kulturblatt kantonschwyz ausgabe 2/2014 editorial Liebe Schwyzerinnen und Schwyzer tonale Kulturkommission in Zusammenarbeit mit anderen Zentralschweizer Kantonen die Website «www.schukuschwyz.ch» lanciert. Diese Internetplattform ermöglicht den Nutzern einen raschen Überblick über das gesamte Kulturvermittlungsangebot für Schulen, vom Kindergarten bis zu den Mittel- und Hochschulen. Kulturbetriebe und -schaffende erhalten ein Instrument, um ihre Angebote frühzeitig und effizient bekannt zu machen. Ziel ist es, Vermittlungsangeboten einen direkten Weg in die Schulen zu ermöglichen und so die Grenzen zwischen Museum, Atelier, Werkstatt und Klassenzimmer verschwinden zu lassen. «www.schukuschwyz.ch» wird so zur interaktiven Plattform, auf welcher kulturelle Institutionen, Kulturschaffende und Schulen eine aktive Partnerschaft pflegen. Und sie ergänzt in idealer Weise die sehr gut etablierte Informationsite «www.schwyzkultur.ch». Diese richtet sich an die breite Bevölkerung und bietet einen umfassenden Überblick über kulturelle Veranstaltungen. Auch ohne eigene grosse, institutionalisierte Kulturhäuser verfügt der Kanton Schwyz über ein reichhaltiges Angebot an Kultur. Eindrücklich vor Augen geführt hat dies im Frühjahr das dritte Schwyzer Kulturwochenende. Gut 17000 Interessierte besuchten die rund 130 kulturellen Veranstaltungen im ganzen Kanton. Sie konnten nach ihren persönlichen Wünschen aus einem bunten Programm eine Auswahl treffen und sich so der vielfältigen Kultur im Kanton Schwyz bewusst werden. Was im Rahmen des Kulturwochenendes für die breite Bevölkerung zugänglich war, soll künftig unkompliziert auch den Schulen möglich sein. So beispielsweise der Besuch in einem Künstleratelier und die persönliche Begegnung mit einem Künstler respektive einer Künstlerin oder ein Mal-Workshop mit der anschliessenden Gelegenheit, die geschaffenen Werke in einer eigenen Ausstellung zu kuratieren. Mit «www.schukuschwyz.ch» machen die kantonale Kulturkommission und das Bildungsdepartement einen nächsten Umsetzungsschritt in ihren Bemühungen, Schwyzer Schülerinnen und Schüler noch vermehrt Kultur erleben zu lassen. Wir sind überzeugt, dass kulturelle Bildung einen wesentlichen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung und zu einem breiten Verständnis unserer Jugend leisten kann. Darüber hinaus fördert die Auseinandersetzung mit Kultur aber auch den Respekt und die gegenseitige Toleranz, was in unserer zunehmend auf Individualität ausgerichteten Gesellschaft mit Sicherheit nicht schaden kann. Um solche und ähnliche Angebote besser an die Schulklassen heranzutragen, hat die kan- Walter Stählin, Regierungsrat Präsident der Kulturkommission Weitere Informationen zur kantonalen Kulturförderung: www.sz.ch/kultur Aktuelle Veranstaltungen: www.schwyzkultur.ch aus der sitzung der kulturkommission Werkbeiträge Musik Bereits zum zweiten Mal vergibt die Kulturkommission des Kantons Schwyz Werkbeiträge an Kulturschaffende aus dem Bereich Musik. Auf Antrag der Fachjury wurden folgende Personen ausgewählt: Markus Flückiger Markus Flückiger, Schwyz, Fr. 25000 Markus Flückiger (*1969) prägt seit 20 Jahren die Schweizer Volksmusikszene als Schwyzerörgeler und Komponist. Mit seinem Projekt «Oberfeld» betritt er Neuland. Er ist nicht nur ein hervorragender Interpret, sondern auch ein leidenschaftlicher Tüftler, angetrieben von innovativen Ideen und der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten. Seine Originalität, Kreativität und Visionen zeichnen ihn aus. Der Werkbeitrag ermöglicht ihm, sich intensiv dem Projekt «Oberfeld» zu widmen. Sheila Runa Lindauer, Schwyz, Fr. 15 000 Sheila Runa Lindauer (*1987) erhielt ihre musikalische und tänzerische Grundausbildung