2013
im Katharinensaal.
20
Dienstag, 3. September 2013
Workshop 9.00 - 11.00 Uhr
Mittwoch, 4. September 2013
Workshop 14.00 - 16.00 Uhr
Donnerstag, 5. September 2013
Workshop 9.00 - 11.00 Uhr
für jeweils 8 Kinder
im Alter von 6-12 Jahren
Stadtbibliothek Nürnberg,
3. Stock Kinderabteilung
2013 werden viele runde Geburtstage von vielen
berühmten Komponisten gefeiert. Die Namen
der Komponisten sind unter anderem Richard
Wagner, Giuseppe Verdi (beide 200 Jahre) und
Benjamin Britten (100 Jahre).
Die Geburtstagskinder sind zwar schon ziemlich
alt, aber die Musik, die sie komponiert haben,
ist über all die Jahre sehr jung geblieben. Oder
anders gesagt: jedesmal, wenn man sie hört, ist
sie immer wieder frisch und neu und viele Menschen können nicht genug von ihr bekommen.
Es ist ein bisschen so wie mit Schokolade, Eis
oder Süßigkeiten...
Eines der »Geburtstagskinder« ist aber kein
Komponist, sondern eine Komposition: Le Sacre
du Printemps von Igor Fjodorowitsch Strawinsky, einem russisch-französisch-US-amerikanischen Komponisten.
Le Sacre du Printemps (ungefähr: Lö sakr dü
präntoh) ist eine berühmte Ballettmusik und
wurde zum ersten Mal 1913 öffentlich aufgeführt – also vor genau 100 Jahren.
Über seine Musik sagt der Komponist selbst: »Im
‚Sacre du Printemps‘ wollte ich die leuchtende
Auferstehung der Natur schildern, die zu neuem
Leben erweckt wird […] , die Auferstehung der
ganzen Welt.«
Wir möchten auf der Geburtsagfeier nicht nur
Musik hören, sondern auch Geschichten vorlesen, tanzen und gemeinsam singen.
Und damit feiern wir den größten Geburtstag
überhaupt: den der Natur selbst, die jedes Jahr
aufs Neue nach einem langen Winter zu neuem
Leben erwacht.
Und davon können wir alle nicht genug bekommen, denn mit den Schmetterlingen, den Blumen und der wärmenden Sonne wachen auch
unsere Lebensgeister auf und, obwohl es sich
jedes Jahr wiederholt, ist es immer wieder neu
und aufregend.
Komm, feier mit uns, wir würden dich sonst sehr
vermissen!
Das alles wollen wir in einer feierlichen Umgebung tun, und deshalb hat die Künstlerin Berit
Klasing mit einigen Kindern und Jugendlichen
eine besonders tolle Ausgestaltung für den
Raum vorbereitet!
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Wir
Kinderkonzert
Katharinensaal
Samstag, 07. September – 14:30 Uhr
BENJAMIN BRITTEN
Nikolai Rimski-Korsakow
Robert Schumann
(1913-1976)
(1844-1908)
(1810-1856)
Two Insect Pieces
(Zwei Insektenstücke)
(1935)
Der Hummelflug
(1899/1900)
2 Lieder aus
Liederalbum für die Jugend op. 79
(1849)
The Grasshopper (Der Grashüpfer)
The Wasp (Die Wespe)
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Ein G. e. b. u. r. . . . . . . . . . . . .
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Igor Strawinsky
(1882-1971)
Ausschnitte aus
Le Sacre du Printemps (1913)
Michael O' Donnell - Oboe
Wolfgang Pessler - Fagott
Frances Pappas - Mezzosopran
Andrew West, Philip Moore - Klavier
Riikka Läser mit Kindern des
Kindergartens St. Sebald - Tanz
Gero Nievelstein - Konzept und Moderation
In Kooperation mit der akademie : der steg
und der Stadtbibliothek Nürnberg
23
Wagner Special
Katharinensaal
Samstag, 07. September – 17:00 Uhr
Richard Wagner
(1813-1883)
Die Walküre Akt 1 (1856)
Gweneth-Ann Jeffers - Sieglinde
Ronald Samm – Siegmund
Ks. Heinz-Klaus Ecker – Hunding
Peter Selwyn - Klavier
Anna Stiepani - Szenische Gestaltung
Die Walküre
1. Akt - Handlung
Während eines Sturmes sucht Siegmund der Wälsung, der von Feinden durch den Wald gejagt
wird, Schutz in einem ihm unbekannten Haus. Sieglinde findet den Fremden vor dem Kamin
liegen, und die beiden fühlen sich sofort zueinander hingezogen. Bald werden sie jedoch von Sieglindes Mann Hunding unterbrochen, der den Fremden nach seinem Namen fragt. Siegmund nennt
sich »Wehwalt« und erzählt ihnen von einem Leben voller Unglück (»Friedmund darf ich nicht
heißen«), muss jedoch feststellen, dass Hunding ein Verwandter seiner Feinde ist. Bevor er sich
schlafen legt, sagt Hunding seinem Gast, dass sie am Morgen einen Kampf bis auf den Tod führen
werden. Als er allein ist, ruft Siegmund seinen Vater Wälse um das Schwert an, das er ihm einst
versprochen habe. Sieglinde tritt wieder auf; sie hat Hunding einen Schlaftrunk verabreicht. Sie
erzählt ihm von ihrer Hochzeit, bei der ein einäugiger Fremder ein Schwert in den Baum gerammt
habe, das seither niemand habe herausziehen können (»Der Männer Sippe«). Sieglinde gesteht
Siegmund, wie unglücklich sie ist. Er umarmt sie und schwört, sie von ihrer erzwungenen Ehe zu
Hunding zu befreien. Im Mondlicht vergleicht Siegmund ihre Gefühle mit der Verbindung von Liebe und Frühling (»Winterstürme«). Sieglinde redet ihn mit »Frühling« an (»Du bist der Lenz«), fragt
ihn aber, ob sein Vater wirklich »Wolf« hieß, wie er behauptet hatte. Als Siegmund seinen Vater
stattdessen Wälse nennt, erkennt Sieglinde ihn als ihren Zwillingsbruder. Er zieht das Schwert aus
dem Baum und nimmt Sieglinde als Braut, über die Vereinigung der Wälsungen frohlockend.
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Die ungleichen Brüder
von Michael Kerstan
Der Vergleich zwischen Giuseppe Verdi und Richard Wagner ist spätestens seit den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts ein Dauerthema des
Musikjournalismus, und aus gegebenem Anlass
werden hier einige Aspekte der Beziehung dieses ungleichen Paares noch einmal zusammengefasst.
Sie mochten sich nicht, soviel ist sicher, obwohl sie sich niemals persönlich begegnet sind.
Und so verfolgte einer misstrauisch-eifersüchtig
das Wirken des anderen. Vielleicht waren beide zu unterschiedlich für eine Begegnung mit
einem konstruktiven Verlauf. Obwohl gleichaltrig, obwohl im gleichen Beruf tätig, und in
diesem hauptsächlich in der Gattung Oper sich
bewegend und ähnliche Ziele verfolgend, gibt es
mehr noch, was beide unterscheidet.
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Bürger und Bauer
Das fing schon bei der Geburt an. Richard Wagner, der etwas Ältere, wurde am 22. Mai 1813
als neuntes Kind in eine Großfamilie hinein
geboren, ihm folgte später noch eine Halbschwester. Die Mutter war eine Bäckerstochter,
der Vater ein Polizeiaktuarius, also ein Schreiber oder Protokollant bei der Polizei, als Beamter eine bürgerliche Existenz. Und Richard
war ein Großstadtkind, das aufgrund familiärer
Verhältnisse öfter umziehen musste – schon
nach dem ersten Lebensjahr (und nach dem Tod
des Vaters) stand ein Umzug von Leipzig nach
Dresden an, wo die Mutter den Dichter, Maler
und Schauspieler Ludwig Geyer heiratete. Dieser
starb, als Richard acht Jahre alt war, was einen
weiteren Umzug bedeutete, nach Eisleben. Mit
neun Jahren kam er auf die Kreuzschule nach
Dresden, wo er auch blieb, als die Familie nach
Prag übersiedelte (wo seine Schwester Rosalie ein Engagement als Schauspielerin antrat).
Hingegen kehrte er 1827, mit 14 Jahren, nach
Leipzig zurück, um zunächst die Nikolaischule,
dann die Thomasschule zu besuchen. Sein Vorbild wurde der Onkel Adolph Wagner, ein Philologe, Sophokles-Übersetzer und Brieffreund
Goethes. Mit 16 Jahren, nach dem Besuch einer
Fidelio-Aufführung mit der Sängerin Wilhelmine Schröder-Devrient in der Titelrolle, stand
ihm sein Berufsziel klar vor Augen: Musiker zu
werden. Alsbald folgten schon die ersten kleinen Kompositionen von ihm. Mit 18 Jahren
nahm er Kompositionsunterricht beim damaligen Thomaskantor.
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Von Giuseppe Verdi ist nicht einmal das genaue Geburtsdatum bekannt, es muss der 9. oder 10. Oktober 1813 gewesen sein. Einfache ländliche Verhältnisse, sein Vater Carlo war Gastwirt und Kleinbauer, prägten seine Kindheit auf dem Dorf Le Roncole (heute als Vorort nach Busseto eingemeindet)
im Herzogtum Parma. Im Dorfe war sein musikalisches Talent früh aufgefallen (mit vier Jahren erhielt er den ersten Unterricht an der Orgel), und ein Mäzen, Antonio Barezzi, unterstützte ihn dabei,
das Gymnasium in Busseto zu besuchen. Im Alter von neun Jahren spielte er sonntags die Orgel in Le
Roncole, ab dem 12. Lebensjahr nahm er Kompositionsunterricht, und mit 16 Jahren wurde Giuseppe
Aushilfsdirigent der Società filarmonica in Busseto. Nachdem das Mailänder Konservatorium seine
Aufnahme 1832 abgelehnt hatte, wurde er Organist und kurz darauf Musikdirektor in Busseto und
nahm Privatunterricht in Kontrapunkt und Operngestaltung.
Geburtshaus Wagners
Geburtshaus Verdis
Die Mühen der Ebene
Wagner absolvierte auf seinem Weg zum Ruhm
die mühselige Ochsentour durch die Provinz (1833
Würzburg, Chordirektor; 1835 Magdeburg, Musikdirektor; 1837 Königsberg, Musikdirektor und
Riga, Kapellmeister), ehe er sich 1839 in Paris niederließ. Der Versuch, seine Musik dort durchzusetzen, endete in einem Fiasko, und er kehrte nach
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Dresden zurück. Dort feierte er 1842 einen triumphalen Erfolg mit der Uraufführung seiner Oper
Rienzi, was ihm zu einer Position als KöniglichSächsischer Hofkapellmeister verhalf. Seine Hochzeit mit der Schauspielerin Minna Planer fand übrigens im selben Jahr wie die von Giuseppe Verdi
statt, 1836.
Verdis Leben spielte sich im Wesentlichen zwischen Busseto und Mailand ab, von seiner äußerst regen Reisetätigkeit einmal abgesehen. Er
baute auf Sicherheit und übernahm in Busseto
zunächst die Stelle des Musikdirektors (1834)
und zwei Jahre später die des »Maestro per la
Scuola di Musica« und heiratete die Tochter seines Gönners in Busseto, Margherita Barezzi.
Wagner wechselte fünfzehn Mal seinen Wohnort, zwischen dem Leben als freischaffender
Künstler und einer Festanstellung pendelnd, zuweilen auch auf der Flucht (1849 aus Dresden,
wo er auf der Seite der Republikaner Revolution betrieb; 1864 aus Wien wegen drohender
Verhaftung aufgrund seiner unbezahlten Rechnungen) und weihte erst 1874, neun Jahre vor
seinem Tode, die Villa Wahnfried in Bayreuth
ein. 1873 wurde das Richtfest für das Festspielhaus gefeiert. Wagner brachte seine Honorare
von ausgedehnten Konzertreisen ein, gründete
Wagner-Gesellschaften zur Finanzierung des
Programms (ausschließlich eigene Werke), sammelte Spenden und bettelte sowohl Bismarck als
auch König Ludwig II an.
Man darf annehmen, dass sein Nomadisieren
auch mit der Flucht vor einem bürgerlichen Leben zu tun hatte, zu dem für ihn wohl auch die
Ehe gehörte. Von ihm sind verschiedene amouröse Beziehungen bekannt, so die mit der Weinhändlersgattin Jessie Laurot im Jahr 1850 (mit
der er eine Flucht nach Griechenland plante),
mit Mathilde Wesendonck 1857, eine Affäre, die
zur Trennung von Minna führte und mit Cosima von Bülow, geb. Liszt ab 1862, mit der er
drei Kinder hatte und die er schließlich 1870,
vier Jahre nach dem Tode Minnas und nach der
Scheidung Cosimas von von Bülow, heiratete.
Verdi schien hingegen eine bürgerliche Existenz zu suchen, am besten in der Nähe seines
Geburtsorts, wo die Menschen seinen sozialen
Aufstieg am ehesten anzuerkennen vermochten.
Er lehnte sogar 1871 das Angebot ab, die Leitung des Konservatoriums von Neapel zu übernehmen. Schon im Alter von 35 Jahren hatte er
das Domizil für restlichen 63 Jahre seines Lebens gefunden, Sant’Agata bei Busseto. Künftig
investierte er seine Honorare in dieses Landgut,
das er Zug um Zug ausbaute und dessen Einnahmen ihm erlaubten, sich ab 1873 als Rentier
(also Privatier) zu betrachten. Im selben Jahr
begann er, mit eigenen Mitteln, in Mailand ein
Altersheim für Musiker (»Casa di riposo per musicisti«) zu bauen.
Verdis Ehefrau Margherita starb 1840, und erst
1859 heiratete er erneut, es war die Sopranistin
Giuseppina Strepponi, mit der er bereits 1847
eine Beziehung eingegangen war und die 1897
an einem Schlaganfall starb. Sie war die Abigaille bei der Uraufführung von Nabucco gewesen. Von ihm ist nur eine Affäre bekannt, die
mit der Sopranistin Teresa Stolz (Aida an der
Scala).
