Transkription Tutorial ARIS Fachhochschule Nordwestschweiz Hochschule für Wirtschaft, Basel Dieses Dokument gibt die gesprochenen Inhalte des Online-Tutorials ARIS in schriftlicher Form wieder. Es wurde im Rahmen des SVC-Projekts Information-& IT Management online erstellt. 1 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung_____________________________________________ 3 1.1. Übersicht __________________________________________ 3 1.2. Ziele ______________________________________________ 3 2. Informationssysteme, IS Architekturen und ARIS ____________ 4 3. ARIS Sichten __________________________________________ 5 1.3. Grundlagen ________________________________________ 5 1.4. Funktionssicht______________________________________ 6 1.1.1. Funktionsbaum ____________________________________ 6 1.1.2. Programme _______________________________________ 7 1.5. Organisationssicht __________________________________ 8 1.1.3. Human Ressources _________________________________ 8 1.1.4. Technische Ressourcen _____________________________ 9 1.6. Datensicht ________________________________________ 10 1.1.5. Daten und Informationsobjekte _______________________ 10 1.1.6. Datenmodellierung: ERD ____________________________ 11 1.7. Steuerungssicht ___________________________________ 12 1.1.7. Methodenübersicht ________________________________ 14 4. ARIS Beschreibungsebenen ____________________________ 15 5. Auflösung zu den MC Fragen____________________________ 16 6. Literaturverzeichnis ___________________________________ 18 2 1. Einleitung 1.1. Übersicht Willkommen zum Tutorial ARIS. In dieser Lernsequenz werden Sie das ARIS Konzept kennen lernen. ARIS ist die Abkürzung für „Architektur integrierter Informationssysteme“ und steht folglich für eine Informationssystem Architektur. Eine IS-Architektur beschreibt den grundsätzlichen Aufbau und die verschiedenen Bestandteile eines Informationssystems. Eine IS-Architektur hat zwei grundlegende Aufgaben. Es dient einerseits der ganzheitlichen Beschreibung eines IS. Andererseits können durch Informationssystemarchitekturen auch längerfristig zu verfolgende Entwicklungspläne für die betrieblichen Informationssysteme gestaltet werden. Zukünftige IS Entwicklungen können damit geplant und operationalisiert werden. Ein Informationssystem ist in einem komplexen Wirkungsgeflecht aus Technologie, Organisation und Menschen angesiedelt. Um die Komplexität zu reduzieren, werden bei ARIS einzelne Elemente des Systems wie z.B. Daten oder Organisationsformen in speziellen Sichten zusammengefasst und einzeln analysiert. Neben den Sichten gibt es noch eine weitere Dimension: Dabei spricht man von so genannten Ebenen. Diese lassen sich aufgrund ihrer Nähe zur Betriebswirtschaft bzw. zur Informationstechnologie einteilen. Doch dazu später mehr. ARIS: Einleitung Sie kennen die Sichten und Beschreibungsebenen des ARIS Hauses Ziele Dauer 25‘ Inhalt Sichten des ARIS Modells: (Funktions-, Organisations-, Daten und Steuerungssicht) Beschreibungsebenen: ( Fachkonzept, DV Konzept, Implementierung) Quellen Abts, W., Mülder. W.: Grundkurs Wirtschaftinformatik, 5. Auflage, Vieweg Verlag, Essen 2004. Gadatsch, A.: Grundkurs Geschäftsprozessmanagement. Vieweg Verlag, Niederkassel 2003. Scheer, A. –W.: Wirtschaftsinformatik, Referenzmodelle für industrielle Geschäftsprozesse. Springer Verlag, Saarbrücken 1995. Wirtschaftsinformatik, FHNW