GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Fachtagung der DHS am 11. November 2008 „Beratung und Behandlung von verhaltensbezogenen Süchten – natürlich eine Aufgabe der Suchthilfe“ Dr. Theo Wessel, Gesamtverband für Suchtkrankenhilfe im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. (GVS), Berlin GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. 2 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. „Beratung und Behandlung von verhaltensbezogenen Süchten – natürlich eine Aufgabe der Suchthilfe“ Ablauf: 1. Suchthilfe – was ist das? 2. Verhaltensbezogene Süchte – eine Aufgabe der Suchthilfe - Sucht- oder Impulskontrollstörung - Suchthilfen am Beispiel Essstörungen und pathologisches Spielen (Glücksspielssucht) 3. Mediensucht - eine aktuell anstehende Aufgabe für die Suchthilfe - Symptome - Folgen - Präventions- und Behandlungsansätze - Hilfestellung - Zahlen - Fakten und Forderungen 3 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Suchthilfe, was ist das? 4 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Suchthilfen in Deutschland 2006 Selbsthilfegruppen 7500 Gruppen Suchtberatungsstellen 934 Plätze in Tageskliniken 400 Stationäre Therapieplätze: Alkohol/Drogen 9500/5200 Plätze für qualifizierte Entgiftung 5400 Plätze in komplementären Einrichtungen (Betreutes Wohnen, Wohnheime usw.) 7600 Plätze im Maßregelvollzug: Alkohol/Drogen 1350/750 Niedrigschwellige Angebote (Notschlafstellen, Tagestreffs, Drogenkonsumräume) 474 (45+403+26) 5 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Psycho-soziale Beratung im Kontext der Leistungsgesetze Früherkennung Motivation Rehabilitation Nachsorge/Selbsthilfe SGB IX SGB II Arbeitsagenturen Psycho-soziale Beratung Motivationsarbeit SGB V Ärzte Krankenhäuser SGB VI Fachkliniken ARS SGB VI ARS/ Nachsorge Selbsthilfe RG: Daseinsvorsorge? SGB XII 6 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Personenzentrierung Die Hilfebedarfe und die Veränderungsbereitschaft des Klienten stehen im Mittelpunkt Niedrigschwellige Angebote zum Einstieg in den Motivationsprozess Motivationsförderung zur Entwicklung von Veränderungsbereitschaft Förderung einer stabilen Behandlungs- und Abstinenzmotivation Behandlung / Rehabilitation 7 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Grundversorgung und weitere definierte Leistungen / Hilfen nach dem SGB II, V, VIII Telefon\ notruf Raucher entwöhn ung Verkauf von Fachwissen trie e B ilfe H e ch i l b Ambulante Therapie JVA Ambulanz Grundversorgung n Fachstelle Suchtprävention Tages/Begegnungsstätte Betreutes Wohnen 8 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Was ändert sich in den nächsten Jahren in der ambulanten Suchthilfe-Versorgung? Frühinterventionen bei Alkoholproblemen, vor allem bei jungen Menschen („Koma Trinken", „Flatrate-Saufen") an den Schnittstellen Medizin, Jugendhilfe, Schule, Job-Center Beratung und Behandlung von jungen Cannabisabhängigen (2005: 17400 Beratungsfälle, Tendenz steigend) Stimulanzienabhängige (Kokain, Speed, Crystal) integrieren Tabakentwöhnungsangebote verstärken Kooperation mit dem medizinischen Versorgungssektor ausbauen (2004: 428T. alkoholbezogene Behandlungsfälle, 89T. drogenbezogene Behandlungsfälle im Allgemeinkrankenhaus) Betroffene Angehörige stärker einbeziehen (Partner, Kinder, Eltern) Suchtgefährdete und -abhängige mit Migrationshintergrund einbeziehen Qualifizierung der PSB (Psychosozialen Begleitung) bei Substitutionsbehandlungen qualifizieren Mediensuchtkompetenzen ausbauen 9 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Verhaltensbezogene Süchte – eine Aufgabe der Suchthilfe Zuerst die Frage: Suchtstörung oder Impulsstörung? 