Zentrum für Infektionskrankheiten Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene Staatliche Medizinaluntersuchungsstelle Kommissarische Direktorin: Prof. Dr. Barbara Gärtner Nationales Konsiliarlabor für Clostridium difficile des Robert-KochInstituts FAQ (Häufig gestellte Fragen) für Patienten F: Was ist Clostridium difficile? A: Clostridium difficile ist ein Bakterium, das im Mikroskop in der sogenannten Gramfärbung wie ein blaues (grampositives) Stäbchen aussieht. Clostridium difficile kommt fast überall in unserer Umwelt vor, zum Beispiel im Boden, im Stuhl von Tieren und Menschen und sogar auf Lebensmitteln. Es wächst anaerob ohne Sauerstoff und kann sogenannte Sporen bilden, die es sehr unempfindlich gegenüber Desinfektions- und Reinigungsmitteln machen und vor Sauerstoff schützt. Bei diesen Sporen handelt es sich um nicht-vermehrungsfähige Dauerformen des Bakteriums. Diese können aber, wenn Sie einen geeigneten Nährboden finden, wieder auskeimen. Das ist zum Beispiel im menschlichen Darm der Fall. F: Was sind Faktoren, die Clostridium difficile zur Krankheitsentstehung befähigen? A: Nur Clostridium difficile Stämme, die Gifte bilden (Toxin A (Enterotoxin) und Toxin B (Zytotoxin)) können beim Menschen Krankheiten auslösen. Die Erkrankung kommt dadurch zu Stande, dass die krankmachenden Bakterienstämme ihre Gifte im Dickdarm freisetzen und die Zellen der Darmwand geschädigt werden. Infolgedessen kann es zu Durchfällen, aber auch zu schwereren Krankheitsverläufen wie der pseudomembranösen Kolitis oder sogar einem toxischen Megakolon kommen. Einige Stämme können sich sehr schnell in Gesundheitseinrichtungen länderübergreifend verbreiten und führen überdurchschnittlich oft zu schweren Erkrankungen. Diese hypervirulenten Epidemiestämme zeichnen sich i.d.R. durch weitere Virulenzfaktoren (z.B. Binäres Toxin) und durch besondere Mutationen aus, die die Toxinbildung begünstigen. Interessant ist, dass viele Menschen nicht nur mit den ungefährlichen, sondern auch mit den krankmachenden Stämmen in Ihrem Darm kolonisiert (besiedelt) sind. Vor allem Kinder unter einem Lebensjahr sind in bis zu 90% der Fälle mit diesem Keim kolonisiert, trotzdem erfolgt in den allermeisten Fällen keine Erkrankung. Damit ist klar, dass nicht nur die krankmachenden Eigenschaften der Bakterien sondern auch bestimmte Risikofaktoren des Trägers für die Krankheitsentstehung relevant sind. F: Was sind diese schweren Krankheitsbilder und was macht sie aus? A: Durch die Durchfälle wird dem Körper auch sehr viel Flüssigkeit entzogen, besonders alte Menschen, die zum Beispiel wenig trinken sind gefährdet eine Austrocknung (Exsikkose) zu erleiden. Dies kann auch zu einem Nierenversagen führen. Man sollte daher darauf achten, dass dem erkrankten Patienten genügend Flüssigkeit zugeführt wird. In vielen Fällen müssen die Patienten wieder ins Krankenhaus eingewiesen werden, um eine Austrocknung zum Beispiel durch Infusionen zu verhindern. Die toxische Dickdarmlähmung (Megakolon) und die tiefe Zerstörung aller Dickdarmschichten können zu einer „Undichtigkeit“ und zur Durchwanderung der zahlreichen Stuhlbakterien in den eigentlich keimfreien Bauchraum führen. Dadurch kann es zur Entzündung des Bauchfells (Peritonitis) kommen und in eine Blutvergiftung (Sepsis) übergehen. In diesen besonders schweren Fällen kann es notwendig sein, den gesamten Dickdarm operativ zu entfernen. Seite 1 von 3 Zentrum für Infektionskrankheiten Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene Staatliche Medizinaluntersuchungsstelle Kommissarische Direktorin: Prof. Dr. Barbara Gärtner F: Was sind Faktoren, die zur Krankheitsentstehung beitragen? A: Der häufigste auslösende Faktor ist eine vorausgehende Antibiotika Behandlung die auch Bakterien der normalen Darmflora abtötet. Dadurch kann sich Clostridium difficile vermehren und seine Gifte freisetzen, die den Darm schädigen. Eine Erkrankung kann aber auch ohne eine Antibiotikagabe spontan entstehen. Faktoren, die dazu beitragen sind ein hohes Alter, ein langer Aufenthalt im Krankenhaus, weitere Erkrankungen des Patienten wie Nierenleiden (Niereninsuffizienz). Eine Besiedlung mit nicht-krankmachenden C. difficile Stämmen schützt sogar vor einer Erkrankung. F: Wie behandelt man die Erkrankungen durch Clostridium difficile? A: Wenn zuvor ein Antibiotikum gegeben wurde, das die Erkrankung ausgelöst hat, reicht es oft, dieses nicht mehr zu nehmen und die Infektion endet von alleine, wenn die übrig gebliebenen „normalen“ Darmbakterien sich wieder regenerieren. In schwerwiegenden Fällen helfen andere Antibiotika, die speziell gegen Clostridium difficile wirken. Meistens ist hier eine Therapiedauer von 10 Tagen notwendig. Ein großes Problem ist die Tatsache, dass nach Absetzen der Antibiotika die Erkrankung wieder auftreten kann. Dann kann es sein, dass man die Behandlung mit einem anderen Antibiotikum gegen Clostridium difficile wiederholen