Sigrun Schmidt-Traub Zwänge bei Kindern und Jugendlichen Ein Ratgeber für Kinder und Jugendliche, Eltern und Therapeuten 2., überarbeitete Auflage Inhalt Teil I: Für Eltern, Erzieher und ­Therapeuten. . . . . . . . . . . 9 1 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 1.7 1.8 1.9 Erscheinungsbild und Besonderheiten von Zwängen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Harmlose Marotten und zwanghafte Gewohnheiten . . . . . 11 Zwangsgedanken und Zwangshandlungen. . . . . . . . . . . . . 17 Internationale Zwangsdiagnosen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Besonderheiten und Schwere der Zwangsstörung. . . . . . . 22 Zwänge und andere psychische Störungen . . . . . . . . . . . . 29 Weitere Erkrankungen, die zum Zwangsspektrum gehören. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Häufigkeit von Zwängen und Erkrankungsbeginn. . . . . . . 39 Risikofaktoren und Entstehung von Zwängen. . . . . . . . . . 40 Die Störungsmodelle von Laula und Michael. . . . . . . . . . 55 2 Therapeutische Vorgehensweise – Anleitung zur Selbsthilfe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 2.1 Diagnostische Einschätzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 2.2 Selbstbeobachtung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 2.3 Therapeutische Bausteine. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 2.4 Bewältigungsschritte bei unterschiedlichen Zwangsformen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 2.4.1 Waschen, Duschen, Zähneputzen, Reinigen . . . . . . . . . . . 88 2.4.2 Wiederholen von Handlungen wie Zählen, ­Berühren, Bewegen, Lesen usw.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 2.4.3 Zwanghafte Kontrollhandlungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 2.4.4 Sammeln und Horten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 2.4.5 Bewältigung von Zwangsgedanken. . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 2.5 Vorbeugen gegen Rückschritte und Rückfälle. . . . . . . . . . 101 2.6 Psychotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten . . . . . . 103 2.7 Medikamentöse Behandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus S. Schmidt-Traub: Zwänge bei Kindern und Jugendlichen (ISBN 9783840925221) © 2013 Hogrefe Verlag, Göttingen. 8Inhalt 2.8 Behandlung von schweren Fällen mit tiefer Hirnstimulation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 2.9 Die Behandlungsverläufe von Michael und Laula. . . . . . . 106 Teil II: Für betroffene Kinder und Jugendliche. . . . . . . . . 119 1 2 3 4 5 6 6.1 6.2 6.3 6.4 6.5 6.6 7 Blödsinnige Gedanken und alltägliche Maschen. . . . . . . . 121 Zwänge. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 Art, Schwere und Vorkommen von Zwängen. . . . . . . . . . . 127 Hast du noch mehr psychische ­Auffälligkeiten? . . . . . . . . 128 Entstehung einer Zwangsstörung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 Wirkungsvolle Hilfen zur Überwindung von Zwängen . . 136 Aufklärung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 Konfrontation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 Kein Vermeiden mehr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 Veränderung des zwanghaften Denkens . . . . . . . . . . . . . . 141 Reine Zwangsgedanken. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 Normalität im Alltag. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146 Zum Abschluss: Vanessas ­Zwangsabbau. . . . . . . . . . . . . . 147 Anhang. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 Neuropsychologische und neurochemische Einflüsse auf Zwänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 Zwangsstörungen und infektiöse Erkrankungen. . . . . . . . . . . . . . 163 Zwangsdiagnosen nach ICD-10 und DSM-IV. . . . . . . . . . . . . . . 