10 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. DSM-IV: Störungen der Impulskontrolle nicht andernorts klassifiziert Versagen, einem Impuls, einem Trieb oder einer Versuchung zu widerstehen, eine Handlung auszuführen, die schädlich für die Person selbst oder andere ist. Ansteigendes Gefühl von Spannung oder Erregung vor der Handlung, Erleben von Vergnügen, Befriedigung, Entspannung währen der Handlung, Nach der Handlung können Reue, Schuldgefühle, Selbstvorwürfe auftreten. Auszug aus dem Vortrag von Astrid Müller, Impulskontrollstörungen: Grundlagen und Anwendungen, 8. Fachtagung der dgsps, 07.03.08, Köln 11 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. ICD-10, F63.-: Abnorme Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle Sie sind durch wiederholte Handlungen ohne vernünftige Motivation gekennzeichnet, die nicht kontrolliert werden können und meist die Interessen des betroffenen Patienten oder anderer Menschen schädigen. Der betroffene Patient berichtet von impulshaftem Verhalten. Die Ursache dieser Störungen sind unklar, sie sind wegen deskriptiver Ähnlichkeiten hier gemeinsam aufgeführt, nicht weil sie andere wichtige Merkmale teilen. Auszug aus dem Vortrag von Astrid Müller, Impulskontrollstörungen: Grundlagen und Anwendungen, 8. Fachtagung der dgsps, 07.03.08, Köln 12 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Impulsstörungen Verhalten, für das keine „normale“ Ausprägung existiert z.B. • Pyromanie • Kleptomanie • Trichotillomanie Verhalten, das auch in „normaler“ Ausprägung auftreten kann Verhaltensexzess z.B. • Pathologisches Spielen • Pahtologisches Kaufen • Exzessive Internetnutzung Auszug aus dem Vortrag von Astrid Müller, Impulskontrollstörungen: Grundlagen und Anwendungen, 8. Fachtagung der dgsps, 07.03.08, Köln 13 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. ICD-10: Impulskontrollstörungen F63.0 Pathologisches Spielen F63.1 Pathologische Brandstiftung (Pyromanie) F63.2 Pathologisches Stehlen (Kleptomanie) F63.3 Trichotillomanie Auszug aus dem Vortrag von Astrid Müller, Impulskontrollstörungen: Grundlagen und Anwendungen, 8. Fachtagung der dgsps, 07.03.08, Köln 14 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. F63.9: Abnorme Gewohnheit und Störung der Impulskontrolle, nicht näher bezeichnet Pathologisches Kaufen Exzessive Internetnutzung (Gambling, Chatting, Surfing) Dermatillomanie Intermittierende Explosive Störung Exzessive Handynutzung Exzessive nonparaphiles Sexualverhalten Auszug aus dem Vortrag von Astrid Müller, Impulskontrollstörungen: Grundlagen und Anwendungen, 8. Fachtagung der dgsps, 07.03.08, Köln 15 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. N.n.b. Impulskontrollstörungen oder Verhaltenssüchte ? Auszug aus dem Vortrag von Astrid Müller, Impulskontrollstörungen: Grundlagen und Anwendungen, 8. Fachtagung der dgsps, 07.03.08, Köln 16 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Verhaltenssüchte = Verhaltensabhängigkeit = nicht stoffgebundene Sucht Esssucht, Brechsucht, Fettsucht, Magersucht, Spielsucht, Lottosucht, Kaufsucht, Computersucht, Internetsucht, Handysucht, Fernsehsucht, Arbeitssucht, Sexsucht, Sportsucht …. Aber nicht: „Brandstiftungssucht“, „Stehlsucht“ Inflationärer Begriff oder neues Verständnis von Sucht? Auszug aus dem Vortrag von Astrid Müller, Impulskontrollstörungen: Grundlagen und Anwendungen, 8. Fachtagung der dgsps, 07.03.08, Köln 17 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Diagnose Prävalenz [%] Literaturquelle Pathologisches Spielen 1-3 Gerstein et al., 1999; Tidwell & Parker, 2001; Rönnberg, 2001; Kessler et al., 2008 Trichotillomanie 1,5-3,4 Christenson et a., 1991 (Studenten) Pyromanie 2,4-3,5 Kosky & Silburn, 1991 (Kinder und Jugendliche) Intermittierende explosible Störung 7 Kessler et al., 2006 Kleptomanie 0,6 Goldman, 1991 Exzessive Internetnutzung 0,7 Aboujaoude et al., 2006 Skin picking 2 Doran et al., 1985; Gupta et al. 1986 (dermatologische Patienten) Sexuelle Zwänge 5-6 Shaffer und Zimmernann (1990) Coleman, 1991 Pathologisches Kaufen 6-8 Neuner et al., 2005; Koran et al., 2006 Auszug aus dem Vortrag von Astrid Müller, Impulskontrollstörungen: Grundlagen und Anwendungen, 8. Fachtagung der dgsps, 07.03.08, Köln 18 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Prävalenz in klinischen Stichproben (1): Stationäre psychiatrische Patienten n = 204, MIDI 31 % hatten aktuell mindestens 1 Impulskontrollstörung Pathologisches Kaufen (9,3%) Kleptomanie (7,8%) Pathologisches Spielen (6,9 %) Intermittierende explosible Störung (6,4%) Sexuelle Zwänge (4,4%) Pyromanie (3,4%) Trichotillomanie (3,4%) Auszug aus dem Vortrag von Astrid Müller, Impulskontrollstörungen: Grundlagen und Anwendungen, 8. Fachtagung der dgsps, 07.03.08, Köln 19 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Auszug aus dem Vortrag von Klaus Wölfling, Verhaltenssüchte: Phänomenologie und klinisches Erscheinungsbild am Beispiel der Computerspielsucht8. Fachtagung der dgsps, 07.03.08, Köln 20 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Zwei ausgewählte verhaltensbezogene Suchtstörungen, die zur Aufgabe der Suchthilfe geworden sind: Essstörungen (Esssüchte) Pathologisches Spielen (Glücksspielssucht) 21 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Essstörung (F50, ICD-10) Anorexia nervose (Magersucht) Atypische Anorexie Bulima nervosa Atypische Bulimie Essattacken (Binge Eating) Erbrechen bei anderen psych. Störungen 22 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Pathologisches Spielen (F63, ICD-10) Geldspielautomaten in Spielhallen u.a. Kleines Spiel in der Spielbank Großes Spiel in der Spielbank Wetten Andere Spielformen 23 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Deutsche Suchthilfestatistik 2007 (IFT München, 2008) (Teil-)Stationäre Rehabilitations- und Adaptionseinrichtung 147 Einrichtungen insgesamt 24.585 Therapiebeender in 2007 davon 8 mit Hauptdiagnose Essstörungen (F50) 386 mit Hauptdiagnose Pathologisches Spielen (F63) Etwa 2% aller Behandlungen in diesen Einrichtungen 24 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Deutsche Suchthilfestatistik 2007 (IFT München, 2008) F50 Essstörungen (n=8) Junge Frauen (in Schule/Ausbildung, bei Angehörigen lebend) Maßnahmen finanziert durch die DRV, Behandlungsdauer im Durchschnitt 100 Tage Zentrale Vermittlungsagenturen: Sucht- und Beratungsstellen (50%) Ärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser (37,5%) 25 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Deutsche Suchthilfestatistik 2007 (IFT München, 2008) F50 Essstörungen (n=8) Zentrale Weitervermittlung nach Therapiebeendigung: Ärzte, Psychotherapeuten (80%) Selbsthilfegruppen (60 %) Ambulante Behandlungsstellen (60%) Status der störungsbezogenen Problematik am Tag der Behandlungsbeendigung: 71% gebessert 28% unverändert 1% verschlechtert 26 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Deutsche Suchthilfestatistik 2007 (IFT München, 2008) F50 Essstörungen (n=8) Lebensunterhalt nach Behandlungsbeendigung: 20% Lohn, Gehalt 40% Krankengeld 25% Arbeitslosengeld I und II Wohnsituation nach Betreuungsbeendigung: 88% eigenständiges Wohnen 27 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Deutsche Suchthilfestatistik 2007 (IFT München, 2008) F63 Pathologisches Spielen (n=386) Männer, Durchschnittsalter 39 Jahre Soziale Integration (Partnerschaft, Wohnen, Arbeiten) Maßnahmen finanziert i.d.R. durch die DRV, Behandlungsdauer im Durchschnitt 79 Tage Keine gerichtlichen Auflagen Komorbidität mit alkoholbezogenen Störungen ausgeprägt (ebenso Tabak) Altersspanne zwischen Beginn der Störung und Betreuungsbeginn etwa 9-15 Jahre Mehr als 10.000 EUR Schulden: 53%, 23% ohne Schulden 28 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Deutsche Suchthilfestatistik 2007 (IFT München, 2008) F63 Pathologisches Spielen (n=386) Zentrale Vermittlungsagenturen: Ambulante Suchtberatungsstellen (73%) Zentrale Weitervermittlungen nach Therapiebeendigung: Ambulante Suchtberatungsstellen (73%) Selbsthilfegruppen (65%) Ambulante Behandlungsstellen (65%) 29 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Deutsche Suchthilfestatistik 2007 (IFT München, 2008) F63 Pathologisches Spielen (n=386) Status der störungsbezogenen Problematik nach Betreuungsende: 31% erfolgreich 50% gebessert 18% unverändert 1% verschlechtert Lebensunterhalt nach Betreuungsbeendigung: 39% Lohn, Gehalt 48% Arbeitslosengeld I und II Wohnsituation nach Betreuungsbeendigung: 72% eigenständiges Wohnen 30 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Deutsche Suchthilfestatistik 2007 (IFT München, 2008) Ambulante Beratungs- und Behandlungsstellen: 720 Einrichtungen insgesamt 10.7021 Betreuungsbeender in 2007 davon: 1.235 mit Hauptdiagnose Essstörungen (F50) 2.702 mit Hauptdiagnose Pathologisches Spielen (F63) Etwa 3,5% aller Betreuungen in diesen Einrichtungen 31 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Deutsche Suchthilfestatistik 2007 (IFT München, 2008) F50 Essstörungen (n=1.235) Frauen 94 %, Durchschnittsalter 28 Jahre Maßnahmen größtenteils (93%) finanziert über institutionelle Förderung der Einrichtung (kommunal) Altersspanne zwischen Betreuungsbeginn und Störungsbeginn: 915 Jahre Zentrale Vermittlungsagenturen: 39% Selbstmelder 22% Familie, Angehörige 12% Ärzte, Psychotherapeuten 6% Andere Beratungsstellen 32 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Deutsche Suchthilfestatistik 2007 (IFT München, 2008) F50 Essstörungen (n=1.235) Kooperation während des Betreuungsverlaufes: 23% Familie, Angehörige 15% Ärzte, Psychotherapeuten 4% Selbsthilfegruppen Weitervermittlung nach Betreuungsbeendigung: bei 28% der Fälle: 42% Ärzte, Psychotherapeuten (n=111) 22% stationäre Rehabilitation (n=57) 12% Selbsthilfegruppen (n=32) Betreuungsdauer und –frequenz: durchschnittlich 20 Kontakte in durchschnittlich 267 Tagen 33 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Deutsche Suchthilfestatistik 2007 (IFT München, 2008) F50 Essstörungen (n=1.235) Status der störungsbezogenen Problematik nach Betreuungsende: 13% erfolgreich 48% gebessert 38% unverändert 1% verschlechtert Lebensunterhalt nach Betreuungsbeendigung: 37% Lohn, Gehalt 13% Arbeitslosengeld I und II 30% durch Angehörige, Partner Wohnsituation nach Betreuungsbeendigung: 70% eigenständiges Wohnen 34 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Deutsche Suchthilfestatistik 2007 (IFT München, 2008) F63 Pathologisches Spielen (n=2.702) Männer 92 %, Durchschnittsalter 37 Jahre sozial integriert (Partnerschaft, Wohnen, Arbeiten) Schulden: 39% mehr als 10.000 EUR, 29% keine Schulden Maßnahmen größtenteils (89%) institutionell finanziert (kommunal, 15% der Maßnahmen durch DRV als Ambulante Rehabilitation bei pathologischem Glücksspiel Keine gerichtlichen Auflagen, 18% Auflage durch regionale JobCenter (SGBII) Altersspanne zwischen Betreuungsbeginn und Störungsbeginn: 9-18 Jahre 35 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Deutsche Suchthilfestatistik 2007 (IFT München, 2008) F63 Pathologisches