Leseprobe - Academy of Sports

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Leseprobe
Grundlagen des Marketing II
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Kapitel 2 - Markenpolitik
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2.1 Begriffsklärung Marke
2.2 Funktionen von Marken aus Käufersicht
2.3 Funktionen von Marken aus Unternehmenssicht
2.4 Markenpolitische Entscheidungen
2.4.1 Markenartikel oder Generika
2.4.2 Hersteller-, Handels- und Lizenzmarken
2.4.4 Markenzeichen/Logo
2.4.5 Geltungsbereich
2.5 Markenpolitische Strategien
2.5.1 Einzelmarkenstrategie
Lese
2.5.2 Familienmarkenstrategie
2.5.3 Dachmarkenstrategie
2.5.4 Kombinierte Strategien
2.6 Produktpolitik und Markenführung im Internet
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Lernorientierung
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Nach Bearbeitung dieses Kapitels werden Sie,
 Marke beschreiben,
 Funktionen von Marken aus Käufersicht überblicken,
 Funktionen von Marken aus Unternehmenssicht
überblicken,
 Markenartikel oder Generika, Hersteller-, Handels- und
Lizenzmarken, Markenzeichen/Logo und
Geltungsbereich beschreiben,
 Einzelmarken-, Familienmarken-, Dachmarken- und
kombinierte Strategien kennen,
Lese
 Produktpolitik und Markenführung im Internet
beschreiben können.
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In diesem Kapitel lernen Sie die Markenpolitik als Kernbereich der
Produktpolitik kennen. Nach einer Klärung der wichtigsten Begriffe
werden zunächst die Funktionen von Marken aus Käufer- und
Unternehmenssicht erläutert. Sie erfahren danach, welche
wichtigen markenpolitischen Entscheidungen ein Unternehmen
treffen sollte. So wird beispielsweise die Findung eines
Markennamens und eines Markenzeichens diskutiert. Es folgt ein
Überblick der verschiedenen markenpolitischen Strategien, die ein
Unternehmen anwenden kann. Zum Schluss werden die
wesentlichen Herausforderungen vorgestellt, die das Internet für
die Produktpolitik und die Markenführung mit sich bringt.
2.1 Begriffsklärung Marke
Nach dem deutschen Markengesetz ist eine Marke wie folgt
definiert:
Definition Marke nach § 3 Abs. 1 MarkenG
Lese
Als Marke können alle Zeichen, insbesondere Wörter
einschließlich Personennamen, Abbildungen, Buchstaben, Zahlen,
Hörzeichen, dreidimensionale Gestaltungen einschließlich der
Form einer Ware oder ihrer Verpackung sowie sonstige
Aufmachungen geschützt werden, die geeignet sind, Waren oder
Dienstleistungen eines Unternehmens von denjenigen anderer
Unternehmen zu unterscheiden.
Den Wortlaut des Markengesetzes
http://www.markengesetz.de/ nachlesen.
können
Sie
unter
Bei einer Marke geht es also darum, eine Ware oder
Dienstleistung unverwechselbar zu kennzeichnen und von den
Wettbewerbsprodukten zu unterscheiden. Was alles eine
Marke ausmachen kann, ist in dem Gesetzestext ausführlich
aufgelistet. So ist im Beispiel von Coca-Cola bereits die
unverwechselbare Form der Flasche Bestandteil der Marke und
darf nicht von Wettbewerbern imitiert werden. Zeigen wir am
Beispiel von Coca-Cola - übrigens die bekannteste Marke der Welt
- auf, was alles unter den Begriff der Marke fällt.
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Abbildung 3 - Wort-Bildmarke Coca Cola
(http://www2.coca-cola.com/presscenter/imagegallery.html, 2002)
Da ist zunächst der Name Coca-Cola selbst. Dann die Schriftart,
in der Coca-Cola geschrieben ist. Und schließlich die bereits
erwähnte Flaschenform. Weiterhin fallen unter das Markengesetz
auch noch so genannte Hörzeichen. Coca-Cola setzt zum
Beispiel
regelmäßig
Songs
als
Bestandteile
von
Werbekampagnen weltweit ein. Auch einen solchen Song könnte
ein Wettbewerber nicht einfach imitieren. Ein unverwechselbares
Hörzeichen verwendet übrigens auch die Deutsche Telekom.
