Reisekrankheiten, die man fürchten sollte

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Reisekrankheiten, die man fürchten sollte - Spektrum der Wissenschaft
16.07.14 22:24
Wissen | 15.07.2014
PLAGEGEISTER
10 Reisekrankheiten, vor denen man sich fürchten
sollte
Die Reisezeit wird ja gerne mal als die schönste Zeit angepriesen. Doch können
heimtückische Parasiten einem diese auch ordentlich vermiesen. Für unsere Leserschaft
haben wir hier eine Liste der unerfreulichsten Mitbringsel aus dem Urlaub
zusammengestellt.
http://www.spektrum.de/wissen/10-reisekrankheiten-vor-denen-man-sich-fuerchten-sollte/1300240
VON SANDRA GANDRÉ
© Josef Reischig / CC-by-SA-3.0
CC BY-SA
10 Leishmaniose
Diese Parasitenerkrankung kommt nicht nur in den Tropen und Subtropen vor, sondern auch in Südeuropa –
bedingt durch den Klimawandel haben es die krankheitsübertragenden Sandmücken mitunter sogar nach
Deutschland geschafft. Wenn die nur bis zu vier Millimeter kleinen Blutsauger ihren Rüssel in die Haut des
Opfers stechen, findet die Übertragung von Protozoen der Gattung Leishmania von Insekt auf Wirbeltier statt.
Leishmanien reifen bevorzugt in den Makrophagen des Wirts heran, die sie sozusagen als "trojanisches Pferd"
nutzen und so umprogrammieren, dass die T-Helferzellen nicht mehr rekrutiert werden können. Die Parasiten
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vermehren sich nun ungehindert und richten allerlei Schaden im Körper an: Von juckenden, roten Hautknoten
über Geschwüre ("Orientbeule") bis hin zu Gewichtsverlust, Fieber und dem Befall innerer Organe ("Kala
Azar"), so dass sich Milz und Leber vergrössern. Drei verschiedene Leishmania-Arten sorgen für eine breite
Palette an möglichen Symptomen.
Die Leishmaniose tritt auch vor allem im Mittelmeerraum vermehrt bei Hunden auf – seit 2011 existiert für die
Vierbeiner aber immerhin ein Impfstoff. Derweil müssen sich die Halter weiter mit Insektenabwehrmitteln
einsprühen, die DEET oder Permethrin enthalten. Bei Infektion können Antibiotika Abhilfe verschaffen, jedoch
neigen Leishmanien zur Resistenzbildung. Auch eine Immuntherapie, die eine Bildung der T-Helferzellen
fördert, kann wirken.
© Amofah, G. et al.: Buruli Ulcer in Ghana: Results of a National Case Search. In: Emerging Infectious
Diseases 8, S. 167–170, 2002, fig. 1
public domain
9 Buruli-Ulkus
Wer im südlichen Afrika, in Asien oder Lateinamerika Urlaub macht, könnte auch mit Mycobacterium ulcerans
Bekanntschaft schliessen- dem Erreger einer Infektionserkrankung von Haut und Weichteilen. M. ulcerans setzt
das Toxin Mykolakton frei, das zu Gewebeschädigung und Hemmung der Immunantwort führt.
Nach dem Befall durch das Bakterium bilden sich vorrangig an Armen und Beinen zunächst unaffällige kleine
Knoten, die sich unbehandelt zu schmerzhaften, offenen Geschwüren weiterentwickeln- im schlimmsten Falle
wird auch der Knochen in Mitleidenschaft gezogen. In der Regel begleitet auch Fieber die Schwellungen. Bis
dato ist der Übertragungsmechanismus unbekannt – Experten jedoch verdächtigen diverse Mückenarten wie
auch Wasserwanzen, da die meisten Krankheitsfälle in der Nähe von Flüssen oder Sumpfland auftraten.
Ein spezifischer Impfstoff existiert nicht, allerdings liebäugeln Forscher mit der BCG-Vakzine gegen den nah
verwandten Erreger der Tuberkulose, Mycobacterium tuberculosis. Die Infektion wird mit Antibiotika wie
Streptomycin über einen längeren Zeitraum behandelt – bei frühzeitiger Erkennung stehen die Heilungschancen
beruhigenderweise gut.
