104 Lektion 25 p Vorhofflimmern und Vorhofflattern Normal RSB-Bild rsR' Aberranz Rsr' ventrikuläre Extrasystole Abb. 141 Gegençberstellung der elektrokardiographischen Befunde bei Rechtsschenkelblock, aberranter Leitung bei Vorhofflimmern und ventrikulårer Extrasystolie im Vergleich zum Normalbefund. Typische Kennzeichen der Aberranz bei Vorhofflimmern und Vorhofflattern sind somit Ein kurzes RR-Intervall folgt einem vorangegangenen, besonders langen RR-Intervall. Verbreitertes, triphasisches Schenkelblockbild, Merke Die håufigsten Rhythmusstærungen im Erwachsenenalter sind Vorhofflimmern und Vorhofflattern. Beim Vorhofflimmern findet keine organisierte Vorhofkontraktion statt, und das Schlagvolumen des Herzens nimmt dadurch ab. Vorhofflimmern ist charakterisiert durch fehlende P-Wellen und absolut unregelmåûige Kammererregungen (¹Absolute Arrhythmieª). Zwischen den QRS-Komplexen sind Flimmerwellen zu erkennen, am besten in den Ableitungen II und V1. Vorhofflattern ist durch kreisfærmige Erregungen im Vorhof charakterisiert und kommt in zwei Typen vor: Beim Typ I des Vorhofflatterns (klassischer Typ) sind die Flatterwellen in den Ableitungen II, III und aVF negativ, beim Typ II des Vorhofflatterns (ungewæhnlicher Typ) sind sie in diesen Ableitungen positiv. Die Frequenz der Flatterwellen betrågt beim Typ I 220±350/min, beim Typ II 340±430/min. Die AV-Ûberleitung ist gewæhnlich 2:1, 3:1, 4:1. Elektrokardiographisch ist das Vorhofflattern durch regelmåûige ¹sågezahnartigeª Flatterwellen charakterisiert, die am besten in den Ableitungen II, III und aVF nachzuweisen sind. EKGs (38): Vorhofflimmern s. S. 206 (39): Leitungsaberranz bei Vorhofflimmern s. S. 208 (40): Vorhofflattern s. S. 210 håufig rechtsschenkelblockåhnlicher QRS-Komplex (Abb. 142). QRS mit Aberranz QRS II QRS QRS QRS QRS Abb. 142 Elektrokardiographische Befunde beim Vorhofflimmern: regelrechte QRS-Komplexe bei Vorhofflimmern und ein deformierter QRS-Komplex bei aberranter Leitung. Schuster, Trappe, EKG-Kurs fçr Isabel (ISBN 3131272848), c 2005 Georg Thieme Verlag Ventrikulåre Extrasystolen Lektion 26 Ventrikulåre Rhythmusstærungen Bei den ventrikulåren Rhythmusstærungen unterscheidet man ventrikulåre Extrasystolen, nicht anhaltende und anhaltende ventrikulåre Tachykardie, Kammerflattern und Kammerflimmern. Alle ventrikulåren Rhythmusstærungen sind durch charakteristische elektrokardiographische Befunde geprågt. Ventrikulåre Extrasystolen Ventrikulåre Extrasystolen kænnen in jedem Teil der Kammermuskulatur entstehen und breiten sich auf abnormalen Wegen im Ventrikelmyokard aus. Elektrokardiographisch sind ventrikulåre Extrasystolen charakterisiert durch vorzeitigen Einfall eines QRS-Komplexes, der verbreitet (i 110 msek) und schenkelblockartig deformiert ist sowie fehlende P-Wellen. Bei einer linksventrikulår entstandenen Extrasystole wird der linke Ventrikel vorzeitig vor dem rechten Ventrikel erregt, und es liegt elektrokardiographisch das Bild eines Rechtsschen- kelblocks vor (Abb. 143). Bei der rechtsventrikulåren Extrasystole wird der rechte Ventrikel vor dem linken Ventrikel erregt, so dass die Extrasystole das Bild eines Linksschen- kelblocks zeigt (Abb. 144). Ein charakteristischer Be- RR fund der ventrikulåren Extrasystolie ist die kompensatorische Pause : Im Gegensatz zur supraventrikulåren Extrasystole ist der Sinusknotenimpuls durch die ventrikulåre Extrasystole nicht gestært, ein Sinusimpuls trifft deshalb auf eine Kammer, die durch die Extrasystole absolut refraktår ist und erst durch den nåchsten Sinusknotenimpuls wieder erregt werden kann. So entsteht bei der ventrikulåren Extrasystolie eine kompensatorische Pause, wobei die RR-Abstånde vor und nach der Extrasystole den RR-Abstånden von zwei normalen Ausschlågen entsprechen (Abb. 143, 144). Nach der Morphologie unterscheidet man monomorphe (monotope) Extrasystolen, wenn die Extrasystolen eine jeweils identische Form (gleiche QRSKonfiguration) haben, da sie aus nur einem Ursprungsort im Ventrikel kommen (Abb. 145) und polymorphe (polytope) Extrasystolen, wenn unterschiedliche Formen der Extrasystolen (verschiedene QRS-Komplex-Morphologien) vorkommen, da mehrere Ursprungsorte vorliegen (Abb. 145). Nach dem zeitlichen Auftreten spricht man von einem Bigeminus, wenn jeder normale QRS-Komplex von einer Extrasystole gefolgt wird, und von einem Trigeminus, wenn auf einen normalen QRS- 2 x RR V1 LV LA RV RA Abb. 143 Darstellung des Mechanismus und des elektrokardiographischen Bildes einer linksventrikulåren Extrasystole. Schuster, Trappe, EKG-Kurs fçr Isabel (ISBN 3131272848), c 2005 Georg Thieme Verlag 105