ab Die Zinswelt steht kopf Auswirkungen des Negativzinsumfeldes auf die Schweiz. Chief Investment Office WM 6. März 2015 Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Schon Mitte Dezember letzten Jahres verhiess die Ein­ führung von Negativzinsen durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) zur Schwächung des Frankens nichts Gutes. Im Januar schossen dann die Interventionsvolumen zur Verteidigung der EURCHF-Kursuntergrenze derart in die Höhe, dass die SNB ihre offensichtlich nicht mehr nachhaltige Wechselkurspolitik aufgab. Sie senkte erneut ihr Drei-Monats-Libor-Ziel, aktuell auf -0,75 Prozent. Seither steht die Zinswelt im Schweizer Franken kopf. Erstmalig in der Geschichte – und auch einmalig im inter­ nationalen Vergleich – lagen die Renditen für Schweizer Bundesanleihen mit Laufzeiten bis 16 Jahre zeitweise deut­ lich unter null. Zurzeit rentiert der zehnjährige Eidgenosse zwar wieder leicht positiv. Doch die bevorstehende Flu­ tung der Finanzmärkte mit Euros durch die Europäische Zentralbank dürfte die CHF-Zinskurve auf längere Zeit ins negative Territorium verbannen. Dies schafft in vielen Bereichen der Schweizer Volks­ wirtschaft erhebliche Probleme. Denn eine längere Phase mit absurd tiefen Zinsen führt aufgrund von unerwünsch­ tem Spar- und Anlageverhalten zu Fehlallokationen von Kapital. Auch unser nicht nachhaltig finanziertes Vor­sorgesystem gerät durch die tiefen Renditen und den Anlagenotstand weiter unter Druck. Und nicht zuletzt dürfte eine lange Tiefzinsphase und insbesondere ein mögliches stärkeres Ansteigen der Zinskurve zu einem späteren Zeitpunkt zu erheblichen Risiken im Banken­ system führen. Vor diesem Hintergrund erscheint uns ein allfälliges noch­ maliges Drehen an der Zinsschraube nach unten ein äusserst heikles Unterfangen, bei dem es gilt, die Vorund Nachteile sehr genau abzuwägen. Viel Vergnügen bei der Lektüre Daniel Kalt Chefökonom Schweiz Chief Investment Office WM Die Zinswelt steht kopf Diese Publikation wurde durch UBS AG erstellt. Bitte beachten Sie die wichtigen rechtlichen Informationen am Ende der Publikation. Aus der Performance der Vergangenheit kann nicht auf künftige Renditen geschlossen werden. Die an­ gegebenen Marktpreise sind Schluss­ kurse der jeweiligen Hauptbörse. Herausgeber UBS AG, Chief Investment Office WM Postfach, CH-8098 Zürich Redaktionsschluss 3. März 2015 Sprachen Deutsch und Französisch Kontakt [email protected] Autoren Bernd Aumann, Ökonom Sibille Duss, Ökonomin Daniel Kalt, UBS CIO Switzerland Dominik Studer, Ökonom Veronica Weisser, Ökonomin Mitarbeit Dennis Bartlome Frank Graef Redaktion Viviane Vajda Desktop CIO Digital & Print Publishing Titelbild Maja Topčagić, stocksy.com Inhalt 8 Kapitel 1 11 Kapitel 2 19 Kapitel 3 27 Kapitel 4 Neues Rezept für die Geldpolitik Schweizer Wirtschaft im Tiefzinsumfeld Schweizer Vorsorgesystem stark belastet Neuland mit vielen Gefahren für den Bankensektor Executive Summary Die Zinswelt steht kopf Die Schweizerische Nationalbank (SNB) kündigte im Dezember 2014 Negativzinsen auf den Sichteinlagen der Finanzinstitute an, um den Druck auf die EUR­CHF-Untergrenze zu re­duzieren. Im Januar 2015 ver­ schärfte sie die Negativzinsen, als sie aufgrund wachsender Risiken für die SNB-Bilanz den Mindestkurs aufhob. Im Vergleich zu diesem Wechselkursschock erachten wir die negativen Auswirkungen eines an­haltenden Tiefzinsumfeldes für verschiedene Bereiche der Schweizer Wirtschaft als schwerwiegender. Schweizer Wirtschaft im Tiefzinsumfeld Die aktuell tiefen nominalen Zinsen sind das Resultat der starken Reaktion der Notenbanken auf die schwere Finanz- und Wirtschaftskrise ab 2009. Diese war zwar langwierig, wird aber nicht ewig dauern. Somit dürften die Zinsen mittelfristig auf ein etwas hö­ heres Niveau zurückkehren. Langfris­ tig bleibt aber unklar, ob die Zinsen aufgrund weltweiter demografischer Trends und sinkender Inflationserwar­ tungen weiterhin tief bleiben oder aufgrund der hohen Geldmengenaus­ weitung der letzten Jahre mittelfristig deutlich ansteigen werden. Da die künftige Zinsentwicklung mit Unsicherheit behaftet ist, prognosti­ zieren wir die Wirtschaftsentwicklung aufgrund eines Basis-, Aufwärts- und Abwärtsszenarios. Für 2015 erwarten wir in allen Szenarien ein tieferes 6 Die Zinswelt steht kopf. März 2015 Wachstum als in den vergangenen Jahren, eine negative Teuerung von um die -1 Prozent und einen Anstieg der Arbeitslosigkeit aufgrund des tief­ eren Beschäftigungswachstums. Ab 2016 beschleunigt sich im Basis- und Aufwärtsszenario das Wirtschafts­ wachstum und die Inflationsraten sind positiv; die Arbeitslosenquote stabili­ siert sich Mitte 2016 bei knapp 4 Pro­ zent. Im Abwärtsszenario hingegen fällt die Schweiz 2016 in eine Rezessi­ on, mit Teuerungsraten um die Null­ marke bis 2018 und einem Anstieg der Arbeitslosenquote bis Mitte 2017 auf über 5 Prozent. Ein ausgeprägtes Tiefzinsumfeld kann zudem erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaftsstruktur haben. Je nach Veränderung des Lohn-ZinsVerhältnisses haben Unternehmen den Anreiz, die Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital zu substituieren. Die tiefen Zinsen und steigenden Löhne der letzten Jahre fördern die kapitalintensive Produktion und be­ schleunigen den Strukturwandel hin zu Sektoren mit hoher Arbeitsproduk­ tivität, wodurch sich die Nachfrage noch stärker von tiefqualifizierten zu hochqualifizierten Arbeitnehmenden verschiebt. In einem Tiefzinsumfeld dürfte die Arbeitslosigkeit bei tiefqua­ lifizierten Personen ansteigen und die Lohnschere sich weiter öffnen. Auch steigen aufgrund der Franken­ stärke die realen Lohnkosten, was die Attraktivität des Produktions­ standorts Schweiz mindert. Schweizer Vorsorgesystem stark belastet Auf der Basis der aktuellen Gesetzge­ bung bestehen in der AHV ungedeck­ te künftige Leistungsversprechungen von CHF 1060 Milliarden, denen eine Vermögensreserve (AHV-Ausgleichs­ fonds 2011) von CHF 40 Milliarden zur Finanzierung des Ausgabenüberschus­ ses gegenübersteht. Dies unter der Annahme, dass langfristig eine Real­ rendite (Nominalrendite minus Inflati­ on) von 2 Prozent erzielt wird. Je tiefer die Vermögensreserve verzinst wird, desto schwerer wiegt die Finanzie­ rungslücke. Bei einer Realrendite von 3 Prozent würde die Finanzierungslü­ cke noch CHF 580 Milliarden betra­ gen. Bei einer langfristigen Realrendite von nur 1,5 Prozent, was im aktuellen Negativzinsumfeld als Szenario an Bedeutung gewinnt, fehlen gar CHF 1414 Milliarden zur Einhaltung der aktuellen Leistungsversprechen. In einem Tiefzinsumfeld mit schwachen Aktienmärkten könnte der AHV-Aus­ gleichsfonds bereits 2024 aufge­ braucht sein; bei hohen Zinsen und steigenden Aktienmärkten könnte er hingegen bis 2028 ausreichen. Tiefe Zinsen erschweren auch die AHV-Sa­ nierung. Denn bei tiefer oder negati­ ver Inflation können die AHV-Renten nicht durch Aussetzen der Rentenan­ passung an die Lohn- und Preisent­ wicklung real gesenkt werden, sodass die gesamte Last einer Reform auf die jungen und künftigen Generationen fällt. In der nach dem Kapitaldeckungsver­ fahren organisierten beruflichen Vor­ sorge ist die Verzinsung für die Höhe der Rente ausschlaggebend. Erwirt­ schaftet die Pensionskasse eine unge­ nügende Rendite auf dem Kapital der Rentner, so müssen die bereits gespro­ chenen Renten von den erwerbstäti­ gen Versicherten finanziert werden. Falls tiefe oder gar negative Zinsen länger Bestand haben sollten, könnte es gesetzlich erlaubt werden, dass Pensionskassen die Beitragssätze der Erwerbstätigen erhöhen, um die Fi­ nanzierung der versprochenen Renten zu ermöglichen. Dies würde die Um­ verteilung zwischen Erwerbstätigen und Rentnern weiter verschärfen und auch die Unternehmen durch höhere Personalkosten deutlich belasten. Die­ ser Umverteilung könnte nur mit einer Senkung der gesprochenen Renten Einhalt geboten werden. Damit der gesetzliche Umwandlungssatz von 6,8 Prozent eingehalten werden kann, müsste das Kapital der kommenden Rentnergenerationen eine Bruttorendi­ te von über 5,5 Prozent abwerfen, was im aktuellen Tiefzinsumfeld kaum realistisch ist. So dürften die meisten Pensionskassen in Unterdeckung gera­ ten, denn langfristig kostet eine um 1 Prozentpunkt tiefere Anlagerendite rund 10 Prozentpunkte an Deckungs­ grad. Da Sanierungsmassnahmen unumgänglich würden, würde sich auch der Anstieg der Schuldenquoten der Kantone weiter beschleunigen. Um bei Negativzinsen die notwendi­ gen Renditen zu erzielen, blieben den Pensionskassen wenige Optionen, beispielsweise in risikoreichere Anla­ gen zu investieren oder gar Kredite aufzunehmen, um Zinsen zu erwirt­ schaften. Auch die dritte Säule bleibt von Nega­ tivzinsen nicht verschont. Die Verzin­ sung von 3a-Zinskonten ist rückläufig; bei anhaltenden Negativzinsen kann eine negative Verzinsung der 3a-Kon­ ten nicht ausgeschlossen werden. Bei 3a-Wertschriftenkonten ist die Rendite bei höherem Aktienanteil weniger stark von der Zinsentwicklung abhän­ gig. In einem langfristigen Tiefzinsum­ feld wird mit einem 3a-Zinskonto bis zum Ende des Erwerbslebens weniger Kapital akkumuliert als bei einem 3aWertschriftenkonto mit Aktienantei­ len. Beim 3a-Wertschriftenkonto ver­ langsamen tiefe Renditen ebenfalls die Kapitalakkumulation. Um gleich viel Kapital in der Rente zur Verfügung zu haben, bleibt einzig die Option, deut­ lich mehr selber zu sparen. Neuland mit vielen Gefahren für den Bankensektor Die direkten Kosten im Bankensektor durch die negativ verzinsten Sichtein­ lagen bei der SNB dürften sich auf bis zu einer CHF 1 Milliarde belaufen. Ohne Massnahmen zur Eindämmung der Bargeldhortung ist die Möglich­ keit, die Kundengelder mit Negativ­ zinsen zu belegen, begrenzt und ein weiterer Zinsrückgang ginge vollum­ fänglich zu Lasten der Banken. Doch die indirekte Belastung der Negativzinsen für den Bankensektor wiegt schwerer, denn sie verringert die Zinsmarge – das Kerngeschäft der Banken – und somit die Profitabilität. Um dieser Erosion der Zinsmarge entgegenzuwirken, haben viele Ban­ ken ihre längerfristigen Hypothekar­ zinsen erhöht. Eine Abkühlung der Hypothekarkreditvergabe sowie der Immobilienpreise würde die SNB zwar durchaus begrüssen. Steigen jedoch auch die Zinsen für Unternehmens­ kredite, so würde das Wirtschafts­ wachstum weiter abgeschwächt. Auch wenn Negativzinsen die Ertrags­ kraft der Banken schmälern, birgt ein rascher Zinsanstieg Risiken. Die Ab­ sicherungskosten gegen das Zinsrisiko von Festzinskrediten mit langer Lauf­ zeit sind aufgrund des Negativzinsum­ feldes relativ hoch. Deshalb dürften die Banken den Anreiz haben, einen geringeren Anteil der Fristendiskre­ panzen abzusichern. Im Falle eines Zinsschocks in ähnlichem Ausmass wie Anfang der 1990er Jahre könnten bis zu CHF 33 Milliarden Zinserträge im Bankensektor «vernichtet» werden. Versicherungen dürften mangels zins­ bringender, risikoarmer Anlagealter­ nativen vermehrt auf den Hypothekar­ markt drängen. Im Gegensatz zu den Banken haben Versicherer seit Jahresbeginn ihre längerfristigen Hy­ pothekarzinsen gesenkt, wodurch sie Marktanteile gewinnen dürften. Da Versicherungen jedoch weniger erfahren sind in der Risikoeinschät­ zung und über weniger finanzielle Informationen über die Kreditnehmer verfügen als deren Hausbanken, be­ steht das Risiko, dass die Kreditausfall­ quoten steigen und es zu Fehlallokati­ onen von Kapital kommt. Falls die Frankenaufwertung gegen­ über dem Euro von rund 12 Prozent seit der Aufgabe des Mindestkurses Bestand hat, dürften einzelne Banken allein aufgrund dieses Währungsef­ fektes bis zu einem Viertel ihres Ge­ winns einbüssen. Insbesondere viele kleinere Banken sind bereits durch höhere Fixkosten aufgrund gestiege­ ner regulatorischer Anforderungen überproportional belastet. Somit könnte die Konsolidierung im Ban­ kensektor voranschreiten. Eine stärke­ re Konzentra­tion des Bankensektors würde dem Wettbewerb schaden und Bankendienstleistungen verteu­ ern, mit negativen Folgen für die gesamte Schweizer Wirtschaft. Die Zinswelt steht kopf. März 2015 7 Kapitel 1 Neues Rezept für die Geldpolitik Neues Rezept für die Geldpolitik Die Einführung von Negativzinsen auf den Girokonten der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ist als begleitende, geldpolitische Mass­ nahme zu werten. Diese wurde bei Aufgabe des EURCHF-Mindestkurses im Januar 2015 weiter verschärft. Hinter der Entscheidung der SNB, die Kursuntergrenze aufzugeben, stand eine Risikoabwägung. Die Aufgabe der Unter­ grenze hatte eine unerwünschte Straffung der monetären Bedingungen in der Schweiz zur Folge. Aus Sicht der SNB rechtfertigte jedoch der Nutzen, den die Schweizer Volkswirtschaft aus dem Beibehalten der Untergrenze zog, nicht mehr die mit den Interventionen weiter zunehmenden Bilanzrisiken. Letztere ergeben sich daraus, dass sich die potenziellen Verluste auf den Devisenbeständen bei wachsender Bilanz vergrössern, was zukünftige Ausschüt­ tungen an Bund und Kantone gefährdet. 