Geschichte 11/2

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Geschichte 11/2 I.
Die Weimarer Republik: Demokratie ohne Demokraten? 1. Die Revolution von 1918/19: Vom Kaiserreich zur Republik Kriegsniederlage und Verfassungsreform Ende des Ersten Weltkreig am 11. November 1918 ❖ Waffenstillstandsvertrag (Aufgabe der Gebiete: F­Elsass­L//B/Lux) ❖ “14 Punkte” und Demokratisierung des Reiches durch erste parlamentarische Regierung des Kaiserreiches ❖ Oktoberreformen vom 28. Oktober: Absicherung in der Verfassung Ausrufung der Demokratie Novemberrevolution ❖ Admiralität befehlte das Auslaufen der Flotte zum letzten Gefecht ❖ Befehlsverweigerung der deutschen Matrosen auf der Hochseeflotte ❖ Keine Bereitschaft der Matrosen den Heldentod zu sterben ❖ Solidarisierung der Arbeiter und Soldaten ❖ Militär und Polizei schlossen sich dem Aufstand an, anstatt dagegen vorzugehen ❖ Abdankung deutscher Fürsten ❖ Forderung der Abdankung des Kaisers ❖ Kaiser flieht ins Exil nach Holland Ausrufung der Republik ❖ 9. November: Ausrufung der Repulik durch Phillip Scheidemann ❖ Ausrufung der Sozialistische Republik durch Karl Liebknecht Ziele der Parteien der parlamentarischen Demokratie (MSPD) ­
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Verwirklichung des Sozialismus auf demokratischen Wege Beendigung der Revolution und des Chaos Umstellung der Kriegswirtschaft auf Friedensproduktion sozialistischen Räterepublik (USPD) ­
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Fortsetzung der Revolution Herrschaft der Arbeiter Rätesystem (direkte Demokratie) Volksbewaffnung Sozialisierung von Industrie und Boden 2. “Versailles” als Diffarmierungsparole Empörung über den “Diktatfrieden” des Versailler Vertrags: Gründe ❖ Unrealistische Erwartungen milder Friedensbedingungen (“14 Punkte”) ❖ Ablehnung der Reparationszahlungen und der territorialen Bestimmungen (Verlust 1/7 des Rechsgebiets und 1/10 der BEvülkerung) ❖ Empörung über §231: Kriegsschuldparagraph ❖ Täuschung der Bevölkerung durch die politische und militärische Führung des Kaiserreichs (Siegesillusion bis Kriegsende) 3. Die Weimarer Reichsverfassung Die “demokratischste Demokratie der Welt”? ❖ Verabschiedung der Weimarer Reichsverfassung am 31. Juli 1919 ❖ Verfassungsprinzipien: ➢ Gewaltenteilung (Exekutive/Legislative/Judikative) ➢ Volkssouveränität ❖ Grundrechtekatalog ❖ repräsentatives Wahlssystem mit Parlametarismus ❖ Zentrales Organ: Reichstag ❖ Reichskanzler und Reichsregierung obliegne dem Vertrauen des Parlaments und dem Reichspräsidenten (direkt gewählt auf 7 Jahre) Notverodnungsrecht nach Artikel 48 ❖ diktatorische Vollmachten des Reichspräsidenten über Reichswehr zur “öffentlichen Sicherheit und Odnung ➢ Außerkrafttreten der Grundrechte ❖ Einschreiten des Reichstages Problematik ❖ Grundrechte sind nicht einklagbar (Notverordnungen) ❖ Frage nach dem demokratischen System…? ...entweder... ...oder... ­
Demokratisches System ­
Parlamentarische Demokratie ­
Präsidentielle Demokratie (Reichspräsident) ­
Volksentscheide → Direkte Demokratie 4. Vergleich der Weimarer Verfassung mit dem Grundgesetz der BRD Weimarer Verfassung 1919 Reichspräsident: ­
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Machtbefugnisse eines “Ersatzkaisers” direkte Wahl auf 7 Jahre kann Reichstag auflösen ernennt und entlässt Reichskanzler ernennt auf Vorschlag des Reichsrates die Richter des Reichsgerichts kann nach Artikel 48 Notverordnungen entlassen und Präsidialkabinette einsetzen Oberbefehl über die Reichswehr Reichstag: ­
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gewährt oder entzieht der Regierung das Vertrauen Gesetzgebung, Einspruchsrecht (aufschiebendes Veto) des Reichsrates Grundgesetz 1949 Bundespräsident: ­
