28 arznei-telegramm 3/97 Neu auf dem Markt ACE-HEMMER JETZT IM DUTZEND Mit Moexipril (FEMPRESS) und dem als „4-SterneACE-Hemmer” beworbenen Spirapril (QUADROPRIL) stehen seit Januar zwölf ACE-Hemmer zur Wahl, darunter die beiden Neueinführungen und fünf weitere nur zur Behandlung der Hypertonie. Moexipril und Spirapril leiten sich chemisch vom Enalapril (PRES u.a.) ab, werden wie dieses einmal täglich eingenommen und im Körper rasch zur Wirkform aktiviert. Moexipril hemmt das Angiotensin-Converting-Enzym in vitro und in vivo stärker als Enalapril, ohne dass sich dies klinisch auf die blutdrucksenkende Potenz auswirkt.1 Die antihypertensive Wirksamkeit von Moexipril und Spirapril entspricht der von Captopril (LOPIRIN u.a.), Enalapril, Verapamil (ISOPTIN u.a.), Isradipin (LOMIR, VASCAL) oder Hydrochlorothiazid (ESIDRIX u.a.).2-5 Die Moexipril-Werbung „FEMPRESS – Die erste Hochdrucktherapie für Frauen”5 hinterlässt Ratlosigkeit. Schließlich war das weibliche Geschlecht bislang nicht von der antihypertensiven Therapie ausgeschlossen. Die in der Produktmonographie7 referierten Kurzzeitprüfungen an wenigen Frauen gegen Atenolol (TENORMIN u.a.), Hydrochlorothiazid oder Nitrendipin stützen keine Sonderstellung. Wie alle ACEHemmer ist auch FEMPRESS in Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert. Im Gegensatz zum ausschließlich über die Nieren ausgeschiedenen Enalapril werden Moexipril und Spirapril – wie auch Benazepril (CIBACEN) und Fosinopril (FOSINORM) – renal und hepatisch elimiert. Darin sehen wir keinen Vorteil bei geringer Einschränkung der Nierenfunktion. ACEHemmer können unabhängig vom Ausscheidungsweg auf Grund ihrer pharmakologischen Wirkung die Nierenfunktion beeinträchtigen. Daher gelten grundsätzliche Vorbehalte gegen den Gebrauch aller ACE-Hemmer bei Niereninsuffizienz (a-t 4 [1993], 37). Vorsicht ist bei beiden Neueinführungen auch bei mehr als nur leicht beeinträchtigter Leberfunktion angebracht. Mit den typischen Störwirkungen von ACE-Hemmern ist auch unter Moexipril und Spirapril zu rechnen, einschließlich häufigem quälenden Reizhusten und dem seltenen, aber lebensbedrohlichen Angioödem. Die Erfahrungen mit Spirapril scheinen nur unvollständig veröffentlicht zu sein. Daten zu vier 1989 während einer Spirapril-Herzinsuffizienz-Studie in Erfurt verstorbenen Patienten (nach Herstellerauskunft auf Grund des Schweregrades der Erkrankung8) finden wir nicht in der Literatur wieder. Mit Monatskosten von 29,97 DM für täglich 6 mg („hervorragend einfache Dosierung”6) wird Spirapril (QUADROPRIL) ein Drittel preiswerter angeboten als die Captoprilund Enalapril-Originale LOPIRIN und PRES (44,01 DM/Monat), jedoch fast dreimal so teuer wie preisgünstige Captopril-Nachfolgepräparate. Moexipril (FEMPRESS) kostet in der niedrigsten üblichen Erhaltungsdosis von 7,5 mg/Tag („flexibler Dosierungsbereich von 7,5 mg bis 30 mg”7) mit 39,26 DM 90% der Captopril/Enalapril-Originale, aber knapp das Vierfache von preiswertem Captopril: KOSTENVERGLEICH FÜR 100 TABLETTEN Moexipril FEMPRESS 7,5 mg Isis Pharma Spirapril QUADROPRIL AWD Captopril LOPIRIN 50 Brist.-Myers Sq. CAPTOBETA 50 betapharm Enalapril PRES/XANEF 10 Boehr.Ing./MSD DM/OP 130,85 99,90 146,69 34,47 146,69 DM/Monat 39,26 29,97 44,01 10,34 44,01 FAZIT: Moexipril (FEMPRESS) und Spirapril (QUADROPRIL) besitzen typische, von eingeführten ACEHemmern bekannte erwünschte und unerwünschte Eigenschaften. Captopril (LOPIRIN u.a.) und Enalapril (PRES u.a.) bleiben Standard. 1 2 3 4 5 6 7 8 EDLING, O. et al.: J. Pharmacol. Experim. Ther. 275 (1995), 854 NOBLE, S., E. M. SORKIN: Drugs 49 (1995), 750 CHRYSANT, S. G. et al.: Am. J. Hyertens. 