Lese
Geschützt werden kann eine Marke auf folgenden Wegen:
Entstehung des Markenschutzes nach § 4 MarkenG
Durch die Eintragung eines Zeichens als Marke in das vom
Patentamt geführte Register, durch die Benutzung eines Zeichens
im geschäftlichen Verkehr, soweit das Zeichen innerhalb
beteiligter Verkehrskreise als Marke Verkehrsgeltung erworben
hat, oder durch die im Sinne des Artikels 6bis der Pariser
Verbandsübereinkunft zum Schutz des gewerblichen Eigentums
(Pariser Verbandsübereinkunft) notorische Bekanntheit einer
Marke.
Das bedeutet, dass eine Marke nicht notwendig in das
Markenregister des Patentamtes eingetragen werden muss,
sondern dass bereits die Benutzung des Markenzeichens im
Geschäftsverkehr den Markenschutz begründen kann, wenn das
Markenzeichen dabei Verkehrsgeltung erworben hat. Dieser
Markenschutz aufgrund von Verkehrsgeltung hängt aber weniger
von Gesetzen als vielmehr von der Rechtsprechung ab. Gerade
bei neuen Marken ist daher in der Regel eine Sicherung der
Markenrechte durch Eintragung unbedingt sinnvoll.
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Zurück zu dem, was eine Marke in der Praxis ausmacht. Sehr
verbreitet sind Kombinationen von Wörtern und Abbildungen, so
genannte Wortbildmarken, oder Wortmarken, die aus Wörtern in
einer spezifischen Schreibweise bestehen. Ein Beispiel ist die
Wortbildmarke der Academy of Sports GmbH:
Abbildung 4 - Beispiel für Wortbildmarke
(Quelle: www.opel.de)
2.2 Funktionen von Marken aus Käufersicht
Auch die Funktionen, die Marken für die Käufer haben sollen, sind
durch Gesetzgebung und Rechtsprechung geregelt. Nach einem
Urteil des Europäischen Gerichtshofs sollen Marken zunächst
folgendes leisten:
Hauptfunktionen von Marken
Lese
Dem Verbraucher oder Endabnehmer die Ursprungsidentität der
gekennzeichneten Waren zu garantieren und die Gewähr zu
bieten, dass alle mit ihr versehenen Waren unter der Kontrolle
eines einzigen Unternehmens hergestellt sind, das für ihre Qualität
verantwortlich gemacht werden kann.
Der Kunde soll also zunächst in die Lage versetzt werden, das
Produkt eindeutig zu identifizieren. Dann erfüllen Marken für den
Kunden
durch
die
Herstellerangabe
eine
gewisse
Sicherheitsfunktion, da er sich darauf verlassen kann, dass das
Produkt von einem bestimmten Unternehmen hergestellt und auf
seine Funktionsfähigkeit hin kontrolliert worden ist. Weitere
Funktionen von Marken lassen sich aus diesen Funktionen
ableiten. So spricht man beispielsweise auch von der
Qualitätsfunktion von Marken. Eine Marke sollte nämlich ein
konstantes Qualitätsniveau bieten, das allenfalls im Zeitverlauf
verbessert wird. Durch diese Funktion kann die Kaufentscheidung
für den Konsumenten erheblich vereinfacht werden. Denn er weiß
bei ihm bekannten Marken genau, was für ein Produkt ihn
erwartet. Stellen Sie sich einmal vor, es gäbe keine Marken und
wir würden alle Produkte unmarkiert und ohne Verpackung
erwerben müssen. Der Prüfaufwand beim Kauf von Produkten
stiege erheblich. Von daher haben Marken aus Kundensicht auch
eine Vereinfachungsfunktion.
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2.3 Funktionen von Marken aus
Unternehmenssicht
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Aus Unternehmenssicht ist die Entscheidung über die Bildung von
Marken als Mittel der Produktpolitik vor allem in B2C-Bereich eine
wichtige Entscheidung. Aber auch im B2B-Bereich verwenden
immer mehr Unternehmen bewusst Marken zur Kennzeichnung
ihrer Produkte. Auch Dienstleistungsunternehmen setzen
inzwischen verstärkt Marken ein..
Eine Verwendung von Marken bietet sich insbesondere dann an,
wenn standardisierte Produkte auf einem anonymen Markt
verkauft werden. Denn dann bieten Marken aus Käufersicht
besonders viel Sicherheit und ermöglichen die zweifelsfreie
Identifizierung der Angebote.
