Erfahrungsbericht von Tallinn Hallo, ich war in dem Zeitraum vom 28.09.2014 bis zum 23.12.2014 an der Tallinn University of Technology. In dieser Zeit habe ich an der Fakultät für Mechanik studiert. Die Fakultät ist einer der größten an der TUT und hatte dementsprechend viel Auswahl. Der einzige Fachbereich, welcher größer war ist der Bereich für Informatik. Auf den folgenden Seiten werde ich meine Erfahrungen wieder geben und versuchen einen Voreindruck zu geben und worauf man achten sollte, wenn man in Tallinn studieren will. Bewerbungsprozedere: Das was am meisten Zeit gefressen hat war das Erasmus Prozedere. Dabei müssen sehr viele Angaben über die Person gemacht werden. Bei dem Nachweis der Englisch Kenntnisse, sollte man sich auf Lehrer/ Professoren verlassen, welche in der Vergangenheit einen auf Englisch unterrichtet haben. Falls man solche Erfahrungen nicht hat, sollte man einen Test machen. Englisch ist an der TUT ein Muss. Wer kein Englisch kann, hat vielleicht Glück, dass der Lehrer Deutsch kann. Dies ist aber nicht die Regel, sondern eher die Ausnahme. Bei der Notenbestätigung und allen Anträgen ist die TUT sehr schnell. Auf Grund der hohen Anzahl der Erasmus Studenten ist das Personal gut geschult und das System sehr gut etabliert. Probleme gab es nie. Auch die Wartezeiten waren sehr kurz. Auf deutscher Seite hatte ich auch keine Probleme mit der Anerkennung der Noten. Die große Auswahl der Fächer hatte sich mit denen in Deutschland überschnitten. Die Richtlinie auf der HM Homepage war ausreichend, auch wenn die Links nicht immer passend waren. Kursauswahl an der Partnerhochschule: Die Kurse welche auf Englisch waren, waren im OIS, dem Sesam öffne dich der Hochschule, aufgelistet. Dort konnte man sich über den Inhalt der Kurse informieren. Außerdem konnte ein online Kalender erstellt werden, welcher mit den Handy kompatibel war, so dass der Kurs, dessen Übungen und Lehrstunden immer Abrufbar waren. Krankheitsfälle wurden schnell übermittelt und haben das Lernumfeld und dessen Organisation stark vereinfacht. Allerdings sind die Prüfungen an der TUT nicht so stark organisiert, wie an der HM. Eine Eintragung zur Prüfung war nicht nötig. Ein erscheinen mit einem Stift war alles was zur Prüfungsanmeldung reichte. Anreise an die Partnerhochschule: Europa ist klein. Mit dem Flugzeug von Frankfurt nach Tallinn ist kein Problem. Nach 2,5 Stunden Flug ist man am Rande der Eurozone und das Wetter, so scheint es, ist dasselbe. Wer denkt dem Regen entkommen zu können, hat sich geirrt. Einem wird erst im Winter bewusst, dass Tallinn viel weiter im Norden liegt. So waren es am Tage schon mal Minus 16 Grad. Das schreckt allerdings die Einheimischen nicht ab auch mit Rock zur Arbeit zu gehen. Andere Anreise Möglichkeiten sind unter anderem Bus oder Auto. Beides würde ich nicht empfehlen. Ein Freund ist von Prag nach Tallinn gefahren für 80 Euro. Diese Reise hat 35 Stunden gedauert. Für alle die Geld sparen möchten aber auf den Komfort des Fliegens nicht verzichten möchten, es fliegt Ryanair von Düsseldorf und Bremen. In Bremen allerding nur im Sommer Flugplan. Unterkunft: Die Unterkunft habe ich über Facebook gefunden. Eine rechtzeitige Suche würde ich empfehlen um Ungewissheiten zu Eleminieren. Man kann auch in einem der Hostels unterkommen. Es gibt viele Möglichkeiten der Unterkunft. Auch eine private Suche nach einer Wohnung ist möglich. Man muss sich allerdings im Klaren sein, dass man nur ein Semester in Tallinn ist. Damit ist die Auswahl nicht so groß. Wenn man mehrere Semester in Tallinn bleibt ist eine private Wohnung das günstigste mit dem besten Komfort. Ich bin in einem Haus untergekommen in dem nur Erasmusstudenten wohnen. Wir haben alle überdurchschnittlich viel für eine Wohnung bezahlt, aber im Vergleich mit München ist das noch günstig. Die Nebenkosten, das sollte man erahnen, sind hier wegen dem kalten Winter größer. Diese können schon mal 80 Euro pro Person betragen. Wir haben mit 10 Leuten