vom marketing zur akquisition Namen sind Marken - Branding mit Augenmaß Frank Peter Jäger Die Kernbestandteile einer überzeugenden Außendarstellung sind ein einprägsamer Name und ein Erscheinungsbild, das zum Büro passt und seine Identität visuell vermittelt Der erste Baustein für die Außendarstellung eines Planungsbüros ist sein Namenszug in Gestalt eines Logos, das vom Briefbogen über das Firmenschild bis zur Website auf allen Elementen der Büroausstattung Anwendung findet. Unverwechselbar wird der Namenszug durch die Verwendung einer bestimmten Schriftart in einer bestimmten Größe und Farbe. In Verbindung mit bestimmten Farben und weiteren Gestaltungseigenschaften bildet das Logo (auch: Signet) das Kernstück des Corporate Design eines Büros, also den grafischen Ausdruck der Unternehmensidentität. Anlass für die Logoentwicklung ist nicht nur die Neugründung eines Büros. Häufig bildet ein schon vorhandenes Corporate Design den Ausgangspunkt; weil ein neuer Partner hinzukommt oder ganz einfach, weil es etwas angestaubt wirkt, soll es überarbeitet werden. Grafiker, die für Architekten tätig werden, stehen vor der nicht ganz einfachen Aufgabe, eine kompositorische Gesamtlösung aus Bildern, Farben, Oberflächen und typografischen Elementen für die Leistung Planung und Architektur zu finden. Die folgenden Hinweise sollen Entscheidungshilfen für das eigene Corporate Design bieten. Sie resultieren aus meiner Lehrtätigkeit zum Thema Büropräsentation. Das Bürosignet dient zum einen dazu, den Anbieter eines Produkts oder einer Dienstleistung auf Anhieb wieder erkennen und von den Wettbewerbern unterscheiden zu können. Es ist eine Marke. Zum anderen soll das Signet den guten Ruf eines Anbieters visuell unterstützen, insbesondere auch die jeweilige Spezifik seines Profils. Das Gesamtgefüge muss neu überdacht werden. Der überwiegende Teil der Architekten und Planer wählt als Erkennungszeichen eine »Wort-Bild-Marke«, die Namen der Partner bzw. des Inhabers gedruckt in einer bestimmten Farbe und Typografie bilden also die Marke. Weil Architektur wie auch die Planungsleistungen selbst höchst individuelle Dienstleistungen sind, macht das sehr viel Sinn: Der Name eines oder mehrerer Architekten steht für ein bestimmte Handschrift – nicht nur im Bauen sondern auch in der Art, 68 wie diese Leistung erbracht wird. Die Wort-Bild-Marke ist einer ausschließlich bildlichen Lösung in jedem Fall vorzuziehen. Somit können Architekten und Planer für ihre Bezeichnung unter vier Möglichkeiten wählen: 1. Der Familienname des Inhabers bzw. die Namen mehrerer Inhaber. Im Fall eines Alleininhabers sollte man darüber nachdenken, den Vornamen hinzuzufügen. Seine Nennung unterstreicht Ihre persönliche Verantwortung für die Leistung. Die Namen sollten sich in der Abfolge gut sprechen lassen; eine alphabetische Reihenfolge trägt dazu bei. Natürlich kann man auch sprachliche Mittel wie die Alliteration anwenden: Petersen, Paulus & T / "/63& . &, /*& & * 34/*/( & , 5& 70$)*5&, "3 Abb. II 1.1 Themenbroschüre des Büros agn Paul Niederberghaus & Partner zum Thema Industriebau – verständnis und Erfahrungen Namen sind Marken - Branding mit Augenmaß Partner Architekten. Bei mehr als drei Partnern wird das Prinzip der Namensreihung allmählich überstrapaziert. 2. In diesem Fall macht es Sinn, sich auf ein oder zwei namentlich genannte Partner zu beschränken (Petersen & Partner Architekten); 3. Natürlich kann man auch die Anfangsbuchstaben der Nachnamen kombinieren. Das »Drei-Buchstaben-Büro« ist ja inzwischen ein Synonym für leistungsfähige Großbüros. Zwar weiß jeder Kollege, was sich hinter den Buchstaben gmp oder RKW verbringt; dafür hat es aber viele Jahre gebraucht. Ausgeschriebene Namen sind einfach einprägsamer. 4. Eine von den Inhabernamen unabhängige Bezeichnung kann auf den Bürostandort Bezug nehmen (Architekten am Stadtpark), bestimmte Kompetenzen oder den Dienstleistungsaspekt betonen, wie Urban Konzept, Planwerk oder Landschaft planen und bauen. Büronamen wie Coop Himmelb(l)au, Propeller Z, Alles wird gut, Querkraft oder Caramel muss es nicht nur in Wien geben. Daran erinnern nicht zuletzt die Baufrösche in Kassel und die sehr viel jüngeren Complizen in Halle/Berlin. Ein Name, der sich einprägt und auch nach einigen Jahren nichts an Originalität 70-,&3 4*&,."// (.#) "3$)*5&,5&/ */(&/*&63& verloren hat, ist gar nicht so leicht gefunden. Aus den beschriebenen Möglichkeiten sowie den gestalterischen Trends, die bei Architekten und Planern zu beobachten sind, ergeben sich folgende Hinweise für den Anwender: 4Die Typografie ist eine Kunst sparsamer Ausdrucksmittel. Geläufig ist es, die Namen der Büropartner mit einem »+« oder dem kaufmännischen Und (&) zu verbinden. Etwas bemüht originell und modisch erscheint dagegen typografisch Verspieltes wie verbindende Unterstriche, Punkte mitten im Wort, hochgestellte Zahlen, gekippte Buchstaben, Schrägstriche u.