Nachsendung 02.12.2015_1

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Kreis Wesel
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Zimmer
146
Ihr Schreiben
Mein Zeichen
Datum
FD 12
y
. Dezember 2015
Schreiben der Frau Stefanie Kerinnes zum Thema Landestheater
Burghofbühne Dinslaken
Sehr geehrte Damen und Herren,
anliegend übersende ich Ihnen ein Schreiben zum Thema Burghofbühne Dinslaken
von Frau Stefanie Kerrinnes zu Ihrer gfl. Kenntnisnahme.
üßen
Öffentliche Verkehrsmittel: DB-Strecken 420 und 421 bis Wesel Bahnhof, Buslinien 63, 64 und 86 ab Bahnhof Wesel bis Haltestelle Kreishaus
Konten der Kreiskasse Wesel:
Sparkasse am Niederrhein
IBAN: DE71354500001101000105
BIC: WELADED1MOR
Verbands-Sparkasse Wesel
IBAN: DE45356500000000200154
BIC: WELADED1WES
Sparkasse Dinslaken-Voerde-Hünxe IBAN: DE82352510000000100131
BIC: WELADED1DIN
Ukreis-wesel.de
Die Pläne des Kreis Wesel zur Kündigung der Mitgliedschaft im
Trägerverein der Burghofbühne Dinslaken - Landestheater im Kreis
Wesel
Stefanie Elschner An: ansgar.mueller
01.12.2015 07:21
Protokoll:
Diese Nachricht wurde weitergeleitet.
- mit der Bitte um Weiterleitung an die Kreistagsmitglieder -
Sehr geehrter Herr Landrat,
sehr geehrte Mitglieder des Kreistages,
nachdem ich zu meinem großen Entsetzen erfahren habe, dass Sie die
Kreiszuschüsse für die Burghofbühne Dinslaken - Landestheater im Kreis Wesel streichen wollen, habe ich lange nach den richtigen Worten gesucht. Und blieb doch
zuerst sprachlos. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass es mit diesen Plänen
tatsächlich ernst sein sollte. Aber offensichtlich ist es so. Um Einsparungen zu
erzielen, die mit Verlaub nicht viel mehr ausmachen als der sprichwörtliche Tropfen
auf dem heißen Stein, sind Sie willens und bereit, ein großartiges Stück Kultur zu
zerstören, das nach Dinslaken und in den Kreis Wesel gehört, wie dies nur
irgendetwas kann!
Ich bin in Dinslaken geboren und groß geworden. Das Landestheater war dabei
immer Teil meines Lebens. Zuerst als Zuschauerin im Kinder- und Jugendtheater,
später als langjährige Abonnentin im Premierenschauspiel habe ich regelmäßig
Theater erleben und genießen dürfen. Ich durfte bei kurzweiligen Stücken das Grau
des Alltags vergessen und herzhaft lachen, aber auch bei manchem ernsten Stück
mir selbst und meinen Mitmenschen den Spiegel vorgehalten sehen, ins Grübeln
kommen, vielleicht sogar das Theater mit einer neuen Sichtweise verlassen. Dass
die Burghofbühne in Dinslaken existiert - das war so sicher wie das Amen in der
Kirche.
Und jetzt wollen Sie das alles beenden?
Wenn Sie die Kreiszuschüsse streichen, steht die Burghofbühne vor einem
finanziellen Loch, das nicht zu schließen ist. Sie reißen damit eine Wunde, die
unausweichlich zum Tod eines Landestheaters führt, das für so viele Menschen
einfach „immer schon da" war. Und es dann auf einmal nicht mehr sein wird.
Darüber bin ich entsetzt. Denn wir brauchen die Burghofbühne!
Ich bin nicht nur deshalb entsetzt, weil mir, wenn Sie diesen Beschluss tatsächlich
fassen, viele schöne Stunden als Zuschauer entgehen werden, sondern auch, weil
mich gerade seit diesem Jahr die Burghofbühne Dinslaken noch viel mehr und viel
persönlicher betrifft. Seit in diesem Sommer in der Bürgerbühne Dinslaken der
Cross-Club seine Proben aufgenommen hat, kann ich Theater hautnah erleben, mit
dreizehn weiteren Laienschauspielern mit viel Spaß und Begeisterung an einem
Stück arbeiten - und dieses schließlich am kommenden Donnerstag, den
03.12.2015 zur Aufführung bringen. Wir haben gemeinsam gelacht, gearbeitet,
gegessen, geschwitzt und sogar geweint - aber wir haben es geschafft, und wir sind
stolz auf das, was wir geleistet haben.
