Ausgabe 2/2014

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kulturblatt kantonschwyz
ausgabe 2/2014
editorial
Liebe Schwyzerinnen und Schwyzer
tonale Kulturkommission in Zusammenarbeit
mit anderen Zentralschweizer Kantonen die
Website «www.schukuschwyz.ch» lanciert.
Diese Internetplattform ermöglicht den
Nutzern einen raschen Überblick über das
gesamte Kulturvermittlungsangebot für Schulen, vom Kindergarten bis zu den Mittel- und
Hochschulen. Kulturbetriebe und -schaffende
erhalten ein Instrument, um ihre Angebote
frühzeitig und effizient bekannt zu machen.
Ziel ist es, Vermittlungsangeboten einen
direkten Weg in die Schulen zu ermöglichen
und so die Grenzen zwischen Museum, Atelier,
Werkstatt und Klassenzimmer verschwinden zu
lassen. «www.schukuschwyz.ch» wird so zur
interaktiven Plattform, auf welcher kulturelle
Institutionen, Kulturschaffende und Schulen
eine aktive Partnerschaft pflegen. Und sie
ergänzt in idealer Weise die sehr gut etablierte
Informationsite «www.schwyzkultur.ch». Diese
richtet sich an die breite Bevölkerung und
bietet einen umfassenden Überblick über
kulturelle Veranstaltungen.
Auch ohne eigene grosse, institutionalisierte
Kulturhäuser verfügt der Kanton Schwyz über
ein reichhaltiges Angebot an Kultur. Eindrücklich vor Augen geführt hat dies im Frühjahr das
dritte Schwyzer Kulturwochenende. Gut 17000
Interessierte besuchten die rund 130 kulturellen Veranstaltungen im ganzen Kanton. Sie
konnten nach ihren persönlichen Wünschen
aus einem bunten Programm eine Auswahl
treffen und sich so der vielfältigen Kultur im
Kanton Schwyz bewusst werden. Was im
Rahmen des Kulturwochenendes für die breite
Bevölkerung zugänglich war, soll künftig
unkompliziert auch den Schulen möglich sein.
So beispielsweise der Besuch in einem Künstleratelier und die persönliche Begegnung mit
einem Künstler respektive einer Künstlerin
oder ein Mal-Workshop mit der anschliessenden Gelegenheit, die geschaffenen Werke in
einer eigenen Ausstellung zu kuratieren.
Mit «www.schukuschwyz.ch» machen die
kantonale Kulturkommission und das Bildungsdepartement einen nächsten Umsetzungsschritt in ihren Bemühungen, Schwyzer Schülerinnen und Schüler noch vermehrt Kultur
erleben zu lassen. Wir sind überzeugt, dass
kulturelle Bildung einen wesentlichen Beitrag
zur Persönlichkeitsentwicklung und zu einem
breiten Verständnis unserer Jugend leisten
kann. Darüber hinaus fördert die Auseinandersetzung mit Kultur aber auch den Respekt und
die gegenseitige Toleranz, was in unserer
zunehmend auf Individualität ausgerichteten
Gesellschaft mit Sicherheit nicht schaden
kann.
Um solche und ähnliche Angebote besser an
die Schulklassen heranzutragen, hat die kan-
Walter Stählin, Regierungsrat
Präsident der Kulturkommission
Weitere Informationen zur kantonalen Kulturförderung: www.sz.ch/kultur
Aktuelle Veranstaltungen: www.schwyzkultur.ch
aus der sitzung der kulturkommission
Werkbeiträge Musik
Bereits zum zweiten Mal vergibt die
Kulturkommission des Kantons
Schwyz Werkbeiträge an Kulturschaffende aus dem Bereich Musik.
Auf Antrag der Fachjury wurden
folgende Personen ausgewählt:
Markus Flückiger
Markus Flückiger, Schwyz, Fr. 25000
Markus Flückiger (*1969) prägt seit 20 Jahren
die Schweizer Volksmusikszene als Schwyzerörgeler und Komponist. Mit seinem Projekt
«Oberfeld» betritt er Neuland. Er ist nicht nur
ein hervorragender Interpret, sondern auch ein
leidenschaftlicher Tüftler, angetrieben von
innovativen Ideen und der Suche nach neuen
Ausdrucksmöglichkeiten. Seine Originalität,
Kreativität und Visionen zeichnen ihn aus. Der
Werkbeitrag ermöglicht ihm, sich intensiv dem
Projekt «Oberfeld» zu widmen.