Ä. Eine Modeerscheinung des Sprach-Tuning ist auch die Binnenversalie, also Großbuchstaben in zusammengesetzten Worten. 4Bei ihrem Büroschriftzug haben Architekten eine Vorliebe für die Kleinschreibung, – eine Reminiszenz an die Bauhaus-Zeit. Dem homogenen Schriftbild kleiner Buchstaben stehen aber auch Nachteile gegenüber: Die große Type ist häufig die reizvollere. 4In Deutschland sind grafische Bildelemente bei Planer-Logos bislang kaum gebräuchlich. Sie können Ihren Schriftzug durchaus zum Blickfang machen. Jedoch muss das Motiv im Duktus zur Arbeit eines Ingenieur- bzw. Gestaltungsberufs passen. VOLKER SIEKMANN ARCHITEKTEN Abb. II 1.1 Themenbroschüre des Büros agn Paul Niederberghaus & Partner zum Thema Industriebau – verständnis und Erfahrungen Abb. II 1.1 Themenbroschüre des Büros agn Paul Niederberghaus & Partner zum Thema Industriebau – verständnis und Erfahrungen 69 vom marketing zur akquisiton 4Namen und Namenszusätze machen nur Sinn, wenn sie echte Aussage zum Büro und seiner Leistung transportieren. Demgegenüber sind Versatzstücke aus der internationalen Werbelinguistik wie Consulting, Concept, Plus, Plan, Network, Meta etc. meist überflüssig 4Anglizismen sollen Firmennamen smart und weltläufig machen; die deutsche Sprache bietet aber die weitaus originelleren und zeitloseren Möglichkeiten 4Ob man Titel, Verbandszugehörigkeit und die vollständige Berufsbezeichnung in den Büronamen aufnimmt, ist auch eine strategische Überlegung. Jedoch sollte der Name nicht durch zu viel Beiwerk überfrachtet sein, in der Art: Prof. Dipl.-Ing. Ruprecht Hartmann & Partner Gesamtplanung GmbH, Architekt BDA, Architekt und Stadtplaner AK NRW. Dinge, die den Briefkopf sprengen würden, finden weniger störend in der Fußzeile Platz. Große Aufmerksamkeit gebührt der Wahl des Schrifttyps, denn die Schrift bildet ein omnipräsentes Element Ihres Corporate Design. Die in Form, Laufweite und Größe individuell gestalteter Schrift muss zum Büro und seinem Profil passen. Andererseits müssen Sie sich mit Ihrer Hausschrift uneingeschränkt identifizieren können. Deshalb sollte man sich für diese Entscheidung ein paar Tage Zeit lassen und die Wirkung einer Schrift in verschiedenen Zusammenhängen prüfen. Daneben kommen praktische Gesichtspunkte zum Tragen, etwa die Kompatibilität Ihrer Schrift mit den Zeichensätzen von PCs, die häufig nur mit relativ gängigen Schriften ausgestattet sind. Zudem sollte eine Schrift leicht lesbar und möglichst vielseitig verwendbar sein. Da aber die für Ihre Korrespondenz, für Pläne und Broschüren verwendete Hausschrift nicht zwingend mit der im Bürosignet verwendeten identisch sein muss, kommt für das Signet auch eine seltenere Schrift in Frage. Beide Schriften sollten gut harmonieren. Umsetzung der Corporate Identity Die Vielfalt der zu berücksichtigenden Gesichtspunkte lässt keinen Zweifel daran, dass Architekten für das Grundkonzept ihres Corporate Design und die Logo- 70 Entwicklung die Dienste eines Grafik-Designers in Anspruch nehmen sollten. Bis heute ziehen es viele Architekten vor, ihre Geschäftsunterlagen und Marketing-Medien selbst zu gestalten. Dass die Ergebnisse auf den ersten Blick recht überzeugend ausfallen, ändert nichts daran, dass es sich um eine mehr oder weniger talentierte Laienarbeit handelt. Am Beginn der Zusammenarbeit mit einem Grafiker steht ein Briefing, für das Sie sich Zeit nehmen sollten. Lassen Sie sich anschließend zwei oder drei alternative Entwürfe präsentieren. Für fremde Ideen aufgeschlossen zu sein, bedeutet nicht, die von Ihrem Grafiker favorisierte Variante unkritisch anzunehmen. Denn das Ergebnis muss am Ende Sie überzeugen. Grafiker finden Sie in entsprechenden Branchenverzeichnissen oder mit Hilfe von Suchmaschinen im Internet (z.B.: »Büro Grafik Design«, »Bielefeld«). Empfehlenswerter als eine etablierte Werbeagentur sind kleine Agenturen, die Erfahrung mit der Entwicklung von Corporate Identitys (CIs) für Freiberufler haben. Auf ihren Internetseiten findet man Arbeitsproben. So gewinnen Sie eine Idee, ob der Stil der Grafiker Ihren Geschmack trifft. Visuelles Gestalten im Büroalltag Jedes Architekturbüro profitiert von eigenen oder externen Mitarbeitern mit Grafikkompetenz. Besonders im Zusammenhang mit Ihrer PR-Arbeit, Ausschreibungsverfahren u.