Spielen (n=2.702) Zentrale Vermittlungsagenturen: 44% Selbstmelder 25% Familie, Angehörige 5% Ärzte, Psychotherapeuten 4% Andere Beratungsstellen Kooperation während des Betreuungsverlaufes: 25% Familie, Angehörige 10% Einrichtung der stationären Rehabilitation 8% Ärzte, Psychotherapeuten 5% Selbsthilfegruppen 36 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Deutsche Suchthilfestatistik 2007 (IFT München, 2008) F63 Pathologisches Spielen (n=2.702) Weitervermittlung nach Betreuungsbeendigung: bei 25% der Fälle: 41% stationäre Rehabilitation (n=140) 22% Selbsthilfegruppen(n=83) 15% Ärzte, Psychotherapeuten (n=50) 14% Fachambulanzen, Psychiatrische Ambulanzen (n=46) Betreuungsdauer und –frequenz: durchschnittlich 15 Kontakte in durchschnittlich 194 Tagen 37 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Deutsche Suchthilfestatistik 2007 (IFT München, 2008) F63 Pathologisches Spielen (n=2.702) Status der störungsbezogenen Problematik nach Betreuungsende 27% erfolgreich 38% gebessert 35% unverändert 1% verschlechtert Lebensunterhalt nach Betreuungsbeendigung: 40% Lohn, Gehalt 26% Arbeitslosengeld I und II 6% durch Angehörige, Partner Wohnsituation nach Betreuungsbeendigung: 80% eigenständiges Wohnen 38 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Mediensuchteine aktuell anstehende Aufgabe für die Suchthilfe! 39 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Problematischer Umgang mit dem Computer/ Internet Exzessiver Konsum von Chat- und Kommunikationssystemen Stundenlanges Spielen und Handeln Stundenlanges Konsumieren von Sexseiten Zwanghaftes Suchen nach Informationen Zwanghafte Beschäftigung mit dem Computer an sich 40 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Exzessives Computerspielen als Suchtverhalten Exzessives Computerspielen im Sinne einer Verhaltenssucht ist mit der Abhängigkeit von psychotropen Substanzen vergleichbar hinsichtlich: Phänomenologie Pathogenese Diagnostischen Kriterien Komorbiditäten Psychophysiologischen Mechanismen Therapeutischen Implikationen Auszug aus dem Vortrag von Klaus Wölfling, Verhaltenssüchte: Phänomenologie und klinisches Erscheinungsbild am Beispiel der Computerspielsucht8. Fachtagung der dgsps, 07.03.08, Köln 41 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Anzeichen für eine Sucht Die nachfolgend aufgeführten Merkmale (nach Grüsser/Thalemann) begründen ein psychopathologisch auffälliges, abhängiges Verhalten, wenn analog zu den substanzbezogenen Störungen mindestens drei Kriterien zutreffen 42 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Symptom: Einengung des Verhaltensmusters Internet/ Computer werden wichtigste Aktivität und dominieren Denken, Gefühle und Verhalten Sonstige Lebensaufgaben treten in den Hintergrund und werden nur noch unzureichend erfüllt 43 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Symptom: Regulation von negativen Gefühlen (Affekten) Erregung/ Entspannung durch Computer/ Internet Führt zur Verdrängung negativer Gefühle (Stressbewältigung) 44 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Symptom: Toleranzentwicklung Wirkung wird nur durch Steigerung des Verhaltens erzielt Bei gleich bleibender Nutzung entfällt der gewünschte gefühlsregulierende Effekt 45 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Symptom: Entzugserscheinungen Entstehen bei Betroffenen durch Behinderung oder Reduzierung des Nutzungsverhaltens Erscheinungen: Nervosität, Unruhe und/ oder Zittern, Schwitzen etc. 46 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Symptom: Kontrollverlust Unfähigkeit zur Begrenzung Nutzungsverhaltens und Kontrolle des Als süchtig einzustufende User verbringen