Hochschule für Wirtschaft Basel 1.2. Ziele Nach der Bearbeitung dieses Tutorials sollen Sie mit den Sichten und den Ebenen des ARIS Hauses vertraut sein. ARIS ermöglicht eine umfassende Sichtweise auf die Informationssysteme resp. auf die Wirtschaftsinformatik. Daher können sehr viele Themen und Bereiche der Wirtschaftsinformatik diesem Konzept untergeordnet werden. Ein Hinweis: ARIS ist prozessorientiert, das heisst es ist auf die Abbildung und folglich auch auf die Planung jener betrieblichen Prozesse fokussiert, die für die Befriedigung der 3 Kundenbedürfnisse notwendig sind. Wie wir später noch genauer erörtern werden, ist die erweiterte Ereignisgesteuerte Prozesskette das zentrale Element von ARIS. Falls Sie mit dieser Methode zur Prozessdarstellung bereits vertraut sind, werden Sie beim Verständnis von ARIS sicherlich Vorteile haben. 2. Informationssysteme, IS Architekturen und ARIS Zunächst beschäftigen wir uns mit den Informationssystemen und einigen grundlegenden Rahmenbedingungen. Was ist ein Informationssystem? Ein Informationssystem ist ein soziotechnisches System. Das heisst, es besteht in einem Wirkungsgeflecht von Mensch, Technologie und Organisation. Informationssysteme beschränken sich daher nicht nur auf die technischen Komponenten wie Server, Netzwerke, Programme, usw. Bei diesen Elementen spricht man von computergestützten (oder rechnergestützten) Informationssystemen. Die computergestützten IS gewinnen im betrieblichen Alltag immer mehr an Bedeutung. Betriebliche Informationssysteme müssen geplant, eingekauft oder programmiert, unterhalten sowie erweitert werden. Diese Tätigkeiten zählen zu den Hauptaufgaben eines Informationsmanagers. Vor allem die gezielte Planung von Informationssystemen ist in Unternehmen von elementarer Bedeutung. Informationssysteme, -architekturen und ARIS - Ein Informationssystem ist ein soziotechnisches System - Planung und Koordination von IS - IS-Architektur (Beispiel ARIS) – beschreibt Aufbau und Bestandteile eines Informationssystems - dient als Leitfaden zur Planung, Entwicklung und Implementierung von Informationssystemen Wirtschaftsinformatik, FHNW Hochschule für Wirtschaft Basel Warum ist die Planung von IS wichtig? Wird die Planung und Koordination der unternehmensweiten IS vernachlässigt, tauchen mittel- oder längerfristig Probleme auf. Es entstehen z.B. verschiedene „Insellösungen“. D.h. es wird Software eingesetzt, die auf einzelne Unternehmensbereiche beschränkt ist. Oder es wird in einer Abteilung eine Softwarelösung programmiert, die bereits an anderer Stelle vorhanden wäre. Wenn sich jede Linienabteilung ihre eigene IT-Lösung bastelt, sind die Systeme nicht kompatibel zueinander. Durch fehlende Transparenz wird die Koordination und Steuerung von IS erschwert bzw. verunmöglicht. Aufwendige Schnittstellenprogrammierung bzw. Doppelarbeiten verursachen schliesslich hohen Aufwand und Kosten. 4 Was ist eine IS-Architektur? Ein Informationssystem kann ganzheitlich durch eine IS-Architektur beschrieben werden. Diese umfasst den grundsätzlichen Aufbau und die verschiedenen Bestandteile eines Informationssystems. Das ARIS Konzept beschreibt eine derartige IS-Architektur. Mit ARIS können daher längerfristige Entwicklungspläne für die betrieblichen Informationssysteme verfolgt werden. Von wem stammt das ARIS Konzept? Wo wird es angewendet? Das ARIS Konzept wurde von August-Wilhelm Scheer vom Institut für Wirtschaftsinformatik an der Universität des Saarlandes ins Leben gerufen. ARIS ist eines der bekanntesten und am meisten verwendeten Architekturmodelle (vgl. Abts. S. 355). Das ARIS Konzept bildet die Grundlage für verschiedene Software-Produkte, insbesondere für das ARIS-Toolset. Ende 2004 wurde ein Teil des Konzepts von SAP übernommen und in die grafische Prozessintegration der SAP Exchange Infrastructure integriert (vgl. Wikipedia). 