164 Exploration von Zwangsgedanken und Zwangshandlungen bei Kindern und Jugendlichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166 Zwangstagebuch. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 Fortschreitende (progressive) Muskelentspannung nach Jacobson. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 Kontakt- und Internetadressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 Weiterführende Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174 Sachregister. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus S. Schmidt-Traub: Zwänge bei Kindern und Jugendlichen (ISBN 9783840925221) © 2013 Hogrefe Verlag, Göttingen. Für Eltern, Erzieher und Therapeuten 39 1.7 Häufigkeit von Zwängen und Erkrankungsbeginn Leichtere zwanghafte Gewohnheiten wie die Kontrolle von Herd, Kaffeemaschine oder Türverriegelung kommen bei schätzungsweise einem Drittel der Bevölkerung vor. Sie sind meist nicht behandlungs­ bedürftig. Laut epidemiologischen Studien, in denen das Vorkommen von Erkrankungen durch Umfragen in der Allgemeinbevölkerung un­ tersucht wird, haben 1 bis 3 % der Kinder und Jugendlichen Zwänge in behandlungsbedürftigem Ausmaß, davon 20 % bereits bevor sie 10 Jahre alt sind. Den ersten Gipfel von Zwangsstörungen gibt es im elften Lebensjahr und den zweiten im frühen Erwachsenenalter. Experten schließen auf eine große Beharrlichkeit der Zwänge: Bei 40 % der Patienten ist der Krankheitsverlauf chronisch. Viele zwang­ hafte Kinder und Jugendliche versuchen aus Scham, ihre Zwänge zu verbergen. Es ist sehr bedauerlich, dass sie nicht darüber reden, denn dadurch bleiben sie unbehandelt. Im Kindesalter sind Jungen häufiger von Zwängen betroffen als Mäd­ chen. Bei Mäd­chen beginnen sie meist erst in der Pubertät. Ab dem Jugendalter gibt es keine nennenswerten Geschlechtsunterschiede mehr im Vorkommen von Zwangsstörungen. Kinder haben seltener Zwangs­ gedanken und zwanghafte Vorstellungen als Erwachsene, dafür aber häufiger Tics oder ein Tourette-Syndrom. Jungen mit frühem Störungsbeginn haben häufiger motorische Tics. Frühe Zwangsstörungen nehmen öfters einen schweren Verlauf. Vom äußeren Erscheinungsbild her wie auch genetisch und neurobiologisch (vgl. S. 157) erscheinen früh beginnende zwanghafte Symptome den Tic-Störungen und dem Tourette-Sydrom eher verwandt als Zwangs­ störungen, die später beginnen. Frühe Zwänge sprechen auch nicht so gut auf neuere Antidepressiva an (wie SSRI, vgl. S. 161). Brechen Zwangsstörungen vor dem 14. Lebensjahr aus, ist in der Regel auch die familiäre Belastung mit Zwängen (und/ oder Ängsten, Depressionen und Tics) erhöht. Selbst wenn Zwänge erst im Alter von Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus S. Schmidt-Traub: Zwänge bei Kindern und Jugendlichen (ISBN 9783840925221) © 2013 Hogrefe Verlag, Göttingen. 40 Teil 1 14 bis 18 Jahren auftreten, ist das familiäre Vorkommen noch höher als bei Zwangspatienten, die ihre Zwänge erst im frühen Erwachsenenalter entwickeln. Zwangsrituale kommen bisweilen schon im Alter von fünf bis acht Jahren vor, ganz vereinzelt auch schon früher. Einige Eltern berichten, dass ihr zwangsgestörtes Kind bereits mit zwei oder drei Jahren durch zwanghaftes Verhalten auffiel. Ein kleiner Junge musste z. B. im Alter von zweieinhalb Jahren – direkt nach der Geburt seines Bruders – bis zu 50-mal am Tag zur Toilette, was die Eltern schier meschugge machte. Obwohl sich magisches und zwanghaftes Erleben, oberflächlich be­ trachtet, ähneln, gehen Zwänge nicht aus der sogenannten magischen Entwicklungsphase hervor, die jedes Kind gewöhnlich im Alter von zwei bis vier Jahren durchläuft. Magisches, abergläubisches Vorstellen und ritualisiertes Verhalten im frühen Kindesalter