Szenario, Erzählung Mesoebene Makroebene Mikroebene Die Ebene Mensch das Individuum, der Dialog, informelle Kontakte, Szenen des alltäglichen Lebens - Handlungs - Wissensprozesses. Der “modus operandi“ vor Ort, quasi ”die Unternehmenskultur” Analyseebene Mikroebene Der architektonische Ort, das Gebäude, welches die Lebens, und Handlungsprozesse der Menschen, hervorbringen. Seine Struktur, die Atmosphäre, die Möglichkeiten. Mesoebene 1 Der gebaute Kontext - die Gebäude - ”Die Bildungslandschaft”, die Atmosphäre, der Zwischenraum, die Wissensräume auf ihrem Gipfel, ”als Kultorte” der Geschichte auszeichnen. Mesoebene 2 Materielle Raumstrukturen höherer Aggregation, Politik, Kultur, Religion, Handelsrouten, Netze welche die Kultorte anliefern bzw. diese erst hervorbringen. Makroebene 1 Icon Kapitel 1 ”Von der Unternehmenskultur zum Kultort und zurück!” Wissensräume und Bildungslandschaften auf dem Weg nach Europa z. B. ”Gab es schon einmal Bildungslandschaften? ” Scenario 01 . Scenario 02 . Scenario 03 . Scenario 04 . d Kap 2; Abb 01 . Raffael ”die Schule von Athen” Die griechisch, römische Antike Hochblüte des Islam und Transfer Das europäische Kloster Entstehung der Europäischen Universität Szenario 01 - die griechische Antike Mikroebene z. B. Lebenslauf von Phytagoras z. B. Lebenslauf von Aristoteles Mesoebene 1 z. B. die Stoa z. B. die Agora von Athen Kap 2; Abb 02; 03 . Atmosphäre Stadt und Bibliotek Mesoebene 2 z. B. berühmte Agoren z. B. Athen, Pergamon, Priene Makroebene z. B. Eroberungen Alexanderreich z. B. Karawanenhandel z. B. die Bibliothek von Alexandria Kap 2; Abb 02; 03 . Atmosphäre Bibliotek Alexandria 01 - die griechische Antike die Mikroebene Der enorme Verdienst Pythagoras war, dass er viel orientalisches Wissen in einer Zeit des Verfalls der altorientalischen Kulturen nach Europa gerettet hat. Viel von seinem Gedankengut hat er von den Ägyptern und Persern übernommen. Nur ein Beispiel: Der berühmte “Satz des Pythagoras“ war sicher den alten Ägyptern schon bekannt. Die Landvermesser Ägyptens wendeten ihn praktisch an, die Geometrie und Zahlentheorie hieraus wird aber von den Griechen weiterentwickelt. Später wird Euklid diesen Satz Pythagoras zusprechen. Der enorme Verdienst Pythagoras war, dass er viel orientalisches Wissen nach Europa gerettet hat. Pythagoras, die lebendige Wissensbrücke: Kap 2; Abb 03 . Pythagoras Reise dauerte 20 Jahre Pythagoras wird auf der Insel Samos ca. 570 v. Chr. in Griechenland geboren. Schon früh pilgerte er zu den Gelehrten seiner Zeit. Thales von Milet (630- 545 v. Chr.) rät ihm nach Ägypten zu reisen und sich dort in die Mysterien einweihen zu lassen. Von hier gelangte er nach Babylonien, wo er sich eingehend mit Mathematik, Astronomie, Naturphilosophie und Musik beschäftigt. Nach 22 Jahren kehrte er nach Samos zurück. Dort hatte 538 der Tyrann Polykrates die Macht an sich gerissen; Pythagoras stand in Opposition zu diesem Machthaber, weswegen er sich in den damals hellenistischen Süden Unteritaliens zurückzog. Dort tauchte er ca. 532, spätestens aber 529 v. 02 Wissensräume und Lernlandschaften auf dem Weg nach Europa 25 Chr. auf und gründete in Kroton seine Philosophenschule, die ihn bald auch in anderen Teilen Griechenlands bekannt machte. Pythagoras war ein vorzüglicher Redner, er erlangte Einfluss, den er auch