Physikkurs – erhöhtes Anforderungsniveau – St. Ursula-Schule Hannover – 29.03.2008 ☼ Potenzialtopf-Modell des Kerns Bezug zu den Schwerpunkten / RRL Fragestellung(en) Benutze die Links, um zu den einzelnen Kategorien zu gelangen! Experiment(e) Hintergrund Simulationen Übungen / Aufgaben Anwendungen Quellen Bezug zu den Schwerpunkten / RRL Thematischer Schwerpunkt 3: Atome – Hülle und Kern: Entwicklung der Modellvorstellung des linearen Potenzialtopfes; Übertragung der Modellvorstellung des linearen Potenzialtopfes auf den Atomkern Λ Fragestellung(en) Wie lauten die wichtigsten Merkmale des Potenzialtopfes des Kerns? Wie lassen sich die drei Strahlungsarten mit diesem Modell deuten? Wie hoch ist der Potenzialwall? Λ Experiment(e) Der Topf der Protonen hat eine geringere Tiefe, da die Protonen aufgrund der gegenseitigen elektrostatischen Abstoßung weniger stark gebunden sind im Vergleich zu den Neutronen, auf die nur die starke anziehende Kernkraft wirkt. In beiden Töpfen ist das Termschema der jeweiligen Nukleonenart eingezeichnet; die einzelnen Energieniveaus liegen im Allgemeinen auf unterschiedlichen Höhen und besitzen nach oben hin geringer werdende Abstände. Wie bei der Besetzung der Atomhülle gilt auch hier das Pauli-Prinzip: nur maximal zwei Nukleonen können sich auf dem gleichen Energieniveau befinden. Neutronen können ohne Überwindung abstoßender Kräfte an den Kern herangeführt werden (Neutronen Einfang). Protonen können nur unter Aufwand zusätzlicher Energie an den Kern herangeführt werden, da sie im Bereich des Kerns elektrostatisch abgestoßen werden. Sie müssen also den so genannten Potenzialwall überwinden und damit zusätzliche Energie aufnehmen. Diese zusätzliche Energie benötigt es auch beim Verlassen des Kerns zur Überwindung des Potenzialwalls. Deutung der Strahlung Ein Proton oder Neutron wechselt aus einem höheren in ein niedrigeres Energieniveau und emittiert den Differenzbetrag als Strahlung (Photonen): keine Λ Hintergrund A Z X* A Z X . Strahlung Deutung der Unter dem höchsten besetzten Neutronenniveau befindet sich ein unbesetztes Protonenniveau – ein Neutron wird unter Aussendung von einem Elektron zum Proton: A Z A Z 1 X Y 0 1 e Energie . Unter dem höchsten besetzten Protonenniveau befindet sich ein unbesetztes Neutronenniveau – ein Proton wird unter Aussendung von einem Positron zum Neutron: Deutung der A Z A X Z 1Y Strahlung 0 1 e Energie . 238 Am Beispiel des Zerfalls von U sollen die BeZerfalls betrachtet werden. sonderheiten des 1 Teilchen mit der kinetischen Energie von 4, 2MeV , aber Teilchen mit einer Energie von 8,8MeV 234 können in den Tochterkern Th nicht eindringen. Beobachtet wird die Emission von Potenzialtopfmodell des Atomkerns In der Grafik sind die Potenzialtöpfe für Protonen (links) und Neutronen (rechts) zusammengefasst. © arei 1 / 2 1 Physikkurs – erhöhtes Anforderungsniveau – St. Ursula-Schule Hannover – 29.03.2008 238 92 U Die Zerfallsformel lautet: 234 90 4 2 Th . Tochternuklid und Teilchen stoßen sich gegenseitig aufgrund ihrer positiven Ladungen ab. rK Teilchen die Q1 Q2 potenzielle Energie E pot . Die 4 0 rK Ladung des Tochternuklids beträgt Q1 90e , die des Teilchens Q2 2e . r K ist der Abstand der Mittelpunkte des Th Kerns und des Teilchens , die gerade soweit voneinander Im Abstand besitzt das entfern liegen, dass keine Kernkräfte mehr wirken. Teilchen müssen Die gemessenen den Po- tenzialwall bereits in der Höhe von 4, 2MeV durchtunnelt haben, denn sonst müsste eine höhere Energie gemessen werden. Einzelne Nukleonen benötigen zum Verlassen des Kerns eine Separationsenergie von ca. 8 MeV. Bilden sich Teilchen im Kern, so wird Bindungsenergie frei, die sich berechnen lässt. Die Summe der vereinigten Einzelmassen beträgt: 2 mN des m 2 mP 27 6, 6950 10 6, 6447 10 „Massendefekt“ von Die Masse Teilchens beträgt: entstehenden 27 kg. kg . Hieraus ergibt sich ein m 5, 03 10 29 kg . Dieser E mc2 einem 28, 22MeV , der dem Verlust an Masse bedeutet nach Energiebetrag von rw rTh r rK Mit rK 11, 6 10 Energie des E pot 15 m folgt für die potenzielle Teilchens im Abstand r K : 22,34MeV . Diese Energie müsste bei Trennung des Teilchens vom Th Kern gemessen werden; gemessen werden aber nur 4, 2MeV . Hierzu würde der Abstand der rE 61, 7 10 Energie des E pot 15 m gehören. Da die potenzielle Teilchens im Abstand r K 22,34MeV beträgt, müsste einem Teilchen diese Energie zugeführt werden, um es in den Potenzialtopf des Th Kerns zu transportieren. Die berechnete potenzielle Energie ist also die Höhe des Potenzialwalls, der am Rand des Potenzialtopfes des Th Kerns zu berücksichtigen ist. E Teilchen zum Verlassen des Kerns zur Verfügung steht. Selbst diese Energie reicht jedoch nicht aus, um das Teilchen vom Kern zu separieren und es anschließend noch über den Potenzialwall zu heben. Aufgrund der Heisenbergschen Unschärferelation besitzt das Teilchen zwar noch einen weiteren Energiebetrag, da es im Kern mit geringer Ortsunschärfe eingesperrt ist und deshalb eine große Impulsunschärfe besitzt. Insgesamt ist jedoch die Summe aller Energien, die den meisten Teilchen zum Verlassen des Kerns zur Verfügung steht, im Allgemeinen zu klein. Und dennoch verlässt es mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit den Kern: „In einem 238 U -Kern ... stoßen 38 Teilchen 10 mal gegen den Potenzialwall, bevor eine Durchdringung gelingt.“ (siehe Metzler) Diesen Effekt bezeichnet man als TUNNELEFFEKT. Er besagt, dass die Antreffwahrscheinlichkeit für das Teilchen außerhalb des Kerns trotz zu geringer Gesamtenergie nicht null ist. Λ Simulationen Simulation und Erläuterungen Λ Übungen / Aufgaben keine Λ Anwendungen Deutung der radioaktiven Strahlung Λ Quellen 2 Impulse Physik (Klett 978-3-12-772600-8) Metzler Physik (Schroedel 3-507-10700-7) Energieverhältnisse beim Alphazerfall Λ © arei 2 / 2 2