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© CDC / Ladene Newton
8 Onchozerkose – die Flussblindheit
"Baden gehn, Waden sehn – das ist schön"! Vermutlich das Angriffsmotto von Kriebelmücken der Gattung
Simuliidae, wenn sie nichtsahnende Badegäste in schnell fließenden tropischen Gewässern Mittel- und
Südamerikas attackieren. Mit dem Blutmahl bescheren sie dem Menschen gelegentlich eine böse
Überraschung: Die Mücken sind Zwischenwirte von Onchocerca volvulus, einem parasitären Fadenwurm.
In der Mücke wartet der Wurm als infektiöse Larve auf einen Stich. Einmal übertragen wandert er teils über
Jahre durch das menschliche Bindegewebe und wächst heran. Ausgewachsene Tier von 40 bis 70 Zentimentern
Länge verursachen stark juckende Knoten direkt unter der Haut – hier produziert der weibliche Fadenwurm
auch täglich 700 bis 1500 Nachkommen, die Mikrofilarien. Sterben diese ab, werden Toxine freigesetzt. Die
Folge sind die sogenannte Leoparden- oder auch Eidechsenhaut, während die Augen oft irreversibel geschädigt
werden und der Infizierte erblindet.
Ein Impfstoff gegen die Parasiten existiert derzeit noch nicht, zur Vorbeugung dienen auch hier Moskitonetze
und Insektenspray. Bei Infektion können antiparasitäre Medikamente wie Ivermectin zwar die Larven abtöten,
nicht aber erwachsene Tiere. Die Hautknoten müssen chirurgisch entfernt werden.
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© CDC
7 Chagas-Krankheit
Die Chagas-Krankheit, auch amerikanische Trypanosomiasis genannt, wird durch den einzelligen Parasiten
Trypanosoma cruzi hervorgerufen. Seine Überträger sind Raubwanzen – blutsaugende Insekten, die in
menschlichen Behausungen Mittel-und Südamerikas ihr Unwesen treiben. Wer morgens Stiche oder gar Ödeme
um Lippen und Augen (Romana-Zeichen) entdeckt, kann damit rechnen, dass er sich den Parasiten
eingefangen hat. Auf sein menschliches Opfer warten sie in den Fäkalien der nachtaktiven Wanze – es reibt den
infektiösen Kot mitsamt Erreger in die Einstichstelle. Auch der Verzehr von damit kontaminierter Nahrung
macht krank.
Die Infektion mit den Trypanosomen sorgt für unterschiedliche Krankheitsymptome: von ersten
Grippeerscheinungen wie Fieber, geschwollenen Lymphknoten, Kopf- und Gelenkschmerzen im akuten Zustand
bis hin zu Verdauungsproblemen und Herzinsuffizienz bei chronischem Krankheitsverlauf. Wird der Erreger zu
Beginn der akuten Phase im Blut identifiziert, lässt er sich mit Antiprotozoika wie zum Beispiel Benznidazol
abtöten – jegliche Verzögerung senkt jedoch die Heilungschancen. Einen Impfschutz gibt es nicht. Wirksamstes
Hilfsmittel zum Schutz vor den Blutsaugern sind Moskitonetze, da bisher noch kein Repellent einen optimalen
Schutz vor den Wanzen gewährleistet.
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© Icaro Gustavo / CC0
CC0
6 Schistosomiasis – das Schneckenfieber
Auch unter dem Namen Bilharziose bekannt, ist diese Erkrankung nach Malaria die derzeit zweithäufigste
Tropenkrankheit überhaupt – nach Angaben der WHO sind rund 250 Millionen Menschen weltweit betroffen.
Auslöser des Übels sind Pärchenegel der Gattung Schistosoma – kleine Saugwürmer, die durch
Posthornschnecken der Gattung Biomphalaria übertragen werden. Hierbei durchdringen die Wurmlarven die
Haut des menschlichen Endwirts, der in stehenden oder langsam fließenden Süßwassern Afrikas, Asiens und
Südamerikas badet.
Im Körper entwickeln sich die Larven (Zerkarien) zu erwachsenen Metazerkarien, die rote Blutkörperchen
befallen und darin weiterwachsen. Mit dem Blutkreislauf gelangen sie in die Leber – dort wachsen sie zu
Männchen und Weibchen heran, die nun verpaart in die Venen des Dünn-und Dickdarms sowie der Harnblase
wandern.
