DER PREIS DES KOSTENLOSEN Wie viel sind die eigenen Daten im Internet wert? Handreichung für die Schule DER PREIS DES KOSTENLOSEN Impressum Herausgeber Arbeitskreis Rundfunk und Schule hr-iNFO Redaktion Manja Cocos Markus Pleimfeldner (V.i.S.d.P.) Henning Steiner, hr-iNFO Grafiken Mit freundlicher Genehmigung des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik der TU Darmstadt. Kontakt Arbeitskreis Rundfunk & Schule c/o Hessischer Rundfunk Markus Pleimfeldner Bertramstraße 8 60320 Frankfurt am Main Tel.: 069 / 155 2786 Fax: 069 / 155 3939 E-Mail: [email protected] © Hessischer Rundfunk, Arbeitskreis Rundfunk und Schule 2012 Der Arbeitskreis Rundfunk und Schule im Hessischen Rundfunk ist eine Einrichtung des Hessischen Kultusministeriums zur Förderung der Zusammenarbeit zwischen Schule und dem Bildungsprogramm des Hessischen Rundfunks. 2 DER PREIS DES KOSTENLOSEN Inhalt Einführung ..................................................................................................................................4 Unterrichtsmodule .....................................................................................................................6 1. Daten gegen Dienstleistung – der Nutzer im Dilemma? 2. Umgang mit Daten 1: Wie viel Vertrauen haben Nutzer in Internetfirmen und Soziale Netzwerke? 3. Umgang mit Daten 2: Welche Daten halten die Nutzer für sensibel? Und welche Daten interessieren die Werbung? 4. Umgang mit Daten 3: Haben die Nutzer ihre Daten unter Kontrolle? 5. Wie wird mit kostenlosen Angeboten im Netz Geld verdient? Und was sind meine Daten wert? 6. Bezahlen für ein soziales Netzwerk ohne Werbung? Weiterführende Links............................................................................................................... 22 3 DER PREIS DES KOSTENLOSEN Einführung Eine eigenes Profil bei Facebook, ein E-Mail-Konto bei Yahoo, eine Suche über Google. Täglich nutzen viele Millionen Menschen Angebote im Internet, für die sie nie eine Rechnung bekommen. Und doch zahlen sie dafür – mit ihren Daten. Hinter den kostenlosen Angeboten stehen oft Milliarden schwere Konzerne. Und die verdienen ihr Geld mit dem, was sie über die Nutzer, ihre Kunden wissen. Denn je genauer das Profil eines Nutzers, je mehr über seine Lebensumstände, seine Hobbies, Interessen, Wünsche etc. bekannt ist, umso gezielter können diesem Nutzer Werbeangebote unterbreitet werden, und umso teurer können die Anbieter wie Facebook oder Google ihre Werbeplätze verkaufen. Wie funktioniert dieses Geschäft genau? Wird aus einer kostenlosen Dienstleistung im Netz bare Münze? Wie sehen die Geschäftsmodelle aus? Welchen konkreten Wert haben einzelne Informationen, die der Nutzer im Netz freiwillig oder auch unfreiwillig hinterlässt? Und schließlich: Welchen Anteil hat das Verhalten der Nutzer selbst daran, dass Unternehmen mit ihren Daten viel Geld verdienen können? Wie hoch ist er also, der „Preis des Kostenlosen“? Auf diese Frage hat die RechercheRedaktion (Story-Redaktion) von hr-iNFO, dem Informationsradio des Hessischen Rundfunks, eine Antwort gesucht und gefunden. Die Ergebnisse der Recherche wurden den Hörern von hr-iNFO zwischen März und Juni 2012 wöchentlich in unterschiedlichen