3. ARIS Sichten 1.3. Grundlagen Warum verwende ich verschiedene Sichten? Die Planung von Informationssystemen kann sehr komplex sein, da IS aus vielen verschiedenen Elementen bestehen die voneinander abhängen bzw. sich beeinflussen. Diese sind für den Benutzer eines Informationssystems nur teilweise sichtbar. Um den Komplexitätsgrad zu reduzieren, werden bei ARIS mehrere Sichten unterschieden, in denen jeweils ganz bestimmte Elemente eines Informationssystems aufgegriffen und untersucht werden. Anders gesagt werden in den einzelnen Sichten nicht alle Informationen eines Informationssystems dargestellt, sondern nur jene, die für spezifische Fragestellungen interessant sind. Grundsätzlich werden folgende Sichten unterschieden, auf deren Bedeutung ich später noch genauer eingehen werde. Funktionssicht (Aufgaben, Module und Programme) Organisationssicht (Organisationseinheiten) Datensicht (Informationsobjekte) Steuerungssicht (integrative Sicht) 5 ARIS: Sichten Organisation Organisationseinheiten Daten ` Steuerung Informations objekte Funktion Aufgaben Integration Wirtschaftsinformatik, FHNW Hochschule für Wirtschaft Basel Manchmal wird in diese Darstellung auch noch eine Leistungssicht integriert, diese enthält die materiellen und immateriellen Input-/ und Outputleistungen sowie die Geldflüsse eines Unternehmens. Die Leistungssicht werden wir in diesem Tutorial nicht behandeln. Fassen wir die Kernaussagen noch einmal zusammen: ARIS ist eine Informationssystemarchitektur und versucht die Informationssysteme ganzheitlich abzubilden. Durch die Unterteilung in verschiedene Sichten soll die Komplexität reduziert werden. Mit ARIS können auch Informationssysteme geplant werden. Betrachten wir jetzt die einzelnen Schichten im Detail: 1.4. Funktionssicht Informationssysteme müssen gewisse Aufgaben erfüllen. Diese bezeichnet man auch als Funktionen. Die Funktionen werden in der Funktionssicht abgebildet. Um die Funktionen eines IS zu erfassen, bzw. zu planen, kann man sich eines Funktionsbaums bedienen. Der Funktionsbaum ist bei der späteren Erstellung von Modulen, Kontrollstrukturen sowie Einund Ausgabe in Form von Masken und Listen für das Informationssystem hilfreich (vgl. Scheer S. 65) Diese wiederum werden in Programmteile (Module) oder Programme übergeführt, die der Benutzer letztendlich bedienen kann. 1.1.1. Funktionsbaum Betrachten wir an dieser Stelle den vereinfachten Funktionsbaum eines Computerherstellers. Welche Komponenten sind notwendig um einen Computer zusammenzustellen? Beachten wir, dass es sich um ein Unternehmen handelt, dass die einzelnen Komponenten nicht selbst produziert, sondern zukauft. Die eigentliche Wertschöpfung liegt im Zusammenbau der Komponenten. Der Computerhersteller Dell verfährt nach diesem Schema. 