Hinweis Bei dieser Datei handelt es sich um ein Protokoll, das einen Vortrag im Rahmen des Chemielehramtsstudiums an der Uni Marburg referiert. Zur besseren Durchsuchbarkeit wurde zudem eine Texterkennung durchgeführt und hinter das eingescannte Bild gelegt, so dass Copy & Paste möglich ist – aber Vorsicht, die Texterkennung wurde nicht korrigiert und ist gerade bei schlecht leserlichen Dateien mit Fehlern behaftet. Alle mehr als 700 Protokolle (Anfang 2007) können auf der Seite http://www.chids.de/veranstaltungen/uebungen_experimentalvortrag.html eingesehen und heruntergeladen werden. Zudem stehen auf der Seite www.chids.de weitere Versuche, Lernzirkel und Staatsexamensarbeiten bereit. Dr. Ph. Reiß, im Juli 2007 o . <). Inhalt: Philipps-Universität Marburg Fachbereich Chemie Ausarbeitung zum chemischen Experimentalvortrag gehalten am 13. Mai 1998 Thema: OZON (Sommersemester 1998) 1. Einleitung I Motivation 2. Zur Geschichte des Ozons I Entdeckung des Ozonlochs 3. Darstellung, Eigenschaften, Verwendung von Ozon 3.1. Darstellung 3.1.1. Thermische Erzeugung von atomarem Sauerstoff 3.1.2. Photochemische Erzeugung von atomarem Sauerstoff 3.1.3. Chemische Erzeugung von atomarem Sauerstoff 3.1.4. Elektrische Erzeugung von atomarem Sauerstoff 3.1.4.1. Ozonisator 3.1.4.2. Elektrolyse 3.2. Eigenschaften 3.3. Verwendung 4. Umweltaspekte der Ozonchemie 4.1. Ozon in der Stratosphäre 4.1.1. Die Atmosphäre der Erde 4.1.2. UV-Strahlung 4.1.2.1. Biologische Wirksamkeit von UV-Strahlung 4.1.2.2. Erhöhte UV-Strahlung 4.1.3. Bildung und Abbau von Ozon in der Stratosphäre 4.1.3.1. Chapman-Zyklus 4.1.3.2. (Natürlicher) katalytischer Abbau von Ozon 4.1.3.3 . Anthropogener katalyt ischer Abbau von Ozon 4.1.3.4. FCKW 4.1.4. Ozon-Loch" 4.2. Ozon in der Troposphäre - Sommersmogproblematik 4.2.1. Problemstellung: Photosmog - Los Angeles-Smog 4.2.2. Chemische Grundlagen 4.2.3. Gefährdung durch boden nahes Ozon 4.2.3.1. Übliche Konzentrationen I Geruch 4.2.3.2. Gesundheitliche Wirkungen 4.2.3.3. Richtwerte 5. Literatur 3 3 6 6 6 6 6 7 7 7 10 13 14 14 14 15 15 15 17 17 18 19 21 22 23 23 23 27 27 27 28 29 Verzeichnis der Versuche: vorgelegt von Gunter Kretschmann Am Zuckerberg 13 35043 Marburg Chemie in der Schule: www.chids.de Versuch 1: Ozon durch Elektrolyse von wässriger Schwefelsäure Versuch 2: Oxidative Eigenschaften des Ozons Versuch 3: Entmangan isierung von Trinkwasser Versuch 4: Absorpt ion von UV-Strahlung durch Ozon Versuch 5: Zerstörung von Ozon durch halogenierte KW Versuch 6: Abbau von Ozon durch Benzinbestandteile Versuch 7: Wirkung von Ozon auf Pflanzen 2 8 11 13 16 19 25 28 1. Einleitung I Motivation Die chemische Verbindung Ozon ist einer breiten Öffentlichkeit erst ungefähr in den letzten 15 Jahren durch einschlägige Presseberichte bekannt geworden. Auch 1998 wird man wieder in Tageszeitungen oder Journalen folgende Schlagzeilen und Fragen lesen können: ~ ~ ~ > ~ ~ ~ Sommersmog - Panikmache ist unverantwortlich Konzepte zur Minderung bodennahen Ozons Internationaler Tag zum Schutzder Ozonschicht... Ozonloch 1998 noch grOßer WelcheRolle spielt das Ozonbeim Smog? Wird das Ozonaus den Auspuffrohrender Autos ausgestoßen? Wie schadlich ist Ozon? Doch bevor in der vorliegenden Arbeit versucht wird. eine Antwort auf die Aussagen und Fragen zu geben, wird ein kurzer Blick auf die Geschichte der Ozonchemie geworfen. 2. Zur Geschichte des Ozons I Entdeckung des Ozonlochs Ozon wurde bewußt erstmals 1839 durch den Chemiker Christian Friedrich Schönbein beschrieben, der beobachtet hatte, wie sich bei der Elektrolyse von Wasser an der positiven Platin-Elektrode neben Sauerstoff ein weiterer, stechend riechender Stoff bildete. Er gab ihm den Namen Ozon (gr. ozein = riechen). 1845 schloß Schönbein Ober das Auftreten des gleichen Geruches bei Blitzeinschlägen auf das Vorhandensein von Ozon in der Atmosphäre, Bei der Untersuchung des Sonnenspektrums, also des von der Sonne in den verschiedenen Wellenlängenbereichen (Farben) ausgesendeten Lichtes, entdeckte Alfred Comu 1878, daß Sonnenlicht einer Wellenlange von unter 300 nm am Erdboden nicht registriert werden kann. Es war aber klar, daß die Sonne ultraviolettes Licht ausstrahlt. Irgendeine Substanz, die in der Atmosphäre vorhanden sein muß, ist also für die Absorption des Lichtes in diesem Wellenlängenbereich verantwortlich. Dieser Stoff schirmt regelrecht den Erdboden gegen die solare UVStrahlung ab. 1880 berichtete der irische Chemiker Walter N. Hartley darüber. welche Wellenlängen des eingestrahlten Lichtes durch ein Ozonmolekül aufgenommen (absorbiert) werden können (er maß das sogenannte Absorptionsspektrum des Ozons). Er fand heraus, daß Ozon schwerpunktmäßig Licht einer Farbe absorbiert, die einer Wellenlänge von 265 nm entspricht. Damit war der irdische UV.. Schutzschirm identifiziert. Das atrnosphärlsche Ozon ist für die Absorption des Sonnenlichtes im ultravioletten Bereich verantwortlich. In den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde U.8. durch Messungen von Gordon Oobson festgestellt, daß in der Atmosphäre eine Schicht von Ozonmolekülen vorhanden ist, in der in einer HOhe von ca. 22 km die größte Anzahl an Ozonmolekülen, das Maximum der Ozonschicht, zu finden ist. 1926 wurde in Arosa (Schweiz), mit Messungen der Ozondichte begonnen, die bis heute fortgesetzt werden. Diese Daten sind die langste existierende Meßreihe der stratosphärischen Ozondichte. Ironischerweise wurden diese Messungen begonnen, um nachzuweisen, daß in den Bergen um Arosa besonders viel UVChemie in der Schule: www.chids.de 3 Strahlung vorhanden sei. In den zwanziger Jahren galten nämlich fast alle "Strahlen" als der Gesundheit förderlich. Sydney Chapman konnte 1930 mit seiner Arbeit "On Ozone and Atomic Oxygen in the Upper Atmosphere" als Erster eine einfache Theorie vorlegen, wie es in einer reinen Sauerstoffatmosphare zur Bildung von Ozon in der StratosphAre kommen kann. Die wesentlichen Änderungen dieser Theorie in den nAchsten Jahrzehnten, die durch die BerQcksichtigung von Wechselwirkungen zwischen Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff und letztlich Chlor und anderen Ozon-Killersubstanzen erfolgte, ändert nichts an der prinzipiellen Gültigkeit des Verständnis von Chapman über die OzonBildung. Dieser Prozess wird in dem Kap. 4.1.3.1. Chapman-Zyklus beschrieben. P.J. Crutzen und H.S. Johnston führten 1971 die Chemie der Stickoxide in die Theorie der Ozonschichtbildung ein. Stickstoffoxide sind natOrlich in der Atmosphäre vorhanden und sind in der Lage. Ozon zu zerstören. Diese Form der natürlichen Ozonzerstörung steht aber im Gleichgewicht mit natürlichen Ozonproduktionsmechanismen, so daß die natür1ichen Stickoxide für die Ozonschicht keine Gefahr darstellen. Ein künstlicher zusätzlicher Eintrag von Stickoxiden kann aber das Ozongleichgewicht durch zu große einseitige Ozonverluste durch die Stickstoffoxide erheblich gefährden. 