Ä. sind diese heute nahezu unverzichtbar. Die Beherrschung der gängigen Grafik- und Bildbearbeitungsprogramme bildet dabei nur die Basis. Ebenso gehören solide Grundkenntnisse des visuellen Gestaltens dazu. Im Sinne eines reibungslosen Arbeitens wird daher zu klären sein, wie die Schnittstelle zwischen externer Unterstützung und den innerhalb des Büros zu leistenden Arbeiten zweckmäßig und wirtschaftlich gestaltet werden kann. Fast alle Aufgaben können sie selbst leisten. Häufig empfiehlt es sich, Layoutmasken für verschiedene Zwecke (insbesondere als Digitalvorlagen) von einem Profi entwerfen zu lassen. Im Büroalltag können Sie diese je nach Bedarf ausfüllen. Damit Ihr Erscheinungsbild nicht mit der Zeit zu sehr »verwildert«, sollten Sie die wichtigsten Gestaltungsregeln in einem entsprechenden Bürohandbuch festhalten. Marketing-Medien für jeden Zweck Marketing-Medien für jeden Zweckwer wir sind und was wir können Frank Peter Jäger Eine souveräne Büropräsentation kann Akquisitionsaktivitäten nicht ersetzen, verstärkt sie aber wirkungsvoll.Viele Architekten beschäftigen sich mit der Frage, wie sie ihre Arbeit systematischer als bisher vermarkten können. Lebhafte Diskussionen entzünden sich im Kollegengespräch über den wirklich Erfolg versprechenden Weg. Schnell steht bei solchen Gesprächen die Frage im Raum, ob denn Marketing und Werbung überhaupt etwas für Architekten bringen. In Hinblick auf Bürobroschüren höre ich von Architekten häufig den Einwand: »Es ist zwar hübsch, so etwas zu haben, für die Akquisition bringt so eine Broschüre aber gar nichts …!« Das ist bestenfalls die halbe Wahrheit – es gilt zu differenzieren. In der Tat werden Marketing-Medien wie Faltblätter, Bürobroschüren oder der eigene Internet-Auftritt nur ausnahmsweise ohne Ihr Zutun einen Kontakt herbeiführen, der zum Auftrag führt. Ihr unbestreitbarer Wert für die Auftragsbeschaffung liegt dagegen in der verstärkenden und flankierenden Wirkung für Ihre Akquisition. Die zum Abschluss eines Akquisitionsgesprächs überreichte Bürobroschüre unterstreicht den persönlichen Eindruck durch Bilder und Fakten, der Internet-Auftritt erlaubt jedem Interessenten, sich in aller Ruhe ein erstes Bild von Ihnen zu machen. Ein illustriertes Faltblatt fasst als »erweiterte Visitenkarte« die wichtigsten Informationen zu Ihrem Büro zusammen. In den Marketing-Medien setzt sich das Erscheinungsbild (Corporate Design) Ihrer Bürounterlagen nahtlos fort. Neben dem eigenen Internet-Auftritt oder einer gedruckten Bürodarstellung sind auch Selbstdarstellungen in Form einer Power-Point-Präsentation verbreitet. Auch ein Film ist denkbar, insbesondere für die Präsentation im Ausland. Das inzwischen attraktivste und wirkungsvollste Marketing-Medium für Architekten und Planer ist ein Internet-Auftritt. Zunächst besticht das denkbar günstige Verhältnis zwischen Aufwand und Wirkung: Ein mittelgroßer, zeitgemäß ausgestatteter Internet-Auftritt ist schon für 2500 bis 3000 ™ zu haben. Abgesehen von seinen visuellen Reizen und Vorzügen wie der flexiblen Erweiterbarkeit greift das Medium wirkungsvoll auf allen Ebenen der Informationsbeschaffung und Kontaktaufnahme. Angefangen damit, dass jemand von Ihrem Büro gehört hat und jetzt Ihre Telefonnummer sucht. Inzwischen ist es allgemein üblich, Adressen und Telefonnummern über eine Suchmaschine herauszufinden, indem man z. B. die gesuchte Firma in das Textfeld einer Suchmaschine eingibt. Nach wenigen Sekunden hat der Interessent Ihre Daten auf dem Bildschirm – vorausgesetzt, Ihre Website ist zeitgemäß programmiert und Ihre Adresse auf der Seite selbst gut zu finden. Wenn Sie die Möglichkeiten des Mediums ausschöpfen, kann es zu Ihrer vielseitigsten Kommunikations- und Marketing-Plattform werden. Worauf es dabei ankommt, erfahren Sie in dem Bei- „Wir Neumarkter Architekten sind eine starke Mannschaft – und bleiben auch nach der WM immer für Sie am Ball.“ 1 Johannes Berschneider 2 Gudrun Berschneider 3 Gernot Mumesohn 4 Marion Burkhardt 5 Katja Wolff 6 Jochen Sturm 7 Jürgen Schmidt 8 Hans Wittmann 9 Theo Nutz 10 Joachim Breuer 11 Martin Forstner Abb. II 2.1 Elf Architekten mit elf goldenen Bällen. Als im Juni 2006 Deutschland der Fußball-WM entgegenfieberte, produzierte Johannes Berschneider mit einer Werbeagentur dieses Plakat und stellte es an Standorten in Neumarkt auf. Originelle und auch freche Aktionen dieser Art lassen die etablierten Architektur-Events häufig vermissen. 71 vom marketing zur akquisiton trag von Eric Sturm (siehe Web muss sein - Internet für Architekten, S. ‡). Immer häufiger berichten mir Architekten, dass sie schon mehrfach Aufträge von zuvor unbekannten Interessenten erhalten haben, die über ihre Website auf das Büro aufmerksam wurden. Insofern ist die eingangs formulierte Charakterisierung des Internets als lediglich flankierendes Akquisitionsmittel schon ein Understatement. Laut einer Studie aus dem Jahr 2007 suchen inzwischen 26 % der privaten Bauherren im Internet nach dem passenden Architekten. Business Weblog für Architekten? Ein unter Architekten bisher kaum gebräuchliches Kommunikationsmedium ist das Business-Weblog. Ein Weblog ist eine neue Art der Internet-Präsenz, die sich zunächst als Online-Tagebuch für jedermann entwickelt hat. Inzwischen breiten sich Weblogs (kurz: »Blogs«) auch im Business aus – nicht als Präsentationsmedium wie ein konventioneller InternetAuftritte, sondern als Plattform für den persönlichen Erfahrungsaustausch zwischen Ihnen und anderen Usern – und das können auch potentielle Bauherren sein. Allerdings ist ein Weblog kein Ort der offensiven Eigenwerbung – im Vordergrund steht der