Facetten präsentiert. Wichtiger Teil des Projekts war eine Kooperation mit dem Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik der TU Darmstadt um Professor Peter Buxmann. Die Darmstädter Forscher sind für hr-iNFO unter anderem der Frage nachgegangen, wie die Internetnutzer selbst zu dem Geschäft „Kostenlose Angebote gegen Datensammlung und gezielte Werbung“ stehen. Dazu wurde ein ca. 100 Fragen langer Online-Fragebogen entwickelt, den ab Mitte April 2012 knapp 1.400 Hörer von hr-iNFO und der Jugendwelle YOU.FM sowie Nutzer von hr-online.de ausgefüllt haben.1 Davon gaben 75 Prozent an, dass sie soziale Netzwerke mindestens einmal im Monat nutzen. Basis dieser Unterrichtsmaterialen sind einzelne Hörfunk-Beiträge aus der hr-iNFO-Serie „Der Preis des Kostenlosen“ sowie Grafiken mit Ergebnisse der Studie der TU Darmstadt. 1 Derartige Online-Befragungen sind in der Regel nicht repräsentativ, da die Teilnehmer nicht gezielt nach Alter, Geschlecht etc. ausgewählt werden. So waren die Teilnehmer auch in diesem Fall mit 38,5 Jahren durchschnittlich etwas jünger als die deutsche Gesamtbevölkerung (ca. 43 Jahre). 60 Prozent der Befragten waren männlich, 40 Prozent weiblich (Deutschland: 51 % weiblich). Auch das Bildungsniveau der Teilnehmer lag über dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung. 4 DER PREIS DES KOSTENLOSEN Audiomaterialien Die im Text genannten Audiomaterialien können über die Webseite des hr www.wissen.hr-online.de („Themenpakete – Preis des Kostenlosen“) abgerufen werden. (http://www.hr-online.de/website/specials/wissen/index.jsp?rubrik=77707) Anregungen für den Unterrichtseinsatz Wie finanzieren sich die auch bei Jugendlichen beliebten kostenlosen Angebote Facebook, Youtube, Google usw.? Das Thema kann unterschiedlich in den Unterricht integriert werden und ist zunächst wie jedes andere Medienthema Teil der Medienkunde. Die Audios und Unterrichtsmodule sollen zur Aufklärung, Problematisierung und Sensibilisierung für den Umgang mit den eigenen Daten im Internet beitragen. Die sechs Unterrichtsmodule bauen aufeinander auf, können aber auch einzeln beispielsweise im Vertretungsunterricht verwendet werden. Jedes Modul kann in circa 90 Minuten umgesetzt werden, wobei die Dauer von Klasse zu Klasse variieren kann. Methodische Anregungen Alle Unterrichtmodule basieren auf einem oder mehreren Audios, die zwischen drei und fünf Minuten lang sind. Das konzentrierte Zuhören kann für die Schüler2 ungewohnt sein, sodass das „Hörerlebnis“ eventuell wiederholt werden muss, wenn der Arbeitsauftrag erteilt wurde, Unsicherheiten auftreten, um Überhörtes zu ergänzen oder zur Wiederholung des Wichtigen. Kompetenzbereiche und Inhaltsfelder (Sek I) – Kerncurriculum Hessen Überfachliche Kompetenz: Medienkompetenz; Schüler nutzen kritisch-reflektiert Medien, insbesondere Soziale Netzwerke, sie erkennen die Gefahren der Mediennutzung, sie können die Folgen nach Preisgabe persönlicher Daten abschätzen Ethik: Inhaltsfelder „Freiheit und Würde“ und „Mensch, Natur und Technik“ Politik: Inhaltsfeld „Demokratie – Rolle der Medien in der Demokratie“ 2 Zugunsten der besseren Lesbarkeit wurde im Text auf die gleichzeitige Verwendung weiblicher und männlicher Personenbegriffe (Schüler, Schülerin bzw. Schüler/in) verzichtet und die männliche Nominalform angeführt. Gemeint und angesprochen sind natürlich immer beide Geschlechter. 