durchschnittlich 35 Std. pro Woche im Netz; vor allem männliche Jugendliche kommen auch auf 50 Std. und mehr 47 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Symptom: Rückfall Wiederaufnahme des Suchtverhaltens nach Zeiten der Abstinenz oder Phasen kontrollierten Nutzungsverhaltens 48 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Symptom: Schädliche Konsequenzen für Beruf, soziale Kontakte und Hobbys Es kommt aufgrund des exzessiven Verhaltens zu zwischenmenschlichen Konflikten und psychischen Problemen 49 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Abgrenzungen Exzessives Verhalten ist nicht gleich Sucht Internetsucht ist eine nicht-stoffgebunden Abhängigkeit oder Verhaltenssucht Für die Abhängigkeitsentwicklung ist nicht das Medium sondern die Tätigkeit maßgeblich Nur mehrere erkennbare Symptome deuten auf eine Sucht hin 50 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Was macht es besonders? Verfügbarkeit Vernetzung Realitätsnähe Unsichtbarkeit … Eine vergleichsweise „billige“ Sucht: Das Ticket in die virtuelle Welt kostet fast nichts … 51 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Wichtiger als das reale (Er)Leben: Ein Teufelskreis der Suchtdynamik 52 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Verfügbarkeit von Computern 53 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Nutzung des Internets 54 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Folgen der Internet- und Onlinesucht (1) Das Verlernen einer gesunden Auseinandersetzung mit eigenen Gefühlen Die eigentlichen (Lebens-)Probleme werden nicht mehr adäquat bewältigt – Ablenkung von den alltägliche Aufgaben und Anforderungen – Konzentrationsschwierigkeiten und psychische Spannungen treten auf – Leistungen in Schule und Beruf lassen nach – (Bei vielen) Verschiebung des Schlaf-WachRhythmus – Vernachlässigung der Ernährung 55 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Folgen der Internet- und Onlinesucht (2) Es werden keine alternativen Verhaltensmuster mehr entwickelt bzw. erlernt Hohe Rate an Begleiterkrankungen treten auf Soziale Beziehungen werden stark vernachlässigt In der Konsequenz treten häufig Arbeitsplatzverlust sowie Trennung von Familie, Partnern und Freunden auf 56 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Was können Betroffene machen? (1) Computer aus dem unmittelbaren Wohnbereich entfernen Wochenplan für Online-Sitzungen erstellen Offen über das (Sucht-)Problem reden Online-Zeiten einschränken Arbeitgeber um einen „allgemein zugänglichen Internetarbeitsplatz“ bitten 57 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Was können Betroffene machen? (2) Neues Hobby finden, altes auffrischen Der Frage nachgehen, was im Internet gesucht wird „Online-Erlebnisse“ aufschreiben Mit „Online-Freunden“ offline verabreden Fachliche Hilfe suchen 58 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Was können PartnerInnen und Angehörige tun? Gesprächs- und Handlungsbereitschaft signalisieren Wochenpläne erarbeiten Beziehungsprobleme besprechen Ermutigen, Beratungs- und Behandlungsangebote in Anspruch zu nehmen Klare Regeln als Schutz vor Co-Abhängigkeit aufstellen Unterstützung bei der Suche nach neuem (gemeinsamen) Hobby bieten Gemeinsam Sport treiben und aktiver im Freundes- und Bekanntenkreis werden Schutzprogramme einrichten mit einem dem direkt Betroffenen nicht bekannten Passwort 59 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Was können Eltern tun? Grundsätzlich: Klare Regeln (für das Zusammenleben) formulieren Feststehende Zeiten für die Computernutzung erarbeiten Bereitschaft signalisieren, das man sich mehr Zeit für die Betroffenen nehmen will Einberufung