politisch geltend machte. Spannungen und kriegerischen Auseinandersetzungen der Stadt Kroton mit der Nachbarstadt Sybaris verließ er nach dem Jahre 510 Kroton und übersiedelte nach Metapont, wo Kap 2; Abb 03. Mesopotamien, Untergrundschrein und Orakel, ca 300 v. Chr. In Kroton fand Pythagoras in Milon, dem reichsten Bürger der Stadt den idealen Mäzen. Pythagoras Ruf als Weiser von Samos hatte sich zwischenzeitlich in Griechenland verbreitet; Milon aber war noch berühmter. Von herkuleischer Gestalt war es ihm als einzigen gelungen bei Olympischen Spielen zwölf Siege zu erringen. Neben der Athletik schätzte und praktizierte Milon Philosophie und Mathematik. Erzählt wird, dass Milon Pythagoras einen Teil seines Hauses zur Verfügung stellte, der groß genug war, um darin eine Schule aufzubauen. Hier gründete Pythagoras seine religiös-philosophischpolitische Gemeinschaft von ca. sechshundert Anhängern, zu der auch mehrere Frauen gehörten. Sie nannte sich‚ pythagoräischer Bund‘ und ihre Mitglieder bezeichneten sich später als Pythagoreer. Als sicher gilt, dass zwischen dem Geheimkult der orphischen Mys terien und den Pythagoräern enge Beziehungen bestanden, wie überhaupt wurde die Schule als enge Gemeinschaft geführt wurde. Der eingeweihte Kreis verpflichtete sich zu Treue untereinander und zu Verschwiegenheit nach außen. Die bescheidene pythagoräische Lebensweise war genau geregelt: 02 Wissensräume und Lernlandschaften auf dem Weg nach Europa Die nach ihm benannten Pythagoräische Schule blieb auch nach seinem Tod kulturgeschichtlich bedeutsam. 27 Ein Einblick in die pythagoräische Lebensweise ist uns von Jamblichos (einem Neuplatoniker ca 350 n Chr.) über liefert: Kap 2; Abb 05 . Platon und die Akademie von Athen (Mosaik aus Pompeji, um 50 AD) „In die Geheimnisse des pythagoräischen Bundes eingeweiht zu werden war nicht einfach. Erste Bedingung war der Verzicht auf persönlichen Besitz. Dann musste der Neophyt während fünf Jahren Schweigen üben und hören lernen. Der Tagesablauf begann mit einem einsamen Morgenspaziergang, denn P. lehrte man solle nicht mit anderen Menschen zusammentreffen, solange die Seele nicht vorbereitet und die Gedanken nicht geordnet sind. Nach dem Spaziergang folgten Lehrgespräche, anschließend Leibesübungen. Nach dem Mittagessen,- auf gesunde Diät wurde Wert gelegt- war der Nachmittag Fragen der Politik und des Verhältnisses zu Freunden gewidmet. Abends ging man wiederum spazieren, aber diesmal zu zweit und zu dritt und unterhielt sich über die tagsüber betriebenen Studien. Nach dem Abendessen pflegte man die Lektüre. Vor dem Schlafengehen vergegenwärtigte sich jeder die Begebenheiten des Tages und beurteilte sein Verhalten.“ Jamblichos verdanken wir noch folgende Ergänzung: „Abends, wenn seine Jünger schlafen gingen, befreite er (P) sie von dem verwirrenden Nachhall des Tages reinigte völlig ihr von den Wogen der Erregung zugeschüttetes Denken und verschuf ihnen ruhigen Schlaf; beim Aufstehen befreite er sie von Schlaftrunkenheit und Benommenheit durch bestimmte eigentümliche Gesänge und Melismen.“ 02 Wissensräume und Lernlandschaften auf dem Weg nach Europa Die pythagoräische Lebensweise entsprach offensichtlich einer gesunden Mischung aus Bewegung und Lehrgesprächen, sowie Zeit für Reflektion und Einordnung. 