6 Funktionssicht: Funktionsbaum Computer zusammenstellen Funktion Computer u. Kunde und Auftrag Computer/Komponenten Computer montieren Rechnung versenden erfassen bereitstellen Lagerbestand prüfen Komponenten auf Verfügbarkeit überprüfen Komponenten bestellen Wirtschaftsinformatik, FHNW Hochschule für Wirtschaft Basel Ein Funktionsbaum macht den Ablauf übersichtlicher. Die Gruppierung von Funktionen kann, je nach Verwendungszweck, anhand von unterschiedlichen Gliederungskriterien erfolgen (vgl. Gadatsch S. 93). Sie ist allerdings statisch, das heisst, die genaue chronologische Reihenfolge der Funktionen ist nicht ersichtlich (vgl. Scheer, S. 20). 1.1.2. Programme Wie bereits erwähnt können Funktionen (Aufgaben) in Form von Modulen, Programmabläufen oder Programmen realisiert werden. Diese werden von Benutzern bedient. Sie sind diesen in Form von Benutzeroberflächen zugänglich, die der Datenein- und Ausgabe dienen. Dabei spricht man auch von GUI, den Graphical User Interfaces. Eine Benutzeroberfläche eines Informationssystems könnte folgendermassen aussehen. Sie sehen einen Screenshot eines SAP Modules. 7 Funktionssicht: SAP Wirtschaftsinformatik, FHNW Hochschule für Wirtschaft Basel 1.5. Organisationssicht 1.1.3. Human Ressources Als nächstes behandeln wir die Organisationssicht. „Die Organisationssicht umfasst die Struktur und Beziehungen von Ressourcen, die in ein Informationssystem eingebunden sind. D.h. sie spezifiziert die Aufbauorganisation eines Unternehmens. Zu den Ressourcen zählt man einerseits die Human Ressources, die in bestimmten Einheiten und Stellen organisiert sind. Das bekannteste Modell der Organisationssicht ist das Organigramm. Dadurch wird die Zusammenfassung gleichartiger oder ähnlicher Aufgaben zu Organisationseinheiten möglich, die als Abteilungen, Stellen oder Personen am Prozess beteiligt sind (vgl. Gadatsch S. 69). Organigramm Geschäftsführung Vertrieb Einkauf Produktion Finanzen Versand Hierarchieebenen Geschäftsführung Bereich Abteilung Gruppe Stelle Wirtschaftsinformatik, FHNW Hochschule für Wirtschaft Basel 8 1.1.4. Technische Ressourcen Aber auch die Organisationsform von technischen Ressourcen wie Hardware oder Netzwerke ist Teil der Organisationssicht. Die Netzwerktopologie beschreibt die Struktur der Verbindung mehrerer Geräte um den Datenaustausch zu ermöglichen. Im Bild ist ein sternförmiges Ethernet ersichtlich. Die Stern -, Bus - und Ringtopologie zählt zu den bekanntesten Formen. 9 Quelle: Hansen/Neumann, Wirtschaftsinformatik 1.6. Datensicht 1.1.5. Daten und Informationsobjekte Was sind Daten? Die Datensicht beschreibt Informationen, die im betrieblichen Umfeld anfallen und von einem Informationssystem erfasst, generiert, oder verändert (manipuliert) werden. Ein typisches Beispiel für eine Information ist ein Kunde mit Adresse. Z.B.: der Kunde Peter Merian, wohnhaft in der Peter Merianstrasse 86, 4002 Basel. Man spricht in diesem Zusammenhang von Informationsobjekten. Wie sind/ werden Informationsobjekte gespeichert? Noch vor wenigen Jahrzehnten wurden Informationsobjekte noch überwiegend papierbasiert gespeichert. Die Handhabung solcher papierbasierter Datenbestände gestaltete sich jedoch sehr fehleranfällig, zeit- und in letzter Konsequenz auch kostenintensiv. In computergestützten IS werden Informationsobjekte in Datenbanken abgespeichert. Um die datenbankbasierte Speicherung fehlerfrei und effizient zu gestalten müssen die Informationsobjekte in eine gewisse Struktur und Form gebracht werden. Folgendes Beispiel soll die Bedeutung