Aus der Orthopädischen Klinik im St. Josef-Hospital Bochum Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum Direktor: Prof. Dr. med. Jürgen Krämer Beurteilung der Wirksamkeit und Verträglichkeit von Rimexolon im Vergleich zu Triamcinolonacetonid nach der epidural-perineuralen Injektion bei Patienten mit Wurzelreizsyndrom im Rahmen einer minimal-invasiven Wirbelsäulentherapie INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin einer Hohen Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum vorgelegt von SIMONE DRÄGER aus Hattingen 2006 Dekan: Prof. Dr. med. G. Muhr Referent: Prof. Dr. med. J. Krämer Koreferent: Priv. Doz. Dr. med. A. Hedtmann Tag der mündlichen Prüfung: 30.10.2007 Abstract Dräger Simone Beurteilung der Wirksamkeit und Verträglichkeit von Rimexolon im Vergleich zu Triamcinolonacetonid nach der epidural-perineuralen Injektion bei Patienten mit Wurzelreizsyndrom im Rahmen einer minimal-invasiven Wirbelsäulentherapie Problem: Bei dieser Arbeit handelt es sich um eine prospektive, randomisierte Doppelblindstudie mit der Zielsetzung des direkten, langfristigen Vergleichs der Wirksamkeit und Verträglichkeit der o.g. Substanzen bei epidural-perineuraler Applikation. Therapiert wurden insgesamt 136 Patienten, die sich aufgrund eines radikulären oder gemischt radikulär-pseudoradikulären Lumbalsyndroms bedingt durch Postdiskotomiesyndrom, Spinalkanalstenose oder diskogene Ursachen in stationärer Behandlung befanden. Die Datenerhebung erfolgte über den Zeitraum eines Jahres nach stationärer Therapie. Methode: Vor Studienbeginn erfolgte eine stratifizierte Randomisierung in zwei Altersgruppen (20-49 und 50-65 Jahre). Innerhalb dieser Altersgruppen fand eine Blockrandomisierung statt. Aufgrund dieser Einteilung wurden an 67 Patienten epidural-perineurale Injektionen mit 10 mg Rimexolon und an 69 Patienten mit 10 mg Triamcinolonacetonid vorgenommen. In beiden Behandlungsgruppen wurden nach Injektion des Steroids je 2 ml 0,9 % NaCl-Lösung nachinjiziert. Ein Proband wurde wegen Nichterfüllung der Einschlusskriterien und zwei weitere Probanden wegen unvollständiger Aufnahmedatensätze aus der Studie ausgeschlossen. Die maximal drei Injektionen wurden im Abstand von zwei Tagen vorgenommen. Zusätzlich erhielten alle Patienten neben lumbaler Spinalnervanalgesie unterschiedliche Formen physikalischer Therapie. Ergebnis: In dieser Studie konnten keine signifikanten Unterschiede der Schmerzreduktion zwischen den beiden Behandlungsgruppen nachgewiesen werden. Beide Medikamente bewirken im Mittel eine deutliche Linderung der Schmerzsymptomatik nach Abschluss der stationären Injektionstherapie. Sechs und zwölf Monate nach stationärer Behandlung zeigte sich im Vergleich der visuellen Analogskala eine statistische Auffälligkeit für geringere Schmerzsymptomatik nach Rimexolonbehandlung. Der t-Test belegte jedoch lediglich eine Tendenz für die Schmerzreduktion (pvas 6M = 0.06; pvas 12M = 0,09). Diese ist hauptsächlich in der Gruppe der jüngeren Studienteilnehmer zu verzeichnen. Diskussion: Zusammenfassend demonstriert diese Studie zunächst die komplikationsarme Wirksamkeit epidural-perineuraler Injektionen in der minimalinvasiven Behandlung des Lumbalsyndroms. Darüber hinaus wurde die gute Verträglichkeit und Schmerzreduktion von Rimexolon in dieser Applikationsart nachgewiesen. Somit stellt das Depotsteroid Rimexolon eine mindestens gleichwertige Alternative zu dem bisher angewandten Triamcinolonacetonid dar. GLIEDERUNG Einleitung und Zielsetzung der Arbeit 7 1.1. Einleitung 1.2. Darstellung des Krankheitsbildes 10 1.2.1. Definition 10 1.2.2. Pathogenese 10 1.2.3. Klinik 12 1.2.4. Untersuchung 13 Therapie 15 1.3. 7 1.3.1. Stationäre minimal-invasive Wirbelsäulentherapie (SMIWT) 15 1.3.2. Injektionsmittel in der minimal-invasiven Wirbelsäulentherapie 16 1.3.2.1. Glukokortikoide 16 1.3.2.2. Triamcinolonacetonid 18 1.3.2.3. Rimexolon 20 1.4. Ethische Belange 22 1.5. Technik und Durchführung 23 1.5.1. Technik 23 1.5.2. Durchführung 26 Zielsetzung der Arbeit 31 1.6. 4 2. Material und Methode 32 2.1. Krankengut 32 2.1.1. Allgemeines 32 2.1.2. Zielkriterien 33 2.1.3. Randomisierung 33 2.1.4. Alters- und Geschlechtsverteilung 34 2.1.5. Symptomatik 35 2.1.6. Behandlungszeitraum 38 2.1.7. Poststationäre Nachbetreuung 38 2.2. Ausschlusskriterien 40 2.3. Mögliche Komplikationen 42 2.4. Durchführung der Behandlung 43 2.4.1. Vorbereitung 43 2.4.2. Technik und Durchführung 44 2.4.3. Nachbehandlung 44 Auswertung 45 2.5. 2.5.1. Datenerhebung der Patienten während des stationären Aufenthaltes 45 2.5.2. Nachstationäre Datenerhebung mittels Fragebogen 45 2.5.3. Statistische Auswertung 45 5 3. Ergebnis 48 3.1. Allgemeines 48 3.2. Komplikationen 49 3.3. Resultate 50 3.3.1. „Rimexel®“-Gruppe 52 3.3.2. „TRIAM INJEKT®“-Gruppe 55 Zusammenfassung der Ergebnisse 57 3.4.1. Vergleich des Oswestry-Scores 57 3.4.2. Vergleich der VAS 58 3.4.3. Vergleich der Anzahl der AU-Wochen 59 3.4.4. Analyse per Protokoll 60 3.4.5. Résumé 60 3.4. 4. Diskussion 62 5. Zusammenfassung 72 6. Literaturverzeichnis 73 Danksagung 76 Curriculum vitae 77 6 1. Einleitung und Zielsetzung der Arbeit 1.1. Einleitung Nach dem „Gesundheitsbericht für Deutschland 1998” sind Rückenschmerzen und ihre Folgen in der Gesellschaft sehr verbreitet und bedeuten, neben der erheblichen Einschränkung der Lebensqualität der Patienten, eine hohe Belastung der Sozialversicherungen. Durch die hohe Prävalenz und Inzidenz leiden 80-90 % der Bevölkerung mindestens einmal im Leben an Rückenschmerzen. Bei ca. 35 % der Erkrankten entwickelt sich eine chronische Schmerzsymptomatik. Die „Volkskrankheit Rückenschmerz” ist verantwortlich für etwa 20 % der Arbeitsunfähigkeitstage und 50 % aller vorzeitigen Rentenanträge in Deutschland. Demnach sucht etwa jeder 10. Patient in einer Allgemeinarztpraxis den Arzt wegen bandscheibenbedingter Erkrankungen auf. Sogar jeder 2. Patient, der an einem Bandscheibensyndrom leidet, begibt sich in spezielle orthopädische Behandlung (Krämer, Grifka, 2005). Die Dunkelziffer jener Patienten, die unter Rückenschmerzen leiden und diese ohne ärztliche Hilfe „therapieren“, dürfte jedoch um ein Vielfaches höher sein. Beim Krankheitsbild des Lumbalsyndroms überwiegt die Anzahl der betroffenen männlichen Patienten (51,3 %). Diese Tendenz verstärkt sich noch beim stationär zu behandelnden schweren Lumbalsyndrom, welches gegebenenfalls eine Operation nach sich zieht (Krämer, Grifka, 2005). Der Erkrankungsgipfel liegt im Bereich des vierzigsten Lebensjahres. Die Therapie der Wahl in der Behandlung bandscheibenbedingter Erkrankungen und der Spinalkanalstenose ist zur Zeit die epidural-perineurale Injektion von Triamcinolonacetonid. 7 Um die Schmerzreduktion durch steroidale epidural-perineurale Injektionen weiter zu verbessern, wurde in dieser Studie ein weiteres Depotglukokortikoid im Vergleich zu Triamcinolonacetonid bei der o.g. Anwendung getestet. Die Struktur des nichtfluorierten Glukokortikoids Rimexolon zeichnet sich, im Vergleich zum Prednisolon, durch den Austausch der Hydroxylgruppen an der Position 17 und 21 durch Methylgruppen sowie einer zusätzlichen Methylgruppe in 16-Stellung aus (Abrams, Connor, 1996). Diese Modifikation führt zu einer stärkeren Lipophilie, wodurch Rimexolon die höchste Verweildauer von allen Depotkortikoiden im Gelenk aufweist (Bathia, Parikh, 1996; Bell, Rothmann, 1984). Durch die lange Verweildauer im Gelenk gelangt nur wenig Rimexolon pro Zeiteinheit in die systemische Zirkulation. Wegen seiner kurzen Halbwertzeit von einer Stunde wird systemisches Rimexolon schnell abgebaut und bewirkt auf diesem Weg niedrige Serumspiegel, was die kortikoidtypischen Nebenwirkungen reduziert (Bush, 1991). Dieser Effekt - und die von der Applikationsart abhängige Wirkung auf Gelenkentzündungen - wurde in tierexperimentellen Arbeiten (Chan, Leung, 1989) nachgewiesen. Hier zeigte nur die lokale Injektion von Rimexolon bei durch Kaolin induzierten Pfötchenödemen Wirkung; nach subkutaner Applikation blieb diese, wie die Pharmakokinetik erwarten lies, aus. Des Weiteren führte topisch auf die Haut einer Ratte aufgetragenes Rimexolon weder zu einer Reduktion der Hautdicke noch zur Gewichtsreduktion der Nebenniere. Gleiche Ergebnisse wurden nach Intrakutangabe verzeichnet. In einer weiteren tierexperimentellen Arbeit (Cuckler et al., 1985) wird belegt, dass Glukokortikoide im gesunden Gelenk einen negativen Effekt auf den Knorpel haben, jedoch wird diese Reaktion in einem entzündeten Gelenk durch die antiinflammatorische Komponente der Steroide überkompensiert. 8 Darüber hinaus wurde in der Arbeit von Cuckler et al. auch gezeigt, dass die Wirkung von Rimexolon - im Vergleich zu Triancinolonhexacetonid - auf das behandelte Gelenk lokal begrenzt ist. Nach intraartikulärer Injektion von Rimexolon bei Patienten mit rheumatoider Arthritis konnte eine Verbesserung der Parameter Schmerz, Druckempfindlichkeit, Steifheit, Schwellung, Gehstrecke und Beweglichkeit des Gelenks für den Zeitraum von 94 Tagen nach Applikation (Untersuchungszeitraum) verzeichnet werden. Nach vier Monaten waren 90 % der intraartikulär applizierten Dosis resorbiert (Dilke et al., 1973). In einer weiteren Studie (Dougherty, Fraser, 1978) bei Patienten mit entzündlich veränderten Gelenken bei rheumatoider Arthrits wurden Dosierungen von 10, 20, 30 und 40 mg Rimexolon mit Placebo verglichen. Eine signifikante Verbesserung im Vergleich zum Placebo wiesen die 20 und 40 mg Dosierungen auf. Durch die erwähnten Attribute wird erwartet, dass Rimexolon nach epiduralperineuraler Injektion im Vergleich zum Triamcinolonacetonid eine längere Wirkdauer bei vergleichbarer Wirksamkeit aufweist. Die Nebenwirkungsrate ist unter „Rimexel®“ gering und entspricht der von Placebo (Dilke et al., 1973; Dougherty, Fraser, 1978). 9 1.2. 1.2.1. Darstellung des Krankheitsbildes Definition Unter dem Begriff Lumbalsyndrom versteht man Krankheitserscheinungen, die durch Degeneration und Funktionsbeeinträchtigung lumbaler Bewegungssegmente auftreten und deren Problematik im Bereich der Lendenwirbelsäule liegt. Die in der Studie behandelten Patienten wiesen folgende Krankheitsbilder auf: • Radikuläres Lumbalsyndrom: Tritt durch Reizung einer oder mehrerer Nervenwurzeln durch Bandscheibenprotrusion/ -prolaps auf und verursacht Beschwerden in den entsprechenden Dermatomen, Myotomen und Neurotomen. • Spinalkanalstenose: Stellt ein Missverhältnis zwischen der Weite des Spinalkanals und der im selbigen gelegenen neuralen Strukturen dar. • Postdiskotomiesyndrom: Bezeichnet andauernde Schmerzzustände im Bereich der Lendenwirbelsäule nach Bandscheibenoperation. Diese werden vor allem durch epidurale Narbenbildung erklärt. 