eines Familienrates Gemeinsame Schutzprogramme installieren Interesse für die Computer- und Online-Aktivitäten zeigen 60 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Was können Arbeitgeber tun? Vereinbarungen treffen gegen die private Internetnutzung unter Einbeziehung des Sozialen Dienstes und des Betriebsrates Arbeitnehmer müssen über mögliche Konsequenzen privater Internetnutzung informiert werden 61 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Fragen zur Diskussion mit Jugendlichen Wie kann das Internet sinnvoll genutzt werden? Wie kann mit der Menge an Informationen umgegangen werden? Wie kann die Qualität von Informationen beurteilt werden? Wie können Informationen sortiert, gewichtet und verarbeitet werden? Welche Auswirkung kann das Internet auf einen Menschen (mich selbst) haben? Welche neuen Möglichkeiten, aber auch welche Gefahren besteht für Nutzer (mich selbst)? 62 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Therapieschritte Betroffene motivieren, Hilfe in Anspruch zu nehmen Konkretes Erfassen der Situation Reduktion des Nutzungsverhaltens, Selbstkontrollen einführen Hintergründe und Ursachen ergründen Alternative Freizeitbeschäftigungen aufbauen Verändertes Verhalten unterstützen, stabilisieren Rückfallprophylaxe 63 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Hilfestellungen www.onlinesucht.de Kompetenzzentrum und Beratungsstelle für exzessiven Mediengebrauch und Medienabhängigkeit Schwerin Ambulanz für Spielsucht Mainz Lost in Space – Berlin Fachkrankenhaus Nordfriesland GVS Fortbildung „Mediensuchtberatung“ 18.09.09 GVS Tascheninfo Mediensucht Konferenz 06./07.03.2009 Thema: Beratung & Behandlung 64 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Ergebnisse aktueller nationaler und internationaler Studien Autoren / Land Jahr Methodik / Stichprobe süchtiges Verhalten Young / USA 1996 Fragebogenuntersuchung zum Internetverhalten / Onlinebefragung 20% später 6% Greenfield / USA 1999 Onlinebefragung, adaptierte DSM-IV-Kriterien pathologisches Glücksspiel / 18000 Internetnutzer 6% Anderson / USA 2001 Fragebogenuntersuchung zum Internetverhalten / 1078 Internet nutzende Studenten 9,8% Tsai & Lin / Taiwan 2001 Fragebogenuntersuchung zur Internetsucht / 753 Jugendliche, Alter: 16-17 Jahre 11,9% Hahn & Jerusalem / Deutschland 2001 standardisierte Onlinebefragung zur Internetsucht / 7091 deutsche erwachsene Internetnutzer 2,7% 7% Jerusalem / Eidenbenz / Schweiz 2001 standardisierte Onlinebefragung zur Internetsucht / 565 Schweizer Internetnutzer 2,3% 6% Johansson & Götestam / Norwegen 2004 Fragebogenuntersuchung zur Internetsucht, repräsentative Stichprobenauswahl / 1463 Jugendliche, Alter: 12-18 Jahre 2,7% 9,8% Griffiths et al. / Großbritannien 2004 Onlinebefragung, / 540 jugendliche (1) und erwachsene (2) Nutzer von Online-Rollenspielen (1) 9,1% (2) 2,5% Grüsser et al. / Deutschland 2005 Fragebogenuntersuchung zum exzessiven Computerspielverhalten / 321 Kinder, Alter: 11-14 Jahre 9,3% Niemz et al. / Großbritannien 2005 Fragebogenuntersuchung, Skala zur Pathologischen Internetnutzung / 371 Studenten 18,3% Grüsser et al. / Deutschland 2007 Onlinebefragung zur Computerspielsucht (adaptierte ICD-10-Kriterien der Substanzabhängigkeit) / 7069 erwachsene registrierte Nutzer Online-Spielmagazin 11,9% Wölfling et al. / Deutschland 2007 Fragebogenuntersuchung zum pathologischen Computerspielverhalten / 221 Jugendliche, Alter:13-16 Jahre 6.3% Risikoverhalten 4% 65 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Erste Fallzahlen aus der Suchtkrankenhilfe (08) (1) Ergebnisse von 117 Suchtberatungsstellen des GVS – Rücklauf ca. 34% Durchschnittlich wurden 1,2 