682 Die Halbinsel Kola ist das äußerste Gebiet der westlichen

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H e i n ,
Die p o l a r e W a l d g r e n z e i n
Europa.
Die Halbinsel Kola ist das äußerste Gebiet der westlichen
Waldgrenzregion Europas, die sich in charakteristischen Eigen­
schaften von der östlichen unterscheidet.
Die Verschiedenheiten liegen einmal in der Anzahl der be­
teiligten Baumarten, zweitens in der Art ihrer Anordnung. Zu
den drei wichtigsten Waldbäumen des Westens (Birke, Fichte
und Kiefer) kommt im Osten die sibirische Lärche hinzu. Das
nördlichste Gebiet gehört im Westen dem Birkenwald, der eine
eigene Zone von wechselnder Breite bildet. Der Nadelwald setzt
erst weiter im Süden ein, und zwar im größeren Teil erst Kiefern-,
dann Fichtenwald. Im Osten dagegen bildet die Fichte fast aus­
schließlich sowohl Wald- als auch Baumgrenze; nur einzelne Baum­
inseln innerhalb des Tundrengürtels bestehen aus Lärchen und
Kiefern, auch die Birke tritt stark zurück. Ein immergrüner
Baum stößt also hier am weitesten gegen das Polargebiet vor.
P o h l e bezeichnet diese Anordnung als anormal, da sonst
laubabwerfende Gehölze die äußersten Vorposten bilden — im
Westen die Birke — im Osten die Lärche. Besonders erstaunlich
findet er das Fehlen der Lärche, da ganz Nordrußland seiner
Pflanzendecke nach als „sibirische Provinz" zu bezeichnen sei,
und da dieser Baum dort das nördlichste Gebiet ganz beherrscht.
Ostrußland.
Hier in Ostrußland kann das Aufhören des Baumwuchses
gegen den Pol hin am besten beobachtet werden. Auf Kola reichen
Waldzungen noch bis zur Küste, so daß die Baumgrenze eigentlich
mit dieser zusammenfällt; hier verläuft sie tatsächlich auf dem
Festland.
Ein breiter Streifen vermittelt den Übergang zwischen Wald
und Tundra —• die „Waldtundra". Der Raum zwischen den
Tälern besteht aus Moorflächen, aus denen mehr oder weniger
sumpfige Waldstücke wie Inseln hervorragen.
V o m Flußtal
landeinwärts kommen wir zunächst durch einen Waldstreifen mit
erst trocknerem, dann feuchterem Boden, dann durch sumpfige
Wälder mit weitgestellten niedrigeren Bäumen, die mit Moorstreifen
abwechseln, und schließlich in endlose Sphagnummoräste. Je
weiter nach Norden, desto kleiner wird der Durchmesser der von
den Tälern entwässerten Streifen zu beiden Seiten der Flüsse,
und desto schmaler gestalten sich die Waldsäume ( P o h l e ) .
Schließlich sind wir im Gebiet der Tundra, in dem die Bäume
nur noch einzelne Waldinseln bilden. Zum Beispiel schildert
P o h l e isolierte Lärchenbestände mit Fichten und Birken auf der
H a l b i n s e l K a n i n am Neß; die Bäume machen einen durch­
aus kräftigen, gesunden Eindruck. Charakteristisch ist die unter­
setzte, gedrungene Gestalt und die abgestumpfte Krone. Die nörd­
lichste Waldinsel Kanins, die an der oberen Jashma liegt, sieht
nicht so gut aus. Sie ist im Begriff, sich in einen Weidenbestand
zu verwandeln. Heute überwiegen unter den Bäumen Birken mit
nahezu abgestorbener Krone und faulem Stamm; dazwischen
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