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01|Überuns
scinexx.de-DasWissensmagazin
scinexx®-sprich['saineks],eineKombinationaus“science”und“next
generation”-bietetalsOnlinemagazinseit1998einenumfassenden
Einblick in die Welt des Wissens und der Wissenschaft. Mit einem
breiten Mix aus News, Trends, Ergebnissen und Entwicklungen
präsentiert scinexx.de anschaulich Informationen aus Forschung
undWissenschaft.
DieSchwerpunktthemenliegenindenBereichenGeowissenschaften,
Biologie und Biotechnologie, Medizin, Astronomie, Physik, Technik
sowie Energie- und Umweltforschung. Das Internetmagazin spricht
allewissbegierigenUseran-obinBeruf,StudiumoderFreizeit.
scinexx wurde 1998 als Gemeinschaftsprojekt der MMCD NEW
MEDIA GmbH in Düsseldorf und des Heidelberger Springer Verlags
gegründet und ist heute Teil der Konradin Mediengruppe mit dem
bekannten Magazin Bild der Wissenschaft sowie den
Wissensangeboten:wissen.de,wissenschaft.de,scienceblogs.de,
natur.deunddamals.de.
02|Inhalt
01
02
ÜBERUNS
INHALT
03
MYTHOS„2012“
Mythos 2012Die Maya, der 21.
Dezember2012-unddieFakten
04
IMPRESSUM
03|Mythos„2012“
Mythos2012DieMaya,
der21.Dezember
2012-unddieFakten
VONNADJAPODBREGAR
BaldbeginntdasJahr2012.HabendieMayatatsächlicheine
“Zeitenwende”odergardenWeltuntergangfürden21.Dezember
2012vorhergesagt?EndetihrKalenderwirklichandiesemDatum?
UndwasistdranandenEndzeitszenariendesFilms“2012”,dem
PolsprungunddenkosmischenKonstellationen?Wirbringendie
Fakten.
DERUNTERGANG
D
ie Endzeitszenarien im Film „2012“ und anderswo Wir
schreibendasJahr2009:DerWissenschaftlerDr.Satnam
Tsurutani entdeckt, dass ungewöhnlich starke
Sonneneruptionen eine Neutronenstrahlung ausgelöst
haben, durch die unerwarteterweise die Temperatur des Erdkerns
stark ansteigt. Berechnungen ergeben, dass bis zum Jahr 2012 die
Erdkruste zu schmelzen beginnt und instabil wird. Dieses löst
katastrophaleErdbeben,VulkanausbrücheundTsunamisaus,diedie
Erdoberflächeunbewohnbarmachen.
„Wirwarengewarnt“
AuchandereForscherstoßenaufähnlicheHinweise.Siebringendies
in Verbindung mit einer alten Prophezeiung der Maya, nach der ein
26.000 Jahre alter Zyklus am 21. Dezember 2012 enden soll. Dann,
so die Warnung, wird eine äußerst seltene kosmische Konstellation
das alte Zeitalter zerstören und ein neues einläuten. Und es
geschieht das Unausweichliche: Unter dramatischen Szenarien geht
dieWeltunter.DieErde,wiewirsieheutekennen,gibtesnichtmehr.
Soweit das Szenario im Spielfilm „2012“ von Roland Emmerich, der
Ende 2009 in die Kinos kam. Eigentlich nichts anderes als ein
typischer
HollywoodSchocker,
könnte
man
meinen. Doch diesmal traf
der Film einen Nerv. Denn er
bezieht sich auf einem vor
allem in esoterischen Kreisen
ohnehin schon verbreiteten
Mythos. Schon bevor Sony
PicturesimOktober2008die
ersten Trailer für den Film
veröffentlichte, kursierten im
Netz und auch in Buchform
bereits
Gerüchte
über
prognostizierte dramatische
Ereignisse am 21.Dezember
2012.
Katastrophen…
Jenachdem,auswelcherEcke
die
Interpretation
der
„Prophezeiungen“kommt,soll
PlakatdesFilm“2012”©2009Sony
PicturesReleasingGmbH
es wahlweise entweder eine apokalyptische Katastrophe oder aber
einen spirituellen „Übergang“ geben. So sieht der Autor des Buches
„Apokalypse 2012“, Lawrence E. Joseph, schon jetzt in
Naturkatastrophen wie dem Hurrikan Katrina oder dem Tsunami im
Indischen Ozean erste Anzeichen für den bevorstehenden
Untergang. Seiner Interpretation nach sahen die Maya schon vor
tausenden Jahren voraus, dass 2012 gewaltige Eruptionen auf der
Sonne das Erdmagnetfeld zum „Umkippen“ bringen und gewaltige
Katastrophen verursachen. Andere Interpreten sehen eine spezielle
astronomische Konstellation – entweder der Erde mit dem Zentrum
derMilchstraßeoderabervonallenPlanetendesSonnensystemsals
Auslöser fataler Gezeitenwirkungen. Auch ein angeblich bisher
unentdeckter Planet, „Nibiru“, wird dabei ins Spiel gebracht und soll
inErdnähevorbeirasen–mitschlimmenAuswirkungen.