Aus Unternehmenssicht sind die Kosten der Markenbildung und
Markenführung Investitionen. Diese Investitionen können bei
erfolgreichen Marken zu einem hohen Markenkapital führen. Das
bedeutet, dass allein die Marke schon einen bestimmten Wert hat
und im Extremfall sogar den Wert der sonstigen Bilanzbestandteile
wie Produktionsanlagen oder Gebäude übersteigt. Man schätzt,
dass beispielsweise die Marke Coca-Cola, sollte sie einzeln
veräußert werden, über 70 Milliarden Dollar wert sei.
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Nun wird es nicht der Normalfall sein, dass ein Unternehmen auf
den Verkauf der selbst aufgebauten Marken spekuliert.
Wesentliche Funktion der Marke aus Unternehmenssicht ist es,
dem Käufer die Orientierung im Wettbewerbsumfeld zu
ermöglichen und eine Loyalität der Kunden zum eigenen
Unternehmen und seinen Marken aufzubauen.
2.4 Markenpolitische Entscheidungen
Die folgenden markenpolitischen Themenfelder werden in den
nächsten Abschnitten vertieft: Entscheidungen über
 Die Verwendung von Markenartikeln oder Generika,
 Hersteller-, Handels- und Lizenzmarken,
 Markennamen,
 Markenzeichen/Logos und den
 Geltungsbereich von Marken.
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2.4.1 Markenartikel oder Generika
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Die erste Entscheidung muss ein Unternehmen über die
Verwendung oder Nichtverwendung von Marken fällen.
Entscheidet sich ein Unternehmen gegen die Schaffung einer
Marke, spricht man von so genannten Generika. Generika sind
nicht mit einer Absenderangabe und einem einheitlichen
Erscheinungsbild gekennzeichnete Produkte - also der
Gegenbegriff zum Markenartikel. Generika sind nicht identisch
mit so genannten Handelsmarken wie beispielsweise "Die
Weißen" oder "A&P". Denn auch diese Produkte haben ein
unverwechselbares Erscheinungsbild und einen Absender - in
diesem Fall das Handelsunternehmen.
Beispiele für Generika sind Lebensmittel wie Obst oder Fleisch
ohne Produzentenangaben. Die Chiquita-Banane ist ein
Markenartikel, die ungekennzeichnete Banane dagegen ein
Generikum. Geflügel von "Gutshof" oder Fleisch von "Neuland"
sind Markenartikel, das lose verkaufte Fleisch in der Metzgerei
oder im Supermarkt zählt wiederum zu den Generika. Auf B2BMärkten können ebenfalls identische Produkte sowohl als
Markenartikel als auch als Generika verkauft werden.
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Auf fast allen Märkten herrschen heute Markenartikelstrategien
vor. Insbesondere im B2C-Bereich wird die überwiegende Anzahl
der Produkte mit einer Markierung versehen. Doch kann ein
Unternehmen durchaus auch mit Generika erfolgreich sein. Denn
die
Marketingkosten
entfallen
größtenteils.
Und
als
Nischenanbieter in einem besonders preissensiblen Marktsegment
kann diese Strategie durchaus erfolgreich sein. Auch hier ist
wieder die Entscheidung branchen- und unternehmensspezifisch
zu treffen. Es bleibt aber festzuhalten, dass immer mehr
Unternehmen sich für Markenartikelstrategien entscheiden. Und
zwar vor allem wegen der Bedürfnisse der Kunden nach einer
schnellen Marktübersicht und Sicherheit beim Kauf.
2.4.2 Hersteller-, Handels- und Lizenzmarken
Eine Herstellermarke ist ein Markenartikel, der vom
Produzenten mit der Markierung versehen wird. Die
überwiegende Zahl der Markenartikel sind Herstellermarken.
Beispiele sind die A-Klasse oder der Smart von DaimlerChrysler,
Unterhaltungselektronik von Sony oder die Glühbirne von Osram.
Eine Handelsmarke wird dagegen bei einem für den Kunden nicht
erkennbaren Hersteller produziert und mit einer Markierung
durch ein Handelsunternehmen versehen. Beispiele sind AldiProdukte wie Tandil und Die Weißen.
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Bei einer Lizenzmarke erwirbt der Hersteller des Produktes gegen
Zahlung einer Lizenzgebühr das Recht, für einen vorher
festgelegten Geltungsbereich einen bestimmten Markennamen zu
nutzen. Diese Art der Markenpolitik hat in den letzten Jahren
immer mehr an Bedeutung gewonnen. Denn der Aufbau einer
neuen Marke erfordert in der Regel relativ viel Zeit und hohe
Investitionen in das Marketing. Kann man dagegen einen bereits
schnellerer
bekannten
Namen
nutzen,
ist
ein
Vermarktungserfolg wahrscheinlich.