5 DER PREIS DES KOSTENLOSEN 1. Daten gegen Dienstleistung – der Nutzer im Dilemma? Einführung für Lehrkräfte Aus dem Surfverhalten und anderen Daten versuchen viele Internetfirmen Rückschlüsse auf mögliche Interessen der Nutzer zu ziehen, um gezielt Werbung einzublenden. Denn Werbung ist die Haupteinnahmequelle (zum Teil sogar die einzige Einnahmequelle) vieler Internetdienste. Wie Internetnutzer ticken, was sie antreibt – und wie die großen Internetfirmen das nutzen, um mit den Angeboten Geld zu verdienen, erläutert dieses Unterrichtsmodul. Problem: Dank ihrer Monopolstellung sind Facebook, Google, Yahoo und andere Dienste für viele und gerade junge Internetnutzer unentbehrlich geworden. Dabei haben sich viele Nutzer bereits damit abgefunden, dass sie bei der kostenfreien Nutzung Daten hinterlassen, die dann für Werbezwecke ausgewertet werden. Hintergrundinformationen: Dienste wie Google oder Facebook helfen dem Nutzer in der Fülle der Informationen die Orientierung zu behalten oder das eigene soziale Netzwerk zu pflegen und auszubauen. All das sind Aspekte, die für viele Internetnutzer wichtig sind und die sie mangels attraktiver Alternativen nur mit diesen Anbietern nutzen können. Indem die Firmen die ihnen anvertrauten Daten für die Werbeindustrie nutzbar machen, nutzen sie ihre Machtstellung gewinnbringend aus. Damit die Werbung die gewünschte Zielgruppe erreicht, soll sie auf die Nutzer und ihre Interessen abgestimmt werden – in der Branche heißt das Targeting. Dafür werden alle verfügbaren Nutzerdaten verwendet, also neben persönlichen Angaben wie Alter oder Geschlecht auch Informationen darüber, welche Internetseiten besucht wurden. Allerdings unterscheiden sich die Anbieter darin, wie sie mit den Daten umgehen, je nachdem, welche Datenschutzbehörde zuständig ist. So können beispielsweise analysierte Daten verschlüsselt und anonymisiert verwendet werden. 6 DER PREIS DES KOSTENLOSEN 7 DER PREIS DES KOSTENLOSEN Audios: (www.wissen.hr-online.de „Themenpakete – Preis des Kostenlosen“) User im Nutzungsdilemma (3:00 Min.) Autor: Marc Dugge, hr-iNFO Der Autor geht der Frage nach, wie sehr Facebook im Alltag von Jugendlichen angekommen ist, und wie ausgeprägt der soziale Druck ist, Teil des Netzwerkes zu werden. „Targeting“ oder: Wie funktioniert online-Werbung? (3:40 Min.) Autor: Oliver Günther, hr-iNFO Der Autor geht der Frage nach, wie die Daten der Nutzer ausgewertet werden, um (möglichst) gezielte Werbung ausspielen zu können. Der Beitrag beginnt mit dem O-Ton einer Hörerin, die sich fragt, wie die Werbeanzeigen in ihrem Yahoo-E-Mail-Account gesteuert werden. Arbeitsaufträge für Schüler 1. Hört euch die Audios User im Nutzungsdilemma und „Targeting“ oder: Wie funktioniert online-Werbung? an. Diskutiert die Vor- und Nachteile von Werbung, die auf das mutmaßliche Kundeninteresse abzielt. 