…oderNeubeginn
Der selbsternannte „Biophysiker“ Dieter
Broers schreibt unter anderem: „Das
mittelamerikanische Volk der Mayas
hinterließ uns die Information, dass
dieseletzteEpochederZeitlichkeitdurch
Filmszene:DieKüste
diekosmischeAbsichtgelenktwürde.Ein
KaliforniensversinktimMeer.
©2009SonyPictures
so genannter Synchronisationstrahl
ReleasingGmbH
würde – vom Zentrum unserer
Milchstraßeausgehend–unsereErdeunddamitunsMenschenneu
ausrichten.“ Doch es geht noch esoterischer: So schreibt Semir
Osmanagic am Ende seines Buchs „The World of the Maya“: „Wenn
die Himmel sich öffnen und kosmische Energie durch unseren
kleinen Planeten fließt, dann werden wir durch die Vibrationen auf
ein höheres Niveau angehoben.“ Woher aber kommen all diese
Vorstellungenund„Prophezeiungen“?
„13.0.0.0.0“
D
er Maya-Kalender und die Zeitenwende Nahezu alle
Szenarienzum21.Dezember2012berufensichaufdie
Maya. Was aber haben die Gelehrten und Astronomen
deraltenHochkulturwirklichgewusstundgemeint?Und
washatesmitdem„EndediesesZeitalters“aufsich?
Kalender-ZahnräderbestimmenZyklen
Im Gegensatz zu unserem Kalender ist der alte Kalender der Maya
nichtlinearundnachhintenoffen,sondernzyklischangelegt.Wiebei
einemSystemausmehrerenZahnräderngreifendabeiverschiedene
Teilkalenderineinander.SoumfasstderrituelleTsolkin-Kalendereine
Periode von 260 (13 mal 20)Tagen, der an der Sonnenbahn
orientierteHaab-Kalenderfürden„zivilen“Gebrauch365Tage-rund
einJahr.UmgrößereZeiteinheitenzubeschreiben,kombiniertendie
Maya beide Zählungen: Durch die Benamung eines Tags sowohl mit
seinem Tsolkin- als auch seinem Haab-Namen erhielten sie
eindeutige, sich nicht wiederholende Tagesbezeichnungen über 52
Jahrehinweg.
Der
Long
Count:
DatumszählunginfünfStellen
Noch längere Zeitperioden
decktedersogenannte„Long
Count“, die „Lange Zählung“
ab. Bei diesem auf dem
Zwanzigersystem
beruhenden Kalender war
jeder Tag durch fünf Ziffern
gekennzeichnet.
Diese
konnten
jeweils
die
Zahlenwerte 1 bis 19, die
vorletzte Stelle nur bis 17,
annehmen.Sobeginnteinan
der Westwand des Tempels
von Palenque erhaltener Text
zum Ruhme des Königs
K’inich Janaab Pakal mit der
Angabe: 9.8.9.13.0, dem
DieRückseitederSteleCausTresZapotes
gbtdasLongCount-Datum7.16.6.16.18
an.©gemeinfrei
Geburtsdatum des Herrschers. Unserem Kalender nach entspricht
dies dem 24. März des Jahres 615 vor Christus. Ein Jahreswechsel
wardurchNullenindenletztenbeidenStellengekennzeichnet(zum
Beispiel 9.15.13.0.0), die Vollendung einer 20-Jahresperiode durch
NullenandenletzendreiStellen.
Übergänge:wichtigeMeilensteineauchfürdieMaya
Mayaforscher wie Mark van Stone von der Foundation for the
Advancement of Mesoamerican Studies (FAMSI) in Florida haben in
den Aufzeichnungen nachgewiesen, dass solche „runden“ Tage
besonders beachtet und auch gefeiert wurden. Wenn ein König
beispielsweise seinen 60. Geburtstag erreichte, erhielt er den
Ehrentitel „4-K’atun-Lord“, denn er trat nun in die vierte 20Jahresperiode seines Lebens ein. Einige, darunter K'inich Janaab'
Pakal von Palenque, wurden sogar 80 und erreichten damit den
Statuseines5-K’atun-Lords.FürsolcheÜbergängebesaßendieMaya
sogar eine eigene Glyphe, „Tzutz“: eine zeigende Hand, von deren
Zeigefinger eine Art Perle baumelte. Sie bedeutet so viel wie enden,
auslaufen oder auch eintreten. Die meisten Mayaforscher gehen
davonaus,dassauchderLongCountzyklischverläuft:Erbeschreibt
einen 5.125 Jahre dauernden Zyklus, der jeweils dem Datum
12.19.19.17.19endet.DanachspringtdasDatumumauf13.0.0.0.0,
und anschließend beginnt die Zählung von Neuem. Die Entzifferung
von Mayainschriften deutet darauf hin, dass sie den Beginn des
jetzigen Zyklus auf den 11. August 3114 v.Chr. datierten. Demnach
wäreseinEndetatsächlicham21.Dezember2012zuerwarten.Was
aberhießdiesfürdieMaya?
WENDE,ENDEODERNICHTSBESONDERES?
W
as die Maya über den „Übergang“ dachten Am 21.