Informationsaustausch. Doch gerade durch seinen Dialogcharakter verspricht ein Weblog für Kundenbindung und Imagearbeit von Architekten enorme Potentiale. Da Weblog-Einträge für spätere Besucher und Suchmaschinen sichtbar bleiben, verbreitet sich Ihre Positionierung zu einem bestimmten Thema allmählich im Netz. Ein Weblog muss einem klar definierten Thema gewidmet sein. Zudem setzt es voraus, dass Sie Lust und Muße haben, regelmäßig mit dessen Besuchern zu kommunizieren. Für Architekturbüros mit einem interessanten Spezialgebiet oder einem hohen Anteil privater Bauherren kann ein Themen-Weblog zum idealen Marketing-Medium werden. Noch unmittelbarer ist Kundennähe nicht herzustellen. Mehr Informationen: www.internet-fuer-architekten.de/weblogs. Konzeptentwicklung Die folgenden Hinweise beziehen sich schwerpunktmäßig auf gedruckte Werbeträger, gelten aber insbesondere in konzeptioneller Hinsicht auch für das Medium Internet. 72 Werbung oder Marketing? Marketing (von engl. marketing: auf den Markt bringen, vermarkten) bezeichnet die Gesamtheit der verkaufsfördernden Aktivitäten eines Anbieters unter besonderer Berücksichtigung des Kundendialogs. Marketing bereitet also die Akquisition vor, ist jedoch kein Synonym für »Werbung« oder »Verkauf«. Im praktischen Handeln lässt sich nicht immer eine strenge Grenze zwischen Marketing, Public Relations und Werbung ziehen. Der Hauptunterschied liegt in der Herangehensweise: Marketing entspricht mit seiner Betonung des Kundendialogs der Notwendigkeit der Vertrauensbildung zwischen Architekt und Bauherr. Ganz gleich, ob man akquisitionsfördernde Aktivitäten nun als Marketing oder Werbung definiert – Architekten sollten künftig den Mut haben, sich offensiver am Markt zu präsentieren. Wie so etwas aussehen könnte, zeigt die Plakat-Aktion des Architekten Johannes Berschneider und seiner Neumarkter Kollegen zur Fußball WM 2006 (Abb. II 2.1, Seite ‡). Sicher sind zahlreiche ähnliche Ideen denkbar. Die bisher üblichen Werbeaktionen und Werbemedien von Architekten sind nicht nur zahm, ihnen fehlt auch ein beherztes Sendungsbewusstsein. Websites und bebilderte Broschüren von Architekten folgen eher dem Motto: »Wer will, dem zeigen wir unsere Arbeit gerne, aber wir wollen niemanden überzeugen oder gar Staunen machen«. Noch immer befürchtet man bei den Architektenkammern (siehe Infos S. 79 ‡), dass ein Abrücken von dieser selbst auferlegten Zurückhaltung geradewegs zu reklamehafter Werbung führe. Wozu aber Werbung, die nicht zur Leistung des Architekten passt? Was fehlt, sind originelle, durchdachte Werbebotschaften. Es geht darum, dass mehr Menschen als bisher den Wert guter Architektur erkennen. Die Chancen dafür stehen besonders gut, wenn die Werbung des einzelnen durch Imagekampagnen der Kammern flankiert wird. Einige Regionen haben hier schon Pionierarbeit geleistet. Marketing Medien planen Um Fehlinvestitionen zu vermeiden, muss vor der Herstellung von Präsentationsmedien eine genaue Vorstellung bestehen, bei welcher Gelegenheit diese sinnvoll eingesetzt werden können und welche Adressaten sie ansprechen sollen. Andernfalls landen die Marketing-Medien für jeden Zweck Abb. II 2.2 Garten Typ »Garden« 500 mit großem Aufwand produzierten Broschüren mangels Abnehmern am Ende im Keller und werden, inzwischen veraltet, nach einigen Jahren schließlich entsorgt. Zu Beginn gilt es zwei eng verknüpfte Fragen zu klären: Was ist eigentlich darzustellen? Und: Was sind meine Marketing-Themen? Die nahe liegende Antwort »Darstellen will ich meine Architektur und mein Können als Architekt«, greift zu kurz. Marketing und Präsentation bedeuten im Fall eines Architekturbüros, Ihre Erfahrung, die Kompetenzen Ihrer Mitarbeiter, die Qualität der Prozesssteuerung zu vermitteln – und nicht zuletzt auch Ihre Person ins Spiel zu bringen. Eine Ist-Analyse im Sinne einer auf das Büro bezogenen Stärken-Schwächen-Analyse liefert dafür die inhaltlichen Grundlagen. Es handelt sich um eine vereinfachte Form der im Managementkapitel beschriebenen SWOT-Analyse (siehe ManagementGrundlagen: Büroanalyse, Kalkulation, Wirtschaftlichkeit, S. 142). Praktisch geht es darum, dass Sie sich mit Ihren Partnern für einige Stunden zurückziehen und in einem gemeinsamen Brainstorming zu Papier bringen, wie man Ihr Büro charakterisieren kann und welche wichtigen Aussagen transportiert werden müssen. Alleinstellungsmerkmal herausarbeiten Die wesentlichen Fragen der Ist-Analyse lauten: Welche Arbeitsschwerpunkte bestehen? Was können wir besser als die Konkurrenz? Wo bieten wir Mehrwert? Was lässt sich zu unserer Planungssystematik sagen? Es zahlt sich aus, wenn Sie bei der Ist-Analyse auch über Schwachpunkte sprechen. Das macht es Ihnen später umso leichter, in der Selbstdarstellung heikle Punkte ins Positive zu wenden. So wird es z.B. einem dreiköpfigen Büro schwerer fallen, sich bei der Vergabe eines Großprojekts als idealer Auftragnehmer zu präsentieren als