Ein wenig 3-adische Analysis Vorbemerkungen Sind a , b∈ℤ , so heißt a Teiler von b , wenn es ein c∈ℤ gibt mit ac=b . Ist a Teiler von b , so schreibt man auch a∣b . Ist dagegen a kein Teiler von b , so schreibt man a ∤b . Offenbar sind 1 und -1 Teiler jeder Zahl in ℤ . Ebenso gilt: Ist a∣b , so folgt ∣a∣∣b∣ . Ist a∈ℤ , a≠0 , so gibt es ein eindeutig bestimmtes ∈ℕ0 , so daß 3∣a , während 1 3 ∤a . Um dies zu beweisen, betrachtet man zunächst die Menge M := {∈ℕ0 ∣ 3 ∣a } . Diese Menge ist sicher nicht leer, denn es ist ja 0∈M . Sie ist aber auch nach oben beschränkt, denn man zeigt nämlich leicht durch Induktion daß 3nn . Wählt man dann n=∣a∣ , so ergibt sich 3∣a∣∣a∣ , daher kann 3∣a∣ und damit auch jede höhere Dreierpotenz kein Teiler von a sein. Weil also M nach oben beschränkt ist, existiert := max M . Damit gilt automatisch 3∣a und 31 ∤a . Gäbe es ein ℕ0 ∋≠ mit 3∣a , 31 ∤a , so führen die Annahmen und sofort zum Widerspruch, und somit ist eindeutig bestimmt. Das demnach zu a∈ℤ , a≠0 eindeutig bestimmte Element ∈ℕ0 mit 3∣a und 31 ∤a bezeichnen wir mit v p a . Dies ist übrigens genau der Exponent von 3 in der eindeutigen Primfaktorzerlegung von a , deren Kenntnis wir aber hier nicht voraussetzen. −v a Für a ∈ℤ , a≠0 wird definiert: ∣a∣3 := 3 , außerdem ∣0∣3 :=0 . Man weist leicht nach (vgl. Aufgabenblatt 7), daß für beliebige Elemente a , b∈ℤ gilt: 3 ∣a∣3 0 ∣a∣3 =0 gdw. a=0 ∣ab∣3 =∣a∣3∣b∣3 ∣ab∣3max {∣a∣3 ,∣b∣3 }∣a∣3∣b∣3 − 3 ∣a ⇒ ∣a∣33 , 3∣a∧31 ∤a ⇔ ∣a∣3=3− Der Beweis der Ungleichung ∣ab∣3max {∣a∣3 ,∣b∣3 } werde hier noch einmal wiederholt: Es seien a , b∈ℤ beide von Null verschieden, a=3v a ' , b=3v b ' . Ist oBdA v 3 a v 3 b , so folgt ab=3v a a ' 3v b−v a b ' . Damit ist jedenfalls −v a ∣ab∣33 =∣a∣3max {∣a∣3 ,∣b∣3 } , dies schließt auch den Fall ab=0 ein. In den Fällen a=0 oder b=0 erhält man trivialerweise die gewünschte Ungleichung. 3 3 3 3 3 3 Es ist jetzt einfach zu zeigen (vgl. Aufgabenblatt 7), daß durch d a , b:= ∣a−b∣3 eine Metrik auf ℤ gegeben ist. Man sieht auch, daß für eine Zahl a ∈ℤ , a≠0 , deren Darstellung im 3erSystem mit genau k Nullen endet, ∣a∣3=3−k gilt. Daraus folgt sofort: besitzen zwei Zahlen gleichen Vorzeichens eine Darstellung im 3er-System, die genau in den letzten k Ziffern übereinstimmt, so ist ihr Abstand gleich 3−k . Alle Konvergenzdiskussionen im Folgenden beziehen sich auf die obige Metrik. Zur „freiwilligen Sonderaufgabe“ von Aufgabenblatt 8: Bei einer Cauchyfolge a n n∈ℕ in ℕ⊂ℤ , für die lim 5 a n =1 gilt, muß für große n der Betrag n∞ ∣5 a n −1∣3 klein werden, d.h. die Zahl 5 a n −1 muß durch eine große Dreierpotenz teilbar sein. Dies ist insbesondere der Fall, wenn 5 a n −1=3k schon eine Dreierpotenz ist. In diesem Fall müßte 3k 1 durch 5 teilbar