Ihrem Verhältnis zum Bürgertum entspricht das
politische Engagement der beiden Komponisten. Beide fühlten irgendwie eine Notwendigkeit, sich antimonarchistisch und pro-national
zu betätigen. Während dieses Gefühl bei Richard
Wagner schon 1848 auf den Barrikaden in Dresden endete und sich fortan nur noch in schriftlichen Einlassungen manifestierte, war Verdi
auch hier der Mensch für die kleinen Schritte,
d.h. er vertrat für einige Jahre die Kleinstadt
Busseto als Abgeordneter im Provinzparlament
in Parma, wurde 1861 als Abgeordneter ins
erste italienische Parlament gewählt und 1874
zum Senator des Königreichs Italien ernannt.
In die italienische Revolution brachte er sich
mit künstlerischen Mitteln ein: In der »Schlacht
von Legnano« besiegen die lombardischen Städte Friedrich Barbarossa. Eher zufällig wurde er
zum Symbol des Risorgimento; der Schlachtruf
VIVA VERDI (die Vignette »VV« kann man noch heute gelegentlich an verwitterten Bretterzäunen
oder Fensterläden im Veneto finden) war eine verschlüsselte Huldigung an Vittorio Emanuele Re
d’Italia, mit dem man eine konstitutionelle Monarchie des vereinigten Italien errichten wollte.
Richard Wagner 1842
Giuseppe Verdi 1842
Zukunftsmusik
Beiden gelang der künstlerische Durchbruch im
Jahr 1842, Wagner mit einem triumphalen Erfolg von Rienzi, Verdi mit einem ebensolchen
von Nabucco. (Es gab in Italien ernsthaft den
Vorschlag, den Gefangenenchor anlässlich der
150-Jahrfeier der Staatsgründung zur Nationalhymne zu machen.)
Bei Wagner stellte sich jedoch zunächst kein
dauerhafter Erfolg ein, Rienzi fiel fünf Jahre
später in Berlin durch, zudem befand sich der
Komponist ständig in Geldnot. Das lag zu einem Teil an seinem opulenten Lebensstil, aber
auch an seiner musikästhetischen Auffassung,
schrieb er doch Musik für ein Publikum, das es
noch gar nicht gab und für einen Theaterbetrieb, der erst noch erfunden werden musste.
In der Theorie hat er sich alles schon ausgedacht: Noch in Dresden, als republikanischer
Revolutionär (und Königl. Sächsischer Hofkapellmeister) schrieb er das Traktat »Die Revolution« für die »Volksblätter« seines Freundes
August Röckel. Im Zürcher Exil schrieb er 1849
seine ersten theaterästhetischen Essays. Die
Kunst der Gegenwart, schreibt Wagner, sei zu
einer Ware verkommen, und diene nur mehr
dem Erwerb von Geld und Ruhm. Während der
Künstler aus seiner Arbeit Befriedigung und
Freude ziehe, sehe der Handwerker die seine nur
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als Mühe und trauriges Tagewerk, das zudem
durch die Industrialisierung bedroht sei. Der
Industriearbeiter sei schließlich ein Sklave der
Industrie, die Fabriken gäben ein jammervolles
Bild tiefster Entwürdigung des Menschen ab.
Die Zukunft der Kunst sieht Wagner (in »Oper
und Drama«) so: Der heutige Künstler erzeuge
das Kunstwerk der Zukunft, weil er das Leben
der Zukunft ahnt und sich danach sehnt, in ihr
zu leben. Wer diese Sehnsucht in sich selbst
produzieren kann, der, so Wagner, lebt schon
jetzt ein besseres Leben und ist eben ein Künstler. In derselben Schrift erörtert er zudem die
Beziehung zwischen Dichtkunst und Musik, und
er entwirft eine quasi wissenschaftliche kompositorische Methode und erklärt, mit welchen
musikalischen Mitteln man beim Zuhörer welche Emotionen erzeugen könne.
Wagner ist es gelungen, den ursprünglich als
Spott (auch gegen ihn selbst) gebrauchten Begriff »Zukunftsmusik« positiv zu besetzen, u.a.
in dem »An einen französischen Freund (Fr. Villot)« gerichteten »Vorwort zu einer Prosa-Übersetzung meiner Operndichtungen«. Ihm folgte
die aufbegehrende Jugend, auch in Italien, so
die »jungen Wilden« Arrigo Boito und Franco
Faccio, die sich mit Verdi über die neue Strömung aus Deutschland auseinandersetzten und
Wagners Werke in Italien verbreiten halfen.
Seine große Idee ist ein Operntheater, fernab
der Großstädte (Großstadt generiert Pöbel, und
Pöbel ist undeutsch, sagt Wagner), zu dem das
Publikum anreist und sich so auch geographisch von seinem Alltag verabschiedet. In diesem Theater soll das Orchester unsichtbar sein,
und die ertönende Musik solle jegliches Zeitmaß
hinter sich lassen. Die Nummernoper wird so
obsolet, das Geschehen wird getragen und vertieft durch eine »unendliche Melodie«. Mit dieser
will Wagner gleichzeitig den Tanz aus der Oper
verbannen.
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Verdi hingegen baute sorgfältig Stein auf Stein,
es reihte sich Erfolg an Erfolg (1843: I lombardi
alla prima crociata; 1844: Ernani und I due foscari; 1845: Giovanna d’Arco und Alzira; 1846:
Attila; 1847: Macbeth und Jérusalem; 1848: Il
corsaro; 1849: La battaglia di Legnano und Luisa Miller).
Die Kritikpunkte Wagners am existierenden
Opernbetrieb hat er vermutlich alle teilen können, nur waren die Schlüsse, die er zog, andere.
In einem Brief an seinen Verleger, anlässlich der
Aida-Premiere in Mailand, schrieb er Anfang
1872, unter Beifügung einer Zeichnung mit der
Sitzordnung für ein Orchester:
»Diese Aufstellung des Orchesters ist von viel
größerer Wichtigkeit als man gemeinhin annimmt, für die Farbenmischung der Instrumente, für den Klang, für die Wirkung. Solche kleinen Verbesserungen sollen uns dann den Weg
zu anderen Neuerungen bahnen, die eines Tages
sicherlich kommen. Darunter besonders, dass
die Zuschauerlogen von der Bühne verschwinden – der Vorhang muss bis an die Rampe.
Sodann;: das unsichtbare Orchester. Der Einfall
ist nicht von mir, sondern von Wagner; er ist
glänzend. Es scheint heutzutage unmöglich,
dass man Frack und weiße Krawatte unter ägyptischen, assyrischen, Druiden-Kostümen dulde;
das man zudem den Orchesterkörper, ein Stück
Idealwelt, sozusagen mitten ins Parkett hineinsetze, völlig in die Welt der Klatscher und
Zischer. Dazu das Missliche, dass Harfen, Kontrabässe, der Dirigent selbst in das Bühnenbild
hineinragen.«
Während Wagner das Zeitgefühl des Publikums
außer Kraft setzen möchte, respektiert Verdi die
Eile und das Unterhaltungsbedürfnis desselben,
legt also Wert auf Prägnanz, Tempo und wilde Bühnenaktion. Er respektiert das Bedürfnis
nach Ballett und nach sängerischem Virtuosentum. Spätestens mit Don Carlos erreicht er auch
die Tiefe eines wagnerschen Musikdramas, ohne
auf seine Vorstellung vom Theater verzichten zu
müssen. Mit dem Falstaff, seiner letzten Oper,
für die er übrigens den Wagnerianer Arrigo
Boito als Librettisten gewonnen hatte, schrieb
er eine Komödie voller Weisheit und Leichtigkeit, was seinem deutschen Gegenpart nie gelungen ist, auch nicht mit den Meistersingern
von Nürnberg.
Norden und Süden
Die beiden Komponisten lebten in einer aufregenden historischen Phase – der industriellen
Revolution, dem Übergang von einer Agrar- in
eine Industriegesellschaft. Für die nun benötigen Geldflüsse und wachsenden Kapitalstämme
wurden die Grenzen allmählich zu eng, und es
war für die Bewohner Deutschlands und Italiens
an der Zeit, aus den Flickenteppichen ihrer Territorien Staaten zu bilden; kurz, das Bedürfnis
nach homogenen Nationen begann sich zu entwickeln. Um das Bewusstsein einer nationalen
Einheit auf breiter Basis vermitteln zu können,
braucht es Symbole (Fahnen, Wappen, Hymnen,
Uniformen) und einen kulturellen Überbau. Diesen bedienten Wagner und Verdi aufs Vortrefflichste, teils unabsichtlich, teils aus Überzeugung, natürlich, indem sie Texte ihrer jeweiligen
Landessprache vertonten, der Deutsche, weil er
mit Vorliebe deutsche Themen, Mythen und Figuren aufgriff und der Italiener, indem er ganz
einfach die italienische Tradition fortsetzte und
weiter entwickelte.
Wagner rechnete in seiner Schrift »Zukunftsmusik« gründlich mit der italienischen Oper ab.
Der italienische Opernkomponist habe vor allem die Aufgabe, für einzelne Sänger Arien zu
schreiben, mit denen sie ihr spezifisches Talent
besonders gut herausstellen können. Es fehle,
zumal auch bei den Sängern, jeder dramatische
Anspruch. Libretto und Szene seien lediglich ein
Vorwand für Zeit und Raum. Außerdem würde
die Tänzerin, die auf die Sängerin folgte, genau dasselbe tanzen, was die Sängerin zuvor
gesungen hat, und der arme Komponist müsse
nur Variationen immer desselben Arientypus
schreiben.
Die Oper als Gattung sei dem Charakter der
deutschen Nation von Grund aus fremd, so
Wagner, denn der deutsche Musiker, mit Instrumental- und Choralmusik aufgewachsen, könne
nur mit Befremden auf diese Art von Unterhaltung schauen.
wie gute Deutsche, und damit gut. Aber wir
Nachkommen Palestrinas begehen ein musikalisches Verbrechen, indem wir Wagner nachahmen, und tun damit ein nutzloses, sogar schädliches Werk.«
Schlimm war für Verdi die Kritik Bizets an der
Uraufführung des Don Carlos in Paris 1867, in
welcher der Kollege ihm vorwirft, er sei kein
Italiener mehr, sondern mache nun Musik wie
Wagner. »Die Schlacht ist für ihn verloren, und
seine Oper liegt nunmehr im Todeskampf«, so
Bizet.
Mit der Idee einer »Zukunftsmusik« setzte Verdi
sich in einem Brief an den Journalisten, Graf
Opprandino Arrivabene, (am 6. März 1869) eher
polemisch auseinander:
»Auch ich weiß, dass es eine Zukunftsmusik
gibt; aber ich lasse mir weder heute noch im
nächsten Jahr den Glauben nehmen, dass man
zur Herstellung von einem Paar Schuhe Leder
braucht! --- Verstehst Du, was ich mit diesem
hinkenden Vergleich sagen will?: dass man, um
eine Oper zu schreiben, zunächst einmal Musik
im Bauch haben muss! --Ich bin und werde immer ein begeisterter Bewunderer der Zukunftsmusik sein, aber nur unter einer Bedingung: dass es Musik ist --- egal
welcher Art sie ist, aber Musik muss es sein! -«
Seine Ablehnung von Systemen und Denkschulen des Komponierens drückte er in einem Brief
an den Impressario des Teatro San Carlo in Neapel, Cesare De Sanctis, April 1872 folgendermaßen aus:
»Was sollen all diese Schulen, diese Vorurteile
in Bezug auf Harmonie, Germanismus, Italianismus, Wagnerismus usw. ---? Es steckt noch
etwas mehr in der Musik --- nämlich die Musik
selbst!«
Weiter ereiferte er sich in diesem Schreiben über
Pedanten und Dummköpfe, die Schulen eröffneten und Lehren erfänden und wünscht sich,
»dass das Publikum von einem höheren Standpunkt aus urteilt, sich nicht von den elenden
´Gesichtspunkten der Journalisten, Professoren
und Klavierspieler beeinflussen lässt.«
Haus Wahnfried
Sant' Agata
Verdi seinerseits pochte auf den Unterschied
zwischen deutscher und italienischer Oper. Vor
allem aber lehnte er alle Denkschulen, Konzepte
und Theorien ab. An den Dirigenten und Komponisten Franco Faccio schrieb er (anlässlich
der Nachrichten vom Erfolg seines Otello in
London):
»(...) Ihr sprecht vom ‚Triumph italienischer
Kunst!’ Ihr täuscht Euch! Unsere jungen italienischen Komponisten sind keine guten Patrioten. Wenn die Deutschen mit Bach beginnend
bei Wagner angekommen sind, machen sie Oper
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Gegenseitige Wahrnehmung
Verdi hörte 1865 in Paris zum ersten Mal Musik
von Wagner, die »Sinfonia« (d.h. Ouvertüre und
Venusbergmusik) aus Wagners Tannhäuser. Seine Reaktion in einem Brief an Arrivabene: »Er
ist total verrückt!!!«
Eine zweite Begegnung mit Wagners Musik war
die italienische Erstaufführung des Lohengrin
1871 in Bologna. Verdi wurde stürmisch begrüßt, als er die Loge betrat, hielt sich aber im
Hintergrund, um dem Kollegen nicht die Show
zu stehlen. Er brachte einen Klavierauszug mit,
in den er seine Beobachtungen eintrug, so: »Insgesamt: Mittelmäßiger Eindruck. Musik schön;
wenn sie verständlich ist, hat sie Gedankentiefe.
Die Handlung ist schleppend wie das Wort. Also
langweilig ...«
Wagner hörte sich Musik von Verdi nur einmal
an; am 1. November 1875 ging er mit Cosima in
Wien, wo er unter anderem an einer Tannhäuser-Inszenierung arbeitete, in Verdis Requiem.
Cosimas lakonischer Eintrag im Tagebuch lautet: »Abends das Requiem von Verdi, worüber
nicht zu sprechen entschieden das beste ist.«
Cosima Wagners Tagebücher (eine vierbändige
Ausgabe ist 1976 in München erschienen) sind
eine Fundgrube, randvoll mit Kritik, Polemik,
Hetze, vor allem gegen die Konkurrenten ihres
Richard, gegen Juden, Franzosen und Italiener.
Vermutlich wollte sie mit ihren eigenen Worten
die Gedanken ihres Mannes ausdrücken, so wie
sie sie verstand, nur vielleicht etwas zugespitzter. Ein Eintrag vom 12. Februar 1871 ist eine
der wenigen Äußerungen, die aus dem Hause
Wagner über den italienischen Kollegen überliefert sind. Der Dirigent Hans Richter erzählt vom
Musikleben im Ausland.
