Kapitel 12: Nationalismus und Rechtsradikalismus Begriffliches

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Nationalismus und Rechtsextremismus
Kapitel 12: Nationalismus und
Rechtsradikalismus
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Nationalismus
Abgrenzung Nationalismus-Rechtsradikalismus
Politische Idee des Rechtsradikalismus
Rechtsradikalismus in der Schweiz
Nationalismus und Rechtsextremismus
Begriffliches
• Nationalismus
– Ideengeschichtliche Verwendung: Einsatz für das Konzept
des Nationalstaates.
– Zeitgeschichtliche Verwendung: Übertriebenes
Nationalgefühl, Überschätzung des Wertes der eigenen
Nation gegenüber anderen Völkern, Anlegung nationaler
Massstäbe an Dinge, die sonst mit allgemein-menschlichen
Massstäben gemessen werden und Bestreben, anderen die
eigene Art, Sprache oder Ausdrucksweise aufzuzwingen.
• Rechtsradikalismus: Sammelbegriff für politische
Ideen, die nationalistische, rassistische, autoritäre,
antiegalitäre Postulate beinhalten.
Nationalismus und Rechtsextremismus
Politische Idee des Nationalismus
• Historisch: Prägende politische Idee während der
Herausbildung des europäischen Nationalstaates
• Kein homogener ideologischer Gehalt des
Nationalismus: motivierende Kraft einer nationalen
Befreiungsbewegung vs. Legitimation staatlicher
Aggressionspolitik
• = Nationalismus kann Vielzahl politischer Ziele
beinhalten
Nationalismus und Rechtsextremismus
Typologien zum Nationalismus
• Qualitative Typen: humanitärer, jakobinischer,
traditioneller, integraler Nationalismus.
• National vs. nationalistisch (freiheitlich-emanzipatorische
Nationalbewegung oder organisierte Nationalismus mit
nationaler Intoleranz und Agressivität).
• Funktionstypen: humanistisch-aufgeklärter Nationalismus
der Befreiung (Risorgimento-Nationalismus);
Reformnationalismus als aufgeklärte Modernisierung
nach westlichem Muster; integraler Nationalismus als
Sammelbegriff für extreme, chauvinistische, reaktionäre,
aggressiv-expansionistische, rechte Nationalismen.
• Kulturnation vs. Staatsnation, Willensnation
Nationalismus und Rechtsextremismus
Nationalismus und Rechtsextremismus
Nationalismus Rechtsradikalismus
• Bedeutung kann aufgrund des
unterschiedlichen Inhalts der politischen
Idee „Nationalismus“ nicht
deckungsgleich sein
• Z.B. integraler Nationalismus Humanitärer Nationalismus
Nationalismus und Rechtsextremismus
Rechtsradikalismus
Nationalismus und Rechtsextremismus
The Skinhead movement
began in the early 1970s in
England, where gangs of
menacing-looking, tattooed
teenagers in combat boots
started to hang out in the
streets. Their original style of
dress and behavior was meant
to symbolize tough, patriotic,
anti-immigrant, working-class
attitudes. But slowly racist and
neo-Nazi beliefs also started to
become popular among many of
these Skinhead groups. (Some
Skinheads did not become
racist, however, just as some
are not today; in fact, some
actively oppose racism.)
Neo-Nazi Skinheads
Nationalismus und Rechtsextremismus
Nationalismus und Rechtsextremismus
Merkmale (1)
Rechtsradikalismus
Altermatt/Skenderovic (1995: 16)
nennen eine Reihe von Merkmalen, die
oft nur teilweise oder in
unterschiedlicher Kombination und
Ausprägung für den Rechtsradikalismus
kennzeichnend sind:
Nationalismus und Rechtsextremismus
• Aggressiver Nationalismus und/oder Ethnozentrismus,
die sich in Xenophobie und Ausländerfeindlichkeit
ausdrücken.
• Rassismus, der auf eine biologistische Weltsicht aufbaut
und/oder eine ethnisch-kulturell diskriminierende
Ausgrenzung anderer Menschen betreibt.