der so genannten Modellierung aufzeigen. Wird z.B. die Lieferadresse (Peter Merian Strasse 86) bei jedem Einkauf des Kunden erneut eingetragen und abgespeichert, entstehen viele redundante, also doppelt vorhandene Informationsobjekte. Wechselt der Kunde seinen Wohnort, müssen alle vorhandenen Adresseinträge gesucht und ausgebessert werden. Dieser Vorgang ist sehr zeitaufwändig und fehleranfällig. Wird die Kundenadresse nicht bei allen Einträgen ausgebessert, sind in der Datenbank richtige und falsche Adressdaten zu einer Person vorhanden. Diese sich widersprechenden Datenbestände werden als Inkonsistenzen bezeichnet. Fassen wir noch einmal zusammen: Ziel ist Redundanzen zu beseitigen und Datenkonsistenz, also die Widerspruchsfreiheit der Datenbestände zu gewährleisten. Daher soll die Kundenadresse nur einmal in die Datenbank eingetragen und mit den entsprechenden Transaktionsdaten, das sind Daten die z.B. bei einem Kauf eines Kunden anfallen, verknüpft sein. Um dies zu erreichen, müssen die Daten entsprechend aufbereitet und organisiert werden. Bei diesem Vorgang spricht man von der Datenmodellierung. (vgl. Gadatsch S. 72) 10 Datensicht, Manipulation Peter Merian Peter MerianStrasse 86 ASUS Motherboard 14.01.06 Hans Müller Haselbach 54 TrekStor Harddisk 15.01.06 Peter Merian Peter MerianStrasse 86 Siemens, KG39 LCD Bildschirm 16.01.06 Leonhardsgraben 13 Wirtschaftsinformatik, FHNW Hochschule für Wirtschaft Basel 1.1.6. Datenmodellierung: ERD Betrachten wir noch einmal den Zusammenhang zwischen Informationsobjekt, Modellierung, Datenbank, Informationssystem und Datensicht: Informationsobjekte müssen modelliert werden um in einer Datenbank abgebildet zu werden. Die Datenbank beinhaltet alle eingetragenen Informationsobjekte sowie deren Struktur und Beziehung zueinander. Sie umfasst somit jenen Teil eines IS der als Datensicht bezeichnet wird. Datensicht: Datenmodellierung Informationsobjekte Modellierung Datenbank Informationssystem Vereinfachtes Entity Relationship Diagramm (Auszug) Kundendaten ` kauft ` Bestellung Kunde Kunde Verkaufskopf Zahlungsbedingung Verkaufsposition Ware Lagerbestand Artikel Artikel Artikelgruppe Wirtschaftsinformatik, FHNW Hochschule für Wirtschaft Basel 11 Bei der Datenmodellierung werden verschiedene graphische Methoden eingesetzt. Die bekannteste davon ist das Entity Relationship Diagramm, kurz ERD. Analisieren wir dazu einen typischen Geschäftsfall: Ein Kunde bestellt diverse Artikel bei einem Computerhersteller. In diesem Geschäftsfall werden unterschiedliche Informationsobjekte verwendet: Kundendaten, Artikeldaten und Bestelldaten. Bestelldaten sind Informationen die anfallen, wenn ein Kunde eine Bestellung durchführt, die aber nicht dem Bereich Kunde und nicht dem Bereich Artikel direkt zugeordnet werden können. Ein Beispiel dafür wäre das Bestelldatum. Wir sehen unsere Informationsobjekte abgebildet. Es geht jetzt darum, die Beziehungen zwischen diesen Objekten, festzulegen. Diese können graphisch durch das ERD dargestellt werden. Eine Modellierung könnte folgendermassen aussehen. Eine detailliertere Auseinandersetzung dem ER-Diagrammen ist jedoch im Rahmen dieser Lernsequenz nicht möglich. Noch eine Ergänzung zur Datensicht. Auch durch den Prozess der Normalisierung können Daten modelliert, also für die Verwendung in Datenbanken aufbereitet werden. Bei der Normalisierung handelt es sich um einen regelbasierten, nicht-graphischen Prozess, bei dem der Reihe nach gewisse Schritte durchgeführt werden um die Daten in die gewünschte Normalform zu bringen. 