Sheila Runa Lindauer, Schwyz, Fr. 15 000
Sheila Runa Lindauer (*1987) erhielt ihre
musikalische und tänzerische Grundausbildung
an der Musik- sowie der Ballettschule in
Schwyz. Sie besuchte Unterricht in Flamenco,
zeitgenössischem und klassischem Tanz. Den
Werkbeitrag möchte sie einsetzen, um mit dem
Flamenco-Septett «Banda Ancha» im Herbst
2015 eine Konzertreihe zu organisieren und die
Sheila Runa Lindauer
Andrea Ulrich
Eigenkompositionen aufzunehmen. Das Projekt
enthält ein grosses Innovationspotential. Die
«Banda» setzt sich aus hochspezialisierten
Musikern zusammen und kann Anspruch auf
authentische Ausführung der maurisch-spanischen Musik erheben.
Andrea Ulrich, Seewen, Fr. 10 000
Andrea Ulrich (*1981) ist in Schwyz aufgewachsen und hat den Bachelor of Arts in Music
bei Patricia Draeger (Hauptfach) und Willi
Valotti (Schwerpunkt Volksmusik) absolviert.
Den Werkbeitrag möchte sie nutzen, um ihre
künstlerische Entwicklung voranzutreiben, dies
unter gezieltem Beizug von Fachpersonen,
welche sie auf dem Akkordeon weiterbringen.
Ihre Idee ist, von der traditionellen/innovativen
Volksmusik bis zu etwas jazzigeren Klängen
variieren zu können. Dabei soll das Akkordeon
als vielseitig einsetzbares Instrument in unterschiedlichen Kompositionen und Besetzungen
präsentiert werden.
sitzungsdaten und eingabefristen 2015
Sitzungen Kulturkommission
6. Februar
Eingabefrist für Gesuche
9. Januar
16. April
20. März
1. Juli
5. Juni
18. September
21. August
26. November
30. Oktober
schule und kultur zusammenbringen
«schukuschwyz.ch» vernetzt Schule und Kultur. Die neue digitale Plattform
bietet einen Überblick über kulturelle Vermittlungsangebote für Schulklassen
vom Kindergarten bis zu den Berufs-, Mittel- und Hochschulen.
Haben Sie auch schon einmal Lust verspürt, mit dem Dirigentenstab ein
grosses Orchester zu leiten, mit der Schulklasse Zeichnungsunterricht in
einem hellen, geräumigen Künstleratelier zu gestalten und mit den
Kunstwerken eine Ausstellung zu kuratieren? Ein Blick hinter die Kulissen
offenbart sich als eine spannende Entdeckungsreise ins Innere verschiedener Kulturorte.
Die neue Kulturvermittlungsplattform www.schukuschwyz.ch
Die Schwyzer Kulturbetriebe bieten das ganze Jahr hindurch reichhaltige
und kreative Veranstaltungen an. Seit Juni 2014 steht dafür die neue
Website «www.schukuschwyz.ch» bereit. Auf dieser Plattform sind viele
Kulturangebote aus allen Bereichen aufgelistet, die sich gut für Schulklassen aller Stufen eignen. Sie bietet
den Lehrpersonen einen Überblick über das gesamte Kulturvermittlungsangebot. Den Kulturanbietern wird ein
frühzeitiges und kostenloses Bekanntmachen Ihrer Angebote ermöglicht. Alle Rahmenbedingungen wie
Zielpublikum, Daten, Dauer, Ort und Kosten sind auf der Website ersichtlich. Die Vermittlungsangebote sind
direkt beim Veranstalter buchbar.
Realisiert wurde «schukuschwyz.ch» von der kantonalen Kulturkommission in Zusammenarbeit mit dem
Bildungsdepartement. Weitere Informationen: Kulturförderung, Pius Ruhstaller, Kollegiumsstrasse 30,
6430 Schwyz, 041 819 20 88 oder E-Mail: [email protected]
kulturnotizen
Ausstellung «Schwein gehabt»
Vom 16.11.2014 bis 22.03.2015. Sparen galt
lange als eine Schweizer Vorzeigetugend. Doch was
ist aus ihr geworden? Hat sie sich in den letzten
Jahrzehnten nicht zusehends ins Gegenteil gekehrt?
Wird der Bürger heute zu einem Leben auf Kredit
verführt? Macht dieses genuss- und freudvolle
«Nichtsparverhalten» vielleicht sogar Sinn? Die
aktuelle Ausstellung im Vögele Kulturzentrum in
Pfäffikon beleuchtet die verschiedenen Facetten des
Sparens in den vergangenen 100 Jahren. Weitere
Informationen unter: «www.voegelekultur.ch»
Neues Buch von Margrith Gössi-Bohren
Die in Grindelwald aufgewachsene und seit rund 50
Jahren in Küssnacht am Rigi wohnhafte Autorin
Margrith Gössi-Bohren erzählt in ihrem neuesten
Werk «Uf die einte waarted mu» in der heimeligen
Grindelwaldner Mundart Geschichten und Erlebnisse aus ihren Kinder- und Jugendjahren im damals
aufstrebenden Tourismusort Grindelwald. Ergänzt
wird das Buch durch eine CD mit sämtlichen Geschichten, gelesen vom Grindelwaldner Werner Steuri.