2. Teilt euch in Gruppen auf und recherchiert die Begriffe Targeting, HTTP-Cookies und IPAdresse. Stellt eure Ergebnisse in der Klasse vor. 3. „Klassen-Umfrage“: Findet ihr es in Ordnung, dass Anbieter wie z. B. Facebook oder Google Geld mit Nutzerdaten verdienen? Antwortmöglichkeiten: s. obenstehende Grafik. Haltet das Ergebnis schriftlich fest. 8 DER PREIS DES KOSTENLOSEN 2. Umgang mit Daten 1: Wie viel Vertrauen haben Nutzer in Internetfirmen und Soziale Netzwerke? Einführung für Lehrkräfte Das Unterrichtsmodul geht der Frage nach, wie die vielen Daten, die Nutzer Internetfirmen anvertrauen, verwendet werden und sensibilisiert für die Machtposition einzelner Internetfirmen. Problem: Der Einfluss global agierender Internetkonzerne (z. B. Google) auf das Nutzerverhalten steigt und der Datenschutz wird aufgrund unterschiedlicher nationaler Richtlinien ausgehöhlt. Hintergrundinfos: Zur Suchmaschine Google gehören auch die Dienste Google Maps, Google Mail, Google Chat, Youtube – um nur einige zu nennen. Google erreicht damit unglaubliche 95 Prozent aller deutschen Internet-Nutzer. Die von den Nutzern eingegebenen Suchbegriffe verwendet Google, um entsprechende Werbung anzuzeigen. Klickt der Nutzer auf eine Anzeige, zahlt der jeweilige Anbieter dafür. Während Google widerspricht, dass aus diesen Daten Nutzerprofile zusammengestellt werden, warnen Datenschützer. Denn was das US-Unternehmen als anonymisiert ansieht, ist nach deutschem, europäischem Recht personenbeziehbar. Dank der Anzeigen auf den Google-Seiten liegt die jährliche Profitsteigerung des Unternehmens bei 20 Prozent. Der aktuelle Börsenwert beträgt 200 Milliarden US-Dollar. 9 DER PREIS DES KOSTENLOSEN 10 DER PREIS DES KOSTENLOSEN Audio: Das Universum Google (3:30 Min) (www.wissen.hr-online.de „Themenpakete – Preis des Kostenlosen“) Autor: Marc Dugge, hr-iNFO Der Autor geht dem Geschäftsmodell von Google nach. Er erklärt, wie welche Werbung bei welchem Kunden erscheint, wie Google damit Geld verdient und wie es um den Datenschutz steht. Beitrag beginnt mit dem O-Ton einer Google-Sprecherin zum Selbstverständnis des Konzerns. Arbeitsaufträge für Schüler 1. Diskutiert, ob Internetkonzerne Macht/Einfluss haben, worin diese Macht/dieser Einfluss bestehen könnte und ob Internetkonzerne in Zukunft mehr Macht bekommen könnten. 2. Bewertet die Aussage „Ich habe Angst davor, dass Internetanbieter (z. B. Facebook, Google oder Apple) zu viel Macht durch die vielen Daten ihrer Nutzer bekommen“. 3. Hört euch das Audio Das Universum Google an. Erläutert eure eigenen Erfahrungen mit Werbung auf Googles Suchmaschine oder Youtube. 4. Untersucht die einzelnen Applikationen der Plattform Google (Youtube, Doc, Kalender usw.) in Gruppen. Stellt sie vor und stellt Beziehungen zwischen den Applikationen her. 11 DER PREIS DES KOSTENLOSEN 3. Umgang mit Daten 2: Welche Daten halten die Nutzer für sensibel? Und welche Daten interessieren die Werbung? Einführung für Lehrkräfte Das Unterrichtsmodul soll den Schülern bewusst machen, welche Daten für die Werbewirtschaft aus welchen Gründen interessant sind. Problem: Vom sorglosen Umgang mit den eigenen Daten der Nutzer profitieren vor allem die Internetanbieter, indem sie diese Informationen für die Werbewirtschaft nutzbar machen. Hintergrundinformationen: Werbung ist eine Haupteinnahmequelle der Internetanbieter – je besser die Daten, desto besser fürs Geschäft. Um gezielt für ein Produkt werben zu können, muss ein Anbieter die Bedürfnisse eines Nutzers kennen. Mit den kommerziell relevanten Daten wie Alter und Geschlecht gehen die meisten Nutzer dabei aus Unwissenheit ziemlich offen um. Was die Werbewirtschaft freut, ist für Datenschützer ein Warnsignal. 