1974 wiesen Mario Molina und Sherwood Rowtand in einem Artikel in der Zeitschrift Nature erstmals auf die Zerstörung der Ozonmoleküle in der Atmosphäre durch Chlor-Atome hin. Das Chlor entsteht danach als Abbauprodukt aus künstlichen Treibgasen und anderen chemischen Stoffen aus menschlichen Quellen direkt in der Ozonschicht und kann dort sofort die OzonmolekOle angreifen und zerstören. Die Entdeckung des Ozonloches über dem Südpol Ab November 1978 wurde an Bord des Wettersatelliten Nimbus 7 das Ozonmeßgerät TOMS (Total Ozone Mapping Spectrometer) eingesetzt. Es lieferte erstmals globale und fast tagliche Meßdaten über den ZUstand der Ozonschicht vom Weltraum aus. Trotz der globalen Überwachung seit 1978 ergab die Auswertung der rOMS-Daten jedoch bis in das Jahr 1985 hinein keinertei Anzeichen eines eventuellen Ozonloches. Wie aber heute bekannt ist, trat das Ozonloch mindestens seit Ende der siebziger Jahre regelmaßig auf. Warum wurde es von TOMS also zunächst nicht registriert? Nun, eigentlich waren die Informationen in den TOMS-Meßdaten tatsächlich vorhanden. Sie wurden jedoch schlicht nicht bemerkt, da die riesigen Datenmengen, bevor sie irgendein Mensch zu Gesicht bekam, von einem Computer automatisch vorausgewertet werden mußten. Bei dieser automatischen Datenauswertung wurden durch den Computer bis 1985 extrem niedrige Werte als angebliche Meßfehler ausgesondert. Durch die Computer-Routine sollte vermieden werden, daß ''fehlerhafte'' Ergebnisse des TOMS-Gerates die Meßreihen ungeWOnscht verfälschen. Niemand hatte in der Atmosphäre solch niedrige Werte. wie sie in einem Ozonloch auftreten können. real erwartet, und entsprechend hoch war die untere Grenze für "korrekte" Meßwerte in dem Computerprogramm gesetzt worden. Ware diese Grenze niedriger angesetzt worden. hAtte das Ozonloch mittels rOMS bereits Anfang der achtziger Jahre entdeckt werden können. Aber es kam anders. Die NASA-Wissenschaftler überprüften erst ihre Daten. nachdem 1985 von anderer Seite Belege für ein Ozonloch vorgelegt wurden. ." Erst im Winter 1981 fiel dann dem britischen Wissenschaftler Joseph Farman bei seinen Messungen über der britischen Antarktisstation Halley Bay das Ozondefizit dieses Jahres auf. Als er daraufhin nochmals diese Beobachtungen mit "seinen 4 Aufzeichnungen der früheren Jahre verglichen hatte. erkannte er, daß sich das stratosphärische Ozon bereits seit mehreren Jahren ausdünnte, und zwar verstärkt immer in den Frühjahrsmonaten des Südpols. Von Frühjahr zu Frühjahr waren in der Regel zunehmend größere Ozonverluste zu bemerken. Da jedoch Anfang der achtziger Jahre in der wissenschaftlichen Literatur nicht von Ahnlichen Beobachtungen berichtet wurde, u.a. auch nicht von der NASA, deren TOMS-Gerät eigentlich eine hervorragende Beobachterposition hatte. traute Farman seinen Messungen und deren Interpretation zunächst noch nicht. Sie schienen ihm für eine wissenschaftliche Veröffentlichung noch nicht gesichert genug zu sein. Im Frühjahr 1984 ergaben dann die Messungen von einer zweiten britischen Forschungsstation aus, daß die Ozondichten über der Südspitze von Argentinien ebenfalls ungewöhnlich niedrig waren. Das Ozonloch hatte nun solche geometrischen Ausmaße angenommen, daß es sich erstmals in diesem Frühjahr zeitweise bis hin nach Feuerland erstreckte. 1985 teilte daraufhin Joseph C. Farman in der Fachzeitung Nature die Entdeckung des Ozonloches über der Antarktis mit. Diese Mitteilung erreichte zwar später den Rang einer wissenschaftlichen Sensation, wurde aber nicht sofort von der wissenschaftlichen Öffentlichkeit bemerkt. Erst 1985 und nicht schon 1981 oder 1982 erfuhren die TOMS-Wissenschaftler der NASA also von Farmans Entdeckung und sahen sich daraufhin noch einmal die Meßdaten von TOMS an. Sie erkannten, daß die automatische Routine zur Aussortierung von "Meßfehlem" (s.o.) die Entdeckung des Ozonloches verhindert hatte. Nach ihrer Beseitigung zeigten auch die TOMS-Daten deutlich das Ozonloch am Südpol. Damit wurde 1985 endlich klar: der Abbau der Ozonschicht hatte das Maß eines planetarischen Problems erreicht. Für die Untersuchung der chemischen Mechanismen, welche die Ozonschichtbildung und -zerstörung bedingen, wurde 1995 Crutzen, Molina und Rowtand der Chemie-Nobelpreis mit der Rechtfertigung verliehen, daß die Zerstörung der Ozonschicht ein globales Umweltproblem darstellt, welches katastrophale ökologische Konsequenzen zur Folge haben kann. 3. Darstellung, Eigenschaften, Verwendung von Ozon 3.1. Darstellung Ozon wird ganz allgemein durch die Einwirkung von atomaren Sauerstoff auf molekularen Sauerstoff dargestellt. o %02(g) o (g) + 02(g) (g) + 249,3 kJ/moi 03 (0) • 106,5 kJ/mol 03(g) + 142.8 kJ/mol Die verschiedenen Bildungsweisen unterscheiden sich dabei in der Art und Weise der Erzeugung von Sauerstoffatomen. Die Spaltung der Sauerstoffmoleküle kann z.B. durch Zufuhr a.) thermischer b.) photochemischer c.) chemischer oder d.) elektrischer Energie erzwungen werden. 3.1.1. Thermische Erzeugung von atomarem Sauerstoff A 02 ---+ 2 0 + 498,6 kJ/mol Die thermische Methode führt nur zu sehr geringen Ozonausbeuten, da eine erhOhte Temperatur gleichzeitig den endothermen Zerfall begünstigt. Demgemäß bilden sich beim Erhitzen von Sauerstoff auf hohe Temperaturen praktisch nur Sauerstoffatome. 