Neue Strategie zur Hemmung der Virus

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Neue Strategie zur Hemmung der Virus-Vermehrung
Viren benötigen für ihre Vermehrung funktionstüchtige Zellen. Therapien setzten bislang
vor allem an viruseigenen Faktoren an und erzeugten häufig Resistenzen. Neue, verbesserte
Therapien versuchen die Virusvermehrung durch Hemmung zelleigener Faktoren zu
stoppen.
Professor Dr. Ralf Bartenschlager © Universitätsklinikum Heidelberg
Das Team um Professor Dr. Ralf Bartenschlager, Direktor der Abteilung Molekulare Virologie
am Hygiene-Institut des Universitätsklinikums Heidelberg, hat ein Protein in befallenen
Leberzellen identifiziert, das für die Vermehrung des Hepatitis C Virus essenziell ist und dessen
Hemmung die Virusvermehrung hoch effizient blockiert. Die Studie wird in der renommierten
Zeitschrift „Public Library of Science Pathogens" veröffentlicht.
Viren benötigen Zellproteine zur Vermehrung
Über 170 Millionen Menschen weltweit sind von einer chronischen Hepatitis C betroffen. Nach
einer Infektion verbleibt das Virus in bis zu 80 Prozent der Fälle lebenslang im Körper. Diese
chronisch Infizierten tragen dann ein hohes Risiko an einer schwerwiegenden Leberentzündung
oder gar einem Leberzelltumor zu erkranken.
Viren sind mit minimaler Erbinformation ausgestattet und deshalb für ihre Vermehrung
wesentlich auf die befallenen Zellen angewiesen. Ein wichtiger Zell-Faktor für die Vermehrung
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des Hepatitis C Virus ist das Protein Cyclophilin, das für den ordnungsgemäßen Aufbau
größerer Proteinstrukturen in der Zelle wichtig ist. Cyclophilin kann sehr wirksam durch ein
Medikament gehemmt werden, das bisher vor allem nach Organtransplantationen eingesetzt
wurde, das Immunsuppressivum Cyclosporin. Auf der Suche nach besser verträglichen
Wirkstoffen für die Hepatitis-C-Therapie wurden Abkömmlinge (Derivate) des Cyclosporins
entwickelt, die das Immunsystem nicht mehr unterdrücken, das Cyclophilin aber immer noch
sehr wirksam hemmen. Ein solches Derivat ist DEBIO-025. Obwohl man den genauen
antiviralen Wirkmechanismus von DEBIO-025 bei der Hepatitis-C-Therapie noch nicht kennt,
werden bereits klinische Studien durchgeführt.
Das entscheidende Protein ist Cyclophilin A
Cyclophilin-A-Komplex mit Cyclosporin (gelb) © Drug Discovery Opinion
Es gibt zahlreiche Cyclophiline in der Zelle, die durch Cyclosporinderivate gehemmt werden.
Die Heidelberger Wissenschaftler untersuchten an Leberzellen, welches Cyclophilin
entscheidend für die Vermehrung des Hepatitis-C- Virus ist und fanden: Nur die Blockade von
Cyclophilin A führte zu einer kompletten Virushemmung und das ist auch das Angriffsziel von
DEBIO-025.
Dabei kommen zwei, sich ergänzende Effekte zum Tragen: Zum einen wird Cyclophilin A
offensichtlich für den Aufbau der viralen Vermehrungsmaschinerie benötigt, zum anderen für
die ordnungsgemäße Funktion eines viruseigenen Enzyms, das für die Ausbildung infektiöser
Viren benötigt wird. Die Hemmung von Cyclophilin A durch DEBIO-025 trifft somit die
Vermehrung des Hepatitis-C- Virus doppelt. Die Blockade von Cyclophilin B hatte dagegen
keinen Effekt.
„Das Potenzial der Hemmung virus-essenzieller Zellfaktoren für eine Therapie wird bisher quasi
nicht genutzt", erklärt Professor Bartenschlager. „Dabei hat dieser Ansatz den großen Vorteil,
dass Therapieresistenzen deutlich seltener und in geringerem Ausmaß vorkommen als bei
einer direkten Hemmung viruseigener Faktoren."
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Pressemitteilung
17.08.2009
Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg (14.08.09)
Weitere Informationen
Literatur:Essential role of cyclophilin A for hepatitis C virus replication and virus production and possible link
to polyprotein cleavage kinetics. Artur Kaul, Sarah Stauffer, Carola Berger, Thomas Pertel, Jennifer Schmitt,
Stephanie Kallis, Margarita Zayas Lopez, Volker Lohmann, Jeremy Luban, Ralf Bartenschlager. PLoS
Pathogens, 2009.
Prof. Dr. Ralf BartenschlagerAbteilung Molekulare Virologie / Hygiene InstitutUniversitätsklinikum
HeidelbergIm Neuenheimer Feld 34569120 HeidelbergTel.: 06221/ 56 45 69Fax: 06221/ 56 45 70E-Mail:
Ralf_Bartenschlager(at)med.uni-heidelberg.de
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