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JGW-NACHHALTIGKEITSAKADEMIE PAPENBURG
(10. BIS 24. AUGUST 2013)
Die JGW-NachhaltigkeitsAkademie
Die Gletscher schmelzen, der Meeresspiegel steigt, Naturkatastrophen mehren sich. Die
große Mehrheit der Wissenschaftler geht davon aus, dass die Erwärmung der erdnahen Atmosphäre und der Meere überwiegend vom Menschen verursacht wird und schon in wenigen Jahrzehnten signifikante Auswirkungen auf unser Leben hat. Und dennoch konnten
die zahlreichen Bemühungen, ein völkerrechtlich bindendes Abkommen zur Reduzierung
der Treibhausgasemissionen zu schließen, bisher zu keinem erfolgreichen Abschluss gebracht werden. Der Klimawandel und seine Auswirkungen sind ein gesellschaftlich hochaktuelles Thema und gleichzeitig ein komplexes wissenschaftliches Forschungsgebiet.
Oberthema Klimawandel
Die JGW-NachhaltigkeitsAkademie findet 2013 zum vierten Mal statt und ist eine SchülerAkademie mit einer besonderen Ausrichtung: Alle sechs Kurse beschäftigen sich auf
unterschiedliche, wissenschaftliche Art und Weise mit dem Klimawandel. Da die Klimaforschung Aspekte zahlreicher Fachrichtungen umfasst, verwenden auch die sechs
Kurse jeweils unterschiedliche Herangehensweisen und Methoden. Häufig verbinden die
Kurse auch Ansätze verschiedener Fachrichtungen und betrachten einen Teilaspekt des
Oberthemas aus einem multidisziplinären Blickwinkel, um die Auswirkungen des Klimawandels auf unterschiedliche Bereiche unserer Gesellschaft abzubilden. So setzt sich in
diesem Jahr im naturwissenschaftlich-technischen Bereich ein Kurs mit den physikalischen
Grundlagen des Klimasystems auseinander. An der Schnittstelle zwischen Natur- und
Gesellschaftswissenschaften stehen zwei Kurse, die sich mit dem Zusammenhang zwischen Naturgefahren und dem Klimawandel, dem Spannungsverhältnis von Wissen und
Handeln sowie der Physik sozioökonomischer Systeme beschäftigen. Ein weiterer interdisziplinärer Kurs analysiert die Auswirkungen des Klimawandels wie auch Maßnahmen
zur Anpassung und zum Klimaschutz unter Anwendung mathematischer, statistischer und
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(10. BIS 24. AUGUST 2013)
volkswirtschaftlicher Methoden. Im gesellschaftswissenschaftlichen Bereich untersuchen in
diesem Jahr zwei weitere Kurse den Wandel der Klimapolitik und die kulturgeschichtliche
Entwicklung der Beziehung zwischen Mensch und Natur.
Wer Spaß an naturwissenschaftlichen, technischen und/oder gesellschaftswissenschaftlichen Themen hat und sich gleichzeitig auch für Umweltthemen interessiert, ist bei der
JGW-NachhaltigkeitsAkademie genau richtig. Die Akademie vermittelt im Rahmen des gewählten Kurses detaillierte Einblicke in ein klimarelevantes wissenschaftliches Forschungsgebiet und stellt zugleich zahlreiche Bezüge zu aktuellen gesellschaftspolitischen Fragestellungen her. Zugleich bietet sich die Gelegenheit, »über den Tellerrand zu blicken« und
mehr über das Zusammenspiel unterschiedlicher Fachrichtungen, die am Themenkomplex
Klimawandel beteiligt sind, zu erfahren. Vorkenntnisse über den Klimawandel sind dabei
in keinem der Kurse erforderlich.
und Neigungen entsprechend wählen können. Um das Fachwissen der verschiedenen Kurse zusammenzuführen und auf konkrete praktische Situationen anzuwenden, treffen sich
die Teilnehmenden an zwei Tagen anstelle der Kursarbeit in Kleingruppen und entwickeln
gemeinsam eigene Lösungsansätze für reale Problemstellungen rund um den Klimawandel.
In den letzten Jahren wurde so z.B. ein Kurzfilm über energiesparende Verhaltensweisen
gedreht oder eine exemplarische Werbekampagne für Anbieter von klimafreundlichem
Strom entworfen. Die Teilnehmenden setzen sich dabei in kreativer Weise eigenständig
und fachübergreifend mit den Problemstellungen auseinander und erarbeiten ein Konzept sowie eine Ergebnispräsentation, die sie an einem gemeinsamen Präsentationsabend
vorstellen. Die Fallstudien bieten so einen besonderen Raum, um eigene Ideen und Vorstellungen in die Gruppenarbeit einzubringen und durch gemeinsame Recherche und
Diskussionen persönliche Verhaltensweisen und Überzeugungen zu reflektieren. Ziel ist es,
durch die Fallstudien zu einem möglichst umfassenden Bild des Komplexes Klimawandel
zu gelangen und das Zusammenwirken zahlreicher Fachrichtungen praktisch zu erfahren.