29 An den Pythagoräern gab es natürlich auch Kritik, beispielsweise von Aristoteles. Er warf ihnen vor Fakten zu verändern, damit sie in ihr Denkschema passten: Aristoteles wird 384 v. Chr. auf der Halbinsel Chalkidike in Nordgriechenland geboren. Er entstammte einer Medizinerfamilie. Sein Vater war Leibarzt des makedonischen Königs Amyntas. Mit 17 ging er nach Athen um in dort in die Akademie Platons einzutreten. Hier war er über 20 Jahre hin durch Schüler und später Lehrer. Über das Verhältnis zu Platon wird Widersprüchliches berichtet, es scheint, dass sie manchmal recht unterschiedlicher Meinung waren. Der über 40 Jahre ältere Platon bestimmte ihn jedenfalls nicht zu seinem Nachfolger. Noch im Jahre seines Todes 347 v. Chr. verlässt Aristoteles Athen, um nach Kleinasien zu gehen und in Assos seine platonische Akademie zu gründen. Schon 2 Jahre später begibt er sich mit seinem Freund Theophrastos nach Mytilene auf Lesbos um biologische Studien zu machen. Im Jahre 342 v. Chr. ereilte ihn der Ruf des Makedonischen Königs Philipp II (der Griechenland mit militärischen Mitteln einigte), um als Lehrer für seinen Sohn Alexander, des späteren Alexander des Großen tätig zu sein. Nach dem Tode Philipps II im Jahre 336 v. Chr. übernahm Alexander die Macht und bereits zwei Jahre später 334 brach er zu seinen großen Siegen auf. Aristoteles, der kein Freund dieses Großmachtstrebens war, begleitete ihn nicht, sondern ging zurück nach Athen um dort eine eigene Forschungsstätte das Lykeion die Wege des Aristoteles: Lykeion u. Gymnasion Kap 2; Abb 05 . Athen, Agora und Akropolis, Orte in einer Landschaft 02 Wissensräume und Lernlandschaften auf dem Weg nach Europa Aristoteles ist wohl der bedeutendste Philosoph und Naturforscher des Abendlandes. 31 (siehe: lycée) zu gründen. Aristoteles hatte bald eine große Bibliothek, u. a. sammelte er alle Staatsverfassungen und legte Sammlungen von Pflanzen und Tieren an. 12 Jahre dauerte diese bedeutende Forschertätigkeit bis sich nach dem Tode Alexanders, ca 322 v Chr. eine antimakedonische Stimmung in Athen breit machte, schließlich hatten die Makedonier der Stadt Athen die Freiheit genommen. Er flüchtete auf das Landgut seiner Mutter in Chalkis Euboia, wo er wenige Monate später starb. Aristoteles ist wohl der bedeutendste Philosoph und Naturforscher des Abendlandes. Sein universales Werk ist das weitreichendste, und gilt seit dem 13. Jh. als die wichtigste Grundlage der mittelalterlichen Scholastik z. B. des Albertus Magnus oder Thomas von Aquin. Obwohl er zu Lebzeiten nur eine handvoll Schüler gehabt haben soll, unterrichtete so später Tausende an den mittelalterlichen Universitäten. Sein Einfluss dauert bis heute an. Kap 2; Abb 05 . Stadtmauer Athen, Agora und Akropolis, sowie außerhalb das Lykeion (von griechisch Λύκειον, Lykeion; latinisiert Lyceum, deutsch auch Lyzeum geschrieben) war in der Antike ein dem Apollon Lykeios geweihter Hain mit Gymnasion nahe Athen. Das Lykeion ist benannt nach den Wolfskopf-Skulpturen, mit denen das Lykeion geschmückt war (griech. lykos = „Wolf“). das Lykeion: Peripatos ist der Name der philosophischen Schule des Aristoteles. Wie die anderen philosophischen Schulen Athens (Akademie, Stoa, Kepos) erhielt sie ihren Namen von dem Ort, an dem der Kap 2; Abb 05 . Darstellung Aristoteles lehrt im Peripatos 02 Wissensräume und Lernlandschaften auf dem