Erfahrungsbericht Erasmus-Praktikum WS 14/15 von Janina-M arie Strehl Studiengang M ehrsprachige Kommunikation M atrikelnr. 11092551 Auslandspraktikum auf Teneriffa Prácticas en Tenerife Vorbereitung Preparación Ich studiere Mehrsprachige Kommunikation, in diesem Studiengang muss im 5. Semester ein obligatorisches Auslandssemester in einem Land mit der Amtssprache der ersten oder zweiten Fremdsprache absolviert werden. Man kann den Auslandsaufenthalt entweder an einer Universität oder als Praktikum verbringen. Für mich war klar, dass ich ein Praktikum in einem Spanischsprachigen Land machen möchte, da ich praktische Erfahrung sammeln und gleichzeitig mein Spanisch verbessern wollte. Ich begab mich auf die Suche nach geeigneten Praktikumsstellen im Internet. Die meisten Stellen waren entweder unvergütet oder ohne Unterkunft. Nach einigen Wochen stieß ich auf eine Organisation die Hotelpraktika unter Anderem auf den Kanarischen Inseln vermittelt. Die Stellenbeschreibungen hörten sich sehr gut an und die Vermittlungsgebühr war vergleichsweise gering. Die Bewerbung ging recht schnell von statten, ich musste lediglich meinen Lebenslauf auf Englisch oder Spanisch einreichen. Bald darauf hatte ich ein Skype-Interview mit der Leiterin der Organisation. Diese bot mir eine Praktikumsstelle im Marketing/ Sales und Qualitätsmanagement bei der Hotelkette Dreamplacehotels & Resorts an und gab mir eine Woche Zeit mich zu entscheiden. Mir wurden ein monatliches Taschengeld, Unterkunft und Verpflegung angeboten. Ich würde im Hotel Villa Tagoro unterkommen und jeden Tag zu Fuß zum ca. 3 Kilometer entfernten Hotel Gran Tacande laufen. Ich sah mir die Hotels und die Lage an und entschied mich für eine Zusage. Ich bekam die Bestätigung und mir wurde der Praktikumsvertrag zugeschickt. Da Praktika in Spanien nur noch von eingeschriebenen Studenten als Pflichtpraktikum absolviert werden dürfen, musste ich nachweisen, dass ein Auslandssemester in meinem Studiengang Pflicht ist. Daher musste ich meinen Studienplan einreichen. Außerdem wurden eine Auslandsversicherungsbestätigung und meine Studienbescheinigung benötigt. Danach bekam ich meinen Praktikumsvertrag. Die Abwicklung war relativ unkompliziert. Das Aufwändigste der ganzen Organisation meines Auslandssemesters waren die Beantragung von BAföG und dem Erasmusstipendium, die sich über Wochen hinzogen. Doch schließlich begann ich mein Praktikum am 15. August des vergangenen Jahres. Eingang Gran Tacande (oben), Außenanlage (unten) Das Unternehmen/Meine Arbeit La empresa/Mí trabajo Das U nternehmen Bei meinem Praktikumsgeber Dreamplacehotels & Resorts handelt sich um eine kanarische Hotelkette, die über insgesamt vier Hotels verfügt. Drei davon befinden sich auf Teneriffa und eines auf Lanzarote. Das älteste Hotel der Kette, Dream Noelia Sur befindet sich in Playa de las Américas. Es hat 4 Sterne und 416 Zimmer Das Hotel Dream Gran Tacande in Costa Adeje hat 5 Sterne und verfügt über insgesamt 250 Zimmer und Suiten. Die größte Suite ist die „Suite Imperial“ mit 233m2. Dream Villa Tagoro 4* heißt das dritte Hotel auf Teneriffa in Torviscas alto. Es gibt 204 Zmmer im Appartementstil. In diesem Hotel befinden sich auch die Praktikantenunterkünfte. Das letzte Hotel der Dreamplace Kette befindet sich im Süden Lanzarotes in der Region Playa Blanca. Es hat 5 Sterne und 329 Zimmer und ist flächenmäßig das größte der vier Hotels. M eine Arbeit In den 4 1/2 Monaten meines Praktikums war ich im Bereich Marketing/Sales und Qualitätsmanagement tätig. Im Marketingbereich waren meine Hauptaufgaben das Übersetzen von Werbemitteln von Spanisch auf Deutsch, die Bearbeitung von Kundenanfragen in SAP, telefonisch oder per E-Mail und das Beantworten von Gästefragen im Live-Chat der Website. Am meisten Spaß