einem Büro mit 15 Mitarbeitern. Jedoch kann ein kleines Team die persönliche Betreuung des Bauherren durch die Büroinhaber herausstreichen. Die Kundenperspektive Marketing-Medien sollen den Dialog mit potenziellen Kunden unterstützen. Neben der Darstellung des Büros sollten sie all jene Fragen beantwortet, die einen Bauherren in spe bei der Wahl des geeigneten Planers beschäftigen: Welche Erfahrungen kann ein Büro mit meiner Bauaufgabe vorweisen? Wie leistungsfähig ist es? Konnten die Architekten bei früheren Projekten den Kostenrahmen einhalten? Und weil Architekten heute Bebauungskonzepte zunehmend Schulter an Schulter mit einem Immobilienunternehmen entwickeln, fällt ihnen immer häufiger die Aufgabe zu, die künftige Wohn- oder Arbeitwelt nutzernah zu visualisieren – etwa durch die Simulation von Gestaltungsund Ausbauvarianten. Die Präsentationsbroschüren, die Architekten oder Landschaftsarchitekten zu meinen Seminaren mitbringen, zeigen häufig ein Missverhältnis zwischen Materialfülle und Aussagekraft. Sie sind stark projektorientiert, wobei aus der Fülle an Bildern und Beispielen selten systematisch Argumente für eine Auftragsvergabe an das betreffende Büro abgeleiten werden. Mit anderen Worten: Ihre Kompetenz und Ihre Erfahrung 73 vom marketing zur akquisiton dürfen nicht hinter Ihren Projekten verschwinden. Zudem verkörpern viele Präsentationen eher das Motto »wie wir uns sehen« anstatt darzustellen »… was wir Ihnen bieten«. Aussagen wie »Der Bauherr steht für uns im Mittelpunkt …« fehlt die entscheidende Konkretisierung, inwiefern der Bauherr im Mittelpunkt steht und was er davon hat. Thematische Akzente setzen Finden Sie Image prägende Leitthemen, die es dem Betrachter erlauben, das Besondere Ihres Angebots und Ihrer Herangehensweise auf Anhieb zu erkennen. Marketing-Medien sollten nicht nur zeigen, was Sie gebaut haben, sondern auch wie Sie die Planung und Prozesse gestalten. Wenn Ihr Büro über Wissensressourcen und Erfahrung in Bereichen wie Bauen im Bestand, Energietechnologie, LebenszykluskostenOptimierung, Denkmalsanierung, Industriebau oder auf anderen Spezialgebieten des Bauens verfügt, dann sollten Sie diese Kompetenz in Ihren Broschüren in Wort und Bild dokumentieren. Dabei lässt sich thematisch differenzieren zwischen Fachkompetenzen im engeren Sinne (Industriebau, Krankenhausbau) sowie Besonderheiten in der Herangehensweise bzw. im Planungsmanagement, also die Methodik betreffendes Handwerkszeug. Jede dieser Expertisen kann der Anlass eines eigenen Themenheftes sein (siehe Beispiel). Broschüre mit Botschaft Zehn Hinweise für aussagekräftige Marketing-Medien 4Ihre Präsentation sollte dem Betrachter nach wenigen Sekunden eine Idee davon geben, wer Sie sind und was für Leistungen Sie anbieten. 4Bringen Sie Beispiele für Ihre Qualifikationen, anstatt diese lediglich aufzulisten. 4Wer für sehr unterschiedliche Bauherren tätig ist, sollte über Themen-Präsentationen für die einzelnen Zielgruppen nachdenken. 4Zeigen Sie Ihr Team – in der Bürobroschüre blättern viele zielstrebig zu den Bildern der Mitarbeiter! Sie erlauben es dem fremden Betrachter, sich ein erstes persönlich gefärbtes Bild zu machen. 4Besteht die Wahl zwischen Projektvisualisierungen und Fotos eines schon fertigen Bauwerks, geben 74 Sie Letzteren den Vorzug. 4Versehen Sie Ihre Projektbeispiele mit einer kurzen Chronik, die ausgehend vom Projektstart, die Besonderheit der Aufgabenstellung und den Weg zur schließlich gefundenen Gestalt beschreibt. 4Broschüren und Websites sind kein Büroarchiv: Vermeiden Sie irrelevante Informationen, wie etwa den dritten Preis in einem zehn Jahre zurückliegenden Wettbewerb. 4Haben Sie daher Mut zur Lücke – geben Sie statt einer Gesamtschau einen eindrucksvollen Einblick in Ihre Arbeit 4Think Big: Hervorragende Fotos dürfen gerne eine volle Seite füllen – auch das übrige Layout sollte von Großzügigkeit bestimmt sein. 4Sie sollten für jedes verwendete Bild begründen können, warum es unverzichtbar ist – falls nicht, verzichten Sie auf das Bild. Argumente formulieren Einen der gelungensten Begleittexte zu einer Architekturpräsentation fand ich in einem Büchlein, das ein kleines, vorwiegend für private Bauherren tätiges Büro produziert hatte: Den verwirklichten Eigenheimen war je eine Doppelseite gewidmet. Der begleitende Text beschrieb, was die Bauherren anfangs wollten, wie das gemeinsame »Unternehmen Haus« Formen annahm und wie allen Hürden zum Trotz die Problemlösungskompetenz der Architekten schließlich zum allseits befriedigenden Ergebnis führte. Gute Texte integrieren also die Perspektive des Bauherren und verbinden sie mit Beispielen Ihrer Leistungsfähigkeit. Weitere Potenziale bietet die sprachliche Form: Die allererste Textfassung ist nie in der notwendigen Tiefe durchgearbeitet und ausformuliert. Nicht jeder fühlt sich zum Schreiben geboren, aber jeder kann durch ein, zwei Redigierdurchgänge einem Text zu mehr Schliff und Struktur