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repräsentative Aufgaben und Pflichten Wahl durch Bundesversammlung auf 5 Jahre, maximal einmal wieder wählbar ernennt und entlässt Bundeskanzler nach Wahl durch den Bundestag ernennt Richter des Bundesverfassungsgerichts, welche zur Hälfte vom Bundestag und zur Hälfte von Bundesrat gewählt werden Bundestag: ­
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wählt den Bundeskanzler, kann ihn durch konstruktives Misstrauensvotum stürzen Gesetzgebung, zusammen mit Bunderat Reichsgericht: ­
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Bundesverfassungsgericht: entscheidet bei Konflikten zwischen Reich und Ländern keine Kontrolle der Verfassung oder der Einhaltung der Grundrechte Berechtigte Bevölkerung = Männer und Frauen ab 20 Jahren: ­
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Wahl des Reichspräsidenten, der Länderparlamente und des Reichstages (nach Verhältniswahlrecht) direkte Beteiligung an der Legislative durch Volksbegehren und Volksentscheid Grundrechte: ­
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überwacht Entscheidungen der Exekutive und der Legislative kann von jedem Bundesbürger angerugen werden Wahlberechtigte Bevölkerung = deutsche Staatsbürger/­innen ab 18 Jahren: ­
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Wahl der Länderparlamente und des Bundestags (nach gemischtem Mehrheits­ und Verhältniswahlrecht, 5%­Klausel) direkte Beteiligung an der Gesetzgebung nur auf Länderebene Grundrechte: nicht direkt einklagbares Recht ­
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einklagbares Recht Legislative, Exekutive sind an die Grundrechte gebunden 5. “Weimarer Koalition” ohne Chance? ­ Die Rolle der Parteien Koalition ​
SPD​
+ ​
Zentrum​
+ ​
DDP gemäßigt polit. Kath. linksliberal ​
USPD ​
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KPD Radikale Linke (Spartakus…) Ziel: Beseitigung der Republik → Rätesystem → Sozialisierung 75% Republikanische Parteien Ziel: Erhaltung der Republik und der parlamentarischen Demokratie ​
DNVP ​
NSDAP “Alte Eliten” Ziel: Beseitigung der Republik → autoritäre Regime → Diktatur/Kaisertum 6. “Republik ohne Republikaner” ­ die Rolle der Bevölkerung Republikgegner und ihre Ziele Militär ­
Schutz der jungen Demokratie vor Angriffen von links aber nicht von rechts! → Kein Interesse für die Republik tätig zu werden Großindustrie ­
Befreiung von der “Last des Sozialstaats” Großagrarier ­
Bestärung des antiparlamentarischen Kurses Paul von Hindenburgs Beamte ­
qutoritäres, antidemokratisches Staatsverständnis Justiz ­
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Wohlwollen gegenüber rechtsradikalen Sraftätern Missachtung des Grundsatzes der Gleichheit Bildung­/Besitzbürgertum ­
Ressentiments gegen moderne Industriegesellschaft und Republik, Obrigkeitsdenken, antimoderne, antiliberale und antisemitische Einstellung → “Vernunftrepublikaner” (​
durch Umstände…) 7. Die Weltwirtschaftskrise und ihre Folgen Allgemeine Entwicklung von einer Wirtschaftskrise zu einer politischen Krise → Legetimationskrise Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise​
nach Friedrich Stampfer ­