Akademieablauf
Die JGW-NachhaltigkeitsAkademie dauert 15 Tage und läuft fast genauso ab wie die anderen SchülerAkademien. Ein normaler Tagesablauf (siehe Tagesablaufplan, Seite 8) besteht
aus dem Morgenplenum, den Mahlzeiten, zwei Kurssitzungen und kursübergreifenden
Aktivitäten (Sport, Musik, Kunst, Kultur …; siehe Seite 8 ff.). Die Historisch-Ökologische
Bildungsstätte in Papenburg, in der die JGW-NachhaltigkeitsAkademie stattfindet, bietet
hierfür vielfältige Möglichkeiten (siehe auch Seite 85). Das inhaltliche Angebot der Akademie wird abgerundet durch ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit weiteren Aktivitäten zum Oberthema Klimawandel: Neben einem Exkursionstag gibt es zum Beispiel
Abendvorträge von Klimawissenschaftlern und einen gemeinsamen Debattenabend.
Ein weiteres, besonderes Angebot der JGW-NachhaltigkeitsAkademie sind Fallstudien, die
die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor Ort zusätzlich zu den Kursen ihren Interessen
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Bewerbung und Teilnahme
Teilnahmebedingungen und Bewerbungsverfahren entsprechen denen der Deutschen
SchülerAkademie. Der Teilnahmebeitrag beträgt wie bei der Deutschen SchülerAkademie
550 Euro. Auch hinsichtlich einer Ermäßigung oder eines Erlasses der Eigenbeteiligung
gelten die Bedingungen der Deutschen SchülerAkademie (siehe Seite 12), d.h. die Eigenbeteiligung kann auf Antrag teilweise oder vollständig erlassen werden.
Weitere Informationen über die JGW-NachhaltigkeitsAkademie sind auch im Internet erhältlich unter www.jgw-ev.de/nachhaltigkeitsakademie.
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JGW-NachhaltigkeitsAkademie
Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland
in Papenburg e.V.
(Fortsetzung von Seite 85)
Die Unterbringung der Teilnehmenden und Kursleitenden erfolgt in sämtlichen Gebäuden
der Anlage. Manche Zimmer sind eigene kleine Häuschen, die in einem größeren Wintergarten stehen. Für die Kursarbeit stehen verschiedene Seminarräume sowie das ebenfalls
auf dem Gelände befindliche Regionale Umweltbildungszentrum und mehrere PCs zur
Verfügung.
Für das kulinarische Wohlbefinden sorgt eine vollwertige und abwechslungsreiche Küche,
basierend auf Lebensmitteln, die umweltfreundlich, artgerecht und in der Region erzeugt
wurden. Auch für Freizeit und kursübergreifende Aktivitäten bietet die Anlage ausreichend
Raum: Wintergärten, Kaminzimmer, Partyraum, Turnhalle und die ländliche Umgebung
laden zu vielgestaltiger Beschäftigung ein und werden mit dazu beitragen, dass die Zeit in
Papenburg reich an unterschiedlichen intellektuellen und sinnlichen Erfahrungen wird.
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Akademieleitung
Marcus Weiler (Jg. 1989) studiert Jura an der Ludwig-Maximilians-Universität
München. Nach seinem Abitur arbeitete er im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres für ein Jahr in einem Kindergarten in Paris. Er war selbst Teilnehmer
der JGW-SchülerAkademie in Papenburg und von diesem Erlebnis so begeistert, dass er für JGW seit 2008 SchülerAkademien leitet. Verantwortlich für die
JGW-NachhaltigkeitsAkademie ist er seit 2009 und fiebert nach den genialen
Erfahrungen der letzten Jahre schon dem nächsten Sommer entgegen. Marcus
interessiert sich für alles, was mit fremden Ländern und Sprachen zu tun hat.
Seine Freizeit verbringt er mit Ultimate Frisbee, Radtouren und Skifahren.
Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland
Spillmannsweg 30
26871 Papenburg
www.hoeb.de
Programm
JGW-3.1
JGW-3.2
JGW-3.3
JGW-3.4
JGW-3.5
JGW-3.6
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Komplexität des Klimasystems
Klimawandel und Naturgefahren
Empirische klimaökonomische Modellierung
Klimapolitik im Wandel?
Klimawandel und gesellschaftliches Handeln
Der Mensch und das Klima
Moritz Zeising (Jg. 1991) studiert in Bayreuth Geoökologie. Nach seinem Abitur leistete er einen elfmonatigen Freiwilligendienst in Kolumbien. 2010 nahm
er selbst an der JGW-NachhaltigkeitsAkademie am Kurs »Numerische Methoden der Klimaforschung« teil. Moritz begeistert sich für andere Kulturen, die
Natur und umweltbewusstes Handeln. Ganz besonders freut er sich auf die abwechslungsreichen zwei Wochen der JGW-NachhaltigkeitsAkademie in diesem
Sommer, bei der er gemeinsam mit Marcus und Paula die Leitung übernehmen
wird. In seiner Freizeit spielt auch Moritz Ultimate Frisbee, geht laufen, liest
oder spielt Gesellschaftsspiele.