verhelfen. Für die Endredaktion und für größere Projekte können Sie einen erfahrenen Autor hinzuziehen. Gute Bilder Den Wert guter Fotografien, oder genauer – eines hervorragenden Fotografen – kann man gar nicht überschätzen. Fotografen sind die suggestivsten Pro- Marketing-Medien für jeden Zweck pagandisten einer neuer Architektur! Die Macht der Bilder führt dazu, dass manches Gebäude, das auf den Fotos der Architekturzeitschrift absolut umwerfend wirkte, bei der Besichtigung vor Ort eine völlige Entzauberung erfährt. Konventionelle Architekturfotografien sind nur ein Baustein der Bebilderung. Momentaufnahmen aus der Bauphase oder vom schon bezogenen Gebäude runden sie ab. Landschaftsar- chitekten beispielsweise können die Alltagstauglichkeit ihrer Planungen veranschaulichen, indem Sie den gestalteten Platz eine Weile nach der Fertigstellung in belebten und »angewachsenem« Zustand fotografieren lassen. Bei abstrakten Themen bieten sich assoziative Bilder als ideale Ergänzung an.Sie können Bilder zu allen möglichen Themen für wenig Geld von Internet-Bildagenturen beziehen. info Bayern sagt Servus Architekten dürfen werben – das »Werbeverbot« ist Vergangenheit In welcher Form Architekten und Planer werben dürfen, das regeln die Berufsordnungen der 16 deutschen Architektenkammern. In mehreren Etappen haben fast alle Landesarchitektenkammern die Werbebeschränkungen in den letzten Jahren immer weiter gelockert. Weil das aber stets auf Landesebene geschah, sehen sich deutsche Architekten heute mit sehr unterschiedlich strengen Regeln konfrontiert. Das Bild ist verwirrend und zum Teil sind die Regelungen in sich widersprüchlich. Verstöße werden offenbar nicht mehr verfolgt. Einiges deutet darauf hin, dass sämtliche berufsständischen Regeln auf Landesebene rechtlich hinfällig sind, sofern sie in ihren Beschränkungen über die entsprechenden EU-Regelungen sowie über das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb hinausgehen. In dieser Deutlichkeit ausgesprochen hat das bislang nur die Bayrische Architektenkammer. In der 2005 beschlossenen Änderung von Ziffer 7 der Berufsordnung heißt es bezogen auf die Werbung: »Grenzen ergeben sich praktisch nur noch aus dem Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb.« Architekten dürften zwar ihre »Unabhängigkeit als Treuhänder des Auftraggebers« nicht »gefährden oder beeinträchtigen«, was etwa der Fall wäre, wenn sie für bestimmte Baustoffe werben würden. Weiter heißt es jedoch: »Werbung, die über die berufliche Leistung in Form und Inhalt sachlich informiert, ist erlaubt, gleich ob dies durch Anzeigen, Büroflyer, Broschüren o. Ä. erfolgt.« Auch die Architektenkammer Baden-Württemberg hebt die Beschränkung von Werbemedien, Häufigkeit und Anlässen auf und unterstreicht gleichzeitig das Gebot sachlicher Werbeinhalte. In Abgrenzung zu solcher »sachlicher Information« war in der Vergangenheit von »reklamehafter« und damit unangemessener und nach Auffassung der Kammern nicht statthafter Werbung die Rede. Inwieweit diese Einschränkung juristisch tragfähig ist, war bis zum Redaktionsschluss dieses Buches nicht eindeutig zu klären. Ein Schmankerl ist § 6 der in RheinlandPfalz geltenden Berufsordnung: In Absatz 1 heißt es: »Sachliche Werbung ist in allen Medien zulässig.« In Absatz 2 folgt die Einschränkung, diese dürfe aber nicht reklamehaft wirken. Und weiter: »Werbung ist reklamehaft, wenn sie ausschließlich darauf zielt, den eigenen geschäftlichen Erfolg zu sichern.« Hatte Werbung denn je einen anderen Zweck …? Architekten sollten von ihren Kammern eindeutige Aussagen zum Thema einfordern. Anzustreben ist eine bundeseinheitliche, mit EU-Recht in Einklang stehende Regelung. Zwei häufig gestellte Fragen können klar beantwortet werden: Architekten dürfen Anzeigen in Zeitungen und Zeitschriften schalten und sie dürfen ihr Fahrzeug mit der Büroanschrift und sachlichen Hinweisen auf ihre Qualifikation beschriften. Für Architekten bedeutet klassische Werbung Neuland. Jetzt sind gute Ideen gefragt! 75 vom marketing zur akquisiton Abb. II 2.3 Auch ein kleines Haus kann durch professionelle Fotografien effektvoll inszeniert werden – Gartenhäuser auf der Berliner Insel Valentinswerder, geplant von Architekturstudenten, fotografiert von Werner Huthmacher. Zeichnungen und Visualisierungen Erstaunlicherweise findet man in Broschüren von Architekten kaum Handzeichnungen. Das ist schade, denn eine atmosphärische Architekturzeichnung wie auch eine schnell hingeworfene Skizze sind fast immer ein Blickfang. Das Zeichnen und spontane Skizzieren als alltägliches Handwerkszeug verbindet sich für viele Menschen mit der Kreativität des Architekten – und es fasziniert sie. Der kräftige Strich einer Zeichnung kann eine viel lebendigere Idee von einem geplanten Gebäude geben als eine perfekte Computervisualisierung. können Sie die Informationen noch weiter auffächern. Ein bevorstehender Messeauftritt kann der Anlass