muss oder die Antibiotika über einen viel längeren Zeitraum gegeben werden müssen. Wenn alle Behandlungsversuche scheitern kann man eine Stuhltransplantation versuchen. F: In meinem Stuhl wurde Clostridium difficile gefunden. Ich habe aber keine Symptome, wie kann man sich das erklären und muss ich mir Sorgen machen? A: Viele Menschen tragen Clostridium difficile in sich, ohne zu erkranken. Das nennt man eine Kolonisation. Wenn Sie keine Symptome haben, besteht kein Handlungsbedarf. Besonders bei kleinen Kindern ist der Anteil an symptomlosen Trägern sehr hoch, ohne dass die Kinder erkranken. F: Was ist eine Stuhltransplantation? A: In seltenen Fällen, in denen es trotz erfolgreicher Therapie immer wieder zu Rückfällen kommt ist die Gabe von normalen Darmbakterien aus dem Stuhl von gesunden Menschen eine nachgewiesen gute aber immer noch experimentelle Therapie. Der Stuhl des gesunden Spenders wird aufbereitet und über eine Magensonde, eine Dickdarmspiegelung oder aber über Kapseln dem Patienten zuführt. Die enthaltenen normalen Darmbakterien können dann die Clostridium difficile Erreger wieder verdrängen. Bislang bieten nur wenige Spezialzentren in Deutschland eine Stuhltransplantation an. F: Was kann ich tun, um mich vor einem erneuten Auftreten der Erkrankung zu wappnen? A: Oft wird diskutiert, ob die Gabe von Probiotika („nützliche“ Bakterien und Hefen) vor einer erneuten Erkrankung einen schützenden (protektiven) Effekt haben. Auch wenn die Wirksamkeit sehr eingeschränkt ist so gibt es Hinweise, dass einige Probiotika (Lactobacillus rhamnosus sowie Saccharomyces boulardii) im Einzelfall hilfreich sein können. Diese Beobachtung reicht aber nicht aus, um die Gabe allgemein zu empfehlen. F: Warum muss ich isoliert werden, wenn ich Durchfälle durch Clostridium difficile habe? A: Da man sehr viele dieser sehr widerstandsfähigen Sporen ausscheidet, wenn man Durchfall hat und man nicht möchte, dass sich damit die krankmachenden Clostridium difficile Stämme weiter verbreiten und andere Menschen anstecken können, sollen Patienten mit Clostridium difficile Infektion und Durchfall von anderen Krankenhauspatienten isoliert werden. Besucher, Pfleger und Ärzte müssen, damit sie die Sporen nicht weitertragen Handschuhe und Schutzkittel anziehen, wenn Sie bei ihnen sind. Die Isolation muss so lange fortgeführt werden bis Sie mindestens 48 Stunden keine Durchfälle mehr haben. Seite 2 von 3 Zentrum für Infektionskrankheiten Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene Staatliche Medizinaluntersuchungsstelle Kommissarische Direktorin: Prof. Dr. Barbara Gärtner F: Wie sieht es mit meiner Familie und der Öffentlichkeit aus? Darf ich mich nachdem ich keine Beschwerden mehr habe frei bewegen? Gefährde ich nicht andere Menschen? A: Bis 48 Stunden nach Ende Ihrer Durchfälle können Sie wieder sorgenfrei nach Lust und Laune ihren gewohnten Aktivitäten nachgehen. Weitere Kontrollen des Stuhls machen keinen Sinn, da auch nach ausgeheilter Infektion der Erreger häufig noch in geringer Keimzahl nachgewiesen werden kann. F: Ich pflege einen Verwandten mit Clostridium difficile Durchfällen. Was muss ich beachten? A: Für Sie und ihre gesunden Angehörige besteht kein erhöhtes Erkrankungsrisiko. Sie sind durch ihre Immunität und durch ihre normale Stuhlflora geschützt. Menschen mit Risikofaktoren wie z.B. antibiotische Therapie und schwere Grunderkrankungen sollten möglichst keinen direkten Kontakt zu Patienten mit Durchfall durch Clostridium difficile haben. Desinfektionsmittel nutzen gegen die Sporen von Clostridium difficile leider nicht. Bei der Pflege sollten Sie Einmalhandschuhe tragen und anschließend Ihre Hände gründlich waschen. Bettzeug und Kleidung sollte mindestens bei 60°C, besser bei 95°C gewaschen werden. F: Ich hatte eine Episode von Clostridium difficile Durchfällen. Muss ich das meinem behandelnden Arzt sagen? A: Es ist richtig, dass Patienten, die bereits eine Infektion mit Clostridium difficile durchgemacht haben, anfälliger sind für Clostridium difficile Durchfälle. Wenn Sie aber wirklich ein Antibiotikum benötigen, sollten Sie auch eine entsprechende Antibiotikatherapie erhalten. Was aber wichtig ist, dass man nicht unnötig Antibiotika einnimmt, wie zum Beispiel bei einem viralen Infekt, bei dem ohne Nutzen Antibiotika verordnet werden. F: Meine Tochter ist schwanger, kann ich Sie besuchen, wenn ich Durchfälle habe oder gehabt habe? A: Schwangerschaft ist bisher noch kein nachgewiesener Risikofaktor für eine Infektion mit Clostridium difficile. Nachdem Sie mindestens 48 Stunden symptomfrei sind können Sie wieder Ihre Tochter besuchen. Wir empfehlen, dass Sie sich als kürzlich Erkrankter vorher gründlich duschen und anschließend frische Kleidung anziehen. Autoren des FAQ und Kontakt: Professor Barbara Gärtner Professor Lutz von Müller Dr. Fabian Berger Tel: (06841) 16- 13915, -23900, -23901 E-Mail: [email protected] Seite 3 von 3