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große Verluste der Kapitalisten Großagrarier bedrängen un verlangen nach staatlicher Unterstützung Verschuldung der mittleren und kleinen Bauern Verarmung kleinerer Ladenbesitzer sinkende staatliche Unterstützung der Arbeitslosen Verlust der Zukunftsaussichten für Arbeiterkinder Gehaltkürzungen für Beamte Verlust der sozialpolitischen Verbesserungen für die Arbeiter Internationaler Finanzkreilauf 1924 bis 1931/32 8. Der Übergang zur Diktatur Das Ende der Großen Koalition (1928­1930) → Keine Kompromisse und Mehrheit im Reichstag → politische Krise Krise der parlamentarischen Ordnung durch Brünings Wirtschaft­ und Sozialpolitik / Deflationspolitik ❖ Keine aktive Strategie zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise (z.B durch staatl. Investitionen) ❖ Nutzen der Kriese um eigene Ziele zu erreichen: ➢ Streichung der Reparationszahlungen (D ist nicht mehr in der Lage) ➢ Deflationskurs zur Verringerung der Geldmengen durch ■ Senkung von Staatsausgaben (z.B. Kürzung von Beamtenbesoldung,...) ■ Erhöhung von Steuern und Abgaben ■ Senkung der Preise und Löhne ❖ Durchsetzen dieses Kurses durch Notverodnungen, ungeachtet der sozialen und politischen Krise Ende der Demokratie ❖ 30. Januar 1933: Ernennung Adolf Hitler zum Reichskanzler durch RP Hindenburg ➢ Einrahmung Hitlers in ein “Kabinett der nationalen Konzentration” ➢ Versuch Hitler zu “zähmen” ➢ Errichtung einer nationalistischen Dikatatur innerhalb weniger Monate ➢ Verabschiedung des Ermächtigungsgesetzes am 32. März 1933 und Beendigung der Republik 9. Ursachen für das Scheitern der Weimarer Republik Politische Geschichte Wirtschafts­ und Sozialgeschichte Frauen­ und Geschlechter­ geschichte Alltags­ und Mentalitäts­ geschichte Versagen einzelner Auswirkungen der Politiker in der Weltwirtschaftskrise: Endphase der Republik Bankenzusammen­ brüche, Massenarbeits­ losigkeit u. a. durch Ersten Weltkrieg und Industrialisierung zunehmende Erwerbstätigkeit der Frau Existenzangst durch Weltwirtschaftskrise Institutionelle Schwächen der Weimarer Verfassung: Art. 48, keine Grund­ rechte, Stellung des Reichspräsidenten Ausbau des Sozial­ staats der Weimarer Republik provoziert Widerstand der Arbeit­ geber verändertes Frauenbild: moderne selbstbewusste Frau neben traditionellem Bild der Frau als Hausfrau und Mutter Ablehnung der Demokratie und Obrigkeitsdenken bei großen Teilen des Bildungs­ und Besitz­ bürgertums Versagen der Parteien durch mangelnde Kompromissbereitschaf
t betriebliche Mitbestimmung der Arbeitnehmer schränkt unternehmerische Freiheit ein Problem der Frauenerwerbstätigkeit bei Massenarbeitslosigkeit Ablehnung der Demokratie durch marxistische Ideologie Spaltung der Arbeiterbewegung Anfälligkeit der Entwurzelung und Unternehmer für rechte Verunsicherung großer Ideologien Gesellschaftsteile durch Transformations­ prozesse neuer Jugendkult: einerseits Orientierungslosigkeit der Jugend, andererseits Anfälligkeit für rechte Ideologien Radikalisierung der Parteien Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise auf alle Gesellschaftsschichten Gewaltbereitschaft in der politischen Auseinandersetzung Belastung durch den Versailler Vertrag wirtschaftliche Folgen des Versailler Vertrags Ablehung des Versaillervertrags in großen Teilen der Bevölkerung Demokratiefeindlichkeit von Justiz, Militär und Beamtentum Instrumentalisierung antisemitischer, antidemokratischer Ressentiments durch Republikgegner Präsidialkabinette Warum scheiterte die Weimarer Republik? nach Hagen Schulze (1982) Gründe: ­
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Bevölkerungsmehrheit ist gegen die Republik Parteien und Verbände sind der Demokratie nicht gewachsen Ursachen: ­
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besondere Bedingungen der Geschichte und Entwicklung hin zur Republik politische Belastungen von außen mangelnder Normativer Charakter der Verfassungsordnung destabilisiernder Föderalismus gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedingungen beeiinflussen die Bevölkerung ökonomische Krise →​
Bevölkerung, Gruppen, Parteien und Einzelne dachten und handelten falsch aber: → Bestehende Chance dem Gesetz der parlamentarischen Demokratie zu gehorchen II.