1.7. Steuerungssicht Durch die Unterteilung eines Informationssystems in einzelne Sichten lässt sich zwar die Komplexität reduzieren. Allerdings geht der Gesamtzusammenhang zwischen den einzelnen Sichten verloren. Durch die Steuerungssicht wird der Zusammenhang wieder hergestellt. Die Steuerungssicht ist eine Art übergeordnete Sicht, die alle anderen Sichten verbindet und integriert. D.h. in der Steuerungssicht werden die Daten, die Aufgaben, die menschlichen und technischen Ressourcen eines Informationssystems zusammengeführt. Eine geeignete Darstellung für die Integration aller Sichten in eine prozessbasierte Darstellungsweise bildet die erweiterte Ereignisgesteuerte Prozesskette. In dieser werden die Kernprozesse eines Unternehmens abgebildet und die daran anknüpfenden Elemente aus den verschiedenen Sichten dargestellt. In folgendem Beispiel bilden wir einen kurzen Ausschnitt aus einer eEPK und betrachten diese etwas genauer. Wir berufen uns wiederum auf das bereits bekannte Beispiel: Ein Kunde bestellt bei einem Computerhersteller einen Laptop. Dadurch wird folgender Prozess ausgelöst: Der Beginn wird durch den eingetroffenen Kundenauftrag ausgelöst. Dieses Prozesselement muss als Ereignis abgebildet werden. Das geht aus der rautenförmigen Darstellung hervor. Da es sich beim Kunden um einen Neukunden handelt muss er zuerst erfasst werden. Das gleiche gilt für den Auftrag. Durch die Darstellung in Form eines abgerundeten Rechtecks geht hervor dass es sich dabei um eine Aufgabe handelt. In einem nächsten Schritt muss überprüft werden ob der Lagerstand ausreichend ist. Ist dies nicht der Fall muss der Bestand der zum Zusammenbau benötigten Komponenten überprüft werden usw. So oder ähnlich kann die Beschreibung eines betrieblichen Kernprozesses beginnen. Dessen Ziel ist die Bedürfnisbefriedigung des Kunden. Dieser Prozess soll jetzt um die zusätzlichen Dimensionen des ARIS-Konzeptes erweitert werden. 12 Beginnen wir mit der Funktionssicht. In den abgerundeten Vierecken sind bereits die Aufgaben ersichtlich, die im Rahmen eines Prozesses abgedeckt werden müssen. Durch die Funktionen werden Daten manipuliert, also in Datenbanken eingetragen, ausgelesen oder verändert. Diese Aufgaben werden in der Abbildung von Programmen unterstützt. Kunde und Auftrag werden beispielsweise vom Auftragsverwaltungssystem erfasst. Der Lagerbestand wird vom Lagerverwaltungssystem überprüft. Die Aufgaben werden entweder durch Benutzereingaben interaktiv (s. Bsp. Auftragsverwaltungssystem) gesteuert oder vollständig automatisiert abgewickelt. Kommen wir nun zur Datensicht: Dazu ergänzen wir die Informationsobjekte. Diese müssen nicht zwangsweise in elektronischen Formen gespeichert sein. In diesem Fall beginnt der Prozess mit dem Eintreffen des Bestellformulars, das den Kundenauftrag repräsentiert. Diese darin enthaltenen Daten müssen manuell ins IS eingetragen werden. Das sind einerseits Kundendaten (Name, Adresse, etc.), Bestelldaten (Artikel, Artikelnummer Bestelldatum, etc). Danach muss überprüft werden, ob der Computer verfügbar, also auf Lager ist. Sie sehen, es fällt eine Vielzahl an unterschiedlichen Daten an. Die eEPK gibt uns allerdings keinen Hinweis über die Modellierung und das