!"# nominal categories in Urum JANINA ABELS & VERENA REUSCH KENDRA GROTZ LINA THULL & BETTINA REMPEL SINA VAN ZIJP, JAQUELINE WILD & FREDERIC ZÄHRES Inhalt, Struktur und Eigenschaften der Nominalphrase in Urum (1-4) Lokale Kasus in Urum (5-8) Possession im Urum (9-17) Vokalharmonie des Genitivsuffixes im Urum (19-23) a-ling Inhalt, Struktur und Eigenschaften der Nominalphrase in Urum Janina Abels, Verena Reusch University of Bielefeld, Bielefeld, Germany [email protected], [email protected] Abstract This article examines the general structure of the noun phrase in Urum. Our approach contains analyzing the vital parts of NPs such as determiners and adjectives with reference to word order and common structures of the Turkish noun phrase. The results of this work prove, that Urum is closely related to Turkish, because the main properties of the Turkish noun phrase, i.e. head-final word order inside the phrase, the absence of concord or gender and the employ of the demonstrative pronoun in the role of an article. 1. Einleitung Dieser Artikel untersucht die Struktur der Nominalphrase in der Turksprache Urum, die im Kaukasus von ca. 1500 Menschen gesprochen wird und intensiven Kontakt zum Russischen hat. Die schrumpfende Sprechergemeinschaft dieser Minderheitensprache besteht aus Menschen griechischer Abstammung, deren Vorfahren aus der Türkei nach Georgien eingewandert sind; somit haben vier Sprachen mehr oder weniger Einfluss auf Urum gehabt und haben es noch. Unsere Frage ist die, ob das Türkische hier eine Sonderstellung inne hat und das Urum in erhöhter Weise prägt. Die Nominalphrase als grundlegende sprachliche Struktur erschien uns als geeigneter Ansatzpunkt diese Frage zu beantworten, da es unterschiedliche Möglichkeiten gibt eine solche zu realisieren. Im Türkischen beispielsweise existieren keine Definitartikel, im Russischen allerdings unter Umständen schon. Die Reihenfolge der einzelnen Elemente innerhalb der Nominalphrase ist von Sprache zu Sprache sehr unterschiedlich, so dass auch dies einen angemessenen Forschungsgrund darstellt. Unsere Arbeit konzentriert sich auf den Vergleich mit dem Türkischen, hierfür werden in Abschnitt 2 zunächst die Mechanismen von Interesse in der türkischen Grammatik beleuchtet und dann in Abschnitt 4 nach der Methode, die in Abschnitt 3 erläutert wird, mit den Daten des Urum verglichen. Abschnitt 5 fasst unsere wichtigsten Erkenntnisse noch einmal zusammen und gibt Ideen die Forschung fortzuführen. 2. Hintergrund 2.1. Die Nominalphrase Um einen Rahmen für diese Arbeit zu legen, ist es zunächst vonnöten zu klären, was eine Nominalphrase im Allgemeinen ausmacht. Generell lässt sich sagen, dass eine Nominalphrase eine syntaktische Kategorie ist, welche die Subjekt- oder Objektfunktion in einem Satz ausfüllen kann. Als eine phrasale Kategorie zeichnet sie sich durch die Besetzung der Kopfposition aus: Eine XP hat X als Kopf und eine NP somit N ([1]: 24). 2.2. Die Realisierung der NP im Türkischen Um die türkische Nominalphrase eingehender zu betrachten widmen wir uns folgenden Fragestellungen: 1. Was beinhaltet eine türkische NP? 2. Wie werden ihre Subkonstituenten angeordnet? 3. Welche morphologischen Eigenschaften werden in der NP markiert? Ersteres ist an den Beispielen (1-4) gut ersichtlich: Die NP besteht aus dem obligatorischen nominalen Kopf sowie den optionalen Modifikatoren. Letztere gehören zu der Klasse der Determinanten oder der Adjektive. Die NP kann folglich unterschiedlich komplex sein – von dem einfachen Kopf wie in (1) zu mehrteiligen NPs bestehend aus dem Kopf und den Modifikatoren (2-4). Hier wird außerdem deutlich, dass das Türkische keine Artikel im Sinne des Deutschen kennt, sondern Demonstrativpronomina oder Zahlwörter in dieser Funktion verwendet. (1) inek Kuh 'die Kuh' (2) bu inek diese/r/s Kuh 'diese Kuh' (3) bir inek eins Kuh 'eine Kuh' (4) bu büyük inek diese/r/s groß Kuh 'diese große Kuh' Zur Frage der Anordnung der Subkonstituenten innerhalb einer NP werden die Beispiele (4-7) angeführt. Hier zeigt sich, dass die Unterordnung von Phrasen linksverteilend ist. Das heißt, dass der Kopf am Ende der Phrase und die Attribute (wie Adjektive (5-8), Zahlwörter (8) und Determinierer (6-7)) vor dem Bezugsnomen stehen. Attributive Adjektive können im Türkischen aus einfachen Adjektiven wie büyük 'groß' oder yeni 'neu' bestehen bis hin zu vielen unterschiedlichen komplexen Formen und Relativsätzen. Im Folgenden werden die einfachen Adjektive betrachtet sowie die etwas komplexeren possessiven Adjektive (s.u.). Attributiv gebrauchte Adjektive stehen in der Regel vor dem Substantiv und lassen einen unausgesprochenen bestimmten Artikel mitschwingen (5). Wird stattdessen ein Demonstrativpronomen verwendet, wird es noch vor das Adjektiv gesetzt (6). Anders wird der Fall allerdings bei der Kombination aus Adjektiv und unbestimmtem Artikel, der sich zwischen dem Adjektiv und dem Substantiv zeigt (7). Diesst eine auffällige Eigenschaft des Türkischen, die nicht im Einklang mit den allgemeinen Wortstellungsregelmäßigkeiten der Nominalphrase in dieser Sprache ist, wie sie von Lewis (1979) und Schröder beschrieben werden. Auch Kardinal- und Ordinalzahlen in attributiver Form gehen dem Substantiv direkt voran (8). Steht ein Adjektiv in postnominaler Possition, ist es nicht mehr ein Modifikator der NP. In diesem Fall hat es eine prädikative Funktion, wie an Beispiel (9) ersichtlich wird (vgl. [2]: 117, 170f.; [3]: 429). (5) büyük ev groß Haus 'das große Haus' (6) bu büyük ev diese/r/s groß Haus 'dieses große Haus' (7) büyük bir ev groß eins Haus 'ein großes Haus' (8) elli iki öğrenci fünfzig zwei Schüler 'zweiundfünfzig Schüler' (9) ev büyük Haus groß 'Das Haus ist groß.' Zuletzt zur Frage, welche morphologischen Eigenschaften in der NP im Türkischen markiert werden. Der Kopf der NP kann bezüglich des Numerus, der Possession und des Kasus flektiert werden, im Gegensatz zum Deutschen weist das Türkische kein Genus auf. Der Numerus wird nur für den Plural markiert, diese Markierung ist allerdings fakultativ. Wird beispielsweise durch ein Numeral schon der Plural angezeigt, entfällt die Markierung des Kopfes durch das Pluralsuffix (10) ([2]: 148). (10) üç çocuk drei Kind 'drei Kinder' Durch die Markierung der Possession wird Aufschluss über die grammatische Person gegeben ([2]: 151). Eine NP im Akkusativ, Dativ, Lokativ, Ablativ oder Genitiv wird in der Regel markiert. Die genannten Kategorien werden ausschließlich am Kopf der NP durch das Anhängen von Suffixen markiert. Es findet keine Markierung der Subkonstituenten der NP statt – das Türkische weist hier also keine Kongruenz auf. Der Kopf einer NP kann unterschiedliche Grade an Komplexität aufweisen. Wie im Beispiel (1) kann es sich um ein einfaches Nomen handeln. Andere Möglichkeiten sind Pronomina oder Komposita ([2]: 145). In diesem Zusammenhang sind auch die für das Türkische typischen genitiv-possessiven Konstruktionen zu nennen. Diese bestehen aus zwei NPs, wovon die erste NP durch ein Genitivsuffix und die zweite NP durch ein Possessivsuffix markiert ist (11). Das zweite Nomen, welches die Possessivmarkierung trägt, ist der Phrasenkopf. (11) Fatma-nın ev-i Fatma-GEN Haus-3SG.POSS 'Fatmas Haus' 2.3. Zielsetzungen Mit den Eigenschaften des Türkischen als Hintergrund werden wir die Urumdaten bearbeiten, um zu ermitteln, ob die Sprecher dieser Sprache die einschlägigen Eigenschaften der Struktur der Nominalphrase des Türkischen beibehalten oder unter dem Einfluss des Russischen wesentliche Abweichungen von der ursprünglichen Struktur dieser Phrasen zu beobachten sind. Die Fragestellungen ergeben sich aus denen, die schon zum Türkischen bearbeitet wurden: 1. Was beinhaltet die NP? 2. Wie werden ihre Subkonstituenten angeordnet? 3. Welche morphologischen Eigenschaften werden in der NP markiert? 3. Methode Die Phänomene von Interesse werden anhand der im Feld gesammelten Daten des Urum Documentation Projects untersucht. Einerseits wurde die Urum Narrative Collection [5] betrachtet, die ein Korpus von spontanen Erzählungen einheimischer Sprecher des Urum darstellt, die von Muttersprachlern transkribiert und ins Englische übersetzt wurden, während andererseits auch kontrollierte Daten aus den Urum Basic Grammatical Sturctures [7] verwendet wurden, für die den Sprechern russische Zielsätze (sog. Targets) vorgegeben wurden, die sie auf Urum wiedergeben sollten. Die Fragestellungen werden anhand der Daten überprüft und mit einschlägigen Beispielen belegt oder gegebenenfalls widerlegt. 4. Befunde 4.1. Subkonstituenten der NP Die Nominalphrase im Urum beinhaltet ein Nomen als Kopf und in (12) auch ein Attribut. Da im Türkischen keine bestimmten Artikel vorkommen liegt das Augenmerk nun darauf herauszufinden, ob dies in Urum auch der Fall ist, oder ob aufgrund des Einfluss des Russischen Artikel vorkommen, wenn eine bereits ins Gespräch eingeführte Information erneut genannt wird. Hierzu wurden Beispiele aus der Pear Story aus der Urum Narrative Collection [5] gewählt, die wiederkehrende Motive enthält. In (12) werden die "kleinen Kinder" erstmalig erwähnt, zwei Sätze später werden sie in (13) wieder genannt und mit dem aus dem Türkischen bekannten Demonstrativpronomen in der Funktion eines unbestimmten Artikels versehen, außerdem wird angesprochen, dass jedes Kind eine Birne nimmt, die dann wiederrum zwei Sätze später, in (14) von ihnen gegessen wird. Die Birnen in (13) besitzen keinerlei Artikel, und die Birnen in (14) ebensowenig, obwohl es sich um eine wieder aufgegriffene Information handelt. Daraus kann geschlossen werden, dass auch das Urum über keinen bestimmten Artikel verfügt. (12) orada durierdılär chüchüq ushaxlar there standing_were little children 'There were little children standing.' (13) bu ushaxlar birärtänä armut aldılar, these children one_by_one pear took_they gettılär airi yolunan went_they other road_with 'These children took one pear each and went the other way.' baxti qidä ushaxlar gächierlär looked_he that children passing_are ierlär armut eating_are pear 'He saw that the children were eating pears.' (14) 4.2. Wortstellung innerhalb der NP Im Türkischen ist eine klare Linksverteilung in der Phrasenstruktur zu erkennen, das