1.1 Straffung der Geldpolitik nach Aufgabe des Mindestkurses Eine straffere Geldpolitik führt über verschiede­ ne Übertragungskanäle, sogenannte Transmis­ sionsmechanismen, zu einem Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage und Produk­ tion. Üblicherweise straffen Notenbanken die geldpolitischen Zügel, um vorhandene Inflati­ onstendenzen zu reduzieren. In Rezessionen wird hingegen zur Ankurbelung der Konjunktur eine expansive Geldpolitik verfolgt. Eine geld­ politische Lockerung bewirkt oft einen an­ schliessenden Anstieg der Inflationsrate. Die monetären Bedingungen spiegeln den Restriktionsgrad, das heisst das Mass der sti­ mulierenden oder bremsenden Wirkung, der Geldpolitik wider. Bei der Beurteilung der geldpolitischen Rahmenbedingungen in einer offenen Volkswirtschaft mit flexiblen Wechsel­ kursen und Kapitalmobilität ist es wichtig, die Wechselkurssituation mit zu berücksichtigen. Dies gilt insbesondere für kleine, international stark vernetzte Volkswirtschaften wie die Schweiz, in welchen der Wechselkurs für die wirtschaftliche Entwicklung eine grosse Bedeu­ tung hat. Denn geldpolitische Massnahmen wirken nicht nur über den Zinskanal auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und das Preisniveau, sondern auch über den Aussen­ wert der Währung. Darüber hinaus beeinflus­ sen von exogenen Faktoren getriebene Wech­ selkursveränderungen das geldpolitische Umfeld. Dies zeigte die jüngst starke Aufwer­ tung des Schweizer Frankens, getrieben durch den Zufluss von Geldern in den «sicheren Hafen» Schweiz. 1.2 MCI zeigt verschärfte monetäre Bedingungen an Die monetären Bedingungen in der Schweiz haben sich mit der abrupten Aufwertung des Schweizer Frankens nach Aufgabe des Mindest­ kurses deutlich verschärft, wie der sprunghafte Anstieg des Monetary Conditions Index (MCI) im Januar 2015 zeigt (Abbildung 1). Der MCI fasst die Zins- und Wechselkursbewegungen zusammen und dient als Gradmesser für die geldpolitischen Rahmenbedingungen in einer Volkswirtschaft. Die geldpolitische Straffung zu Jahresbeginn erklärt, weshalb die SNB Anfang 2015 nicht davor zurückschreckte, weitere Frankenliquidität mittels Interventionen zu schaffen. Der Anstieg des MCI für die Schweiz im Januar 2015 zeigt, dass die Straffung der Abbildung 1 Straffung der geldpolitischen Bedingungen nach Aufgabe der Untergrenze MCI für die Schweiz (Tageswerte) 107 106 105 104 103 102 101 100 Okt. 14 Nov. 14 Dez. 14 Jan. 15 Feb. 15 Quellen: BIZ, Bloomberg, UBS Die Zinswelt steht kopf. März 2015 9 Kapitel 1 Geldpolitik nicht ganz so drastisch war wie kurz vor Einführung des Mindestkurses im Sep­ tember 2011 (Ab­bildung 21). Die jüngste Ver­ schärfung der Negativzinsen nach Aufgabe der Untergrenze gefolgt von der leichten Franken­ abwertung hat den MCI wieder etwas abge­ schwächt (Ab­bildung 1). Abbildung 2 Leichte Lockerung dank negativen Zinsen und schwächerem Schweizer Franken MCI für die Schweiz (Monatswerte) 106 104 102 1 Fehlende Werte zum realen Aussenwert des Frankens wurden mittels den von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) verwendeten Gewichten und nominalen Wechselkursen approximiert. 100 98 96 94 1999 2001 2003 Quellen: BIZ, Bloomberg, UBS 10 Die Zinswelt steht kopf. März 2015 2005 2007 2009 2011 2013 2015 Kapitel 2 Schweizer Wirtschaft im Tiefzinsumfeld Kapitel 2 Der primäre Zweck des Negativzinses liegt in der Schwächung des überbewerteten Schweizer Frankens, womit ein Abgleiten der Schweizer Volkswirtschaft in eine deflationäre Entwick­ lung verhindert werden soll. Die Effekte auf die Preisentwicklung und die Konjunktur sind kom­ plex; hinzu kommt, dass es kaum relevante Prä­ zedenzfälle gibt. Klar ist, dass der Negativzins eine Reihe ungewollter Nebenwirkungen mit sich bringt, wie Verzerrungen bei Vermögens­ preisen und Marktzinsen. zusätzlicher Maschinen) die Arbeitsproduktivität erhöhen, sodass mit weniger Einheiten des Fak­ tors Arbeit die gleiche Menge produziert werden kann (Faktorsubstitution). Genauso kann mit erhöhtem Arbeitseinsatz Kapital substituiert wer­ den. Die Substitution zwischen diesen Produkti­ onsfaktoren ist umso lohnenswerter, je stärker sich das Lohn-Zins-Verhältnis verändert. In der Schweiz entwickelte sich dieses Verhältnis in den letzten Jahrzehnten deutlich zugunsten einer kapitalintensiveren Produktion (Abbildung 3). Allerdings setzt die Möglichkeit der physischen Bargeldhaltung der Wirkung von Negativzinsen Grenzen. Der Negativzins darf keine höheren Kosten verursachen als der logistische und ver­ sicherungstechnische Aufwand der Haltung grosser Bargeldmengen. Andernfalls käme es im grossen Stil zu einer Bargeldhortung, was die Wirkung der Negativzinsen einschränken würde. Substitution des Faktors Arbeit Negativzinsen senken den Preis für den Faktor Kapital. Wird nun Kapital im Verhältnis zu Arbeit billiger (der Zins sinkt bei gleichbleiben­ dem Lohnniveau), versuchen Unternehmen mit mehr Kapital und weniger Arbeitskräften zu produzieren. Da der Produktionsfaktor Arbeit in der Schweiz relativ teurer geworden ist, dürfte sein Einsatz im Produktionsprozess weiter sinken. Dies hat zur Folge, dass mittels höherem Technologieeinsatz beziehungsweise stärkerer Automatisierung einfach substituier­ bare Arbeitsschritte wegfallen. Dies beschleu­ nigt den Strukturwandel hin zu Sektoren mit hoher Arbeitsproduktivität. Die Nachfrage nach Arbeitskräften verschiebt sich somit noch stär­ 2.1 Tiefzinsumfeld verteuert den Faktor Arbeit Zur Herstellung von Wirtschaftsgütern werden Produktionsfaktoren eingesetzt. Neben Arbeits­ kräften benötigen Unternehmen auch Gebäu­ de, Maschinen und Material. Um diese zu er­ werben, nehmen die Firmen Kapital auf, wofür sie einen Zins bezahlen müssen. Letzterer stellt somit den Preis für das Kapital dar, während der Lohn der Preis für die Arbeit ist. Kapital wird in Unternehmen über die Zeit akkumuliert, indem ein Teil der mit der Produktion erzielten Gewinne einbehalten und investiert wird (zum Beispiel Kauf eines Gebäudes oder einer Ma­ schine). Neben Konsumgütern werden auch Produktionsgüter erstellt, die in der Zukunft zur Herstellung anderer Güter genutzt werden. Am Anfang dieses Prozesses steht jedoch stets der Faktor Arbeit, ohne welchen keine Produk­ tion gestartet werden kann. Daher ist Kapital, in anderen Worten ausgedrückt, das physische Ergebnis von in der Vergangenheit geleisteter Arbeit. Abbildung 3 Fallende Zinsen und steigende Löhne sprechen für höhere Kapitalintensität Entwicklung von Nominalzinsen und -löhnen in der Schweiz, standardisierte Werte* 3 2 1 0 –1 –2 –3 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 Nominalzins Die beiden Produktionsfaktoren Arbeit und Kapi­ tal sind begrenzt substituierbar. So kann ein ver­ mehrter Kapitaleinsatz (zum Beispiel der Einsatz 12 Die Zinswelt steht kopf. März 2015 *Standardisierung, Nominallohn so dass für den betrachteten Zeitraum Reihen mit Mittelwert 0 und Standardabweichung 1 resultieren Quellen: BFS, SNB, UBS Schweizer Wirtschaft im Tiefzinsumfeld halt schadet. Falls die nominelle Überbewer­ tung des Schweizer Frankens weiter­besteht, wäre eine Senkung des Lohnniveaus nötig – was einer inneren Abwertung des Frankens gleichkommt – um die Wettbewerbs­ fähigkeit zu wahren. ker weg von tiefqualifizierten hin zu hochquali­ fizierten Personen. Zusätzlich bedeutet die Frankenaufwertung, dass die Löhne hierzulande relativ zum Ausland stark gestiegen sind, wie die Entwicklung der in Euro umgerechneten, nominalen Lohnstück­ kosten zeigt. Dies schmälert die Attraktivität des Produktionsstandortes Schweiz (Abbildung 4). Die durch die Frankenstärke induzierte, negative Teuerung führt dazu, dass die Unternehmen – wollen sie ihre preisliche Wettbewerbsfähigkeit behalten – tiefere Margen akzeptieren müssen, um ihren Mitarbeitenden konstante Nominal­ löhne zahlen zu können. Das fallende Preisni­ veau führt also bei nominalen Lohnrigiditäten, das heisst bei starren Löhnen, zu steigenden realen Lohnkosten. Die Folgen für den hiesigen Bildungs- und Arbeitsmarkt, aber auch für die Unternehmen könnten gravierend sein. Es ist zu erwarten, dass die Arbeitslosigkeit bei den tiefqualifizierten Arbeitskräften zunehmen wird und die Kosten für Arbeitslosenunterstützung sowie für Weiterbildungsmassnahmen anstei­ gen werden. Auch dürfte sich die Lohnschere zwischen Tief- und Hochqualifizierten weiter öffnen, was dem gesellschaftlichen Zusammen­ 2.2 Tiefzinsumfeld als Resultat zyklischer und säkularer Entwicklungen Die nominalen Zinsen sind die Summe aus dem Realzins und der Inflationsprämie. Dabei ist der reale Zins der Preis, zu dem sich das Angebot an und die Nachfrage nach gespartem Kapital deckt. Seit Jahrzehnten verzeichnen die Real­ zinsen einen säkularen Abwärtstrend (Abbil­ dung 5). Die Gründe hierfür sind bei den Ver­ änderungen der Zeitpräferenz, der Produktivität des Kapitals, der (erwarteten) Teuerung sowie der demografischen Entwicklung zu suchen. Die wirtschaftliche Abkühlung seit Ausbruch der Finanzkrise liess die erwarteten Kapital­ Abbildung 4 Produktionsstandort Schweiz hat an Attraktivität eingebüsst Entwicklung der nominalen Lohnstückkosten in Euro, indexiert 145 140 135 130 125 120 115 110 105 100 95 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Schweiz* Italien Niederlande Frankreich Spanien Österreich Griechenland Deutschland 2010 2011 2012 2013 * Daten nur bis 2012 verfügbar. Quellen: Reuters Ecowin, Eurostat, UBS Die Zinswelt steht kopf. März 2015 13 Kapitel 2 Die meisten Branchen von Negativzinsen gleichermassen gestraft Die Einführung der Negativzinsen dürfte sich nicht bloss auf Banken und Versi­ cherungen (siehe Kapitel 4), sondern auf alle Branchen unvorteilhaft auswir­ ken. So dürfte sich wegen den tiefen Zinsen der Anlagenotstand der Unter­ nehmen noch verstärken und der Druck zu höheren Bargeldquoten zur Umge­ hung der Negativzinsen zunehmen. Zudem dürften viele Firmen von fallen­ den Erträgen bei gleichzeitig stagnieren­ den oder relativ gesehen steigenden Arbeitskosten betroffen sein, da die tiefen, vorübergehend gar negativen Inflationszahlen zu einem Anstieg der Reallöhne führen (siehe Kapitel 2.1). Aus Unternehmersicht wohl noch prob­ lematischer dürften jedoch die Auf­ gabe der Kursuntergrenze und die darauffolgende Frankenaufwertung sein. Besonders betroffen vom starken Schweizer Franken sind exportorien­ tierte Branchen wie die Metall-, Elek­ tro- und Maschinenindustrie sowie die Tourismusbranche. Aus dem dargestell­ ten Zins-Basisszenario (siehe Kapitel 2.3) würde ein Wirtschaftswachstum von lediglich 0,4 Prozent für 2015 resultieren, hervorgerufen durch einen tieferen Wachstumsbeitrag des Aussen­ handels. Letztlich dürfte sich aber die Wachstumsverlangsamung, vor allem durch nachgelagerte Effekte wie ver­ haltene Lohnsteigerungen und gerin­ geres Konsumwachstum, auch auf die binnenorientierten Branchen auswirken. Die Profiteure der aktuellen Situation renditen sowie die Konsumnachfrage sinken und die Ersparnisse ansteigen. Gleichzeitig re­ agierten die Zentralbanken schnell und ent­ schlossen mit Senkungen der kurz- und lang­ fristigen Zinsen. Gemäss Schätzungen des IWF3 kann rund die Hälfte des Rückgangs der Real­ zinsen in den 2000er Jahren auf die starke Nachfrage nach sicheren Anlagen zurückge­ führt werden, beispielsweise durch Verschie­ bungen innerhalb der Portfolios von Aktien zu Anleihen. Die Schweiz als «sicherer Hafen» wies seit jeher ein vergleichsweise tiefes Zinsniveau auf. Die aktuellen rekordtiefen Langfristzinsen in der Schweiz können auf die verhaltene Entwicklung der Weltwirtschaft zurückgeführt werden, was die Nachfrage nach «risikofreien» Anlagen er­ höhte. Da deren Angebot in den letzten Jahren infolge der europäischen Staatsschuldenkrise sank und gleichzeitig die Schweiz die Finanz­ International Monetary Fund, World Economic Outlook – Recovery Strengthens, Remains Uneven (Washington, April 2014). Perspectives on Global Real Interest Rates (Chapter 3). 