3.1.2. Photochemische Erzeugung von atomarem Sauerstoff hv 02 ---+ 2 0 + 498.6 kJ/mol Ä < 242nm Tab.: 1839 1845 1878 1880 I 1920 1930 1971 1974 ab 1978 1995 Übersicht zur Geschichte des Ozons Christian Friedrich Schönbein Elektrolyse von Wasser => Stechend riechender Stoff; gr. ozein Blitzeinschläqe, gleicher Geruch => Ozon in der Atmosphäre Alfred Comu; Untersuchung des Sonnenspektrums Substanz in Atmosphäre ee Absorption von Ar < 300nm Identifikation des Ozons als irdischer UV-Schutzschirrn Gordon Dobson; Messungen des Ozongehalts in Atmosphäre Sydney Chapman "On Ozone and atomic oxygen in the upper atmosphere" Paul Crutzen: Einfluß der Stickstoffoxide zum Ozonhaushalt Mario MoHna I Sherwood Rowland: Zerstörung von Ozon durch Chloratome Bei Zufuhr von Lichtenergie ist die Spaltung des Sauerstoffmoleküls über photochemische Reaktionen nur mit kurzweiligem Ultraviolett der Wellenlänge <242nm (Energiewert des Lichtäquivalents: >499 kJ) möglich. Vgl. alltägliches Prinzip: Höhensonne im Solarium. 3.1.3. Chemische Erzeugung von atomarem Sauerstoff Außer dem molekularen Sauerstoff kOnnen auch andere sauerstoffhaltige Stoffe zur Gewinnung der für die Ozonbildung notwendigen Sauerstoffatome benutzt werden. Entdeckung des anthropogenen Ozonlochs durch Wettersatelliten Chemie-Nobelpreis für Crutzen I MoHna I Rowland laßt man Fluor auf Wasser einwirken, ·1 2 HF Chemie in der Schule: www.chids.de 5 6 0 (aq) + 0 ) so bildet sich auch atomarer Sauerstoff. Daher ist der so entwickelte Sauerstoff - bei Abwesenheit oxidierbarer Substanzen - stets ozonhallig. Gleiches gilt von dem bei der Zersetzung leicht zerfallender Sauerstoffverbindungen entstehendem Sauerstoff: Bsp.: Zersetzung von Peroxiden ·1 Ba02 (s) + H2S04 (I) -+ ·2 0 BaSO.. (s) + H20 (I) + 0 3.1.4. Elektrische Erzeugung von atomarem Sauerstoff Versuch 1: Ozon durch Elektrolyse von wassriger Schwefelsäure Gerate (vgl. Abb.): Hofmannscher Wasser-Zersetzungsapparat mit möglichst großfli~chigen Platinelektroden, Spannungsquelle, Voltmeter, 4 Strippen, PVC-Schläuche (besser: Silikonschlauche), Kolbenprober mit Dreiwegehahn, Pasteurpipette aus Glas oder ausgezogenes Glasrohr. Chemikalien: Schwefelsaure (c = 5 moll1) (Xi). 3.1.4.1. Ozonisator Die Zufuhr von elektrischer Energie erfolgt besonders bequem im ,Siemens'schen Ozonisator" (vgl. folgende Abb.). Dieser besteht im Prinzip aus zwei ineinander gestellten (koaxialen), metallbeschichteten Glasrohren, deren Außen- bzw. Innenwand mit Wasser gekühlt und mit den Enden mit Hochspannungsklemmen eines Transformators leitend verbunden ist. In dem engen Ringraum zwischen den Glasrohren treten bei Anlegen einer niederfrequenten Spannung (5D-SOOHz; 1020kV) ,stille' elektrische Entladungen auf, durch welche ein trockener Sauerstoffoder Luftstrom (1-2bar) geleitet wird. Das den Ozonisator verlassende Gasgemisch besteht, wenn von reinem Sauerstoff ausgegangen wird. im besten Falle zu 15% aus Ozon. Für Ozon-Untersuchungen gereinigtes Ozon in Stickstoff erhält man, indem man das aus der elektrischen Entladung stammende Roh-Ozon bei -78°C an grobem Kieselgel adsorbiert (Blaufärbung) und dann mit Stickstoff unter Erwärmenlassen wieder austreibt. Dieses hergestellte Ozon wird in den Versuchen V2 bis V7 verwendet. a a Abb. Siemens'scher Ozonisator Abb.: Apparatur zur Ozongewinnung Durchführung: Man elektrolysiert die SchwefelsAure in der Apparatur, bei ca. 10-15 Volt Gleichspannung. Während der Elektrolyse muß ab und zu der Wasserstoff abgelassen werden, deshalb sollte ständig die Gasentwicklung beobachtet werden. Die ozonhallige Gasmischung wird mit einem Kolbenprober entnommen oder über den Dreiwegehahn direkt in die Reaktionsgefäße eingeleitet. Anmerkung: a.) Das Ozon kann nicht bis zum nächsten Tag aufbewahrt werden, da es nicht allzu lange stabil ist. b.) Bei höheren Spannungen wird die Schwefelsaure zu heiß, die Ausbeute an Ozon nimmt wieder ab. Nachweise: Für jeden Nachweis sind mindestens 10-20 ml ozonhaltiges Gas erforderlich, die man langsam in die Gefäße oder Lösungen einleitet. Die Versuche werden so durchgeführt, daß ein Vergleichsansatz ohne Ozon die Reaktion erkennen hilft. (1) Kathode 3.1.4.2. Elektrolyse Zunächst soll jedoch mit der Methode der Elektrolyse beschrieben werden. wie Ozon auch ohne Hochspannung (bspw. für die Schulchemie) hergestellt werden kann. Chemie in der Schule: www.chids.de 7 Man füllt das an der Kathode entstandene Gas in ein Reagenzglas (1=10cm) und entzündet mit einem Feuerzeug. => ,Knallgasprobe' positiv. 8 ) (2) Anode 3.2. Eigenschaften ANODENGAS a.) Man mischt 5 ml Kaliumiodidlösung (w=O,01) mit 1 ml Stärkelösung (w=O,05, durch Aufkochen von löslicher Stärke mit dest. Wasser hergestellt) in einem Reagenzglas und leitet das Anodengas ein. ::::) Die Lösung färbt sich je nach Ozongehalt sofort blau bis tiefdunkelblau. ß.) Man pustet einen Luftballon auf. Anschließend leitet man etwas Anodengas auf die Ballonhülle. => An der Stelle, wo das Gas auftrifft, trübt sich der Ballon augenblicklich und färbt sich weiß. Dann platzt der Luftballon. (Vorsicht: KnaUl) FLÜSSIGKEIT AUS DEMANODENRAUM Man entnimmt aus dem Anodenraum etwa 2ml (farblose) Flüssigkeit in ein Reagenzglas und fügt eine (farblose) Titanoxidsulfatlösung (w=O,025) hinzu. =:> Ein gelber Farbumschlag ist zu beobachten. Erklärung: Reaktionen an der Kathode (-) Ozon wird auch als Trisauerstoff, Trioxygen oder auch in der Summenformel als 03 bezeichnet. Es ist die allotrope Modifikation des Sauerstoffs (Allotropie = Auftreten eines Elements in verschiedenen Formen im gleichen Aggregatzustand.) Physikalische Eigenschaften: M(03)= 48,00 glmol. Farbloses, außerst giftiges Gas, Dichte 1,65 (Luft Litergewicht2,143g. Dunkelblaue Flüssigkeit (Dichte 1,571 ; -183°C), Siedepunkt -111 ,9°C oder schwarzblaue Kristalle Schmelzpunkt -192,5°C. 100ml Wasser lösen bei O°C 49,4ml Ozon. = + Ö ~, 10 - H20 (g) "KnallgasprobelI, stark exotherm 02 (ads) + r(aq) b (aq) + 2 H30+(aq) + 2 e· + 4 H30 +(aq) + 4 e-l 02 (ads) Nachweis: 2 (ads) + 0 3 (g) + H20(l) + Stärke .. .. sp2-hybridisiert ist und annähernd ein Achtung! Achtung! Achtung! Achtung! Achtung! Achtung! Achtung! Achtung! Achtung! lod-Stärke-Komplex (aq) (blau-schwarz) (aq) (Q 0 Die oxidativen Eigenschaften sollen in Versuch 2 gezeigt werden. Das Ozon wird wie in Kap. 3.1.4. 