an der Musik- sowie der Ballettschule in Schwyz. Sie besuchte Unterricht in Flamenco, zeitgenössischem und klassischem Tanz. Den Werkbeitrag möchte sie einsetzen, um mit dem Flamenco-Septett «Banda Ancha» im Herbst 2015 eine Konzertreihe zu organisieren und die Sheila Runa Lindauer Andrea Ulrich Eigenkompositionen aufzunehmen. Das Projekt enthält ein grosses Innovationspotential. Die «Banda» setzt sich aus hochspezialisierten Musikern zusammen und kann Anspruch auf authentische Ausführung der maurisch-spanischen Musik erheben. Andrea Ulrich, Seewen, Fr. 10 000 Andrea Ulrich (*1981) ist in Schwyz aufgewachsen und hat den Bachelor of Arts in Music bei Patricia Draeger (Hauptfach) und Willi Valotti (Schwerpunkt Volksmusik) absolviert. Den Werkbeitrag möchte sie nutzen, um ihre künstlerische Entwicklung voranzutreiben, dies unter gezieltem Beizug von Fachpersonen, welche sie auf dem Akkordeon weiterbringen. Ihre Idee ist, von der traditionellen/innovativen Volksmusik bis zu etwas jazzigeren Klängen variieren zu können. Dabei soll das Akkordeon als vielseitig einsetzbares Instrument in unterschiedlichen Kompositionen und Besetzungen präsentiert werden. sitzungsdaten und eingabefristen 2015 Sitzungen Kulturkommission 6. Februar Eingabefrist für Gesuche 9. Januar 16. April 20. März 1. Juli 5. Juni 18. September 21. August 26. November 30. Oktober schule und kultur zusammenbringen «schukuschwyz.ch» vernetzt Schule und Kultur. Die neue digitale Plattform bietet einen Überblick über kulturelle Vermittlungsangebote für Schulklassen vom Kindergarten bis zu den Berufs-, Mittel- und Hochschulen. Haben Sie auch schon einmal Lust verspürt, mit dem Dirigentenstab ein grosses Orchester zu leiten, mit der Schulklasse Zeichnungsunterricht in einem hellen, geräumigen Künstleratelier zu gestalten und mit den Kunstwerken eine Ausstellung zu kuratieren? Ein Blick hinter die Kulissen offenbart sich als eine spannende Entdeckungsreise ins Innere verschiedener Kulturorte. Die neue Kulturvermittlungsplattform www.schukuschwyz.ch Die Schwyzer Kulturbetriebe bieten das ganze Jahr hindurch reichhaltige und kreative Veranstaltungen an. Seit Juni 2014 steht dafür die neue Website «www.schukuschwyz.ch» bereit. Auf dieser Plattform sind viele Kulturangebote aus allen Bereichen aufgelistet, die sich gut für Schulklassen aller Stufen eignen. Sie bietet den Lehrpersonen einen Überblick über das gesamte Kulturvermittlungsangebot. Den Kulturanbietern wird ein frühzeitiges und kostenloses Bekanntmachen Ihrer Angebote ermöglicht. Alle Rahmenbedingungen wie Zielpublikum, Daten, Dauer, Ort und Kosten sind auf der Website ersichtlich. Die Vermittlungsangebote sind direkt beim Veranstalter buchbar. Realisiert wurde «schukuschwyz.ch» von der kantonalen Kulturkommission in Zusammenarbeit mit dem Bildungsdepartement. Weitere Informationen: Kulturförderung, Pius Ruhstaller, Kollegiumsstrasse 30, 6430 Schwyz, 041 819 20 88 oder E-Mail: [email protected] kulturnotizen Ausstellung «Schwein gehabt» Vom 16.11.2014 bis 22.03.2015. Sparen galt lange als eine Schweizer Vorzeigetugend. Doch was ist aus ihr geworden? Hat sie sich in den letzten Jahrzehnten nicht zusehends ins Gegenteil gekehrt? Wird der Bürger heute zu einem Leben auf Kredit verführt? Macht dieses genuss- und freudvolle «Nichtsparverhalten» vielleicht sogar Sinn? Die aktuelle Ausstellung im Vögele Kulturzentrum in Pfäffikon beleuchtet die verschiedenen Facetten des Sparens in den vergangenen 100 Jahren. Weitere Informationen unter: «www.voegelekultur.ch» Neues Buch von Margrith Gössi-Bohren Die in Grindelwald aufgewachsene und seit rund 50 Jahren in Küssnacht am Rigi wohnhafte Autorin Margrith Gössi-Bohren erzählt in ihrem neuesten Werk «Uf die einte