Betroffene leiden erst nur unter Hautbläschen, die den Eintritt der Larven verzeichnen, bald aber auch unter
Bauchschmerzen, Durchfall, Blut im Stuhl und Nierenschäden. Chronische Schistosomiasis fordert laut der WHO
in Südafrika jährlich 200 000 Opfer. Allerheilmittel ist das Anthelmintikum Praziquantel, das jegliche Würmer
ausschaltet. Traurige Tatsache ist aber, dass die Bevölkerung betroffener Regionen sich das Mittel nicht oft
genug leisten kann: Einmal geheilt, stecken sich die Menschen bald erneut an, weil sie mit den Wurmlarven im
Wasser oft in Kontakt kommen.
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© CDC / The Carter Center
5 Dracontiasis: die Guineawurm-Krankheit
Ein besonders unangenehmer Bewohner menschlichen Gewebes ist der Medinawurm Dracunculus medinensis,
berüchtigt auch unter dem Namen Guineawurm. Der weibliche Medinawurm wächst im Endwirt bis auf eine
Länge von einem Meter zwanzig heran, wird dabei allerdings gerade einmal zwei Millimeter dick – als längster
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aller Gewebeparasiten.
Die Fadenwürmer kommen hauptsächlich in Ländern wie Ägypten, Indien, Äthiopien und dem Sudan vor. Wenn
Menschen und andere Säugetiere in diesen Regionen ungefiltertes Wasser trinken, nehmen sie gleichzeitig auch
winzige Ruderfußkrebse der Gattung Cyclops auf – dem Zwischenwirt des Wurms, der bereits die Wurmlarven
intus hat. Unbemerkt durchwandert der Parasit dann das Gewebe seines Opfers, wobei er wächst und gedeiht.
Nach 10 bis 14 Monaten ist das schwangere Weibchen zu voller Länge herangereift und sorgt für ein
schmerzhaftes Geschwür am Fuß – von der Größe eines Taubeneis. Um den Schmerz zu stillen muss ein
befallenes Opfer dann den Fuß in kaltes Wasser stellen, was wiederum den das Medinawurm-Weibchen dazu
veranlasst, Tausende seiner Larven ins Wasser zu entlassen, die dann erneut von den Krebsen aufgenommen
werden.
Sobald das Medinaweibchen aus dem Geschwür herauslugt, bedient man sich seit Jahrtausenden einer
wirksamen Entwurmkur: Man wickelt den Wurm um ein Holzstäbchen und zieht ihn langsam, immer nur
stückweise heraus (der dünne Wurm könnte brechen und seine Reste im Wirtskörper Schaden anrichten). Auch
wenn der Medinawurm unter die Kategorie "vernachlässigte tropische Krankheiten" fällt, rühmt er sich gerade
durch diese Therapiemassnahme großer Bekanntheit: Überlieferungen zufolge ist nämlich er es, der sich um
den Äskulapstab, dem klassischen medizinisch- pharmazeutischen Symbol, herumschlingt.
© CDC / Susan Lindsley
4 Frambösie: die Himbeerkrankheit
Die Hiobsbotschaft zuerst: Bei dieser Tropenkrankheit ist größte Vorsicht vor allem bei Kindern im Alter von
sechs bis zehn Jahren geboten, denn es besteht bereits Ansteckungsgefahr durch Hautkontakt – wie zum
Beispiel beim Spielen. Nach Infektion durch das Spirochätenbakterium Treponema pallidum pertenuee
enstehen himbeerförmige, harte Pusteln auf der Haut von zwei bis fünf Zentimetern im Durchmesser. Wenn
diese ein paar Wochen später aufbrechen, kommt es zur Bildung schmerzhafter Geschwüre, gefolgt von
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chronischen Gelenk-und Knochenschmerzen. Unbehandelt kann die Himbeerkrankheit zu schweren
Behinderungen und Entstellungen führen, da sich die Knochen mit der Zeit verformen.
Zwar galt die Erkrankung durch gezielte Programme der WHO in den 50er und 60er Jahren als ausgerottet,
doch ist sie, Berichten aus Papua-Neuguinea und Westafrika zufolge, mittlerweile wieder zurückgekehrt.
Trost für Infizierte: Gegen das Bakteriums wirkt seit eh und je das Penicillin – und noch besser Azithromycin,
welches im Idealfall schon als Einzeldosis den Erreger beseitigt.
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© CDC / Janice Haney Carr
3 Giardiasis: das kanadische Biberfieber
Dieser Parasit ist weltweit vertreten: Giardia intestinalis beziehungsweise G. lamblia, Erreger der Giardiasis
oder auch Lamblienruhr. Da die Infektion durch Kontakt mit kontaminiertem Wasser geschieht, bezeichnet man
sie in Kanada auch als Biberfieber – denn dort macht man den die Erreger enthaltenden Biberkot für die
Wasserverschmutzung verantwortlich.