Weg nach Europa Sein universales Werk ist das weitreichendste und gilt als die wichtigste Grundlage der mittelalterlichen Scholastik. Wie die anderen philosophischen Schulen Athens erhielten auch das Lykeion, an dem Aristoteles unterrichtete, seinen Namen nach dem Ort (Lykeios Hain mit Gymnasion nahe Athen) 33 Unterricht stattfand, in diesem Fall von dem „Peripatos“ (περίπατος „Wandelhalle“). Die Angehörigen der Schule heißen Peripatetiker. Aristoteles lehrte am Lykeion zusammen mit seinem engen Freund und Mitstreiter Theophrast, in einem Park nahe Athen außerhalb der Stadtmauern. war f Als Stoa (griech. στοά) wird eines der wirkungsmächtigsten philosophischen Lehrgebäude in der abendländischen Geschichte bezeichnet. Tatsächlich geht der Name (griechisch στο ποικίλη – „bemalte Vorhalle“) auf eine Säulenhalle auf der Agora dem Marktplatz von Athen, zurück, in der Zenon von Kition um 300 v. Chr. seine Lehrtätigkeit aufnahm. Ein besonderes Merkmal der stoischen Philosophie ist die kosmologische, auf Ganzheitlichkeit der Welterfassung gerichtete Betrachtungsweise, aus der sich ein, in allen Naturerscheinungen und natürlichen Zusammenhängen, waltendes göttliches Prinzip ergibt. Für den Stoiker als Individuum gilt es, seinen Platz in dieser Ordnung zu erkennen und auszufüllen, indem er durch die Einübung emotionaler Selbstbeherrschung sein Los zu akzeptieren lernt und mit Hilfe von Gelassenheit und Seelenruhe zur Weisheit strebt. Die Stoa Peripatos ist die Säulenhalle am Lykeion in der Aristoteles unterrichtete; Seine Schüler werden Peripatetiker genannt. 1 Das Gymnasion war in altgriechischer Zeit ein Ort der Muße (σχολή, scholé, daher das Wort für „Schule“), für körperliche und geistige Übungen. „In der griechischen Kultur spielte es zweifellos die zentrale Rolle bei der Vermittlung der körperlichen, charakter- Mit dem Namen ”Stoa” steht tatsächlich ein Gebäude für eines der wirkmächtigsten philosophischen Lehrgebäude der abendländischen Geschichte. ”Paideia” bedeutet 1. die intellektuelle u. ethische Erziehung wie 2. die Bildung als Besitz und Ergebnis des Erziehungsprozesses. Kap 2; Abb 03 . Stoa - Säulenhalle auf der Agora 02 Wissensräume und Lernlandschaften auf dem Weg nach Europa 35 lichen und intellektuellen Bildung. Erst in hellenistischer Zeit (ca. 336 - 30 v. Chr.) wandelte es sich zu der öffentlichen Einrichtung, die eine umfassende „Paideira“ vermittelte. Das Gymnasion war weitläufig gestaltet und gehörte mit dem Theater, den Tempeln, dem Bouleuterion, zu den schönsten Repräsentationsbauten jeder griechischen Polis. Der Gebäudekomplex umfasste neben einer ”Palaistra” mehrere Laufbahnen und Wandelgänge, dazu Einrichtungen für weitere sportliche Übungen, Laufen, Speer- und Diskuswerfen, und häufig sogar über eine Parkanlage. Später kamen Badeanlagen und die Bibliothek hinzu. Die griechische Aristokratie bildete sich diese Einrichtung - auch in institutioneller Hinsicht - aus. Sie ergänzte ein privates Angebot an Hauslehrern, welche Gruppen einzelner Altersstufen in rhetorischen oder philosophischen Kursen auf privaten Grundstücken, oder öffentlichen Plätzen und Gebäuden, unterrichteten. (Auch die Stoiker lehrten an mehreren Orten.) Entsprechend diente die neugeschaffene Institution keineswegs nur dazu, körperliche und taktische Fähigkeiten der Heerestruppe zu