Computerspielsüchtige bzw. Beratungssuchende pro Monat vorstellig Nach Einschätzung der Fachkräfte handelt es sich bei 72,1% tatsächlich um ein Problem mit süchtigem Computerspielverhalten Nach Einschätzung von 71% aller Fachkräfte besteht Qualifizierungsbedarf für die Beratung und Behandlung von Computerspielsüchtigen 66 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Erste Fallzahlen aus der Suchtkrankenhilfe (08) (2) Bei insgesamt 62 beratungssuchenden Jugendlichen (<18) lag das Durchschnittsalter bei 15,6 Jahren - 90,7% männlich / 4,2% weiblich / 5,1% k.A. Bei insgesamt 78 beratungssuchenden Erwachsenen (>18) lag das Durchschnittsalter bei 26,7 Jahren - 92,5% männlich / 3,3% weiblich / 4,2% k.A. 67 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Erste Fallzahlen aus der Suchtkrankenhilfe (08) (3) Prozentuale Verteilung vorstelliger Betroffener Hamburg, Kiel, Bremen 8% 11% Münster, Osnabrück Köln, Bonn, Mainz 19% Hannover, Fulda, Kassel 9% 12% 4% Frankfurt, Saarbrücken 8% 8% 11% Stuttgart, Karlsruhe, Freiburg Berlin, Schwerin, Rostock 10% Leipzig, Dresden, Cottbus Nürnberg, Passau, Erfurt München, Ulm, Augsburg 68 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Erste Fallzahlen aus der Suchtkrankenhilfe (08) (4) Durchschnittlich wurden 1,1 Angehörige von Computerspielern pro Monat vorstellig (entspricht ca. 109 Personen) Von den vorstelligen Jugendlichen wurden 83,3% von den Eltern oder anderen Institutionen (z. B. Schule, Ausbildungsstelle) geschickt 69 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Erste Fallzahlen aus der Suchtkrankenhilfe (08) (5) Häufigste Auffälligkeiten im Vorfeld: Soziale Rückzugstendenzen (56,4%) Leistungseinbußen im ausbildungsbezogenem bzw. beruflichen Bereich (47%) Depressive Verstimmtheit (29,9%) Substanzbezogene Problematiken (29,1%) Aggressive Verhaltenstendenzen (23,1%) 70 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Erste Fallzahlen aus der Suchtkrankenhilfe (08) (6) Schlussfolgerungen aus der Erhebung: Dringender Handlungsbedarf, vor allem vor dem Hintergrund – – – – der weiten Verbreitung von Online-Rollenspielen dem leichten Zugriff und den günstigen Flatrates der hohen Spieleranbindung und dem unzureichendem Jugendschutz im WWW Trotz gering erscheinender Fallzahlen wird die Notwendigkeit zur Qualifizierung gesehen Wir benötigen flächendeckende und wirksame Präventionsmaßnahmen Die Etablierung eines funktionierenden Hilfesystems ist wichtig Zusätzlich benötigen wir weitere Studien … 71 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Fakten und Forderungen (1) Der Bedarf an Beratung und psychotherapeutischen Interventionen bei Betroffenen mit exzessivem bzw. süchtigem Computerspielverhalten im Kindes- und Jugendalter ist deutlich vorhanden und steigt an Aufgrund der noch fehlenden Anerkennung dieses Störungsbildes in den Klassifikationssystemen psychischer Störungen besteht eine Versorgungslücke im Behandlungs-Angebot Klare Diagnosekriterien müssen dazu beitragen, die Unsicherheiten im Gesundheitssystem beim Umgang mit derartigen Störungen zu beseitigen 72 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Fakten und Forderungen (2) Mediensuchtberatung muss fester Bestandteil der psychiatrisch/ psychosomatische Grundversorgung in Deutschland werden Die Suchtberater in den vorhandenen lokalen Hilfeeinrichtungen müssen qualifiziert und mit weiterführenden therapeutischen Einrichtungen vernetzt werden Es werden evidenzbasierte Behandlungsprogramme benötigt Beratungs- und Behandlungskompetenz in den verschiedenen Einrichtungen muss gefördert und ausgebaut werden 73 GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland e.V. Dankeschön! 74