Paula Neher (Jg. 1993) beginnt zum kommenden Wintersemester ihr Jurastu-
dium. Nach ihrem Abitur im Mai 2012 arbeitete sie im Rahmen eines internationalen Freiwilligendienstes im Pfadfinderinnenzentrum Pax Lodge in London.
Paula war selbst Teilnehmerin der JGW-NachhaltigkeitsAkademie und verstärkt
seit letztem Jahr das Team der Akademieleitung. Nach den unvergesslichen Erlebnissen ihrer eigenen Teilnahme freut sie sich schon sehr auf die Fortsetzung
in diesem Jahr. Neben Nachhaltigkeitsthemen interessiert sich Paula für die
britische Kultur und Musik. Sie spielt selbst Gitarre und Klavier und singt seit
vielen Jahren in einem Chor. Außerdem reist sie gerne, um ihre Freunde auf der ganzen Welt zu
besuchen.
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Kurs JGW-3.1
Komplexität des Klimasystems
Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen
des 21. Jahrhunderts. Wer ihn verstehen will, muss zunächst das Klimasystem verstehen. Nicht nur die Atmosphäre, sondern auch die Ozeane, die Flüsse und Seen, das
Land- und Meereis sowie die Biosphäre spielen dabei eine
wichtige Rolle.
Die Komponenten des Erdsystems
Die Atmosphäre und die Ozeane bilden durch ihre gemeinsame, eng vernetzte Zirkulationsstruktur das Rückgrat
des Klimasystems. Phänomene wie der Golfstrom, El Niño
und Monsun-Niederschläge sind nur einige Aspekte der
Atmosphären-OzeanZirkulation.
Die Eisschilde Grönlands und der Antarktis, Gletscher,
Eisberge, Packeis und Permafrost dienen nicht nur als
Süßwasserspeicher, riesige Sonnenreflektoren und Temperaturpuffer, sondern liefern der Forschung auch wichtige
Informationen über die Klimageschichte.
In der Biosphäre absorbieren Pflanzen Kohlenstoffdioxid,
das durch Tiere, Menschen und Verbrennungsprozesse
ausgestoßen wird; Vegetation und Landnutzung beeinflussen das Reaktionsvermögen der Erdoberfläche und somit
Wetter und Klima auf lokalen und globalen Skalen. Der
erste Teil des Kurses verfolgt das Ziel, diese Komponenten
des Klimasystems im Einzelnen genauer zu untersuchen
und miteinander in Beziehung zu
bringen.
Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten keine Angst vor
mathematischen Formeln haben und im Idealfall physikalische
Vorkenntnisse mitbringen, insbesondere im Bereich der Mechanik.
Ozean und Atmosphäre transportieren
Wärme durch Winde
und Strömungen vom Äquator zu höheren Breiten und
halten das Klimasystem mithilfe von Verdunstung und Niederschlag im Gleichgewicht.
Kursleitung
Klimavariabilität
Unter Wetter versteht man Phänomene der Atmosphäre wie Wolken, Niederschlag, Temperatur und Wind. In der Klimaforschung versucht man,
Trends in diesen Parametern, die über saisonale Schwankungen hinausgehen, zu erkennen und zu erklären.
Das Klima als Statistik des Wetters variiert auf verschiedenen Zeitskalen. Um den Klimawandel, also die langfristige Veränderung des Normalzustandes nachzuweisen,
Momme Hell (Jg. 1988) wurde in Schleswig-Holstein geboren. Er studierte an der
Universität Kiel Ozeanographie, Meteorologie und Geophysik und verbrachte anschließend drei Monate in Bergen am »Bjerkness Center for climate research«. Im letzten
Sommer nahm er an einer Forschungsfahrt in den Atlantik teil. Schon während seiner
Schulzeit war er bei verschiedenen Organisationen engagiert bis er schließlich vier Jahre lang bei der Hilfsorganisation »Schüler Helfen Leben e.V.« mitwirkte. Wenn es die
Zeit zulässt, spielt er (Jazz-)Gitarre, fotografiert, schwimmt oder segelt.
Polarstern in der Antarktis, 2012
muss zunächst die natürliche Klimavariabilität ausreichend
erfasst werden.
Im zweiten Teil des Kurses werden deshalb die Rückkopplungen und damit einhergehenden Änderungen des
Klimasystems genauer untersucht. Auch die Rolle externer
Antriebe, wie beispielsweise Änderungen in der Sonneneinstrahlung sowie die Quantifizierung des anthropogenen
Klimawandels, sind Themen dieses Kurses. Ziel dieses
Kurses ist das Verständnis physikalischer Prozesse mithilfe
grundlegender Gleichungen und anschaulicher Beispiele,
etwa die Aufstellung und Berechnung eines einfachen mathematischen Models für die Gleichgewichtstemperatur an
der Erdoberfläche unter Berücksichtigung des Treibhauseffekts. Neben dem grundlegenden Verständnis des Klimasystems geht es dabei auch um das Kennenlernen grundlegender naturwissenschaftlicher Denk- und Arbeitsweisen.