Beispiele von Lizenzmarken finden sich insbesondere im
Kosmetikmarkt. Das Unternehmen Lancaster kam dabei als
erstes auf die Idee, Parfüms und Kosmetikprodukte mit den
Namen bekannter Modedesigner oder anderer Persönlichkeiten zu
verbinden. Beispiele sind die Davidoff-, Joop- oder Jil SanderProdukte. Die Modedesigner erzielen den weitaus größten Teil
ihrer Gewinne heute über Lizenzprodukte und können sich
dadurch in ihrem angestammten Geschäft Verluste leisten.
2.4.3 Markenname
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Bei der Findung eines Markennamens sollten generell,
unabhängig von der Unternehmensbranche, die folgenden
Kriterien Berücksichtigung finden:
 Vermittlung eines Produktnutzens
 Weckung positiver Assoziationen
 Prägnanz und gute Einprägbarkeit
 Unverwechselbarkeit
 Internationale Nutzbarkeit
 "Tragfähigkeit" des Markennamens.
Der Markenname kann beispielsweise unmittelbar mit dem
Produktnutzen zusammenhängen. Ein Beispiel dafür ist Du
Darfst, wo der Markenname für kalorienreduzierte Nahrungsmittel
steht. Als nächstes sollte der Name positive Assoziationen
wecken wie in den Beispielen von Doppelherz, Meister Proper
oder Lucky Strike. Prägnant und gut einprägbar sind vorwiegend
kurze Markennamen wie Golf oder Pril. Unverwechselbar ist
beispielsweise die Marke Persil. Bei der internationalen
Nutzbarkeit müssen die Bedeutungen der Markennamen und die
Assoziationen in den jeweiligen Sprachen geprüft werden. Ein
bekanntes Negativbeispiel ist ein Automobil namens Nova, das
auf deutsch ja an "neu" erinnert und damit positiv belegt ist. Im
spanischen wird aber "no va" daraus, was übersetzt "geht/fährt
nicht" bedeutet und damit für ein Fortbewegungsmittel nicht der
richtige Name ist. Schließlich sollte bei dem Markennamen auf
eine mögliche Verwendung in mehreren Produktkategorien
geachtet werden.
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2.4.4 Markenzeichen/Logo
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Zur Findung von Markennamen können Kreativitätstechniken
eingesetzt werden wie beispielsweise das Brainstorming. Die
Ergebnisse sollten dann mit Testverfahren wie Assoziations- oder
Gedächtnistests überprüft werden. Es gibt heute bereits auf die
Findung von Markennamen spezialisierte Beratungen, die z.T. mit
Hilfe von Computerprogrammen Namensalternativen generieren.
Neben dem eigentlichen Markennamen kann das Unternehmen
auch Bildzeichen - Logo genannt - zur Kennzeichnung seiner
Produkte generieren. Beispiele bekannter Bildzeichen, die in
Kombination mit dem Unternehmensschriftzug auch als
Wortbildmarken eingesetzt werden können, sehen Sie in der
folgenden Abbildung:
Abbildung 5 - Markenzeichen/Logo
Lese
Mit einem Bildzeichen kann das Unternehmen im Extremfall ein
Markenzeichen generieren, das auch ohne den Produkt- oder
Unternehmensnamen einen hohen Wiedererkennungswert hat.
Sie haben sicher unter den Logos das von Shell auch ohne den
Unternehmensnamen erkannt. Auch das Logo von Marlboro
(weißes Dreieck mit rotem Dach) hat ohne den Produktnamen
eine hohe Bekanntheit und ist unverwechselbar.
2.4.5 Geltungsbereich
Bereits bei der Wahl des Markennamens war erwähnt worden,
dass die internationale Nutzbarkeit der Marke zumindest als
eines von mehreren Auswahlkriterien bei der Namensgenerierung
dienen sollte. Viele Unternehmen, die vor einigen Jahrzehnten bei
der Markenpolitik nicht eine mögliche Internationalisierung ihrer
Geschäftstätigkeit in Erwägung gezogen haben, haben heute
Probleme mit der ungenügenden weltweiten Nutzbarkeit ihrer
Marken.
Einige
Markenartikelhersteller
haben
daraus
bereits
Konsequenzen gezogen und im Extremfall sogar ihre
Markennamen in manchen Ländern verändert, um eine
internationale Nutzung und Wiedererkennung ihrer Marken zu
ermöglichen.