waarted mu» in der heimeligen Grindelwaldner Mundart Geschichten und Erlebnisse aus ihren Kinder- und Jugendjahren im damals aufstrebenden Tourismusort Grindelwald. Ergänzt wird das Buch durch eine CD mit sämtlichen Geschichten, gelesen vom Grindelwaldner Werner Steuri. Erinnerung an Kasi Geisser Die Musik des legendären Arther Ländlerklarinettisten Kasi Geisser (1899–1943) ist auch heute noch, mehr als 70 Jahre nach seinem Tod, bei den Musikanten wie auch beim Publikum sehr beliebt. Aus seinem umfangreichen Nachlass hat die Gersauer Ländlerkapelle «Echo vom Gätterli» unlängst eine abwechslungsreiche CD mit 24 bisher unveröffentlichten Melodien realisiert. Ein Tondokument, das in keiner Musiksammlung fehlen darf. Weitere Informationen unter: «www.echo-vom-gaetterli.ch» kunstankäufe Aktuelle Werkankäufe für die kantonale Kunstsammlung Richard Zürcher, Sursee Der in Ibach aufgewachsene und seit vielen Jahren im luzernischen Sursee wohnhafte Richard Zürcher arbeitet seit rund 30 Jahren vorwiegend mit Holz. Feuer und Erde sind weitere Elemente seiner Arbeit. Seine archaisch anmutenden Werke wirken kreatürlich und abstrakt zugleich. Die Ursprungsmaterialien findet Zürcher in der freien Natur. Das Kunstankaufsgremium hat sich entschieden, als Erstankauf zwei Werke für die Kantonale Kunstsammlung zu erwerben. Das eine, «Blitzranken» (siehe Bild), entstand im Frühjahr 2014 aus einem vom Blitz getroffenen Baum. Darin soll die Elastizität sowie die Spannungskraft des Holzes spürbar werden. Das zweite, «Lungenflügel», ist 2012 entstanden. Inspiration zu diesem Werk war der Sauerstoff, den ein Baum in seinem Leben produziert. Als Hommage an den Baum will Zürcher mit der lamellenartigen Oberfläche diese Eigenschaft spürbar machen. «Blitzranken», Birnenholz bemalt, 70 x 45 cm, 2014 Doris Federizzi, Reichenburg Die Reichenburger Künstlerin Doris Federizzi, die erst vor rund 10 Jahren als Autodidaktin mit der Malerei begonnen hat, hat sich inzwischen in verschiedenen Kursen mit der Aquarell-, Acryl- und Ölmalerei sowie Kohlezeichnungen auseinandergesetzt. Ihre Werke, die sich hauptsächlich mit Berglandschaften beschäftigen, bewegen sich in einem Spannungsfeld zwischen konkret und abstrakt. Beim Malprozess lässt sie sich jeweils gefühlsmässig leiten. So kann sich plötzlich ein kleines Detail als Mittelpunkt des Bildes herauskristallisieren. In der diesjährigen Ausstellung von Kunst Schwyz in Brunnen ist dem Kantonalen Kunstankaufsgremium das Ölbild «Hirzli» von Federizzi aufgefallen. So hat sich das Gremium entschieden, dieses Werk als Erstankauf in die Kantonale Kunstsammlung aufzunehmen. Weitere aktuelle Ankäufe Max Jäger, Pfäffikon SZ: Ergänzender Ankauf: «Freud», 3-teilig, Bronze, Unikat, 2005 Dominique Stocker, Weggis/Küssnacht: Erstankauf: «ohne Titel», Farbstift auf Papier Jacqueline Temperli: Erstankauf: «Spiel zwischen Licht und Wasser», Kugelschreiber auf Papier «Hirzli», Öl auf Leinwand, 80 x 100 cm, 2014 unterstützte kulturaktivitäten Zwischen April 2014 und September 2014 gewährte die Kulturkommission Beiträge und Defizitgarantien im Gesamtbetrag von rund 310 000 Franken. Das verwendete Geld stammt ausschliesslich aus dem Lotteriefonds (keine Steuermittel). bildende und angewandte kunst • Ausstellungen: Schnitzerfreunde Schindellegi, Plakatfestival Luzern, Kunst(Zeug)Haus Rapperswil, Ausstellung Kunst Schwyz, expoTurbine Giswil, Ausstellung Diana Seeholzer film und video • Beiträge an: Zauberlaterne Schwyz, Dokufilm über Muotathaler Naturjuuz, Partysan Pictures, Upcoming film makers, Kurzfilmtage Winterthur, Trigon-Film, Luke Gasser «Das Konzil von Konstanz», «Die Magie der Farben» (Alfred Suter), «Heimatland» von Michael Krummenacher musik • Konzerte: Dormant