14 Die Zinswelt steht kopf. März 2015 2 KPMG (2014): IT Outsourcing Service Provider Performance and Satisfaction, Wien. Abbildung 5 Globale Realzinsen im Sinkflug Differenz zwischen Rendite zehnjähriger Staatsanleihen und Inflation, in Prozent 8,0 7,0 6,0 5,0 4,0 3,0 2,0 1,0 0 –1,0 –2,0 –3,0 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 USA Grossbritannien Quellen: Bloomberg, UBS 3 könnten dank Outsourcing und Projek­ ten zur Prozessvereinfachung am ehes­ ten noch die IT- und Beratungsunter­ nehmen sein. Jedoch gerade in der IT-Branche dürfte sich aufgrund der Frankenstärke auch der Trend zu Aus­ lagerungen ins Ausland weiter verstär­ ken. Gemäss einer Unternehmensum­ frage von KPMG2 vergeben lediglich 21 Prozent der Unternehmen in der Schweiz, Österreich und Deutschland IT-Aufträge an Drittfirmen im eigenen Land. Frankreich Deutschland Schweiz Schweizer Wirtschaft im Tiefzinsumfeld krise gut überstand, stieg die Nachfrage nach Schweizer Staatsanleihen weiter an. Diese zykli­ sche Entwicklung verstärkte folgende säkulare Trends, die in den letzten Jahrzehnten zu im­ mer tieferen Zinsen führten: ausgegangen wurde. Doch die Finanz- und Wirtschaftskrise machte dann deutlich, dass die geringere Volatilität des Wirtschafts­ wachstums kaum nachhaltig ist und die Prä­ mien längerfristig wieder steigen dürften. • Savings Glut: Seit Mitte der 1990er Jahre ist eine starke Anhäufung globaler Ersparnisse zu beobachten. Dies ist vor allem darauf zu­ rückzuführen, dass einige Schwellenländer und ölproduzierende Länder zu wichtigen Nettogläubigern wurden. Während sich die Schwellenländer nach der Asienkrise durch Akkumulation grosser Währungsreserven gegen künftige Kapitalabflüsse und Wechsel­ kursinstabilitäten absichern wollten, standen bei den ölproduzierenden Ländern vorsorgli­ che Ersparnisse für die Zeit nach der Erschöp­ fung der Ölvorkommnisse im Vordergrund (veränderte Zeitpräferenz). Dieses Angebot stiess nach der globalen Finanz- und Wirt­ schaftskrise auf eine vergleichsweise geringe Investitionsnachfrage, da die Wachstumsaus­ sichten sanken und die erwartete Produktivi­ tät der eingesetzten Mittel entsprechend niedrig war. • Verbesserte Geldpolitik: In den vergange­ nen Jahrzehnten hat sich die Einsicht durch­ gesetzt, dass mittels Inflationierung kein nachhaltiges Wachstum zu generieren ist. Die tiefen Teuerungsraten seit Anfang der 1980er Jahre sind daher als Resultat einer verbesserten Geldpolitik zu werten, die in vielen Ländern auf das Erreichen eines expli­ ziten Inflationsziels ausgerichtet wurde («Inflation Targeting»). Kurzfristig dürften die zuletzt beobachteten tiefen Inflations­ raten weiter Bestand haben und auch länger­ fristig scheint eine Rückkehr zu hohen Inflati­ onsraten wie in den 1970er Jahren eher unwahrscheinlich. Da dank glaubwürdiger Notenbanken die Inflationserwartungen un­ ter Kontrolle bleiben dürften, ist weiterhin mit tiefen Inflationsprämien zu rechnen und die nominalen Zinsen sollten vor allem von der Realzinsentwicklung abhängen. Dennoch besteht aufgrund der enormen Ausweitung der Geldmenge das Restrisiko, dass eine geldpolitische Straffung zu spät erfolgt, was die Teuerung stark anheizen würde. Doch längerfristig könnte sich die globale Ersparnisschwemme wieder abschwächen. Mit fortschreitender Entwicklung dürften einige Schwellenländer ihre Handelsbilanz­ überschüsse und Währungsreserven reduzie­ ren. Zudem sollte in den Industrieländern die Alterung der Bevölkerung in den kommen­ den 50 Jahren die Sparquoten reduzieren. Allerdings bedingt eine solche demografische Entwicklung auch, dass künftig das Arbeits­ kräftepotenzial in vielen Ländern langsamer steigen dürfte als das Angebot an Kapital; in einigen Ländern könnte die Zahl der Erwerbs­ tätigen gar zurückgehen. Ein solches relatives Überangebot an Kapital führt zu einer län­ gerfristigen Dämpfung des Zinsniveaus. • Great Moderation: Ab Mitte der 1980er Jahre bis zum Ausbruch der Finanzkrise setz­ te ein stabiles, von historisch tiefen Inflations­ raten begleitetes Wirtschaftswachstum ein, sodass Anleger bei Anleihen deutlich tiefere Laufzeitprämien akzeptierten. Die Markt­ erwartungen veränderten sich dahingehend, dass von einem langfristig tiefen Zinsniveau Die lange Zeitspanne tiefer Zinsen («Low for Long») ist damit zu erklären, dass die Geld­ politik stark auf den zyklischen Abschwung reagiert hat. Letzterer war angesichts der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise lang­ wierig, wird aber nicht ewig dauern. Somit dürften die Realzinsen mit der Zeit auf ein etwas höheres Niveau zurückkehren. Es bleibt aber unklar, inwiefern eine Umkehr der säkularen Abwärtstrends stattfinden wird. Zudem sprechen auch die tiefen Inflationser­ wartungen dafür, dass in der Vergangenheit beobachtete Zinsniveaus auf absehbare Zeit kaum mehr erreicht werden. Die Zinswelt steht kopf. März 2015 15 Kapitel 2 2.3 Drei Szenarien für den Zeitraum 2015 bis 2018 Wohin in der Schweiz sich die Zinsen bewegen werden und wie sich die Wirtschaft entwickeln wird, ist mit hoher Unsicherheit behaftet. Um dieser gerecht zu werden, stellen wir im Folgen­ den drei Zinsszenarien für die Schweiz vor. An­ schliessend simulieren wir mit Hilfe eines umfas­ senden, ökonometrischen Makromodells von Stalder4 die Implikationen der einzelnen Szenari­ en für die Entwicklung der Schweizer Volkswirt­ schaft in den kommenden Jahren. Basisszenario Falls sich der Schweizer Franken weiter aufwer­ tet, fasst die SNB noch 2015 eine weitere Ver­ schärfung der Negativzinsmassnahme ins Auge. Die robuste Konjunktur in den USA und die an­ ziehende Wachstumsdynamik in Europa stützen hingegen die Renditen zehnjähriger Eidgenossen (Abbildung 6). Im September 2016 beendet die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Anleihekauf­ programm, mit welchem sie die Wirtschaftsent­ wicklung gestützt hat. Die weniger expansive EZB-Geldpolitik führt zu einem langsamen An­ stieg der Renditen zehnjähriger Eidgenossen bis 2018. Aufgrund des anhaltend starken Frankens kann die SNB die Negativzinsen jedoch nur schrittweise zurückfahren. Aufwärtsszenario Das globale Wachstum gewinnt dank der geld­ politischen Massnahmen der EZB und den über­ wundenen geopolitischen Spannungen an Fahrt. Die Zentralbanken der USA und Grossbritanniens heben die Leitzinsen noch dieses Jahr an, was zu einem leichten Anstieg der Renditen zehnjähriger Eidgenossen führt. Die SNB behält den Negativ­ zins auf Girokonten jedoch vorerst bei. Auch in den kommenden Jahren sorgen die anziehende globale Konjunktur und die tiefen Zinsen für Wachstumsimpulse. Die Negativzinsen auf Sicht­ einlagen werden schrittweise zurückgefahren, nachdem in Europa kurz nach Beendigung des quantitativen Lockerungsprogramms die Kurz­ fristzinsen angehoben werden (Abbildung 7). Die Renditen zehnjähriger Eidgenossen legen weiter zu, getrieben vom sich fortsetzenden globalen Zinsanstieg, und die SNB wagt 2018 den ersten Zinsschritt in den positiven Bereich. Abbildung 6 Ab Mitte 2015 leicht ansteigende Langfristzinsen im Basis-Szenario Renditen zehnjähriger Eidgenossen, Quartalswerte 2,0 1,5 1,0 0,5 0 –0,5 –1,0 –1,5 –2,0 Peter Stalder: Ein ökonometrisches Makromodell für die Schweiz, Quartalsheft 2/2001, Schweizerische Nationalbank, S. 62-89. Kurzbeschreibung siehe Anhang 16 Die Zinswelt steht kopf. März 2015 2012 Basisszenario 2013 2014 2015 Abwärtsszenario 2016 2017 2018 Aufwärtsszenario Quellen: Stalder, UBS Abbildung 7 SNB wagt 2018 den ersten Zinsschritt ins Positive im Aufwärts-Szenario CHF Drei-Monats-Libor, Quartalswerte 0,5 0 –0,5 –1,0 –1,5 –2,0 4 2011 2011 2012 Basisszenario Quellen: Stalder, UBS 2013 2014 2015 Abwärtsszenario 2016 2017 Aufwärtsszenario 2018 Schweizer Wirtschaft im Tiefzinsumfeld Abwärtsszenario Die Wachstumsschwäche in Europa wird im Laufe des Jahres durch das Aufflammen geo­ politischer Krisen verschärft. Der Franken wer­ tet erneut auf und die SNB senkt die Negativ­ zinsen tiefer in den negativen Bereich. Die Zentralbanken der USA und Grossbritanniens sehen aufgrund der sich verlangsamenden Wachstumsdynamik der Weltwirtschaft davon ab, die Zinsen anzuheben. Die Gefahr eines Austritts Griechenlands aus der Eurozone steigt, sodass die EZB 2016 das quantitative Lockerungsprogramm ausweitet. China wertet den Renminbi ab und entfacht damit einen glo­ balen «Währungskrieg», was den Deflations­ druck verstärkt. Gleichzeitig führen protektio­ nistische Massnahmen global zu rezessiven Tendenzen und auch in den Folgejahren findet die Weltwirtschaft nicht zu nachhaltigem Wachstum zurück. Die zehnjährigen Eidgenos­ sen fallen 2016 deutlich in den negativen Be­ reich und das Schweizer Finanzsystem gerät unter Druck. Global werden massive fiskalische und monetäre Massnahmen zur Reflationierung nötig, was ab 2018 zu einer allmählichen Stabi­ lisierung führt. Die Zinskurve findet graduell den Weg zurück in den positiven Bereich. Tieferes Wachstum und höhere Arbeits­ losigkeit in der Schweiz Kurzfristig entwickeln sich hierzulande die ma­ kroökonomischen Grössen wie Wirtschafts­ wachstum, Inflation und Arbeitslosigkeit in den einzelnen Szenarien ähnlich.5 Das Wachstum fällt im laufenden Jahr durchs Band deutlich tiefer aus als in den Vorjahren (Abbildung 8) und die Teuerung ist klar negativ (-1 Prozent). Doch bereits nächstes Jahr erfährt die Schweiz im Basis- und Aufwärtsszenario eine deutliche Beschleunigung des Wirtschaftswachstums und die Inflationsraten steigen in den positiven Be­ reich. Im Abwärtsszenario hingegen fällt die Schweiz in eine tiefe Rezession und die Teue­ rungsraten bleiben auch in den Jahren 2016 bis 2018 sehr nahe bei null. Eine Beschränkung der Zuwanderung mittels restriktiver Kontingente im Zusammenhang mit der Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative würde das 5 Für detaillierte Werte zur Entwicklung dieser Grössen in den Jahren 2015 bis 2018 siehe Anhang. Abbildung 8 Für 2015 Wachstumseinbruch in der Schweiz erwartet Quartalswachstumsraten des BIP in der Schweiz, annualisierte Quartalswerte 5,0 4,0 3,0 2,0 1,0 0 –1,0 –2,0 –3,0 2011 2012 Basisszenario 2013 2014 2015 Abwärtsszenario 2016 2017 2018 Aufwärtsszenario Quellen: Stalder, UBS Abbildung 9 Tieferes Beschäigungswachstum führt zu steigender Arbeitslosigkeit Arbeitslosenquote in Prozent (Quartalswerte) 5,5 5,0 4,5 4,0 3,5 3,0 2,5 2,0 2011 2012 Basisszenario 2013 2014 2015 Abwärtsszenario 2016 2017 2018 Aufwärtsszenario Quellen: Stalder, UBS Schweizer Wirtschaftswachstum ab 2016 po­ tenziell zusätzlich belasten. Analog zur volks­ wirtschaftlichen Produktion präsentiert sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt (Abbildung 9). In allen drei Szenarien fällt das Beschäftigungs­ wachstum kurzfristig deutlich, sodass die Ar­ beitslosenquote steigt. Während sich im Basisund Aufwärtsszenario die Arbeitslosenquote Mitte 2016 bei knapp 4 Prozent stabilisiert, steigt sie im Abwärtsszenario bis Mitte 2017 weiter auf über 5 Prozent an. Die Zinswelt steht kopf. März 2015 17 Kapitel 2 Produktionslücke vorübergehend im negativen Bereich Das Schweizer BIP-Wachstum 2015 fällt in allen drei Szenarien markant unter sein Potenzial von geschätzten +1,5 Prozent, sodass die Produkti­ onslücke vorübergehend in den negativen Be­ reich sinkt (Abbildung 10). Im Basis- und Auf­ wärtsszenario kann diese bereits Mitte 2016 wieder geschlossen werden, was sich klar posi­ tiv auf die Investitionstätigkeit und die Entwick­ lung des Potenzialwachstums auswirkt. Im Ab­ wärtsszenario bleibt