1. hergestellt. (bzw, Polyiodide) Nachweis: H2 S20 a(aq) + 2 H20 jedes Ozon zerfällt spontan nach 03 --+ 02 + %02 Ozon ist neben Fluor das stärkste bekannte Oxidans. 03 bildet mit einigen Metallen Ozonide, oxidiert fast alle Metalle zu ihrer höchsten Oxidationsstufe (Ausnahme Au, Pt, Ir), Sulfide zu Sulfaten und Ammoniak zu Salpetersaure etc. Viele organische Farbstoffe werden durch 03 gebleicht, GummischlAuche zerstört, Ether, Alkohol, Schliff-Fette ggf. entflammt. Bildungvon a.) Ozon und b.) PeroxodischwefelsSure o (ads) ...-. 0'~~ Daraus ergibt sich, daß Bindungswinkel von 120°. Anode (+) o 1) und Der Geruch des Ozons (Name von griech.: ozein nach etwas riechen) wird je nach Konzentration als Nelken-, Heu-, Chlor-ähnlich oder als nach Stickoxiden riechend beschrieben und ist etwa ab O,01ppm wahrnehmbar. Eine irrige Annahme ist, daß Waldluft besonders ozonhaltig sei - dort ist der Gehalt an Ozon nicht, wohl aber derjenige an (oxidierten) Terpenen höher als in anderer Freilandluft. 03 kann in mehreren Resonanzstrukturen vorliegen: Bildungvon Wasserstoff Nachweis: H2(g} + % 02(9) = Für die Herstellung von Ozon mittels Ozonisator ist eine besondere Betriebsanweisung (Gerät und Kältemittel) erforderlich. Ozon wird an grobem Kieselgel in einem U-Rohr bei -78°e adsorbiert. Dazu wird das Kältemittel in einem entsprechend großem Dewar (Mischung CCI4 : CHCI3 = 1 : 3) mit flüssigem Stickstoff heruntergekühlt und die Temperatur durch Trockeneis gehalten. Das Ozon kann für die Versuche 012 bis V7) unter ErwArmenlassen mit gasförmigen Stickstoff (Bombe) zum Reaktionsort (=Gaswaschflasche) ausgetrieben werden. H20 2 (aq) + 2 H2S0 4(aq) Hydrolysereaktion -1 -1 -2 + S04 2-(aq) + H202(aq)---I·~Ti(02)2+(aq) (gelb) + S04 2-(aq) + H20 (I) Chemie in der Schule: www.chids.de 9 10 ) Versuch 2: Oxidative Eigenschaften des Ozons Mechanismus fOr b.) Geräte: .Ozonapperatur" bestehend aus: N2-Bombe mit Druckminderer U-Rohr mit an Kieselgel adsorbierten Ozonin Dewar (Käitemittel) Gaswaschflaschen PVC-Schlauchsystem, Rückleitung in Abzug Stativmaterial o H R N 'c=C\ R N H o INDIGOCARMIN blau H Chemikalien: a.) SOml ~[Fe{CN)6]-Lsg. w=O,05 farblos-gelb b.) SOml Indigocarmin-Lsg. w=O,OO5 tiefblau 0 R N Durchführung: Man leitet das Ozon durch das PVC-Schlauchsystem in die Gaswaschflaschen mit den Lösungen a. und b. =:> Beobachtung: a. färbt sich intensiv gelb/rot und b. wird farblos. 'c\ R o .. c /\ ~ 0-0-0 Erklärung: H N a.) +2 'c/ 0 2 [Fe(CN)s]4- (aq) + 03 (9) + H20 +3 ""'r-c 0--0 R + 2 OH- (aq) (g) \ o (I) -2 2 [Fe(CN)s]3- (aq) + 02 0 0 R +HOH • N H (gelb) R b.) +2HOH .. 0 H N 'c=C\ R R N +03.+H20~ ----.... 2 C=O -H20 2 INDIGOCARMIN blau R ~ H 0 - HOOH H 0 ISATIN farblos-gelb .. 2 R o 2 R o ISATIN gelb Chemie in der Schule: www.chids.de 11 12 ) 3.3. Verwendung 4. Umweltaspekte der OzonchemIe Techn isch erzeugtes Ozon wird z.B. verwendet fClr: 4.1. Ozon In der Stratosphäre ~ Chemische Synthesen (Ozonolyse, wie in Versuch 2b) 4.1.1. Die Atmosphäre der Erde ~ für Bleichprozesse ~ Luftverbesserung Abbau von Geruchsstoffen in der Abluft (Kläranlagen) ~ Entkeimen der Luft ~ Desinfektion Theater , Schulen, Krankenhäuser, KühlrAume, Brauereien ... ~ Behandlung von Schwimmbadwasser ~ Trinkwasseraufbereitung (siehe Versuch 3) Die stockwerkartige Struktur der Atmosphäre ist in der folgenden Abb ildung schematisch dargestellt. Sie ist unterte ilt in die Troposphäre (0 bis ca. zwischen 12 und 18 km), die Stratosphäre in einer Höhe zwischen ca. 15 und 50 km, die Mesosphare (50 bis 100 km), die Thermosphäre (100 bis wenige hundert km) und darüber die Exosphäre. km Polarlicht EXOSPHÄRE Versuch 3: Entmanganisierung von Trinkwasser 800 600 ~~~ ~ ~~~ Ionosphäre 400 Geräte : siehe Versuch 2 Chemikalien : 50ml MnS04-Lsg . w=O,05 farblos THERMOSPHÄRE Mesopause Durchführung: siehe Versuch 2 MESOSPHÄRE Beobachtung : Die LOsung färbt sich braun. Nach etwa 10min setzt sich ein brauner Niederschlag an den Wänden der Gaswaschflasche ab. Erklärung : +2 STRATOSPHÄRE Tropopause +4 0 2 Stratopause Mn + (aq) + 03 farblos (g) + 3 H20 (I) Mn02 (s) + 02 (g) braun TROPOSPHÄRE 200 100 80 60 40 ----- leuchtende Nachtwolken ....::;; 10 8 6 4 J. ---..... ' \------~ ------Meteor ~ Ozonschicht 20 ~ Polarlicht I ~ Ozonosphäre Perlmutter-Wolken ----- - - - - -.-------- 2 1 Meereshöhe 0 ~=:::~~~:E~=:-""""'----=~~~- Jeder dieser Atmosphärenbereiche zeichnet sich durch spezifische Eigenschaften aus, auf die hier nicht weiter eingegangen werden kann . Beispiele mögen genügen: Die Exosphäre ist der unscharfe Übergangsbereich zwischen Atmosphäre und Weltraum, fClr den sich eine eindeutige obere Grenze nicht angeben läßt. In der Thermosphäre - und etwas tiefer - treten u.a. die Polarlichter auf. Die Mesosphäre enthalt etwa eine Schicht von Natrium-Atomen, die durch hier verglühende Meteoriten dort deponiert werden . An der oberen Grenze der Mesosphäre beginnt für Raumschiffe die Rückkehr in die dichtere Atmosphäre. In der Stratosphäre befindet sich die Ozonschicht. Und in der Troposphäre schließlich läuft das den Menschen bewußt werdende Wettergeschehen ab. Die Dienste der Bereiche oberhalb der Troposph äre werden den meisten Menschen nicht offenkundig. Die Bedeutung der Chemie in der Schule: www.chids.de 13 14 ) Ozonschicht in der Stratosphäre ist aber in den letzten Jahren vermehrt ins Bewußtsein der Öffentlichkeit gelangt. (C02) verbraucht. Massive Störungen der Planktonmengen kOnnten Auswirkungen auf den COz-Haushalt der AtmosphAre haben und den Treibhauseffekt verstärken. 