Dezember 2012 endet der jetzige Long Count-Zyklus
des Maya-Kalenders, für die alten Maya wäre damit
derÜbergangineineneueEpocheerfolgt.Darinsind
sich die Wissenschaftler einig. Welche Bedeutung die Menschen der
alten Hochkultur aber dieser „Zeitenwende“ zumaßen, darüber wird
heftig gestritten – vor allem allerdings außerhalb der etablierten
Mayaforschung.
ZyklischeSchöpfungen
Denn das große Problem an dieser Stelle: Es gibt in den erhalten
Maya-InschriftennurwenigeBezügeaufdieseZeitenwende.„Obwohl
die Maya an zyklische, aufeinanderfolgende Schöpfungen glaubten,
gibt es keine klaren Belege dafür, was sie für unseren 13.0.0.0.0
erwarteten“, erklärt Anthony Aveni, Professor für Astronomie und
Anthropologie an der Colgate Universität im US-Bundesstaat New
YorkimFachmagazin„Archeology“.
Die wenigen Inschriften, in denen
überhaupt ein solcher Übergang
vorkommt, beziehen sich auf den
Zeitpunkt der letzten Zeitenwende, den
Beginn der vierten, jetzigen Schöpfung
nach Mayaglauben und sind rein
historisch,nichtprophetisch.Sofolgtauf
derSteleCinQuiriguainGuatemalaauf
Maya-ReliefausPlaceres,
die Inschrift 13.0.0.0.0 eine Hieroglyphe,
Campeche.©Wolfgang
Sauber/GFDL
die auf das Herabsteigen der Götter
verweist,diedamalsdenerstenHerddurchdreiStützsteineerrichtet
haben sollen. Stele 25 in Izapa, einer präklassischen Mayastadt im
Westen Mexikos, verweist nach Ansicht von Aveni ebenfalls auf die
Schöpfung: In ihr sieht man eine Vogelgottheit auf einem Baum
sitzen.
WenndieGottheitherabsteigt…
NureineneinzigeneindeutigenBezugaufdaskommende13.0.0.0.0
kennen die Mayaforscher – und diese Inschrift ist so stark erodiert,
dassnurnochderAnfangzuerkennenist.Aufdiesemsogenannten
Monument 6 im mexikanischen Tortuguero, einer Mayastätte aus
dem 7. Jahrhundert v.Chr. , folgt auf das Datum eine Glyphe, die
ebenfalls das Herabsteigen eines transzendenten Wesens auf die
Erde beschreibt. Die Inschrift lautet wörtlich: „Das 13. Baktun wird
enden am 4. Ajaw, dem 3. Uniiw. Schwarz … wird geschehen. Der
Bolon Yookte' K'uh wird herabsteigen zum großen (oder roten)…”
AllesFolgendeistnichtmehrlesbar.UndauchdieGottheit,umdiees
geht, ist nicht eindeutig bestimmbar, wenngleich er in anderen
Inschriften teilweise als Gott des Krieges oder der Unterwelt
erscheint.
…gehtdieWeltunter
Eine weitere Quelle, das
Chilam
Balam,
eine
Sammlung
von
postkolonialen Maya-Mythen
und Prophezeiungen, ist
äußerst umstritten. Von
diesen angeblich von einem
„Jaguar
Propheten“
stammenden Offenbarungen
existieren heute mehrere
unterschiedliche Fassungen.
InderFassungausTiziminim
Nordosten Yucatans, gibt es
eine Zeile, die nach Ansicht
der Archäoastronomin Maud
Worcester Makemson auf ein
wichtiges
Ereignis
bei
SeiteausdemChilamBalamvonChumayel
Eintreten des 13. Baktuns
©PrincetonDigitalLibrary
hinweist.
Ihre
1957
veröffentlichte Übertragung lautet: „Der 13. Baktun kommt und
bringtdieOrnamentevondeinenAhnen,vondenenichgesprochen
habe.DannwirdderGottkommenundseineKleinenbesuchen.“Ein
andererMayaforscher,derAnthropologeMunroEdmundsonsiehtin
dieserZeilejedochkeinenBezugaufden13.Baktun,dadielokalen
Schreiber mit einem anderen Zahlensystem rechneten. In anderen
Fassungen wird der 13. Baktun zwar erwähnt, aber nicht genau
definiert, ob es sich um einen historischen oder zukünftigen
Übergang handelt. Der Archäologe und Anthropologe Michael D.
Coe, renommierter Mayaforscher der Yale Universität, zog in den
1960erJahrendennochdenSchluss,dassdieMayaamEndedes12.
Baktun eine Art Armageddon erwarten würden: „Es gibt Hinweise
darauf[…],dassArmageddondiedegeneriertenVölkerderErdeund
die gesamte Schöpfung am Tag des 13. Baktuns überkommen wird.