die Produktionslücke hingegen bis 2018 bestehen, wodurch die In­ vestitionstätigkeit in der Schweiz markant fällt und das Potenzialwachstum im Abwärtsszena­ rio deutlich unter 1 Prozent sinkt. Dadurch wirkt sich der Wachstumseinbruch hier auch mittelfristig negativ auf die Entwicklung der Schweizer Volkswirtschaft aus. Abbildung 10 Auslastungsgrad der Schweizer Wirtscha fällt kurzfristig Produktionslücke in Prozent (Quartalswerte) 1,5 1,0 0,5 0 –0,5 –1,0 –1,5 –2,0 –2,5 –3,0 2011 2012 Basisszenario 2013 2014 2015 Abwärtsszenario 2016 Aufwärtsszenario Quellen: Stalder, UBS 2.4 Ausblick Als Folge der verschärften monetären Bedin­ gungen erwarten wir für 2015 eine deutliche Wachstumsverlangsamung in der Schweiz. Ei­ nerseits dürften die Exporte unter der Franken­ aufwertung leiden, mit entsprechenden Rück­ koppelungseffekten auf inländische Zulieferer. Andererseits könnte die aufgrund der Franken­ aufwertung gesunkene Attraktivität des Pro­ duktionsstandorts Schweiz auch die Ausrüs­ tungsinvestitionen hemmen. Hingegen dürfte die Kauflust der Konsumenten durch tiefere Konsumentenpreise steigen. Neben tieferen Erdölpreisen sollte der massiv stärkere Schwei­ zer Franken zu einer deutlich negativen Teue­ rungsrate im laufenden Jahr und somit zu einer höheren Kaufkraft der Konsumenten führen. Während sich das Wachstum in unserem Basisund Aufwärtsszenario bereits 2016 wieder deutlich erholt, wirkt sich die Konjunktur­ abschwächung im Abwärtsszenario über ein tieferes Potenzialwachstum auch mittelfristig auf die Entwicklung der Schweizer Volkswirt­ schaft aus. Negative Zinsen dürften nicht nur für Banken und Versicherungen, sondern für alle Branchen unvorteilhaft sein. Zudem führen sie zu einer relativen Verteuerung von Arbeit im Verhältnis zum Kapital. Daher ist zu erwar­ 18 Die Zinswelt steht kopf. März 2015 2017 ten, dass die Arbeitslosigkeit vor allem bei den tiefqualifizierten Arbeitskräften deutlich zu­ nimmt und sich die Lohnschere zwischen Tiefund Hochqualifizierten weiter öffnet. 2018 Kapitel 3 Schweizer Vorsorgesystem stark belastet Kapitel 3 Das Schweizer Vorsorgesystem kennt zwei Finanzierungsmechanismen: das Umlagever­ fahren der AHV (1. Säule) und das Kapital­ deckungsverfahren der beruflichen und freien Vorsorge (2. und 3. Säule). Beim Kapitalde­ ckungsverfahren wird auf heutigen Konsum verzichtet, um mit dem ersparten Kapital die Ausgaben im Rentenalter zu finanzieren. Je tiefer der erzielbare Zins, desto mehr muss heute gespart werden, um in Zukunft ein ge­ wisses Vorsorgeniveau zu erreichen. Für die 2. und 3. Säule folgt somit ein direkter und deutlich negativer Einfluss der aktuell historisch tiefen Zinsen auf das Vorsorgeniveau. Besteht in einem Umlagesystem eine demografisch bedingte Finanzierungslücke wie bei der AHV, so verschärfen tiefere Zinsen aber auch hier die Finanzierungsengpässe. 3.1 AHV – Tieferer Zins impliziert höheren Rückstellungsbedarf In der AHV bestehen auf der Basis der aktuellen Gesetzgebung ungedeckte künftige Leistungs­ versprechungen in der Höhe von CHF 1060 Mil­ liarden. Da die Vermögensreserve (AHV-Aus­ gleichsfonds 2011) bloss CHF 40 Milliarden beträgt, klafft ein enormes Finanzierungsloch (siehe unten). Könnte eine Vermögensreserve der AHV lang­ fristig eine deutlich höhere als die hier ange­ nommene Realrendite (Nominalrendite abzüg­ lich Inflation) von 2 Prozent erzielen, so müsste diese Reserve auch weniger gross sein. Die Annahmen bezüglich der erreichbaren Ver­ zinsung sind daher bei der Ermittlung der Finanzierungslücke von herausragender Be­ deutung. Würde die langfristige Realrendite 3 Prozent betragen, so müsste der AHV-Aus­ gleichsfonds 2011 nur etwa die Hälfte oder CHF 580 Milliarden betragen, dies entspricht 98,7 Prozent des BIP. Im aktuellen Negativzinsumfeld sieht das Risiko einer langfristig etwas tieferen realen Rendite allerdings noch bedeutender aus. Liegt die lang­ fristig erzielbare Realrendite bei nur 1,5 Prozent, so müsste der AHV-Ausgleichsfonds CHF 1414 Milliarden oder 240,6 Prozent des BIP betragen, damit die aktuellen Leistungsversprechen eingehalten werden können. Eine tiefere Ver­ zinsung impliziert daher eine starke Aus­ weitung der AHV-Finanzierungslücke (Ab­ bildung 11). Die AHV-Finanzierungslücke Seit Einführung der AHV 1948 wurde die AHV-Minimalrente kaufkraft­ bereinigt auf das Sechsfache erhöht und die durchschnittliche Renten­ bezugsdauer stieg von 13 auf knapp 23 Jahre für Personen, die heute das Rentenalter erreichen. Die Folge die­ ser Entwicklungen ist, dass die aktu­ elle AHV-Gesetzgebung allen heute lebenden Altersjahrgängen für die Zukunft mehr Leistungen verspricht, als sie diesen im Gegenzug an Zah­ lungsverpflichtungen auferlegt.6 Wenn aber alle in Zukunft mehr Rente erhalten, als sie noch einzu­ zahlen verpflichtet sind, dann stellt 20 Die Zinswelt steht kopf. März 2015 sich die Frage, aus welchen Mitteln diese versprochenen AHV-Renten bezahlt werden sollen. Die Finanzie­ rung wäre nur gewährleistet, wenn in der Vergangenheit genügend Rücklagen gebildet wurden, um die nicht durch Beiträge oder Steuern gedeckten zukünftigen Leistungsver­ sprechen zu finanzieren. Zwar verfügte die AHV Ende des Jah­ res 2011 über eine Vermögensreserve (AHV-Ausgleichsfonds) von CHF 40 Milliarden oder etwa 6,9 Prozent des Schweizer Bruttoinlandprodukts (BIP). Unter der Annahme eines langfristi­ gen Realzinses (erwirtschaftete Ren­ dite minus Inflation) von 2 Prozent standen dieser Vermögensreserve jedoch ungedeckte Leistungsverspre­ chen sowohl der heute lebenden als auch der zukünftigen Generationen in Höhe von CHF 1060 Milliarden oder 180,3 Prozent des BIP gegen­ über. Somit klafft in der AHV eine Finanzierungslücke von rund CHF 1020 Milliarden oder 173,4 Prozent (180,3 Prozent minus 6,9 Prozent) des BIP. Quelle: Studie «Lasten in die Zukunft verschoben», 2014, Hrsg. UBS. 6 Schweizer Vorsorgesystem stark belastet AHV-Ausgleichsfonds spielt wichtige Rolle Die Vermögensreserve der AHV wird die Finan­ zierungslücke zwar bei weitem nicht schliessen können. Doch dem AHV-Ausgleichsfonds wird in den kommenden zehn bis 15 Jahren eine Schlüsselrolle bei der Finanzierung des Aus­ gabenüberschusses zuteilwerden. Wie schnell er aufgezehrt wird, hängt primär von der Diffe­ renz zwischen Ausgaben und Einnahmen ab, sprich von der Anzahl der Rentnerinnen und Rentner sowie der Lohnsumme (kurzfristige Zuwanderung, Reallohnwachstum) und den Steuer­einnahmen (Bundes- und Mehrwertsteu­ er). Insgesamt steigen die AHV-Einnahmen so­ gar leicht überproportional mit dem Wirt­ schaftswachstum an. Falls das Negativzinsumfeld länger andauert und die Konjunktur sich nur schleppend entwickelt, dürften hingegen sowohl die Lohnsumme als auch die Bundes- und Mehrwertsteuereinnah­ men stagnieren. In diesem Fall würde der AHVAusgleichsfonds schneller aufgebraucht als bei einer robusteren wirtschaftlichen Dynamik. In einem Szenario mit niedrigen Zinsen und schwa­ chen Aktienmärkte könnte der AHV-Ausgleichs­ fonds schon 2024 aufgezehrt sein. Hingegen zeigt die Berechnung für ein Szenario mit hohen Zinsen und einer positiven Aktienmarktentwick­ lung, dass der AHV-Ausgleichsfonds noch bis 2028 ausreichen könnte, um die Ausgabenüber­ schüsse zu finanzieren. Tiefzinsumfeld erschwert AHV-Sanierung Der aktuelle Reformvorschlag Altersvorsorge 2020 sieht vor, dass durch einen automatischen Interventionsmechanismus der AHV-Ausgleichs­ fonds bei mindestens 70 Prozent einer Jahres­ ausgabe der AHV stabilisiert wird. Dadurch dürfte die Vermögensreserve der AHV – bei Annahme des Reformvorschlags und zügiger Umsetzung der Interventionsmassnahmen – nicht auf null sinken. In einem längerfristigen Tiefzinsumfeld mit niedriger Inflation wäre jedoch ein Sanierungs­ element dieses Interventionsmechanismus fak­ tisch nicht umsetzbar: Bei tiefer oder negativer Inflation wäre es praktisch unmöglich, die AHV-Renten über ein Aussetzen der Renten­ anpassung an die Lohn- und Preisentwicklung real zu senken. Bei anhaltend tiefen Zinsen Abbildung 11 Zur Deckung der AHV-Finanzierungslücke notwendiger AHV-Ausgleichsfonds in Prozent des BIP Für verschiedene Realzinsszenarien, Basisjahr 2011 Produktivitätswachstum = 1 Prozent 300 250 200 150 100 50 0 1,5% 2% 3% Notwendige Grösse des AHV-Ausgleichsfonds in Prozent des BIP Quellen: EFD, BFS, BAG, FZG, UBS könnte der AHV-Ausgleichsfonds nur durch deutliche Erhöhungen der Arbeitnehmer- und Arbeitgeberbeiträge stabilisiert werden, was junge Erwerbstätige und künftige Generatio­ nen aber auch die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen deutlich belasten würde. 3.2 Berufliche Vorsorge – kein Ausweg für Pensionskassen Im Kapitaldeckungsverfahren der 2. Säule wird die Rente aus dem angesparten Kapital des Ver­ sicherten finanziert. Dabei hängt die Höhe der Rente unmittelbar von der erzielbaren Rendite auf das verbleibende Kapital des Rentners ab. Ist die Rente einmal gesprochen, ist sie gesetzlich geschützt. Falls eine unzureichende Rendite erwirtschaftet wird, muss die Rente dennoch in gleicher Höhe bezahlt werden – finanziert von den erwerbstätigen Versicherten, die noch keinen gesetzlichen Rentenanspruch haben. Die Zinswelt steht kopf. März 2015 21 Kapitel 3 Negativzinsen bei Rentenberechnung nicht antizipiert Die erwerbstätigen Beitragszahler der Pensions­ kassen haften also für Fehleinschätzungen der Pensionskassen bezüglich der erzielbaren Ver­ zinsung des Kapitals und der durchschnittlichen Lebenserwartung der Versicherten. Ein weiterer Grund für zu hohe Renten relativ zur erzielba­ ren Verzinsung liegt aber auch im hohen ge­ setzlichen Umwandlungssatz.7 Berechnet eine Pensionskasse die Rente auf der Basis des ge­ setzlichen Umwandlungssatzes von 6,8 Prozent sowie unter der Annahme, dass eine Person, die heute in Rente tritt, eine durchschnittliche Restlebenserwartung von 23 Jahren hat und allenfalls auch Kinder- und/oder Ehegatten­ renten entrichtet werden müssen, so muss das angesparte Kapital des Rentners im Durch­ schnitt über 5,5 Prozent Bruttorendite pro Jahr generieren.8 Falls die Zinsen auf Obligationen weiterhin sehr tief oder gar negativ bleiben, so scheinen Renditen in dieser Höhe kaum realistisch. Der Grossteil der Pensionskassen dürfte in einem anhaltenden Negativzinsumfeld in Unterdeckung geraten, denn als Faustregel gilt, dass langfristig eine um 1 Prozentpunkt tiefere Anlagerendite die Pensionskassen rund 10 Prozentpunkte an Deckungsgrad kostet. Für viele Pensionskassen müssten erneut Sanierungsmassnahmen getrof­ fen werden; die betroffenen Unternehmen und Kantone würden dadurch finanziell geschwächt. Seit 2011 ist die Schuldenquote der Kantone von 8,3 auf fast 10 Prozent gestiegen – dieser primär durch Pensionskassensanierungen getrie­ bene Anstieg dürfte sich bei Negativzinsen wei­ ter beschleunigen. Verschärfter Interessenskonflikt In den vergangenen Jahren waren die Um­ wandlungssätze in den meisten Pensionskassen relativ zu den erzielbaren Renditen zu hoch. Dies zeigt sich darin, dass die Pensionskassen schon seit mehr als einem Jahrzehnt das Kapi­ tal der Rentner im Durchschnitt höher verzin­ sen als das Kapital der Erwerbstätigen. Dies obwohl die Rentner kein Anlagerisiko tragen, die Erwerbstätigen hingegen einem verstärkten Anlagerisiko, äquivalent zu einer mit Schulden finanzierten Anlage, ausgesetzt sind. Trotz solider Anlagerenditen der Pensionskassen in den letzten Jahren ist die Mindestverzinsung auf das Kapital der Erwerbstätigen von 4 Pro­ zent im Jahr 2001 auf aktuell 1,75 Prozent ge­ sunken (Abbildung 12). Folglich sind die Pensi­ onskassen nicht indifferent bezüglich der Frage, ob die Versicherten beim Renteneintritt eine Rente oder das Kapital beziehen. Der Kapital­ bezug beim Renteneintritt kostet die Pensions­ kasse weniger als die Auszahlung der Rente über die verbleibende Lebensdauer des Versi­ cherten zuzüglich allfälliger Hinterbliebenen­ renten. Je tiefer das Zinsniveau und die Anlageerträge sind, desto mehr verschärft sich auch der in­härente Interessenskonflikt zwischen der Pensionskasse und dem Steuerzahler: Erste Unter­suchungen zeigen, dass statistisch häufi­ Abbildung 12 Fallende Mindestverzinsung für die Erwerbstätigen Mindestverzinsung, in Prozent 4,5 4,0 3,5 3,0 2,5 Der gesetzliche Umwandlungssatz findet im obligato­ rischen Teil der beruflichen Vorsorge Anwendung. Übersteigen die Beiträge das Obligatorium (Überobli­ gatorium), so können tiefere Umwandlungssätze an­ gesetzt werden. 