1.2.2. Pathogenese Die aufrechte Haltung des Menschen bedingt eine anhaltend starke axiale Druckbelastung der Bandscheiben. So muss auf einer Fläche von wenigen 10 Quadratzentimetern das Gewicht aller höhergelegenen Abschnitte des Organismus getragen werden, wodurch besonders die unteren Abschnitte der Wirbelsäule starken Belastungen ausgesetzt sind. Der Belastungsdruck der lumbalen Bandscheiben variiert zwischen 15 kp in entspannter Rückenlage, 100 kp im Stehen und 140 kp im Sitzen. Je nach Körperposition und gegebenenfalls angehobenen Gewichten, kann der Belastungsdruck auf mehrere hundert kp ansteigen (Krämer, Grifka, 2005). Diese oben beschriebenen Druckverhältnisse in den Bandscheiben rufen eine Minderversorgung des Gewebes hervor. Ebenfalls kann es zu druckabhängigen Flüssigkeitsverschiebungen in der Bandscheibe kommen (Krämer et al., 1985). Diese Flüssigkeitsschwankungen, die besonders die unteren Bewegungssegmente der Lendenwirbelsäule betreffen, bedingen durch die Höhenminderung eine Einengung der Foramina intervertebralia, eine Reduktion des Reserveraumes des Spinalnervs und hierdurch eine Nervenwurzelkompression. Eine weitere Ursache frühzeitiger Degenerationserscheinungen stellt die Tatsache dar, dass die lumbalen Bandscheiben das größte zusammenhängende, nicht vaskularisierte Gewebe bilden. Das - nach dem zweiten Lebensjahr nur noch durch Osmose und Diffusion versorgte - bradytrophe Bandscheibengewebe besitzt bis zur Adoleszenz im Bereich des Anulus fibrosus genug Widerstandskraft, um Verlagerungen des Gallertkerns zu kompensieren. Die zwischen dem zwanzigsten und sechzigsten Lebensjahr auftretenden Risse in den zentral gelegenen Anteilen des Anulus fibrosus sind ein erstes makroskopisches Zeichen der lumbalen Bandscheibendegeneration. Teile des Gallertkerns können bei asymmetrischer Belastung des Zwischenwirbelraumes in radiär und zirkulär angeordnete Fissuren eindringen und den äußeren Faserring sowie das hintere Längsband unter Zugspannung setzen. Durch diese Zugspannung werden die sensiblen Fasern des Ramus meningeus des 11 Spinalnervs gereizt. Übergänge zu lumbalen Bandscheibenprotrusionen sind fließend. Eine Protrusion, bzw. ein Prolaps tritt dann auf, wenn die zunehmende Degeneration des Anulus fibrosus, bedingt durch intradiskale Sequesterbildung und Massenverschiebung, neben der Lockerung des Zwischenwirbelabschnittes zu einer Vorwölbung oder einem Vorfall führt (Krämer, Grifka, 2005). Ebenso können radikuläre und pseudoradikuläre Lumbalsyndrome entstehen. In dem gelockerten Bewegungssegment kommt es - neben einer Höhenminderung der Bandscheibe - auch zu geringen Verschiebungen der Lendenwirbel gegeneinander. Gleichzeitig kann es zu einer Retroposition eines Lendenwirbels gegen den darunterliegenden Wirbelkörper kommen. Beim Postdiskotomiesyndrom (PDS) kommt es im Anschluss an eine Diskotomie zu einer überschießenden oder zumindest die Nervenwurzel komprimierenden Narbenbildung. Der degenerative Prozess des appositionellen Wachstums an den Wirbelhinterkanten und den Gelenkfacetten ist kennzeichnend für das Krankheitsbild der Spinalkanalstenose. Die durch Narbe oder Verengung des Wirbelkanals bedingte Kompression der Nervenwurzel führt in der Regel zu einem Lumbalsyndrom. 1.2.3. Klinik Die Beschwerden, die im Rahmen einer Schädigung der lumbalen Bandscheiben auftreten können, sind vielfältig. Die Symptomatik reicht von leichten Rückenschmerzen bis hin zu typischen neurologischen Ausfällen wie zum Beispiel Paresen der Muskulatur der unteren Extremitäten, Potenzschwäche und Inkontinenzerscheinungen; die Übergänge sind fließend. 12 Im Fokus der von den Patienten angegebenen Beschwerden steht die Schmerzsymptomatik. Die Diagnosefindung ist für den behandelnden Arzt durch genaue Lokalisation typischer Schmerzbänder sowie kennzeichnender Vorgeschichte auch ohne das Auftreten sensibler Reizerscheinungen zu stellen. Die Patienten berichten typischerweise von einem plötzlichen Schmerz, der nach einem Ereignis, welches oft als „Verheben” oder „Verdrehen des Oberkörpers” angegeben wird, aufgetreten ist. 1.2.4. Untersuchung Nach ausführlicher Anamnese erfolgte die körperliche Untersuchung. Diese umfasste die Inspektion, Palpation, Funktionsprüfung sowie eine symptomorientierte neurologische Untersuchung. Die Untersuchung beinhaltete folgende Parameter: • Überprüfung der aktiven und passiven Beweglichkeit im Bereich des Oberkörpers und der unteren Extremitäten • Test nach Lasègue • Pseudolasègue • Test nach Bragard • Viererzeichen • Umgekehrtes Zeichen nach Lasègue (Femoralisdehnungsschmerz) • Prüfung der Wirbelsäulenstatik und -beweglichkeit • Prüfung des Beckenstandes • Überprüfung der Beweglichkeit der Lendenwirbelsäule • Prüfung des Achillessehnenreflexes (ASR) • Prüfung des Patellarsehnenreflexes (PSR) 13 • Test auf Sensibilitätsstörungen • Messung des Finger-Boden-Abstandes (FBA) • Zehenspitzen- und Fersengang • Überprüfung der paraspinalen Druckschmerzhaftigkeit • Test auf Paresen der unteren Extremitäten • Überprüfung des Iliosakralgelenks Neben der umfassenden körperlichen Untersuchung können - symptomorientiert - einige radiologische Untersuchungsmethoden durchgeführt werden. Zu diesen gehören: • Übersichtsaufnahme der Lendenwirbelsäule im anterior-posterioren Strahlengang • konventionelle Seitenaufnahme der Lendenwirbelsäule • Computertomographie • Kernspintomographie • Lumbale Myelographie • Diskographie 14 1.3. Therapie 1.3.1. Stationäre minimal-invasive Wirbelsäulentherapie (SMIWT) Eine stationäre konservative minimal-invasive Behandlung der Beschwerdesymptomatik ist bei therapieresistenten Wurzelsyndromen und Spinalkanalstenosen indiziert, sofern keine sofortige Operationsbedürftigkeit vorliegt, wie zum Beispiel bei Kaudasymptomen oder Lähmungserscheinungen. Die konservative Therapie dient in erster Linie der Schmerzbeseitigung durch Wurzelabschwellung und Förderung des venösen Abflusses aus dem Epiduralraum durch eine lokale epidural–perineurale Injektionstherapie. Diese wird ergänzt durch ein im Folgenden beschriebenes interdisziplinäres Behandlungsschema. Um die Patienten einer Bewegungstherapie zuführen zu können, muss zunächst die schmerzbedingt eingenommene Schonhaltung durchbrochen werden. Zu diesem Zweck ist einerseits eine systemische analgetische Behandlung angezeigt. Diese ist symptomatisch orientiert und wird nach dem WHO-Stufenschema durchgeführt. Andererseits nehmen die lokalen Injektionen (lumbale Spinalnervanalgesie [LSPA], epidurale Injektionsformen) die wichtigste Rolle des Behandlungskonzeptes ein. Durch die lokal an den Fokus der Schmerzentstehung applizierten Lokalanästhetika und Depotkortikoide erreicht man eine Schmerzlinderung, ohne dabei - wie bei der systemischen Analgesie - den Patienten durch eine hohe orale oder parenterale Dosierung zu belasten (Krämer, 2002). Ergänzt wird diese Behandlung durch Physiotherapie. Sie vermittelt den Patienten - auch im Rahmen der Rückenschule - eine fachgerechte Schulung bandscheibenschonender Bewegungsabläufe, sowie eine Muskelkräftigung 15 durch Übungen aus der Entlastungshaltung. Durch gezielte Bewegungen wird für einen Abtransport der Entzündungsmediatoren im Bereich der Nozizeptoren gesorgt. Die Bewegung fördert ebenfalls die Durchblutungsverhältnisse und sorgt für einen Abbau der vegetativen und motorischen Reaktion (Krämer, Nentwig, 1999). Somit stellt die Rückenschule nicht nur eine sekundär präventive Maßnahme dar, die zur Minderung der Beschwerden führt, sondern sie ist auch eine Prophylaxe hinsichtlich einer Verschlechterung der Symptomatik. Die Patienten lernen das Prinzip der progressiven Muskelentspannung kennen und werden durch physikalische Therapien (wie z. B. Diadynamik und Fango) behandelt. Von der manuellen Therapie profitieren am ehesten Patienten mit akutem Rückenschmerz ohne radikuläre Ausstrahlung. 1.3.2. Injektionsmittel in der minimal-invasiven Wirbelsäulentherapie 1.3.2.1. Glukokortikoide Epidural-perineurale Injektionen mit Depotglukokortikoiden weisen im Vergleich zu konventionellen posterioren epiduralen Injektonen eine deutlich bessere Linderung der Schmerzsymptomatik auf, so dass diese Applikationsart vorzugsweise zur Anwendung gelangt. Die direkte Gegenüberstellung von Glukokortikoiden und reiner NaCl-Lösung bei epidural-perineuraler Applikation zeigt die deutliche Überlegenheit der Steroide bei der Schmerzreduktion. Steroidspezifische Nebenwirkungen waren nicht zu verzeichnen (Krämer et al., 1997). Bei der Behandlung werden Kristallsuspensionen verwendet. Die Pharmakodynamik ist bei allen Präparaten gleich, jedoch weisen sie eine unterschiedliche Pharmakokinetik auf. Das Kortikoid sollte in Depotform vorliegen, langsam resorbiert bzw. abtransportiert werden und so lokal langanhaltende, ent- 16 zündungshemmende Wirkung haben, das heißt, es treten praktisch keine systemischen Wirkungen auf. Des Weiteren weisen Kortikosteroide antiinflammatorische und antiödematöse Wirkungen auf, wirken jedoch nicht primär analgetisch (Hatz, 1998). Die in dieser Studie verwendeten Depotglukokortikoide Triamcinolonacetonid und Rimexolon wurden mangels Zulassung für diese Applikationsart im offlabel-use verabreicht. Die behandelten Patienten wurden zuvor ausführlich über Vorteile, Risiken und Nebenwirkungen aufgeklärt. Kontraindikationen für die pharmakologische Glukokortikoidtherapie stellen dar (Hatz, 1998): • Ulkusleiden • aktive Tuberkulose • Osteoporose • Frühschwangerschaft • schwer einstellbarer Diabetes mellitus • Glaukom • schwere Infektion • akute Virusinfektion • chronisch aktive infektiöse Hepatitis • parasitäre Erkrankungen 17 1.3.2.2. Triamcinolonacetonid 69 Patienten sollten im Rahmen der Studiendurchführung während ihres stationären Aufenthaltes je drei epidural-perineurale Injektionen mit Triamcinolonacetonid erhalten. Es handelt sich hierbei um eine Kristallsuspension mit einer Korngröße von 5,0 µm. In der Studie wurde das Medikament „TRIAM INJEKT®“ 40 mg der Firma Lichtenstein Pharmazeutica GmbH & Co. verwendet. Pro Injektion wurden 0,25 ml Triamcinolonacetonid, entsprechend 10 mg Wirkstoff, appliziert; anschließend wurden 2 ml NaCl nachinjiziert. Aufgrund eines unvollständigen Datensatzes bzgl. der Aufnahmewerte wurden zwei Patienten nicht in der Abschlussstatistik bewertet. Ein Patient wurde aufgrund der Nichterfüllung der Einschlusskriterien aus der Studie ausgeschlossen, so dass lediglich 66 mit Triamcinolonacetonid behandelte Patienten in die Auswertung eingingen. Folgende Nebenwirkungen können bei der Behandlung mit „TRIAM INJEKT®“ auftreten: • Striae rubrae • Petechien, Ekchymosen • Steroidakne • verzögerte Wundheilung • Osteoporose • aseptische Knochennekrosen • Glaukom, Katarakt • Depressionen, Gereiztheit, Euphorie • Pseudotumor cerebri 18 • Ulcus ventriculi • Pankreatitis • verminderte Glukosetoleranz, Diabetes mellitus • Hypertonie • Störung der Sexualhormonsekretion • Erhöhung des Thromboserisikos Wechselwirkungen können auftreten mit: • NSAR • Herzglykosiden • Saluretika • Antidiabetika • oralen Antikoagulantien Gegenanzeigen sind: • akute Virusinfektionen • HBs-Ag-positive, chronisch aktive Hepatitis • Lymphknotenerkrankung nach Tuberkuloseimpfung • Kinderlähmung 19 1.3.2.3. Rimexolon Insgesamt wurden 67 Studienteilnehmer mit „Rimexel®“ behandelt. Es erfolgten insgesamt