www.evonik.de Junge Menschen brauchen Kultur. Deshalb sorgt Evonik dafür, dass Kinder und Jugendliche aus allen Schichten Zugang zu Theater und Philharmonie bekommen. So leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Zusammenhalt in unserer Stadt. Und das von Herzen gern. Schauspiel Essen 2011 | 2012 Junge Menschen brauchen Kultur. Egal, wie reich ihre Eltern sind. schaus p i el es s en S P I E L Z E I T 2 0 1 1 | 2 0 1 2 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 1 07.04.11 10:45 VO R WO R T Ich! Widerstand!? Was kann ich als Einzelner denn schon ausrichten? Warum also Widerstand? Und was wäre, wenn wir uns solidarisierten? Liebes Publikum, vor Beginn meiner ersten Spielzeit am Schauspiel Essen gab es gegen weiteren Kulturabbau bürgerlichen Widerstand. Es folgte eine Welle der Solidarität mit uns Künstlern. Sie, verehrtes Publikum, haben ein deutliches Zeichen gesetzt, indem Sie unsere Veranstaltungen zahlreich besucht und uns die Treue gehalten haben. Dafür danke ich Ihnen sehr herzlich! In der Spielzeit 2011/2012 möchten wir Sie einladen, sich gemeinsam mit uns mit den Themen „Widerstand“ und „Solidarität“ auseinander zu setzen. Wir gehen auf die Suche nach Formen des Widerstehens, aber auch des Solidarisierens, die daraus entstehen können. Welchen Weg wählt der Einzelne? Wie reagiert die Masse? Wo sind die Keimzellen des Widerstands und warum gerade dort? Wo beginnt die Hysterie bzw. die Vermarktung von Volkszorn? – Dies sind nur einige von vielen Fragen, die wir uns gemeinsam mit Ihnen stellen möchten. Der Wille zur Veränderung ist seit jeher ein grundlegender Impuls künstlerischer Arbeit und unentbehrlich für kreative Prozesse. Aber nicht nur das: Veränderung und vor allem die Bereitschaft zur Bewegung ist auch Grundlage für demokratische Prozesse und die Weiterentwicklung politischer Systeme. Lassen Sie uns diese Herausforderung gemeinsam annehmen und Veränderung als belebendes Element begreifen! Ich wünsche Ihnen und uns eine Icch w wü ünsch nscch ns he Ih hneen un u d un u ns eei ine ne sspannende pann pa nnend en nd Spielzeit 2011/2012! Ihr Ihr Ih Christian Tombeil Intendant Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 2 07.04.11 10:45 VORWORT / INHALT 3 IN H A LT Vorwort Ich Widerstand Wir haben die Nase voll! Die Stücke der Spielzeit 2011/2012 Wiederaufnahmen Coriolanus Das Fieber Satt Ulrike Maria Stuart Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner Michael Kohlhaas The Black Rider Holger, Hanna und der ganze kranke Rest (DE) Graf Öderland Johnny Hübner greift ein Heim.Spiel.Essen (UA) Kabale und Liebe Richtig alt, so 45 (DE) Die Ästhetik des Widerstands (UA) supernova (wie gold entsteht) Stück auf! Der Wutbürger (Un)Wort des Jahres Und sonst noch … Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 3 2 4 8 10 13 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 48 50 51 Wie steht es um die Gerechtigkeit? Theaterpädagogik Freiheit und Autonomie Ensemble Rückblick auf die Spielzeit 2010/2011 Ein anständiger Mensch Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Die Gesellschaft der Gesellschaft Kartenverkauf Anfahrt Sitzpläne Abonnements 2011/2012 Die Abonnementbedingungen der TUP Theater und Philharmonie Essen Freunde & Förderer Artikel 20 Grundgesetz So erreichen Sie uns Der Abo-Bestellschein Impressum 58 60 68 70 82 92 94 102 104 107 108 110 114 116 121 124 126 127 128 07.04.11 10:45 Kurz bevor in den frühen Morgenstunden des 1. Oktober 2010 in Stuttgart die ersten Bäume gefällt wurden, blühte sie wieder auf: eine seit den 80er Jahren fast in Vergessenheit geratene deutsche Protestkultur. Und vereinte Bürger aller Schichten und Generationen im gemeinsamen Engagement gegen die sachzwangdiktierten Beschlüsse „der da oben“. Nicht nur in Stuttgart, auch in Gorleben und Hamburg: Bewaffnet mit Trillerpfeifen, Topfdeckeln, Kochlöffeln und Protest-Accessoires aller Art ging man vielerorts auf die Straße. Deutschland positionierte sich. Und zwar dagegen. Es war kein Zufall, dass die Demonstrationen jener Tage durchaus theatralische Züge zeigten, hatte sich doch u. a. mit Regisseur Volker Lösch ein Spezialist für theatralen Ungehorsam in der Stuttgart 21-Debatte, aber auch in der um die skandalöse Hamburger Kulturpolitik, auf die Seite der Demonstranten gestellt. Viele Aktionen des zivilen Protests waren so geradezu zwangsläufig von einer ungeheuren Theatralität: „musikalisch und stimmungsvoll geradezu in ihren friedlichen Momenten, schäumend antikisch in ihren heftigsten Phasen“ (DIE ZEIT). Sollte der deutsche Wähler tatsächlich endlich seine Politikverdrossenheit abgelegt haben? Froh unterstellte man dem in politischen Belangen bis dato eher schläfrig wirkenden deutschen Wähler ein neues gesellschaftliches Sendungsbewusstsein. Der „Wutbürger“ war geboren. Doch am Image des neuen deutschen Protestwunders wurde schon bald gekratzt, denn immer lauter stellte sich die Frage nach der Nachhaltigkeit des bürgerlichen Engagements: Eigentlich, so kritisierten die Medien, die den „Wutbürger“ im Spätsommer noch wortreich unterstützt hatten, nur wenige Wochen später, als nicht nur die Blätter, sondern auch die (Stuttgarter) Bäume Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 4 fielen, protestiere „die moderne Gesellschaft gegen sich selbst“ (FAZ). In einer Demokratie wird das politische Geschehen idealerweise nun einmal nicht unmittelbar von Einzelinteressen und punktuellen Ausschlägen auf der bürgerlichen Erregungsskala bestimmt – auch wenn diese zweifelsohne die politische Ausrichtung einer Gesellschaft beeinflussen können. Im Kampf um tragfähige (Zukunfts-)Konzepte aber braucht es, allen Ängsten zum Trotz, den visionären Willen zur Veränderung. Konstruktiverweise sollte die Stimme des Volkes daher vor allem bei den Wahlen laut werden. „Auch Bürger tragen in einer Demokratie Verantwortung“, kritisierte DIE ZEIT und ging über zum Generalangriff auf die Vertreter des deutschen Volkszorns: „Mit ihrem kurzatmigen Hin und Her, mit ihrer leichten Entflammbarkeit mal für dieses, mal für jenes entziehen die Bürger der Politik auf Dauer den Boden – nur um deren Haltlosigkeit anschließend umso lauter zu beklagen.“ Sollten also im Zuge dieser „euphorischen Wutfestspiele“ (DIE ZEIT) nur „spießiger Anwohnerwiderstand und partikuläre Interessenvertretung mit der Sorge um das Gemeinwohl“ (Süddeutsche Zeitung) verwechselt worden sein? War das scheinbar so plötzlich aufgeflammte politische Engagement nur Hysterie und Lust am politischen (Party-)Event? Die vielleicht stärkste Antriebskraft in Sachen Protestkultur war wohl die kollektiv empfundene soziale Ungerechtigkeit, die immer weiter auseinandergehende Schere zwischen Arm und Reich und die damit verbundene Angst, irgendwann auf der Verliererseite zu stehen. „Das Zeitalter der Ichlinge geht zuende“, frohlockte nichtsdestotrotz im September 2010 die Stiftung für Zukunftsfragen: „Die Krisenerfahrung verändert die Werteskala der Menschen – das Ich braucht das Wir.“ 07.04.11 10:45 ICH WIDERSTAND Wieviel „Wir“ braucht der Mensch wirklich? Wie weit reicht die Solidarität des „Wutbürgers“? Bis zum Bauvorhaben vor der eigenen Haustür? Zur Theaterschließung in der eigenen Stadt? Bis nach Stuttgart? Nach Gorleben? Nach Haiti? Nach Japan? Nach Ägypten, Syrien und Libyen, wo Demonstranten seit Anfang des Jahres „fast schon eine Epidemie des Virus Demokratie ausgelöst“ haben (Jörg Armbruster in den Tagesthemen vom 1. Februar 2011)? Dort und in Tunesien, Bahrain und im Jemen setzen Menschen für ihre Grundrechte, für politische Reformen ihr Leben aufs Spiel. Tag für Tag verfolgen wir nun die Meldungen über die revolutionären Massen, die sich im Namen der Freiheit den Machthabern, respektive der Polizei und/ oder dem Militär entgegenstellen. Derweil wird bei uns die Frage nach der viel beschworenen Solidarität laut: Unterstützung der nordafrikanischen und arabischen Völker auf ihrem Weg zur Demokratie? Sanktionen gegen uneinsichtige Diktatoren? Militärische Intervention? Aber um welchen Preis? Und nicht zuletzt: für welchen Gewinn? Ja? Nein? Vielleicht? Doch Solidarität lässt sich nicht geografisch verorten; sie führt uns direkt zur drängendsten Frage unserer Zeit: In welcher Gesellschaft möchten wir (heute und in Zukunft) leben? Welche Struktur, welche Rahmenbedingungen wollen wir ihr geben? Dass der derzeitige Status quo optimierbar ist, wird wohl niemand leugnen wollen. Die Debatten um Bildung und Integration, die Konsequenzen des demografischen und des Klimawandels: offene Baustellen, wohin man schaut. Obwohl der Begriff der Nachhaltigkeit, sowohl in ökologischen als auch in ökonomischen Belangen, sowie in Fragen der (Aus-)Bildung und Integration, immer stärker ins Bewusstsein des Bürgers rückt, opfern wir ihn doch häufig der Angst vor Neuerungen, dem Festhalten an vermeintlich Bewährtem und nicht zuletzt der eigenen Bequemlichkeit. Solidarität muss sich nicht zwangsläufig bei politischen Großprojekten zeigen, sondern ist womöglich einfach nur eine Frage des Interesses an den Menschen, die nicht im Zentrum unserer leistungsorientierten Gesellschaft stehen. Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 5 5 Das Schauspiel Essen beschäftigt sich in der Spielzeit 2011/2012 mit dem Wiedererwachen einer längst eingeschlafen geglaubten Protestkultur, die trotz ihrer unbenommen existenziellen Anliegen immer wieder Gefahr läuft, zum (Medien-)Event zu verkommen. Mit den Möglichkeiten politischer Einflussnahme (nicht nur) innerhalb demokratisch geprägter Gesellschaften und der damit stetig einhergehenden Gefahr der Manipulation und Instrumentalisierung. Mit jenen „Augenblicken, wo man sich wundert über alle, die keine Axt ergreifen“ (Max Frisch, Graf Öderland). Mit Frustration, Angst, Hysterie und Gewalt. Aber auch mit der vielversprechenden Chance, mit kreativem Potenzial, mit Geschichten aus der Vergangenheit und aus der Zukunft unserer Gesellschaft gegen die „Zukunftsvergessenheit“ (Spiegel) unserer Zeit anzugehen. Denn, so der Soziologe Heinz Bude: „Die Frage der Politik (…) betrifft weder das Erlebnis von Handlungsfähigkeit noch das Wissen um eine bessere Welt, sondern die Frage, wie wir leben wollen. Darin steckt der Streit, der die Gesellschaft zusammenhält. Denn die Antwort darauf sagt immer auch, wie ich mich selbst verstehe. Es ist dieser Zusammenhang zwischen dem privaten und dem öffentlichen Glück, der die Leidenschaft zur Politik erklärt. Das Ich sucht den Kontakt zu einem Wir, mit dem es sich verbünden kann. Wer die Politik zu einem schmutzigen Geschäft erklärt, das einen nichts angeht, hat es aufgegeben, ein Leben mit Bedeutung zu führen.“ Vera Ring Quellen: Peter Kümmel: Spiele im Sturm, in: DIE ZEIT, 9.10.2010 Gerd Roellecke: Nur Müdigkeit wird den Protest beenden, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3.11.2010 Matthias Krupa: Das erregte Land, in: DIE ZEIT, 21.10.2010 Johan Schloemann: Falsche Formel, in: Süddeutsche Zeitung, 25.11.2010 Dirk Kurbjuweit: Der Wutbürger, in: Der Spiegel 41/2010 Heinz Bude: Glück in der Politik, in: DIE ZEIT, 4.1.2005 07.04.11 10:45 Die Gründe, sich zu empören, sind heutzutage oft nicht so klar auszumachen – die Welt ist komplex geworden. Wer befiehlt, wer entscheidet? Es ist nicht immer leicht, zwischen all den Einflüssen zu unterscheiden, denen wir ausgesetzt sind. Wir haben es nicht mehr nur mit einer kleinen Oberschicht zu tun, deren Tun und Treiben wir ohne weiteres verstehen. Die Welt ist groß, wir spüren die Interdependenzen, leben in Kreuz- und Querverbindungen wie noch nie. Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 6 07.04.11 10:45 Um wahrzunehmen, dass es in dieser Welt auch unerträglich zugeht, muss man genau hinsehen, muss man suchen. Ich sage den Jungen: Wenn ihr sucht, werdet ihr finden. „Ohne mich“ ist das Schlimmste, was man sich und der Welt antun kann. Den „Ohne mich“-Typen ist eines der absolut konstitutiven Merkmale des Menschen abhanden gekommen: die Fähigkeit zur Empörung und damit zum Engagement. Stéphane Hessel Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 7 07.04.11 10:45 W I R H A B E N DI E N A S E VO L L! Was ist geschehen? Zwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung ist Deutschland nicht die selbstversöhnte Nation, die es in extraordinärer Behaglichkeit gar nicht fassen kann, endlich wieder normal zu sein. Im Deutschland des Jahres 2010 gehen die Bürger auf die Straße, sie werden renitent und machen mobil. Politiker machen einen Plan, und ihre Wähler machen ihn wieder zunichte. Die Waldschlösschenbrücke in Dresden, die Bologna-Reform an den Universitäten, der Atomkompromiss der Regierung, die Schulreform in Hamburg und der Monsterbahnhof in Stuttgart – kaum eine Entscheidung amtierender Volksvertreter lässt sich noch gegen das Volk durchsetzen. Der Protest ist bunt und frech und erfasst alle Milieus, es versammeln sich Linke und Rechte, Brave und Widerborstige, Junge und Alte, es kommen die Graumelierten und die gut Betuchten. Inzwischen geraten sogar die „Zukunftsprojekte“ der BRD-Vergangenheit, die Kommunalreformen der siebziger Jahre, ins Visier. Die ersten Retrodemonstranten wollen die alten Autokennzeichen wiederhaben, gern auch das schnuckelige Rathaus und die duftenden Geranien im selbst bemalten Bottich gleich mit. „In der Gesellschaft brodelt es“, schreibt der Soziologe Oskar Negt in seinem neuen Buch „Der politische Mensch“, und er hat recht. Das Gemeinwesen ist aufgewühlt und trotzig, gespalten und rebellisch. Doch immer dann, wenn es gegen „die da oben“ geht, gegen die gewählten politischen Eliten, sind sich die Wähler einig, und dann redet das Volk über seine Volksvertreter, als handele es sich um eine Zusammenrottung von Rosstäuschern und Berufsversagern, die nichts Richtiges zustande bringen, und wenn ausnahmsweise doch, dann das Falsche. Man ahnt, so viele Fehler können Politiker gar nicht machen, als dass sich die neue „Barrikadenrepublik Deutschland“ (Spiegel) allein durch Politikerversagen erklären ließe. Tatsächlich gibt es eine Krise im System, und zumindest die Außenseite dieser Krise ist für jeden sichtbar: Was sich früher durch Regierungshandeln scheinbar leichthändig steuern ließ, das läuft heute aus dem Ruder. Politische Institutionen sind mit der Lösung Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 8 von Problemen beschäftigt, die bei der Lösung älterer Probleme („Atommülllagerung“) entstanden waren. Ob Hartz IV oder das Gesundheitssystem – die Reibungshitze steigt, während die politische Wirkung sinkt. Was früher eine freie Entscheidung war, das scheint heute ein Sachzwang. Der Gordische Knoten ist das Wappenzeichen der Regierungskunst und die fluchtartige Selbstentfernung aus dem Amt der neue Standardreflex des Politikers. Die Erfinder der liberalen Gesellschaft hatten sich das alles ganz anders vorgestellt. Noch in den achtziger Jahren lernten Studenten im Grundstudium, dass sie wie ein großes Mobile funktioniere: Die Einzelteile der liberalen Gesellschaft hängen säuberlich getrennt in einem kräftigen politischen Rahmen und arbeiten – streng nach Aufgabenbereichen geschieden – vernünftig vor sich hin. Hier gibt es die Wirtschaft, dort das Recht, daneben die Kultur mit ihren Theatern, ihren Opern und Museen. Nicht zu vergessen die Wissenschaften und die Medien. Und obwohl die einzelnen Teilsysteme ihren eigenen Gesetzen folgen, ihrer „Rationalität“, spielen sie im Großen und Ganzen zusammen. Durch Innovation und Reform mehren sie den Nutzen der Gesellschaft, sie fördern Wohlstand und Fortschritt. Protest ist überflüssig, denn in der liberalen Gesellschaft ist das Wirkliche vernünftig und das Vernünftige wirklich. Dieses Modell klingt ausgesprochen putzig, es klingt wie ein politisches Märchen aus den alten Zeiten der Bundesrepublik. Wenn man im Bild bleiben will, müsste man sagen, dass sich das Gesellschafts-Mobile heute „verhakt“ hat: Die gesellschaftlichen Teilsysteme erzeugen Abwehr und Unmut, sie erzeugen Misstrauen und Widerstand, wenig spielt noch zusammen. Oder wie Soziologen sagen würden: Die Bürger zweifeln an der Rationalität der Funktionssysteme, der Veränderungsfuror macht ihnen Angst, und sie empfinden den Fortschritt („Innovation, Reform“) als Eingriff in ihre Lebenswelt, als „Landnahme“. (…) Auch der Aufstand gegen die Untertunnelung des Stuttgarter Hauptbahnhofs gehört ins Bild. (…) Die Abwehrschlacht kreuzbraver schwäbischer Bürger entzündet sich nämlich nicht 07.04.11 10:45 WIR HABEN DIE NASE VOLL! nur an der Zerstörung eines Bahnhofsflügels, am Imperialismus der Bagger, am Abholzen deutscher Eichen oder dem Pendelschlag der Abrissbirnen – der Widerstand richtet sich gegen eine Kernpassion der Moderne, gegen das Prinzip Geschwindigkeit und die Verkürzung von Zeit. (…) Mit einem Wort: Hat die Ökonomisierung von Zeit, die glorreiche Rationalität des „Immer schneller“ nicht längst einen Punkt erreicht, an dem die Kosten den Nutzen übersteigen? (…) Bis jetzt lautet der Befund, Protest rege sich immer dort, wo die Bürger an der „Vernunft“ von Wachstums- und Beschleunigungsdruck zweifeln, an den Verheißungen von Fortschritt, Reform und Ökonomisierung. Dieses Unbehagen ist strukturell konservativ, man kämpft nicht für etwas, man kämpft gegen etwas. Atomkraftgegner kämpfen gegen die verlängerte Produktion von radioaktivem Hochrisiko; Studenten und Professoren möchten verhindern, dass ihre Universität progressiv zum Profitcenter umgebaut wird, Eltern wollen, dass eine Schule eine Schule bleibt, und protestieren – ob zu Recht oder zu Unrecht – gegen die bürokratische Rationalität einer eingreifenden Verwaltung. Künstler wehren sich gegen den „symbolischen Kapitalismus“ des Stadtmarketings und bestehen auf der Unterscheidung von Kunst und Reklame. Aber warum tragen die Bürger ihren Unmut auf die Straße? Warum wählen sie nicht einfach eine andere Partei? Warum vertrauen sie nicht auf die „Legitimation durch Verfahren“ und fühlen sich von ihren Repräsentanten nicht mehr repräsentiert? (…) Wenn man Meinungsumfragen Glauben schenken darf, dann ist das Vertrauen in die Demokratie und in die Steuerungsfähigkeit der Politik erdrutschartig gesunken. (…) Vieles spricht dafür, dass sich die Entfremdung von Politik und Gesellschaft einer intrikaten Mischung aus Sachzwangpolitik und Entparlamentarisierung verdankt. Schon die rot-grüne Regierung Schröder versuchte, die Bürger mit dem Imperativ des „Sachzwangs“ einzuschüchtern: „Es gibt keine Alternative.“ (…) Es gibt diese Zwänge wirklich, dennoch steckt in der Politik des Sachzwangs eine subtile Erpressung. Sie demütigt den Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 9 9 demokratischen Geist und beleidigt den politischen Freiheitssinn, weil sie Inhalt und Ziel einer „Innovation“ immer schon vorgibt, weil sie dem Wähler die Wahl nimmt und ihn nötigt, der alternativlosen Entscheidung in freier Einsicht „zwanglos“ zuzustimmen. Die Implantierung von Sachnotwendigkeiten in die mentale Verfassung der Gesellschaft mag eine Weile funktionieren, aber früher oder später erzeugt sie Ohnmachtsgefühle, die sich als Protest Ausdruck verschaffen. (…) Die diffusen Protestbewegungen dieser Wochen erobern in unkalkulierbaren Gravitationen den politischen Raum zurück; erstaunt genießen die vereinzelten Bürger der Ego-Gesellschaft eine neue Gemeinsamkeit, sie testen ihre Souveränität und sind prinzipiell erst einmal „dagegen“. (…) Möglich ist, dass sich – wie der französische Historiker Pierre Rosanvallon glaubt – Demokratien durch solche Proteste transformieren. (…) Möglich auch, dass sich ein Teil des angestauten Erregungspotenzials der „Wutbürger“ (Spiegel) parteipolitisch bindet und auf Sarrazins Spuren rechts von der CDU einen neuen Volkstribun ausruft. Nicht sehr wahrscheinlich scheint dagegen, dass die Modernisierungsproteste ihre lokalen Interessen hintanstellen und die Regierungen dazu bringen, Druck auf die EU auszuüben, um endlich eine europäische Sozial- und Wirtschaftsordnung zu etablieren, die ihren Namen wirklich verdient. (…) Wie immer es sich damit verhält – die Angst vor dem Verlust lebensweltlicher Verlässlichkeit wird man politisch weder rückstandsfrei „bearbeiten“ noch sonst wie aus der Welt schaffen können. Um es mit dem Kulturwissenschaftler Hartmut Böhme zu sagen: Die entfesselte kapitalistische Moderne ist nun einmal gezwungen, ihre „Identität auf permanenten und damit riskanten Wandel einzustellen. Unsicherheit ist ihre Entwicklungsvoraussetzung. Aber der Innovationsdruck in Kombination mit Enttraditionalisierung bedeutet für immer mehr Menschen nur noch Stress und Schmerz.