sein. Man bilde also Dreierpotenzen und hat gleich, daß 321=10 durch 5 teilbar ist. Weil 34=81 bei Division durch 10 Rest 1 läßt, gilt dasselbe auch für 81 k , und daher ist b k =9⋅81 k 1 durch 10 und damit durch 5 teilbar, d.h. b k =34 k21=5⋅a k . Weil demnach 34 k 2∣b k −1 , folgt ∣b k −1∣3=∣9⋅81k∣3=3−4 k 2 und daher lim b k =1 , d.h. die Folge b n ist konvergent mit Grenzwert 1. k ∞ l k 4 k 2 34l−k −1 . Daraus folgt Für k l gilt: 5⋅a l −a k =bl −b k =9⋅81 −9⋅81 =3 4 k 2 3 ∣ 5⋅a l −a k . Wenn eine Dreierpotenz aber ein Produkt teilt, wobei der erste Faktor nicht 4 k 2 ∣ a l −a k , also durch drei teilbar ist, muß sie den zweiten Faktor teilen1, also 3 −4 k −2 ∣a l −a k∣33 , woraus sofort folgt, daß die Folge a n Cauchyfolge ist. Wir benutzen im Folgenden Zahldarstellungen im 3er-System, die wir durch einen angehängten Index kennzeichnen. Z.B. b5=10000000000000000000001 3 , b6=100000000000000000000000001 3 a 5=121012101210121012102 3 , a 6=1210121012101210121012102 3 , wie man sich unter Nutzung des Unix-Programms bc leicht überzeugt, und es ist ganz interessant die Multiplikation 5⋅a k im Dreiersystem, also z.B. 123⋅12101210121012101210121023=1000000000000000000000000013 per Hand durchzuführen. Nun zum nächsten Aufgabenteil: Wie konstruiert man nun eine Cauchyfolge in ℕ bzgl. der durch den „3-Betrag“ ∣ ∣3 gegebenen Metrik, so daß die Quadrate der Folgenglieder den Grenzwert 7 besitzen? Offenbar muß man Zahlen a n finden, so daß a 2n −7 von großen Dreierpotenzen geteilt wird, denn dann ist ∣a 2n−7∣3 klein. Gleichzeitig müssen die Differenzen a k −a l mit wachsenden Indizes k,l selbst durch große Dreierpotenzen teilbar sein. Genau dann bildet die Folge a n nämlich eine Cauchyfolge. Dies heißt bezüglich der Darstellung der Zahlen a n im 3er-System, daß mit wachsendem n immer mehr Stellen unverändert bleiben. Betrachten wir z.B. die Gleichung 4 2=97 . Wir beginnen hier mit a 2=4 und haben 2 −2 2 4 2 −4 ∣a 2 −7∣3=3 . Setzen wir jetzt a 3=13 und beobachten, daß a 3 −7=2⋅3 d.h. ∣a 3 −7∣3=3 während a 3−a 2=32 , also ∣a 3 −a 2∣3=3−2 . Im 3er-System dargestellt sieht die Situation so aus: a 2=11 a 22=221 a 3=111 a 32=20021 . Aus Gründen, die man später sehen wird, setzen wir auch a 4 :=13 und a 5 :=175 , und haben damit im Dreiersystem 1 Hier wird erstmals benötigt, daß 3 eine Primzahl ist! a 4=0111 a 24=20021 , 20021≈21 mit einer „Genauigkeit“ von 4 Stellen a 5=20111 a 52=1120000021 1120000021≈21 mit einer „Genauigkeit von 7 Stellen. Man sieht jetzt das Prinzip: Um von a n nach a n1 zu gelangen, müssen wir im Dreiersystem eine Stelle links so anfügen, daß bei a 2n mindestens eine weitere Null vor der 21 entsteht. Falls das nicht gelingt, fügen wir eine Null an und machen bei der nächsten Stelle