Präsentation 1,5 MB

Crystal:
Neue Droge - neue
Therapie?
Erfahrungen aus der Rehabilitation
Dr. med. Max Braun, MPH
Fachklinik Alpenland – Bad Aibling
HELFEN UND HEILEN Die Chancen der Gegenwart ergreifen und Zukunft gestalten
Rehabilitation für Abhängigkeitserkrankungen
Beispiel:
Fachklinik Alpenland
Lage: Bad Aibling bei
Rosenheim / Chiemsee
Plätze: 86 Erwachsene und 6
Kinder
Therapiegruppen:
• 6 Langzeittherapie (8 Pat.)
• 2 Kurzzeittherapie (12 P.)
• Mutter / Kind (6-8 P.)
• Adaption (6 P.)
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HELFEN UND HEILEN Die Chancen der Gegenwart ergreifen und Zukunft gestalten
Fachklinik Alpenland Kontakt:
Dr. Max Braun
Bettina Neumayr
Klinikleitung
Therapeutische Leitung
Eric Hartmann
Aufnahmeleitung
08061-936498
Rosenheimerstr. 61
83043 Bad Aibling
Tel: 08061-93633 Fax: 08061-936499
E-mail: [email protected]
http://www.rosenheim-suchthilfe.de
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HELFEN UND HEILEN Die Chancen der Gegenwart ergreifen und Zukunft gestalten
Kurze Wiederholung: Crystal - Beschreibung
Methamphetamin (N-Methylamphetamin) ist ein
hochwirksames Stimulans auf
Amphetaminbasis, halbsynthetisch dann, wenn
es durch Sauerstoffabspaltung aus Ephedrin
synthetisiert wird.
Auch: „Crystal, Meth , Picco oder Ice“
Wikipedia
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HELFEN UND HEILEN Die Chancen der Gegenwart ergreifen und Zukunft gestalten
Crystal - Aussehen
Methamphetamin-hydrochlorid
Wikipedia
HELFEN UND HEILEN Die Chancen der Gegenwart ergreifen und Zukunft gestalten
Crystal - Amphetaminartige
Amphetamine sind eine Gruppe synthetisch
hergestellter stimulierender Substanzen die
teilweise auch in Medikamenten enthalten sind.
Z.B: Epinephrin, Captagon „Speed“ oder auch
MDMA, besser bekannt als „XTC“
Hauptwirkungen im Gehirn überwiegend auf drei
Transmittersysteme:
• Noradrenerg, (Kreislauf anregend, aufputschend,
Schmerz unterdrückend)
• Dopaminerg (stimulierend, halluzinogen)
• Serotonerg (entaktogen, emphatogen)
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HELFEN UND HEILEN Die Chancen der Gegenwart ergreifen und Zukunft gestalten
Crystal – Pharmakologie I
Einnahme: nasal - als Pulver, i.v. - in Wasser gelöst,
per os – Tabletten, inhalieren - verdampfen
Therap.Dosis: bis 30mg/d, Missbrauch bis 3000mg
Wirkeintritt: in Sekunden bis Minuten
Wirkung: Überwiegend adrenerg und dopaminerg:
Aufputschend – schlafunterdrückend, Atmung- und
Pulsanstieg, selbstwertsteigernd,
angstreduzierend, luststeigernd, motorische
Unruhe: Grimmassieren / Kauen „Gesichtsfasching“, Rededrang - „Laberflash“,
monotone Ausdauer, „verspult“, Juckreiz,
Mundtrockenheit, kalten Hände
HELFEN UND HEILEN Die Chancen der Gegenwart ergreifen und Zukunft gestalten
Crystal – Pharmakologie II
Wirkdauer: 4 - bis viele Stunden, (HWZ ~ 10h)
schnelle Abhängigkeit,
Folgen: Schnelle Abhängigkeit, schneller körperlicher
Abbau: Gewichtsverlust, Zahnverlust, massive
Gedächtnisstörungen (Rezeptorenverlust im
Gehirn), Psychosen/Paranoia („Filme“), Akne,
Flüssigkeitsverlust, Schlafstörungen, depressive
Nachschwankungen, (Hirn-)infarkt, Magen-,
Nasenscheidewand- Ulcera, HepC, HIV
Nachweis: im Urin – Tage, in den Haaren Monate
Therapie: BZD, Harnansäuern
(Eigentherapie: „Downer: THC, Heroin, Alkohol…“)
www.mindzone.info
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HELFEN UND HEILEN Die Chancen der Gegenwart ergreifen und Zukunft gestalten
Besondere Herausforderungen durch „Crystal“
1. Somatische Probleme
(Zähne, Haut, Nase, Herz und Kreislauf,...)