8 Die Nettorendite zur Finanzierung der Renten liegt aufgrund von Verwaltungskosten etwa 0,5 Prozent­ punkte tiefer als die Bruttorendite. 7 22 Die Zinswelt steht kopf. März 2015 2,0 1,5 0,5 0 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 Quellen: BSV, UBS Schweizer Vorsorgesystem stark belastet ger Ergänzungsleistungen an Personen entrichtet werden, die sich bei Renteneintritt für den Kapi­ talbezug entschieden, als bei vergleichbaren Rentnern, die eine Pensionskassenrente erhalten. Es muss davon ausgegangen werden, dass die finanzielle Entlastung der Pensionskasse durch einen Kapitalbezug einige Jahre später mit einer zusätzlichen Belastung des Steuerzahlers einher­ gehen kann. Flucht ins Bargeld Etwa 6,5 Prozent der Pensionskassenanlagen oder CHF 45,5 Milliarden werden als liquide Mit­ tel gehalten, auch um dem regelmässigen Liqui­ ditätsbedarf gerecht zu werden. Da schon viele Pensionskassen auf diesen liquiden Mitteln mit dem Negativzins von -0,75 Prozent belastet wer­ den, besteht ein klarer Anreiz, diese Mittel nicht als Sichtguthaben, sondern als Bargeld zu halten. Die Kosten der Bargeldhaltung (Lagerräume, Sicherheit, Transport, Versicherung usw.) werden auf zwischen 0,2 und 0,5 Prozent geschätzt. Zwar liegen diese Kosten deutlich tiefer als der aktuelle Negativzins auf Sichteinlagen, doch sie stellen für die Pensionskassen eine finanzielle Belastung dar, die keinen ökonomischen Mehr­ wert generiert. Auf Dauer ist davon auszugehen, dass bei einem starken Anstieg der Bargeldnach­ frage von Pensionskassen die SNB auch dieser Möglichkeit zur Umgehung der Negativzinsen einen Riegel vorschieben würde. Welche Handlungsalternativen bleiben den Pensi­ onskassen in einem Umfeld anhaltender tiefer oder gar negativer Zinsen? Zunächst besteht ein Anreiz, die gewählte Risikostruktur der Anlagen weg von Obligationen und hin zu riskanteren, aber langfristig höher rentierenden Anlageklas­ sen wie Aktien, Rohstoffen, Immobilien, Hedge Funds oder Private Equity zu verschieben. Proble­ matisch ist sicherlich, dass dadurch das Verlust­ potenzial im Vorsorgesystem strukturell erhöht würde. Hingegen haben viele Pensionskassen die gesetzlichen Anlagebeschränkungen (maximal 50 Prozent Aktien, maximal 15 Prozent alternative Anlagen usw.) schon längst ausgereizt. Zwei gegensätzliche Kräfte zerren daher an der Wahl der Risikostruktur – das Verbot des Gesetzgebers zu viel Risiko aufzunehmen und die ökonomische Realität, dass ohne ein deutlich erhöhtes Anlage­ risiko die zur Finanzierung der Renten notwendi­ gen Renditen nicht erzielbar sind. Pensionskassen könnten sogar auf die Idee kommen, Kredite aufzunehmen, um bei Negativzinsen durch die Kreditaufnahme Zinsen zu erwirtschaften. Ob für solche Kredite ein ausreichendes Kreditangebot entstehen wird, wird sich zeigen müssen. Jeden­ falls würde auch diese Massnahme zu einer Ver­ schiebung der Risiken bei den Pensionskassen führen. Kapitaldeckung gefährdet Während die berufliche Vorsorge als kapitalge­ deckte Säule des Vorsorgesystems vorgesehen ist, haben sich durch das Auseinanderdriften der erwarteten und tatsächlich erwirtschafteten Renditen zunehmend Umverteilungselemente eingeschlichen. Derzeit werden die Renditen der Erwerbstätigen genutzt, um das Kapital der Rentner aufzustocken. Falls tiefe oder gar nega­ tive Zinsen länger Bestand haben sollten, könnte es gesetzlich erlaubt werden, dass Pensionskas­ sen die Beitragssätze der Erwerbstätigen erhö­ hen, um die Finanzierung der versprochenen Renten zu ermöglichen. Dies würde die Umver­ teilung zwischen Erwerbstätigen und Rentnern verschärfen und auch die Unternehmen durch höhere Personalkosten deutlich belasten. In einem anhaltenden Tiefzinsumfeld ist ohne eine Senkung der schon zugesprochenen Renten dieser Gang in Richtung eines Umlageverfahrens in der 2. Säule nicht zu verhindern. Aber auch Rentner dürften langfristig betroffen sein, denn der gesetzliche Schutz der Renten kann in Sanierungsfällen aufgehoben werden. Ins­besondere Rentner, die ihr Alterskapital be­zogen haben und selber die Auswirkungen der tieferen Zinsen tragen müssen, dürften im aktuellen Umfeld verunsichert sein. Durch auf­ kommende Existenzängste der Rentner und renten­nahen Jahrgänge dürfte schliesslich deren Bereitschaft, Hand zu bieten für politisch dringen­ de Reformen – wie die Herabsetzung des Um­ wandlungssatzes – abnehmen. Die Finanzierungs­ probleme würden nochmals weiter in die Zukunft verschoben, die zukünftigen Generationen ver­ stärkt belastet. Die Zinswelt steht kopf. März 2015 23 Kapitel 3 SNB an den Negativzinsen fest, so dürfte die Verzinsung noch deutlich weiter sinken. 3.3 Private Vorsorge – Ohne Risiko kaum Ertrag Seit die SNB am 15. Januar eine Verschärfung der Negativzinsen auf ihren Sichteinlagen für Finanzmarktteilnehmer ankündigte und die Schweizer Zinskurve ins Negative rutschte – zeitweise sogar bis zur 16-jährigen Laufzeit – sind auch für Sparer in der 3. Säule die Zeiten deutlich härter geworden. Die durchschnittliche Verzinsung von 3a-Zinskonten von 15 grossen Anbietern ist seit 2009 von über 2,3 Prozent auf heute etwas unter 0,9 Prozent gefallen; vereinzelte Anbieter gewähren auf dem 3aZinskonto keinen Zins mehr (0 Prozent). Hält die Es ist davon auszugehen, dass auf Dauer viele Anbieter die Negativzinsen, die ihnen auf dem SNB-Sichtkonto belastet werden, auch auf die Zinskonten der Säule 3a überwälzen werden. Ein zwar unwahrscheinliches, aber nicht un­ denkbares staatliches Verbot von Negativzinsen auf 3a-Zinskonten würde aus ökonomischer Sicht zunächst eine zusätzliche Steuer auf die Finanzinstitute, zugunsten ihrer 3a-Zinskunden darstellen. Falls die Banken diesen Verlust durch einer Mehrbelastung anderer Finanzprodukte auszugleichen versuchten, würden andere Kun­ dengruppen die Steuerlast (teilweise) tragen, zugunsten der 3a-Zinskunden. Abbildung 13 Tiefe Zinsen belasten das 3a-Zinskonto deutlich mehr als 3a-Konten mit Aktien in Prozent 8 Obligationen CHF Inland Obligationen CHF Ausland Obligationen Fremdwährungen Aktien Schweiz Aktien Ausland Immobilien Schweiz Immobilien Ausland Flüssige Mittel 1 3 1 3 8 31 11 46 21 14 3 9 13 24 4 Angespartes Vermögen nach 10 und 40 Jahren in typischen 3a-Zins- und Wertschrienkonten; in CHF Zinskonto Wertschrienkonto mit 25% Aktienanteil Wertschrienkonto mit 45% Aktienanteil Szenarien Wertentwicklung 10 Jahre 40 Jahre Szenarien Wertentwicklung 10 Jahre 40 Jahre Szenarien Wertentwicklung 10 Jahre 40 Jahre mittleres Szenario Hochzinsszenario Tiefzinsszenario 79800 83280 74954 mittleres Szenario Hochzinsszenario Tiefzinsszenario 89419 92228 86397 mittleres Szenario Hochzinsszenario Tiefzinsszenario 94658 96640 92369 411267 544263 359479 Quelle: Bloomberg, UBS 24 Die Zinswelt steht kopf. März 2015 639149 796594 567705 816376 953168 743900 Schweizer Vorsorgesystem stark belastet Aus Anleger-Perspektive muss eine Wahl getrof­ fen werden zwischen Zinskonten, die zwar si­ cher sind, aber sehr tief – in Zukunft möglicher­ weise sogar zeitweise negativ – verzinst werden und Wertschriftkonten, die beträchtlichen Schwankungen ausgesetzt sind. Wir analysieren in drei langfristigen Zinsszenarien (mittleres, Hochzins- und Tiefzinsszenario) die Rendite-Er­ wartung eines 3a-Zinskontos und von 3a-Wert­ schriftenkonten mit 25 und 45 Prozent Aktien (Abbildung 13). Dabei gehen wir davon aus, dass in jedem Jahr die maximale 3a-Einzahlung vorgenommen wird. In den Szenarien unter­ scheiden sich jeweils nur die Renditen auf den Obligationen und Geldmarktpositionen, nicht aber die Renditen der anderen Anlageklassen (zum Beispiel Aktien), sodass der Unterschied im Endkapital in den verschiedenen Szenarien ausschliesslich auf das unterschiedliche Zins­ niveau zurückzuführen ist. Die Tabellen in Abbildung 13 zeigen das nach zehn und nach 40 Jahren angesparte Kapital in der Säule 3a. Die Abbildung 14 zeigt die Kapital­ akkumulation für die verschiedenen 3a-Konto­ Anlagestrukturen und die Zinsszenarien über die Zeit. Das Tiefzinsszenario belastet das Zinskonto am stärksten, das Kapital liegt nach zehn Jahren 6 Prozent und nach 40 Jahren sogar 13 Prozent unter dem mittleren Szenario beziehungsweise nach zehn Jahren 10 Prozent und nach 40 Jah­ ren 34 Prozent unter dem Hochzinsszenario. Je höher der Aktienanteil, desto geringer ist der Einfluss der tief verzinsten Obligationen. So beträgt das Kapital im Wertschriftenkonto mit 45 Prozent Aktien im Tiefzinsszenario nach zehn Jahren nur 2 Prozent weniger und nach 40 Jah­ ren 9 Prozent weniger als im mittleren Szenario beziehungsweise nach zehn Jahren 4 Prozent und nach 40 Jahren 22 Prozent weniger als im Hochzinsszenario. Zwar ist das 3a-Zinskonto kaum Schwankungen im Zeitablauf ausgesetzt. Da das Zinsniveau längerfristig tief bleiben könnte, dürfte bei einem 3a-Zinskonto über alle Szenarien be­ trachtet der am Ende des Erwerbslebens akku­ mulierte Betrag im Vergleich zu den 3a-Wert­ Abbildung 14 Langfristige Performance ist stark abhängig von der 3a-Anlagestruktur Vermögensentwicklung in typischen 3a-Zins- und -Wertschrienkonten im Zeitverlauf, in CHF 1000000 1 000 000 800000 800 000 600000 600 000 400 000 400000 200000 200 000 00 0 Jahre 10 Jahre mittleres Szenario 20 Jahre Hochzinsszenario 30 Jahre 40 Jahre Tiefzinsszenario Zinskonto Portfolio mit 25% Aktien Portfolio mit 45% Aktien Quellen: Bloomberg, UBS Die Zinswelt steht kopf. März 2015 25 Kapitel 3 schriftenkonten deutlich geringer ausfallen. Für alle 3a-Anlagekonten gilt hingegen, dass geringere Renditen bei tiefen Zinsen die Kapi­ talakkumulation verlangsamen. Wer in einem Tiefzinsumfeld nach zehn oder 40 Jahren gleich viel Kapital angespart haben möchte wie bei höheren Zinsen, muss – unabhängig von der gewählten Anlageform in der dritten Säule – deutlich mehr selber sparen. 3.4 Ausblick Die Stärke der drei Säulen des Schweizer Vor­ sorgesystems liegt in der Diversifikation der Risiken. Während die AHV durch die Umlage­ finanzierung vor allem demografiegesteuert ist, werden die 2. und 3. Säule vermehrt durch die erzielten Anlagerenditen beeinflusst. Doch eines ist den drei Säulen gemein: Da heutige und zukünftige Generationen länger leben, 26 Die Zinswelt steht kopf. März 2015 müssen sie zur Wahrung des Lebensstandards im Alter mehr Leistungen beziehen. Somit steigen die Anforderungen an alle Säulen des Vorsorgesystems. Gehen die tiefen Zinsen mit schwachem Wachstum, geringeren Lohnanstiegen und tieferen Renditen für den AHV-Ausgleichsfonds einher, so ist die AHV ebenso betroffen wie die kapitalfinanzierten Säulen. Bedenklich scheint, dass im Dreisäulensystem – trotz der Diversi­fikation der Risiken – diese Risiken fast ausschliesslich von den Erwerbstätigen und zukünftigen Generationen getragen werden. Ein anhaltend tiefes Zinsniveau würde die Umverteilung zwischen Erwerbstätigen und Rentnern verstärken und zudem die Unterneh­ men durch höhere Personalkosten und Steuern belasten. Eine massvolle Reduktion des gesetz­ lichen Umwandlungssatzes sowie eine Reform der AHV, die die Belastung der jungen Genera­ tionen reduziert, scheinen vor diesem Hinter­ grund dringlicher denn je. Kapitel 4 Neuland mit vielen Gefahren für den Bankensektor Kapitel 4 Die Schweizerische Nationalbank (SNB) erhebt Negativzinsen auf Sichteinlagen der Finanzinsti­ tute ab einem gewissen Freibetrag. Bei absolu­ ter Gleichverteilung der Sichteinlagen aller Fi­ nanzinstitute bei der SNB würde die Belastung rund CHF 150 Millionen betragen. Jedoch sind die Sichteinlagen stark ungleich verteilt (Ab­ bildung 15), weshalb die direkten Kosten des Bankensektors durch die Negativzinsen bis zu CHF 1 Milliarde pro Jahr betragen dürften. Am stärksten betroffen sind Banken mit hohen Depositenbeständen und geringer Aktivität im Anlage- und Kreditgeschäft in der Schweiz. Somit sind weniger die Gross- und Kantonal­ banken von den Negativzinsen direkt