drei epidural–perineurale Injektionen während des Klinikaufenthaltes. Das Depotkortikoid „Rimexel®“ der Firma Celltech Pharma GmbH & Co. KG wird ebenfalls als Kristallsuspension appliziert. Die Korngröße des Rimexolons beträgt 1,5 µm. Auch bei diesem Medikament werden 0,25 ml (10 mg Wirkstoff) injiziert. Um eine gute perineurale Verteilung zu erhalten, werden wiederum 2 ml NaCl nachinjiziert. Folgende Umstände bedürfen besonderer Vorsichtsmaßnahmen bei der Anwendung von „Rimexel®“ • Akute Virusinfektionen • HBs-Ag-positive, chronisch aktive Hepatitis • Osteoporose • Systemische Mykosen oder Parasitosen • Ulkusleiden • Tuberkulose • Schwer einstellbarer Diabetes mellitus • Psychiatrische Erkrankungen • Glaukom • Schwer einstellbare arterielle Hypertonie • Cushing-Syndrom 20 • Akute Glomerulonephritis • Myasthenia gravis • Hyperthyreose • Thrombophlebitis Wechselwirkungen können auftreten mit: • Herzglykosiden • Saluretika • Antidiabetika • Cumarinderivaten • Nichtsteroidalen Antiphlogistika/ Antirheumatika Gegenanzeigen sind: • Überempfindlichkeit gegenüber Bestandteilen der Substanz • Infektion • Schwere Allgemeininfektionen • Bakteriämie • Störung der Blutgerinnung • Periartikuläre Kalzifikation • Schwerwiegende Gegenanzeigen für eine systemische Kortikoidtherapie • Absterben von Knochengewebe • Schwangerschaft 21 1.4. Ethische Belange Der Prüfplan und die Patienteninformation wurden vor Studienbeginn der unabhängigen Ethik-Kommission der Ruhr-Universität Bochum vorgelegt und von dieser bewilligt. Auf eine Kontrollgruppe innerhalb dieser Studie wird aus ethischen Gesichtspunkten verzichtet. Als indirekte Placeboarme dienen die in den Veröffentlichungen zusammengefassten Vorstudien „Lumbar epidural perineural injection: a new technique“ (Krämer et al., 1997), in welchen die Wirkung von epidural-perineural applizierten Kortikosteroiden mit der von NaCl-Lösung als Kontrollgruppe verglichen wird. Des Weiteren wurde eine Probandenversicherung abgeschlossen. 22 1.5. Durchführung und Technik 1.5.1. Technik 1. Epidural-perineurale Injektion In der Orthopädischen Universitätsklinik im St. Josef-Hospital Bochum werden Patienten seit 1998 im Rahmen der SMIWT mit epidural-perineuralen Injektionen therapiert. Diese Behandlung wird ohne Anästhesiebereitschaft durchgeführt, da durch die verwendeten feinlumigen Kanülen (29G) eventuell auftretende Duraverletzungen sowie postpunktionelle Kopfschmerzen, bedingt durch Mikrotraumen, minimiert werden können (Krämer, Grifka, 2005). Aus diesen Gründen entfällt ebenfalls die Anlage eines i.v.-Zugangs sowie das EKG-Monitoring; die einzige Kontrolle der vegetativen Parameter erfolgt über Pulsoxymetrie. Auf CT-gesteuerte Injektionen wird verzichtet; zur Orientierung dient die anterior-posteriore Aufnahme der Lendenwirbelsäule des Patienten. Die epidural-perineurale Injektionsbehandlung erfolgt in Zweinadeltechnik. Der interlaminäre Zugang zum anterolateralen Epiduralraum wird bis zum Ligamentum flavum mit der Introducerkanüle vorgenommen. Es erfolgt das Vorschieben der mandrinhaltigen 29G Feinkanüle über die Introducerkanüle bis zum knöchernen Widerstand. Zur Lagekontrolle der Feinkanüle wird aspiriert. Es erfolgt die therapeutische Injektion. 23 Therapeutische Injektion Abb. 1: Schemazeichnung epidural-perineurale Injektionstechnik (Theodoridis, Krämer, 2005) 24 2. Lumbale Spinalnervanalgesie (LSPA) Die paravertebralen Injektionen wurden beim Patienten in leichter Vorneigung sitzend vorgenommen. Einstichstelle und Nadelführung richten sich nach der zu infiltrierenden Nervenwurzel. Es werden alle drei Äste der Spinalnerven infiltriert. Der Zugang zu den Foramina intervertebralia der unteren lumbalen Spinalnerven erfolgt am besten von einer Einstichstelle, die 6–8 cm seitlich der Medianlinie - etwa in Höhe der Darmbeinkämme - gelegen ist. Man schiebt die etwa 10 cm lange Injektionsnadel in einem Winkel von 60 Grad auf den Querfortsatz von L5 zu. Will man den Spinalnerv L4 erreichen, führt man die Nadel oberhalb des Querfortsatzes 1–2 cm weiter. Während des Vorschubs der Nadel sollten ständig Aspirationsversuche vorgenommen werden, um eine Verletzung der Wurzeltasche - und damit eine Liquorpunktion - ausschließen zu können. Um an das Foramen intervertebrale der Nervenwurzel S1 zu gelangen, muss die Injektionsnadel zusätzlich um etwa 45 Grad angehoben werden. Abb. 2: Schemazeichnung Technik Lumbale Spinalnervanalgesie (LSPA) (Theodoridis, Krämer, 2005) 25 1.5.2. Durchführung Die Wahl des interlaminären Zuganges ist bei der epidural–perineuralen Injektion abhängig von der betroffenen Wurzel. So wird, entsprechend des Beschwerdebildes, der Zugang bei L3/L4, L4/L5 oder L5/S1 gewählt. Um das interlaminäre Fenster, durch welches die Injektion erfolgen soll, erkennen zu können, ist es notwendig, die anterior-posteriore Röntgenaufnahme der Lendenwirbelsäule des Patienten, gegebenenfalls vorhandene CT–Bilder, für den behandelnden Arzt gut sichtbar zu plazieren. Im Fall einer Überlappung der Laminae kann der Interlaminarspalt unterschiedliche Konfigurationen haben, sofern er überhaupt vorhanden ist. Sollte diese Variation eintreten, so muss ein benachbartes Fenster gewählt werden, damit der Zugang für die epidural-perineurale Injektion ermöglicht werden kann. 26 Zur Durchführung der Injektion wurden kurz vor der Applikation folgende Materialien bereitgelegt (Abb. 3): a b c d e f g h i Abb. 3: Erforderliche Materialien zur epidural-perineuralen Injektion a) Mundschutz b) 29G Feinkanüle c) Introducerkanüle d) Spritze mit isotoner NaCl-Lösung e) Spritze zur therapeutischen Injektion f) Leere Spritze zur Aspiration g) Pflaster h) Sterile Einmalhandschuhe i) Sterile Unterlage j) Tupfer k) Desinfektionsmittel l) Anterior-posteriore Aufnahme der Lendenwirbelsäule (Punkte j – l aus Gründen der besseren Übersicht nicht im Bild) 27 Die Vorbereitung der Injektion besteht aus der Lokalisation und Markierung des Zugangspunktes, wobei die Dornfortsatzspitze des betroffenen Bewegungssegmentes ertastet wird. Der genaue Injektionspunkt liegt 1 cm lateral (kontralateral der schmerzenden Seite) und 1 cm kaudal der Dornfortsatzspitze. Dieser Punkt wird mit der Spitze eines Kugelschreibers markiert (Abb. 4). Abb. 4: Markierung der Einstichstelle Nach einer mindestens dreiminütigen Desinfektion der Punktionsstelle legt der Arzt Mundschutz und sterile Handschuhe an. Es erfolgt der Einstich der Introducerkanüle unterhalb und lateral des Dornfortsatzes in Stichrichtung (ca. 15 cm saggital-cranial) bis in das Ligamentum flavum (Abb. 5). Abb. 5: Einstich der Introducerkanüle 28 Besonders bei schlanken Patienten besteht die Gefahr, schon beim Vorschub der Introducer–Nadel den Durasack zu verletzen. Die mandrinhaltige 29G Feinkanüle wird durch die Introducer–Nadel bis zum Knochenkontakt vorgeschoben und liegt nun im anterolateralen Epiduralraum (Abb. 6). Abb. 6: Einführen der 29G mandrinhaltigen Kanüle Im Anschluss daran wird der Mandrin zurückgezogen. Zum Ausschluss einer akzidentiellen Duraverletzung erfolgt ein Aspirationsversuch mit einer leeren Insulinspritze. Bei Liquoraspiration wird die Lage der Feinkanüle durch weiteren Vorschub korrigiert, bis bei nochmaliger Aspiration kein weiterer Liquorrückfluss nachweisbar ist (Abb. 7). Abb. 7: Aspiration 29 Um die korrekte Lage der Nadel zu überprüfen, wird der Patient nach Injektion der Hälfte der zu applizierenden Injektionslösung (Abb. 5) nach Sensationen im betroffenen Bein befragt. Um eine intrathekale Injektion auszuschließen, sollte ein weiterer Aspirationsversuch erfolgen. Nach Abschluss der Injektion erfolgt die Messung des Stichkanalwinkels bei noch liegender Nadel. Des Weiteren wird zur Bestimmung der Eindringtiefe die Feinkanüle über der Introducerkanüle abge- Abb. 8: Therapeutische Injektion knickt und entfernt. Die ermittelten Werte, sowie die vom Patienten beschriebenen Sensationen, werden umgehend in der Krankenakte dokumentiert. Die gemessene Eindringtiefe und der zuvor bestimmte Winkel dienen abermals der Sicherung des korrekten Injektionsortes im anterolateralen Epiduralraum (Abb. 9-11). Abb. 9: Messung des Einstichwinkels Abb. 10: Abknicken der 29G Feinkanüle Abb. 11: Messen der Einstichtiefe 30 1.6. Zielsetzung der Arbeit Ziel der Studie ist ein Vergleich der mittelfristigen Wirksamkeit der beiden Glukokortikoide Rimexolon und Triamcinolonacetonid bei der epiduralperineuralen Injektion. Behandelt wurden Patienten mit radikulärem Lumbalsyndrom als Folge von Protrusion, Prolaps, Spinalkanalstenose und Postdiskotomiesyndrom. Durch die wesentlich längere Wirkdauer des Rimexolons - bei vergleichbarer Wirksamkeit und gleicher Dosierung - wird eine deutlich längere Beschwerdebesserung der Schmerzsymptomatik erwartet, so dass das Rimexolon dem Triamcinolonacetonid bei dieser Applikationsart überlegen wäre. Um diesen Nachweis zu erbringen, wurde eine prospektive, randomisierte Doppelblindstudie an 136 Patienten in der Orthopädischen Universitätsklinik im St. Josef-Hospital Bochum durchgeführt. 31 2. Material und Methode 2.1. Krankengut 2.1.1. Allgemeines In die Studie einbezogen wurden 136 Patienten im Alter von 20 – 65 Jahren, die sich in der Orthopädischen Universitätsklinik im St. Josef-Hospital Bochum einer stationären minimal-invasiven Wirbelsäulentherapie unterzogen haben und die Einschlusskriterien erfüllten. Einschlusskriterien waren: Lumbales Wurzelreizsyndrom bei z. B. • Dekompensierter Spinalkanalstenose • Bandscheibenvorfall • Bandscheibenvorwölbung • Postdiskotomiesyndrom Bisherige Therapien, bis auf die systemische oder lokale Gabe von Kortikoiden, sowie die Dauer der Erkrankung, waren für den Einschluss in die Studie nicht von Bedeutung. Jeder Patient wurde vor Studienteilnahme mit Hilfe eines standardisierten Aufklärungsbogens eingehend über die Freiwilligkeit der Studienteilnahme sowie die in 2.4. (Durchführung der Behandlung) näher erläuterten Nebenwirkungen und den weiteren Ablauf informiert. Die Aufklärungen und Einwilligungserklärungen liegen in schriftlicher Form vor. Während des gesamten Behandlungszeitraumes stand der Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik im St. Josef-Hospital Bochum, Prof. Dr. med. J. Krämer, den Patienten als zusätzlicher Ansprechpartner zur Verfügung. 