stärken, vielmehr war dies ein Ort adeliger Kommunikation und die ideale Bühne zur Selbstdarstellung im edlen Wettstreit mit anderen Adligen. Nicht ungewöhnlich war auch, dass Wanderlehrer mit einer Schar von Anhängern in das örtliche Gymnasion einzogen und sich effektvoll dem lokalen Publikum präsentierten. Die Aufenthalte und Lesungen der Philosophen waren außerordentliche und vielbeachtete Ereignisse. Inschriften über Ehrungen belegen dies. Vielfach wurde die Redner auch mit großzügigen Geldgeschenken bedacht. Gymnasion von Pergamon Gymnasion von Priene Kap 2; Abb 03 . Anlage des Gymnasion von Pergamon und Priene 02 Wissensräume und Lernlandschaften auf dem Weg nach Europa “In unabsehbaren Reihen zogen sich die Hallen mit hunderten von Säulen hin, oft aus kostbarem Marmor gearbeitet. In der Mitte mit paradiesischen Baumpflanzungen erhob sich der Säulenwald, der die Palästra“ (=Ringplatz) umgab. Zusammen mit dem Dromos (=Wettlaufbahn) bildete sie das herzstück des griechische Gymnasions. „Die Gestalten der durch Kraft und Schönheit ausgezeichneten Athleten zeigten die Frucht der körperlichen Erziehung,... Bildsäulen der Philosophen lenkten den Blick in die Höhe 1 nach Petersen; in P. Scholz, 2007 37 die Mesoebene Die griechische Agora - eine Versammlung autonomer Die Agora steht für den Dialog der Gebäude Einzelkörper: 10 9 1 im öffentlichen Raum, aufgespannt über einer frei begehbaren Mitte. Die Gebäude beinhalten religiöse und öffentliche Nutzungen, Tempel, Altäre, Rathaus, Behörden, und die öffentliche Säulenhalle, 8 die Stoa. Mehrere solcher Stoen versammelte eine Agora. Mit 7 2 3 4 der Zeit ergeben sich Schwerpunkte der Nutzung der verschiedenen Stoen: „Die Stoa der Philosophen, die offizielle Stoa in der Gesetzestexte ausgestellt wurden, in einer anderen Stoa waren Liegen auf gestellt , und man verband hier den Unterricht mit einem Mahl, oder eine Stoa in der Handel betrieben wurde.“ Ob man nun tatsächlich handelte oder ein “Thema behandelte“ die Stoa ist „ein freigestellter Schwellenbereich“, der den Beginn von Konzentration ermöglicht. Die Stoa war ein Ort multifunktionaler Nutzung, z. B. der Lehre, der gesetzesauflage, des Handels, wie der Muße oder ”einfach ein schattiger Ort”. 5 “Ich bin die Grenze der Agora“ ! Den Beginn der Agora 6 1 Stoa des Zeus; 2 Metroon; 3 Bouleuterion; 4 Tholos; 5 mittlere Stoa; 6 Heliaia; 7 Stoa des Attalos; 8 - 11 Stoa; Kap 2; Abb 03 . Agora von Athen; 2. Jahrh. v. Chr. setzt ein einfacher Grenz-Stein. Dieser trägt einen einfachen Schrift zug. In Athen nimmt die Agora Platz auf halber Höhe zwischen Akropolis und Stadt. Sie ist der tägliche Treffpunkt des Volkes. Heeres -, Gerichts- und Volksversammlungen werden hier abgehalten. “Die Agora“ als Versammlungsort ist ein bedeutender Schritt auf dem Wege zur Entwicklung der ersten, der attischen Demokra tie, „die den männlichen (freien) Bürgern der Stadt Mitbestimmungs02 Wissensräume und Lernlandschaften auf dem Weg nach Europa 39 rechte gewährte“. Sie wurde unter heftigem Ringen des Adels mit dem einfachen Volk errungen. Die Agora sammlte nicht nur Gebäude verschiedenster öffentlicher oder kultureller Inhalte an, sondern auch Menschen des gesamten Einzugsgebiets der damaligen mediterranen Welt. Agora Geistige Mittelpunkte wie das klassische Athen zog als größte Polis viele Fremde, die “Metöken“ an. Um 313 v. Chr Weltforen Geistige Mittelpunkte wie das klassische Athen zog als größte Polis viele Fremde, die “Metöken“ an. Um 313 v. Chr zählte man 10 000 Fremde “Metöken“ und 21 000 Vollbürger “Politen“. Im 2. Jh. v. Chr. stieg die Zahl der Fremden noch an. Der Vorteil: Mehrere Wissensräume konnten über diese bedeutenden Agoren eingefangen und zum Austausch gebracht werden. Umgekehrt ist interessant, dass die Herrscher verschiedenster Länder (z. B. Ägyptens, Syriens, od. Pergamons) ebenfalls auf diesen Weltforen präsent sein wollten und anfingen ihre Macht und Kultur in Form von Bauwerken zu demonstrieren. Dadurch nahm die Bautätigkeit auf der Agora enorm zu. So entstanden viele der imposanten Stoen. Im 2. Jh. v. Chr. war die Agora von Athen auf allen Seiten von Gebäuden umgeben. Kap 2; Abb 03 . Agora von Pergamon - Abb 04 . Weltforen ,Athen, Pergamon, Priene, Milet, 02 Wissensräume und Lernlandschaften auf dem Weg nach Europa die Agora als Weltforum brachte die antige Geisteswelt zum Austausch. Interessant ist, dass auch die Herrscher anderer Länder durch den Bau einer Stoa an diesen Kultorten präsent sein wollten. 41 Weltforen Geistige Mittelpunkte wie das klassische Athen zog als größte Polis viele Fremde, die “Metöken“ an. Um 313 v. Chr zählte man 10 000 Fremde “Metöken“ und 21 000 Vollbürger “Politen“. Im 2. Jh. v. Chr. stieg die Zahl der Fremden noch an. Der Vorteil: Mehrere Wissensräume konnten über diese bedeutenden Agoren eingefangen und zum Austausch gebracht werden. Umgekehrt ist interessant, dass die Herrscher verschiedenster Länder (z. B. Ägyptens, Syriens, od. Pergamons) ebenfalls auf diesen Weltforen präsent sein wollten und anfingen ihre Macht und Kultur in Form von Bauwerken zu demonstrieren. Dadurch nahm die Bautätigkeit auf der Agora enorm zu. So entstanden viele der imposanten Stoen. Im 2. Jh. v. Chr. war die Agora von Athen auf allen Seiten von Gebäuden umgeben. hn Laufba hn Laufba n Stadio Kap 2; Abb 03 . Agora von Priene - Abb 04 . das antikes Gymnasion mit angeschlossenem Stadion Kap 2; Abb 03 . Agora von Priene, bleu angelegt altes und neues Gymnasion Pergamon Priene „Aristoteles ist einer der berühmtesten Metöken Athens” Metöke (von griech.: meta mit und oikos Haus, also „Mitwohner“) ist in der griech. Antike ein dauerhaft in der jeweiligen Stadt lebender Fremder. Er besaß kein Bürgerrecht (und damit keine politischen Mitwirkungsrechte). Die Metöken mussten in Athen eine spezielle Steuer (metoikion) entrichten und standen dafür unter einem gewissen Schutz des Staates. Vor Gericht und bei Rechtsgeschäften mussten Metöken sich durch einen Bürger vertreten lassen. Sie durften in Athen keinen Grundbesitz erwerben, mussten daher auf landwirtschaftliche Aktivitäten verzichten und waren daher überwiegend in Handwerk, Handel und Geldverleih tätig, wurden aber wie die Bürger zum Kriegsdienst herangezogen:” tte lm ee r Milet Die Metöken Mi Athen Weltforen östliches Kap 2; Abb 04 . Weltforen der Antike: Athen, Pergamon, Priene, Milet Kap 2; Abb 04 . Wissensraum östliches Mittelmeer 02 Wissensräume und Lernlandschaften auf dem Weg nach Europa 45 die Makroebene + Mesoebene Die Eroberungen und Karavanenhandel Alexandria Kap 2; Abb 03 . Alexanderreich 356-323 v. Chr. Parallel zu den Erfolgen Alexander´s des Großen entwickelte griechisches