Ohne die Burghofbühne hätten wir niemals die Möglichkeit gehabt, an einem
solchen Projekt teilzuhaben und Kultur also nicht bloß zu betrachten - sondern zu
erleben, mitzugestaiten - eben mitten drin zu sein statt nur dabei.
Und ohne die Burghofbühne werden wir diese Möglichkeit in Zukunft auch nicht
wieder haben.
ich bin aber nicht nur entsetzt, weil mir selbst mit der Burghofbühne so viel verloren
gehen würde. Ich bin auch entsetzt, weil eben nicht nur die Bürgerbühne - die
neben dem Cross-Club auch den Kinderclub, den Jugendclub und den Club 55+,
und damit jedem interessierten Amateurschauspieier eine fantastische, noch dazu
kostenlose Möglichkeit bietet, selber Theater zu spielen - mit der Burghofbühne
gemeinsam ersatzlos untergehen würde.
Auch das Projekt „Jedem Kind einen Theaterbesuch", das allen Kindergartenkindern
aus Dinslaken, Wesel und Kamp-Lintfort einen jährlichen kostenlosen
Theaterbesuch ermöglicht, würde genau so verloren gehen wie die zahlreichen
Schulkooperationen und Workshopangebote, die gemeinsamen Projekte mit der
„Fliehburg", der Dinslakener Tafel und den örtlichen Kirchengemeinden.
Gerade für Kinder ist es wichtig, dass sie - so wie ich es früher durfte - mit Theater
großwerden können. Wer erinnert sich beispielsweise nicht an die zahlreichen
Stunden, die man in der Schule mit Shakespeares „Romeo und Julia" zugebracht
hat, oder Brechts „Kaukasischem Kreidekreis". Niemand wird abstreiten können,
dass es sich bei diesen Werken um wichtige Klassiker handelt, die Themen
behandeln, die heute noch so aktuell sind wie zur Zeit ihres Erscheinens oder ihrer
Uraufführung. Es wäre eine Schande, zukünftigen Schülern nicht mehr die
Möglichkeit zu geben, nicht bloß den Text lesen zu müssen, sondern zu erleben,
wie dieser sich auf der Bühne plötzlich in eine fesselnde, lebendige und bunte
Geschichte verwandelt. Wie diese auf einmal erlebt werden kann, und sich so
manches erschließt, was nur beim Lesen eben nicht klar geworden ist.
Theater gehört eben auf die Bühne - und Bühnen brauchen ein Theater. Und da
viele Bühnen im Kreis Wesel kein eigenes, angestammtes Theater haben, haben
sie das Landestheater, das auf allen diesen Bühnen spielt.
Was bleibt, wenn die Burghofbühne stirbt? Ein sicherlich bedeutend weniger
lebendiger, weniger bunter Kreis Wesel. Gerade in Zeiten wie diesen, in Zeiten, in
denen an allen Ecken und Enden gespart werden muss, in denen jeder den Gürtel
enger schnallen, und alle Menschen näher zusammenrücken müssen - gerade in
diesen Zeiten ist es wichtig, dass wir Menschen uns an das erinnern, was wir sind.
Denn was macht uns Menschen aus? Doch gerade unsere Vielfalt, unsere
unzähligen Möglichkeiten, uns auszudrücken - unsere Fähigkeit, Kunst und Kultur
zu erschaffen, Gemälde, Musik, Literatur- und eben Theater.
Wir können uns fragen: „Wozu brauchen wir das Theater?"
Aber: „Barbarei ist, nach öer Funktion von Kultur zu fragen." (Pierre Bourdieu )
Sicherlich können wir unsere Theater schließen. Unsere Opernhäuser,
Konzerthalien, Büchereien und alle Museen. Wir können alle diese Dinge einsparen
und zugrundekürzen.
Aber wir dürfen es nicht. Wo soll da der Anfang sein und wo das Ende? Wie sollen
wir am Ende dastehen, in einer kulturlosen Wüste, in der es am Ende eben nicht nur
an Kultur mangelt - sondern auch an Bildung und vor allem auch an Lebensqualität.
Oder, um es mit den Worten Friedrich Schillers zu sagen:
„Größres mag sich anderswo begeben,
Als bei uns in unserm kleinen Leben;
Neues - hat die Sonne nie gesehn.
Sehn wir doch das Große aller Zeiten
Auf den Brettern, die die Welt bedeuten,
Sinnvoll still an uns vorübergehn.
Alles wiederholt sich nur im Leben,
Ewig jung ist nur die Phantasie;
Was sich nie und nirgends hat begeben,
Das allein veraltet nie!"
Leisten Sie Ihren Beitrag zur Kultur im Kreis Wesel, wie es Ihre Pflicht ist - retten
Sie die Burghofbühne!
Mit freundlichen Grüßen,
Stefanie Kerrinnes
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