[…]Unser gegenwärtiges Universum werde ausgelöscht, […], wenn
derLongCountseineVollendungerreicht.“
…oderauchnicht
CoesAnsichthältsichbisindie1990erJahre,dannjedochänderner
undseineKollegenihreInterpretationaufgrundneuerForschungen
ins Gegenteil. Im Oktober 2009 konstatiert Coe in der britischen
Zeitung „The Guardian“: „Dieser ganze Aufruhr über das angebliche
Ende des Universums, dem Ende der Zeit und so weiter, erzählt
einem mehr über meine Mitamerikaner als über die klassischen
Maya.“ Und Sandra Noble, Direktorin der Foundation for the
Advancement of Mesoamerican Studies (FAMSI) in Florida erklärt:
„FürdiealtenMayawareseinegroßeFeier,dasEndeeinesganzen
Zyklus zu erreichen.“ Für sie ist die Darstellung des 21. Dezember
2012 als Endzeit oder kosmischer Übergang „eine komplette
Erfindung und eine Chance für einen Menge Leute, Geld zu
verdienen.“ Sie vergleicht die Assoziationen eher mit den
traditionellenRitenderErneuerung,dieauchinunserenKulturenam
NeubeginneinesJahresoderanderenAbschnittsüblichsind.
„Business as usual“ auch nach der
Zeitenwende
Und ein Text, eingemeißelt in der
Westwand des Tempels von Palenque,
zeigt sogar sehr deutlich, dass die Maya
an eine Zukunft auch nach der
Zeitenwende glaubten, sogar eine, die
GlyphenausPalenque-nur
wenigesindsoguterhalten.©
WolfgangSauber/GFDL
ihrer Gegenwart ähnelte. Denn anstatt
von Katastrophenszenarien oder neuen
Anfängen zu berichten, wird hier ganz prosaisch konstatiert, dass
sich am 21. Oktober 4772 (unserer Zeitrechnung) die Krönung des
Königs K’inich Janaab‘ Pakal in der 80. Kalenderrunde jährt. Die
Schreiber erwarteten ganz offensichtlich nicht nur, dass in dieser
fernen Zukunft die Zivilisation noch existiert, sondern auch, dass es
noch Menschen geben würde, die sich an den Mayakönig erinnern.
„Wir wissen, dass die Maya an einen Zyklus vor diesem glaubten“,
erklärt Wyllys Andrews, Leiter des Forschungsinstituts für
MittelamerikaanderTulaneUniversität.„Unddasdeutetdaraufhin,
dasssieauchmitderIdeeeinesweiterennachdiesemkeinProblem
hatten.“ Auch Forscher, die sich mit der Religion und Weltsicht der
Maya beschäftigen, sehen in den Vorstellungen einer Apokalypse
eher die Projektion des typisch westlichen Hangs zu Endzeitmythen.
Das sei ein westliches Konzept, das wenig bis gar nichts mit den
Glauben der Maya zu tun habe, konstatiert der mexikanische
ArchäologeGuillermoBernal.
„DERDUNKLEWEG“
M
aya, Milchstraße und Konstellationen – die Mythen
Eine der verbreitetesten Endzeitmythen zu 2012 hat
ihren Ursprung vermutlich am Altar 8 der klassischen
Mayastadt Tikal. An ihm ist in einem Relief ein
GefangenermitaufdemRückengebundenenHändenzusehen,der
nach unten schaut. Unter ihm ist ein Schädel mit drei Hieroglyphen
abgebildet, die von rechts nach links gelesen das Wort „Xibalbe“
ergeben. In der Sprache der heutigen Nachkommen der Maya, der
Quiché im Hochland von Guatemala, bedeutet „Xibalba“ Unterwelt,
alssolcheskommtesauchim heiligenBuchderQuiché,dem Popol
Vuh, häufig vor. Viele mesomamerikanische, aber auch andere
Religionen sehen den Tod als eine Reise der Seele in das Land der
Toten,indieUnterwelt.Tatsächlichhat dieSilbe„be“inden meisten
MayasprachenauchdieBedeutungStraße,WegoderPfad.
„DunkleStraße“amHimmel
Der
amerikanische
Mayaforscher Michael D. Coe
entdeckte bereits in den
1970er Jahren eine weitere
Entsprechung
für
das
„Xibalbe“ der klassischen
Maya: In Quiché wird auch
die Milchstraße in ihrer
scheinbar durch ein dunkles
Band geteilten Winteransicht
„xibal bey“ genannt. Die mit
bloßem Auge sichtbaren
Maya-TempelinTikal,Guatemala©CCby
SA2.0
dunklen Bereiche kommen
durch
insterstellare
StaubwolkenimZentrumunsererGalaxiezustande,diedasLichthier
nahezu vollständig schlucken. Coe war der Ansicht, dass für die
Maya, wie auch für andere frühe Kulturen, diese gut sichtbare
„dunkleStraße“amHimmelsymbolischfürdenWegderSeelenindie
Unterwelt gestanden haben könnte. Soweit die klassische
Mayaforschung.