12 DER PREIS DES KOSTENLOSEN Audio: Der Wert der Daten für die Werbewirtschaft (3:30 Min.) (www.wissen.hr-online.de „Themenpakete – Preis des Kostenlosen“) Autor: Oliver Günther, hr-iNFO Der Autor geht der Frage nach, welche Nutzerdaten für die Werbewirtschaft besonders interessant sind. Ergebnis: Die Angaben zu „Alter“ und „Geschlecht“, die von den Nutzern besonders bereitwillig gemacht werden, sind für die Werbewirtschaft eine besonders wichtige Information. Arbeitsaufträge für Schüler 1. Kopiervorlage „Klassen-Statistik“ Welche Daten würdest du von dir in einem sozialen Netzwerk preisgeben? Und wie schätzt du sieht das Ranking für die Werbewirtschaft aus? Bringe die Bereiche in eine Rangfolge von 1 (am wichtigsten) bis 18 (am wenigsten wichtig). Bereich Meine Rangfolge Rangfolge Werbewirtschaft 1. Telefonnummer 2. Politische Einstellung 3. Fachwissen 4. Anschrift 5. Glaubensrichtung 6. Alter 7. Ausbildung 8. Karriere 9. Lieblingsmusik 10. Name 11. Profilbild 12. Wohnort 13. Standort 14. Beziehungsstatus 15. Geschlecht 16. Email 17. Freizeitinteressen 18. Lieblingsfilme 2. Überführt die Ergebnisse eurer „Klassen-Statistik“ in ein Diagramm (vgl. Schaubild Hintergrundinformationen) und vergleicht, welche Bereiche euch bzw. der Werbeindustrie am wichtigsten und welche am wenigsten wichtig sind. 3. Hört euch das Audio Der Wert der Daten für die Werbewirtschaft an. Warum geben Internetnutzer die für die Werbewirtschaft besonders lukrativen Daten freiwillig preis? 13 DER PREIS DES KOSTENLOSEN 4. Umgang mit Daten 3: Haben die Nutzer ihre Daten unter Kontrolle? Einführung für Lehrkräfte Kontrollieren zu können, ob die eigenen Daten im Internet weitergegeben werden und sie ggf. zu löschen, ist den meisten Nutzern sehr wichtig. Das Unterrichtsmodul thematisiert die Schwierigkeiten rund um die Kontrolle der Daten. Problem: Facebook und andere soziale Netzwerke können immer auf alle Daten zugreifen, die ein User in seinem Profilbild macht – auch wenn sie nur für bestimmte Personen sichtbar sind oder gelöscht wurden. Hintergrundinformationen: Als Nutzer hat man, wenn man sich bei einem sozialen Netzwerk anmeldet, wenig Kontrolle über die eigenen Daten, weil alle Daten in der Regel öffentlich eingestellt sind. Der Benutzer muss sich mit dem sozialen Netzwerk intensiv beschäftigen, besonders mit der PrivatsphäreEinstellung und Datenschutz-Einstellung und erst dann kann er sich quasi die Kontrolle zurückholen. Aufwendig ist es auch, ein Profil komplett zu löschen. Einige Dienste erlauben nur, dass ein Profil deaktiviert wird. Das bedeutet, die Daten verbleiben bei dem Anbieter. Wenn man das Profil löschen möchte, muss man sehr häufig den Anbieter direkt anschreiben und darauf hoffen, dass das tatsächlich passiert. Das Ziel der Unternehmen ist es, insbesondere über Werbeschaltungen und über Werbeverkäufe Geld zu verdienen. Sie haben kein Interesse möglichst bürgerfreundlich oder verbraucherfreundlich zu agieren. Doch wahr ist eben auch, dass viele attraktive Internetdienste eben nur dank der Werbung existieren. Audio: Kontrolle wichtig (3:30 Min.) (www.wissen.hr-online.de „Themenpakete – Preis des Kostenlosen“) Autor: Marc Dugge, hr-iNFO Der Autor geht der Frage nach, ob und welche Kontrollmöglichkeiten die Nutzer über ihre eigenen Daten haben. 