4.1.2. UV-Strahlung ... Pflanzen. Einfluß auf die Landwirtschaft: 4.1.2.1. Biologische Wirksamkeit von UV-Strahlung Pflanzenuntersuchungen Abhängigkeiten: Die solare UV-Strahlung ist ein Teil des solaren Spektrums, also der Strahlung, die die Sonne aussendet. Der UV-Bereich wird nach seiner biologischen Wirksamkeit in drei Bereiche eingeteilt: UV-A UV-B UV-C 320 - 400 nm (biologisch relativ unkritisch) 290 - 320 nm (biologisch kritisch) < 290 nm (biologisch extrem kritisch) Über einen Wellenlängenbereich im solaren UV-Spektrum, der von etwa 200 bis zu 325 nm reicht. ist Ozon der wesentliche UV-Fitter der Erde. Interessanterweise ist die DNA, das genetische Ertmaterial aller Lebewesen, gerade gegenüber Strahlung dieser Wellenlangen am empfindlichsten! Die sogenannten DNA-Moleküle (Desoxyribonukleinsäure), die die genetischen Erbinformationen in jeder Zelle eines jeden Lebewesens enthalten, sind völlig auf den UV-Schutz durch die Ozonschicht angewiesen. Denn gerade in dem Wellenlängenbereich der solaren UV-Strahlung, die durch das Ozon herausgefiltert wird, besitzen die DNA-Moleküle eine stark erhöhte Empfindlichkeit gegen diese Strahlung. Nur durch den Schutz der Ozonschicht ist sichergestellt, daß die DNA nicht zerstört wird. Versuch 4: Absorption von UV-Strahlung durch Ozon Geräte: siehe Versuch 2 ohne Gaswaschflasche. Zusätzlich Abzug, UV-Handlampe (Wellenlänge 254 nrn), weißes Papier (oder mit optischen Aufhellem gewaschene, weiße Textilie) als Fluoreszenzschirm, Glastrichter (0 -15cm) mit PVC-Schlauch als Ableitung in Abzug --. Ozon Eine erhöhte UV-Strahlung, bedingt durch Ozonreduzierung in der Stratosphäre, hätte folgende Konsequenzen auf > ~ > > Hautkrebs (Melanome) Gutartige Geschwülste (Nicht-Melanome) Vorzeitige Alterung der Haut Katarakte und andere Augenkrankheiten A: \"j:Pier Abzug t UV-Lampe Durchführung: Man beleuchtet im dunklen Raum mit einer UV-Lampe (Wellenlänge 254 nm) ein weißes Schreibmaschinenpapier. Dieses dient als Fluoreszenzschirm. Man bläst direkt vor das Blatt in den Strahlengang Ozon. würden zunehmen. Beobachtung/Erklärung: . Ozon läßt kaum UV-Strahlung durch, so daß das Ozon (weil keine Fluoreszenz mehr angeregt wird) einen Schatten in Form von "rosa Wölkchen" wirft. ... das maritime Leben: Das maritime Leben nahe der Oberfläche der Ozeane ist sehr empfanglich für UVSchädigung. Das Plankton - einzellige Organismen, die frei an der Meeresoberfläche schweben - ist besonders sensitiv. Klein-Lebewesen. wie Jungfische, Krebse und Shrimps, die an der Oberfläche und in flachen Küstengebieten leben sind ebenfalls verletzlich. Diese Organismen bilden die Basis der ozeanischen Nahrungskette. Daher können erhöhte Intensitäten des UV-B das gesamte ozeanische Ökosystem stören. Dies wiederum kann die Verfügbarkeit von Fisch und anderen Nahrungsmittel aus den Ozeanen für den Menschen beeinflussen. Plankton ist daneben eine der bedeutendsten Quellen des atmosphärischen Sauerstoffes. Zur Produktion des Sauerstoffes wird atmophärisches Kohlendioxid Chemie in der Schule: www.chids.de prinzipiell folgende 1. Die ErtrAge werden zunächst bis zu Ozonverlusten von etwa -3 0A, besser, da die Pflanzen mehr Energie in Form von UV-Licht erhalten. 2. Der Ertrag nimmt bei Ozonverlusten von -40% drastisch ab. 3. Der Proteingehalt erhöht sich mit zunehmender UV-Belastung. 4. Die Kohlenhydratgehalte nehmen mit zunehmender UV-Belastung ab. 5. Die Reaktionen verschiedener Pflanzen sind unterschiedlich. 6. Die allgemeine Widerstandskraft gegen Krankheiten erhöht sich mit zunehmender Belastung. 4.1 ~2.2. Erhöhte UV-Strahlung ... den Menschen: nach UV-Bestrahlung lieferten 15 16 ) 4.1.3. Bildung und Abbau von Ozon in der Stratosphäre 4.1.3.2. (Natllrllcher) katalytischer Abbau von Ozon 4.1.3.1. Chapman-Zyklus .Zunächs t: N2, C02 und H 20 sowie die Spurengase CH 4 und N20 reagieren nicht mit Ozon, kommen also direkt als Senken nicht in Frage. Man weiß aber, daß u.a. CI, NO und OH, auch H oder Sr - diese Atome und Moleküle sind alle in der Stratosphäre nachgewiesen worden - mit 0 3 in einer Weise reagieren, daß sie selbst unverändert nach der Umwandlung von 03 in O2 zurückb leiben, also als Katalysatoren wirken, und dann erneut für weitere Reaktionen zur Verfügung stehen. In den 30er Jahren postulierte Sidney Chapman, daß in der höheren Atmosphäre ein dauernder Ab- und Abbau von Ozon stattfinden müßte. A. < 242nm Ozon- 1---=---- Bildung ~ A. > 242nm Ozon- Abbau Äl < 242nm 02 ~ 0+0 0 + 02 ~ 03 SENKEN für Ozon: x·= Ä2 > 242nm 03 0 3+ 0 302 ~ O2+0 ~ 2 O2 +hv, - dH 4 ~ + hV2 .OH CI. XO· = HO~ CIO· Herkunft: .Lachqas'' von X Wasserdampf Chlormethan hv CH3CI - . .NO 203 2.NO 2.0H , 03 wird also ständig aus 02-molekülen aufgebaut und zu Oz-Molekülen abgebaut . Der Ozon-Gehalt wird also in einem dynamischen Gleichgewicht gehalten. Aufgrund der bekannten Reaktionen des Chapman-Zyklus laßt sich mit Kenntnis der Geschwindigkeiten der Reaktionen die Lage des Gleichgewichtes und damit der zu erwartende Ozongehalt berechnen. Qualitativ stimmen die Rechenergebnisse recht gut mit den Befunden überein: Es gibt ein Maximum bei ungefähr 30km Höhe über dem Erdboden. Aber quantitativ liegen die tatsächlich gemessenen Ozon-Geha lte um ca. eine Zehnerpotenz niedriger als die Werte, die sich nach dem ChapmanMechanismus errechnen lassen . Als Erklärung bleiben weitere chemische Reaktionen aus Atmosphärengasen , die für den Ozon-Vertust verantwortlich sein müssen. Chemie in der Schule: www.chids.de 17 Distickstoffmonoxid, .Lachqas": N20 entsteht überall dort, wo in einem feuchten Milieu Bakterien Biomasse zersetzen . Diese langlebige Stickstoffverbindung (Lebensdauer ca. 1508) wird im wesentlichen durch die Aktivitäten von nitrifizierenden und denitrifizierenden Mikroorganismen in Böden sowie im Meerwasser und in Seen auf den Kontinenten gebildet. N20 ist in der erdnahen Lufthülle chemisch inert. Es gibt in der Troposphäre praktisch keine chemische Reaktionen , durch die N2Ü abgebaut wird . Deshalb kommt als einzige Senke die Stratosphäre in Frage. Im Prinzip sind folgende Abbaureaktionen bekannt: N20 reagiert mit atomaren Sauerstoff 0, oder es wird durch Photolyse direkt zersetzt. 