»... wir erhalten eine lange Liste des Fürchter-
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lichen, ‚Faust’, ‚Prophet’, ‚Hugenotten’, Bellini,
Donizetti, Rossini, Verdi, alles hintereinander,
mir wird physisch übel. (...) Ich nehme einen
Band Goethe und suche Rettung. Doch nichts
hilft, ich leide und leide. R. wird es auch zu arg
und bittet Richter, aufzuhören, nachdem dieser ihm zu beweisen gesucht, dass Verdi nicht
schlechter als Donizetti war. (...) Dann spricht
R. noch lange, und die italienischen und jüdischen Gespenster sind verscheucht, allein das
Unwohlsein blieb!«
Wagner selbst berichtete in einem Brief an
Nietzsche über einen Besuch seiner italienischen Verlegerin Giovannina Lucca: »welche
unbeschreiblich drollig erzählte dass sie in den
Strassen Mailand’s ausgezischt worden sei,
weil es ihr unmöglich sei auf dem Leierkasten Verdi’sche Melodien zu hören ohne dazu
Gesichter zu schneiden, schliesslich, fügte sie
hinzu, habe ich wohl das Recht meine Waare
schlecht zu finden!« (Nietzsche, Unzeitgemäße
Betrachtungen. 4. Wagner in Bayreuth)
An diesem Beispiel lässt sich erkennen, wie
deutschnationale Ressentiments entstehen können: Verdi komponiert Leierkastenmusik, und
die ist so schlecht, dass man dazu Grimassen
schneiden muss.
Eine Bemerkung Cosimas in ihrem Tagebuch
handelt von Verdis Besuch des Lohengrin in Bologna, am 2. Dezember 1871. Verdi wurde vom
Publikum »deshalb bejubelt, jedoch nicht von
dem Hintergrunde der Loge hervorgegangen,
um nicht vom Ernst der Aufführung abzulenken.« Obwohl Italiener, hat er also den Ernst
der deutschen Musik begriffen, so das dahinter
stehende Ressentiment (und die Missgunst, dass
Verdi bei einer Wagner-Aufführung bejubelt
wurde).
In Geldfragen bezieht sich Wagner einmal sehr
ausdrücklich auf den italienischen Kollegen.
1876 verhandelt er mit dem New Yorker Impressario Theodor Thomas über das Auftragshonorar für einen Festmarsch zur Hundertjahrfeier
der Unabhängigkeitserklärung der USA:
»Herr Verdi hat von seinem Verleger Ricordi für
das unbedingte Aufführungs- und Eigentumsrecht seines Requiems circa eine halbe Million
Francs erhalten; somit darf es mir erlaubt sein,
einen Schluss auf den Wert der Komposition eines jetzt berühmten Autors zu ziehen.« (siehe
Glasenapp, Carl Friedrich: Das Leben Richard
Wagners. 6 Bde. Leipzig 1910, Bd. 1, S.233)
Das Urteil der Wagners über die Musik Verdis
stammt überwiegend aus zweiter Hand und lässt
sich so zusammenfassen: Er komponiert Leierkastenmusik, einem wird physisch übel beim
Zuhören, und sie ist nicht der Rede wert.
Verdi äußert sich in den 60er Jahren im Mailänder Salon der Clara Maffei über Wagner:
»Wagner ist kein wildes Tier, wie die Puristen
behaupten, aber auch kein Prophet, wie es seine Apostel behaupten. Er ist ein Mann mit viel
Talent, der sich auf verschlungenen Pfaden gefällt, weil er die einfachen und geraden nicht zu
finden weiß. Die jungen Leute sollen sich keine
Illusionen machen: Es gibt sehr, sehr viele, die
die anderen glauben lassen, Flügel zu haben,
weil sie in Wirklichkeit keine Beine haben, um
aufrecht zu gehen.« (siehe Springer, Christian:
Verdi und Wagner. In: Verdi-Studien, Wien
2005, S. 160.)
Das Urteil Verdis über Wagners Musik: Sie befindet sich auf Abwegen, ihr fehlt das Fundament, sie spielt mit dem Schein, ist mittelmäßig
und stellenweise langweilig.
Verdi überlebte Wagner um knapp 18 Jahre, in
denen er noch zwei Meisterwerke, Otello und
Falstaff komponierte. Auf den Tod des Kollegen
ging er zwei Tage später in einem Brief an seinen Verleger Giulio Ricordi ein:
»Das Notenpapier ist ausgezeichnet, sowohl das
erste wie das zweite; vielleicht ist das dünnere R.B. das bessere, aber achtet darauf, dass
die Farbe der Notenlinien nicht zu dunkel ist.
– Traurig, traurig, traurig! Vagner ist tot! – Als
ich gestern die Depesche las, war ich, das kann
ich sagen, entsetzt! Diskutieren wir nicht. – Es
ist eine große Persönlichkeit, die dahingeht! Ein
Name, der in der Geschichte der Kunst einen
Festspielhaus Bayreuth
Die Literatur zu Verdi und Wagner füllt ganze Bibliotheken.
Hier sind nur die fünf Werke erwähnt, die beim Verfassen dieses
Essays Verwendung gefunden haben.
sehr mächtigen Eindruck hinterläßt!«
Der Musikkritiker Eduard Hanslick schrieb in
seiner Autobiographie »Aus meinem Leben«
über Wagner: »Er war der personifizierte Egoismus, rastlos tätig für sich selbst, teilnahmslos,
rücksichtslos gegen andere. Dabei übte er doch
den unbegreiflichen Zauber, sich Freunde zu
machen und sie festzuhalten.«
Obwohl die gegenseitigen Urteile bei den jeweiligen Verehrern sich bis heute zäh gehalten
haben, zeigt die Realität, dass die Musik beider
lebendig ist wie eh und je und immer noch zu
Kontroversen herausfordert. Eine Herausforderung ist beider Musik auch für die Interpreten,
die nicht müde werden, die Geschichten der
Opern ständig neu zu beleuchten und neu zu
erzählen.
Es ist schwer, mit dem zeitlichen Abstand Verlässliches über die Persönlichkeiten auszusagen,
aber zum Schluss sei ein Hinweis erlaubt: Das
immobile Vermächtnis beider Komponisten
sagt viel über deren Sicht auf sich selbst und
die Welt aus: Der eine hinterließ uns eine Weihestätte für seine eigene, und nur seine eigene
Musik, der andere ein Altenheim als Dank an
die Menschen, die sich zeitlebens mit Musik
(auch der Musik der anderen) beschäftigt haben.
Casa di riposo per musicisti – Casa Verdi
Glasenapp, Carl Friedrich: Das Leben Richard Wagners. 6 Bde. Leipzig 1910 / Holger Noltze: Liebestod. Wagner Verdi Wir,
Hamburg 2013 / Giuseppe Verdi: Brief zu seinem Schaffen, ausgewählt und übersetzt von Otfried Büthe und Almut Lück-Bochat,
Frankfurt/Main 1963 / Cosima Wagner: Die Tagebücher, 4 Bde., München 1976 / Richard Wagner: Dichtungen und Schriften.
Jubiläumsausgabe in zehn Bänden, herausgegeben von Dieter Borchmeyer, Frankfurt/Main 1983
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Instrumentalkonzert
Katharinensaal
Samstag, 07. September - 20:00 Uhr
BENJAMIN BRITTEN
LUDWIG VAN BEETHOVEN
(1913-1976)
(1770-1827)
Phantasiequartett für Oboe und
Streicher op. 2 (1932)
Klaviertrio op.1 Nr.2 in G-Dur
(1795)
In einem Satz
Adagio – Allegro vivace
Largo con espressione
Scherzo (Allegro) und Trio
Finale (Presto)
Michael O’Donnell – Oboe
Vesna Stankovic – Violine
Nicholas Barr – Viola
Pierre Doumenge – Violoncello
Benjamin Nabarro – Violine
Gemma Rosefield – Violoncello
Philip Moore – Klavier
Pause
IGOR STRAWINSKY
(1882-1971)
Le Sacre du Printemps
(Das Frühlingsopfer)
(1913)
für Klavier zu 4 Händen
vom Komponisten bearbeitet
Andrew West, Philip Moore - Klavier
Teil 1: L’Adoration de la Terre
(Die Anbetung der Erde)
Teil 2: Le Sacrifice
(Das Opfer)
Introduction
Introduction
Les Augures printaniers
(Die Vorboten des Frühlings)
Jeu du rapt (Entführungsspiel)
Rondes printanières (Frühlingsreigen)
Jeux des cités rivales
(Spiele der rivalisierenden Stämme)
Cortège du Sage (Prozession des alten Weisen)
Danse de la terre (Tanz der Erde)
Cercles mystérieux des adolescents
(Mystischer Reigen der jungen Mädchen)
Glorification de l’élue
(Verherrlichung der Auserwählten)
Evocation des ancêtres (Anrufung der Ahnen)
Action rituelle des ancêtres
(Rituelle Handlung der Ahnen)
Danse sacrale (Opfertanz)
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Brittens Phantasie für Oboe, Violine, Viola und
Violoncello gehört zu einer Gruppe bedeutender
Werke, die er schrieb, um die Oboe mehr in den
Vordergrund zu rücken. Es entstand 1932, als er
noch Student am Royal College of Music war.
Auf dem College war Britten nicht sehr glücklich, er empfand seine Lehrer als hoffnungslos
altmodisch. Dieses Stück in einem einzigen
Satz mit kontrastierenden Abschnitten, gewann
leider nicht den Kompositionspreis, für den es
eingereicht worden war, aber es wurde im BBC
Radio im August 1933 von Leon Goossens, dem
damals führenden Oboisten, aufgeführt, desgleichen ein Jahr später bei einer Konferenz in Florenz, was zeigt, dass die Außenwelt bereits auf
den jungen Britten aufmerksam geworden war.
Genauso kündigten die Trios Opus 1 Beethoven
als Komponist an. Opus 1 Nr. 2 G-Dur ist im
Großen und Ganzen ein freundliches, geniales
Werk, weniger brillant als das erste Trio, aber
sein Finale, ein Prestissimo, erlaubte es Beethoven immerhin, seine Fähigkeiten als Pianist zu
demonstrieren. Das Trio ist entstanden, als Beethoven bei Haydn studierte, und die Randsätze
bringen den Witz und den Humor des Lehrers
zum Vorschein, während die melodische Eleganz des langsamen mittleren Satzes an Mozart
erinnert.
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Musik von 1913 und mehr
von Andrew West
Die Uraufführung des Frühlingsopfers am 29.
Mai 1913 kennzeichnet Igor Strawinskys Wandlung zu einem kompromisslosen Modernisten.
Sowohl die Musik als auch die Choreographie
waren dafür verantwortlich, dass in jener Nacht
im Pariser Théâtre des Champs- Élysées die berühmten Tumulte ausbrachen.
Strawinsky hatte in den vorhergehenden Balletten für Sergei Pawlowitsch Diaghilevs Ballets
Russes, Der Feuervogel und Petruschka, eine
üppige Orchestrierung verwendet, um die russischen Märchen zu präsentieren und zu illustrieren. Das Frühlingsopfer aber hat einen viel
dunkleren Stoff zum Thema. Mit seinem Untertitel „Szenen aus dem heidnischen Russland“
zeigt das Ballett Tänze und Rituale aus einer alten bäuerlichen Gemeinschaft, die die Ankunft
des Frühlings darstellen und in der Opferung eines auserwählten Mädchens gipfeln, das sich bis
zur Erschöpfung in den Tod tanzt. Das Primitive, Naturwüchsige des Themas war damals in
Mode: Moderne Künstler fühlten, dass es etwas
Reines und Wahrhaftiges in der unterstellten
Barbarei der Naturgesellschaften gäbe. Picasso
präsentierte seine Demoiselles d’Avignon 1907,
und später, 1913, schrieb D.H. Lawrence in seinem Roman Der Regenbogen über die sexuelle
Kraft einer afrikanischen Statue.
Nicht alles im Frühlingsopfer ist brutal – es gibt
lyrische Passagen, in denen alte russische Volksmelodien verarbeitet sind – der überwältigende
Eindruck bleibt aber doch die rhythmische Kraft
des Werks. Auch die Struktur des Stückes stellte
sich als wegweisend heraus. Vorbei war es mit
dem organischen Fließen von einem Abschnitt
zum anderen, wie es in der deutschen symphonischen Form angestrebt wurde, stattdessen
wurden rohe melodische und rhythmische Blöcke aneinandergereiht, um die erdige Authentizität des Stoffes zu unterstreichen.
Das Frühlingsopfer ist vielleicht das überragende Meisterwerk des 20. Jahrhunderts, auch nach
100 Jahren hat es von seiner mächtigen Wirkung nichts verloren. Die vierhändige Fassung
schrieb der Komponist zur gleichen Zeit wie die
Orchesterpartitur, und sie wurde im Monat der
Pariser Uraufführung veröffentlicht.
Ins Deutsche übertragen
von Michael Kerstan
37
Liedtexte: Sechs Lieder auf Gedichte
von Maurice Maeterlinck op. 13
von Alexander von Zemlinsky
Texte von
Friedrich von Oppeln-Bronikowski
(1873 - 1936) nach Maurice Maeterlinck
DIE DREI SCHWESTERN
Die drei Schwestern wollten sterben,
Setzten auf die güldnn Kronen,
Gingen sich den Tod zu holen.
Wähnten ihn im Walde wohnen.
Wald, so gib uns, daß wir sterben,
Sollst drei güldne Kronen erben.
Da begann der Wald zu lachen
Und mit einem Dutzend Küssen
Ließ er sie die Zukunft wissen.
Die drei Schwestern wollten sterben,
Wähnten Tod im Meer zu finden,
Pilgerten drei Jahre lang.
Meer, so gib uns, daß wir sterben,
Sollst drei güldne Kronen erben.
Da begann das Meer zu weinen,
Ließ mit dreimal hundert Küssen
Die Vergangenheit sie wissen.
Die drei Schwestern wollten sterben,
Lenkten nach der Stadt die Schritte;
Lag auf einer Insel Mitte.
Stadt, so gib uns, daß wir sterben,
Sollst drei güldne Kronen erben.
Und die Stadt tat auf die Tore
Und mit heißen Liebesküssen
Ließ die Gegenwart sie wissen
38
DIE MÄDCHEN MIT
DEN VERBUNDENEN AUGEN
Die Mädchen mit den verbundenen Augen
Tut ab die goldenen Binden!