KonjunktionöffnetHimmelstor…
DochimZugeder2012-Mythenerhältdie„dunkleStraße“nochviel
weitergehendeInterpretationen:Soliestmanbeispielsweiseaufden
Seiten der „Feng-Shui-Akademie“ und anderen esoterischen Seiten:
„Zur Wintersonnwende im Jahr 2012 wird die Sonne in Konjunktion
mitdemÄquatorderMilchstraßestehen.ZudiesemZeitpunktfindet
eine äußerst seltene astronomische Konstellation statt, die sich seit
Tausenden von Jahren langsam abzeichnet. Zur Dämmerung der
Wintersonnwende im Jahr 2012 wird die Sonne sich direkt in dieser
dunklenSpaltebefinden,undzwarsoplatziert,dassdieMilchstraße
den Horizont an allen Punkten ringsum umfasst. Dadurch “sitzt”
sozusagendieMilchstraßeaufderErde,berührtsieinallenPunkten
ringsum-undöffneteinkosmischesHimmelstor.Diegalaktischeund
solareEbenebefindensichinKonjunktion.“
…oderlöstSynchronisationsstrahlaus
Andere,
wie
der
selbsternannte
BiophysikerundEsoterikerDieterBoers,
erwarten am 21. Dezember 2012 einen
„Synchronisationsstrahl“
aus
dem
Zentrum der Milchstraße, der angeblich
bereits von den Maya vorhergesagt
BlickaufdieMilchstraße:Ein
worden sei: „Das mittelamerikanische
dunklesStaubbandverdeckt
dasZentrum©NASA
Volk der Maya hinterließ uns hierzu die
Information, dass diese ‚letzte Epoche‘ der Zeitlichkeit” durch ‚die
kosmische
Absicht‘
gelenkt
würde.
Ein
sogenannter
Synchronisationsstrahl würde – vom Zentrum unserer Milchstraße
ausgehend–unsereErdeunddamitunsMenschenneuausrichten“,
beschreibter2008ineinemInterviewinderZeitschrift„Hörzu“.
MILCHSTRASSEN–“PFAD”JEDESJAHR
D
ie astronomischen Fakten Astronomen schlagen
angesichts der halbgaren pseudoastronomischen
Szenariender2012-GemeindeeherdieHändeüberdem
Kopf zusammen. Der Astronom Florian Freistetter
beispielsweisesetztsichinseinemBlog„Astrodictiumsimplex“bereits
seit Monaten mit der in seinen Augen ärgerlichen Verbreitung von
FalschemundHalbwissenindiesemZusammenhangauseinander.
WasalsohateswirklichmitderMilchstraßeundihrer„Konjunktion“
auf sich? Tatsächlich verändern sich die Position der Erde und ihrer
kosmischenUmgebungimLaufederZeitaufgleichmehrfacheWeise
gegeneinander: Zum einen kreist das in einem Außenarm unserer
Spiralgalaxie gelegene Sonnensystem im Laufe von 230 Millionen
JahreneinmalumdasMilchstraßenzentrumherum.AufdiesemWeg
„eiert“ die Sonne – und mit ihr die Erde: Sie bewegt sich in einer
Wellenlinie mal oberhalb und mal unterhalb der Ebene der
Milchstraße,derEkliptik.
Schonvorbei:dieMilchstraßen-„Konjunktion“
Alle30bis45MillionenJahrekreuztsiedieEkliptikundbefindetsich
dann genau „in Konjunktion“ mit dem Milchstraßenzentrum, der
Anordnung, die die Esoteriker – und angeblich die Maya - für den
21.Dezember
2012
prognostizieren.
Dummerweise hat die Sonne
die
Milchstraßenebene
bereits gekreuzt, Vor 1,5
MillionenJahrengeschahdies
ohne
irgendwelche
dramatischen oder sonstigen
Auswirkungen. In drei Jahren
passiert daher in dieser
Hinsicht – gar nichts. Im
MomentbewegensichSonne
LagedesSonnensystemsinder
Milchstraße©NASA
und Erde sogar von der
Milchstraßenebene weg, die
nächste Passage ist erst in mindestens 28,5 Millionen Jahren fällig.
Aber vielleicht zeigt ja 2012 wenigstens die Erdachse auf das
Milchstraßenzentrum, wie von einigen postuliert? Leider auch dies
nicht. Denn die Rotationsachse unseres Planeten verändert zwar im
Laufe von vielen tausend Jahren ihre Ausrichtung. In einem Zyklus
von 25.800 Jahren führt sie eine Art Taumelbewegung gegenüber
dem Sternenhintergrund durch, die so genannte Präzession. Im
Moment steht sie beispielsweise so, dass sie bei uns auf der
Nordhalbkugel auf den Polarstern zeigt, in rund 12.000 Jahren
jedoch wird der Stern Wega in der Konstellation Lyra der neue
„Nordstern“sein.IneineRichtungaberkannsiedabeiaufkeinenFall
und niemals zeigen: auf das Zentrum der Milchstraße. Damit dies
geschieht,müssteschondieErdeinihrerBahnkippen.
DasGeheimnisderWintersonnenwende
Was aber ist mit der Wintersonnenwende und der dunklen Straße,
die den Horizont berührt? Zumindest hier findet sich in den 2012Mythen das sprichwörtliche Körnchen Wahrheit: Denn zur
Wintersonnenwende 2012 wird die Sonne tatsächlich vor dem
dunklen Band im Zentrum der Milchstraße stehen. Bei Sonnenaufoder Untergang berührt dann dieses Band auch scheinbar den
Horizont – allerdings tut es dies im Moment jedes Jahr zur
Wintersonnenwende. Denn die Präzession der Erdachse führt auch
dazu, dass die scheinbare Sonnenbahn sich gegenüber den
Tierkreiszeichen am Himmel verschiebt. Alle 72 Jahre rücken die
Konstellationen dabei gegenüber der Ekliptik um ein Grad weiter.