18 ) Wasserdampf: Der in der Stratosphäre vorkommende Wasserdampf reagiert mit atomaren Sauerstoff 0 zu Hydroxylradikalen OH, die Ozon katalytisch abbauen können. Chlormethan: Im Prinzip müssen als CI-Quellen alle Chlorverbindungen mit ausreichend langer atmosphärischer lebensdauer in Betracht gezogen werden. Die wichtigste CI-Quelle ist Chlormethan (CH3CI, lebensdauer 1a), das aus biologischen Prozessen im Ozean stammt und bei der Verbrennung von Biomasse entsteht. Für X=CI liefert das o.a. Schema den erstmals 1974 von Molina und Rowland beschriebenen CIOeZyklus. Die wichtigsten anthropogenen CI-Quellen sind die Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), für die keine bedeutenden natürlichen Quellen bekannt sind. Versuch S soll zeigen, wie am Beispiel Chloroform die FCKW Ozon abbauen und dadurch das Ozonloch (siehe unten) entsteht. Die Ozonzerstörung basiert auf dem Mechanismus, der in Kap. 4.1.3.2. beschrieben ist. ~ CI. + 03 -+ 0 -+ Chlor-Katalyse-Zyklus Entstehung von Säuren und Säurebildnern: HCI + HO. CI. Geräte: siehe Versuch 2. Zusatz/ich Schliffstopfen NS29 für Gaswaschflasche, pH-Elektrode mit Anzeigegerät, Pipetten, Reagenzglas, Reagenzglasgestell mit schwarzem Hintergrund, im Abzug Chemikalien: Denkbare Reaktionen sind: [CIO.+ 4.1.3.3. Anthropogener katalytischer Abbau von Ozon Versuch 5: Zerstörung von Ozon durch halogenierte Entstehung von Chlor- und Chloroxoradikalen wie CI. oder CIO. + CI. -+ Disproportionierung von Chlor: o SOml CHCI3, AgN0 3 w=O,01, HN03 w=O,3 Nachweis: CI2 + H20 -=- ·1 > pH-Änderung > Ag· (aq) + cr (aq) -=- AgCI-I..(s) weißer Nd. +1 HCI + HCIO Durchführung: Man mißt den pH-Wert der Chloroform-lOsung, leitet anschließend Ozon ein, schüttelt und mißt erneut den pH-Wert. Danach macht man die Lösung salpetersauer und gibt 3 Tropfen SilbernitratiOsung hinzu und schüttelt um. Man führt eine mit Ozon unbehandelte Blindprobe nur mit Chloroform zum Vergle ich durch. CIKatalyse..zytdua Anmerkung: Den pH-Wert von Chloroform kann man natürlich nicht messen. Vielmehr wird die Tendenz angezeigt, wie sich das Verhältnis von Hydrogeniumionen vor und nach Ozoneinleitung ändert. Beobachtung: Der pH-Wert ändert sich (fällt ab). Nach Zugabe von AgN0 3 bildet sich ein weißer Niederschlag in der wässrigen Phase. Erklärung I Auswertung: Chloroform-lösung ................. ............................ ...................Stratosphare . . ......................- pH (vor Ozoneinleitung) = 4,1 e =~-, Trelbgas.... I FCKWs I pH (nach Ozoneinleitung) = .{J,7 KOhimIttel Chemie in der Schule: www.chids.de 19 20 Troposphare . J 4.1.3.4. FCKW Globaler Ozonabbau und Reaktionen der politischen Öffentlichkeit Fluor-Chlor-Kohlenstoffe sind die chemische Stoffklasse, die chemische Verbindungen von Atomen des Kohlenstoff (C), Fluor (F) und Chlor (CI) enthält. Im deutschen Sprachgebrauch werden sie auch als FCKW bezeichnet, also als Fluor-Chlor-Kohlen~stoffe, obwohl die Stoffe dieser Klasse keine Wasserstoffatome enthalten (sie werden aber aus Kohlenwasserstoffen hergestellt) . Sie gehören mit den Halonen und den weniger kritischen teilhalogenierten FCKW zu den Stoffen, die in der Stratosphäre die Quellen der ozonzerstörenden Radikale sind. Wegen der hohen Stabilität können die FCKW die Stratosphäre erreichen, bevor sie zersetzt werden. Erst in der Stratosphäre werden sie durch solares UV-Licht aufgebrochen, wobei das ozonzerstOrende CI freigesetzt wird. Die FCKW sind zwar schwerer als Luft, können die Stratosphäre aber wegen turbulenter Windstromungen in der Troposphäre und über Diffusionsvorgänge dennoch erreichen. Dort halten sie und ihre Abbauprodukte sich über mehrere Jahre auf (!), bevor sie durch natürliche Reinigungsprozesse wieder aus der Stratosphäre entfemt werden. Dieser langfristige Aufenthalt dieser Stoffe in der Atmosphäre bedeutet, daß jede Maßnahme, die heute zur Reduktion der FCKW (und der Halone) führt, sich erst in größenordnungsmäßig 30 Jahren merkbar auswirkt . Anders gesagt: würde heute schlagartig jeder Eintrag dieser Stoffe in die Atmosphäre unterbunden, würde es noch einige Jahrzehnte dauem, bis die Stratosphäre von ihnen befreit wäre. Eine solcher schlagartiger Stopp ist aber unmöglich, da beispielsweise ja bereits viele Tonnen dieser Produkte in Klimaanlagen und Kühlschränken enthalten sind und in den nächsten ca. 10 bis 20 Jahren in die Atmosphäre freigesetzt werden. FCKW und Halone sind äußerst stabile und langlebige synthetische Verbindungen. Sie sind chemisch extrem neutral, reagieren nicht mit anderen Stoffen und sind gesundheitlich in den meisten Fällen für den Menschen unbedenklich . Ihre ökotoxische, ozonzerstörende Wirkung bezieht sich lediglich auf das in FCKW enthaltene Chlor, daß zu einer Zerstörung des Ozons führt. FCKW werden zum Beispiel aus Kälteanlagen oder Spraydosen freigesetzt und steigen langsam in die höheren Schichten der Atmosphäre auf, wo sie durch nergiereiches UV-Licht in Radikale gespalten werden, wobei Chlor und Brom freigesetzt werden . Verwendung von FCKW und Halonen }> ~ ~ ~ }> Treibmittel in Spraydosen Kältemittel in Klimaanlagen Feuerlöschmittel Lösungsmittel Verschäumung von Kunststoffen R 11 R 12 SummenFormel CFCI3 CF2CI2 ebensdauer Atmosphäre pO Jahre 102 Jahre R 113 R 114 C2F3C I3 C2F4CI 2 ~5 Jahre ~OO Jahre FCKW in Chemie in der Schule: www.chids.de Halon 1301 1211 SummenFormel !CF3Br !CF2CIBr Lebensdauer 65 Jahre 20 Jahre 21 Die eindeutigen wissenschaftlichen Ergebnisse in den Jahren bis 1985 riefen letztlich auch die Politiker auf den Plan. Nach mehreren Diskussionsrunden wurde 1987 im Montrealer Protokol für die Signatarstaaten bindend festgelegt, die FCKW bis 1999 um 50% zu reduzieren. 1990 wurde in London eine Verscharfung vereinbart, wonach bis zum Jahr 2000 die Produktion der FCKW vollständig eingestellt werden soll. Die weiter eintreffenden alarmierenden Informationen aber den Zustand der Ozonschicht führten 1992 auf der Nachfolgekonferenz in Kopenhagen zu der Vereinbarung, die FCKW-Produktion bis 1994 um 75% zu vermindem und bereits im Januar 1996 auf die CFC ganz zu verzichten . Allerdings wurde ein Übergangsperiode bis zum Jahr 2006 beschlossen, wahrend der für essentielle Fälle und für den Bedarf in Entwicklungsländem FCKW erzeugt werden dürfen. 