Samuel Eberenz (Jg. 1988) ging in Baden-Württemberg zur Schule und ver-
brachte ein Auslandsschuljahr in Südafrika sowie einen Zivilersatzdienst in Tansania. Danach studierte er in Kiel Ozeanographie, Meteorologie und Geophysik. Er
absolvierte ein Berufspraktikum am ozeanographischen Institut der Universität
Kapstadt und nahm an zwei ozeanographischen Expeditionen im Rahmen des
»South African National Antarctic Programme« teil. Neben der Suche nach einem
passenden Master-Studiengang verbringt er seine Zeit derzeit bevorzugt sportlich
im Freien, im Theater oder hinter einem Buch.
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Kurs JGW-3.2
Klimawandel und Naturgefahren
Noch nie war der entstandene Schaden durch Naturgefahren so groß wie in den letzten zehn Jahren. Der
Hitzesommer 2003, Hurricane Katrina 2005 oder die
nordamerikanische Dürre 2012 zeugen von dem enormen
Bedrohungspotenzial dieser Ereignisse und offenbaren die
Notwendigkeit von Ursachenklärung und Handlungsstrategien. Hängt die jüngste Häufung von Naturgefahren mit
dem Klimawandel zusammen? Was macht einen Hurricane
zu einer Naturkatastrophe? Und welche Rolle kommt uns
Menschen dabei zu? Diesen und anderen Fragen widmet
sich der Kurs mit einem geographischen Blickwinkel.
Wie verändern sich Climatic Hazards?
Naturgefahren sind nicht gleichmäßig über die Erde und
Erdgeschichte verteilt. Ihre Häufigkeit, Intensität und ihr
regionales Auftreten verändern sich aufgrund verschiedener
klimatischer Parameter. Im zweiten Teil des Kurses wird
deshalb gezielt gefragt, ob und inwiefern die jüngste Häufung der Naturgefahren mit dem Klimawandel zusammenhängt und wie sich Climatic Hazards mit dem Klimawandel
verändern könnten. Langzeitstudien und Klimaprojektionen geben Einblicke in den aktuellen Wissensstand.
Was sind Climatic Hazards?
Der Mensch
Die eingangs genannten Naturgefahren zählen zu den Climatic Hazards, da sie von Prozessen in der Atmosphäre
abhängen. Um ihr Gefährdungspotential, ihre saisonale
und regionale Verteilung verstehen zu können, werden im
Kurs ihre Entstehungsvoraussetzungen und Abläufe anhand atmosphärischer Prozesse diskutiert. Von besonderer
Bedeutung sind hierbei die Rolle des Wasserdampfs in der
Atmosphäre und großräumige Windsysteme auf der Erde.
Und wie geht der Mensch mit diesen Gefahren um? Im
Schnittfeld mit gesellschaftlichen Prozessen wie Bevölkerungsentwicklung und Urbanisierung wird untersucht,
welche Menschen besonders von Naturgefahren betroffen
sind und welche Möglichkeiten ergriffen werden können,
um Auswirkungen schon vorab zu mindern (Mitigation)
oder durch Anpassung gering zu halten (Adaption). Als
theoretischer Hintergrund dient hier die geographische
Risiko- und Verwundbarkeitsforschung. Neben globalen
Beispielen rückt auch lokal der Akademieort Papenburg in
den Fokus, wo in Experteninterviews die erarbeiteten theo-
Folgen einer Überschwemmung
retischen Grundlagen praktisch angewandt werden sollen.
Abschließend soll die Leitfrage der Nachhaltigkeit in den
Fokus rücken. Müssen für ein nachhaltiges Zusammenleben überhaupt Maßnahmen gegen Naturgefahren ergriffen
werden? Welche Verantwortung kommt dabei dem Staat
zu, welche dem Bürger? Besteht eine Verpflichtung der Industrienationen gegenüber weniger entwickelten Ländern
oder gar der heutigen gegenüber der zukünftigen Generationen?
Mit einem geographischen Hintergrund verbindet der Kurs
naturwissenschaftliche mit gesellschaftswissenschaftlichen
Fragen und theoretisches mit angewandtem Arbeiten. Ein
Schwerpunkt des Kurses liegt auf der Beleuchtung globaler
Fragestellungen anhand von regionalen Beispielen.
Kursleitung
Annika Schlücker (Jg. 1986) befindet sich in der Endphase ihres Studiums der Fächer
Geographie, Englisch und Italienisch auf Lehramt in Freiburg, Dublin und Genua. Die
Klimageographie entwickelte sich zu einem ihrer Interessensschwerpunkte, sodass sie
sich in ihrer Abschlussarbeit mit dem Energieeinsparpotenzial von Wohngebäuden befasste. In ihrer Freizeit engagiert sie sich beim Freiwilligendienst der Ev. Landeskirche
Baden, da sie selbst nach dem Abitur ein Jahr auf Sizilien arbeitete. Außerdem singt sie
im Chor oder erkundet die Höhen des Schwarzwaldes mit dem Rennrad.
