Joseph II. als Vertreter des Aufgeklärten Absolutismus

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Joseph II. als Vertreter
des Aufgeklärten
Absolutismus: Ein
Philosoph auf dem
Kaiserthron ?
Joseph verinnerlichte die Ideale der Aufklärung und
präsentierte sich als Philanthrop, agierte zuweilen aber
auch als brutaler Machtpolitiker.
Vernunft und Nützlichkeitsdenken waren die Waffen in seinem
Kampf gegen sinnentleerte Traditionen, die die neue
Gesellschaftsordnung der Aufklärung in ihrer Entfaltung
behinderten. Josephs fundamentale Kritik an den bestehenden
Verhältnissen machte auch vor dem Amt des Herrschers nicht
halt. Öffentlichkeitswirksam beschränkte er die Ausgaben für
die fürstliche Repräsentation drastisch, verabscheute Prunk
und Zeremonien und bevorzugte einen spartanischen
Lebensstil. So wurde Schönbrunn, das Lebenswerk seiner
Mutter, als Residenz stillgelegt, während er Laxenburg und das
Josephsstöckl im Augarten als Sommersitz bevorzugte, wo er
in großer Zurückhaltung residierte. Das Ideal vom Monarchen
als Erster Diener des Staates wurde sein Leitbild.
Die Maske des aufgeklärten Philosophen und Philanthropen
konnte aber auch fallen: in außenpolitischen Belangen verfolgte
Joseph eine aggressive Großmachtpolitik. Sein Ziel war es, die
angeschlagene Führungsrolle Habsburgs in Mitteleuropa
wiederherzustellen und den Konkurrenten Preußen in die
Schranken zu weisen.
So war er die treibende Kraft bei der Annexion Galiziens 1772
im Zuge der Ersten Teilung Polens. Von vielen als Unrecht
gegenüber den Polen verurteilt, wurde er hier auch von Maria
Theresia heftig kritisiert.
1775 besetzten österreichische Truppen die Bukowina, wobei
die Schwäche des Osmanischen Reiches im Konflikt mit dem
aufstrebenden Russischen Zarenreich ausgenutzt wurde.
Pläne für einen weiteren Gebietszuwachs wälzte Joseph, als mit
dem Tod des bayrischen Kurfürsten Maximilian Joseph 1777 die
Hauptlinie der Wittelsbacher ausstarb. Im daraufhin
ausgebrochenen Bayrischen Erbfolgekrieg besetzen
österreichische Truppen das Land. Der Nachfolger des toten
Kurfürsten, Karl Theodor aus der Pfälzer Linie der
Wittelsbacher, stimmte einer von Joseph vorgeschlagenen
Teilung zu. Dies hätte einen enormen Gebietszuwachs für
Österreich bedeutet, wurde jedoch von Preußen und anderen
Mächten Europas abgelehnt. Die Folge war ein zäher Krieg mit
Preußen, der auf böhmischem Territorium ausgetragen wurde.
Der aufgrund des Fehlens großer Schlachten als
„Zwetschgenrummel“ bzw. „Kartoffelkrieg“ bezeichnete
Konflikt kostete dennoch tausenden Menschen das Leben und
verheerte weite Gebiete Böhmens. Als einzigen Gewinn erhielt
Österreich 1779 das Innviertel zugesprochen. Der Erwerb
Bayerns blieb das große Projekt Josephs II., der seine Pläne
eines Tausches des entfernten Außenpostens der
Österreichischen Niederlande gegen das direkt vor der
Haustüre liegende Bayern nie ganz aufgab.
Kaiser Josephs militärische Unternehmungen gegen das
Osmanische Reich im Türkenkrieg von 1787 blieben weitgehend
erfolglos. Der Habsburger plante in Allianz mit Zarin Katharina
II. die in Europa liegenden Territorien des Osmanischen Reiches
der türkischen Herrschaft zu entreißen. In der von
Großmachtfantasien bestimmten Vorstellung Josephs sollten
das Schwarzmeergebiet und Konstantinopel Russland zufallen,
während die habsburgische Einflusssphäre um den Westbalkan
erweitert worden wäre.
Dieser Kriegszug scheiterte kläglich, da sich der vermeintlich
schwache Gegner erstaunlich wehrhaft zeigte. Der Feldzug
endete in einem Fiasko, das viele Menschenleben kostete und
die Öffentlichkeit an Josephs Geschick als Feldherrn zweifeln
ließ. Außerdem zog er sich auf dem Feldzug in den rauen
Gegenden des Balkans eine Lungenkrankheit zu, von der er
sich nicht mehr erholen sollte. Die Aggressionspolitik Josephs
drohte sich zu einem gefährlichen Konflikt zwischen Europas
Großmächten auszuwachsen. Nur der frühe Tod des Kaisers
verhinderte eine totale Eskalation.
Autor
Martin Mutschlechner
Literatur
Gutkas, Karl: Kaiser Joseph II. Eine Biographie, Wien 1989
Katalog „Österreich zur Zeit Kaiser Josephs II. Mitregent Kaiserin
Maria Theresias, Kaiser und Landesfürst. Katalog der
Niederösterreichischen Landesausstellung im Stift Melk 1980,
Wien 1980
Magenschab, Hans: Josef II. Österreichs Weg in die Moderne,
Wien 2006
Vocelka, Karl: Glanz und Untergang der höfischen Welt.
Repräsentation, Reform und Reaktion im habsburgischen
Vielvölkerstaat (= Österreichische Geschichte 1699–1815, hg. von
Herwig Wolfram), Wien 2001
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