Erinnerung an Kasi Geisser
Die Musik des legendären Arther Ländlerklarinettisten Kasi Geisser (1899–1943) ist auch heute
noch, mehr als 70 Jahre nach seinem Tod, bei den
Musikanten wie auch beim Publikum sehr beliebt.
Aus seinem umfangreichen Nachlass hat die
Gersauer Ländlerkapelle «Echo vom Gätterli» unlängst eine abwechslungsreiche CD mit 24 bisher
unveröffentlichten Melodien realisiert. Ein Tondokument, das in keiner Musiksammlung fehlen darf.
Weitere Informationen unter:
«www.echo-vom-gaetterli.ch»
kunstankäufe
Aktuelle Werkankäufe für die kantonale Kunstsammlung
Richard Zürcher, Sursee
Der in Ibach aufgewachsene und seit vielen Jahren im
luzernischen Sursee wohnhafte Richard Zürcher arbeitet seit
rund 30 Jahren vorwiegend mit Holz. Feuer und Erde sind
weitere Elemente seiner Arbeit. Seine archaisch anmutenden
Werke wirken kreatürlich und abstrakt zugleich. Die Ursprungsmaterialien findet Zürcher in der freien Natur.
Das Kunstankaufsgremium hat sich entschieden, als Erstankauf zwei Werke für die Kantonale Kunstsammlung zu
erwerben. Das eine, «Blitzranken» (siehe Bild), entstand im
Frühjahr 2014 aus einem vom Blitz getroffenen Baum. Darin
soll die Elastizität sowie die Spannungskraft des Holzes
spürbar werden. Das zweite, «Lungenflügel», ist 2012 entstanden. Inspiration zu diesem Werk war der Sauerstoff, den
ein Baum in seinem Leben produziert. Als Hommage an den
Baum will Zürcher mit der lamellenartigen Oberfläche diese
Eigenschaft spürbar machen.
«Blitzranken», Birnenholz bemalt,
70 x 45 cm, 2014
Doris Federizzi, Reichenburg
Die Reichenburger Künstlerin Doris Federizzi, die erst vor
rund 10 Jahren als Autodidaktin mit der Malerei begonnen
hat, hat sich inzwischen in verschiedenen Kursen mit der
Aquarell-, Acryl- und Ölmalerei sowie Kohlezeichnungen auseinandergesetzt. Ihre Werke, die sich hauptsächlich mit
Berglandschaften beschäftigen, bewegen sich in einem Spannungsfeld zwischen konkret und abstrakt. Beim Malprozess
lässt sie sich jeweils gefühlsmässig leiten. So kann sich plötzlich ein kleines Detail als Mittelpunkt des Bildes herauskristallisieren.
In der diesjährigen Ausstellung von Kunst Schwyz in Brunnen
ist dem Kantonalen Kunstankaufsgremium das Ölbild «Hirzli»
von Federizzi aufgefallen. So hat sich das Gremium entschieden, dieses Werk als Erstankauf in die Kantonale Kunstsammlung aufzunehmen.
Weitere aktuelle Ankäufe
Max Jäger, Pfäffikon SZ:
Ergänzender Ankauf: «Freud», 3-teilig, Bronze, Unikat, 2005
Dominique Stocker, Weggis/Küssnacht:
Erstankauf: «ohne Titel», Farbstift auf Papier
Jacqueline Temperli:
Erstankauf: «Spiel zwischen Licht und Wasser», Kugelschreiber auf Papier
«Hirzli», Öl auf Leinwand,
80 x 100 cm, 2014
unterstützte kulturaktivitäten
Zwischen April 2014 und September 2014 gewährte die Kulturkommission Beiträge und Defizitgarantien im Gesamtbetrag von rund 310 000 Franken. Das verwendete Geld stammt ausschliesslich aus dem Lotteriefonds (keine Steuermittel).