Wissen und Kultur eine enorme Blüte. Die wirklichen Zentren griechischer Kultur lagen also in Alexandria, in Seleukia in Syrien und Pergamon in Kleinasien. Der Welthandel im Ptolemäer und Seleukidenreich reichte ab 300 v. Chr. vom Seehandel im Mittelmeer raum bis zur Seeverbindung durchs rote Meer nach Indien. Zugleich zogen die Karawanenstraßen von Seleukia, Ekbatana, Baktra auf der Seidenstraße bis nach China und Indien. Universale Wirtschaftsbeziehungen wurden durch die Einführung des attischen Münzfuß als Einheitswährung erleichtert. Griechisch als Weltsprache brachte die Kulturen miteinander ins Gespräch. Alexandria, 331 v. Chr. von Alexander dem Großen gegründet, war in Ihrer Blütezeit um 300 v. Chr. bis 395 n. Chr. ein wirtschaftliches, geistiges und politisches Zentrum der römisch-hellenistischen Welt. Die berühmte Bibliothek von Alexandria (1.Bib. 300 v. Chr. - 2. Bib. 200 n. Chr.) wurde zum größten Umschlagplatz antiken Wissens, den die Welt bis dahin gesehen hatte. Sie war Lehr- und Forschungsstätte zu gleich! Die Methode der Wissensbeschaffung war ebenso radikal wie wirkungsvoll. Jedes Schiff, das im Hafen von Alexandria ankam, musste alle mitgeführten Schriften der Bibliothek überlassen Zentren griechischer Kultur lagen in Alexandria, in Seleukia in Syrien und Pergamon in Kleinasien. Griechisch galt als Weltsprache Die Einheitswährung erleichterte den Handel. Die Bibliothek von Alexandria Kap 2; Abb 03 . Bedeutende Handelswege und Verlauf der Seidenstraße im 1. Jh. n. Chr. 02 Wissensräume und Lernlandschaften auf dem Weg nach Europa Die berühmte Bibliothek von Alexandria wurde der größte Umschlagplatz antiken Wissens. 47 und bekam Kopien zurück. Die Bibliothek wächst bald auf einen geschätzten Bestand von 700 000 Schriftrollen an, eine Anzahl, die von nachfolgenden Bibliotheken erst im 18. Jh. wieder erreicht wird. Lehrer und Schüler fanden dort ein Umfeld vor, indem die Schriften aller großen Gelehrten über Mathematik, Astronomie, Geometrie, Landkarten und medizinische Abhandlungen nicht nur aufbewahrt sondern auch diskutiert und geforscht wurde. Das Geheimnis der Bibliothek von Alexandria lag in der Mischung der Kulturen. Das Bibliotheksgelände war d e r Treffpunkt der berühmtesten Gelehrten und Weisen der Zeit. Aus widersprüchlichen Quellen wird Kap 2; Abb 03 . So könnte sie ausgesehen haben ”am Beispiel Edfus das Bild einer Medizinschule des alten Ägypten mit ihrem Tempel, den Haupt- und Nebengebäuden sowie den ausgedehnten Heilpflanzengärten zu zeichnen.” mehrmals über Brände und die Vernichtung immenser Schriftbestän de berichtet, z. B. 48 v. Chr. als Caesar Schiffe im Hafen verbrannte. Die Zweite Schule von Alexandria begann zu florieren als Rom die Dominanz im Mittelmeer übernahm. Im 3. Jh. nach Chr. wirkten hier z. B. der berühmte Arzt Galen, aus Pergamon oder Ptolemäus. Hier wurde die 1. Stufe der Institutionalisierung des Wissens gelegt. Über das Römische Reich übte griechisches Wissen und Kultur einen nachhaltigen Einfluss auf die gesamte westliche Welt aus. 02 Wissensräume und Lernlandschaften auf dem Weg nach Europa Die Methode der Wissensbeschaffung war ebenso radikal wie wirkungsvoll. Jedes Schiff, das im Hafen von Alexandria ankam, musste alle mitgeführten Schriften der Bibliothek überlassen und bekam nur Kopien zurück. In Alexandria wurde die 1. Stufe der Institutionalisierung von Wissen gelegt. 