Die Mädchen mit den verbundenen Augen
Wollten ihr Schicksal finden.
Haben zur Mittagsstunde.
Laßt an die goldenen Binden!
Haben zur Mittagsstunde das Schloß
Geöffnet im Wiesengrunde.
Haben das Leben gegrüßt.
Zieht fester die goldenen Binden.
Haben das Leben gegrüßt,
Ohne hinaus zu finden.
Die Mädchen mit den verbundenen Augen
Wollten ihr Schicksal finden.
War ein anderer daheim.
Und ich sah den Tod,
Mich streifte sein Hauch
Und ich sah den Tod,
Der erwartet ihn auch
UND KEHRT ER EINST HEIM
Und kehrt er einst heim, was sag ich ihm dann?
Sag, ich hätte geharrt, bis das Leben verrann.
Wenn er weiter fragt und erkennt mich nicht gleich?
Sprich als Schwester zu ihm; er leidet vielleicht.
Wenn er fragt, wo du seist, was geb ich ihm an?
Mein' Goldring gib und sieh ihn stumm an...
Will er wissen, warum so verlassen das Haus?
Zeig die offne Tür, sag, das Licht ging aus.
Wenn er weiter fragt nach der letzten Stund'...
Sag, aus Furcht, daß er weint, lächelte mein Mund.
LIED DER JUNGFRAU
SIE KAM ZUM SCHLOSS GEGANGEN
Allen weinenden Seelen,
aller nahenden Schuld
Öffn' ich im Sternenkranze
meine Hände voll Huld.
Alle Schuld wird zunichte
vor der Liebe Gebet,
Keine Seele kann sterben,
die weinend gefleht.
Verirrt sich die Liebe
auf irdischer Flur,
So weisen die Tränen
zu mir ihre Spur.
ALS IHR GELIEBTER SCHIED
Als ihr Geliebter schied,
Ich hörte die Türe gehn.
Als ihr Geliebter schied,
Da hab ich sie weinen gesehn,
Doch als er wieder kam,
Ich hörte des Lichtes Schein
Doch als er wieder kam,
Sie kam zum Schloß gegangen
Die Sonne erhob sich kaum
Sie kam zum Schloß gegangen,
Die Ritter blickten mit Bangen
Und es schwiegen die Frauen.
Sie blieb vor der Pforte stehen,
Die Sonne erhob sich kaum
Sie blieb vor der Pforte stehen,
Man hörte die Königin gehen
Und der König fragte sie:
Wohin gehst du? Wohin gehst du?
Gib acht in dem Dämmerschein!
Wohin gehst du? Wohin gehst du?
Harrt drunten jemand dein?
Sie sagten nicht ja noch nein.
Sie stieg zur Fremden hernieder
Gib acht in dem Dämmerschein
Sie stieg zu der Fremden hernieder
Sie schloß sie in ihre Arme ein.
Die beiden sagten nicht ein Wort
Und gingen eilends fort.
Matinee und Lesung
KAtharinensaal
Sonntag, 08. September – 11:00 Uhr
1913
Ein musikalisch-literarischer Streifzug
durch ein besonderes Jahr
CLAUDE DEBUSSY
ALEXANDER VON ZEMLINSKY
IGOR STRAWINSKY
(1862 – 1918)
(1871-1942)
(1882-1971)
Syrinx
Lieder auf Gedichte
von Maurice Maeterlinck op. 13
Auschnitte aus:
Jörg Krämer - Flöte
Die drei Schwestern
Die Mädchen mit den verbundenen Augen
Lied der Jungfrau
Als ihr Geliebter schied
Sie war zum Schloss gegangen
Frances Pappas – Mezzosopran
Rita Kaufmann - Klavier
Lesung
Le Sacre du Printemps
(Das Frühlingsopfer)
für Klavier zu 4 Händen
vom Komponisten bearbeitet
Andrew West, Philip Moore – Klavier
Auszüge aus Thomas Mann / Der Tod in Venedig
Arthur Schnitzler/ Frau Beate und ihr Sohn
Alfred Döblin / Die Ermordung einer Butterblume
Marcel Proust / Eine Liebe von Swann
Maren Zimmermann - Textauswahl,
Zusammenstellung und Zwischentexte
Gero Nievelstein, Thomas Nunner - Lesung
In Kooperation mit der Stadtbibliothek Nürnberg
39
Auf der Suche nach ... 1913
von Maren Zimmermann
1913 ist ein besonderes Jahr. Franz Marc malt
seinen Turm der blauen Pferde, Thomas Mann
veröffentlicht Der Tod in Venedig und beginnt
die Arbeit am Zauberberg, Schönbergs GurreLieder werden uraufgeführt, in München fällt
Frank Wedekinds Monstertragödie Lulu der
Zensur zum Opfer. Und dies ist nur eine zufällige Auswahl an Kunstwerken, die bis heute fester Bestandteil unseres Kulturlebens sind. Dabei
beherrscht viele Künstler die Angst, dass sich
1913 als Unglücksjahr erweisen könnte. Gabriele D’Annunzio beispielsweise schenkt einem
Freund sein Mysterium des heiligen Sebastian
und datiert die Widmung vorsorglich als 1912
+ 1.
Arnold Schönberg misstraut der Zahl 13 generell. Sie kommt in den Stücken des Erfinders der
Zwölfton-Musik nicht vor, nicht als Takt und
kaum als Seitenzahl.
40
Franz Kafka, der berühmte Briefschreiber (nicht
nur an den Vater), schreibt in der Sylvesternacht
1913 einen seitenlangen Brief mit zum Teil abstrusen Fantasien an die aktuelle Verlobte Felice Bauer aus Prag nach Berlin und endet: »Was
läuft mir denn da alles durch den Kopf, der übrigens heute gegen meinen armen Roman ganz
und gar verschlossen war. Das macht die 13 in
der neuen Jahreszahl. Aber die schönste 13 soll
mich nicht hindern, Dich meine Liebste, näher,
näher, näher zu mir zu ziehn.« 1914 löst er die
Verlobung.
Robert Musil, der 1913 von seiner Arbeit als Bibliothekar 2. Klasse an der technischen Hochschule Wiens wegen der damaligen Modekrankheit »Neurasthenie« (heute würde man »Burn
out« sagen) beurlaubt wird, notiert nach der
Lektüre von Dante in sein Tagebuch »Aber was
1913 zur Geisteskrankheit wird, kann 1300 eine
bloße Egozentrität gewesen sein«. Seine Arbeitsunfähigkeit befähigt ihn übrigens, am Mann
ohne Eigenschaften zu arbeiten. Ein weiteres
Werk, das Geschichte geschrieben hat.
Nicht nur die Erforschung der Neurasthenie,
überhaupt die Beschäftigung mit dem Innenleben, der Psychologie, dem Transzendentalen
liegt in der Luft. Selbstbefragung und Selbstzerstörung sind die zentralen Themen von
Forschung, Literatur, Musik und Malerei. Ganz
Europa scheint sich mit dem Seelenleben, mit
der Erforschung des Unbewussten zu beschäftigen und Wien ist der Mittelpunkt dieses »nervösen Zeitalters«, wie Kafka es ausdrückt. Dort
bemüht sich Sigmund Freud, der Begründer der
Psychoanalyse, darum, die seelische Struktur
des Menschen zu verstehen. Dem Schriftsteller
Arthur Schnitzler geht er dabei aus dem Weg,
wie er selber sagt, aus einer Art »Doppelgängerscheu«. Freud hat das Gefühl, dass das, was er
erforscht, zeitgleich von Schnitzler in Literatur
gefasst wird. Tatsächlich publiziert er 1913 die
Schrift Totem und Tabu, in der er sich mit dem
kulturgeschichtlichen Phänomen des Inzestverbots auseinandersetzt, und Schnitzler veröffentlicht im selben Jahr die Novelle Frau Beate und
ihr Sohn, eine Art moderne Ödipusgeschichte.
Auch in der Musik passiert Umwälzendes. In
Wien geht man im Februar bereits gut vorbereitet mit großen Schlüsselbunden ins Konzert,
um die Uraufführung der Gurre-Lieder Schönbergs mit ordentlichem Lärmpegel auszubuhen
und -klappern. Doch die spätromantische Komposition wird ein triumphaler Erfolg. Nur einen
Monat später allerdings dirigiert Schönberg ein
Konzert mit Werken seiner Schüler Alban Berg
und Anton von Webern. Bergs Musik bringt das
Publikum so in Rage, dass nicht nur die Schlüssel eingesetzt werden, sondern es zu Tumulten,
Ohrfeigen und Festnamen kommt und Schönberg sich später in einem Interview zu dem Satz
hinreißen lässt: »Eine Konzertkarte gibt nur das
Recht, das Konzert anzuhören, nicht aber, die
Vorträge zu stören.«
Auch in Paris sind die Gemüter erregt. Hier sitzt
Proust und sucht literarisch die verlorene Zeit,
während Vaslav Nijinsky ein heidnisches Frühlingsopfer nach der Musik von Igor Strawinsky choreographiert. Schon ab dem ersten Takt
lacht das Uraufführungspublikum über Musik
und Choreographie und äußert seinen Unwillen
irgendwann so laut, dass die Tänzer die Musik
kaum noch hören können und Nijinsky laut
Kommandos brüllend auf der Seitenbühne steht.
Die Uraufführung von Le Sacre du Printemps
ist der größte Skandal der Musikgeschichte,
es sollen am Ende der Tumulte 27 Verletzte in
der Oper gezählt worden sein. Eine konzertante Aufführung in Paris ein Jahr später ist dann
schon ein großer Erfolg. So schnell kann ein
Werk vom Skandal zum Hit werden in diesem
»nervösen Zeitalter«, das permanent nach neuen
Reizen sucht.
Die Lust auf Emotion, auf Skandal, auf die eignen inneren Abgründe ist 1913 bei Kunstschaffenden wie Publikum enorm, während man
wenig Auseinandersetzung mit den politischen
Ereignissen der Zeit findet.
Die unglaubliche intellektuelle und künstlerische Energie dieses Jahres scheint Ausdruck der
Ahnung zu sein, dass die Welt der Belle Époque
bald aus den Fugen gerät. Sie wirkt wie ein letztes kreatives Aufbäumen einer Gesellschaft, die
in dieser Form schon wenige Jahre später nicht
mehr existiert.
Das Wetter übrigens ist zwar nicht besonders
gut in jenem Sommer 1913, aber das befürchtete
Unglücksjahr wird erst 1914 sein.
41
200 – 100 – 50
An dieser Stelle
gilt unsere herzliche Gratulation
ausschließlich dem Pianisten
Andrew West
Geburtstagshansel für Andrew
von Michael Kerstan
Andrew, Du hast uns durch die Jahre geleitet
Auf dem Klavier mit Sorgfalt begleitet
Nun freu’ Dich, wenn der Gratulanten Schar
Von Herzen und mit Sympathie
Dir singt die süße Melodie
Der ersten halben hundert Jahr’.
Du bist zwar leider die Queen Mum nicht,
Von Dir strahlt aber noch viel mehr Licht:
Kommst von der Insel stets mit neuen Noten zurück.
Ein Hansel zum Geburtstag steht auch Dir zu,
Drum genieß die Lektüre vor nächtlicher Bettruh’,
Derweil sind wir von Britten und Tippett verzückt.
Natürlich musst Du sie auch vergelten,
Die Liebe, die die Massen vermelden.
Mit noch mehr Musik und Bier und Wein
Überschüttest Du Deine Verehrer, die vielen,
Uns allen sollst Du immer noch eins spielen
Und fünfzig mehr Jahre noch bei uns sein.
Alles Gute!
Andrew West
Zeichnung von Herbert Traue
43
Giuseppe Verdi, Streichquartett
1. Seite Manuskript
Abschlusskonzert
KAtharinensaal
Sonntag, 08. September – 19:00 Uhr
LUDWIG VAN BEETHOVEN
RICHARD WAGNER
(1770-1827)
(1813-1883)
Klaviertrio op.1 Nr.3 in c-Moll (1795)
Wesendonck-Lieder WWV 91 (1857)
Allegro con brio
Andante cantabile con variazioni
Menuetto (quasi Allegro) und Trio
Finale (Prestissimo)
Der Engel
Stehe still
Im Treibhaus
Schmerzen
Träume
Vesna Stankovic – Violine
Pierre Doumenge – Violoncello
Andrew West – Klavier
Gweneth-Ann Jeffers – Sopran
Andrew West – Klavier
Pause
BENJAMIN BRITTEN
GIUSEPPE VERDI
(1913-1976)
(1813-1901)
A Birthday Hansel op. 92 (1975)
Streichquartett e-Moll (1873)
Birthday Song
My early Walk
Wee Willie
My Hoggie
Afton Water
The Winter
Leezie Lindsay
Allegro
Andantino
Prestissimo
Scherzo – Fuga. Allegro assai mosso
Vesna Stankovic, Benjamin Nabarro – Violine
Nicholas Barr – Viola
Pierre Doumenge - Violoncello
John Zuckerman – Tenor
Lilo Kraus – Harfe
45
Liedtexte: Wesendonck-Lieder
Richard Wagner
Text: Agnes Mathilde Wesendonck (1828 - 1902)
Der Engel
Stehe still!
Im Treibhaus
In der Kindheit frühen Tagen
Hört ich oft von Engeln sagen,
Die des Himmels hehre Wonne
Tauschen mit der Erdensonne,
Sausendes, brausendes Rad der Zeit,
Messer du der Ewigkeit;
Leuchtende Sphären im weiten All,
Die ihr umringt den Weltenball;
Urewige Schöpfung, halte doch ein,
Genug des Werdens, laß mich sein!
Hochgewölbte Blätterkronen,
Baldachine von Smaragd,
Kinder ihr aus fernen Zonen,
Saget mir, warum ihr klagt?
Daß, wo bang ein Herz in Sorgen
Schmachtet vor der Welt verborgen,
Daß, wo still es will verbluten,
Und vergehn in Tränenfluten,
Daß, wo brünstig sein Gebet
Einzig um Erlösung fleht,
Da der Engel niederschwebt,
Und es sanft gen Himmel hebt.
Ja, es stieg auch mir ein Engel nieder,
Und auf leuchtendem Gefieder
Führt er, ferne jedem Schmerz,
Meinen Geist nun himmelwärts!
Halte an dich, zeugende Kraft,
Urgedanke, der ewig schafft!
Hemmet den Atem, stillet den Drang,
Schweiget nur eine Sekunde lang!