106 ––
Mark Bauer (Jg. 1985) arbeitete nach dem Abitur für das Britische Rote Kreuz
in England als Erste-Hilfe-Trainer und betreute Menschen mit Behinderung bei
landwirtschaftlichen Tätigkeiten. Danach entschloss er sich, in Freiburg Englisch,
Geographie und Biologie auf Gymnasiallehramt zu studieren, und befindet sich
nun in der Endphase seines Studiums. Für seine Abschlussprüfungen hat er einen
Schwerpunkt auf Klimawandel, Stadtklimatologie und Naturgefahren gelegt. In
seiner Freizeit spielt er entweder Gitarre oder scheucht beim Badminton oder Volleyball sich und die Gegner über den Platz.
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Kurs JGW-3.3
Empirische klimaökonomische Modellierung
Ökonomie des Klimawandels
Mathematische Modelle, Daten und Simulationen
Der Klimawandel beeinflusst zunehmend unser Leben.
Ökonomen entwickeln theoretische Modelle des menschStürme und Überschwemmungen verursachen Schäden.
lichen Verhaltens. Diese werden mit realen Daten ergänzt,
Hitzewellen fordern mehr Todesopfer. Das tägliche Leben
um in empirischen mathematischen Modellen die Auswirund das Wirtschaften, z.B. in der Landwirtschaft, veränkungen des Klimawandels und mögliche Klimaschutzmaßdern sich. Besonders betroffen sind häufig Menschen in
nahmen zu simulieren. So sollen optimale HandlungsweiEntwicklungsländern. Dort leben viele Menschen von der
sen für die Zukunft abgeleitet werden.
Landwirtschaft, sie sind nicht versichert und haben kein
Dieser Kurs stellt einige der wichtigsten Methoden der
Geld für Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel.
empirischen KlimaökoAndererseits beeinflussen
nomie vor, insbesondere
wir – und immer mehr MenWer sich für globale, ökologische und ökonomische Fragestellungen
die Ökonometrie, die
schen in immer mehr Läninteressiert, ist in diesem Kurs genau richtig. Interesse an MatheSpieltheorie, die beredern – das Klima durch den
matik ist ebenfalls von Vorteil, denn die Methoden werden nicht nur
chenbare allgemeine
Ausstoß von Treibhausgasen,
verbal, sondern auch mathematisch und graphisch erarbeitet. Der
Besuch von Leistungskursen in Wirtschaft oder Mathematik ist dazu
Gleichgewichtsmodelz.B. beim Reisen, Heizen
nicht notwendig. Der Mut, über den eigenen Tellerrand zu schauen,
lierung und Integratedoder Stromverbrauchen.
ist dagegen eine zwingende Voraussetzung für die Kursteilnahme.
Assessment-Modelle.
Wirtschaftliche Interessen
Da diese Methoden den
scheinen Erfolge im Klimameisten noch gänzlich unbekannt sind, behandelt der
schutz zu verhindern. Wie sollten also gerade Ökonomen
Kurs zunächst intensiv deren Grundlagen. Anschließend
einen Beitrag zur Entschärfung des Klimaproblems leisten
werden die Methoden auf klimapolitische Fragestellungen
können?
angewandt. Die Stärken und Schwächen der einzelnen
Kursleitung
Christin Erb (Jg. 1986) ist am Lehrstuhl für Angewandte Mikroöko-
nomie der Universität Bern als Doktorandin und Assistentin tätig. Der
Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt darin, politische Handlungsoptionen zur
Anpassung an den Klimawandel zu analysieren. Als Assistentin ist sie
auch dafür zuständig, Übungen und Seminare für die Studenten vorzubereiten und zu halten. In ihrer Freizeit findet man Christin vor allem
in der Natur, entweder auf dem Pferd oder mit ihrem Hund unterwegs.
Methoden werden analysiert, sodass die Möglichkeiten und
Grenzen ihrer Anwendung deutlich werden. Auf dieser
Grundlage werden die klimapolitischen Implikationen der
Ergebnisse gemeinsam diskutiert.
Der Weg von der Theorie über die Anwendung zur Interpretation und Einordnung der Ergebnisse ist gepflastert mit
Referaten, Diskussionen, wissenschaftlichen Originaltexten,
Planspielen, mathematischen Modellen, Datenrecherchen,
ökonometrischen Anwendungen und numerischen Simulationen: Es wird ein vielfältiger Mix.
.
Frank Vöhringer (Jg. 1968) ist selbständiger Klima- und Energieökonom in Bern, Schweiz, und
nutzt u.a. berechenbare allgemeine Gleichgewichtsmodelle, um die wirtschaftlichen Auswirkungen klimapolitischer Maßnahmen (z.B. von Energiesteuern) zu simulieren. Frank unterrichtet
Umweltökonomie an der Eidgenössich Technischen Hoschschule (ETH) Lausanne, Schweiz. Er
studierte Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Lateinamerika in Tübingen und San Diego, Kalifornien, USA, und promovierte in Frankfurt über Klimaprojekte in Costa Rica, Mittelamerika.
