Zentrum für Impfmedizin und Infektionsepidemiologie Institut für Hygiene und Umw elt Hamburger Landesinstitut für Lebensmittelsicherheit, Gesundheitsschutz und Umweltuntersuchungen INFEKT-INFO Herausgeber: Infektionsepidemiologie des Instituts für Hygiene und Umwelt z Beltgens Garten 2 z 20537 Hamburg Leiter: Dr. G. Fell (v.i.S.d.P.), E-mail: [email protected] Nachdruck : mit Quellenangabe gestattet, jedoch nicht zu gewerblichen Zwecken Kurzbericht über die im Rahmen der Infektionskrankheiten-Surveillance nach IfSG in Hamburg registrierten Erkrankungen Ausgabe 10 / 2005 20. Mai 2005 Ein Patient mit Lepra in Hamburg In einer Hafenmetropole wie Hamburg ist das gelegentliche Auftreten einzelner Fälle von Infektionskrankheiten, die hier nicht heimisch sind, nicht bloß ein abstraktes, gedankliches Gefährdungs-Szenario, sondern eine Realität, auf die man in geeigneter Weise vorbereitet sein muss. So wurde nach einem aus Thailand importierten Fall von Cholera im vergangenen Jahr und mehreren Fällen von Typhus vor einigen Wochen, deren Ursprung sich Rembrandt: Aussätziger mit Klapper (1631) auf Indien zurückführen ließ, jetzt aktuell ein Fall von Lepra gemeldet. Nach wie vor ist die durch Mycobacterium leprae hervorgerufene meist schleichend verlaufende Infektion von Haut, peripheren Nerven und fallweise des oberen Respirationstraktes in zahlreichen Regionen Südostasiens bis hin -2- zum Pazifischen Raum, im tropischen Afrika und in geringerem Maße auch in Regionen Südamerikas endemisch. Die Verfügbarkeit wirksamer Chemotherapeutika, die zudem für eine rasche Beseitigung der ohnehin in aller Regel langfristige und intensive enge Kontakte voraussetzenden Ansteckungsfähigkeit sorgen, hat zu einem dramatischen Wandel im Umgang mit den Erkrankten geführt. Wurden sie in der Antike, im Mittelalter und bis in die Neuzeit hinein noch als ‚Aussätzige’ sozial isoliert und einem langen, hoffnungslosen Siechtum überlassen, ist heute die ambulante Chemotherapie bei voller sozialer und beruflicher Integration die Regel. Bei dem jetzt bekannt gewordenen Erkrankungsfall handelt es sich um einen 32 Jahre alten Staatsbürger der im zentralen Pazifik gelegenen Republik Kiribati, der als Seemann an Bord eines Schiffes nach Hamburg gelangte, sich aber hier nur vorübergehend aufhielt. Die Diagnose einer Lepra vom Borderline-Typ wurde im Rahmen eines stationären Aufenthaltes in der Klinik des Bernhard-Nocht-Institutes aufgrund des klinischen Bildes mit typischen Infiltrationen und Läsionen der Haut in Verbindung mit Sensibilitätsstörungen und aufgrund des Nachweises des Erregers in einer Gewebeprobe mittels PCR gestellt. Eine Chemotherapie wurde eingeleitet und es wurden Verhaltensund Untersuchungsempfehlungen im beruflichen Umfeld des Erkrankten ausgesprochen. ♦ Übersicht über die aktuellen Meldezahlen in Hamburg Die folgenden Abbildungen und die nächste Tabelle zeigen die Zahlen der registrierten meldepflichtigen Infektionskrankheiten und Erregernachweise für die Kalenderwochen 18 und 19 sowie kumulativ für die Wochen 1 bis 19 des Jahres 2005. In der 18. KW wurden erneut zahlreiche Tuberkulose-Fälle erfasst, die eigentlich bereits zurückliegenden Meldewochen zuzuordnen sind (siehe hierzu auch INFEKT-INFO 9/2005). C ot av iru E Erkrankung os e e 6 si ni os 3 Ye r rk ul e 1 be los 15 Tu on el g 6 ku n 1 m rk ra n g 18 Sa l s- un 39 R a 1 sEr kr an k A pr is nt er iti s i ti s ia rd ia sis H N ep or ov at i ti i ru s sC E rk R ot ra av nk iru un sg E rk ra nk un Sa g lm on el lo se Sh ig el lo se Tu be rk ul os e H ep at i ti s Ad A en ov M i ru as ser Ko n nj un kt iv itis Ye rs in io se G ol i -E -E nt er 2 Le at it sis i ti s 10 ep dia er E. -c 1 H iar En t 5 ov i ru r- 20 G ct e am py lo ba ct er 20 or lob a C Anzahl der Fälle 40 N am py Anzahl der Fälle -3- Abb. 1: Registrierte Erkrankungen Hamburg 2005, 18. KW (n=138) -vorläufige Angaben45 37 35 30 25 18 12 10 1 1 4 0 Erkrankung Abb. 2: Registrierte Erkrankungen Hamburg 2005, 19. KW (n=59) -vorläufige Angaben50 40 30 16 12 9 6 1 2 0 -4- Abb. 3: Die häufigsten registrierten Infektionskrankheiten in Hamburg KW 1-19 2005 kumulativ (n =2639) mit Vergleichszahlen aus dem Vorjahr (n =2026) – vorläufige Angaben – 900 850 800 750 700 650 An zah l der Fälle 600 550 500 450 400 350 300 250 200 150 100 50 NorovirusErkr. RotavirusErkr. C ampylobacterEnteritis Salmonellose Tuberkulose Giardiasis Yersiniose Hepatitis C Hepatitis A Hepatitis B Shigellose EHEC /STEC 0 Referenzdefinition nicht erfüllt Referenzdefinition erfüllt 5 1 818 473 3 1 816 561 6 4 589 480 6 8 177 253 65 87 3 3 50 44 6 37 42 21 24 14 9 6 2 15 Erkrankungen = Fälle KW 1-19 2005 = Fälle KW 1-19 2004 = Referenzdefinition nicht erfüllt 10 11 7 8 -5- Tab. 1: Seltene Krankheiten und Meldetatbestände (mit und ohne Erfüllung der Referenzdefinition) in Hamburg KW 1-19 2005 kumulativ (n=117) mit Vergleichszahlen aus dem Vorjahr (n=149) - vorläufige Angaben Bezeichnung Anzahl der Fälle Anzahl der Fälle KW 1-19 2005 KW 1-19 2004 Influenza 74 22 E. coli-Enteritis (außer EHEC) 13 9 Meningokkoken-Erkrankung 6 2 Typhus 5 1 Listeriose 4 2 HUS 2 1 Legionellose 2 2 Masern 2 1 Denguefieber 2 3 Haemophilus influenzae-Erkrankung 2 1 Kryptosporidiose 2 5 Hepatitis D 1 Adenovirus-Konjunktivitis 1 Lepra 1 2 Paratyphus 1 Fälle aus ätiologisch nicht gesicherten Häufungen 97