unterscheiden sich von Zwängen in wesentlichen Punkten: Abergläubisches Verhalten, magisches Denken und ausgeprägte Rituale – wie feste Abläufe beim morgendlichen Zurechtmachen, Essen, Zimmeraufräumen oder Zu­ bettgehen – werden in der Regel nicht von unangenehmen Gefühlen begleitet. Im Gegenteil, meist machen Kinder diese Rituale sehr gerne. Zwänge sind im Vergleich immer mehr oder weniger peinigend und be­ drückend. Bei kleinen Kindern treten sie seltener auf, vielmehr kommen sie vermehrt ab dem achten Lebensjahr auf. Ein nahtloser Übergang vom „normalen“ magischen Verhalten kleiner Kinder zum „gestörten“ Zwangsverhalten älterer Kinder lässt sich nicht nachweisen. Ein zweiter Erkrankungsgipfel liegt bei 22 bis 25 Jahren. Hier fallen keine wesentlichen Geschlechtsunterschiede mehr auf. 1.8 Risikofaktoren und Entstehung von Zwängen Die Entstehung und der Verlauf von Zwängen sind recht vielschich­ tig und lassen sich nicht mit ein oder zwei Einflussgrößen erklären. Vielmehr sind ganz unterschiedliche neurobiologische, genetische, Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus S. Schmidt-Traub: Zwänge bei Kindern und Jugendlichen (ISBN 9783840925221) © 2013 Hogrefe Verlag, Göttingen. Für Eltern, Erzieher und Therapeuten 41 lernpsychologische, umwelt- und persönlichkeitsspezifische Faktoren daran beteiligt. Die neuropsychologische Hirnforschung sowie die Untersuchung von Medikamentenwirkungen ergeben interessante Hinweise (vgl. Anhang, S. 157). Das Wechselspiel dieser Faktoren bei der Entstehung von Zwangsstörungen ist aber noch nicht befriedigend geklärt. Neuropsychologische Ergebnisse Auffälligkeiten von zwanghaften Personen weisen auf eine Netzwerk­ störung im Gehirn hin, die sich auf Fehlleistungen bei der Informa­ tionsverarbeitung auswirkt. Zum einen wird angenommen, Zwänge hätten etwas mit den Gehirnbotenstoffen Serotonin und Dopamin zu tun. Durch eine Störung im Serotonin-Haushalt – in umschriebenen Hirnregionen – würden Zwangssymptome entstehen. Zum anderen wird vermutet, dass bestimmte Hirnregionen (insbesondere das Stirn­ hirn und das Striatum), überaktiv reagieren. Dadurch kommt es zu Aufmerksamkeitsstörungen, die weitgehend automatisch ablaufende Handlungsabfolgen behindern. So erhalten zwanghafte Personen etwa zu wenig Hinweise, die ihnen aufzeigen, wann ein von ihnen begon­ nener Handlungsablauf abgeschlossen ist. Infolge einer gestörten Informationsverarbeitung richten Zwangspati­ enten ihre Aufmerksamkeit besonders auf Gefahrenreize in bedrohlich erscheinenden Situationen. Vermehrt wahrgenommene Angsthinweise stärken ihren Hang zu Befürchtungen. Bedauerlicherweise fehlen neu­ ropsychologische Studien an zwangsgestörten Kindern und Jugendli­ chen. Die vorliegenden neuropsychologischen Ergebnisse wurden in Untersuchungen an erwachsenen Zwangspatienten gewonnen und es ist nicht sicher, ob sie sich auf Kinder und Jugendliche übertragen lassen. In einigen Untersuchungen zeigte sich zudem, dass viele der zwanghaf­ ten Versuchspersonen Schwierigkeiten beim Problemlösen haben: Sie geraten in Unruhe, sobald Anweisungen – etwa zu Kurzzeit-Gedächt­ nisaufgaben – nicht ausreichend klar gestellt werden. Entsprechend ist ihre Informationsverarbeitung unvollständig, sodass sie Handlungsab­ Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus S. Schmidt-Traub: Zwänge bei Kindern und Jugendlichen (ISBN 9783840925221) © 2013 Hogrefe Verlag, Göttingen. 