Die Zeit des Nationalsozialismus: Die Deutschen und der Holocaust 1. Jüdisches Leben in Deutschland vor 1933 ZEIT Lebensbedingungen der Juden Kaiserreich 1871­1941 ­
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1.Weltkrieg 1914­1918 ­
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Antisemitische Vorwürfe und Vorurteile ­
gesellschaftlicher Antsemitismus (Parteien, öffentliche Einrichtungen…) patriotisches Bekenntnis zum deutschen Vaterland Verbitterung über “Judenzählung” (1916) ­
“Drückebergerei” (vor dem Wehrdienst) und “Wucher” (erfolgreiche Geldgeschäfte) auf Kosten der kriegsbedingten Not) durch Reichsverfassung rechtliche Gleichstellung 1893: Bürgerlicher Interessensverein 1897: Zionistische Vereinigung zur Unterstützung Palästinas und der Auswanderung Novemberrevolution 1918 ­
jüdische Sympathien für gemäßigte Linke und Engagement in bürgerlichen Parteien ­
besondere Vorliebe vor radikale Linke Weimarer Republik 1919­1933 ­
übezeugte Anhänger der Republik, da vollständige rechtliche Gleichstellung Verbot der Diskriminierung Leistungen in Wissenschaft, Kunst und Kultur ­
1919 “Deutschvölkischer Schutzbund” Anschläge auf und Ermordung von jüdischen Politikern durch Rechtsextreme 1920er Jahre: Aggression wegen wirtschaftlicher Not, ­
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Abwehr von Übergriffen scheitert Plünderungen jüdischer Geschäfte 2. “Volksgemeinschafts”­Ideologie und Antisemitsmus in der NS­Zeit “ V O L K S G E M E I N S C H A F T ” Nationaler Sozialismus ­ Keine Klassengegensätze ­ Natürlicher Platz jedes Einzelnen in der Gesellschaft Etnische Bluts­, Schicksals­ und Willensgemeinschaft ­ “Euthanasie” ­ “Rassenhygiene” ­ Rassismus ­ Antisemitismus ­ Ausgrenzung und Vernichtung “niederer Rassen” Nationales Gemeinschafts­ erlebnis des 1.Weltkreigs ­ Voraussetzung für Kampf um “Lebensraum im Osten” Ablehnung von Demokratie, Parteien, Klassenkampf ­ Unterdrückung politischer Organisationen 3. Führerkult, Propaganda und inszenierte Lebenswelten im NS­Staat Demokratische Entscheidungsprozesse ­
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Willensbeugung von unten nach oben Meinungskonkurrenz und Mehrheitsentscheid Herrschaft und Zeit Herrschaftskontrolle durch Parlamente “Führerprinzip” ­
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Befehlsstruktur von oben nach unten Unterordnung unter charismatische Persönlichkeit Unbegrenztheit der Herrschaft Bestätigung des Führers durch Volksetscheid 4. Jüdisches Leben 1933 bis 1935: Diskriminierung und Ausgrenzung Wertewandel ab 1933 ❖
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Ablösung der bürgerlichen Werte und Normen Rechtsgleichheit keine garantierte Menschen­ und Bürgerrechte fürher: liberal­demokratisch mit bürgerlicher Ordnung Ziel der Nationalsozialisten: “judenfreies großdeutsches Reich” ❖ Umsturz der alten Ordnung ❖ Diskriminierung und Ausgrenzung der Juden führt zur Erniedringung und Verfolgung 5. Phasen der Arisierung 1. Phase: 1933­37 ­
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2. Phase: 1937 ­
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3. Phase: 1938 ­
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Illegale Einziehung jüdischen Eigentums vor allem im Einzelhandel und kleineren und mittelgroßen Betrieben Verdrängung der Juden aus dem öffentlichen Dienst und den freien Berufen staatliche Systematisierung im Rahmen des Vierjahresplans mit dem Ziel, die Auswanderung der Juden zu erzwingen Einfrierung jüdischer Vermögen auf Sperrkonten zur Rüstungsfinanzierung Zwang der Anmeldung von jüdischen Vermögen über 5000 RM und der Unterliegung von Verfügsbeschränkungen Scheinübertragung jüdischer Betriebe an nichtjüdische Teilhaber, welche unter Strage gestellt wurden Neue Berufsverbote (1938: 60000 jüdische Arbeitslose im Vergleich zu 30000 im Vorjahr) Radikalisierung durch das Novemberprogrom: entscheidungslose staatliche Zwangsenteignung und “Zwangsarisierung” aller jüdischen Betriebe zum 1. JAnuar 1939 Zwangsverkauf zu festgelegten Niedrigpreisen von Wertpapieren November 1941: Vermögen der nach Osten deportierten Juden fiel an den Staat 6. Zeittafel zur NS­Judenpolitik a. 1933 bis 1935: Antsemitische Übergriffe und Maßnahmen der Bevölkerung 1. April 1933 ­ reichsweite Boykottaktion gegen jüdische Geschäffte ­ Vertreibung jüdischer Richter, Anwälte... 