32 2.1.2. Zielkriterien Primäres Zielkriterium: • Veränderung des Oswestry-Scores sechs Monate nach Behandlungsbeginn Sekundäre • Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage im Folgejahr Zielkriterien: • Veränderung des Oswestry-Scores drei und zwölf Monate nach Behandlungsbeginn 2.1.3. Randomisierung Vor Beginn der Studie wurde eine Liste zur stratifizierten Randomisierung erstellt und bei dem Stationsarzt der Station OR3 hinterlegt. Die Stratifizierung unterscheidet zwei Altersgruppen (20-49 und 50-65 Jahre). Für jede Altersgruppe wurde eine Blockrandomisierung durchgeführt. Pro Altersgruppe gibt es eine Liste von Studiennummern und anzuwendender Medikation. Allerdings wird aufgrund der besseren Durchführbarkeit nicht unbedingt ein Gruppenverhältnis von 1:1 angestrebt, sondern Ausgewogenheit innerhalb der Behandlungsgruppen. Bei Aufnahme eines Patienten in die Studie wurden seine persönlichen Daten durch den die Studie mitbetreuenden Stationsarzt an der nächsten freien Stelle der zutreffenden Randomisierungsliste eingetragen und dem Patienten die im Vorfeld für diese Stelle zufällig bestimmte Medikation zugeordnet. Alle Studieninformationen wurden unter der so zugeordneten Studiennummer verwaltet. Um die Verblindung zu gewährleisten, erfolgte eine vollständige Trennung der Randomisierungsliste und der Tabelle der Studiendaten bis Studienabschluss. Die Studie umfasste eine Gesamtzahl von 136 Patienten, die sich im Rahmen eines radikulären Lumbalsyndroms der minimal-invasiven Wirbelsäulentherapie unterzogen haben. Durch einen Randomisierungsfehler des zuständigen Stationsarztes erhielten 69 Patienten Triamcinolonacetonid, 67 Probanden wurden mit Rimexolon 33 behandelt. Da ein Patient der Triam-Gruppe die Einschlusskriterien nicht erfüllte, wurde dieser Proband nachträglich aus der Studie ausgeschlossen. Ein unvollständiger Datensatz der Aufnahmewerte führte zu einer Nichtberücksichtigung zweier mit Triamcinolonacetonid behandelten Patienten in der Abschlussauswertung, so dass diese mit nur 66 Probanden erfolgte. 2.1.4. Alters- und Geschlechtsverteilung Die Alters- und Geschlechtsverteilung in den beiden Behandlungsgruppen setzte sich wie folgt zusammen: Tab. 1: Verteilung des Patientenguts der Behandlungsgruppe Triam gesamt gesamt jung jung weibl. jung männl. gesamt alt alt weibl. alt männl. 66 37 17 20 29 15 14 Triam Probandenverteilung Männer alt 21,21% Frauen jung 25,76% Frauen jung Männer jung Frauen alt Männer alt Frauen alt 22,73% Männer jung 30,30% Abb. 12: Graphische Darstellung des Patientenguts der Behandlungsgruppe Triam 34 Tab. 2: Verteilung des Patientenguts der Behandlungsgruppe „Rimexel®“ gesamt gesamt jung jung weibl. jung männl. gesamt alt alt weibl. alt männl. 67 36 14 22 31 18 13 Rimexel Probandenverteilung Männer alt 19,40% Frauen jung 20,90% Frauen jung Männer jung Frauen alt Männer alt Frauen alt 26,87% Männer jung 32,84% Abb. 13: Graphische Darstellung des Patientenguts der Behandlungsgruppe „Rimexel®“ Eine statistische Auswertung der unterschiedlichen demographischen Daten erfolgte. Im Vergleich der Geschlechter auf die Behandlungsgruppen erwies sich der p-Wert als nicht signifikant (p = 0,93). Ebenfalls nicht signifikant war die Untersuchung der Altersverteilung der Probanden innerhalb der Behandlungsgruppen (p = 0,79). Bei der Betrachtung beider Kriterien ergab sich ein Wert von p = 0,88. 2.1.5. Symptomatik Das Mittel der Wahl zur Behandlung bandscheibenbedingter Erkrankungen, der Spinalkanalstenose und des Postdiskotomiesyndroms ist auf Grund der geringen Invasivität und der guten Schmerzlinderung die epidural-perineurale 35 Injektion. Das Diagnosespektrum des Patientenguts der beiden Behandlungsgruppen unterteilte sich wie folgt: Tab. 3: Verteilung Diagnosespektrum Behandlungsgruppe Triam Mehrfachnennungen möglich SKS Protrusion Prolaps PDS Rad. LWSSyndrom unkl. Genese 9 19 24 9 12 Verteilung Diagnosespektrum Behandlungsgruppe Triamcinolonacetonid Mehrfachnennungen möglich n = 66 Prolaps 32,88% PDS 12,33% rad. LWS-Syndrom unkl.Genese 16,44% SKS Protrusion Prolaps PDS Protrusion 26,03% SKS 12,33% rad. LWS-Syndrom unkl.Genese Abb. 14: Prozentuale Verteilung des Diagnosespektrums Behandlungsgruppe Triamcinolonacetonid 36 Tab.4: Verteilung Diagnosespektrum Behandlungsgruppe Rimexolon Mehrfachnennungen möglich SKS Protrusion Prolaps PDS Listhese Rad. LWSSyndrom unkl. Genese 12 17 17 10 1 14 V e r te ilu n g D ia g n o s e s p e k tr u m B e h a n d lu n g s g r u p p e R im e x o lo n M e h rfa c h n e n n u n g e n m ö g lic h n=67 SKS P ro la p s 2 3 ,9 4 % L is th e s e 1 ,4 1 % PDS 1 4 ,0 8 % ra d . L W S S y n d ro m u n k l. G enese 1 9 ,7 2 % P ro trus ion P ro la ps L is th e s e PDS ra d . L W S -S yn d rom u n k l.G e ne s e P ro tru s io n 2 3 ,9 4 % SKS 1 6 ,9 0 % Abb. 15: Prozentuale Verteilung des Diagnosespektrums Behandlungsgruppe Rimexolon Die statistische Auswertung der Diagnoseverteilung zwischen den beiden Behandlungsgruppen konnte keine signifikanten Unterschiede aufzeigen (p=0,71). 37 2.1.6. Behandlungszeitraum Nach der Indikationsstellung für eine epidural-perineurale Injektion durch Prof. Dr. med. J. Krämer erhielt jeder Proband während der SMIWT maximal 3 Injektionen im Abstand von 2 Tagen. Die Injektionen erfolgten montags, mittwochs und freitags. Während des stationären Aufenthaltes wurden die Patienten zusätzlich mit LSPA’s behandelt und einem Behandlungsprogramm, bestehend aus physikalischer und physiotherapeutischer Therapie, Entspannungstraining sowie Rückenschule, zugeführt. Um Behandlungsunterschiede zu minimieren, wurden alle Studienteilnehmer bezüglich der epiduralperineuralen Injektionen von einem Therapeuten betreut. Patienten, die bereits nach der ersten oder zweiten Injektion eine vollständige Remission der Symptomatik aufwiesen, wurden - die Nebenwirkungen berücksichtigend - von weiteren epiduralen Injektionen ausgenommen. Sie nahmen aber weiterhin zur Stabilisierung des Therapieerfolges am normalen Behandlungsplan teil. In diesem Zeitraum wurden die ersten studienrelevanten Daten aufgenommen. Zur Erfassung wurde der „Oswestry–Score“ nach Fairbank (et al., 1980), der die schmerzbedingte Beeinträchtigung im täglichen Leben der Patienten erfasst, und die visuelle Analogskala eingesetzt. Diese misst den subjektiv empfundenen Schmerz. Beide Parameter werden vor Beginn der Spritzentherapie, das heißt bei Aufnahme und vor der Entlassung, ermittelt. Sie dienen als Ausgangswert zur Beurteilung des langfristigen Therapieerfolges. 2.1.7. Poststationäre Nachbetreuung Nach Beendigung des stationären Aufenthaltes erhielten die Patienten im Rahmen der Nachbetreuung nach drei, sechs und zwölf Monaten die Frage- 38 bögen zur weiteren Datenerhebung zugeschickt. Diese Fragebögen beinhalteten den Oswestry-Score, die VAS sowie die Anzahl der seit der letzten Befragung aufgetretenen Arbeitsunfähigkeitstage. Des Weiteren wurde die Frage nach erneuten Kortikoidapplikationen im Intervall des Beobachtungszeitraumes gestellt, um so das Ausschlusskriterium zu überwachen. 39 2.2. Ausschlusskriterien Die Ausschlusskriterien ergeben sich aus den allgemeinen Kontraindikationen für Kortisonapplikation (S. 1.3.2.1. Glukokortikoide) sowie die Compliancebereitschaft, Praktikabilität und Vermeidung störender Einflüsse auf die Studienergebnisse. Die Ausschlusskriterien waren: 1) Kortisonphobie 2) Idiopathische Erkrankungen der Nervenwurzel 3) Infektiöse Erkrankungen des ZNS 4) Neurologische Erkrankungen wie Epilepsie, postmeningitische Zustände, posttraumatische Zustände, Polyneuropathie, Tetra-/Paraplegie 5) Psychiatrische Vorerkrankungen 6) Alkohol-, Medikamenten- oder Drogenabusus 7) Schwangerschaft und Stillzeit 8) Schäden der peripheren Nerven, z.B. posttraumatisch, entzündlich 9) Tuberkulose 10) Tumorleiden 11) Schwere chronische oder terminale Erkrankungen 12) Schwere Hypertonie, (dekompensierte) Herzinsuffizienz 13) Kontraindikationen gegen Behandlung mit Kortison (Hatz, 1998) 14) Bekannte Unverträglichkeit/Überempfindlichkeit gegen Rimexolon oder Triamcinolonacetonid 15) Jede chronische Erkrankung, die Resorption, Metabolismus oder Ausscheidung des Präparates beeinflussen kann 16) Permanente Hämodialyse 17) Bekannte Blutgerinnungsstörungen 18) Berentung oder laufendes Rentenverfahren 19) Einnahme oder Gabe von Kortikoiden (systematisch oder lokal) innerhalb der letzten drei Monate 40 20) Relevante orthopädische Erkrankungen der unteren Extremitäten 21) Feststellung von Kontraindikationen durch einen Facharzt für Innere Medizin 22) Teilnahme an einer klinischen Studie innerhalb der letzten 30 Tage 23) Gleichzeitige Teilnahme an einer anderen klinischen Prüfung 24) Nichterfüllung der Einschlusskriterien 41 2.3. Mögliche Komplikationen Bei epidural-perineuralen Injektionen können neben dem Symptom des „postpunktionellen Kopfschmerzes” weitere gravierende Komplikationen auftreten. Benannt werden infektiöse Komplikation wie Meningitis, Arachnoiditis und das Konus medullaris-Syndrom. Durch eine vorübergehende Druckerhöhung im Epiduralraum nach der Injektion kann es kurzzeitig zu einer Verstärkung der Schmerzsymptomatik kommen. Des Weiteren wird - insbesondere bei intrathekaler Applikation von Kortikosteroiden - von epiduralen Abszessen und einem Fall von aseptischer Meningitis berichtet (Abrams et al., 1996). 42 2.4. Durchführung der Behandlung 2.4.1. Vorbereitung Im Vorfeld wurden alle für die Studie in Frage kommenden Patienten von den Stationsärzten eingehend untersucht und anamnestisch befragt. Alle Patienten, auf die ein oder mehrere der unter 2.2. (Ausschlusskriterien) genannten Ausschlusskriterien zutrafen, wurden aus der Studie ausgeschlossen. Nach einem ausführlichen Aufklärungsgespräch und der Bereitschaft der Patienten an der Studie teilzunehmen, erfolgte zunächst die Einteilung in die jeweilige Behandlungsgruppe durch Randomisierung. Um den späteren Behandlungserfolg beurteilen zu können, wurden bei Aufnahme der Patienten die objektivierbaren Parameter (Finger-Boden-Abstand [FBA], Zeichen nach Lasègue, Bewegungseinschränkung der Wirbelsäule, visuelle Analogskala, Oswestry-Score) schriftlich festgehalten. Die Patienten sollten während der stationären Behandlung im Rahmen der minimalinvasiven Wirbelsäulentherapie drei epidural-perineurale Injektionen im Abstand von jeweils zwei Tagen erhalten. Die Spritzen wurden morgens - etwa eine halbe Stunde vor Beginn der Sprechstunde - mit dem jeweiligen Medikament steril aufgezogen und mit der, dem Patienten zugehörigen fortlaufenden Nummer versehen. Auf das Abkleben der Spritzen zur Verblindung konnte verzichtet werden, da sich beide Suspensionen optisch nicht unterscheiden lassen. Um die Verblindung der Studie nicht zu gefährden, wusste lediglich der die Studie mitbetreuende Stationsarzt, welcher Patient welcher Medikation unterlag. Dieser Arzt nahm die Randomisierung sowie das Aufziehen der Spritzen vor, hatte aber keinen weiteren Kontakt zu den Probanden, so dass die Durchführung als Doppelblindstudie möglich war. Die für die Studie relevanten Injektionen wurden ausschließlich von einem 43 Therapeuten vorgenommen. Die aufgezogenen Spritzen wurden bis zur Verwendung mit einem sterilen Tuch bedeckt, um Kontaminierung zu vermeiden. 2.4.2. Technik und Durchführung Ausführliche Erläuterungen über Technik und Durchführung wurden bereits im Kapitel 1.5. (Durchführung und Technik) benannt. 