t 3 - Arznei

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arznei-telegramm 3/97
Neu auf dem Markt ACE-HEMMER JETZT IM DUTZEND
Mit Moexipril (FEMPRESS) und dem als „4-SterneACE-Hemmer” beworbenen Spirapril (QUADROPRIL) stehen seit Januar zwölf ACE-Hemmer zur Wahl, darunter die
beiden Neueinführungen und fünf weitere nur zur Behandlung der Hypertonie. Moexipril und Spirapril leiten sich chemisch vom Enalapril (PRES u.a.) ab, werden wie dieses einmal täglich eingenommen und im Körper rasch zur Wirkform
aktiviert.
Moexipril hemmt das Angiotensin-Converting-Enzym in
vitro und in vivo stärker als Enalapril, ohne dass sich dies klinisch auf die blutdrucksenkende Potenz auswirkt.1 Die antihypertensive Wirksamkeit von Moexipril und Spirapril entspricht der von Captopril (LOPIRIN u.a.), Enalapril, Verapamil (ISOPTIN u.a.), Isradipin (LOMIR, VASCAL) oder
Hydrochlorothiazid (ESIDRIX u.a.).2-5
Die Moexipril-Werbung „FEMPRESS – Die erste Hochdrucktherapie für Frauen”5 hinterlässt Ratlosigkeit. Schließlich
war das weibliche Geschlecht bislang nicht von der antihypertensiven Therapie ausgeschlossen. Die in der Produktmonographie7 referierten Kurzzeitprüfungen an wenigen Frauen
gegen Atenolol (TENORMIN u.a.), Hydrochlorothiazid
oder Nitrendipin stützen keine Sonderstellung. Wie alle ACEHemmer ist auch FEMPRESS in Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert.
Im Gegensatz zum ausschließlich über die Nieren ausgeschiedenen Enalapril werden Moexipril und Spirapril – wie
auch Benazepril (CIBACEN) und Fosinopril (FOSINORM)
– renal und hepatisch elimiert. Darin sehen wir keinen Vorteil bei geringer Einschränkung der Nierenfunktion. ACEHemmer können unabhängig vom Ausscheidungsweg auf
Grund ihrer pharmakologischen Wirkung die Nierenfunktion
beeinträchtigen. Daher gelten grundsätzliche Vorbehalte gegen den Gebrauch aller ACE-Hemmer bei Niereninsuffizienz
(a-t 4 [1993], 37). Vorsicht ist bei beiden Neueinführungen
auch bei mehr als nur leicht beeinträchtigter Leberfunktion
angebracht.
Mit den typischen Störwirkungen von ACE-Hemmern
ist auch unter Moexipril und Spirapril zu rechnen, einschließlich häufigem quälenden Reizhusten und dem seltenen, aber
lebensbedrohlichen Angioödem. Die Erfahrungen mit Spirapril scheinen nur unvollständig veröffentlicht zu sein. Daten
zu vier 1989 während einer Spirapril-Herzinsuffizienz-Studie
in Erfurt verstorbenen Patienten (nach Herstellerauskunft auf
Grund des Schweregrades der Erkrankung8) finden wir nicht
in der Literatur wieder.
Mit Monatskosten von 29,97 DM für täglich 6 mg („hervorragend einfache Dosierung”6) wird Spirapril (QUADROPRIL) ein Drittel preiswerter angeboten als die Captoprilund Enalapril-Originale LOPIRIN und PRES (44,01
DM/Monat), jedoch fast dreimal so teuer wie preisgünstige
Captopril-Nachfolgepräparate. Moexipril (FEMPRESS) kostet in der niedrigsten üblichen Erhaltungsdosis von 7,5
mg/Tag („flexibler Dosierungsbereich von 7,5 mg bis 30
mg”7) mit 39,26 DM 90% der Captopril/Enalapril-Originale,
aber knapp das Vierfache von preiswertem Captopril:
KOSTENVERGLEICH FÜR 100 TABLETTEN
Moexipril FEMPRESS 7,5 mg Isis Pharma
Spirapril
QUADROPRIL
AWD
Captopril LOPIRIN 50
Brist.-Myers Sq.
CAPTOBETA 50
betapharm
Enalapril PRES/XANEF 10
Boehr.Ing./MSD
DM/OP
130,85
99,90
146,69
34,47
146,69
DM/Monat
39,26
29,97
44,01
10,34
44,01
FAZIT: Moexipril (FEMPRESS) und Spirapril (QUADROPRIL) besitzen typische, von eingeführten ACEHemmern bekannte erwünschte und unerwünschte Eigenschaften. Captopril (LOPIRIN u.a.) und Enalapril
(PRES u.a.) bleiben Standard.