betroffen als vielmehr ausländische Banken oder Banken mit einem Geschäftsfokus auf der Vermögens­ verwaltung und dem Zahlungsverkehr. der Haupteinnahmequellen im Bankgeschäft dar. Für Kantonal-, Regional- und Raiffeisen­ banken machen die Nettozinserträge sogar 60 bis 80 Prozent der Gesamterträge aus (Abbildung 16). Negativzinsen sägen am Kerngeschäft der Banken Die Einführung der Negativzinsen hat das be­ reits sehr niedrige Zinsniveau in der Schweiz nochmals deutlich gesenkt (Abbildung 17) Abbildung 15 Sichteinlagen der Banken bei der SNB sehr ungleich verteilt Sichteinlagen als X-Faches der Mindestreserveerfordernis 40 4.1 35 Die indirekte Belastung der Negativzinsen 25 30 20 15 Eine der Kernaufgaben der Banken ist die Finanz­intermediation. Die Banken vergeben längerfristige Kredite und finanzieren diese mit Kundeneinlagen, die in der Regel täglich ver­ fügbar sind. Die Differenz (Zinsmarge) aus den höheren langfristigen Kreditzinsen und den kurzfristigen Depositenzinsen stellt mit über einem Drittel der gesamten Bankerträge eine 10 5 0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Grossbanken Kantonalbanken Andere Freibetragsgrenze Quellen: SNB, UBS Negativzinsen Seit dem 22. Januar 2015 werden auf die Sichteinlagen der Finanzinstitute bei der SNB, die das 20-fache der jeweili­ gen Mindestreserveerfordernis über­ steigen, Negativzinsen von -0,75 Pro­ zent berechnet. Sichteinlagen unter CHF 10 Millionen werden in keinem Fall mit Negativzinsen belegt. Für Finanz­ institute mit Sichteinlagen bei der SNB, die keiner Mindestreserveerfordernis unterliegen, werden Guthaben ab CHF 10 Millionen mit den Negativzinsen belastet. Eine Mindestreserveerfordernis entsteht bei Banken, durch die gesetzli­ 28 Die Zinswelt steht kopf. März 2015 che Vorschrift eine Reserve in der Höhe von mindestens 2,5 Prozent ihrer jewei­ ligen kurzfristigen Verpflichtungen bei der SNB zu hinterlegen. Der Bund und bundesnahe Betriebe sowie inländische Behörden sind von Negativzinsen durch die SNB befreit. Um zu verhindern, dass durch eine verstärkte Bargeldhaltung die Negativzinsen umgangen werden, wird die Veränderung des Bargeldbe­ standes der Finanzinstitute mit der Frei­ betragsgrenze verrechnet. Gefahren für den Bankensektor und so die Profitabilität der Banken geschmälert. Denn die Regel «je niedriger die Zinsen, desto kleiner die Zinsmarge der Banken» gilt umso mehr, wenn die Zinsen in den negativen Bereich fallen (Abbildungen 18, 19 und 20). Die Banken können die Negativzinsen nicht oder nur sehr begrenzt an ihre Kunden weitergeben, solange nicht die Bargeldhortung von Privaten – beispiels­ weise durch neue Massnahmen der SNB – ver­ hindert wird. Dazu müsste entweder der Bargeld­ bezug durch Kapitalverkehrskontrollen stark eingeschränkt werden oder es müsste eine Ge­ bühr für die Bargeldhaltung eingeführt werden. Beispielsweise könnten für einen Bargeldbezug von 100 Franken vom Bankkonto mehr als 100 Franken abgezogen werden. Angesichts solch drastischer Auswirkungen dürfte eine weitere Verschärfung der Negativzinsen durch die SNB riskant sein. Sonst könnte die Weitergabe der Ne­ gativzinsen auf Kundendepositen unvermeidlich werden und die Gefahr der Bargeldhortung und eines Ansturms auf die Banken würde steigen. Negativzinsen verteuern Kreditzinsen Ohne Massnahmen, welche die Bargeldhortung einschränken, sind die kurzfristigen Zinsen für Bankkundengelder nach unten begrenzt und ein Rückgang des allgemeinen Zinsniveaus ginge eins zu eins zu Lasten der Banken. Um dieser Erosion der Zinsmarge entgegenzuwirken, haben viele Banken nach der Einführung von Negativzinsen durch die SNB ihre längerfristigen Hypothekar­ kreditzinsen nicht etwa gesenkt, sondern sogar erhöht (Abbildung 21). Das bedeutet, dass Kunden­ depositen durch höhere langfristige Hypothekar­ kreditzinsen bereits quersubventioniert werden. Eine Abkühlung der Hypothekarkreditvergabe und der Immobilienpreise durch höhere Hypothe­ karkreditzinsen würde die SNB durchaus begrü­ ssen. Wenn aber die Negativzinsen dazu führen, dass auch die Zinsen für Unternehmenskredite steigen, dann wird die Absicht der Nationalbank sicher verfehlt. Eine solche Entwicklung würde das Wirtschaftswachstum, das durch die Fran­ kenaufwertung bereits einen deutlichen Dämpfer erlitten hat, weiter schwächen. Abbildung 16 Nettozinserträge als wichtige Ertragsquelle Aueilung der Bankerträge nach Ertragsart und Bankengruppen, in Prozent 100 80 60 40 20 0 Alle Banken Grossbanken Kantonal- Raiffeisen Regional- Andere banken banken und Banken Sparkassen Nettozinserträge* Kommissionserträge Handelserträge Übrige Erträge * inklusive Zinserträge auf Finanzanlagen Quellen: SNB, UBS Abbildung 17 Schweizer Zinsniveau auf historischem Tief Zinskurve der eidgenössischen Bundesobligationen, in Prozent 0,5 0 –0,5 –1,0 –1,5 3M 6M 17.12.2014 1J 2J 3J 4J 5J 6J 7J 8J 9J 10J 23.02.2015 Quellen: Bloomberg, UBS Zinsanstieg birgt auch Risiken Zwar belastet das Negativzinsumfeld die Ertrags­ kraft der Banken, aber auch ein rascher Zinsan­ stieg birgt für den Bankensektor Risiken. Viele Die Zinswelt steht kopf. März 2015 29 Kapitel 4 Unternehmen und private Haushalte nutzen das niedrige Zinsniveau und sichern sich dieses durch Festzinskredite mit langen Laufzeiten. Seit 2009 hat sich der Anteil von Festhypothe­ ken mit einer Laufzeit über sieben Jahren von 8 auf über 16 Prozent mehr als verdoppelt. Für die Banken steigen im Niedrigzinsumfeld die Kosten, sich gegen das Zinsrisiko von Festzins­ krediten mit langen Laufzeiten abzusichern. Zum einen ist die Möglichkeit, die Kosten der Negativzinsen an die Bankkunden weiterzu­ geben, durch die Problematik von Negativzin­ sen auf Kundendepositen begrenzt, zum anderen sind die Zinsabsicherungskosten mit Derivaten über den Finanzmarkt aufgrund der stark negativen kurzfristigen Zinsen derzeit besonders hoch (siehe «Zinsabsicherung» Seite 32 und Abbildungen 19 und 20). Durch die starke Nachfrage nach längerfristigen Festzins­ krediten besteht die Gefahr, dass Banken auf der Aktivseite ihrer Bilanzen deutlich längere Fristigkeiten eingehen als auf der Passivseite. Aufgrund der hohen Absicherungskosten dürf­ ten Banken zusätzlich einen Anreiz haben, einen geringeren Anteil der Fristendiskrepanzen abzusichern. Daraus ergibt sich ein materielles Zinsanstiegsrisiko. Abbildung 18 Niedrigere Zinsen – Niedrigere Zinsmarge In Prozent 2,5 10 2,0 8 6 1,5 4 1,0 2 0,5 0 0 –2 1989 1993 1997 2001 2005 2009 2013 Zinsmarge aller Banken* (linke Skala) Drei-Monats-Libor CHF (rechte Skala) Rendite 10-jähriger Eidgenössischer Bundesobligationen (rechte Skala) * inkl. Zinserträge auf Finanzanlagen Quellen: SNB, ReutersEcowin, UBS Abbildung 19 Vor Einführung der Negativzinsen: Zinsmarge mit und ohne Zinsabsicherung (Beispiel) Abbildung 20 Nach Einführung der Negativzinsen: Zinsmarge ohne Zinsabsicherung (Beispiel) In Prozent In Prozent 2,0 Zinsmarge ohne Zinsabsicherung 0,5 Zinsmarge ohne Zinsabsicherung 1,5 0 1,0 0,5 Kosten der Zinsabsicherung –0,5 Zinsmarge mit Zinsabsicherung –1,0 0 3M 6M 1J 2J 3J CHF Swapkurve + Marge 4J 5J 7J 8J CHF Swapkurve Quellen: Bloomberg, UBS 30 6J Die Zinswelt steht kopf. März 2015 9J 10J 3M 6M 1J 2J 3J CHF Swapkurve + Marge Quellen: Bloomberg, UBS 4J 5J 6J 7J 8J CHF Swapkurve 9J 10J Gefahren für den Bankensektor Abschätzung der Zinsrisiken im Hypothekargeschäft Wir haben die Zinsrisiken im Schweizer Banken­ sektor, die sich aus dem gegenwärtigen Tief­ zinsumfeld bei der Finanzierung von Hypothe­ karkrediten ergeben, genauer untersucht. Die von der SNB für den Gesamtmarkt Schweiz ausgewiesenen CHF-Hypothekarkredite belie­ fen sich per November 2014 auf ein Volumen von CHF 911 Milliarden. Zudem weist die SNB auch eine Aufschlüsselung der Hypothekar­ kreditvolumen für unterschiedliche Laufzeiten aus. Überdies sind die Volumen für Passivpro­ dukte verfügbar, die von den Schweizer Banken zur Finanzierung von Hypothekarkrediten ein­ gesetzt werden. Damit ist es möglich, die Ent­ wicklung der Nettozinsmarge auf Hypotheken für den gesamten Bankensektor in unterschied­ lichen Zinsszenarien zu simulieren. Da angesichts der immer tiefer fallenden Zinsen schon seit längerer Zeit eine stärkere Verschie­ bung von Hypothekarkreditvolumen in Produk­ te mit längeren Laufzeiten stattfindet, sind wir bei unseren Berechnungen davon ausgegan­ gen, dass dieser Trend anhält. Somit werden bei den Schweizer Banken die Zinserträge auf einem immer grösser werdenden Anteil von langjährigen, oft zehnjährigen Festhypotheken mit tiefen Zinsen festgeschrieben. Das Zinsän­ derungsrisiko ergibt sich daraus, dass die Finan­ zierungsprodukte auf der Passivseite (Spar- und Transaktionskonten, Kassenobligationen etc.) eine deutlich kürzere Fristigkeitsstruktur auf­ weisen; somit könnte die Zinsmarge der Banken bei einem allfälligen späteren Anstieg des Zins­ niveaus schnell unter Druck geraten und sogar ins Negative drehen. Dies würde die Ertrags­ kraft des Schweizer Bankensektors weiter schwächen, wodurch sich der Konsolidierungs­ ruck im Bankensektor erhöhen dürfte und es zu negativen Auswirkungen für die Realwirtschaft kommen könnte. Unser Basisszenario geht davon aus, dass die Zinsen bis 2017 sehr tief und zum Teil im nega­ tiven Bereich bleiben und danach sehr langsam und graduell ansteigen. Die Nettozinsmarge in Prozent ausgedrückt verringert sich in diesem Umfeld von derzeit rund 120 Basispunkten auf rund 85 Basispunkte im Jahr 2022. Abbildung 21 Banken erhöhen längerfristige Hypothekarkredizinsen – Versicherungen meist nicht Hypothekarzinsen auf 10-jährige Hypothekarkredite verschiedener Anbieter, in Prozent Mindestkursaufgabe & Ankündigung Negativzinsen Ankündigung Negativzinsen –0,75 Prozent –0,25 Prozent ab 22.1.2015 ab 22.1.2015 Negativzinsen von –0,75 Prozent greifen 2,2 Banken 2,0 Credit Suisse ZKB 1,8 Raiffeisen Migros Bank 1,6 Versicherer 1,4 Axa Winterthur Swiss Life Zurich 1,2 1,0 12.11.2014 12.12.2014 12.01.2015 12.02.2015 Quellen: FuW, UBS Abbildung 22 Leichter Rückgang der Nettozinsmarge im Basisszenario Nettozinsmarge in Milliarden CHF und in Prozent der Hypothekarkreditvolumen 2,0 14 12 1,5 10 8 1,0 6 4 0,5 2 0 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 2022 2024 0 Nettozinsmarge, in Prozent (linke Skala) Nettozinsmarge, in Milliarden CHF (rechte Skala) Quellen: SNB, UBS Die Zinswelt steht kopf. März 2015 31 Kapitel 4 Zinsabsicherung Ein Zinsrisiko tritt auf, wenn Anlagen und Verbindlichkeiten zu unterschiedli­ chen Zeitpunkten fällig werden. Da sich in der Zwischenzeit die Zinssätze für eine Anschlussfinanzierung oder Fol­ geanlage geändert haben können, ent­ steht für die Bank ein Verlustrisiko. Ban­ ken versuchen sich gegen das Zinsrisiko abzusichern, indem sie möglichst glei­ che Fristigkeiten auf der Aktiv- und Pas­ sivseite ihrer Bilanz gegenüberstellen. Dadurch kürzt sich das Zinsrisiko heraus. Das traditionelle Bankgeschäft besteht in der Fristentransformation («borrow short-term – lend long-term»). Deshalb ist eine Fristenkongruenz der Aktiv- und Passivseite der Bankbilanz meist nicht zu erreichen. Mit Hilfe von Finanzderiva­ ten kann aber das Zinsrisiko reduziert werden. Beispiel: Eine Bank kann sich gegen das Zinsrisiko einer zehnjährigen Fest­ hypothek absichern, indem sie ein Swap-Geschäft eingeht, bei welchem sich die Bank verpflichtet, über zehn Jahre einen zehnjährigen Swapsatz (Festzins) zu bezahlen; von der Gegen­ partei erhält sie dafür den jeweils aktu­ ellen Drei-Monats-Libor. Bankertrag: zehnjähriger Kreditzins – zehnjähriger Swapsatz + Drei-Monats-Libor Als alternatives Szenario zeigt Abbildung 23 die Entwicklung der Nettozinsmarge im Falle eines Zinsschocks ab 2020. Dieser fällt ähnlich stark aus wie der Zinsanstieg in den Jahren 1988 bis 1990, als die SNB letztmals heftig gegen einen Inflationsanstieg ankämpfen musste (Abbildung 24). Es zeigt sich, dass in diesem Fall die Netto­ zinsmarge massiv unter Druck kommt und 2022 gar negativ wird, das heisst die Banken bezahlen für ihre Passivprodukte mehr Zinsen, als sie auf ihren Hypothekarkrediten vereinnah­ men. Vergleicht man die absoluten Zahlen der Nettozinsmargen in den beiden Szenarien, so