2.4.3. Nachbehandlung Die Patienten wurden wiederholt auf mögliche Nebenwirkungen der Injektionen hingewiesen. Weiterhin wurden sie aufgefordert, nach jeder Injektion für mindestens eine Stunde auf der betroffenen Seite zu liegen, um das lokale Behandlungsergebnis zu maximieren. Diese Seitenlage sollten die Patienten auch während der Behandlungspausen einnehmen. Ebenfalls wurde auf die therapeutische Relevanz der übrigen Therapien (z. B. Krankengymnastik und Rückenschule) mit der Bitte um kontinuierliche Teilnahme hingewiesen. Kurz vor Abschluss der stationären Behandlung fand eine erneute Untersuchung der Patienten statt. Diese umfaßte die unter 1.2.4. (Untersuchung) bereits beschriebenen Parameter, sowie die Erfassung der visuellen Analogskala und des Oswestry-Scores. 44 2.5. Auswertung Die Auswertung der Studie erfolgte durch: 2.5.1. Datenerhebung der Patienten während des stationären Aufenthaltes Vor Beginn der therapeutischen Maßnahmen sowie nach den drei epiduralperineuralen Injektionen wurden die unter 1.2.4. (Untersuchung) bereits erläuterten Parameter erfasst und bei den restlichen Studiendaten hinterlegt. 2.5.2. Nachstationäre Datenerhebung mittels Fragebogen Nach Entlassung erhielten alle Patienten zur weiteren Datenerfassung im Abstand von drei, sechs und zwölf Monaten per Post einen Fragebogen, sowie den Oswestry-Score. Mit Hilfe des Fragebogens wurde die visuelle Analogskala (VAS), die Anzahl der seit der letzten Befragung aufgetretenen Arbeitsunfähigkeitstage und eine gegebenenfalls weitere Behandlung mit Kortikosteroiden abgefragt. 2.5.3. Statistische Auswertung Die statistische Datenverarbeitung wurde mit dem Programm SAS, Version 8.02., durchgeführt. Hypothese dieser Arbeit ist die bessere mittelfristige Wirksamkeit des Rimexolons im Vergleich zum Triamcinolonacetonid bei der epidural-perineuralen Injektion. Betrachtet wird dies anhand des Oswestry-Scores zum Zeitpunkt 6 Monate nach Behandlungsbeginn. Verglichen wird die Veränderung 45 des Scores mit dem Ausgangswert vor Behandlungsbeginn. Durch die Bildung der Differenzen zum jeweiligen Ausgangswert dR6=OR6 - OR0 und dT6=OT6 - OT0, werden Unterschiede in der anfänglichen Höhe des Scores zwischen den Probanden berücksichtigt. Anhand der berechneten Differenzen wird mit einem Zweistichproben-t-Test die Nullhypothese H0 gegenüber der Alternative H1 zum Niveau von 0,05 getestet. H0: dR6 ≥ dT6 H1: dR6 < dT6. Der Score kann Werte zwischen 0 und 100 annehmen. In der Literatur finden sich Hinweise auf eine Standardabweichung (im Folgenden „Std“ genannt) von 5,8 und 23,6 (Fairbank et al., 1980). Die Daten wurden Mittels eines tTests ermittelt und miteinander verglichen. Dieser Test erlaubt eine Aussage darüber, ob die Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen zufallsbedingt sind. Das Signifikanzniveau wurde auf 0,05 gesetzt. Aufgrund der großen Patientenanzahl wurde die Normverteilung für den t-Test als gegeben angenommen. Die Parameter der jeweiligen Behandlungsgruppe, welche im t-Test miteinander verglichen wurden, waren folgende: • Oswestry-Score • Visuelle Analogskala (VAS) Dieser Vergleich wurde zunächst in der „Intention-to-treat“-Analyse, im Anschluss daran als „per Protokoll“-Analyse durchgeführt. Bei der Analyse nach „Intention-to-treat“ wurde für alle Studienabbrecher der zuletzt nach Studienplan erhobene Messwert fortgeschrieben. Damit wurde angenommen, dass die jeweilige Therapie die Befindlichkeit nicht weiter 46 verbessern konnte, als dies bis zum letzten gültigen Messzeitpunkt geschehen war. Verbesserungen und auch weitere Verschlechterungen unter weiteren Therapien wurden hiermit ignoriert. Der Vergleich der Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage (im Folgenden „AU“ genannt) umgerechnet in Wochen, erfolgte mit einem verteilungsfreien (nichtparametrischen) Test. Verwendet wurde der Wilcoxon-Rangsummentest zum Niveau von α= 0,05 zur Überprüfung der Hypothese H0: AUR = AUT gegen H1: AUR ≠ AUT 47 3. Ergebnis 3.1. Allgemeines Insgesamt nahmen 136 Probanden an dieser Studie teil. 67 Patienten wurden mit „Rimexel®“-Injektionen und 69 mit Triamcinolon–Injektionen behandelt. Ein unvollständiger Datensatz der Aufnahmewerte führte zu einer Nichtberücksichtigung zweier mit Triamcinolonacetonid behandelten Patienten in der Abschlussauswertung. Da ein Patient aus der o.g. Gruppe die Einschlusskriterien nicht erfüllte, wurde dieser ebenfalls aus der Studie ausgeschlossen. Die Abschlussauswertung wurde demnach mit den Daten von 67 Patienten der „Rimexel®“-Gruppe und 66 Probanden der Triam-Gruppe durchgeführt. 48 3.2. Komplikationen Eine in der Literatur angeführte infektiöse Komplikation nach epiduraler Injektion ist in diesem Probandenpool - aufgrund der vorbeugenden Maßnahmen wie z.B. ausgiebiger Desinfektion der Punktionsstelle, Tragen steriler Handschuhe und Mundschutz durch den behandelnden Arzt, sowie steriler Abdeckung der Spritzen - nicht aufgetreten. Diese infektiösen Komplikationen scheinen gehäuft nach multiplen Injektionen, welche über einen langen Zeitraum erfolgt sind, aufzutreten (Abrams, O`Connor, 1996). Bei sechs Patienten traten nach epidural-perineuraler Injektion Kreislaufprobleme auf, 13 Patienten klagten über postpunktionellen Kopfschmerz, davon litt ein Proband zusätzlich unter Miktionsbeschwerden. Eine Beschwerdezunahme nach Injektion gaben zwei Patienten an. Trotz der angeführten Komplikationen führten diese bei keinem Patienten zum Abbruch der stationären Therapie. Komplikationen nach Therapie Anzahl der Fälle 12 10 Triam 8 Rimexel 6 4 2 0 Kreislauf probleme Kopf schmerzen Kreislaufprobleme u. Miktionsstörungen Schmerzzunahme Triam 4 5 1 1 Rimexel 2 7 0 1 Abb. 16: Komplikationen der beiden Behandlungsgruppen 49 3.3. Resultate Die insgesamt drei epidural-perineuralen Injektionen wurden den Patienten im Zeitraum einer Woche, im Abstand von zwei Tagen, appliziert. Im Fall einer deutlichen Schmerzlinderung bzw. Schmerzfreiheit vor der dritten Injektion wurde mit Rücksicht auf die möglichen Nebenwirkungen auf weitere epiduralperineurale Injektionen verzichtet. Diese Probanden erhielten dann lediglich noch LSPA-Injektionen und weitere physiotherapeutische Betreuung. Ziel war es ebenso, die Behandlung durch das Erlernen der progressiven Muskelentspannung nach Jakobson und durch die in der „Rückenschule“ vermittelten Übungen zu unterstützen. Mit diesen nichtinvasiven Maßnahmen sollte den Patienten die Möglichkeit der eigenständigen Rezidiv- und Beschwerdeprophylaxe gegeben werden. Des Weiteren wurde durch das Erlernen der Muskelrelaxation der bessere Umgang mit Schmerzwahrnehmung und -verarbeitung gefördert. Insgesamt haben 47 Studienteilnehmer die Studie vorzeitig abgebrochen, so dass es nicht möglich war, die vollständigen Studiendaten zu erheben. Von diesen 47 Teilnehmern erhielten 29 eine Injektion mit Triamcinolonacetinid und 18 eine mit „Rimexel®“. Sechs Studienabbrecher der Triam-Gruppe erhielten erst gar nicht die vollständige Therapie mit drei epidural-perineuralen Injektionen. Bei zwei Probanden lag ein unvollständiger Eingangsdatensatz vor, so dass sie in der Abschlussauswertung nicht berücksichtigt werden konnten. In gleicher Weise wurde mit einer weiteren Patientin verfahren, welche aufgrund ihres fortgeschrittenen Lebensalters die Altersobergrenze der Einschlusskriterien nicht erfüllte und gerade das Teilnehmeralter als möglicher Störfaktor für einen zügigen Heilungsprozess betrachtet wurde sowie als Schichtfaktor bei der Rekrutierung funktionierte. Diese drei o.g. Abbrecher erscheinen in Abb. 17 (Vergleich des Zeitpunktes des Studienabbruchs der Behandlungsgruppen) unter tx. In der „Rimexel®“-Gruppe erhielten drei Probanden nicht die vorgesehene Behandlung. In den ersten drei Monaten schieden 13 Probanden der Triam- 50 Gruppe und 10 Probanden der „Rimexel®“-Gruppe aus. Im zweiten Quartal waren es einer unter Triam und vier unter „Rimexel®“; im letzten halben Jahr noch einmal sechs unter Triam und nur einer unter „Rimexel®“. Die Gründe des Studienausschlusses sind jeweils unter den Punkten 3.3.1. („Rimexel®“-Gruppe) und 3.3.2. („TRIAM INJEKT®“-Gruppe) dargestellt. Die unterschiedliche Verteilung der Studienabbrüche in den beiden Behandlungsgruppen ist nicht signifikant (p=0,14). Auffällig ist lediglich ein höherer Aufnahmewert im Oswestry-Score und der VAS im Kollektiv der Studienabbrecher; dieser ist jedoch nicht signifikant. Schwierigkeiten ergaben sich bei der Erhebung der Daten zur Anzahl der AUTage aus eigener Angabe. Hier zeigte die wiederholte Angabe von 90 Tagen in den ersten 3 Monaten, dass offenbar häufig mit einer 7-Tage-Kalenderwoche gearbeitet wurde. Gleichzeitig gab es oft Angaben (z.B. 20 Tage), die auf eine Kalkulation mit einer 5-Tage-Arbeitwoche schließen ließen. Um diese Messungenauigkeiten aufzufangen, erfolgte die Umrechnung der AU-Tage in AU-Wochen. In vielen Fällen war dies plausibel zu übertragen, in 16 Ausnahmefällen erfolgte eine telefonische Kontrolle. 51 Zeitpunkt Studienabbruch Rimexel/Triam 25 20 Anzahl 15 Probanden 10 Rimexel Triam 5 0 t0 t1 t2 t3 tx Rimexel 3 10 4 1 0 Triam 6 13 1 6 3 Zeitpunkt drop out t0= Ausscheiden während stationärer Behandlung t1= Ausscheiden zwischen Entlassung und 3 Monaten t2= Ausscheiden zwischen 3 Monaten und 6 Monaten t3= Ausscheiden zwischen 6 Monaten und 12 Monaten tx= Ausscheiden aufgrund fehlender Eingangsdaten/Nichterfüllung Einschlusskriterien Abb. 17: Vergleich des Zeitpunktes des Studienabbruchs der Behandlungsgruppen 3.3.1. „Rimexel®“-Gruppe In dem mit „Rimexel®“ behandelten Patientenkollektiv, bestehend aus 67 Probanden, wurden folgende Ergebnisse erhoben: 18 Patienten wurden vorzeitig als Studienabbrecher verzeichnet. Der Zeitpunkt des Studienabbruchs wurde bereits unter Abb. 16 (Vergleich des Zeitpunktes des Studienabbruchs der Behandlungsgruppen) dargestellt. Die Gründe des vorzeitigen Ausscheidens veranschaulicht das folgende Diagramm. 52 Gründe Drop out Behandlungsgruppe Rimexel n = 18 weitere epidurale Injektion 44,44% 11,11% im Verlauf OP andere Steroidapplikation Dispositionsänderung: episakrale Injektion 27,78% 11,11% 5,56% keine weitere Teilnahme erwünscht Abb. 18: Gründe des vorzeitigen Studienabbruches der Behandlungsgruppe mit „Rimexel®“ Im Verlauf der Behandlung kam es zu einer deutlichen Abnahme der Schmerzsymptomatik der mit „Rimexel®“ behandelten Patienten. Dieses ist deutlich bei der Differenz zwischen den Aufnahme- und Entlassungswerten im Oswestry-Score und der VAS erkennbar. Im weiteren Beobachtungszeitraum ist eine solche Reduktion nicht wieder zu verzeichnen. 