Aufstellen von Valenzstrichformeln Atome versuchen Edelgaskonfiguration (vollständig mit Valenzelektronen besetzte äußerste Schale) zu erreichen. In Salzen (Verbindung aus Metall und Nichtmetall) können die beteiligten Atome ihre Zahl von gewünschten Valenzelektronen zur Edelgaskonfiguration erreichen, indem sie Elektronen abgeben (1. – 4. HG → Kationen) oder Elektronen aufnehmen (5. – 7. HG → Anionen). Die Elektronen gehen dabei immer vollständig zum Nichtmetallatom über, es bildet sich ein Kristallgitter aus, der Zusammenhalt der Ionen erfolgt durch die elektrostatische Anziehung der Kationen und Anionen = Ionenbindung. Bei Salzen wird immer die Verhältnisformel angegeben, die Indizes können also gekürzt werden. Dies gilt streng genommen nur für ∆EN > 1,7 . Bsp.: Na-Atom + Cl-Atom → Na+ + Cl– Bei Verbindungen aus zwei Nichtmetallen (bzw. bei ∆EN < 1,7) werden Elektronen nicht vollständig übertragen, da beide Atome jeweils Elektronen zur Edelgaskonfiguration benötigen. Hier wird eine andere Art der Bindung geknüpft: Immer zwei Elektronen werden nun als gemeinsames = bindendes Elektronenpaar zwischen den Atomen „aufgeteilt“ (es befindet sich dann im gemeinsamen Überlappungsbereich), diese entstehende Bindung wird Atombindung (oder kovalente Bindung oder Einfachbindung) genannt. Verbindungen, in denen die Atome durch eine solche Atombindung zusammengehalten werden, werden als Moleküle bezeichnet. ____ ____ ____ ____ Bsp.: |F▪ + ▪F | → |F – F | Zur genaueren Darstellung der Anordnung der hierfür wichtigen Valenzelektronen benutzt man die Valenzstrichformel (Lewisformel): Dabei werden Elektronen durch Punkte, Elektronenpaare durch Striche dargestellt. Regeln zur Erstellung von Valenzstrichformeln 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. Vorhandene Valenzelektronenzahl (VVE) ermitteln Gesamtzahl der zur Verfügung stehenden Valenzelektronen aller Atome addieren. Die Zahl der VE eines Atoms entspricht seiner Hauptgruppennummer. Achtung: Bei Ionen wird die Ionenladung subtrahiert! Benötigte Valenzelektronenzahl (BVE) ermitteln Gesamtzahl der benötigten Valenzelektronen zum Erreichen der Edelgaskonfiguration aller Atome ermitteln. Merke: Die BVE ist immer 8, nur BVE(H) = 2. Zahl der bindenden Elektronen (BE) ermitteln Zahl der bindenden Elektronen BE = BVE – VVE ; Zahl der bindenden Elektronenpaare BEP (Bindungen) = ½ · BE Zahl der nicht-bindenden Elektronen (NBE) ermitteln NBE = VVE – BE Zahl der nicht-bindenden Elektronenpaare NBEP (Bindungen) = ½ · NBE Räumliche Anordnung der Atome Zentralteilchen: Einzelatom oder Atom mit größter Wertigkeit/Ox.zahl. Restliche Atome (Liganden) symmetrisch um das Zentralatom anordnen und mit Einfachbindungen verbinden. Mehrfachbindungen Sind Elektronen von den BE übrig, so werden Doppel- und Dreifachbindungen gebildet. Nicht-bindende Elektronen verteilen NBE so verteilen, dass die Atome Edelgaskonfiguration erreichen. Überprüfung auf Formalladung - Formalladung = Zahl der VE(Atom) – ½ BE – NBE - Gesamtladung = Summe der Formalladungen - Positive und negative Formalladungen in einem Molekül sind ungünstig und zu vermeiden. - Treten Ladungen auf, schreibt man die VSF in eckige Klammern und gibt oben rechts die Gesamtladung an. 9. Tipp: Besitzt ein Atom die notwendige Zahl der VE nicht, wird ein freies Elektronenpaar eines benachbarten Atoms zu einem bindenden Elektronenpaar umgestellt, so dass eine Mehrfachbindung zwischen beiden Atomen entsteht. Bei überschüssiger Anzahl an VE macht man es umgekehrt und löst eine Mehrfachbindung zu freien EP auf. 10. Beachte: - Spezialfall Wasserstoff: H benötigt 2 VE → H-Atome sind immer endständig ( „H–“ ) nur an einem Partner gebunden. - Oktettregel: Elemente versuchen grundsätzlich 8 VE zu erreichen (nur H benötigt 2 VE) Oktettüberschreitung: Elemente ab der 3. Periode können mehr als 8 VE besitzen (v.a. P, S, Cl). - Spezialfall Sauerstoff-Säuren: Bei sauerstoffhaltigen Säuren ist das H-Atom an einem O-Atom gebunden. Chemie 8/9 MMG VIB 05/2012 Beispiele: Regeln zur Erstellung von Valenzstrichformeln 1. Vorhandene Valenzelektronenzahl (VVE) ermitteln Gesamtzahl der zur Verfügung stehenden Valenzelektronen aller Atome addieren. Die Zahl der VE eines Atoms entspricht seiner Hauptgruppennummer. Achtung: Bei Ionen wird die Ionenladung subtrahiert! 2. Benötigte Valenzelektronenzahl (BVE) ermitteln Gesamtzahl der benötigten Valenzelektronen zum Erreichen der Edelgaskonfiguration aller Atome ermitteln. Merke: Die BVE ist immer 8, nur BVE(H) = 2. 3. Zahl der bindenden Elektronen (BE) ermitteln bindende Elektronen BE = BVE – VVE Zahl der bindenden Elektronenpaare BEP (Atombindungen) = ½ · BE 4. Zahl der nicht-bindenden Elektronen (NBE) ermitteln NBE = VVE – BE Zahl der nicht-bindenden Elektronenpaare NBEP (Bindungen) = ½ · NBE 5. Räumliche Anordnung der Atome Zentralteilchen: Einzelatom oder Atom mit größter Wertigkeit/Ox.zahl. Restliche Atome (Liganden) symmetrisch um das Zentralatom anordnen und mit Einfachbindungen verbinden. 6. Mehrfachbindungen Sind Elektronen von den BE übrig, so werden Doppelund Dreifachbindungen gebildet. 7. Nicht-bindende Elektronen verteilen NBE so verteilen, dass die Atome Edelgaskonfiguration erreichen. Bsp.: NH3 Bsp.: CO22– 8. Überprüfung auf Formalladung - Formalladung = Zahl der VE(Atom) – ½ BE – NBE - Gesamtladung = Summe der Formalladungen - Positive und negative Formalladungen in einem Molekül sind ungünstig und zu vermeiden. - Treten Ladungen auf, so schreibt man die Valenzstrichformel in eckige Klammern und gibt oben rechts die Gesamtladung an. Übung: Erstelle die Valenzstrichformeln! a) H2O , HCl , CH4 , Cl2 , O2 , N2 , H2O2 , C2H6 , C2H4 , C2H2 , O3 , CO , CO2 b) Kohlensäure H2CO3 , Salpetrige Säure HNO2 , Salpetersäure HNO3 , Blausäure HCN, Schwefelsäure H2SO4 , Schweflige Säure H2SO3, Phosphorsäure H3PO4 , Hypochlorige Säure HOCl , Brom(V)-säure HBrO3 , Perchlorsäure HClO4 c) SO2 , SO3 , PCl3 , SF2 , SF6 , CS2 , NO , NO2 , N2O (linear) , NO2F d) Chlorid, Fluorid, Bromid, Ammonium, Hydroxid , H3O+ , Cyanid, Nitrit, Nitrat, Sulfid, Sulfit, Sulfat, Carbonat, Phosphat, Permanganat, Thiocyanat, Chromat e) NO+ , NO2+ , NO2– (linear) , Dichromat (mit O-Brücke zw. Cr-Atomen), N2O5 (O-Brücke zw. N-Atomen) , Manganat MnO42– , Hypomanganat MnO43– , PO32- , Vanadat VO43– , Diphosphat P2O7 (O-Brücke zw. den beiden P-Atomen) , Thiosulfat S2O7 (O-Brücke zw. P-Atomen) , Acetat (2 C-Atome nebeneinander) Lösungen: Siehe Lösungsdatei Chemie 8/9 MMG VIB 05/2012