Datenmodell. Wir können also nicht sagen wie die Daten in der Datenbank abgebildet sind. Die letzte Dimension die noch berücksichtigt werden muss ist die Organisationssicht. Darin werden die Organisationseinheiten und Stellen die in den Prozess involviert sind in die eEPK eingezeichnet. In unserem Beispiel wird ersichtlich, dass für die Erfassung der Kunden- und Auftragsdaten der Vertrieb zuständig ist. Steuerungssicht: eEPK Kundenauftrag ist eingetroffen ist verantwortlich für Vertrieb Auftragsverwaltungssystem interaktiv Lagerverwaltungssystem Kunde und Auftrag erfassen automatisch Lagerbestand prüfen ist repräsentiert Bestellformular durch erzeugt erzeugt Kundendaten ` ` hängt ab von Bestelldaten Ware Lagerbestand XOR Computer ist nicht montiert verfügbar Computer ist montiert verfügbar Wirtschaftsinformatik, FHNW Hochschule für Wirtschaft Basel Fassen wir zusammen: Verdeutlichen wir noch einmal das Grundprinzip der ARIS Sichten: Um die Komplexität zu reduzieren werden Informationssysteme aus verschiedenen Sichtweisen dargestellt und somit vereinfacht. Diese Sichtweisen können durch besondere Methoden beschrieben werden, ohne die Zusammenhänge zu den anderen Sichten beachten zu müssen. Anschliessend werden die verschiedenen Sichtweisen in der Funktionssicht wieder zueinander in Beziehung gesetzt. (vgl. Scheer S. 10) Eine Methode dazu ist die eEPK. 13 1.1.7. Methodenübersicht Zusammenfassend sehen Sie hier noch einmal wesentliche Methoden und Bestandteile der ARIS Sichten abgebildet. ARIS: Übersicht Organigramme, Netzwerke Datenbanken Relationen Datenmodellierung Business Szenario EPK/eEPK Normalisierung Daten Steuerung Funktionsbäume Funktionen SQL/QBE Programmierung (z.B. SAPABAP) Programme (MS Access, Formulare) Funktion Wirtschaftsinformatik, FHNW Hochschule für Wirtschaft Basel 14 4. ARIS Beschreibungsebenen Neben den Sichten unterscheidet man in ARIS auch die Beschreibungsebenen: Das Fachkonzept, das DV Konzept und die Implementierung. Diese Ebenen werden nach der Nähe zur Betriebswirtschaft definiert. Ausgangspunkt ist die betriebswirtschaftliche Problemstellung, diese wird im Fachkonzept beschrieben. Dabei handelt es sich um Problemstellungen langfristiger Natur. (Gadatsch S. 65) Auf der Ebene des DV-Konzeptes wird die Begriffswelt des Fachkonzeptes in die Kategorien der DV-Umsetzung übertragen. Schliesslich wird durch die Implementierung die Umsetzung des DV-Konzepts auf konkrete Software- und Hardwarekomponenten beschrieben. Auf diese Weise kann man das gesamte ARIS Konzept um eine Dimension erweitern. Beschreibungsebenen Organisation Organigramm Fachkonzept DVTopologie Konzept Protokolle Implementierung Betriebswirtschaft Fachkonzept Fachkonzept DV Konzept DV Konzept Implementie rung Implementierung Fachkonzept DV Konzept Implementie rung Informationstechnologie Daten Steuerung Funktion (modifiziert nach Scheer S. 88) Wirtschaftsinformatik, FHNW Hochschule für Wirtschaft Basel 15 5. Auflösung zu den MC Fragen 1. Welche Sicht gehört nicht zum ARIS Modell? A) Integrationssicht (Richtig) B) Steuerungssicht (Falsch) C) Funktionssicht (Falsch) D) Datensicht (Falsch) 2. Eine Informationssystemarchitektur A) Beschreibt ein Informationssystem (Richtig) B) Ist ein Teil eines Informationssystem (Falsch: beschreibt die Teile eines Informationssystems) C) Kann zur Planung eines Informationssystems herangezogen werden (Richtig) 3. Welche