Protokoll 7. Workshop am 20.3.2014 des Schulprojektes Klimawandel Am 20. März 2014 fand im Geomatikum und am DKRZ der 7. Workshop des Schulprojekts Klimawandel statt. Teilnehmer: Dieter Kasang, Hans Luthardt, Christian Weder, Fabian Wachsmann, Lina Teckentrup, Manuel Linsenmeier (Projektteam), Frank Lunkeit (Vortragender, Uni Hamburg), Tobias Bayr (GEOMAR), Tobias Vitt (STS Walddörfer), 12 Lehrinnen und Lehrer von Schulen aus Hamburg und Bargteheide, drei vortragende Schülergruppen vom Gymnasium Allee und den Stadtteilschulen Bergstedt und Eidelstedt sowie zuhörende Schüler vom Gymnasium Grootmoor und der StS Eidelstedt. 1.Teil Wissenschaftlicher Vortrag: Dr. Frank Lunkeit aus der Arbeitsgruppe der theoretischen Meteorologie hält den Vortrag „Klimamodelle: eine kurze Einführung“. Er erklärt mit Hilfe eines einfachen Strahlungsmodells, mit welcher Methodik die Klimawissenschaftler vorgehen, um ein Klimamodell zu entwickeln. Auch auf die Schwächen eines Klimamodells geht Dr. Lunkeit ein: Auf Grund der Unsicherheit in der Entwicklung der CO2 Konzentration der Atmosphäre beispielsweise – ein sogenannter externer Antrieb – und innerhalb des Modells fehlenden Komponenten des Klimasymstems sind Klimamodelle nicht perfekt. Trotzdem liefern sie belastbare Ergebnisse über die Statistik des Klimasystems. Dafür sorgen nicht zuletzt Modellvalidierungen, bei denen man Testergebnisse des Modells mit Beobachtungen vergleicht. Schülervorträge: Sarah Hartwig und Luis Joerss von der STS Bergstedt tragen über „Quallen in der Nordsee“ vor. Ihr Vortrag geht auf die Probleme durch Quallen, z.B. für die Kühlsysteme von Atomkraftwerken, die zukünftige Erwärmung der Nordsee und deren positive Folgen für die Verbreitung der Quallen, auf deren Anpassungsfähigkeit an Veränderungen der Umwelt wie Versauerung und Eutrophierung sowie auf die daraus folgende Verschiebung innerhalb der Räuber-Beute-Beziehung zwischen Fisch und Qualle ein. Die Wahrscheinlichkeit des Massenauftretens von Quallen wird nach ihrer Einschätzung erhöht. Jonas Blättermann, Dawid Arega und Natnael Tzeggai von der Stadtteilschule Eidelstedt referieren über die Gefährdung New Yorks durch den Meeresspiegelanstieg und Hurrikans. Anhand des Beispiels von Hurrikan Sandy machen sie deutlich, welche Gefahr für New York von tropischen Wirbelstürmen ausgeht. Durch eine zukünftige Erwärmung des Meeres werden die Bedingungen für die Bildung eines Hurrikans häufiger erfüllt sein. Küstenstädte wie New York werden zusätzlich durch den Meeresspiegelanstieg bedroht. Als Beispiel für gelungenen Hochwasserschutz wird auf das Thames Barrier auf der Themse in London und dessen nicht für alle Städte finanzierbare hohe Kosten verwiesen. Jacqueline Süll (auch für Nadine Köppe, Celina Schütt) von der Stadtteilschule Eidelstedt trägt über „Zerstörung weltweiter Korallenriffe durch tropische Stürme“ vor. Sie betont die Wichtigkeit von Korallenriffen für Mensch und Tier. Das Great Barrier Reef, das Korallendreieck und das Belize Barrier Reef beschreibt sie beispielhaft und geht auf Folgen von Tropischen Wirbelstürmen auf Korallenriffe ein. Zukünftig treten tropische Wirbelstürme wegen erhöhter Ozeantemperaturen möglicherweise häufiger auf. Wellenschlag und Sedimentablagerungen, ausgelöst durch tropische Wirbelstürme, können die Korallenriffe zerstören. Um das zu verhindern, sollten Korallenschutzgebiete zu erweitert werden. Auch die Reduzierung der CO2 -Abgase sei notwendig, um die Wahrscheinlichkeit einer Erhöhung der Anzahl an tropischen Wirbelstürmen so gering wie möglich zu halten. Eda Kanbay und Claas Eisenhuth vom Gymnasium Allee behandeln in ihrem Vortrag das Thema „Kommt durch den Klimawandel die Malaria nach Südeuropa zurück?