Schwellende Pulse, fesselt den Schlag;
Ende, des Wollens ew'ger Tag!
Daß in selig süßem Vergessen
Ich mög alle Wonnen ermessen!
Wenn Aug' in Auge wonnig trinken,
Seele ganz in Seele versinken;
Wesen in Wesen sich wiederfindet,
Und alles Hoffens Ende sich kündet,
Die Lippe verstummt in staunendem
Schweigen,
Keinen Wunsch mehr will das Innre zeugen:
Erkennt der Mensch des Ew'gen Spur,
Und löst dein Rätsel, heil'ge Natur!
Schweigend neiget ihr die Zweige,
Malet Zeichen in die Luft,
Und der Leiden stummer Zeuge
Steiget aufwärts, süßer Duft.
Weit in sehnendem Verlangen
Breitet ihr die Arme aus,
Und umschlinget wahnbefangen
Öder Leere nicht'gen Graus.
Wohl, ich weiß es, arme Pflanze;
Ein Geschicke teilen wir,
Ob umstrahlt von Licht und Glanze,
Unsre Heimat ist nicht hier!
Und wie froh die Sonne scheidet
Von des Tages leerem Schein,
Hüllet der, der wahrhaft leidet,
Sich in Schweigens Dunkel ein.
Stille wird's, ein säuselnd Weben
Füllet bang den dunklen Raum:
Schwere Tropfen seh ich schweben
An der Blätter grünem Saum.
46
Schmerzen
Träume
Sonne, weinest jeden Abend
Dir die schönen Augen rot,
Wenn im Meeresspiegel badend
Dich erreicht der frühe Tod;
Sag, welch wunderbare Träume
Halten meinen Sinn umfangen,
Daß sie nicht wie leere Schäume
Sind in ödes Nichts vergangen?
Doch erstehst in alter Pracht,
Glorie der düstren Welt,
Du am Morgen neu erwacht,
Wie ein stolzer Siegesheld!
Träume, die in jeder Stunde,
Jedem Tage schöner blühn,
Und mit ihrer Himmelskunde
Selig durchs Gemüte ziehn!
Ach, wie sollte ich da klagen,
Wie, mein Herz, so schwer dich sehn,
Muß die Sonne selbst verzagen,
Muß die Sonne untergehn?
Träume, die wie hehre Strahlen
In die Seele sich versenken,
Dort ein ewig Bild zu malen:
Allvergessen, Eingedenken!
Und gebieret Tod nur Leben,
Geben Schmerzen Wonne nur:
O wie dank ich, daß gegeben
Solche Schmerzen mir Natur!
Träume, wie wenn Frühlingssonne
Aus dem Schnee die Blüten küßt,
Daß zu nie geahnter Wonne
Sie der neue Tag begrüßt,
Daß sie wachsen, daß sie blühen,
Träumend spenden ihren Duft,
Sanft an deiner Brust verglühen,
Und dann sinken in die Gruft.
Agnes Mathilde Wesendonck,
Gemälde von Karl Ferdinand Sohn, 1850
StadtMuseum Bonn
47
Liedtexte: A Birthday Hansel
Benjamin Britten
Texte: Robert Burns 1759-1796
Deutsch von Michael Kerstan
Birthday SOng
GEBURTSTAGSLIED
MY EARLY WALK
Health to our well-lo'ed Hielan Chief!
Health, ay sour'd by care or grief:
Inspir'd, I turn'd Fate's sibyl leaf,
This natal morn,
I see thy life is stuff o' prief,
Scarce quite half-worn:
Zum Wohl, geliebter Hochlands-Boss!
Zum Wohl, bleib’ er nur sorgenlos:
Dein Schicksal kenne Frohsinn bloß,
Am Wiegenfest
Ist klar, dein Leben ist von bestem Stoff
Mit einem großen Rest:
A rose bud by my early walk,
Adown a corn-inclosèd bawk,
Sae gently bent its thorny stalk,
All on a dewy morning.
All hail, all hail, auld birkie! Lord be near ye,
And then the De'il, he daurna steer ye:
Your friends ay love, your faes ay fear ye,
For me, shame fa' me,
If neist my heart I dinna wear ye,
While BURNS they ca' me.
Heil dir, alter Knabe! Gott sei bei dir,
Dann gibt der Teufel kein Geleit dir:
Gunst des Freundes, Furcht des Feinds dir,
Und Schande über mich,
Bist Du nicht stets dem Herzen nah mir,
Denn BURNS, so nennt man mich.
Ere twice the shades o' dawn are fled,
In a' its crimson glory spread,
And drooping rich the dewy head,
It scents the dewy morning.
Within the bush her covert nest
A little linnet fondly prest,
The dew sat chilly on her breast
Sae early in the morning.
So thou, dear bird, young Jeany fair,
On trembling string or vocal air,
Shall sweetly pay the tender care
That tents thy early morning.
So thou, sweet Rose bud, young and gay,
Shalt beauteous blaze upon the day,
And bless the Parent's evening ray
That watch'd thy early morning.
48
MEIN MORGENSPAZIERGAng
WEE WILLIE
KLEIN WILLIE
Eine Rosenknospe bei meinem Gang
Des Morgens am Kornfeld entlang,
Freundlich geneigt die dornige Stang’,
Am taufrischen Morgen.
Wee Willie Gray, and his leather wallet,
Peel a willow-wand,
to be him boots and jacket:
The rose upon the breer
will be him trews and doublet,
The rose upon the breer
will be him trews and doublet.
Klein Willie Gray und sein Lederbeutel
Zaubern aus Weidenrinde
Stiefel und eine Jacke:
Die Rose auf dem Dornbusch
sei ihm Wams und Hose,
Die Rose auf dem Dornbusch
sei ihm Wams und Hose.
Wee Willie Gray, and his leather wallet,
Twice a lily-flower
will be him sark and cravat;
Feathers of a flee wad feather up his bonnet,
Feathers of a flee wad feather up his bonnet.
Klein Willie Gray und sein Lederbeutel,
Zwei Lilienblüten
seien ihm Schlips und Hemdchen;
Federn einer Fliege, um den Hut aufzubauschen,
Federn einer Fliege, um den Hut aufzubauschen.
Eh’ noch der Dämmerung Schatten weicht,
Hat ihr Purpur die volle Pracht erreicht.
Mit ihrem Kopf, vom Tau so reich
Fühlt sie den frischen Morgen.
Im Busch hat sie ein Nest versteckt,
Wo sie ein Vöglein stolz bedeckt,
Das seine Brust im Frühtau reckt
So früh, so früh am Morgen.
So Jeany, hübsches Vögelein:
Mit Tremolo und Stimmchen fein
Vergiltst du süß die Obhut dein,
Den Schutz am frühen Morgen.
Du, Rosenknospe, jung und kühn,
Lässt deine Schönheit tags erglüh’n,
Und die des Nachts für immer zieh’n,
Ehrst du mit deinem Morgen.
49
Liedtexte: A Birthday Hansel
Benjamin Britten
MY HOGGIE
MEIN SCHÄFCHEN
AFTON WATER
What will I do gin my Hoggie die,
My joy, my pride, my Hoggie?
My only beast, I had nae mae,
And vow but I was vogie.
Was tät’ ich nur, wär’ mein Schäflein tot,
Mein Glück, mein Stolz, mein Schäflein?
Mein liebstes Tier brächt’ große Not,
Und ich würde sehr traurig sein.
The lee-lang night we watch'd the fauld,
Me and my faithfu' doggie;
We heard nocht but the roaring linn,
Amang the braes sae scroggie.
Des Nachts bewachten wir den Stall,
Ich und mein treuer Jagdhund;
Wir hörten nur den Wasserfall
Am steilen Dornenabgrund.
Flow gently, sweet Afton, among thy
green braes,
Flow gently, I'll sing thee a song in thy praise;
My Mary's asleep by thy murmuring stream,
Flow gently, sweet Afton, disturb not her
dream.
But the howlet cry'd frae the castle wa'.
The blitter frae the boggie,
The tod reply'd upon the hill-I trembled for my Hoggie.
Die Eule rief herab vom Wall,
Das Moorhuhn aus dem Sumpfe,
Der Rotfuchs antwortete vom Berg --ich bangte um mein Schäflein.
When day did daw, and cocks did craw,
The morning it was foggie;
An unco tyke lap o'er the dyke,
And maist has killed my Hoggie.
Beim Morgengrau’n und Hähnekräh’n,
War’s in der Frühe neblig;
Übern Graben sprang ein wilder Hund,
Der hätte fast mein Schäflein getötet.
Thou stock dove whose echo resounds
thro' the glen,
Ye wild whistling blackbirds
in yon thorny den,
Thou green-crested lapwing,
thy screaming forbear,
I charge you disturb not my slumbering Fair.
Thy crystal stream, Afton, how lovely it glides,
And winds by the cot
where my Mary resides;
How wanton thy waters
her snowy feet lave,
As, gathering sweet flowerets,
she stems thy clear wave.
Flow gently, sweet Afton, among thy
green braes,
Flow gently, sweet River, the theme of my lays;
My Mary's asleep by thy murmuring stream,
Flow gently, sweet Afton, disturb not her
dream.
50
DER FLUSS AFTON
THE WINTER
DER WINTER
Fließe sanft, süßer Afton, zwischen den
grünen Hängen dahin,
Fließe sanft, ich sing’ dir zu Ehren ein Lied;
zu deinem Murmeln schläft meine liebe Marie,
Fließe sanft, süßer Afton, ihren Traum störe
nie.
The Winter it is past,
and the summer comes at last,
And the small birds, they sing on ev'ry tree;
Now ev'ry thing is glad,
while I am very sad,
Since my true love is parted from me.
Der Winter ist weit
endlich kommt die Sommerzeit,
Und auf jedem Baum singen Vögelein;
Alles ist nun erfreut,
doch ich bin voller Leid,
Seit meine große Liebe mich ließ allein.
Hohltaube, deren Ruf im Tal
widerhallt,
Ihr wilden Amseln pfeift im Dornenschutz
dort im Wald,
Du Kiebitz mit dem grünen Kamm,
mit deinem Zetern halt ein,
Bitte lasst meine schlummernde Schöne allein.
The rose upon the brier,
by the waters running clear,
May have charms for the linnet or the bee;
Their little loves are blest,
and their little hearts at rest,
But my true love is parted from me.
Die Rose am klaren Bach
auf dem Dornbusch, ach,
mag bezaubern Vöglein oder Bien’;
Ihre Lieben sind gesegnet nun
und ihre kleinen Herzen ruh’n
Doch meine große Liebe ist dahin.
LEEZIE LINDSAY
LISSY LINDSAY
Will ye go to the Hielands, Leezie Lindsay?
Will ye go to the Hielands wi' me?
Will ye go to the Hielands, Leezie Lindsay,
My pride and my darling to be?
Kommst du ins Hochland, Lissy Lindsay?
Kommst du ins Hochland mit mir?
Kommst du ins Hochland, Lissy Lindsay,
Um mein Stolz und mein Liebling zu sein?
Wie lieblich dein Strom, Afton, gleitet dahin,
Und sich windet um die Hütte
von meiner Marie;
Wie dein Wasser ihre Füßchen umspült
hochbeglückt,
Während sie deine Wogen aufhält,
wenn sie Blumen pflückt.
Fließe sanft, süßer Afton, zwischen den
grünen Hängen dahin,
Fließ nur, du Fluss, gib meinem Lied einen Sinn;
Marie, die schläft dort am Ufersaum,
Fließe sanft, süßer Afton, stör nicht ihren
Traum.
51
Von Haydn sagt man, dass er es unklug von
Beethoven fand, sein Klaviertrio Op. 1 Nr. 3 zu
veröffentlichen, denn er nahm an, die aufregende Dramatik sei dem Publikum weniger zugänglich als die ersten beiden sonnigeren Trios.
Tatsächlich aber brachte die Publikation aller
drei Trios Beethoven eine Menge Geld und Reputation, auch wenn dieses dritte Trio in c-Moll
das dunkelste der Reihe ist und schon die Kraft
der Spätwerke anklingen lässt, die in derselben
Tonart komponiert sind wie die Klaviersonate
Nr. 8 (Pathétique) und die 5. Symphonie. Das
c-Moll-Trio ist unberechenbar und dramatisch;
die wirbelnde Energie des letzten Satzes klingt
mit einem geheimnisvollen Flüstern aus.
Die Fünf Gedichte, die allgemein als die Wesendonck-Lieder bekannt sind, haben Texte
von Mathilde Wesendonck, der Gemahlin eins
reichen Förderers von Richard Wagner. Beide,
Wagner und Mathilde waren in unglücklichen
Ehen gefangen, und in ihrer engen Beziehung
war sie eine Inspirationsquelle für ihn. Es sind
nicht irgendwelche Klavierlieder von Wagner,
sondern seine stärksten. Das Material von zwei
Liedern aus diesem Zyklus, Im Treibhaus und
Träume, entwickelte er später in Tristan und
Isolde weiter.
52
Für Queen Mum zum Geburtstag
von Andrew West
A Birthday Hansel war eine der letzten Kompositionen von Benjamin Britten.
Königin Elizabeth II. hat sie 1975 anlässlich des 75. Geburtstags ihrer Mutter in Auftrag gegeben;
Britten hatte sieben Gedichte des schottischen Dichters Robert Burns für die Vertonung
ausgewählt, weil doch die Königinmutter schottische Vorfahren hatte.
Die Uraufführung fand im Januar 1976 auf Sandringham statt, einem der Landhäuser
der Königin. Der Dialekt von Burns ist eine Herausforderung für die meisten englischsprachigen
Hörer, ganz zu schweigen vom nicht-englischsprachigen Publikum; die Spuren von Volksmusik hingegen, angefangen von Dudelsack-Effekten im ersten und einem schottischen Tanz
im letzten Satz, sind vermutlich leichter verständlich. Die einfachen Verse haben ländliche Themen:
ein Morgenspaziergang auf dem Lande, der Tod eines Schafs, das Ende des Winters.
Kammermusik war im Italien des frühen 19. Jahrhunderts ebenso wenig existent wie das Kunstlied.