Noten, Kammerchor Gaudeamus, Concento Stravagante, Bläserensemble Primavera, Gersauer Orgelkonzerte, Urschweizer Kammerensemble, Innerschwiizer Ländlerstärnstund, Blasorchester Siebnen mit Teamchor Jona, Wood and Metal Connection, unplugged@cinema, Lucerne Bone Connection, Ensemble Turicum, Orchesterverein Einsiedeln, Kirchenchor Ibach, Bodensee Madrigalchor, Verein 90 Stimmen, Amadeus-Chor Küssnacht, Klavierkonzert Raff in Lachen, Kesselberg-Ensemble in Einsiedeln, Zentralschweizer Jugendsinfonieorchester, Philharmonic Brass «Generell 5» in Schindellegi, Aulos Sinfonisches Blasorchester, Quadrosax, Gemischter Chor Schwyz, Zürichsee-Chor, Tanz der Baumfiguren • Festivals: Internationales Liedfestival Zürichsee, Crescendo Konzert Management, Cantars-Kirchenklangfest, Zentralschweizer Akkordeonmusik-Fest, Openair Altendorf, Alpentöne Altdorf, B-Ton Brunnen, Gersauer Herbst, Liedermacherfestival «Liederlich», Kulturschock Schwyz, Küssnacht Klassik, Sommerklänge in Arth, Falklorelei Siebnen, Stanser Musiktage, Einsiedler Musikfest • CD-Produktionen: Susan Orus mit «chliini Venus», Marion Suter, Rockband Tempesta, Thurigai Thamil Musik Verein • Beiträge an den Rees Gwerder Musigabig in Arth, Schwyzer Kantonales Jugendblasorchester, Nationales Jugendblasorchester, Kinderchorwoche Einsiedeln, Musigkarussell Steiner-Chilbi, Raff-Ausstellung Rapperswil, Schweizer Jugendmusik-Wettbewerb literatur, theater und tanz • Druckkosten-/Herstellungsbeiträge an das Buch «Linthmais», «Bühnenlandschaften Zentralschweiz» von Bernd Isele, Paul Schorno, Margrith Bohren «Uf die einte waarted mu», «Der geheimnisvolle See» von Hans Troxler, Kinderkrimi «Die Spürnasen» von Anita Schorno, Yves Suter «Motoracer», Karl Hensler Broschüre über «Meinrad Lienert» • Aufführungs- und Produktionsbeiträge an das Theater «OhneWiederholung», Luzerner Freilichtspiele, Theater Brunnen, Gruppe Papperlapapp, Spoken Word Festival Luzern, Luzerner Schultheatertage, Märchentheater Fidibus • Beiträge an das Ballettmärchen «im zauberhafte Feenwald», artist in residence.ch, Literatur-Mobil.ch, Theaterduo Fischbach Küssnacht, Literaturtage Küssnacht, Rigi-Literaturtage, 041-das Kulturmagazin, disKursive, KTV – Schweizer Künstlerbörse volkskultur und spartenübergreifendes • Ausstellung Chärnehus Einsiedeln, Kultturm Brunnen, Kulturgruppe «Begägnig am Sey», Innerschweizer Stiftungstag atelierstipendium Stefan Camenzind in Berlin «Berlin bleibt doch Berlin» Winter 2012/2013. Vier Monate in der deutschsprachigen Kultur-«Hauptstadt». Die einen sagten mir im Vorfeld «Berlin im Winter – zu wenig Tageslicht», die andern «zu kalt». Sämtliche Kennerinnen und Kenner waren sich auf jeden Fall einig: Berlin im Winter, das wird hart! Aller Härte zum Trotz – ich habe dieses kulturelle und persönliche Abenteuer gewagt und bin sehr glücklich und dankbar für diese vier Monate. Mein Vorhaben Mein Langzeitprojekt «Portiuncula – eine Dunkelzone», das sich mit sexuellem Missbrauch beschäftigt, war eines meiner Ziele. Dafür wollte ich mit der bedeutenden Forschungsstelle zu diesem Thema an der Berliner «Charité» in Kontakt treten. Dieser Kontakt hat aber nicht stattgefunden. Leider. Leider? Nicht wirklich. Denn zu gross war zu dieser Zeit noch das inhaltliche Spektrum, zu weitläufig meine Gedanken und Ideen, zu unpräzise meine Fragestellungen. Stattdessen ergab sich mit der Zeit eine intensive und interessante Phase der fundierten Recherche: Literatur, Film, Web usw. durchforsten war angesagt. Im Arbeitszimmer also haufenweise Bücher, der PC und eine Notizwand. Zuweilen eine schwierige Zeit. Denn so war ich das Arbeiten nicht gewohnt: Plötzlich wird die Atelier-Wohnung zum Studier-Zimmer, draussen ist es wirklich sehr schnell dunkel. Und