Seine private Leidenschaft ist die Musik: Er singt Tenor in einem A cappella-Quintett, spielt Klavier und etwas Gitarre.
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Kurs JGW-3.4
Klimapolitik im Wandel?
Wer die Medienberichte rund um den letzten Klimagipfel
der United Nations Framework Convention on Climate
Change (UNFCCC) in Doha verfolgte, bekam schnell den
Eindruck, dass die internationale Klimapolitik in einer
Krise steckt. Zum achtzehnten Mal kamen im Herbst 2012
in Doha führende Politiker der 195 Mitgliedsstaaten der
Klimakonvention zusammen, aber die erhoffte Einigung
über Treibhausgasreduktionen blieb aus – wie auch schon
zuvor in Durban, Cancún und Kopenhagen. Dafür wurde
bereits vor dem Gipfel in Zeitungsartikeln die Existenzberechtigung der UNFCCC in Frage gestellt. So manchem
Klimaaktivisten schwindet daher der Glaube, dass die internationalen Verhandlungen noch schnell genug zu einer
Einigung führen werden, um die globale Erwärmung auf
2°C begrenzen zu können.
Was ist Klimapolitik?
In der ersten Hälfte dieses Kurses werden die historische
Entwicklung und der aktuelle Zustand sowie die Arbeitsweise der UNFCCC als Beispiel internationaler Klimapolitik genauer betrachtet: Wie arbeitet diese UN-Organisation?
Was hat sie erreicht und was kann sie erreichen? Was sind
die Standpunkte einzelner Akteure in den Klimaverhandlungen, zum Beispiel der USA oder China? Warum ist es
so schwierig, bindende Absprachen zu treffen, obwohl sich
fast alle Staaten zu dem 2°C-Ziel bekannt haben? Auch der
Einfluss von Lobbyisten innerhalb und außerhalb der Klimaverhandlungen und deren Arbeitsweise sollen im Rahmen des Kurses näher betrachtet werden.
Wo liegen die Lösungen?
Im zweiten Teil geht es darum, mögliche Lösungsstrategien
zu diskutieren. Dabei ist es wichtig, verschiedene Debatten
in der internationalen Klimapolitik zu verstehen. Da gibt
es zum Beispiel die Fragen, welche Länder ihre Treibhausgasemissionen um wie viel Prozent reduzieren müssen
und was eine »gerechte« Verteilung der Emissionsminderungen wäre. Bei möglichen Lösungsstrategien kann in
zwei Richtungen gedacht werden: Zum einen kann gefragt
werden, welche Reformen in der Klimapolitik nötig sind,
um doch noch zu bindenden Absprachen der internationalen Staatengemeinschaft zu kommen. Zum anderen ist
zu überlegen, welche Alternativen zu einem multilateralen
Abkommen, das die einzelnen Nationalstaaten zur Emissi-
Klimagipfel in Doha; Urheber: UNclimatechange
onsminderung verpflichtet, bestehen. Hierbei kann man
an Initiativen zur freiwilligen Treibhausgasreduktion von
Industriezweigen, Städten oder sogar Individuen denken.
Einige Beispiele von bereits bestehenden Initiativen, wie die
»Large Cities Climate Leadership Group« oder der »Low
Carbon Lifestyle«, werden im Kurs genauer betrachtet.
Gleichzeitig werden mit den Kursteilnehmenden Ideen
entwickelt, welche Strategien auf welchen politischen und
gesellschaftlichen Ebenen in Zukunft den meisten Erfolg
versprechen.
Im Kurs wird die Arbeit mit Texten, Zeitungsartikeln und
Kommentaren die Grundlage für Diskussionen sein. Dabei
werden auch englische Texte zum Einsatz kommen. Einzelne Fallbeispiele sollen mit Rollenspielen bearbeitet werden.
Die Teilnehmenden sollten Spaß am Diskutieren und dem
Entwickeln von »Zukunftsvisionen« mitbringen.
Kursleitung
Alex Liedke (Jg. 1984) studierte technische Biologie in Stuttgart. Bei Auslandsaufent-
halten in Venezuela und in den Niederlanden sowie während seiner Abschlussarbeit am
Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik beschäftigte er sich mit
der Kultivierung von Mikroalgen zur energetischen Nutzung. Alex nahm an mehreren
UNFCCC-Konferenzen für die Nichtregierungsorganisation Germanwatch teil. Mittlerweile arbeitet er als Consultant bei PE International und beschäftigt sich mit der Erstellung von Lebenszyklusanalysen. In seiner Freizeit fährt er gerne Rad, schwimmt, wandert, kocht und liest.