• Antisemitismus, der sich in offener oder versteckter
Judenfeindlichkeit und in der Verharmlosung oder
Leugnung der nationalsozialistischen Verbrechen
äussert.
• Autoritarismus, der mit der Forderung nach einem starken
Staat und einer Führerfigur verbunden ist.
• Antiegalitäres Gesellschaftsverständnis, das die natürlichorganische Gliederung und hierarchische Ordnung
hervorhebt.
Nationalismus und Rechtsextremismus
Merkmale (2)
• Betonung der Volksgemeinschaft, die auf einer
kulturellen, ethnischen und sozialen Homogenität
aufbaut.
• Antipluralistisches Politik- und Gesellschaftsverständnis,
das den demokratischen Meinungsbildungs- und
Entscheidungsprozessen misstraut.
• Gewaltakzeptanz, die in sozialen und politischen
Konflikten zum Ausdruck kommt.
• Demagogischer Stil, der sich in aggressiver Sprache und
der Verunglimpfung des Gegners zeigt.
• Absoluter Wahrheitsanspruch, der gesellschaftliche
Toleranz verunmöglicht.
Ursachen für Rechtsextremismus
Zwei sozialwissenschaftliche Forschungsansätze:
• Modernisierung mit den Individualisierungs- und
Desintegrationsprozessen begünstigt Entstehung
rechtsextremer Denk- und Verhaltensweisen (Analyse
des Sozialisationsprozesses rechtsextremer
Jugendlicher).
• Analyse der politischen, ideologischen und kulturellen
Bedingungen, die die Entstehung und Verbreitung der
extremen Rechten begünstigen (Z.B. Ethnisierung
sozialer Ungleichheiten, sich wandelnde
gesellschaftliche Akzeptanz für ideologische und
kulturelle Diskurse mit rechtsextremen Inhalten)
Nationalismus und Rechtsextremismus
Erklärungen, welche sich allzu stark auf die
negativen Folgen des
Modernisierungsprozesse beschränken,
neigen dazu, die gesellschaftliche
Verantwortung nationaler Eliten für die
Entstehung von Rechtsextremismus zu
unterschätzen: Der gesellschaftliche Wandel
lässt sich in seinen grossen Zügen kaum
beeinflussen; Modernisierungsverlierer,
zerstörte soziale Milieus und
Familienstrukturen usw. als unvermeidbare
Nebenprodukte.
Nationalismus und Rechtsextremismus
• es sich - wie Wahlanalysen zeigen - bei
den Anhängern von rechtsextremen
Gruppierungen nicht nur um
Modernisierungsverlierer handelt;
rechtsextremes Wahlverhalten ist oft
auch Ausdruck eines
Vertrauensverlusts gegenüber dem
etablierten Parteiensystem,
Nationalismus und Rechtsextremismus
Forschungsansätze, die sich mit den
politischen und sozialen
Rahmenbedingungen befassen,
rechtfertigen sich damit, dass (vgl.
Altermatt/Skenderovic 1995: 20 ff.):
Nationalismus und Rechtsextremismus
• rechtsextremes Gedankengut latent
vorhanden ist und jederzeit aktiviert werden
kann,
• es die politische Kultur nicht zu
vernachlässigen gilt; Akzeptanz von Gewalt
als Lösungsmittel und Vorstellungen von
Ungleichheiten und Hierarchie begünstigen
Rechtsextremismus,
• sich ein Wandel zu einem Neo-Rassismus
vollzogen hat, der nicht auf biologisch
begründeter, sondern auf kultureller und
ethnischer Ungleichheit basiert,
Nationalismus und Rechtsextremismus
Nationalismus und Rechtsextremismus
Rechtsextremismus in der Schweiz
• die Populismusforschung zeigt, wie politische
Eliten aus der Unzufriedenheit der
Bürgerinnen und Bürgern machtpolitischen
Nutzen ziehen und auf Legitimationsdefizite
politischer Systeme hinweist,
• die Asyl- und Ausländerpolitik einen wichtigen
Hintergrund für die Verbreitung
rechtsextremer Orientierungen liefert.