14 DER PREIS DES KOSTENLOSEN Arbeitsaufträge für Schüler 1. Hört euch das Audio Kontrolle wichtig an. 2. Erläutert, welche Informationen ihr bei Facebook oder anderen Sozialen Netzwerken einstellt und welche nicht und für wen ihr die Informationen freigebt. Erklärt, wie ihr eure Daten für verschiedene Nutzergruppen sichtbar bzw. unsichtbar machen könnt. 3. Teilt euch in Gruppen auf und analysiert die Privatsphäre-Einstellungen verschiedener Sozialer Netzwerke (Facebook, Wer-kennt-wen, SchülerVZ, MySpace etc.). Stellt sie vor und vergleicht, welche Möglichkeiten der Nutzer hat. 15 DER PREIS DES KOSTENLOSEN 5. Wie wird mit kostenlosen Angeboten im Netz Geld verdient? Und was sind meine Daten wert? Einführung für Lehrkräfte Dass kostenlose Angebote wie Facebook sich über Werbung finanzieren, ist vielen Nutzern bekannt. Welche Rolle die Daten der Nutzer dabei spielen und was die Werbeindustrie sich diese Informationen kosten lässt, ist Thema des Unterrichtsmoduls. Problem: Datenschützer kritisieren Facebook für den Umgang mit Nutzerdaten, denn u. U. über Jahre hinweg werden diese Daten zusammengeführt und zu Interessen-, Kommunikations- und sonstigen Profilen zusammengestellt. Es werden daraus Ableitungen vorgenommen über politische Einstellungen, Sozialkontakte und die finanziellen Verhältnisse. Damit verstößt Facebook gegen den deutschen Datenschutz. Facebook selbst kümmert das wenig: Zuständig für Facebook in Deutschland ist die irische Datenschutzbehörde. Hintergrundinformationen: Facebook erzielt rund 85 Prozent seiner Einnahmen durch den Verkauf von Werbung und kann auf Informationen und Daten knapp einer Milliarde Nutzer zurückgreifen. Dabei hat Facebook einen entscheidenden Vorteil: Es ist keine anonyme Website oder Suchmaschine, sondern ein Soziales Netzwerk, also eine lose Verbindung von Menschen im Internet, die den Nutzern die Möglichkeit gibt, sich direkt auszutauschen. Und zum Austausch gehört, etwas über sich preiszugeben – für Facebook ist das bares Geld wert. Der Marktpreis für die Nutzerdaten wird durch eine Auktion ermittelt, bei der alle Interessenten, die z. B. Unterhaltungselektronik bewerben möchten, mitbieten, um diese Werbeplätze zu bekommen. Das Preis-Nutzenverhältnis einer Werbung wird angegeben mit dem sogenannten Tausenderkontaktpreis (TKP), d. h. was es kostet, dass 1.000 Personen einer bestimmten Zielgruppe eine Werbung sehen. Der Wert eines Facebook-Nutzers (im Sinne von alle Datenpunkte sind angegeben und der Nutzer kann über einen längeren Zeitraum mit Werbung beschaltet werden) wird mit 80 Euro taxiert. Der Marktpreis für Nutzerdaten anderer Internetangebote wie z. B. Google liegt deutlich niedriger, denn bei einer Suchanfrage offenbart der Nutzer weniger Informationen über sich als in einem Sozialen Netzwerk. Für Online-Werbung werden im Schnitt zwischen ein, zwei Euro für 1.000 Kontakte bezahlt. Zum Vergleich: bei Fernsehwerbung liegt der Preis fünf bis zehnmal höher. Nutzerdaten und Informationen im Internet sind eben ein Massengeschäft. 