sein, ein solches Faltblatt für interessierte Besucher zu gestalten. Wer die Büroinformation vor allem verschicken möchte, sollte ihr Format so planen, dass der Porto-Etat geschont wird. Ein charmantes und viel zu wenig genutztes Werbemittel ist die Bildpostkarte. Wenn ein Fotograf spannende Fotos von Ihren Gebäuden gemacht hat, weshalb davon nicht Postkarten drucken lassen und sie verteilen? Die Kontaktdaten von Fotograf und Architekturbüro auf der Rückseite versprechen einen doppelten Werbeffekt. Bürobroschüren und andere gedruckte MarketingMedien Die Arbeit mit einem vielfältigen Repertoire hat System: Jedes dieser Medien ist für einen Anlass oder eine bestimmte Phase der Akquisition gedacht und genau für diesen Zweck die beste Wahl. 4Geschätzte Kosten für Gestaltung und Druck [1] Büroflyer: ab 1 000 ™ für 1 500 Stk. Faltkarte: ab 1 300 ™ für 1 500 Stk. Postkarte: 300–400 ™ für 2 000 Stk. Büroflyer/Faltkarte/Postkarte Ein doppelseitig bedruckter Flyer ist die kompakteste Form der Büropräsentation. Man spricht auch von einer »erweiterten Visitenkarte«. Neben den Kontaktdaten erhält der Betrachter Hinweise zu Ihren Arbeitschwerpunkten. Auf einer vierseitigen Faltkarte 76 Kurzbroschüre (Leporello, Booklet etc.) Eine Kurzbroschüre, für gewöhnlich in Form eines faltbaren Leporellos, bietet wie auch die »erweiterte Visitenkarte (Flyer)« ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis. Sie ist allerdings weniger repräsentativ als eine umfassende Bürobroschüre. Da sie in einem Stück gedruckt wird, kann sie nicht ergänzt oder erweitert werden. Marketing-Medien für jeden Zweck 4Geschätzte Kosten für Gestaltung und Druck [1] (2 000 Stk.) Leporello mit 8 Seiten: ab 1 500 ™ Inkl. redaktionelle Betreuung: ab 1 900 ™ Ausführliche Bürobroschüre In einer ausführlichen Bürobroschüre, für gewöhnlich im Format DIN-A4 können Sie Ihr Büro und Ihre Referenzen großzügig präsentieren. Bilder kommen optimal zur Wirkung. Fast jedes Architekturbüro hält eine solche Broschüre bereit. Der Copyshop-Charme farbig kopierter Projektblätter mit Spiralbindung mag als Übergangslösung angehen, sollte aber eines Tages einem durchgestalteten Produkt Platz machen. Eine umfassende Bürodarstellung richtet sich vor allem an Menschen, mit denen man schon in Kontakt steht. Trotz ihres repräsentativen Charakters leuchtet der Mehrwert der ausführlichen Bürobroschüre gegenüber einer Kurzbroschüre oder individuell vorbereiteten Unterlagen nicht auf Anhieb ein. 4Geschätzte Kosten für Gestaltung und Druck[1] (1 500 Stk.) 20–25 Seiten: ca. 4 000 ™ Inkl. redaktionelle Betreuung: (vorhandene Texte) ca. 5 000 ™ Bauherren-Brief/ Newsletter (E-Mail) Ein Bauherrenbrief, ganz gleich ob in gedruckter Form oder per E-Mail-Newsletter versandt, dient der Kundenbindung, kann aber auch an Wissensinteressenten verschickt werden, also an Multiplikatoren und potenzielle Auftraggeber. Je nach Umfang erscheint eine halbjährliche, via E-Mail auch eine vierteljährliche Versendung sinnvoll. Der Versand per E-Mail ist gegenüber dem gedruckten Bauherrenbrief ungleich kostengünstiger. Zudem kann kurzfristig über aktuelle Themen berichtet werden. Für einen gedruckten Bauherrenbrief spricht seine greifbare Präsenz – Ihr Gruß an den Kunden geht nicht in der täglichen E-Mail-Flut unter. 4Geschätzte Kosten für Gestaltung und Druck [1] (500 Stk.) Gedruckter Bauherrenbrief: Kosten wie Kurzbroschüre Abb. II 2.4 und 5 Doppelseite einer Projektpräsentation – vor und nach der grafischen Überarbeitung. Der Text wurde ergänzt und nimmt jetzt mehr Platz ein. Das Beispiel hat eine assoziative Überschrift erhalten und die Bebilderung wurde erweitert und neu geordnet. 77 vom marketing zur akquisiton Projektdokumentation Sie stellt Ihre architektonische Handschrift und Ihre Arbeitsweise am Beispiel eines ausgewählten Projekts dar. Durchdacht gestaltet, kann das Projektportrait zu Ihrem anschaulichsten Marketing-Medium werden! Ein nicht alltägliches Projekt kann im Sinne eines »Making of …« als bebilderte Bauchronik (Abb. II) dokumentiert werden – von der Baugrube bis zum bezogenen Haus. Eine attraktive Projektdokumentation unterstreicht die produktive Zusammenarbeit mit Ihren Bauherren. Es ist gar nicht so schwer, Bauherren und ausführende Firmen für die Ko-Finanzierung solcher Monografien zu gewinnen. 