53 Wert Oswestry-Score Rimexel Verlauf Oswestry Score n = 67 100 80 plus Std minus Std Mean 60 40 20 0 Aufn. Entl. 3 Monate 6 Monate 12 Monate plus Std 50,691 41,800 39,735 39,106 36,349 minus Std 17,735 10,256 7,907 6,540 4,811 Mean 34,213 26,028 23,821 22,823 20,580 Zeitpunkt Datenerhebung Abb. 19: Verlauf Oswestry-Score Behandlungsgruppe „Rimexel®“ Rimexel Verlauf VAS n = 67 Wert VAS 100 80 60 plus Std minus Std Mean 40 20 0 Aufn. Entl. 3 Monate 6 Monate 12 Monate plus Std 78,729 49,612 55,167 53,264 53,572 minus Std 32,149 11,388 6,197 7,008 5,792 Mean 55,439 30,500 30,682 30,136 29,682 Zeitpunkt Datenerhebung Abb. 20: Verlauf VAS Behandlungsgruppe „Rimexel®“ 54 3.3.2. „TRIAM INJEKT®“-Gruppe Von den ursprünglich 69 der Triam-Gruppe zugeordneten Patienten beendeten 29 Probanden die Studie vorzeitig. Ein Proband war bei Studienbeginn älter als 65 Jahre und erfüllte somit die Einschlusskriterien nicht. Zwei weitere Teilnehmer wurden wegen eines unvollständigen Datensatzes bzgl. der Eingangswerte aus der Studie ausgeschlossen, da bei diesen somit keine Vergleichswerte gegeben waren. Die Gründe für den Studienabbruch werden in nachfolgender Abbildung graphisch dargestellt. Der Zeitpunkt des Ausscheidens wurde bereits in 3.3. (Resultate) erläutert. Gründe Drop out Behandlungsgruppe Triam n = 29 weitere epidurale Injektion 27,59% 17,24% im Verlauf OP andere Steroidapplikation 24,14% 10,34% 10,34% 3,45% 6,90% keine weitere Teilnahme erwünscht durch Beschwerdefreiheit vor dritter Injektion Dispositionsänderung: episakrale Injektion Nichterfüllen der Einschlusskriterien/ unvollständiger Datensatz Abb. 21: Gründe des vorzeitigen Studienabbruches der Behandlungsgruppe Triam Auch im Kollektiv der mit Triamcinolonacetonid behandelten Patienten lässt sich eine deutliche Linderung der Schmerzsymptomatik anhand der Verlaufswerte von Oswestry-Score und VAS verzeichnen. Der größte Effekt ist zwischen der Situation vor Behandlungsbeginn und stationärer Entlassung darstellbar. 55 Triam Verlauf Oswestry Score Wert Ostwstry-Score 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 n = 66 plus Std minus Std Mean Aufn. Entl. 3 Monate 6 Monate 12 Monate plus Std 48,768 39,298 40,412 41,743 40,520 minus Std 20,790 10,048 7,940 9,921 8,796 Mean 34,779 24,673 24,176 25,832 24,658 Zeitpunkt Datenerhebung Abb. 22: Verlauf Oswestry-Score Behandlungsgruppe Triam Triam Verlauf VAS n = 66 100 Wert VAS 80 60 40 plus Std minus Std 20 Mean 0 Aufn. Entl. 3 Monate 6 Monate 12 Monate plus Std 81,764 58,379 62,024 66,844 63,264 minus Std 37,600 9,955 9,642 10,216 11,008 Mean 59,682 34,167 35,833 38,530 37,136 Zeitpunkt Datenerhebung Abb. 23: Verlauf VAS Behandlungsgruppe Triam 56 3.4. Zusammenfassung der Ergebnisse 3.4.1. Vergleich der Oswestry-Scores In der vergleichenden Auswertung der Verläufe der Oswestry-Scores zeigen Wert Oswestry-Score sich keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Behandlungsgruppen. Vergleich Verlauf Oswestry-Score 40 35 30 25 20 15 10 5 0 Mean Triam Mean Rimexel 3 Monate 6 Monate 12 Monate Aufn. Entl. Mean Triam 34,779 24,673 24,176 25,832 24,658 Mean Rimexel 34,213 26,028 23,821 22,823 20,580 Zeitpunkt der Datenerhebung Abb. 24: Verlaufsbeobachtung des Oswestry-Scores der beiden Behandlungsgruppen Tab. 5: Intention-to-treat Analyse; t-Test :Verlauf Oswestry-Score Variable p-Wert Score Aufnahme 0,8315 Score Entlassung 0,6083 Score 3 Monate 0,8989 Score 6 Monate 0,2832 Score 12 Monate 0,1396 57 3.4.2. Vergleich der VAS Im Vergleich der VAS zeigten sich tendenziell geringere Schmerzwerte unter der Medikation mit „Rimexel®“ gegenüber der mit Triam. Diese sind nach 6 und 12 Monaten auffällig, weisen aber keine Signifikanz auf. Vergleich Verlauf VAS 100 Wert VAS 80 Mean Traim 60 40 Mean Rimexel 20 0 Aufn. Entl. 3 Monate 6 Monate 12 Monate Mean Traim 59,682 34,167 35,833 38,530 37,136 Mean Rimexel 55,439 30,500 30,682 30,136 29,682 Zeitpunkt Datenerhebung Abb. 25: Verlaufsbeobachtung der VAS der beiden Behandlungsgruppen Tab. 6: Intention-to-treat Analyse; t-Test :Verlauf VAS Variable p-Wert VAS Aufnahme 0,2849 VAS Entlassung 0,3360 VAS 3 Monate 0,2452 VAS 6 Monate 0,0644 VAS 12 Monate 0,0895 58 3.4.3. Vergleich der Anzahl der AU-Wochen Bei der Analyse der AU-Dauer in Wochen zeigen sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen. AU-Zeit in Wochen Verlauf AU-Zeit in Wochen 10 8 Mean Rimexel 6 Mean Triam 4 2 0 3 Monate 6 Monate 12 Monate AU Wochen Gesamt Mean Rimexel 3,7736 1,7925 2,2885 7,6923 Mean Triam 2,5435 1,5957 3,1333 7,1136 Zeitpunkt Datenerhebung Abb. 26: Verlaufsbeobachtung der AU-Dauer der beiden Behandlungsgruppen Tab. 7: Intention-to-treat Analyse; t-Test :Verlauf AU-Dauer Variable p-Wert AU 3 Monate 0,1904 AU 6 Monate 0,7800 AU 12 Monate 0,5043 59 3.4.4. Analyse per Protokoll Nach Protokoll haben 89 Patienten die Studie durchgeführt, 40 davon unter der Therapie mit „TRIAM INJEKT® sowie 49 mit „Rimexel®“. Die Probanden dieser beiden Gruppen hatten bei Aufnahme ein ähnliches Schmerzniveau, was sich anhand ähnlicher Werte im Oswestry-Score und in der visuellen Analogskala erkennen lässt. Jedoch veränderte sich der Oswestry-Score durch die Behandlungen signifikant unterschiedlich (p=0,03), indem er durch die Triam-Behandlung deutlich stärker gesenkt wird. Eine ähnliche Tendenz zeigt sich auch für die VAS-Werte. Dieser unterschiedliche Effekt kann im späteren Verlauf der Studie nicht mehr nachgewiesen werden, vielmehr gleichen sich die Ergebnisse der beiden Therapien immer stärker einander an. Es sind keine signifikanten Unterschiede in den langfristigen Therapieeffekten festzustellen. 3.4.5. Résumé In den Vergleichen der Oswestry-Scores, der VAS-Verläufe und der AUZeiten konnten keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden. Ebenso nicht statistisch auffällig ist die Verteilung des Zeitpunktes der Studienabrecher beider Behandlungsgruppen (Chi-Quadrat-Test: p=0,14). Die Auffälligkeit der OP-Indikation (Abb. 27: Gründe des vorzeitigen Studienabbruches der Behandlungsgruppe mit „Rimexel®“, Abb. 21: Gründe des vorzeitigen Studienabbruches der Behandlungsgruppe Triam) während der Studiendauer ist mit p= 0,13 ebenfalls nicht signifikant. Insgesamt ist mit dieser Studie in der „Intention-to-treat“-Analyse und der „per Protokoll“-Auswertung eine Überlegenheit von „Rimexel®“ gegenüber Triamcinolonacetonid bei der epidural-perineuralen Injektion im Rahmen der Behandlung von Wurzelreizsyndromen nicht zu belegen; die beiden Medika- 60 mente weisen vielmehr eine vergleichbare Schmerzreduktion auf; demnach kann „Rimexel®“ als ebenfalls gut verträgliche Alternative zu Triamcinolonacetonid bewertet werden. Die Studie lässt somit den Schluss zu, dass sowohl „Rimexel®“ als auch Triamcinolonacetonid in der epidural-perineuralen Anwendung von der Verträglichkeit her identisch sind und somit „Rimexel®“ als equivalente Medikationsalternative einsetzbar wäre. Demnach wäre die Zulassung für beide Medikamente erstrebenswert. 61 4. Diskussion Zu Beginn der Diskussion möchte ich noch einmal kurz die Wirkung von epidural-perineural applizierten Steroiden zusammenfassen: Durch die epidural-perineurale Injektionsform gelangt man an den Ort der Schmerzentstehung des lumbalen Wurzelreizsyndroms. Hierbei kann die eigentliche Wurzelreizung mehrere Ursachen haben, wie z.B. Prolaps / Protrusion, Spinalkanalstenose oder vermehrte Narbenbildung nach Diskotomie. Alle diese Ursachen führen - entweder durch mechanische Reizung oder ödematöse Schwellung - zu einer Verstärkung des Druckes, bedingt durch zusätzliche Enge auf die umliegenden Nervenwurzeln. Dieser Circulus vitiosus kann durch die o.g. Injektionen durchbrochen werden, indem die relative Raumenge um die betroffenen Nervenwurzeln beseitigt wird. Dies geschieht durch die allgemeine Wurzelabschwellung, die Verminderung der Abflussstauung der gestauten Epiduralvenen sowie durch die Reduktion des perineuralen Ödems. Dunbar et al. (2000) belegen einen Druckabfall innerhalb des Epiduralraumes nach epidural applizierten Steroiden für einen Zeitraum von 3 Wochen nach Injektion und erklären durch diese unterschiedlichen Druckverhältnisse die Schmerzreduktion. In der Literatur werden Therapieformen mit epiduralen Injektionsformen unterschiedlich eingeschätzt. Laut der Arbeit von Zimmermann (1996) reduziert Kortison die Bildung algetisch wirkender Substanzen. Kortison hemmt die Synthese von Arachidonsäure aus Phospholipiden und senkt somit die Konzentration von Prostaglandin E2, welches sensibilisierend und stimulierend auf die nozizeptiven Nervenendigungen wirkt. 62 Marshall und Trethewie (1977) stellen die chemische Radikulitis als einen entzündlichen Prozess der Nervenwurzel dar, hervorgerufen durch die austretende Bandscheibenflüssigkeit nach Ruptur des Anulus fibrosus. Das in der Flüssigkeit befindliche Glycoprotein wirkt als Antigen und löst eine Autoimmunreaktion aus, welche die entzündliche Reaktion des umliegenden Gewebes auslöst. Kortison lindert diesen Prozess durch seine antiinflammatorische Wirkung. Buttermann (2004a) beschreibt hingegen den Benefit von epidural und intradiscal verabreichten Steroiden nur bei einem bestimmten Patientenkollektiv, deren Beschwerdeursache in der im MRT nachweisbaren Entzündungsreaktion des die Bandscheiben umgebenden Gewebes liegt und somit die Genese der Nervenkompression darstellt. Neben den oben beschriebenen Arbeiten, die die epidurale Injektion als wirkungsvoll beschreiben, finden sich jedoch ebenso Publikationen, die diese Wirkung anzweifeln. Ridley (et al., 1988) und Dilke (et al., 1973) verzeichnen im Vergleich zur Kontrollgruppe z.B. keine signifikante Besserung der Beschwerdesymptomatik nach Kortisonbehandlung. In einer anderen Studie von Dilke (et al., 1973) erhielt die Vergleichsgruppe lediglich NaCl-Injektionen in das Lig. flavum, und hat dem zu Folge keine adäquate Therapie erhalten. Valat (et al., 2003) kann den positiven Effekt von epidural verabreichter isotoner NaCl-Lösung auf die Schmerzsymptomatik nicht ausschliessen, belegt aber keinen zusätzlichen Nutzen von epidural applizierten Steroiden im Vergleich zur reinen NaCl-Lösung. Die Bedeutung der Selektion nach Beschwerdeausmaß in der Patientenauswahl wird durch die Arbeiten von Cuckler (et al., 1985) und Snoek (et al., 1977) deutlich. Diese konnten keinen signifikanten Unterschied zwischen der 63 Vergleichsgruppe und der Experimentalgruppe verzeichnen. In diese Studien wurden jedoch nur Patienten aufgenommen, die nach zweiwöchiger konservativer Therapie mit Bettruhe und oralen nichtsteroidalen Antiphlogistika keine Beschwerdebesserung erzielten. Die berechtigte Kritik von Shelokov und Rashbaum (1989) zielt hier auf die Selektion zugunsten einer schwereren Beschwerdesymptomatik in den Einschlusskriterien. Bush (1991) propagiert, dass in Studien mit negativem Ausgang die Selektionskriterien darauf hindeuten, dass alle Patienten sowohl einen signifikanten myelographischen Defekt als auch ein neurologisches Defizit aufwiesen. Als weiteren möglichen Grund für diese unterschiedlichen Studienergebnisse gibt Krämer (et al., 1997) die Applikationsart an. Durch die herkömmlichen kaudalen oder posterioren Injektionstechniken scheinen die Steroide nicht in ausreichender Konzentration an die betroffene Nervenwurzel zu gelangen, so dass der Beschwerderückgang bei den Patienten, die in epidural-perineuraler Technik behandelt wurden, deutlich größer war als der in der mit konventionell-epiduralen Injektionen behandelten Gruppe. Ng (et al., 2005) geben zu bedenken, dass bei epidural-perineuralen Injektionen als Mittel der Wahl in der nicht operativen Behandlung des Lumbalsyndroms bis dato noch keine Langzeitergebnisse vorliegen. In dieser Arbeit wird vielmehr die Alternative der periradikulären Injektion mit Buvicain propagiert. Die