16 DER PREIS DES KOSTENLOSEN Audios: (www.wissen.hr-online.de „Themenpakete – Preis des Kostenlosen“) Was macht Facebook mit den Nutzerdaten? (3:30 Min.) Autor: Oliver Günther, hr-iNFO Der Autor geht der Frage nach, was Facebook mit den Daten seiner Nutzer macht, wie es sie auswertet und damit Geld verdient. Wert der Facebook-Daten (3:30 Min.) Autor: Oliver Günther, hr-iNFO Der Autor füllt ein neues Facebook-Profil aus und bespricht mit Prof. Buxmann, welchen Wert seine eingegebenen Informationen für Facebook und die Werbeindustrie haben. Wert der Daten (3:30 Min.) Autor: Oliver Günther, hr-iNFO Der Autor geht der Frage nach, welchen Wert Nutzer-Daten, Profile und E-Mail-Adressen haben. 17 DER PREIS DES KOSTENLOSEN Arbeitsaufträge für Schüler 1. Hört euch das Audio Was macht Facebook mit den Nutzerdaten? an. Fasst das Geschäftsmodell von Facebook mit euren eigenen Worten zusammen. Berücksichtigt dabei die obenstehende Grafik. 2. Teilt euch in Gruppen auf und ergänzt die „Klassen-Statistik“ um eure Schätzungen, was die jeweiligen Daten eines Nutzers der Werbeindustrie wert sein könnten. Stellt in der Klasse die Ergebnisse vor und hört dann die Audios Wert der Facebook-Daten und Wert der Daten. 3. Der Tausenderkontaktpreis (TKP) ist ein wichtiges Abrechnungsformat der OnlineWerbeindustrie. Daneben gibt es noch weitere Abrechnungsformate wie Pay-per-Click, Payper-Order oder Pay-per-Lead. Teilt euch in Gruppen auf und recherchiert im Internet jeweils einen dieser Begriffe. Gestaltet auf Grundlage eurer Recherche ein Plakat und stellt es der Klasse vor. 18 DER PREIS DES KOSTENLOSEN 6. Bezahlen für ein Soziales Netzwerk ohne Werbung? Einführung für Lehrkräfte Einige Nutzer Sozialer Netzwerke wären durchaus bereit für diese Dienste zu bezahlen, trotzdem sind Facebook und Co. überwiegend kostenlos zugänglich. Das Unterrichtsmodul klärt darüber auf, weshalb viele Anbieter bewusst auf Gebühren verzichten und hinterfragt, welchen Wert die eigenen Daten für die Schüler haben. Problem: Die Nutzer haben sich daran gewöhnt, dass im Internet die meisten Dienste kostenlos sind. Zwar wissen immer mehr Nutzer, dass sie dafür mit ihren Daten bezahlen – aber immer mehr sind auch bereit, das zu tun. Entsprechend befürchten die Anbieter, Gebühren könnten Nutzer abschrecken. Und so bleibt am Ende das Geschäft mit den Nutzerdaten für alle am attraktivsten. Hintergrundinformationen: Mit 5 Euro pro Nutzer könnte man ein Soziales Netzwerk professionell betreiben. Trotzdem verzichten die meisten Netzwerke auf Gebühren. Ein Hauptgrund dafür ist, dass man mit einem kostenlosen Angebot wie z. B. Facebook mehr Mitglieder locken kann. Und in Sozialen Netzwerke gilt: Je mehr dabei sind, desto mehr kommen dazu. Viele Mitglieder bedeuten natürlich auch, dass Soziale Netzwerke als Unternehmen wieder mehr Nutzerdaten haben. Und die sind am Ende sogar mehr wert als Gebühren, die Mitglieder zahlen würden. Sonst hätten Dienste wie Facebook in den letzten Jahren versucht, ein entsprechendes gebührenfinanziertes Angebot aufzubauen. Doch im Endeffekt sind die Nutzerdaten, die man verkaufen kann, mehr wert, als von einigen wenigen Premium-Nutzern Geld zu bekommen. 