infekt-info - Hamburg.de

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Institut für Hygiene und Umw elt
Zentrum für Impfmedizin
und Infektionsepidemiologie
Hamburger Landesinstitut für Lebensmittelsicherheit,
Gesundheitsschutz und Umweltuntersuchungen
INFEKT-INFO
Herausgeber: Infektionsepidemiologie des Instituts für Hygiene und Umwelt z Beltgens Garten 2 z 20537 Hamburg
Leiter: Dr. G. Fell (v.i.S.d.P.), E-mail: [email protected]
Nachdruck : mit Quellenangabe gestattet, jedoch nicht zu gewerblichen Zwecken
Kurzbericht über die im Rahmen der
Infektionskrankheiten-Surveillance
nach IfSG in Hamburg registrierten
Erkrankungen
Erster
Fall
von
Tularämie
Ausgabe 24 / 2005
2. Dezember 2005
in
Hamburg
seit
Beginn
des
IfSG-
gestützten Meldesystems
In der 46. Kalenderwoche wurde in
Hamburg
Treten
erstmals
des
Tularämie
IfSG
seit
ein
(Hasenpest)
In-KraftFall
von
gemeldet.
Betroffen war ein 62 Jahre alter
Mann,
der
seit
Oktoberwoche
Schwellung
mit
der
der
letzten
Fieber
Lymphknoten
und
im
Leistenbereich in einem Hamburger
Krankenhaus
stationär
behandelt
wurde. Im Rahmen der differentialdiagnostischen Abklärung wurde schließlich im Blut des Patienten ein auf eine
-2-
akute Infektion hindeutender erhöhter Titer der spezifischen Antikörper gegen Francisella tularensis nachgewiesen, und da eine Hautläsion nicht feststellbar war, wurde das Krankheitsbild als glanduläre Tularämie eingeordnet
(Näheres zu den Manifestationsformen der Krankheit siehe ‚Steckbrief Tularämie’, Seite 3).
Nach den beim RKI vorhandenen Daten wurden seit 2001 bundesweit jährlich
zwischen 3 und 5 Fällen von Tularämie gemeldet. In diesem Jahr weist die
Bundesstatistik (ohne den Fall aus HH) 3 Fälle auf, davon einer aus dem
Nachbarland Niedersachsen, der im Oktober, also sehr zeitnah zu dem Hamburger Fall, gemeldet wurde. Nach den Ermittlungen der niedersächsischen
Kollegen hat hier allerdings die Infektion bereits im Mai stattgefunden, wobei
im Rahmen einer Urlaubsreise (im Inland) ein Zeckenstich als wahrscheinlicher Infektionsweg eruiert werden konnte.
Bei dem Fall aus Hamburg ergaben intensive Recherchen des zuständigen
Gesundheitsamtes keinerlei Reiseanamnese und auch sonst keinen Hinweis
auf irgendeine Verbindung zu dem Fall aus Niedersachsen. Der Patient bewohnt mit seiner Frau ein Haus mit Gartengrundstück am Stadtrand von
Hamburg. Direkter Kontakt zu Wildtieren bzw. Umgang mit oder Verzehr von
entsprechendem Fleisch sind als Infektionsquelle weitestgehend auszuschließen. Da der Patient nach eigenen Angaben aber häufig Gartenarbeiten verrichtet, besteht dagegen ein Expositionsrisiko im Rahmen von Kontakt mit
Erdreich bzw. von Stichen durch Zecken oder Stechmücken, auch wenn dies
nicht konkret erinnerlich war.
(Abbildung: Armstrong D, Cohen J (Hrsg.). Infectious Diseases. Mosby, London, 1999.)
-3-
Steckbrief Tularämie (Hasenpest)
Erreger:
Francisella tularensis, zu unterscheiden in Jellison Typ A (Biovar tularensis) und Jellison Typ B (Biovar palaearctica) mit unterschiedlicher
Virulenz.
Verbreitungsgebiet:
gesamte
Nordhalbkugel.
Reservoir
Kleine (wildlebende) Säugetiere (z. B. Hasen, Kaninchen, Mäuse, Ratten, Eichhörnchen), verschiedene Zecken, Umwelt
(Wasser, Erde).
Infektionsweg
Haut- und Schleimhautkontakt mit kontaminiertem Tiermaterial,
Ingestion, Inhalation von kontaminiertem Material, Kontakt mit
infizierten blutsaugenden Parasiten.
Inkubationszeit
Abhängig von Infektionsweg/Infektionsdosis/Erregervirulenz;
normalerweise 3 – 5 Tage (Spannweite 1 – 21 Tage).