49 Die Seidenstraße Kap 2; Abb 03 . der Karawanenhandel Kap 2; Abb 03 . Seidenstraße, in Zentralasien Der Karawanenhandel ist so alt wie die babylonische Kultur. Das hochentwickelte Netz von Handelswegen, das seit der Antike das Mittelmeer mit Zentralasien und Fernost verbindet wird heute unter dem Begriff Seidenstrasse zusammengefasst. Die Nordroute, verlief nördlich des Tarimbeckens und wurde bereits um 430 v. Chr. von Herodot detailliert beschrieben. Die Südroute begann in Mesopotamien und führte über Ekbatana nach Kyreschata zum Fluss Silis und weiter. Dabei ist die Seidenstraße keineswegs eine natürliche Verbindung, dennoch war Ihre Bedeutung als Transferkorridor in vielerlei Hinsicht so lohnend, dass er über Jahrtausende aufrecht blieb. Die Wüsten und Steppen Zentralasiens gehören indes zu den unwirtlichsten Strecken der Erde. Hat man von Westen kommend die Taklamakan-Wüste erreicht ist man umgeben von den höchsten Gebirgsketten der Erde. Das Klima ist rauh, die Temperaturunterschiede von über 40 °C im Sommer bis unter -20 °C. im Winter. Die Seidenstrasse verbindet daher weite Gebiete nomadischer Lebensweise mit einigen Punkten langer sesshafter Tradition in den Oasen. In diesen Zentren trifft man auf eine hochentwickelte städtische Kultur, kombiniert mit sorgsam angelegten Bewässerungssystemen wurden Früchte und Gemüse kultiviert. Von hohen Mauern umgeben trotzen diese dichten Kristallisationskerne der Zivilisation häufigen Sandstürmen und periodisch wiederkehrenden feindlichen Eroberungsstürmen. In enger Symbiose lebten sie mit dem hochentwickelten Handelssystem. Die Seidenstraße transportierte nicht nur Waren wie Gewürze, Seide, 02 Wissensräume und Lernlandschaften auf dem Weg nach Europa Dabei war die Seidenstraße keineswegs eine natürliche Verbindung, trotz aller Unwirtlichkeiten war ihre Bedeutung in vielerlei Hinsicht so lohnend, dass sie über Jahrtausende aufrecht blieb. 51 Glas und Porzellan, nicht nur Kaufleute und Armeen gelangten auf ihr von Ost nach West und von West nach Ost, sondern auch wie immer geartete neue Information, Technik, ja ganze Religionen und Kulturen kamen hier zum Austausch und darüberhinaus verband sie Netzwerke von Gelehrten. Auf diese Weise erreichte z. B. der Buddismus China und Japan und wurde dort zur vorherrschenden Religion. Auch das Christentum drang über die Seidenstraße vor bis zur damaligen chinesischen Hauptstadt; Papier und Schwarzpulver hingegen nahmen den Weg zurück und gelangten über die arabischen Länder später nach Europa. Zu architektonisch sichtbarem Wohlstand gelangten Oasenstädte wie z. B. Merv, Chiwa, Buchara, Samarkand. Samarkand gehört zu den ältesten Städten der Welt; schon vor 2750 Jahren in der fruchtbaren Ebene des Serafschan gegrüdet. Die Seidenstraße transportierte nicht nur Waren wie Gewürze, Seide, Glas, Porzellan, nicht nur Kaufleute und Armeen, sondern auch Religionen und ganze Kulturen und verband darüberhinaus Netzwerke von Gelehrten. Kap 2; Abb 03. oben Oasenstadt Chiwa; unten Buchara, rechts Samarkand 02 Wissensräume und Lernlandschaften auf dem Weg nach Europa 53 Kap 2; Abb 03. Die Oasenstadt Chiwa; innen und außen Kap 2; Abb 03 . Buchara, Moscheebezirk mit Koranschule 02 Wissensräume und Lernlandschaften auf dem Weg nach Europa 55