1995 wurden in der Wiener Nachfolgekonferenz weitere Anderungen und Anpassungen des Montrealer Protokolles vorgenommen. Danach ist in den Industrieländem bis zum Jahre 2010 Produktion und Verwendung von Methylbromid (Fungizid) einzustellen. Der Export von Brommethan in Staaten, die dem Montrealer Protokoll nicht beigetreten sind, wird verboten . In Entwicklungsländem wird ab 2002 die Produktion und der Verbrauch des Methylbromid auf den DlXChschnitt der Jahre 1995 bis 1998 eingefroren. 4.1.4.0zon-"Loch" In der breiten Öffentlichkeit ist die Rede vom sogenannten Ozon-Loch". Doch dieser Begriff ist irreführend und falsch, denn es handelt sich nicht um ein . Loch· im eigentlichen Sinne. Vielmehr sollte über einen .Ozonschwund" gesprochen werden. Die genaue Definition des Begriffes Ozonloch lautet wie folgt: .Ein Ozonabbau wird dann als Ozonloch bezeichnet, wenn für ein größeres Gebiet über die Höhe hinweg gemittelt das Ozon zu 50 Prozent zerstört ist und der Schwund über mehrere Wochen anhält." Allgemein bekamt wurde das Problem der Zerstörung des Ozons in der Atmosphäre vor allem durch Berichte über das Ozonloch . Dieses Ozonloch von ca. 22 Millionen Quadratkilometem GrOße (1995 und 1996) beschrankt sich jedoch auf die antarkt ischen Gebiete der Erde. Auf die gründe soll jedoch hier nicht näher eingegangen werden . Weniger bekannt ist, daß auch über allen anderen Punkten der Erdoberfläche ein Ozonabbau stattfindet. Dieser hat jedoch nicht einen so spektakulären Anschein, wie das Ozonloch. Tatsächlich ist dieser Abbau aber ebenfalls sehr problematisch: er findet direkt über den Pflanzen, Tieren und Menschen statt und übt seinen schädlichen Einfluß auf sie ebenso direkt aus . 22 4.2. Ozon in der Troposphäre - Sommersmogproblematik Gegebenheiten aber verschiedener - Wert für die Ozonkonzentration ergibt. Damit ist der Befund, die konstante Ozonkonzentration in unbelasteten Atmosphären, erklärt. 4.2.1. Problemstellung: Photosmog - Los Angeles-Smog Photosmog - auch Sommersmog genannt - wurde in den vierziger Jahren zuerst in los Angeles beobachtet. In der Region leben etwa 7,5 Millionen Menschen - mit etwa gleich großer Autozahl. Stadt und Umland liegen in einem Becken, in dem es im Sommer häufig zu stabilen Inversionswetterlagen kommt. Bei dieser Wetterlage ist die normale Zirkulation der luft nicht mOgIich, da wärmere Luftschichten in der Höhe tieferliegende kalte überdecken. Alle Abgase der Stadt - die wichtigsten sind hier angesichts des alles beherrschenden Autoverkehrs die Autoabgase - sammeln sich wie unter einer riesigen Glocke. Durch die intensive Sonneneinstrahlung werden wie in einem "Reaktor" eine Vielzahl von chemischen Reaktionen in Gang gesetzt. Aus diesem Produktgemisch hebt sich ein Produkt wegen seiner besonders hohen Menge heraus: Ozon. Sichtbar in Erscheinung tritt der Photosmog als ein mehr oder weniger dichter Dunst. Schlimmer als dieser sind die Wirkungen des brisanten Reaktionsgemisches: in leichten Fällen kommt es zu einer Reizung der Schleimhäute, besonders der Augen. Doch auch Lungenerkrankungen wie z. B. eine Bronchitis (im Sommer) oder die Zunahme von allergischen Erkrankungen werden mit einiger Berechtigung auf den Sommersmog zurückgeführt. Er sorgt auch dafür, daß Farben rascher ausbleichen, und Leder, Gummi und Textilien rascher brüchig werden. Ozon in der belasteten Atmosphäre Wie sind nun die Verhältnisse in belasteten Atmosphären zu beschreiben. weshalb sind hier die Ozonkonzentrationen hoch. wie kommt es zu einem Tagesgang, wie zu unterschiedlichen Konzentrationen in den verschiedenen geographischen Räumen? Die Erklarung hierfür liegt in der unterschiedlichen Zusammensetzung von belasteter und unbelasteter Atmosphäre. Hier sind vor allem zwei Punkte zu beachten: 1. In stark verschmutzten Atmosphären findet ma StickstoffmonooxidKonzentrationen, die 1.000 bis 100.000 mal so hoch sind wie in natürlichen. 2. Es liegen erhebliche Mengen an Kohlenwassfioffverbindungen (KW) vor. die aus dem Kraftfahrzeugverkehr stammen. CO2 + H 20 + N2 + O 2 Kraftstoff (KW) + Luft (80°A. N2 20 % 02) 4.2.2. Chemische Grundlagen Für das Verständnis dieser Phänomene ist es notwendig, die Behandlung der belasteten Atmosphäre von der der unbelasteten abzukoppeln und diese zuerst zu betrachten. 99 % + Verbrennung Hauptschadstoffe: ~ ~ ~ 0,85 0", 0.08% 0,05 0/0 K'N: > Ozon in der unbelasteten Atmosphäre Als Bildungsreaktion für Ozon ist nur eine Reaktion von Bedeutung, die Photolyse von Stickstoffdioxid N02 und die anschließende Reaktion des gebildeten atomaren Sauerstoffs mit 02 zu Ozon: > Methan Ethan. Ethen. Ethin Propen Butan. 1-Buten Pentan. Isopentan Benzol Xylole Toluol Dabei kommt es zur Bildung von Photooxidantien. Photooxidantien sind oxidierende Verbindungen. die auf photochemischem Wege (Sonnenlichteinfluß) entstehen. In diesem Zusammenhang ist die Reaktion von photolytisch aus Ozon erzeugtem Sauerstoff mit Wasser Wichtig. Für den Ozonabbau (der sogenannten "Senke") ist vor allem die Reaktion mit Stickstoffmonooxid NO von Bedeutung: Wenn die UV-Strahlung (nachts) wegfällt, drehen sich die Pfeife um und es wird N02 und 02 gebildet. Bildung und Abbau von Ozon halten sich im Sinne eines dynamischen Gleichgewichtes die Waage, so daß sich ein konstanter - je nach geographischen Chemie in der Schule: www.chids.de 23 HO-Radikale geben ihr Sauerstoffatom an Kohlenmonoxid bzw. Kohlenwasserstoffen ab, wobei ein Wasserstoffradikal H· zurückbleibt. Mit Sauerstoffmolekülen bilden sich Hydroperoxidradikale HO~. die NO zu N02 oxidieren. Unter Einwirkung von kurzweiligerem licht (Wellenlängen <420 nm) oder bei hohen Sommertemperaturen reagiert N02 mit weiteren Sauerstoffmolekülen zu Ozon, das nun in Bodennähe seine umweltschadigenden Wirkungen ausüben kann. 24 Erklärung (vereinfacht): +0 CO Ph-CH 3 t<JN H • 2 Ph-CH 2 __ Ph-C-O-O- NO H 2 Man kann die bodennahe Ozonbildung somit durch die Minderung der Schadstoffemission (etwa durch großräumiges, langfristiges Autofahrverbot) drastisch einschränken. Hinzu kommt daß die bodennahe Ozonbildung durch die Ausdünnung der Ozonosphäre verstärkt wird. Die Ozonanreicherung hat aber auch schon die Alpen