Diagnostik
Erregernachweis: Anzucht schwierig; direkter Nachweis mittels
PCR, Immunfluoreszenzmikroskopie, ELISA; Serologie: Nachweis spezifischer Antikörper.
Krankheitsbilder
Variabel, abhängig von der Eintrittspforte des Erregers; unterscheidbare Manifestationen:
•
Ulzeroglandulär: Hautgeschwüre mit regionaler
Lymphknotenschwellung (LKS)
•
Glandulär: Regionale LKS ohne Hautulzera
•
Oculoglandulär: Konjunktivitis mit Schwellung ohrnaher
Lymphknoten
•
Oropharyngeal: Stomatitis, Pharyngitis (Rachenentzündung), Tonsillitis (Mandelentzündung), Schwellung
der Halslymphknoten
•
Intestinal: Bauchschmerzen, Durchfall und Erbrechen
•
Pulmonal: Primäre Erkrankung von Lunge und Pleura
•
Typhoidal: Primär fieberhafte Erkrankung mit Sepsis
(die pulmonale und typhoide Manifestation gehen unbehandelt mit
einer Letalität von 30-60% einher).
Therapie
antibiotisch (Streptomycin, Gentamycin, Doxycyclin, Ciprofloxacin).
-4-
♦
Übersicht über die aktuellen Meldezahlen in Hamburg
Die folgenden Abbildungen und die nächste Tabelle zeigen die Zahlen der registrierten meldepflichtigen Infektionskrankheiten und Erregernachweise für
die Kalenderwochen 46 und 47 sowie kumulativ für die Wochen 1 bis 47 des
Jahres 2005.
Abb. 1: Registrierte Erkrankungen Hamburg 2005, 46. KW (n=77) -vorläufige Angaben35
30
24
Anzahl der Fälle
25
20
14
15
14
10
7
4
5
2
4
3
2
1
1
1
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0
Erkrankung
Abb. 2: Registrierte Erkrankungen Hamburg 2005, 47. KW (n=85) -vorläufige Angaben35
31
30
25
Anzahl der Fälle
25
20
14
15
10
4
5
4
3
1
1
1
1
Erkrankung
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TE
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0
-5-
Abb. 3: Die häufigsten registrierten Infektionskrankheiten in Hamburg KW 1-47 2005 kumulativ (n=5683) mit Vergleichszahlen aus
dem Vorjahr (n=4892) – vorläufige Angaben –
1900
1800
1700
1600
1500
1400
Anzahl der
Fälle
1300
1200
1100
1000
900
800
700
600
500
400
300
200
C ampylobacterEnteritis
100
NorovirusErkr.
RotavirusErkr.
Salmonellose
Tuberkulose
Yersiniose
Giardiasis
Hepatitis C
Shigellose
Hepatitis A
Hepatitis B
EHEC
/STEC
0
Referenzdefinition nicht erfüllt
Referenzdefinition erfüllt
28
15
1801 1647
13
3
1465 748
3
1
950 641
31
54
786 1129
2
166
187
4
2
6
8
121
127
116
107
1
48
72
42
41
34
4
11
8
3
6
42
23
22
30
27
Erkrankungen
= Fälle KW 1-47 2005
= Fälle KW 1-47 2004
= Referenzdefinition nicht erfüllt
-6-
Tab.1: Seltene Krankheiten und Meldetatbestände (mit und ohne Erfüllung der
Referenzdefinition) in Hamburg KW 1-47 2005 kumulativ (n=192) mit
Vergleichszahlen aus dem Vorjahr (n=315) - vorläufige Angaben Bezeichnung
Anzahl der Fälle
Anzahl der Fälle
KW 1-47 2005
KW 1-47 2004
Influenza
74
22
E. coli-Enteritis (außer EHEC)
28
31
Listeriose
17
5
Kryptosporidiose
13
12
Meningokokken-Erkrankung
13
9
Legionellose
9
4
Denguefieber
8
6
Masern
7
2
Typhus
6
3
Hämolytisch-urämisches Syndrom
4
2
Creutzfeldt-Jakob-Krankheit
2
Haemophilus influenzae-Erkrankung
2
Q-Fieber
2
Adenovirus-Konjunktivitis
1
2
Brucellose
1
2
Frühsommer Meningoenzephalitis
1
Hantavirus-Erkrankung
1
Hepatitis D
1
Lepra
1
Tularämie
1
1
Paratyphus
5
Cholera
1
Leptospirose
1
Fälle aus Häufungen nicht gesicherter Ätiologie
207
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