Spezifizierte steht hinter dem Spezifizierenden. Nun ist zu überprüfen, ob auch das Urum einen solchen Aufbau aufweist. Anhand der Urum Narrative Collection wurde eine Suche bezüglich der Modifikatoren durchgeführt. Wie zu erwarten, stehen alle Modifikatoren in Urum ebenfalls links des Kopfes. Dies gilt für den Indefinitartikel (15), Adjektive (16) und Numerale (17-18). Besteht eine NP aus mehreren Modifikatoren, treten die Modifikatoren in der Reihenfolge Indefinitartikel vor Numeral vor Adjektiv auf (19-21). Daraus wird ersichtlich, dass sich das Urum hinsichtlich der Reihenfolge der Modifikatoren vom Türkischen unterscheidet, da im Türkischen der Indefinitartikel hinter dem Adjektiv steht (vgl. 7). (15) bir adam one man 'a man' (16) qirli karzinasi-inän dirty basket-INSTR 'with the dirty basket' (17) bir saat-tan one hour-ABL 'after one hour' (18) vasemnadsati vektä eighteenth century 'eighteenth century' (19) o bir that one 'one child' usag child (20) bir çüçüq qörpi one small bridge 'a small bridge' (21) bir çüçüq oglan baxti one handsome little boy 'a handsome little boy' In (17) fällt auf, dass bir, welches zuvor als unbestimmter Artikel eingeführt wurde, hier eine Kardinalzahl darstellt. Dies wird aus dem semantischen Zusammenhang klar, denn bir – eins könnte in diesem Fall durch zwei ersetzt werden, aber nicht durch der. der. 4.3. Morphologie innerhalb der NP Wie aus Abschnitt 2.2. ersichtlich ist, findet innerhalb der NP im Türkischen keine Kongruenz statt. Die Markierungen der Kategorien Numerus, Kasus und Possession werden nur am Nomen sichtbar. Für das Urum stellt sich die Frage, ob Kongruenz innerhalb der Nominalphrase entdeckt werden kann. Würde sich vermehrte Markierung feststellen lassen, wäre dies auf den Einfluss des Russischen zurückzuführen. Die Markierung des Kasus findet ausschließlich am Nomen statt, wie in (16) aus Abschnitt 4.2. zu sehen ist. Auch der Numerus wird am Substantiv erkennbar. Vergleicht man (12) mit (22), zeigt sich, dass die Endung -lar in (12) den Plural markiert. Des weiteren zeigt sich, dass das Adjektiv çüçüq keinen Plural anzeigt. In (23) wird schließlich ersichtlich, dass die Markierung aller drei Kategorien am Nomen geschieht. (12) orada durierdılär çüçüq ushaxlar there standing_were little children 'There were little children standing.' (22) gäldi ushax velosipednän came child bike_by 'There came a boy by bike.' (23) qi qöti is-lär-im-i to bad thing-PL-POSS.1.SG.-ACC 'to cover expenses' ortem cover Weiterhin soll noch geprüft werden, inwiefern das Urum über genitiv-possessiv Konstruktionen verfügt. Bei der Sichtung der Daten fällt auf, dass die Sprecher größtenteils zuerst das durch das Genitivmorphem markierte Nomen nennen und an zweiter Stelle das Nomen mit der Possessivmarkierung (24). In circa 6% der Fälle findet sich diese Konstruktion in umgedrehter Reihenfolge, wie in Beispiel (25). Die, im Vergleich zum Türkischen, hohe Anzahl an kopfinitialen genitiv-possessiven Konstruktionen könnte durch den Einfluss des Russischen, welches eine kopfinitiale Sprache ist, erklärt werden (vgl. [7]). (24) bän-ım 1.SG-GEN baba-m-ın father-POSS.1.SG-GEN deduşka-si grandfatherPOSS.3 'the grandfather of my father' (25) ğat-ier-lär maya-sın-i peinır-ın add-PROG-3.PL whey-POSS.3-ACC cheese-GEN 'they add cheese's whey' Zuletzt wird noch die Existenz spezifischer Genusmorpheme untersucht, die im Türkischen nicht vorkommen ([3]: 302). Wie in allen bisher aufgeführten Beispielen aufgefallen sein dürfte, stach nirgends ein Genusmorphem oder ein generischer Artikel hervor. In den Beispielen (26-27) taucht ebenso wenig ein erkennbares Genus auf, obwohl auf lexikalischer Ebene ein eindeutiger Unterschied besteht. (26) (27) petros argishi-dır Petros man_is 'Petros is a man' maria ɣari-dır Maria woman_is 'Maria is a woman.' 5. Abschließende Bemerkungen Die obige Analyse der Originaldaten des Urum im Vergleich mit den Eigenheiten des Türkischen zeigt die nahe Verwandtschaft dieser beiden Sprachen. Als Subkonstituenten einer Nominalphrase besitzen sowohl Urum als auch Türkisch Modifizierer wie Determinierer, Adjektive und Numerale, die in beiden Sprachen links des Kopfes stehen. Dies lässt sich sagen, obwohl der Sonderfall des unbestimmten Artikels zwischen dem Adjektiv und dem Kopf aus (7) sich nicht im Urum finden lässt, da dieser auch den allgemeinen türkischen Wortstellungsregeln widerspricht. Die Morphologie beider Sprachen sieht weder Genusmorpheme vor, noch Kongruenz innerhalb der Nominalphrase; alle kategoriellen Informationen werden durch den Kopf, also das Nomen, ausgedrückt; so dass es auch hier große Überschneidungspunkte gibt. Weiterführend wäre es interessant direkte Vergleiche wie diesen mit dem Russischen durchzuführen, um zu untersuchen ob bzw. welche Strukturen oder Mechanismen aus dieser Sprache, die ebenfalls starken Kontakt zum Urum hat, übernommen wurden und ob bzw. wie sich diese mit dem sprachlichen Erbe des Türkischen im Urum arrangieren. 6. Zitierte Literatur [1] Alexiadou, A.; Haegeman, L.; Stavrou, M. (2007): Noun Phrase in the Generative Perspective. Berlin u.a.: de Gruyter. [2] Göksel, A.; Kerslake, C. (2005): Turkish: A Comprehensive Grammar. London u.a.: Routledge. [3] Kornfilt, J. (1997): Turkish. London u. a.: Routledge. Lewis, G.L. (????): Turkish Grammar. Oxford u. a.: Oxford University Press [4] Payne, T.E. (2006): Exploring Language Structure. A Students Guide. Cambridge u.a.: Cambridge University Press. [5] Skopeteas, S.; Moisidi, V. (2011): Urum Narrative Collection. http://urum.lili.unibielefeld.de/download/docs/uum-text.pdf (29.09.2012). [6] Skopeteas, S. (2011): Language documentation in repeated-observations design: Directionality of syntactic projections in Urum. In: Austin, P.; Bond, O.; Marten, L.; Nathan, D. (Hrsg.): Proceedings of Conference on Language Documentation and Liguistic Theory 3. London: School of Oriental and African Studies, 257-266. [7] Verhoeven, E.; Moisidi, V.; Yordanoglu, E. (2011): Urum Basic Grammatical Structures. http://urum.lili.uni-bielefeld.de/download/docs/uumsentence.pdf (29.09.2012) Lokale Kasus in Urum Kendra Grotz Universität Bielefeld, Bielefeld, Deutschland [email protected] Abstract In this article, I examine how the locative and the ablative, the two local cases, are applied in Urum in order to express local relations. Since this language is based on Turkish, I assume a considerable amount of equality in this respect. The focus will be on the usage of suffixes as well as on the consistency of usage: this involves static situations in connection with the locative, and situations in motion in connection with the ablative. In doing so, slight exceptions and abstractions will be pointed out. 1. Einleitung Das Kaukasische Urum ist eine weitestgehend unbekannte Sprache und bislang nur wenig erforscht worden. Die lokalen Relationen, also der Forschungsgegenstand dieses Papiers, werden sprachlich völlig anders realisiert als zum Beispiel im Deutschen oder Spanischen, außerdem lassen sie manchmal Rückschlüsse zu über das Konzept, das die Sprecher des Urum von einer Situation haben. In diesem Fall ist dies das Konzept von der lokalen Situation, das sich von den Konzepten der Sprecher anderer Sprachen immerhin im gleichen Maße unterscheiden kann wie ihre sprachliche Realisierung. Es ist also im weitesten Sinne auch ein minimaler Teil des Weltbilds der Sprecher, das man durch die Forschungsfrage kennenlernen kann. Diese dreht sich im Folgenden darum, wie genau die beiden lokalen Kasus, der Lokativ und der Ablativ, im Urum verwendet werden, um lokale Situationen auszudrücken. Auch der Dativ erfüllt diese Funktion zum Teil; er wird in diesem Papier allerdings nicht genauer untersucht, da gerade die lokalen Kasus mit ihrem weniger häufigen Auftreten in den Sprachen der Welt ein interessanterer typologischer Aspekt sind. Um die Forschungsfrage nach der Verwendung der lokalen Kasus zu klären, werde ich zunächst einen Hintergrund geben, indem ich die allgemeinen Informationen über die lokale Situation sowie einen Überblick über die Enkodierung lokaler Situationen in den relevanten Sprachen Türkisch und Russisch anbiete (sieht Abschnitt 3). Abschnitt 4 behandelt die grundlegenden Eigenschaften der lokalen Kasus des Urum anhand von Korpusdaten. Die Schlussfolgerungen dieser empirischen Studie fasse ich als Antwort auf die Forschungsfrage im Abschnitt 5 zusammen. 2. Theoretische Grundlagen 2.1 Lokale Kasus Im Allgemeinen drücken lokale Kasus, wie der Name schon andeutet, räumliche Konzepte aus, genauer gesagt Konzepte von Standort, Ziel, Herkunft und Weg. Wenn Sprachen flektierende Kasussysteme benutzen, werden dafür mindestens zwei Kasus verwendet, so zum Beispiel der Lokativ und der Ablativ in indoeuropäischen Sprachen. Sie zeigen die Position bzw. die Herkunft eines Objekts an. Hinzu kommt der das Ziel oder den Weg kennzeichnende Akkusativ, dessen Aufgabe im Türkischen der Dativ übernimmt, in anderen Sprachen stattdessen auch der Allativ (Blake 1994: 153). Die sprachliche Realisierung solcher Konzepte geschieht durch Sprachzeichen, die als lokale Relatoren bezeichnet werden und ein lokales Verhältnis zwischen lokalisiertem Objekt und Bezugsobjekt ausdrücken (Lehmann 1992: 630). Besonders umfangreiche lokale Kasussysteme ergeben sich dabei aus einer Kombination von diesen Sprachzeichen bzw. Kennzeichnungen für eine verhältnismäßige räumliche Orientierung mit Kennzeichnungen für Standort, Ziel, Herkunft und Weg. Wie unter anderem in den Nordöstlichen Kaukasischen Sprachen der Fall, sind sie verantwortlich für den großen Umfang eines gesamten Kasussystems einer Sprache; so machen von 27 Kasus in Awarischen allein 20 die lokalen Kasus aus (Blake 1994: 153f.). 