“ Thomas Assheuer (Die Zeit Nr. 42, 14.10.2010) 07.04.11 10:45 DIE STÜ C K E D E R S P I EL Z EI T 2 0 1 1 / 2 0 1 2 Coriolanus von William Shakespeare Premiere am 1. Oktober 2011, Grillo-Theater Das Fieber von Wallace Shawn Premiere am 2. Oktober 2011, Box Satt von Marianna Salzmann Premiere am 14. Oktober 2011, Casa Ulrike Maria Stuart Königinnendrama von Elfriede Jelinek Premiere am 21. Oktober 2011, Grillo-Theater Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner von Ingrid Lausund Premiere am 6. November 2011, Grillo-Theater Michael Kohlhaas Nach der Novelle von Heinrich von Kleist Premiere am 2. Dezember 2011, Casa Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 10 07.04.11 10:45 DIE STÜCKE DER SPIELZEIT 2011/2012 The Black Rider The Casting of the Magic Bullets Musical von William S. Burroughs, Tom Waits und Robert Wilson Premiere am 3. Dezember 2011, Grillo-Theater Deutsche Erstaufführung Holger, Hanna und der ganze kranke Rest von Jan Demuth Premiere am 20. Januar 2012, Casa Graf Öderland Eine Moritat von Max Frisch Premiere am 3. Februar 2012, Grillo-Theater Johnny Hübner greift ein Ein mobiles Theaterabenteuer von Hartmut El Kurdi Premiere im Februar 2012, Box Uraufführung Heim.Spiel.Essen Geschichten von und mit Menschen dieser Stadt Premiere am 23. März 2012, Casa Kabale und Liebe Ein bürgerliches Trauerspiel von Friedrich Schiller Premiere am 24. März 2012, Grillo-Theater Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 11 6+ 11 07.04.11 10:45 Deutsche Erstaufführung Richtig alt, so 45 von Tamsin Oglesby Premiere am 15. April 2012, Grillo-Theater Uraufführung Die Ästhetik des Widerstands Nach dem Roman von Peter Weiss Für die Bühne bearbeitet von Thomas Krupa und Tilman Neuffer Premiere am 24. Mai 2012, Grillo-Theater supernova (wie gold entsteht) von Philipp Löhle Premiere am 2. Juni 2012, Casa Stück auf! Autorentage am Schauspiel Essen 13. bis 15. April 2012 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 12 07.04.11 10:46 DIE STÜCKE DER SPIELZEIT 2011/2012 13 W I E D E R AU F N A H M E N Prinz Friedrich von Homburg Ein Schauspiel von Heinrich von Kleist Inszenierung: Christian Hockenbrink Uraufführung Jede Menge Kohle Eine Aussteigerkomödie Nach dem Film von Adolf Winkelmann Bühnenfassung von Caroline Stolz und Carola Hannusch Inszenierung: Caroline Stolz 4+ Die Zweite Prinzessin von Gertrud Pigor Inszenierung: Katja Lillih Leinenweber Deutschsprachige Erstaufführung Pounding Nails in the Floor with my Forehead Mit dem Kopf schlage ich Nägel in den Boden von Eric Bogosian Inszenierung: Donald Berkenhoff Die Grönholm-Methode von Jordi Galceran Inszenierung: Jens Pesel Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 13 6+ Die kleine Meerjungfrau Nach dem Märchen von Hans Christian Andersen Bühnenfassung von Jörg Schade Bearbeitung und Liedtexte von Martina Eitner-Acheampong Inszenierung: Martina Eitner-Acheampong Die fetten Jahre sind vorbei Nach dem gleichnamigen Film von Hans Weingartner Für die Bühne eingerichtet von Gunnar Dreßler Inszenierung: Henner Kallmeyer Deutschsprachige Erstaufführung Choke von Cathleen Rootsaert Inszenierung: Elina Finkel Buddenbrooks Nach dem Roman von Thomas Mann Bühnenfassung von John von Düffel Inszenierung: Christoph Roos Corpus delicti von Juli Zeh Inszenierung: Florian von Hoermann 8+ Angstmän Ein panisches Kammerspiel von Hartmut El Kurdi Inszenierung: Karsten Dahlem Deutschsprachige Erstaufführung Das Bergwerk von Michal Walczak Inszenierung: Tilman Gersch Uraufführung Balls Fußball ist unser Leben! Ein Abend über das, was uns verbindet Ein Projekt von Marc-Oliver Krampe Inszenierung: Marc-Oliver Krampe Abgesagt! Eine musikalische Leerstellenkompensation Musikalische Leitung: Stephan Kanyar 07.04.11 10:46 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 14 07.04.11 10:46 CORIOLANUS 15 CO R IO LA N U S VO N W I L L I A M S H A K E S P E A R E Inszenierung Bühne, Kostüme und Video Musik Dramaturgie Thomas Krupa Andreas Jander, Jana Findeklee, Joki Tewes Mark Polscher Vera Ring Premiere am 1. Oktober 2011, Grillo-Theater Rebellion liegt in der Luft: Das Volk von Rom geht auf die Straße. Es hat kein Brot, keine Stimme, keine Zukunft. Vor allem gegen den erfolgreichen General Caius Martius, der kein Hehl aus seiner Verachtung für den protestierenden Pöbel macht, richtet sich der Volkszorn. Doch die aufkeimende Revolte wird erstickt durch die drohende Invasion der Volsker, angeführt von Martius’ Todfeind Tullus Aufidius. Caius Martius zieht in die Schlacht – und kehrt als gefeierter Kriegsheld zurück. „Corialanus“ nennt man ihn nun, hat er doch fast im Alleingang die Stadt Corioli eingenommen. Jetzt steht ihm die Tür in die Politik offen. Zwar hält sein eigener politischer Ehrgeiz sich in Grenzen, aber nicht wenige seiner Mitstreiter und vor allem seine Mutter Volumnia sähen ihn gerne in einer führenden Position. Doch Coriolanus mag ein brillanter Feldherr sein, ein Diplomat ist er nicht: Viel zu stolz ist er, seine militärischen Verdienste für seinen Wahlkampf zu nutzen. Er hat sein Leben riskiert für die Stadt – muss das nicht reichen? Diesen Mangel an Diplomatie machen sich seine Gegner zunutze und instrumentalisieren das Volk für ihre eigenen Zwecke: Es kommt zum Aufstand gegen Coriolanus. Der einstige Kriegsheld wird verbannt und schwört Rache. Er verbündet sich mit seinem größten Feind Tullus Aufidius und marschiert gegen Rom … Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 15 William Shakespeare hat seinen um 1607/08 entstandenen „Coriolanus“ im Rom des 4. Jahrhunderts v. Chr. angesiedelt, doch die zeitlose Parabel um Machtgewinn und -erhalt könnte auch an jedem anderen Ort spielen, zu jeder anderen Zeit. In seinem vielleicht politischsten Drama analysiert Shakespeare die Strukturen einer Gesellschaft, in der das Mitspracherecht noch absolutes Neuland ist und zeigt die Mechanismen von (Selbst-)Inszenierung und Instrumentalisierung, von Täuschung, Manipulation und Widerstand. Regisseur Thomas Krupa, geboren in Bonn, studierte Germanistik, Romanistik und Philosophie in Köln und Rom. Nach ersten Regiearbeiten am Deutschen Theater Göttingen, Theater Basel, Schauspiel Dortmund und am Meininger Theater war er von 1996–2000 Hausregisseur und Mitglied der Schauspieldirektion am Staatstheater Darmstadt. Seine Inszenierung von „Chroma“ von Werner Fritsch wurde 2001 zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Von 2002–04 war Krupa zunächst Oberspielleiter am Theater Freiburg, dann bis 2006 Hausregisseur und Mitglied der Künstlerischen Leitung. Seit 2000 arbeitet er als freier Regisseur für Schauspiel und Oper u. a. in Freiburg, Karlsruhe, Düsseldorf, Berlin, Frankfurt, Dortmund, Mainz, Bonn, New York und München. Thomas Krupa lebt in Berlin. „Coriolanus“ ist nach der Revue „25 Sad Songs“ seine zweite Regiearbeit am Schauspiel Essen. Die „Coriolanus“-Inszenierung wird auf einer Raumbühne realisiert. Sitzplan siehe S. 109 07.04.11 10:46 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 16 07.04.11 10:46 DAS FIEBER 17 DA S FIE B E R VON WALLAC E SHAW N D E U TSC H VON D OROTHEA RENCKHOF F Inszenierung, Bühne und Kostüme Dramaturgie Bruno Klimek Vera Ring Premiere am 2. Oktober 2011, Box „Ich habe nie daran gezweifelt, daß das Leben kostbar ist. Ich war immer der Meinung, man sollte das Leben feiern. Das Leben ist ein Geschenk.“ Ja, das Leben ist ein Geschenk. Für ihn schon. Er lebt in einer eleganten Wohnung, er liebt Kunst, Literatur und Theater. Er kümmert sich um Freunde und Familie und spendet Geld für wohltätige Zwecke. Was zum Teufel sollte man ihm vorwerfen? Doch nun liegt er zitternd auf dem Badezimmerboden eines Hotels in irgendeinem namenlosen Land. Einem Land, in dem Armut, Gewalt, Folter und Unterdrückung herrschen, in dem der Bürgerkrieg zu grausamen Exzessen geführt hat. Immer wieder hatte es ihn, schwankend zwischen Mitleid und Unbehagen, dort hingezogen, und die Begegnungen mit denen, die für ihre Überzeugungen kämpften und starben, hatten ihn zugleich fasziniert und beängstigt. In dieser nicht enden wollenden Nacht erkennt er endlich, von Fieberträumen geschüttelt, was ihn mit all jenen namenlosen Opfern verbindet: dass ihre Ausbeutung, ihr Elend direkte Konsequenzen seines eigenen komfortablen Lebensstils sind. Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 17 Der amerikanische Dramatiker und Schauspieler Wallace Shawn (*1943) „ist einer der wichtigsten Stückeschreiber dieser Tage, weil er die Ruhe stört. Eine Ruhe, an der das System krepieren wird, wenn es sich nicht selbst als Feind erkennt.“ (Der Spiegel) In seinem verstörenden Monolog „Das Fieber“ skizziert Shawn den Zusammenhang zwischen den derzeitigen globalen ökonomischen Strukturen und den Lebensbedingungen auf dieser und der anderen Seite der Welt und stellt gleichzeitig die drängende Frage nach der Bereitschaft jedes Einzelnen, politische und persönliche Verantwortung zu übernehmen. „Das Fieber“ wurde 1991 mit dem „Obie Award for Best Play“ ausgezeichnet und 2004 mit Vanessa Redgrave und Angelina Jolie verfilmt. Regisseur Bruno Klimek, 1958 in Stuttgart geboren, arbeitete schon während seiner Schulzeit als Bühnentechniker, Beleuchter, Tontechniker, Schreiner, Kascheur, Requisiteur, Inspizient und Regieassistent am Zimmertheater Tübingen. Nach dem Abitur folgten Engagements als Regieassistent in München, Bochum und Nürnberg, wo er auch erstmals inszenierte. Von 1985 bis 1988 war Bruno Klimek als Spielleiter am Theater Krefeld Mönchengladbach engagiert. 1988 wechselte er als Oberspielleiter ans Nationaltheater Mannheim. Als Gastregisseur inszenierte er von 1992 bis 1996 unter anderem am Schauspiel Köln, am Düsseldorfer Schauspielhaus, am Staatstheater Darmstadt und am Berliner Schillertheater, bevor er 1996 als Schauspieldirektor ans Nationaltheater Mannheim zurückkehrte. Seit 2000 arbeitet Bruno Klimek wieder als freier Opern- und Schauspielregisseur und immer häufiger auch als sein eigener Bühnenbildner. Er schreibt Hörspiele, Theatertexte und Gedichte und bekleidet an der Folkwang Universität der Künste Essen eine Professur für Szenische Ausbildung im Bereich Gesang/Musiktheater. 07.04.11 10:46 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 18 07.04.11 10:46 SATT 19 SATT VON M ARI AN N A SALZM ANN Inszenierung Bühne Kostüme Dramaturgie Moritz Peters Lisa Marie Rohde Christina Hillinger Marc-Oliver Krampe Marianna Salzmann wurde 1985 in Russland geboren und immigrierte 1995 nach Deutschland. Nach einem Literatur-, Theater- und MedienStudium an der Universität Hildesheim setzte sie ihre Ausbildung an der Universität der Künste Berlin fort, wo sie seit 2008 Szenisches Schreiben studiert. „Satt“ wurde im März 2011 am Bayerischen Staatsschauspiel in München uraufgeführt. Premiere am 14. Oktober 2011, Casa Goscha, eine junge Frau mit Migrationshintergrund, fühlt sich nirgendwo zugehörig. In Russland herrschen Angst und Aberglaube und Deutschland wirkt mit seiner Ordnung, Bildungsbürgerlichkeit und „Leitkultur“ auch nicht wirklich einladend. Sie wird nicht heimisch im „Wunderland“, das Mutter Larissa mit so vielen Hoffnungen verband. Während diese alles tut, um sich anzupassen und ihren Töchtern eine Zukunft zu ermöglichen, reibt sich Goscha an einer für sie nicht nachvollziehbaren Wirklichkeit, sucht gemeinsam mit Freund Steff den Nervenkitzel beim Umherstreifen im U-Bahntunnel und auf Raubzug in den Lebensmittel-Müllcontainern der Supermärkte. Goschas Schwester Su flüchtet ihrerseits lieber in die virtuelle Realität. Dort ist sie als Junge unterwegs und erlernt den Sprachcode der Internetgemeinde. Im Netz findet sie die Gemeinschaft, die sie sonst vermisst. Steff indes meint, dass man etwas wollen muss, machen, nicht nur meckern und „ein wenig über die Politik verzweifeln“. Er plant etwas Großes, eine riskante, Aufsehen erregende Aktion. Und da will Goscha dabei sein, um ihrer Wut endlich Luft zu verschaffen. Regisseur Moritz Peters wurde 1981 in New Haven/USA geboren. Nach einer Zwischenstation in den Niederlanden wuchs er in Bochum auf. 2001–2005 absolvierte er ein Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main. Danach war er vier Jahre lang Ensemblemitglied des Schauspiel Frankfurt. 2009 wechselte er ans Zimmertheater Tübingen, wo er auch eine erste eigene Inszenierung realisierte. Seit 2010 ist Moritz Peters Regieassistent am Schauspiel Essen. Hier zeigte er mit „Lachsfieber“ bereits eine Regiearbeit. Es ist der Wunsch gesehen zu werden und dazu zu gehören, das Aufbegehren gegen die Isolation und die Ohnmacht, was diese vier Menschen – jeden auf seine Art – umtreibt. „Satt“ beschreibt in pointierten Dialogen und mit lakonischem Humor die Sehnsucht nach Authentizität und Integration. Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 19 07.04.11 10:46 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 20 07.04.11 10:46 ULRIKE MARIA STUART 21 U LR IK E M A R I A ST UAR T KÖN IG I N N E N D RAM A VON EL FRIEDE J EL INEK Inszenierung Bühne Kostüme Dramaturgie Hermann Schmidt-Rahmer Thilo Reuther Michael Sieberock-Serafimowitsch Carola Hannusch Premiere am 21. Oktober 2011, Grillo-Theater Zwei Königinnen streiten – über Revolution und Gewalt, Männer und Mode, Widerstand und Freiheit. Resigniert und einsichtig die eine, trotzig und stur die andere. Es sind Friedrich Schillers Maria Stuart und Elisabeth I., die hier als Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin neu aufeinander treffen. Nur noch im Widerspruch vereint, stolpern die beiden durch die Zeiten und liefern sich einen virtuosen verbalen Schlagabtausch über die (Un-)Möglichkeit, die Welt zu verändern, über bewaffneten Kampf, Idealismus und Ideologie. Anhand der Königinnen veranschaulicht Elfriede Jelinek mit Eloquenz und Sprachwitz mehr die Unmöglichkeit des Aufbegehrens, als dass sie die Geschichte der RAF und des Deutschen Herbstes nacherzählt. Zwei starke Frauen und ihr Wille zum Widerstand scheitern an „den Verhältnissen“, aber auch an persönlichen Differenzen – an der Auseinandersetzung um einen Mann (Andreas Baader) beispielsweise –, an der Diskrepanz zwischen revolutionärer Gesinnung und der eigenen Verstrickung in kapitalistische Mechanismen, an mangelnder Solidarität, blindem Aktionismus und niederen Instinkten wie Neid und Eifersucht. Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 21 Elfriede Jelinek (*1946) zählt zu den bedeutendsten deutschsprachigen Gegenwartsautorinnen. Ihr Werk umfasst Romane wie „Die Klavierspielerin“ (1983), „Lust“ (1989) und „Gier“ (2000) sowie Lyrik, Essays, Übersetzungen, Hörspiele, Drehbücher und über 20 Theaterstücke. „Ulrike Maria Stuart“ wurde erstmalig 2006 in Hamburg aufgeführt; ihr jüngstes Stück „Winterreise“ kam im Januar 2011 an den Münchner Kammerspielen zur Uraufführung. Elfriede Jelinek wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und erhielt 2004 den Nobelpreis für Literatur. Regisseur Hermann Schmidt-Rahmer wurde 1960 in Düsseldorf geboren. Er studierte Musikwissenschaft und Philosophie in München und absolvierte ein Schauspielstudium an der Universität der Künste Berlin. Nach Engagements an der Freien Volksbühne Berlin, am Schauspiel Köln, dem Hamburger Schauspielhaus und dem Wiener Burgtheater arbeitet er seit 1990 als freier Regisseur, u. a. in Köln, Berlin, Basel, am Theater Dortmund, am Düsseldorfer Schauspielhaus sowie am Hessischen Staatstheater Wiesbaden. Hermann Schmidt-Rahmer arbeitet zudem als Autor und Übersetzer und ist Professor für Szene an der Universität der Künste in Berlin. 07.04.11 10:46 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 22 07.04.11 10:46 BENEFIZ – JEDER RETTET EINEN AFRIKANER 23 B E N E FIZ – JEDER R ET T ET E IN E N A FR IKAN ER VON I N G RI D LAU SU N D Inszenierung Bühne Kostüme Dramaturgie Thomas Ladwig Jürgen Höth Asima Amriko Judith Heese Premiere am 6. November 2011, Grillo-Theater „Ernstes Thema heute, Afrika“, steigt Leo in die Proben zur Benefizveranstaltung ein. Er und vier weitere Mitstreiter befinden sich mitten in den Vorbereitungen für einen Gala-Abend zu Gunsten einer Schule im afrikanischen Guinea-Bissau. Oberstes Ziel dabei: Authentizität wahren. Doch nicht nur das bereitet Schwierigkeiten. Die Vorstellungen davon, wie man potenzielle Spender am ehesten für das Projekt gewinnt, gehen weit auseinander: Braucht es ein höchstprominentes Zugpferd oder reicht es, wenn man Uschi Glas von der Sache überzeugt? Lädt man vielleicht eine echte Afrikanerin zur Gala ein? Darf zwischendurch auch mal Bierzelt-Stimmung aufkommen oder ist stets seriöse Sachlichkeit zu demonstrieren? Zeigt man Bilder von dahinsiechenden Kindern? Wie viel Unwohlsein darf beim Publikum aufkommen? Zwischen immer wiederkehrenden Diskussionen über Political Correctness und die Wirkung des gerade Inszenierten werden Redeanteile neu verteilt, spontane Umarmungen und die richtige Betonung des Wortes „Hungerkatastrophe“ einstudiert sowie die effektivste Stelle für den ergreifenden Tränenausbruch festgelegt. Und doch, aller Professionalität zum Trotz, kommt mitunter Betroffenheit auf. Dabei bleibt es nicht aus, dass die Beteiligten ihre eigenen Haltungen hinterfragen. Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 23 Autorin Ingrid Lausund, die „Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner“ auch nach der Uraufführung am Schauspiel Köln 2004 noch mehrfach selbst inszenierte, nimmt mit ihrem Stück nicht allein gutmenschliche Betroffenheitsveranstaltungen à la RTL-Spendenmarathon auf die Schippe. Wenn bei der Probe um jeden Satz gebuhlt und Solo-Nummern haarklein gegeneinander aufgerechnet werden, führt sie ebenso geschickt die Eitelkeiten und Befindlichkeiten der fünf vermeintlichen Vorzeigebürger vor. Regisseur Thomas Ladwig, geboren 1981 in Essen, studierte Theaterwissenschaft und Germanistik an der Universität Leipzig. Während des Studiums inszenierte er unter anderem „Frühlings Erwachen“ und „Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot“ nach dem Roman von Sibylle Berg. Nach Abschluss des Studiums arbeitete er als Regieassistent am Schauspiel Leipzig mit Regisseuren wie Christian Schlüter, Wulf Twiehaus, Robert Schuster und Wolfgang Engel. Kontinuierlich entwickelte er währenddessen eigene Arbeiten. 2008 wechselte Ladwig ans Schauspiel Essen und assistierte unter anderem Cilli Drexel, Anselm Weber, Roger Vontobel und Sebastian Nübling. In dieser Zeit entstanden seine Inszenierungen „Ein Volksfeind“ und die Uraufführung „Der Kaiser von China“ sowie diverse Arbeiten für die Heldenbar. Seit Oktober 2010 arbeitet Ladwig als freier Regisseur. 07.04.11 10:46 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 24 07.04.11 10:46 MICHAEL KOHLHAAS 25 M IC H A E L KO H L H A A S N AC H D E R N OVE LLE VON HEINRICH VON KL EIST Inszenierung Bühne und Kostüme Musik Dramaturgie Christoph Roos Peter Scior Markus Maria Jansen Marc-Oliver Krampe Premiere am 2. Dezember 2011, Casa Der rechtschaffene Pferdehändler Michael Kohlhaas lebt gemeinsam mit seiner Frau und seinen Kindern in Kohlhaasenbrück an den Ufern der Havel. Auf einer Reise ins Sächsische, wo er seine Pferde auf den Märkten verkaufen will, wird er an der Landesgrenze bei einer Ritterburg an der Elbe mit ungewohnten Einreiseformalitäten konfrontiert: Neuerdings verlangt der Schlossherr, Junker von Tronka, einen Passierschein. Kohlhaas verspricht notgedrungen, sich in Dresden nachträglich darum zu bemühen. Als Pfand muss er zwei seiner Rappen zurücklassen, die er seinem Knecht anvertraut. In Dresden stellt sich jedoch heraus, dass die Forderung nach einem Passierschein jeglicher rechtlichen Grundlage entbehrt. Und damit nicht genug: Zurück in der Tronkenburg findet er seine Pferde auch noch abgemagert im Schweinekoben vor. Der Burgvogt hatte diese als Zugtiere auf dem Feld und seinen Knecht als Prügelknaben missbraucht. In seinem gerechten Zorn sucht Kohlhaas juristischen Beistand, muss aber erkennen, dass die verwandtschaftlichen Beziehungen derer von Tronka bis weit in die Gerichtsbarkeit reichen. Als seine Frau bei dem Versuch, in der Sache ihres Mannes beim Landesherrn vorzusprechen, tödlich verletzt wird, beginnt Kolhaas einen blutigen Rachefeldzug: Er sammelt seine Getreuen und bläst zur Jagd auf Junker Tronka. Blind vor Wut und prinzipientreu bis zur Selbstaufgabe kämpft er gegen alles, was sich ihm in den Weg stellt und zündet ganze Städte an. Martin Luther höchstpersönlich gemahnt ihn, in die Gemeinschaft zurück- Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 25 zukehren und die Obrigkeit anzuerkennen. Doch Kohlhaas, der sich vom Rechtsstaat verstoßen sieht, überzieht das Land mit rigorosem Terror, welcher Opfer fordert, Angst und Denunziation gedeihen lässt und eine Spirale der Gewalt in Gang setzt. Der Willkür und Korruption des Staates stehen in Kleists Erzählung – nicht minder zerstörerisch – private Rachgier und Selbstjustiz gegenüber. Das Stück zeigt die Verzweiflung des Menschen am Unrecht in der Gesellschaft und stellt die Frage, ob Gerechtigkeit mit Gewalt durchgesetzt werden darf. Heinrich von Kleists „Michael Kohlhaas“ wurde – in vollständiger Form – 1810 veröffentlicht, ein Jahr vor dem Freitod des Dichters. „Ich passe mich nicht unter die Menschen“, zog dieser das Fazit aus seinem Leben. Wie Kohlhaas waren auch viele andere Protagonisten Kleists, wie ihr Autor selbst, Entrechtete, Außenseiter. Das Gefühl des Ausgestoßenseins und das Aufbegehren dagegen sind seinen Figuren eingeschrieben. Neben „Prinz Friedrich von Homburg“ ist „Michael Kohlhaas“ der zweite Kleist-Stoff, den das Schauspiel Essen anlässlich des 200. Todestages des Dichters im November 2011 auf die Bühne bringt. Regisseur Christoph Roos, 1969 in Düsseldorf geboren, studierte zunächst Theater- und Filmwissenschaft, Germanistik und Religionswissenschaft und anschließend Schauspielregie. Während des Studiums übernahm er die künstlerische Leitung der Tournee „Doctor Faustus Lights the Light“ von Gertrude Stein in der Inszenierung von Robert Wilson. 1994 wechselte er als Regieassistent an die Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin. Seit 1996 ist er freischaffender Regisseur, Übersetzer und Autor. Er inszeniert u. a. am Nationaltheater Mannheim, am Schauspiel Bonn und am Staatsschauspiel Dresden. Am Schauspiel Essen ist mit „Buddenbrooks“ bereits eine Inszenierung von Christoph Roos zu sehen. 07.04.11 10:46 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 26 07.04.11 10:46 THE BLACK RIDER 27 TH E B LAC K R I DER THE C ASTI N G OF THE MAGIC B UL L ETS M U SIC A L VO N W I L L I A M S. B U R R O U G H S, TO M WA I TS U N D R O B E R T W I L S O N Inszenierung Musikalische Leitung Bühne Kostüme Dramaturgie Reinhardt Friese Willi Haselbek Günter Hellweg Annette Mahlendorf Vera Ring Premiere am 3. Dezember 2011, Grillo-Theater „Es muss ein Jäger sein, so will’s der Brauch!“ Was die Wahl seines zukünftigen Schwiegersohnes angeht, kennt Förster Bertram kein Wenn und kein Aber, da mag sich seine Tochter Käthchen sträuben, wie sie will. Und auch die Einwände von Förstersgattin Anne verhallen ungehört. Der junge Jägersbursche Robert scheint genau der richtige Kandidat zu sein, kennt er doch den Wald wie seine Westentasche. Aber Käthchen liebt nun einmal den Schreiber Wilhelm, und so stellt der Vater schließlich eine Bedingung: Mit einem „Probeschuss“ soll Wilhelm seine Zielsicherheit unter Beweis stellen. So macht sich der junge Mann, das Gewehr geschultert, zu Übungszwecken auf in den Wald, doch gleich seine ersten Schussversuche scheitern jämmerlich. In seiner Angst, in der Prüfung zu versagen und Käthchen für immer zu verlieren, lässt Wilhelm sich auf einen Handel mit dem undurchsichtigen Pegleg ein. Sieben Gewehrkugeln erhält er von diesem, magische Geschosse, die niemals ihr Ziel verfehlen. Doch der Pakt mit dem Teufel hat seinen Preis … Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 27 Der Schwarze Reiter bittet zum Tanz: Nach seiner spektakulären Uraufführung in Hamburg ist das Musical des Dreiergespannes Robert Wilson, Tom Waits und William S. Burroughs mit überwältigendem Erfolg um die Welt gegangen. „The Black Rider“ ist ein furioser Höllenritt durch eine skurrile Traum- und Schattenwelt, angelehnt an die alte, schaurig-schöne Freischütz-Sage aus J. A. Apels „Gespensterbuch“ (1810), die auch schon Vorlage für Carl Maria von Webers berühmte Oper war. Regisseur Reinhardt Friese ist seit 1997 als freier Regisseur tätig, u. a. an den Stadttheatern Augsburg, Bern und Wuppertal, dem Deutschen Theater in Göttingen, den Vereinigten Städtischen Bühnen Krefeld und Mönchengladbach und den Staatstheatern Karlsruhe und Wiesbaden. Von 2001 bis 2007 war er Oberspielleiter an der Landesbühne Niedersachsen Nord in Wilhelmshaven, wo er neben Werken von Shakespeare, Goethe, Gryphius und Büchner auch zahlreiche Ur- und Deutsche Erstaufführungen, u. a. von Marina Carr, Katharina Gericke und David Lescot, inszenierte. In der Spielzeit 2010/2011 war er außerdem an der Folkwang Universität der Künste Essen tätig und erarbeitete dort mit den Absolventen des Musical-Studienganges deren Abschlussprojekt. Ab der Spielzeit 2012/2013 wird Reinhardt Friese als Intendant das Städtebundtheater Hof leiten. „The Black Rider“ ist nach „Shockheaded Peter“ seine zweite Inszenierung am Schauspiel Essen. 