bildende und angewandte kunst
• Ausstellungen: Schnitzerfreunde Schindellegi, Plakatfestival Luzern, Kunst(Zeug)Haus Rapperswil,
Ausstellung Kunst Schwyz, expoTurbine Giswil, Ausstellung Diana Seeholzer
film und video
• Beiträge an: Zauberlaterne Schwyz, Dokufilm über Muotathaler Naturjuuz, Partysan Pictures,
Upcoming film makers, Kurzfilmtage Winterthur, Trigon-Film, Luke Gasser «Das Konzil von Konstanz»,
«Die Magie der Farben» (Alfred Suter), «Heimatland» von Michael Krummenacher
musik
• Konzerte: Dormant Noten, Kammerchor Gaudeamus, Concento Stravagante, Bläserensemble
Primavera, Gersauer Orgelkonzerte, Urschweizer Kammerensemble, Innerschwiizer Ländlerstärnstund,
Blasorchester Siebnen mit Teamchor Jona, Wood and Metal Connection, unplugged@cinema,
Lucerne Bone Connection, Ensemble Turicum, Orchesterverein Einsiedeln, Kirchenchor Ibach,
Bodensee Madrigalchor, Verein 90 Stimmen, Amadeus-Chor Küssnacht, Klavierkonzert Raff in Lachen,
Kesselberg-Ensemble in Einsiedeln, Zentralschweizer Jugendsinfonieorchester, Philharmonic Brass
«Generell 5» in Schindellegi, Aulos Sinfonisches Blasorchester, Quadrosax, Gemischter Chor Schwyz,
Zürichsee-Chor, Tanz der Baumfiguren
• Festivals: Internationales Liedfestival Zürichsee, Crescendo Konzert Management, Cantars-Kirchenklangfest, Zentralschweizer Akkordeonmusik-Fest, Openair Altendorf, Alpentöne Altdorf, B-Ton
Brunnen, Gersauer Herbst, Liedermacherfestival «Liederlich», Kulturschock Schwyz, Küssnacht
Klassik, Sommerklänge in Arth, Falklorelei Siebnen, Stanser Musiktage, Einsiedler Musikfest
• CD-Produktionen: Susan Orus mit «chliini Venus», Marion Suter, Rockband Tempesta, Thurigai
Thamil Musik Verein
• Beiträge an den Rees Gwerder Musigabig in Arth, Schwyzer Kantonales Jugendblasorchester,
Nationales Jugendblasorchester, Kinderchorwoche Einsiedeln, Musigkarussell Steiner-Chilbi,
Raff-Ausstellung Rapperswil, Schweizer Jugendmusik-Wettbewerb
literatur, theater und tanz
• Druckkosten-/Herstellungsbeiträge an das Buch «Linthmais», «Bühnenlandschaften Zentralschweiz»
von Bernd Isele, Paul Schorno, Margrith Bohren «Uf die einte waarted mu», «Der geheimnisvolle See»
von Hans Troxler, Kinderkrimi «Die Spürnasen» von Anita Schorno, Yves Suter «Motoracer», Karl
Hensler Broschüre über «Meinrad Lienert»
• Aufführungs- und Produktionsbeiträge an das Theater «OhneWiederholung», Luzerner Freilichtspiele,
Theater Brunnen, Gruppe Papperlapapp, Spoken Word Festival Luzern, Luzerner Schultheatertage,
Märchentheater Fidibus
• Beiträge an das Ballettmärchen «im zauberhafte Feenwald», artist in residence.ch, Literatur-Mobil.ch,
Theaterduo Fischbach Küssnacht, Literaturtage Küssnacht, Rigi-Literaturtage, 041-das Kulturmagazin,
disKursive, KTV – Schweizer Künstlerbörse
volkskultur und spartenübergreifendes
• Ausstellung Chärnehus Einsiedeln, Kultturm Brunnen, Kulturgruppe «Begägnig am Sey», Innerschweizer Stiftungstag
atelierstipendium
Stefan Camenzind in Berlin
«Berlin bleibt doch Berlin»
Winter 2012/2013. Vier Monate in der
deutschsprachigen Kultur-«Hauptstadt». Die
einen sagten mir im Vorfeld «Berlin im
Winter – zu wenig Tageslicht», die andern «zu
kalt». Sämtliche Kennerinnen und Kenner
waren sich auf jeden Fall einig: Berlin im
Winter, das wird hart! Aller Härte zum Trotz –
ich habe dieses kulturelle und persönliche
Abenteuer gewagt und bin sehr glücklich und
dankbar für diese vier Monate.
Mein Vorhaben
Mein Langzeitprojekt «Portiuncula – eine
Dunkelzone», das sich mit sexuellem Missbrauch beschäftigt, war eines meiner Ziele.
Dafür wollte ich mit der bedeutenden Forschungsstelle zu diesem Thema an der
Berliner «Charité» in Kontakt treten. Dieser
Kontakt hat aber nicht stattgefunden. Leider.
Leider? Nicht wirklich. Denn zu gross war zu
dieser Zeit noch das inhaltliche Spektrum, zu
weitläufig meine Gedanken und Ideen, zu
unpräzise meine Fragestellungen.
Stattdessen ergab sich mit der Zeit eine
intensive und interessante Phase der fundierten Recherche: Literatur, Film, Web usw.
durchforsten war angesagt. Im Arbeitszimmer
also haufenweise Bücher, der PC und eine
Notizwand. Zuweilen eine schwierige Zeit.