kalt ist es auch. Die pulsierende Stadt rückt plötzlich in weite Ferne, auch wenn man mittendrin ist. Bei «EDEKA» einkaufen blieb vorerst mein jeweils einziger Ausflug nach draussen. Dieses «sich Verscharren in den eigenen Wänden» und die Stadt an sich zu vergessen war aber erstmal sinnvoll. Plötzlich konnten thematische Gedankengänge «planlos» geschehen, Ideen entstanden beim Recherchieren und verflüchtigten sich teilweise im Stefan Camenzind erlebte vier spannende und anregende Monate in Berlin. nächsten Moment wieder. Ein vielschichtiger Umgang bezüglich des Themas wurde erstmals möglich. Ohne gleich an das fixe «Produkt» denken zu müssen. Wenn die Stadt anklopft Sie kam dann doch, die Stadt: Das wahnsinnige kulturelle Angebot, ihre besondere Geschichte, das Nachtleben, das Leben überhaupt. Draussen. Auch wenn es kalt und dunkel war. Durch die unzähligen Abende, die ich im Theater, im Kino etc. verbracht habe, ergaben sich wertvolle Begegnungen mit Menschen verschiedenster Couleur. Einige blieben flüchtig, andere zeigen sich bis heute beständig – sowohl beruflich wie auch persönlich. Mit der Autorin Rebecca C. Schnyder entstand z.B. eine Uraufführung im April 2014 in Herisau («Schiffbruch»). Diese Produktion ging dieses Jahr auf eine kleine Schweizer-Tournee (St. Gallen, Zug, Bern). Was bleibt Neben den vielseitigen und durchaus auch vergänglichen Eindrücken des Aufenthaltes entstand auch die Entscheidung, an der ZHdK (Zürcher Hochschule der Künste) ein Masterstudium zu machen im Bereich «Transdisziplinarität». Und die vielen Besuche unterschiedlichster Formen der Künste haben mir bewusst gemacht, dass ein künstlerisches Risiko immer gesund ist und essentiell bleibt. Etwas Neues zu schaffen ist ein Risiko. Dieses Risiko zu erhalten braucht Geduld, Muse und Mut. Dies hat mir diese Stadt an der Spree gezeigt. Und sie wird es wohl noch vielen zeigen können. Denn Berlin bleibt doch Berlin. ein schwyzer weltbürger Der Lachner Komponist Joachim Raff in neuem Licht Dem aus Lachen stammenden Komponisten Joachim Raff (1822– 1882) widmet Res Marty eine mustergültige Biografie. Sie rückt den lange Zeit verkannten Sinfoniker in die Position, die er verdient. Wie nur ganz wenige Musiker aus der Schweiz brachte es der Schwyzer Joachim Raff als Komponist, Bearbeiter, Pianist und Musikpädagoge zu internationalem Ansehen. Mit Sinfonien wie «Im Walde» und «Lenore» ging er schon zu Lebzeiten ins Weltrepertoire ein, zehn Jahre vor seinem Tod wurde er zum Ehrenmitglied der Philharmonic Society of New York ernannt. Raffs vielseitiges Schaffen wurde unter anderem von Mendelssohn Bartholdy, Liszt, Schumann, Wagner, Brahms, Tschaikowsky und Mahler geschätzt. Bilderreiches Standardwerk Res Marty hat sich in den letzten Jahren intensiv mit dem Lachner Komponisten Der Sänger, Berufsberater und Musikforscher Res Marty legt jetzt mit Joachim Raff beschäftigt. einer brillant bebilderten Biografie das unentbehrliche Standardwerk (Bild: Kurt Heuberger, Zürichsee-Zeitung) über den grossen Spätromantiker vor. Bezüglich Informationsdichte, Bilderreichtum, Format und Gewicht ist Martys unerschöpfliches Werk im deutschen Sprachraum nur mit den Chopin, Liszt und Schumann gewidmeten «Lebenschroniken in Bildern und Dokumenten» von Ernst Burger zu vergleichen. Mit Ausnahme von Joseph Lewinskis vierbändigem Werk über Ernest Bloch stellt das 440 Seiten starke Raff-Buch innerhalb der Biografien von Schweizer Komponisten die umfangreichste Publikation dar. Dank der starken Berücksichtigung von Raffs Umwelt ist das von Yvonne Götte sowie von Hans Fäh und Franz-Xaver und Silja Risi sorgfältig redigierte und grafisch kunstvoll gestaltete Buch eine spannende Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts. Für