2. psychiatrische Begleiterkrankungen
(Psychosen, Depressive Dysphorien)
3. Kognitive Störungen
4. Promiskuitives Sexualverhalten
5. ADHS und Amphetamine
6. Essstörungen
7. Störung der Selbstwahrnehmung, Selbst- und
Fremdagression
8. Selbstwertprobleme (Gratifikationsdefizit) in der
Leistungsgesellschaft
9. Mangelhaftes Freizeitverhalten (pathologisches
Glücksspiel, riskanter Konsum)
10. Reintegration in Familie und Nachsorge
HELFEN UND HEILEN Die Chancen der Gegenwart ergreifen und Zukunft gestalten
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1. Somatische Herausforderungen:
Zahnstatus: Beispiele
HELFEN UND HEILEN Die Chancen der Gegenwart ergreifen und Zukunft gestalten
1. Somatische Herausforderungen:
1a) Desaströser Zahnstatus
Intervention:
Medizinische Aufklärung über kausales Zusammenwirken von
• Methamphetamin-induziert mangelndem Speichelfluss und
• mangelnder Dental-Hygiene und vermutlich
• Kauexzesse (-> Meth-mouth)
Zusammenarbeit mit einer sehr geduldigen Zahnärztin
Probleme:
• Kostenübernahme (Eigenbeteiligung)
• Störung der Therapie durch viele Sitzungen
• Therapieabbruch = Behandlungsabbruch
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1. Somatische Herausforderungen:
1b) Crystal-Akne
Intervention:
Medizinische Aufklärung über kausalen Zusammenhang
zwischen Methamphetamin-induzierter
• Xerose (und Steroidakne) sowie durch Manipulationen
• aggravierte Superinfektionen (+Dermatozoenwahn?)
Zusammenarbeit mit einem wohlgesonnenen Hautarzt
Probleme:
• Terminvergabe
• Kostenübernahme Medikamente
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1. Somatische Herausforderungen:
1c) Nasenseptum Läsionen / Deviationen
Intervention:
Medizinische Aufklärung über kausalen Zusammenhang
zwischen nasalem Konsum und
• nasaler Xerose und Vaskulitiden -> Läsionen und Nekrosen,
• nasaler Infektionen -> Papillomavirus (snorter warts)
-> Hep C und HIV!
• Aggressivität (Serotoninmangel) -> Deviationen
Zusammenarbeit mit einem wohlgesonnenen HNO-Arzt
Probleme:
• Kostenübernahme (Eigenbeteiligung)
• Terminvergabe
• Störung der Therapie durch Klinikaufenthalt -> Ziel: nach
Phase I
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1. Somatische Herausforderungen:
1d) Arterielle Hypertonie und Gefäßschäden
Intervention:
Medizinische Aufklärung über Zusammenhang zwischen
Methamphetamin Konsum und Gefäß- / Organschäden:
• Ischämie Herzinnenwand -> Blutdruck
• Nierenparenchym -> Blutdruck
• Magenulcera
• Cerebralen Aneurysmen
• Kopfschmerzen
• Anleitung zu regelmäßiger RR-Eigenmessungen (Pflege)
• Zusammenarbeit mit einem cardiologischen Zentrum
Probleme:
• Häufig akute Krisen (Nachts, Pflege)
• Überwachung beim Sport!
• Störung der Therapie durch stationären Klinikaufenthalt
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2. Psychiatrische Herausforderungen:
2a) Psychose
Intervention:
Medizinische Aufklärung über kausalen Zusammenhang
zwischen THC- und Methamphetamin Konsum und
psychotischem Erleben: (Dopamin Exzess?)
• Paranoide Psychosen
• Extra-Esoterisches Weltbild
• Dermatozoenwahn
Engmaschige Überwachung im weichen Setting
Frühe neuroleptische Therapie (Aripiprazol, Olanzapin)
Probleme:
• Akute Krisen auch mit Gewalt (Nachts, Pflege)
• Angst vor Gewichtszunahme
• Beeinträchtigung der Therapiefähigkeit, letztlich
unzureichende Therapiedauer
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2. Psychiatrische Herausforderungen:
2b) Depression + Dysphorie
Intervention:
• Medizinische Aufklärung über kausalen Zusammenhang
zwischen Methamphetamin Absetzen und depressivgereiztem Syndrom (Serotonin – Mangel?)
• Antriebslosigkeit
• Schlafstörungen
• Engmaschige Überwachung im weichen Setting
• Frühe Antidepressive Behandlung (Mirtazapin, SSRI)
Probleme:
• Akute Krisen (Suizidalität)
• Angst vor Gewichtszunahme
• Beeinträchtigung der Therapiefähigkeit, letztlich
unzureichende Therapiedauer
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HELFEN UND HEILEN Die Chancen der Gegenwart ergreifen und Zukunft gestalten
2. Psychiatrische Herausforderungen:
Problematisch zunehmender Medikamentenbedarf...