4Geschätzte Kosten für Gestaltung und Druck [1] (1 000 Stk. ) 25 Seiten: 3 500 ™ Inkl. redaktionelle Betreuung: ca. 4 500 ™ (vorhandene Textbausteine) Abb. II 2.6 und 7 Das Wiener Architekturbüro noncon:form plante eine hölzerne Tribüne für das Freilufttheater der niederösterreichische Stadt Haag – und dokumentierte die Projektgeschichte in einem kleinen Buch. 78 Jedes Büro muss entscheiden, welche Aufgaben es externen Gestaltern wie Grafikern und Fotografen überträgt, und welche im Büro geleistet werden. Zu den internen Aufgaben zählt fraglos die systematische Archivierung von Projektunterlagen, also der zugehörigen Pläne, Fotografien und Texte. Ein Teil davon wird als Material für die Pressearbeit sowie zur Bebilderung Ihrer Marketing-Medien und z.B. für Ausstellungen aufbereitet. Dabei werden Pläne vereinfacht, von Maßketten bereinigt und in Tif- oder Pdf-Dateien konvertiert. Für die Herstellung und Erweiterung von Broschüren kommen ganz unterschiedliche Bindetechniken in Frage: Eine fest gebundene Broschüre wirkt unternehmerisch und erzeugt schon haptisch den Eindruck von Solidität. Auf der anderen Seite wirkt sie weniger persönlich und kann nicht durch aktuelle Inhalte ergänzt werden. Die gerne verwendeten Spiral- oder Thermobindungen erwecken leicht den Eindruck des Provisorischen. Dafür lassen sich solche Gebinde flexibel erweitern und variabel zusammenstellen. Überzeugt die Aufmachung im Ganzen, schmälert eine einfache Bindung die Gesamtwirkung nicht. Auf sehr elegante Weise hat das Berliner Büro sauerbruch hutton architekten die Vorzüge beider Möglichkeiten bei einer seiner Broschüren kombiniert: Der in doppelter Faltung um das Heft gelegte Einband aus robustem Karton macht die Spiralbindung unsichtbar, die Broschüre verbindet die Flexibilität einer Loseblattsammlung mit der Optik eines Buchs. Der für die Anwendung komfortabelste Weg wird in einem Nebeneinander unveränderlicher und flexibler Bausteine bestehen. Es empfiehlt sich, den Entwurf Ihrer Büropräsentation vor seiner endgültigen Fertigstellung einigen urteilsfreudigen Personen zu zeigen und sich deren Eindrücke schildern zu lassen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass MarketingMedien gelungen sind, wenn… 4sie das Profil und die Kompetenzen Ihres Büros anschaulich machen – auch für den, der es noch gar nicht kennt, 4Basis-Informationen zum Büro, angefangen mit den Kontaktdaten, mühelos zu finden sind, 4sie laienverständlich sind, Marketing-Medien für jeden Zweck 4Bilder und Texte sich gegenseitig verstärken, z.B. durch sorgfältige Bildtexte, 4sie gut handhabbar sind (Broschüre: praktisches Format; Internet-Seite: einfaches Navigationsprinzip, Übersichtlichkeit etc.), 4sie leicht zu aktualisieren sind (nicht notwendig bei kleinen Formen wie Faltblättern etc.), 4ein angemessenes Kosten-Nutzen-Verhältnis besteht, 4es Spaß macht, sie anzuschauen. Als Mittel der »Kaltakquisition«, also z.B. für die Versendung an Unternehmen, ohne dass zu den dortigen Ansprechpartnern schon ein persönlicher Kontakt besteht, sind Broschüren oder Power-Point-Präsentationen wenig geeignet. Nur wenn jemand schon Interesse an Ihrer Arbeit bekundet hat, lohnt es sich, Unterlagen zu verschicken. Beim ersten Treffen liegen die Unterlagen als Anschauungsmaterial bereit. Beim Einstieg in ein Gespräch überzeugen Sie als aufmerksamer Zuhörer – und es kann passieren, dass Sie die Broschüren schließlich gar nicht mehr hervor holen. Erst wenn der Gegenüber nach Beispielen Ihrer Arbeit fragt, ist es Zeit, die mitgebrachten Unterlagen zur Hand zu nehmen. Anmerkung [1] Da eine Vielzahl von Faktoren Auswirkung auf den tatsächlichen Aufwand haben, handelt es sich bei den genannten Beträgen um ungefähre Orientierungswerte. Sie gehen aus von der Beauftragung von freien Grafikern und Textern. Es handelt sich um Nettopreise. Der Grafikerverband Allianz deutscher Designer (AGD) (www. agd.de) hat verbindliche Sätze für grafische Leistungen und die Überlassung der Nutzungsrechte festgeschrieben. info Gestaltungsparameter für Broschüren und Faltblätter 4Format: Für die Hauptbroschüre empfiehlt sich das Format DIN A4 – es ist etwas langweilig, stellt aber sicher, das die Empfänger Ihrer Unterlagen diese problemlos ablegen oder ins Regal stellen können; Flyer und Faltkarten können kleiner sein, vorzugsweise DIN A5 oder DIN lang. 4Papiersorte: Sie zählt zu den subtileren Gestaltungsfaktoren, die sehr viel Einfluss auf die Gesamtwirkung einer Publikation haben; abgesehen von der praktischen Eignung eines bestimmten Papiers bestimmen seine Stärke und Qualität die haptische Wirkung eines Druckwerks 4Art der Bindung: Hängt wie die Wahl des Papiers von praktischen und ästhetischen Erwägungen ab 4Farbe (Farbe des Papiers und Farbe der Schrift): Steht in engem Zusammenhang mit dem Corporate Design und der Leitfarbe eines Büros; Architekten arbeiten in selbst gefertigten Broschüren fast nie mit farbigen Hintergründen und Schriften – und verzichten damit auf wesentliche Gestaltungspotentziale 4Typografie (verwendete Schriften): Die Typografie ist eine Wissenschaft für sich. Auszuwählen sind nicht nur die Schriften selbst, zu entscheiden ist zudem über Ihre Laufweite, Ihre Größe und die Verwendung von »bold« oder »light«-Varianten. Zwei Schriften pro Dokument genügen. 4Layout: Es ist das Herzstück der grafischen Gestaltung; bei selbst gestalteten Broschüren fällt es oft entweder langweilig oder zu kleinteilig aus 4Fotos: Wählen Sie für den Abdruck nur die prägnantesten Bilder aus; viel zu selten sieht man hochwertig gedruckte S/W-Aufnahmen 79