Denn so war ich das Arbeiten nicht gewohnt:
Plötzlich wird die Atelier-Wohnung zum
Studier-Zimmer, draussen ist es wirklich sehr
schnell dunkel. Und kalt ist es auch. Die
pulsierende Stadt rückt plötzlich in weite
Ferne, auch wenn man mittendrin ist. Bei
«EDEKA» einkaufen blieb vorerst mein jeweils
einziger Ausflug nach draussen.
Dieses «sich Verscharren in den eigenen
Wänden» und die Stadt an sich zu vergessen
war aber erstmal sinnvoll. Plötzlich konnten
thematische Gedankengänge «planlos» geschehen, Ideen entstanden beim Recherchieren und verflüchtigten sich teilweise im
Stefan Camenzind
erlebte vier spannende
und anregende
Monate in Berlin.
nächsten Moment wieder. Ein vielschichtiger
Umgang bezüglich des Themas wurde
erstmals möglich. Ohne gleich an das fixe
«Produkt» denken zu müssen.
Wenn die Stadt anklopft
Sie kam dann doch, die Stadt: Das wahnsinnige kulturelle Angebot, ihre besondere
Geschichte, das Nachtleben, das Leben überhaupt. Draussen. Auch wenn es kalt und
dunkel war. Durch die unzähligen Abende, die
ich im Theater, im Kino etc. verbracht habe,
ergaben sich wertvolle Begegnungen mit
Menschen verschiedenster Couleur. Einige
blieben flüchtig, andere zeigen sich bis heute
beständig – sowohl beruflich wie auch persönlich. Mit der Autorin Rebecca C. Schnyder
entstand z.B. eine Uraufführung im April
2014 in Herisau («Schiffbruch»). Diese Produktion ging dieses Jahr auf eine kleine
Schweizer-Tournee (St. Gallen, Zug, Bern).
Was bleibt
Neben den vielseitigen und durchaus auch
vergänglichen Eindrücken des Aufenthaltes
entstand auch die Entscheidung, an der ZHdK
(Zürcher Hochschule der Künste) ein Masterstudium zu machen im Bereich «Transdisziplinarität». Und die vielen Besuche unterschiedlichster Formen der Künste haben mir bewusst
gemacht, dass ein künstlerisches Risiko
immer gesund ist und essentiell bleibt. Etwas
Neues zu schaffen ist ein Risiko. Dieses
Risiko zu erhalten braucht Geduld, Muse und
Mut. Dies hat mir diese Stadt an der Spree
gezeigt. Und sie wird es wohl noch vielen zeigen können. Denn Berlin bleibt doch Berlin.
ein schwyzer weltbürger
Der Lachner Komponist Joachim Raff in neuem Licht
Dem aus Lachen stammenden Komponisten Joachim Raff (1822–
1882) widmet Res Marty eine mustergültige Biografie. Sie rückt den
lange Zeit verkannten Sinfoniker in die Position, die er verdient.
Wie nur ganz wenige Musiker aus der Schweiz brachte es der Schwyzer
Joachim Raff als Komponist, Bearbeiter, Pianist und Musikpädagoge zu
internationalem Ansehen. Mit Sinfonien wie «Im Walde» und «Lenore»
ging er schon zu Lebzeiten ins Weltrepertoire ein, zehn Jahre vor seinem
Tod wurde er zum Ehrenmitglied der Philharmonic Society of New York
ernannt. Raffs vielseitiges Schaffen wurde unter anderem von Mendelssohn Bartholdy, Liszt, Schumann, Wagner, Brahms, Tschaikowsky und
Mahler geschätzt.
Bilderreiches Standardwerk
Res Marty hat sich in den letzten Jahren
intensiv mit dem Lachner Komponisten
Der Sänger, Berufsberater und Musikforscher Res Marty legt jetzt mit
Joachim Raff beschäftigt.
einer brillant bebilderten Biografie das unentbehrliche Standardwerk
(Bild: Kurt Heuberger, Zürichsee-Zeitung)
über den grossen Spätromantiker vor. Bezüglich Informationsdichte,
Bilderreichtum, Format und Gewicht ist Martys unerschöpfliches Werk im deutschen Sprachraum nur mit
den Chopin, Liszt und Schumann gewidmeten «Lebenschroniken in Bildern und Dokumenten» von Ernst
Burger zu vergleichen. Mit Ausnahme von Joseph Lewinskis vierbändigem Werk über Ernest Bloch stellt
das 440 Seiten starke Raff-Buch innerhalb der Biografien von Schweizer Komponisten die umfangreichste
Publikation dar. Dank der starken Berücksichtigung von Raffs Umwelt ist das von Yvonne Götte sowie von
Hans Fäh und Franz-Xaver und Silja Risi sorgfältig redigierte und grafisch kunstvoll gestaltete Buch eine
spannende Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts. Für Layout und Druck zeichnet die Lachner Druckerei
Gutenberg verantwortlich.