108 ––
Lena Schulte-Uebbing (Jg. 1987) studierte nach ihrem Freiwilligendienst in
Brasilien Internationales Land- und Wassermanagement an der Universität Wageningen in den Niederlanden. Nach Praktika in Marokko und den USA begann
sie einen Masterstudiengang in Klimawissenschaften. Im Moment schreibt sie
Ihre Masterarbeit über Mitigationspotenzial in der Landwirtschaft bei der Firma
Ecofys in Köln und arbeitet nebenbei als wissenschaftliche Hilfskraft beim Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC). Lena hat viel Freude an Outdoorsport, Fotografie und gutem Essen, am liebsten aus dem eigenen Garten.
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Kurs JGW-3.5
Klimawandel und gesellschaftliches Handeln
Wie Wissen und Handeln zueinander finden
Die Daten zu Ursachen und Folgen des Klimawandels sind
so gut wie nie zuvor. Höchste Zeit also, etwas zu tun –
doch obwohl wir wissen, dass wir unser Verhalten ändern
müssen, herrscht Stillstand. Wie kann es sein, dass Wissen
und Handeln so verschiedene Dinge sind? Und was können wir tun, um das zu ändern?
Faktor Mensch
Nachdem zunächst die Grundzüge des Klimasystems und
Konzepte wie Treibhauseffekt, positive Rückkopplung und
die so genannten »Tipping Points« eingeführt wurden,
kann sich der Blick auf den Faktor Mensch richten.
Zusammen sind wir stark?
Der menschliche Einfluss auf das Klima ergibt sich aus der
Summe der Handlungen vieler Menschen – doch das kollektive Verhalten von Gruppen scheint anderen Gesetzen
zu folgen, als sich aus der Betrachtung einzelner Menschen
vorhersagen ließe. Ansätze, das komplexe
Verhalten von Gruppen zu verstehen, haben sich Physiker in der Natur abgeschaut,
und daraus die Physik sozioökonomischer
Systeme entwickelt. Anhand einiger dieser Konzepte wird im Kurs versucht zu
verstehen, worin mögliche Ursachen der
kollektiven »Trägheit« liegen – und welche
Anknüpfungspunkte sich bieten, diese zu
überwinden.
Mach doch, was Du willst
blick auf den Klimawandel
ist dies ein ernstes Problem.
Anhand einiger klassischer
Experimente geht der Kurs
diesen scheinbaren Widersprüchen auf den Grund
und sucht auch hier nach
Wegen, wie die gewonnene
Erkenntnis praktisch genutzt
werden kann, damit Denken
und Handeln im Hinblick
auf das Klima wieder näher
zusammengebracht werden
können.
Aber können wir überhaupt sicher sein,
dass wir selbst tun, was wir für richtig
Wir reden viel über das Klima, doch ändern nichts an unseren
halten – oder dass wir zumindest rational
Im Kurs werden scheinbar
Gewohnheiten. Foto: Kevin Dooley
handeln? Die Vermutung, dass dies oft
so verschiedene Methoden
nicht der Fall ist, findet sich durch die Sozialpsychologie
wie Sozialpsychologie und Physik verknüpft, um ein komauf eindrucksvolle und manchmal sogar amüsante Weise
plexes Thema aus verschiedenen Perspektiven zu erforbestätigt: Wir scheinen wie gemacht dafür, das eigene Hanschen. Interesse an multidisziplinärer Arbeit und dem Blick
deln zu verklären, Probleme zu verdrängen, Widersprüche
über den Tellerrand des eigenen Fachs hinaus ist daher
zu »übersehen« und zukünftigen oder weit entfernten Erausdrücklich erwünscht, Programmierkenntnisse sind jeeignissen nur eine geringe Bedeutung zuzumessen. Im Hindoch nicht erforderlich.
Kursleitung
Till Sawala (Jg. 1983) studierte nach dem Zivildienst in London und Lausanne Physik.
Ulrike Lemke (Jg. 1982) studierte Physik an der Humboldt-Universität zu Berlin.
und beschäftigte sich während seiner Doktorarbeit am Max-Planck-Institut für Astrophysik, Garching, mit Computersimulationen. Seit zwei Jahren arbeitet er als Kosmologe an der Universität Durham in Großbritannien. Sein Interesse gilt aber auch der Zukunft des Planeten Erde. In seiner Freizeit isst er gerne vegetarisch, wandert und läuft.
Als Doktorandin lebte sie drei Jahre im Norden Englands, wo sie Spektren von
fernen Sternen analysierte und nebenbei wandernd und laufend die Gegend erkundete. Nun lebt sie wieder in Deutschland in Göttingen und geht dabei weiter
ihrer dritten Leidenschaft, dem vegetarischen Kochen, nach.