Dadurch verschiebt sich auch die Position der Sonne bei der
Wintersonnenwende:ImMomentbefindetsiesichdabeiimSternbild
des Schützen. Und dieses Sternbild wiederum liegt tatsächlich von
der Erde aus gesehen nahe dem galaktischen Zentrum der
Milchstraße. 2012 liefert damit zwar die beschriebene Konstellation,
sieistaberallesanderealsseltenoderbesonders.Zudemhabenwir
die genaueste Ausrichtung von Erde und Sonne mit dem
Milchstraßenzentrum längst verpasst: Sie ereignete sich schon im
Winter1998.
KeinSynchronisationsstrahl
Könnte wenigstens eine ungewöhnliche Strahlung aus dem
Milchstraßenzentrum kommen, wie es Boers prognostiziert? Leider
auchdasnicht.ZwarsendetdasSchwarzeLochimZentrumunserer
GalaxietatsächlichverschiedeneFormenderStrahlungaus,dochder
größte Teil davon wird von den umgebenden dichten Staubwolken
geschluckt. Hindurch dringen allerdings Infrarotstrahlen und eine
besondere Form der Radiowellen, die so genannte
Synchrotronstrahlung. Diese ist allerdings ungefährlich und entfaltet
auch keinerlei mentale oder gar spirituelle Wirkung. Ein
„Synchronisationsstrahl“, wie ihn die Mayas angeblich vorhergesagt
habensollen,istderAstronomiejedochvölligunbekannt.
PLANETENDESUNHEILS
E
benfalls um eine spezielle Konstellation geht es in einigen
2012- Szenarien, die eine Konjunktion aller Planeten
prognostizieren. Ein scheinbares Zusammentreffen von
Planeten am Nachthimmel ist per se erstmal nichts
Ungewöhnliches,dieletzteKonjunktionvonMerkurundSaturnliegt
erstwenigeWochenzurück,sieereignetesicham8.Oktober2009.
„Planetenlinie“nuralle340MillionenJahre
Doch je höher die Zahl der beteiligten Himmelskörper dabei wird,
destoselteneristeinsolchesEreignis.DaserklärtauchderAstronom
Florian Freistetter in seinem Blog „Astrodictium simplex“. Seinen
AngabennachgabesdieletzteDreier-KonjunktionmitMond,Venus
und Jupiter im November 2008. Die letzte „große“ Konjunktion von
Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn und Mond ereignete im Jahr
2000, damals waren die Planeten allerdings keineswegs alle eng
beieinander am Himmel zu sehen,
sondern lagen weit verteilt über den
Bereich von 26 Grad. Sollen aber alle
Planeten in einer scheinbaren Linie
stehen, wie es die 2012-„Propheten“
vorhersagen, dann wäre dies eine
Konstellation, die nur einmal alle 340
MillionenJahrevorkommt,wieFreistetter
Sonnensystem-entstanden
berechnethat.SollendabeiallePlaneten
auseinerStaubwolke©
NASA/NRAO
auch noch auf einer Seite der Sonne
aufgereiht sein, dann geschieht dies nur
alle 180 Billionen Jahre. Da das Universum erst seit rund 15
MilliardenJahrenexistiert,istdieWahrscheinlichkeitdafürnaheNull.
Gravitationskräfte
vernachlässigbar
Doch was wäre wenn doch?
Dann, so erklärt der
Astronom,wäreaufjedenFall
einesnichtmöglich:Dasseine
solche
Konjunktion
in
irgendeiner Form verstärkte
und damit katastrophale
Gravitations-oder
Gezeitenkräfte auf die Erde
ausübt.
Denn
die
Anziehungskraft
eines
Himmelskörpers auf einen
PlanetengrößenimVergleich©NASA
anderen verringert sich mit
dem Quadrat der Entfernung. Der Mond, als unser nächster
Begleiter, steht tatsächlich in enger Wechselwirkung mit der
Erdschwerkraft.Dochdannwirdesschondünn:NurderJupiter,der
größte Planet unseres Sonnensystems, hat noch einen signifikanten
Einfluss, wenn auch hundertmal schwächer als der Mond. Stünden
alle Planeten in einer Reihe, entspräche ihre Gravitationswirkung
zusammengenommen gerade einmal zwei Prozent des lunaren
Einflusses. Und da sich dieser ohnehin im Verlauf seiner leicht
elliptischen Bahn um bis zu 25 Prozent ändern kann, sind
katastrophaleFolgenwohlehernichtzuerwarten.
STURMVONDERSONNE
K
atastrophenauslöser
Sonnenaktivität?
Im
UntergangsszenariovonRolandEmmerichspieltdieSonne
eine entscheidende und destruktive Rolle: Ungewöhnlich
starke Eruptionen verbunden mit Neutronenstrahlen auf
ihrer Oberfläche sind es, die die Erdkruste zum Schmelzen bringen.