7. April 1933 ­ “Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums” = Entlassung der jüdischen Beamten (Ausnahme: ehem. Frontsoldaten) ­ jüdische Ärzte bekamen keine Kassenzulassungen ­ Einschräkung der Ausbildungs­ und Studienmöglichkeiten ab 1934 ­ zunehmend antisemitische Ortseingangsschilder ab 1935 ­ systematische Entrechtung “Nürnberger Gesetze” und Ausgrenzung → Ideologie eines Erlösungsantisemitismus → Antisemitismus der Tat 15. September 1935 ­ “Reichsbürgergesetze” nahm Juden die politischen Bürgerrechte ­ “Abstammungsnachweis” kategorisiert jüdische Bürger in “Voll”­, “Halbjuden und “Mischlinge” ­
“Blutschutzgesetz” verbot Beziehungen zwischen Juden und “Ariern” b. 1936 bis 1939: Systematische Entrechtung nach den “Nürnberger Gesetzen” seit 1933 ­ “Arisierung” ­ Verkauf vieler jüdischer Geschäffte und Firmen unter ihrem Wert ab 1937 ­ Zerstörung der wirtschaftlichen Existenz der Juden und der Bereicherung des Staats und der deutschen Gesellschaft an deren Vermögen März 1938 ­ jüdische Gemeinden hören uaf, Körperschaften öffentlichen Rechts zu sein April 1938 ­ jüdisches Vermögen muss angemeldet werden, bereitet anschließende Enteignung zur Finanzierung des Vierjahresplans vor Sommer 1938 ­ Brandanschläge auf Synagogen August 1938 ­ Verpflichtung, die jüdischen Vornamen “Sara” und “Israel” als Namenszusatz anzunehmen Oktober 1938 ­ rotes “J” im jüdischen Reisepässen ­ jüdische Ärzte verlieren ihre Approbation und dürfen nur noch Juden behandeln 9./10. November 1938 Reichsprogromnacht ­ Zerstörung zahlreicher Synagogen, jüdischer Geschäffte, Wohnungen und Friedhöfen = organisierter Terror, für dessen Terror jüdische Bevölkerung Schadensersatz leisten muss November 1938 ­ Ausschluss aus allen öffentlichen Schulen und Hochschulen Dezember 1938 ­ Führerscheinentzug zum 1. Januar 1938 ­ entschädigungslose Zwangsenteignung und “Zwangsarisierung” aller jüdischen Betriebe ­ Berufsverbot und Streichung aller Versicherungen und Versorgungsansprüche c. 1939 bis 1945: Kriegsphase: Endgültige Ausgrenzung, Zwangsarbeit und Deportationen März 1939 ­ Annexion der Tschechoslowakei und Übertragung aller antijüdischen Maßnahmen des Reiches auf die annektierte Gebiete September 1939 ­ antijüdischer Terror durch Einsatzgruppen der SS und des SD sowie Reserve­Polizeibataillone und Angehörige der Wehrmacht bis Ende 1939 ­ Ermordung von 7000 polnischen Juden ­ Isolierung von 90000 polnischen Juden in neu geschaffenen Gettos Sommer 1941 (bis Kriegsende 1945) ­ kriegsbegleitend systematische Vernichtung ­ vereinzelte Widerstandsmaßnahmen in Nord­, Süd­ und Osteuropa Juni 1941 ­ Überfall auf die Sowjetunion und Massenerschießungen sowjetischer Juden (von 4,7 Millionen starben Ende 1942 ca. 2,2 Millionen) ab Herbst 1941 ­ Deportationen der Juden aus deutschen Reichsgebiet ­ gleichzeitiges Ausreiseverbot 20. Januar 1942 “Wannsee­Konferenz” ­ Zwangsarbeit und systematische Ermordung von 11 Millionen europäischen Juden unter Beteiligung der SS, anderer NS­Organe, der Wehrmacht und zahlreicher Industriegbetriebe ­ Errichtung der Vernichtungslager Auschwitz, Treblinka, Chelmo, Sobibor und Majdanek ­ Ausbeutung der Arbeitsfähigen als Sklavenarbeiter und Vergasung der Kinder unter 15 Jahren, Frauen, Kranken und Alten mit dem Blausäurepräparat “Zyklon B” bis Kriegsende 1945 ­ Ermordung von 3 Millionen Juden und über 200000 Sinti und Roma Ziele der Wannsee­Konferenz und der Judenpolitik: Ablösung der Auswanderung der Juden durch Evakuierung nach Osten Evakuierung als Übergangslösung Evakuierung als Erfahrungsfeld für die “Endlösung” in Bezug auf 11 Millionen Juden Hauptziel: Vernichtung der europäischen Juden ➢ indirekt durch Arbeit ➢ direkt duch gezielte Ermordung ❖ Begründung für den massenhaften Mord ➢ sozialdarwinistische These von der berbleibenden jüdischen Bevölkerung als “natürliche Auslese” ❖