2.2 Lokale Situation Die Struktur einer lokalen Situation, also einer, die explizit im Raum und nicht davon unabhängig stattfindet, beinhaltet verschiedene konzeptuelle Komponenten: hauptsächlich den Situationskern, der (im Regelfall durch ein Verb) die lokale Situation statisch oder dynamisch erscheinen lässt, den darin enthaltenen zentralen Partizipant (meist ein Nominalsyntagma wie ‚den Ball‘), und das Bezugsobjekt. Entscheidend ist hierbei das lokale Verhältnis der Komponenten zueinander. Der Partizipant wird durch dieses Verhältnis zum lokalisierten Objekt, das in Relation zum Bezugsobjekt steht. Diese Relation wird spezifiziert durch die Dynamizität und die „lokale Orientierung des Situationskerns … gegenüber dem Bezugsobjekt“ (Lehmann 1994: 627). Erstere definiert die Relation als essiv oder lativ, also gekennzeichnet von Ortsruhe oder von Bewegung. Der zweite Aspekt ist jedoch entscheidend und wird hier nur einhergehend mit lativen Relationen betrachtet: entweder bewegt sich das lokalisierte Objekt zum Bezugsobjekt hin (allativ), vom Bezugsobjekt weg (ablativ), oder am Bezugsobjekt entlang (perlativ) (Lehmann 1994: 627f.). Die folgende Untersuchung bezieht sich also auf das räumliche Verhältnis zwischen dem lokalisierten Objekt und dem Bezugsobjekt. 3. Objektsprachen 3.1 Kontaktsprachen: Türkisch und Russisch In der russischen Sprache gibt es keine lokale Kasus; stattdessen werden lokale Relationen mithilfe von Präpositionen und teilweise auch Adverbien ausgedrückt. Bei letzteren lassen sich primär ‚wo‘, ‚hier‘ und ‚dort‘ nennen, wobei jeweils zwischen den drei Konzepten Lokation, Richtung und Ausgangsort unterschieden wird und dementsprechend verschiedene russische Wörter verwendet werden (Wade 2011: 401f.). Bei den Präpositionen dagegen drückt die Kombination einer bestimmten Präposition mit verschiedenen Kasus mitunter die verschiedenen Konzepte aus: Dem Präpositional vorausgehend drücken zum Beispiel в (‚in‘) und на (‚auf‘) ein essives Verhältnis aus, vor dem Akkusativ aber zeigen sie Richtung an. Der Ausgangsort, im Gegensatz dazu, wird von из (‚heraus‘) und с (‚herunter‘) in Verbindung mit dem Genitiv ausgedrückt (Wade 2011: 423). Im Türkischen -einer agglutinierenden Sprache, in der Affixe problemlos voneinander und vom Stamm zu unterscheiden sind (Blake 1994: 3)- wird die sprachliche Realisierung von lokalen Situationen wie folgt vorgenommen: Sie werden mittels Kasus-Suffixen, Postpositionen, und adverbial genutzten und nominalisierten Verbformen ausgedrückt. Auch umschreibende Ausdrücke übernehmen häufig lokale Funktionen (Kornfilt 1997: 242). Die lokalen Kasus spielen dabei die bedeutendste Rolle und sind in nahezu jeder türkischsprachigen Realisierung einer lokalen Situation zu finden. Die Sprache besitzt sechs Kasus, wovon es sich bei dreien (unter anderem) um lokale handelt: dem Lokativ, dem Dativ, und dem Ablativ. Ihre Endungen folgen einem sehr strengen und regelmäßigen Muster für alle Nomen, das nur zum Teil durch phonologische Anpassungen beeinflusst wird, wie sie beispielsweise die Vokalharmonie verlangt (Blake 1994: 2, van Zijp, Wild, Zähres 2012). Die relativ geringe Anzahl von Kasus zeigt, dass das Türkische Kasussystem nicht Markierer für Orientierung und für lokale Konzepte miteinander kombiniert; stattdessen wird die Orientierung durch eigenständige Lexeme vermittelt. Der Lokativ gibt den Standort bzw. die statische Lokalisation eines Objektes an. In Verbindung mit den entsprechenden Postpositionen ergeben sich aus den Suffixen Bedeutungen wie ‚nahe (bei)‘, ‚vor‘, ‚hinter‘, ‚über‘, ‚unter‘, ‚neben‘, usw. Der Kasus wird durch das Suffix -DA ausgedrückt, das sich an den Stamm des Wortes auch in Form von -de, -ta, oder -te anpasst (Kornfilt 1997: 243ff., Göksel 2005: 158, Lewis :34). Der Dativ erfüllt neben mehreren anderen semantischen Funktionen im Türkischen diejenige, das Ziel oder Ende einer Bewegung oder Aktion anzuzeigen, wie bei ‚(hin) zu‘, ‚nach‘, ‚heran‘, ‚herein‘, ‚drauf‘, usw. Er wird realisiert durch das Suffix -A, alternativ durch -ya sobald der Stamm auf einem Vokal endet und eine solche Epenthese erfordert. Die Anpassung an den Stamm verhält sich ebenso wie beim Lokativ: das Suffix wird zu -e bzw. -ye (Kornfilt 1997: 242ff., Göksel 2005: 157). Die Herkunft oder der Ausgangspunkt eines Objektes und die Bewegung von etwas weg wird durch den Ablativ ausgedrückt, vergleichbar mit ‚von‘, ‚aus‘, und ‚her‘. Dieser Kasus ist gekennzeichnet durch das Suffix -DAn, oder entsprechend auch durch -den, -tan, oder -ten (Göksel 2005: 159, Kornfilt 1997: 242ff., Lewis: 34). 3.2 Objektsprache: Urum Entstanden ist die Sprache Urum –im Folgenden ist ausschließlich vom Kaukasischen Urum die Rede- aus dem Türkischen, das durch die Sprachkontaktsituation mit Russisch und Georgisch in der Region Trialeti in Georgien verändert wurde. Nach eigenen Aussagen der Urum-Sprecher kamen Griechen aus der östlichen Türkei am Anfang des 19. Jahrhunderts in den Kaukasus. Ihre ursprüngliche Sprache, ein anatolischer Dialekt des Türkischen, veränderte sich im Laufe der Zeit vor allem durch Sprachkontakt und Einfluss durch das Russische und Georgische. Nachdem viele Sprecher in den letzten Jahrzenten aus den traditionellen Orten in die Hauptstadt gezogen oder nach Griechenland ausgewandert sind, wurde ihre Zahl in 2006 nur noch auf etwa 1500 in den ursprünglichen Siedlungen geschätzt, womit das Kaukasische Urum mittlerweile extrem vom Aussterben bedroht ist. Dies macht die Erforschung und Aufzeichnung der Sprache umso notwendiger und interessanter (Skopeteas 2012). Diese sprachhistorische Ausgangslage, genauer gesagt die Tatsache, dass die türkische Sprache die Grundlage des Urum darstellt, ist Grund für die Annahme, dass das Lokalkasussystem des Türkischen beibehalten wurde. Dieses hat lediglich einen Einfluss vor allem durch das Russische erfahren. 4. Lokale Kasus in Urum Im Folgenden werden von den drei Kasus, die in Urum zum Ausdruck von lokalen Verhältnissen verwendet werden, nur der Lokativ und der Ablativ untersucht, da diese hauptsächlich diesem Zweck dienen. Der Dativ hingegen weist daneben mehrere weitere grammatische Funktionen in Urum auf, und wird hier nicht behandelt. 4.1 Lokativ Der Lokativ wird in der Sprache Urum, wie auch im Türkischen, in der Regel verwendet, um essive lokale Situationen auszudrücken. Es geht also darum, dass sich das lokalisierte Objekt am oder im Bezugsobjekt befindet; es lebt, bleibt, ist, oder findet beispielsweise dort statt, siehe (1) und (2). (1) zamlyanka-da yaş-ier-dı-lar dugout-LOC live-PROG-PST-3.PL ‘They lived in dugouts’ (2) göl ora-dä, çai ora-dä lake that.place-LOC river that.place-LOC ‘the lake is here, the river is here’ Gekennzeichnet wird dieser Kasus durch das Suffix -DA, das, entsprechend der Türkischen Sprache, phonologisch angepasst wird. Es wird an die Nominalphrase angefügt, die das Bezugsobjekt darstellt. Interessant ist in Beispiel (2), dass Urum (genau wie Türkisch) offenbar keine obligatorischen Kopula aufweist. Wird die (tatsächliche bzw. positive) Existenz eines lokalisierten Objektes ausgedrückt, und nicht nur dessen Eigenschaft(en) bzw. Standort, geschieht dies mithilfe des Lokativs und des existentiellen Verbs. Das Suffix wird wie gewöhnlich an das Bezugsobjekt, in diesem Fall das deiktische Adverb or (‚dort‘) gehängt, wie das folgende Beispiel (3) zeigt. (3) or-da var there-LOC are ‚There are woods.‘ ağaç-lar wood-PL In diesem Zusammenhang wird vom Sprecher nicht nur die existenzielle Prädikation der Wälder ausgedrückt, also ‚es gibt Wälder‘, sondern auch die Lokalisation im Raum scheint stattzufinden: ‚dort gibt es Wälder‘, worauf zumindest eine Ortsangabe im Kontext des Beispielsatzes hindeutet. Anhand der Beispiele (2) und (3) lässt sich eine Korrelation der Benutzung einer Kopula mit der Wortstellung vermuten: so findet sich in Ersterem das lokalisierte Objekt vor dem Bezugsobjekt, während im zweiten Beispielsatz das lokalisierte Objekt auf das Bezugsobjekt und eben das existentielle Verb folgt. Kommt die räumliche Region des Bezugsobjekts mit ins Spiel, so steht sie in der Postposition, wobei das Lokativ- Suffix nun an diese gehängt wird. Der Grund zeigt sich bei genauerer Betrachtung des Beispiels (4). (4) da anbelyada iştem göl-un dörtbirän-ın-da and thus so lake-GEN around-POSS.3-LOC eğıl-di uru xalx-i gather-PST(3) Urum people-ACC ‘And thus around lake gathered Urum people’ Wo in diesem Fall die räumliche Region dörtbirän sinngemäß mit einem Adverb (‚um…herum‘) übersetzt wurde, ist eine Nominalphrase wie ‚der umgebende Raum‘ wahrscheinlicher. Das Suffix -ın, das als den Possessiv anzeigend angegeben wird, zeigt eventuell nur die dritte Person Singular an. Trotzdem ist das Genitiv-Suffix am Bezugsobjekt göl Beweis dafür, dass ein Besitz ausgedrückt wird. Somit verhält sich die Angabe der räumlichen Region ebenso wie in der türkischen Grammatik: wörtlich würde man den Beispielsatz etwa mit ‚Das Volk der Urum versammelte sich beim umgebenden Raum des Sees‘ übersetzen. Durch diese Trennung der Kasus und durch die Verwendung einer Postposition wird die Entstehung eines umfangreichen Kasussystems vermieden, wie es in anderen Sprachen vorkommt. Der Lokativ wird in Urum nicht ausschließlich für statische Verben, sondern auch bei Bewegungsverben benutzt. Ein vermutlich typischer Fall ist in Beispiel (5) dargestellt. (5) gäl-dı-lä tsalka-da bax-tı-lär come-PST-3.PL Tsalka-LOC look-PST-3.PL bur-da var-ıdi çai, göl. here-LOC be-PST river lake ‘They came to Tsalka and saw that there were river and lake.’ Obwohl im Falle des ersten Lokativ-Markierers das Ziel einer Bewegung angegeben wird, nämlich tsalka, verwendet der Sprecher nicht den Dativ. Dass unmittelbar darauf eine statische Lokalisation folgt, die sich semantisch auf das Ziel bezieht (‚hier‘ bzw. ‚Tsalka‘), lässt allerdings eine Anpassung der Kasus vermuten: da der Sprecher in beiden Fällen dasselbe Bezugsobjekt vor Augen hat, drückt er dieses Konzept nur durch den Lokativ aus. 4.2 Ablativ Genau wie in der Grammatik des Türkischen, markiert auch in Urum der Ablativ eine lative, genauer gesagt eben eine ablative lokale Relation. Das bedeutet, dass der Herkunftsort einer Bewegung angezeigt wird: Das lokalisierte Objekt dreht sich, geht oder fährt beispielsweise vom Bezugsobjekt weg, oder es kommt aus dem Bezugsobjekt (her), siehe (6). (6) beştaş-tan çıx-ier-ıx, qöv-dän, beshtash-ABL go.out-1.PL village-ABL ğırağ-ın-dan edge-POSS.3-ABL ‘We go out from Beshtasheni, from the village, from its edge’ Das Suffix -DAN, gegebenenfalls phonologisch angepasst, zum Beispiel in Form von -tan an die Stimmlosigkeit des letzten Lautes von beştaş, wird wie gewohnt an die Nominalphrase angefügt, die das Bezugsobjekt darstellt. Somit wird angezeigt, von wo aus die Bewegung startet; in diesem Fall, von wo das lokalisierte Objekt ‚wir‘ weggeht bzw. woraus es herausgeht. Es fällt auf, dass bei qöv-dän ğırağ-ın-dan kein Genitiv vorkommt, obwohl ein Besitz ausgedrückt wird. Dies ist vermutlich auf Apposition zurückzuführen: qöv-dän ist nicht in ğırağ-ın-dan eingebettet. Es deutet außerdem darauf hin, dass das Suffix -ın doch einen Possessiv anzeigt. Dass sich Genitiv- und Ablativ-Suffixe im Türkischen und in Urum nicht kombinieren lassen, könnte man als Grund dafür annehmen, dass Ersteres ausgelassen wird. Der direkte Vergleich mit der ähnlichen Aussage eines anderen Sprechers in Beispiel (7) –in der der Ablativ allerdings nicht benutzt wird- verdeutlicht dies: (7) çıx-ier-ım uje qöv-ın go.out-PROG-1.SG already village-GEN ğırağ-ın-ä edge-POSS.3-DAT ‘I go out to the edge of the village.’ (8) adamda enier çalid-an man_and climbs_down tree-ABL ‘The man climbs down from the tree’ An Beispiel (8) hingegen zeigt sich eine spezifischere Anwendung des Ablativs. Es geht hierbei nicht direkt, zumindest nicht ausschließlich, um den Herkunftsort einer Bewegung, sondern auch um ihren Verlauf und somit einer Art Lokalisation: das lokalisierte Objekt, der Mann, bewegt sich herab. In diesem Fall klettert er herunter, ob ‚von‘ dem Bezugsobjekt ‚Baum‘ herunter oder ‚an‘ dem Baum herunter ist dabei nicht vollständig eindeutig; beide Konzepte sind bei dem Sprecher vorstellbar. Ersteres wurde auch für die englische Übersetzung benutzt und würde (wörtlich genommen) implizieren, dass durch das Ablativ-Suffix tatsächlich der Herkunftsort angezeigt wird. Da man aber intuitiv eher eine Situation hinter der Aussage vermutet, in der der Fokus auf der momentanen Bewegung des Mannes am Baum liegt, und eher nicht darauf, dass er sich vom Baum als dem Herkunftsort weg bewegt, scheint es sich um eine untypische Anwendung dieses Kasus zu handeln. Man könnte es als eine Art nicht-statische Lokalisation beschreiben, da mit der Aussage das Bewegungsverb ‚herunterklettern‘ einher geht. Auch in Verbindung mit dem Ablativ steht die räumliche Region des Bezugsobjekts in der Postposition. Anstelle des Bezugsobjekts wird das entsprechende Suffix an diese gefügt, wie in Beispiel (9) zu sehen ist: (9) süjüg-i çıx-ier iç-ın-dän whey-POSS.3 go_out(3) inside-POSS.3G-ABL ‘The whey goes out.’ Wo die sinngemäße englische Übersetzung, vermutlich ebenso eine deutsche, auf die explizite Erwähnung der Region verzichtet, wird diese in der Aussage auf Urum verwendet, nicht aber das Bezugsobjekt selbst. Wörtlich ‚geht‘ bzw. ‚kommt‘ das lokalisierte Objekt, ‚die Molke‘, also nicht nur ‚heraus‘, sie kommt aus dem Innenraum eines Objekts heraus, von innen wenn man so will. Dabei wird die räumliche Region iç wieder durch ein Affix ergänzt, dass den Possessiv angibt. Wessen Innenraum gemeint ist, bzw. welches das Bezugsobjekt ist, an das das Genitiv-Suffix gehängt würde, kann hier ganz offensichtlich ausgelassen werden, ohne einen ungrammatischen Satz zu äußern. 5. Schlussfolgerungen Die Untersuchung der Korpusdaten auf die Verwendung der beiden lokalen Kasus Lokativ und Ablativ in Urum hat bestätigt, dass diese wie erwartet ebenso benutzt werden um lokale Verhältnisse auszudrücken, wie es im Türkischen der Fall ist, also in der Sprache auf der Urum basiert. Dabei dienen die beiden Kasus primär diesem Zweck, wobei der Lokativ essive lokale Situationen in Verbindung mit statischen Verben ausdrückt, und der Ablativ für ablative lokale Situationen in Verbindung mit Bewegungsverben verwendet wird. Eine Ausnahme konnte allerdings im Falle des Lokativs bestätigt werden: wenn ein Bezugsobjekt unmittelbar aufeinanderfolgend in einer essiven und einer lativen Relation erwähnt wird, wird der Lokativ als eine Art Assimilation in beiden Fällen verwendet. Im Falle des Ablativ ließ sich zumindest die Tendenz erkennen, dass das Konzept des Ausgangsortes auf Abstraktionen aus dem expliziten Bezugsobjekt erweitert wird. Die Kasussuffixe im Einzelnen sind ebenso wie im Türkischen beibehalten worden. Sie werden sowohl beim Lokativ, als auch beim Ablativ, an das Bezugsobjekt angefügt, oder, wenn vorhanden, an die Postposition, die dessen räumliche Region näher bestimmt. 6. Zitierte Literatur [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] Blake, B.J. Case. Cambridge: CUP. 1994. Lehmann, C., "Yukatekische locale Relatoren in typologischer Perspektive", Z. Phon. Sprachwiss. Kommun.forsch., 6:697-708, 1992. Wade, T. A Comprehensive Russian Grammar. Chichester: Wiley-Blackwell. 2011. Kornfilt, J. Turkish. London: Routledge. 1997. Van Zijp, S., Wild, J., & Zähres, F. Vokalharmonie des Genitivsuffixes in Urum. Bielefeld. 2012. Göksel, A. and Kerslake, C. Turkish: A Comprehensive Grammar. London: Routledge. 2005. Lewis, G.L. Turkish Grammar. Oxford: OUP. Stavros, S., “Caucasian Urum”, Urum Documentation Projekt, Universität Bielefeld. Online: http://urum.lili.uni-bielefeld.de/, accessed on 10 Sep 2012. Possession im Urum Lina Thull, Bettina Rempel Universität Bielefeld, Bielefeld, Deutschland [email protected], [email protected] Abstract This study examines the question of how possession in Urum, a Turkic language, is coded. Possession can be expressed in three different ways: with the genitive suffixes, which are very similar to the Turkish genitive suffixes, with a possessive marker and with double marking. The double marking is a special construction in Turkish and it is coded by adding to the head of the nominal phrase a possessive marker and to the dependent phrase a genitive suffix. The purpose of this study is to find out in which context which form of possession is used in Urum and to find explanations for why it is used that way. We detected that the register has no effect on the choice of possession but on the frequency. Just the age of the speakers affect the possession; older speakers use the double marking more often than younger speakers. Other hypotheses were not confirmed. 1. Einleitung Ein wichtiges typologisches Unterscheidungsmerkmal für die Sprachen der Welt ist die morphologische Enkodierung von grammatischen Kategorien. Nach Nichols (1986: 71-72) gibt es vier Typen von Sprachen: die kopfmarkierenden Sprachen (crosslinguistisch gesehen der häufigste Sprachtypus), die dependentenmarkierenden Sprachen (vornehmlich die IndoEuropäischen Sprachen), die doppeltmarkierenden Sprachen (ein sehr seltener Sprachtypus, zu dem auch das Türkische gehört) und die Sprachen, die die morphologische Enkodierung entweder auf dem Kopf oder auf der abhängigen NP tragen (“split-marking languages“), [1]. Die Sprachsituation des Urum ist insofern ein interessanter Untersuchungsgegenstand als dass Urum eine Turksprache ist, die viele Parallelen mit dem Türkischen aufweist (unter anderem die doppelte Markierung des Possessiv), jedoch unter großem Einfluss des Russischen steht, das eine dependentenmarkierende Sprache ist. In unserer Studie untersuchen wir, ob aufgrund dieser besonderen Sprachkontaktsituation eine tendenzielle Änderung des Urum von einer doppeltmarkierenden Sprache zu einer dependentenmarkierenden Sprache zu erkennen ist. Als Grundlage für unsere Studie haben wir Sprachdaten von insgesamt 10 älteren Urum-Muttersprachlern untersucht, die verschiedene Erzählaufträge hatten, darunter die Geschichte ihrer Vorfahren, eine Beschreibung zur Käseherstellung, eine Wegbeschreibung, das moderne Leben in der Urum-Gemeinschaft und die Nacherzählung eines Kurzfilms (pear story). Die Beispiele wurden der Urum Narrative Collection entnommen, [2]. Wie schon erwähnt ist Urum eine Turksprache, die von griechischen Einwanderern im 18ten Jahrhundert ihren Weg in den Kaukasus fand. In den letzten Jahrzehnten ist auch dort der Einfluss des Russischen immer wichtiger und größer geworden. Wenn wir uns also mit der Bildung der Possession im Urum beschäftigen, sollten wir uns zunächst mit der Bildung der Possession im Türkischen und im Russischen beschäftigen: Die Possession im Türkischen wird in der Regel durch eine doppelte Markierung gebildet, bei der der Kopf der Nominalphrase mit einem Possessiv-Marker und die abhängige Nominalphrase mit einem Genitiv-Suffix versehen werden. Die abhängige Nominalphrase folgt nach dem Kopf. Es ist allerdings auch möglich, die Possession nur durch einen Possessiv-Marker oder nur durch den Genitiv zu bilden. Wenn nur der Possessiv-Marker verwendet wird, wird er oft an den Kopf angehängt, z.B. Abla-m-lar ‚my elder sister‘ (Göksel, Kerslake 2005: 151) oder der Kopf kann mit einem Ersatzkasus wie dem Lokativ versehen werden. Beim Genitiv kann der Kopf der Phrase unmarkiert bleiben, [3]. Im Russischen kann man auf zweierlei Art die Possession ausdrücken: mit dem Genitiv oder mit den Possessivpronomen. Im ersten Fall wird die abhängige Nominalphrase mit dem Genitiv markiert und steht in der Regel hinter dem Kopf der Phrase, z. B. дом брáта ‘my brother’s house‘(Wade 2011: 106). Es ist eher unüblich брáта дом zu sagen, also die Reihenfolge umzukehren. Im zweiten Fall werden die Possessivpronomen vor den Kopf der Nominalphrase gestellt. Dabei werden die Possessivpronomen мой, твой, наш, ваш (my, your, our, your) nach Kasus, Genus und Numerus entsprechend dekliniert, die Possessivpronomen eró, eё und иx (his, her, their) bleiben unverändert. Beispiele: егó сестрá ‘his sister‘ oder её кнйги ‘her books’ (Wade 2011: 141-142). Eine doppelte Markierung wie im Türkischen gibt es im Russischen nicht, [4]. Der Genitiv im Urum wird durch die Endungen -in, -ın oder -un gebildet. Dabei ist die Vokalharmonie zu beachten und anzuwenden. Der Possessiv betrifft den Kopf der Nominalphrase und hat, ähnlich wie im Türkischen, die Endungen -(ı)m, -(ı)n, -(s)ı(n), -(ı)mız, -(ı)nız und -(lar)ı(n). In Abschnitt 2 erläutern wir unsere Beobachtungen zu den analysierten Daten und formulieren dann in Abschnitt 3 Hypothesen zum Gebrauch (oder nicht Nicht-Gebrauch) der doppelten Markierung, die wir anhand der Sprachdaten überprüfen. Abschließend diskutieren wir in Abschnitt 4 unsere Ergebnisse und ziehen in Abschnitt 5 unsere Schlussfolgerungen. 2. Beobachtungen Wir haben uns alle Formen der Possessionsbildung angeschaut und haben dabei zwei wichtige Beobachtungen gemacht. 