1
2
3
4
5
6
7
8
EDLING, O. et al.: J. Pharmacol. Experim. Ther. 275 (1995), 854
NOBLE, S., E. M. SORKIN: Drugs 49 (1995), 750
CHRYSANT, S. G. et al.: Am. J. Hyertens. 8 (1995), 418
TOMLINSON, B. et al.: Am. J. Hypertens. 7 (1994), 35S
FEMPRESS-Werbung: Ärzte Ztg. vom 6. Febr. 1997
AWD: QUADROPRIL, wiss. Produktmonographie, 1997
Schwarz Pharma: Moexipril-Product Monograph, 1996
AWD: Schreiben vom 4. Februar 1997
Warenzeichen in
Österreich
und Schweiz
(Beispiele)
Aciclovir,
extern:
ZOVIRAX
(A, CH)
PENCICLOVIR (VECTAVIR CREME)
Mit Penciclovir (VECTAVIR Creme), der Wirkform des
oralen Zostermittels Famciclovir (FAMVIR ZOSTER), steht
seit Februar 1997 ein Aciclovir (ZOVIRAX u.a.)-ähnliches
Virustatikum zur Verfügung. Es wird für die örtliche Behandlung akuter Episoden des milden, wiederholt auftretenden Lippenherpes angeboten. Nach zwei nur als Abstract veröffentlichten Studien sollen Läsionen unter Penciclovir
schneller heilen und Schmerz sowie Virusausscheidung rascher abklingen als unter Plazebo-Creme.1,2 Vergleichsstudien
mit Aciclovir oder mit symptomatischer austrocknender Behandlung wie Zinkzubereitungen (VIRUDERMIN Gel u.a.)
fehlen.
Die an wenigen gesunden Probanden gewonnenen ebenfalls nur in Kurzform zugänglichen Daten zu Störwirkungen
(vorübergehendes Brennen, Stechen, Taubheitsgefühl)3,4 geben ein bruchstückhaftes Bild der Verträglichkeit.
VECTAVIR Creme wird bezogen auf die 2-g-Tube gut
50% teurer angeboten als ZOVIRAX Creme. Weil die Neuerung jedoch 6- bis 12mal täglich aufzutragen ist (Aciclovir 5 x
tgl.), verteuert sie die Behandlung des Lippenherpes mit
11,18 DM/Tag auf das Drei- (ZOVIRAX Creme; 3,73
DM/Tag) bis Fünffache (ANTIHERPES Creme; DM 2,23
DM/Tag):
KOSTENVERGLEICH FÜR 2 g CREME
Penciclovir VECTAVIR
SmithKl. Beecham
Aciclovir
ANTIHERPES ct-Arzneimittel
ZOVIRAX
Warner-Wellcome
DM/OP
24,84
8,90
14,90
DM/Tag*
11,18
2,23
3,73
*
Pro Anwendung 0,1 g, Aciclovir 5 x tgl., Penciclovir 9 x tgl. (6-12 x tgl.)
FAZIT: Drei Abstracts dienen zur „Absicherung” von
Nutzen und Risiken der Lippenherpes-Creme Penciclovir
(VECTAVIR). Wie bei Aciclovir (ZOVIRAX u.a.)Creme fehlen eindeutige Belege, dass das Virustatikum
vor Übertragung der Infektion auf andere Personen oder
vor Rezidiven schützt und in der akuten Phase der symptomatischen austrocknenden Behandlung (z.B. mit Zinkzubereitungen) überlegen ist.
1
2
3
4
RABORN, G. W. et al.: 36. Intersc. Conf. Antimicr. Ag. Chemother., New
Orleans, Sept. 1996, Abstract N 81
SPRUANCE, S. L. et al.: Clin. Dermatol. 2000, Vancouver, May 1996, Abstract
LAVENDER, E. A. et al.: ebenda, Abstract P 454
VECTAVIR: Wiss. Prospekt, 363-2198-96
CSE-HEMMER ATORVASTATIN (SORTIS) –
„SO STARK, SO BREIT, SO EFFIZIENT”1?
Als „noch wirksamer ... als die bisher verfügbaren Substanzen” wird Atorvastatin (SORTIS) auf einem firmengesponsorten Symposium vorgestellt.2 Tagesdosen zwischen
einmal täglich 2,5 mg und 80 mg senken LDL-Cholesterin
um 25% bis 61%3 und damit stärker als üblicherweise für
Cholesterinsynthesehemmer angegeben (bis 43%). Während
gängige Statine Triglyzeride um 10% bis 20% verringern,3
stellen Meinungsbildner eine besondere Wirkstärke von Atorvastatin heraus. 20 mg bzw. 80 mg Atorvastatin senken Triglyzeride um 32% bzw. 46%.4 Mit der Neuerung sei „eine
Monotherapie von gemischten Formen von Fettstoffwechselstörungen in vollem Umfang möglich”.2
In den USA musste der Vertreiber Werbung auf Intervention der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA zurückziehen, da sie „irreführend” eine „klinische Überlegenheit zu anderen Statinen für alle Patientengruppen” nahegelegt habe. In
Atenolol:
TENORMIN
(A, CH)
Benazepril:
CIBACEN
(A, CH)
Captopril:
LOPIRIN
(A, CH)
Enalapril:
RENITEC
(A)
RENITEN
(CH)
Fosinopril:
FOSITENS
(A)
FOSITEN
(CH)
Hydrochlorothiazid:
ESIDREX
(A, CH)
Isradipin:
LOMIR
(A, CH)
Verapamil:
ISOPTIN
(A, CH)
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