8 (1995), 418 TOMLINSON, B. et al.: Am. J. Hypertens. 7 (1994), 35S FEMPRESS-Werbung: Ärzte Ztg. vom 6. Febr. 1997 AWD: QUADROPRIL, wiss. Produktmonographie, 1997 Schwarz Pharma: Moexipril-Product Monograph, 1996 AWD: Schreiben vom 4. Februar 1997 Warenzeichen in Österreich und Schweiz (Beispiele) Aciclovir, extern: ZOVIRAX (A, CH) PENCICLOVIR (VECTAVIR CREME) Mit Penciclovir (VECTAVIR Creme), der Wirkform des oralen Zostermittels Famciclovir (FAMVIR ZOSTER), steht seit Februar 1997 ein Aciclovir (ZOVIRAX u.a.)-ähnliches Virustatikum zur Verfügung. Es wird für die örtliche Behandlung akuter Episoden des milden, wiederholt auftretenden Lippenherpes angeboten. Nach zwei nur als Abstract veröffentlichten Studien sollen Läsionen unter Penciclovir schneller heilen und Schmerz sowie Virusausscheidung rascher abklingen als unter Plazebo-Creme.1,2 Vergleichsstudien mit Aciclovir oder mit symptomatischer austrocknender Behandlung wie Zinkzubereitungen (VIRUDERMIN Gel u.a.) fehlen. Die an wenigen gesunden Probanden gewonnenen ebenfalls nur in Kurzform zugänglichen Daten zu Störwirkungen (vorübergehendes Brennen, Stechen, Taubheitsgefühl)3,4 geben ein bruchstückhaftes Bild der Verträglichkeit. VECTAVIR Creme wird bezogen auf die 2-g-Tube gut 50% teurer angeboten als ZOVIRAX Creme. Weil die Neuerung jedoch 6- bis 12mal täglich aufzutragen ist (Aciclovir 5 x tgl.), verteuert sie die Behandlung des Lippenherpes mit 11,18 DM/Tag auf das Drei- (ZOVIRAX Creme; 3,73 DM/Tag) bis Fünffache (ANTIHERPES Creme; DM 2,23 DM/Tag): KOSTENVERGLEICH FÜR 2 g CREME Penciclovir VECTAVIR SmithKl. Beecham Aciclovir ANTIHERPES ct-Arzneimittel ZOVIRAX Warner-Wellcome DM/OP 24,84 8,90 14,90 DM/Tag* 11,18 2,23 3,73 * Pro Anwendung 0,1 g, Aciclovir 5 x tgl., Penciclovir 9 x tgl. (6-12 x tgl.) FAZIT: Drei Abstracts dienen zur „Absicherung” von Nutzen und Risiken der Lippenherpes-Creme Penciclovir (VECTAVIR). Wie bei Aciclovir (ZOVIRAX u.a.)Creme fehlen eindeutige Belege, dass das Virustatikum vor Übertragung der Infektion auf andere Personen oder vor Rezidiven schützt und in der akuten Phase der symptomatischen austrocknenden Behandlung (z.B. mit Zinkzubereitungen) überlegen ist. 1 2 3 4 RABORN, G. W. et al.: 36. Intersc. Conf. Antimicr. Ag. Chemother., New Orleans, Sept. 1996, Abstract N 81 SPRUANCE, S. L. et al.: Clin. Dermatol. 2000, Vancouver, May 1996, Abstract LAVENDER, E. A. et al.: ebenda, Abstract P 454 VECTAVIR: Wiss. Prospekt, 363-2198-96 CSE-HEMMER ATORVASTATIN (SORTIS) – „SO STARK, SO BREIT, SO EFFIZIENT”1? Als „noch wirksamer ... als die bisher verfügbaren Substanzen” wird Atorvastatin (SORTIS) auf einem firmengesponsorten Symposium vorgestellt.2 Tagesdosen zwischen einmal täglich 2,5 mg und 80 mg senken LDL-Cholesterin um 25% bis 61%3 und damit stärker als üblicherweise für Cholesterinsynthesehemmer angegeben (bis 43%). Während gängige Statine Triglyzeride um 10% bis 20% verringern,3 stellen Meinungsbildner eine besondere Wirkstärke von Atorvastatin heraus. 20 mg bzw. 80 mg Atorvastatin senken Triglyzeride um 32% bzw. 46%.4 Mit der Neuerung sei „eine Monotherapie von gemischten Formen von Fettstoffwechselstörungen in vollem Umfang möglich”.2 In den USA musste der Vertreiber Werbung auf Intervention der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA zurückziehen, da sie „irreführend” eine „klinische Überlegenheit zu anderen Statinen für alle Patientengruppen” nahegelegt habe. In Atenolol: TENORMIN (A, CH) Benazepril: CIBACEN (A, CH) Captopril: LOPIRIN (A, CH) Enalapril: RENITEC (A) RENITEN (CH) Fosinopril: FOSITENS (A) FOSITEN (CH) Hydrochlorothiazid: ESIDREX (A, CH) Isradipin: LOMIR (A, CH) Verapamil: ISOPTIN (A, CH)