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7. Die Deutschen und die Judenverfolgung: Historikermeinungen Historiker/in Gemeinsamkeiten Marion Kaplan ­
über die Reaktion auf den Novemberpogrom ­
gezielte Unwissenheit der deutschen Bevölkerung Ausnutzung jüdischer Nachbarn Hilfe und Unterstützung von Teilen der Deutschen ­
Brutalität und Beteiligung an Ausschreitungen ­
Ausnutzung und Unterstützung mit Hilfe für jüdische Nachbarn ­
aggresives Vorantreiben der Arisierung ­
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gezielte Unwissenheit Desinteresse ­
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Widerwillen gegen Gewalt Übersättigung mit antisemitischer Propaganda ­
Christoph Nonn über Verhaltensweisen der Käufer bei “Arisierungen” Peter Longerich über das Verhalten der deutschen Bevölkerun​
g Unterschiede 8. Ursachenforschung und Konroversen Peter Longerich: Was erfuhren die Deutschen während des Krieges über den Holocaust im Jahr 1942 ­ Gerüchte über Erschießung der Juden im Osten weit verbreitet zweite Jahreshälfte 1942 ­ indirekte Bestätigung der Gerüchte durch die Parteikanzlei und verstärkte antisemitische Propaganda sowie Rechtfertigung der immer offener bekannten Judenvernichtung als Prophylaxemaßnahme ­ “Öffentliches Geheimnis”: ​
deutsche Bevölkerung als Mitwisser und Zeuge des Massenmords Frühjahr 1943 ­ neue Richtung der NS­Propaganda: Im Falle einer Kriegsniederlage werde das deutsche Volk für die Judenvernichtung zur Verantwortung gezogen ab Mitte 1943 ­ mit immer wahrscheinlicher werdender Niederlage zunehmender Unwille der Bevölkerung, sich mit dem Massenmord der Juden zu befassen ­ große Grauzone zwischen Wissen und Unwissen 1944/45 ­ Zurücktreten des Themas in der NS­Propaganda und der Deutschlandpropaganda der Alliierten förderte die Verdrängung nach Kriegsende 1945 ­ vorherrschende Haltung = zur Schau getragene Indifferenz und Passivität = Versuch, sich der Verantwortung durch Ahnungslosigkeit zu entziehen Weitere Opfer des NS­Rassismus Auffassung der Rassenhygiene, welche Hilfsmaßnahmen für Schwache und Bedürftige abwehrte. Ausgegrenzt aus der deutschen “Volksgemeinschaft” wegen “rassistischer Minderwertigkeit” wurden: ❖
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“Nicht­Arier”, d.h. Juden alte und kranke Menschen wie körperlich, geistig und seelisch Behinderte “Volksschädlinge”: Menschen ohne festen Wohnsitz, Homosexuelle, Prostituierte, Kriminelle Nicht­Angehörige der “nordisch­germanischen Herrenrasse”: Sinti und Roma, slawische Minderheiten, alle slawischen Völker Methoden des NS­Regimes ab 1933 ­ staatliche Erfassung der als “rassisch minderwertig eingestuften” Sinti und Roma 14. Juli 1933 ­ Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses”: Zwangsterilisationen, Kampagne in den Massenmedien ab 1936 ­ pseudowissenschaftliche Klassifizierung durch “Rassenhygiene­Institut” ab 1939 ­ “Euthanasie­Programm”: Massenvernichtung Behinderter durch Nahrungsmittelentzug, Vergasung und Vergiftung (nach Protesten heimlich fortgesetzt ab 1941 ­ Deportationen der Sinti und Roma aus den besetzen Gebieten in die Konzentrations­ und Vernichtungslager nach Polen (nach Schätzungen ca. 200000 bis 500000 Todesopfer) Kontroverse: Wer war Schuld am Holocaus? a. Hans Ulrich Wehler über die Rolle des “Führers” bei der Durchführung des Holocaust Schlüsselposition: Hitlers Weltbild mit radikalisierter biologistischen Antisemitismus Interpretationsmonopol in Weltanschauungsfragen des charismatischen Führers “Führer” als letzte Entscheidungsinstanz Hitler = personales Entscheidungs­ und Machtzentrum der europaweiten Mordaktion mit Hunderttausenden Aktivisten und Millionen Helfern Wehler wendet sich gegen die Auffassung, der Holocaust sei nur durch einen “kumulativen Radikalisierungsprozess” zustande gekommen. ❖