Layout und Druck zeichnet die Lachner Druckerei Gutenberg verantwortlich. Selbst zu Goethe, Mendelssohn Bartholdy, Liszt, Hans von Bülow und Wagner bietet es unbekannte Fakten und nie publizierte Zeitdokumente an. Der Zürcher Musikwissenschafter und Musiker Bernhard Billeter steuerte einen Essay über «Joachim Raff und Hegels Ästhetik» bei. Mit seinen fast drei Kilo ist das Buch in doppeltem Wortsinn eine sehr gewichtige Publikation. Walter Labhart, March-Anzeiger Res Marty: Joachim Raff. Leben und Werk. MP Bildung, Beratung und Verlag AG, Altendorf/Lachen 2014. Zu beziehen über den Buchhandel oder direkt beim Verlag. «schwyzer hefte» im neuen kleid Neuestes Heft zur Geschichte der Oberallmeindkorporation Schwyz Seit 1973 hat es sich die kantonale Kulturkommission zur Aufgabe gemacht, mit der Schriftenreihe der «Schwyzer Hefte» in gut verständlicher und attraktiver Form über Kultur, Geschichte und Menschen im Kanton Schwyz zu berichten. Die Hefte bieten in ihrer Vielfalt einen aussergewöhnlichen Einblick in die Kulturgeschichte des Kantons. Dieses Jahr sind gleich drei neue erschienen: Ende Juni die Jubiläumsnummer 100 zum Thema «Schwyzer Erinnerungsorte», im September folgte ein Heft zu «Essen und Trinken im Kanton Schwyz». Im November bildete das Jubiläum der Oberallmeind-Korporation den Hintergrund für einen spannenden Einblick in deren Geschichte. Neu erscheinen die beliebten Hefte in einem quadratischen Format, damit in moderner Aufmachung, in einer gut lesbaren Schrift und einem lebendigen Bildkonzept. Von den bisher 102 erschienenen Ausgaben sind die meisten Hefte noch lieferbar. Eine aktuelle Übersicht und Bestellmöglichkeiten finden Sie im Internet unter «www.sz.ch/kultur», Rubrik Kulturförderung, Unterrubrik Schwyzer Hefte. von der herberge zum take-away Sonderausstellung im Chärnehus in Einsiedeln 2015 feiert die Zentralschweiz mit dem Gästival die 200-jährige Tourismusgeschichte der Region. Einsiedeln zeigt in diesem Jubiläumsjahr seine gastfreundlichen Stärken im Rahmen des Projekts «Region Einsiedeln – vielfältig gastfreundlich». Dazu gehört die Ausstellung des Kulturvereins Chärnehus Einsiedeln mit dem Titel «Einsiedeln – seine Gasthäuser, seine Gäste. Von der Herberge zum Take-Away.». Einsiedeln ist eines der ältesten Ziele in der Zentralschweiz für Reisende aller Art, allen voran für Pilger aus nah und fern. Als erster Gastgeber von Einsiedeln darf der Eremit Meinrad gelten, der hier in seiner Klause bereits im 9. Jahrhundert Ratsuchende bewirtete. Ab dem 14. Jahrhundert entwickelte sich Einsiedeln zum Wallfahrtsziel und zum Sammelpunkt für Pilger nach Santiago de Compostela. Die Pilger wollten Essen, Trinken und ein Nachtlager. In unmittelbarer Nähe zum Kloster entstanden so Herbergen und Tavernen. Seit dem Mittelalter zieht das Kloster Einsiedeln Wallfahrer und Besucher aus nah und fern an. Zur Unterbringung und Bewirtung der Gäste entstanden zahlreiche Gasthäuser. Ausschnitt aus einer Werbung für das Hotel Pfauen um 1850. Vor rund 200 Jahren eroberten Touristen die Schweizer Alpen. Berühmte Personen stiegen in den besten Gasthäusern am Klosterplatz ab. Das 19. Jahrhundert brachte grosse Massen von Wallfahrern nach Einsiedeln, die ab 1877 bequem mit der Dampflokomotive anreisen konnten. Die beiden Weltkriege bescherten schlechte Zeiten und die neue Gästeschar, die Wintertouristen, blieben aus. Heute treffen in Einsiedeln Jakobspilger, Wallfahrer, Sommer- und Wintersportler, Kulturtouristen oder Tagesausflügler, in Gruppen oder als Individualreisende, aufeinander. Sie verweilen für ein paar Stunden, übernachten ab und zu, gönnen sich ein Fünf-Gang-Menü oder verpflegen sich am Imbissstand. Spannender Einblick Die Ausstellung