Behandlungsgruppe, deren Injektionen neben Buvicain zusätzlich als Steroidkomponente Methylprednisolon enthielten, hatten keine weitere Verbesserung in Bezug auf die visuelle Analogskala sowie den Oswestry-Score drei Monate nach Injektionszeitpunkt. Eine weitere Therapiealternative in der epiduralen-perineuralen Behandlung von lumbalen Nervenwurzelkompressionssyndromen bei Patienten, bei denen eine Kortisonbehandlung kontraindiziert ist, stellt die Gabe von IL1-Ra 64 (Orthokin®) dar. Diese Therapieform bewirkt, ebenso wie die Kortisonbehandlung, eine signifikante Verbesserung des Gesundheitszustandes. Dieser Effekt tritt besonders im Vergleich der VAS drei Monate nach Injektion auf; die Schmerzreduktion hielt auch nach Behandlung mit „Orthokin®“ über den Beobachtungszeitraum von 6 Monaten an (Becker et al., 2004). Die exakte Injektionstechnik in den Epiduralraum ist ein ausschlaggebender Faktor. Etwa 25 % der durchgeführten epiduralen Injektionen gelangen, laut einer Arbeit von White (1983), nicht in den Epiduralraum. Um diese Fehlerquote möglichst zu minimieren, wurden die Injektionen in dieser Studie alle von einem erfahrenen Therapeuten durchgeführt. Eine Reduktion dieser Fehlerquelle bietet die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Orthopädie mit der Radiologie. Bei computertomographisch gesteuerten Injektionen kann vor Applikation die genaue Lage kontrolliert und gegebenenfalls korrigiert werden. Diese Präzision bedingt jedoch eine nicht zu unterschätzende Strahlenbelastung für den Patienten und den Therapeuten. Dennoch ist die computertomographisch gesteuerte Injektionstechnik gerade für den noch nicht so routinierten Arzt zur Lagekontrolle der Nadel sowie für die individuelle Lernkurve von Vorteil. Ebenfalls kann so auch die medizinische Dokumentation über die Bildgebung erfolgen (Aprill, 1999). Price et al. (2000) belegen jedoch die ausreichende Präzision epiduraler Injektionen durch geübte Therapeuten bei nicht übergewichtigen Patienten auch ohne bildgebende Kontrolle während der Applikation. Lediglich caudale epidurale Injektionen sollten, unabhängig vom Gewicht der Patienten, stets zu Gunsten der besseren Genauigkeit der Platzierung unter Bildwandler-/CTKontrolle erfolgen. Die Strahlenbelastung kann in naher Zukunft durch den Austausch des bildgebenden Verfahrens von CT auf MRT entfallen. Dennoch müssen - gerade in der heutigen Zeit - der nicht zu vernachlässigende Zeitfaktor und die erheb- 65 lichen zusätzlichen Kosten bedacht werden, welche dazu beitragen, dass diese wirksame Therapieform seltener zur Anwendung kommen würde. Ein Therapeut mit langjähriger Erfahrung reduziert die Applikationsungenauigkeit auch ohne Bildgebung und minimiert auf Grund seiner Routine die möglichen Nebenwirkungen. Der postpunktionale Kopfschmerz ist eine nicht schwerwiegende, aber für den Patienten höchst unangenehme Komplikation. Dieser Schmerz entsteht durch Verlust von Liquor cerebrospinalis während oder nach der Punktion. Um den Liquorverlust zu minimieren, wurden die therapeutischen Injektionen in Zweinadeltechnik durchgeführt. Durch eine im Lig. flavum plazierte Introducernadel wurde mit einer 29G–Nadel der Epiduralraum punktiert. Von schwerwiegenden Nebenwirkungen - wie z.B. epiduralen Abszessen nach epiduralen Injektionen - wird in der Literatur ebenfalls berichtet (Chan, Leung, 1989; Dougherty, Fraser, 1978; Plumb, Dismukes, 1977; Roberts et al., 1967). Diese Abszesse können sowohl bakterieller als auch abakterieller Genese sein (Abrams, O`Connor, 1996). Die Anzahl dieser Nebenwirkungen ist jedoch gering und tritt vermehrt durch unsterile Verhältnisse bzw. mehrfache subarachnoidale Injektionen auf. Daher ist die Anzahl der Injektionen auf das erforderliche Minimum zu beschränken sowie sterile Arbeitstechniken unabdingbar. Eine retrospektive Studie, die die Nebenwirkungen und Komplikationen der Injektionsbehandlung bei degenerativen Behandlungen der Wirbelsäule untersuchte, zeigte jedoch, dass lediglich 0,3 % der Patienten nach unterschiedlichen Injektionen im Bereich der Wirbelsäule unerwünschte Nebenwirkungen beschrieben haben. Häufigstes Ereignis waren der postpunktionale Kopfschmerz und Kreislaufdysregulationen nach epidural-perineuralen Injektionen. Insgesamt kann die orthopädische Injektionsbehandlung als komplikationsarm angesehen werden (Willburger et al., 2005). 66 In dieser Studie sind weder nach Applikation von Rimexolon noch von Triamconolonacetonid schwerwiegende Nebenwirkungen aufgetreten. In Einzelfällen berichteten die Probanden von leichten Kopfschmerzen nach Injektion. Studienabbrüche aus diesem Grund gab es jedoch nicht. Abszesse, bzw. Infektionen der Injektionsstellen traten nicht auf. Neben der Diskussion um die Applikationsart und die zu vermeidenden Nebenwirkungen steht natürlich die Wahl der injizierten Substanz im Fokus der Aufmerksamkeit. Bell und Rothman (1984) verglichen in einer Studie epidurale Steroidinjektionen mit ebenfalls epidural verabreichter Kochsalzlösung. In dieser Arbeit ließ sich kein signifikanter Unterschied in den beiden Behandlungsgruppen aufzeigen. Dieses Ergebnis wurde in der Studie von Krämer et al. (1997) nicht reproduziert. Krämer et al. verglichen in dieser Studie epidural-perineural verabreichtes Kortison mit Kochsalzlösung. Um den Einfluss systemischer Steroidwirkungen auf die Schmerzsymptomatik auszuschließen, wurde den Probanden in der NaCl-Gruppe zusätzlich intramuskulär Kortison verabreicht. Hier zeigte sich deutlich die Überlegenheit der epidural-perineuralen Injektionen mit Steroiden im Vergleich zu reiner Kochsalzlösung. Aufgrund der beschriebenen Therapievorteile der steroidhaltigen epiduralen Injektionen wurde in dieser Studie bewusst auf einen Placeboarm - zugunsten des Therapieeffektes im Sinne der Patienten - verzichtet. Einen direkten Vergleich zweier epidural applizierter Steroide bezüglich der Effektivität in der Behandlung des Lumbalsyndroms führten Stanczak et al. (2003) durch. In dieser Studie wurden die Auswirkungen auf die Schmerzreduktion von Kenalog (Triamcinolonacetonid) mit denen von Celestone Soluspan (Betamethason) verglichen. Beide Medikamente bewirkten nach epiduraler Injektion einen Rückgang der Rückenschmerzen sowie der radikulären Schmerzsymptomatik bei mehr als der Hälfte der behandelten Patienten. Die mit Triamcinolonacetonid therapierten Probanden 67 wiesen jedoch – im Vergleich zum Celestone Soluspan Kollektiv eine signifikant überlegene Schmerzreduktion zum Zeitpunkt eine und zwei Wochen nach Injektion auf. Diese Unterschiede werden mit der unterschiedlichen Wasserlöslichkeit beider Substanzen erklärt; Triamcinolon hätte dann durch die wesentlich schlechtere Hydrophilie einen größeren Depoteffekt im Gewebe. Nach einer Arbeit von Derendorf (et al., 1990) scheint eine - im Vergleich zum Triamcinolonacetonid - in der Molekülstruktur leicht veränderte Substanz, das Rimexolon eine verbesserte Alternative darzustellen. Verglichen wurde die mittlere Verweildauer mehrerer Depotkortikoide nach intraartikulärer Injektion. Der gemessene Parameter, die „Mean Residence Time“ (MRT), stellt ein Maß für die mittlere Verweildauer der jeweiligen Substanzen im Organismus dar, welches mit der klinischen Wirkdauer korreliert. Rimexolon weist von allen gegenübergestellten Depotsteroiden die höchste MRT von 25 Tagen auf. Die MRT von Triamcinolonhexacetonid liegt mit 6 Tagen deutlich dahinter. Da Rimexolon und Triamcinolonacetonid, anders als andere Steroide, keine Prodrugs sind, ist die Auflösungsgeschwindigkeit in der Synovia der geschwindigkeitsbestimmende Schritt für die systemische Resorption. Durch die lange MRT sind systemische Nebenwirkungen praktisch zu vernachlässigen und die erwünschte antiinflammatorische Wirkung verbleibt hauptsächlich in der Umgebung des Applikationsortes. Die in dieser Studie - im Vergleich zum Triamcinolonacetonid - erwartete längere Schmerzreduktion bei den mit Rimexolon behandelten Patienten konnte anhand der erhobenen Daten nicht verifiziert werden. Allerdings waren die primären Zielkriterien (Visuelle Analogskala, Oswestry-Score) subjektive - von der Gesamtbefindlichkeit der Patienten abhängige - Parameter. Des Weiteren stellt sich die Frage, ob die bestätigte längere intraartikuläre Verweildauer von Rimexolon im Vergleich zu Triamcinolonacetonid - bedingt durch höhere Lipophilie - auch außerhalb geschlossener Gelenke diesen für 68 die längere Schmerzreduktion wichtigen ortsständigen Depot-Effekt aufweist. Diese Fragestellung kann mit den in dieser Studie erhobenen Daten und Ergebnissen nicht abschließend beantwortet werden. Ebenfalls könnten die Zeitpunkte der Patientenbefragungen, die auf den mittel- und langfristigen Vergleich (drei, sechs und zwölf Monate nach Injektion) der Medikamente ausgelegt waren, ungünstig gewählt worden sein, da mögliche kurzfristig nach Injektion auftretende, ggf. signifikante Unterschiede nicht erfasst worden sind. Die ebenfalls erhobene Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage im Folgejahr nach Therapie kann nur richtungsweisend sein, da nicht zwischen selbständigen, angestellten und gegebenenfalls zur Zeit nicht berufstätigen Probanden unterschieden wurde. Ein weiteres Problem bei der Endauswertung stellen die Zahlen der Studienabbrecher dar. Die Probanden, welche aufgrund einer operativen Intervention aus der Studie ausgeschieden sind, machten in der „Triam“-Gruppe 27,59% und in der „Rimexel®“-Gruppe 11,11% der jeweiligen Studienabbrecher aus. Dieser Unterschied erscheint groß, ist aber statistisch nicht signifikant (p=0,13). Zu bedenken ist jedoch die geringe Fallzahl, wonach diese Auswertung nur bedingt Aussagekraft aufweist. Demnach ist die Reduktion einer operativen Behandlungsnotwendigkeit nach „Rimexel®“-Injektionen bei statistisch ähnlichem Diagnosespektrum im Vergleich zur „Triam“-Gruppe nur als relative Tendenz zu werten. Bei den Studienabbrechern beider Behandlungsgruppen, welche unter dem Abbruchgrund „andere Steroidapplikationen“ in Abb. 18 (Gründe des vorzeitigen Studienabbruches der Behandlungsgruppe mit „Rimexel®“) und Abb. 21 (Gründe des vorzeitigen Studienabbruches der Behandlungsgruppe Triam) aufgeführt sind, konnte aufgrund der vorhandenen Daten nicht geklärt werden, aus welchem Grund und in welcher Applikationsart die Steroidtherapie erfolgte. Diese Ungenauigkeit in der Datenerhebung könnte zu hypothetischen 69 Erklärungsversuchen in der „intention-to-treat“-Analyse führen und somit einen spekulativen Vorteil des Triam belegen. Dieser Parameter kann jedoch im Endergebnis dieser Studie vernachlässigt werden, da auch die „per Protokoll“-Analyse, in welcher die Messwerte der Studienabbrecher nicht berücksichtig worden sind, im langfristigen Therapieeffekt keine relevanten Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Behandlungsgruppen aufzeigt. Eine statistisch belegbare Überlegenheit in der langfristigen Schmerzreduktion und weiterer therapeutischer Interventionsnotwendigkeit konnte für keines der beiden Medikamente