42 Teil 1 läufe und Gedankengänge nicht mehr konsequent beenden können und es schwer haben, zur nächsten Handlung überzugehen. Hirnfunktionen lassen sich auf unterschiedliche Weise beeinflus­ sen. Zu nachweisbaren Veränderungen im Hirnstoffwechsel führen (1) Medikamente (vgl. S. 104), (2) Lernprozesse im Rahmen einer Verhaltenstherapie (vgl. S. 44) oder (3) die Kombination aus beiden (Kombinationstherapie, vgl. S. 105). Antide­pressiva, die dafür sorgen, dass Serotonin ausreichend verfügbar ist, bewirken nachweislich eine Abnahme der Zwangssymptomatik. Nach Absetzen der Medikamente kommen die Zwänge jedoch meist wieder. Intensive Lernanstrengun­ gen wie die während einer kognitiven Verhaltenstherapie können zu einer Normalisierung der Aktivität dieser Hirnregionen führen. Meist erweisen sich diese Lernergebnisse als stabiler über die Zeit. Eine Kombination von Antidepressiva und kognitiver Verhaltenstherapie, bei der die Medikamente allmählich ausgeschlichen werden, führt zu besseren therapeutischen Wirkungen bei Kindern und Jugendlichen, die unter besonders schweren Zwängen leiden. Noch ist unklar, ob diese neurobiologischen Auffälligkeiten der Zwangs­pati­enten weitgehend angeboren sind oder ob es sich um den überwiegend gelernten Ausdruck von aufdringlichen Gedanken und zwanghaftem Verhalten handelt. Genetische Einflüsse Die Zusammenhänge zwischen genetischen Befunden, Umweltein­ flüssen und ihren Wechselwirkungen sind höchst kompliziert. Ein genaueres Verständnis der genetischen Vorgänge liegt noch nicht vor. Es gibt Belege für genetische Einflüsse, aber den bislang vorliegen­ den Forschungsergebnissen nach zu urteilen, halten sich angeborene Einflüsse auf Zwänge in Grenzen. Das Vorkommen von Zwängen in der Familie ebenso wie die Ergeb­ nisse der Zwillingsforschung ermöglichen Aussagen über genetische Einflüsse. Die familiäre Belastung bei Zwangspatienten ist im Vergleich Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus S. Schmidt-Traub: Zwänge bei Kindern und Jugendlichen (ISBN 9783840925221) © 2013 Hogrefe Verlag, Göttingen. Für Eltern, Erzieher und Therapeuten 43 zur Allgemeinbe­völkerung erhöht, insbesondere bei Kindern mit frü­ hem Krankheitsbeginn. Am Anfang einer Therapie wird deshalb immer danach geforscht, welcher Eltern- oder Geschwisterteil, welche Tanten, Onkel oder Großeltern ebenfalls unter Zwängen gelitten haben oder noch darunter leiden. Merke: Enge Bezugspersonen mit einer Zwangsstörung sollten sich gleichzeitig behandeln lassen, damit sie nicht weiterhin Modell sind für das zwanghafte Kind. Hat ein Elternteil eine Zwangsstörung, irgendeine andere Angststö­ rung oder Depressionen, ist das Risiko für das Kind bereits erhöht. Dennoch fällt es schwer, auseinanderzuhalten, was vererbt und was durch Nachahmen oder Identifikation mit dem Eltern-Modell erworben wurde (vgl. nächsten Abschnitt). Wir können davon ausgehen, dass ein Kind wahrscheinlich eher von dem ängstlichen Elternteil, dem es von der Persönlichkeit her ähnelt, die Bereitschaft zu einer Angst- und Zwangsbereitschaft geerbt hat. Eineiige Zwillinge, die genetisch identisch sind, weisen viele gemein­ same Merkmale auf. Die Rate gemeinsamer Merkmale bei eineiigen Zwillingen mit Zwängen liegt – der Zwillingsforschung zufolge – zwi­ schen 53 und 87 %, die von zweieiigen Zwillingen zwischen 22 und 47 %. Würden Umwelteinflüsse keine Rolle spielen, müsste sich die Übereinstimmung zwischen eineiigen Zwillingen mit Zwängen der 100 %-Marke nähern. Bislang wurden bei Zwangspatienten vor allem genetische Einflüsse auf die Tätigkeit der Serotonin- und Dopamin-Systeme gefunden. Zwangs­ symptome können aber auch im Verbund mit Autoimmunprozessen auftreten (vgl. Anhang, S. 163). Hieraus lässt sich schlussfolgern, dass die genetischen Bedingungen der Zwangsstörung auch auf nicht erbli­ che Art zustande kommen können, indem z. B. Krankheitserreger oder Umweltschäden die Erbsubstanz verändern. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus S. Schmidt-Traub: Zwänge bei Kindern und Jugendlichen (ISBN 9783840925221) © 2013 Hogrefe Verlag, Göttingen.