haben mir die Übersetzungen gemacht, doch auch die Telefongespräche in Englisch oder Spanisch waren eine sehr gute Übung für meine Ausdrucksweise sowie das Hörverständnis. Am schwierigsten fand ich Anfangs die Fragen der Gäste zu beantworten, da ich noch nicht genug über das Hotel wusste. Im Qualitätsmanagement wurden monatlich drei Umfragen pro Hotel über Kundenzufriedenheit ausgeführt. Meine Kollegen und ich waren für die Hotels auf Teneriffa zuständig. Bei zwei Hotels wurden die Umfragen während des Abendessens und bei dem Anderen während des Frühstücks durchgeführt. Wir waren zwei Praktikanten die die Umfragen realisierten, was manchmal sehr anstrengend war, da jeder Tisch des Restaurants befragt werden muss, im Hotel Noelia Sur waren es teilweise bis zu 900 Gäste. Manche fühlten sich, verständlicher Weise, beim Essen sehr gestört und wurden Laut oder redeten garnicht erst mit uns, was man aber natürlich nicht persönlich nehmen darf. Manchmal war es sehr schwierig mit Gästen zu kommunizieren die weder Englisch, Spanisch, Deutsch noch Französisch sprachen. Meistens wurde die Situation mit Gesten gelöst. Im Dezember durfte ich mit meiner Vorgesetzten nach Lanzarote für eine Umfrage fliegen. Leider, oder glücklicherweise wurde unser Rückflug wegen schlechten Wetters zwei mal storniert, dadurch konnte ich auch Lanzarote und das Dream Gran Castillo etwas kennenlernen. Dies war definitiv ein Highlight meines Aufenthalts. Für die Evaluation der Umfragen gibt es eine Maschine, die die Ergebnisse auf den PC überträgt, doch die Hand geschriebenen Kommentare müssen einzeln übertragen und auf Spanisch übersetzt werden. Neben der Durchführung von Umfragen war meine Hauptaufgabe das Beantworten von Gästekommentaren auf der Plattform „Tripadvisor“ auf Englisch, Deutsch und Spanisch. das war teilweise recht eintönig, da die meisten Gäste mehr oder weniger dieselben Beschwerden oder das selbe Lob haben. Doch dadurch wurde ich auch sicherer in der formalen, schriftlichen Ausdrucksweise im Englischen und Spanischen. Hotel Dream Gran Castillo Leben vor ort La vida en Tenerife Am Anfang meines Praktikums machte mir am meisten die Hitze, bis zu 37 Grad C° im Schatten, zu schaffen und die vielen Arbeitsstunden. Durch die Umfragen neben der Tätigkeit im Marketing musste ich Teilweise 12 Stunden am Tag arbeiten und hatte manchmal keine freien Tage. Dies wurde mit der Zeit dann besser. Für die Überstunden bekam ich einige freie Tage am Ende meines Praktikums. Die Unterkunft war eine Enttäuschung. Mein Zimmer war zwar groß, aber es gab nur ein kleines Fenster, angrenzend an einen anderen kleinen Raum mit einem Gitterfenster, wodurch es sehr warm und dunkel war und kaum Luftzirkulation gab. Es war auch sehr laut, da unmittelbar oberhalb der Zimmer die Animation für die Gäste stattfand. Positiv war die kleine Küchenzeile und das große Bad. Ich teilte mir das Zimmer mit einer anderen Praktikantin aus Litauen, mit der ich mich sehr gut verstand. Es gab trotz unterschiedlicher Arbeitszeiten keinerlei Probleme, darüber war ich sehr froh. Wir waren insgesamt neun Praktikanten aus Deutschland, den Niederlanden, Schweden, Litauen, Belgien und Polen. bar. Es gab kaum Auswahl, Reis und Kartoffeln trocken, das Fleisch manchmal verbrannt oder nicht durchgebraten. Nach mehreren Gesprächen mit der neuen Direktorin verbesserte sich das Essen. Nachdem es in einer Nacht im Oktober in strömen geregnet hatte, war die Decke unseres Zimmers undicht und alles voller Wasser. Glücklicherweise war noch ein anderes Zimmer frei, in das wir noch am gleichen Tag einzogen. Das neue Zimmer war viel gemütlicher, ruhiger und heller als das Alte, daher fühlte ich mich wohler als zu Anfang. Die Zimmer lagen alle nebeneinander, es gab einen kleinen Garten mit einigen Bäumen wo