19 DER PREIS DES KOSTENLOSEN 20 DER PREIS DES KOSTENLOSEN Audio: Zahlen für soziale Netzwerke? (5:00 Min.) (www.wissen.hr-online.de „Themenpakete – Preis des Kostenlosen“) Autor: Oliver Günther, hr-iNFO Der Autor geht der Frage nach, ob und wie ein Netzwerk, dass nicht mit Nutzerdaten Geld verdient, finanzierbar wäre. Arbeitsaufträge für Schüler 1. Bezieht Position. Ein Seil o. Ä. auf dem Boden markiert die Skala. Stellt euch jeweils an die Position, die eurer Meinung entspricht. Das eine Ende des Seils bedeutet „Ich stimme zu“, das andere „Ich stimme nicht zu“: • Es ist mir egal, was mit meinen Daten passiert! • Facebook ist eine Datenkrake! • Ohne Facebook geht es einfach nicht! Das Seil steht nun für eine Skala von 0 bis 100 Euro: • Was wärst du bereit für deine Facebook-Mitgliedschaft pro Monat zu bezahlen? • Was wärst du bereit für ein Soziales Netzwerk zu zahlen, dass auf die kommerzielle Verwendung deiner Daten verzichtet? Die Lehrkraft übernimmt die Moderation. Nach jeder Position werden die Schüler gebeten, ihre Entscheidung zu begründen, wobei sich daraus auch eine Diskussion ergeben kann. 2. Hört euch den Beitrag Zahlen für soziale Netzwerke? an und betrachtet die obenstehenden Grafiken. Nehmt Stellung zu der Aussage: „Junge Menschen machen sich weniger Gedanken über die Verwendung ihrer Daten, deshalb wären sie seltener bereit für ein Soziales Netzwerk zu zahlen.“ 3. Wiederholt die „Klassen-Umfrage“: Findet ihr es in Ordnung, dass Anbieter wie z. B. Facebook oder Google Geld mit Nutzerdaten verdienen? Antwortmöglichkeiten: s. Grafik „Meinung zu Geschäft mit Nutzerdaten“, Unterrichtsmodul 1. Vergleicht die Auswertung beider Umfragen und diskutiert das Ergebnis. 21 DER PREIS DES KOSTENLOSEN Weiterführende Links http://blogs.hr-online.de/der-preis-des-kostenlosen/ Begleitend zur Studie „Der Preis des Kostenlosen“ haben hr-iNFO (http://www.hrinforadio.de), hr-online (http://www.hr-online.de) und der Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik der TU Darmstadt (http://www.is.tu-darmstadt.de) ein gemeinsames Blog eingerichtet. Hier können die Ergebnisse der Studie, die Audiobeiträge und Manuskripte abgerufen werden. Zu den wesentlichen Themen wie Datenschutz, Internetökonomie, Online-Werbung oder Targeting gibt es zusätzliche Informationen. http://www.klicksafe.de Internetauftritt der EU-Initiative „klicksafe“. Bietet u. a. Unterrichtsmodule zu den Themen „Datenschutz und Persönlichkeitsrechte im Web“ und „Social Communities“ sowie einen ausführlichen Themenbereich zu Facebook mit verschiedenen Leitfäden zum Schutz der Privatsphäre auf Facebook und ergänzenden Erklärfilmen. Alle Materialien sind als PDF zum Download verfügbar. https://www.bvdnet.de/dsgzs.html Initiative „Datenschutz geht zur Schule“ des Berufsverbands der Datenschutzbeauftragten Deutschlands (BvD) e.V.. Geschulte Dozenten des BvD vermitteln ehrenamtlich und kostenfrei in Vorträgen Schülern der Sekundarstufen I und II klare und einfache Verhaltensregeln für den sensiblen Umgang mit ihren persönlichen Daten im Internet. Lehrkräfteworkshops und Elternabende werden ebenfalls angeboten. 22