werden durch den von uns simulierten Zins­ schock im Vergleich zum Referenzszenario rund CHF 33 Milliarden Zinserträge «vernichtet». Diese Abschätzung der durch die Schweizer Banken in künftigen Jahren eingegangenen Fristentransformationsrisiken berücksichtigt jedoch nicht, dass verschiedene Banken versu­ chen werden, Teile dieser Risiken am Kapital­ markt abzusichern. Allerdings ist zu beachten, dass selbst bei einer Absicherung eine Gegen­ partei jeweils diese Risiken tragen muss. Eine Abschätzung des tatsächlichen Zinsände­ rungsrisikos des Schweizer Bankensektors ist ohne Detailwissen zur Struktur der einzelnen 32 Die Zinswelt steht kopf. März 2015 Der zehnjährige Kreditzins lässt sich in einen zehnjährigen Swapsatz zuzüglich einer Marge aufteilen. Bankertrag: Marge + Drei-Monats-Libor Der Drei-Monats-Libor fiel nach der Ein­ führung der Negativzinsen auf -0,9 Pro­ zent. Je tiefer die Kurzfristzinsen, desto höher muss die Marge der Bank sein, um einen positiven Ertrag (vor weiteren Kosten) zu erzielen. Deshalb ist die Zins­ absicherung von längerfristigen Fest­ zinskrediten im aktuellen Negativzins­ umfeld besonders kostenintensiv. Abbildung 23 Einbruch der Nettozinsmarge im Zinsschockszenario Nettozinsmarge in Milliarden CHF und in Prozent der Hypothekarkreditvolumen 2,0 1,5 1,0 0,5 0 –0,5 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 Nettozinsmarge, in % (linke Skala) Nettozinsmarge, in Mrd CHF (rechte Skala) Quellen: SNB, UBS Bankenbilanzen und der Zinsabsicherungs­ strategien sehr schwierig. Die Beherrschung des Zinsrisikos liegt weitgehend im Ermessens­ spielraum der Banken. So gibt es für das Zins­ risiko in den regulatorischen Anforderungen keine verbindliche Kapitalunterlegung. Die Eid­ 2022 2024 14 12 10 8 6 4 2 0 –2 –4 Gefahren für den Bankensektor genössische Finanzmarktaufsicht FINMA kann jedoch im Rahmen ihrer Aufsichtstätigkeit Ein­ fluss auf das Risikomanagement der Banken neh­ men. Die FINMA warnte bereits 2011 vor den Zinsanstiegsgefahren im Niedrigzinsumfeld. Da­ mals rechnete die Aufsichtsbehörde vor, dass bei einem 1-prozentigen Zinsanstieg den Banken ein Verlust des Eigenkapitals von durchschnittlich 6 Prozent droht. Seither sind die Zinsen noch deut­ lich weiter gefallen, die Absicherungskosten hin­ gegen gestiegen, sodass sich das Verlustpotenzial eher noch vergrössert haben dürfte. Abbildung 24 Zinsszenarien im Vergleich zum Zinsschock Ende 1980er Jahre CHF Drei-Monats-Libor, in Prozent 10 8 6 4 2 0 –2 4.2 Weitreichende Implikationen der Negativzinsen Neben den direkten und indirekten Auswirkun­ gen der Negativzinsen auf die Banken sind weit­ reichende Folgen für den Finanzsektor und die Schweizer Wirtschaft zu erwarten. Das Negativ­ zinsumfeld könnte dazu führen, dass Versiche­ rungen verstärkt auf dem Hypothekenmarkt aktiv werden und der Konsolidierungsdruck auf den Schweizer Bankensektor zunimmt. Hypothekarmarkt wird für Versicherungen attraktiver Eine Folge des Negativzinsumfelds könnte sein, dass Versicherungen auf der Suche nach Renditen und aufgrund der höheren Hypothekarkreditzin­ sen der Banken vermehrt auf den Hypothekar­ markt drängen. Das Wachstum der Hypotheken­ bestände der Versicherungen war zwischen 2008 und 2013 mit durchschnittlich 4 bis 5 Prozent pro Jahr gleich hoch wie bei den Banken. Damit verharrte der Anteil der Versicherungen am ge­ samten Hypothekarbestand bei 3 Prozent. Dies könnte sich aufgrund des Negativzinsumfelds än­ dern. Im Gegensatz zu Banken tragen Versiche­ rungen ein weitaus geringeres Finanzierungsrisiko, denn ihre Anlagegelder stammen nicht von jeder­ zeit abzugsfähigen Kundendepositen, sondern aus Versicherungsprämien. Das Negativzinsumfeld birgt für Versicherungen die grosse Herausforderung, auf ihre Gelder eine ausreichend hohe Rendite zu erzielen, auch um ihren längerfristigen Verbindlichkeiten gerecht zu werden. Mangels zinsbringender Anlagen mit 83 87 91 Zinsschockszenario 95 99 03 07 11 15 19 23 Basiszinsszenario Quellen: Reuters EcoWin, UBS tiefem Risiko dürfte daher die Rendite auf Hypo­ thekarkrediten als Geldanlage zunehmend an Attraktivität gewinnen. Im Gegensatz zu den meisten Banken haben viele Versicherungen nach der Mindestkursaufgabe und der Einführung der Negativzinsen ihre längerfristigen Hypothekar­ kreditzinsen gesenkt (Abbildung 21). Mit niedri­ geren Hypothekenzinsen dürften die Versiche­ rungen auf dem Hypothekarmarkt zunehmend Marktanteile gewinnen. Kreditausfallpotenzial steigt In Folge der Frankenaufwertung und des damit einhergehenden Wirtschaftsabschwungs dürfte es vermehrt zu Kreditausfällen kommen, wo­ durch die Bankgewinne durch höhere Rückstel­ lungen unter Druck kommen dürften. Sollte es aufgrund der Frankenaufwertung und der zuneh­ menden weltweiten deflationären Tendenzen über einen längeren Zeitraum zu einer wirtschaft­ lichen Stagnation in der Schweiz mit fallenden Preisen kommen, würde sich das Problem weiter verschärfen. Denn fallende Preise erhöhen die reale Schuldenlast. Im Bankensektor liegt der durchschnittliche Eigenkapitalanteil der Bilanz bei nur 6 Prozent, was tiefer ist als in den meisten anderen Branchen. In einem anhaltenden Deflati­ onsumfeld würde der im hohen Masse fremd­ finanzierte Bankensektor zu den mit am stärksten betroffenen Branchen gehören. Durch fallende Die Zinswelt steht kopf. März 2015 33 Kapitel 4 Preise würden die realen Bankverbindlichkeiten ansteigen, während durch die Negativzinsen die Einnahmen aus den Bankaktiven immer weiter unter Druck gerieten. Negativzinsen könnten Konsolidierungs­ druck im Bankensektor erhöhen Die unmittelbaren Auswirkungen aus der Auf­ gabe des Mindestkurses und der Einführung von Negativzinsen auf die Bankenerträge sind die geringeren Einnahmen aufgrund der Erosi­ on der Zinsmargen, aber auch geringere Erträ­ ge aus Fremdwährungsanlagen. Banken mit einem starken Fokus auf Vermögensverwaltung und einem hohen ausländischen Kundenanteil sind von der Frankenaufwertung die mitunter am stärksten betroffenen Unternehmen in der Schweiz. Sollte die Aufwertung des Schweizer Frankens von rund 12 Prozent gegenüber dem Euro seit der Aufgabe des Mindestkurses Be­ stand haben, dürfte dies die Gewinne einzelner Banken ceteris paribus 2015 um bis zu 25 Pro­ zent schmälern. Viele kleinere nicht kotierte Banken dürften ähnlich hohe Belastungen durch die Frankenstärke spüren. Dieses Banken­ segment dürfte zudem durch die direkten Kos­ ten der Negativzinsen besonders stark betrof­ fen sein. Diese Belastungen reihen sich ein in ein zuneh­ mend anspruchsvoller gewordenes Umfeld für viele kleinere Banken, wozu vor allem die ge­ stiegenen regulatorischen Anforderungen bei­ getragen haben. Die dadurch verursachten höheren Fixkosten belasten die Profitabilität kleinerer Banken überproportional stark. Dies dürfte mit ein Grund dafür sein, dass 36 Pro­ zent aller Privatbanken 2013 einen Verlust ver­ buchen mussten und es seit 2013 vermehrt zu Bankenübernahmen gekommen ist, wovon 10 Prozent aller Kundengelder in diesem Segment betroffen waren.9 9 KMPG: Performance of Swiss Private Banks, September 2014. 34 Die Zinswelt steht kopf. März 2015 4.3 Ausblick Die Negativzinsen dürften für den Schweizer Finanzplatz weitreichende Folgen haben. Zum einen könnte es bei der Hypothekarkreditver­ gabe zu einer Verschiebung von den Banken hin zu den Versicherungen kommen. Versiche­ rungen haben jedoch weniger Erfahrung in der Risikoeinschätzung von Hypothekarkrediten und verfügen zudem über weniger Informatio­ nen über die finanzielle Situation der Kredit­ nehmer als deren Hausbanken. Möglicherweise könnte dies zu höheren Kreditausfallquoten und über die Zeit zu Fehlallokationen von Kapi­ tal führen. Zum anderen könnten die Negativzinsen den Konsolidierungsdruck auf den Schweizer Ban­ kensektor weiter erhöhen. Eine stärkere Kon­ zentration des Bankensektors würde den Wett­ bewerb schwächen und Bankdienstleistungen verteuern. Dies würde sich negativ auf das ge­ samte Schweizer Wirtschaftswachstum auswir­ ken. Zudem könnte sich durch Fusionen und Übernahmen die «Too-Big-Too-Fail» Problema­ tik verschärfen und die damit verbunden Risi­ ken für den Steuerzahler zunehmen. Anhang Ein ökonometrisches Makromodell für die Schweiz Das für die Simulationen verwendete ökono­ metrische Modell wurde von Peter Stalder wäh­ rend seiner Tätigkeit an der KOF/ETH und der SNB entwickelt. Das Modell gehört in die Kate­ gorie der neu-keynesianischen Strukturmodelle. Als neu-keynesianisch ist das Modell zu bezeich­ nen, weil es einerseits von trägen Lohn- und Preisreaktionen ausgeht und damit der Nach­ frageseite eine zentrale Rolle für die Erklärung der konjunkturellen Schwankungen zuschreibt, andererseits aber auch den vor allem längerfristig relevanten angebotsseitigen Einflüssen auf den Wirtschaftsgang Beachtung schenkt. Das struktu­ relle Element des Modells liegt darin, dass die Wirtschaftsstruktur in Form von Verhaltens­ gleichungen für Nachfrager und Anbieter auf verschiedenen Märkten abgebildet wird. Ein erster Modellblock stellt die Nachfrageseite des Gütermarktes dar. Das daraus abgeleitete Bruttoinlandprodukt wird im Angebotsblock dem Kapazitätsoutput der Wirtschaft und der Arbeits­ marktsituation gegenübergestellt. Steigt die Ex­ portnachfrage beispielsweise infolge eines globa­ len Konjunkturaufschwungs, führt dies zu einer höheren Auslastung der Schweizer Wirtschaft und einer tieferen Arbeitslosigkeit. Der dadurch entfachte Inflations- und Kostenschub wirkt dem Anstieg der Exportnachfrage entgegen. Im mo­ netären Modellblock wird zudem im Sinne einer vorausschauenden Geldpolitik ein Zinsanstieg ausgelöst, der sich zusammen mit der induzier­ ten Frankenaufwertung ebenfalls dämpfend auf die Nachfrage auswirkt. Ein Inflationsanstieg kann jedoch auch angebotsseitig, zum Beispiel durch ansteigende Erdölpreise, verursacht sein. Als exogene Variablen gehen verschiedene welt­ wirtschaftliche Aktivitätsgrössen, Preise und Zins­ sätze in das Modell ein. Werte für die wichtigsten makroökonomischen Variablen je Szenario: BIP-Wachstum Inflation Arbeitslosigkeit 3-Monats-Libor 10-jährige Eidgenossen 2015 0,4 –1,0 3,3 –1,1 0,0 Basisszenario (%) 2016 2017 2018 2,4 3,3 2,5 0,6 0,9 0,8 3,9 3,6 2,9 –0,7 –0,3 0,0 0,2 0,3 0,4 BIP-Wachstum Inflation Arbeitslosigkeit 3-Monats-Libor 10-jährige Eidgenossen 2015 0,7 –0,7 3,2 –0,6 0,2 Aufwärtsszenario (%) 2016 2017 2018 2,6 3,5 2,9 0,7 0,8 1,0 3,7 3,3 2,6 –0,4 –0,1 0,2 0,4 0,7 1,0 BIP-Wachstum Inflation Arbeitslosigkeit 3-Monats-Libor 10-jährige Eidgenossen 2015 –0,2 –1,1 3,3 –1,1 –0,7 Abwärtsszenario (%) 2016 2017 2018 0,1 1,5 2,6 –0,2 0,1 0,2 4,3 5,1 4,8 –1,3 –1,6 –1,8 –1,5 –0,6 –0,2 Die Zinswelt steht kopf. März 2015 35 Die Anlagebeurteilungen des Chief Investment Office WM von UBS werden durch Wealth Management und Retail & Corporate und Wealth Management Americas, Unternehmensbereiche von UBS AG (UBS, in der Schweiz durch die FINMA beaufsichtigt) oder einer Tochtergesellschaft produziert und veröffentlicht. In gewissen Ländern wird UBS AG als UBS SA bezeichnet. Dieses Material dient ausschliesslich zu Ihrer Information und stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zur Offertenstellung zum Kauf oder Verkauf von Anlage- oder anderen spezifischen Produkten dar. Der Inhalt basiert auf zahlreichen Annahmen. Unterschiedliche Annahmen könnten zu materiell unterschiedlichen Ergebnissen führen. Einige Dienstleistungen und Produkte unterliegen gesetzlichen Beschränkungen und können deshalb nicht unbeschränkt weltweit angeboten und/ oder von allen Investoren erworben werden. 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Mandatsträger auftreten oder dem Emittenten dieser Wertpapiere bzw. einer mit einem Emittenten wirtschaftlich oder finanziell eng verbundenen Gesellschaft Beraterdienste oder andere Dienstleistungen zukommen lassen. Bei Illiquidität des Wertpapiermarkts kann es vorkommen, dass sich gewisse Anlageprodukte nicht sofort realisieren lassen. Aus diesem Grund ist es manchmal schwierig, den Wert Ihrer Anlage und die Risiken, denen Sie ausgesetzt sind, zu quantifizieren. UBS setzt Informations­ barrieren ein, um den Informationsfluss aus einem oder mehreren Bereichen innerhalb von UBS in andere Bereiche, Einheiten, Divisionen oder verbundene Unternehmen von UBS zu steuern. Der Termin- und Optionen­ handel ist mit Risiken behaftet. Die Wertentwicklung einer Anlage in der Vergangenheit stellt keine Gewähr für künftige Ergebnisse dar. Manche Anlagen können plötzlichen und erheblichen Wertverlusten unterworfen sein. 