im Chärnehus, dem ehemaligen Kornhaus von Einsiedeln, zeigt, wie Gäste einst nach Einsiedeln reisten und wo sie Unterkunft fanden. Wie hat sich das Gastgewerbe entwickelt? Wer kommt heute nach Einsiedeln und warum? Was bot und bietet Einsiedeln seinen Gästen? Diese und weitere Fragen erwartet die Ausstellungsbesucherinnen und -besucher. Eine Ausstellungspublikation bietet umfassenden Nachlesestoff. «Einsiedeln – seine Gasthäuser, seine Gäste. Von der Herberge zum Take-Away.» Chärnehus, Kornhausstrasse 12, 8840 Einsiedeln Öffnungszeiten Spezialöffnungszeit der Ausstellung 7. Dezember 2014 bis 18. Januar 2015 jeweils Samstag und Sonntag Dienstag, 6. Januar, 10.30–12.30 Uhr Eine Wirtin und ein Hotelier erzählen von sich, ihrer Arbeit und ihren Gästen. sowie 8./26. Dezember 2014 und 1./6. Januar 2015 13.00 bis 17.30 Uhr Eintritt frei, Kollekte Führungen für Gruppen und Schulen auf Anfrage Telefon 055 412 46 42 Begleitprogramm Eröffnung Gästival Einsiedeln Freitag, 2. Januar, 10.00–11.00 Uhr Sonntag, 7. Dezember, 10.30 Uhr Zusammen mit der Ausstellung im Chärnehus wird das Gästival der Region Einsiedeln offiziell eröffnet. Mehr dazu: www.chaernehus.ch und www.gaestival-einsiedeln.ch Öffentliche Führungen Freitag, 12. Dezember, 19.00–20.00 Uhr Donnerstag, 18. Dezember, 19.00–20.00 Uhr zentralschweizer theatertext-wettbewerb Bewerbungen können noch bis zum 20. Februar 2015 eingereicht werden Alle Zentralschweizer Kantone kennen eine langjährige, vielfältige und lebendige Theaterkultur. Ein Wettbewerb für Theatertexte will innovative Impulse für das Laientheater vermitteln. Er findet alle vier Jahre statt und wird dieses Jahr zum fünften Mal ausgeschrieben. Ziel des Wettbewerbs ist die Förderung der Theaterautorinnen und -autoren in Zusammenarbeit mit jenen Laienbühnen, welche sich für anspruchsvolle Themen und Inszenierungen und auch für neue Formen des Laientheaters engagieren. Die Autorinnen und Autoren sollen bereits in der Projektphase mit einer Laientheatergruppe zusammenarbeiten, damit Gewissheit besteht, dass das Projekt letztlich auf der Bühne umgesetzt wird. Somit können nur Theatertexte eingereicht werden, die bis zum Zeitpunkt der Jurierung noch nicht uraufgeführt wurden. Die Bühne 66 sorgte 2014 mit dem Film-Theater «Föhnsturm» für Furore. Foto: Silvia Camenzind, Bote der Urschweiz Preis von Fr. 15 000 Die Autorinnen und Autoren sind eingeladen, ein Exposé einzureichen, in dem Idee, Inhalt, Form und Gattung, dramaturgisches Konzept und die Charakterisierung der Hauptpersonen nachvollziehbar sind. Ferner sind mindestens zwei kürzere Szenen oder eine längere Szene auszugestalten. Die Fachjury vergibt einen Preis von Fr. 15 000 als Entschädigung für die Fertigstellung des ausgewählten Exposés. Das Exposé muss bis spätestens 20. Februar 2015 eingereicht und die Uraufführung im Zeitraum 2015 – 2017 in der Zentralschweiz stattfinden. Weitere Informationen finden sich unter www.ow.ch (Suchwort Theatertextwettbewerb) oder unter www.sz.ch/kultur, Unterrubrik Kulturförderung. Teilnahmeberechtigt ist, wer mindestens seit drei Jahren in der Zentralschweiz Wohnsitz hat; wer zu einem früheren Zeitpunkt mindestens 15 Jahre in der Zentralschweiz Wohnsitz hatte, oder Personen, deren Werk oder Tätigkeit einen engen Bezug zum Kulturraum Zentralschweiz aufweist. Zudem muss sich eine Laientheatergruppe schriftlich bereit erklären, das Thea- Kontakt/Rückfragen: Christian Sidler Geschäftsstelle Förderung von Zentralschweizer Theatertexten Kulturbeauftragter Kanton Obwalden 041 666 64 07, 077 422 87 92 [email protected] terstück zur Aufführung zu bringen, falls es von der Jury ausgewählt wird. impressum Das Schwyzer Kulturblatt erscheint halbjährlich und kann kostenlos per