Selbst zu Goethe, Mendelssohn Bartholdy, Liszt, Hans von Bülow und Wagner bietet es unbekannte Fakten
und nie publizierte Zeitdokumente an. Der Zürcher Musikwissenschafter und Musiker Bernhard Billeter
steuerte einen Essay über «Joachim Raff und Hegels Ästhetik» bei. Mit seinen fast drei Kilo ist das Buch
in doppeltem Wortsinn eine sehr gewichtige Publikation.
Walter Labhart, March-Anzeiger
Res Marty: Joachim Raff. Leben und Werk. MP Bildung, Beratung und Verlag AG,
Altendorf/Lachen 2014. Zu beziehen über den Buchhandel oder direkt beim Verlag.
«schwyzer hefte» im neuen kleid
Neuestes Heft zur Geschichte der Oberallmeindkorporation Schwyz
Seit 1973 hat es sich die kantonale Kulturkommission zur Aufgabe gemacht, mit der Schriftenreihe der
«Schwyzer Hefte» in gut verständlicher und attraktiver Form über Kultur, Geschichte und Menschen im
Kanton Schwyz zu berichten. Die Hefte bieten in ihrer Vielfalt einen aussergewöhnlichen Einblick in die
Kulturgeschichte des Kantons. Dieses Jahr sind gleich drei neue erschienen: Ende Juni die Jubiläumsnummer 100 zum Thema «Schwyzer Erinnerungsorte», im September folgte ein Heft zu «Essen und
Trinken im Kanton Schwyz». Im November bildete das Jubiläum der Oberallmeind-Korporation den Hintergrund für einen spannenden Einblick in deren Geschichte. Neu erscheinen die beliebten Hefte in einem
quadratischen Format, damit in moderner Aufmachung, in einer gut lesbaren Schrift und einem lebendigen Bildkonzept.
Von den bisher 102 erschienenen Ausgaben sind die meisten Hefte noch lieferbar. Eine aktuelle Übersicht und
Bestellmöglichkeiten finden Sie im Internet unter «www.sz.ch/kultur», Rubrik Kulturförderung, Unterrubrik Schwyzer Hefte.
von der
herberge zum take-away
Sonderausstellung im Chärnehus in Einsiedeln
2015 feiert die Zentralschweiz mit dem Gästival die
200-jährige Tourismusgeschichte der Region. Einsiedeln
zeigt in diesem Jubiläumsjahr seine gastfreundlichen
Stärken im Rahmen des Projekts «Region Einsiedeln –
vielfältig gastfreundlich». Dazu gehört die Ausstellung
des Kulturvereins Chärnehus Einsiedeln mit dem Titel
«Einsiedeln – seine Gasthäuser, seine Gäste. Von der
Herberge zum Take-Away.».
Einsiedeln ist eines der ältesten Ziele in der Zentralschweiz für Reisende aller Art, allen voran für Pilger aus
nah und fern. Als erster Gastgeber von Einsiedeln darf
der Eremit Meinrad gelten, der hier in seiner Klause
bereits im 9. Jahrhundert Ratsuchende bewirtete. Ab
dem 14. Jahrhundert entwickelte sich Einsiedeln zum
Wallfahrtsziel und zum Sammelpunkt für Pilger nach
Santiago de Compostela. Die Pilger wollten Essen,
Trinken und ein Nachtlager. In unmittelbarer Nähe zum
Kloster entstanden so Herbergen und Tavernen.
Seit dem Mittelalter zieht das Kloster Einsiedeln
Wallfahrer und Besucher aus nah und fern an.
Zur Unterbringung und Bewirtung der Gäste
entstanden zahlreiche Gasthäuser. Ausschnitt
aus einer Werbung für das Hotel Pfauen um 1850.
Vor rund 200 Jahren eroberten Touristen die Schweizer Alpen. Berühmte Personen stiegen in den besten
Gasthäusern am Klosterplatz ab. Das 19. Jahrhundert brachte grosse Massen von Wallfahrern nach
Einsiedeln, die ab 1877 bequem mit der Dampflokomotive anreisen konnten. Die beiden Weltkriege
bescherten schlechte Zeiten und die neue Gästeschar, die Wintertouristen, blieben aus.
Heute treffen in Einsiedeln Jakobspilger, Wallfahrer, Sommer- und Wintersportler, Kulturtouristen oder
Tagesausflügler, in Gruppen oder als Individualreisende, aufeinander. Sie verweilen für ein paar Stunden,
übernachten ab und zu, gönnen sich ein Fünf-Gang-Menü oder verpflegen sich am Imbissstand.