Und auch in vielen anderen 2012-Katastrophenmythen wird der
Höhepunkt
des
elfjährigen
Sonnenzyklus,
das
solare
Aktivitätsmaximum, das 2012 erreicht sein soll, als möglicher
Katastrophenauslösergesehen.
SonnenaktivitätmiteinemMaximumalleelfJahre
Doch auch hier liegen die Mythen und Szenarien falsch. Zwar
durchläuftdieSonnetatsächlicheinenelfjährigenZyklusderAktivität,
in dem sowohl die Anzahl der Sonnenflecken als auch der
Plasmaeruptionen an ihrer Oberfläche variieren. Unser Zentralstern
strahlt dabei nicht nur Licht und Wärme ab, von ihm geht auch
ständig ein Strom geladener energiereicher Teilchen aus, der
Sonnenwind.ErwirdnormalerweisevomMagnetfeldderErdeschon
inderoberstenAtmosphärenschichtabgefangenundtrifftunsdaher
nicht. Im Verlauf des Sonnenzyklus verändert sich das solare
Filamenteeiner
Sonneneruption©SOHO/
NASA/ESA
Stromausfälle
Polarlichter,
aber
Weltuntergang
Magnetfeldjedochallmählich,biseszum
Zeitpunkt des solaren Maximums
zusammenbricht
und
sich
in
entgegengesetzter Orientierung neu
formiert. Zu dieser Zeit häufen sich
starke
Eruptionen
an
der
Sonnenoberfläche, so genannte Flares
oder Protuberanzen. Sie schleudern
heißes Plasma weit ins All hinaus und
verstärken dann den Sonnenwind zum
Sonnensturm.
und
kein
Ein Teil dieses Teilchensturms
kannmanchmal–vorallemin
denPolarregionenderErde–
ein wenig weiter in die
Erdatmosphäre eindringen.
Polarlichter zeugen dann von
Sonnenwind©SOHO(NASA/ESA)
den
elektromagnetischen
Turbulenzen, durch die auch
Satelliten in ihrer Bahn gestört werden können. Die erhöhte
AufladungderLuftkann,soerklärtdieNASA,imExtremfallaberauch
KurzschlüsseinelektrischenLeitungsnetzenamErdbodenerzeugen.
Doch das nächste solare Maximum erwarten die Astrophysiker erst
für den Mai 2013 erwartet. Und entgegen früherer Prognosen der
NASA wird es diesmal deutlich schwächer ausfallen als normal. Und
selbst wenn ein starker Sonnensturm die Erde trifft – was in der
Vergangenheit schon mehrfach der Fall war: Temporäre und lokale
Stromausfälle oder gestörte Satelliten sind zwar in unserer
technisierten Zivilisation eine lästige Unterbrechung, einen
Weltuntergang provoziert dies jedoch eher nicht. Und auch
Neutronenstrahlen, die die Erdkruste schmelzen, sind nicht zu
befürchten,dasindsichdieSonnenforscherganzsicher.
POLSPRUNG
W
irdsichdasMagnetfeldderErdeumpolen?Die2012Szenarien beschränken sich keineswegs auf
astronomische Auslöser und Ereignisse, auch die
Geophysik kommt dabei manchmal ins Spiel, meist in
Form eines „Polsprungs“. Diese plötzliche Umkehrung des
Erdmagnetfelds soll katastrophale Folgen wie Erdbeben,
Vulkanausbrüche oder Tsunamis nach sich ziehen und darüber
hinaus die Erde ihres natürlichen Schutzschilds gegen tödliche
StrahlungausdemAllberauben.
DieUmpolungistüberfällig
DieschlechteNachricht:SolcheUmpolungengibteswirklichundhat
es im Laufe der Erdgeschichte schon häufig gegeben. Die Gute: sie
ereignen sich weder schnell, noch ziehen sie katastrophale Folgen
nachsich.WennGeowissenschaftlervoneinem„plötzlichen“Ereignis
sprechen, dann geht es in der Regel nicht um Monate oder Jahre,
sondernumgeologischeZeiträume:tausendeodergarMillionenvon
Jahren.DieletztegrößereUmpolungdesirdischenMagnetfeldsliegt
heute schon rund 750.000 bis 780.000 Jahre zurück. Nach
geophysikalischen Maßstäben ist dies bereits eine halbe Ewigkeit.
Dennwährendderletzten100Millionen
Jahre der Erdgeschichte dauerten die
einzelnen Pausen zwischen den
Umpolungen
durchschnittlich
nur
200.000bis500.000Jahre.Eineerneute
Inversion ist daher eigentlich längst
überfällig. Kommt vielleicht 2012 die
großeUmpolung?
…abererstin1.300Jahren
Untersuchungen zeigen, dass wir uns
tatsächlich in einer Phase der
MagnetfeldderErde©MMCD
abnehmenden
magnetischen
Feldstärkenbefinden.DochGrundzurPanikbestehtnicht.Dadiese
langsame Abschwächung sich über Hunderte von Jahren hinzieht,
werden zumindest einige Generationen der Menschheit noch ohne
dieseErfahrungleben.Expertenschätzen,dasssichdasFelderstin
rund 1.300 Jahren soweit abgeschwächt haben könnte, dass es
umkippt.