E-Mail: [email protected] oder telefonisch: 041 819 20 65 bestellt respektive als PDF unter www.sz.ch/kultur (Rubrik Kulturförderung, Unterrubrik Kulturblatt) ausgedruckt werden. Kulturblatt 2/2014; erscheint halbjährlich; Auflage: 6000 Exemplare | Herausgeberin: Kulturkommission Kanton Schwyz | Kontakt: Geschäftsstelle Kulturkommission, Franz-Xaver Risi, Postfach 2201, 6431 Schwyz, Tel. 041 819 19 48, E-Mail: [email protected] Redaktion: Franz-Xaver Risi, Pius Ruhstaller | Gestaltung: phatMedia production, Matthias Hillebrand | Druck: Theiler Druck AG, Wollerau amt für kultur Mittelalterliche Bauten in Morschach entdeckt Der berufliche Alltag des Kunstdenkmäler-Inventarisators ist spannend und vielfältig. Neben den Kernaufgaben, über die bereits im Kulturblatt 1/2012 berichtet wurde, stehen immer wieder Beratungs- und Öffentlichkeitsarbeiten an. So erstellte ich im Auftrag von Institutionen einige Inventare beweglicher Kulturgüter, hielt Vorträge über meine Tätigkeit oder verfasste Artikel in Fachund Lokalzeitschriften. Mittlerweile sind die Kunstdenkmäler-Manuskripte zu den Gemeinden Ober- und Unteriberg, Alpthal sowie Riemenstalden vollendet. Der Text über Morschach steht kurz vor dem Abschluss. Als Nächstes werde ich mich mit dem baulichen Erbe in Illgau auseinandersetzen. Höhepunkt meiner bisherigen Tätigkeit war zweifelsohne die Entdeckung eines spätmittelalterlichen Holzbaues, der auf der Mauerkrone eines hochmittelalterlichen Wohnturmes sitzt. Bei der ersten Begehung des Hauses Schlössli an der Obergasse 2 fiel zunächst der hohe Mauersockel auf, aus dem Strukturen schräg hervortreten. Der Holzaufbau machte den Anschein eines eher unspektakulären Blockbaus aus dem 19. Jahrhundert. Das entdeckte originale Lukenfenster im Haus Schlössli ist für seine Entstehungszeit im frühen 14. Jahrhundert typisch. Foto: Laboratoire Romand de Dendrochronologie, Moudon Bedeutende Details Mit freundlicher Erlaubnis des Besitzerehepaars Hepp-Schelbert war es möglich, auch das Innere zu besichtigen. Schnell zeigte sich, dass der Blockaufbau bedeutende Details birgt. Die vom Amt für Kultur häufig beigezogene Bauforscherin Ulrike Gollnick, atelier d’archéologie médiévale in Moudon, erstellte ein Kurzinventar. Verknüpft mit den dendrochronologischen Analysen (Holzaltersbestimmung mittels Jahrringkurven) des Labora- Das Haus Schlössli an der Obergasse 2 in Morschach verfügt über einen sehr hohen gemauerten Sockel mit unregelmässigen Strukturen. Foto: Michael Tomaschett, Schwyz toire Romand de Dendrochronologie ergab sich eine komplexe Baugeschichte. In markanter Lage am alten Verbindungsweg von Schwyz über die Schwyzerhöhe und Morschach nach Süden wurde im 12./13. Jahrhundert ein gemauertes, annähernd quadratisches Gebäude von knapp 5 auf 5 Metern errichtet, das sich auf die Kirche orientierte. Dabei dürfte es sich um denjenigen Wohnturm handeln, den Pfarrer Joseph Thomas Fassbind in seiner Schwyzer Profangeschichte als Sitz der Edlen Inderbitzin erwähnt. Möglicherweise übten die Inderbitzin das Meieramt im Auftrag der Freiherren von Attinghausen oder des Klosters Einsiedeln aus, die im 13. und 14. Jahrhundert in Morschach über Grundbesitz verfügten. Weitergehende historische und bauarchäologische Untersuchungen könnten die Zusammenhänge erhellen. Der Wohnturm wurde 1304 – also unmittelbar nach der Abkurung Morschachs von der Pfarrei Schwyz – bis auf eine Höhe von knapp 4 Metern abgebrochen und seitlich mit einem um etwa 10 Grad gegen Südwesten abgedrehten Mauersockel ergänzt. Darauf erstellte man ein Holzhaus, den bislang ältesten bekannten Blockbau Morschachs. Das Gebäude wurde um 1533 seitlich erweitert und 1938/39 aufgestockt. Michael Tomaschett Kunstdenkmäler-Inventarisator