07.04.11 10:46 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 28 07.04.11 10:46 HOLGER, HANNA UND DER GANZE KRANKE REST (DE) 29 Deutsche Erstaufführung H O LG E R , H A N N A U N D D E R G A N ZE KR AN KE R EST VON JAN D E M U TH Inszenierung Bühne Kostüme Dramaturgie Henner Kallmeyer Franziska Gebhardt Silke Rekort Marc-Oliver Krampe Premiere am 20. Januar 2012, Casa Wer ist hier eigentlich krank? Der 16-jährige Holger hat nicht das Gefühl, dass die Situation, mit ihm auf dieser Couch, so stimmt. Wenn es nach ihm ginge, gehörten vielmehr seine Eltern dringend von einem Therapeuten ins Visier genommen. Dass sie ihn, unerträglich einfühlsam und verständnisvoll wie immer, auch noch in die Sitzung begleiten, findet er einfach nur peinlich. Und dann dieses ständige Gerede davon, dass sie ihn durch ihre Trennung fürs Leben vermurkst hätten – völliger Schwachsinn. Holger wirft sie kurzerhand raus und redet anschließend befreit Tacheles. Sein Zustand hat nämlich so gar nichts mit der Scheidung seiner Eltern zu tun, der Grund für nachlassende Schulleistungen und geistige Abwesenheit ist ein ganz anderer: Hanna. Gerade auf seine Schule gewechselt, ein paar Jahre älter, ist sie neuer Mittelpunkt seiner Gedanken. ein optimal fließendes Chi konzentriert, sind keine große Hilfe. Im Gegenteil, Hannas plötzliche Begeisterung für Zahnarztbesuche bei seinem Vater passt Holger überhaupt nicht … Wunderbar ironisch beschreibt Jan Demuth in „Holger, Hanna und der ganze kranke Rest“ die Zeit, in der die Eltern anfangen, schwierig zu werden: die Pubertät mit ihrem geballten Gefühlschaos und harten Prüfungen wie dem Kampf um die erste große Liebe oder dem Zurechtfinden zwischen zwei Elternteilen, die ab sofort getrennte Wege gehen. 2010 am Theater St. Gallen uraufgeführt, kommt Demuths Jugendstück nun am Schauspiel Essen zur Deutschen Erstaufführung. Regisseur Henner Kallmeyer, 1974 in Lübeck geboren, arbeitete als Regieassistent am Schauspielhaus Bochum und bei Christina Paulhofer am Staatstheater Hannover, bevor er 2002 dort mit der Uraufführung von A. L. Kennedys „Gleißendes Glück“ sein Regiedebüt gab. Seitdem arbeitete er unter anderem am Deutschen Theater Göttingen, am Schauspielhaus Salzburg, am schauspielhannover und am Theater Bielefeld. In Essen inszenierte er unter der Intendanz von Anselm Weber unter anderem „Die kleine Hexe“ von Otfried Preußler und Edward Albees „Die Ziege oder Wer ist Sylvia?“. Seit der vergangenen Spielzeit ist seine Inszenierung „Die fetten Jahre sind vorbei“ nach der gleichnamigen Filmvorlage in der Casa zu sehen. Leider hatten sie einen denkbar schlechten Start: Im ersten Gespräch fiel Holger durch mangelhaftes Wissen in Sachen Tierschutz auf und bei ihrer zweiten Begegnung übergab er sich beherzt auf ihre Schuhe. Jetzt darf einfach nichts mehr schief gehen – sonst sinken seine Chancen endgültig gen Null. Zu gut könnte er ein paar verlässliche Tipps brauchen, doch ein sportfanatischer Vater und eine Mutter, die sich auf ihre Energiemeridiane und Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 29 07.04.11 10:46 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 30 07.04.11 10:46 GRAF ÖDERLAND 31 G R A F Ö D E R L AN D E I N E M ORI TAT I N ZWÖL F B IL DERN VON MAX F RISCH Inszenierung Bühne Kostüme Dramaturgie Konstanze Lauterbach Kathrin Frosch Karen Simon Carola Hannusch Amoklauf wird. „Graf Öderland“ wirft zugleich einen Blick auf eine Gesellschaft, in der sowohl die Bereitschaft zur Rebellion als auch der Wille, am Status quo festzuhalten, sich in ihrer Bedingungslosigkeit nicht voneinander unterscheiden. Veränderung und Besitzstandswahrung – beide Ziele werden um jeden Preis verfolgt, mit unterschiedlichen Mitteln, aber der gleichen Kompromisslosigkeit. Premiere am 3. Februar 2012, Grillo-Theater Die Frage nach dem „Warum?“ raubt dem Staatsanwalt den Schlaf. Warum hat ein redlicher Bankangestellter einen Hausmeister mit einer Axt erschlagen? Warum gibt es für diese Tat kein Motiv? Beziehungsweise: Ist Langeweile, Überdruss an einem Leben, das zu großen Teilen aus Pflichterfüllung besteht, ein Motiv? Der angesehene Staatsanwalt kann den Mann, den er eigentlich anklagen soll, sehr gut verstehen. Und ehe er sich versieht, hat er sie selbst in der Hand – die Axt. Traumwandlerisch, wie ein Wiedergänger des sagenumwobenen Grafen Öderland, zieht er durchs Land. Und wehe, ihm stellt sich jemand entgegen! Schnell finden sich Anhänger, der Solotrip wird zum Aufstand und der Staatsanwalt zur Ikone. Ohne erkennbares Ziel vor Augen rebelliert die Menge, bis sie das Land ins Chaos gestürzt hat und ihr das Wasser buchstäblich bis zum Halse steht. Dabei wollte der Staatsanwalt doch einfach nur leben. Gibt es ein Erwachen aus diesem Albtraum? Regisseurin Konstanze Lauterbach begann nach ihrem Studium der Germanistik und Literaturwissenschaften an der Studentenbühne der KarlMarx-Universität Leipzig zu inszenieren. Von 1982 bis 1984 arbeitete sie als Regieassistentin in Chemnitz. Es folgten zahlreiche Gastinszenierungen und von 1987 bis 1990 ein festes Engagement in Rudolstadt. Von 1990 bis 1999 brachte sie als Hausregisseurin am Schauspiel Leipzig 16 Inszenierungen heraus und inszenierte in dieser Zeit auch regelmäßig am Theater Bremen sowie am Burgtheater Wien, bei den Wiener Festwochen und am Bayerischen Staatsschauspiel München. Von 2001 bis 2004 war sie Hausregisseurin am Deutschen Theater in Berlin. Konstanze Lauterbach arbeitet als freie Regisseurin für Oper und Schauspiel u. a. an der Volksbühne Berlin, am Theater Bonn, am Düsseldorfer Schauspielhaus, am Hessischen Staatstheater Wiesbaden, am Staatstheater Braunschweig, am Theater Konstanz und an der Semperoper in Dresden. 1997 wurde ihr der Preis des deutschen Kritikerverbandes verliehen, 2002 erhielt sie den CarolineNeuber-Preis der Stadt Leipzig. Konstanze Lauterbach lebt in Berlin. Max Frisch (1911–1991) betrachtet „Graf Öderland“ als eines seiner wichtigsten Werke. Er beschäftigte sich mit dem Topos bereits 1946 in einer Prosaskizze, bevor 1951 das Theaterstück in Zürich uraufgeführt wurde. 1956 und 1961 überarbeitete Frisch das Stück und legte neue Fassungen vor, die in Frankfurt am Main bzw. in Berlin zur Uraufführung gelangten. In seiner Moritat beschwört Frisch den Mythos des Axt schwingenden Revolutionärs, dessen Kampf für ein pflichtbefreites Leben zum willkürlichen Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 31 07.04.11 10:46 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 32 07.04.11 10:46 JOHNNY HÜBNER GREIFT EIN 33 JOH N N Y H Ü BN ER G R EI F T EI N EIN MOBILES THEATERABENTEUER VON HARTMUT EL KURDI 6+ Premiere im Februar 2012, Box Wenn Johnny Hübner eingreift, ist Gefahr im Verzug. Denn Johnny ist Geschichten-Retter. Naja, er rettet keine Geschichten, sondern Menschen, die aus Versehen in eine Geschichte hineingezogen wurden und jetzt nicht mehr alleine aus ihr rauskommen. Das kennt man ja: Wenn ein Buch so richtig spannend ist, fühlt man sich mittendrin im Geschehen. Was aber, wenn es sich hierbei um ein lebensgefährliches Abenteuer handelt, bei dem man sich nur eines wünscht: auf der Stelle wieder zu Hause zu sein? Dann kann nur noch Johnny Hübner vom „Mobilen Geschichten-RettungsKommando“ helfen. Und da man gemeinsam immer stärker ist als alleine, braucht Johnny bei seinen Rettungsaktionen immer die tatkräftige Unterstützung aller kleinen Zuschauer. Piratenratte, die sogar sprechen kann. Die drei rufen zur Meuterei auf, fesseln wagemutig die schlafende Mannschaft – übersehen dabei aber leider den Kapitän … Jetzt wird es wirklich eng für Olga und ihre neuen Freunde. Wird es Johnny Hübner und den Kindern gelingen, das Mädchen wohlbehalten in ihr Kinderzimmer zurückzuholen? „Johnny Hübner greift ein“ ist ein Theaterspaß für Schüler ab der ersten Klasse. Ein einziger Schauspieler ist Johnny Hübner, Schiffskoch, Pirat und sprechende Ratte – kurz: Er ist Geschichtenerzähler. Virtuos zwischen allen Rollen wechselnd, nimmt er die Kinder mit auf eine spannende Reise und beschwört dabei die Kraft und Magie der Phantasie sowie die große Anziehungskraft, die packende Geschichten nicht nur auf Kinder ausüben können. Diesmal hat es Olga „erwischt“: Beim Lesen ihres zerfledderten Abenteuerbuches wurde sie von ihrer Lektüre regelrecht verschluckt. Eigentlich wollte sie nur auf ihrem Bett liegen, um gemütlich zu schmökern, als sie sich auch schon ruckzuck auf den harten Planken des Piratenschiffs „Hinkende Seekuh“ wiederfindet. Hier hat der blutrünstige Killer-Pirat Bert Braunbart das Kommando, der gerade seinen Schiffskoch über Bord werfen will, bloß weil der Hai-Eintopf versalzen ist. Aber dazu kommt es zum Glück nicht, denn Braunbart und seiner Mannschaft kommen soeben zwei Schiffe vor die Kanonen. Olga flüchtet mit dem Smutje in die Kombüse und staunt nicht schlecht, als sie dort Pelz-Jan kennen lernt, eine waschechte Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 33 07.04.11 10:46 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 34 07.04.11 10:46 HEIM.SPIEL.ESSEN (UA) 35 Uraufführung H E IM .S PIE L . ESS EN G E SC HIC HTE N VON U N D MIT MENSCHEN DIESER STADT Inszenierung und Bühne Dramaturgie Tom Gerber Carola Hannusch Premiere am 23. März 2012, Casa Ein Heimspiel ist im Sport zunächst einmal von Vorteil. Wer zuhause seine Gegner empfängt, bewegt sich in gewohntem Umfeld, auf sicherem Terrain. Er kennt den Ort und dessen Eigenarten und die Menschen. Das stützt im Spiel, weil es vor bösen Überraschungen feit. Man lädt daher gerne zu sich nach Hause ein. Hier kennt man sich aus und fühlt sich geschützt. Umso tragischer sind verlorene Spiele daheim! Wer im vertrauten Umfeld eine Niederlage einstecken muss, geht mit noch größerer Angst in die Fremde. Das gilt für den Sport genauso wie fürs Leben. Gemeinsam mit Menschen aus Essen und Schauspielern des Ensembles wird Tom Gerber den Geschichten nachspüren sowie diesem schwer zu fassenden Begriff von Heimat, der weniger einen Ort beschreibt als ein Gefühl, ein Grundbedürfnis, eine Sehnsucht. Regisseur Tom Gerber wurde 1967 in Brandenburg an der Havel geboren. Er studierte an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock Schauspiel. Es folgten Engagements u. a. in Nürnberg, Göttingen und Braunschweig. In den vergangenen zehn Jahren war er am Badischen Staatstheater in Karlsruhe tätig und ist seit der Spielzeit 2010/11 festes Ensemblemitglied am Schauspiel Essen. Gastverträge führten ihn u. a. nach Berlin, Amsterdam und Glasgow. Tom Gerber inszeniert seit einigen Jahren regelmäßig u. a. am Staatstheater Karlsruhe („Shakespeare ROME! Democracy“, „Fräulein Julie“ von August Strindberg, „Verbrennungen“ von Wajdi Mouawad u. a.), am Volkstheater Rostock („Das Orchester“ von Jean Anouilh) und am Staatstheater Braunschweig („Das trunkene Schiff“ von Rimbaud). Er ist Mitbegründer von „arts in dialog“. Essener Bürger haben uns von ihrer Heimat und dem Weg dorthin bzw. von dort weg erzählt. Sie sind daheim in Essen; nicht immer ist die Stadt auch ihre Heimat geworden. Spannende und bewegende Geschichten sind dies – über das Ankommen im Ruhrgebiet, das Dortbleibenwollen oder Sichwiederwegwünschen. Freundliches Willkommen oder diskriminierende Skepsis, herzliche Offenheit oder unverhohlenes Misstrauen – sie entscheiden, ob das neue Heim zur Heimat wird. Die privaten Eindrücke von der Arbeit, aus der Nachbarschaft oder dem Familien- bzw. Vereinsleben stellen daher auch ein allgemeines Nachdenken über Integration, Solidarität und die Hoffnung auf Zugehörigkeit dar. Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 35 07.04.11 10:46 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 36 07.04.11 10:46 KABALE UND LIEBE 37 K A BA LE U N D L I EBE E I N BÜ RG E RLIC HE S TRAUERSPIEL VON FRI E D RIC H SC HI LL ER Inszenierung Bühne Kostüme Dramaturgie Martina Eitner-Acheampong Jan Steigert Yvette Schuster Judith Heese damals streng bewahrten Grenze zwischen Adel und Bürgertum. Die Anarchie, mit der vor allem Ferdinand zu verhindern versucht, ein ihm nicht zusagendes Lebensmodell aufgezwungen zu bekommen, und die niederträchtige Verbissenheit, mit der die ältere Generation wiederum an der Welt, wie sie sie kennt, festhält, sind nur zwei Facetten eines Generationenkonflikts, der nicht weniger zeitlos ist als der ebenso thematisierte Gegensatz zwischen individuellem Interesse und gesellschaftlicher Norm. Premiere am 24. März 2012, Grillo-Theater Was Flötenunterricht anrichten kann! Ohne die Stunden bei Musiklehrer Miller hätten sich die bürgerliche Luise, Millers einzige Tochter, und der adlige Major Ferdinand niemals kennen und lieben gelernt – und einen vielleicht weitaus glücklicheren Lebensweg eingeschlagen. Nun beruht ihre junge Liebe aber auf Gegenseitigkeit und entgegen der Pläne, die ihre Väter für sie haben, verteidigen sie die nicht standesgemäße Verbindung mit aller Kraft. Ferdinands Vater, Präsident von Walter, interessiert das herzlich wenig. Aus politischen Gründen will er seinen Sohn um jeden Preis mit Lady Milford, der Geliebten des Herzogs, vermählen, wodurch sich sein eigener Einfluss bei Hofe bedeutend vergrößern würde. Um Ferdinand dazu zu bewegen, sich von Luise loszusagen und der Zweckehe zuzustimmen, spinnt der Präsident – angetrieben von Haussekretär Wurm – eine perfide Intrige, die seinen Sohn glauben macht, Luise betröge ihn. Das grausame Spiel geht auf: Aus tiefster Zuneigung wird rasende Eifersucht. Und so ist es letztlich Ferdinands eigener Mangel an Vertrauen, der die beiden Liebenden das Leben kostet. Regisseurin Martina Eitner-Acheampong, 1960 in Cottbus geboren, absolvierte eine Schauspielausbildung an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. Ihre Theaterlaufbahn begann sie 1985 am Theater Rudolstadt. Es folgten Engagements u. a. am Schauspiel Leipzig (1991– 2000) und am Schauspielhaus Bochum (2000–2005). Zudem arbeitet Martina Eitner-Acheampong als Dozentin an den Schauspielschulen in Bochum, Essen und Leipzig und inszeniert u. a. am Theater Heilbronn, am Central Theater Leipzig, Staatstheater Stuttgart und Theater Chemnitz. Ihre Inszenierung „Ego-Shooter: Generation Peer“ wurde beim Treffen der deutschsprachigen Schauspielschulen in Zürich 2009 mit dem Vontobel-Preis der Jury sowie dem Publikumspreis ausgezeichnet. „Kabale und Liebe“ ist nach „Die kleine Meerjungfrau“ ihre zweite Arbeit am Schauspiel Essen. Im Alter von 23 Jahren schrieb Friedrich Schiller mit dem bürgerlichen Trauerspiel „Kabale und Liebe“ sein drittes Bühnenwerk. 1784 in Frankfurt/Main uraufgeführt, ist dieser Klassiker des Sturm und Drangs eine radikale Abrechnung mit der herrschenden Gesellschaftsordnung, der Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 37 07.04.11 10:46 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 38 07.04.11 10:46 RICHTIG ALT, SO 45 (DE) 39 Deutsche Erstaufführung R IC H TIG A LT, S O 45 VON TAM SI N OG LE SBY Inszenierung Bühne und Kostüme Dramaturgie Jens Pesel Diana Pähler Marc-Oliver Krampe Premiere am 15. April 2012, Grillo-Theater London, irgendwann in der Zukunft. Drei Wissenschaftler suchen in einem Forschungslabor der Regierung nach Lösungen für die beiden drängendsten Probleme der Zeit: das Alter und die Jugend. Einerseits leben Senioren länger, als es biologisch natürlich bzw. ökonomisch sinnvoll erscheint und machen das Gemeinwesen uneffektiv und teuer. Auf der anderen Seite ist die Anzahl der von ihren überarbeiteten Eltern vernachlässigten Jugendlichen in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen. Die Forscher haben einen Weg gefunden, diese zwei demografischen Zeitbomben zu entschärfen: die Daseinsberechtigung der Alten unter Vorbehalt. Nur wenn diese bereit sind, nach einem festgelegten System Punkte zu sammeln, indem sie beispielsweise einen vernachlässigten Jugendlichen als Adoptivenkel bei sich aufnehmen oder alternativ an medizinischen Tests in der neuen Klinik „Die Arche“ teilnehmen, werden sie weiterhin geduldet. Für unkooperative Alte gibt es eine ultimative Dienstleistung: die Pille für den sanften Tod. Immerhin sieht man mit „Ryanol“ farbenprächtige Papageien, bevor man stirbt. So macht das Leben der Alten wieder Sinn, die Jugendproblematik ist gelöst und der effiziente und reibungslose Ablauf des öffentlichen Lebens wieder gewährleistet. Dies ist die Welt, in der die betagten Geschwister Lynn, Alice und Robbie sich behaupten müssen – immer im Kampf um die erforderlichen Punkte: Die an fortschreitendem Gedächtnisverlust leidende Lynn adoptiert die 16-jährige Millie, was sie dennoch nicht vor der „Arche“ bewahrt. Lynns Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 39 Schwester Alice leidet an Schwerhörigkeit, Diabetes und Gelenkverschleiß und findet sich nach einem schweren Sturz ebenfalls in der berüchtigten Klinik wieder. Und Robbie versucht verzweifelt, mittels Mode, Pflegeprodukten und Haarfärbemitteln immer jünger zu wirken. Aus der politischen und der privaten Perspektive heraus und mit tiefschwarzem Humor betrachtet „Richtig alt, so 45“ eine fiktive, ungeduldige Leistungsgesellschaft, in der das Alter als Ordnungswidrigkeit begriffen wird. Das Stück entwirft eine zugespitzte Dystopie von „Menschen ohne Funktion“ in einer Gesellschaft, die nichts mehr zu verschenken hat. Die Stücke der britischen Autorin Tamsin Oglesby laufen u. a. an der Royal Shakespeare Company und am National Theatre. Dort feierte 2010 auch „Really old, like 45“ seine Uraufführung. Nun kommt es als Deutsche Erstaufführung am Schauspiel Essen heraus. Regisseur Jens Pesel wurde 1945 geboren. Nach Engagements als Regieassistent, u. a. am Thalia Theater in Hamburg und an den Münchner Kammerspielen, wo auch seine ersten Inszenierungen entstanden, holte ihn Benno Besson 1974 als Mitarbeiter und Regisseur an die Volksbühne in Berlin-Ost. 1981 folgte ein Engagement am Staatstheater Darmstadt, wo er 1983 die Schauspielleitung übernahm. Nach acht Jahren Theaterarbeit in Darmstadt war er als freier Regisseur in Bern, Zürich, Salzburg, Nürnberg und Bremen tätig. Zur Spielzeit 1992/1993 ging er als Schauspieldirektor ans Theater Dortmund. Von 1996 bis 2010 war Jens Pesel Generalintendant der Vereinigten Städtischen Bühnen Krefeld und Mönchengladbach. In der vergangenen Spielzeit war am Schauspiel Essen bereits seine Inszenierung des Manager-Krimis „Die Grönholm-Methode“ zu sehen. 07.04.11 10:46 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 40 07.04.11 10:46 DIE ÄSTHETIK DES WIDERSTANDS (UA) 41 Uraufführung DIE Ä STH E TI K D E S W I D E R STA N DS N AC H D E M ROM AN VON PET ER WEISS FÜ R DI E BÜ HN E BE ARBEIT ET VON T HOMAS KRUPA U N D TI LM AN N E U FFE R Inszenierung Bühne, Kostüme und Video Musik Dramaturgie Thomas Krupa Jana Findeklee, Joki Tewes, Andreas Jander Mark Polscher Tilman Neuffer Premiere am 24. Mai 2012, Grillo-Theater Berlin, Spanien, Paris, Stockholm: Das sind die Stationen des Exils, die ein junger Arbeiter in den Jahren 1937 bis 1945 im Widerstand gegen den Hitlerfaschismus zurücklegt. Stets leidet er darunter, dass er sich nur unter sehr großen Anstrengungen bilden kann, jedoch Bildung benötigt, um die Welt zu deuten und in ihr tätig zu werden. Peter Weiss schickt teils frei erfundene, teils historisch authentische Personen auf eine surreale Reise durch eine sich auflösende Welt. Er erzählt dabei nicht nur von den Konflikten innerhalb des linken antifaschistischen Widerstands und davon, wie das Leben im Untergrund die Menschen geformt, sie deformiert hat, sondern auch von der Bedeutung von Kunst-Erfahrung, von Ästhetik für den gemeinsamen politischen Kampf. Der Roman ist gleichsam eine Schule der Wahrnehmung des Widerstands und dessen kollektiver Erinnerung, die er als verdrängte Geschichte sinnlich erfahrbar macht. Drei Bände, 1000 Seiten, zehn Jahre Arbeit – 1981 vollendete Peter Weiss kurz vor seinem Tod den Roman „Die Ästhetik des Widerstands“. Das Werk des literarischen Malers und malenden Literaten wurde zu einem Kultbuch. Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 41 Seine ungeheure Sprachkraft und der am Film geschulte, musikalische Aufbau sind ästhetisch einzigartig. Der Roman zeigt, was für eine wichtige Rolle Kunst für die demokratische Entwicklung einer Gesellschaft spielt. Und wie überlebensnotwendig eine Kultur, die Diskussion und Widersprüche zulässt, nicht nur für unsere Gesellschaft, sondern auch für diejenige ist, die sich wie zurzeit in Nordafrika erst demokratische Freiheiten erkämpfen muss. „Neues schaffen heißt Widerstand leisten. Widerstand leisten heißt Neues schaffen.“ (Stéphane Hessel) Maler, Filmregisseur, Theaterautor und Romancier Peter Weiss (1916–1982) emigrierte 1934 von Deutschland über London und Prag nach Schweden. 1960 erschien sein erstes Prosabuch „Der Schatten des Körpers des Kutschers“. Daran schlossen sich 1961 und 1962 „Abschied von den Eltern“ und „Fluchtpunkt“ an. In den folgenden Jahren feierte Weiss u. a. mit den Theaterstücken „Marat/Sade“ und „Die Ermittlung“ Welterfolge. Zwischen 1975 und 1981 veröffentlichte er die Roman-Trilogie „Die Ästhetik des Widerstands“. Immer wieder auch für den Nobelpreis vorgeschlagen, wurde der Autor 1982 posthum mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet. Regisseur Thomas Krupa erstellt gemeinsam mit dem Dramaturgen Tilman Neuffer und in enger Zusammenarbeit mit Gunilla Palmstierna-Weiss, der Witwe des Autors, eine Theaterfassung des Romans für die Uraufführung am Schauspiel Essen. 