10 2.1. Lina Thull und Bettina Rempel Freie Verteilung Die erste Beobachtung ist, dass die drei Varianten der Possession in freier Verteilung auftreten, das heißt, wir haben keinen Kontext gefunden, in der nicht jede Variante möglich war. Allerdings tritt bei Formulierungen wie „innen“ oder „oben drauf“ überdurchschnittlich häufig die doppelte Markierung auf. (1) peçkon-un ust-un-ä stove-GEN topside-POSS.3-DAT ‘on a stove’ (speaker 21, double) (2) inäg-ın mämä-lär-ın-i cow-GEN udder-PL-POSS.3-ACC ‘cow’s udder’ (speaker 21, double) Sprecher beträgt 38 Jahre (Sprecher 26 ist Jahrgang 1977 und Sprecher 30 ist Jahrgang 1939). Hierbei ist vor allem deutlich zu erkennen, dass die doppelte Markierung bei den älteren Sprechern einen prozentual höheren Anteil der gebildeten Possession ausmacht. Während die Sprecher 30, 25 und 28 (Jahrgang 1939 – 1948) zu rund 50% die doppelte Markierung nutzen, verwenden die Sprecher 21, 24 und 29 (Jahrgang 1962 – 1969) sie nur zu 22% – 37% (s. Abbildung 1). Aus dem Rahmen fallen dabei Sprecher 22 (Jahrgang 1949), der für sein Alter unterdurchschnittlich wenig doppelte Markierung nutzt, und Sprecher 26 (1977) der generell nur sehr wenig die Possession verwendet hat und damit wahrscheinlich nicht repräsentativ ist. (3) urus dil-ın-da Russian language-POSS.3-LOC ‘in the Russian language’ (speaker 22, simple) (4) biz-ım xalx-a 1.PL-GEN people-DAT ‘our people’ (speaker 27, simple) Während in (1) und (2) die doppelte Markierung vorliegt, wird in (3) die Possession nur durch einen Possessiv-Marker und in (4) nur durch ein Genitiv-Suffix gebildet. 2.2. Variation innerhalb eines Sprechers Die zweite Beobachtung zeigt, dass sogar innerhalb eines Sprechers und Kontextes die Verwendung der Possession variieren kann. Die nachfolgenden Beispiele stammen von ein und demselben Sprecher (Nr. 27) aus der Ahnengeschichte: (5) adam-lar-ın mäzär-lär-i man-PL-GEN graveyard-PL-POSS.3 ‘the graveyards of our people’ (6) dädä-lär-ımız-dan grandparent-PL-POSS.1.PL-ABL ‘our grandparents’ (7) biz-ım urum-lux 1.PL-GEN Urum-ADJR ‘our Urum people’ Beispiel (5) zeigt, die Verwendung der doppelten Markierung, (6) nur den Possessiv und (7) nur den Genitiv. 3. Hypothesen Auf der Grundlage unserer Daten haben wir mehrere Hypothesen für unsere Beobachtungen zur Bildung der Possession entwickelt. 3.1. Alter Diese Hypothese stützt sich auf den Fakt, dass es auch im Urum Sprachwandel gibt und sich dementsprechend der Sprachgebrauch jüngerer Sprecher von älteren unterscheidet. Zwar haben wir die Daten ganz junger Sprecher nicht untersucht, aber die Altersspanne der von uns untersuchten Abbildung 1 Vorkommen der Possession nach Sprechern 3.2. Herkunft der Wörter Neben dem Türkischen hatte das Russische den größten Einfluss auf das Urum. Da die doppelte Markierung der Possession ein Element des Türkischen ist, während das Russische nur den Genitiv oder die Possessivpronomen hat, kann dies auch ursächlich dafür sein, wann die doppelte Markierung benutzt wird und wann nicht. Unsere Vermutung ist, dass bei Nominalphrasen mit russischen Lehnwörtern eher nur der Genitiv oder ein Possessivpronomen statt einer doppelten Markierung verwendet wird, wohingegen in Nominalphrasen mit türkischen Wörtern alle drei Varianten zu finden sind. Nach Sichtung unserer Daten hat sich diese Hypothese nicht bestätigt. Von den 36 Fällen, in denen der Kopf der Nominalphrase ein russisches Lehnwort war, haben wir erstaunlich viele Fälle (11 an der Zahl) gefunden, wo dieses Wort mit türkischem Possessiv-Marker kombiniert wurde und dann auch noch in der Konstruktion der doppelten Markierung vorkam. Hier drei Beispiele dazu: (8) baba-m-ın deduşka-si father-POSS.1.SG-GEN grandfather-POSS.3 ‘my father’s grandfather’ (speaker 25, AN) (9) biz-ım obrad-lar-ımız 1.PL-GEN rite-PL-POSS.1PL ‘our rites’ (speaker 27, AN) (10) adam-ın mozg-i man-GEN brain-POSS.3 ‘man’s brain’ (speaker 29, LI) Possession im Urum 3.3. Register 11 5. Schlussfolgerung Die Urum Narrative Collection beinhaltet die unterschiedlichsten Sprachanlässe, wie z. B. die Geschichte der Vorfahren, eine Beschreibung zur Käseherstellung, das moderne Leben in der Urum-Gemeinschaft, eine Wegbeschreibung und die Nacherzählung eines Kurzfilms (pear story). Dabei ist uns aufgefallen, dass in den ersten drei Sprachanlässen recht häufig die Possession verwendet wurde, während bei der Filmbeschreibung und der Wegbeschreibung die Tendenz zu weniger Possessionsbildung ging. Eine mögliche Erklärung wäre, dass in tradierten Texten (Ahnengeschichte, Käseherstellung) eher das Possessiv verwendet wird und so auch unverändert von Generation zu Generation weitergegeben werden, während bei spontan gesprochenen Sprache (Weg- und Filmbeschreibung) auf das Possessive verzichtet wird. Eine weitere Vermutung unsererseits war, dass möglicherweise auch die doppelte Markierung des Possessiv im Zusammenhang mit tradierten Texten steht, doch in Relation gesehen konnten wir keinen signifikante Unterschied zwischen dem einfachen Gebrauch des Possessive und der doppelten Markierung feststellen (s. Tabelle 1). Zunächst ist festzuhalten, dass die Possession im Urum auf drei verschieden Weisen gebildet werden kann und diese in den allermeisten Fällen in freier Verteilung vorkommen. Dabei hat das Register zwar keinen Einfluss auf die Art der Possessionsbildung, wohl aber auf deren Häufigkeit. Der Ursprung der Wörter spielt ebenfalls keine Rolle, so dass auch Wörter, die aus dem Russischen entlehnt wurden, mit der doppelten Markierung versehen werden können. Allein das Alter der Sprecher ist möglicherweise ausschlaggebend für die Wahl der Possession, wie die Tendenz in unsere Studie zeigt. Hier wäre eine weitere Studie von Nöten, die auch die Daten der jungen Urum-Sprecher untersucht. 6. Zitierte Literatur [1] [2] [3] [4] Tabelle 1. Vorkommen der Possession nach Register Story double just GEN just Poss. AN 20 24 20 Sum 64 CH 32 1 24 57 LI 20 15 28 63 PA 10 6 3 19 PS 4 5 2 11 Sum 86 51 77 214 4. Diskussion Der Bildung der Possession im Urum ist wahrscheinlich nicht mit einem monokausalen Erklärungsansatz beizukommen. Nur eine von drei gebildeten Hypothesen konnten wir in der Tendenz bestätigen. Möglicherweise ist die Wahl der Possession auch rein intuitiv und erschließt sich für uns Außenstehende, die wir nicht das Gespür für die Nuancen haben, nicht. Punkte, die wir nicht untersucht haben, die aber einer weiteren Beobachtung wert wären, sind zum Beispiel die Frage, ob es einen Unterschied der Possessionsbildung zwischen Urum-Sprechern, die in Großstädten leben und denen die in eher ländlicheren Gegenden leben, gibt. Interessant wäre es auch, die ganz jungen Sprecher, die wir bei unserer Studie außen vor gelassen haben, zu untersuchen und mit den Ergebnissen der älteren Sprecher zu vergleichen. Denn eine Tendenz, dass die Verwendung der doppelten Markierung bei den jüngeren Sprechern abnimmt, zeichnet sich in unseren untersuchten Daten ab. Ferner könnte die Hypothese aufgestellt werden, ob es sich bei adverbialen Konstruktionen wie „innen“ oder „oben drauf“, die überdurchschnittlich oft mit der doppelten Markierung gebildet werden, nicht eher um eine beginnende Lexikalisierung einer grammatischen Konstruktion handelt. Nichols, J. Head-marking and Dependent-marking Grammar, In.: Language, Vol. 62, No. 1, Mar., 1986. Skopeteas, S., Moisidi, V. Urum Narrative Collection (Manuscript), University of Bielefeld, 2011 Göksel, A., Kerslake, C. Turkish: A comprehensive Grammar, Routledge, 2005 Wade, T., A Comprehensive Russian Grammar, Third Edition, Wiley-Blackwell, 2011. Appendix n Translation people DependentNP biz-ım dyortbiryan9 ın-da around-POSS.3LOC göl-un su-yn Speaker Story Line Kopf-NP 1 21 AN 2 xalx yapı-lar-ın lake-GEN house-PLGEN Kopfursprung Genitiv Possessiv Anmerkung Türkisch ja nein "around that lake" /also in Türkisch ja ja line 10 "places of Türkisch ja nein houses" inäg-ın cow-GEN Türkisch ja ja "cow's udder" peçkon-un stove-GEN Türkisch ja ja Türkisch nein ja "on a stove" "add powder to it" water-GEN Türkisch ja ja biz-ım our 1.PL-GEN Türkisch ja nein biz-ım our 1.PL-GEN Türkisch ja nein Türkisch nein ja we 1.PL-GEN Türkisch ja ja Greece-GEN we have 1.PLGEN center-GEN.3DAT Türkisch ja nein ja nein ja nein nein ja ja ja ja nein nein ja ja nein Türkisch Türkisch nein nein ja ja Türkisch nein ja 2 21 AN 3 21 AN 4 21 CH 14 er-lär-i myamya-lär18 ın-i 5 21 CH 21 ust-un-ya 6 21 CH 23 iç-ın-ya 7 21 CH 28 iç-ın-ya place-PL-ACC udder-POSS.3ACC topside-POSS.3DAT inside-POSS.3GDAT inside-POSS.3GDAT 8 21 LI 36 xalx-tan people-ABL 9 21 LI 37 xalx-a people-DAT 10 21 LI 38 av-ım house-POSS.1 11 21 LI 42 iş-ımız work-POSS.1.PL biz-ım 12 21 LI 45 stili-inyan style-INSTR gretsia-nın 13 21 PA 47 14 15 21 PA 21 PS 57 hyadig-ya 77 şapka-n 16 17 22 AN 22 AN 83 dädä-m-dän 88 beştaş-a 18 22 AN 94 urum xalx-i 19 22 AN 96 urum-lar 20 21 22 CH 22 CH 22 22 CH 23 24 22 CH 22 CH 25 22 CH 26 22 CH 27 22 CH 28 22 CH Urum-PL animal-PL97 mal-lar-ımız POSS.1.PL 101 barmağ-ın finger_POSS.2.SG powder-POSS.3102 maya-sın-i ACC inside-POSS.3G104 iç-ın-da LOC 105 syujyug-i whey-POSS.3 topside-POSS.3107 ust-yun-ya DAT whey-POSS.3108 syujyug-yun-i ACC inside-POSS.3110 iç-in-ya DAT inside-POSS.3G111 iç-ın-ya DAT 29 22 CH 112 iç-ın-dya 30 22 CH 115 iç-ın-ya 31 32 22 LI 22 LI 118 iç-in-dya 120 dil-ın-da biz-im Hadiq-DAT hat_POSS.2.SG grandfatherPOSS.1.SG-ABL Beshtasheni-DAT Urum peoplePOSS.3 inside-POSS.3GLOC inside-POSS.3GDAT inside-POSS.3LOC language-POSS.3- tsentr-ın-ya Translationp our 1.PL-GEN Türkisch bän-im biz-ım my 1.SG-GEN Russisch our 1.PL-GEN Türkisch biz-ım 1.PL-GEN ğazan-ın on-un pot-GEN its 3.SG-GEN Türkisch ?? ja ja ja ja torba-i sack-ACC Türkisch nein ja ?? nein ja Türkisch nein ja ğalib-ın shape-GEN Türkisch ja ja ğalib-ın shape-GEN Türkisch ja ja on-un 3.SG-GEN Türkisch ja ja el-ın urus year-GEN russian Türkisch Türkisch ja nein ja ja "into water" "our people went…" "what happend to our people…" "at home I have" "we had a different work" "Greek style (way of living)" "center of Hadiq" "his hat" and grandmother, fathers /ancestors "(all) Urum people" "our Urum people" "we have animals" "your finger" "we add powder" "in the pot" "its whey" "she puts the sack up" "she takes the whey out" "she pours in" "turns it in the shape" "in the shape it becomes good cheese" "we put the cheese in it" "during these years" "in the Russian LOC 33 22 LI savetskoi 121 armii soviet:DAT army:DAT savetskomu sayuzu soviet:GEN union:GEN 34 35 36 22 LI 22 LI 22 LI 129 urum-lux 135 xalx-tan 137 iş-i biz-ım biz-ım our 1.PL-GEN our 1.PL-GEN 37 22 PA 143 ğırağ-ın-dan Urum-1.PL? people-ABL work-POSS.3 edge-POSS.3ABL 38 22 PA 147 iç-ın-ya 39 40 22 PA 23 AN 148 namaz-ımız-i 171 urum-lux 41 23 AN 172 dädä-lär-ımiz 42 23 AN 174 torpağ-ın-ya 43 44 23 AN 23 AN 175 180 xalx 45 46 23 AN 23 AN 182 su-i 185 xalx 47 23 CH 48 23 CH 49 23 CH 50 23 CH 51 23 CH 52 23 CH 53 23 LI 54 23 LI 55 23 LI 56 23 LI 57 23 LI 58 59 60 61 62 63 64 65 23 23 23 23 23 24 24 24 66 67 24 AN 24 AN 68 69 24 AN 24 CH LI LI PA PA PA AN AN AN inside-POSS.3DAT pray-POSS.1.PLACC Urum people grandfather-PLPOSS. land-POSS.3DAT people water-POSS.3 people topside-POSS.3191 ust-un-ya DAT topside-POSS.3192 ust-un-ya DAT topside-POSS.3192 ust-un-ya DAT temperatura- temperature194 sın-i POSS.3-ACC topside-POSS.3196 ust-yun-i DAT inside-POSS.3G198 iç-ın-ya DAT inside-POSS.3202 iç-ın-dya LOC house-PL203 av-lär-ın-i POSS.3-ACC land-PL-POSS.3203 torpax-lar-ın-i ACC animal-PL203 mal-lar-ın-i POSS.3-ACC inside-POSS.3211 iç-ın-ya DAT each_other-PL214 birbir-lär-ın-i POSS.3-ACC 215 sora-si end-POSS.