Spannender Einblick
Die Ausstellung im Chärnehus, dem ehemaligen Kornhaus von Einsiedeln, zeigt, wie Gäste einst nach
Einsiedeln reisten und wo sie Unterkunft fanden. Wie hat sich das Gastgewerbe entwickelt? Wer kommt
heute nach Einsiedeln und warum? Was bot und bietet Einsiedeln seinen Gästen? Diese und weitere
Fragen erwartet die Ausstellungsbesucherinnen und -besucher. Eine Ausstellungspublikation bietet
umfassenden Nachlesestoff.
«Einsiedeln – seine Gasthäuser, seine Gäste. Von der Herberge zum Take-Away.»
Chärnehus, Kornhausstrasse 12, 8840 Einsiedeln
Öffnungszeiten
Spezialöffnungszeit der Ausstellung
7. Dezember 2014 bis 18. Januar 2015
jeweils Samstag und Sonntag
Dienstag, 6. Januar, 10.30–12.30 Uhr
Eine Wirtin und ein Hotelier erzählen von sich,
ihrer Arbeit und ihren Gästen.
sowie 8./26. Dezember 2014 und 1./6. Januar 2015
13.00 bis 17.30 Uhr
Eintritt frei, Kollekte
Führungen für Gruppen und Schulen auf Anfrage
Telefon 055 412 46 42
Begleitprogramm
Eröffnung Gästival Einsiedeln
Freitag, 2. Januar, 10.00–11.00 Uhr
Sonntag, 7. Dezember, 10.30 Uhr
Zusammen mit der Ausstellung im Chärnehus wird
das Gästival der Region Einsiedeln offiziell eröffnet.
Mehr dazu:
www.chaernehus.ch und www.gaestival-einsiedeln.ch
Öffentliche Führungen
Freitag, 12. Dezember, 19.00–20.00 Uhr
Donnerstag, 18. Dezember, 19.00–20.00 Uhr
zentralschweizer
theatertext-wettbewerb
Bewerbungen können noch bis zum 20. Februar 2015 eingereicht werden
Alle Zentralschweizer Kantone kennen eine
langjährige, vielfältige und lebendige Theaterkultur. Ein Wettbewerb für Theatertexte will
innovative Impulse für das Laientheater vermitteln. Er findet alle vier Jahre statt und wird
dieses Jahr zum fünften Mal ausgeschrieben.
Ziel des Wettbewerbs ist die Förderung der
Theaterautorinnen und -autoren in Zusammenarbeit mit jenen Laienbühnen, welche sich für
anspruchsvolle Themen und Inszenierungen
und auch für neue Formen des Laientheaters
engagieren. Die Autorinnen und Autoren sollen
bereits in der Projektphase mit einer Laientheatergruppe zusammenarbeiten, damit Gewissheit
besteht, dass das Projekt letztlich auf der
Bühne umgesetzt wird. Somit können nur
Theatertexte eingereicht werden, die bis zum
Zeitpunkt der Jurierung noch nicht uraufgeführt
wurden.
Die Bühne 66 sorgte 2014 mit dem
Film-Theater «Föhnsturm» für Furore.
Foto: Silvia Camenzind, Bote der Urschweiz
Preis von Fr. 15 000
Die Autorinnen und Autoren sind eingeladen,
ein Exposé einzureichen, in dem Idee, Inhalt,
Form und Gattung, dramaturgisches Konzept
und die Charakterisierung der Hauptpersonen
nachvollziehbar sind. Ferner sind mindestens
zwei kürzere Szenen oder eine längere Szene
auszugestalten. Die Fachjury vergibt einen Preis
von Fr. 15 000 als Entschädigung für die Fertigstellung des ausgewählten Exposés.
Das Exposé muss bis spätestens 20. Februar
2015 eingereicht und die Uraufführung im
Zeitraum 2015 – 2017 in der Zentralschweiz
stattfinden. Weitere Informationen finden sich
unter www.ow.ch (Suchwort Theatertextwettbewerb) oder unter www.sz.ch/kultur, Unterrubrik Kulturförderung.
Teilnahmeberechtigt ist, wer mindestens seit
drei Jahren in der Zentralschweiz Wohnsitz hat;
wer zu einem früheren Zeitpunkt mindestens 15
Jahre in der Zentralschweiz Wohnsitz hatte,
oder Personen, deren Werk oder Tätigkeit einen
engen Bezug zum Kulturraum Zentralschweiz
aufweist. Zudem muss sich eine Laientheatergruppe schriftlich bereit erklären, das Thea-
Kontakt/Rückfragen:
Christian Sidler
Geschäftsstelle Förderung von Zentralschweizer
Theatertexten
Kulturbeauftragter Kanton Obwalden
041 666 64 07, 077 422 87 92
[email protected]
terstück zur Aufführung zu bringen, falls es von
der Jury ausgewählt wird.
impressum
Das Schwyzer Kulturblatt erscheint halbjährlich und kann kostenlos per E-Mail: [email protected] oder
telefonisch: 041 819 20 65 bestellt respektive als PDF unter www.sz.ch/kultur (Rubrik Kulturförderung,
Unterrubrik Kulturblatt) ausgedruckt werden.