in einem Haus mit 3 Eingängen gewohnt. In einem Haus waren 5 Personen die sich ein Bad und Küche geteilt haben. In dem Anderen Haus waren 3 und in dem letzten waren 2 Personen. Tallinn ist ein Land im Aufbruch. Lange Zeit hat das Land unter Russischem Einfluss gestanden. Jetzt will sich das Land wandeln. Die Wohnungsbau Kultur ist allerdings noch sichtbar. Riesige Wohnkomplexe mit bis zu 500 Wohnungen sind aus der Zeit übrig geblieben. Viele der Wohnungen sind bewohnt, aber verlassene Wohnungen und Wohnblocks gehören mit zur Landschaft, wie Verlassene Landwirtschaftsanlagen und Siedlungen. Freizeitgestaltung: In unserer Freizeit sind wir des Öfteren mit dem Auto, welches wir gemietet haben, durch das Land gefahren. Tartu, Pernu, Haapsalu sind ein paar der Ziele die wir angesteuert haben. Erasmus heißt nicht nur Party, sondern auch Empathie und Kultur Erforschung. Im Gegensatz zu Tallinn ist dort zwar keine Großstadt, sondern Estland pur. Tartu ist allerdings neben Tallinn die einzige Stadt in Estland die Party fähig ist. Zudem sprechen dort auch viele Englisch, was ja ein Muss ist für Erasmus Studenten. Ausflüge gab es auch nach St. Petersburg, Stockholm, Helsinki oder nach Riga. Selbst an den Polarkreis sind wir gefahren. Ein Paar eindrücke waren das Polarlicht im Norden und der erste Schnee am Winter Palast in St. Petersburg. Zu diesem Thema gibt es gerade für Auslands Studenten viel zu erzählen. Auf eine genauere Beschreibung wird daher an dieser Stelle verzichtet. Eine der Sachen die nicht so schön ist, dass das Sport Angebot außerhalb der Uni sehr begrenzt ist. Ein Fitnessstudio ist sehr teuer und auch Laufen hat sich als schwierig erwiesen, da der Englische Park einfach gefehlt hat. Integration und Kontakt mit einheimischen Studenten, Kontakt zu anderen Austauschstudierenden: Die Integration zu einheimischen Studenten ist eher gering. Dies ist aber auch verständlich. In meinem Studium in Deutschland habe ich eher weniger Studenten von anderen Ländern getroffen. Die größte Anzahl hat sich immer untereinander getroffen. So auch die Erasmus Studenten. Als Deutscher haben wir eher den Nachteil, dass wir den größten Bevölkerungsanteil Europa stellen. Daher sind in einem Auslandssemester viele Studenten aus Deutschland vertreten. Die meisten Kontakte waren zu Deutschen. Aber auch viele andere Kulturen sind in Estland vertreten. Gerade durch gemeinsame Trips nach Finnland oder nach Russland oder durch die Uni Projekte baut man Freundschaften auf. Von allen neuen Freunden die ich habe kommen nur 2 aus Estland. Die restlichen Studenten kommen aus dem Ausland. Nach eigenen Schätzungen würde ich sagen, dass ca. 40 Prozent der Studenten aus Deutschland kommen. Die kann aber auch der persönliche Eindruck sein, da sich Leute mit gleicher Sprache gerne treffen. Allgemeines Fazit und Empfehlungen an die nachfolgenden Studierenden Allgemein kann ich ein Auslandssemester nur empfehlen. Alleine der Eindruck von einem Land was soweit im Osten liegt ist meines Erachtens einen Besuch wert. Viele von meinen Freunden waren zu Besuch gewesen. Die haben zwar einen Eindruck von Estland bekommen aber können sich nicht so gut in deren Lage versetzen. Auch die Herausforderung in einem Land zu leben in dem man die Landessprache nicht beherrscht ist/war neu für mich. Wie sollte man sich ausdrücken, wenn der einem gegenüber einen nicht versteht. Dies war des Öfteren der fall im Supermarkt. Wörter vorher nachschauen bevor man in den Supermarkt geht oder ein Zeichenblock können in solchen Situationen oftmals hilfreich sein. In den meisten öffentlichen Plätzen geb es immer freies WLAN und man konnte sich erkunden wo man hin muss, daher ist ein Handyvertrag nicht unbedingt nötig. Wer ein Auslandssemester machen möchte um nur zu feiern ist in Tallinn genauso richtig, wie die Studenten, welche nur lernen möchten. Ich würde jedem Studenten empfehlen seine Gewohnheiten von Daheim zu Übernehmen und die Mitte zwischen beiden Seiten finden.