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3. Das Problem der kognitiven Störungen
Intervention:
• Geduld (Team)
• Computertraining: AGT 2x 15min. / Woche, 20 Einheiten
• Erst Beziehungsarbeit, dann Psychoedukation oder
Psychotherapie (Team)
• Medizinische Aufklärung über den Zusammenhang zwischen
Methamphetamin Konsum und Rezeptorschädigung im
Gehirn, Remissionsfähigkeit unter Abstinenz
Probleme:
• Regelverstöße mit disziplinarischen Konsequenzen
• Beeinträchtigung der Therapiefähigkeit, letztlich
unzureichende Therapiedauer (A-Phase?)
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4. Problem promiskuitives Sexualverhalten
Intervention:
• Medizinische Aufklärung über Zusammenhang zwischen
Methamphetamin Konsum und riskantem Verhalten:
• Sexuell übertragbare Krankheiten (STD):
Lues (Anstieg 2010 – 2013 > 60% lt. RKI), Gonorrhoe
• Ungewollte Schwangerschaften
• Spezielle Indikativgruppen, Männer und Frauen getrennt
(Psychotherapie) .
• Erweiterter Schutz im Frauenstockwerk (beschränkte Treppe,
weniger Einzelzimmer) (Team, Pflege)
Probleme:
• Ablenkung von der Therapie durch Hypersexualität
• Regelverstöße mit disziplinarischen Konsequenzen
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5. Der Umgang mit ADHS
Intervention:
• Medizinische Aufklärung über kausalen Zusammenhang
zwischen Methamphetamin Konsum und anfänglicher
Besserung des ADHS sowie nachfolgender Abhängigkeit
• Hinterfragen des Lebens- und Suchtverlaufs
(Psychotherapie)
• Psychologische Testung (WURS-K)
• Körperbetonte Verhaltenstherapie (Team, Sport)
• Alternativer Medikationsversuch (Dopaminerg):
Venlafaxin (Trevilor), Bupropion (Elontril)
• Entspannungsverfahren, Akupunktur (Team, Pflege)
Probleme:
• Erhöhte Rückfallgefahr bei anhaltender Unruhe
• Methylphenidat behandelte (ADHS-) Kinder
amphetaminabhängiger Mütter (Muki)
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6. Herausforderung Essstörung
Intervention:
• Medizinische Aufklärung über kausalen Zusammenhang
zwischen Methamphetamin Absetzen und
Gewichtszunahme
• Hinterfragen des Körperschemas (Psychotherapie)
• Individuelle Ernährungsschulung (Lehrküche)
• Sportprogramm, besonders auch für Frauen (Sporttherapie)
Probleme:
• Angst vor Gewichtszunahme
• Erhöhte Rückfallgefahr bei Gewichtszunahme in unserer
visualisierten Welt.
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7. Die gestörte Selbstwahrnehmung, Selbst- und
Fremdagression
Ein Grundproblem,
multipler Ansatz in der
• Einzel- und Gruppentherapie
• Sporttherapie, Klettern!
• Entspannung
Besondere Ansätze z.B. in den
Indikativgruppen:
• Genusstraining
• Achtsamkeitstraining
• Konfliktlösung in der Gruppe
• Anti-Agressionstraining (in Kooperation)
Kern der regelmäßigen Zwischenbilanzgespräche (RehaPatient und Team)
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8. Das Selbstwertproblem in der Leistungsgesellschaft
Problem: Teilweise massive Leistungsorientierung hin zu repetitiven
Aufgaben und extreme Sehnsucht nach Gratifikation
Dualer Therapieansatz:
a) Entschleunigen durch geregelten Tagesablauf, regelmäßige positive
Rückmeldungen in Einzel und Gruppentherapie, Entspannung
b) Motivation hin zu „sozial erwünschter“ Leistungserbringung
• Sport
•
Kreative Arbeitstherapie
(Klasse statt Masse)
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9 . Ungeübtes Freizeitverhalten mit riskanten
Konsummustern (path. Glückspiel)
Ein Grundproblem, die meisten Rückfälle entstehen in der
Freizeit.
Erlernen einer sinnvollen, geplanten und spannenden
Freizeitgestaltung:
Auflösung der Langeweile.
Aufklärung über riskanten, weil
Schwelle senkenden Konsum
wie Glücksspiel und Alkohol.
Problem der Mobilphone
Nutzung in der Einrichtung
(Online – Pornografie, Poker...)
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10. Reintegration in die Familie, Nachsorge
Endgültige Beendigung des Ego-Trips:
• Einladung zu Familiengesprächen, Kontaktaufbau zu
Jugendamt.
• Beantragung von A-Phase (Neustart!) und Nachsorge ...
Vielen Dank!
Dr. med. Max Braun, MPH
Fachklinik Alpenland
83043 Bad Aibling, Rosenheimer 61
max.braun@do-suchthilfe .de
08061- 936331
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