“ Sie erläutern den fieberhaften Krankheitsverlauf der Krankheit und zeigen Gefährdungsgebiete auf einer Weltkarte. Sie bringen die Ausbreitung der Malaria in Verbindung mit der Ausbreitung des Vektors, der Anophelesmücke. Diese braucht zur Eiablagerung Feuchtgebiete, weshalb ihr Auftreten nicht nur an hohe Temperaturen, sondern auch an Niederschläge gekoppelt ist. In der Balkanregion sehen die beiden Vortragenden die Chance für ein zukünftiges Auftreten der Mücke und somit der Malaria als realistisch an. Sie weisen auf die Dringlichkeit der Entwicklung eines Impfstoffes hin. Alle vortragenden Schülerinnen und Schüler wurden mit einer Urkunde geehrt und verabschiedet. 2. Teil Im Seminarraum des DKRZ findet am Nachmittag der zweite Teil des 7. Workshops des Schulprojekts Klimawandel statt. Einschätzung der Schülervorträge Die Qualität des Vortrags „Quallen in der Nordsee“ der Schülergruppe der StS Bergstedt wurde besonders hervorgehoben und als auf Universitätsniveau befindlich eingestuft. Er könne jedoch nicht als Standard erwartet werden. Eine besondere Motivation dieser Schülergruppe sei die Teilnahme an „Jugend forscht“ gewesen. Die Qualität der anderen Vorträge wurde ebenfalls gewürdigt. Projektsituation Im letzten Halbjahr wurde sowohl das einfache Klimamodell MSCM (Monash Simple Climate Model, http://mscm.dkrz.de/), als auch das Programm Panoply zur Klimadatenauswertung zum ersten Mal an den Schulen genutzt. Das über Stiftungsgelder geförderte MSCM-Projekt erforderte vom Projektteam erheblichen Aufwand und machte die Einstellung neuer (hauptsächlich studentischer) Mitarbeiter nötig. Nicht zuletzt durch die neuen Impulse läuft das Projekt weiterhin sehr gut. Für die Finanzierung ab 2015 ist die Unterstützung der Sparkassen Stiftung Schleswig Holsteins in Aussicht. Das Schulprojekt Klimawandel dankt an dieser Stelle Frau Knies von der Anne Frank Schule für die Vermittlung der Stiftung. Eine Bedingung für die Unterstützung ist, zwei Schulen aus Schleswig Holstein (aus Barsbüttel und Ratekau) in das Projekt mit aufzunehmen. Mit der Finanzierung ist die Anstellung eines dritten Studenten als Hilfskraft möglich. Hierfür ist Lina Teckentrup vorgesehen. Neue Klimaszenarien und neue Daten Im neuen IPCC-Bericht sind die SRES-Szenarien aus dem Jahr 2000 durch die neuen RCP-Szenarien ersetzt. Bei den neuen RCP Szenarien werden kurzgesagt nicht ökologische und ökonomische Entwicklungen, sondern die zukünftigen CO2 Konzentration vorgegeben. Sämtliche neuen Klimadaten, mit denen im Projekt gearbeitet wird, werden nach diesen RCP-Szenarien berechnet. Auf dem Klimaportal des Hamburgere Bildungsservers (klimawissen.de) wurden in den letzten Monaten eine Reihe neuer regionaler Klimadaten veröffentlicht, die größtenteils aus RCPKlimasimulationen stammen, z.B. zu Afrika, Arktis, Antarktis, Asien, Südamerika und Nordamerika. Bisher konnten zu diesen Kontinenten nur globale Daten verwendet und damit regionale Auswirkungen des Klimawandels kaum behandelt werden. Die höhere Auflösung im Vergleich zu früheren, globalen Modelldaten ermöglicht eine genauere Bearbeitung eines ausgewählten Themas und erweitert die Themenauswahl und die Bearbeitungsmöglichkeiten für die Schüler. Panoply Fabian Wachsmann weist auf nützliche Einstellungen in dem Visualisierungsprogramm Panoply hin. Bei Niederschlagsdaten kann ein falscher Eindruck entstehen, wenn der Maximalwert im „Scale Range“ nicht angepasst wird. Die Extremwerte, die das Programm aus dem Datensatz entnimmt, sind für die im Interesse stehende Region fast immer viel zu hoch. Bei Differenzkarten für viele Parameter muss bei voreingestellter Farbskala (panoply.cpt) darauf geachtet werden, dass die Null zentriert wird, da andernfalls helle, rote (dunkle, blaue) Farben nicht zwangsweise für ein Wachsen (Schrumpfen) des Parameters stehen. Monash Simple Climate Modell (MSCM) Fortschritte bei der Initialisierung und Aufbereitung des MSCM bestehen in der Anfertigung didaktischer Materialien und in der Entwicklung eines vereinfachten Webauftritts für Schulen. Bei diesem soll zwischen einer Schul- bzw. Basisversion und einer Profiversion gewählt werden können, sodass für Schüler die Komplexität des Modells heruntergefahren wird. Der gesamte Internetauftritt wird auf Deutsch und Englisch implementiert werden. Die in Arbeit befindlichen didaktischen Materialien bestehen aus: · · · · · · Bedienungsanleitung für das Modell Übersetzung und Überarbeitung der im Modell integrierten Infotexte und Tutorials Beschreibungen ausgewählter Experimente für Lehrer Arbeitsblätter für Schüler Anpassung von Artikeln auf dem Klimawiki an die Bedürfnisse der Arbeit mit dem Modell Fachliche Darstellung des Klimasystems und seiner Wechselwirkungen Dirk Mittenzwei vom Gymnasium Grootmoor berichtete von Erfahrungen mit dem MSCM aus dem Unterricht. Die spielerische Herangehensweise, womit vor allem die freie Wahl verschiedener Parameter gemeint ist, erwies sich für die Schüler als sehr motivierend. Dies mache die Schüler neugierig. Das HTML-Format habe den Vorteil, dass keine weiteren Programme benötigt werden und das Modell überall, wo Internet zur Verfügung steht, genutzt kann. Es erwies sich aber für die Schüler als sehr schwierig, die Differenzbilder bei den Experimenten zum Klimasystem zu verstehen, und selbst wenn sie diese verstanden haben, die Bedeutung der Karte auch richtig in Worte zu fassen. Außerdem werden auf vielen Experimenten von den Schülern nur die globalen Veränderungen betrachtet und regionale Besonderheiten zu wenig beachtet. So werde bei der Abschaltung des Ozeans nicht erkannt, dass es auch zu beträchtlichen Änderungen über den Kontinenten wie Europa kommt. Hierauf müsse der Lehrer hinlenken. Deshalb wird vorgeschlagen, dementsprechende Arbeitsblätter zu konzipieren. Geplant ist ein Webpool, auf dem Lehrer ihre Arbeitsblätter für andere Lehrer zur Verfügung stellen und so gegenseitig austauschen können. Auch vom Projektteam werden Arbeitsblätter angefertigt. Dieser soll über die neue Website erreichbar sein. Verschiedenes Dieter Kasang wird seine Schulbesuche reduzieren müssen, da durch die Erweiterung des Projekts mit dem MSCM und zwei neue Schulen in S-H die Arbeitsbelastung gestiegen ist bzw. steigen wird. Es wird vorgeschlagen, dass die Lehrer wählen können, bei welchem der üblicherweise zwei Schulbesuchen er dabei sein soll. Den anderen Besuch übernehmen dann die Studenten – beispielsweise zur Einführung in MSCM oder Panoply. Bedingung hierfür ist, dass die Lehrer eine Themenliste der Schülerarbeiten Dieter Kasang zukommen lassen, sodass er die Themen auf sinnvolle Bearbeitungsmöglichkeiten überprüfen kann. Die auf klimaprojekt.de veröffentlichten Schülerarbeiten haben in einigen Fällen zur bloßen Nachahmung geführt. Die Anwesenden einigen sich dennoch darauf, alte Schülerarbeiten als Ideenanreiz für neue Schülergruppen auf dem Bildungsserver zu lassen. Für das Projekt sind sie ja auch ein wichtiges Aushängeschild. Die Veröffentlichung einer Schülerarbeit sollte jedoch keinen Einfluss auf die Schulnote haben, weil dafür nicht nur die Qualität der Arbeit, sondern auch z.B. Copyright-Probleme ausschlaggebend sein können. Planung · · Für Donnerstag, den 28. August, von 16:00-19:00 ist eine Lehrerfortbildung zur Nutzung des Visualisierungsprogramms Panoply und des MSCM-Klimamodells geplant. Als Termin für den nächsten Projektworkshop wird Donnerstag, der 11. September, vorgeschlagen. Fabian Wachsmann, Dieter Kasang