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Unter keinen Umständen darf die Publikation von UBS AG einem «Pri­ vatkunden» gemäss der Definition in Section 761G des Corporations Act zur Verfügung gestellt werden. Die Research-Services von UBS AG stehen einzig «Firmenkunden» zur Verfügung. Die Publikation enthält nur allgemeine Informationen und berücksichtigt weder die persönlichen Anlageziele noch die finanzielle oder steuerliche Situation oder besonderen Bedürfnisse einer bestimmten Person. Bahamas: Diese Publikation wird an Privatkunden von UBS (Bahamas) Ltd verteilt und darf nicht an Personen verteilt werden, die laut «Bahamas Exchange Control Regulations» als Bürger oder Einwohner der Bahamas gelten. Bahrain: UBS AG ist eine Schweizer Bank, die nicht in Bahrain von der Zentralbank von Bahrain zugelassen ist oder von ihr überwacht oder reguliert wird und die keine Bankgeschäfte oder Kapitalanlagegeschäfte in Bahrain unternimmt. Deshalb haben die Kunden keinen Schutz nach den örtlichen Rechtsvorschriften zum Bankrecht und zum Recht der Kapitalanlagedienstleistungen. Belgien: Diese Publikation stellt kein öffentliches Kaufangebot oder eine ver­ gleichbare Anwerbung nach belgischem Recht dar, kann jedoch zu Informationszwecken Kunden der UBS Belgium, einer Niederlassung von UBS (Luxembourg) SA, zur Verfügung gestellt werden. UBS Belgium ist eine bei der belgischen Nationalbank eingetragene Bank und wird durch die «Financial Services and Markets Authority» (L’Autorité des services et marchés financiers) beaufsichtigt, der diese Publikation nicht zur Genehmi­ gung vorgelegt wurde. Brasilien: Erstellt durch UBS Brasil Administradora de Valores Mobiliários Ltda, eine Einheit, die durch die Comissão de Valores Mobiliários («CVM») beaufsichtigt wird. Deutschland: Herausge­ berin im Sinne des deutschen Rechts ist UBS Deutschland AG, Bockenheimer Landstrasse 2–4, 60306 Frankfurt am Main. UBS Deutschland AG ist von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht lizenziert und wird durch diese beaufsichtigt. Dubai: Der Vertrieb von Research erfolgt durch UBS AG Dubai Branch innerhalb DIFC ausschliesslich an professionelle Kunden und darf nicht innerhalb der Vereinigten Arabischen Emirate weitergegeben werden. Frankreich: Diese Publikation wird an Privatkunden und «Prospects» von UBS (France) SA, einer französischen «Aktiengesellschaft» mit einem Aktienkapital von EUR 125 726 944 vertrieben. Ihr Domizil ist an der 69, boulevard Haussmann, F-75008 Paris, R.C.S. Paris B 421 255 670. UBS (France) SA ist als Finanzdienstleister entsprechend den Bestimmungen des französischen «Code Monétaire et Financier» ordnungsgemäss zugelassen und ist eine unter der Aufsicht der französischen Bank- und Finanzaufsichtsbehörden sowie der «Autorité de Contrôle Prudentiel et de Résolution» stehende Bank. Hongkong: Diese Publikation wird durch die Niederlassung von UBS AG in Hongkong, einem nach der «Hong Kong Banking Ordinance» lizenzierten und gemäss den Bestimmungen der «Securities and Futures Ordinance» registrierten Finanzinstitut, an Kunden der Niederlassung von UBS AG in Hongkong verteilt. Indien: Verteilt durch UBS Securities India Private Ltd. 2/F, 2 North Avenue, Maker Maxity, Bandra Kurla Complex, Bandra (East), Mumbai (India) 400051. Telefon: +912261556000. SEBI-Registrationsnummern: NSE (Kapitalmarktsegment): INB230951431, NSE (F&O-Segment): INF230951431, BSE (Kapitalmarktsegment): INB010951437. Indonesien: Dieses Research- oder Publikationsmaterial ist nicht zum Zwecke eines öffentlichen Zeichnungsangebots gemäss indonesischem Kapitalmarktrecht und dessen Umsetzungsbestimmungen ausgelegt und erstellt. Die hierin erwähnten Wertpapiere sind und werden nicht gemäss indonesischem Kapitalmarktrecht und dessen Bestimmungen eingetragen. Israel: UBS AG ist als ausländischer Händler eingetragen, der mit UBS Wealth Management Israel Ltd, einer 100%igen Tochtergesellschaft von UBS, zusammenarbeitet. UBS Wealth Management Israel Ltd ist zugelassener Portfolio Manager, der auch Investment Marketing betreibt und unter der Aufsicht der «Israel Securities Authority» steht. Diese Publikation kann keine auf Ihre persönlichen Bedürfnisse zugeschnittene Anlageberatung und/oder Marketingangaben zu Finanzanlagen durch entsprechend lizenzierte Anbieter ersetzen. Italien: Dieses Dokument wird an Kunden der UBS (Italia) S.p.A., via del vecchio politecnico 4 – Mailand, eine ordnungsgemäss von der «Banca d’Italia» als Finanzdienstleister zugelassene und unter der Aufsicht von «Consob» und der «Banca d’Italia» stehende italienische Bank, verteilt. UBS Italia war weder an der Erstellung dieser Publikation noch an den hierin enthaltenen Anlagenuntersuchungen und Finanzanalysen beteiligt. Jersey: UBS AG, Niederlassung Jersey, wird reguliert und autorisiert durch die Jersey «Financial Services Commission» zur Durchführung von Bankgeschäften, Anlagefonds und Investmentge­ schäften. Kanada: In Kanada wird diese Publikation von UBS Investment Management Canada Inc. an Kunden von UBS Wealth Management Canada verteilt. Luxemburg: Diese Publikation stellt kein öffentliches Angebot nach luxemburgischem Recht dar, kann jedoch Kunden der UBS (Luxembourg) S.A., einer lizenzierten Bank unter der Aufsicht der «Commission de Surveillance du Secteur Financier» (CSSF), der diese Publika­ tion nicht zur Genehmigung vorgelegt wurde, zu Informationszwecken zur Verfügung gestellt werden. Mexiko: Dieses Dokument wurde verteilt von UBS Asesores México, S.A. de C.V., einem Unternehmen, das nicht der Aufsicht der Comisión Nacional Bancaria y de Valores unterliegt und weder der UBS Grupo Financiero S.A. de C.V. noch einer anderen mexikanischen Finanzgruppe angehört. Die Verbindlichkeiten dieses Unterneh­ mens werden nicht von Dritten garantiert. UBS Asesores México, S.A. de C.V., sichert keine Rendite zu. Neuseeland: Diese Mitteilung wird von UBS Wealth Management Australia Ltd an Kunden von UBS Wealth Management Australia Limited ABN 50 005 311 937 (Inhaberin der australischen «Financial Services Licence» Nr. 231127), Chifley Tower, 2 Chifley Square, Sydney, New South Wales, NSW 2000, verteilt. Sie erhalten diese UBS-Publikation, weil Sie gemäss Ihren Angaben gegenüber UBS als «Wholesale»-Anleger und/oder zugelassener Anleger («zertifizierter Kunde) in Neuseeland zertifiziert sind. Diese Publikation oder dieses Mate­ rial ist nicht für Kunden bestimmt, die keine zertifizierten Kunden («nicht zertifizierte Kunden») sind. Falls Sie kein zertifizierter Kunde sind, sollten Sie keine Entscheidung auf Basis dieser Publikation oder dieses Mate­ rials treffen. Falls Sie trotz dieser Warnung Entscheidungen auf Grundlage dieser Publikation oder dieses Materials treffen, anerkennen Sie hiermit, (i) dass Sie sich möglicherweise nicht auf den Inhalt dieser Publikation oder dieses Materials verlassen können und dass die Empfehlungen oder Meinungen in dieser Publikation oder diesem Material nicht für Sie bestimmt sind, und (ii) dass Sie, soweit das Gesetz dies zulässt, (a) UBS und deren Tochtergesellschaften oder verbundenen Unternehmen (und deren Direktoren, Führungskräfte, Agenten und Berater [einzeln eine «relevante Person»]) schadlos halten für Verluste, Schäden, Verbindlichkeiten oder Forderungen, die in Zusammenhang mit dem unberechtigten Vertrauen auf diese Publikation oder dieses Material entstanden sind oder die Sie deshalb möglicherweise erleiden und (b) auf die Durchsetzung von Rechten oder auf Rechtsmittel gegenüber der relevanten Person für (oder in Bezug auf) Verluste, Schäden, Verbindlichkeiten oder Forderungen, die in Zusammenhang mit dem unberechtigten Vertrauen auf diese Publikation oder dieses Material entstanden sind oder die Sie deshalb möglicherweise erleiden, verzichten. Niederlande: Diese Publikation stellt kein öffentliches Kaufangebot oder eine vergleichbare Anwerbung nach niederländischem Recht dar, kann jedoch zu Informationszwecken Kunden der UBS Bank (Netherlands) B.V. zur Verfügung gestellt werden. UBS Bank (Netherlands) B.V. ist eine lizensierte Bank unter Aufsicht der nie­ derländischen Nationalbank «De Nederlandsche Bank» (DNB) und der niederländischen Finanzmarktaufsicht «Autoriteit Financiële Markten» (AFM), der diese Publikation nicht zur Genehmigung vorgelegt wurde. Österreich: Diese Publikation stellt kein öffentliches Angebot oder eine vergleichbare Anwerbung gemäss österreichischem Recht dar und wird nur unter Umständen verwendet, die keinem öffentlichen Angebot von Wertpapieren in Österreich entsprechen. Das Dokument darf nur vom direkten Empfänger dieser Informationen verwendet und unter keinen Umständen an einen anderen Anleger weitergegeben werden. SaudiArabien: Diese Publikation wurde von UBS Saudi Arabia (eine Tochtergesellschaft der UBS AG) genehmigt, einer geschlossenen saudiarabischen Aktiengesellschaft nach dem Recht des Königreichs Saudi-Arabien mit der Handelsregisternummer 1010257812, die ihren angemeldeten Geschäftssitz in Tatweer Towers, P.O. Box 75724, Riyadh 11588, Königreich Saudi-Arabien hat. UBS Saudi Arabia ist von der «Capital Market Authority of Saudi Arabia» zugelassen und reguliert. Singapur: Bitte kontaktieren Sie die Niederlassung von UBS AG Singapore, einem «exempt financial adviser» gemäss dem «Singapore Financial Advisers Act» (Cap. 110) und eine nach dem «Singapore Banking Act» (Cap. 19) durch die «Monetary Authority of Singapore» zugelassene Handelsbank, für alle Fragen, welche sich durch oder in Verbindung mit der Finanzanalyse oder dem Bericht ergeben. Spanien: Diese Publikation wird durch die UBS Bank, S.A., eine bei der «Banco de España» registrierte Bank, an Kunden der UBS Bank, S.A., verteilt. Taiwan: Dieses Material wird in Einklang mit den ROCGesetzen oder mit dem Einverständnis der Kunden oder auf deren Wunsch zugestellt. UK: Genehmigt von UBS AG, in der Schweiz beaufsichtigt und autorisiert von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht. In Gross­ britannien ist UBS AG autorisiert durch die «Prudential Regulation Authority» und unterliegt der Regulierung durch die «Financial Conduct Authority» und der beschränkten Regulierung durch die «Prudential Regulation Authority». Einzelheiten zum Umfang unserer Regulierung durch die «Prudential Regulation Authority» sind auf Anfrage erhältlich. Mitglied der «London Stock Exchange». Diese Publikation wird an Privatkunden von UBS London in Grossbritannien verteilt. Produkte und Dienstleistungen, die ausserhalb Grossbritanniens angeboten werden, werden nicht von den britischen Regulierungen oder dem «Compensation Scheme» der «Financial Services Authority» erfasst. USA: Diese Publikation darf weder in den USA noch an «US persons» verteilt werden. UBS Securities LLC ist ein Tochterunternehmen von UBS AG und ein verbundenes Unterneh­ men von UBS Financial Services Inc., UBS Financial Services Inc. ist ein Tochterunternehmen von UBS AG. Vereinigte Arabische Emirate: Diese Research-Publikation stellt in keiner Weise ein Angebot, einen Verkauf oder eine Lieferung von Aktien oder anderen Wertpapieren gemäss den Gesetzen der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) dar. Der Inhalt dieser Publikation wurde und wird nicht durch irgendeine Behörde der Verei­ nigten Arabischen Emirate einschliesslich der VAE-Zentralbank und der «Dubai Financial Services Authority», der «Emirates Securities and Commodities Authority», des «Dubai Financial Market», des «Abu Dhabi Securities Market» oder einer anderen Börse in den VAE genehmigt. Stand November 2014 © UBS 2015. Das Schlüsselsymbol und UBS gehören zu den eingetragenen bzw. nicht eingetragenen Markenzeichen von UBS. Alle Rechte vorbehalten. 36 Die Zinswelt steht kopf. März 2015 Die Zinswelt steht kopf. März 2015 37 38 ab