-3 217 222 dağ-i hill-ACC 225 göl-da lake-LOC 241 urum-lar Urum 242 dedı grandfather:PL 244 beştaşa Beshtasheni-DAT tısyaçi devya vosemsot sorok 1874 250 sedmom (Jahresangabe) 255 xalx people palajeniasituation256 mız-da POSS.1.PL 260 maya-sın-i whey-POSS.3- Russisch ja nein Türkisch Türkisch ja ja nein nein nein ja Türkisch nein ja Türkisch ja ja Türkisch nein ja ja nein language" "We served in the Soviet Army, to Soviet Union." "our Urum people" "their work" "ist (village) edge" "before entering Tsalka" "make our prayers" dzalga-nın Tsalka-GEN (?) biz-im our 1.Pl-Gen. biz-im our 1.Pl-Gen. Russisch ja ja kavkaz-ın Caucasus-GEN Türkisch ja ja torpağ-in biz-ım land-GEN our 1.Pl-Gen. Türkisch ja ja nein nein buran-ın biz-ım place-GEN our 1.Pl-Gen. Türkisch Türkisch ja ja ja nein peçkon-un furnace-GEN Türkisch ja ja ateş-ın fire-GEN Türkisch ja ja plitkan-ın stove-GEN Türkisch ja ja on-un 3.SG-GEN (it) Russisch ja ja on-un 3.SG-GEN (it) Türkisch ja ja ğazan-ın casserole-GEN Türkisch ja ja el-ın year-GEN Türkisch ja ja "during these years" Türkisch nein ja "their houses" Türkisch nein ja "their land" ?? nein ja "their animals" Türkisch nein ja Türkisch Türkisch nein ja ja ja ja ja ja ja ja ja nein nein nein nein nein nein "came here" (?) "with each other" dyunya-nın biz-ım ai ilian-ın biz-im biz-im biz-ım biz-im word-GEN we 1.Pl.-GEN saint Ilia-GEN 1.PL-GEN our 1.Pl-Gen. our 1.Pl-Gen. our 1.Pl-Gen. godu biz-im year:GEN our 1.Pl-Gen. Russisch Türkisch ja ja nein nein peinır-ın cheese-GEN Russisch ?? nein ja ja ja Türkisch Türkisch Russisch Akkusativ im Deutschen "the water here" "it - the temperature" "our situation" 70 24 CH 263 iç-ın-ya 71 24 CH 270 syujyug-i 72 24 CH 270 iç-ın-dän 73 74 75 24 CH 24 LI 24 LI 76 ACC inside-POSS.3GDAT torban-ın sack-GEN ja ja ?? nein ja Türkisch nein ja 272 iç-ın-ya 279 semyam-da 284 uşax-lar whey-POSS.3 inside-POSS.3GABL inside-POSS.3GDAT family-LOC child-PL su-yun bän-ım biz-im water-GEN Türkisch my 1.SG-GEN Russisch our 1.Pl-Gen. Türkisch ja ja ja ja nein nein 24 LI 286 uşax-lar child-PL tsalka-nın ?? ja nein 77 24 LI 286 uşax-lar child-PL beştaş-ın Tsalka-GEN BeshtasheniGEN ?? ja nein 78 24 PS karzinkan-ın basket-Gen Türkisch ja ja 79 25 AN Türkisch nein ja 80 25 AN 310 iç-ın-ya inside-POSS.3 urum xalx-ın- Urum people321 i POSS.3-ACC grandfather322 deduşka-m-ın POSS.1.SG-GEN bän-ım Russisch ja ja 81 25 AN 326 uşax-i child-POSS.3 birın-ım ?? ja ja 82 83 25 AN 25 AN 327 uşağ-i 328 child-POSS.3 birın-ın bän-ım ?? ja ja ja ja 84 25 AN 328 deduşka-si Russisch ja ja 85 86 25 AN 25 AN Russisch Russisch ja ja ja nein 87 25 CH 329 deduşka-si 331 familya myamya-lär334 ın-i Türkisch nein ja 88 25 CH 343 iç-ın-ya Türkisch ja ja 89 25 LI 346 ğonşu-m 90 25 LI 348 ğonşu-m 91 25 LI 350 şkola-m-a 92 93 25 LI 25 LI 355 iş-lär-ım-i 358 baj-ım 94 25 LI 359 ğar-ım-i 95 25 LI 96 97 25 LI 25 LI 360 bişe-miz-da denrajdenya364 si 366 av-ın 98 25 LI 370 gardof-i 99 100 25 LI 25 LI 371 tarla-m-dan 371 dana-lar-i 101 102 25 LI 25 LI 372 dana-lar-ım 374 ogorod-dan 103 25 PA 382 tsentr-ın-a 104 25 PA 384 tiq-ın-ya grandfatherPOSS.3 grandfatherPOSS.3 surname udder-PLPOSS.3-ACC inside-POSS.3GDAT neighbourPOSS.1.SG neighbourPOSS.1.SG schoolPOSS.1.SG-DAT thing-PLPOSS.1.SG-ACC sister-POSS.1G wife-POSS.1.SGACC nothingPOSS.1.PL-LOC baba-m-ın baba-m-ın biz-im my 1.SG-GEN somebodyGEN somebodyGEN my 1.SG-GEN fatherPOSS.1.SGGEN fatherPOSS.1.SGGEN our 1.Pl-Gen. su-yun water-GEN bän-ım (my) 1.SGGEN ja Türkisch nein ja "my neighbour" Russisch nein ja Türkisch Türkisch nein nein ja ja Türkisch nein ja Türkisch nein ja "my school" "my things (expenses)" "my sister" "my wife" also line 260 "we don't have anything" Russisch Türkisch ja ja ja ja potato-POSS.3 field-POSS.1.SGABL calf-PL-POSS.3 qim-ın who-GEN russisch (?) ja ja Türkisch Türkisch nein nein ja ja Türkisch Russisch nein ja ja nein Russisch ja ja Türkisch ja ja beştaş-ın beştaş-ın "their udder" ja child-GEN man-GEN who-GEN BeshtasheniGEN BeshtasheniGEN "one had 10 children" "other had no children" Türkisch uşağ-ın adam-ın qim-in "children from…" "children from…" Glossierung selbst vorgenommen "the Urum people" Zeile 348: auch ohne GEN (252, 254) birthday-POSS.3 house-POSS.3 (seven) calf-PLPOSS.1.SG garden center-POSS.3DAT edge-POSS.3DAT "The whey goes out" "The whey goes out" "who has potatos" "from my field" "their calfs" "I have 7 calfs" mehrere POSS in 1 Satz "whose" "center of Beshtasheni" "edge of Beshtasheni" 105 25 PA 389 iç-ın-ya 106 107 25 PA 26 AN 390 iç-ın-dya 404 xalx 108 26 AN 405 dädä-m-dän 109 26 LI 433 sıra-sın-da 110 26 LI 437 sıra-sın-da 111 26 PA 112 113 26 PA 27 AN 114 27 AN 115 27 AN 116 27 AN 117 27 AN inside-POSS.3DAT inside-POSS.3LOC people tsalka-nın Tsalka-GEN Türkisch ja ja tsalka-nın biz-im Tsalka-GEN our 1.Pl-Gen. Türkisch Türkisch ja ja ja nein grandfatherPOSS.1.SG-ABL gamsaxyrdianın saakaşvilinın 446 iç-ın-dan time-POSS.3LOC time-POSS.3LOC inside-POSS.3ABL 452 tsalka-dan 470 urum-lux Tsalka-ABL Urum-PL? tsentır-ın-an biz-im 472 myazyar-lär-i graveyard-PLPOSS.3 names-POSS.3ABL surname474 familya-mız POSS.1.PL dädä-lär-ımız- grandparent-PL475 dan POSS.1.PL-ABL development476 razvitia-si POSS.3 child-POSS.3478 uşağ-ın-i ACC ancestorPOSS.1.PLata-mızgrandfather480 dyadya-mız POSS.1.PL 473 ad-ın-dän beştaş-ın gamsahurdiaGEN saakashviliGEN BeshtasheniGEN center-GENABL? our 1.PL-GEN Russisch nein ja Türkisch ja ja Türkisch ja ja Türkisch ja ja ja ja nein nein "go inside" to enter Tsalka "in Tsalka" "my grandfather" + "my grandmother" "during Gamsahurdia's time" "Sakashvili's time" "in Beshtasheni" "centre of Tsalka" adam-lar-ın man-PL-GEN ?? ja ja çai-lar-ın river-PL-GEN Türkisch ja ja biz-im our 1.PL-GEN Russisch ja ja Russisch nein ja milyat-ın nationalityGEN Russisch ja ja & biz-im "graveyards of our people" + 6x Poss. without Genitiv "our names are given from river (names)" + villages and cities (all in GEN) & 3 x Poss. without Genitiv "our grandparents" "national development" ?? nein ja "their children" Türkisch/ russ. nein ja Turkisch ja ja Türkisch nein ja Türkisch nein ja ja nein "our ancestors" "the Turks (within Turkey?)" "their languages" "have friendship" (2x) "for us"?? (s.a. 488: warum hier GEN?) Russisch ja ja Türkisch nein ja Türkisch nein ja ja nein Russisch nein ja Türkisch ja ja Türkisch nein ja Russisch nein ja 118 27 AN 119 27 AN 120 27 AN 121 27 AN 122 27 AN 123 27 AN inside-POSS.3SGLOC turk-lar-ın language-PL483 dil-lär-ın-i POSS.3-ACC dosluğ-umuz- friendship483 da POSS.1.PL-LOC 124 27 AN 485 125 27 AN obrad-lar489 ımız 126 481 iç-ın-dya Turk-PL-GEN biz-im our 1.PL-GEN our 1.PL-GEN 27 AN rite-PL-POSS.1PL biz-im one-one-PL489 bir-bir-lär-ın-i POSS.3-ACC 127 128 27 AN 27 CH 490 ğız-lar-ın-i 494 129 27 CH 505 massa-si 130 27 CH 509 iç-ın-dya mass-POSS.3 inside-POSS.3GLOC 131 27 CH 132 27 CH 511 gyoz-i dyadya-lär514 ımız eye-POSS.3 grandfather-PLPOSS.1.PL daughter-PLPOSS.3-ACC mal-lar-ın ğalib-ın udder-PL-GEN shape-GEN "(marry) each other" "their daughters" and "their children" "cow's udder" "its (weight)" + serum-POSS.3 +line 506/7 "in the shape" Übersetzung ??? "our grandparents" 133 27 CH 134 27 CH 135 27 CH 136 137 27 LI 27 LI 138 139 140 27 LI 27 LI 27 LI 141 27 LI 142 516 post-un-i skin-POSS.3-ACC inside-POSS.3517 iç-ın-ya DAT inside-POSS.3518 iç-ın-dya LOC inside-POSS.3522 iç-ın-dya LOC 526 xalx-a people-DAT child-PL-POSS.3530 uşax-lar-ın-ya DAT 531 xalx-in people-GEN 539 yaşa-ma-si live-NR-POSS.3 Türkisch nein ja "its skin" Türkisch ja ja "into that skin" Türkisch nein ja year-GEN our 1.PL-GEN Türkisch Türkisch ja ja ja nein "it stays in it" "during these year(s)" our 1.PL-GEN people-GEN ?? Türkisch Türkisch nein ja ja ja nein ja skin-POSS.3post-yun-yun GEN (?) el-ın biz-ım biz-ım xalx-ın time-POSS.3LOC live-NRPOSS.1.PL.LOC gamsaxurdia- Gamsakhurdianın GEN Türkisch ja ja 27 LI 540 sıra-sın-da yaşa-ma-sın546 da adam-ın man-GEN Türkisch ja ja 143 27 PA 561 çyatınnığ-i difficult-POSS.3 xalx-ın people-GEN ?? ja ja 144 27 PS 581 biz we uşax-lar-ın child-PL-GEN Türkisch ja nein 145 27 PS 584 armut-ların pear-PL owner-GEN Türkisch ja nein 146 147 148 27 PS 28 AN 28 AN 585 596 599 xalx saabın-ın karzinjkasının biz-im biz-im Türkisch ja ja ja nein nein nein 149 28 AN 600 iş-lär-ın-dän Türkisch nein ja 150 28 AN 602 xalx-i 151 152 28 CH 28 CH 614 iç-ın-ya 615 yust-yun-dän 153 28 CH 616 iç-ın-ya 154 155 28 CH 28 CH 617 iç-ın-ya 619 ust-yun-i 156 28 CH 620 iç-ın-ya 157 28 CH 158 28 CH 159 160 28 CH 28 CH 621 iç-ın-ya 623, 624 iç-ın-ya 625, 626, 627 iç-ın-ya 628 161 28 LI 162 163 164 28 LI 28 LI 28 LI 165 28 LI 166 28 LI 167 28 LI 168 169 28 LI 28 LI 170 28 PA people work-PL-POSS.3ABL people-POSS.3 (our) inside-POSS.3DAT top-POSS.3-ABL inside-POSS.3DAT inside-POSS.3DAT top-POSS.3-ACC inside-POSS.3DAT inside-POSS.3DAT inside-POSS.3DAT inside-POSS.3DAT inside-POSS.3LOC household644 xozyaistvo-mi POSS.1.SG 646 ax-i price-POSS.3 647 axi-idi price-PST.COP income-POSS.3650 gäl-ın-ın GEN nothing655 bişe-mız-da POSS.1.PL-LOC income656 gäl-ımız POSS.1.PL inside-POSS.3657 iç-ın-dya LOC 660 ğız-ım girl-POSS.1.SG road-POSS.3662 torpağ-ınan ? INSTR 633 iç-ın-dya basket-GEN us 1.PL-GEN our 1.PL-Gen "their children" "people's life" "(compared to) Gamsakhurdia's time" "man's life" "difficult for people" "and if we were those children" "owner of those pears" "one basket (was missing)" "of" "our" qyov-un village-GEN Türkisch ja ja "from work" "people from our village" ğazan-ın peçkon-un casserole-GEN Türkisch stove-GEN Türkisch ja ja ja ja "inside" "from stove" maya-i whey-ACC Türkisch ja ja "inside" Türkisch Türkisch nein nein ja ja "inside" "top" torban-ın sack-GEN Türkisch ? ? torban-ın sack-GEN Türkisch ja ja "inside" forman-ın shape-GEN Türkisch ja ja "inside" forman-ın shape-GEN Türkisch ja nein ja ja inside ist el-ın year-GEN Türkisch ja ja inside bän inäg-ın inäg-ın 1.SG cow-GEN cow-GEN Russisch ?? ?? nein ja ja ja ja nein my price of cow cow? Türkisch ja ja "income" Türkisch nein ja have Türkisch nein ja "income" qyov-yun village-GEN Türkisch Türkisch ja nein ja ja inside my su-y-un water-0-GEN ?? ja ja ? 