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Auch kleinere Unternehmen sollten bei der Namensfindung für
ihre Produkte darauf achten, ob diese zumindest potenziell
international vermarktbar sind. Ist dies ganz sicher nicht der
Fall, kann man sich bei der Namensfindung auf die für das
betreffende Land passende Sprache, z. B. deutsch, beschränken.
In allen anderen Fällen sollte man aber zumindest darauf achten,
dass der Markenname zumindest in den Sprachen der
potenziellen Zielländer verwendbar ist.
2.5 Markenpolitische Strategien
Analog zur Betrachtung der Produktpolitik, wo zunächst die
Strategien für einzelne Produkte und dann die Gestaltung des
gesamten Unternehmenssortiments betrachtet wurden, gehen wir
bei der Markenpolitik vor. Bisher haben wir uns mit der
Markenbildung
für
einzelne
Produkte
beschäftigt.
Bei
markenpolitischen
Strategien
geht
es
jetzt
um
das
Gesamtportfolio des Unternehmens, also die Frage, wie die
einzelnen
Produkte,
die
das
Sortiment
ausmachen,
markentechnisch zusammenhängen können.
Lese
Es werden dabei folgende markenpolitische
unterschieden:
 Einzelmarkenstrategie
 Familienmarkenstrategie
 Dachmarkenstrategie und
 Kombinierte Strategien.
Strategien
2.5.1 Einzelmarkenstrategie
Bei der Einzelmarkenstrategie verwendet ein Unternehmen für
jedes Produkt eine unterschiedliche Marke. Letztlich ist diese
Markenstrategie heute kaum noch in Reinform anzutreffen.
Gründe dafür sind die hohen Kosten für den Aufbau einer Marke
und die immer stärker segmentierten - und damit auch kleineren
Märkte - die die Investitionen in den Einzelmarkenaufbau nicht
mehr tragen. Beispiel eines Unternehmens, das aber von Prinzip
her diese Strategie verfolgt, ist das Unternehmen Procter &
Gamble. Einige wichtige Marken von Procter & Gamble sehen Sie
in der folgenden Abbildung.
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Abbildung 6 - Verschiedene Marken von Procter & Gamble
Für eine Einzelmarkenstrategie spricht die stärkere Prägnanz, die
Marken tendenziell dann haben, wenn sie nur für ein einziges
Produkt verwendet werden. Darüber hinaus können auch
Sicherheitsaspekte eine Rolle spielen. Denn wenn ein
Unternehmen eine Vielzahl von Produkten unter einer Marke
vertreibt, können Probleme in einem Produktbereich negative
Auswirkungen auf andere Produkte haben. Beispiele dafür sind
die Marken Maggi, Alete oder Nivea - übrigens alles
Familienmarken, auf die wir gleich noch zu sprechen kommen.
Gibt es z. B. bei Alete Qualitätsprobleme bei einem Produkt - als
extremstes Beispiel seien Erpressungsversuche genannt, bei
denen gedroht wird, Produkte mit Gift zu versetzen - werden
gerade bei einem sensiblen Produkt wie Babynahrung die meisten
Eltern sicherheitshalber in allen Produktkategorien von Alete auf
andere Anbieter ausweichen.
Lese
2.5.2 Familienmarkenstrategie
Trotz
dieser
möglichen
Probleme
haben
Familienmarkenstrategien in den letzten beiden Jahrzehnten
sehr stark an Bedeutung gewonnen und sind heute die
vorherrschende
markenpolitische
Strategie.
Bei
einer
Familienmarke werden mehrere Produkte, die idealerweise in
einem Bedarfszusammenhang stehen, unter derselben Marke
verkauft. Die vielen verschiedenen Nivea-Produkte als besonders
bekanntes Beispiel einer Familienmarke sehen Sie in der
folgenden Übersicht.
Abbildung 7 - Nivea als Beispiel einer Familienmarke
(www.nivea.de)
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Für Familienmarken spricht zunächst die Tatsache, dass die
Einführung neuer Produkte unter einem bereits bekannten und
etablierten Markennamen sehr viel preiswerter ist und deutlich
schneller durchgeführt werden kann. Stellen Sie sich vor,
Beiersdorf hätte für die Nivealinie dekorativer Kosmetik eine
eigene Marke kreieren müssen. Dekorative Kosmetik umfasst
übrigens Produkte wie Lippenstift, Nagellack und Make up. Diese
Produkte führte Beiersdorf vor einigen Jahren sehr erfolgreich
unter dem Namen Nivea ein und stieg schnell zu einem der
führenden Anbieter im Markt der dekorativen Kosmetik auf. Die
Frage, ob ein Markenname "tragfähig" für die Nutzung in
verschiedenen Märkten ist, spielt hierbei eine Rolle. Überlegen
Sie bitte kurz, wofür Ihrer Meinung nach der Markenname Nivea
steht.