Jeder, der sich für Instrumentalmusik interessierte, ging ins Ausland – Clementi nach London, Cherubini nach Frankreich, Boccherini nach Spanien, und das normale Repertoire für Kammerensembles
bestand ganz einfach aus Opernbearbeitungen. Mit dem voranschreitenden Jahrhundert wuchs jedoch das Interesse an deutscher Instrumentalmusik, was in den größeren Städten zur Gründung von
Gesellschaften für Kammermusik führte. 1873 schrieb Verdi, in Neapel, während sich die Proben zu
einer Aida-Neuproduktion verzögerten, zur Überraschung aller sein einziges Kammermusikstück,
ein Streichquartett. Es ist voll von opernhaftem Gefühlsüberschwang, und doch war Verdi nicht
ganz zufrieden damit. Es gab Pläne, das Stück in London mit 20 Musikern aufzuführen, und diese
Idee begrüßte er sehr, »denn«, so schrieb er, »da gibt es gewiss Passagen, die einen volleren Klang
brauchen, als ihn ein bloßes Quartett bereitstellen kann.«
Deutsch von Michael Kerstan
53
Freunde, Förderer und Sponsoren
Hauptförderer
DATEV eG
Kulturreferat der Stadt Nürnberg
Aktion KulturAllianzen
VR Bank Nürnberg
Bezirk Mittelfranken
Schaeffler Holding GmbH & Co. KG
Barthelmess Display & Decoration GmbH
Anja Lösel
mobile Kochkunst Gabriele Hussenether
Dr. Otto und Barbara Küppersbusch
Dr. Hans-Peter und Heidrun Mall
Dr. Hans und Gun Melbinger
Charlotte und Heinrich Naumann
Akiko und Ichiro Oshima
Barbara Rüttinger
Dr. Franz und Dr. Charlotte Scheder
Gertraud Schreiner
Ewald Weschky
In Kooperation mit
Nürnberger Nachrichten
förderer
Heinrich Joh. Barth
Bayerisches Staatsministerium für
Wissenschaft, Forschung und Kunst
DER BECK
Dr. Dieter und Monika Bouhon
Fiegl und Konrad GmbH Volvo Zentrum Nbg.
Fürst, Fuchs und Kollegen GmbH Steuerberatungsgesellschaft
Dr. Rita und Dr. Horst Schwiez
Dr. Peter und Alena Küfner
Dr. Peter und Catherine Lex
54
Freunde
Joseph und Lisa Albersdoerfer
Dr. Dietmar und Christa Baumgartner
Monika Bayerköhler
Alexandra Beisser
Ingrid Blaul
Dr. Ernst Metzger und Barbara Cichon-Metzger
Carmen Fischer
Dr. Gabriele Frickert
Rainer und Sabine Fulda
Heidrun Glauning
Günter und Katharina Gloser, MdB
Christa Gödde
Herbert und Angelika Goller
Kurt und Dr. Alev Heilbronn
Norbert Heymann
Prof. Dr. Reinhard und Angelika Hilke
Karin Hoffmann
Annette Horneber
Ursula Hümmer
Irmhild Kappert und Rudolf Stoll
Dr. Dietrich und Beatrice Kappler
Volker Koch
Dr. Christian und Christiane Lex
Hanna Löffler
Helmut und Renate Mader
Klaus und Thessa Mende
HP Müller
Prof. Dr. Albrecht und Inge Neiß
Werner Pauli
Gretel Petith
Ursula Petith
Beatrice Pichlmeier
Eva Pöhlmann
Dr. Doris Porta-Jacob und Prof. Dr. Armin Steinmetz
Dr. Rudolf und Dr. Sylvia Probst
Antje Raab
Dagmar Reiss
Dr. Helmut und Kerstin Rießbeck
Suzan Samir
Freya Scherer
Peter und Madeleine Schmid
Manfred und Christa Schmid-Sohnle
Gerd und Helga Schwetter
Inge Thorwart
Brigitte Weber
Prof. Dr. Martin und Suna Wilhelm
Förderverein
Kammer Musik Theater International e. V.
in der Metropolregion Nürnberg
Der Verein …
Kammer Musik Theater International e. V. in
der Metropolregion Nürnberg wurde gegründet,
um die Arbeit des Internationalen Kammermusikfestivals zu unterstützen.
Wenn Sie uns fördern möchten, sind Sie
herzlich eingeladen, Mitglied zu werden. Sie
sichern damit das 13. Internationale Kammermusikfestival Nürnberg, das vom 12. bis 20.
September 2014 stattfinden wird.
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Mitgliedschaft
Bankverbindung
Förderung und Pflege klassischer Musik in
Nürnberg und Umgebung,
Platin-Mitgliedschaft 500 Euro
Gold-Mitgliedschaft 100 Euro
Silber-Mitgliedschaft 60 Euro
Bronze-Mitgliedschaft 40 Euro
Sparkasse Nürnberg
BLZ: 760 501 01, Konto: 4 703 807
Planung und Durchführung von Musikveranstaltungen, insbesondere des Internationalen
Kammermusikfestivals Nürnberg,
Durchführung von musikpädagogischen Kursen
auf nichtgewerblicher Basis.
Als Mitglied erhalten Sie eine Einladung zum
jährlichen Empfang nach dem Galaabend, unsere Newsletter sowie eine Spendenbescheinigung.
Kontakt
KammerMusikTheater International e.V.
in der Metropolregion Nürnberg
Am Stadtpark 2, 90409 Nürnberg
T: (0162) 4195900, F: (0911) 37739210
[email protected]
www.kammermusik-festival.de
55
Mitwirkende
Nicholas
Barr
Viola
Großbritannien
Bevor er 1984 in das Royal College of Music eintrat, spielte Nicholas Barr im European Community Youth Orchestra und als Student bereits mit
der Academy of St. Martin-in-the-Fields und dem
London Symphony Orchestra. 1988 gewann er die
Stipendien des Countess of Munster Trusts und
der Royal Society of Arts, um bei Thomas Riebl
in Salzburg studieren zu können. Barr war Mitbegründer des Lyric Quartet, mit dem er sämtliche
Streichquartette von Dohnányi, Ginastera, Joseph
Marx, Michael Nyman und Gavin Bryars auf CD
aufnahm. Im vorigen Jahr spielte das Quartett die
Musik von Philip Glass für den Oscar-gekrönten
Film The Hours ein. Nicholas Barr gastierte mit
dem Britten Quartet, dem Angell Piano Trio und
den Covent Garden Soloists. Er spielt eine Bratsche von Charles Boullangier aus dem Jahre 1878.
56
Pierre
Doumenge
Ks Heinz-Klaus
Ecker
Violoncello
Frankreich
Bass
Österreich
Der französische Cellist Pierre Doumenge erfreut
sich einer Karriere, in der sich die Termine solistischer Tätigkeit, Kammermusik und pädagogischer
Arbeit dicht aneinander reihen. Von 2001 bis
2005 war er Mitglied des Dante-Streichquartetts,
das auf den bedeutenden Podien Europas auftrat
und regelmäßige Radio- und CD-Produktionen
vornahm. Er gastiert zudem als Erster Cellist beim
Orchestra of the Age of Enlightenment, dem English Chamber Orchestra und dem London Chamber
Orchestra. Leidenschaftlich gern spielt er Kammermusik, dessen Repertoire er mit namhaften Künstlern ausgelotet hat, so mit Pascal Rogé, Lars Vogt,
Daniel Hope, dem Belcea- und dem Allegri-Quartett sowie dem Nash Ensemble. Er spielte auf bedeutenden Musikfestivals (Aldeburgh, Bath, Cheltenham, Kuhmo, Bucharest, La Hague, Nürnberg,
Bergstaden, Hindsgalv, Stellenbosch) und oftmals
bei den »Open Chamber Music sessions« der Internationalen Musikseminare in Prussia Cove (Cornwall). Regelmäßig musiziert er auch beim Joy of
Music Festival in Hong Kong. CD-Einspielungen
von ihm gibt es bei Dutton, Meridian und Hyperion, sie wurden nur mit den besten Kritiken bedacht. 2008 wurde er als offizieller Cellist für den
Menuhin International Violin Wettbewerb ausgewählt und spielte die Duo-Sonate von Ravel mit
den neun Semifinalisten.
Doumenge unterrichtete von 2003 bis 2009 Violoncello und Kammermusik an der Yehudi Menuhin School und ist Professor für Violoncello an der
Guildhall School of Music in London. Außerdem
gibt er regelmäßig Meisterkurse bei den International Cello Courses UK, der Violoncello Society
of London, der Oxford Cello School, der Ecole
Normale de Musique de Paris, dem West Helsinki
Music Institute, dem Conservatoire Royal de Mons
and den Szymon Goldberg Seminaren in Toyama
(Japan).
Heinz-Klaus Ecker studierte am Bruckner-Konservatorium in Linz (Donau) und war Schüler der
Pädagogen Helene Auer, Stefan Zadejan und Tino
Halpern in Graz. Er debütierte 1964 am Stadttheater von Aachen als Alcalde in Verdis La forza del
destino. 1965-69 war er am Opernhaus von Graz,
1969-71 am Stadttheater von Ulm, seitdem am
Opernhaus von Nürnberg engagiert, an dem er in
einer über 30jährigen Karriere ein Publikumsliebling war. Gastverträge führten ihn ans Münchner
Staatstheater am Gärtnerplatz, an die Staatsopern
von München, Hamburg und Stuttgart, an die
Deutsche Oper und die Staatsoper Unter den Linden Berlin, an die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, weiters nach Dortmund, Hannover
und Wiesbaden, Brüssel, Nancy, Lyon, Wien, Graz
und Oslo. Von 1981-93 sang er auf den Festspielen
von Bayreuth, u.a. den Hans Schwarz in den Meistersingern, den Ritter im Parsifal und einen der
Edlen im Lohengrin. 1988 gastierte er in Genua als
Orest in Elektra von R. Strauss, 1990 am Teatro La
Fenice Venedig als König Heinrich im Lohengrin.
Er sang ein weitläufiges Repertoire auf der Bühne, das seriöse wie besonders auch Buffo-Partien
enthielt, darunter den Sarastro in der Zauberflöte,
den Daland im fliegenden Holländer, den Hunding
in der Walküre, den Hagen in der Götterdämmerung, den Gurnemanz im Parsifal, den Marke im
Tristan, den Falstaff in Nicolais Lustigen Weibern
von Windsor, den Ochs im Rosenkavalier, den
Barak in der Frau ohne Schatten von R. Strauss,
den Schigolch in Lulu von Alban Berg, den Okeanos im Prometheus von Carl Orff, den Gloster in
Lear von A. Reimann, den Ramphis in Aida, den
Banquo in Verdis Macbeth, den Zaccaria im Nabucco, den Kezal in der Verkauften Braut und den
Boris Godunow. 1994 übernahm er in Nürnberg
die Partie des Kardinals in La Juive von Halévy.
Heinz-Klaus Ecker kann auch auf eine bedeutende
Karriere auch als Konzertsänger blicken.
Gweneth-Ann
Jeffers
Sopran
Großbritannien
Unter den besten jungen britischen Sängern fällt
Gweneth-Ann Jeffers mit ihrer eindrucksvollen
Stimme und ihrer lebhaften Persönlichkeit auf.
Sie schloss ihr Musikstudium an der Universität
von Exeter und am Goldsmith´s College, London,
ab und danach ein Aufbaustudium im Fach Gesang an der Guildhall School of Music and Drama. 2001 war sie die Vertreterin Englands beim
Wettbewerb »Singer of the World« in Cardiff und
Mitglied des Programmes für junge Künstler am
Royal Opera House Covent Garden. Inzwischen
ist sie mit einem breitgefächerten Repertoire auf
den großen Bühnen präsent; sie sang die Leonora (Il Trovatore) an der Welsh National Opera und
die Leonora (La Forza del destino) an der Kölner
Oper, Aida und Amelia (Un Ballo in maschera)
in Bremen, Erfurt, Kiel und Helsinki, die Tosca
am Teatro San Carlos in Lissabon, La Gioconda
und Santuzza (Cavalleria rusticana) an der Opera
Holland Park und Senta (Der fliegende Holländer)
in Londons Barbican Hall. Sie sang Konzerte in
Großbritannien, Europa, Australien und Japan,
auf den Proms und den Festivals in Aldeburgh,
Cheltenham, Edinburgh und Perth mit Orchestern
wie dem Sinfonieorchester des NDR, dem City of
Birmingham Symphony Orchestra und dem Sinfonieorchester von Göteborg. Kürzlich absolvierte
sie ihr Rollendebüt als Gutrune bei den BBC Proms
unter Donald Runnicles und sang Messiaens Liederzyklus Harawi bei den Feierlichkeiten zum 100.
Geburtstag des Komponisten am Southbank Centre und bei den BBC Proms.
Rita
Kaufmann
Jörg
Krämer
Klavier
Deutschland
Flöte
Deutschland
Rita Kaufmann stammt aus Rosenheim. Nach dem
Abitur studierte sie am Salzburger Mozarteum
Klavier. Anschließend absolvierte sie ein postgraduate Studium für Klavierkammermusik und
Liedbegleitung an der Royal Academy of Music
in London. Diese Studien schloß sie mit Auszeichnung ab. 2002-2004 war sie Solorepetitorin am
Theater Regensburg. Seit 2004 ist sie am Staatstheater Nürnberg engagiert, wo sie derzeit als Studienleiterin tätig ist.
Rita Kaufmann ist Preisträgerin mehrer Wettbewerbe (Jugend musiziert, Maria Canals/Barcelona, Belvedere/Wien ) und konzertiert im In- und
Ausland.
Berit
Klasing
Künstlerin
Deutschland
Die geborene Bremerin Berit Klasing absolvierte in
Düsseldorf eine Goldschmiedelehre und besuchte
von 1990-96 die Akademie der Bildenden Künste
Nürnberg, wo sie Gold- und Silberschmiedekunst
bei den Prof. Erhard Hößle und Prof. Ulla Mayer
sowie Malerei und Grafik bei Prof. Rolf Gunther
Dienst studierte. Seit 1995 leitet sie die Kunstschule Tube in Nürnberg.
Jörg Krämer studierte Musik an der Musikhochschule München sowie Deutsche Philologie und
Musikwissenschaft an der Ludwig MaximiliansUniversität München (Promotion 1990, Habilitation 1997). Seit 1986 ist Jörg Krämer Solo-Flötist
der Nürnberger Philharmoniker. Er erhielt als Musiker zahlreiche Preise und Auszeichnungen, u.a.
den Bayerischen Staatspreis, den Förderpreis der
Bayerischen Akademie der Schönen Künste und
den Wolfram-von-Eschenbach-Preis des Bezirks
Mittelfranken. 2003 wurde er zum außerplanmäßigen Professor an der LMU München ernannt;
seine Forschungsschwerpunkte liegen im Musiktheater des 18. Jahrhunderts sowie in der deutschen Literatur, Musik und Theaterkultur des 17.
bis 19. Jahrhunderts.