2008 inszenierte er die Uraufführung von Peter Weiss’ nachgelassenem Drama „Inferno“ am Badischen Staatstheater Karlsruhe. Am Schauspiel Essen inszenierte er in der Spielzeit 2010/11 die Uraufführung „25 Sad Songs“. Thomas Krupa eröffnet die Spielzeit 2011/12 mit der Inszenierung von William Shakespeares „Coriolanus“. 07.04.11 10:46 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 42 07.04.11 10:46 SUPERNOVA (WIE GOLD ENTSTEHT) 43 S U PE R N OVA ( W I E G O L D E N TST E H T ) VON PHI LI PP LÖHLE Inszenierung Bühne, Kostüme und Video Dramaturgie Katja Blaszkiewitz Kathrin Hauer, Christina Hillinger Judith Heese Premiere am 2. Juni 2012, Casa Irgendwo im Schwarzwald. Friedrich, ein gelernter Geologe Anfang dreißig, hat bereits zwölf unbezahlte Praktika auf dem Buckel, als er sich ein Herz fasst und Berry, seinem aktuellen Chef, mal so richtig auf den Schreibtisch pinkelt: „Sorry. Das musste mal raus.“ Ein normal bezahlter AchtStunden-Job, ein Auto vor der Tür, sonntags Tatort und ein, zwei Mal Urlaub im Jahr, das ist doch nicht zu viel verlangt! Dass seine Freundin Laura als Immobilienmaklerin locker für ihn mitverdient, macht die Sache nicht leichter. Doch das Blatt wendet sich: Friedrich entdeckt im Wald einen Klumpen Gold. Und wo ein Klumpen ist, da ist auch noch mehr. Er pimpt ein paar Computeranalysen auf – für irgendwas muss das Geologiestudium schließlich gut sein – und bietet Berry ein unwiderstehliches Geschäft an: die Ausbeutung der Goldreserven des Nordschwarzwaldes. Endlich bekommt Friedrich ein Stück vom Kuchen. Einschließlich Dienstwagen und Anerkennung Lauras. Da halten ihn auch keine Öko-Demonstranten auf. Der Schwarzwald muss den Goldsuchern weichen und wird kurzerhand nach Mecklenburg-Vorpommern verpflanzt. Jetzt muss das Gold nur noch gefunden werden. Friedrichs Mutter Emma indes hat ganz andere Sorgen: Ihre einsamen Gedanken kreisen – das Klimakterium lässt grüßen – um die fixe Idee, ihr Leben zu ändern. Der zweite Frühling via parship.de und ein Seniorenstudium sollen Abhilfe schaffen. An der Uni recherchiert sie das Leben Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 43 eines badischen Revolutionärs und kommt einem Schatz auf die Spur, den dieser Mitte des 19. Jahrhunderts irgendwo im Schwarzwald vergraben haben muss. Diese Handlungsstränge verbinden sich zu einem Spiegelbild unserer vergeblichen Kämpfe und unserer verzweifelten Gier. Mit absurdem Humor zeigt das Stück die Tragikomik menschlichen Strebens: Da wird spekuliert ohne realen Gegenwert und Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt für ein vages Quentchen Glück. Der 1978 geborene Dramatiker Philipp Löhle bekam für sein Stück „Genannt Gospodin“ den Förderpreis des Bundesverbandes der Deutschen Industrie und wurde für den Mülheimer Dramatikerpreis 2008 nominiert. Beim Heidelberger Stückemarkt wurde sein Jugendstück „Lilly Link“ mit dem Jurypreis ausgezeichnet. Von 2008-2010 war er Hausautor am Maxim Gorki Theater in Berlin. „supernova (wie gold entsteht)“ wurde im Januar 2011 am Nationaltheater Mannheim uraufgeführt. Laut „Theater der Zeit“ zählt Philipp Löhle zu den „erfolgreichsten und interessantesten Dramatikern der Gegenwart“. Regisseurin Katja Blaszkiewitz wurde in Berlin geboren. Nach dem Studium der Theater-, Kunst- und Rechtswissenschaft und mehreren Hospitanzen und Assistenzen u. a. am Schauspiel Frankfurt und am Thalia Theater in Hamburg arbeitete sie als Regieassistentin und Regisseurin am Staatstheater Braunschweig. Seit der Spielzeit 2010/2011 ist sie als Regieassistentin am Schauspiel Essen engagiert. 07.04.11 10:46 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 44 07.04.11 10:46 STÜCK AUF! Die Autorentage „Stück auf!“ finden 2012 zum ersten Mal am Schauspiel Essen statt. Acht Dramatiker werden eingeladen, sich und ihr ausgewähltes Theaterstück dem Publikum und der Fachwelt vorzustellen. Das Schauspiel Essen denkt in der Spielzeit 2011/12 über Formen des (bürgerlichen) Widerstands nach, über eine neu erwachte Protestkultur, zivilen Ungehorsam, Demokratie, Volkszorn und die damit verbundene Hysterie, den Wunsch nach Solidarität – zwischen den Generationen, den Kulturen – und darüber, welche Rolle Kunst im Rahmen einer neu erwachten „Widerstandskultur“ spielen kann. Viele Aktionen des zivilen Ungehorsams sind von einer ungeheuren Theatralität; inwiefern Theater und Kultur über einen konkreten, gesellschaftspolitischen Einfluss verfügen, gilt es zu diskutieren. Unter dem Motto „Widerstehen!“ können noch bis zum 15.09.2011 (Datum des Poststempels oder der E-Mail) Stücke eingereicht werden. Die detaillierten Teilnahmemodalitäten finden sich unter www.schauspiel-essen.de/stueck-auf/ Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 45 45 Vom 13. bis 15. April 2012 präsentieren Schauspieler des Essener Ensembles die ausgewählten Stücke in szenischen Lesungen den Zuschauern. Publikumsgespräche, Autorenporträts und Parties begleiten die Stückvorstellungen, so dass das Schauspiel Essen ein Wochenende lang ganz im Zeichen neuer deutscher Dramatik steht. Außerdem vergibt eine Fachjury folgenden Preis: Die Uraufführung des prämierten Stücks am Schauspiel Essen in der Spielzeit 2012/13, verbunden mit einem Autorenpreis in Höhe von € 5.000. Gefördert von 07.04.11 10:46 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 46 07.04.11 10:46 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 47 07.04.11 10:46 DE R WU TB Ü R G E R Eine neue Gestalt macht sich wichtig in der deutschen Gesellschaft: Das ist der Wutbürger. Er bricht mit der bürgerlichen Tradition, dass zur politischen Mitte auch eine innere Mitte gehört, also Gelassenheit, Contenance. Der Wutbürger buht, schreit, hasst. Er ist konservativ, wohlhabend und nicht mehr jung. Früher war er staatstragend, jetzt ist er zutiefst empört über die Politiker. Er zeigt sich bei Veranstaltungen mit Thilo Sarrazin und bei Demonstrationen gegen das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21. (…) Selbstverständlich gibt es Unterschiede zwischen den beiden Beispielen. Wer in Stuttgart brüllt, würde vielleicht nicht für Sarrazin schreien, und umgekehrt. Aber es gibt Parallelen, es geht jeweils um Zukunftsvergessenheit. Der Wutbürger wehrt sich gegen den Wandel, und er mag nicht Weltbürger sein. Beide Proteste sind Ausdruck einer skeptischen Mitte, die bewahren will, was sie hat und kennt, zu Lasten einer guten Zukunft des Landes. Warum ist das so? Warum sind Bürger, die den Staat getragen, die Gesellschaft zusammengehalten haben, derzeit so renitent? Natürlich ist der neue Stuttgarter Bahnhof teuer. Aber es geht nicht nur um Zahlen. Es geht auch darum, was für eine Stadt Stuttgart sein will. (…) Stuttgart würde im globalen Wettbewerb der Metropolen weit besser aussehen. Aber das dauert. Es geht um Zukunft, nicht um Gegenwart. Erst in zehn Jahren ist der Bahnhof fertig, und das ist das eigentliche Problem. Zehn Jahre lang wird in Stuttgart gebaut werden, Dreck, Lärm, Umleitungen, ein hässliches Loch in der Mitte, gut sichtbar von den Hügeln ringsum. Dort wohnen die wohlhabenden Bürger. Stuttgart wird leiden müssen für diesen Bahnhof. Daher kommt die Wut, nicht wegen der vier oder fünf Milliarden Euro Kosten für das Projekt. Eine so abstrakte Zahl löst nicht diesen Hass aus. Der Wutbürger denkt an sich, nicht an die Zukunft seiner Stadt. Deshalb beginnt sein Protest in dem Moment, da das Bauen beginnt, also die Un- Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 48 annehmlichkeit. Nun schiebt er das beiseite, was Bürgertum immer ausgemacht hat: Verantwortlichkeit, nicht nur das Eigene und das Jetzt im Blick zu haben, sondern auch das Allgemeine und das Morgen. Er vergisst zudem, dass er die Demokratie trägt. Es spielt keine Rolle mehr, dass das Bahnhofsprojekt in einem langen Prozess durch alle demokratischen Instanzen gegangen ist. Der Wutbürger hat das Gefühl, Mehrheit zu sein und die Lage besser beurteilen zu können als die Politik. Er macht sich zur letzten Instanz und hebelt dabei das gesamte System aus. Er versteht nicht oder will nicht verstehen, dass ein Sieg der Gegner von Stuttgart 21 jeden anderen Protest in Deutschland beflügelt. Fast jedes neue Kraftwerk, fast jede Hochspannungsleitung, fast jedes Windrad, fast jede Straße ist umstritten, weil sie nicht in Lebensgefühle passen oder Lebenslagen verändern. Deutschland wird erstarren, wenn sich allerorten die Wutbürger durchsetzen. (…) Natürlich gibt es Migranten, die es sich im Hartz-IV-System bequem machen, natürlich haben manche Muslime in Deutschland Eigenarten oder Bräuche, die schwer oder gar nicht zu ertragen sind. Aber ist das ein Grund, sich zu benehmen wie die Wutbürger von München? Sie haben die Kritiker Sarrazins auf dem Podium nieder geschrien und verhöhnt, sie haben sich aufgeführt wie ein Mob. Ihr solltet euch was schämen, das wäre die Reaktion eines Bürgers, der etwas auf sich hält. Aber im Moment dominiert der Wutbürger. Er schreibt Hasspamphlete im Internet und schilt den Bundespräsidenten, wenn der den selbstverständlichen Satz sagt, dass der Islam zu Deutschland gehört. Ein paar Leute sind deshalb schon aus der CDU ausgetreten. Man kann diesen Wandel nur Hysterie nennen. Die zählte nie zu den bürgerlichen Eigenschaften. Contenance im Angesicht von Schwierigkeiten, das zeichnet ein wohlverstandenes Bürgertum 07.04.11 10:46 DER WUTBÜRGER aus. (…) Aber der Wutbürger sieht das nicht mehr. Er fühlt sich ausgebeutet, ausgenutzt, bedroht. Ihn ärgert das andere, das Neue, er will, dass alles so bleibt, wie es war. Aber Deutschland wird türkischer und damit islamischer werden, das ist eine Gewissheit. Man kann das nicht aufhalten, nur gestalten. (…) Bei weitem nicht alle Bürger sind Wutbürger. Aber weil die sich so laut empören, prägen sie das Gesicht der Gesellschaft, prägen sie den Geist der Zeit. Und ihre Zahl steigt. Dafür gibt es zwei Gründe. Der erste Grund ist, dass die Wutbürger der Politik die Gefolgschaft aufgekündigt haben. (…) Der Wutbürger macht nicht mehr mit, er will nicht mehr. Er hat genug vom Streit der Parteien, von Entscheidungen, die er nicht versteht und die ihm unzureichend erklärt werden. Er will nicht mehr staatstragend sein, weil ihm der Staat fremd geworden ist. (…) Man kommt jetzt allein klar, man braucht nicht mehr so viel „wir“, man ist jetzt ganz „ich“. Der Wutbürger verteidigt zwar das christliche Abendland, geht aber nicht in die Kirche. Er bindet, verpflichtet sich nicht, sondern macht sein Ding. Was wird aus meinem Land, ist eine Frage, die sich Bürger stellen. Was wird aus mir, ist die Frage, die sich Wutbürger stellen. Wird diese Frage nicht befriedigend beantwortet, verliert er die Gelassenheit. Der zweite Grund ist, dass die Deutschen älter werden. Was jetzt passiert, ist ein Vorbote der demografisch gewandelten Gesellschaft. Die Wutbürger sind zu einem großen Teil ältere Menschen, und wer alt ist, denkt wenig an die Zukunft. (…) Er ist saturiert, er hat keine großen Ziele mehr, strebt nicht, sondern erhält, verteidigt den Status quo, ihm graut vor dem Wandel. Weil Deutschland altert, erlahmt es auch. Denn das Verhältnis von denen, die viel vom Wandel haben, und denen, die wenig davon haben, wird immer ungünstiger für eine dynamische Entwicklung des Landes. Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 49 49 Wer alt ist, hat auch mehr Angst, Angst vor Neuem, Fremdem. (…) Und der Angstbürger wird leicht ein Wutbürger, der sich gegen alle wendet, die anders leben, anders aussehen, anders glauben. (…) Die Politik muss sich nun stärker um den Wutbürger kümmern, seine Wut dämpfen, seine Verantwortlichkeit hervorlocken. Es stimmt, dass da vieles versäumt wurde. Aber es ist wohlfeil, die ganze Schuld auf die Politik zu schieben. Zur Freiheit der Bürger in einer Demokratie gehört auch die Pflicht, über sich nachzudenken, das eigene Verhalten, die eigene Rolle. Die meisten Bürger, die sich jetzt ihrer Wut hingeben, müssten dazu eigentlich in der Lage sein. Es könnte ihnen helfen, mal wieder die „Buddenbrooks“ zu lesen, den großen Roman deutscher Bürgerlichkeit von Thomas Mann. Weil Thomas Buddenbrook die Zeichen der Zeit nicht erkennt, geht sein Familienunternehmen unter. Das ist sein Versäumnis, aber auf eine andere Art ist er beeindruckend: in seiner Contenance, in seiner tadellosen Haltung angesichts vieler Schwierigkeiten. Dirk Kurbjuweit (Der Spiegel Nr. 41, 11.10.2010) Wutbürger ist ein Schlagwort des deutschen Feuilletons. Es soll Personen des bürgerlichen Milieus bezeichnen, die Wut und Empörung gegen als Willkür empfundene politische Entscheidungen aufgrund fehlender Möglichkeiten einer Partizipation oder fehlender Bürgerbeteiligung einsetzen und sich daher durch einen wachsenden Protestwillen auszeichnen. Der vorher kaum verwendete Begriff wurde durch den Essay „Der Wutbürger“ des Journalisten Dirk Kurbjuweit in der Ausgabe 41/2010 des Magazins „Der Spiegel“ geprägt und popularisiert. 2010 wurde „Wutbürger“ in Deutschland zum „Wort des Jahres“ gewählt, gefolgt von Begriffen wie „Stuttgart 21“, „Sarrazin-Gen“, „Cyberkrieg“, „WikiLeaks“ oder „schottern“, die sich teilweise in thematischer Nähe zum „Wutbürger“ befinden. www.wikipedia.de, 21.3.2011 07.04.11 10:46 (U N ) WO R T D E S J AH R ES – DER WUTBÜRGER, DER KEINER SEIN WILL Eine Welle der Wut erfasst das Land: Im Zuge eines beispiellosen Protests könnte das „Wort des Jahres“ nun auch zum „Unwort des Jahres“ gewählt werden. Eine solche Konstellation gab es noch nie. Da hat die altehrwürdige Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) gerade erst den „Wutbürger“ zum „Wort des Jahres“ gekürt. Keine zwei Wochen ist das her, nun zeichnet sich bei der Wahl zum „Unwort des Jahres“ ein womöglich folgenschweres Ergebnis ab: Der Begriff „Wutbürger“ habe Chancen auf den Sieg. Wie bitte? Die Wortkomposition könnte folglich „Un-/Wort des Jahres“ in Begriffsunion werden. Was hat das zu bedeuten? Es ist im Prinzip ganz einfach. Der Ausdruck „Wutbürger“ bezeichnet den Anhänger der wieder erwachten Protestkultur in Deutschland: Der gemeine Wutbürger ging 2010 in Stuttgart und andernorts auf die Straße, um zu demonstrieren. Er selbst empfindet es jedoch als diffamierend, wenn man ihn als Wutbürger bezeichnet: Der Begriff impliziert, dass die Triebfeder seines Handelns nichts als Wut sei. Das wertet sein Engagement ab. Schließlich handelt er wohlüberlegt, wenn er für seine Rechte einsteht – nicht aus blinder Wut heraus. Merke: Erst die Unterstellung, er sei wütend, macht aus dem friedliebenden Wutbürger einen Bruder Grimm. Darüber, dass dieser Begriff zu allem Überfluss zum „Wort des Jahres“ geadelt wurde, ist er so erbost, dass er ihn nun wutschnaubend als „Unwort des Jahres“ vorschlägt. Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 50 Welche Lehren ziehen wir daraus? Könnten die beiden bislang separat abgehaltenen Wahlen künftig vielleicht in einem Aufwasch durchgeführt werden? Das „Wort des Jahres“ könnte immer gleich zum „Unwort“ mitgekürt werden, entsprechende Siegerehrung inklusive. Man kann gleich mit dem Wutbürger anfangen: Ein Vertreter, etwa ein Castor-Gegner, könnte bei einer feierlichen Verleihungszeremonie auf die Bühne treten und sich vom Publikum schmähfeiern (Un-/Wort 2011?), das heißt wechselweise mit faulen Eiern und roten Rosen bewerfen lassen. Es wäre schizophren – ein Begriff, der beliebteste wie meistgehasste der Nation. Ein FC Bayern München der Linguistik, wenn man so will. Der aktuelle Favorit für den Negativtitel „Unwort des Jahres“, „Stuttgart 21“, belegte bei der Wahl zum „Wort des Jahres“ übrigens den zweiten Platz. Was immer das zu bedeuten hat. Jassien Kelm (www.sueddeutsche.de, 29.12.2010) „Unwort des Jahres 2010“ wurde „alternativlos“. (Anmerkung der Redaktion) 07.04.11 10:46 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 51 07.04.11 10:46 UN D S O N ST N OC H … THE ATE RFE ST U N D TAG D E R OFF ENEN T ÜR MAT INEEN Samstag, 24. September 2011, ab 15:00 Uhr In unseren Matineen informieren wir Sie – noch vor der Premiere – auf vielfältige und unterhaltsame Weise über die Stücke des Spielplans und deren Autoren. An Sonntagvormittagen stellen die betreuenden Dramaturgen gemeinsam mit Regisseuren, Bühnen- und Kostümbildnern und Schauspielern erstmals die bis dahin entstandene Inszenierung vor. Sie erklären besondere Hintergründe, inhaltliche Überlegungen, Regie- und Bühnenbildkonzepte, geben erste Textkostproben und vielleicht auch die ein oder andere Anekdote aus der Probenzeit preis. Mit einem Spielzeiteröffnungsfest und gleichzeitigem Tag der offenen Tür startet das Schauspiel Essen in die neue Saison. Wenn Sie wissen möchten, wie es hinter den Kulissen der „Traumfabrik“ aussieht, wenn Sie mit Schauspielern auf Tuchfühlung gehen oder sich bei unterschiedlichen Bühnenshows bestens unterhalten und auf die Spielzeit 2011/2012 einstimmen lassen möchten, dann sollten Sie diesen Termin keinesfalls verpassen. Lassen Sie sich von unseren Technikern einige ihrer speziellen Tricks und Kniffe zeigen, beobachten Sie unsere Maskenbildnerinnen und -bildner bei ihrer faszinierenden Arbeit oder erobern Sie selbst die Bretter, die bekanntlich die Welt bedeuten. Natürlich wird es auch wieder eine Kostümversteigerung im Grillo-Theater geben: Der Erlös kommt in diesem Jahr der Essener Tafel zugute, mit der das Schauspiel Essen seit dem KunstRauschFest anlässlich des Welttheatertages 2011 zusammenarbeitet. Diverse Spiele und Mitmachaktionen für Kinder, kulinarische Köstlichkeiten im und rund ums Theater sowie musikalische Highlights runden das (theater)festliche Angebot ab. Herzlich willkommen! Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 52 EINF ÜHRUNGEN UND PU B LIKU M S G E S PR ÄC H E Zu ausgewählten Inszenierungen bieten wir Ihnen vor Beginn der Vorstellung eine informative Einführung an oder im Anschluss an die Aufführung ein Publikumsgespräch. In diesem Rahmen haben Sie Gelegenheit, sich über das zuvor Gesehene auszutauschen, Ihre Meinung zu äußern und mit Mitgliedern des Regieteams und Schauspielern mögliche Fragen zu diskutieren. Wir freuen uns auf anregende und kontroverse Gespräche. Wann und wo die Einführungen und Publikumsgespräche stattfinden, entnehmen Sie bitte unseren Monatsspielplänen. 07.04.11 10:46 UND SONST NOCH … LE SE PROBE VOL KSHOCHSCH U LKU R S Am Anfang ist die Leseprobe: die Probe, in der das Ensemble, erstmals gemeinsam lesend, das neue Stück und seine Figuren lebendig werden lässt. Mitglieder unseres Schauspielensembles erproben in szenischen Lesungen neuere und neueste Theatertexte auf ihre Bühnentauglichkeit, heben alte, selten gespielte Schätze der Dramatik, erweisen ihren Lieblingsdichtern ihre Reverenz und stöbern im Fundus der Weltliteratur nach Politischem, Skurrilem und Bewegendem, kurz: nach Lesenswertem rund um unseren Spielplan. Und auch an die kleinsten Zuschauer ist gedacht: Im Lesepröbchen kommt vom Kinderbuchklassiker über Märchen bis zum spannenden Krimi Lesestoff für Kinder aller Altersklassen zu Gehör. Theater ist mehr als das, was im Rampenlicht zu sehen ist. Vom Stück über Idee und Konzept bis hin zur fertigen Inszenierung ist es ein langer, spannender Weg. In Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Essen bietet Dramaturgin Judith Heese einen VHS-Kurs an, der Einblicke in die Entstehung einzelner Inszenierungen des Spielplans ermöglicht. Die Dramaturgen des Grillo-Theaters geben Hintergrundinformationen, Einblicke in Theorie und Praxis des Theaters und diskutieren mit Ihnen über Inszenierungen, Stücke und über das, was Sie schon immer mal über Theater wissen wollten. Frei F REISCHUSS. THE ATE RK I N O „TheaterKino“ lautet der Titel unserer Filmreihe im Astra Theater. Gemeinsam mit den Essener Filmkunsttheatern präsentiert das Schauspiel Essen einmal im Monat, montags, ausgewählte Filme, die sich – mal ergänzend, mal kontrastierend – auf Themen und Stücke des aktuellen Spielplans beziehen. Im Anschluss an die Filmvorführungen haben die Kinobesucher Gelegenheit zum Austausch und Gespräch mit unterschiedlichen, zum jeweiligen Thema eingeladenen Gästen. TheaterKino ist eine Kooperation des Schauspiel Essen mit den Essener Filmkunsttheatern. Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 53 53 schuss. Einen sollte jeder haben: Mit unserer Reihe Freischuss. bekommen unsere Regie- und Ausstattungsassistenten, Schauspieler und Musiker ihr eigenes Versuchslabor. Hier darf experimentiert und (wild) ausprobiert werden. Freischuss. bietet Raum für ungewöhnliche Themen und verborgene Talente, für Experimentelles und Bewährtes. Freischuss. entsteht innerhalb weniger Proben und lebt vom Engagement und der Spontaneität aller Beteiligten. 07.04.11 10:46 TRASHK AN TI N E Immer überraschend. Immer am Puls der Stadt. Immer in der Heldenbar. Konzept und Moderation Co-Moderation Ausstattung Trash kantine Marc-Oliver Krampe Lisa Jopt Asima Amriko, Christina Hillinger, Anne Koltermann, Lisa Marie Rohde In unserer zweiten Spielzeit werden wir mit neuen Themen Querköpfe und Kreative unserer Region vorstellen und herausfinden, was es alles zu entdecken gibt zwischen Himmel und Erde des Ruhrgebietes. Streng subjektiv und stets in unterhaltsam-trashigem Rahmen. Und natürlich wird auch wieder thematisch gebastelt, getrunken und Musik gehört. Das TrashKantinenThemensofa steht bereit für neue, ungewöhnliche Begegnungen! TIME T IME CA PSUL ES Die sozioregionale Kultur-Talkshow „TrashKantine“ ist seit der vergangenen Spielzeit das Forum für interessante Menschen aus Essen und dem Ruhrgebiet. In der Heldenbar des Grillo-Theaters zeigen wir Ihnen in monatlichen Themenabenden die rauere, ungeschliffenere Seite des Theaters und der Stadt, gehen gemeinsam mit Ihnen auf Tuchfühlung mit Originalen des Ruhrgebietes und horchen mit Neugier hinein in den Alltag der Region. Dabei haben uns bisher z. B. die Spiritualität, das Glück, der Sex und die phantasievolle Widerständigkeit des Ruhrgebietes interessiert. In lustvollen Abenden und rauschenden Nächten stellten wir Ihnen Hexen und Schamanen aus dem Pott vor, Essener Stricher und den Weihnachtsmann aus Dortmund, BeraterInnen für Prostituierte, eine Gogo- und Pole-Dance-Lehrerin, LachyogaTherapeuten, Glückssucher, Klinik-Clowns und Guerilla-Stricker. Für musikalische Untermalung sorgten Didgeridoo- und Gongspieler, ein ungewöhnliches Essener Streichquartett, das Ukulelen-Orchester des Ruhrgebiets, ein Obertonsänger, eine polnische Chanteuse aus Duisburg und ein fast echter Schlagerstar. Literarisch und kulinarisch betreuten Sie Schauspieler aus unserem Ensemble und thematisch gebastelt wurde auch immer. Der Abend mit „Pornogami“ ist sicher noch einigen in fröhlicher Erinnerung. Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 54 CAPSULES Ab Mitte der 70er Jahre sammelte Andy Warhol bis zu seinem Lebensende (1987) in rund 600 Schachteln alles, was ihm in seinem Alltag bewahrenswert erschien – vom wertvollen Gegenstand bis zum schäbigen Souvenir. Dies war mehr als ein Geschenk an Fans und Verehrer, boten die „Time Capsules“ doch einen (zugegeben subjektiven) Eindruck vom Leben in einer bestimmten Zeit. Ähnlich wie die Goldene Schallplatte, die seit Jahren durchs Weltall schwebt und irgendwann irgendwo irgendwem einen Eindruck von Musik und Alltagsgeräuschen der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts vermitteln wird: Stützen der Erinnerung. Ausgehend von der Uraufführung „25 Sad Songs“ in der Spielzeit 2010/11, die im Jahr 2525 spielt und unter anderem die Schwierigkeit des Erinnerns thematisiert, startete im April 2011 die neue Reihe „Time Capsules“. Die erste Folge beschäftigte sich in Inszenierungen, Gastspielen, Gesprächen und Vorträgen mit der Frage nach dem „Theater der Zukunft“ und dem Einfluss, über den Kultur gesellschaftspolitisch (noch) verfügt. Spielplanbegleitend wird das Schauspiel Essen weitere „Time Capsules“-Folgen zu Themen anbieten, die wir für erinnernswert halten und zu denen wir Gastspiele und Experten einladen. 07.04.11 10:46 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 55 07.04.11 10:47 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 56 07.04.11 10:47 Wenn Bertolt Brecht – der große Sozio- Moral früher schlecht oder recht haus- biologe unter den Dichtern – Recht haben te, bröckeln oder verfallen. Wer will sich sollte, „kommt erst das Fressen und darüber wundern? Ein außerirdischer dann die Moral“. Folgerichtig müsste es Beobachter, der auch nur einen einzi- in einem Land wie Deutschland, in dem es gen Tag lang die Werbung in Fernsehen, so viel Fressen im Überfluss gibt, auch Radio, Zeitung und Internet studierte, sehr viel Moral geben. Tatsächlich leben würde wohl kaum ein Indiz dafür finden, wir in einem sehr liberalen Land, der wohl dass wir in einer Demokratie leben; ei- freiheitlichsten und tolerantesten Kultur ner Gesellschaftsordnung, die auf Ko- der Geschichte. Doch dagegen steht die operation, Solidarität und Zusammenhalt nicht ganz unberechtigte Klage über den beruht. Was er wahrnähme, wäre eine Pro- Werteverlust. Tugenden und öffentliche paganda, die mit finanziellem Milliarden- Moral schmelzen derzeit dramatisch da- aufwand nichts anderes betreibt als die hin. Kirche, Vaterland, Heimatmilieu und unausgesetzte Förderung des Egoismus. Weltanschauung – die Altbauten aus der bürgerlichen Gründerzeit, in denen unsere Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 57 Richard David Precht 07.04.11 10:47 W I E ST E H T E S U M DI E G E R E C H T IG K E I T ? Wilhelm Heitmeyer, 63, Konfliktforscher an der Universität Bielefeld, führt seit 2002 die Langzeitstudie „Deutsche Zustände“ durch, er kennt die Deutschen und ihre Gefühlslage wie kaum ein anderer, er wird weiterhelfen. (...) Er zeichnet das Bild eines verunsicherten, wütenden und enttäuschten Deutschen: Immer mehr Deutsche fühlen sich immer ungerechter behandelt, jeder zweite Deutsche denkt, er bekäme weniger als seinen gerechten Anteil, zwei Drittel der Deutschen glauben, Arme würden immer ärmer und Reiche immer reicher. Die Hälfte der Deutschen ist der Meinung, es würden in Deutschland immer mehr Leute an den Rand der Gesellschaft gedrängt. „Wir erleben eine Demokratieentleerung, eine wachsende Distanz der Menschen zum demokratischen System, die Menschen fühlen sich ohne Stimme, nicht mehr vertreten.“ In den Fragebögen, die Heitmeyer ausgibt, ist auch das Entsetzen über den plötzlichen Abstieg herauslesbar, der mit dem Jobverlust einsetzt und nach einem Jahr schon bei Hartz IV endet. „Ich bin in einer Kategorie mit den Pennern gelandet“, heißt es da zum Beispiel, und Heitmeyer sagt, dass diese Wut nicht selten ist: „Die Menschen nehmen die Entwicklung unserer Gesellschaft als ungerecht wahr, sie haben das Gefühl, in einem immer ungerechteren Land zu leben.“ Was besonders ins Gewicht fällt: Dieses Phänomen ist neu in Deutschland. Seit 1964 wird in Umfragen regelmäßig gefragt, ob die wirtschaftlichen Verhältnisse – was Menschen besitzen und was sie verdienen – im Großen und Ganzen gerecht oder ungerecht seien. Über die Jahrzehnte blieb das Ergebnis relativ konstant, fast gleich viele Befragte hielten das Land für gerecht beziehungsweise ungerecht. Erst ab der Jahrtausendwende wurde Deutschland als immer ungerechter empfunden, zuletzt standen 73 Prozent, die das Land als ungerecht ansahen, gegen nur mehr 13 Prozent, die Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 58 die Lage als gerecht wahrnahmen. Aber warum? Wilhelm Heitmeyer sagt: „Weil das Land sichtbar ungleicher geworden ist.“ Hans-Olaf Henkel, Ex-Chef des Bundesverbands der Deutschen Industrie, meint: „Weil eine Armee von Meinungsführern den Deutschen seit Jahren einredet, unser Land wäre besonders ungerecht, dabei kann mir kaum jemand ein Land nennen, wo der Unterschied zwischen Arm und Reich so gering ist wie in Deutschland!“ Michael Hüther, Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln, sagt: „Weil wir die meiste Zeit nicht von Fakten ausgehen, sondern von Gefühlen.“ Hüther hat darüber ein Buch geschrieben, der Titel „Die gefühlte Ungerechtigkeit“, er sagt, mit talkshowgestähltem Lächeln, alle Zahlen, die in das Bild des ungerechten Landes passen, würden sofort aufgebauscht, und alle gegenteiligen Entwicklungen weitgehend ignoriert. Was er nicht sagt: dass es gerade ziemlich wenige gegenteilige Entwicklungen gibt. (...) Die Ungleichheit in Deutschland wächst. Das sagen die Zahlen, das sagen die Umfragen und das sagen die Menschen, denen man im Lauf dieser Reise durch Deutschland die kurze Frage stellt, ob Deutschland sozial gerecht sei: Die Bedienung in einem Göttinger „McDonald’s“, der Rentner in der Bremer Innenstadt, die Frau an der Rezeption eines Dessauer Hotels, der Maurer im thüringischen Stadtroda. Sie alle antworten sofort mit „Nein“. Genauso der Theaterintendant und ausgewiesene Linke Claus Peymann in Berlin, der gleich noch den großen Knall prophezeit, den Aufstand: Es sei doch kein Zufall, dass Schriftsteller wie Elfriede Jelinek oder Peter Handke die ganze Zeit vom Untergang schrieben. „Niemand glaubt das“, ruft Peymann, „wir lachen darüber, aber ich sage Ihnen, das sind die Seher, die haben den klareren Blick!“ Auch Wachtmeister Heinz-Jürgen 07.04.11 10:47 WIE STEHT ES UM DIE GERECHTIGKEIT? Dembinski, der im Bochumer Landgericht Klaus Zumwinkel in den Gerichtssaal geführt hat, sagt: „Wat? Nää! Sozial gerecht ist das nicht, wie es zugeht in Deutschland.“ Gleichzeitig sagen 66 Prozent der Deutschen, soziale Gerechtigkeit sei ihnen ganz besonders wichtig. Aber was ist das: soziale Gerechtigkeit? Eine Wahlkampfparole? Das Erkennungszeichen der Gutmenschen? Ein anderes Wort für Neid, weil der Ruf nach sozialer Gerechtigkeit fast immer verbunden ist mit der Forderung der Umverteilung, von oben nach unten? Oder ist soziale Gerechtigkeit doch etwas, wofür der Staat zu sorgen hat, weil sie die Gesellschaft zusammenhält, weil das Gefühl wichtig ist, dass irgendwie an alle gedacht wird? Dass jeder in Würde an unserer Gesellschaft teilhaben kann? Und wo setzt man an? Kann man dem Kind eines Fließbandarbeiters die gleichen Chancen verschaffen wie dem eines Richters? Und wie oft soll der Staat nachjustieren? Immer wieder? 59 „In unserem Land gärt es. Da hat sich viel Wut und Empörung aufgestaut. Das Gerechtigkeitsgefühl ist tief verletzt“, sagt der SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier. In Frankreich entlädt die Wut sich schon, arbeitslose Jugendliche randalieren in den Pariser Vorstädten, Manager werden von ihren aufgebrachten Angestellten „gebossnappt“, im Büro festgehalten. Laut einer Umfrage rechnet eine knappe Mehrheit der Deutschen mit jenen Unruhen, vor denen Gesine Schwan und Gewerkschaftsboss Michael Sommer gewarnt hatten. Stehen die Deutschen kurz vor der Revolte? Entschuldigung? Ausgerechnet die Deutschen? Bastian Obermeyer (Süddeutsche Zeitung Magazin Nr. 25, 19.06.2009) In einer Befragung sollten vergangenes Jahr Menschen erklären, was sie unter dem Begriff „soziale Gerechtigkeit“ verstehen, weil man wissen wollte, welche Art von Gerechtigkeit die Menschen sich wünschen. Heraus kam von allem ein bisschen: Die meisten wollen gleiche Chancen für alle, sehr viele eine gerechte Verteilung von Löhnen sowie ordentliche Sozialleistungen und einige sagten noch, die Leistung solle entscheiden, wie viel jemand bekomme. Aber haben in Deutschland alle die gleichen Chancen? Kann jemand so viel leisten, dass mehrere Millionen Gehalt gerechtfertigt sind? Sind vier Euro in der Stunde ein gerechter Lohn und ist Hartz IV eines Menschen würdig? (...) Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 59 07.04.11 10:47 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 60 07.04.11 10:47 THEATERPÄDAGOGIK 61 TH E ATE R PÄ DAG O G I K Die Theaterpädagogik am Schauspiel Essen bietet die Möglichkeit, Theaterarbeit von allen Seiten kennenzulernen. Entweder als Zuschauer oder beim Mitmachen – wir freuen uns auf intensiven Austausch, gute Zusammenarbeit und gemeinsames Proben. Das Angebot unterteilt sich in zwei Bereiche: Das Theaterlabor ist der offene Werkstattbereich für alle jungen und junggebliebenen Menschen, die selbst aktiv werden möchten. Hier wird in Zusammenarbeit mit Schauspielern szenisch experimentiert und mit einer Tongestalterin eine Soundinstallation entwickelt. Dabei entdecken wir das Theaterhaus bis in den letzten Schlupfwinkel, erkunden neue Spielstätten abseits der großen Bühne und intervenieren im öffentlichen Raum. Im Mai 2012 präsentieren wir unsere Erarbeitungen in der Casa. Wer lieber schreibt und Theaterstücke anschaut, ist in unserer Kritikerrunde willkommen. Unter Theater und Schule finden sich alle Angebote für Schulklassen und Lehrkräfte. Im Rahmen des Columbus-Projekts haben Schüler die Möglichkeit, zu günstigen Konditionen Vorstellungen zu besuchen. In theaterpraktischen Einstiegswerkstätten erarbeiten sie sich einen persönlichen Zugang zu den Stückinhalten und setzen sich mit Regiekonzeption sowie Bühnenästhetik auseinander. Bei den Lehrertreffs wird mit wechselnden Gästen über Chancen und Herausforderungen im Bereich „Kulturelle Bildung“ diskutiert. Die Lehrerfortbildungen vermitteln kreative Arbeitsweisen für den Regelunterricht und die Probenarbeit in Theater-AGs. In Zusammenarbeit mit: Ulla Gilbert (Theaterpädagogin) Laura Kiehne (Schauspielerin) Karolin Killig (Tongestalterin) Lisa Balzer (Folkwang Universität der Künste / Physical Theatre) Tine Bargstedt (Kulturpädagogin / Projektschneiderei) Weitere Informationen zu unseren Angeboten gibt es im Booklet „Young Experts“, das in Zusammenarbeit mit Jugendlichen gestaltet wird und ab Juli 2011 kostenlos bei uns bestellt werden kann. Kontakt: Frank Röpke T 0201 81 22-334 F 0201 81 22-331 [email protected] Katharina Feuerhake T 0201 81 22-332 F 0201 81 22-331 [email protected] Der Einstieg ist laufend möglich. Alle, die mitmachen möchten, bitten wir um einen Anruf oder eine E-Mail. Bis bald, Frank Röpke und Katharina Feuerhake Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 61 07.04.11 10:47 YOU NG E XP E RTS / / U NGEHOR SAM / / D R AM APOL IS // K R IT IK E R R U N D E //////// Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 62 07.04.11 10:47 // / / / / / T H E AT E R A B C / / DA S V E R ST E C K T E Z I M M E R / / A LT E H E L D E N / / S O U N D C I T Y Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 63 07.04.11 10:47 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 64 07.04.11 10:47 In der Stadt unterwegs mit … Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 65 07.04.11 10:47 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 66 07.04.11 10:47 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 67 07.04.11 10:47 FREIHEIT UND AUTONOMIE Freiheit und Autonomie sind entscheidend für unser Wohlgefühl. Und Wahlmöglichkeiten sind entscheidend für Freiheit und Autonomie. Doch obwohl die Menschen in unserer Gesellschaft mehr Wahlmöglichkeiten haben als irgendeine Gruppe jemals zuvor – und damit vermutlich auch mehr Freiheit und Autonomie –, scheint uns das psychologisch keinen Gewinn zu bringen. Zu wählen hat einen eindeutigen und wichtigen instrumentalen Wert: Es versetzt Menschen in die Lage, das zu bekommen, was sie im Leben brauchen und wünschen. Während viele Bedürfnisse universell sind (Nahrung, Unterkunft, medizinische Versorgung, soziale Hilfe, Ausbildung und so fort), ist nicht wenig von dem, was wir brauchen, um uns zu entfalten, höchst individuell. Wir brauchen sicherlich Nahrung, aber nicht unbedingt chilenischen Seebarsch. Wir brauchen ein Dach über dem Kopf, aber nicht unbedingt einen Filmvorführraum, eine Basketballhalle und eine Garage mit sechs Stellplätzen. Solche Beverly-Hills-Extravaganzen dürften jemanden, der lieber am Holzofen seines Häuschens in Vermont liest, ziemlich kalt lassen. Zu wählen ermöglicht jedem Menschen, sich um genau die Dinge und Tätigkeiten zu bemühen, die seine Präferenzen im Rahmen seiner finanziellen Möglichkeiten am besten befriedigen. Sie können Vegetarier sein und ich Fleischesser. Sie können Hiphop hören und ich die öffentlich-rechtlichen Nachrichtensender. Sie können Single bleiben und ich heiraten. Immer ist die freie Entscheidung eingeschränkt: Irgendwo muss es jemanden geben, der nicht die Möglichkeit hat, das zu wählen, was für ihn persönlichen Wert besitzt. (…) So wichtig der instrumentale Wert der Wahl auch sein mag, es kommt noch ein anderer Wert in ihr zum Ausdruck. Der Wahlfreiheit ist auch etwas eigen, was man als expressiven Wert bezeichnen könnte. Durch unsere Wahlhandlungen können wir der Welt mitteilen, wer wir sind und worauf Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 68 wir Wert legen. Das gilt selbst für so oberflächliche Dinge wie die Art, uns zu kleiden. Die Kleidung, die wir wählen, ist ein bewusster Ausdruck unseres Geschmacks, dazu bestimmt, eine Botschaft zu übermitteln. Um sich auszudrücken, brauchen Sie einen angemessenen Spielraum von Wahlmöglichkeiten. Das Gleiche gilt für fast jeden Lebensbereich, in dem wir wählen und entscheiden. Die Lebensmittel, die wir essen, die Autos, die wir fahren, die Häuser, in denen wir leben, die Musik, die wir hören, die Bücher, die wir lesen, die Hobbys, die wir pflegen, die wohltätigen Zwecke, für die wir spenden, die Demonstrationen, an denen wir teilnehmen – alle diese Wahlhandlungen haben, unabhängig von ihrer praktischen Bedeutung, eine expressive Funktion. Und einige Wahlhandlungen haben ausschließlich expressive Funktion. Nehmen Sie beispielsweise die Präsidentschaftswahl. Viele Wähler glauben – ungeachtet der Wahl im Jahr 2000 –, dass eine einzige Stimme so gut wie nie von instrumentaler Bedeutung ist. Dass eine Stimme etwas ausmacht, ist so unwahrscheinlich, dass es kaum lohnt, deshalb den Weg zum Wahllokal auf sich zu nehmen. Trotzdem wählen die Menschen, vermutlich nicht zuletzt, weil sie damit etwas über sich aussagen können. Wähler nehmen ihre staatsbürgerlichen Rechte wahr, sie tun ihre Pflicht und halten die politische Freiheit nicht für selbstverständlich. Ein Beispiel für die expressive Funktion der politischen Wahl ist die Geschichte von den beiden amerikanischen Politikwissenschaftlern, die am Tag der Präsidentschaftswahl in Europa weilten. Sie nahmen eine dreistündige Autofahrt in Kauf, um ihre Briefwahl abzugeben, obwohl sie wussten, dass sie für verschiedene Kandidaten stimmten und ihre Stimmen sich daher exakt aufhoben. Jede Wahl, die wir treffen, ist ein Zeugnis für unsere Autonomie, für unser Gefühl der Selbstbestimmung. Und mit jeder neuen Ausweitung der Wahl- 07.04.11 10:47 FREIHEIT UND AUTONOMIE möglichkeiten erhalten wir noch mehr Gelegenheit, unsere Autonomie auszuüben und damit unseren Charakter unter Beweis zu stellen. (…) meinten 36 Prozent, was sie dächten, zähle überhaupt nicht, 1986 stimmten 60 Prozent dieser Aussage zu. Der Wert der Autonomie ist unauflöslich mit unserem Rechts- und Moralsystem verflochten. Auf die Autonomie gründet sich unser Anspruch, uns gegenseitig moralisch (und rechtlich) für unsere Handlungen verantwortlich zu machen. Das ist der Grund, warum wir den Einzelnen für seine Leistungen preisen und ihm seine Versäumnisse zum Vorwurf machen. Es gibt nicht einen einzigen Bereich unseres gesellschaftlichen Lebens, der bliebe, was er ist, wenn wir in ihm unsere Verpflichtung zur Autonomie aufgäben. (…) Betrachten wir nun die Beziehung zwischen Hilflosigkeit und Wahlhandlung. Wenn wir in einer bestimmten Situation Wahlmöglichkeiten haben, sollten wir in der Lage sein, die Situation zu beeinflussen, und das sollte uns vor Hilflosigkeit schützen. Nur in einer Situation, die uns keine Wahl lässt, dürften wir anfällig für das Gefühl von Hilflosigkeit werden. Ganz abgesehen von den instrumentalen Vorteilen der Wahl – dass sie Menschen ermöglicht, das zu bekommen, was sie wünschen – und den expressiven Vorteilen der Wahl – dass sie Menschen ermöglicht zu dokumentieren, wer sie sind –, versetzt sie die Menschen auch in die Lage, aktiv und wirkungsvoll in der Welt zu handeln, was weit reichende psychologische Vorteile hat. Es gibt zwei mögliche Erklärungen für dieses scheinbare Paradox. Die erste: Wenn sich die Erfahrung von Wahlmöglichkeiten und Kontrolle ausweitet und vertieft, steigen möglicherweise auch die Erwartungen an Wahlmöglichkeiten und Kontrolle entsprechend. Wird ein Autonomiehindernis nach dem anderen eingerissen, stören vielleicht diejenigen, die bleiben, umso mehr. Wie das mechanische Kaninchen, das auf der Rennbahn unmittelbar vor den Hunden rast, egal, wie schnell diese laufen, so sind die Ansprüche und Erwartungen in Bezug auf Kontrolle ihrer Verwirklichung immer etwas voraus, egal, wie viel Befreiung diese Verwirklichung bringt. Die zweite Erklärung besagt einfach, dass mehr Wahlmöglichkeiten nicht unbedingt mehr Kontrolle bedeuten müssen. Vielleicht kommt ein Punkt, wo die Optionsvielfalt so groß wird, dass wir uns überwältigt fühlen. Statt des Empfindens, die Dinge im Griff zu haben, stellt sich das Gefühl ein, sie nicht mehr bewältigen zu können. Die Möglichkeit zu wählen ist kein Segen, wenn wir glauben, uns würden die Voraussetzungen für eine kluge Wahl fehlen. (…) Auf den ersten Blick scheint daraus zu folgen, dass wir die Optionsvielfalt erweitern müssen, wo immer es möglich ist. Da unsere Gesellschaft das in jüngster Zeit getan hat, müsste das Gefühl der Hilflosigkeit selten geworden sein. Doch der amerikanische Meinungsforscher Louis Harris hat in zwei Erhebungen – 1966 und 1986 – die Befragten aufgefordert anzugeben, ob sie mit einer Reihe von Aussagen übereinstimmten wie „Ich fühle mich von den Vorgängen um mich herum ausgeschlossen“ und „Was ich denke, spielt keine Rolle mehr“. 1966 fühlten sich neun Prozent von den Vorgängen um sie herum ausgeschlossen, 1986 waren es 37 Prozent. 1966 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 69 69 Damit solche Belastungen nicht überhand nehmen, müssen wir lernen, unsere Wahlfreiheit selektiv auszuüben. Wir müssen im Einzelfall entscheiden, wann unsere Wahlhandlungen wirklich von Bedeutung sind, und unsere Energie darauf richten, selbst wenn es zur Folge hat, dass wir dann andere Möglichkeiten auslassen. Die Wahl, wann wir wählen wollen, ist möglicherweise die wichtigste Wahl, die wir treffen können. Barry Schwartz (Anleitung zur Unzufriedenheit. Warum weniger glücklicher macht, Berlin 2004) 07.04.11 10:47 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 70 07.04.11 10:47 Stefan Diekmann Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 71 Ingrid Domann 07.04.11 10:47 Tom Gerber Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 72 Gerhard Hermann 07.04.11 10:47 Lisa Jopt Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 73 Laura Kiehne 07.04.11 10:47 Floriane Kleinpaß Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 74 Ines Krug 07.04.11 10:47 Holger Kunkel Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 75 Jörg Malchow 07.04.11 10:47 Jannik Nowak Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 76 Jens Ochlast 07.04.11 10:47 Jan Pröhl Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 77 Bettina Schmidt 07.04.11 10:47 Sven Seeburg Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 78 Johann David Talinski 07.04.11 10:47 Rezo Tschchikwischwili Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 79 Silvia Weiskopf 07.04.11 10:47 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 80 07.04.11 10:47 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 81 07.04.11 10:47 R Ü C K B LIC K AU F DI E S P I EL Z EI T 2 0 1 0/ 2 0 1 1 Prinz Friedrich von Homburg Schauspiel von Heinrich von Kleist Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 82 07.04.11 10:47 RÜCKBLICK AUF DIE SPIELZEIT 2010/2011 83 Osama der Held (DSE) von Dennis Kelly Jede Menge Kohle (UA) Eine Aussteigerkomödie Nach dem Film von Adolf Winkelmann Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 83 07.04.11 10:48 Pounding Nails in the Floor with my Forehead (DSE) Mit dem Kopf schlage ich Nägel in den Boden von Er Eric r i Bogosian Shockheaded Peter Junk-Oper von Phelim McDermott, Julian Crouch, Martyn Jacques nach Motiven aus „Der Struwwelpeter“ von Dr. Heinrich Hoffmann Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 84 07.04.11 10:48 RÜCKBLICK AUF DIE SPIELZEIT 2010/2011 85 Die Grönholm-Methode von Jordi Galceran Die Zweite Prinzessin von Gertrud Pigor Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 85 07.04.11 10:48 Die kleine Meerjungfrau nach dem Märchen von Hans Christian Andersen Abgesagt! Eine musikalische Leerstellenkompensation Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 86 07.04.11 10:48 RÜCKBLICK AUF DIE SPIELZEIT 2010/2011 87 Die fetten Jahre sind vorbei Schauspiel nach dem gleichnamigen Film von Hans Weingartner Für die Bühne eingerichtet von Gunnar Dreßler 25 Sad Songs (UA) Eine Revue von Thomas Krupa und Ari Benjamin Meyers Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 87 07.04.11 10:48 Choke (DSE) von Cathleen Rootsaert Buddenbrooks nach dem Roman von Thomas Mann Bühnenfassung von John von Düffel Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 88 07.04.11 10:49 RÜCKBLICK AUF DIE SPIELZEIT 2010/2011 89 (UA) Ein Projekt von Samir Akika, Anna K. Becker und Sebastian Zarzutzki Corpus delicti von vvo o Juli Zeh Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 89 07.04.11 10:49 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 90 07.04.11 10:49 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 91 07.04.11 10:49 EI N A N STÄ N DIG ER M EN S C H Natürlich, manchmal denkst du an das Leid der Armen – wenn du in deinem Bett liegst, hast du so etwas wie Mitleid, du murmelst ein paar Worte der Zuversicht in dein Kissen: Bald habt ihr alle Medikamente für eure Kinder, bald ein Zuhause. Die herzlose Welt, die herzlosen Menschen wie meine Nachbarin Jean werden bald nachgeben, und schrittweise Veränderung wird eintreten, wie sie in Holland im 19. Jahrhundert eingetreten ist. Aber während dieser Periode des Wartens, Wartens, dieses endlosen Wartens auf schrittweise Veränderung kommen sie einer nach dem anderen und klopfen bei dir an die Tür und sie schreien auf, sie flehen dich um Hilfe an. Und du sagst: Haltet sie mir vom Leib. Ich kann dies dauernde An-die-Tür-Klopfen nicht ertragen, diese Leute, die da mit ihren lächerlichen Geschichten ankommen, die behaupten, sie wären meine Schwester, die behaupten, sie wären mein Bruder, den ganzen Tag über, jeden Tag. Und darum schafft man diese Menschen alle weg, und man zwingt sie, an Orten zu leben, wo man sie reizt, sie zum Narren hält, sie heruntermacht, sie verhöhnt, bis ein paar von ihnen anfangen, ohne Sinn und Verstand zu rasen, und sogar gemein lachen, und dann jagen ihre gemeinen Untaten wirklich jedem Entsetzen ein. Und dann wird jeder einzelne dieser gemeinen Menschen bei den Schultern gepackt und niedergehalten, und der Kopf wird ihnen geschoren, und sie werden auf einen Stuhl geschnallt, und sie werden hingerichtet, und der, für den sie hingerichtet werden, das bist du, genau wie du es immer warst, den all diese Leute vor so vielen Jahren gemeint haben, wenn sie immer wieder gesagt haben: “Unseren Kindern zuliebe müssen wir das tun, müssen wir diese Stadt in Brand stecken, diesen Stall, diese Klinik, diese Wälder, diese Tiere, diesen Reis, diesen Honig”, genau wie du es immer noch bist, wegen deiner Vorliebe für diese sauberen weißen Laken und die Musik und die Tänzer und die Telefongespräche, für den all diese Menschen mit den leuchtenden Augen heute nacht gefoltert werden, heute nacht sterben. Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 92 Weißt du noch, dieser Tag in der Schule, als du mit diesen drei anderen Kindern gespielt hast und die Lehrerin mit vier kleinen Kuchen in der Klasse auftauchte und alles, alle vier Kuchen, dem kleinen Jungen gab, der Arthur hieß, und keinen dir oder deinen beiden anderen Freunden? Na ja, zuerst wart ihr alle vier einfach verblüfft. In diesem ersten Augenblick war euch allen vieren klar, daß das ungerecht war, unsinnig. Aber dann hat deine Freundin Ella versucht, einen kleinen Scherz zu machen, und Arthur ist wütend geworden, und er hat Ella gehauen, und dann hat er sich in eine Ecke verzogen und den ganzen Kuchen aufgegessen. Das war ein Beispiel dafür, wie einer ungeschoren davonkommt. Und dein Leben ist noch ein Beispiel dafür. Es ist das Leben von einem, der ungeschoren davongekommen ist. Und doch geht dein Fanatismus so weit, daß du dir diesen Gedanken gar nicht erst in den Sinn kommen läßt. Gewisse Dinge dürfen nicht in Frage gestellt werden. Der Kaffee hat da auf dem Regal zu sein, und dir kommt kein Gedanke je in den Sinn, der sich nicht mit der Annahme verträgt, daß du – ja, du – ein anständiger Mensch bist. Also nur weiter, denk nach – denk ungehindert nach – denk nach, über was du willst. Denk nach über deine Gesundheit, über andere Leute, welche, die dich schlecht behandeln, denk über die komplizierten Methoden nach, mit denen du dich selber quälst, denk über die Kinder mit den unheilbaren Krankheiten nach, die in dieser Zeitschrift interviewt worden sind. Denk an alles, was beweist, daß du anständig bist, was beweist, daß die Leute, die wie du sind, anständig sind – deine Freunde, deine Lieben, und all diese Menschen auf der ganzen Welt, in jedem Land, denen du dich ähnlich fühlst – Menschen mit den besten Absichten, die ein bißchen Geld haben, aber aufrichtig an ein besseres Leben für alle glauben. Denk an alles, was du Menschenfreundliches getan hast, denk an die Menschlichkeit von allem, was du vorhattest. Und wenn etwas, was du getan hast, schlimm ausgegangen ist, denk an die gute Absicht, die der Handlung zugrunde lag – lächle, nick mit dem Kopf, hab Verständnis, nimm es 07.04.11 10:49 EIN ANSTÄNDIGER MENSCH 93 hin. Sprich nicht mit Leuten, die dich nicht für anständig halten. Lies keine Bücher, lies keine Artikel von Autoren, die dich nicht für anständig halten, die Menschen wie dich nicht für anständig halten. Was sie schreiben, basiert auf einer falschen Voraussetzung. Es ist schief, verzerrt. Dein Denken muß auf Wahrheit beruhen, der Wahrheit, daß du ein anständiger Mensch bist. Also, ein anständiger Mensch kann kein Mensch sein, der ungeschoren davongekommen ist. Ein anständiger Mensch kann nichts haben, was ihm nicht zusteht. Und dies Selbstverständnis prägt deine Weltsicht. Und so kannst du dir ansehen, wie es auf der Welt zugeht, und klar, es gibt natürlich viele, viele Dinge, die dich irritieren – die Situation deines Freundes Knut, der Wagner liebt, aber von seinem Verlag so schlecht bezahlt wird, daß er es sich nicht mal leisten kann, in die Opern zu gehen, die er so leidenschaftlich liebt, oder die ganzen Beispiele menschlicher Grausamkeit, die man Abend für Abend im Fernsehen sieht, wie dieser gräßliche Aufseher auf dieser Gummiplantage in Südmalaysia – aber du kannst trotzdem sagen, daß es grundsätzlich auf der Welt nicht ungerecht zugeht, weil du einen Teil von den Dingen mitbekommen hast, von dem du weißt, daß er dir angemessen ist. Und wenn es für dich angemessen ist, den Teil von den Dingen zu haben, den du tatsächlich hast, und wenn es für alle Menschen auf der Welt, die wie du sind, angemessen ist, den Teil zu haben, den sie haben, dann bedeutet das, daß es für alle anderen nicht unangemessen ist, den Teil zu haben, der übrigbleibt. Du weißt, das, was du hast, ist das, was du verdienst, und das bedeutet, das, was sie haben, ist das, was sie verdienen. Sie haben, was ihnen angemessen ist. Und das mußt du zugeben. Wallace Shawn (Das Fieber) Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 93 07.04.11 10:49 DIE M ITA R B E ITE R I N N EN UN D M I TAR BEI T ER DE R S P IE LZE IT 2 0 1 1 / 2 0 1 2 Intendanz Disposition Christian Tombeil Intendant Monika Mimietz Persönliche Referentin des Intendanten Birgit Egger Künstlerische Betriebsdirektorin und Chefdisponentin Sabrina Wagner Mitarbeiterin im Künstlerischen Betriebsbüro Geschäftsführung Dramaturgie Berger Bergmann Geschäftsführer Heike Tillmanns Assistentin des Geschäftsführers Christof Wolf Unternehmenskommunikation Feride Yaldizli Leiterin Gestaltung, Marketing Stephanie Kateloe Gestaltung, Marketing Vera Ring Chefdramaturgin und Mitglied der künstlerischen Leitung Carola Hannusch Dramaturgin und Mitglied der künstlerischen Leitung Judith Heese Marc-Oliver Krampe Tilman Neuffer (als Gast) Dramaturgen Ulrike Gondorf Konzeptionelle Mitarbeit und Moderation „Stück auf!“ Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Martin Siebold Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Christine Nitschke Assistentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Jan Frerichs Grafiker Birgit Hupfeld Diana Küster Christoph Sebastian Matthias Stutte Theaterfotografen Theaterpädagogik Frank Röpke Katharina Feuerhake Theaterpädagogen Ensemble Stefan Diekmann, Ingrid Domann, Tom Gerber, Gerhard Hermann, Lisa Jopt, Laura Kiehne, Floriane Kleinpaß, Ines Krug, Holger Kunkel, Jörg Malchow, Jannik Nowak, Jens Ochlast, Jan Pröhl, Bettina Schmidt, Sven Seeburg, Johann David Talinski, Rezo Tschchikwischwili, Silvia Weiskopf Wolfram Boelzle, Claudia Frost, Alexander Gier, Wolfgang Jaroschka, Andreas Maier, Cornelia Niemann, Laura Quarg, Lisa Quarg, Alexander Ritter, Andreas Schneider, David Simon, Sebastian Tessenow, Bastian Thurner Gäste Prof. Peter Georg Bärtsch Sprecherziehung Susanne Wagner Dramaturgiesekretärin Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 94 07.04.11 10:49 DIE MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER Regie Donald Berkenhoff, Katja Blaszkiewitz, Karsten Dahlem, Martina Eitner-Acheampong, Elina Finkel, Reinhardt Friese, Tom Gerber, Tilman Gersch, Christian Hockenbrink, Florian von Hoermann, Henner Kallmeyer, Bruno Klimek, Marc-Oliver Krampe, Thomas Krupa, Thomas Ladwig, Konstanze Lauterbach, Katja Lillih Leinenweber, Jens Pesel, Moritz Peters, Christoph Roos, Hermann Schmidt-Rahmer, Caroline Stolz Katja Blaszkiewitz, Siegfried Hopp, Susanne Nowack (als Gast), Moritz Peters Regieassistenten Sonja Albartus, Asima Amriko, Conni Brückner, Mascha Deneke, Henrike Engel, Jana Findeklee, Kathrin Frosch, Franziska Gebhardt, Tom Gerber, Kathrin Hauer, Günter Hellweg, Christina Hillinger, Jürgen Höth, Andreas Jander, Kati Kolb, York Landgraf, Annette Mahlendorf, Jan Hendrik Neidert, Elena Ortega, Diana Pähler, Silke Rekort, Thilo Reuther, Lisa Marie Rohde, Peter Scior, Petra Schlüter-Wilke, Yvette Schuster, Michael SieberockSerafimowitsch, Karen Simon, Jan Steigert, Lorena Díaz Stephens, Inga Timm, Joki Tewes Schauspielmusik Technische Direktion Henning Beckmann, Matthias Flake, Willi Haselbek, Markus Maria Jansen, Bernd Jestram, Stephan Kanyar, Andrej Melita, Barbara Morgenstern, Alexander Paeffgen, Mark Polscher, Felix Reisel Daniel Kaiser Technischer Direktor TUP gesamt Kerstin Beck Sekretärin Michael Lüdiger Technischer Leiter Schauspiel Frank Schwartze Technischer Betriebsinspektor Jana Findeklee, Kathrin Hauer, Christina Hillinger, Nadine Heinze, Marc Dietschreit, Joki Tewes Videografie Inspizienz Asima Amriko, Christina Hillinger, Anne Koltermann, Elena Ortega (als Gast), Lisa Marie Rohde Assistenten Soufflage Matthias Flake, Laura Flanz, Willi Haselbek, Kim Jovy, Christoph Kammer, Stephan Kanyar, Jörg Kinzius, Olaf Scherf, Tobias Sykora, Jörn Wegmann Musiker Eckhard Beger, Ekkehart Schardt, Anna Willert Bühnenbild und Kostüme Andreas Jander Leitender Bühnen- und Kostümbildner, Mitglied der künstlerischen Leitung Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 95 Karin Gallus, Sieglinde Ritter, Ursula Robiné 95 Bühnentechnik Stephan Abeck Bühneninspektor Schauspiel Robert Gehrmann, Klaus-Detlef Sperl, Kalle Spies, Siegfried Zywitzki Bühnenmeister Willi Köhn, Till Parche, Jürgen Thiele, Volker Will, Joseph Zboinski Vorarbeiter Bühnentechnik Rainer Hölscher, Daniel Kleinen stellv. Vorarbeiter Bühnentechnik Nurettin Acar, Michael Fischer, Kalle Frömberg, Hans-Jochen Gesenhaus-Leineweber, Gregor Mickinn, 07.04.11 10:49 Detlef Neuhaus, Peter Nürenberg, David Perez, Christian Petrat, Detlef Rauh, Uwe Richter, Daniel Wichardt, Dimitrij Zozulja Bühnentechniker Zeljko Barkovic, Dirk Pretz Vorarbeiter Schnürboden Arndt Burberg, Erik Raab, Mirko Rottmann Schnürboden Ton und Videotechnik Werkstätten Schreinerei Sabine Bormann Leiterin der Tonabteilung TUP gesamt Reinhard Dix, Karolin Killig, Mark Rabe, Markus Schmiedel Tonmeister Ralf Gehrke Werkstättenleiter, stellv. Direktor für den Bereich Ausstattung Dekoration Michael Hälker Leiter der Beleuchtung Schauspiel Daniel Bühler, René Dreher, Eduard Ollinger Beleuchtungsmeister Gerd Dombrowski, Dieter Schönfeld, Dirk Struwe, Heinz Szameitat Vorarbeiter Beleuchtung Uwe Ekrutt, Florian Franzen, Mathias Grotkowsky, Marco Jobst, Franz Martin, Daniela Schulz, Jörg Stange, Werner Stein, Harald Ulff, Stefan Weinert, Ralf Wiesel Beleuchter Michael Kramer Leiter Kai Balshüsemann Vorarbeiter Schreinerei Thomas Gutbier, Dirk Robert, Dirk Schumacher, Ralf Schwieder, Thomas Teschke Schreiner Mirco Heinen, Robert Kreutzer Auszubildende Uwe Schüler Vorarbeiter Vanessa Bohnen, Rainer Fischer, Petra Laschke, Tobias Maas Dekorateure Veranstaltungstechnik Kevin Heppelmann, Marian Kaminski, Julian Kuhnle, Christian Ndofuso Auszubildende Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 96 Beleuchtung Maler und Plastiker Wolfgang Goroncy, Meinhard Groos Leiter Peter Uhe erster Maler Maike Daum, Henning Dahlhaus, Thomas Müller, Tobias Wallek Maler Reinhard Rohrbach Maler und Lackierer Julia Bethke Auszubildende Teddy Braun, Martina Flößer, Stefanie Schubert Theaterplastiker Schlosserei Frank Karlisch Leiter Bernd Hanser Vorarbeiter Schlosserei Ray Navarro, Thomas Lesner, Michael Overfeld Schlosser Nicolai Schnell Auszubildender 07.04.11 10:49 DIE MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER Dekorationswerkstatt Kostümabteilung Maske Peter Riemann Leiter Harald Heid Vorarbeiter Rainer Petereit, Joachim Rüth, Christina Jeske Dekorateure Julia Breitbach Auszubildende Ursula Peters Kostümdirektorin TUP gesamt Inga Koop Leiterin Kostümabteilung Schauspiel Karin Schöneborn Damengewandmeisterin Eduard Batzik Herrengewandmeister Doerte Franzen, Claudia Schiek Damenschneiderinnen Silke Berns, N.N. Herrenschneiderinnen Anke Kortmann Garderobenmeisterin / Fundusverwalterin Manuela Domnik, Katrin Peter, Max Peter Piatkowski, N.N. Schneider / Ankleider Bahri Saridas Schuhmacher Karola Baumgart Chefmaskenbildnerin Schauspiel Ulrike Köster, Katharina Kroll, Angelika Lindner, Nicole LippikNetz, Julia Scheler, Elke Stabenow, Janina Stark, Claudia Wiencek Maskenbildnerinnen Anna Schneider Auszubildende Requisite Georg Cichosz Leiter der Requisite TUP gesamt Dirk Lücker Leiter der Requisite Schauspiel / Pyrotechniker Patrick Alda, Thomas Eyle, Franz Fahl, Norbert Fairley, Ralf Kuisle, Julia Lehmann-Müller, Stefanie Vortkamp Requisiteure / Pyrotechniker Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 97 Betriebs- und Haustechnik 97 Sandra Behrens, Hannelore Birkenbeul, Edovina Due, Simone Kolberg, Ruska Rother, Bettina Wolf Reinigungskräfte Fahrdienst Peter Böhrig Vorarbeiter Dietmar Dittel, Ralf Lohmeyer Fahrer und Transportarbeiter Dirk Kunz, Gaetano RussoHoffmann, Bernd Wensing Transportarbeiter Leonhard Johae Leiter der Betriebs- und Haustechnik Bernd Sommer Vorarbeiter Guido Dudzik, Detlef Kirchner, Dirk Wilhelm Maschinisten / Haustechniker Frank Seltmann Hausmeister Nora Frömberg, Werner Meis, Frank Versen Pförtner 07.04.11 10:49 Verwaltung (TUP gesamt) Ulrich Werner Leiter der allgemeinen Verwaltung und Prokurist Renate Jefferies Sekretärin Holger Kaminski Bühnenverwaltung Anke Panic, Gorica Stankovic Registratur Personalabteilung Karsten Stermann Leiter der Personalabteilung und Prokurist Karin Bitting Sekretärin Michaela Hellwig, Aldo Pieli, Elke Piontkowski, Marc Weser Personalverwaltung Finanz- / Rechnungswesen Karin Müller Leiterin und Prokuristin Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 98 Roger Schütz stellv. Leiter Melanie Böttger, Heike Taubert, Marion Young Sachbearbeiter EDV Christoph Herchenröder Leiter Dirk Baumgart, Ralf Stuckmann Zlatko Panic Datenschutzbeauftragter Archiv Gerard S. Kohl, Werner Sommer Vertrieb Werner Sehr Leiter Sabine Thimm stellv. Leiterin Yvonne Blankenburg, Edith Blockhaus, Iris Fiedler, Jutta Jeromin, Nicole Momma, Manuela Müller, Helga Pfaffenberger, Petra Rinek, Angelika Vollmer, Daniela Witte-Rothscheroth TicketCenter Daniela Gohr, Jakob Laraki, Taha Laraki, Mitja Müller, Jan Schlenker Abendkasse Grillo-Theater und Casa Betriebsrat Florian Franzen, Patrick Fuchs, Ioanna Giogos, Saad Hamza, Edeltraud Kreddig, Adil Laraki, Annette Meier-Krüger, HeinzWilhelm Norden, Dragan Selakovic, Karl-Heinz Spies, Gorden Werker, Johanna Young, Mechthild Zavodnik Betriebsratsmitglieder Heike Kruschel Sekretärin Telefonzentrale Cornelia Köster Ehrenmitglieder der Theater und Philharmonie Essen Gerd Braese † Friedel Hanster † Gerard S. Kohl Josef Krepela † Ks. Karl-Heinz Lippe Ks. Richard Medenbach Wulf Mämpel Hans Nowak Prof. Martin Puttke Ks. Karoly Szilagyi Walter Velten Prof. Heinz Wallberg † Arbeitssicherheit Michael Mohr 07.04.11 10:49 99 Verlässlichkeit hat einen Namen GEBÄUDEREINIGUNG SICHERHEIT Servicegesellschaft Essen mbH Tenderweg 2 · 45141 Essen Telefon 0201/ 88 - 7 23 76 [email protected] Besuchen Sie uns auf unserer Internetseite www.rge-essen.de GASTRONOMIE/CATERING Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 99 07.04.11 10:49 Ich gebe zu, dass Gewalt, in welcher Form sie sich auch immer äußert, ein Scheitern ist. Aber es ist ein unvermeidbares Scheitern, weil wir in einer Welt der Gewalt leben; und wenn es wahr ist, dass der Rückgriff auf Gewalt gegen Gewalt sie zu verewigen droht, so ist auch wahr, dass sie das einzige Mittel ist, sie enden zu lassen. Jean-Paul Sartre Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 100 07.04.11 10:49 Vielleicht sollte man doch, um nicht zu resignieren, ein bisschen mehr Demokratie wagen. Vielleicht sollte man z.B. mal, nach französischem Vorbild, einen Vorstandsvorsitzenden mit seinen privaten Politikern zusammen als Geiseln nehmen und zu Einfühlungszwecken in ein kaputtes Klo sperren, so lange, bis ihnen die eigene Scheiße bis zum Hals steht. Aber halt! Das ist ja nicht Demokratie. Das ist ja Gewalt. Es ist zum Verzweifeln: Kaum wagt man ein bisschen Demokratie, schon ist es Gewalt. Josef Bierbichler Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 101 07.04.11 10:49 DIE G E S E LLS C H AF T DE R G E S E LLS C H AF T Die Einheit des Systems einer Protestbewegung ergibt sich aus ihrer Form, eben dem Protest. Mit der Form des Protestes wird sichtbar gemacht, daß die Teilnehmer zwar politischen Einfluß suchen, aber nicht auf normalen Wegen. Dies Nichtbenutzen der normalen Einflußkanäle soll zugleich zeigen, daß es sich um ein dringliches und sehr tiefgreifendes, allgemeines Anliegen handelt, das nicht auf die übliche Weise prozessiert werden kann. Die Protestkommunikation erfolgt zwar in der Gesellschaft, sonst wäre sie keine Kommunikation, aber so, als ob es von außen wäre. Sie hält sich selbst für die (gute) Gesellschaft, was aber nicht dazu führt, daß sie gegen sich selber protestieren würde. Sie äußert sich aus Verantwortung für die Gesellschaft, aber gegen sie. Das gilt gewiß nicht für alle konkreten Ziele dieser Bewegungen; aber durch die Form des Protestes und die Bereitschaft, stärkere Mittel einzusetzen, wenn der Protest nicht gehört wird, unterscheiden diese Bewegungen sich von Bemühungen um Reformen. Ihre Energie und auch die Fähigkeit, Themen zu wechseln, sofern sie nur als Protest kommuniziert werden können, erklären sich, wenn man dem Rechnung trägt, daß hier ein Oszillieren zwischen Innen und Außen eine Form gefunden hat. Außerdem kommt auf diese Weise eine spezifische Form gesellschaftlicher Differenzierung zum Ausdruck, nämlich die Differenzierung von Zentrum und Peripherie. Die Peripherie protestiert – aber nicht gegen sich selbst. Das Zentrum soll sie hören und dem Protest Rechnung tragen. Da es aber in der modernen Gesellschaft kein gesamtgesellschaftliches Zentrum mehr gibt, findet man Protestbewegungen nur in Funktionssystemen, die Zentren ausbilden; vor allem im politischen System. Gäbe es diese Zentrum/Peripherie-Differenz nicht, verlöre auch der Protest als Form seinen Sinn, denn es gäbe dann keine soziale (sondern nur noch eine sachliche oder zeitliche) Grenze zwischen Desiderat und Erfüllung. Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 102 Mit der Form des Protestes fällt eine deutliche Entscheidung gegen ein kognitives und für ein reaktives Vorgehen. Man verwendet anerkannte, resonanzfähige „scripts“ (etwa: Erhaltung des Friedens), spitzt sie aber auf bestimmte Problemlösungen zu (hier: gegen Rüstung), die nicht mehr ohne weiteres konsensfähig sind. Man begnügt sich mit einer stark schematisierten Darstellung des Problems, oft verbunden mit einer Aufmachung als „Skandal“, und stellt die eigene Initiative als Reaktion auf unerträgliche Zustände dar. Und auch von den Adressaten wird Reaktion verlangt – und nicht weiteres Bemühen um Erkenntnis. Denn während Bemühungen um mehr Information und gut abgesicherte Zukunftsplanung sich verzetteln und in eine Zukunft ohne Ende ausweichen würden, verspricht reaktives Vorgehen schnell erreichbare Wirkungen. (Daß dies keine Spezialität der Protestbewegungen ist, zeigt ein Blick auf die Planungen in der Wirtschaft, von der monetären Politik der Zentralbanken bis zu den Produktions- und Organisationsplanungen der Firmen. Auch hier scheint Zeitdruck einen Übergang von eher kognitiven zu eher reaktiven Strategien zu erzwingen.) In der Form des Protestes wird mitkommuniziert, daß es Interessierte und Betroffene gibt, von denen man Unterstützung erwarten kann. Wie oft gesagt, dienen Protestbewegungen daher auch der Mobilisierung von Ressourcen und der Fixierung neuer Bindungen. Erst wenn eine solche Mobilisierung auf Ziele hin zustandekommt, kann man von einem sich selbst reproduzierenden autopoietischen System sprechen. In erheblichem Umfange kommt es daher auch zu Protestaktionen (etwa der Organisation Greenpeace), die nicht zur Bildung sozialer Bewegungen führen, aber ein Protestklima reproduzieren. Die Form „Protest“ leistet für Protestbewegungen das, was Funktionssysteme durch ihren Code erreichen. Auch diese Form hat zwei Seiten: die Protestierenden auf der einen Seite und das, wogegen protestiert wird 07.04.11 10:49 DIE GESELLSCHAFT DER GESELLSCHAFT (einschließlich die, gegen die protestiert wird), auf der anderen. Und darin steckt schon das mit dieser Form nicht zu überwindende Problem: Die Protestbewegung ist nur ihre eigene Hälfte – und auf der anderen Seite befinden sich die, die anscheinend ungerührt oder allenfalls leicht irritiert das tun, was sie sowieso wollen. Der Protest negiert, schon strukturell, die Gesamtverantwortung. Er muß andere voraussetzen, die das, was verlangt wird, ausführen. Aber wieso wissen die anderen, daß sie sich auf der anderen Seite der Protestform befinden? Wie können sie dazu gebracht werden, diese Situationsdefinition zu akzeptieren, statt ihren eigenen Konstruktionen zu folgen? Offenbar nur durch drastische Mittel, durch alarmierende Kommunikation, auch durch den massenhaften Einsatz von Körpern, die sich selbst als Protest demonstrieren, vor allem aber durch ein heimliches Bündnis der Protestbewegungen mit den Massenmedien. Es fehlt, anders gesagt, die Reflexion-in-sich, die für die Codes der Funktionssysteme typisch ist; und das wird zusammenhängen mit dem unstillbaren Motivationsbedarf der Protestbewegungen, der weder auf der einen noch auf der anderen Seite ihrer Leitunterscheidung Protest ein re-entry der Unterscheidung ins Unterschiedene vertragen könnte. Es fehlt auch eine Berücksichtigung der Selbstbeschreibungen derjenigen, gegen die man protestiert. Man versucht nicht: zu verstehen. Ansichten auf der anderen Seite werden allenfalls als taktische Momente des eigenen Vorgehens in Rechnung gestellt. Und deshalb ist die Versuchung stark, auf fremden Pferden moralisch zu voltigieren. Man kann von Protestbewegungen also keine Reflexion zweiter Stufe, keine Reflexion der Reflexion der Funktionssysteme erwarten. Sie halten sich statt dessen an die Form des Protestes. (…) Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 103 103 Protest ist kein Selbstzweck – auch nicht für Protestbewegungen. Sie brauchen ein Thema, für das sie sich einsetzen. (…) Die Themen, die Anlaß zum Entstehen von Protestbewegungen geben, sind heterogen und bleiben auch dann heterogen, wenn man sie zu Großgruppen zusammenfaßt wie: Umwelt, Krieg, Lage der Frauen, regionale Eigenarten, dritte Welt, Überfremdung. Die Themen entsprechen der Form des Protestes wie Programme einem Code. Sie verdeutlichen, weshalb man sich als Protestierender auf der einen Seite der Form findet. Sie dienen der Selbstplacierung in der Form. Es muß sich deshalb um zwiespältige Themen handeln; um Themen, an denen mit hinreichender Drastik deutlich gemacht werden kann, was anders sein sollte und warum. Außerdem muß es sich um individuell aneignungsfähiges Wissen handeln, und damit ist analytische Tiefenschärfe ausgeschlossen. Von Protestbewegungen ist nicht zu erwarten, daß sie begreifen, weshalb etwas so ist, wie es ist; und auch nicht, daß sie sich klarmachen können, was die Folgen sein werden, wenn die Gesellschaft dem Protest nachgibt. (…) Protestbewegungen leben von der Spannung von Thema und Protest – und gehen an ihr zu Grunde. Erfolg und Erfolglosigkeit sind gleichermaßen fatal. Die erfolgreiche Umsetzung des Themas erfolgt außerhalb der Bewegung und kann ihr bestenfalls als „historisches Verdienst“ zugerechnet werden. Erfolglosigkeit entmutigt die Teilnehmer. Vielleicht ist dieses Dilemma ein Grund dafür, daß neue soziale Bewegungen untereinander Kontakte suchen und miteinander sympathisieren, sofern nur die Mindestbedingung einer Alternativvorstellung, eines Protestes und der Nichtidentität mit den „herrschenden Kreisen“ gegeben ist. Aber auf diese Weise wird allenfalls erreicht, daß sich eine Kultur des Protestierens bildet mit der Möglichkeit, immer neue Themen aufzugreifen. Niklas Luhmann (Die Gesellschaft der Gesellschaft, Frankfurt am Main 1997) 07.04.11 10:50 KA R TE N V E R K AUF GUTER SERVICE IST FÜR UNS EHRENSACHE … … UND DESHALB BAUEN WIR FÜR SIE UM! Wir vergrößern und verschönern unseren zentralen Karten- und Abonnementsverkauf: Das AboBüro und das TicketCenter der Theater und Philharmonie Essen werden zum Ende der Spielzeit 2010/2011 zu einem neu gestalteten TicketCenter am II. Hagen 2 (am bisherigen Standort des AboBüros) vereint. Ob an der Kartentheke oder im Beratungsbereich – hier werden Ihnen in freundlicher Atmosphäre alle Anfragen rund um den Karten- und Abonnementerwerb beantwortet. Die Räumlichkeiten am I. Hagen 26 werden im Zuge der Zusammenlegung aufgegeben. Der Umbau beginnt Mitte April 2011. Wir freuen uns, Sie voraussichtlich ab Anfang Juli 2011 in unserem neuen eleganten und zweckmäßigen TicketCenter begrüßen zu dürfen! Service-Telefon: 02 01 81 22-200 Sie erreichen uns: Mo 10:00–16:00 Uhr / Di–Fr 10:00–19:00 Uhr / Sa 9:00–15:00 Uhr Kartenbestellung Sie können Ihre Karten persönlich, per Post, Telefon, Fax oder E-Mail bestellen. Bei telefonischer Vorbestellung können Sie per Kreditkarte (Visa/ Mastercard) bezahlen. Schriftliche Bestellungen bitten wir mit einem Blanko-Verrechnungsscheck und einem adressierten Freiumschlag zu versehen. Vorbestellte Karten reservieren wir Ihnen für maximal zehn Tage, danach wird die Reservierung gelöscht. Wir bitten um Verständnis, dass nur bezahlte Karten an der Abendkasse hinterlegt werden können. Theaterkarten gelten am jeweiligen Vorstellungstag für freie Hin- und Rückfahrt mit VRR-Verkehrsmitteln (2. Klasse) im VRR-Raum. Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 104 Kontakt Per Post: Per Fax: Per E-Mail: Internet: Info-Hotline: TicketCenter, II. Hagen 2, 45127 Essen 02 01 81 22-201 [email protected] www.schauspiel-essen.de 02 01 81 22-600 Vorverkaufsstellen und Öffnungszeiten TicketCenter (neu) II. Hagen 2, 45127 Essen Mo 10:00–16:00 Uhr Di-Fr 10:00–19:00 Uhr Sa 10:00–15:00 Uhr (von Mitte April bis voraussichtlich Ende Juni 2011 wegen Umbaus geschlossen) TicketCenter (alt) I. Hagen 26, 45127 Essen Mo 10:00–16:00 Uhr Di–Fr 10:00–19:00 Uhr Sa 10:00–15:00 Uhr (bleibt auch während der Umbauphase geöffnet und wird voraussichtlich Anfang Juli 2011 komplett geschlossen) Theaterferien Das neue TicketCenter am II. Hagen 2 bleibt auch während der Theaterferien vom 25.07.2011 bis 07.09.2011 von Montag bis Freitag in der Zeit von 10:00 bis 15:00 Uhr geöffnet. In dieser Zeit können Sie auch unseren telefonischen Service nutzen. 07.04.11 10:50 KARTENVERKAUF Aalto-Theater Opernplatz 10, 45128 Essen Di – Fr 13:00 – 18:30 Uhr* Sa 15:00 – 18:00 Uhr* Preise Einzelkarten Grillo-Theater Parkett * An den vorstellungsfreien Tagen jeweils eine Stunde länger geöffnet. Die Abendkasse öffnet 90 Minuten vor Aufführungsbeginn. Extra: Kurzparkzone für Kartenkäufer direkt am Haupteingang des Aalto-Theaters Philharmonie Essen Kasse am Stadtgarten-Eingang, Huyssenallee 53, 45128 Essen Mo – Fr 13:00 – 18:00 Uhr Sa 10:00 – 15:00 Uhr So 11:00 – 14:00 Uhr Die Abendkasse öffnet 90 Minuten vor Aufführungsbeginn. Abendkassen Grillo-Theater Theaterplatz 11, 45127 Essen Die Abendkasse öffnet 90 Minuten vor Aufführungsbeginn. Casa / Box Theaterplatz 7, 45127 Essen Die Abendkasse öffnet 60 Minuten vor Aufführungsbeginn. 105 Rang Reihe 01–04 Reihe 05–13 Reihe 14–19 Reihe 01–04 Repertoire € 26,00 € 24,00 € 17,00 € 11,00 Premiere € 34,00 € 28,00 € 20,00 € 11,00 Repertoire € 26,00 € 26,00 € 24,00 € 24,00 € 17,00 € 11,00 Premiere € 34,00 € 34,00 € 28,00 € 28,00 € 20,00 € 11,00 Grillo-Theater / Raumbühne Parkett Reihe 01–04 Bühnenraum Reihe 01–04 Parkett Reihe 05–08 Bühnenraum Reihe 05 Parkett Reihe 09–11 Rang Reihe 01–04 (Sitzplan siehe S. 109) Kinder- und Familienstück im Grillo-Theater Kinder-Festpreis Erwachsene Parkett Rang (bis 16 Jahre) € 8,00 € 8,00 Reihe 01–11 Reihe 12–20 Reihe 01–04 € 14,00 € 10,00 € 9,00 € 19,00 € 16,00 € 11,00 € 14,00 € 16,00 Vorverkaufsbeginn für „Die kleine Meerjungfrau“: 17.09.2011 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 105 Casa 07.04.11 10:50 Heldenbar, Box, Café Central Bitte entnehmen Sie die Preise dem Monatsspielplan. Kartenkauf im Internet Über die Info-Hotline 02 01 81 22-600 erfahren Sie täglich, ob ein LastMinute-Verkauf am Abend stattfindet. Falls ja, können Sie an der Abendkasse günstige Restkarten erwerben. Wenn Sie Ihren Theaterbesuch bequem von zuhause oder vom Büro aus planen möchten, dann nutzen Sie einfach unseren Online-Vorverkauf: Besuchen Sie uns unter www.schauspiel-essen.de und gehen Sie auf „Spielzeit“. Klicken Sie bei der von Ihnen gewählten Veranstaltung auf den Link „Tickets“: Es öffnet sich Ihr Bestellformular. Mit der Angabe Ihrer Kreditkartennummer kaufen Sie Ihre Tickets direkt – wir schicken sie Ihnen umgehend zu oder hinterlegen sie bei kurzfristigem Kauf an der jeweiligen Abendkasse. Und das Schönste: Sie zahlen keine zusätzlichen Vorverkaufsoder Ticketgebühren! Ermäßigungen Gutscheine 30 % Ermäßigung beim Kauf von Einzelkarten erhalten im Vorverkauf und an der Abendkasse: Schenken Sie Ihren Freunden oder Verwandten einen besonderen Abend! Geschenkgutscheine für kleinere und größere Anlässe in allen Preislagen (ab € 10,00) erhalten Sie das ganze Jahr hindurch. Unser Service-Team im TicketCenter berät Sie gern. Alle Preise inkl. Gebühr und Garderobe. Abweichende Preise bei Gastspielen und Sonderveranstaltungen. Last Minute p p p p Schüler, Studenten, Auszubildende, Wehr- und Zivildienstleistende bis zum vollendeten 27. Lebensjahr Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger Schwerbehinderte ab 70 % Erwerbsminderung sowie deren im Ausweis vermerkte Begleitung Seniorenpassinhaber der Stadt Essen Bitte bringen Sie Ihren entsprechenden Ausweis beim Ticketkauf mit und zeigen Sie ihn am Vorstellungstag mit der Eintrittskarte vor. Wichtiger Hinweis: Premieren, Fremd- und Sonderveranstaltungen sind von Ermäßigungen ausgenommen! Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 106 Schulklassen Schulklassen und -kurse erhalten für viele Veranstaltungen Sonderpreise. Weitere Infos und Sammelbestellungen bei: Nicole Momma II. Hagen 2, 45127 Essen T 02 01 81 22-188 E-Mail: [email protected] 07.04.11 10:50 ANFAHRT 107 A N FA H R T Wenn Sie mit dem Auto anreisen P U Kennedyplatz e Theaterplatz III. Hage I. Dellbrügge Rathenaustraße aße rgstr enbu ße stra Max Parkplätze Gildehofstraße n Hind U U 11 / U 17 / U 18 Casa / Box Hirschlandplatz Kettwigerstraße Grillo-Theater ee enall Lind P I. Hagen II. Hagen TicketCenter usenpark Am Waldtha Der Theaterplatz mit Grillo-Theater, Casa, Box und Heldenbar befindet sich mitten in der Essener Innenstadt. Ganz gleich, von welcher Himmelsrichtung aus Sie sich Essen nähern – ob über die A 40 / A 42 oder A 52 –, folgen Sie einfach der Beschilderung „Essen-Zentrum“. Und wenn Sie sich im Zentrum befinden, richten Sie sich nach der Beschilderung „Schauspielhaus“. Porscheplatz Vereinsstraß Am Handelshof a str lle Ho ße Willy-Brandt-Platz Das Parkhaus am Deutschlandhaus (Lindenallee gegenüber der Lindengalerie) können Sie ab 18:00 Uhr zum Theatertarif von € 3,00 nutzen. Weitere Parkmöglichkeiten bietet die gebührenpflichtige Tiefgarage unter dem Kennedyplatz (kein Theatertarif). Wenn Sie mit Bus und / oder Bahn (ÖPNV) anreisen e traß ches Ha U Essen Hbf Die Spielstätten des Schauspiels liegen in der Essener Innenstadt, nur wenige Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt. Mit den U-Bahnen U 11 / U 17 / U 18 fahren Sie bis zur Haltestelle Hirschlandplatz. Theaterkarten gelten am jeweiligen Vorstellungstag für freie Hin- und Rückfahrt mit VRR-Verkehrsmitteln (2. Klasse) im VRR-Raum. Hbf. raße Kruppst Adressen Grillo-Theater / Café Central / Heldenbar Theaterplatz 11 45127 Essen Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 107 Taxi-Service Casa / Box Theaterplatz 7 45127 Essen TicketCenter II. Hagen 2 45127 Essen Kommen Sie bequem nach Hause: Besucher des Grillo-Theaters können vor der jeweiligen Veranstaltung oder in der Pause ein Taxi vorbestellen – melden Sie sich dazu bitte einfach an der Garderobe. Der Taxi-Service wird in Zusammenarbeit mit der Taxizentrale Essen angeboten. 07.04.11 10:50 SI TZP LÄ N E GRILLO-THEATER CASA Bühne Parkett Bühne Block links Block rechts Block Mitte Grillo-Theater Parkett Rang Reihe 01–04 Reihe 05–13 Reihe 14–19 Reihe 01–04 Casa Rang Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 108 Block Mitte 01–06 Block links 01–04 Block rechts 01–04 07.04.11 10:50 SITZPLÄNE 109 GRILLO-THEATER / RAUMBÜHNE 4 3 2 1 11 10 9 Rang 8 7 6 5 4 3 2 1 Parkett 1 2 3 4 5 Bühnenraum Spielfläche Grillo-Theater / Raumbühne Parkett Bühnenraum Parkett Bühnenraum Parkett Rang Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 109 Reihe 01–04 Reihe 01–04 Reihe 05–08 Reihe 05 Reihe 09–11 Reihe 01–04 07.04.11 10:50 A B ON N E M E N TS 2 0 1 1 / 2 0 1 2 TicketCenter Das kleine Premieren-Abo Ulrike Maria Stuart The Black Rider Graf Öderland Richtig alt, so 45 (DE) Die Ästhetik des Widerstands (UA) II. Hagen 2, 45127 Essen T 02 01 81 22-200 F 02 01 81 22-201 E-Mail: [email protected] Preise Sie erreichen uns: Mo 10:00–16:00 Uhr Di-Fr 10:00–19:00 Uhr Sa 10:00–15:00 Uhr 21.10.2011 03.12.2011 03.02.2012 15.04.2012 24.05.2012 Kleines Premieren-Abo mit 5 Vorstellungen Parkett Reihe 01–04 € 125,00 Reihe 05–13 € 100,00 Reihe 14–20 € 72,00 Rang Reihe 01–04 € 35,00 Die Premieren-Abonnements Die Fest-Abonnements mit je 6 Vorstellungen Das große Premieren-Abo Coriolanus Ulrike Maria Stuart Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner The Black Rider Graf Öderland Kabale und Liebe Richtig alt, so 45 (DE) Die Ästhetik des Widerstands (UA) Preise 01.10.2011 21.10.2011 06.11.2011 03.12.2011 03.02.2012 24.03.2012 15.04.2012 24.05.2012 Großes Premieren-Abo mit 8 Vorstellungen Parkett Reihe 01–04 € 200,00 Reihe 05–13 € 160,00 Reihe 14–20 € 125,20 Rang Reihe 01–04 € 56,00 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 110 Das Mittwochs-Abo Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner Ulrike Maria Stuart Graf Öderland Richtig alt, so 45 (DE) Die Ästhetik des Widerstands (UA) Kabale und Liebe 09.11.2011 11.01.2012 08.02.2012 18.04.2012 30.05.2012 27.06.2012 Das Donnerstags-Abo Coriolanus Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner The Black Rider Graf Öderland Ulrike Maria Stuart Die Ästhetik des Widerstands (UA) 27.10.2011 12.01.2012 16.02.2012 26.04.2012 15.03.2012 14.06.2012 07.04.11 10:50 ABONNEMENTS 2011/2012 Das Freitags-Abo Ulrike Maria Stuart Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner The Black Rider Kabale und Liebe Graf Öderland Richtig alt, so 45 (DE) Das Casa-Premieren-Abo 28.10.2011 27.01.2012 16.03.2012 20.04.2011 11.05.2012 29.06.2012 Michael Kohlhaas Holger, Hanna und der ganze kranke Rest (DE) Heim.Spiel.Essen (UA) supernova (wie gold entsteht) Preise Das Samstags-Abo Ulrike Maria Stuart The Black Rider Graf Öderland Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner Kabale und Liebe Richtig alt, so 45 (DE) 26.11.2011 21.01.2012 03.03.2012 21.04.2012 26.05.2012 23.06.2012 Das Sonntagnachmittags-Abo – 16:00 Uhr Coriolanus Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner The Black Rider Graf Öderland Richtig alt, so 45 (DE) Kabale und Liebe 09.10.2011 20.11.2011 29.01.2012 18.03.2012 29.04.2012 03.06.2012 Preise 111 02.12.2011 20.01.2012 23.03.2012 02.06.2012 Das Casa-Premieren-Abo mit 4 Vorstellungen € 46,40 Das Fifty-Fifty-Grillo-Casa-Abo Satt Michael Kohlhaas Graf Öderland The Black Rider Kabale und Liebe supernova (wie gold entsteht) Preise 26.11.2011 27.01.2012 26.02.2012 28.04.2012 20.05.2012 06.06.2012 Fifty-Fifty-Grillo-Casa-Abo mit 6 Vorstellungen Kategorie 1 € 79,50 Kategorie 2 € 73,50 Fest-Abonnement mit 6 Vorstellungen Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag oder Sonntagnachmittag Parkett Reihe 01–04 € 102,00 Reihe 05–13 € 90,00 Reihe 14–20 € 66,00 Rang Reihe 01–04 € 42,00 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 111 07.04.11 10:50 Das Abo Alt & Neu Die ermäßigten Fest-Abonnements Coriolanus Ulrike Maria Stuart Das Bergwerk (DSE) Buddenbrooks Preise 07.10.2011 23.10.2011 12.11.2011 19.11.2011 Fest-Abonnement mit 4 Vorstellungen Parkett Reihe 01–04 € 68,00 Reihe 05–13 € 60,00 Reihe 14–20 € 44,00 Rang Reihe 01–04 € 28,00 Mit einem unserer Fest-Abonnements sind Schüler, Studierende, Auszubildende sowie Wehr- und Zivildienstleistende bis zum vollendeten 27. Lebensjahr* immer mittwochs, donnerstags, freitags, samstags oder auch am Sonntagnachmittag auf der sicheren und vor allem günstigen Seite. Und wer spart nicht gern 60 % gegenüber dem regulären Tagespreis? Preise Ermäßigtes Fest-Abonnement mit 6 Vorstellungen / Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag oder Sonntagnachmittag Parkett Reihe 01-04 € 69,00 Reihe 05-13 € 63,00 Reihe 14-20 € 45,00 Die Wahl-Abos mit 20 / 12 / 10 oder 6 Gutscheinen Das ermäßigte Jungwähler-Abo mit 8 Gutscheinen Sie möchten flexibel bleiben? Dann entscheiden Sie sich doch für ein Wahl-Abo! Mit Ihren Gutscheinen haben Sie viele Möglichkeiten: Gehen Sie alleine, zu zweit, laden Sie Freunde, Nachbarn oder Verwandte zu einem gemeinsamen Theaterabend ein. Je mehr Gutscheine Sie kaufen, desto preiswerter ist Ihr Theaterbesuch – je nach Platzgruppe bis zu 50 %! Preise 20 Gutscheine 12 Gutscheine 10 Gutscheine 6 Gutscheine € 220,00 € 144,00 € 130,00 € 96,00 Die Gutscheine des Wahl-Abonnements gelten für alle Platzgruppen und alle Bühnen des Schauspiel Essen und sind eine Spielzeit lang gültig. Die Gutscheine gelten nicht bei Premieren und Sonderveranstaltungen. Für nur € 6,00 ins Theater? Das geht! Mit den acht Gutscheinen des ermäßigten Wahl-Abos können Schüler, Studierende, Auszubildende sowie Wehr- und Zivildienstleistende bis zum vollendeten 27. Lebensjahr* acht Vorstellungen allein oder vier Theaterabende zu zweit erleben. Man kann natürlich auch sechs Mal seine Lieblingsinszenierung besuchen und sie dann noch einmal mit netter Begleitung ansehen. Fast alles ist möglich! Die Gutscheine gelten für alle Platzgruppen und alle Bühnen des Schauspiel Essen und sind eine Spielzeit lang gültig. Allerdings: Bei Premieren und Sonderveranstaltungen endet die große Gutschein-Freiheit. Sorry! Preis 8 Gutscheine € 48,00 * Wir bitten um Vorlage der entsprechenden Berechtigung an der Vorverkaufsstelle bzw. Abendkasse. Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 112 07.04.11 10:50 ABONNEMENTS 2011/2012 113 Alle Abo-Preise 2011/2012 auf einen Blick (Den Abobestellschein finden Sie auf Seite 127) Parkett Reihe 1–4 Parkett Reihe 5–13 Parkett Reihe 14–20 Rang Das große Premieren-Abo (8 Vorstellungen) € 200,00 € 160,00 € 125,20 € 56,00 Das kleine Premieren-Abo (5 Vorstellungen) € 125,00 € 100,00 € 72,00 € 35,00 Das Casa-Premieren-Abo (4 Vorstellungen) € 46,40 Die Fest-Abos (6 Vorstellungen) ermäßigt* € 102,00 € 69,00 € 90,00 € 63,00 € 66,00 € 45,00 € 42,00 Das Fifty-Fifty-Grillo-Casa-Abo (6 Vorstellungen) € 79,50 € 73,50 Das Abo Alt & Neu (4 Vorstellungen) ermäßigt* € 68,00 € 46,00 € 60,00 € 42,00 € 44,00 € 30,00 € 28,00 Das Wahl-Abo 20 Gutscheine € 220,00 12 Gutscheine € 144,00 10 Gutscheine € 130,00 6 Gutscheine € 96,00 Ermäßigtes Wahl-Abo * 8 Gutscheine für € 48,00 * Die Ermäßigung gilt für Schüler, Studierende, Auszubildende sowie Wehr- und Zivildienstleistende bis zum vollendeten 27. Lebensjahr. Wir bitten um Vorlage der entsprechenden Berechtigung an der Vorverkaufsstelle bzw. Abendkasse. Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 113 07.04.11 10:50 DIE A B ON N E M E NT BEDI N G UN G EN DER T UP I. Zustandekommen eines Abonnement-Vertrages / Änderungen Mit der Unterzeichnung der schriftlichen Bestellung und der Übersendung bzw. Übergabe des Abonnement-Ausweises kommt ein Abonnement-Vertrag zwischen der Theater und Philharmonie Essen GmbH und dem Besteller zustande. Die hier genannten Abonnementbedingungen sind Bestandteil des Vertrages. Die TUP behält sich das Recht vor, diese Abonnementbedingungen für die jeweilige Spielzeit zu ändern. Im Übrigen gelten die AGB der TUP. II. Laufzeit des Abonnement-Vertrages Der Abonnement-Vertrag beginnt in der Spielzeit, die in der schriftlichen Bestellung angegeben ist. Er läuft auf unbestimmte Dauer und gilt auch für die Spielzeiten, die der in der Bestellung genannten ersten Spielzeit folgen. III. Kündigung des Abonnement-Vertrages Der Abonnement-Vertrag endet zum Ablauf einer laufenden Spielzeit, wenn der Abonnent oder die TUP das Vertragsverhältnis bis spätestens zum 30. Juni der laufenden Spielzeit schriftlich kündigt. Eine Kündigung aus wichtigem Grund (insbesondere bei säumiger Zahlung des Abonnements) bleibt unberührt. IV. Abonnement-Preis Er ist für die jeweilige Spielzeit bis zum 15. September des Spielzeitjahres in einer Summe zu entrichten oder aber in zwei gleichen Raten spätestens zum 15. September des Spielzeitjahres und zum 2. Januar des Folgejahres. Zahlungen sind unter Angabe der Abonnenten-Nummer zu überweisen auf eines der folgenden Konten: Konto-Nr. 252 312, Sparkasse Essen (BLZ 360 501 05) Konto-Nr. 114 316, National Bank Essen (BLZ 360 200 30) Konto-Nr. 6630-433, Postgiroamt Essen (BLZ 360 100 43) Es sind auch Bareinzahlungen möglich. V. Terminverlegungen / Platzänderungen Die TUP wird alles unternehmen, die im Rahmen der Bestellung durch den Abonnenten getroffene Platzwahl während der gesamten Laufzeit des Vertrages einzuhalten. Sie hat allerdings das Recht – aus künstlerischen und/ oder organisatorischen Gründen –, kurzfristig Platzänderungen oder auch Änderungen der Spielstätte vorzunehmen, Abonnement-Vorstellungen auf einen anderen Termin zu verlegen oder das vorgesehene Programm zu ändern. Bei Ausfall einer Abonnement-Vorstellung durch Streik oder höhere Gewalt hat der Abonnent keinen Anspruch auf eine Ersatzleistung. Dies gilt ebenso bei Versäumnis einer Vorstellung. Die für die jeweilige Spielzeit gültigen Abonnement-Preise sind aus den jährlichen speziellen Publikationen und den von der TUP herausgegebenen Jahresheften ersichtlich. Der Preis für das Abonnement ist in jeder Spielzeit gesondert zu entrichten. Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 114 07.04.11 10:50 DIE ABONNEMENTBEDINGUNGEN DER TUP VI. Übertragbarkeit VIII. Wahl-Abonnements Das Abonnement ist grundsätzlich auf Dritte übertragbar, eine Übertragung entbindet den Vertragspartner jedoch nicht von seiner Zahlungsverpflichtung. Bei ermäßigten Abonnements muss die begünstigte Person ebenfalls einen Anspruch auf diese Ermäßigung nachweisen können. Eine Auszahlung, die sich aus einer Ermäßigungsberechtigung ergeben würde, ist ausgeschlossen. Alle Sparten der TUP bieten Wahl- oder Gutschein-Abos an, die nach Verfügbarkeit der Plätze eingelöst werden können. Es gelten die unter VI. genannten Regelungen zur Übertragbarkeit und die unter VII. genannten Regelungen zur Einlösung von Gutscheinen. Mit Ablauf der Spielzeit verlieren nicht eingelöste Wahlabo-Gutscheine ihre Gültigkeit. 115 IX. Verlust VII. Umtausch(-scheine) und Gültigkeit Können Sie aus zwingenden Gründen eine Abo-Vorstellung nicht besuchen, erhalten Sie gegen Vorlage Ihres Abo-Ausweises (bis spätestens zwei Werktage vor der Veranstaltung) einen Abo-Umtauschschein. Der 1. und 2. Umtausch ist kostenlos; ab dem 3. Tausch erheben wir eine Bearbeitungsgebühr (zurzeit € 2,00). Eine Barauszahlung ist ausgeschlossen. Bei der Einlösung des Umtauschscheins besteht kein Erstattungsanspruch, wenn nur Plätze einer niedrigeren Preiskategorie angeboten werden können. Für Plätze einer höheren Preisgruppe wird ein Aufschlag berechnet, der sich aus der Differenz der Platzgruppen ergibt. Der Verlust Ihres Abo-Ausweises ist dem TicketCenter sofort mitzuteilen (T 02 01 81 22-200). Gegen eine Bearbeitungsgebühr von zurzeit € 2,50 erhalten Sie einen Abo-Ersatzausweis. Verloren gegangene Abo-Umtauschscheine können nicht ersetzt werden. X. Datenspeicherung / Adressänderung Zu internen Zwecken werden sämtliche, das Abonnement betreffende Daten maschinell gespeichert. Adressänderungen etc. sind bitte schnellstmöglich dem TicketCenter mitzuteilen. XI. Gerichtsstand Der Abo-Umtauschschein ist nur innerhalb einer Spielzeit einlösbar und muss bis zum 31.07. der laufenden Spielzeit für eine der im Vorverkauf befindlichen Aufführungen eingelöst werden. Eine Garantie für die Einlösung von Umtauschscheinen bei bestimmten Werken oder Terminen wird nicht übernommen. Umtauschscheine sind nicht einlösbar für Premieren und Sonderveranstaltungen. Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 115 Gerichtsstand ist Essen. 07.04.11 10:50 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 116 07.04.11 10:50 THEATER UND PHILHARMONIE ESSEN 117 TH E ATE R U N D P H I L H AR M O N I E ESS EN Fünf künstlerische Sparten – das Aalto-Musiktheater, das Aalto Ballett Theater Essen, die Essener Philharmoniker, das Schauspiel Essen und die Philharmonie Essen – bilden unter dem Dach der Theater und Philharmonie Essen (kurz: TUP) einen der größten deutschen Theaterbetriebe. Die großen Spielstätten der TUP – das Aalto-Theater, die Philharmonie und das Grillo-Theater – gehören zu den architektonischen Ikonen der Region. Rund 400.000 Gäste besuchen pro Spielzeit die mehr als 1.000 Veranstaltungen der TUP. Die Arbeit der künstlerischen Sparten wird von Publikum und Kritikern gelobt, diverse Auszeichnungen würdigen die Spitzenleistungen. Vielfältige pädagogische Programme ergänzen die Theater- und Konzertabende. An die 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in fast 40 Theaterberufen machen in Essen Theater. Neben den festen künstlerischen Ensembles in Musiktheater, Ballett und Schauspiel sowie dem Orchester und dem Opernchor verfügt die TUP über eigene Werkstätten für den Bau von kompletten Kulissen und Dekorationen; Kostüme werden in der hauseigenen Schneiderei, Perücken in der Maskenbildnerei angefertigt. In den Theatergebäuden sorgen die technischen Mannschaften sowie die Fachleute für Beleuchtung und Ton für einen reibungslosen Vorstellungsablauf. Die Theater und Philharmonie Essen ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Stadt Essen. Seit dem Jahr 2008 wird sie von Geschäftsführer Berger Bergmann geleitet. Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 117 DAS GRILLO-THEATER Das Grillo-Theater gehört zu den ältesten Theatern des Ruhrgebiets. Es wurde von 1890 bis 1892 nach Plänen des Berliner Theater-Architekten Heinrich Seeling im neobarocken Stil erbaut und im September 1892 mit Lessings „Minna von Barnhelm“ eröffnet. Seinen Namen verdankt es seinem Stifter, dem Essener Großindustriellen Friedrich Grillo (1825–1888). Das Haus gab zunächst nicht nur dem Schauspiel, sondern auch den Sparten Oper und Ballett eine Heimat. Nach der Jahrhundertwende reichte der Platz nicht mehr aus – obwohl der Saal damals immerhin rund 800 Zuschauer fasste. Das Sprechtheater erhielt 1919 eine zusätzliche Spielstätte an der Hindenburgstraße. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Grillo-Theater zerstört, mit dem Wiederaufbau sollte das Haus laut Konzept der Architekten den „Charakter eines Volkstheaters“ erhalten. Die „klassifizierenden“ zwei Ränge wichen einem größeren Rang und die Proszeniumslogen fielen weg. Das Theater wurde zudem mit einer neuen sachlich-neoklassizistischen Front versehen. Der Wiederaufbau war durchaus umstritten, denn der in Essen seit Jahrzehnten existierende Wunsch nach einem neuen Opernhaus wurde immer lauter. Ende der 1950er Jahre stellte der finnische Architekt Alvar Aalto seine Pläne für einen repräsentativen Bau vor. Als das Aalto-Theater nach langen Verzögerungen schließlich 1988 eröffnet wurde, begann der Umbau des Grillo-Theaters zum reinen Schauspielhaus. Die Pläne entwarf der Essener Architekt Werner Ruhnau. Zwei Jahre später konnte das umgestaltete und renovierte Haus mit einer Inszenierung von Shakespeares „Sommernachtstraum“ wiedereröffnet werden. Der große Saal des Grillo-Theaters mit seinen 427 Plätzen ist die Hauptspielstätte des Schauspiel Essen. Vorstellungen finden zudem in der Casa, der Box und der Heldenbar statt. Die Intendanz des Hauses liegt seit der Spielzeit 2010/2011 in den Händen von Christian Tombeil. 07.04.11 10:50 DAS AALTO-THEATER Als „vielleicht schönster deutscher Theaterbau nach 1945“ (FAZ) gerühmt, gilt das von der finnischen Architekten-Legende Alvar Aalto entworfene Aalto-Theater mit seinen 1125 Plätzen als eine architektonische Sehenswürdigkeit von internationalem Rang. Das Haus vereint vollkommene Ästhetik mit höchstem Nutzwert: Die makellose Akustik, die riesige Bühne, zeitgemäße Technik und beste Sichtverhältnisse von fast allen Plätzen machen den Besuch einer Vorstellung zum Erlebnis besonderer Art. Das Aalto-Theater erinnert mit seinen organisch fließenden Grundformen und seiner hellen Granitverkleidung an nordische Landschaften. Die geschwungenen Sitzreihen vor der Bühne und die ansteigende, zudem asymmetrische Form des Auditoriums lehnte der Architekt an das griechische Theater in Delphi an. Eine Besonderheit ist der fehlende Bühnenturm: Das Bühnenhaus ist in die Dachfläche und damit in die plastische Gesamtform des Baukörpers integriert. Bereits 1959 gewann Aalto den Architektenwettbewerb für den Neubau. Bis zur Realisierung seiner Pläne sollten indes 30 Jahre vergehen, in denen sich Diskussionen über den geplanten Bau, Zweifel an der Realisierbarkeit und neue Anläufe zur Verwirklichung abwechselten. Die Grundsteinlegung im Jahr 1984 und die Eröffnung 1988 erlebte Alvar Aalto nicht mehr, er starb 1976. Die Verzögerungen hatten immerhin ein Gutes: Als Architektur längst der klassischen Moderne zuzurechnen, ist das Aalto-Theater von der Gebäude- und Bühnentechnik her ein Haus, das ganz auf der Höhe der heutigen Zeit steht. Das Aalto-Theater ist repräsentative Heimat des Aalto-Musiktheaters, des Aalto Ballett Theaters Essen und der Essener Philharmoniker. Seit 1997 hat Stefan Soltesz als Intendant des Aalto-Theaters und Generalmusikdirektor der Stadt Essen die künstlerische Leitung inne. Das Aalto Ballett Theater Essen wird seit 2008 von Ballettdirektor Ben Van Cauwenbergh geführt. Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 118 07.04.11 10:50 DIE PHILHARMONIE ESSEN Mit der Philharmonie Essen ist im Gebäude des historischen Saalbaus eines der schönsten Konzerthäuser Deutschlands entstanden – mit einer bewegenden Geschichte: Richard Strauss leitete 1904 das Eröffnungskonzert des Saalbaus, zwei Jahre später dirigierte Gustav Mahler hier die Uraufführung seiner sechsten Sinfonie. 1943 zerstörten Bomben das Gebäude, nach dem Zweiten Weltkrieg gelang rasch der Wiederaufbau. Nach längeren politischen Diskussionen und einer aufwändigen, zwei Jahre umfassenden Renovierung wurde das Haus im Juni 2004 als Philharmonie Essen feierlich wiedereröffnet. Das Kölner Architekturbüro Busmann + Haberer verband dabei die historische Bausubstanz mit modernen Nutzungsanforderungen. Der vollständig erneuerte Alfried Krupp Saal mit seinen warmen, einladenden Holztönen, dem tiefblauen Himmel, der roten Bestuhlung, der imposanten Kuhn-Orgel und nicht zuletzt mit seiner hervorragenden Akustik bildet das Herzstück des Hauses. Er hat Platz für 1906 Besucher und ist vielseitig einsetzbar. Die aus mehreren Podien bestehende Bühne lässt sich an unterschiedliche Ensemblegrößen anpassen – vom großen Orchester mit Chor bis zum Solo-Interpreten. Für besondere Veranstaltungen, etwa den Philharmonischen Ball, kann der komplette Parkettbereich der Höhe des Foyers angepasst werden. Der gläserne Kubus des RWE Pavillons mit seinen 350 Plätzen und dem freien Blick in den Stadtgarten bietet eine Bühne für Jazz- und Kinderkonzerte, aber auch für Empfänge und Feiern. Ein attraktives Programm mit herausragenden Künstlern und Ensembles trägt zum guten Ruf der Philharmonie Essen bei; die Essener Philharmoniker geben hier ihre beliebten Sinfoniekonzerte. Das Haus dient darüber hinaus als vielfältig nutzbare Veranstaltungsstätte. Die multifunktional angelegten Räume eignen sich für Tagungen, Kongresse, Messen, Bälle und Feste. Die Philharmonie Essen wird seit 2008 von Intendant Dr. Johannes Bultmann geleitet. Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 119 07.04.11 10:50 SI E WO L L EN KULT UR F Ö R DERN? Brillante Solisten und exzellente Ensembles, vielversprechender Nachwuchs und kindgerechte Bühnenabenteuer, Spitzenleistungen und Nischenprogramme, Räuber und Rosenkavaliere. Kultur verbindet Innovation mit Tradition, sinnliches Erleben mit intellektuellem Genuss, Niveau mit Unterhaltung, Unbekanntes mit Bewährtem, Spaß mit Stacheln. Kultur ist spannend, lebendig, bewegend, berührend, leidenschaftlich und manchmal zum Heulen. Kultur braucht mutige Programme, langfristige Planung, finanzielle Sicherheit, eine gesunde Mischung aus öffentlicher und privater Kulturförderung. Kultur braucht Ihre Unterstützung! Ob Unternehmen, Stiftung oder Privatperson, ob Spende oder Sponsoring – Ihr Engagement richtet sich nach Ihren Wünschen. Infos und Kontakt unter [email protected], T 02 01 81 22-115 Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 120 07.04.11 10:50 FREUNDE & FÖRDERER 121 FR E U N D E & F Ö R DER ER FREUNDESKREIS THEATER UND PHILHARMONIE ESSEN ESSENER THEATERRING Eine der bedeutendsten Bürgerbewegungen in Sachen Kultur und zugleich die älteste Kulturinitiative der Stadt Essen ist der Freundeskreis Theater und Philharmonie Essen e.V. Er geht zurück auf einen Zusammenschluss von Mäzenen vor über 150 Jahren. In den alten Urkunden des Jahres 1852 finden sich so bekannte Namen wie Krupp und von Waldthausen. Ob Oper, Schauspiel, Ballett oder Philharmonie – die mehr als 1.100 Mitglieder unterstützen zahlreiche Produktionen mit großzügigen Spenden. In den über 25 Jahren seines Bestehens konnte der Freundeskreis der Theater und Philharmonie Essen insgesamt € 10 Mio. zur Verfügung stellen und hat so immer wieder künstlerische Spitzenleistungen quer durch alle Sparten ermöglicht. Das Engagement beschränkt sich allerdings nicht auf hervorragende Konzert- und Theaterabende, es hilft auch, Orte der Kunst zu schaffen und langfristig zu erhalten. Ein Einsatz mit Tradition: Die Errichtung des GrilloTheaters im 19. Jahrhundert, die Eröffnung des Aalto-Theaters im 20. Jahrhundert oder der Umbau des Saalbaus zur Philharmonie Essen im 21. Jahrhundert – all das wäre ohne die Unterstützung von Spendern und Stiftern nicht möglich gewesen. Freundeskreis Theater und Philharmonie e.V. c/o Stadtwerke Essen AG Rüttenscheider Straße 27/37 | 45128 Essen T 02 01 800 10 04 (vormittags) | F 02 01 800 10 09 [email protected] www.freundeskreis-tup.de Der Essener Theaterring ist die größte Besucherorganisation der Ruhrmetropole. Tausende Mitglieder wissen die Vorteile zu schätzen, zum Beispiel erheblich ermäßigte Eintrittspreise, regelmäßiger Theaterbesuch und gerechte Platzverteilung. Sind Sie Opernfreund, Schauspielfan oder Konzertliebhaber? Unsere Angebotspakete bieten Ihnen alle Möglichkeiten. Außerdem veranstalten wir Gesprächsabende, Sonderveranstaltungen und nicht zuletzt die beliebten Kulturreisen. Essener Theaterring | Haus der Kultur | II. Hagen 2 | 45127 Essen T 02 01 22 33 08 | F 02 01 23 09 81 [email protected] www.essener-theaterring.de Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 121 essener theaterring Partner der ãTheater & Philharmonie EssenÓ THEATERGEMEINDE ESSEN FÜR DIE METROPOLE RUHR Seit mehr als 25 Jahren bietet die größte Theatergemeinde für die Metropole Ruhr bestmöglichen Service für ihre Kunden. Die Vielfalt des Angebotes spiegelt sich in mehr als 40 unterschiedlichen Abos wider: von spielstätten- und spartenübergreifend bis hin zu spezialisiert. Das alles erhalten Sie zu äußerst günstigen Preisen, und die Karten kommen direkt zu Ihnen nach Hause. Unser Internetauftritt informiert Sie über das breite Angebot. Mitglieder können gewünschte Vorstellungen direkt online buchen. Theatergemeinde Essen e.V. | Alfredistraße 32 | 45127 Essen T 02 01 22 22 29 | F 02 01 24 37 611 [email protected] www.theatergemeinde-metropole-ruhr.de 07.04.11 10:50 Wegen Witteru deutsch in der Mu Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 122 07.04.11 10:50 n unguenstiger ung fand die e Revolution usik statt. Kurt Tucholsky Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 123 07.04.11 10:50 A R TIK E L 20 G R U N DG ES ETZ (1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat. (2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt. (3) Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden. (4) Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist. Das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland (Bundeszentrale für politische Bildung, Juli 2009) W I D E R STA N DS R E C H T im engeren Sinn ein Abwehrrecht des Bürgers gegenüber einer rechtswidrig ausgeübten Staatsgewalt mit dem Ziel der Wiederherstellung des (alten) Rechts. Im engeren Sinn richtet sich das Widerstandsrecht auch gegen Einzelne oder Gruppen, wenn diese die Verfassung gefährden; es dient dann der Unterstützung der Staatsgewalt, etwa wenn diese zu schwach ist, die verfassungsmäßige Ordnung aufrechtzuerhalten („Verfassungshilfe“). Kriterien für legitimen Widerstand: 1) Es muss sich um einen Akt sozialer Notwehr gegenüber einer verbrecherischen Obrigkeit, der das Unrecht „auf der Stirn geschrieben“ steht, handeln. Das ist insbesondere dann anzunehmen, wenn die Staatsmacht Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 124 fundamentale Grund- und Menschenrechte ungeschützt lässt oder selbst verletzt. Demnach gilt auch, dass ein Gesetz, das in grober Weise gegen die Gerechtigkeit verstößt, (ungültiges) gesetzliches „Unrecht“ ist; ein Gesetz, das Gerechtigkeit gar nicht bezweckt, ist „Nichtrecht“ (so der Rechtsphilosoph und Staatsrechtler Gustav Radbruch). Demgemäß hält auch das Bundesverfassungsgericht ein Widerstandsrecht gegen ein evidentes Unrechtsregime für gegeben, wenn normale Rechtsbehelfe nicht wirksam sind. 2) Widerstand kommt nur subsidiär in Betracht, d. h., wenn alle legalen und friedlichen Mittel erschöpft sind. 3) Der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit muss gewahrt sein. Die angewandten Mittel müssen in angemessener Relation zu dem angestrebten Zweck stehen. 4) Es muss begründete Aussicht auf ein Gelingen des Widerstands bestehen, wobei zu berücksichtigen ist, dass auch faktisch gescheiterter Widerstand einen sehr hohen moralischen Wert und insofern „Erfolg“ haben kann. 5) Der Widerstand Leistende muss die nötige Einsicht besitzen, um die Lage richtig beurteilen zu können. 6) Widerstand darf nur um des Rechts willen geleistet werden, nicht zur Befriedigung persönlicher Interessen. 7) Eine Pflicht zum Widerstand kann es von Rechts wegen nicht geben; dadurch würde der Einzelne überfordert. In das GG ist das Widerstandsrecht 1968 im Rahmen der Notstandsverfassung aufgenommen worden, und zwar aus Furcht vor einem Missbrauch der Notstandsbefugnisse durch die Staatsgewalt. Duden Recht A-Z, Mannheim 2007 07.04.11 10:50 Ihre Treffpunkte 2011/2012 – 07.–10.03. Sanitär Heizung Klima 12.–20.03. – Equitana 31.03.–03.04. 22.–25.03. 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Azubi- & Studientage Die Messe für Ausbildung und Studium Internationale Messe Reise & Touristik · Camping & Caravaning 25.–27.02. Mode · Heim · Handwerk Die große Verbrauchermesse für die ganze Familie Fashion · Shoes · Accessories · Fabrics 23.–27.02. Spiel Internationale Spieltage mit Comic Action Kongress und Fachausstellung 20.–22.02. Euro Teddy Internationale Teddybären- und Steifftiermesse Die Frühlingsmesse für die ganze Familie 15.–16.02. Start Die Messe für Existenzgründung, Franchising und junge Unternehmen Internationale Fachmesse und Kongress 09.–13.02. Security Weltmarkt für Sicherheit und Brandschutz Fachmesse zu Gefahrgut, Gefahrstoffen und Ladungssicherung 08.–10.02. EXPAT Die Auswandermesse Die Fachmesse für Konzepte, Technik, Produkte und Services 02.–03.02. Modatex Fashion Fair* Internationale Fachmesse für Braut- und Abendmode Die Messe mit Beratung und Verkauf 25.–28.01. STB Marketplace Trendmesse der deutschen Veranstaltungsbranche 26.11.–04.12. 01.–09.12. Essen Motor Show For drivers and dreams www.messe-essen.de I Messe-Info 01805. 22 15 14 (0,14 )/Minute, Mobilfunkpreise max. 0,42 )/Minute) 07.04.11 10:50 SO E R R E IC H E N SI E UN S Grillo-Theater Theaterplatz 11 45127 Essen Die Abendkasse im Grillo-Theater öffnet 90 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Casa / Box Theaterplatz 7 45127 Essen Die Abendkasse im Grillo-Theater öffnet 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn. TicketCenter (neu) II. Hagen 2, 45127 Essen Mo 10:00–16:00 Uhr Di-Fr 10:00–19:00 Uhr Sa 10:00–15:00 Uhr (von Mitte April bis voraussichtlich Ende Juni 2011 wegen Umbaus geschlossen) TicketCenter (alt) I. Hagen 26, 45127 Essen Mo 10:00–16:00 Uhr Di–Fr 10:00–19:00 Uhr Sa 10:00–15:00 Uhr (bleibt auch während der Umbauphase geöffnet und wird voraussichtlich Anfang Juli 2011 komplett geschlossen) Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 126 Service-Telefon 02 01 81 22-200 Mo 10:00–16:00 Uhr Di–Fr 10:00–19:00 Uhr Sa 9:00–15:00 Uhr Dramaturgie Susanne Wagner, Dramaturgiebüro T 0201 81 22-305 F 0201 81 22-325 [email protected] Geschäftsführung (TUP) Berger Bergmann, Geschäftsführer T 02 01 81 22-111 F 02 01 81 22-112 [email protected] Fax 02 01 81 22-201 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Martin Siebold, Leitung T 02 01 81 22-330 F 02 01 81 22-331 [email protected] Unternehmenskommunikation (TUP) Christof Wolf, Leitung T 02 01 81 22-115 F 02 01 81 22-118 [email protected] Theaterpädagogik Katharina Feuerhake T 02 01 81 22-332 F 02 01 81 22-331 [email protected] Frank Röpke T 02 01 81 22-334 F 02 01 81 22-331 [email protected] Marketing / Gestaltung (TUP) Feride Yaldizli, Leitung T 02 01 81 22-114 F 02 01 81 22-118 [email protected] E-Mail [email protected] Info-Hotline 02 01 81 22-600 Hier erfahren Sie täglich auch, ob ein Last-Minute-Verkauf am Abend stattfindet. Falls ja, können Sie an der Abendkasse günstige Restkarten erwerben. Telefonzentrale der Theater und Philharmonie Essen 02 01 81 22-0 Postanschrift des Schauspiel Essen II. Hagen 2 45127 Essen Intendanz Monika Mimietz, Persönliche Referentin des Intendanten T 02 01 81 22-307 F 02 01 81 22-325 [email protected] Homepage www.schauspiel-essen.de facebook www.facebook.com/schauspielessen Newsletter Unter der Internetadresse www.schauspiel-essen.de/newsletter können Sie einfach und bequem unseren Newsletter abonnieren. Wir informieren Sie gerne über unsere Premieren und Vorstellungen, besondere Angebote sowie Gastspiele und Sonderveranstaltungen. YouTube www.youtube.de/schauspielessen 07.04.11 10:50 DER ABO-BESTELLSCHEIN Quellenangaben: Bierbichler, Josef. In: Theater heute, März 2010. Brecht, Bertolt: Die Maßnahme. Frankfurt am Main 1998. 127 Diesen Bestellschein bitte im TicketCenter abgeben oder frankiert auf dem Postweg zusenden. Bei Rückfragen: T 02 01 81 22-200 ✁ ABSENDER Hessel, Stéphane: Empört euch! Berlin 2011. Kahle-Steinweh, Ulrike: Von der Lust, auf Topfdeckel zu schlagen. In: Theater heute, November 2010. Name: Richard David Precht: Die Kunst kein Egoist zu sein. München 2010. Vorname: Sartre, Jean-Paul: Situation des Schriftstellers im Jahre 1947. In: König, Traugott (Hg.): Was ist Literatur? Reinbek 1981. Straße: Schwartz, Barry: Anleitung zur Unzufriedenheit. Warum weniger glücklicher macht. Berlin 2004. Schwenke, Philipp: Sauerland. In: Neon, März 2011. Bitte frankieren Theater und Philharmonie Essen GmbH PLZ/Ort: TicketCenter II. Hagen 2 Telefon: 45127 Essen E-Mail: Ich möchte ab sofort den Newsletter des SCHAUSPIEL ESSEN per E-Mail erhalten. KULTURPARTNER Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 127 07.04.11 10:50 Impressum Herausgeber Theater und Philharmonie Essen GmbH Opernplatz 10 45128 Essen T 02 01 81 22-0 F 02 01 81 22-503 www.theater-essen.de Diesen Bestellschein bitte im TicketCenter abgeben oder frankiert auf dem Postweg zusenden. Bei Rückfragen: T 02 01 81 22-200 ✁ Geschäftsführer Berger Bergmann ABON N EMEN T-BESTELLSCHEIN SCHAUSPIEL ESSEN Ab der Spielzeit 2011/2012 bestelle ich _______ Abonnement(s) im Intendant Christian Tombeil GROSSEN PREMIEREN-ABO (8 Vorstellungen) Parkett Reihe 1–4 € 200,00 Parkett Reihe 5–13 € 160,00 Parkett Reihe 14–20 € 125,20 Rang € 56,00 KLEINEN PREMIEREN-ABO (5 Vorstellungen) Parkett Reihe 1–4 € 125,00 Parkett Reihe 5–13 € 100,00 Parkett Reihe 14–20 € 72,00 Rang € 35,00 Rang € 42,00 FEST-ABO (6 Vorstellungen) MI ermäßigt* DO FR SO, 16:00 Uhr Parkett Reihe 1–4 € 102,00 Parkett Reihe 5–13 € 90,00 Parkett Reihe 14–20 € 66,00 € 69,00 € 63,00 € 45,00 Parkett Reihe 1–4 € 79,50 Parkett Reihe 5–13 € 73,50 Parkett Reihe 5–13 € 60,00 € 42,00 Parkett Reihe 14–20 € 44,00 € 30,00 FIFTY-FIFTY-GRILLO-CASA-ABO (6 Vorstellungen) ABO ALT & NEU (4 Vorstellungen) ermäßigt* SA Parkett Reihe 1–4 € 68,00 € 46,00 CASA-PREMIEREN-ABO (4 Vorstellungen) Rang € 28,00 € 46,40 Die in diesem Spielzeitheft auf S. 114/115 abgedruckten Abonnementbedingungen habe ich zur Kenntnis genommen und akzeptiere sie. Ich bestelle hiermit rechtsverbindlich obige(s) Abonnement(s). * Ich bin ermäßigungsberechtigt. Eine Kopie meines entsprechenden Ausweises liegt diesem Bestellschein bei. Datum: ______________________________ Unterschrift: __________________________________________________________________ Redaktion und Texte Carola Hannusch, Judith Heese, Marc-Oliver Krampe, Vera Ring, Martin Siebold; Christof Wolf (Seite 117–119); Leonie Burgmer, Laura Kiehne, Karolin Killig, Frank Röpke (Seite 60–64) Fotonachweis Ensemble: Sabrina Weniger Ensemble/Johann David Talinski: Darek Gontarski Szenenfotos: Birgit Hupfeld, Diana Küster, Christoph Sebastian, Matthias Stutte Aalto-Theater: Thomas Schwoerer Alfried Krupp Saal: Frank Vinken Grillo-Theater: Peter Wieler (Essen Marketing GmbH) Foto Christian Tombeil: Ralph Lueger Fotos Theaterpädagogik: Leonie Burgmer Illustrationen xhoch4 | design plus kultur, München Satz: Jan Frerichs Anzeigen Feride Yaldizli (TUP Marketing) Druck Druckerei: Margreff GmbH Redaktionsschluss 4. April 2011 Änderungen vorbehalten Grillo-Jahressheft11-12_ 68.indd 128 07.04.11 10:50