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Kurs JGW-3.6
Der Mensch und das Klima
Ideeninventar der europäischen Kultur
Obwohl die Existenz der vom Klimawandel ausgehenden
Gefahren mittlerweile weithin anerkannt ist, wird kontrovers darüber diskutiert, wie auf diesen Wandel angemessen
reagiert werden soll. Die Debatte ist dabei keineswegs eine
Diskussion, die allein von Natur- oder Politikwissenschaftlern geführt und verfolgt werden sollte. Vielmehr berührt
das Denken über den Klimawandel gesamtgesellschaftliche
Grundhaltungen, die über Jahrhunderte gewachsen sind
und von der Kultursoziologie offen gelegt und analysiert
werden. Eine zentrale Frage dabei ist: Wie entwickeln sich
überhaupt allgemein anerkannte Einstellungen dazu, wie
der Mensch mit der Umwelt umgehen sollte?
Die Geschichte einflussreicher Ideen
Der Kurs stellt genau diese Frage und analysiert, auf welchen Ideen vom Verhältnis Mensch-Natur die aktuelle
Klimadebatte fußt. So kann die literatur- und kulturwissenschaftliche Methode der Topik mit Blick auf die Klimadebatte benennen, welche darin vorgebrachten Argumente
in einer langen kulturgeschichtlichen Tradition stehen.
Bei diesen geht man davon aus, dass es sich um allgemein
bekannte »Topoi« (Topos= griechisch für »Gemeinplatz«)
Kursleitung
handelt, deren Tradition untersucht wird. Eine typisch
topische Untersuchungsfrage könnte beispielsweise lauten:
Wie entwickelte sich die Haltung, die Menschheit müsse
für ihre natürliche Umgebung sorgsame Haftung übernehmen, und welche weiteren Topoi lassen sich in diesem
Zusammenhang identifizieren? In einem ersten Schritt
versucht die Topik die Entstehung eines Arguments einem
Zusammenhang von Raum und Zeit zuzuordnen. Ist der
Ursprung einer einflussreichen Idee ausgemacht, kann außerdem untersucht werden, mit welchen Medien (etwa Gemälden, Musikstücken oder literarischen Texten) sie zum
Vorschein gekommen ist und welche Gruppen sich ihrer
Verbreitung verpflichteten. Neben der Geburtsstunde eines
langfristig einflussreichen Arguments interessiert dann vor
allem, in welcher Form es in der Kulturgeschichte wieder
aufgetaucht ist und sich dabei stetig weiterentwickelt hat.
Von der Antike bis zur Umweltbewegung
Im Kurs wird diese Spur aufgenommen und es wird erarbeitet, welche Positionen zum Verhältnis Mensch-Natur
die europäische Kulturgeschichte hervorgebracht und
überliefert hat. Es werden unterschiedliche Kontexte und
Artefakte der europäischen Kulturgeschichte behandelt. So
könnte beispielsweise ein Expertenteam erarbeiten, welches
Karena Weduwen (Jg. 1989) studiert Literatur- und Kulturwissenschaften sowie Geschichte
an der Technischen Universität Dresden. Bevor es die gebürtige Bielefelderin nach Dresden verschlug, lernte sie während ihres Freiwilligendiensts in Antwerpen die Geschichte und Kultur
Belgiens kennen. Besonders faszinieren sie in ihrem Studium die Methoden und Fragestellungen
der Kulturwissenschaften. Wenn sie weder in der Bibliothek noch in einer Veranstaltung aktiv ist
oder ihrer Arbeit an der Uni nachgeht, trifft sie sich mit Freunden, joggt entlang der Elbe, entspannt bei guter Musik oder reist durch Deutschland.
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Naturverständnis sich in
romantischer Poesie und
bildender Kunst verbirgt
und den übrigen präsentieren, welche Topoi sie
identifizieren konnten. Auf
diesem Weg können auch
Caspar David Friedrich: Felsenlandschaft
im Elbsandsteingebirge, zwischen 1822
die antike oder biblische
und 1823
Haltung zu Natur-Mensch
sowie die Umweltbewegung untersucht werden, sodass eine Sammlung traditionsreicher Argumente zum Verhältnis Mensch-Natur entsteht.
Die Argumente werden dann in aktuellen Zeitungsartikeln,
Fachbüchern, Dokumentationen oder auch Radiobeiträgen
aufgespürt, um zu zeigen, wie sie sich gegenüber ihren
zweitausendjährigen Vorläufern verändert haben.
Neben dem Forschungsfeld der Topik lernen die Teilnehmenden medienwissenschaftliche Theorien und Methoden
kennen. Somit erhalten sie Einblick in zentrale Fragestellungen der Kultur- und Medienwissenschaften und erweitern ihr kulturgeschichtliches Wissen. Der Kurs richtet sich
an geistes-, gesellschafts- und/oder naturwissenschaftlich
Interessierte.
André Förster (Jg. 1987) studierte Soziologie, Politikwissenschaft und
Kommunikations- und Medienwissenschaft in Düsseldorf. Nach dem
Bachelor entschied er sich, sein Studium mit dem Master of Science in
Soziologie und empirischer Sozialforschung an der Universität zu Köln
fortzusetzen. Wenn André nicht die politische Beteiligung in Osteuropa,
Normtheorien oder sogar Beziehungsprobleme soziologisch analysiert,
liest er Romane, spielt Fußball oder geht ins Kino.
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