Lilo
Kraus
Harfe
Deutschland
Lilo Kraus ist 1. Soloharfenistin der Staatsphilharmonie Nürnberg und Dozentin an der Musikhochschule Nürnberg. Die Kulturpreisträgerin der Stadt
Deggendorf wird oft als Gast an den verschiedenen
Opernhäusern und Orchestern Deutschlands engagiert. So gastierte sie bei den Berliner Philharmonikern mit James Levine, und zuletzt in München
2008 mit Kent Nagano bei den Opernfestspielen.
Sie spielte Solokonzerte mit beiden Nürnberger
Orchestern unter Christian Thielemann, Jac van
Steen und Fabrizio Ventura. Gastspiele führten sie
nach Frankreich, Italien, Schweiz, Russland, China
57
und im November 2008 zum »Harpfestival« nach
Paraguay. Lilo Kraus liebt es, mit ihrem Instrument
auch musikalische Grenzen zu überschreiten, so
verwirklicht sie erfolgreich eigene Projekte mit
zeitgenössischer Musik (Hast Du mal Feuer, Prometheus?) und gründete das Duo Harp & Harp mit
dem Bluesharpspieler Chris Schmitt.
Philip
Moore
Klavier
Großbritannien
Der Pianist Philip Moore studierte an der Royal
Academy of Music in London bei Hamish Milne,
nach Abschluss erhielt er das Meaker Stipendium,
und 2003 folgte die Ernennung zum Mitglied der
Royal Academy. 2004 wurde er »Steinway Artist«.
Seine weltweiten Auftritte führten ihn als Solisten
u.a. mit dem Hallé Orchestra, der Academy of St.
Martin in the Fields, dem Philharmonia Orchestra,
der Britten Sinfonia, dem Royal Philharmonic Orchesta und dem BBC Scottish Symphony Orchestra zusammen.
Mit zahlreichen international anerkannten
Künstlern hat er Kammermusik aufgeführt und
aufgenommen, so mit dem Hebrides Ensemble,
dem ECO Ensemble und Conchord. Seine CDEinspielungen sind bei Linn, Naxos, Signum und
Deux-Elles erschienen. Als Klavierduo mit Simon
Crawford-Phillips hat er internationale Preise
gewonnen, darunter 2004 das Borletti-BuitoniTrust-Stipendium. Das Duo ist häufig in London
an der South Bank und in der Wigmore Hall zu
hören, und es spielte die Uraufführungen von
Detlev Glanerts Konzert für zwei Klaviere und des
Konzerts für zwei Klaviere von Anna Meredith bei
den BBC Proms 2009. Im nächsten Jahr werden
die beiden gemeinsam mit Colin Currie ein neues
Werk für zwei Klaviere und Perkussion von Steve
Reich uraufführen.
58
Benjamin
Nabarro
Violine
Großbritannien
In der europäischen Zeitschrift »Musical Opinion« wurde Benamin Nabarro als »herausragender
Künstler« bezeichnet, und in der Tat, er ist international als Solist und Kammermusiker mehr und
mehr gefragt trat bereits in ganz Europa, Nordamerika, Afrika, im mittleren und fernen Osten
auf. Der aus Nottingham stammende Geiger studierte zunächst an der Royal Academy of Music in
London bei Erich Gruenberg und später in Chicago bei Shmuel Ashkenasi. Als Solist, Dirigent und
Stimmführer trat er u.a. mit dem English Chamber
Orchestra und dem Philharmonia Orchestra auf.
2009 wurde er zum ersten Violinisten des Ensembles 360 ernannt, einer Gruppe von 11 Musikern
der Weltklasse. Des Weiteren spielt er regelmäßig
mit dem Ensemble Fibonacci-Sequence und dem
Nash-Ensemble zusammen, mit dem er auch bei
den diesjährigen BBC-Proms auftritt. Nabarro ist
auf den CDs verschiedener Labels zu hören, darunter Hyperion und Dutton, und er spielt auf
renommierten Festivals wie jenen in Cheltenham, Bullawayn und Bellagio sowie auf den BBC
Proms. Er gehört zur Stamm-Gruppe des Festivals
Music at Plush im Südwesten Englands, wo er mit
vielen international anerkannten Künstlern, darunter Adrian Brendel zusammenspielt.
Gero
Nievelstein
Schauspieler,
Produktionsleitung
Deutschland
Gero Nievelstein hat seine Schauspielausbildung
an der Westfälischen Schauspielschule Bochum
absolviert. Seine Engagements führten ihn u.a.
an das Staatstheater Nürnberg, das Staatstheater
Braunschweig, das Schauspielhaus Bochum und
zu den Festspielen Bad Hersfeld. Von 2003 bis
2009 war er darüber hinaus Lehrbeauftragter für
szenische Darstellung an der Hochschule für Musik in Würzburg und führte dort auch Opernregie.
Seit 2009 ist Gero Nievelstein Ensemblemitglied
am Salzburger Landestheater. Zu seinem Rollenrepertoire hier zählten u.a. die Titelrollen in Homo
Faber und Lessings Nathan der Weise. In der vergangenen Spielzeit hat er dort mit dem in Nürnberg bekannten Musiker und Theatermacher Sandy Lopicic eine Bühnenfassung von Kafkas Das
Schloss erarbeitet.
Gero Nievelstein ist Gründungsmitglied des Internationalen Kammermusikfestivals Nürnberg und
der akademie : der steg.
Thomas
Nunner
Schauspieler
Österreich
Thomas Nunner ist gebürtiger Grazer und wuchs
auch dort auf. Zunächst begann er ein Studium
der Fächer Französisch, Philosophie und Spanisch,
dann Theaterwissenschaft, das er aufgab zugunsten einer Ausbildung an der Schauspielschule des
Volkstheaters Wien. Engagements führten ihn von
Wien über Bregenz nach Münster. Seit 1996 ist er
Ensemblemitglied am Staatstheater Nürnberg. Hier
war er bisher unter anderem zu sehen in der Titelrolle von Schillers Don Carlos, als Estragon in
Becketts Warten auf Godot, Alfred in Horvaths Geschichten aus dem Wiener Wald, Jason in Lanoyes
Mamma Medea, Danton in Büchners Dantons Tod,
Andrej in Tschechows Drei Schwestern, Hjalmar
Eckdal in Ibsens Die Wildente sowie als Goethes
Torquato Tasso und Tschechows Platonow. 2012
wurde Thomas Nunner zum Kammerschauspieler
ernannt.
Michael
O’Donnell
Oboe
Großbritannien
Der schottische Oboist Michael O’Donnell wuchs
in Scone, Perthshire, auf. Mit 13 Jahren begann
er, das Oboespiel zu erlernen und gewann Stipendium für das Studium seines Instruments und des
Klaviers am Junior Department der Royal Scottish
Academy of Music and Drama. In dieser Zeit war
er Stimmführer für Oboe und Englischhorn bei
den Nationalen Jugendorchestern von Schottland
und Großbritannien. Von 2002 bis 2006 studierte
O’Donnell am Royal College of Music in London,
wo er seine Abschlüsse mit den höchsten Auszeichnungen bestand. In der Studienzeit gewann
er den Knights of the Round Table Prize (Preis der
Ritter der Tafelrunde) und den Wind Chamber Music Prize (Kammermusikpreis für Holzbläser). Seit
2006 arbeitet Michael O’Donnell als freischaffender Oboist mit vielen der führenden Sinfonieorchester des Vereinigten Königreichs zusammen. In
der letzten Zeit ging er mit dem Royal Ballet auf
Tournee nach China, spielte bei der Northern Sinfonia auf den BBC Proms und war Gast-Stimmführer der Oboen beim Philharmonia Orchestra
und dem London Symphony Orchestra.
Frances
Pappas
Mezzosopran
Künstlerische Leitung
Kanada
Frances Pappas ist Kanadierin griechischer Herkunft. Nach ihrem Studium an der Universität von
Toronto erhielt die Mezzosopranistin vom Arts
Council of Ontario ein Musikstipendium für die
Wiener Musikhochschule. Neben ihren Erfolgen
im klassischen Opern- und Konzertrepertoire hat
sie sich in ihrer musikalischen Laufbahn auch der
zeitgenössischen Musik sowie der griechischen
Volksmusik gewidmet. Ihre Vielseitigkeit brachte
sie mit Persönlichkeiten aus verschiedenen Bereichen der Musik zusammen, u. a. arbeitete sie mit
Dave Brubeck, Yehudi Menuhin und dem Filmregisseur Percy Adlon. Spartenübergreifend wirkte
sie an der sehr erfolgreichen Tanzopern-Produktion Les Enfants terribles von Philip Glass des Tanztheater Nürnberg in der Inszenierung von Daniela
Kurz mit. Nach ihrem ersten Festengagement am
Stadttheater Giessen gastierte Frances Pappas u.
a. bei den Wiener Festwochen im Theater an der
Wien und im Konzerthaus Wien. An der Staatsoper Nürnberg debütierte sie als Dorabella in Così
fan tutte, es folgten die Titelpartien La Cenerentola
und Hänsel und Gretel. Danach sang sie Mélisande
in Pelléas et Mélisande von Debussy in der Regie von Olivier Tambosi unter der musikalischen
Leitung von Philippe Auguin, wofür sie von der
Fachzeitschrift Opernwelt als Beste Nachwuchssängerin ausgezeichnet wurde. Im gleichen Magazin wurde sie später für ihre besondere Leistung
als Niklaus in Hoffmanns Erzählungen gewürdigt.
Zu weiteren erfolgreichen Bühnenrollen zählen u.
a. Donna Elvira in Don Giovanni, Anna Hausmann
in der Uraufführungsproduktion Wolkenstein von
Wilfried Hiller, Glucks Orpheus und Eurydike sowie die Titelpartie in Glucks Iphigenie in Aulis und
Bizets Carmen. Im Oktober 2006 hatte sie als Oktavian in Der Rosenkavalier ihr Rollendebüt. An
der Staatsoper Stuttgart sowie am Landestheater
Salzburg wurde ihre Interpretation der Marie in
Wozzeck stürmisch gefeiert. 2005 debütierte Frances Pappas in der Wigmore Hall in London mit
Liedern von Johannes Brahms. Andere Konzertauftritte brachte sie u. a. mit Toronto Symphony,
Barcelona Symphonie, mit dem Gewandhausorchester Leipzig und dem MDR Chor zusammen.
Der Bayerische Rundfunk hat zahlreiche Konzerte
mit ihr gesendet. Am 13. März 2008 wurde Frances Pappas zur Kammersängerin ernannt.
Wolfgang
PeSSler
Fagott
Deutschland
Wolfgang Peßler erhielt mit sechs Jahren ersten
Violinunterricht bei seinem Vater. Seit 1979 spielt
er Fagott und studierte schließlich in Nürnberg am
Meistersinger-Konservatorium bei Walter Urbach.
1988 schloss er sein Studium mit der künstlerischen Reifeprüfung ab. Seine Studien ergänzte er bei Dag Jensen, Karsten Nagel und Stefan
Köhler. Sein erstes Engagement als Solofagottist
führte ihn 1990 zur Baden-Badener Philharmonie. Seit 1991 ist er stellvertretender Solofagottist
der Nürnberger Philharmoniker am Staatstheater
Nürnberg. Diese Tätigkeit ergänzt er durch Soloauftritte und Kammermusikkonzerte, die ihn unter anderem Tourneen in Frankreich, Schottland,
Tschechien und der Slowakei ermöglichten, sowie
Rundfunk- und Fernsehaufnahmen bei ZDF/arte,
Radio Bremen und dem Bayerischen Rundfunk
einbrachten. Wolfgang Peßler ist Gründungsmitglied der »Philharmonie Nürnberg e. V.« und war
von 1993 bis 2004 festes Mitglied im »ensembleKONTRASTE«. Seit der Gründung 2001 nimmt er
regelmäßig am Internationalen Kammermusikfestival Nürnberg teil.
Gemma
Rosefield
Violoncello
Großbritannien
Die Gewinnerin des renommierten Pierre FournierPreises an der Wigmore Hall 2007, Gemma Rosefield, absolvierte ihr Konzertdebüt im Alter von
nur 16 Jahren, als sie den 1. Preis beim »European
Music for Youth«-Wettbewerb in Oslo errang. Unter ihren zahlreichen Preisen und Anerkennungen
59
findet sich der 1. Preis des Maurice Ravel-Wettbewerbs in Frankreich. Rosefield studierte in London
an der Royal Academy of Music bei David Strange
und Royal Northern College of Music bei Ralph
Kirschbaum. Zudem besuchte sie die Meisterklassen von Frans Helmerson, Steven Isserlis und YoYo Ma. Sie trat mit renommierten Musikern auf
wie György Pauk, Menachem Pressler and Stephen
Kovacevich, und sie hat eine große Leidenschaft
für zeitgenössische Musik. So kommt es, das die
Komponisten David Matthews, Cecilia McDowall,
James Francis Brown, Julian Dawes, Rhian Samuel
and David Knotts eigens Stücke für sie geschrieben
haben. Nach ihrem erfolgreichen Debüt in der Londoner Wigmore Hall 2003 gab Gemma Rosefield
2007 ihren Einstand am Concertgebouw Amsterdam und drei umjubelte Konzerte in 2008 und
2009 in der Wigmore Hall (Pierre Fournier Award
Recital und zweimal Jacqueline du Pré Memorial
Concerts). Kürzlich spielte sie auf BBC Radio 3 das
Konzert für Violoncello, türkische Instrumente und
Orchester von Michael Ellison mit dem BBC Symphony Orchestra, absolvierte eine Japan-Tournee
mit zehn Konzerten und eine durch Mexiko mit
sechs Konzerten und wurde Mitglied des dynamischen Ensembles 360.