171 28 PA 663 yol-un-an ? 172 28 PA 671 yust-yun-ya 173 174 175 176 28 28 28 28 PS PS PS PS 674 ust-yun-ya 675 678 şliapa-si 679 şliapa-si 177 178 179 180 28 28 29 29 PS PS AN AN 682 iç-ın-ya 683 şliapa-si 695 storonu 698 181 29 182 183 184 29 CH 29 LI 29 LI 185 29 LI 724 ana-m-nan 186 187 29 LI 29 LI 730 qyov-un-i 736 u 188 29 PA 740 povorot-un-a 189 30 AN 767 mal-lar-i 190 191 192 30 AN 30 AN 30 AN 768 ğızıl-lar-ın-i 772 böyugi 773 ego 193 30 CH 194 195 196 30 CH 30 CH 30 CH 779 bur-ya myamya-lär780 ın-i 780 781 otravasi 197 30 CH 782 uj-lar-ın-dan 30 LI hat-POSS.3 hat-POSS.3 inside-POSS.3DAT hat:POSS.3 side Türkisch nein ja by hadig-ın Hadiq-GEN Türkisch ja ja topside velosiped-ın arıfın ğlan-ın bike-GEN man-GEN boy-GEN Türkisch ja ja ja nein ja nein nein ja topside man his hat his hat sya-lyan-ın uşağ-ın gruzii domov basket-PLGEN Türkisch child-GEN Russisch Georgia:GEN Russisch house:GEN.PL ja ja ja ja ja ja nein nein nein nein inside his hat side Georgia no houses inside Dativ statt Genitiv Russisch Russisch … formas-ın-a711 da 721 mozg-i 723 198 road-POSS.3INSTR topside-POSS.3DAT topside-POSS.3DAT 796 er-i-dya shape-POSS.3DAT-an brain-POSS.3 mother-POSS.3INSTR village-POSS.3ACC in turning-POSS.3DAT animal-PLPOSS.3 gold-PL-POSS.3ACC governor POSS.3.SG udder-PLPOSS.3-ACC udder-PLPOSS.3-ACC poison-POSS.3 nipple-PLPOSS.3-ABL peinir adam-ın cheese man-GEN Russisch Russisch nein ja nein ja ja ja shape human brain my bän 1.SG Türkisch nein ja my gyandi nego Türkisch Russisch nein ja ja nein their "in advantage" beştaş-in own 3.SG.GEN BeshtasheniGEN Russisch ja ja "turning to B." var-ıdi be-EPST.COP ?? nein ja have zoloto uruset-ın familiyu gold (russisch) Russia-GEN surname ?? Türkisch Russisch ja ja nein ja nein ja bottom Russian his gäl-dı-lär cow-GEN ?? ja ja cows udder inäg-ın cow-GEN Türkisch syud-yun milk-GEN Russisch ja nein ja ja ja ja cows udder ist milk poison ?? nein ja Türkisch (?) ja ja ist Urum (an einem Wort) place-POSS.3-and urum-lar-ın Urum-PLGEN Vokalharmonie des Genitivsuffixes im Urum Sina van Zijp, Jaqueline Wild, Frederic Zähres Universität Bielefeld, Bielefeld, Deutschland [email protected], [email protected], [email protected] Abstract 2. Hintergrund Vowel harmony is an assimilatory phonological process found in the Turkic language family to which Urum counts. In this article, we examine the vowel harmony of the genitive suffix with data from semi-spontaneous Urum narratives and compare our findings with previous results obtained through production experiments. Results show a variation in realization of vowel harmony of the genitive morpheme especially in the group of the front, rounded vowels, which could be subject for further research. 2.1. Vokalharmonie Die Vokalharmonie ist ein phonologischer Prozess bzw. Assimilationsvorgang, bei welchem sich Vokale an den Artikulationsort oder die Artikulationsweise anderer Vokale angleichen, [3]. Hierbei gilt die phonologische Regel, dass die Vokale eines Wortes aus derselben Vokalgruppe kommen müssen. Die Gruppen bilden sich meistens nach den Merkmalen gerundet/ungerundet bzw. offen/geschlossen. Zum Beispiel gibt es im Finnischen drei Vokalgruppen, die vorderen Vokale (ä, ö, y), die hinteren Vokale (a, o, u) und die neutralen Vokale (i, e). Nach den phonotaktischen Regeln des Finnischen kann sich die Gruppe der neutralen Vokale mit beiden anderen Gruppen verbinden. Vokale der Gruppen der vorderen und hinteren Vokale dürfen jedoch nicht gleichzeitig in einem Wort vorkommen, [4]. Ausnahmen zur Vokalharmonie sind vor allem Lehnwörter und entlehnte Suffixe. Aber auch spracheigene Wurzeln und Komposita können nicht harmonisch sein. 1. Einleitung Die Sprache Urum wird im kleinen Kaukasus, insbesondere in Georgien, von griechischen Siedlern gesprochen, welche ursprünglich aus einem östlichen Teil der Türkei (Kars) stammen. Somit hat diese anatolische Varietät des Türkischen einige Einflüsse von verschiedenen Sprachen erfahren, zu denen unter anderem Griechisch, Russisch und Georgisch zählen. Eine Besonderheit der Turksprachen stellt der phonologische Assimilationsprozess der Vokalharmonie dar. Da die Vokalharmonie in den verschiedenen Varietäten des Türkischen unterschiedlichen Prinzipien folgt, [1], ist es relevant zu untersuchen, wie sich dieser phonologische Prozess im Urum verhält, denn auch hier existiert eine Vokalharmonie, die sich aufgrund der verschiedenen Einflüsse vermutlich von der des Türkischen – zumindest in Teilen – unterscheidet. Es ist schon anhand von Produktionsexperimenten gezeigt worden, dass die Vokalharmonie des Urum Gemeinsamkeiten und Unterschiede zum Türkischen aufweist, [1]. Ziel der vorliegenden Studie ist die Regelmäßigkeiten der Vokalharmonie anhand von Korpusdaten zu untersuchen, um eine Einschätzung des Vorkommens dieses Phänomens in (semi-)spontanen Daten zu ermitteln. Dafür wird ein Korpus von Narrativtexten untersucht, die von verschiedenen MuttersprachlerInnen erhoben wurden, [2]. Zudem sind die Daten des Urum Documentation Project in zwei grobe Altersgruppen unterteilt – sogenannte 'ältere' (geboren 1939-77) und 'jüngere' (geboren 1979-94) Sprecher. Ein weiterer Aspekt dieser Arbeit ist der Vergleich dieser Gruppen, um einen eventuellen Sprachwandel auszumachen. Dazu wird im Folgenden zunächst die Vokalharmonie, vor allem anhand des Türkischen und bereits vorhandenen Studien zum Urum, näher erläutert (siehe Abschnitt 2), woraufhin in Abschnitt 3 eine Einführung in die angewandte Methode folgt. Abschnitt 4 behandelt die Ergebnisse dieser Untersuchung, während Abschnitt 5 die Befunde zusammenfasst und einen Vergleich zu früheren Befunden durch experimentelle Methoden liefert. 2.2. Vokalharmonie im Türkischen Im Türkischen existieren zwei verschiedene Harmonien, die sogenannte kleine und große Vokalharmonie, [5]. Die kleine Vokalharmonie (auch fronting harmony), siehe Tabelle 1, betrifft die Zungenposition beim Realisieren der Vokale. Das Türkische verbietet das gleichzeitige Vorkommen von Vorderund Hinterzungenvokalen in ein- und demselben Wort. Die kleine Vokalharmonie gleicht also den Artikulationsort des Vokals des folgenden Suffixes dem Stammvokal des Wortes an. Ein Beispiel dafür ist das Pluralallomorph -ler/-lar. Die Wahl des Allomorphs hängt vom Stammvokal ab. Die Endung -ler folgt auf a, ı, o, u und die Endung -lar auf e, i, ö, ü. Tabelle 1. Übersicht der kleinen Vokalharmonie (fronting harmony) im Türkischen. auf folgt Singular Plural Übersetzung e e ev evler ‘Haus’ ö e söz sözler ‘Wort’ a a ad adlar ‘Name’ o a dost dostlar ‘Bekannter’ Zudem regelt die große Vokalharmonie (auch 'rounding harmony'), siehe Tabelle 2, potentielle Konflikte nach gerundeten bzw. ungerundeten Stammvokalen. Ein Beispiel hierfür ist das Possessivsuffix -(i)m (1. Person Singular). Hier werden vier verschiedene Fälle unterschieden: 20 Sina van Zijp, Jaqueline Wild, Frederic Zähres Tabelle 2. Übersicht der großen Vokalharmonie ('rounding harmony') im Türkischen. auf folgt Grundform Possessiv Übersetzung e; i i ev evim ‘mein Haus’ ö; ü ü söz sözüm ‘meine Rede’ a; ı ı ad adım ‘mein Name’ o; u u dost dostum ‘mein Bekannter’ Große und kleine Vokalharmonie können auch bei verschiedenen Affixen desselben Worts vorkommen. Da der Infinitiv auch als Nomen verwendet werden kann, kann es mit einem Possessivsuffix vorkommen. Der Infinitivsuffix wird nach der kleinen und das Possessivsuffix nach der großen Vokalharmonie gebildet – auch wenn sie im selben Wort vorkommen, siehe (1). (1) gelmek ‘(das) Kommen‘- gelmegim ‘mein Kommen‘ bakmak ‘(das) Schauen’ - bakmagim ‘mein Schauen’ An einen Verbstamm wird die Endung -di nach der großen Vokalharmonie angehängt. Danach folgt die Personalendung; die 3. Person Plural wird durch -ler nach der kleinen Vokalharmonie gebildet, siehe (2). (2) gelmek ‘kommen’ - geldiler ‘sie kamen’ bölmek ‘teilen’ - böldüler ‘sie teilten’ Im Kontext der Vokalharmonie gibt es im Türkischen zwei Suffixtypen: I-Typ und A-Typ. Die I-Typ-Suffixe sind hohe Vokale, die ihre restlichen Eigenschaften (fronting und rounding) vom vorhergehenden Vokal übernehmen. Die zugehörigen Vokale sind i, ı, ü und u. Ein Beispiel für ein ITyp-Suffix ist das Genitivsuffix -(n)in. Die A-Typ-Suffixe haben immer ungerundete, nicht hohe Vokale. Ob sie zu Vorder- oder Hinterzungenvokalen werden, hängt vom vorhergehenden Vokal ab. Bei A-Typ-Suffixen kommt also nur die kleine Vokalharmonie zum Tragen. Das Plural-Suffix lar/-ler gehört beispielsweise zu dieser. 2.3. Vokalharmonie im Urum Wie Experimentalstudien bereits gezeigt haben, siehe [1], unterscheidet sich die Vokalharmonie im Urum offenbar in bestimmten Teilen von der des Türkischen. Bei A-TypSuffixen wurde die gleiche Vokalharmonie wie im Türkischen beobachtet, beispielsweise im Falle des Dativsuffixes -(y)A, des Lokativs -DA, des Ablativs -DAn oder des Pluralsuffixes -lAr. Unterschiede werden beim I-Typ-Suffix deutlich. Als Beispiel sind hier das Genitivsuffix -(n)In, das Akkusativsuffix -(y)I und das Possessivsuffix der dritten Person -(s)I(n) angeführt, [1]. 