wir Abends oft zusammensaßen. Wir verstanden uns alle gut und an freien Tagen unternahmen wir Ausflüge, um die Insel zu entdecken, gingen an den Strand oder Abends in Bars. Gemeinsame freie Tage kamen leider recht selten vor, da die Unterschiedlichen Abteilungen, Rezeption, Spa, Animation und Marketing, unterschiedliche freie Tage hatten. Die schönsten Orte der Insel sind für mich Masca, ein kleines Dorf in den Bergen von dem eine Schlucht herunter ans Meer führt. Die Trekkingtour dauert etwa 3 1/2 Stunden und ist recht anspruchsvoll. Auch der Norden der Insel ist sehr schön, mit dem Anaga-Gebirge, der Hauptstadt Santa Cruz, der Universitätsstadt La Laguna und seinen einzigartigen Stränden. Meine Freizeit vebrachte ich also hauptsächlich mit Ausflügen oder am Strand. Der näheste Strand war in etwa 20 Minuten zu Fuß zu erreichen. Dank des subtropischen Klimas kann man sich auch im Dezember noch sonnen. Alle Praktikanten, sowie das Personal des Hotels konnten drei mal am Tag in der Personalkantine essen. Im Villa Tagoro war das Essen leider furcht- Hauptstadt Santa Cruz (oben), Barranco de Masca (unten) (Massen)tourismus? Nein, Danke. ¿Turismo (de Masas)? No, gracias. Im Großen und Ganzen würde ich das Praktikum als eine positive Erfahrung betrachten, durch die ich viele Kenntnisse gewonnen habe und das mich auch persönlich stärker gemacht hat. Ich habe den Arbeitsalltag in einem Hotel kennengelernt und weiß jetzt, dass ich nach dem Studium weder in einem Hotel noch auf den Kanaren arbeiten möchte. Die Kommunikation und der Informationsfluss innerhalb des Unternehmens ist schlecht, genauso wie die Bezahlung, nicht nur für Praktikanten. Mich hat niemand über meine Arbeitszeiten informiert oder etwas richtig erklärt. Nach einigen Wochen in einem stickigen Zimmer, ohne freie Tage und vielen zusätzlichen Arbeitsstunden war ich am Zweifeln, ob dieses Praktikum das Richtige für mich ist. Doch ich wollte nicht aufgeben und setzte mir eine Grenze von mindestens sechs Wochen, die ich erreichen wollte. Nach diesen sechs Wochen war die Situation besser und ich entschied mich zu bleiben. dem „Tui Umweltchampion“ und ökologischem Energieverbrauch. Die Toilletenspülungen und Pools werden mit Meerwasser betrieben. Ich hoffe dass die einzigartige Landschaft Teneriffas trotz des Tourismus noch lange erhalten bleibt und Richtlinien beim Bau von neuen Hotels besser eingehalten werden. Trotzdem hat mir die Arbeit überwiegend Spaß gemacht und ich könnte mir vorstellen später in diesem Bereich tätig zu sein. Durch mein Praktikum kann ich jetzt besser mit Stresssituationen umgehen und mir fällt es leichter auf Menschen zuzugehen. Ich habe viele neue Bekanntschaften gemacht, mein Englisch wieder aufgefrischt und Kenntnisse in anderen Sprachen, wie zum Beispiel Holländisch und Italienisch erworben. Auch mein wichtigstes Ziel habe ich erreicht - mein Spanisch zu verbessern. Allerdings würde ich solch ein Praktikum nicht wiederholen. Die Lebensmittel in Costa Adeje sind überteuert und das Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln dauert lang. Der Süden der Insel ist leider sehr auf den Massentourismus ausgerichtet. Der Blick auf die Schönheit der Landschaft wird durch Hotelanlagen, die sich dicht an dicht aneinanderreihen zerstört. Die Strände, die teilweise künstlich mit hellem Sand angelegt sind, sind vor allem in den Sommermonaten brechend voll mit Menschen. An jeder Ecke häufen sich die gleichen Souvenirgeschäfte mit den gleichen Artikeln und den gleichen überhöhten Preisen, vor allem in Playa de las Americas und Los Cristianos. Der etwas jüngere Ort Costa Adeje versucht bereits einen etwas nachhaltigeren Weg einzuschlagen. Das Hotel Gran Tacande wirbt mit Preisen wie Playa del Duque (oben), Costa Adeje (Mitte), Teide (unten)