Ronald
Samm
Tenor
Trinidad
Ronald Samm wurde in Port of Spain, Trinidad,
geboren. Er studierte Gesang und Klavier bei Noelle Barker und Ian Kennedy an der Guildhall School
of Music and Drama und erhielt anschließend ein
Postgraduierten-Stipendium der Peter Moores/
Lord Pitt-Foundation, um seine Ausbildung am
Royal Northern College of Music in Manchester
zu vollenden. Schon während des Studiums trat er
mit Les Arts Florissants unter William Christie auf,
60
es folgten Rollen auf den Musicalbühnen im Londoner West End, so Husky Miller in Carmen Jones
und Apollo MC in The Buddy Holly Story. Später
war er Finalist im Alexander-Young-Gesangswettbewerb und spielte Don José und Otello in der
Fernsehserie Opera Works bei BBC 2. Nach dem
Studium in Manchester arbeitete Ronald Samm
mit verschiedenen Institutionen zusammen, so der
British Youth Opera, Travelling Opera, Broomhill
Opera und dem Glyndebourne Festival, und er
wurde dank der Unterstützung durch den SybillTutton-Preis und des Royal Opera House Mitglied
des National Opera Studios. Zu seinen jüngsten
Debüts zählen der Tanzmeister in Ariadne auf Naxos (Birmingham Opera Company), Siegmund in
Die Walküre (Lissabon) und Sportin´ Life in Porgy
and Bess (Opera de Lyon). In der Titelpartie von
Verdis Otello konnte er neulich einen riesigen Erfolg mit Opera North feiern.
Peter
Selwyn
Dirigent
Künstlerische Leitung
Großbritannien
Peter Selwyn studierte Sprachwissenschaft an der
Cambridge Universität und danach Klavier an der
Royal Academy of Music in London. Er hat mehr
als 50 Opern dirigiert, darunter Peter Grimes, Rigoletto, La Traviata, La Boheme, Carmen, Figaro,
Cosi fan tutte, Hänsel und Gretel und Iphigenie en
Tauride am Staatstheater Nürnberg, wo er 19992004 als Kapellmeister und Studienleiter tätig war.
In seiner Heimat hat er Carmen (Welsh National
Opera), Fidelio, Romeo et Juliette (Opera North),
Jenufa, La Cenerentola (English Touring Opera),
Hänsel und Gretel, La Rondine (Opera Holland
Park), Madama Butterfly, Die Zauberflöte (European Chamber Opera), Rape of Lucretia (European
Opera Centre) und Don Giovanni (Pimlico Opera)
dirigiert. Opern- und Konzertauftritte führten ihn
ansonsten nach Australien, Oman, Italien, Un-
garn, die Republik Tschechien und Singapur, wo
er in diesem Sommer Salome dirigierte. Er war
drei Spielzeiten musikalischer Assistent bei den
Bayreuther Festspielen und erarbeitete zusammen mit Giuseppe Sinopoli und Adam Fischer
den Ring-Zyklus. Als musikalischer Assistent hat
er auch in Covent Garden, Glyndebourne, English
National Opera, Strasbourg Opera du Rhin, Den
Norske Oper, an der Hamburgischen Staatsoper
und bei den Bregenzer und Aldeburgh Festspielen
mitgewirkt. Er ist künstlerischer Leiter und Mitbegründer des Internationalen Kammermusikfestival
Nürnberg, in dessen Rahmen er The Rape of Lucretia, The Turn of the Screw, Noye´s Fludde, Dido
und Aeneas, Die Geschichte des Soldaten, das babylonexperiment und Schau nicht zurück, Orfeo
dirigierte. Er hat eine Professur am Royal College
of Music, London, inne.
Vesna
Stankovic
Violine
Serbien
Die in Belgrad geborene Geigerin Vesna Stankovic ist zur Zeit Konzermeisterin an der Wiener
Volksoper und des Wiener KammerOrchesters.
Seit März 2011 hat sie auch eine Professur für
Violine an der Kunstuniversität Graz inne. Ihr
Violinstudium hat sie bei Szymon Goldberg in
den USA (Curtis Institute of Music und Juilliard
School) absolviert. Bereits im ehemaligen Jugoslawien und auch in den USA wurde sie mit vielen
Auszeichnungen bedacht. 1986 war sie Finalistin
des Tschaikowsky-Wettbewerbs in Moskau. Vesna
Stankovic war fünfzehn Jahre lang ein führendes
Mitglied des Chamber Orchestra of Europe, wo sie
mit Dirigenten und Solisten wie Nikolaus Harnoncourt, Claudio Abbado, Carlo Maria Giulini, Sir
Georg Solti, Gidon Kremer, András Schiff, Murray
Perahia u.a. zusammengearbeitet hat.
Vesna Stankovic ist als Solistin und Kammermusikerin regelmäßig bei bedeutenden Konzertzyklen und Festivals zu hören. Als Solistin ist sie mit
vielen Orchestern in den USA, in Wien und im
ehemaligen Jugoslawien aufgetreten. Sie gibt Solorecitals in Japan, wo sie als künstlerische Leiterin des Kammermusikseminars Szymon Goldberg
Memorial in Toyama mitwirkt. Außerdem nimmt
Vesna Stankovic regelmäßig an den Kammermusikfestivals in Nürnberg und Feistrizt (Hagen
Open) sowie an Kammermusikzyklen des Wiener
Konzerhauses teil, wo sie 1995 debütierte. Vesna
Stankovic spielt eine Violine von Jacobus Stainer
aus dem Jahre 1671, die ihr von der Österreichischen Nationalbank zur Verfügung gestellt wird.
Anna
Stiepani
Regie
Deutschland
1989 in Passau geboren, war Anna Stiepani sechs
Jahre lang aktives Mitglied des Theaterjugendclubs des Landestheaters Niederbayern in Passau.
2006 war sie Regiehospitantin für Lohengrin unter
der Regie von Klaus Maria Brandauer an der Oper
Köln. Nach dem Abitur folgte ein Theaterjahr als
Regieassistentin und Assistentin der Oberspielleitung am Landestheater Niederbayern in Landshut.
Dort arbeitete sie unter anderem mit den Regisseuren Sybille Fabian, Stefan Tilch, Veronika
Wolf und Robin Brosch. Danach absolvierte sie
ein Engagement als Regie- und Bühnenbildassistentin von Martina Veh für Die Entführung aus
dem Serail in München. Im Anschluss studierte
sie Theater-, Film- und Medienwissenschaft an
der Universität Wien. Von 2011 bis 2013 war als
Regieassistentin am Landestheater Salzburg tätig.
Jetzt arbeitet sie u.a. dort als freischaffende Regisseurin.
Tara
Venditti
Andrew
West
Mezzosopran
USA
Klavier
Künstlerische Leitung
Großbritannien
Die Mezzosopranistin Tara Venditti hat über 45
Hauptrollen interpretiert und trat auf den bedeutenden Bühnen dieser Welt auf, darunter Teatro
alla Scala in Mailand, Royal Opera House Covent
Garden in London, Opéra-Théâtre in Metz, israeli Opera in Tel Aviv, Opera Holland Park, London, Musikfestival Peking, New York City Opera,
Glimmergalss Opera, Kentucky Opera, Connecticut
Grand Opera, Staatstheater Darmstadt, Staatstheater Mainz, Theater Bielefeld und das Staatstheater Nürnberg, wo sie als Ensemblemitglied in vier
Spielzeiten 17 Partien verkörperte. Venditti arbeitete mit Orchestern zusammen wie dem Orchestra
of the Age of Englightenment, dem Simon Bolivar
Orchestra, der Capella Cracoviensis und dem Philharmonischen Orchester Mazedonien. 2005 trat
sie als Solistin in der auch im deutschen Fernsehen und im Bayerischen Rundfunk übertragenen
Show »SWING IT!« mit der Thilo Wolf Big Band
auf. Besonders gefragt ist Tara Venditti auch für
Uraufführungen, bei denen sie u.a. in New York,
Philadelphia, Memphis und Santa Fé mitwirkte.
Das Publikum des Tribeca FLEA Theater in New
York war hingerissen von ihrem Poetry Song
Theatre, einer eigens konzipierten Adaption von
französischen und amerikanischen Kunstliedern.
2004 gewann sie den ersten Platz in der Kategorie »Kunstlied« des Joyce Dutka Wettbewerbs. Sie
war Finalistin beim Joy in Singing Award-Wettbewerbs im Jahr 2000 und 1998 Semi-Finalistin
des Houston Grand Opera Studio McCollum Wettbewerbs.
Andrew West musiziert weltweit als Solist, Begleiter und Kammermusiker. Er gab Klavierabende in
Südafrika, Südamerika und in den Vereinigten
Staaten, und er ist häufig in den großen Londoner Konzertsälen und im Radio der BBC zu hören.
Er konzertiert seit langem mit der Flötistin Emily
Beynon, mit der er in den BBC Chamber Music
Proms und im Rahmen des Edinburgh International Festival aufgetreten ist. Kürzlich musizierte
er vierhändig mit Cedric Tiberghien bei den City
of London und Cheltenham Festivals. Außerdem
spielte er gemeinsam mit Philip Moore die Fassung für zwei Klaviere von Le Sacre du Printemps
für das Strawinsky-Projekt der Michael Clark
Dance Company und gastierte damit im Sommer
2007 im Londoner Barbican Centre, im Sommer
2008 in Paris und New York.
Andrew West erhielt den Gerald Moore Preis für
Klavierbegleitung. Zudem wirkte er über mehrere
Jahre als offizieller Begleiter des Steans Institute
for Singers beim Ravinia Festival in Chicago. Er
nahm CDs auf mit Emma Bell (Lieder von Strauss,
Marx und Bruno Walter), Alice Coote, James Gilchrist, Hakan Vramsmo sowie Roderick Williams,
und er tritt weiterhin regelmäßig gemeinsam mit
Mark Padmore auf. Andrew West studierte Englisch am Clare College in Cambridge, bevor er
mit dem Musikstudium bei Christopher Elton und
John Streets an der Royal Academy of Music in
London begann. Dort bekleidet er mittlerweile eine
Professur für Begleitung und Kammermusik.
West ist im zwölften Jahr einer der drei künstlerischen Leiter des Internationalen Kammermusikfestivals Nürnberg.
61
MAren
ZIMMERMANN
Dramaturgie
Deutschland
Maren Zimmermann studierte Germanistik und
Musikwissenschaft an der Philippsuniversität in
Marburg. Ihr erstes Festengagement führte sie
von 1995 bis 1998 an das Theater Erfurt, wo sie
als Dramaturgin für Schauspiel und Kinder- und
Jugendtheater tätig war. 1998 wechselte sie als
Schauspieldramaturgin an das Staatstheater
Karlsruhe. Von 2000 bis 2011 war sie Schauspieldramaturgin am Staatstheater Nürnberg. Seit
2011 ist Maren Zimmermann freie Dramaturgin.
Neben ihrer Tätigkeit für Ballett und Schauspiel des
Salzburger Landestheaters arbeitet sie unter anderem für den Schriftsteller und Festivalleiter Albert
Ostermaier.
John
Zuckerman
Tenor
USA
Der amerikanische Tenor John Zuckerman stammt
aus Kalifornien. Seine Gesangsausbildung absolvierte er an der University of Southern California
und an der renommierten Manhattan School of
Music. Nach dem Studium nahm er am Young Artist Program des Opera Theatre of St. Louis und
am Tanglewood Music Centre teil. In der Spielzeit
2004/05 war er Mitglied des Opernstudios an der
Baltimore Opera, wo er unter anderem als Dorvil
in Rossinis La Scala di seta und als Nemorino in
Donizettis L'Elisir d'amore auf sich aufmerksam
machte.
Seitdem gastiert der Tenor mit zahlreichen Partien
auf den Bühnen Nordamerikas. Er sang Almaviva
im Barbiere di Siviglia an der West Bay Opera, an
62
der Daytona und der Virginia Opera. Außerdem
war er an der Lyric Opera San Diego als Ramiro in
La Cenerentola, als Ernesto in Don Pasquale und
als Tonio in La Fille du régiment zu erleben.
Sein internationales Debüt gab John Zuckerman
2007 an der Israeli Opera in Tel Aviv, wo er als
Graf von Libenskof in Rossinis Il Viaggio a Reims
auftrat. 2008/09 sang er u.a. den Almaviva an der
Opera Delaware, Tonio in Hong Kong sowie Teseo
in der Salzburger Barockproduktion Arianna. Von
2009 bis 2011 war John Zuckerman Ensemblemitglied des Salzburger Landestheaters. Dort sang er
u.a. den Don Ottavio in Don Giovanni, die Titelpartie in Vivaldis Farnace und wiederum den Nemorino.
In der Spielzeit 2011/12 sang er an der Dortmunder Oper den Obadjah in Elias und den Camille des
Rosillon in Die lustige Witwe.
Ausblick 2014
Das 13. Internationale Kammermusikfestival Nürnberg
findet statt vom
12.-20. September 2014
63
IMpRESSUM
12. internationales KammermusiKfestival nürnberg
Veranstalter
Kammer Musik Theater International Nürnberg e.V.
Am Stadtpark 2, 90409 Nürnberg
T: (0162) 4195 900
[email protected]
Bankverbindung:
Sparkasse Nürnberg,
BLZ: 760 501 01, Konto 4 703 807
DE 35 7605 0101 0004 703807
www.kammermusik-festival.de
Künstlerische Leitung
Buchhaltung
Festivalfotos
Peter Selwyn
Frances Pappas
Andrew West
Brigitte Weber
Jutta Missbach
Redaktion, Dramaturgie
Druck
Dr. Michael Kerstan
osterchrist druck und medien GmbH, Nürnberg
Gründungsmitglied und Ehrenvorsitzende
Illustrationen
Emily Segal
Geschäftsführung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Dorle Messerer-Schmid
Francesco Gallé
Gestaltung, Satz
Nina Metz Konzept Design
Produktionsleitung
Signet des Festivals
Gero Nievelstein
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2 BERLIn TRIo 25.10.2013
Klaviertrios von Blacher, Schumann und Mendelssohn
3 GILMAn•USzynSKy•hoRnUnG 14.11.2013
Streichtrios von Beethoven, Reinecke und Dohnanyi
4 VLAch QUARTETT (Prag) 4.12.2013
Streichquartette von Verdi, Puccini und Beethoven
5 APoLLon MUSAGÈTE 17.01.2014
Streichquartette von Suk, Janáček und Dvořák
6 SIEGER BAnFF wETTBEwERB 6.02.2014
Streichquartett-Wettbewerb 2014 noch nicht beendet
7 w. MAnz • ARTE EnSEMBLE 25.03.2014
Schubert, Forellenquintett - Brahms Klavierquartett
8 cELLo dUELLo 7.04.2014
Virtuose Celloduette mit Jens Peter Maintz und W. Emanuel Schmidt
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