Giardien sind mikroskopisch kleine, begeißelte Protozoen, die sich an die Darmwand von Vögeln und
Säugetieren heften und sich dort massenweise vermehren. Ins Gewebe wandern die Einzeller nicht ein und bei
vielen Menschen rufen sie auch keine Krankheitssymptome hervor. Andere Infizierte leiden dagegen unter
"explosivem Durchfall", Übelkeit und Erbrechen, einem ständigen Völlegefühl und Schlappheit, Blähungen und
nach Schwefel riechenden Rülpsern sowie starkem Gewichtsverlust.
Außerhalb des Körpers sind die Erreger hartnäckig und robust: In einer schützenden Hülle überleben sie
monatelang und trotzen sowohl Chlor als auch UV-Strahlung, was die Wasserreinigung kompliziert macht – in
Schwimmbädern zum Beispiel muss das Wasser ultrafiltriert werden. Im Organismus töten Antibiotika wie
Metronidazol sowie einige Antiparasitika die Erreger schon nach wenigen Tagen ab.
© Don Anderson, WHOI / NOAA/CSCOR/COP
2 Ciguatera: die Fischvergiftung
Meeresfrüchte-Liebhaber aufgepasst: Wer in der Karibik oder am Pazifik Urlaub macht und nach dem Verzehr
von Fisch Symptome wie Hautausschlag, Erbrechen, Durchfall, Kopf-und Brustschmerzen sowie
Taubheitsgefühle bekommt, der verdankt das womöglich den Giftstoffen von Gambierdiscus toxicus.
Dieser Dinoflagellat bewohnt Algen tropischer Korallenriffe und produziert Ciguatin, Maitotoxin, Scaritoxin und
Palytoxin – starke Nervengifte, die die Signalweiterleitung des Nervensystems blockieren. Die Toxine landen
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durch kleinere pflanzenfressende Fische in der Nahrungskette – größere Raubfische wie Barrakudas, Muränen,
Zackenbarsche und Gelbschwanzmakrelen vertilgen diese und nehmen die Giftstoffe auf. So können sie
schließlich auf dem Speiseteller landen.
Für die Lebensmittelvergiftung gibt es weder eine spezielle Behandlung noch ein Gegengift. Bisher bewährte
sich Flüssigkeitsausgleich gefolgt von Mannitol-Infusionen zum raschen Ausschleusen der Giftstoffe aus dem
Körper. Schätzungen zufolge sind mitunter 400 Riff-Fischarten mit dem Gift verseucht – ihnen selbst schadet es
nicht. Kochen der Speisefische hilft nicht, da die Toxine hitzestabil sind. Die Krankheitssymptome dauern im
schlimmsten Fall über Jahre hinweg an.
© Geoff Gallice / CC-by-2.0
CC BY
1 Myiasis: die Fliegenmadenkrankheit
Zurück aus dem Urlaub im tropischen Afrika oder Südamerikas möchte man eines nicht plötzlich finden:
rötliche, stark juckende Beulen vom 1 bis 3 Zentimeter Durchmesser an Kopf und Körper. Denn im schlimmsten
Fall sind sie Folgen des Stichs der bremsenartigen Dasselfliege Dermatobia hominis, die dabei ihre Eier unter
die Haut gelegt hat. Nach dem Schlüpfen häuten sich die eingenisteten, parasitären Fliegenlarven, die sich von
Gewebe und Körperflüssigkeiten des Wirtskörpers ernähren, ganze dreimal und bohren sich schließlich ein
charakteristisches Atemloch (Stigma) in die Hautoberfläche – aus der Beule des befallenen Opfers lugt also
auch hin und wieder der Kopf einer oder gleich mehrerer Maden von beachtlicher Größe heraus.
Optimaler Therapieansatz bei der Fliegenmadenkrankheit: das Atemloch mit Vaseline verkleben – auf dass die
Made daran erstickt und anschließend mit der Pinzette herausgezogen werden kann. Auch Nagellack, Zement,
Tabak-Urin-Gemische, Sekundenkleber sowie der operative Eingriff erwiesen sich schon als hilfreich um sich
des schmarotzenden Untermieters zu entledigen. Prophylaktisch helfen Moskitonetze.
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