nachgewiesen werden. Mangels Kontrollgruppe kann abschließend auch keine Aussage darüber getroffen werden, ob die erlangte Beschwerdebesserung auch ohne therapeutische Intervention oder nach nur einer epidural-perineuralen Injektion eingetreten wäre. Arden et al. (2005) berichten über keinen zusätzlichen Nutzen hinsichtlich wiederholter epiduraler Injektionen mit Triamconolonacetonid. Vielmehr sei eine für den Zeitraum von 3 Wochen nach Injektion nachgewiesene, vorübergehende Verbesserung der Mobilität sowie der Schmerzlinderung auch nicht durch die erneute Applikation zu steigern. Ebenfalls konnten keine anhaltenden positiven Wirkungen bezüglich der Schmerzlinderung, Funktion oder späterer OP-Notwendigkeit festgestellt werden. Im Gegensatz dazu äußern sich Wang et al (2002). Sie untersuchten in ihrer Arbeit Patienten mit bestehender OP-Indikation bei Prolaps im Bereich der LWS, um durch epidurale injizierte Steroide die operative Behandlungsnotwendigkeit zu vermeiden oder zu verschieben. Das Ergebnis zeigt eine durch die epidurale Steroidapplikation erreichte angemessene Linderung der radikulären Schmerzsymptomatik über einen Zeitraum von 12 bis hin zu 27 Monaten nach Therapie. Die so behandelten Patienten könnten demnach eine ggf. notwendige chirurgische Intervention in dieser Zeitspanne vermeiden. Buttermann (2004b) gibt zu bedenken, dass hinsichtlich der Reduktion der 70 Beschwerden, deren Ursachen in ausgeprägten Bandscheibenvorfällen der LWS liegen, die operative Behandlung durch Diskotomie der epiduralen Injektionstherapie mit Steroiden überlegen ist. Steroidhaltige epidurale Injektionen bewirken zwar keine Heilung der eigentlichen Erkrankung aber bewirken durch die Linderung der Beschwerdesymptomatik ein zumindest teilweise schmerzfreies Intervall, in welchem die Patienten durch physiotherapeutische Maßnahmen selbst am aktiven Genesungsprozess teilnehmen können und sogar müssen. Der positive Effekt der Kombination aus epiduraler Injektionstherapie und zeitgleicher Physiotherapie wird auch von Nelson et al (1997) belegt. Demnach stellen steroidhaltige epidurale Injektionen, als minimalinvasive Therapieform nach Ausreizung nichtinvasiver Maßnahmen, die nächste wirksame Option im Gesamttherapiekonzept der Behandlung radikulärer Schmerzsymptomatik - vor der manchmal dennoch nicht vermeidbaren Operation - dar. 71 5. Zusammenfassung Zusammenfassend bestätigt sich in dieser Studie zunächst die gute Verträglichkeit von Rimexolon bei epidural-perineuraler Injektion. Hier findet sich kein Unterschied zu Triamcinolonacetonid. Die Patienten beider Behandlungsgruppen erfahren im Mittel eine deutliche Linderung der Schmerzsymptomatik nach Abschluss der stationären Injektionstherapie. Diese Verringerung der Schmerzangabe spiegelt sich in den Verläufen der Mittelwerte der VAS und im Oswestry-Score wider; in deren Auswertung imponiert eine Tendenz zu geringeren Schmerzwerten nach Rimexolonbehandlung. Statistisch auffällig, aber nicht signifikant, werden diese Unterschiede im Vergleich der visuellen Analogskala nach sechs und zwölf Monaten. Dieser Unterschied trifft hauptsächlich auf die jüngeren Studienteilnehmer zu. Rimexolon stellt somit also eine ebenbürtige Alternative hinsichtlich Schmerzreduktion und Verträglichkeit zum Triamcinolonacetonid in der Therapie des Lumbalsyndroms dar. Wünschenswert wären weitere ausgiebige Untersuchungen im größeren Kollektiv - speziell bei unter 50jährigen Patienten – um den in dieser Studie ermittelten tendenziell größeren Benefit bei der Injektionsbehandlung mit „Rimexel®“ bei jüngeren Patienten gegebenenfalls signifikant zu verifizieren. 72 6. LITERATURVERZEICHNIS Abrams, S.E., O`Connor, T.C. (1996). Complications associated with epidural steroid injections. Reg. Anesth., 21, 2, 149-162 Aprill, C.N. (1999): Epidural/perineural injection. Eur Spine J, 8, 81 Arden, N.K., Cooper, C., Dunne, C., Hazelgroce, J., Michel, M., Price, C., Reading, I., Rogers, P. Stubbing, J. (2005). A multicentre randomized controlled trial of epidural corticosteroid injections for sciatica: the WEST study. Rheumatology (Oxford) 44, 11, 1399-1406 Bathia, M.T., Parikh, C.J. (1996). Epidural saline therapy in lumbosciatic syndrome. J Indian Med. Ass, 47, 11, 537-542 Becker, C., Drewlo, S., Heidersdorf, H., Krämer, J., Willburger, R., Zirke de Rodriguez, S. (2004). A prospective, randomized, double blinded clinical Study. International Society for the Study of the Lumbar Spine, (ISSLS) 30.05.04-05.06.04 Porto, Portugal Bell, G.R., Rothmann, R.B. (1984). the conservative treatment of sciatica. Spine: 9, 54-56 Bush, K. (1991). A controlled study of caudal epidural injections. Spine, 16, 5, 572 Buttermann, G.R. (2004a). The effect of spinal injections for degenerative disc disease. Spine J. 4, 5, 495-505. Buttermann, G.R. (2004b). Treatment of lumbar disc herniation: epidural steroid injection campored with discectomie. A prospective, randomized study. J Bone Joint Surg 86A, 4, 670-679 Chan, S.T., Leung, S. (1989). Spinal epidural abscess following steroid injection for sciatica. Spine, 14, 1, 106-108 Cuckler, J.M., Bernini, P.A., Booth R.E. Jr, Pickens, G.T., Rothman, R.H., Wiesel, S.W. (1985). The use of epidural steroids in the treatment of lumbar redikular pain: A prospective randomized, double blind study. J. Bone Joint Surg 67A, 63-66 Derendorf, H., Barth, J., Möllmann, H.W. (1990). Pharmakoinetik von intraartikulär appliozierten Glukokortikoiden. Aktuelle Rheumathologie, 15, 145-153 Dilke, T.F.W., Burry, H.C., Grahame, R. (1973). Extradural corticosteroid injection in the management of lumbar nerve root compression. Br Med J, 2, 635-647 73 Dougherty, J.M., Fraser, R.A. (1978). Complications following intraspinal injections of steroids. Report of two cases. J. Neurosurg, 48, 1023-1025 Dunbar, S.A., Manikantan, P., Philip, J. (2002). Epidural infusion pressure in degenerative spinal disease before and after epidural steroid therapy. Anesth Analg, 94, 2, 417-420 Fairbank, J.C.T., Couper, J., Davies, J.B., O’Brian, J.P. (1980). The Oswestry low back pain questionnaire. Physiotherapie, 66, 271-273 Hatz, H.J. (1998). Glucocorticoide – immunologische Grundlage, Pharmakologie und Therapierichtlinien. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart Krämer, J. (2002). Behandlung lumbaler Wurzelkompressionssyndrome. Deutsches Ärzteblatt, 99, 22, A1510-1516 Krämer, J., Grifka, J. (2005). Orthopädie. 7. Aufl., Springer, Berlin, Heidelberg Krämer, J., Gowin, R., Kolditz, D. (1985). Water and electrolyte content of human intervertebral discs. under variable load. Spine, 10, 1, 69-71 Krämer, J., Bickert, U., Ludwig, J., Owczarek, V., Traupe, M. (1997). Lumbar epidural perineural injection: a new technique. Eur Spine J, 6, 357-361 Krämer, J., Nentwig, C.G. (1999). Orthopädische Schmerztherapie. Enge, Stuttgart Marshall, L.L., Trethewie, E.R. (1977). Chemical radiculitis, A clinical, physiological and immunological study. Clin. Orthop. 129, 61-67 Nelson, L., Aspegren, D., Bova, C. (1997). The use of epidural steroid injection and manipulation on patients with chronic low back pain. J Manipulative Physiol Ther. 20, 4, 263-266 Ng, L., Chaudhary, N., Sell, P. (2005). The Efficacy of Corticosteroids in Periradicular Infiltration for Chronic Radicular Pain: A Randomized, Double-Blind, Controlled Trial. Spine, 30, 8, 857-862 Plumb, V.J., Dismukes, W.E. (1977). Chemical meningitis related to intrathecal corticosteroid therapy.South Med. J., 70, 1241-1243 Price, C.M., Arden, N.K., Prosser, A.S., Rogers, P.D. (2000). Comparison of the caudal and lumbar approaches to the epidural space. Ann Rheum Dis. 59, 11, 879-882 Ridley, M.G., Gibson, T., Grahame, R., Kingsley, G. H. (1988). Outpatient lumbar epidural corticosteroid injection in the management of sciatica. Br J. Rheumatol. 27, 295-299 74 Rimexel®-Fachinformation, Thiemann Arzneimittel GmbH, Waltrop, Stand: Juni 2000 Roberts, M., McCormick, R.C., Sheppard, G.L. (1967). Tuberculous meningitis after intrathecally administered methylprednisolone acetate. JAMA, 200, 8, 904-896 Shelokov, A., Rashbaum, R. (1989). Injection therapy for conservative management of low back pain. Spine, 3, 83-89 Snoek, W., Jorgensen, B., Webber, H. (1977). Double-blind evaluation of extradural corticosteroid methylpresdnisolone for laminated lumbar discs. Acta Orthop. Scand, 48, 635-641 Stanczak, J., Blankenbaker, D.G., De Smet, A.A. (2003). Efficacy of epidural injections of Kenalog and Celestone in the treatment of lower back pain. AJR Am J Roentgenol. 181, 5, 1255-1258 Theodoridis, T., Krämer, J. (2005). Injektionstherapie an der Wirbelsäule. Thieme, Stuttgart TRIAM INJEKT®-Fachinformation, Lichtenstein Pharmazeutica GmbH & Co., Mülheim-Kärlich, Stand: Januar 2002 Valat, J.P., Bourgeois, P., Giraudeau, B., Goupille, P., Micheau-Beaugendre, V., Rozenberg, S., Soubrier, M., Richard, S., Thomas, E. (2003). Epidural corticosteroid injections for sciatica: a randomised, double blind, controlled clinical trial. Ann Rheum Dis. 62, 7,44 639-643 Wang, J.C., Brodke, D.S., Lin, E., Youssef, J.A (2002). Epidural injections for the treatment of symptomatic lumbar herniated discs. J Spinal Disord Tech. 15, 4, 269-272 White, A. H. (1983). Injection techniques for the diagnosis and treatment of low back pain. Orthop Clin North Am. 14, 3, 553-567 Willburger, R.E., Haaker, R., Knorth, H. (2005). Nebenwirkungen und Komplikationen der Injektionsbehandlung bei degenerativen Erkrankungen der Wirbelsäule. Z Orthop Ihre Grenzgeb, 143, 170-174 Zimmermann, M. (1996). Physiologie von Nozizeption und Schmerz. in Basler, H.D., Franz, C., Kröner-Herwig, B., Rehfisch, H.P., Seemann, H. (Hrsg.). Psychologische Schmerztherapie. Springer, Berlin, Heidelberg, 59-102 75 Danksagung Ganz herzlich möchte ich mich bei Herrn Prof. Dr. med. Jürgen Krämer für die freundliche Überlassung des Themas sowie die umfassende Betreuung bedanken. Der Station OR3 und den beteiligten Stationsärzten des St. Josef-Hospitals in Bochum gilt mein Dank für die Unterstützung bei der Durchführung dieser Arbeit. Besonderer Dank gilt Frau Anika Hüsing und Herrn Tim Holland-Letz vom Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie der RuhrUniversität Bochum für die ausführliche Beratung und Unterstützung in allen statistischen Belangen. 76 CURRICULUM VITAE Persönliche Daten Name: Simone Dräger Geburtsdatum: 30. Juni 1979 Geburtsort: Hattingen Familienstand: ledig Schulbildung 08/1985 – 07/1989 Städt. Grundschule Erik–Nölting, Hattingen 08/1989 – 06/1998 Städt. Gymnasium im Schulzentrum Holthausen, Hattingen; Abschluss: Allgemeine Hochschulreife Studium 10/1998 Beginn des Medizinstudiums an der Ruhr-Universität Bochum 08/2000 Ärztliche Vorprüfung (Physikum) 08/2001 Erstes Staatsexamen 08/2003 Zweites Staatsexamen 11/2004 Drittes Staatsexamen Beruflicher Werdegang seit 12/2004 in Ausbildung zur Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, Gynäkologische Abteilung St. Anna-Hospital, Herne, Leitung: Dr. med. Joachim Neuerburg 77