weiter. Im Dreiersystem müssen wir ja nur mit den Ziffern 0,1,2 arbeiten, so daß das Probieren nicht schwer fällt. Dies soll jetzt noch ein paar Schritte durchgeführt werden, bevor diskutiert wird, wieso man bei diesem Vorgehen nicht stecken bleibt. a 7=a 6 =a 5 , d.h. es wurden jeweils Nullen angefügt a 8=20020111 a 82=1102221100000021 a 9=120020111 a 92 =22121021000000021 2 a 10 =1120020111 a 10 =2110002020000000021 Natürlich wird man kein Muster in der Ziffernfolge der a n erwarten. Warum nun funktioniert die oben beschriebene Rekursion? Dazu fangen wir ganz von vorn an: Rekursionsanfang: a 1 :=1 ; es ist 31∣a 12−7 , also ∣a 12−7∣33−1 . Rekursionsschritt: a n sei bereits konstruiert mit 3∤a n , sowie 3n∣a 2n−7 , also ∣a 2n −7∣33−n . Zur Konstruktion von a n1 soll nun bzgl. der 3er-System-Darstellung an a n links eine weitere Ziffer, nämlich n1 angehängt werden, das heißt a n1=a n n1 3n . Damit gilt übrigens unmittelbar auch 3∤a n1 . n1 n 2 Wir benötigen 3 ∣ a n n1 3 −7 . Nun könnte es ja zufällig sein, daß nicht nur 3n∣a 2n −7 , sondern sogar 3n1∣a 2n −7 gilt. In diesem Fall setzen wir einfach n1 := 0 . Wenn dagegen 3n1 ∤a 2n−7 , wenn also ∣a 2n −7∣3=3−n , so rechnen wir zunächst 2 a n n1 3n 2−7= 2n−72 a n n1 3n 3n . n1 muß so bestimmt werden, daß dieser Ausdruck durch 3n1 teilbar wird. Wir wissen, daß 2n −7 durch 3n , aber nicht durch 3n1 teilbar ist. Wenn wir a n1 gleich 1 oder 2, jedenfalls nicht gleich 0 wählen, dann ist 2 a n n1 nicht durch 3 teilbar. Der Summand 2 3n ist jedenfalls durch 3n1 teilbar. Wir wählen nun endgültig n1 so, daß 2n−7 3n 2 a n n1 durch 3 teilbar ist. Ist nämlich 2n −7=3 xr und 2 a n =3 ys mit 1r , s2 , so setzt man für r=1, s=1: a n1 := 2 , r=1, s=2 : a n1 := 1 , r=, s=1: a n1 := 1 , r=2, s=2: a n1 := 2 . Dadurch ist n1 auch eindeutig bestimmt2. 2 Jedenfalls ist jetzt a n n1 3n 2−7= 2n −72 a n n1 3n 3n durch 3n1 teilbar, und damit der Rekursionsschritt durchgeführt. Das Konstruktionsprinzip „Anhängen einer Ziffer“ beim Übergang von einem Folgenglied zum nächsten macht a n n∈ℕ notwendig zu einer Cauchyfolge: es gilt ja für mn : ∣a m −a n∣33−n . Letzter Aufgabenteil: Zum Schluß bleibt noch zu untersuchen, warum man keine Cauchyfolge finden kann, bei der die Quadrate der Folgenglieder den Grenzwert 5 besitzen. Dazu müßte jedenfalls ab einem gewissen Index ∣a 2n−5∣31 sein, d.h. 3 müßte ein Teiler von a 2n−5 sein. Wir führen wieder eine Division mit Rest durch und schreiben a n=3 xr mit 0r3 . Damit ist a 2n =9 x 23 rxr 2=3 3 x 2rxr 2 , also a 2n−5=3 sr 2−5 . =: s In keinem der mögliche Fälle r=0,1 ,2 wird aber r 2−5 durch 3 teilbar, also ist die Forderung 2 ∣a n−5∣31 nicht erfüllbar. 2 Auch diese Bestimmung von n1 funktioniert nur, weil 3 eine Primzahl ist.