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b. Götz Aly über die Rolle der deutschen Bevölkerung bei der Durchführung des Holocaust ❖ NSDAP verband die Idee der reassisitschen Ungleichheit mit der “Volksgemeinschafts”­Ideologie, die den Deutschen mehr Chancengleichheit verhieß (als in der Weimarer Republik…) ❖ Sozialstaat der Nazionalsozialisten: Unterstützung der Familien auf Kosten der Alleinstehenden und Kinderlosen, Schutz der Bauern ❖ Finanzierung durch “Raub­ und Rassenkrieg” (gegen die Juden) ❖ “Liquidierung jüdischer Vermögen wöhrend des 2. Weltkriegs 15 bis 20 Milliarden RM ❖ Bezahlung der Soldatenlöhne aus den Hinterlassenschaften der ermordeten Juden ❖ “Ausbeutung jüdischer Zwangsarbeiterinnen (50% des Lohnes fielen an die Staatskasse um die Rüstungsindustrie zu finanzieren) ❖ Folge: 95% der Deutschen profitierten direkt von der Ausbeutung und Vernichtung europäischen Juden Aly wendet sich gegen die Auffassung, dass nur die NS­Funktionäre und ihre Administration für den Holocaust verantworlich gewesen seien. Kontroverse: Die Deutschen und der Holocaust ­ ein nationales Projekt? a. Daniel Jonah Goldhagen über die antisemitische Einstellung der Deutschen ❖ kein Zwang (wie wirtschaftliche Not oder wirksamer Druck) brachte die Deutschen dazu Juden zu töten ❖ Jahrhundertealtes Verhaltensmuster der deutschen Kultur als Auslöser ❖ die Grundlage war die Zustimung und Unterstützung des NS­Regimes vieler Deutschen Der deutsche Antsemitismus machte viele Deutsche zu “Hitlers willligen Vollstreckern”. b. Ulrich Herbert über die “passive Hinnahme der nationalistischen Vernichtungspolitik” ❖ Desinteresse der Bevölkerung ❖ ausgeprägter Mangel an Wertekanon wie Minderheitenschutz und ethischen Normen ❖ Gleichgültigkeit, Abstumpfung und Verdrängung Motive der deutschen Bevölkerung seien besorgniserregend, da sie sich nicht auf die Einmaligkeit historischer Ereignisse oder der deutschen Geschichte beziehen, sondern hochaktuell sind und sich jederzeit wiederholen könnten. III.
Die frühe Bundesrepublik Deutschland: Erfolg der Demokratie durch Wohlstand? 1. Der Kalte Krieg und die Westbindung der Bundesrepublik Deutschlandpolitik der Westallierten seit 1946/47 Atlantik­Charta 1941 ­ Ziel: Deutsches Reich wirtschaftlich und politisch nachhaltig zu schwächen ­ Konzeptionen zur Zerstückelung und Verkleinerung Deutschlands durch Briten und Amerikaner Morgenthau­Plan 1944 ­ Umwandlung Deutschlands n ein Agrarland ­ Zerstückelung würde Verarmung Deutschlands zur Folge haben und deshalb wirtschaftlichen Schaden für Allierte Konferenz von Potsdam 1945 ­ Erhalt von Deutschlands wirtschaftlicher Einheit ­ Demokratisierung, Denazifizierung, Demilitarisierung, Dezentralisierung ­ divergierende gesellschaftiche und wirtschaftliche Vorstellungen ­ Ost­West­Gegensatz Bizone 1. Januar 1947 ­ wirtschaftliche Zerschmelzung der beiden Zonen (GB/USA) ­ Ziel: Beschleunigung des wirtschaftlichenm Aufschwungs Marschallplan 1947 ­ Hilfsprogramm zum Wiederaufbau Europas der USA in Form von Krediten, Rohstoffen, Lebensmitteln und Waren für alle kooperationswillige Staaten Truman­Doktrin 1948 ­ Politik der Eindämmung geen den Kommunsimus ­ NATO übernimmt militärische Sicherheitsgarantie für westeuropäische Staaten Währungsreform 1948 ­ Grundlage für den Weg zur Marktwirtschaft ­ ökonomischer Wiederaufbau Westdeutschlands Petersberger Abkommen 1949 ­ Deutschland darf konsularische Beziehungen zu anderen Staaten aufnehmen und internationalen Organisationen beitreten ­ weitesgehend Ende der Demontagen Stalin­Note 1952 ­ Störmanöver der Russen: Angebot von Verhandlungen über die deutsche Frage ­ scheinbarer Friedensvertrag Stalins: Neutralisierung Deutschlands und Forderung des Abzugs der Alliierten aus Deutschland Doppelte Westbindung Deutschlands ❖ nicht nur wirtschaftlicher Wiederaufbau, sondern auch politische, sowie militärische Zusammenarbeit ➢ Wiederbewaffnung und NATO­Beitritt als Sicherheitsgewährleistung ➢ Westbindung hat Vorrang vor der Wiedervereinigung: “Freiheit vor Einheit” ❖ Souveränität der BRD → liberale Demokratie ❖ Mitgleidschaft in der EGKS und dann in der EWG (später EU) ❖ Annäherung an Frankreich (deutsch­französische Freundschaft) 2. Lehren aus Weimar und der NS­Zeit: Das Grundgesetz der Bundesrepublik “Fehler” in der deutschen Geschichte ­