Was genau wird dann passieren? Simulationen zeigen, dass die
Magnetlinien zunächst langsam beginnen zu fluktuieren, sie bilden
chaotische Strukturen. Für kurze Zeit können dabei sogar drei, vier
oder sogar mehr Pole gleichzeitig entstehen. Die Intensität des
magnetischen Feldes schwächt sich währenddessen um rund das
Zehnfacheab.DieshatauchFolgenfürdasLebenaufderErde:Wird
das Magnetfeld schwächer, nimmt auch seine Schutz- und
Filterwirkung gegen die harte kosmische Strahlung ab. In dieser
Phase sind daher alle Organismen auf der Erdoberfläche höheren
DosenelektromagnetischerStrahlungausgesetzt.
KeinUntergangderMenschheit
Doch Geophysiker wie Bruce Buffett von der Universität von British
ColumbiasehendarindennochkeinenAnlasszurSorge:„Esistklar,
dass auch unsere frühesten Vorfahren schon einige Umpolungen
schadlos überstanden haben”, erklärt Buffett. „Die offensichtlichste
Konsequenz ist vermutlich,
dass wir einen neuen
Kompass bräuchten.” Nach
dieser
Übergangsphase
beginnen
sich
die
Magnetlinien langsam zu
stabilisieren
und
die
Feldstärken nehmen zu. Es
bilden sich wieder zwei Pole
an den entgegengesetzten
Enden der Erdkugel allerdings
in
genau
umgekehrter Polung wie
zuvor. Dass die Maya damals
die
Eigenschaften
des
MagnetfeldwährendderUmpolung©
LANL/G.Glatzmaier
Magnetfelds
und
seine
Umpolungen kannten, ist mehr als unwahrscheinlich, ebenso eine
entsprechendeVorhersagefürdenDezember2012.Dennbisheute
lassensichsolcheUmpolungennichtimVorausprognostizieren,auf
das Jahr schon gar nicht. Anhaltspunkte geben allein gemessene
Abschwächungen und das Wissen um den Abstand zum letzen
EreignisdieserArt–FähigkeitenundWissen,dassdieMayadefinitiv
nichthatten.
PLANETARERQUERSCHLÄGER
U
nheil durch den angeblich “verborgenen” Planet
Nibiru? Und noch einmal zurück zum Kosmischen: Nach
Ansicht einiger 2012-Endzeit-„Propheten“ droht auch
Unheil von einem fremden Planeten. Der noch
unentdecktePlanet„Nibiru“sollaufeinerextremexzentrischenBahn
ausdemäußerenSonnensystembisinErdnäherasenunddanndort
entweder kollidieren oder aber katastrophale Folgen auf der Erde
auslösen.AngeblichbeträgtseineUmlaufzeit3.600Jahre,sodasser
zur Zeit der biblischen Plagen in Ägypten das letzte Mal in Erdnähe
auftauchte und entsprechende Katastrophen verursachte. Wenn er
das nächste Mal – 2012 – kommt, sollen die Auswirkungen noch
schlimmersein.
Warum eigentlich nicht? könnte man fragen. Gibt es doch auch
Kometen und Asteroiden, die die Erdbahn kreuzen oder auf
exzentrischen Bahnen durch das Sonnensystem fliegen. Doch diese
kleineren Himmelskörper verhalten sich anders als ausgewachsene
PlanetenodergarBrauneZwerge.Denn
nach
dem
Newtonschen
Gravitationsgesetzt kann ein Objekt
dieser Größe nicht mitten durch das
Sonnensystem fliegen, ohne auf die
anderen Planeten deutlich messbare
Schwerkraftwirkungen auszuüben. Die
so ausgelösten Turbulenzen hätten im
Laufe der Zeit entweder den
AufeinerKeilschrifttafelder
„verborgenen“ Planeten aus seiner
Babylonierwird“Nibiru”als
exzentrischen Bahn katapultiert, oder
“MarduksStern”beschriebenwahrscheinlichwaraberKomet
aberihnmiteinemderanderenObjekte
gemeint.©NASA
kollidieren
lassen.
Wenn
dieser
geheimnisvolle Planet „Nibiru“ im Dezember 2012 bei der Erde
eintreffen soll, dann müsste er, das lässt sich über das zweite
Keplersche Gesetz ausrechnen, inzwischen bereits innerhalb der
BahndesSaturnsein–unddamitnachweisbar.EingefleischteNibiruAnhänger
argumentieren
hier
gerne
mit
einer
Verschleierungskampagne der NASA, die jede Bekanntmachung der
drohenden Katastrophe unterdrücke. Doch dagegen spricht, dass
gerade die Suche nach Asteroiden und Kleinplaneten heute extrem
dezentral läuft: Hunderte oder tausende von Amateurastronomen
suchen Nacht für Nacht den Himmel mit ihren Teleskopen ab,
tauschen sich in Foren über Neufunde aus und melden Neues an
zentrale Datenbanken. Einen Maulkorb für alle gibt es schlichtweg
nicht. Zudem wäre der Planet Nibiru inzwischen längst auch ohne
TeleskopalsleuchtenderLichtpunktamNachthimmelsichtbar.
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