und andere Reinluftgebiete erreicht. ~O ,,- Ph-C~ ~o 2 Ph-C(_ siehe Versuch 2. Zusätzlich pH-Elektrode mit Anzeigegerät, Abzug. QH 50ml Toluol Benzoesäure Durchführung: Man mißt den pH-Wert des Toluols in der Gaswaschflasche, leitet vorsichtig(!) Ozon ein (Achtung: Entzündungsgefahr) und mißt erneut den pH-Wert. Anmerkung: Den pH-Wert von Toluol kann man natürlich nicht messen. Vielmehr wird die Tendenz angezeigt, wie sich das Verhältnis von Hydrogeniumionen vor und nach Ozoneinleitung ändert. Beobachtung: Der pH-Wert erreicht einen tieferen Wert. pH (vor Ozoneinleitung) =4,7 pH (nach Ozoneinleitung) = 2,4 Chemie in der Schule: www.chids.de 25 + Ph-CH3 - Q-O. Versuch 6: Abbau von Ozon durch Benzinbestandteile Chemikalien: __ Ph-C-O-OH Der Grund ist, daß sich in der Nacht wegen des Fehlens von UV-Strahlung die umgekehrten Reaktionen bemerkbar machen: NOx und Kohlenwasserstoffe (siehe Versuch 6) bauen die Ozonmoleküle ab und machen sie unschädlich. Da aber in Reinluftgebieten, anders als in Ballungszentren, der verkehrsbedingte NOx- sowie Kohlenwasserstoff-Ausstoß abends zum Erliegen kommt, entfällt die Entgiftung, so daß die Ozonkonzentration konstant hoch bleibt. 26 .... - Ph-CH 2 -OH Toluol + Ph-CH3 ~ • - Ph-CH2 ) 4.2.3. Gefährdung durch bodennahes Ozon Versuch 7: Wirkung von Ozon auf Pflanzen 4.2.3.1. Übliche Konzentrationen I Geruch Geräte: siehe Versuch 2, Abzug. Chemikalien: Herstellung eines Chlorophyll-Extrakt von Weißklee in Chloroform. = Die Ozonkonzentration wird häufig in der Einheit 'Mikrogramm pro Kubikmeter' ( IJg/mS ) angegeben (11Jg 1 Mikrogramm 1 Millionstel Gramm). Die Grundbelastung liegt heute bei 40 - 80 J,Jg/w; sie ist etwa doppelt bis dreifach so hoch wie zu Beginn des Jahrhunderts. Ozonwerte über 180 IJg/mS (Stundenmittelwerte) treten fast ausschließlich im Sommer bei Temperaturen über 20°C auf. Konzentrationen über 240 IJg/mS wurden in der BRD bisher selten gemessen. Die Geruchsschwelle für Ozon liegt bei 40 - 50 lJ9/m 3 , die Stärke der Geruchsempfindung läßt aber innerhalb von wenigen Minuten nach. Wegen dieser raschen Gewöhnung wird im Alltag Ozon kaum je durch Riechen wahrgenommen. = = 4.2.3.2. Gesundheitliche Wirkungen Ozon ist einer der am stärksten oxidierenden Stoffe. Die komplexen Schäden. die es auf zellulärer Ebene anrichtet. können sich u.a. in Entzündungen des Atemtrakts oder Verminderung der Widerstandsfähigkeit gegenüber Infektionen äußern. Ozon kann zu Schäden an der Erbsubstanz führen; eine krebsauslösende oder -fördemde Wirkung kann nicht ausgeschlossen werden. Ozon dringt bis tief in die feinsten Verästelungen der Lunge ein. Es reizt die Schleimhäute und das Lungengewebe. Die Atmung kann behindert werden; Atemwegserkrankungen können die Folge sein. Eine Verschlechterung von Lungenfunktionen und entzündliche Reaktionen des Lungengewebes wurden schon bei mehrstündigen Konzentrationen von 160 ~glw beobachtet. Besonders schwere Schädigungen der Bronchialschleimhaut werden durch die Kombination von Ozon und Tabakrauch verursacht. Neben der Beeinträchtigung der Atemwege werden ab Konzentrationen von rund 200 J.Jg/m3 eine Vielzahl verschiedener Beschwerden wie Augenreizungen, Kopfschmerz, Husten. Brustschmerzen, Müdigkeit und Atemnot genannt. Ein Vergleich aller vorliegenden Daten ist schwierig, da es offensichtlich große individuelle Unterschiede in der Ozon-Empfindlichkeit gibt. Außerdem darf man nicht außer acht lassen, daß gleichzeitig andere Luftschadstoffe auf den Organismus einwirken. Über Langzeitwirkungen und Spätschäden durch Ozon sind kaum Untersuchungsergebnisse verfügbar; eine gesundheitlichen Gefährdung kann deshalb auch dann nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden. wenn keine akuten Beschwerden vorliegen. Durchführung: Man leitet Ozon in die Gaschwaschflasche mit dem Chlorophyll-Extrakt. Beobachtung: Der Chlorophyll-Extrakt (grün) entfärbt sich (farblos). Erklärung: 4.2.3.3. Richtwerte Nur am Arbeitsplatz gibt es in der BRD einen verpflichtenden Grenzwert. den sogenannten MAK-Wert von 200 IJg/mS (MAK= maximale ArbeitsplatzKonzentration). Er ist als Mittelwert über acht Stunden definiert, wobei kurzzeitig Konzentrationsspitzen bis zu 400 J.J9/mJ erlaubt sind. Die Bundesrepublik Deutschland hat 1994 eine Richtlinie der EG übernommen. nach der folgende Stundenmittelwerte als Schwellenwerte festgelegt sind: • 180 IJglm3 : "Schwellenwert für die Unterrichtung der Bevölkerung"; bei Überschreitung könne es bei besonders empfindlichen Gruppen der Bevölkerung im Fall einer kurzen Exposition begrenzte und vorübergehende gesundheitliche Auswirkungen geben. • 360 J.jg/ms : "Schwellenwert für die AuslOsung des Alarmsystems"; bei Überschreitung bestehe auch im Fall einer kurzen Exposition eine Gefahr für die menschliche Gesundheit. Die Angabe von Schwellen- und Grenzwerten bedeutet nicht, daß für geringere Konzentrationen Gesundheitsschädigungen mit Sicherheit ausgeschlossen werden können. Es handelt sich vielmehr um Festlegungen politischer Natur, die eine gewisse Beliebigkeit aufweisen. So gilt in der Schweiz ein maximaler Stundenmittelwert von 120 J.,Jg/mJ als akzeptabel. wenn er höchstens einmal pro Jahr überschritten wird; in den Niederlanden dagegen darf der maximale Stundenmittelwert von 240 J...Iglm3 an bis zu 5 Tagen im Jahr Qberschritten werden. In Versuch 7 soll stellvertretend die schädigende Wirkung des Ozons auf Pflanzen gezeigt werden. Chemie in der Schule: www.chids.de 27 Chlorophyll wird oxidativ zerstört. 28 ) 5. Literatur • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • Bliefert, Claus: Umweltchemie. Weinheim - New York 21997. Blume, Rüdiger I Bader, Hans Joachim: Umweltchemie im Experiment. Frankfurt 1989. Blume, Rüdiger I Wiechoczek, Dagmar I Hildebrand, Achim I Hilgers. Uwe: Ozon aus der Elektrolyse von Schwefelsäure - eine Basis für Experimente von Ozon, in: PdN-Ch. 2 (1996) 8.20-28. Blume, Rüdiger I Wiechoczek, Dagmar: Unterrichtsexperiment: Nachweis von Ozon. Anmerkungen zum Schönbein-Verfahren, in: PdN-Ch. 4 (1994) 8.17-19. 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