3. Methode Die bereitgestellten Daten des Urum Documentation Project beinhalten transkribierte, kurze Erzählungen zu unterschiedlichen Themen von insgesamt 24 Muttersprachlern des Urums, siehe [6]. 16 dieser Datensätze gehören zu den oben erwähnten 'älteren' Sprechern (Alter: 35-78, Mittelwert: 58), während die restlichen 8 den 'jüngeren' Sprechern (Alter: 18-33, Mittelwert: 25,9) zuzuordnen sind. Wir haben die Daten auf das Genitivsuffix -(n)In in Zusammenhang mit Vokalharmonie untersucht. Die Analyse der Erzählungen der 'jüngeren' Sprecher stellte sich aufgrund fehlender Glossierung als schwierig heraus, weswegen dort nur eine Stichprobe analysiert wurde, welche letztendlich nur als grobe, kaum repräsentative Tendenz gesehen werden kann. Durch die vorhandenen Korpusdaten ist zu erwarten, dass durch die breitere Variation von Stämmen eine größere Datenbasis für Generalisierungen geboten wird. Allerdings wird so auch mehr Raum für potentielle Einflüsse weiterer Aspekte der Sprachproduktion, beispielsweise Sprachfehler, gelassen. 4. Ergebnisse Der untersuchte Gesamtdatensatz beläuft sich auf grob geschätzt 960-1.200 Sätze, was sich aus 24 Sprechern à 5 Texten à 8-10 Sätzen ergibt. Insgesamt sind wir bei den Daten der 'älteren Sprecher' auf insgesamt 255 Vorkommen des Genitivsuffixes gestoßen, während wir bei den 'jüngeren' Sprechern lediglich 28 Fälle fanden. Die Ergebnisse sind nach den Eigenschaften des Stammvokals gegliedert (±vorne und ±rund). 4.1. Vorderer, ungerundeter Stammvokal Wir konnten zwei Möglichkeiten der Realisierung der Vokalharmonie des Genitivsuffixes bei Stämmen des Typs vorderer, ungerundeter Vokale beobachten, nämlich i, siehe (3), und ı, siehe (4). Die Realisierungsmöglichkeiten sind asymmetrisch verteilt: -ın ist die dominante Variante (93,5%, n=115), während –in deutlich seltener vorkommt (6,5%, n=8). Siehe dazu auch Abbildung 1. Die meisten Vorkommen des Genitivsuffixes in den Daten der 'älteren' Sprecher sind dieser Gruppe zuzuordnen, nämlich 123 der 255 Fälle. Die Vokale ä, e und i fallen in diese Kategorie. Abbildung 1: Verteilung d. Vokalharmonie (+front; -round) bei 'älteren' Sprechern und jungen Sprechern im Vergleich. Vokalharmonie des Genitivsuffixes im Urum 21 ğatellär maya, birğaç gün dur-ier add-3.PL whey one_some day stay(3) ortier-lär şe-in ust-ün-dän close-3.PL it-GEN topside-POSS.3-ABL ‘They put the whey into it and it stays for several days, they closed it at the topside.’ (4) igirmi el-ın iç-in-dä çoğ iş twenty year-GEN inside-POSS.3-LOC many thing dägişlän-di change-PST(3) ‘During these twenty years many things have changed.’ beştaş-tan-da sora airländi Beshtasheni-ABL-and after separated ol-di baiburt, ol-di become-PST(3) baiburt become-PST(3) gäräq, hadiq-madiq, uje o garaq Hadiq already that göl-un dörtbirän-ın-da ol-di lake-GEN around-POSS.3-LOC become-PST(3) o yapı-lar that house-PL ‘After Beshtasheni separated, it became Baiburt, Garaq, Hadiq and already around that lake became those houses.’ (3) (5) 25 der 28 Vorkommen des Genitivsuffixes in den Datensätzen der 'jüngeren' Sprecher haben einen vorderen, ungerundeten Stammvokal – und sind damit leider das einzige, verwertbare Ergebnis aus dieser Gruppe. Wie ebenfalls in Abbildung 1 zu sehen ist, benutzen 88% (n=22) dieser Sprecher den Vokal ı nach einem vorderen, ungerundeten Stammvokal, während 12% (n=3) das i nutzen. Anhand der untersuchten Stichprobe der Daten der jüngeren Sprecher ist in diesem Datensatz keine Evidenz für einen Sprachwandel durch Unterschiede zwischen Sprechern verschiedener Altersstufen zu erkennen. Von nun an werden nur noch die Ergebnisse der Analyse der Datensätze der 'älteren' Sprecher dargestellt. 4.3. Hinterer, ungerundeter Stammvokal Zu den hinteren, ungerundeten Vokalen gehören a und ı. Für Stämme dieses Typs gibt es wie in 4.1. zwei Realisierungsmöglichkeiten des Genitivsuffixes. Abbildung 3 zeigt, dass die Urum-Sprecher hier mit eindeutiger Mehrheit Genitivsuffixe mit einem ı (97,2%, n=104), siehe (6), und nicht mit einem i (2,8%, n=3), siehe (7), bilden. Mit insgesamt 107 Vorkommen ist dies die zweithäufigste Stammvokalgruppe bei Genitivsuffixen. 4.2. Vorderer, gerundeter Stammvokal Bei den vorderen, gerundeten Vokalen – ö und ü – zeigt sich eine Auffälligkeit von insgesamt 3 möglichen Variationen des Genitivsuffixes. Auch hier ist die Verteilung asymmetrisch. Die Suffixe zwischen den Vokalen ü und u sind dabei mit 45,45% (n=5) bzw. 36,36% (n=4) noch ausgeglichener verteilt. Der ungerundete Vokal ı kommt weniger häufig (18,18%, n=2) vor, wie in Abbildung 2 erkennbar ist. Allerdings tauchten in den Daten auch nur insgesamt 11 dieser Vorkommen auf. Ein Beispiel für die Realisierung des Genitivsuffixes mit u ist in (5) gegeben. Abbildung 3: Verteilung d. Vokalharmonie (-front; -round) bei 'älteren' Sprechern. (6) (7) Abbildung 2: Verteilung d. Vokalharmonie (+front; +round) bei 'älteren' Sprechern. Soram on-i dağıdier-lär then 3.SG-ACC divide-3.PL iç-ın-ä ğazan-ın, dağıdie-lär inside-POSS.3G-DAT casserole-GEN divide-3.PL ‘Then they divide it into the casserole.’ torpağ-in sra arqäş gändi ara-di land-GEN sra everyone own search-PST(3) nerädä äxşi olabülür where good could.be-XX(3) ‘They searched a place where they could be well.’ Zu beobachten ist, dass die Sprecher, die in diesem Fall „i“ produzieren, nicht identisch mit den Sprechern sind, die in 4.1 „i“ produzierten. Somit ist dies keine Variation einzelner, gesonderter Sprecher. 4.4. Hinterer, gerundeter Stammvokal Abbildung 4 zeigt die eindeutige Benutzung des Vokals u nach den Stammvokalen o oder u, siehe (8) und (9). Dies wurde bei allen der insgesamt 14 Vorkommen festgestellt. 22 Sina van Zijp, Jaqueline Wild, Frederic Zähres Abbildung 4: Verteilung d. Vokalharmonie (-front; +round) bei 'älteren' Sprechern. (8) (9) süjüg-i on-un çıx-ier whey-POSS.3 3.SG-GEN go.out(3) ‘Its whey goes out.’ bir zaman-dan soram ed-ier-lär atier-lär one time-ABL after make-3.PL throw-3.PL duzlii su-yun iç-ın-ä salty water-GEN inside-POSS.3G-DAT ‘Some times later they do… they put it into salty water.’ Beobachtungen Verhoevens. Bei den hinteren, ungerundeten Vokalen haben wir in den Korpusdaten Vorkommen mit Realisierung des i finden können, während in den experimentellen Daten lediglich ı vorkommt. Dagegen ließ sich in den Korpusdaten in der hinteren, gerundeten Vokalgruppe ausschließlich das u finden, während die experimentellen Daten eine kleine Variation zeigen konnten. Ein Grund für die verschiedenen Ergebnisse sind die benutzten Korpora. Verschiedene Sprecher, Texte und Strategien haben natürlich Einfluss auf die Daten, die letztendlich zur Verfügung stehen. Die Vorkommen des Genitivsuffixes waren in unseren Daten sehr unterschiedlich verteilt, weswegen für die gerundeten Vokale, die in diesem Kontext anscheinend nicht so häufig auftreten, nur vergleichsweise wenige Ergebnisse zur Verfügung standen. Dennoch ist eine klare Varianz zu erkennen - insbesondere bei den vorderen, runden Vokalen -, der man in einem anderen Korpus weiter nachgehen könnte. 5. Diskussion Die Ergebnisse zeigen bei drei der vier Stammvokalgruppen eine Varianz in der Vokalharmonie des Genitivmorphems. Die ungerundeten Vokale variieren zwischen i und ı, mit einer deutlichen Tendenz zum ı. Die gerundeten Vokale zeigen derweil kein so deutliches Muster. Während bei den hinteren, gerundeten Vokalen keine Variation zu finden war, werden bei den vorderen, gerundeten Vokalen gleich 3 Varianten benutzt: ü, u und ı. Abbildung 5 zeigt eine Tabelle von Verhoeven, die die übliche Realisierung der Vokalharmonie des Genitivsuffixes im Türkischen und im Urum darstellt. Diese bietet auch eine mögliche Erklärung für die Varianz der ungerundeten Vokale, da das i (zumindest bei den vorderen Vokalen) häufig in der türkischen Sprache realisiert wird. Im Großen und Ganzen stimmen unsere Ergebnisse mit dieser Darstellung Verhoevens überein, wenngleich bei den vorderen, gerundeten Stammvokalen keine klare Mehrheit der Realisierung des Genitivmorphems mit einem ü erkennbar ist. Abbildung 6: Vokalharmonie des Genitivsuffixes (Verhoeven). Abbildung 7: Ergebnis unserer Untersuchung zur Vokalharmonie des Genitivs. 6. Schlussfolgerung Abbildung 5: Realisierung des Genitivsuffixes im Urum und im Türkischen (Verhoeven). Bei genauerer Betrachtung (Abb. 6 & 7) wird sichtbar, dass sich unsere und Verhoevens Ergebnisse in Details unterscheiden. Den größten Unterschied gibt es dort bei der bereits erwähnten Gruppe der vorderen, gerundeten Stammvokale. Das u wird dabei häufiger benutzt als in den Die Ergebnisse zeigen, dass es eine signifikante Variation der Realisation der Vokalharmonie des Genitivsuffixes unter den Sprechern der bedrohten Sprache des Urums gibt, was bei der vorherrschenden Sprachkontaktsituation keine Überraschung ist. Darüber hinaus wurde gezeigt, dass die von uns untersuchten Korpusdaten und die bereits vorhandenen Experimentaldaten zur Vokalharmonie des Genitivsuffixes des Urum Unterschiede aufweisen, was zeigt, dass die Sprecher des Urums mit ihren komplexen sprachlichen Hintergründen durchaus zahlreiche Möglichkeiten zur weiteren Forschung bieten. Vokalharmonie des Genitivsuffixes im Urum 23 Der erwartete Sprachwandel konnte nicht belegt werden. Unsere Untersuchung ist in diesem Bereich durch die geringe Anzahl an untersuchten Daten ungenau und müsste in einem größeren Umfang wiederholt werden, um zu repräsentativeren Ergebnissen zu kommen. 7. Bibliographie [1] [2] [3] [4] [5] [6] Verhoeven, Elisabeth: Vowel Harmony and Noun Inflection in Caucasian Urum, 2011. Manuscript, University of Bremen. Urum Documentation Project. Online: http://urum.lili.unibielefeld.de, aufgerufen am 23. September 2012. Hall, Tracy Alan: Phonologie – Eine Einführung. Walter de Gruyter, Berlin 2000 Ringen, Catherine O. & Orvokki Heinämäki: Variation in Finnish Vowel Harmony. An OT Account. Natural Language & Linguistic Theory Volume 17, Number 2 / May, 1999 Göksel, Ash & Kerslake, Celia: Turkish: A comprehensive Grammar. 2005 Skopeteas, Stavros & Violeta Moisidi: Texts. Urum Narrative Collection. Online verfügbar unter: http://urum.lili.uni-bielefeld.de/download/docs/uumtext.pdf