Die Antwort lautet: Nivea steht für Pflege. Und dekorative
Kosmetik, die auch pflegende Eigenschaften hat, stieß
offensichtlich auf Bedürfnisse und Wünsche bei der Zielgruppe.
2.5.3 Dachmarkenstrategie
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Von einer Dachmarkenstrategie spricht man dann, wenn ein
Unternehmen seine Produkte sämtlich unter einem einheitlichen
Markennamen verkauft. Dies ist in der Regel der Name des
Unternehmens selbst. Zwei Beispiele hierfür sind in der
folgenden Abbildung aufgeführt.
Abbildung 8 - Beispiele für Dachmarken
(www.oetker.de, www.bmw.de)
Dachmarkenstrategien werden im B2C-Marketing weniger
häufig als Familienmarkenstrategien eingesetzt. Sie sind in
stärkerem Maße im B2B- oder Dienstleistungsbereich als im
B2C-Marketing anzutreffen, wo Familienmarken dominieren.
Denn die Argumente, die gegen Familienmarken sprechen, gelten
hier noch in verstärktem Maße. Qualitätsprobleme bei einem
Produkt können im Extremfall das gesamte Sortiment in
Mitleidenschaft ziehen. Sinnvoll ist in der Regel eine
Dachmarkenstrategie
auch
nur
dann,
wenn
das
Produktprogramm des Unternehmens relativ schmal und auf
wenige Zielgruppen fokussiert ist.
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Ein Beispiel eines Unternehmens, das sich von der ursprünglichen
Dachmarkenstrategie verabschiedet hat, ist Melitta. Früher wurden
alle Melittaprodukte unter dem Unternehmensnamen vermarktet.
Dann stellt man fest, dass der gemeinsame Markenname für die
verschiedenen Geschäftsfelder nicht optimal passend war und
entschied sich für die Generierung von vier neuen Familiennamen,
die in der folgenden Abbildung dargestellt sind.
Abbildung 9 - Die Familienmarken von Melitta
(http://www.melitta.de/)
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Melitta steht hierbei für das ursprüngliche Produktfeld des
Unternehmens, den Kaffeebereich. Die Unternehmensgründerin
Melitta Benz erfand nämlich den Kaffeefilter. Toppits ist die Marke
für Frischhalteprodukte wie Alufolie oder Gefrierbeutel. Swirl wird
als Familienmarke für den Bereich Sauberkeit, z. B. Müllbeutel,
verwendet.
Aclimat
steht
für
Luftreinigungsund
Luftbefeuchtungsprodukte. Cilia ist als Marke schließlich den
Teeprodukten wie Teefilter vorbehalten. Kriterium bei der
Entscheidung gegen eine Dachmarke war wiederum die
mangelnde Tragfähigkeit der Marke Melitta bzw. der mangelnde
Bedarfszusammenhang der einzelnen Produktlinien.
2.5.4 Kombinierte Strategien
Viele Produkte werden heute mit mehr als einer Marke versehen.
Das kann eine Kombination aus Dachmarke, Familienmarke
und/oder Einzelmarke sein. Ein Beispiel hierfür ist der Golf GTI
von VW, der die Dachmarke VW, die Familienmarke Golf und die
Einzelmarke GTI trägt. Ein weiteres Beispiel ist Persil von Henkel,
das neben der Familienmarke Persil mit der Dachmarke Henkel
gekennzeichnet ist. Andere Produkte von Henkel, beispielsweise
Haarpflegeprodukte der Marke Schwarzkopf (das Unternehmen
Schwarzkopf wurde von Henkel Anfang der 90er Jahre
übernommen), sind dagegen nicht mit dem Logo und
Markennamen Henkel gekennzeichnet. Henkel hat aber auch die
Dachmarke Schwarzkopf & Henkel geschaffen. Einige Beispiele
der Vielfalt an Markenkombinationen im Kosmetikbereich von
Henkel sehen Sie in der folgenden Abbildung.
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