Aussagen sind richtig? ARIS … A) ist eine Informationssystemarchitektur (Richtig: Eine IS-Architektur beschreibt den grundsätzlichen Aufbau und die verschiedenen Bestandteile eines Informationssystems und kann als langfristig zu verfolgender Entwicklungsplan dienen). B) ARIS dient als Leitfaden zur Planung, Entwicklung und Implementierung von Informationssystemen (Richtig). C) heisst Architektur integrierter Informationssysteme (Richtig) D) bei Aris kann man verschiedene Sichten und Beschreibungsebenen unterscheiden. (Richtig: Die Organisations-, Daten, Funktions- und Steuerungssicht sowie die das Fachkonzept, das DV-Konzept und die Implementierung als Beschreibungsebenen). E) beinhaltet wichtige Elemente der eEPK (Richtig: die eEPK gehört zur Steuerungssicht von Aris. In dieser Eigenschaft kann sie die anderen Sichten/Elemente von ARIS verbinden/integrieren). 4. Die Sichten von ARIS A) Dienen der Reduktion der Komplexität (Richtig) B) Ermöglichen die prozessorientierte Betrachtungsweise (Falsch: mit Hilfe von Ereignisgesteuerten Prozesskette werden die Prozesse abgebildet) C) Erlauben die Darstellung der verschiedenen Elementen eines Informationssystems (Richtig: Die Elemente werden je nach Problemstellung in verschiedenen Sichten zusammengefasst). D) Beeinhalten aussschliesslich jene Elemente die für den Benutzer nicht zugänglich sind Falsch: Viele Elemente eines IS sind für den Benutzer nicht zugänglich. Die Sichten beinhalten jedoch für die Benutzer sichtbare und unsichtbare Elemente. 5. In welcher Sicht findet man die Aufgaben? A) Funktionssicht (Richtig) B) Systemsicht (Falsch: die Systemsicht existiert nicht im ARIS Modell) C) Organisationssicht (Falsch) D) Leistungssicht (Falsch) E) Aufgabensicht (Falsch: die Aufgabensicht existiert nicht im ARIS Modell) 6. Zu welcher Sicht zählt das ER-Diagramm? 16 A) Steuerungssicht (Falsch) B) Datensicht Richtig: mit dem ER-Diagramm werden Daten modelliert. Daher zählt es zur Datensicht. C) Organisationssicht (Falsch) D) Funktionssicht (Falsch) 7. In der Organisationssicht werden die Prozesse der Organisationseinheiten abgebildet (Falsch: Es werden die Beziehungen und Strukturen der Organisationseinheiten z.B. in Form eines Organigramms abgebildet. Die Prozesse werden in der Steuerungssicht z.B. durch eine ereignisgesteuerte Prozesskette abgebildet). 8. Bei der Datenmodellierung werden Daten aus einer Datenbank zueinander in Verbindung gesetzt (Die Daten in einer Datenbank müssen bereits modelliert sein 9. Um den Prozess der Rechnungsstellung zwischen Kunden und Unternehmen präzise abzubilden, verwenden Sie … A) einen Funktionsbaum (Falsch: Mit einem Funktionsbaum können nur die Aufgaben abgebildet werden) B) ein Programmmodul (Falsch) C) ein Datenmodell (Falsch: Durch ein Datenmodell können nur die Datenstrukturen der Informationsobjekte abgebildet werden, die in diesem Prozess notwendig sind). D) eine eEPK (Richtig: Die erweiterte Ereignisgesteuerte Prozesskette ermöglicht eine umfassende und präzise Prozessabbildung). E) eine Wertschöpfungskette (Falsch). 17 6. Literaturverzeichnis Abts, W., Mülder. W.: Grundkurs Wirtschaftinformatik, 5. Auflage, Vieweg Verlag, Essen 2004. Gadatsch, A.: Grundkurs Geschäftsprozessmanagement. Vieweg Verlag, Niederkassel 2003. Scheer, A. –W.: Wirtschaftsinformatik, Referenzmodelle für industrielle Geschäftsprozesse. Springer Verlag, Saarbrücken 1995. 18