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Konsequenzen des Grundgesetzes Verfolgung und Vernichtung von Millionen Menschen durch nationalsozialistische Diktaturen ­
Scheitern der Weimarer Republik Zerstörung der Demokratie ­
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unbedingter Schutz der Grund­ und Menschenrechte Ewigkeitsklausel Bundesverfassungsgericht wehrhafte Demokratie: institutionelle Sicherungen, die eine Diktatur bzw. Machtübernahme durch ein totalitäres System unmöglich machen soll Bundesverfassungsgericht Möglichkeit, verfassungsfeindliche Parteien und Vereinigungen zu verbieten antitotalitäerer Geist des Grundgesetzes Ende der Weimarer Republik: Regierung ohne Parlamentsmehrheit, Präsidialkabinette, vorzeitige Parlamentsauflösungen, häufige Regierungswechsel ­
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Nebeneinander von präsidialem und parlamentarischem System ­
Parlament im Zentrum politischer Entscheidungsprozesse ­
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schwache Position des Reichskanzlers Abhängigkeit vom Vertrauen des Reichspräsidenten ­
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starke Position des Bundeskanzlers Abhängigkeit vom Vertrauen des Parlaments ­
Misstrauen gegen einzelne Reichsminister ­
Bundesminister vom Kanzler berufen und entlassen ­
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vom Volk gewählter Reichspräsident “Ersatzkaiser” Präsidialkabinette ­
Macht des Bundespräsienten stark zugunsten des Bundestags und des Bundeskanzlers eingeschränkt von der Bundesversammlung gewählt v. a. repräsentative Funktion ­
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Diktatur ­
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Sicherstellung einer stabilen politische Ordnung und der Kontinentualität der Regierungsarbeit konstruktives Misstrauensvotum Föderalismus Gewaltenteilung zwischen Bund und Ländern Bundesländer durch den Bundesrat an der Gesetzgebung beteiligt ­
plebiszitäre Elemente (direkte Demokratie) ­
Verzicht auf Volksentscheid ­
spezielle Funktionen der Parteien in der Verfassung nicht erwähnt Polarisierug durch Weltanschauungsparteien ­
Betonung der Rolle der Parteien als wsentliche Pfeiler der Demokratie und ihrer Funktion bei der politischen Willensbildung Parteienzersplitterung ­
politische Stabilität durch personalisiertes Verhältniswahlrecht und 5%­Klausel ­
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keine Zersplitterung des Parteienspektrums 3. Die Auseinandersetzung mit der NS­Vergagenheit in der Bundesrepublik Zeittafel zur ​
Entnazifizierung, “Umerziehung” ​
(kritische Reflexion, auch Widerstand)​
und Amnestie ​
(Abbruch und Verdrängung) 1945/46 ­ Internationaler Militärgerichtshof in Nürnberg: Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher 1946 bis 1949 ­ Nürnberger NAchfolgeprozesse gegen hochrangige NS­Funktionäre, Mediziner, Juristen, Industrielle, SS­Polizeiführer, Militärs, Beamte und Diplomaten 1945 bis 50 ­ Entnazifizierung​
(Fragebögen und Umfragen der Bevölkerung) 1945 bis 47 ­ Demokratisierung durch ​
“Umerziehung” 1947 ­ Wandel der geopolitischen Situation ­ Truman­Doktrin und Marschallplan kennzeichnen den Wendepunkt in der sich verändernden Definition von Reeducation der Alliierten ­ Beginn des Kalten Kriegs ­ Westintegration der BRD Ende der 1940er­Jahre ­ Schlussstrich­Debatte: Ende der Entnazifizierung und Umerzeihung? 1949 ­ und 1954 Straffreiheitsgesetze ­ Amnestie​
für zahlreiche Nazi­Täter 1950 ­ Richtlinien zum Abschluss der Entnazifizierung 1951 ­ 131­Gesetz: Wiedereingliederung von Beamten, die 1945 von den Alliierten aus politischen Gründn entlassen wurden, und von ehemaligen Berufssoldaten in den öffentlichen Dienst Verhaltensweisen und Handlungsmuster ❖ Vertuschung persönlicher Verstrickungen ❖ Schlussstrichmentalität ❖ Entwicklung einer Erinnerungskultur ❖ offizeille Wiedergutmachungspolitik gegenüber Israel ❖ 1952: Wiedergutmachungsabkommen → finanzielle Hilfe für Israel ❖ kritische Auseinandersetzung mit der NS­Vergangenheit in der deutschen Öffentlichkeit seit den 1960er­Jahren 
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