Nationalismus und Rechtsextremismus
Partei national orientierter Schweizer (PNOS)
Die PNOS wird nationale Freiheit, soziale Gerechtigkeit, das Recht auf
Souveränität und freie Selbstbestimmung für unsere Schweiz durchsetzen.
Im Kampf für das Überleben unseres Schweizer Volkes stellt die PNOS den
besonderen Schutz der Familie, als Träger des biologischen Erbes, in den
Mittelpunkt ihres politischen Wollens.
Nur die PNOS ist der Garant dafür, dass die Überfremdung der Schweiz
beendet wird, dass die Schweiz das Land der Schweizer bleibt. Die PNOS
kämpft für eine natürliche, lebenswerte Zukunft unserer Kinder.
Die PNOS unterstützt ein umweltbewusstes Handeln, das den bestehenden
Widerspruch zwischen Ökonomie und Ökologie durch eine bedarfsorientierte
Wirtschaft löst.
Wir die PNOS wollen eine neue Ordnung, in der nicht der Profit, sondern der
Mensch im Mittelpunkt steht.
Die Wirtschaft darf niemals Selbstzweck sein, sondern muss sich der
Gemeinschaft unterordnen. Nicht der Staat hat der Wirtschaft, sondern die
Wirtschaft dem Staat und dem Gemeindewohl zu dienen.
Gruppierungen:
• 1930er Jahre: Frontenfrühling (Neue Front, Nationale Front,
Action française usw.), Anlehnung an den Nationalsozialismus
(Deutschschweiz), Faschismus (Lat. Schweiz)
• Nachkriegszeit: Altfaschisten um G.-A. Amaudruz (Novel Ordre
Européen, Zeitschrift „Courrier du Continent“)
• 1970/80er Jahre: Neonazistische Gruppen, Gruppen der neuen
Rechten (Zirkel Avalon)
• Ende 1980er: „neuer Frontenfrühling“ (Patriotische Front, Neue
Front)
• 1990er Jahre: Negationisten, Neonazistische Gruppen
(Hammerskins usw.), Nationale Initiative Schweiz, Partei
National orientierter Schweizer (PNOS)
Nationalismus und Rechtsextremismus
Rechtsextremismus - Parteien
• 1960/70er Jahre: Wahlerfolge/ Überfremdungsinitiativen von Schwarzenbach, Nationale Aktion,
Republikanern
• Erste Hälfte 1990er Jahre: Wahlerfolge von SD,
Autopartei (EDU und Lega) mit Themen Asyl- und
Ausländerpolitik („Das Boot ist voll“).
• Ab Mitte der 1990er Jahre: Wählerschwund bei SD,
Freiheitspartei, Integration rechtsextremer Wähler in
die SVP
Nationalismus und Rechtsextremismus
Rechtsextremismus im internationalen Vergleich
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Armingeon (1995): Rechtsextremes Potential in der Schweiz ist
vergleichsweise tief. Gründe:
bisherige Vermeidung von Verunsicherung durch Wirtschafts- und
Beschäftigungskrisen und durch Globalisierungsprozesse
die politische Kultur der Schweiz zeichnet sich durch breite
Unterstützung der Grundrechte auf eigene Sprache und Kultur aus
direkte Demokratie: rechtsextreme Einstellungen können temporär
politisch relevant werden, ohne dass sie institutionell stabilisiert
werden,
System der etablierten bürgerlichen Parteien, die den grössten Teil
des rechtsextremen Potentials politisch integrieren,
die programmatische Ausrichtung der rechtsextremen Parteien, die
sie daran hindert, zu einer organisierten stabilen Kraft zu werden.
Nationalismus und Rechtsextremismus
Diskussion
Ist die SVP eine rechtsradikale Partei?
Ist die SVP eine nationalistische Partei?
Rechtspopulistisch?
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