Kulturblatt 2/2014; erscheint halbjährlich; Auflage: 6000 Exemplare | Herausgeberin: Kulturkommission Kanton Schwyz | Kontakt:
Geschäftsstelle Kulturkommission, Franz-Xaver Risi, Postfach 2201, 6431 Schwyz, Tel. 041 819 19 48, E-Mail: [email protected]
Redaktion: Franz-Xaver Risi, Pius Ruhstaller | Gestaltung: phatMedia production, Matthias Hillebrand | Druck: Theiler Druck AG, Wollerau
amt für kultur
Mittelalterliche Bauten in Morschach entdeckt
Der berufliche Alltag des Kunstdenkmäler-Inventarisators ist spannend und vielfältig. Neben den
Kernaufgaben, über die bereits im Kulturblatt
1/2012 berichtet wurde, stehen immer wieder
Beratungs- und Öffentlichkeitsarbeiten an. So
erstellte ich im Auftrag von Institutionen einige
Inventare beweglicher Kulturgüter, hielt Vorträge
über meine Tätigkeit oder verfasste Artikel in Fachund Lokalzeitschriften.
Mittlerweile sind die Kunstdenkmäler-Manuskripte
zu den Gemeinden Ober- und Unteriberg, Alpthal
sowie Riemenstalden vollendet. Der Text über
Morschach steht kurz vor dem Abschluss. Als
Nächstes werde ich mich mit dem baulichen Erbe
in Illgau auseinandersetzen.
Höhepunkt meiner bisherigen Tätigkeit war zweifelsohne die Entdeckung eines spätmittelalterlichen
Holzbaues, der auf der Mauerkrone eines hochmittelalterlichen Wohnturmes sitzt. Bei der ersten
Begehung des Hauses Schlössli an der Obergasse 2
fiel zunächst der hohe Mauersockel auf, aus dem
Strukturen schräg hervortreten. Der Holzaufbau
machte den Anschein eines eher unspektakulären
Blockbaus aus dem 19. Jahrhundert.
Das entdeckte originale Lukenfenster im Haus
Schlössli ist für seine Entstehungszeit im frühen
14. Jahrhundert typisch.
Foto: Laboratoire Romand de Dendrochronologie, Moudon
Bedeutende Details
Mit freundlicher Erlaubnis des Besitzerehepaars
Hepp-Schelbert war es möglich, auch das Innere zu
besichtigen. Schnell zeigte sich, dass der Blockaufbau bedeutende Details birgt. Die vom Amt für
Kultur häufig beigezogene Bauforscherin Ulrike
Gollnick, atelier d’archéologie médiévale in
Moudon, erstellte ein Kurzinventar. Verknüpft mit
den dendrochronologischen Analysen (Holzaltersbestimmung mittels Jahrringkurven) des Labora-
Das Haus Schlössli an der Obergasse 2
in Morschach verfügt über einen sehr hohen
gemauerten Sockel mit unregelmässigen Strukturen.
Foto: Michael Tomaschett, Schwyz
toire Romand de Dendrochronologie ergab sich eine
komplexe Baugeschichte. In markanter Lage am
alten Verbindungsweg von Schwyz über die
Schwyzerhöhe und Morschach nach Süden wurde
im 12./13. Jahrhundert ein gemauertes, annähernd
quadratisches Gebäude von knapp 5 auf 5 Metern
errichtet, das sich auf die Kirche orientierte. Dabei
dürfte es sich um denjenigen Wohnturm handeln,
den Pfarrer Joseph Thomas Fassbind in seiner
Schwyzer Profangeschichte als Sitz der Edlen
Inderbitzin erwähnt. Möglicherweise übten die
Inderbitzin das Meieramt im Auftrag der Freiherren
von Attinghausen oder des Klosters Einsiedeln aus,
die im 13. und 14. Jahrhundert in Morschach über
Grundbesitz verfügten. Weitergehende historische
und bauarchäologische Untersuchungen könnten
die Zusammenhänge erhellen.
Der Wohnturm wurde 1304 – also unmittelbar nach
der Abkurung Morschachs von der Pfarrei Schwyz –
bis auf eine Höhe von knapp 4 Metern abgebrochen
und seitlich mit einem um etwa 10 Grad gegen
Südwesten abgedrehten Mauersockel ergänzt.
Darauf erstellte man ein Holzhaus, den bislang
ältesten bekannten Blockbau Morschachs. Das
Gebäude wurde um 1533 seitlich erweitert und
1938/39 aufgestockt.
Michael Tomaschett
Kunstdenkmäler-Inventarisator
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